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FineTobacco[+] 02|24

FREUDE AM LEBEN. SPASS AM GENUSS

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finetobacco<br />

FREUDE AM LEBEN. SPASS AM GENUSS.<br />

[+]<br />

02 | Juli | August | September 2024 | 5,- €<br />

„EL UNICO“ – DER EINZIGARTIGE<br />

ZIGARREN-GRANDSEIGNEUR HEINRICH VILLIGER<br />

ZIGARRE<br />

Dicke Dinger –<br />

Ringmaß 50 +<br />

PFEIFENTABAK<br />

Leichte Mischungen<br />

im Blick<br />

SPIRITUOSEN<br />

Special<br />

Entdeckungen


EDITORIAL<br />

»Hinterm HORIZONT<br />

geht´s weiter«<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

der bekannte Song von Udo Lindenberg<br />

scheint zeitlos zu sein. Wir<br />

alle erleben gerade nie für möglich<br />

gehaltene Veränderungen. Die<br />

tägliche Nachrichtenlage serviert<br />

mehr negative Schlagzeilen, denn<br />

hoffnungsvolle Lichtblicke. Man<br />

mag darüber streiten, ob wirklich<br />

alle „Brennpunkte“ einer objektiven<br />

Betrachtung standhalten, aber es ist<br />

unbestritten, dass wir spätestens<br />

seit den Pandemieauswirkungen,<br />

den kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

in ziemlicher Nähe, den<br />

Naturkatastrophen vor der eigenen<br />

Haustür und den daraus resultierenden<br />

Verunsicherungen in Politik<br />

und Wirtschaft enorme Herausforderungen<br />

zu bewältigen haben. Da<br />

sind alle gefordert, die gesamte<br />

Gesellschaft und das WIR darf keine<br />

Floskel sein.<br />

Der Mensch ist aber nicht unbedingt<br />

ein ständiger „Krisen-Bewältiger“.<br />

Der Mensch braucht Ruhezonen,<br />

Entspannung, Zuversicht und Perspektive.<br />

Und dazu gehört unzweifelhaft<br />

auch der Genuss! Das Gefühl des<br />

guten Geschmacks, die Wonne eines<br />

perfekten Rauchgenusses, das Prickeln<br />

auf der Zunge und am Gaumen<br />

bei der Degustation feiner Spirituosen,<br />

das wohlige Gefühl, wenn ein<br />

guter Wein unsere Sinne streichelt.<br />

Das alles und noch viel mehr wird<br />

begleitet von dem Wunsch nach<br />

Freiheit, – Freiheit, das alles ohne<br />

Hindernisse zu tun. Und in Frieden.<br />

Wir sind seit vielen Jahren Ihr<br />

Be gleiter für genussvolle Momente.<br />

Wir kreieren Ideen, die Ihnen gut tun<br />

sollen. So auch in diesem Sommer.<br />

Wir haben wieder tolle Bars besucht<br />

und stellen Ihnen diese Hotspots<br />

vor. Unsere Pairings zeigen die Kompatibilität<br />

von Zigarre und passendem<br />

Drink. Die Kultur als wichtiger<br />

intellektueller Bestandteil unseres<br />

Seins lässt dieses Mal Erich Kästner<br />

zu feinsinnigen Worten kommen.<br />

Anregende Inkredenzien der Liäson<br />

Kaffee und Zigarre inspirieren zusätzlich<br />

und die ganz „Dicken Dinger“ in<br />

der Zigarrenwelt kommen fotografisch<br />

und informativ bestens in Szene.<br />

In dieser Ausgabe von FINE<br />

TOBACCO erwartet Sie also wieder<br />

ein engagiertes Leseprogramm,<br />

welches dabei helfen soll, etwas<br />

zur Ruhe zu kommen und zu entspannen.<br />

Vielleicht finden Sie ja<br />

genau das Richtige in unserem<br />

Special der Neuheiten-Entdeckungen<br />

im Markt der Hochprozentigen.<br />

Oder Sie verlieben sich in die<br />

„einfach leben“-Pfeifentabake, die<br />

unser Experte für Sie ausgesucht<br />

und beschrieben hat.<br />

Unsere Titelgeschichte haben wir<br />

exklusiv einem einzigartigen Mann<br />

der Tabakbranche gewidmet: „El<br />

Unicato“ – der wunderbare Heinrich<br />

Villiger hat Geburtstag gefeiert!<br />

Ein feiner Mensch, ein Chef mit<br />

Nähe, ein Visionär und Lebemann,<br />

ein Freund. Sehr gute Gründe, ihn<br />

zu seinem 94. hochleben zu lassen.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen<br />

allen Lesefreude, Entspannung und<br />

Zuversicht.<br />

Ihr<br />

Bodo Meinsen<br />

Verleger/ Chefredakteur<br />

FINE TOBACCO<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 3


INHALT<br />

36-37<br />

Kikis Reisenotizen<br />

EXTREME ERLEBNISSE<br />

EXTREMADURA<br />

06- 09<br />

barart<br />

HOTEL TORTUE,<br />

HAMBURG &<br />

NOFA RIYADH,<br />

SAUDI-ARABIEN<br />

16-21<br />

Titelstrory<br />

DER ZIGARRENFABRIKANT<br />

HEINRICH VILLIGER<br />

48-41<br />

Serie<br />

HECHO A MANO X<br />

10-13<br />

Magazin<br />

DAS KALEIDOSKOP<br />

GUTEN GESCHMACKS<br />

14-15<br />

Fine Parings<br />

NEUE KONZEPTE<br />

46-53<br />

Story<br />

DER TANZ UM<br />

DIE GOLDENE BOHNE<br />

68-70<br />

Treffpunkte<br />

PILZ WHISKY<br />

PRO WEIN 2024<br />

4<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


IMPRESSUM<br />

INHALT<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+ ] <strong>02|24</strong><br />

22-35<br />

Zigarre<br />

BIG BIG BIG<br />

54-57<br />

Pfeife<br />

LEICHTE MISCHUNGEN<br />

IM BLICK<br />

HERAUSGEBER + VERLEGER<br />

Bodo Meinsen<br />

VERLAG<br />

MMM Medien Marketing Meinsen<br />

Inhaber: Bodo Meinsen<br />

Chiemseering 11<br />

D-85551 Kirchheim bei München<br />

Tel.: +49(0)89-90 52 90 72<br />

Fax: +49(0)89-90 52 90 73<br />

Redaktion: Der Genussverlag<br />

Heinz Putschies<br />

Im Kefferbach 60<br />

D-54584 Jünkerath<br />

Tel.: +49(0)6597-1259862<br />

CHEFREDAKTEUR<br />

Bodo Meinsen (V.i.S.d.P.)<br />

meinsen@genussverlag.com<br />

GRAFIK DESIGN<br />

Sigrid Lupfer<br />

ART-DIRECTION<br />

Heinz Putschies<br />

putschies@genussverlag.com<br />

MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Kiki Baron, Jens Meyer, Michael Peter,<br />

Claudia Puszkar, Stephan Rack,<br />

Wolfgang Specht, Elmar Schalk<br />

BILDREDAKTION<br />

Heinz Putschies<br />

putschies@genussverlag.com<br />

FOTOGRAFEN DIESER AUSGABE<br />

Adobe Stock, Nina Bauer,<br />

Studio Jan Roeder, Paul Spierenburg<br />

42-45<br />

Portrait<br />

ERICH KÄSTNER<br />

TITELFOTO<br />

Villiger<br />

REDAKTIONSASSISTENZ<br />

Petra Kammerstetter<br />

ANZEIGENLEITUNG<br />

Bodo Meinsen<br />

VERTRIEB & ABONNEMENT-BESTELLSERVICE<br />

MMM Medien Marketing Meinsen<br />

Fax: +49(0)89 - 90 52 90 73<br />

E-Mail: petra@medien-marketing-meinsen.de<br />

DRUCK<br />

Bonifatius GmbH Druck | Buch | Verlag<br />

Karl-Schurz-Straße 26, 33100 Paderborn<br />

58-67<br />

Special Spirituosen<br />

»ENTDECKUNGEN«<br />

ABONNEMENT-JAHRESBEZUGSGEBÜHR<br />

20,00 Euro (4 Ausgaben)<br />

Anzeigenpreisliste auf Anfrage.<br />

Alle Rechte vorbehalten. FINE TOBACCO[+] und<br />

alle darin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt.<br />

Eine Verbreitung ist nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung des Verlages zulässig. Für<br />

unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial<br />

wird keine Haftung übernommen.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 5


BARART<br />

DRINKS<br />

AMBIENTE<br />

STYLE<br />

TORTUE Hamburg<br />

Stadthausbrücke 10 · 20355 Hamburg<br />

Telefon: +49 40 33 44 14 00<br />

info@tortue.de · www.tortue.de<br />

6<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


BARVERGNÜGEN IM HOTEL<br />

TORTUE IN HAMBURG<br />

Das Hotel TORTUE Hamburg ist ein<br />

einzigartiger Ort der Gastlichkeit und<br />

der französischen Lebensart, zentral<br />

gelegen in den renovierten Stadthöfen<br />

der Hamburger Innenstadt.<br />

Der französische Bezug des TOR-<br />

TUE ist wohlbegründet, denn Hamburg<br />

war zwischen 1806 und 1814 eine<br />

Dependance des französischen Kaiserreiches.<br />

Auch heute finden sich in<br />

Hamburg wunderschöne Chausseen,<br />

Bellevues und auch das in Hamburg so<br />

beliebte Franzbrötchen soll im Rahmen<br />

der Besetzung kreiert worden sein.<br />

Das privat geführte Design-<br />

Hotel TORTUE bietet seinen Gästen in<br />

128 Zimmern und Suiten eine besondere<br />

Wohlfühlatmosphäre, die man<br />

im Französischen als „Savoir-vivre“<br />

bezeichnet – ein Leben ohne Eile, das<br />

sich in der Symbolfigur der Schildkröte<br />

(franz.: Tortue) wiederfindet.<br />

Entspannter Genuss läßt sich mit<br />

einer Vielfalt von gastronomischen<br />

Angeboten erleben. Speisen kann<br />

man in insgesamt drei Restaurants.<br />

Fünf (!) Bars bieten köstliche Drinks<br />

und mehr:<br />

Die „bar noir“ als sogenannte<br />

Haupt bar, die Tagesbar „petite TOR-<br />

TUE“ am Neuen Wall, die privat buchbare<br />

„bar privé“ und - für uns Aficionados<br />

besonders interessant: die „bar<br />

bleu“, die als Luxury Smokers Lounge<br />

benannt wurde und neben Cocktails,<br />

Wein, Champagner und Spirituosen<br />

auch ein Angebot von Zigarren bietet.<br />

Neues Highlight seit letztem Jahr:<br />

die Dachterrasse „jardin“, exklusiv für<br />

Hausgäste. Sie bietet einen sagenhaften<br />

Blick in Richtung Hamburger<br />

Hafen, Michel und Elbphilharmonie.<br />

Genussvoll unkomplizierte Köstlichkeiten<br />

laden dazu ein, das unablässige<br />

Um-Sich-Drehen der Welt kurzweilig<br />

hinter sich zu lassen.<br />

Florian Springer ist der Bar-Manager<br />

des Hotel TORTUE und hauptsächlich<br />

in der „bar noir“ zu finden. In<br />

der „bar bleu“ steht mit Etienne Nebel<br />

ein erfahrender Bartender bereit, um<br />

alle Wünsche zu erfüllen, wenn sie<br />

denn erfüllbar sind … die beiden Bars<br />

schließen erst, wenn der letzte Gast<br />

die Nacht richtig genossen hat.<br />

Florian Springer<br />

© Oettinger Davidoff AG 2020/ Lisa Rettenbacher<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 7


BARART<br />

NOFA RIYADH, A RADISSON COLLECTION RESORT<br />

Gemütlich in den Lounge Chair<br />

zurücklehnen, genüsslich eine gute<br />

Zigarre paffen und das Auge schweifen<br />

lassen: Es scannt eine Wiese,<br />

auf der sich eine Gruppe Perlhühner<br />

durchs knallige Grün picken. Blühende<br />

Blumenbeete schmücken das<br />

Grün, Palmen recken ihre fiedrigen<br />

Fächer fotogen gen Himmel, knorrige<br />

Laubbäume umrahmen die Szenerie.<br />

Die Lounge-Terrasse wird von einem<br />

tiefgezogenen Reetdach beschattet<br />

und wenn man den Kopf zum Gebäude<br />

wendet, fällt der Blick auf die<br />

Eingangstüren. Ins Holz sind zwei Giraffen<br />

eingraviert. Irgendwo in Afrika?<br />

Weit gefehlt. Nofa Riyadh, A Radisson<br />

Collection Resort, liegt mitten in der<br />

Wüste von Saudi-Arabien.<br />

Eine Stunde Autofahrt von Hauptstadt<br />

Riad entfernt entfaltet sich die<br />

15.000 Hektar Oase mit großem See.<br />

Das Anwesen, bereits vor Jahrzehnten<br />

als private Gästefarm mit Wildlife-Park<br />

angelegt, wird seit 2019<br />

von Radisson Collection gemanagt.<br />

57 luxuriöse Villen im afrikanischen<br />

Lodge Stil ranken sich unter Schatten<br />

spendenden Bäumen durch den<br />

weitläufigen Park. Ein, zwei oder drei<br />

Schlafzimmer groß, verfügt jede über<br />

einen eigenen Pool sowie Jacuzzi. Bei<br />

der bildschönen Ausstattung mit viel<br />

edlem Kunsthandwerk wurden ausschließlich<br />

Naturmaterialien verwendet.<br />

Nachhaltigkeit wird hier großgeschrieben.<br />

Auf einem Drittel des<br />

Grundstücks werden ohne Einsatz<br />

von Chemie Dattelpalmen, Zitrusfrüchte,<br />

Gemüse und Wein angebaut.<br />

Die süßen Trauben sind zum Verzehr.<br />

Saudi-Arabien ist alkoholfrei. Wie es<br />

heißt, soll sich das im Zuge der touristischen<br />

Entwicklung des Landes<br />

ändern. Inschallah.<br />

Mit offenen Jeeps geht’s auf Safari.<br />

Die Tierwelt, die sich zwischen Dünen<br />

frei tummelt, ist wirklich erstaunlich.<br />

Giraffen und Gazellen, Zebras<br />

und Arabische Orynx staken in aller<br />

Ruhe durch die Wüstenlandschaft.<br />

Auch zahlreiche Strauße. 350 sollen<br />

sein. Sie recken neugierig ihren langen<br />

Hals, wenn sich das Auto nähert.<br />

In einem Teich aalen sich Hippos mit<br />

Baby. Die Tiere werden optimal versorgt<br />

und fühlen sich offensichtlich<br />

wohl. Denn sonst, wie der Fahrer sagt,<br />

gäbe es keine natürliche Nachzucht.<br />

Auch die Verpflegung der Gäste ist<br />

top. Vier Restaurants mit unterschiedlichen<br />

Küchen sorgen mit exquisiten<br />

Speisen für Gaumenfreude. Seien es<br />

köstliche Risottos und Holzofen-Pizza<br />

im Al Fresco oder Premium-Fleisch<br />

vom Grill in Butcher’s Den. Ganze Stücke<br />

von Rind oder Lamm werden am<br />

Tisch zersäbelt. In der Aji Sushi Lounge<br />

kann man dem japanischen Meister<br />

bei der Zubereitung auf die Hände<br />

schauen. In der Hookah Lounge indes<br />

weht trotz afrikanischem Design ein<br />

Hauch Arabiens unter hoher Reet<br />

Decke. Ein langes geschwungenes<br />

Sofa lädt zum gemeinsamen Shis-<br />

ha Genuss ein. Doch reizvoller noch<br />

sitzt man abends im Freien, sieht den<br />

Servicekräften beim formvollendeten<br />

Entzünden der Wasserpfeifen oder einer<br />

Zigarre zu und lässt die Seele unterm<br />

Sternenhimmel baumeln.<br />

DRINKS<br />

AMBIENTE<br />

STYLE<br />

NOFA RIYADH, A RADISSON COLLECTION RESORT<br />

Riyadh Makkah Highway Exit 857<br />

Riyadh, Saudi Arabia<br />

info.nofa@radissoncollection.com<br />

8<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 9


MAGAZIN<br />

Neuheiten für echte Genießer: Zigarren, Spirituosen<br />

Informatives, und mehr...<br />

Ein neues Format für die Spitzenmarke – COHIBA AMBAR<br />

Es gibt heute vier verschiedene Linien<br />

der Marke Cohiba. Die älteste ist die<br />

Línea Clásica, zu der auch die drei<br />

klassischen Vitolas gehören, aus denen<br />

die Marke ursprünglich bestand:<br />

Laguito No.1, besser bekannt unter<br />

ihrem Verkaufsnamen „Lanceros“, die<br />

Laguito No.2 als „Coronas Especiales“<br />

und die Laguito No.3, deren Vitola de<br />

salida „Panetelas“ genannt wurde.<br />

Nun folgt die neue COHIBA AMBAR,<br />

erstmals vorgestellt zum 55jährigen<br />

Jubiläum der Habanos-Spitzenmarke.<br />

Dafür wurde ein neues Format mit<br />

dem Produktionsnamen „Placeres“<br />

entwickelt. Es hat eine Länge von 132<br />

mm und ein großes Ringmaß von 53.<br />

Sie ergänzt als erste neue Habano seit<br />

dem Jahr 1989 die „Línea Clásica“ und<br />

wird künftig im Standardsortiment von<br />

Cohiba die Cigarre mit dem größten<br />

Durchmesser sein. Für ihre Tabakmischung<br />

verwendet man eine Auswahl<br />

feinster Tabake aus den besten Tabakplantagen<br />

in San Juan y Martínez und<br />

San Luis im Anbaugebiet Vuelta Abajo<br />

in der Provinz Pinar del Rio. Cohiba<br />

Ambar kommt in den markentypisch<br />

lackierten Kisten in den Handel. Sie<br />

beinhalten zehn Stück der Cigarren.<br />

Ganz schön goldig<br />

10<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Bei einem gemeinsamen Treffen<br />

