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Meine Firma 2/2024

Das Servicemagazin der AXA informiert Sie dreimal jährlich zu Themen, die Sie als Kleinunternehmerin oder Kleinunternehmer interessieren.

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GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />

einer ungesunden Körperhaltung ausgesetzt.<br />

Das wirkt sich mit der Zeit auf Muskulatur,<br />

Gelenke und den gesamten Bewegungsapparat<br />

aus, längere Ausfälle sind da vorprogrammiert.<br />

Corinne Hofstetter und ich waren uns deshalb<br />

einig, dass wir insbesondere das Thema Ergonomie<br />

in Angriff nehmen mussten.»<br />

Präventiv unterwegs: Corinne<br />

Hofstetter weiss, dass gesunde<br />

Mitarbeitende motivierter und<br />

leistungsfähiger sind. Und sorgt mit<br />

den richtigen Massnahmen vor.<br />

Gesunde Mitarbeitende<br />

braucht das Land<br />

Wenn Mitarbeitende längerfristig ausfallen, ist das nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern<br />

auch für das Unternehmen ein schwerwiegendes Problem. Für KMU wird es deshalb zunehmend<br />

wichtiger, das Thema Gesundheitsmanagement präventiv anzugehen und systematisch umzusetzen.<br />

Das lohnt sich nicht nur finanziell, sondern steigert auch die Arbeitgeberattraktivität.<br />

Text Melanie Ade Fotos Marco Vara<br />

Es herrscht emsiges Treiben in der<br />

Produktionsstätte der Event- und<br />

Cateringfirma La Culina in Bad Ragaz:<br />

32 Frauen aus rund zehn Nationen<br />

stehen an ihren Arbeitsplätzen,<br />

blanchieren Mangoldblätter, schöpfen sie ab<br />

und wickeln die Spezialität des Hauses: die<br />

berühmten Capuns, deren Rezept noch von<br />

der Grossmutter der Gründerin, Brigitta Meli-<br />

Cabalzar, stammt. Die Stimmung in der Grossküche<br />

ist gelöst, es wird geplaudert und zusammen<br />

gelacht. Und doch betreiben diese Frauen<br />

Schwerstarbeit: Die riesigen Pfannen sind<br />

schwer, ebenso die Mangoldblätter, die aus den<br />

hohen Pfannen gehoben werden müssen; und<br />

auch das stundenlange, meist etwas vornübergebeugte<br />

Stehen beim Drehen der Krautwickel<br />

ist keine Wohltat für den Bewegungsapparat.<br />

WeCare-Expertin Christina Villinger (l.) zeigt den Mitarbeiterinnen live vor Ort, wie auch kleine<br />

Anpassungen der Arbeitsabläufe grosse Auswirkungen auf den Bewegungsapparat haben können.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

