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Stahlreport 10 2023 web

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BDS<br />

Research<br />

Neueste Zahlen aus dem Bereich Research<br />

Die Branche schnallt den Gürtel enger<br />

Die letzten drei Jahre verliefen im Stahlhandel turbulent. Sie waren geprägt von Lockdowns, gestörten Lieferketten und<br />

den Folgen des Ukrainekriegs. Sorge um Materialverfügbarkeiten und hohe Preisausschläge prägten das Bild. Ab Sommer<br />

2022 drehte sich die Lage auf den Märkten. Das Stahljahr <strong>2023</strong> bietet bisher allerdings sehr magere Kost. Mengen und<br />

Preise sind teilweise deutlich unter dem Niveau des Vorjahres.<br />

Bild: BDS<br />

Jörg Feger, Bereichsleiter<br />

Research im<br />

Bundesverband Deutscher<br />

Stahlhandel<br />

(BDS), berichtet<br />

zusammenfassend<br />

angesichts der ihm<br />

bis einschließlich<br />

Juli <strong>2023</strong> vorliegenden<br />

Zahlen.<br />

Lagerabsatz<br />

Das Jahr 2022 war geprägt durch die<br />

Auswirkungen des Ukrainekriegs auf<br />

die Stahlmärkte. Im Frühjahr herrschte<br />

große Sorge beim Thema Materialverfügbarkeit.<br />

Das erste Quartal war,<br />

wie traditionell üblich, beim Lagerabsatz<br />

das stärkste. In den Folgequartalen<br />

gab der Absatz sukzessive nach.<br />

Die meisten Kunden disponierten<br />

zunehmend „auf Sicht“. Laut Stahlhandelsstatistik<br />

Deutschland wurden<br />

im Jahr 2022 insgesamt 9,9 Mio. t<br />

Walzstahlfertigerzeugnisse abgesetzt.<br />

Das ist ein Minus von fast 7 %. Zuwächse<br />

konnten lediglich die Produktgruppen<br />

Betonstahl und Bandblech verzeichnen.<br />

Der Start ins Jahr <strong>2023</strong> verlief unspektakulär.<br />

Im Januar und Februar<br />

lagen die Lagerabsätze bei Walzstahlfertigerzeugnissen<br />

mit 836.000 t und<br />

835.000 t unter dem Vorjahr, und<br />

zwar 2,5 % bzw. 7 %. Der März sorgte<br />

dann mit seinen 23 Arbeitstagen für<br />

Belebung. Es wurden 994.000 t abgesetzt.<br />

Im April und Mai waren die<br />

Lagerabsätze schwach. Mit 718.000 t<br />

und 803.000 t wurden Werte des Vorjahrs<br />

deutlich verfehlt. Knapp 4 %<br />

über dem Vorjahresmonat lag der Juni<br />

mit 830.000 t Lagerabsatz. Im Juli lag<br />

die Tonnage mit 776.000 t auf Vorjahresniveau<br />

Etwas besser als im Vorjahr<br />

verlief der Absatz bei Bandblechen<br />

sowie kaltgewalzten und oberflächenveredelten<br />

Blechen. Die anderen Produkte<br />

lagen deutlich im Minus.<br />

Fragen zur Statistik beantwortet im<br />

Bundesverband Deutscher Stahl handel (BDS)<br />

Jörg Feger, Prokurist und Bereichsleiter<br />

Research: Feger-BDS@stahlhandel.com<br />

Lagerbestand<br />

Nach sehr geringen Lagerbeständen<br />

zum Jahreswechsel 2020/2021 lag<br />

der Bestand auch in den meisten<br />

Monaten 2021 unter dem Vorjahr.<br />

Erst in der zweiten Jahreshälfte wurden<br />

die Läger wieder spürbarer aufgebaut.<br />

Mit 2,07 Mio. t wurde für<br />

Dezember 2021 ein um 8,1 % höherer<br />

