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12 AKTUELLES<br />

1<br />

Viel Betrieb am Tittlinger Marktplatz<br />

Veitskirta und Jahresflohmarkt<br />

Tittling. Stöbern war angesagt<br />

am vergangenen<br />

Sonntag am Tittlinger<br />

Marktplatz. Der alljährliche<br />

Veitskirta bot den vielen<br />

Besuchern wieder jede<br />

Menge Gelegenheiten, sich<br />

mit einer großen Bandbreite<br />

an Dingen einzudecken.<br />

Ob Kleidung, Werkzeug,<br />

Spielzeug - es gab allerlei<br />

zu entdecken. Auch für das<br />

Foto: <strong>MuW</strong>/r.demont<br />

leibliche Wohl war bestens<br />

gesorgt.<br />

Körperempfindungsbilder<br />

Große Werkschau der Malerin Maria Lassnig im MMK Passau<br />

Am Ende des Marktplatzes<br />

zog sich der Jahresflohmarkt<br />

entlang bis zur<br />

Bahnhofstraße. Auch der<br />

Wettergott hatte ein Einsehen<br />

und beschränkte sich<br />

auf ein paar wenige Regentropfen.<br />

Einige der Standbetreiber<br />

zeigten marktschreierisches<br />

Geschick,<br />

ihre Waren anzupreisen.<br />

Manch kurioser Artikel<br />

war ebenfalls zu finden,<br />

wie beispielsweise eine uralte<br />

Registrierkasse oder<br />

ein kleiner Glückspielautomat.<br />

Natürlich durften auch<br />

leibliche Genüsse wie Obst,<br />

Gemüse und Marmeladen<br />

nicht fehlen.<br />

rd<br />

1<br />

Passau. Zum dritten Mal<br />

kooperiert das Museum<br />

Moderner Kunst Wörlen<br />

Passau mit dem Sammler<br />

und Galeristen Helmut<br />

Klewan. Nach Alberto Giacometti<br />

und Pablo Picasso<br />

zeigt das MMK derzeit rund<br />

80 Gemälde, Zeichnungen,<br />

Studien sowie eine Plastik<br />

der bedeutenden österreichischen<br />

Künstlerin Maria<br />

Lassnig (1919-2014) aus der<br />

Sammlung Klewan.<br />

Die Ausstellung umfasst<br />

neben einigen Frühwerken<br />

aus den 1940er Jahren alle<br />

Schaffensperioden seit<br />

den späten 1960er Jahren.<br />

Nach einem längeren Paris-Aufenthalt<br />

und Tuchfühlung<br />

mit Informel und<br />

Surrealismus fand Lassnig<br />

damals zur figürlichen<br />

Malerei zurück. Und schuf<br />

speziell auf dem Gebiet des<br />

Selbstporträts etwas genuin<br />

Neues. Sie korrelierte nämlich<br />

Sinneseindrücke und<br />

Empfindungen sowie Körperpartien<br />

mit Farben: „Die<br />

Stirne bekommt eine Gedankenfarbe,<br />

die Nase eine<br />

Geruchsfarbe, Arme und<br />

Beine Fleischdeckenfarbe;<br />

es gibt Schmerzfarben und<br />

Qualfarben, Druck- und Völlefarben,<br />

Streck- und Pressfarben,<br />

[…] – das alles sind<br />

Wirklichkeitsfarben“. Diese<br />

Wirklichkeit löst das Selbstporträt<br />

ab vom Erinnerungsbild<br />

(denken wir nur<br />

einmal an Lovis Corinth, der<br />

sich jahrzehntelang jeweils<br />

am Geburtstag selbst malte)<br />

hin zu in Farbe geronnener<br />

Empfindung. Das menschliche<br />

Innenleben erhält hier<br />

Vorrang vor allem Äußeren.<br />

Daher ist der Bildraum auch<br />

meist nur mit karger Symbolik<br />

vor monochromem<br />

Hintergrund bestückt. Blumen,<br />

Äpfel, Tiere, separierte<br />

Körperteile, und alles in<br />

meist klaustrophobisch<br />

verengter Perspektive. Die<br />

wiederum stammt aus einer<br />

frühen Schaffensphase, als<br />

Maria Lassnig mit „Sesselselbstporträts“<br />

die groteske<br />