1990 gründeten Brigitta und<br />

Anton Meli-Cabalzar ihre<br />

Event- und Cateringfirma<br />

La Culina in Bad Ragaz.<br />

Heute beschäftigt das<br />

Unternehmen unter der<br />

Leitung von Nichte Corinne<br />

Hofstetter 40 Mitarbeitende,<br />

davon 32 in der Produktion.<br />

Die Bündner Spezialitäten<br />

werden alle von Hand hergestellt<br />

und täglich frisch an<br />

ausgewählte Comestiblesgeschäfte<br />

und Zwischenhändler<br />

der Region geliefert.<br />

laculina.ch<br />

Hohe körperliche Belastung, wenig Erholung<br />

«Zwar hatten wir bisher noch keine längeren<br />

Ausfälle zu verzeichnen, aber einige Frauen<br />

klagen regelmässig über Rücken- oder Schulterschmerzen,<br />

die auf die repetitiven Bewegungen<br />

in ihrem Arbeitsalltag zurückzuführen<br />

sind», sagt Corinne Hofstetter, die heutige<br />

Geschäftsführerin der <strong>Firma</strong>. Bei den meisten<br />

komme erschwerend hinzu, dass sie auch im<br />

Privatleben zu wenig Bewegung und Erholung<br />

hätten: «Viele unserer Mitarbeiterinnen haben<br />

einen Migrationshintergrund und müssen sich<br />

neben ihrem 60- bis 80-Prozent-Pensum auch<br />

noch um Haushalt und Kindererziehung kümmern.<br />

Da bleibt keine Zeit, dem Körper die nötigen<br />

Pausen zu gönnen. Ich wollte ihnen einen<br />

Denkanstoss geben, dass sie ihrer Gesundheit<br />

besser Sorge tragen müssen – und wie sie das<br />

im Arbeitsalltag umsetzen können.»<br />

Da kam Christina Villinger ins Spiel. Die Gesundheitsexpertin<br />

von WeCare analysierte im<br />

Erstgespräch die Problemfelder, unter denen<br />

die Mitarbeiterinnen der Produktionsstätte<br />

litten. «Diese Frauen sind tagtäglich mehrere<br />

Stunden grosser körperlicher Belastung, einseitigen<br />

und repetitiven Bewegungen sowie<br />

«Ich kann als Arbeitgeberin die nötigen Rahmenbedingungen<br />

schaffen, damit meine<br />

Mitarbeitenden gesund und motiviert bleiben.»<br />

Corinne Hofstetter, Geschäftsführerin La Culina<br />

Mit Ergonomie zu mehr Sicherheit<br />

und Effizienz<br />

Unter Ergonomie versteht man im weitesten<br />

Sinn die Anpassung der Arbeitsbedingungen an<br />

die körperlichen und psychisch kognitiven Fähigkeiten<br />

des Menschen, um so die Sicherheit,<br />

Effizienz und Produktivität am Arbeitsplatz zu<br />

optimieren. Christina Villinger analysierte also<br />

in einem ersten Schritt die Arbeitsabläufe und<br />

-prozesse in der Produktionsküche und erstellte<br />

darauf basierend einen individuellen und zielgerichteten<br />

Massnahmenplan. Dieser enthielt<br />

zum einen praktische Übungen, die den Bewegungsapparat<br />

entlasteten und die Arbeitsabläufe<br />

optimierten; zudem wurden die Mitarbeiterinnen<br />

in einem separaten Workshop für das<br />

Thema Gesundheit sensibilisiert und geschult.<br />

«Das Befähigen der Mitarbeitenden, sich in ihrem<br />

Arbeitsumfeld gesund zu bewegen und zu<br />

verhalten, ist ein zentrales Handlungsfeld, dem<br />

viel mehr Gewicht geschenkt werden sollte», so<br />

die Gesundheitsexpertin. Dabei sei es von entscheidender<br />

Bedeutung, nicht nur die physische,<br />

sondern auch die mentale Gesundheit zu<br />

fördern, um eine ganzheitliche Perspektive auf<br />

die Gesundheit am Arbeitsplatz zu schaffen.<br />

Tatsächlich sind gemäss Bundesamt für Statistik<br />

die Hauptgründe für Absenzen im Arbeitsumfeld<br />

gesundheitliche Probleme wie Rückenbeschwerden,<br />

Schmerzen im Schulter- und<br />

Nackenbereich oder arbeitsbedingter Stress.<br />

Das generierte der Schweiz gemäss Bundesamt<br />

für Statistik allein im Jahr 2022 Gesamtkosten<br />

von 22 Milliarden Franken, Tendenz steigend.<br />

«Der Anteil belasteter Mitarbeitender nimmt<br />

zu, deshalb werden Prävention und Ergonomie<br />

auch für KMU zunehmend wichtiger, um<br />

die Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern<br />

und dadurch Ausfallzeiten zu reduzieren. Das<br />

Thema Gesundheitsmanagement nicht aktiv<br />

anzugehen, kann sich heute kein Unternehmen<br />

mehr leisten», warnt Christina Villinger.<br />

Und zeigt auf, dass sich Gesundheitsmanagement<br />

in vielerlei Hinsicht lohnt: «Mitarbeitende,<br />

die eine BGM-Massnahme erfahren haben,<br />

fallen im Schnitt 2,6 Tage weniger aus,<br />

sind zehn Prozent leistungsfähiger und zu<br />

25 Prozent weniger gestresst. Ein systematisch<br />

betriebenes Gesundheitsmanagement hilft also<br />

nicht nur dabei, gesundheitliche Risiken frühzeitig<br />

zu erkennen und Ausfälle zu vermeiden,<br />

sondern spart darüber hinaus auch Kosten und<br />

Ressourcen.»<br />

▶<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

14 02/<strong>2024</strong><br />

02/<strong>2024</strong> 15<br />

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