Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
STORY<br />
«Ziele erreicht<br />
man nicht durch<br />
Kompromisse»<br />
Er ist 28 Jahre jung und ein Hoffnungsträger in der Schweizer<br />
Läuferszene: Dominik Rolli, Landwirt, Marathon- und Trailläufer.<br />
SEESICHT konnte mit dem sympathischen Berner reden<br />
und hat einen Athleten kennengelernt, der noch einiges vorhat.<br />
INTERVIEW: CLAUDIO BRENTINI – FOTOS: SANDRO ANDERES<br />
Monatelanges Vorbereiten auf ein Rennen, zwischen<br />
130 und 180 Kilometer pro Woche laufen, zweimal<br />
pro Tag Training, ganz ehrlich: Warum tut man sich<br />
so etwas an?<br />
(Lacht) <strong>Das</strong> ist eine gute Frage und eine, die man<br />
sich selbst ab und zu auch mal stellt. Aber ich war<br />
schon immer ein Bewegungsmensch, mir tut das<br />
einfach gut und ich denke, diese Basis muss man für<br />
den Spitzensport mitbringen.<br />
Wie muss man Sie sich als Kind vorstellen?<br />
Immer herumrennen und nie still sitzen?<br />
<strong>Das</strong> hat schon was, da unterscheide ich mich sehr<br />
von meinem Zwillingsbruder.<br />
Also brachten Ihre Eltern Sie aus purer Verzweiflung<br />
zum Laufsport?<br />
(Lacht) Nein, so schlimm war es dann doch nicht.<br />
Mein Vater war ein Ausdauersportler und so unternahmen<br />
wir viel gemeinsam.<br />
Sie sind, übrigens wie auch der Marathonläufer<br />
Patrick Wägeli, Landwirt. Geht Ihr Trainingsplan<br />
gut mit diesem Beruf zusammen?<br />
Ich bin nicht allein, der Betrieb wird gemeinsam von<br />
meinem Vater, meinem Bruder und mir geführt. Dieser<br />
Beruf bietet die notwendige Flexibilität, aber<br />
es ist schon so, dass dies nur geht, weil mein ganzes<br />
Umfeld mich unterstützt und mir Freiräume gibt.<br />
Dennoch wird es Tage geben, zum Beispiel bei<br />
schönem Wetter, an denen die Arbeit auf dem Feld<br />
nicht warten kann, oder?<br />
<strong>Das</strong> ist so und da muss ich halt beim Training etwas<br />
andere Ziele setzen. Also nicht noch fünf Prozent mehr<br />
rausholen, sondern eher fünf weniger. Nach einem<br />
ganzen Tag Heuernte ist mehr auch nicht möglich.<br />
Wie sieht es mit dem Thema Erholung aus?<br />
Ein wichtiger Faktor für Langstreckenläufer. Darauf<br />
achte ich sehr und gönne mir auch mal eine Mütze<br />
voller Schlaf. <strong>Das</strong> geht aber wie bereits erwähnt nur,<br />
weil mein Umfeld mir das auch ermöglicht.<br />
Wie achten Sie generell auf Ihre Gesundheit?<br />
Viktor Röthlin sagte mal, das Marathontraining<br />
sei das Gesündeste, was man machen könne,<br />
das Rennen selbst das Ungesündeste.<br />
Man geht schon während des Rennens an seine Grenzen,<br />
aber darauf bereitet man sich ja auch während eines<br />
Aufbautrainings vor. Ich achte aber natürlich sehr<br />
auf meine Gesundheit, schliesslich ist die entscheidend<br />
für Spitzenleistungen. Umso wichtiger ist das gezielte<br />
Aufbautraining sowie die schon angesprochene<br />
Erholung. Die kann man nicht erzwingen, das braucht<br />
einfach Zeit.<br />
Deshalb auch «nur» zwei Marathonrennen pro Jahr?<br />
Mehr geht wirklich nicht, nicht auf diesem Niveau.<br />
Auf jeden Marathon bereitet man sich monatelang vor.<br />
22<br />
SEESICHT 3/24<br />
www.seesichtmagazin.ch