Bestand als Ende 2020 gemeldet.<br />

Auch aufgrund der Sorge vor Versorgungsengpässen<br />

wurden im Frühjahr<br />

2022 die Bestände weiter aufgebaut.<br />

Der Lagerbestand erreichte<br />

im Juli mit 2,27 Mio. t seinen Jahreshöchststand.<br />

Ab Spätsommer erfolgte<br />

dann ein stärkerer Bestandsabbau.<br />

Ende Dezember wurden 1,95<br />

Mio. t gemeldet. Das sind knapp 6 %<br />

weniger als Ende des Vorjahres<br />

bevorratet wurden.<br />

In den ersten Wochen des Jahres<br />

<strong>2023</strong> legten die Lagerbestände leicht<br />

zu und blieben dann recht konstant<br />

auf niedrigem Niveau. Im Juli konnte<br />

ein leichter Bestandsaufbau festgestellt<br />

werden. Die Bestände beliefen<br />

sich Ende Juli auf 2,0 Mio. t. Das<br />

sind 12 % weniger im Vergleich zu<br />

Juli 2022.<br />

Lagerreichweite<br />

2022 schwankte die Lagerreichweite<br />

aufgrund unterschiedlicher<br />

Absatz- und Bestandsniveaus zwischen<br />

2,1 und 2,9 Monaten. Im Jahresschnitt<br />

übertraf sie mit 2,7 Monaten<br />

bzw. 81 Tagen deutlich den<br />

Schnitt des Jahres 2021.<br />

Aufgrund niedriger Lagerbestände<br />

lag die Reichweite Januar und<br />

Februar <strong>2023</strong> bei 2,4 Monaten. Im<br />

März und April lag sie wegen des<br />

unterschiedlichen Absatzniveaus<br />

bei 2,0 bzw. 2,8 Monaten und pendelte<br />

sich im Mai auf 2,5 und im Juni<br />

auf 2,4 Monate ein. Im Juli erhöhte<br />

sich die Reichweite auf 2,6 Monate.<br />

Dies entspricht 78 Tagen (vgl. Abbildung<br />

1).<br />

Lagerverkaufspreise<br />

Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens<br />

für durchschnittliche<br />

Verkaufspreise im<br />

kleinlosigen Bereich zufolge stiegen<br />

die Preise in der ersten Jahreshälfte<br />

2021 wie es zuvor selbst im Jahr<br />

2008 nicht erlebt wurde. Dabei fiel<br />

der Anstieg bei Flachprodukten noch<br />

viel deutlicher als bei Langprodukten<br />

aus. In der zweiten Jahreshälfte<br />

wurden vor allem bei Flachprodukten<br />

Preisreduzierungen festgestellt.<br />

Langprodukte zeigten sich vergleichsweise<br />

stabiler und konnten<br />

teilweise sogar zulegen. In den ersten<br />

Wochen des Jahres 2022 wurden<br />

verstärkt wieder Preisanstiege<br />

wahrgenommen. Nach Ausbruch des<br />

Ukraine-Kriegs Ende Februar kannten<br />

die Preise nur eine Richtung.<br />

Steil nach oben! Ab Mai änderte sich<br />

die Lage. Preise gaben bei allen Produktgruppen<br />

wieder spürbar nach.<br />

Bei Flachprodukten verlief diese Entwicklung<br />

noch deutlicher als bei<br />

Langprodukten und Rohren.<br />

Zum Jahreswechsel 2022/<strong>2023</strong><br />

kam der Preisverfall bei Flachprodukten<br />

zum Stillstand. Es wurden<br />

für Januar im Schnitt höhere Preise<br />

gemeldet. Diese Tendenz verfestigte<br />

sich auch im Februar, März und<br />

April. In den Monaten Mai bis<br />

August gaben die Preise bei allen<br />

Produkten wieder nach. (vgl. Abbildungen<br />

2 und 3). 2<br />

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