MuW_Nachrichten 2425
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12 AKTUELLES<br />
1<br />
Viel Betrieb am Tittlinger Marktplatz<br />
Veitskirta und Jahresflohmarkt<br />
Tittling. Stöbern war angesagt<br />
am vergangenen<br />
Sonntag am Tittlinger<br />
Marktplatz. Der alljährliche<br />
Veitskirta bot den vielen<br />
Besuchern wieder jede<br />
Menge Gelegenheiten, sich<br />
mit einer großen Bandbreite<br />
an Dingen einzudecken.<br />
Ob Kleidung, Werkzeug,<br />
Spielzeug - es gab allerlei<br />
zu entdecken. Auch für das<br />
Foto: <strong>MuW</strong>/r.demont<br />
leibliche Wohl war bestens<br />
gesorgt.<br />
Körperempfindungsbilder<br />
Große Werkschau der Malerin Maria Lassnig im MMK Passau<br />
Am Ende des Marktplatzes<br />
zog sich der Jahresflohmarkt<br />
entlang bis zur<br />
Bahnhofstraße. Auch der<br />
Wettergott hatte ein Einsehen<br />
und beschränkte sich<br />
auf ein paar wenige Regentropfen.<br />
Einige der Standbetreiber<br />
zeigten marktschreierisches<br />
Geschick,<br />
ihre Waren anzupreisen.<br />
Manch kurioser Artikel<br />
war ebenfalls zu finden,<br />
wie beispielsweise eine uralte<br />
Registrierkasse oder<br />
ein kleiner Glückspielautomat.<br />
Natürlich durften auch<br />
leibliche Genüsse wie Obst,<br />
Gemüse und Marmeladen<br />
nicht fehlen.<br />
rd<br />
1<br />
Passau. Zum dritten Mal<br />
kooperiert das Museum<br />
Moderner Kunst Wörlen<br />
Passau mit dem Sammler<br />
und Galeristen Helmut<br />
Klewan. Nach Alberto Giacometti<br />
und Pablo Picasso<br />
zeigt das MMK derzeit rund<br />
80 Gemälde, Zeichnungen,<br />
Studien sowie eine Plastik<br />
der bedeutenden österreichischen<br />
Künstlerin Maria<br />
Lassnig (1919-2014) aus der<br />
Sammlung Klewan.<br />
Die Ausstellung umfasst<br />
neben einigen Frühwerken<br />
aus den 1940er Jahren alle<br />
Schaffensperioden seit<br />
den späten 1960er Jahren.<br />
Nach einem längeren Paris-Aufenthalt<br />
und Tuchfühlung<br />
mit Informel und<br />
Surrealismus fand Lassnig<br />
damals zur figürlichen<br />
Malerei zurück. Und schuf<br />
speziell auf dem Gebiet des<br />
Selbstporträts etwas genuin<br />
Neues. Sie korrelierte nämlich<br />
Sinneseindrücke und<br />
Empfindungen sowie Körperpartien<br />
mit Farben: „Die<br />
Stirne bekommt eine Gedankenfarbe,<br />
die Nase eine<br />
Geruchsfarbe, Arme und<br />
Beine Fleischdeckenfarbe;<br />
es gibt Schmerzfarben und<br />
Qualfarben, Druck- und Völlefarben,<br />
Streck- und Pressfarben,<br />
[…] – das alles sind<br />
Wirklichkeitsfarben“. Diese<br />
Wirklichkeit löst das Selbstporträt<br />
ab vom Erinnerungsbild<br />
(denken wir nur<br />
einmal an Lovis Corinth, der<br />
sich jahrzehntelang jeweils<br />
am Geburtstag selbst malte)<br />
hin zu in Farbe geronnener<br />
Empfindung. Das menschliche<br />
Innenleben erhält hier<br />
Vorrang vor allem Äußeren.<br />
Daher ist der Bildraum auch<br />
meist nur mit karger Symbolik<br />
vor monochromem<br />
Hintergrund bestückt. Blumen,<br />
Äpfel, Tiere, separierte<br />
Körperteile, und alles in<br />
meist klaustrophobisch<br />
verengter Perspektive. Die<br />
wiederum stammt aus einer<br />
frühen Schaffensphase, als<br />
Maria Lassnig mit „Sesselselbstporträts“<br />