mit guten Freunden im Jahr<br />

2016 hatte der Goldschmiedemeister<br />

Eckhard Cullmann ein<br />

sogenanntes „Aha-Erlebnis“: Bei<br />

einer sinnlichen Abendzigarre<br />

nahm einer der Aficionados<br />

einen Sektdraht und wickelte<br />

diesen um seinen Finger und um<br />

die letzten Millimeter der Zigarre.<br />

Diese Technik eine Zigarre länger<br />

rauchen zu können faszinierte<br />

Eckhard Cullmann und<br />

aus der Leidenschaft zum braunen<br />

Gold schuf er zusammen<br />

mit seinem Sohn eine Anzahl<br />

verschiedener Zigarrenhalter,<br />

die der Goldschmied aus 18-karätigem<br />

Gold angefertigt. Die<br />

Basislegierung ist dabei Gelbgold,<br />

Rotgold, Weißgold oder<br />

kann sogar eine Mischung sein.<br />

Bei einem Einsatzgewicht von<br />

20 bis 65 Gramm Gold (je nach<br />

Produkt) sprechen wir hier nicht<br />

nur über ein Zubehör, sondern<br />

auch über eine Wertanlage.<br />

Heute bieten die Cullmanns<br />

zwei Varianten der Zigarrenhalter<br />

sowie eine Zigarrenbank mit<br />

Goldplateau. Interessenten werden<br />

von der Goldschmiedewerkstatt<br />

Cullmann in Idar-Oberstein<br />

gerne beraten.<br />

www.chr-cullmann.com


Guantanamera Coronas Tubo Gold Edition<br />

Jetzt auch in Deutschland<br />

Diese besondere Zigarre ist ab jetzt in<br />

limitierter Auflage zu bekommen. Damit<br />

ist Deutschland neben Hongkong<br />

der einzige Markt weltweit, der die<br />

neue Guantanamera Coronas Tubo<br />

Gold Edition anbieten kann. Guantanamera<br />

wurde nach dem berühmten<br />

Lied des Kubaners Joseito Fernández<br />

weltbekannt. Fünf goldfarbene Tubes<br />

präsentieren sich in einer exklusiven<br />

Kartonschiebeschachtel, die ein stimmungsvolles<br />

Bild eines Musikers vor<br />

der Silhouette einer typischen kubanischen<br />

Kleinstadt zeigt.<br />

Eine erfolgreiche Marke<br />

Am 14. September 2002 wurde die<br />

Marke auf der InterTabac in Dortmund<br />

erstmalig der Weltöffentlichkeit präsentiert.<br />

Guantanamera ist die erste<br />

und einzige maschinell hergestellte<br />

kubanische Zigarrenmarke, die im 21.<br />

Jahrhundert entstand. Die Marke wird<br />

in La Habana vom renommierten kubanischen<br />

Tabakunternehmen Internacional<br />

Cubana de Tabacos S.A. (ICT)<br />

hergestellt. Heute zählt Guantanamera<br />

zu den meistverkauften kubanischen<br />

Zigarren in Deutschland.<br />

Meisterstück<br />

Die neue limitierte Sommer-Serie<br />

Harlekin aus dem Hause VAUEN<br />

macht Lust auf genüssliche Stunden<br />

im Freien. Das frische, mehrfarbige<br />

Acryl-Mundstück fällt hierbei sofort<br />

ins Auge. Das fröhliche Farbspiel aus<br />

blauen, orangen und pinken Mosaiken<br />

gibt den großen Köpfen das gewisse<br />

Extra an Charme und Individualität.<br />

Zusätzlich wird die Oberfläche<br />

der limitierten Modelle in bewährter<br />

Weißpunktqualität mit einem hellen<br />

Braunton bei der glatten und einem<br />

warmen Braun bei der sandgestrahlten<br />

Version veredelt. Somit sind beide<br />

Ausführungen perfekt auf die Farbigkeit<br />

des Mundstückes abgestimmt.<br />

Zur Auswahl stehen sechs verschiedene<br />

Köpfe. Der attraktive Hingucker<br />

ist ab Ende Mai im Handel für 169 € in<br />

der glatten und für 159 € in der sandgestrahlten<br />

Ausführung erhältlich.


NEW DESIGN<br />

Level<br />

zwiesel-glas.de


FINE PAIRINGS<br />

WILLI WILL I: Neues Konzept für alte<br />

Williams Christ Birne<br />

Die Williams Christ Birne als Obstbrand ist ein geliebter Klassiker, der in dem<br />

neuen Produkt der Firma Mack & Schühle große Aufmerksamkeit erfährt. Eine<br />

bekannte Redensart „Nomen est omen“ oder umgangssprachlich übersetzt<br />

„Der Name ist Programm“ trifft hier perfekt zu, denn beim Leser des Etiketts<br />

fühlte man sich ertappt einen solchen WILLI trinken zu wollen. Und ein Probieren<br />

wird mit einem fassgereiften Williams Birnenbrand aus dem sonnigen<br />

Tirol belohnt.<br />

Am Gaumen vollmundig und weich, mit einer eleganten Lieblichkeit und<br />

dezenten Noten getoasteten Holzes, zudem Anklänge von Malz und Vanille – im<br />

Abgang sanft, süßlich und nachhallend.<br />

Ähnlich wie eine reife Williams-Christbirne bietet die Flasche haptisch eine<br />

ungleichmäßige wilde Oberfläche – dazu im Flaschenhals ein wunderbar<br />

funktionierender Gießer.<br />

Als Liebhaber kräftiger Zigarren bietet dieser gelagerte Williams Birnenbrand<br />

einen spannenden Gegenpol, der perfekt in die aktuelle Sommerzeit passt.<br />

WILLI WILL I – Alte Williams Christ 40 vol%, 0,7 Liter. UVP 22,99 €<br />

Simón Beltré Andullo<br />

Simón Beltré führt in der vierten Generation eine Familie von Tabakbauern, die<br />

im Süden der Dominikanischen Republik beheimatet sind. Die Spezialität des<br />

Hauses ist der Anbau von Andullo Tabak, der für seinen intensiven Geschmack<br />

steht und oftmals für handgemachte Premium-Zigarren verwendet wird.<br />

Die Kombination von Andullo mit anderen dominikanischen Tabaksorten ergab<br />

diese einzigartige Zigarre. Im Rauchgenuss sehr aromatisch und reichhaltig<br />

mit Noten von dunkler Schokolade, Kakao, Leder und einer sanften Süße.<br />

14<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Bikkun Whisky: Vatted Malt by<br />

Basque Moonshiners & Co<br />

In der baskischen Sprache bedeutet „Bikkun“ etwas, was von Zweien entstanden<br />

ist. Wir sprechen von einer Zusammenarbeit zwischen der Distell International,<br />

die mehrere Destillerien in Schottland besitzt, darunter Deanston,<br />

Ledaig und Bunnahabhain und der Destillerie Basque Moonshiners.<br />

Somit setzt sich dieser Whisky aus Malts der schottischen Inseln sowie Malts<br />

mit Sherry-Charakter der Highlands zusammen, die mit einem charakterischen<br />

Single Malt aus dem Baskenland geblendet wurden. Herausragend ist dabei,<br />

dass der spanische Whisky in Fässern aus Rioja Alavesa gelagert wurde.<br />

Die goldene Farbe des Bikkun Whiskys ist hell und klar – in der Nase erkennt<br />

man leichten Torfrauch, gefolgt von süßen und fruchtigen Aromen. Am Gaumen<br />

trotz 46 vol% Alkohol mittelkräftig und man erkennt Noten von Honig und<br />

Torfrauchgemischt mit würzigen Noten. Im Nachklang eine angenehme Süße<br />

und Vanille. Der Bikkun ist ungefiltert und ungefärbt.<br />

Verfügbar im guten Fachhandel.<br />

Bikkun Vatted Malt Whisky 46 vol%, 0,7 Liter. UVP 49 €<br />

Valentino Siesto<br />

Premium Maduro Toro<br />

Valentino Siesto begann als Amateur in der Welt der Zigarren. Es war sein<br />

Traum das „Juwel in der Krone“ der Luxuszigarre zu schaffen und folglich<br />

gründete er 2014 eine Fabrik in Tamboril in der Dominikanischen Republik.<br />

Für diese Premium Maduro Toro werden lang gereifte Tabake eingesetzt. Ligero<br />

Criollo 98, Seco Criollo 98 und Ligero Dominicano machen das Herzstück der<br />

Zigarre aus – diese Tabake werden erst nach einer Reifezeit von 8 Jahren<br />

eingesetzt. Das tiefbraune und feinadrige Deckblatt kommt aus der mexikanischen<br />

Region San Andrés.<br />

Diese mittelkräftige Zigarre bietet über gut 70 Minuten komplex auftretende<br />

Aromen von Kaffee und Schokolade. Zu diesen gesellen sich angenehm feinwürzige<br />

Töne und eine stimmig austarierte Süße.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 15


TITELSTORY<br />

DER<br />

ZIGARRENFABRIKANT<br />

Die Überschrift könnte auch ein Filmtitel sein. Ein Film über eine<br />

imposante und facettenreiche Persönlichkeit, die wie keine zweite die<br />

Tabakbranche in unseren Breitengraden geprägt hat und immer noch<br />

prägt. Die Rede ist von Heinrich Villiger, gerade frische 94 Jahre<br />

jung geworden. Weltweit gefeiert und geehrt. Eine streng limitierte<br />

Sonderedition namens VILLIGER Celebration by Heinrich Villiger<br />

wurde anlässlich des Geburtstages aufgelegt und lässt die Aficionados<br />

auf genussvolle Weise daran teilnehmen.<br />

Text: Bodo Meinsen<br />

Foto: Villiger<br />

16<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Das Leben des Heinrich<br />

Villiger hätte<br />

wahrlich das Zeug, einen Filmhit zu<br />

landen. Schon allein die aufregende<br />

Firmengeschichte der Zigarrenmanufaktur<br />

Villiger bietet viel Stoff rund<br />

ums braune Gold und den Macherinnen<br />

und Machern. Und eine ganze Menge<br />

Persönliches, Spannendes, Visionäres<br />

und natürlich mit Pioniergeist gepaarte<br />

Geschichte würden jeden Drehbuchautor<br />

zum Schwärmen bringen. Wäre da<br />

nicht die angenehme Zurückhaltung<br />

und die sprichwörtliche Noblesse der<br />

Familie Villiger, die lieber arbeitet, als<br />

sich zu präsentieren. Was nicht immer<br />

gelingt, denn weltweit möchte man auf<br />

die Geschichten aus dem Hause Villiger<br />

nicht verzichten. Und so musste<br />

sich auch Heinrich Villiger mehrfach<br />

„opfern“ und zierte manches Titelbild<br />

von Magazinen und Zeitungen. Er tat<br />

es stets mit Würde und immer mit einer<br />

Spur Kampfgeist, denn Tabak und<br />

Zigarre hält er bis heute hoch und<br />

wehrt sich gegen Verunglimpfungen à<br />

la Verbotsansinnen.<br />

„Wer ist der Mann,<br />

der nicht loslassen kann?“<br />

So titelte unlängst die renommierte<br />

Neue Züricher Zeitung über den Jubilar.<br />

Mag etwas despektierlich klingen,<br />

aber beruht auf der Tatsache, dass<br />

Heinrich Villiger wohl der letzte Patron<br />

seiner Art ist. Er dürfte auch der<br />

älteste Zigarrenfabrikant der Welt sein,<br />

der noch operativ tätig ist. Einige Versuche,<br />

die Unternehmensführung in<br />

jüngere Hände zu geben, scheiterten.<br />

Zudem ist sein Tabak-Wissen kaum<br />

übertragbar. Seine Passion dürfte auch<br />

einzigartig sein. Inzwischen sieht man<br />

ihn seltener in Waldshut-Tiengen, der<br />

deutschen Niederlassung der Firma.<br />

Auch am Hauptsitz in Pfeffikon auf der<br />

Schweizer Seite sind seine Besuche<br />

sehr dosiert. Er agiert mehrheitlich<br />

von seinem Zuhause in Full-Reuenthal<br />

aus, einem Aargauer Dorf an der<br />

Grenze zu Deutschland. Seine Korrespondenz<br />

erledigt er selbst und in dem<br />

ihm eigenen Stil. Unterlagen und Briefe<br />

erreichen ihn per Firmen-Kurier, die<br />

Heinrich Villiger und Axel Schulz<br />

nach persön licher Bearbeitung durch<br />

den Patron wieder abgeholt werden<br />

und in den Kreislauf der Kommunikation<br />

gelangen. Das klappt gut, denn<br />

seine vertrauten Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter haben gelernt, seinen Fleiß<br />

und auch seinen Anspruch an Perfektion<br />

mitzutragen. Alte Schule eben,<br />

die mehr Wert auf Lösung legt, anstatt<br />

sich auf die Suche nach Problemen zu<br />

begeben.<br />

Lösungen sind in der Regel das Produkt<br />

aus Kenntnissen und unbedingtem Wollen.<br />

Das wurde Heinrich Villiger bereits<br />

sehr früh nahebracht. Er hätte gerne<br />

Heinrich Villiger und Antonio de Dios<br />

studiert, aber der Vater Max Villiger,<br />

der selbst die familiären Grundwerte<br />

zu beachten hatte und seinen Traum<br />

von einem Leben in den USA nur kurz<br />

genießen konnte, um dann mit seinem<br />

Bruder das Geschäft in der Heimat zu<br />

übernehmen, hatte klare Pläne für den<br />

jungen Heinrich. Er sollte das Geschäft<br />

mit dem Tabak von Grund auf erlernen.<br />

Der Weg führte über Mitarbeit an US<br />

amerikanischen Tabakbörsen, Reisen<br />

nach Kuba, Santo Domingo und Puerto<br />

Rico. Er studierte so das Handwerk der<br />

Zigarrenkultur und wusste so viel, was<br />

guten Tabak ausmacht.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 17


TITELSTORY<br />

Als 20Jähriger leitete er dann mit dem<br />

Vater den Familienbetrieb. Anfangs<br />

den deutschen Zweig der Firma. Sein<br />

jüngerer Bruder Kaspar Villiger, der<br />

einige Jahre später die Verantwortung<br />

für das Schweiz-Geschäft übernehmen<br />

sollte, fügte sich ebenso der<br />

Pflicht, aber sein Weg führte dann in<br />

die Politik. Erst ein Sitz im Nationalrat,<br />

dann Ständerat und auf dem Höhepunkt<br />

der Karriere wurde er Bundesrat.<br />

Er trennte sich von den Firmenanteilen<br />

und Heinrich Villiger war fortan alleiniger<br />

Lenker des Unternehmens. Seinen<br />

Führungsstil setzte er selbstbewusst<br />

um. Nah bei den Menschen sein, Autorität<br />

ausstrahlen und leben, Spaß und<br />

Freude an den Dingen haben und natürlich<br />

mit eigenem Fleiß die Maßstäbe<br />

setzen, die ein erfolgreiches Unternehmen<br />

auszeichnen. Wer das kann, geht<br />

mit ihm einen gemeinsamen Weg. Wer<br />

das nicht will, der wird sich andere<br />

Perspektiven suchen müssen. Sollte<br />

Heinrich Villiger eines fernen Tages<br />

die Leitung gänzlich abgeben, so wird<br />

diese nicht weiter familiär verankert<br />

sein. Er hat einen Vertrag aufgesetzt,<br />

nachdem kein Familienmitglied mehr<br />

Verwaltungsratspräsident sein dürfe,<br />

um damit Rivalität unter seinen Kindern<br />

zu verhindern. Das bedeutet aber auch,<br />

dass Heinrich Villiger der letzte Patron<br />

sein wird und die Geschäftsführung mit<br />

der dritten Generation endet.<br />

Loslassen war nie so richtig sein Ding,<br />

aber Voraussicht, Vision und Perspektivenbildung<br />

schon.<br />

VILLIGER Celebration by Heinrich Villiger – eine Zeitreise<br />

Vom Tabakbauern bis zum<br />

Marken-Botschafter: alle<br />

Beteiligten an der Produktion<br />

der Sonderedition<br />

VILLIGER Celebration by<br />

Heinrich Villiger haben<br />

sich mächtig ins Zeug gelegt<br />

und ein tolles Ergebnis<br />

erzielt. Die Zigarre erzählt<br />

zugleich einige Geschichten<br />

des Namensgebers,<br />

die liebevoll durch das gesamte<br />

Villiger-Team dokumentiert<br />

wurden. Ganz am<br />

Anfang steht eine wunderbare<br />

Botschaft:<br />

„Wer die Gegenwart<br />

genießt, hat in Zukunft<br />

eine wundervolle<br />

Vergangenheit!“<br />

Eine Weisheit, die ohne<br />

Wenn und Aber die Lebensphilosophie<br />

von Heinrich<br />

Villiger beschreibt. Begeben<br />

wir uns also auf eine<br />

kleine Zeitreise, die Geist,<br />

Lust, Spektakuläres und<br />

Villiger zusammenbringt.<br />

18<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


1974: Deutschland wird Fußball- Weltmeister.<br />

Im selben Jahr posiert Heinrich<br />

Villiger mit der VILLIGER KIEL im Playboy.<br />

Die VILLIGER KIEL war die erste Zigarre<br />

mit dem berühmten Gänsekiel als Mundstück.<br />

Erfunden wurde sie im Jahre 1907<br />

von Louise Villiger.<br />

1975: Borussia Mönchengladbach ist<br />

Deutscher Fußballmeister. Im selben Jahr<br />

findet die Deutsche Meisterschaft im<br />

Kiel-Rauchen mit der VILLIGER KIEL statt.<br />

Rakete Bild von brgfx Freepik Fußball Bild von Rochak Shukla Freepik<br />

1977: Die Star Wars Reihe geht an den<br />

Start. Im selben Jahr verzeichnet Alan<br />

Jones mit dem VILLIGER KIEL Tabatip<br />

Shadow Team seinen Formel 1-Sieg.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 19


