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Holsteiner am Wochenende 24 2024

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HOLSTEINER AM WOCHENENDE | NR. <strong>24</strong> | 15. JUNI 20<strong>24</strong> | SEITE 10<br />

LOKALES<br />

„Ich gehe mit einem guten Gefühl“<br />

Tornesch (jhf) Sabine Kählert<br />

(parteilos) hat 43 Jahre im Tornescher<br />

Rathaus gearbeitet,<br />

zuletzt sechs Jahre als Bürgermeisterin.<br />

Ende Juni geht<br />

die 63-Jährige in den Ruhestand.<br />

Am 25. Juni übergibt<br />

sie ihrem Nachfolger Christopher<br />

Radon (CDU) in der Ratsvers<strong>am</strong>mlung<br />

den Staffelstab.<br />

Frau Kählert, was war das<br />

schönste Erlebnis in Ihrer<br />

Amtszeit?<br />

Es waren mehrere: Das Quartier<br />

Tornesch <strong>am</strong> See mit<br />

Gewässer und Mehrgenerationenplatz<br />

ist fertiggestellt,<br />

fast alle Wohnungen sind<br />

bezogen. Wir bekommen einen<br />

Lidl- und einen weiteren<br />

Edeka-Markt. Die Kita Seepferdchen<br />

wurde fertiggestellt.<br />

Wir bauen drei Gruppen<br />

an. Die Stadtwerke Tornesch<br />

wurden rekommunalisiert und<br />

verschmelzen mit den Stadtwerken<br />

Pinneberg zu einem<br />

gemeins<strong>am</strong>en Stadtwerk Südholstein.<br />

Die Städtepartnerschaften<br />

bleiben eine Bereicherung.<br />

Unsere Bürgerinnen<br />

und Bürger helfen ehren<strong>am</strong>tlich<br />

bei der Integration von<br />

Geflüchteten, auch mit Wohnungsangeboten.<br />

Worüber haben Sie sich so<br />

richtig geärgert?<br />

Über kräftezehrende Prozesse<br />

in der Politik. Wir haben<br />

die Ladungsfrist für Sitzungen<br />

von einer Woche auf 14 Tage<br />

verlängert, aber es hat nicht<br />

zu schnelleren Entscheidungen<br />

geführt. Fünf Jahre diskutieren<br />

wir über den Standort<br />

der Johannes-Schwennesen-<br />

Schule... Im Interesse unserer<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

wünsche ich mehr Mut zu Entscheidungen.<br />

Zudem erhalten<br />

die Kommunen immer mehr<br />

Aufgaben, werden jedoch<br />

nicht mit den nötigen Finanzmitteln<br />

ausgestattet.<br />

Eines macht mich richtig zornig:<br />

Manche Bürger lassen ihren<br />

Frust an meinen Mitarbeitern<br />

aus. Die Hemmschwelle,<br />

sie zu bepöbeln oder körperlich<br />

anzugreifen, ist niedrig.<br />

Bitte mehr Respekt!<br />

Was hätten Sie rückblickend<br />

gern anders gemacht?<br />

Foto: Frank<br />

Sabine Kählert packt im Bürgermeisterinbüro ihre Sachen. Zum 40-jährigen<br />

Dienstjubiläum hatten die Mitarbeiter ihr ein Kissen geschenkt. In der<br />

Hand hält sie eine Weihnachtskugel, verziert mit dem N<strong>am</strong>en Sabine.<br />

