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Die islamrechtliche Beurteilung der Mädchenbeschneidung

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1.) <strong>Die</strong> milde sunna<br />

Das arabische Wort sunna bedeutet „Brauch“ o<strong>der</strong> „Gesetz“ und im weitergeführten Sinne<br />

auch „Handlung in <strong>der</strong> Tradition des Propheten MuÎammad“. <strong>Die</strong>se Beschneidungsart wird<br />

ausgesprochen selten praktiziert. Sie stellt die leichteste Form mit geringen physischen Auswirkungen<br />

dar. Man bezeichnet mit ihr das Einstechen, Ritzen o<strong>der</strong> Entfernen <strong>der</strong> Vorhaut<br />

<strong>der</strong> Klitoris (Praeputium). Unter Vorbehalt ist diese Beschneidungsform mit <strong>der</strong> an Männern<br />

vergleichbar und wird daher manchmal auch als „Zirkumzision“ bezeichnet. 51<br />

2.) <strong>Die</strong> modifizierte sunna o<strong>der</strong> Klitoridektomie<br />

Hierbei handelt es sich um die durch die WHO als Typ 1 bezeichnete teilweise o<strong>der</strong> vollständige<br />

Entfernung <strong>der</strong> sichtbaren Klitoris, die gemeinsam mit <strong>der</strong> Exzision (vgl. unten) die<br />

häufigste Beschneidungsform darstellt. Von den betroffenen Personen wird diese modifizierte<br />

Art oft als sunna bezeichnet, obwohl sie medizinisch eine schwerere Form bildet. 52<br />

3.) <strong>Die</strong> Exzision<br />

Bei <strong>der</strong> Exzision, die die häufigste Beschneidungsart in Afrika darstellt, wird die Klitoris<br />

teilweise o<strong>der</strong> vollständig einschließlich von Teilen <strong>der</strong> inneren Labien amputiert. Je nach<br />

Schwere <strong>der</strong> Beschneidung wird zwischen einer partiellen o<strong>der</strong> radikalen Exzision unterschieden.<br />

Wie bei allen an<strong>der</strong>en Arten <strong>der</strong> Beschneidung gibt es auch hier modifizierte Formen,<br />

die an schwerere Eingriffe heranreichen. So kann bei <strong>der</strong> Exzision beispielsweise bei<br />

Intaktbleiben <strong>der</strong> großen Schamlippen <strong>der</strong> Vaginaeingang durch Zunähen künstlich verengt<br />

werden. Lightfoot-Klein weist daraufhin, dass diese milde Form <strong>der</strong> pharaonischen Beschneidung<br />

(vgl. unten) von den Sudanesen auch häufig als sunna bezeichnet wird. 53<br />

4.) <strong>Die</strong> pharaonische/sudanesische Beschneidung o<strong>der</strong> Infibulation<br />

Bei dieser Beschneidungsart werden die Klitoris und die kleinen Schamlippen vollständig<br />

entfernt sowie die großen Schamlippen innen ausgeschabt o<strong>der</strong> gänzlich abgetrennt. Das<br />

restliche Gewebe wird zusammengenäht o<strong>der</strong> -gesteckt, so dass die verbliebene Haut zu einer<br />

Brücke aus Narbengewebe über <strong>der</strong> Vaginalöffnung und dem Ausgang <strong>der</strong> Harnröhre zu-<br />

51<br />

Lightfoot-Klein. Das grausame Ritual. S. 49. Peller. Chiffrierte Körper – Disziplinierte Körper. S. 89; 197.<br />

Terre des Femmes. Schnitt in die Seele. S. 27.<br />

52<br />

Lightfoot-Klein. Das grausame Ritual. S. 49. Peller. Chiffrierte Körper – Disziplinierte Körper. S. 89. Terre<br />

des Femmes. Schnitt in die Seele. S. 27.<br />

53<br />

Lightfoot-Klein. Das grausame Ritual. S. 49-52. Peller. Chiffrierte Körper – Disziplinierte Körper. S. 89-90.<br />

Terre des Femmes. Schnitt in die Seele. S. 27. Büchner, Antje-Christin: Weibliche Genitalverstümmelung. Betrachtungen<br />

eines traditionellen Brauchs aus Menschenrechtsperspektive – Schlussfolgerungen für die Soziale<br />

Arbeit in Deutschland. Oldenburg 2004. S. 26.<br />

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