TITELSTORY<br />

2008: James Bond 007 „Ein<br />

Quantum Trost“ wird Top 2-<br />

Kinohit des Jahres. Im selben<br />

Jahr wurde zum 120-jährigen<br />

Firmen-Jubiläum die erste eigene<br />

Handmade Premium Zigarre<br />

erschaffen: die VILLIGER 1888<br />

aus der Dominikanischen Republik.<br />

Zum ersten Mal trägt eine<br />

Zigarre den Namen VILLIGER<br />

in ihrem Namen. Der damalige<br />

Zigarrenring hatte noch die<br />

Farben Schwarz und Gelb.<br />

2009: Barack Obama wird<br />

erster afroamerikanischer Präsident<br />

der Vereinigten Staaten.<br />

Im selben Jahr verleiht<br />

das international renommierte<br />

Magazin „Cigar Jounal“ Heinrich<br />

Villiger die „Cigar Trophy 2009“<br />

für sein Lebenswerk.<br />

2010: Lena Meyer-Landrut<br />

gewinnt mit „Satellite“ den<br />

55.Eurovision Song Contest. Im<br />

selben Jahr prangt Heinrich<br />

Villiger auf der Titelseite des<br />

„European Cigar Journal“.<br />

2016: Dank Pokémon Go<br />

kommen sogar Handysüchtige<br />

wieder mehr in die freie Natur.<br />

Im selben Jahr erscheint die<br />

VILLIGER 1888 erstmalig im<br />

roten Design.<br />

2018: Das Jugendwort des<br />

Jah res ist „Ehrenmann/ Ehrenfrau“.<br />

Im selben Jahr eröffnet der<br />

Ehrenmann Heinrich Villiger die<br />

eigene Manufaktur VILLIGER Do<br />

Brasil in Sao Goncalo dos Campos<br />

im brasilianischen Gliedstaat<br />

Bahia. Heinrich Villiger ist<br />

seit Jahrzehnten von der Qualität<br />

Brasilianischer Tabake überzeugt<br />

und verarbeitet diesen<br />

bereits in anderen Produktionen.<br />

20<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


2020: Der Hauptstadtflughafen<br />

BER eröffnet. Im selben<br />

Jahr erhält Heinrich Villiger den<br />

„Hugo Chairman Award“ vom<br />

Tobacco Business Magazine<br />

verliehen.<br />

2024: Das deutsche Grundgesetz<br />

feiert 75. Geburtstag.<br />

Im selben Jahr feiert Heinrich<br />

Villiger seinen 94. Geburtstag<br />

und die limitierte Sonder edition<br />

VILLIGER Celebration by Heinrich<br />

Villiger präsentiert sich.<br />

2030: Die Welt hat sich hoffentlich<br />

beruhigt und hat einen<br />

friedvollen Weg gefunden.<br />

Im selben Jahr wird Heinrich<br />

Villiger 100! Wunderbar!<br />

Erlebnisse<br />

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2024<br />

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DISTILLERY<br />

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ZIGARRENGALA•RINGMASS 50 +<br />

Bei der Vielzahl an Zigarren, die es auf dem Markt zu kaufen gibt, ist natürlich auch<br />

eine Vielzahl an unterschiedlichen Ringmaßen gegeben. Besonders eindrucksvoll sind<br />

Zigarren mit großen Ringmaßen. Diese benötigen mehr Aufmerksamkeit als solche mit<br />

kleinerem Ringmaß. Allein das Anzünden kann eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen,<br />

da die Flammannahme nicht immer so leicht vonstatten geht. Dem Zigarrenfuß muss<br />

einige Zeit eingeheizt werden, bis er vollständig glüht. Im Rauch gestalten sich Zigarren<br />

mit großem Ringmaß meist sehr ausgewogen. Die Luft kann durch mehrere feine Kanäle<br />

zirkulieren und ein eventueller Schiefbrand wird schnell wieder ausgeglichen. Ein<br />

größeres Ringmaß bedeutet meist auch eine etwas längere Rauchzeit, obwohl die Länge<br />

und die Dichte des Tabaks wichtigere Faktoren bei der Bestimmung der Rauchdauer dar-<br />

22<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


DICKE<br />

DINGER<br />

Für Ihre nächste<br />

»Ü-50-Party«<br />

stellen.In letzter Zeit ist zu beobachten, dass die höheren Ringmaße beliebter werden.<br />

Ein Grund, der dazu beiträgt, mag die Tatsache sein, dass Zigarren zunehmend in Clubs<br />

geraucht werden, wo auf die Umgebung im Hinblick auf den Rauch wenig Rücksicht genommen<br />

werden muss. Denn natürlich ist die offensichtliche Auswirkung einer dickeren<br />

Zigarre, dass sie intensiver und länger abbrennt. Spricht manchen schon die Optik mehr<br />

an, sind die großen Formate auch tatsächlich oft aromatisch besonders ausgewogen.<br />

Dies wird ebenso durch die größere Anzahl von Zugkanälen in der Zigarre hervorgerufen<br />

wie ihr besonders gleichmäßiger Abbrand.<br />

Dicke Zigarren müssen auch nicht zwangsläufig besonders kräftig sein. Maßgeblich<br />

dafür sind nämlich auch Einlagenmischung und Länge. Die höhere Luftzufuhr<br />

kann sich sogar mildernd auf das Aroma auswirken. Allerdings kann<br />

die bloße Tabakmenge manchen Anfänger überfordern. Hier gilt aber:<br />

Jede Zigarre kann man einfach ausgehen lassen und gefahrlos für Genuss<br />

und Geschmack zu einem späteren Zeitpunkt wieder entfachen.<br />

Fotos: Studio Jan Roeder<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 23


ZIGARRENGALA•RINGMASS 50 +<br />

DISEL CASK AGED<br />

Vitola<br />

Deckblatt<br />

Umblatt<br />

Einlage<br />

Länge<br />

Gauge<br />

Preis 9,90 €<br />

Vertrieb AKRA<br />

Gigante<br />

Broadleaf, USA<br />

Arapiraca, Brasilien<br />

Esteli & Jalapa,<br />

Nicaragua<br />

152 mm<br />

23 mm<br />

Die „Cask Aged“ ist eine mittelkräftige und vollmundige Begleitung zu allen<br />

Getränken mit einer süßlichen Eigennote. Die Kombination mit Sherry oder<br />

einem Sherry verfeinertem Destillat ist dabei augenscheinlich eine gute Wahl<br />

aber kein muss.<br />

24<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Klein, aber dick und spitz stellt die X-tra im Sortiment von Samana eine Besonderheit<br />

dar. Sie wird dabei vielleicht etwas „abschrecken“ wirken, der Aficionado sollte sich aber<br />

ruhig an den Longfiller herantrauen. Dann präsentieren sich ihm nämlich feine Holz-<br />

Schokoladen- und Kaffeenoten, die durch die dominikanischen Einlagentabake und dem<br />

US-Connecticut-Deckblatt hervorgerufen werden.<br />

SAMANA CLASSIC<br />

X-TRA<br />

Vitola Short Torpedo<br />

Deckblatt Connecticut Shade<br />

Umblatt Dom. Rep.<br />

Einlage Dom. Rep.<br />

Länge 102 mm<br />

Gauge 26,2 mm<br />

Preis 11,50 €<br />

Vertrieb Don Stefano<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 25


ZIGARRENGALA•RINGMASS 50 +<br />

PERDOMO LOT 23<br />

GORDITO SUN GROWN<br />

Vitola Gordito<br />

Deckblatt Nicaragua<br />

Umblatt Nicaragua<br />

Einlage Nicaragua<br />

Länge 11,43 mm<br />

Gauge 2,38 mm<br />

Preis 10,50 €<br />

Vertrieb Don Stefano<br />

Eine sehr geschmackvolle Zigarre mit großem Ringmaß und delikater<br />

Aromaentfaltung. Die Perdomo LOT 23 Natural Sun Grown Gordito<br />

zaubert jedem Liebhaber nicaraguanischer Zigarren im Nu ein<br />

zufriedenes Lächeln ins Gesicht.<br />

26<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Aufgrund hervorragender Zug- und Abbrandeigenschaften kann der Genießer<br />

sich entspannt zurücklehnen und in vollen Zügen genießen.<br />

VEGAFINA VF 1998<br />

VF56<br />

Vitola Gran Robusto<br />

Deckblatt Ecuador<br />

Umblatt Indonesien<br />

Einlage Kolumbien,<br />

Nicaragua, Dom. Rep.<br />

Länge 127 mm<br />

Gauge 22,2 mm<br />

Preis 8,50 €<br />

Vertrieb 5th Avenue<br />

Ein Paradebeispiel für guten Geschmack und ein ausgewogenes Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis! Die Vega Fina 1998 VF 56 Gran Robusto wird daher in den<br />

Humidoren preisbewusster und dennoch anspruchsvoller Kunden zu finden sein.<br />

Aufgrund hervorragender Zug- und Abbrandeigenschaften kann der Genießer sich<br />

entspannt zurücklehnen und in vollen Zügen genießen.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 27


ZIGARRENGALA•RINGMASS 50 +<br />

CAPITOL PREMIUM<br />

NICARAGUA GALA<br />

Vitola Robusto<br />

Deckblatt Nicaragua<br />

Umblatt Nicaragua<br />

Einlage Nicaragua<br />

Länge 120 mm<br />

Gauge 20,6 mm<br />

Preis 13,00 €<br />

Vertrieb 5th Avenue<br />

Die mittelkräftige Capitol ist eine nicaraguanische<br />

Puro und wird bei Plasencia in Estelí<br />

hergestellt. Sie ist Teil einer in bisher drei<br />

abgewandelten Robusto Formaten erschienenen<br />

Premiumserie, welche den 1920er Jahren<br />

gewidmet wurde. Das Design ihrer Kisten und<br />

Ringe wurde demnach im für die „goldenen<br />

20er“ typischen Art déco Stil gehalten.<br />

28<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Schon der Name Terre de Mythe (Französisch<br />

für „mystische Erde“) verspricht eine Expedition<br />

in neue Geschmackswelten. Dort wo das<br />

Terroir, genau wie bei den besten Weinen der<br />

Welt, die herausragende Qualität und die Einzigartigkeit<br />

garantiert. Die Terre de Mythe ist<br />

das Meisterstück der Tabacalera, eine Hommage<br />

an den Mythos vergangener Zeiten der großen<br />

Zigarrenkreationen mit der Kraft, selbst zu<br />

einer Legende zu werden.<br />

LAURA CHAVIN<br />

TERRE DE MYTHE<br />

Vitola Grand Robusto<br />

Deckblatt Dom. Rep.<br />

Umblatt Dom. Rep.<br />

Einlage Dom. Rep.<br />

Länge 123,80 mm<br />

Gauge 24,2 mm<br />

Preis 27,00 €<br />

Vertrieb Cigar Company<br />

Willi Knopf GmbH<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 29


ZIGARRENGALA•RINGMASS 50 +<br />

VILLIGER<br />

LA LIBERTAD<br />

Vitola Gordito<br />

Deckblatt Nicaragua<br />

Umblatt Dom. Rep.<br />

Einlage Nicaragua<br />

Länge 102 mm<br />

Gauge 23,81 mm<br />

Preis 6,90 €<br />

Vertrieb Villiger<br />

Die La Libertad ist mit einem Criollo Deckblatt<br />

aus Jalapa versehen, welche das Umblatt<br />

aus dem Cibao Tal in der Dominikanischen<br />

Republik umhüllt. Die Einlagetabake bestehen<br />

aus einer Kombination von Seco Jalapa,<br />

Viso Esteli und Ligero Esteli, was einen Blend<br />

ergibt, der höchsten Raucheransprüchen gerecht<br />

wird. Die Zigarren verfügen über ein<br />

facettenreiches Aromen-Spektrum, welche<br />

harmonisch im Einklang sind, mit einer Vielzahl<br />

von Geschmacksnuancen. Sie sind kräftig<br />

im Geschmack und angereichert mit Noten von<br />

Bitterschokolade, Kaffee, Gewürzen und Karamell.<br />

30<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


BRICK HOUSE<br />

MIGHTY MIGHTY<br />

Vitola Double Toro<br />

Deckblatt Ecuador<br />

Umblatt Nicaragua<br />

Einlage Nicaragua<br />

Länge 159 mm<br />

Gauge 23,8 mm<br />

Preis 7,60 €<br />

Vertrieb Arnold André<br />

Bei der Brick House Mighty Mighty ist der Name Programm, denn „mächtig“ ist eine<br />

ziemlich treffende Beschreibung dieses Longfillers aus Nicaragua. Die Länge von<br />

15,9 Zentimetern und das Ringmaß von 60 versprechen nicht nur eindrucksvollen Rauchgenuss,<br />

die Mighty Mighty hält ihn auch. Eine reichhaltige Aromenpalette mit Noten von<br />

Nuss, Holz, Schokolade und Frucht erschließt sich während der bis zu anderthalbstündigen<br />

Rauchdauer dem Gaumen. Ein Longfiller der Extraklasse!<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 31


ZIGARRENGALA•RINGMASS 50 +<br />

Die Villiger NICAROMA 6x54 ist ein mittelkräftiges Toro-Format und wurde zusammen mit<br />

zwei weiteren Formaten auf der Intertabac 2023 in Dortmund vorgestellt. Als Freund oder<br />

Liebhaber nicaraguanischer Zigarrenkreationen kommt man nicht daran vorbei, die Villiger<br />

NICAROMA 6x54 zu probieren. Sagt sie einem zu, hat man einen sehr soliden Smoke im<br />

mittleren Preissegment entdeckt, den man immer wieder gerne genießt.<br />

VILLIGER<br />

NICAROMA 6 X 54<br />

Vitola Toro<br />

Deckblatt Nicaragua<br />

Umblatt Indonesien<br />

Einlage Nicaragua<br />

Länge 152 mm<br />

Gauge 22,50 mm<br />

Preis 9,00 €<br />

Vertrieb Villiger<br />

32<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


ROMEO Y JULIETA<br />

WIDE CHURCHILL<br />

Vitola Robusto Extra<br />

Deckblatt Kuba<br />

Umblatt Kuba<br />

Einlage Kuba<br />

Länge 130 mm<br />

Gauge 21,9 mm<br />

Preis 21,60 €<br />

Vertrieb 5th Avenue<br />

Die klassische Churchill, das<br />

Vorzeigeformat der Marke Romeo y<br />

Julieta, wurde nach der Short Churchill<br />

noch einmal in der verkürzten aber verdickten<br />

Variante als Wide Churchill aufgelegt.<br />

Viele typische aber vor allem milde Aromen<br />

begleiten den Rauchverlauf dieser Zigarre.<br />

Der angenehme, milde Rauch der Romeo y<br />

Julieta Wide Churchill macht schon tagsüber<br />

und auch „Open Air“ sehr viel Spaß.<br />

Dazu passt ein säurearmes Glas Weißwein,<br />

am besten Pinot Blanc oder Chardonnay.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 33


ZIGARRENGALA•RINGMASS 50<br />

FLOR DE COPAN<br />

TITÁN<br />

Vitola<br />

Deckblatt<br />

Umblatt<br />

Einlage<br />

Toro Gordo<br />

Connecticut Shade<br />

Honduras<br />

Honduras,<br />

Nicaragua<br />

152 mm<br />

23,8 mm<br />

Länge<br />

Gauge<br />

Preis 8,10 €<br />

Vertrieb 5th Avenue<br />

Die Flor de Copan Titan ist ein leckeres Großformat mit hervorragendem Verhältnis zwischen<br />

Preis und Leistung. Für gut 90 Minuten unterhält die „Gigante“ ihren Genießer<br />

mit köstlichen Aromen von Milchkaffee, Nuss und Zedernholz, zu denen sich immer wieder<br />

grasige sowie fruchtige Noten gesellen. Ein wirklich toller Smoke aus Honduras, der einfach<br />

viel Freude bereitet. Sei es geschmacklich oder preislich, dieses Niveau bieten nur ganz<br />

wenige vergleichbare Zigarren.<br />

34<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


KIKIS•REISENOTIZEN<br />

EXTREME<br />

Von Kiki Baron<br />

Fotos: Paul Spierenburg<br />

ERLEBNISSE<br />

Es war Januar. Ich lernte also hautnah,<br />

was Extremadura zu bedeuten hat: extrem<br />

hart. Doch die Römer, die hier vor<br />

2000 Jahren siedelten, meinten etwas<br />

anderes: Jenseits des Durius. Denn sie<br />

kamen über den Fluss, der heute Douro<br />

heißt und in Porto mündet. Nämlichen<br />

im Blick, wundert man sich nicht, warum<br />

gerade Spaniens größte Eroberer,<br />

Hernán Cortes und Francisco Pizarro,<br />

aus diesem Meeresfernen Landstrich<br />

stammten. Das zauberhafte Cáceres<br />

blieb in Erinnerung und die Störche, die<br />

auf den unzähligen Renaissance-Palästen<br />

nisteten. Die Störche haben sich in-<br />

Als ich es mich das erste<br />

Mal in die Extremadura<br />

verschlug, das<br />

war vor ca. 40 Jahren bei Nacht und Nebel,<br />

hatte ich von dieser westlichen Ecke<br />

Spaniens noch nie gehört. Grund meines<br />

Abstechers war die Verlegung einer Party<br />

von Madrid nach Cáceres. Damals gab<br />

es noch keine Autobahn und die Fahrt<br />

ins Unbekannte dauerte sechs Stunden.<br />

Ich landete gegen Mitternacht im Rittersaal<br />

eines ehrwürdigen Palacio bei einer<br />

Tischgesellschaft des spanischen Hochadels.<br />

Rechtzeitig zum Hauptgericht.<br />

Anstatt Schwofe war, wie ich zum Ende<br />

des Dinners erfuhr, Jagd angesagt. Abfahrt<br />

wenige Stunden später. Nur Partyfummel<br />

im Gepäck, half mir Gastgeberin<br />

Marquesa de Oquendo mit dicken<br />

Stiefeln und Pelz gefüttertem Parka aus.<br />

Und so stand ich am frühen Morgen im<br />

Wald und bibberte trotzdem vor Kälte.<br />

zwischen in umliegende Dörfer und auf<br />

Strommasten verzogen. Zwischen den<br />

alten Mauern tummeln sich heutzutage<br />

Filmteams wie von „Games of Thrones“.<br />

Und das Pied à Terre der Marquesa<br />

wurde zu Hotel NH Collection Palacio de<br />

Oquendo umfunktioniert.<br />

Dank der alten Römer und der Conquistadores<br />

präsentiert sich die Extremadura<br />

mit diversen architektonischen<br />

Juwelen. Merida beispielsweise, wie<br />

Cáceres UNESCO Weltkulturerbe. Oder<br />

Trujillo. Das Städtchen hat es mit seinem<br />

Ruhm bis nach Hollywood geschafft.<br />

Der Held im mit fünf Oscars prämierten<br />

„Gladiator“, Maximus Decimus Meridius<br />

alias Russell Crowe, träumte im Sterben<br />

von seiner dortigen Heimat. Wogendes<br />

Getreide, Olivenbäume und Eichen<br />

entsprechen durchaus der Realität.<br />

36<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Die dünnbesiedelte und Industrie arme<br />

