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Meine Firma 2/2024

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KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

Deep Fakes:<br />

Täuschend echte Bedrohung<br />

Dass Fotos bearbeitet und manipuliert werden können, ist nicht neu. Bisher war es aber<br />

sehr aufwändig, Videos oder Audiodateien qualitativ hochwertig zu manipulieren. Durch<br />

den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) ist dies mittlerweile deutlich einfacher<br />

geworden. Sogenannte Deep Fakes werden zunehmend zu einer Gefahr – auch für KMU.<br />

Ende 2023 ging ein gefälschtes Video<br />

des ehemaligen Bundespräsidenten<br />

Alain Berset viral: Das Videomaterial<br />

stammt von Bersets Rede am<br />

Weltwirtschaftsforum in Davos und<br />

sieht entsprechend seriös aus – doch<br />

plötzlich macht er Werbung für<br />

ein vermeintlich lukratives Finanzprodukt.<br />

Wer genau hinschaute,<br />

merkte: Stimme und Bild waren<br />

nicht ganz synchron, das Video ein<br />

Fake. Kein Einzelfall. Immer wieder<br />

werden prominente Persönlichkeiten<br />

Opfer von Deep Fakes, indem sie<br />

in vermeintlichen Werbevideos die User davon<br />

überzeugen sollen, auf bösartige Software zuzugreifen.<br />

Heute verwenden Cyberkriminelle<br />

gefälschte Video- und Audiodaten aber nicht<br />

mehr ausschliesslich für Beeinflussungs- oder<br />

Desinformationskampagnen. Ihr neues Ziel<br />

ist es, mit Hilfe der neuen Technologie Sicherheitskontrollen<br />

von Unternehmen zu umgehen<br />

und sich Zugang zum Firmennetzwerk zu<br />

verschaffen. Wir haben bei CEO Katrin Sprenger<br />

und CTO Lukas Keller vom Zürcher Start-up<br />

Silenccio nachgefragt, wie man sich vor Angriffen<br />

durch Deep Fakes schützen kann.<br />

Katrin Sprenger und Lukas Keller:<br />

Was genau versteht man unter Deep<br />

Fakes?<br />

Lukas Keller: Unter Deep Fakes versteht man<br />

gefälschte Videos, Audiodateien oder Fotos,<br />

die durch künstliche Intelligenz erstellt oder<br />

verändert wurden und nicht ohne Weiteres als<br />

Fälschung erkennbar sind.<br />

Welche Formen von Deep Fakes gibt es?<br />

Lukas Keller: Die heute gängigsten Methoden<br />

werden bei den Medienformen Video/Bild, Audio<br />

und Text angewendet. Bei der Gesichts- und<br />

Stimm-Manipulation werden Kopfbewegung,<br />

Mimik oder Lippenbewegung einer Person manipuliert.<br />

Das ermöglicht es, visuell täuschend<br />

echte Videos zu erstellen, bei denen eine Per-<br />

Text Melanie Ade<br />

CEO Katrin Sprenger und CTO Lukas Keller vom<br />

Zürcher Start-up Silenccio wissen, wie man sich vor<br />

Angriffen durch Deep Fakes schützen kann.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Das Zürcher Start-up<br />

