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Juni/Juli 2024
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2 ZWIEGESPRÄCH
Hans und Gretl
von Rupert Berndl
Hans: Hawedere Gretl.
Gretl: Servus Hans. Woaßt
was i dir sag, traurig is fei
des scho, dass oiwei weniger
Leid in d'Kirch gehngan.
Hans: Weil s' bläd san.
Gretl: Des hod doch mit
„bläd“ nix z'doa! De ham
hoid mit'm Glaubn nix
mehr am Huad, de erwartn
se hoid von der Kirch einfach
nix mehr.
Hans: Sehgst as, und genau
da zoagt se deitle, dass de
Leid, de nimmer in d'Kirch
gehngan, ausgsprocha ungeschickt
san. Lauter Ignorantn
san des.
Gretl: Wia kimmst denn
auf so an Schmarrn? Wieso
soin des Ignorantn sei?
Hans: Weil doch d'Kinder
in der Schui scho lernan,
dass ma Heilung erfährt,
wenn ma in d'Kirch
geht, oiso dass ma wieder
gsund wird, wenn 's oam
irgendwo feid. Und genau
des wissen de Oidn no und
gehngan bsonders gern
in d'Kirch, wenn s' Gripp
ham oder an hartnäckigen
Katarr.
Gretl: Du liawa Himme!
Des is doch im übertragenen
Sinn gmoant! In der
Kirch geht's doch ums Seelenheil
und net um Bauchweh,
Kreizschmerzn,
Krampfadern oder a Gripp!
Hans: Da, moan i, deischt
di fei gscheid! Warum
schleppn se dann vor allem
de Oidn an de Sonntag
in d'Mess, wenn s' an
gscheidn Huastn oder an
saftign Katarr ham, ha?!
Weil sie sich dort eine
Heilung versprechen.
Außerdem traun die von
Haus aus neamand und
das Wort „Erkältung“ hoitn
de für einen Marketinggag
der Apothekenmaffia. Und
offensichtlich san die Heilungschancen
bei den diversen
Erkrankungen der
oberen Atemwege in der
Kirch vor allem dann besonders
groß, wenn's ganz
staad is.
Gretl: Ja sag amoi, wia
kimmst denn auf so an
Krampf?
Hans: Weil grad während
der Predigt, wenn der
Pfarrer recht ruhig redt,
besinnliche Worte spricht
und d'Leid bsonders aufmerksam
und ergriffn
zualusn, oiso wenn's ganz
staad is, genau da platziert
dann garantiert irgendein
Zuhörer einen dermaßen
Trommelfell zerfetzenden
Niassara, dass an Pfarrer
fast vom Ambo owahaut
und d'Ministrantn von
de Hocker und der mit'm
Weihrauchfass kurzzeitig
sein festn Stand verliert.
Owa wahrscheinle san grad
in soichane Augenblicke
die Heilungschancen bsonders
guat.
Gretl: Oiso i sag dir oans,
mit dera deppertn Ansicht
liegst garantiert komplett
foisch, weil wenn des aso
wär, wiast du moanst, dann
suachatn de Leid, de vom
Huastn und vom Katarr
geplagt san, net bloß in der
Kirch, sondern beispuisweise
auch in de Konzerte
von der Stadtkapelle eine
Heilung. Woaßt, es gibt
nämlich oiwei wieder Leid,
de soiche kulturellen Veranstaltungen
vor allem aus
zwei Gründen aufsuachan.
Hans: Wegn dem Anhorchn
von Musik und
dene Musiker beim Spuin
zuaschaun.
Gretl: Für die meistn guit
des scho, owa vui gehngan
da scheinbar bloß zum
Aushuastn und Huastnguazl
auswickeln hi.
Hans: Mei, de ghörn hoid
zu dene, de moanan, dass
grad da eahnan Huastn anbringan.
Weil anders lasst
se des net erklärn, dass in
der Kirch und in den Konzerten
die Anzahl der Huasta,
Schneisza und Niassa
bsonders groß is. Und des
vor allem, wenn d'Gripp
umgeht. Mir scheint, dass
vui Leid glaubn, dass a
Hochamt oder a Konzert
sowas is wia a Radikalkur
für lädierte Schleimhäute.
Gretl: Heilung hin oder
her, moanst ned, dass's für
olle andern Teilnehmer
weit angenehmer wär,
wenn olle diese Schnifizer
und Gagizer dahoam bleibatn?
Hans: Dahom bleibn, des
hod doch no nia neamd
ghoiffa! Offenbar erwarten
gerade tiefgläubige
Menschen oder ausgesprochene
Musikliebhaber
eine Linderung oder
Heilung ihres Wehdams
im Beisein ihrer Glaubensbrüder
oder Musikschwestern.
Pfiat di Gretl.
Gretl: Pfiat di Hans.
Fotos: Berndl
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