Gegend steht nämlich für nachhaltige<br />

Landwirtschaft. Die Rinde der Eichen<br />

landet als Korken auf Weinflaschen und<br />

die nahrhaften Nüsse sind Leibspeise<br />

der berühmten Iberico- Schweine. Ihre<br />

delikaten Schinken bietet der Handel bei<br />

uns als Pata Negra an. Oder, wenn feinste<br />

Qualität gemeint ist, als Bellota.<br />

Im historischen<br />

Zentrum von<br />

Cáceres bummle<br />

ich auf Schritt<br />

und Tritt durch<br />

die Geschichte.<br />

Dank meines Guides<br />

erwachen die<br />

uralten Gemäuer<br />

zum Leben. Das<br />

maurischen Bollwerk<br />

beispielsweise,<br />

das von<br />

blutigen Kämpfen<br />

zwischen Moslems<br />

und Christen<br />

spricht. Oder<br />

die Zisterne im Keller des Palacio de<br />

las Veletas. Sie ist die größte der antiken<br />

Welt nach der Yerebatan Sarniçi in<br />

Istanbul. Doch ich entdecke zudem moderne<br />

Zeiten und staune nicht schlecht,<br />

als sich die schwer beschlagene Holztür<br />

zum „Casa Palacio de los Paredes-Saveedra“<br />

öffnet. Ich tauche in ein Luxushotel<br />

mit elf riesigen Suiten. Das Bauwerk<br />

mit seinen Säulen, Kreuzgewölben<br />

und Rundbögen geht auf das 16.Jahrhundert<br />

zurück. Doch das Interieur besitzt<br />

die Strahlkraft von weißem skandinavischem<br />

Design. Jedes Möbel ist aus<br />

erlesenen Materialien handgefertigt, die<br />

Marmorbadewannen vom Steinmetz<br />

ausgehöhlt, die hölzerne Abtrennung<br />

zur Bar wie Toblerone aufgefaltet und<br />

mit Blattgold belegt. Dezenter Glamour<br />

darf sein. Obendrein bespielt moderne<br />

Kunst die ganze Ausstattung. Der puristische<br />

Stil begegnet mir nicht zum ersten<br />

Mal in Cáceres. Inhaber der Casa Palacio,<br />

José Polo und Toño Perez, nennen<br />

ebenfalls Relais & Chateau „Atrio“ nebst<br />

gleichnamigem drei Sterne Restaurant<br />

ihr Eigen. In den Katakomben versteckt<br />

sich zudem einer der weltbesten Weinkeller.<br />

Für die Entwürfe, hier wie dort,<br />

schreibt Emilio Tuñón verantwortlich,<br />

Gewinner zahlreicher internationaler<br />

und iberischer Awards. Zudem ist die<br />

Pfälzerin Helga de Alvear mit von der<br />

Partie. Ein Geschenk der Kunstsammlerin,<br />

80 sogenannte Caprichos von Francisco<br />

de Goya, sind in der Casa Palacio<br />

zu bewundern. Das Museum der gebürtigen<br />

Deutschen indes liegt am Rande<br />

der Altstadt. 2021 mit einem Neubau<br />

von Tuñón erweitert, birgt es um die<br />

3000 Werke zeitgenössischer Künstler<br />

und gilt als die bedeutendste Privatsammlung<br />

der Modern Art in Europa.<br />

In Merida, 25 v.Chr. von Kaiser Augustus<br />

als Kolonie für bewährte Feldherren<br />

gegründet, steige ich noch tiefer in<br />

die turbulente Historie der Extremadura<br />

ein. Das darf man wörtlich nehmen.<br />

Denn das römische Amphitheater mit<br />

zweistöckiger Bühne duckt sich in eine<br />

Mulde. Und auch im spektakulären Nationalmuseum<br />

für Römischen Kunst wandere<br />

ich nach unten, um Mosaike und<br />

Fresken am Originalschauplatz zu inhalieren.<br />

Dem Nationalmuseum gegenüber<br />

locken reizvolle Delikatessen Geschäfte<br />

mit Spezialitäten der Region. Im Schaufenster<br />

von Feliciano Beccera Jiminéz<br />

baumeln appetitliche Iberico-Schinken<br />

von der Decke. Nichts wie rein. Der Inhaber<br />

erklärt die verschiedenen Qualitäten.<br />

Sie hängen von Haltung, Ernährung<br />

und Menge der konsumierten Eicheln ab<br />

sowie von der Reifung des Schinkens.<br />

Bei Spitzenprodukt Bellota erfreuten<br />

sich die munteren Schweine an einem<br />

Leben im Freilauf. Bei der Aufzucht<br />

werden sie mit natürlichem Futter versorgt<br />

und fressen sechs Wochen vor der<br />

Schlachtung nur noch reife Eicheln. Das<br />

schmeckt man. Das vielfältige Aroma<br />

der hauchdünn gesäbelten Scheibchen<br />

mit öliger Textur schmilzt am Gaumen.<br />

Unter den Käsen finde ich ebenfalls ein<br />

Lieblingsprodukt: Torta del Casar. Das<br />

ist ein cremig- würziger Schafskäse aus<br />

dem gleichnamigen Dorf bei Cáceres. Im<br />

reifen Zustand hat er nur einen Nachteil:<br />

Einmal angefangen zu löffeln, schneiden<br />

lässt sich der Weichling nicht mehr, findet<br />

man kein Ende.<br />

Schinken und Käse machen feinsten<br />

Proviant auf meinen EBike-Touren auf<br />

den sogenannten Via Verdes. Die grünen<br />

Wege sind gut ausgebaute Strecken,<br />

teilweise auf ehemaligen Bahntrassen.<br />

Eine führt durch den Nationalpark<br />

Monfragüe. Die Gebirgsszenerie birgt<br />

den Rio Tajo, der in Lissabon als Tejo<br />

in den Atlantik strömt. Spannendstes<br />

Spektakel in der Schlucht sind die zahlreichen<br />

Geier. Allein 300 Paare Mönchsgeier<br />

sind in den Klippen aktiv, speziell<br />

am Felsenvorsprung „Salto del Gitano“.<br />

Der Legende nach hat sich ein Zigeuner<br />

von der Höhe hinuntergestürzt, auf der<br />

Flucht vor der Guardia Civil. Die spanische<br />

Zivilpolizei verdächtigte ihn des<br />

Pferdediebstahls. Auf der anderen Seite<br />

des Flusses thront eine alte Radio- und<br />

Wetterstation. Dort hocken die riesigen<br />

Aasfresser zu Dutzenden auf Beobachtungsposten.<br />

Oder schweben im Anflug<br />

in der Thermik. Der 250 m hohe Ausguck<br />

ist die perfekte Location fürs Picknick.<br />

Schnabulieren unter den gierigen<br />

Blicken von Geiern, das hat was. Manche<br />

schaukeln so dicht vorbei, dass ich das<br />

Rauschen der bis zu 2,80 Meter breiten<br />

Schwingen höre. Ein Naturerlebnis<br />

erster Klasse. Unwillkürlich decke ich<br />

meine Fressalien ab. Man weiß ja nie.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 37


SERIE•HECHO A MANO<br />

oben: Die drei Einlageblätter: Ligero (links), Seco<br />

(mitte) und Volado (rechts) unterscheiden sich auch<br />

optisch.<br />

rechts: Die Blätter variieren farblich, Tabak ist ein<br />

natürliches Produkt. Ein toller Anblick!<br />

unten: Einlageblätter sind sehr aromatisch,<br />

man muss diesen Duft einfach mal gerochen haben.<br />

38<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Von Händen gefertigt – Das Entstehen einer Zigarre | Teil 10<br />

Wie viel Tabak<br />

braucht man von<br />

welcher Sorte?<br />

Beim letzten Mal haben wir uns die Arbeit der Ligadores angeschaut.<br />

Sie stellen die jeweilige Mischung zusammen, die dann bei der<br />

Herstellung eines Formates einer ganz bestimmten Marke verwendet wird.<br />

Als nächstes ist entscheidend, wie viel von jeder Tabaksorte,<br />

von jedem Tabakblatt, in eine Zigarre kommt.<br />

Schauen wir deshalb nun auf einige weitere der insgesamt<br />

539 Arbeitsschritte oder Handgriffe, die für die Herstellung einer<br />

Habano notwendig sind.<br />

Text: Claudia Puszkar<br />

Wie schon gesagt, legt<br />

der Mischungsmeister,<br />

der Ligador, fest, welche Tabakblätter<br />

für eine Zigarre verwendet werden. Das<br />

heißt, je nach Format weiß der Liga dor,<br />

wie viel Gramm Tabak insgesamt und<br />

wie viel von jedem Blatt in diese Zigarre<br />

gehört. In den Fabriken hängen an verschiedenen<br />

Stellen Zettel mit Angaben<br />

zur Menge von Ligero, Seco und Volado.<br />

Eine lange und dicke Zigarre braucht<br />

natürlich mehr Tabak als eine kurze<br />

schlanke.<br />

Trotzdem hängt die Größe nicht nur<br />

von der Tabakmenge ab. Ich war dieses<br />

Jahr wieder einmal beim „Festival<br />

del Habano“. Jeder Gast konnte dort,<br />

diesmal auch direkt in der Fabrik, in<br />

der Galera, selbst eine Zigarre rollen.<br />

Eine tolle Erfahrung!<br />

Jeder Teilnehmer bekam dieselbe<br />

Menge Tabak. Was für unterschiedliche<br />

Zigarren in Länge und Dicke dabei<br />

herauskamen, hat mich selbst sehr<br />

erstaunt. Bei erfahrenen Torcedores<br />

passiert dies natürlich nicht.<br />

Nicht nur die Menge an Tabak insgesamt<br />

ist wichtig. Es müssen unterschiedliche<br />

Blätter verwendet werden.<br />

Natürlich könnte man einfach irgendwelche<br />

Tabakblätter zusammenrollen<br />

und diesen „Wickel“ dann rauchen.<br />

Das Endprodukt wäre aber sicher<br />

ungenießbar.<br />

Schauen wir dazu noch einmal auf<br />

das Grundsätzliche: man braucht verschiedene<br />

Blätter: drei in der Einlage<br />

(Tripa), ein Umblatt (Capote) und ein<br />

Deckblatt (Capa).<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 39


SERIE•HECHO A MANO<br />

Die drei Einlagetabake werden in ein<br />

Umblatt (das längste Volado-Blatt einer<br />

Tabakpflanze, gute Brennbarkeit)<br />

gewickelt und durch dieses zusamoben:<br />

Bevor der Torcedor die Tabakblätter bekommt,<br />

werden sie von gefühlt unzählbar vielen Menschen<br />

angeschaut, angefasst und sortiert.<br />

unten: Da es keine Maschinen gibt, die diese Arbeit<br />

machen können, halten diese Menschen jeden Tag<br />

tausende dieser trockenen Blätter in der Hand.<br />

Zur Einlage gehören der Ligero, der<br />

Seco und der Volado.<br />

Eine Zigarre kann man nur rauchen,<br />

wenn ein Teil des Einlagetabaks gut<br />

abbrennt (Volado, Blätter vom unteren<br />

Teil der Pflanze, brennen gut, sind<br />

weniger stark im Geschmack,). Ein anderer<br />

Teil des Einlagetabaks (Ligero,<br />

Blätter vom oberen Teil der Pflanze,<br />

kräftig oder stark im Geschmack) bestimmt<br />

die Stärke, sonst ist die Zigarre<br />

langweilig. Man darf allerdings für die<br />

Einlage nicht nur Ligero-Blätter verwenden,<br />

sonst ist die Zigarre zu stark<br />

(Dieses Experiment wurde durchgeführt,<br />

die Zigarre war ungenießbar, einfach<br />

viel zu stark.). Als drittes braucht<br />

man einen Einlagetabak mit Aroma<br />

(Seco, Blätter aus der Mitte der Pflanze,<br />

mittelstark, gutes Aroma).<br />

mengehalten. Das Deckblatt (feineres<br />

Blatt von einer anderen Pflanze, die<br />

unter weniger Sonneneinstrahlung gewachsen<br />

ist, Tabaco Tapado) sorgt für<br />

das schöne Aussehen. Welchen Einfluss<br />

das Deckblatt auf den Geschmack<br />

hat, darüber wird immer wieder gern<br />

diskutiert. Die einen sagen so, die anderen<br />

so…<br />

Wenn man eine Zigarre kreieren will,<br />

muss man also wissen, wie die Blätter<br />

jedes für sich schmecken, wie sie<br />

40<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


oben: Blätter über Blätter, so weit das Auge reicht<br />

zusammen schmecken und was passiert,<br />

wenn man die Zusammenstellung<br />

variiert. Dies können nur Menschen,<br />

die sehr gut schmecken (können) und<br />

die verschiedene Mischungen immer<br />

wieder probieren. Dies lernt man nicht<br />

über Nacht. Es ist das Ergebnis jahrelanger<br />

Erfahrung.<br />

In der nächsten Folge: Der Torcedor,<br />

der Zigarrenroller, die Blätter dann<br />

endlich in die Hände bekommen, um<br />

eine Zigarre zu fertigen.<br />

oben links: Die Blätter auf diesem Tisch verrollt ein<br />

guter Torcedor an einem Tag<br />

links: Einlagetabake werden auch in Schränken<br />

gelagert.<br />

mitte: Diese Tabelle gibt Auskunft darüber, wie viel<br />

Ligero, Seco und Volado in eine Zigarre mit einem<br />

bestimmten Format gehört.<br />

rechts: Der Ligero ist der stärkste Tabak in der Zigarre,<br />

man sollte deshalb nicht zu viel davon reinmachen.<br />

unten rechts: Nicht nur der Seco (trocken), eines<br />

der drei Einlageblätter, fühlt sich trocken und leicht<br />

staubig oder sandig an, die anderen auch.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 41


PORTRAIT•ERICH KÄSTNER<br />

42<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


EIN ANWALT<br />

DER KINDER<br />

Erich Kästner verstand die Kinderseele wie kein Zweiter. Obwohl<br />

er sich selbst nicht als Kinderbuchautor bezeichnete, konnte er mit<br />

Werken wie „Emil und die Detektive“, „Pünktchen und Anton“ oder „Das<br />

doppelte Lottchen“ durch ihre Augen sehen und auch in Romanen, wie<br />

„Drei Männer im Schnee“, das Kindliche bewahren. Vor 125 Jahren kam<br />

der Antimilitarist, Humanist und Menschenfreund auf die Welt, vor<br />

50 Jahren verließ er sie wieder.<br />

Text: Elmar Schalk<br />

Fotos: Nina Bauer<br />

DDas Ganze war ein<br />

riesiger Bluff: Anfang<br />

März 1945, als immer mehr Bomben<br />

auf Berlin fielen und sich die Front<br />

unaufhaltsam heranschob, reiste ein<br />

60-köpfiges Ufa-Team nach Mayrhofen<br />

in Tirol. Ihr Auftrag: Dringende Außenaufnahmen<br />

in den Alpen für den Film<br />

„Das verlorene Gesicht“. Das Propagandaministerium<br />

hatte den Dreh zunächst<br />

abgelehnt, doch der entscheidende<br />

Hinweis, dass dieser Film für<br />

den kurz bevorstehenden Endsieg<br />

gedacht sei, zeigte Wirkung. In letzter<br />

Minute kam sogar noch ein Drehbuchautor<br />

und seine Lebensgefährtin mit<br />

auf die Liste – Erich Kästner und Luiselotte<br />

Enderle. Der 46-jährige Kästner<br />

war zwar seit zwei Jahren mit einem<br />

kompletten Schreibverbot belegt, doch<br />

das Ufa-Team besaß noch einige vom<br />

Reichsfilmintendanten unterschriebene<br />

Blankoformulare. So wurde in Mayrhofen<br />

mit sichtbarem Aufwand fleißig<br />

gedreht, während die Dorfjugend dabei<br />

staunend zusah. „Wie erstaunt wäre sie<br />

erst gewesen, wenn sie gewusst hätte,<br />

dass die Filmkassette der Kamera leer<br />

war!“, erinnert sich Kästner in seinem<br />

überarbeiteten Tagebuch „Notabene<br />

45“. Denn es gibt keinen Filmdreh im<br />

Zillertal, die Ufa-Leute wollen das Ende<br />

des Krieges in sicherer Entfernung<br />

abwarten. Dabei die ständige Angst,<br />

dass der Schwindel auffliegt. Als eine<br />

einflussreiche Nationalsozialistin vor<br />

Ort die Männer für den „Volkssturm“<br />

heranziehen will, kann dies nur durch<br />

eine höhere Instanz in Berlin abgewendet<br />

werden. Richtig aufatmen kann die<br />

Filmcrew erst, als Ende März amerikanische<br />

Truppen in Mayrhofen einmarschieren.<br />

Zwölf Jahre hatte die Diktatur<br />

gedauert, voller Terror und Zensur.<br />

Unter Pseudonym<br />

1899, als das Einzelkind Emil Erich Kästner<br />

in Dresden geboren wurde, stampfte<br />

der Fortschritt des 19. Jahrhunderts<br />

durch das noch junge Kaiserreich,<br />

schubste die einen zur Seite und trieb<br />

die anderen in die Industrie. So auch<br />

den Sattlermeister Emil Richard Kästner,<br />

der in einer Kofferfabrik schuftete,<br />

während seine Frau Ida das schmale<br />

Gehalt als Dienstmädchen, Heimarbeiterin<br />

und später Friseurin aufbesserte.<br />

Ihr ganzer Stolz war der kleine Erich –<br />

er sollte später den gesellschaftlichen<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 43