Ich hätte gern die Ortskernentwicklung<br />

vorangeschoben.<br />

Aber seit mehr als zehn Jahren<br />

geht es nicht voran, weil sich<br />

Aufgaben wie Corona in den<br />

Vordergrund schoben. Traurig:<br />

Der Planfeststellungsbeschluss<br />

zur K22 k<strong>am</strong> in meiner<br />

Amtszeit, wurde aber wieder<br />

aufgehoben und beklagt. Ich<br />

hätte gern die Sanierung des<br />

Rathauses und die Neubauten<br />

der Johannes-Schwennesen-Schule<br />

sowie der Mensa<br />

der Fritz-Reuter-Schule abgeschlossen.<br />

Die Mensa-Pläne<br />

sind fertig, doch die Freigabe<br />

des Brandschutzkonzepts<br />

fehlte. Es dauert zu lange!<br />

Wie zufrieden sind Sie mit<br />

dem Zustand des Rathauses?<br />

Uns fehlen Räume. Der Sitzungssaal<br />

hat Retrocharme.<br />

Die Akustik und die Präsentationstechnik<br />

sind schlecht.<br />

Sinnvoll wäre der Anbau eines<br />

Sitzungstraktes gewesen. Das<br />

war aber nicht gewollt. Mein<br />

Appell ist, mit einem Investor<br />

ein Ortszentrum zu planen, mit<br />

einem Bürgerbüro und einer<br />

Kulturstätte als Sitzungssaal,<br />

um Politik sichtbar zu machen.<br />

Mit welchem Gefühl gehen<br />

Sie?<br />

Ich freue mich, dass es trotz<br />

der schwierigen Zeit gelungen<br />

ist, einen geordneten<br />

Wirtschaftsplan, wenn auch<br />

bei angespannter Finanzlage,<br />

und für 2023 einen Jahresüberschuss<br />

von 1,1 Millionen<br />

Euro zu übergeben. So gehe<br />

ich mit einem guten Gefühl.<br />

Was nehmen Sie sich vor?<br />

Ich bleibe 800 Meter vom<br />

Rathaus entfernt in Uetersen<br />

wohnen und hoffe gesund zu<br />

bleiben. Zur Ruhe setzen „ist<br />

nicht“. Ich freue mich sehr auf<br />

Freunde und F<strong>am</strong>ilie, vor allem<br />

auf meine Enkelsöhne (3<br />

und 7). Endlich habe ich Zeit<br />

für Sport. Mein Mann Jochen<br />

(70) und ich wollen Urlaube<br />

vorzugsweise mit dem Fahrrad<br />

unternehmen. Ich bleibe<br />

Aufsichtsratsvorsitzende der<br />

Adlershorst Baugenossenschaft.<br />

Diese Aufgabe macht<br />

mir seit 25 Jahren sehr viel<br />

Freude – ein bisschen Konstanz<br />

ist nötig.<br />

Solarpark auf Deponie<br />

für Papierschl<strong>am</strong>m:<br />

Wer bringt Kapital ein?<br />

Uetersen (jhf) Auf der ehemaligen<br />

Papierschl<strong>am</strong>m-<br />

Deponie in Uetersen an<br />

der Großen Twiete soll<br />

ein Solarpark entstehen.<br />

Die Bürgerenergiegenossenschaft<br />

NERU eG will<br />

auf einer Fläche von zirka<br />

1,5 Hektar Strom für etwa<br />

500 Haushalte erzeugen.<br />

Der Vorsitzende Thorsten<br />

Berndt hofft, die Anlage im<br />

Frühjahr 2025 in Betrieb<br />

nehmen zu können. Sie<br />

soll eine Leistung von 1,7<br />

Megawatt-Peak bringen.<br />

Es wäre der größte Freiflächen-Photovoltaik-Park<br />

im<br />

südlichen Teil des Kreises.<br />

Noch ist das Projekt nicht<br />

in trockenen Tüchern. Ob<br />

es umgesetzt wird, hängt<br />

unter anderem davon<br />

ab, ob Bürger genügend<br />

Geld in dem Solarpark<br />

anlegen wollen. Sie sollen<br />

von Überschüssen<br />

profitieren. Die Genossenschaft<br />

braucht Kapital, um<br />

möglichst wenig Kredite<br />

aufnehmen zu müssen.<br />

„Wir müssen die Wirtschaftlichkeit<br />

im Auge behalten“,<br />

sagt Berndt. Er rechnet mit<br />

einer Investitionssumme<br />

von etwa 1,5 Millionen<br />

Euro. Die Generalvers<strong>am</strong>mlung<br />

beschloss <strong>am</strong><br />

Mittwoch, das Kapital zu erhöhen<br />

und neue Mitglieder<br />

aufzunehmen. Menschen<br />

oder juristische Personen<br />

können Anteile von jeweils<br />

265 Euro zeichnen. Wer in<br />

das Projekt investieren will,<br />

erklärt seine Bereitschaft<br />

unter www.neru-eg.de. Eingezahlt<br />

wird, sobald das<br />

Projekt startet.<br />

Die Lokalpolitik gab<br />

Grünes Licht. Die nächsten<br />

Schritte sind, einen Bebauungsplan<br />

aufzustellen und<br />

den Flächennutzungsplan<br />

zu ändern. Die Stadt lädt<br />

für Mittwoch, 26. Juni, zu einer<br />

Bürgerbeteiligung ab 19<br />

Uhr in der Stadthalle, Berliner<br />

Straße 12, ein. „Wenn<br />

im Herbst der B-Plan durch<br />

ist, entscheiden wir, ob sich<br />

der Bau lohnt oder nicht“,<br />

sagt Berndt.<br />

Eine Untersuchung des<br />

Baugrunds gab Entwarnung.<br />

Ständer für die<br />

Photovoltaik-Module sollen<br />

ger<strong>am</strong>mt werden. „Es erfolgen<br />

weder Bohrungen<br />

noch Erdaushub“, betont<br />

Berndt. Die Anlage soll eingezäunt<br />

werden.

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