die groteske<br />
Verformung des menschlichen<br />
Körpers durch ungewöhnliche<br />
perspektivische<br />
Ansichten erkundete.<br />
Das MMK zeigt aber auch<br />
Radierungen und Zeichnungen.<br />
Eine solche etwa,<br />
die Passagiere der New Yorker<br />
U-Bahn in genau der<br />
gleichen Darstellungsweise<br />
zeigt. Nicht zuletzt machen<br />
gerade die grafischen Arbeiten<br />
den Reiz dieses gelungen<br />
kuratierten Passauer<br />
Ausstellungshighlights<br />
aus. Hier wird deutlich:<br />
diese Frau war nicht nur<br />
ein schroffer Charakter,<br />
die ihrer Kunst alles andere<br />
unterordnete. Sie hatte<br />
Maria Lassnig Subway 1977 Kupferstich koloriert.<br />
Foto: Maria Lassnig Stiftung<br />
auch einen ganz eigenen<br />
Humor. Da sind Kopfstudien<br />
mit Frisurvorschlägen<br />
für ihren Wiener Friseur zu<br />
sehen, ein geprügelter Hund<br />
trägt Lassnigs Gesichtszüge,<br />
ein andermal winkt er dem<br />
Betrachter entgegen. Es gibt<br />
gezeichnete Grußkarten an<br />
Helmut Klewan zu entdecken,<br />
deren reuevoller Text<br />
erkennen lässt, dass Auftritte<br />
in der Öffentlichkeit<br />
so gar nicht ihr Ding waren.<br />
Und wer einmal den verehrten<br />
Großkünstler (und<br />
Lebensgefährten Lassnigs<br />
während der 1960er Jahre<br />
in Paris) Arnulf Rainer als<br />
Knaben in Krachlederner<br />
sehen mag – selbst das hält<br />
diese Schau parat.<br />
Internationale Anerkennung<br />
erhielt Maria erst<br />
1980, als sie aus New York<br />
(wo sie sich u.a. mit dem<br />
Medium Animationsfilm<br />
beschäftigt hatte) nach Österreich<br />
zurückkehrte. Als<br />
erste Frau überhaupt übernahm<br />
sie eine Professur an<br />
der Wiener Hochschule für<br />
Angewandte Kunst, zeigte<br />
bei Helmut Klewan in München<br />
erstmals ihre Arbeiten<br />
in der Bundesrepublik,<br />
nahm zweimal an einer documenta<br />
in Kassel teil. Ein<br />
Jahr vor ihrem Tod erhielt<br />
sie den Goldenen Löwen<br />
der Biennale Venedig für<br />
ihr Lebenswerk. Auch wenn<br />
sie diesen Preis nicht mehr<br />
selbst entgegen nehmen<br />
konnte, den Weltruhm ihres<br />
vom Kunstpublikum spät in<br />
seiner Einzigartigkeit erkannten<br />
Werkes, konnte die<br />
ursprünglich aus einfachen<br />
Verhältnissen stammende<br />
Künstlerin noch erleben.<br />
Die Werkschau zu Maria<br />
Lassnig im MMK Passau<br />
ist noch bis einschließlich<br />
14. Juli jeweils Dienstag bis<br />
Sonntag, 10-18 Uhr zu besichtigen.<br />
Am 21. Juni steht<br />
um 18 Uhr eine Sonderführung<br />
auf dem Programm:<br />
Mit Yoga-Techniken zur<br />
konzentrierten Bildbetrachtung.<br />
Weitere Informationen<br />
auch online unter: www.<br />
mmk-passau.de. Die Buchhandlung<br />
Pustet begleitet<br />
die Ausstellung mit einem<br />
kleinen Büchertisch. Neben<br />
einer Romanbiografie über<br />
Lassnig, gibt es hier auch die<br />
wenig bekannten literarischen<br />
Arbeiten der Malerin<br />
und engagierten Leserin zu<br />
entdecken. In der Filmgalerie<br />
Bad Füssing läuft aktuell<br />
noch der biographische<br />
Spielfilm „Mit einem Tiger<br />
schlafen“. Die großartige<br />
Birgit Minichmayr verkörpert<br />
darin Maria Lassnig in<br />
verschiedenen Lebensstadien.<br />
st