PORTRAIT•ERICH KÄSTNER<br />

und beschäftigte eine Privatsekretärin<br />

(Elfriede Mechnig, die bis zu seinem<br />

Tod für ihn arbeitete) – schlug sein erstes<br />

Kinderbuch wie eine Bombe ein.<br />

Der doppelte Emil<br />

Bereits nach einem Jahr hatte sich<br />

„Emil und die Detektive“ 10.000-fach<br />

verkauft. Heute geht man weltweit von<br />

über 3,2 Mio. Exemplaren aus. Bereits<br />

1931 wurde der Kinderkrimi gelungen<br />

verfilmt. Dass die Geschichte um einen<br />

Jungen, der mit anderen Kindern einen<br />

erwachsenen Dieb fängt, damals so<br />

erfolgreich war, ist nachvollziehbar:<br />

Kästner zeichnet die Story mit wenigen,<br />

sehr klaren Worten in einem seinerzeit<br />

sehr modernen Schreibstil, dabei<br />

ist seine Sprache humorvoll-kreativ.<br />

Außer dem schildert er detailgenau die<br />

echten Locations in Berlin. Und schließlich<br />

sind seine jugendlichen Protagonisten<br />

eigenständige Persönlichkeiten,<br />

die immer genau zu wissen scheinen,<br />

was zu tun ist. Solche „normalen“ Helden<br />

kannten die Kinderbuchleser und<br />

-leserinnen bis dato nicht. Zudem: Statt<br />

von oben herab, schreibt der Autor auf<br />

Augenhöhe. Doch warum sind die Bücher<br />

von Erich Kästner auch heute noch<br />

so lesbar, lebendig und aktuell? Zum<br />

einen, weil sein Schreibstil zeitlos ist.<br />

Zum anderen spielt es keine Rolle, ob<br />

es sich bei seinen Hauptdarstellern um<br />

Kinder oder Erwachsene handelt – es<br />

sind einfach nur Menschen mit großen<br />

und kleinen Sorgen. Dass er sich in seinen<br />

Texten oft auf das Wesentliche beschränkt,<br />

lässt ebenso Raum für die eigene<br />

Fantasie. Und schließlich steckt so<br />

viel Kästner in den Erzählungen, dass<br />

die Emotionen und Gedanken absolut<br />

authentisch wirken. Wie ein Schauspieler,<br />

der auf der Bühne persönliche<br />

Dinge von sich preisgibt, und damit der<br />

Rolle echtes Leben einhaucht. Tatsächlich<br />

gibt es unzählige, offen sichtliche<br />

Parallelen zwischen den Hauptfiguren<br />

und dem Schriftsteller. Für sein erstes<br />

Kinderbuch ließ sich Kästner beispielsweise<br />

von einem Kindheitserlebnis<br />

inspirieren, als er eine Betrügerin verfolgte,<br />

die seine Mutter (Friseurin) geschädigt<br />

hatte.<br />

Aufstieg schaffen. Von ihr wurde der<br />

Bub mit einem Übermaß an Liebe und<br />

hohen Erwartungen gefüttert. Bis zu<br />

ihrem Tod 1951 war es eine sehr enge<br />

Beziehung mit fast täglichem Briefverkehr,<br />

in der sich der Sohn verpflichtet<br />

fühlte, für seine Mutter immer das Beste<br />

zu geben. Trotzdem schlug er nicht<br />

den erwünschten Berufsweg ein, brach<br />

nach drei Jahren seine Ausbildung zum<br />

Volksschullehrer ab und wurde 1917<br />

zum Militärdienst einberufen. Hatte er<br />

als Kind noch schöne, kaisertreue Gedichte<br />

verfasst, so war er nach dem<br />

Ersten Weltkrieg ein überzeugter Antimilitarist.<br />

In Leipzig studierte Kästner<br />

u.a. Geschichte, Theaterwissenschaft<br />

und Philosophie, jobbte als Parfümverkäufer,<br />

Journalist und Theaterkritiker,<br />

um dann als 26-jähriger in Germanistik<br />

zu promovieren. Als ihn die „Neue Leipziger<br />

Zeitung“ wegen eines angeblich<br />

frivolen Gedichtes vor die Tür setzte,<br />

zog Kästner nach Berlin und schrieb<br />

weiter für den ehemaligen Arbeitgeber<br />

unter dem Pseudonym „Berthold Bürger“.<br />

Der Sachse mit der spitzen Feder<br />

und dem verschmitzten Lächeln war in<br />

den 1920ern sehr produktiv und arbeitete<br />

für mehrere Publikationen gleichzeitig.<br />

Dabei entwickelte sich der Journalist<br />

immer mehr zum Schriftsteller.<br />

Noch wurde sein erstes größeres Werk,<br />

die Komödie „Klaus im Schrank oder<br />

Das verkehrte Weihnachtsfest“, 1927<br />

von den ihm angeschriebenen Verlagen<br />

als „zu modern“ abgelehnt. Zwei Jahre<br />

später – Erich Kästner hatte inzwischen<br />

eine Gedichtsammlung veröffentlicht<br />

Ungeschminkte Medusen<br />

Entscheidend für den literarischen<br />

Erfolg, damals wie heute, ist aber die<br />

unbedingte Menschenliebe des Autors;<br />

wohl wissend, dass der Homo Sapiens<br />

fehlerbehaftet sein kann. „Es gibt<br />

nichts Gutes außer: Man tut es.“ ist<br />

Kästners populärstes Zitat. Wenn sich<br />

die menschliche Gesellschaft jedoch<br />

von ihrer dümmsten, grausamsten und<br />

raffgierigsten Seite zeigte, schüttelte<br />

dieser enttäuscht den Kopf und mischte<br />

seine Texte mit Verbitterung und<br />

Sarkasmus. So, wie in „Fabian. Die Geschichte<br />

eines Moralisten“ – ein Großstadtroman,<br />

der den Niedergang der<br />

Weimarer Republik 1931 vorweg nimmt<br />

und ursprünglich „Der Gang vor die<br />

Hunde“ heißen sollte. Umso heller und<br />

wärmer strahlt seine Zuversicht in den<br />

Kinderbüchern: Auch wenn die Kindheit<br />

nicht nur „aus prima Kuchenteig<br />

44<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


gebacken“ sei, werde letztlich alles gut<br />

werden, versichert der Autor. Mit dieser<br />

Grundeinstellung und der Hoffnung,<br />

dass der braune Spuk maximal ein<br />

Jahr dauern werde, wappnete er sich<br />

1933 für das Dritte Reich. Sehr schnell<br />

wurde es dunkel. Als wenige Monate<br />

nach der Machtübernahme „Das fliegende<br />

Klassenzimmer“ erschien, stand<br />

der Name seines langjährigen Illustrators<br />

Walter Trier schon nicht mehr auf<br />

dem Titel, weil er Jude war. Drei Jahre<br />

später emigrierte Trier nach London.<br />

Auch Kästner selbst hätte allen Grund<br />

gehabt, das Land zu verlassen. Wie viele<br />

andere Kollegen war er den Nazis<br />

verhasst und all seine Bücher – bis auf<br />

„Emil und die Detektive“ – wurden verbrannt,<br />

während der 34-jährige dabei<br />

zusah. Doch er blieb aus verschiedenen<br />

Gründen. Zum einen wegen seiner<br />

in Dresden lebenden Mutter, die<br />

an Depressionen litt. Außerdem konnte<br />

er bis 1943 unter Pseudonymen weiterarbeiten,<br />

bzw. Bücher im Ausland<br />

veröffentlichen. Aufgrund einer Sondergenehmigung<br />

von Goebbels schrieb<br />

er für die Ufa sogar das Drehbuch zu<br />

„Münchhausen“, einem der ersten deutschen<br />

Farbfilme. Im Vorspann und in<br />

der Presse wurde er als Drehbuchautor<br />

aber totgeschwiegen. Und schließlich<br />

wollte Kästner in dieser Zeit auch Chronist<br />

sein, führte ein geheimes Kriegstagebuch,<br />

um daraus einen Roman über<br />

das Dritte Reich zu schreiben. Doch<br />

als er nach Kriegsende einen Auschwitz-Überlebenden<br />

kennenlernt und<br />

dessen Bericht niederschreibt, ist der<br />

Schriftsteller sprachlos. Später wird er<br />

erklären, warum er das Grässliche der<br />

Zeitgeschichte in keine Kunstform bringen<br />

wollte und konnte: „Wir müssen der<br />

Vergangenheit ins Gesicht sehen. Es ist<br />

ein Medusengesicht, und wir sind ein<br />

vergessliches Volk. Kunst? Medusen<br />

schminkt man nicht.“<br />

Emil weltweit<br />

Für den Wiederaufbau war der leidenschaftliche<br />

Humanist der richtige<br />

Mann. In München leitete Erich Kästner<br />

das Feuilleton der „Neuen Zeitung“,<br />

brachte Kinder- und Jugendzeitschriften<br />

heraus, arbeitete für das literarische<br />

Kabarett (wie die „Schaubude“)<br />

und schrieb zahlreiche Texte über den<br />

Nationalsozialismus und den Krieg,<br />

etwa „Die Konferenz der Tiere“. Stärker<br />

als je zuvor ist der Mittfünfziger nun<br />

Antimilitarist, demonstriert gegen die<br />

Remilitarisierung und später gegen den<br />

Vietnamkrieg. Ebenso heftig kritisiert<br />

er Einschränkungen der Pressefreiheit,<br />

wie das „Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender<br />

Schriften“ oder die<br />

Durchsuchungen und Verhaftungen in<br />

der „Spiegel“-Redaktion 1962. Beruflich<br />

ist Kästner weiterhin erfolgreich. Gut<br />

20 Jahre nach Erscheinen seines Buches<br />

kommt „Drei Männer im Schnee“<br />

auch in die Kinos: Die Verwechslungskomödie<br />

von 1955 ist eine geistreiche,<br />

warme Weihnachtsgeschichte verfilmt<br />

mit Paul Dahlke, Günther Lüders und<br />

Claus Biederstaedt. Dort ist der Autor<br />

als Erzählstimme zu hören, wie auch<br />

in etlichen Verfilmungen seiner Kinderbücher.<br />

Längst haben die Geschichten<br />

um Arthur, Pünktchen, Johnny oder<br />

den kleinen Dienstag Landesgrenzen<br />

übersprungen, wurden in zahlreiche<br />

Sprachen übersetzt und verfilmt. Als<br />

Zeitzeugen sieht man Erich Kästner<br />

0öfters im Fernsehen der 1960er, wenn<br />

es beispielsweise um das Thema „Bücherverbrennungen“<br />

geht. Als Schriftsteller<br />

veranstaltet er Lesungen seiner<br />

Werke im Theater und schreibt bis ins<br />

Jahr 1968. Als Privatmensch bleibt<br />

er zeitlebens unverheiratet, hat aber<br />

langjährige Liebesbeziehungen und<br />

Affären, und pendelt zwischen Berlin<br />

und München: Im Norden wohnt seine<br />

Freundin Friedel Siebert mit dem gemeinsamen<br />

Sohn Thomas, im Süden<br />

seine Lebensgefährtin Luiselotte Enderle,<br />

mit der er einst nach Tirol floh.<br />

Beiden Frauen fühlt er sich verpflichtet,<br />

bis ihm die Mutter seines Sohnes 1969<br />

Lebewohl sagt. Nach mehreren Klinikaufenthalten<br />

stirbt Emil Erich Kästner<br />

am 29. Juli 1974 im Münchener Stadtteil<br />

Neuperlach und die Welt ist um<br />

einen klar denkenden Menschen ärmer.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 45


STORY• KAFFEEKULT<br />

Kaffeekult:<br />

DER TANZ UM DIE<br />

GOLDENE BOHNE<br />

Text: Elmar Schalk Foto: Nina Bauer<br />

Wahnsinnig global<br />

irgend einen Heiligen, anlässlich eines<br />

speziellen Datums oder zu Reiterspielen<br />

und Stierkämpfen begangen<br />

werden. Einer der wichtigsten und<br />

spektakulärsten ist sicherlich der „Día<br />

de los muertos“ vom 31. Oktober bis<br />

2. November. In Mexiko hat man ein offeneres<br />

Verhältnis zum Jenseits, wenn<br />

zu Ehren der Toten ein farbenprächtiges<br />

Volksfest veranstaltet wird. Dann ist<br />

das ganze Land in bunten Farben und<br />

mit zahllosen Skeletten, Totenköpfen<br />

und Blumen geschmückt, während auf<br />

den Friedhöfen ausgelassen gegessen,<br />

getrunken, gesungen und getanzt wird.<br />

Überall bringt man den Verstorbenen<br />

verschiedene Opfergaben dar, zu denen<br />

selbstverständlich auch Tequila und<br />

Zigarren zählen.<br />

Wahnsinnig weit<br />

Seit 27 Jahren sammelt ein Texaner namens<br />

Winter weltweit Starbucks-Filialen<br />

wie andere Menschen Briefmarken.<br />

Bislang hat er in über 19.000 firmeneigenen<br />

Starbucks einen Kaffee hastig<br />

heruntergestürzt und ein Foto gemacht,<br />

um schon zur nächsten Destination zu<br />

eilen. Er will sie alle haben. Was ein<br />

Problem ist, denn die Kette wächst<br />

schneller als Winter reisen kann. Auf<br />

seiner Webseite starbuckseverywhere.<br />

net doku mentiert der Getriebene sein<br />

endloses „Starbucking“, für das er be-<br />

46<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Er ist der Muntermacher am Frühstückstisch, der Dauerbrenner zum Kuchen, der<br />

Stimmungsaufheller an allen Tagen des Jahres – Kaffee! Und während er die einen<br />

am Arbeitsplatz wachhält, lässt er andere förmlich durchdrehen, wenn es um<br />

Anbaugebiete, Mahlgrade und Brühtemperaturen geht. Ohne Kaffee wäre die Welt eine<br />

andere. Sicherlich langweiliger. Ein Blick auf den ganz normalen Kaffeewahnsinn.<br />