Verformung des menschlichen<br />

Körpers durch ungewöhnliche<br />

perspektivische<br />

Ansichten erkundete.<br />

Das MMK zeigt aber auch<br />

Radierungen und Zeichnungen.<br />

Eine solche etwa,<br />

die Passagiere der New Yorker<br />

U-Bahn in genau der<br />

gleichen Darstellungsweise<br />

zeigt. Nicht zuletzt machen<br />

gerade die grafischen Arbeiten<br />

den Reiz dieses gelungen<br />

kuratierten Passauer<br />

Ausstellungshighlights<br />

aus. Hier wird deutlich:<br />

diese Frau war nicht nur<br />

ein schroffer Charakter,<br />

die ihrer Kunst alles andere<br />

unterordnete. Sie hatte<br />

Maria Lassnig Subway 1977 Kupferstich koloriert.<br />

Foto: Maria Lassnig Stiftung<br />

auch einen ganz eigenen<br />

Humor. Da sind Kopfstudien<br />

mit Frisurvorschlägen<br />

für ihren Wiener Friseur zu<br />

sehen, ein geprügelter Hund<br />

trägt Lassnigs Gesichtszüge,<br />

ein andermal winkt er dem<br />

Betrachter entgegen. Es gibt<br />

gezeichnete Grußkarten an<br />

Helmut Klewan zu entdecken,<br />

deren reuevoller Text<br />

erkennen lässt, dass Auftritte<br />

in der Öffentlichkeit<br />

so gar nicht ihr Ding waren.<br />

Und wer einmal den verehrten<br />

Großkünstler (und<br />

Lebensgefährten Lassnigs<br />

während der 1960er Jahre<br />

in Paris) Arnulf Rainer als<br />

Knaben in Krachlederner<br />

sehen mag – selbst das hält<br />

diese Schau parat.<br />

Internationale Anerkennung<br />

erhielt Maria erst<br />

1980, als sie aus New York<br />

(wo sie sich u.a. mit dem<br />

Medium Animationsfilm<br />

beschäftigt hatte) nach Österreich<br />

zurückkehrte. Als<br />

erste Frau überhaupt übernahm<br />

sie eine Professur an<br />

der Wiener Hochschule für<br />

Angewandte Kunst, zeigte<br />

bei Helmut Klewan in München<br />

erstmals ihre Arbeiten<br />

in der Bundesrepublik,<br />

nahm zweimal an einer documenta<br />

in Kassel teil. Ein<br />

Jahr vor ihrem Tod erhielt<br />

sie den Goldenen Löwen<br />

der Biennale Venedig für<br />

ihr Lebenswerk. Auch wenn<br />

sie diesen Preis nicht mehr<br />

selbst entgegen nehmen<br />

konnte, den Weltruhm ihres<br />

vom Kunstpublikum spät in<br />

seiner Einzigartigkeit erkannten<br />

Werkes, konnte die<br />

ursprünglich aus einfachen<br />

Verhältnissen stammende<br />

Künstlerin noch erleben.<br />

Die Werkschau zu Maria<br />

Lassnig im MMK Passau<br />

ist noch bis einschließlich<br />

14. Juli jeweils Dienstag bis<br />

Sonntag, 10-18 Uhr zu besichtigen.<br />

Am 21. Juni steht<br />

um 18 Uhr eine Sonderführung<br />

auf dem Programm:<br />

Mit Yoga-Techniken zur<br />

konzentrierten Bildbetrachtung.<br />

Weitere Informationen<br />

auch online unter: www.<br />

mmk-passau.de. Die Buchhandlung<br />

Pustet begleitet<br />

die Ausstellung mit einem<br />

kleinen Büchertisch. Neben<br />

einer Romanbiografie über<br />

Lassnig, gibt es hier auch die<br />

wenig bekannten literarischen<br />

Arbeiten der Malerin<br />

und engagierten Leserin zu<br />

entdecken. In der Filmgalerie<br />

Bad Füssing läuft aktuell<br />

noch der biographische<br />

Spielfilm „Mit einem Tiger<br />

schlafen“. Die großartige<br />

Birgit Minichmayr verkörpert<br />

darin Maria Lassnig in<br />

verschiedenen Lebensstadien.<br />

st

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