Silenccio schützt seit 2019<br />

Privatpersonen und neu<br />

auch KMU präventiv und<br />

unkompliziert vor Gefahren<br />

im Netz: Der innovative<br />

Onlinedienst bietet seinen<br />

Kundinnen und Kunden<br />

Hilfe und Schutz bei Vorfällen<br />

in den Bereichen<br />

Onlineshopping, Hackingund<br />

Phishing-Attacken<br />

sowie Cybermobbing.<br />

silenccio.com<br />

cyberpreventionservices.axa.ch<br />

son Aussagen macht, die sie in der<br />

Realität nie getätigt hat – wie auch<br />

das Beispiel von Alain Berset zeigt,<br />

der während einer WEF-Rede selbstverständlich<br />

keine Werbung für ein<br />

Investmentprodukt machen würde.<br />

Eine weitere Möglichkeit ist es, einfach<br />

das Gesicht einer Person mit<br />

dem einer anderen Person auszutauschen<br />

und damit ein völlig neues Bild<br />

zu generieren. Bei Textfälschungen<br />

wiederum wird durch künstliche Intelligenz<br />

schnell eine grosse Masse<br />

an gefälschten Nachrichten, Blog-Einträgen<br />

oder Chats generiert – sogenannte Fake<br />

News.<br />

Welche Tricks wenden Cyberkriminelle<br />

bei einem Angriff auf Unternehmen<br />

mittels Deep Fakes hauptsächlich an?<br />

Katrin Sprenger: Deep Fakes bieten grundsätzlich<br />

zwei Möglichkeiten zum Angriff auf ein<br />

Unternehmen: Im Bereich des Identitätsbetrugs<br />

können mittels Deep Fakes biometrische<br />

Systeme überwunden werden, zum Beispiel bei<br />

der Authentifizierung via Video oder Spracherkennung.<br />

Sicherheitsmassnahmen können<br />

also umgangen werden, indem man den Identitätsabdruck<br />

einer Person fälscht. Oder aber<br />

durch das bereits länger bekannte Social Engineering,<br />

bei dem beispielsweise die Stimme des<br />

CEO dafür genutzt wird, eine Zahlung oder den<br />

Versand sensibler Daten anzuordnen.<br />

Sind auch KMU von<br />

solchen Angriffen betroffen?<br />

Katrin Sprenger: Definitiv. Viele KMU wiegen<br />

sich in Sicherheit, da sie nach wie vor der Überzeugung<br />

sind, dass ein Angriff sich für Hacker<br />

nur auf Grosskonzerne lohnt. Man sollte sich<br />

jedoch vor Augen halten, dass Cyberkriminelle<br />

nach dem besten Aufwand-Nutzen-Verhältnis<br />

vorgehen. Da in KMU die Sicherheitsvorkehrungen<br />

meist geringer sind als bei einer Bank,<br />

finden die Hacker schneller Zugang, und so<br />

lohnen sich mehrere Attacken mit niedriger<br />

Eintrittshürde ebenso wie ein grossangelegter<br />

Angriff auf ein Grossunternehmen. Schnell<br />

können so ein paar tausend Franken via Social<br />

Engineering ergaunert oder Kundendaten gewonnen<br />

werden, die dann im Darknet landen.<br />

Wie erkenne ich einen Deep Fake?<br />

Lukas Keller: Vor allem benötigt es ein Bewusstsein<br />

dafür, dass nicht alles, was man sieht<br />

oder hört, zwangsläufig echt ist. Achten Sie bei<br />

Videos auf eine ungewöhnliche Mimik, fehlendes<br />

Blinzeln oder unnatürliche Schatten im Gesicht.<br />

Auch verwaschene Konturen zwischen<br />

Gesicht, Haaren und Hals können ein Indiz für<br />

einen Deep Fake sein, ebenso ungewöhnliche<br />

Übergänge zwischen Gesicht und Hintergrund.<br />

Bei Audioaufnahmen ist auf den Sprechrhythmus,<br />

metallische Geräusche oder eine falsche<br />

Aussprache zu achten und natürlich auf den<br />

Inhalt.<br />

Wie können sich KMU präventiv vor<br />

einem solchen Cyberangriff schützen?<br />

Katrin Sprenger: Deep Fakes zielen in der Regel<br />

auf das Verhalten der Mitarbeitenden ab. Die<br />

wichtigste Schutzmassnahme ist dementsprechend<br />

die Sensibilisierung der Belegschaft. Wissen<br />

sie, worauf sie achten müssen, kann der Angriff<br />

als solcher zwar nicht unterbunden, aber<br />

ein grösserer Schaden vermieden werden. Im<br />

Verdachtsfall ist es wichtig, sofort alle Personen<br />

im Unternehmen zu informieren, da davon ausgegangen<br />

werden kann, dass der Angriff über<br />

verschiedene Mitarbeitende erfolgte. Zudem<br />

sollten KMU einen Notfallplan erarbeiten, der<br />

allen Mitarbeitenden bekannt ist.<br />

Gibt es weitere Möglichkeiten?<br />

Lukas Keller: KMU fehlt es oftmals an der Zeit<br />

und den Ressourcen, sich mit dem Thema IT-<br />

Sicherheit zu befassen. In solchen Fällen ist<br />

es ratsam, externe Unterstützung durch IT-<br />

Experten beizuziehen. Wir bieten beispielsweise<br />

einen Schwachstellen-Scan für KMU an,<br />

der automatisiert die gängigsten Einfalltore<br />

in der IT-Infrastruktur testet und mögliche Sicherheitslücken<br />

offenlegt. Eine erste Einschätzung<br />

erhalten unsere Kundinnen und Kunden<br />

kostenlos direkt nach der Registrierung bei<br />

uns auf der Plattform. Neben einer integrierten<br />

Phishing-Simulation zur Sensibilisierung<br />

der Mitarbeitenden informieren wir sie zudem<br />

proaktiv über Betrugskampagnen und neu bekannt<br />

gewordene Sicherheitslücken. Ab dem<br />

zweiten Halbjahr <strong>2024</strong> werden zudem ein auf<br />

firmeninterne Prozesse ausgerichtetes Risk Assessment<br />

sowie sensibilisierende Mitarbeiterschulungen<br />

unser Cyber-Präventionsangebot<br />

für KMU abrunden. <br />

●<br />

Keine Vision<br />

zu gross<br />

Jeden Tag unterstützen wir zahlreiche<br />

Gründer:innen. Wir bestärken sie in ihren<br />

Ambitionen, indem wir ihnen mit Rat und<br />

Tat – sowie den passenden Versicherungsund<br />

Vorsorgelösungen – zur Seite stehen.<br />

«Im Bereich<br />

des Identitätsbetrugs<br />

können<br />

mittels<br />

Deep Fakes<br />

biometrische<br />

Systeme<br />

überwunden<br />

werden.»<br />

Katrin Sprenger, CEO Silenccio<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

Foto: zVg<br />

Know You Can<br />

20 02/<strong>2024</strong> 02/<strong>2024</strong> 21<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA

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