reits über 150.000,- $ ausgegeben hat.<br />

Das Verrückteste an der Geschichte: Er<br />

mag den Kaffee nicht mal.<br />

Wahnsinnig viel<br />

Kein Land der Welt konsumiert so viel<br />

Kaffee wie Finnland: Jährlich werden<br />

12 kg „Kahvi“ pro Kopf aufgebrüht (während<br />

es in Deutschland gerade mal 5,2<br />

kg sind). Hier ist Kaffeetrinken ein fast<br />

heiliger Akt, der als „Kaffepaussi“ in geselliger<br />

Runde mehrmals am Tag zelebriert<br />

wird – zwei davon stehen sogar<br />

jedem Arbeitnehmer tariflich zu. Warum<br />

die Finnen so kaffeeverrückt sind?<br />

„Wir können nicht immer Alkohol konsumieren“,<br />

so die selbstironische Antwort.<br />

Auch wahr: Kaffeegenuss erhellt<br />

die lange, dunkle Winterzeit am Polarkreis<br />

ganz vortrefflich.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 47


STORY• KAFFEEKULT<br />

Wahnsinnig hell<br />

Welche Farbe hat Kaffee? Eigentlich<br />

braun; im fertig gerösteten Zustand<br />

reicht die Farbpalette der Bohnen von<br />

hellbraun bis fast schwarz. Dann kam<br />

irgendeine Blitzbirne auf die Idee, die<br />

Rösttemperatur drastisch zu drosseln,<br />

und schon war ein neuer Trend ge boren:<br />

Weißer Kaffee! Die blassen Vertreter ergeben<br />

einen leichteren, fruchtigen Geschmack<br />

mit mehr Säure als Bitterstoffe<br />

und leicht erhöhtem Koffeingehalt.<br />

„Sei’s drum!“, werden die meisten Kaffeetrinker<br />

erwidern. „Der nächste Trend<br />

steht sicher schon in den Startlöchern.“<br />

Wahnsinnig traditionell<br />

Wer sich mit Kaffee auseinandersetzt,<br />

kommt an Wien nicht vorbei. Hier hat<br />

der Trend bei der braunen Bohne einen<br />

mächtigen Gegner: die Tradition.<br />

Bereits 1685 eröffnete das erste Kaffeehaus<br />

in der Donaumetropole. Um 1900<br />

gab es in Wien rund 600 Kaffeehäuser,<br />

Treffpunkte namhafter Schriftsteller,<br />

Maler und anderer Intellektueller. Dabei<br />

fungierte diese Institution schon<br />

immer als zweites, kollektives Wohnzimmer.<br />

Ein Teil der traditionellen Adressen<br />

ist heute zwar Geschichte, doch<br />

die Wiener Kaffeehauskultur hat alles<br />

überdauert und gehört seit 2011 zum<br />

immateriel len Kulturerbe der UNESCO.<br />

Ihre Hauptdarsteller tragen klangvolle<br />

Namen: Franziskaner, Wiener Melange,<br />

Einspänner, Verkehrter, Kapuziner oder<br />

Fiaker sind nur einige der wunderbaren<br />

Kaffeeklassiker.<br />

Wahnsinnig politisch<br />

Das koffeinhaltige Getränk und seine<br />

Kaffeehäuser waren nicht immer und<br />

überall beliebt. Schon im Osmanischen<br />

Reich schielte die Obrigkeit argwöhnisch<br />

auf solche „Keimzellen potenzieller<br />

Revolutionen“. Ebenso beobachteten<br />

die Herrscher im Abendland den zunehmenden<br />

Kaffeekonsum ihrer Untertanen.<br />

Natürlich wurde auch im Wirtshaus<br />

heftig politisiert, doch aberwitzige<br />

Ideen blieben meist im Alkohol stecken.<br />

Kaffee hingegen schien den Verstand<br />

zu schärfen und hielt die Bürger wach.<br />

Friedrich der Große, der im 18. Jahrhundert<br />

selbst gerne das eine oder andere<br />

Tässchen trank, verurteilte Kaffee als<br />

„wirtschaftsschädigend“, weil er etwa<br />

vom Nachbarstaat Hamburg importiert<br />

werden musste und die preußischen<br />

Bierbrauer über Umsatzeinbußen klagten.<br />

Da durch seine Steuererhöhungen<br />

nur der Rohkaffee-Schmuggel florierte,<br />

schuf der König eine Spezialeinheit:<br />

Kaffeeschnüffler, die Häuser stürmten,<br />

Hausfrauen abtasteten und Bohnen<br />

konfiszierten. Es half nichts – der Kaffee<br />

war nicht mehr aufzuhalten und die<br />

Spürhunde gingen in den Ruhestand.<br />

Heute ist Kaffee mehr denn je ein Poli-<br />

48<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


ti kum: Als zweitwichtigstes Handelsgut<br />

nach Erdöl spielen Riesenplantagen sogar<br />

bei der Regenwaldvernichtung eine<br />

Rolle. Doch der Kenner lässt sowieso<br />

die Finger von der Massenware.<br />

Wahnsinnig dumm<br />

Zu viel Kaffee lässt das Gehirn schrumpfen<br />

– zu diesem Ergebnis kam eine Studie<br />

der University of South Australia<br />

2021. Anhand von 17.702 Teilnehmern<br />

(zwischen 37 und 73 Jahren) erkannten<br />

die Forscher folgenden Zusammenhang:<br />

Je höher der Kaffeekonsum,<br />

desto geringer das Gesamtvolumen des<br />

Gehirns und umso höher das Risiko für<br />

Demenz. Ab sechs Tassen täglich, so<br />

die Wissenschaftler, wird’s bedenklich.<br />

Demnach hätte man auf intellektueller<br />

Ebene von den vieltrinkenden Finnen<br />

nicht mehr viel zu erwarten…<br />

Wahnsinnig berauschend<br />

Manch einer ist bekennender Kaffee-<br />

Junkie – ohne den braunen Wachmacher<br />

am Morgen oder der Tasse<br />

zwischendurch geht nix! Je nach Typ<br />

zeigt das Koffein nach etwa 15 Minuten<br />

seine aufputschende Wirkung. Tatsächlich<br />

spricht Kaffee dieselben Hirnregionen<br />

an wie Heroin und Kokain; Koffein<br />

macht aber nicht süchtig. Setzt der<br />

Hardcore-Kafficionado seine Büro droge<br />

ab, kann es zwar zu Kopfschmerzen<br />

und Müdigkeit kommen, aber ebenso<br />

schnell klingen die Symptome auch<br />

wieder ab. Koffein findet man zudem in<br />

(dunkler) Schokolade, Tee oder Limo.<br />

Wahnsinnig summ<br />

Dass auch Bienen auf Koffein fliegen,<br />

fanden Biologen der britischen<br />

Newcastle University heraus: Koffeinhaltige<br />

Pollen würden die Sammelleistung<br />

der Insekten steigern und die<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 49


STORY• KAFFEEKULT<br />

Pflanze erhalte treuere Bestäuber.<br />

Klingt nach einer Win-win-Strategie.<br />

Wissenschaftler der University of Sussex<br />

stellten aber fest, dass Maya und<br />

ihre Kollegen von manchen Pflanzen<br />

regelrecht ausgebeutet werden: Angefixt<br />

durch das Koffein, akzeptierten sie<br />

auch minderwertigen Nektar, wodurch<br />

die Pflanze eine Menge Energie spare.<br />

Wahnsinnig vegan<br />

Kaffee ist vegan. Meistens jedenfalls.<br />

Nur wer gerne Entkoffeinierten trinkt,<br />

sollte als Veganer auf die Zusatzstoffe<br />

achten, denn um die aufgeraute Bohne<br />

zu glätten, erlaubt die EU-Zusatzstoffverordnung<br />

auch Bienenwachs oder<br />

Schellack. Wer seinen Kaffee noch<br />

veganer mag, sollte nach Down Under<br />

reisen: Die verrückten Australier servieren<br />

dort Avocado-Latte & Kaffee aus der<br />

Möhre. Das ist kein Scherz. Obwohl der<br />

Trend als solcher seinen Anfang nahm,<br />

als ein australischer Immobilien-Mogul<br />

spottete, die Generation Y würde ihr<br />

ganzes Geld nur noch für Kaffee und<br />

Avocados ausgeben. Prompt servierte<br />

ein Café-Betreiber aus Melbourne den<br />

Latte Macchiato in einer ausgehöhlten<br />

Avocado. Die „Avolatte“ wurde zum Renner<br />

und fand bald Nachahmer, wie den<br />

"Carrotcino" aus Sydney. Dabei sei das<br />

Heißgetränk in der Mohrrübe erst der<br />

Anfang, so die Erfinderin. What next?<br />

Ein Espressonion? Ein Tomaffogato?<br />

Wahnsinnig teuer<br />

Sie suchen das Besondere und möchten<br />

für ein Pfund Kaffee 120 Euro auf<br />

den Tisch legen? Kein Problem: Wie<br />

wäre es mit einem „Black Ivory Coffee“<br />

oder einem „Kopi Luwak“? Hier werden<br />

die Kaffeekirschen nicht vom Strauch<br />

geerntet – man pult die Bohnen aus<br />

den Hinterlassenschaften von Elefanten<br />

und asiatischen Schleichkatzen<br />

(Luwaks). Letztere wurden lange Zeit<br />

bekämpft, weil sie auf Kaffeeplan tagen<br />

gerne die Früchte verputzen. Bis<br />

man erkannte, dass die unverdauten<br />

Bohnen in den Luwaks eine Fermentation<br />

durchlaufen, die den Kaffee<br />

„gehaltvoller“ machen. Obwohl der<br />

Kopi Luwak erst in den letzten Jahren<br />

gehypt wurde, hatte ihn schon Alfred<br />

Brehm anno 1883 beschrieben. Der eigentliche<br />

Wahnsinn: Weil sich mit der<br />

Katzenscheiße ein Wahnsinnsgeschäft<br />

machen lässt, werden die meisten Tiere<br />

mittlerweile in Käfigen gehalten. Ein<br />

triftiger Grund, von dieser Spezialität<br />

die Finger zu lassen.<br />

50<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Wahnsinnig gesund<br />

Auch wenn australische Forscher behaupten,<br />

dass zu viel Kaffee die Birne<br />

weich macht, so enthält das populäre<br />

Heißgetränk andererseits viele Antioxidantien,<br />

also Stoffe, die zerstörerische<br />

Prozesse in den Körperzellen<br />

ausbremsen. Aufgrund einer Studie<br />

des National Cancer Institutes kommt<br />

die amerikanische Gesundheitsbehörde<br />

zu dem Schluss, dass Kaffeekonsum<br />

eine leicht lebensverlängernde<br />

Wirkung hat: Mit vier bis fünf Tassen<br />

täglich sinke das Sterberisiko bei Männern<br />

um zwölf Prozent, bei Frauen sogar<br />

um 16 Prozent. Dies hätte auch der<br />

Kolumbianer Javier Pereira bestätigen<br />

können. Bevor er 1958 starb, verriet er<br />

der Presse sein Geheimnis für ein langes<br />

Leben: „Viel Kaffee trinken, Kakaobohnen<br />

kauen, manchmal eine große<br />

Zigarre rauchen und sich keine Sorgen<br />

machen.“ Damit soll er als „ältester<br />

Mensch der Welt“ unglaubliche 167<br />

Jahre alt geworden sein. Sagt jedenfalls<br />

Kolumbien.<br />

Wahnsinnig logisch<br />

Vor einigen Jahren hat die britische<br />

Medienagentur „Pressat“ eine Umfrage<br />

unter 10.000 Angestellten gestartet, um<br />

herauszufinden, in welcher Berufsgruppe<br />

der meiste Kaffee getrunken wird.<br />

Wer jetzt auf die IT-Branche tippt, landet<br />

auf Platz acht. Taxi- und Fernfahrer? Liegen<br />

sogar noch dahinter – auf der Zehn.<br />

Ärzte und Pfleger haben es in die Top<br />

Five geschafft, davor die Einzelhändler<br />

und Handwerker. Rang drei belegen die<br />

Lehrer, während die Silbermedaille an<br />

die nimmermüden Gesetzeshüter geht.<br />

Doch die ungekrönten Herrscher und<br />

Herrscherinnen der Kaffeefilter, Espressokannen<br />

und Vollautomaten sind<br />

die Journalisten und Journalistinnen!<br />

Gäbe es da nicht diese australische<br />

Studie, könnte man sich jetzt glatt noch<br />

einen Kaffee machen.<br />

Der Tanz um die goldene Bohne<br />

wird also nie enden, und das ist auch<br />

gut so. Denn die duftende, braune<br />

Essenz gerösteter Kaffeebohnen erhellt<br />

das menschliche Gemüt wie kein anderes<br />

Getränk auf der Welt. Wahnsinn<br />

hin oder her, manchmal muss man die<br />

Dinge so sehen wie sie sind. Der Sänger<br />

Roger Cicero brachte es auf den Punkt:<br />

„Guter Kaffee ist wie gute Musik – beides<br />

berührt die Seele.“<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 51


PFEIFENTABAK<br />

... and the livin´ is easy<br />

Leichte Mischungen<br />

im Blick<br />

Die große Mehrheit der<br />

Pfeifenraucher möchte<br />

leicht rauchen. Mild und<br />

aromatisch. Dazu soll der Tabak noch<br />

eine angenehme Raumnote bereithalten,<br />

um die, die nicht rauchen, zu besänftigen.<br />

Bei uns in Deutschland wird<br />

gefühlt zu 95 Prozent dazu mit Filter geraucht,<br />

dem 9mm Aktivkohlefilter. Was<br />

auch Sinn macht. Natürlich wird auch<br />

aus gesundheitlichen Gründen der Filter<br />

benutzt, aber das scheint mir nicht der<br />

Hauptgrund zu sein. Die gerade hocharomatisierten<br />

Blends harmonieren mit<br />

dem Einsatz des Filters. Er sorgt dafür,<br />

Mischungen weicher und abgerundeter<br />

erscheinen zu lassen, ohne das Geschmacksprofil<br />

zu verändern. Last but<br />

not least hält er Schadstoffe zurück.<br />

Zwei Nachteile des Filters: Der Holm einer<br />

Pfeife benötigt einen Mindestdurchmesser,<br />

die kleinen, leichten und oftmals<br />

elegantesten Pfeifen bleiben dem<br />

Filterraucher verwehrt. Ferner wird der<br />

Zug durch den Filter erschwert.<br />

Den Weinmarkt und die Brauereien umtreibt<br />

ein anderes Problem. Man sollte<br />

spontan denken, das sei der Klimawandel.<br />

Doch dieser folgt erst an zweiter<br />

Stelle. Es geht hier schlichtweg um ein<br />

Überangebot bei nachlassendem Konsum.<br />

Es wird weniger getrunken! Wer<br />

hätte das gedacht. Einige von uns halten<br />

dagegen, was das Zeug hält, können<br />

aber den allgemeinen Trend nicht aufhalten.<br />

Davon zeigt sich der Tabakmarkt unbeeinflusst.<br />

Dieser hat mit anderen Problemen<br />

zu kämpfen, der nachlassende<br />

Konsum gehört nicht dazu. Sie werden<br />

ahnen, was jetzt folgt. Genau. Tabak ist<br />

geächtet, weltweit. Wir werden einen<br />

Weg finden, damit umzugehen und hoffen<br />

auf die Einsicht der Politik. Tabak ist<br />

Unser Autor Jens Meyer leitet seit 2007<br />

das Haus Pfeifen Huber in München.<br />

Gegründet wurde das Unternehmen 1863 und<br />

wird heute in vierter Generation von<br />

Georg Huber geführt.Jens Meyer bietet dort<br />

auch Einsteigerseminare.<br />

Weitere Informationen: www.pfeifen-huber.de<br />

an erster Stelle Genuss. Die Pfeife sowie<br />

auch die Zigarre werden nur gepafft und<br />

nicht auf Lunge geraucht. Wir Raucher<br />

leben nicht gesünder, aber unser Konsum<br />

ist weniger schädlich. Immerhin!<br />

Es ist so weit. Wir schauen uns einige<br />

große Klassiker und Neuheiten näher<br />

an. Und rauchen. Selbstverständlich.<br />

54<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Mac Baren Classic Flake Cut.<br />

Wird gern verwechselt mit dem Virginia Flake Cut, der nahezu naturbelassen<br />

auftritt. So mancher ist schon darauf hereingefallen.<br />

Doch das ist nicht tragisch, beide Flakes sind großartig.<br />

Hier aber handelt es sich um eine Komposition aus Virginia und, wie<br />

Mac Baren es bezeichnet: Modern Cavendish. Mit Black Cavendish<br />

liegen Sie ebenso richtig. Der Classic zeigt ein dunkleres Tabakbild<br />

auf als der nichtaromatisierte reine Virginia, verbunden mit einer<br />

angenehmen Vanille Süße. Im Duft: Lebkuchen und Vanillepudding.<br />

Langsamer Abbrand, was dem Geschmack gerade in der wärmeren<br />

Jahreszeit zugutekommt. Der Modern Cavendish puffert zusätzlich<br />

die Hitze ab. Die natürliche Süße des Virginia ergänzt sich<br />

wunderbar mit der zarten Süße der Vanille. Mac Baren kann Flake<br />

und auch Aroma, wie hier zu sehen und zu schmecken.<br />

50 Gramm Dose 13,80 €. Kräftigkeit: Leicht - Leicht bis medium.<br />

9,3 Punkte<br />

John Aylesbury Irish Autumn<br />

Der Irische Herbst ist neu auf dem Markt und wird von Mac Baren<br />

produziert. Typischer Loose Cut Schnitt. Dunkles, fast schwarzes<br />

Tabakbild. Neben den Hauptkomponenten Black Cavendish ergänzt<br />

eine Portion Burley und Virginia den Blend. Kurzer Cross Cut<br />

Schnitt. In der Nase viel Schokolade, dann Frucht und gebrannte<br />

Mandeln. Assoziation: Saftig! Brennt gleichmäßig ab, auch wenn<br />

die Mischung etwas zu feucht daherkommt. Ist das dem Herbst geschuldet?<br />

Der Geschmack überzeugt. Der Duft der Komponenten<br />

spiegelt sich im Geschmack wider. Die Schokolade ist da, Frucht<br />

rundet alles ab, gebrannte Mandeln ergänzen den Blend. Der Tabak<br />

verbreitet eine wohlige Wärme und Gemütlichkeit, um nicht<br />

zu sagen: Geborgenheit. Im besten Sinne. Das Ganze ist limitiert,<br />

wird aber voraussichtlich doch einige Zeit lieferbar sein. In der<br />

noch jungen Linie Mac Baren/ Aylesbury die attraktivste Variante<br />

im aromatischen Feld.<br />

100 Gramm Dose 21,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,4 Punkte<br />

Charatan 160 Jahre<br />

Die Pfeifenmarke Charatan wurde 1863 gegründet, zeitgleich mit<br />

dem Haus Pfeifen Huber in München. Nach der Übernahme von<br />

Dunhill, London, begann die Marke an Bekanntheit zu gewinnen.<br />

Besonderes Merkmal ist der Stufenbiss, den so wohl keine andere<br />

Marke verwendet. Doch es ist ruhig geworden um die Marke, in<br />

kleinen Mengen produziert der Mutterkonzern noch Serien, scheint<br />

sich aber selbst nicht sicher zu sein, was man mit der Marke anstellen<br />

soll.<br />

Anders der Bereich Tabak. Bei uns vor über 20 Jahren eingestellt,<br />

aber in der Schweiz immer noch erhältlich, kommt nun der Importeur<br />

Kopp mit einer 160 Jahre Edition auf den Markt. Die Mischung<br />

ist überraschend dezent aromatisiert, was eher verwundert in Zeiten,<br />

in denen es den meisten Rauchern nicht süß genug sein kann.<br />

Loose Cut Schnitt, Aromen von Pflaumen, Vanille und Mirabelle. Die<br />

Frucht harmoniert ausgezeichnet im Wechselspiel mit der Vanille.<br />

Ausgeglichene Entfaltung der einzelnen Komponenten. Leicht,<br />

dezent süß und angenehm zu rauchen. Understatement. Kühler<br />

Rauchgenuss, der kaum Wünsche offenlässt.<br />

100 Gramm Dose 30,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,2 Punkte<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 55


PFEIFENTABAK<br />

John Aylesbury Summer Edition<br />

Kurz vor Redaktionsschluss noch eingetroffen. Die neue,<br />

limi tierte Sommermischung 2024. Kurzer Schnitt aus glänzend<br />

schwarzem Cavendish und rostbraunem Virginia. Im<br />

Duft reife, knackige Beeren, Lavendel und exotische Früchte.<br />

Knackig. So fulminant der Duft, so konservativ der Geschmack,<br />

was in diesem Falle positiv zu sehen ist. Cremigkeit<br />

mit Tupfern von Frucht in genau der richtigen Balance. Mit<br />

diesem Tabak, der Pfeife und einer Flasche gekühlten Weißwein<br />

in den geschützten Dünen liegen und der Rest der Welt<br />

kann Sie mal alleinlassen.<br />

100 Gramm Dose 29,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,3 Punkte<br />

Ilsteds Own 100<br />

Leise hat sich diese Mischung, benannt nach einem der großen<br />

dänischen Pfeifenmacher, Poul Ilsted, einen festen Platz<br />

im Herzen der Pfeifenraucher gesichert. Wer sich zu diesem<br />

Tabak hingezogen fühlt, will nichts anderem in der Pfeife Feuer<br />

geben. Noch kurz etwas zu Poul Ilsted, den ich einige Male<br />

sehen durfte. Ihn selbst, wie viele andere große Namen, habe<br />

ich nur mit Zigarette in den Mundwinkeln kennengelernt, dafür<br />

waren seine Bulldogs und Facetten atemberaubend schön<br />

und sind es noch heute. Eine davon ist auf dem Produktfoto<br />

zu sehen. Nun wieder zum Tabak: Der rostrote Virginia wird<br />

ergänzt durch Burley und Black Cavendish, Virginia behält<br />

jedoch die Oberhand, im Tabakbild wie geschmacklich. Der<br />

Hersteller spricht von einer Vanille/ Pflaume Aromatisierung.<br />

Passt. Bemerkenswert ist die Harmonie der Komponenten.<br />

Der Natursüße des Virginia wird genügend Raum gegeben. Im<br />

Geschmack ist der Tabak einschmeichelnd mit feiner Vanille<br />

und Fruchtnoten. Der Bayer würde sagen: Süffig! Nur noch<br />

lieferbar in der 100 Gramm Runddeckeldose, die dafür den<br />

Tabak auch nach Anbruch für viele Monate frischhält.<br />

100 Gramm Dose 19,40 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,3 Punkte<br />

White Elephant Etosha<br />

Langfaserig geschnittener Loose Cut mit Flake Anteilen. Die<br />

Mischung aus der Afrika Linie wird mir Marula Likör versetzt,<br />

einer Spezialität aus Südafrika. Im Duft Honigkuchen und<br />

süße Sahne. Macht neugierig. Moderne Mischung, die viele<br />

ansprechen wird. Gute Definition zwischen Süße und Tabakgeschmack.<br />

Mit der Afrika Linie verlässt Kopp ausgetretene<br />

Pfade und versteht es, süße Aromen neu zu interpretieren.<br />

50 Gramm Dose 13,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,3 Punkte<br />

56<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Kopp Caribbean Blue Drake<br />

Die beliebtesten Grundtabake für einen aromatisierte Mischung<br />

finden wir auch hier wieder: Virginia und Cavendish.<br />

In diesem Fall braunen und schwarzen. Auf Burley wird ausnahmsweise<br />

verzichtet. Breit geschnitten. Ananas, Banane und<br />

Madagaskar Vanille sollen uns überzeugen und tun es auch.<br />

Großartiges Spiel der einzelnen Aromen, virtuos gemacht. Ein<br />

Tabak, der auf der cremigen, feinkörnigen Seite liegt und moderne<br />

Wege aufzeigt. Gelungen.<br />

50 Gramm Dose 13,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,4 Punkte<br />

Rattray´s Year of the Dragon<br />

Goldgelber Virginia in verschiedenen Schnittbreiten. Märchenhaft<br />

schönes Tabakbild, samtige Griffigkeit. Sternfrucht untermalt<br />

die Süße. Perfekte Balance aus Süße und Säure. Alles<br />

zart und fein, fast schüchtern in der Entfaltung. Will langsam<br />

geraucht werden, um die Sinfonie aus Frucht und Natürlichkeit<br />

voll zur Geltung kommen zu lassen. Im Rauchverlauf fließt zarte<br />

Creme mit hinein. Einmal mehr stellt der Virginia als Solist sein<br />

Können unter Beweis. Wer mit ihm umzugehen vermag, wird<br />

belohnt. Ein Tabak, der mehr geatmet als geraucht werden will.<br />

100 Gramm Dose 31,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,1 Punkte<br />

findet erstmals den Zugang zum Tabak. In der Nase eine Lakritzesüße,<br />

gepaart mit dezenter Schärfe. Spritzig und sanft<br />

zugleich. Die Schärfe ist im Geschmack nicht mehr zu spüren,<br />

dafür süße Cremigkeit. Ein Blend ohne Ecken und Kanten, einfach<br />

zu stopfen wie zu rauchen. Für viele geeignet, die sich zu<br />

klassisch aromatisierten Tabaken hingezogen fühlen. Mir fehlt<br />

die Einzigartigkeit, leider nur ein Gesicht in der Menge.<br />

Auch wenn der Tabak begrenzt verfügbar sein wird, die verwendeten<br />

Zutaten Premiumanspruch zeigen, fehlt mir die<br />

Raffinesse. Traut Euch was! Die Kundschaft wird es honorieren.<br />

Hier wünsche ich mir mehr Mut zum Risiko.<br />

50 Gramm Pouch 10,90 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,2 Punkte<br />

Fazit: Zwei Mischungen in dieser Oberliga sind mir besonders aufgefallen.<br />

Gleich der erste, Mac Baren Classic Flake: Welch köstliche Variante von Natürlichkeit<br />

und zugefügter, feinkörniger Vanille. So kühl und crispy zu rauchen. An zweiter<br />

Stelle folgt der Drake von Kopp. Modernität in Perfektion, alle Bestandteile behalten<br />

ihren Raum und führen sich zu einer eleganten Symphonie zusammen. Ich denke,<br />

wir können uns noch auf weitere Neuheiten freuen. Der Kreativität scheinen keine<br />

Grenzen gesetzt zu sein. Vom größten Premiumhersteller, der Scandinavian Tobacco<br />

Company, kommt wenig neues, während der deutsche Importeuer Kopp sich deutlich<br />

kreativer zeigt. Ein Trend, der sich schon längere Zeit beobachten lässt.<br />

Larsen Avalon<br />

Welch mythischer Name für diesen, man kann schon sagen,<br />

Klassiker aus dem dänischen Hause. Virginia, Black Cavendish<br />

und Burley bilden den Garant für eine zeitlose und nach wie vor<br />

moderne Mischung. Farblich abwechslungsreiches Tabakbild,<br />

verführerischer Duft von Rotwein und Vanille. Zart komponiert.<br />

Im Geschmack viel Creme, dann folgt die Frucht mit betörender<br />

Eleganz. Immer wieder schön zu rauchen, die Raumnote<br />

gibt keinerlei Anlass zu Kritik. Ein Tabak, von dem man nicht<br />

genug bekommt. Gemacht für lange, lauwarme Nächte. Einmal<br />

mehr wird klar, warum dieser Loose Cut so viele Anhänger<br />

hat. Premium zum verhältnismäßig günstigen Preis.<br />

100 Gramm Dose 26,40 €. Kräftigkeit: Leicht. 9,5 Punkte.<br />

Danske Club Summer Edition 2024<br />

Kurz geschnittener Loose Cut, Aromen von Engelwurz und<br />

Vanille. Diese Wurzel ist bekannt aus bitteren Schnäpsen und<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 57


SPECIAL<br />

ENT-<br />

DECKUN-<br />

GEN<br />

Nach Meyers Konversationslexikon ist eine Entdeckung die<br />

Auffindung dessen, was vorhanden, aber noch nicht bekannt<br />

war. Wir in der Redaktion von Fine Tobacco sind neugierige<br />

Leute, die mit vielen Partnern und Firmen<br />

in Kontakt stehen und gerne auf Entdeckungsreise gehen.<br />

Wir freuen uns dabei immer wieder, wenn wir genussvolle<br />

Produkte finden, die wir noch nicht kannten, oder auf neue<br />

Entwicklungen stoßen. Es ist uns ein großes Vergnügen<br />

unsere Entdeckungen mit Ihnen zu teilen.<br />

Hier eine Übersicht von spannenden neu gefundenen<br />

Spirituosen, Weinen und was dazu gehört, die uns in<br />

diesen Sommermonaten Freude bereiten.<br />

Wir wünschen Ihnen eine schöne,<br />

genussreiche Zeit.<br />

Text: Michael Peter, Wolfgang Specht und Stephan Rack<br />

58<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Weingut Bernhart<br />

Hauptstraße 8<br />

76889 Schweigen-Rechenbach<br />

Tel.: 06342 – 7202<br />

Mail: info@weingut-bernhart.de<br />

www.weingut-bernhart.de<br />

WEINGUT BERNHART -<br />

TOP-WEINE AUS DEM SÜDLICHSTEN<br />

ZIPFEL DER SÜDPFALZ<br />

Die Familie Bernhart hatte Glück! Um<br />

1900 hat der Ururgroßvater Weinberge<br />

rund um dem Weißenberg im Elsass<br />

gekauft und trotz aller geschichtlicher<br />

Irrungen und Wirrungen konnte die Familie<br />

die Besitztümer halten und bietet<br />

heute Weine aus den grenzübergreifenden<br />

Reben rund um Wissembourg und<br />

dem heimischen Schweigen-Rechenbach<br />

an. Übrigens ganz in der Nähe zum<br />

Hotel und Restaurant ‚Schlössl‘ das wir<br />

Ihnen in der Ausgabe <strong>FineTobacco</strong> 1/24<br />

vorgestellt haben.<br />

In der vierten Generation führen Sabine<br />

und Gerd Bernhart die Geschicke des<br />

Weinguts und können durch die unterschiedlichen<br />

Bodenformationen eine<br />

Vielzahl von Weinen anbieten: Kalkmergel<br />

sorgt bei ihnen für mineralische<br />

Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder<br />

und für tiefgründige Spätburgunder. Auf<br />

sandigen Teilstücken wachsen Riesling,<br />

Cabernet Sauvignon oder auch Merlot<br />

und Sauvignon Blanc.<br />

Übrigens alles Bioweine, die durchaus<br />

mit moderne Kellertechnik entstehen,<br />

um einen schonenden Umgang mit<br />

Trauben und Mosten sicherzustellen.<br />

Die Rotweine vergären mit den Schalen<br />

und die Bernharts lassen Ihnen ausreichend<br />

Zeit zum Reifen – auch wenn es<br />

mal 24 Monate dauert.<br />

Zur aktuellen Sommerzeit empfehlen<br />

wir zwei herausragende Tropfen aus<br />

den Kellern der Bernharts:<br />

2022 Schweigen Weißburgunder<br />

Kalkmergel trocken 13,5 vol%,<br />

0,75 Liter UVP 13,00 €<br />

In der Nase gelbe Früchte, aber auch<br />

würzige, mineralisch geprägte Aromatik.<br />

Am Gaumen kräftig und saftig. Bie tet ein<br />

angenehmes Frucht-Säurespiel.<br />

2018 Merlot / Cabernet Sauvignon ‚S‘<br />

trocken 14,3 vol%,<br />

0,75 Liter UVP 20,50 €<br />

Die klassische "Bordeaux-Cuvée" aus<br />

Cabernet Sauvignot und Merlot im Barriquefass<br />

gereift. Dunkles Rubinrot, in<br />

der Nase Kaffee, grüne Paprika und<br />

schwarze Johannisbeere. Im Mund reife,<br />

nicht zu aufdringliche Tannine.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 59


SPECIAL<br />

READY TO ENJOY:<br />

CONTE CAMILLO NEGRONI<br />

Cocktails sind eine feine Sache: zur Blue Hour genossen<br />

leiten sie stil- und genussvoll ein Diner mit gutem Essen<br />

und gutem Wein ein. Zuhause allerdings kann die Zubereitung<br />

der Cocktails zum Fulltime-Job werden, wenn man<br />

nicht gerade einen Barkeeper beschäftigt. Die Lösung<br />

hierfür heißt RTD, eine Abkürzung von „Ready to Drink“.<br />

Hierbei handelt es sich um vorbereitete Cocktails und<br />

Longdrinks, die trinkfertig abgefüllt sind – ein Trend, auf<br />

den mehr und mehr Spirituosenhersteller setzen, wie wir<br />

auf der letzten Pro Wein im März 24 beobachten konnten.<br />

Unter den zahlreichen Angeboten fiel uns besonders positiv<br />

der „Conte Camillo Negroni“ auf. Allein die Flasche ist<br />

schon ein Eye-Catcher: geformt wie ein Flakon, in tiefem<br />

Rot mit einem blauen Etikett mit wiederum roter Schrift.<br />

Nun beurteilen wir weder Bücher noch Cocktails nach der<br />

Verpackung. Eine Verkostung – im Tumbler auf Eis mit einer<br />

Orangenzeste – ließ uns überrascht aufmerken: dieser<br />

Negroni ist anders als die die wir bisher in Bars probiert<br />

hatten: hier ist das Süße und das Bittere fein ausbalanciert,<br />

und die diversen Botanicals von Gin und Wermuth harmonieren<br />

ausgezeichnet.<br />

Foto:<br />

Nina Zimolong<br />

60<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Das Rezept für Negroni ist denkbar einfach: 3cl Bitter<br />

(meist Campari), 3 cl roter, süßer Wermuth, 3 cl Gin, in<br />

einen Tumbler geben, Eis dazu, umrühren und mit Orangenzeste<br />

servieren. Aber wie man sieht, sind hier neben<br />

„bitter“ und „süß“ auch die diversen Aromen des Wermuth<br />

und des Gins für den Gesamtgeschmack verantwortlich.<br />

Deshalb werden langwierige Debatten darüber geführt,<br />

welcher Wermuth mit welchem Gin am besten harmoniert.<br />

Wie kommt nun Conte Camillo zu der ausgewogenen Balance<br />

zwischen bitter und süß und der harmonischen Vielfalt<br />

der Botanical-Aromen, aus denen wir neben Wermuth<br />

auch noch Minze herausschmecken? Die Antwort darauf<br />

findet sich im italienischen Aosta-Tal. Eingerahmt von<br />

3000er und 4000er Gipfeln der Alpen produziert hier in St.<br />

Marcel die kleine Familien-Destillerie „La Valdôtaine“ alle<br />

Zutaten - Bitter, Wermuth und Gin - in kleinen Batches und<br />

mit den heimischen Kräutern der Alpenregion selbst. Der<br />

Master Distiller Alessandro Francoli verbindet die 3 Zutaten<br />

dann zu dem Conte Camillo, dessen harmonischer Geschmack<br />

uns so überrascht hat.<br />

Woher aber stammt der adelige Name des Conte Camillo<br />

Negroni? Wie bei vielen klassischen Cocktails verliert sich<br />

der Ursprung in verschiedenen Geschichten und Mythen.<br />

„Negroni“ allerdings, soviel ist klar, ist ein italienischer Familienname.<br />

Außerdem gab es historisch verbürgt schon<br />

ab 1910 in Italien einen Drink namens „Americano“: Bitter,<br />

roter Wermuth und Soda. Daher ist es plausibel, dass<br />

eines Tages um 1920 dem jungen Conte Camillo Negroni<br />

sein Americano, den er üblicherweise im Caffe Casoni in<br />

Florenz trank, zu langweilig wurde und er den Barkeeper<br />

aufforderte das Sodawasser durch Gin zu ersetzen. Das<br />

Ergebnis überzeugte und so war der „Negroni“ erfunden.<br />

„Conte Camillo“ ist also eine Hommage an den Erfinder und<br />

ein würdiger Name für den hervorragenden Cocktail aus<br />

der La Valdôtaine Destillerie.<br />

Foto: Nina Zimolong<br />

Conte Camillo Negroni 30 vol%, 0,7 Liter. UVP 29,99 €<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 61


SPECIAL<br />

NEUES VOM WHISKY-UNTERNEHMEN<br />

DOUGLAS LAING<br />

In unserer Jahresendausgabe 2023 hatten wir Ihnen das Familienunternehmen Douglas Laing anlässlich<br />

seines 75. Firmenjubiläums vorgestellt.<br />

Douglas Laing & Co. gehört zu den führenden Whisky-Herstellern Schottlands und versorgt die<br />

Welt mit ausgezeichneten Scotch Whiskys - Single Cask Malts sowie Small Batch Malt Whiskys sind<br />

die Spezialität des Hauses.<br />

Kürzlich erst wurde die zweite Abfüllung der Timorous<br />

Beastie Cheese Cellar Collection vorgestellt. Der preisgekrönte<br />

Highland Malt reifte zuerst erst in Fässern der<br />

Strathearn Distillery und wurde danach in Madeira Fässern<br />

veredelt.<br />

Beim Probieren spürt man in der Nase Noten von reifem<br />

Obst, Honig und gerösteten Mandeln. Am Gaumen sorgen<br />

karamellisierte Äpfel, Toffee und saftige Pflaumen für ein<br />

angenehm vollmundiges Mundgefühl. Der Abgang ist ein<br />

Zusammenspiel von Vanille und Orangenmarmelade und<br />

sorgt für eine schöne Wärme.<br />

Für ein perfektes Food Pairing wird Gruyère-Käse empfohlen<br />

- die Noten des Whiskys harmonieren mit der nussigen<br />

Süße des Käses. Jedes Element kommt zur Geltung,<br />

ohne das andere zu überlagern. Der freundlich lächelnden<br />

Maus, die jedes Etikett von Timorous Beastie ziert, scheint<br />

die Idee mit dem Käse zu gefallen.<br />

Ein wichtiger Hinweis für Sammler: die neue Abfüllung ist<br />

streng limitiert auf nur 4.000 Flaschen weltweit.<br />

Timorous Beastie Madeira Edition<br />

48 vol%, 0,7 Liter. UVP 69,99 €<br />

62<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Fans von Big Peat können sich auch dieses Jahr auf eine<br />

Sonderabfüllung anlässlich des alljährlichen „Fèis Ìle Festivals“<br />

freuen, das Whisky-Fans aus der ganzen Welt auf<br />

der Insel Islay zusammenbringt.<br />

Die weltweit auf 5.688 Flaschen limitierte „The Thropaigeach<br />

Edition“ durfte in ausgewählten Ex-Rum Casks nachreifen.<br />

In der Nase dominiert zunächst getorfter Malz. Besonders<br />

ist aber die geschmackliche Wahrnehmung am<br />

Gaumen: hier kommen Aromen von flambierter Banane,<br />

gegrilltem Fleisch und gegrillter Ananas auf. Ein torfiger<br />

Whisky mit außergewöhnlichem Finish: eben ein tropisch<br />

angehauchter Big Peat!<br />

Chloe Wood, Brand Managerin von Big Peat, kommentierte<br />

die Sonderabfüllung wie folgt:<br />

„Big Peat Fans haben die Möglichkeit, mit der Thropaigeach<br />

Edition einen neuen Stil von Big Peat zu probieren. Das ist<br />

Big Peat, aber mit einem fruchtigen und zitrusbetonten Geschmackserlebnis.<br />

Die zusätzliche Reifung in karibischen<br />

Rumfässern verleiht dem ohnehin schon rauchig-süßen<br />

Islay Whisky eine zusätzliche Komplexität.“<br />

Big Peat The Thropaigeach Edition<br />

48 vol%, 0,7 Liter. UVP 74,99 €<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 63


SPECIAL<br />

LÖRCH OBSTBRÄNDE<br />

DIE ESSENZ AUS 12 KILO FRUCHT<br />

Die Marke Lörch bietet ein breites<br />

Spektrum an klassischen Obstbränden,<br />

Geisten und anderen Spezialitäten<br />

an. Hier eine aktuelle Übersicht<br />

der Produkte, wobei aber regelmäßig<br />

neue Produkte hinzukommen:<br />

Himbeergeist, Mandarinengeist,<br />

Orangengeist, Mirabellenbrand, Marillenbrand,<br />

Williams Christ Birnenbrand,<br />

Obstwasser, Schwarzwälder Kirsch wasser,<br />

Schwarzwälder Zwetschgenwasser und<br />

ein Haselnussdestillat.<br />

Gute 12 Kilo Frucht benötigt man durchschnittlich in der<br />

Bimmerle Private Distillery für die eine Flasche Obstbrand.<br />

Bei dem eigenen Bestseller „Lörch Kirschwasser“<br />

war man noch genauer und bestätigt per Etikett den Einsatz<br />

von mehr als 558 Kirschen pro Flasche! Die Früchte<br />

werden regional bezogen: Kirschen, Mirabellen und Zwetschgen<br />

stammen direkt aus dem heimischen Schwarzwald.<br />

Andere Früchte wie Williams Christ Birnen oder die<br />

Beeren für den Himbeergeist stammen aus den umliegenden<br />

Regionen: die Obstbaugebiete des Oberrheintales<br />

und des Bodensee sind ja nicht weit entfernt.<br />

Unsere Empfehlung ist der Klassiker der Marke<br />

Die typische Kirscharomen kann man mit der leichten Süße nach<br />

Schwarzkirsche bereits in der Nase wahrnehmen. Am Gaumen<br />

schmeckt man dann die hocharomatische Kirsche, dazu feine<br />

Mandelnoten – auch im Abgang und leichte Zartbittertöne.<br />

LÖRCH Schwarzwälder Kirschwasser,<br />

40 vol%, 0,7 Liter. UVP 11,49 €<br />

Auf hohe Qualität der Früchte, schonende Verarbeitung bei<br />

Maische und Gärung sowie Sorgfalt beim Destillationsprozess<br />

wird größten Wert gelegt. Seit 1966 und mittlerweile<br />

in der dritten Familiengeneration brennen die Bimmerles<br />

im Schwarzwald ihre Obstbrände. Die hohe Qualität verbunden<br />

mit einem fairen Preis hat Lörch Obstbrände zum<br />

Marktführer in diesem Segment gemacht. Damit das so<br />

bleibt wurde kürzlich ein Relaunch durchgeführt, bei dem<br />

Flaschen und Etiketten ein neues, moderneres Erscheinungsbild<br />

erhielten, das stärker jüngere Konsumenten<br />

ansprechen soll. Die haben bisher mit Obstbränden ein<br />

wenig gefremdelt, aber das soll und muss nicht so bleiben.<br />

64<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Obstbrände fangen die Essenz von Früchten der Natur ein.<br />

Das verlangt von den Destillateuren besondere Fähigkeiten,<br />

denn nur das Herzstück des Brandes soll in die Flasche<br />

gelangen und eine optimale Balance zwischen Reinheit<br />

und Fruchtaroma gefunden werden. Obstbrände sind<br />

vielleicht der am anspruchsvollsten hergestellte Alkohol,<br />

den man genießen kann.<br />

Pur genossen ist ein Kirschwasser, ein Williams Birnen<br />

Brand oder einer der anderen Brände von Lörch der ideale<br />

Abschluss eines guten Essens. Wenn man danach noch in<br />

NAVELINA TONIC<br />

ORANGENGEIST<br />

5 cl Orangengeist<br />

Tonic Water Dry<br />

Garnitur: Orangenzeste<br />

Eiswürfel mit Orangensaft<br />

Glas: Longdrinksglas<br />

Dieser Drink ist ein Klassiker abgewandelt<br />

auf Orangengeist. Wie einen Gin Tonic alle Zutaten<br />

ins Glas geben. Unser Tipp: Mit Orangensaft-<br />

Eis würfeln schmeckt es noch besser!<br />

eine Bar geht, lohnt es sich beim Barkeeper nachzufragen,<br />

welche Cocktails oder Longdrinks aus Obstbränden<br />

die Bar führt, denn damit wird zunehmend experimentiert.<br />

Obstbrände passen geradezu ideal in einen Cocktail, denn<br />

sie liefern eine Top-Verbindung von Fruchtgeschmack und<br />

Alkohol. Auch zu Hause lässt sich mit Lörch Obstbränden<br />

leicht ein Cocktail herstellen und mit Freunden genießen.<br />

Ein Rezept dazu finden sie hier.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 65


SPECIAL<br />

GINGERO INGWER-ORANGEN CREME<br />

VON DER TRADITIONSBRENNEREI BIRKENHOF – LIKÖR DES JAHRES<br />

Echt, ehrlich, authentisch und innovativ – Familiensache seit 1848.<br />

An guten Ideen mangelt es auch nach 175 Jahren in der Traditionsbrennerei<br />

Birkenhof aus dem Nistertal nicht. Die jüngste, spektakuläre Produktinnovation<br />

heißt GINGERO.<br />

Es ist kein Gin, wie man vielleicht meinen kann, sondern ein Ingwer-Creme<br />

Likör, der von einem Hauch Orange begleitet wird. Auf höchste handwerkliche<br />

Destillierkunst versteht man sich im Birkenhof sowieso, und<br />

so vermag Gingero sogar Genießer zu verzaubern, die sonst<br />

Likören eher distanziert gegenüberstehen. Daher würde es<br />

uns gar nicht wundern, wenn sich Gingero zum Geheimtipp für<br />

den Sommer entwickelt: sowohl pur als auch als Longdrink<br />

kann uns die herbe Frische gut durch die warme Jahreszeit<br />

bringen. Serviert auf Eis, aufgespritzt mit Tonic oder Prosecco<br />

und garniert mit einer frischen Orangescheibe lässt sich<br />

ein sommerlicher Sonnenuntergang doppelt genießen.<br />

Völlig zurecht wurde Gingero als Fruchtlikör des Jahres 2024 national prämiert.<br />

Aber auch die Birkenhof Brennerei als Hersteller konnte ihrer langen Reihe von<br />

Preisen und Auszeichnungen eine neue hinzufügen: im Rahmen der Craft Spirits<br />

Berlin wurde sie zum zweiten Mal in Folge als CRAFT DISTILLERY OF THE YEAR<br />

ausgezeichnet. Dazu auch von uns einen herzlichen Glückwunsch!<br />

GINGERO Ingwer-Orangen Creme Likör, 32 Vol%, 0,5 Liter. UVP: 17,95 €<br />

PERFEKTE SYMBIOSE AUS GLAS UND STEIN<br />

DER NEUE DEKANTER AUS DEM HAUS ZWIESEL GLAS<br />

Symbiosis heißt der neue Dekanter aus der bekannten Glasmanufaktur im bayerischen<br />

Zwiesel und er vereint mit edlem Kristallglas und ausgesuchtem Stein archaische<br />

und filigrane Aspekte der Natur. Der mundgeblasene Dekanter zeigt eindrucksvoll,<br />

wie nuanciert und kunstfertig die Glasmachermeister von Zwiesel Glas<br />

arbeiten: Der in traditioneller Handarbeit und kleiner Stückzahl gefertigte Dekanter<br />

fällt durch sein charakteristisches Rissmuster, das sog. Krakelee, ins Auge. Es<br />

überzieht den Dekanter so fein, dass der Eindruck größter Fragilität entsteht. Als<br />

Kontrast wird das edle Kristallglas mit einem ebenfalls in Handarbeit hergestellten<br />

Sockel aus finnischem Speckstein kombiniert.<br />

Der Steinsockel zeichnet sich außerdem durch seine praktische Kühlfunktion<br />

aus, die besonders für Weißweinliebhaber von Vorteil ist: Indem man ihn vor<br />

Gebrauch im Kühlschrank oder Gefrierfach kühlt, sorgt er dafür, dass der Weißwein<br />

stets auf der idealen Trinktemperatur gehalten wird. Dekanter und Sockel<br />

schmiegen sich in ihren exakt aufeinander abgestimmten Formen aneinander, sodass<br />

die traditionelle Handwerkskunst des Glasmachers mit der des Steinmetzes<br />

in Symbiosis verschmilzt.<br />

Für dieses einzigartige Design wurde Zwiesel Glas bei den „Iconic Awards: Innovative<br />

Interior 2024“ als „Winner“ in der Kategorie Produktdesign – Küche und<br />

Haushalt ausgezeichnet.<br />

Symbiosis Dekanter mit Steinsockel: Höhe 42 cm. UVP 399 €<br />

Erhältlich im ausgesuchten Fachhandel und online: www.zwiesel-glas.com<br />

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<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


TREFFPUNKTE<br />

Pilz Whisky in der Bar Wohlzimmer<br />

Die Bar Wohlzimmer ist eine entspannte Nachbarschaftsbar in einer<br />

ruhigeren Ecke von St. Pauli in Hamburg. In dieser gemütlichen<br />

Atmosphäre präsentierte Ende Mai der Bartender seinen eigenen Whisky<br />

– Made in Norddeutschland!<br />

Veilchen, krautige Akzente von Süßholz<br />

und Trockenfrüchte. Diese treffen<br />

am Gaumen auf exotische Früchte.<br />

Papaya und Ananas umschmeicheln<br />

die Zunge. Pilz Whisky präsentiert sich<br />

harmonisch weich und voluminös, mit<br />

langem Kirsch- und Pflaumen Finish.“<br />

Der German Single Malt Whisky hat<br />

47 vol% Alkohol.<br />

Die Flasche Pilz Whisky in der<br />

form schönen, bauchigen 500 ml Glasflasche<br />

gibt es in limitierter Auflage<br />

für 59 Euro im Online-Shop: www.<br />

pilz-whisky.de<br />

„Es war schon immer mein großer<br />

Traum einen deutschen Whisky zu<br />

machen, der all meinen Ansprüchen<br />

an Geschmack, Herstellung und Optik<br />

gerecht wird. Nach mehr als fünf Jahren<br />

Vorbereitung ist nun mein eigener<br />

Whisky in der Flasche, perfekt ausgereift,<br />

direkt vom Fass“ sagt Alex Pilz<br />

über sein „Baby“.<br />

Pilz Whisky wird in einer Brennerei<br />

nahe Bremen, sehr aufwendig und<br />

in sorgfältiger Handarbeit hergestellt.<br />

Und an Wissen und Erfahrung fehlt es<br />

auch Alex Pilz nicht – denn der Single<br />

Malt ist seit 20 Jahren seine Passion.<br />

Er besuchte unzählige Brennereien<br />

in Schottland, in Deutschland und<br />

anderen Teilen der Welt, ab solvierte<br />

Schulungen und testete tausende von<br />

Spirituosen.<br />

Aber wie schmeckt der Pilz Whisky<br />

denn? Alex Pilz beschreibt seine<br />

Verkostungseindrücke so: „In der<br />

Nase berauschen viel Zitrusfrucht und<br />

68<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


Rückblick: Die Pro Wein 2024 mit großartigem Genuss-Spektrum<br />

Im März dieses Jahres trafen sich wieder viele Tausend<br />

Genussmenschen in Düsseldorf auf der „Pro Wein“, die<br />

zudem auch ihr 30jähriges Jubiläum feierte. Fine Tobacco<br />

ließ sich wieder gerne in die Welt von prämierten Weinen<br />

und feinsten Spirituosen entführen. Besonders wohl fühlte<br />

sich das Team in der neuen Halle 5, wo sie unter dem<br />

Namen „Pro Spirits“ eine gelungene Premiere mit tollen<br />

Degustationen erwartete. Unser besonderes Augenmerk<br />

diente primär den Menschen, die hinter der Produktion<br />

von Whisky, Brandy & Co. stehen und ihre ganze Energie<br />

und teilweise jahrzehntelange Erfahrung für unsere<br />

Genusserlebnisse einbringen. Das Angebot war überwältigend<br />

und wir können hier nur einige gelungene Beispiele<br />

zeigen. Aber daran werden Sie, liebe Leserinnen und<br />

Leser, sicher Ihre Freude haben.<br />

ctillmann<br />

Slyrs Whisky – Stil und Individualität aus dem Fass<br />

Hardy Cognac – Ladies Business<br />

Auf dem Stand des Whisky-Pioniers aus Oberbayern<br />

tauschten wir uns mit dem Vertriebsleiter Rüdiger Biehl<br />

über den (vielleicht) jungen Trend zum eigenen Whisky-Fass<br />

aus. Auch Slyrs bietet Kunden die Möglichkeit eines<br />

eigenen Whiskyfasses im Rahmen des Private Cask<br />

Programms als selbstbewusstes Symbol für Stil und Individualität<br />

an. Aber das Hauptgeschäft wird auch zukünftig<br />

der Single Malt Whisky in der Flasche sein.<br />

Für Liebhaber wird u.a. auch eine 18jährige Sonderedition<br />

angeboten, die in einer edlen Holzschatulle präsentiert<br />

wird und an ein kleines Fass erinnert.<br />

Beeindruckend war auch der Besuch<br />

bei dem Cognac Anbieter Hardy.<br />

Für den Probeschluck war es um<br />

neun Uhr morgens noch etwas zu<br />

früh, aber alleine die außergewöhnlichen<br />

Formen der Flaschen ließen<br />

erahnen, dass wir es hier nicht nur<br />

geschmacklich, sondern auch optisch<br />

mit Premiumprodukten zu tun<br />

hatten. Und es war auch richtig nett,<br />

bei den doch etwas männer-dominanten<br />

Ausstellernständen einmal<br />

auf Ma dame Bénédicte Hardy und<br />

ihre beiden reizenden Kolleginnen zu<br />

treffen, die sich in der typisch französischen<br />

Art und Weise sehr charmant<br />

um uns kümmerten.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024 69


TREFFPUNKTE<br />

Frapin – der Cognac aus 3 Jahrgängen<br />

Frapin's Cellar Master Patrice Piveteau (links)<br />

zusammen mit FT-Redakteur Stephan Rack und<br />

Thomas Soret von Frapin (rechts)<br />

Das Cognac-Haus Frapin präsentierte auf der ProWein<br />

die Trilogie No.1, eine limitierte Serie von 1600 Flaschen<br />

aus drei verschiedenen Jahrgängen. Dank seiner jahrzehntelangen<br />

Erfahrung entschied sich der ‚Cellar Master‘<br />

Patrice Piveteau für die Jahrgänge 1986 +1988 +1990. Das<br />

Ergebnis nennt sich Cognac Frapin Trilogie und besticht mit<br />

seiner geschmacklichen Eleganz. Hoffen wir, dass es auch<br />

zukünftig noch Jahrgänge gibt, die vor dem kritischen Auge<br />

von Monsieur Piveteau bestehen und es somit auch zukünftig<br />

Trilogien aus dem Hause Frapin geben wird.<br />

Lantenhammer – Likörchen Made From Whisky<br />

Der bayerische Anbieter Lantenhammer<br />

steht für genussvollen Whisky,<br />

aber auch für immer wieder großartige<br />

Ideen und Angebote. Vielleicht<br />

erinnert sich der eine oder andere<br />

Leser an unseren Artikel aus dem<br />

Sommer 2022 über den Sild-Whisky<br />

und den Sylter Kutter „Gret Palucca“,<br />

auf dem Whisky der Marke Sild zur<br />

Nachreifung rund um die Insel Sylt<br />

fährt. Wir fanden die Idee damals<br />

schon wunderbar. Aber Lantenhammer<br />

hat noch viel mehr zu bieten. Der<br />

Marketingleiter Thomas Weinberger<br />

stellte uns SILD COFFE & TOFFEE vor.<br />

Ein Kaffee-Likör auf Whisky- Basis mit<br />

25 vol% Alkohol. Die süße Alternative<br />

auf Basis von SILD-Whisky nach einem<br />

guten Essen. Doch lieber kräftiger?<br />

Dann empfehlen wir den neuen<br />

RUMULT-Rum.<br />

70<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 02·2024


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