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KAMMERCHOR LEONHARD LECHNER, BOZEN
HAYDN-ORCHESTER VON BOZEN UND TRIENT
ORCHESTRA HAYDN DI BOLZANO E TRENTO
CORO DA CAMERA LEONHARD LECHNER, BOLZANO
Harald Genzmer
Oswald von Wolkenstein
Kantate für Soli, Chor
undOrchester
Cantata per soli, coro
e orchestra
Uraufführung
Prima assoluta
Bozon. IS Oktober 1977 - 20 30 Uhr Bolzana 15 ottobre 1977 - ore 20 30
Haus der Kultur Walther von der Vogelweide
Casa di Cultura "Walther von der Vogelweide '
Boxen 17 Oktober 1977 - 20 30 Uhr Bressanone. 17 ottobre 1977 - ore 20 30
' Kardinal Nikolaus Cusanüs - Akademie Accademia Kardinal Nikolaus Cusanus ‘ „
Harald Genzmer
Oswald von Wolkenstein
Kantate für Soli, Chor und Orchester
Cantata per soli, coro ed orchestra
Uraufführung
Prima assoluta
Ausführende:
Annelies Hückl, Innsbruck - Sopran
Michael Willeke, St. Gallen - Bariton
Kammerchor Leonhard Lechner, Bozen
Leitung Willi Seebacher
Haydn - Orchester von Bozen und Trient
Dirigent: Hermann Michael
Esecutori :
Annelies Hückl, Innsbruck - Soprano
Michael Willeke, St. Gallen - Baritono
Coro da camera Leonhard Lechner, Bolzano,
diretto da Willi Seebacher
Orchestra - Haydn di Bolzano e Trento
Direttore: Hermann Michael
Einführung:
Dr. Hans Moser, Universität Innsbruck
Introduzione:
Dr. Hans Moser, Università Innsbruck
Harald Genzmer
zählt zu jenen Persönlichkeiten, die das kulturelle Gesicht unserer
Zeit wesentlich mitbestimmt haben. Ohne je mit Sensationsmeldungen
hervorgetreten zu sein, ist Genzmer ein im
besten Sinne populärer Komponist, der nicht nur für exklusive
Musikfeste schreibt, sondern auch der Vielzahl der aus Freude
am eigenen Spiel musizierenden Laien verbunden ist. Aus der
Absicht heraus, gerade Laien an die zeitgenössische Musik
heranzuführen, entstand eine große Anzahl leicht spielbarer,
musikalisch jedoch recht anspruchsvoller Kompositionen für
die verschiedensten Besetzungen. Daneben stehen zahlreiche
Werke für den Konzertvortrag sowie ein sinfonisches Oeuvre
mit einer Reihe gewichtiger Titel. — 1909 in Blumenthal bei
Bremen geboren, gehört Harald Genzmer zu einer Generation,
die mit den verschiedensten Strömungen des geistigen und
kulturellen Lebens und mit einer sprunghaften technischen
Entwicklung konfrontiert wurde. Bezeichnend für die Persönlichkeit
des Komponisten ist vor allem die wache Aufmerksamkeit,
mit der alle Ereignisse in Politik, Wissenschaft und
Kunst von ihm verfolgt werden, daneben Verständnis und
Achtung dem fremden geistigen und künstlerischen Schaffen
aller Disziplinen und Stilrichtungen gegenüber — eine Einstellung,
die er auch als Kompositionslehrer der Münchner
Musikhochschule weitervermittelt. Entsprechend versteht sich
Genzmer auch als Komponist erklärtermaßen als Mittler zwischen
alt und neu, zwischen Tradition und Avantgarde, hat
dabei jedoch durchaus eigene musikalische Ausdrucksform
gefunden und stetig weiterentwickelt.
Va annoverato fra le personalità che hanno concorso, e in modo
decisivo, a determinare l’impronta culturale della nostra
epoca. Pur non essendo mai stato oggetto di notizie sensazionali,
egli gode nondimeno fama di compositore popolare nel
miglior senso della parola, compositore che non si limita a
scrivere per festival esclusivi, ma si sente altrettanto obbligato
nei confronti dei dilettanti, di coloro cioè che fanno musica per
pura soddisfazione personale. É a profitto di questi, nell’intento
cioè di iniziarli alla musica contemporanea che Genzmer
ha composto un gran numero di opere di facile esecuzione,
ma pur tuttavia impegnative sotto l’aspetto musicale, opere
per ogni tipo di strumenti.
Nato nel 1909 a Blumenthal presso Brema, Genzmer fa parte
di una generazione messa di fronte alle più svariate correnti
della vita intellettuale e artistica nonché ad uno sviluppo tecnico
oltremodo rapido. Sono caratteristiche precipue delia personalità
del compositore la viva attenzione che egli presta a
tutti gli avvenimenti di natura sia politica che scientifica e artistica,
e la comprensione e stima nei confronti della creazione
altrui, alle discipline ed agli indirizzi stilistici dell’epoca: un atteggiamento,
questo, che il compositore, nella sua qualità di
professore di composizone al conservatorio di Monaco di Baviera,
si fa un dovere di trasmettere ai suoi allievi. Conforme a
questo suo atteggiamento Genzmer occupa anche come compositore
un posto intermedio fra il vecchio e il nuovo, fra la tradizione
e l’avanguardia, ma ha ciò nonostante saputo trovare
una sua propria espressione musicale che dei resto si studia
continuamente di sviluppare.
Hermann Michael
geboren in Schwäbisch Gmünd im Jahr 1937, studierte 1956
60 an der Stuttgarter Musikhochschule und nahm später an
einem internationalen Dirigentenkurs unter Hans Swarowski in
Brüssel, an zwei Dirigentenpraktika unter Herbert von Karajan
in Berlin und an einem internationalen Interpretationskurs für
Orchesterdirigenten unter Raphael Kubelik teil. Dazwischen
liegen Jahre des Dirigentenstudiums am Städtischen Konservatorium
sowie des Studiums der Naturwissenschaften, Germanistik
und Philosophie an der Freien Universität Berlin.
1961 wurde Michael erster und alleiniger Preisträger beim internationalen
«Cantelli-Wettbewerb« für Orchesterdirigenten.
Von 1962 bis 64 war er Kapellmeister und Assistent Herbert
von Karajans an der Wiener Staatsoper, wurde 1965 Dirigent
an der Frankfurter Oper und ist seit 1968 Generalmusikdirektor
in Bremen.
Seit 1971 entfaltet er eine rege Konzerttätigkeit, bei der er, um
nur die wichtigsten zu nennen, mit folgenden Orchestern aufgetreten
ist: Berliner Philharmoniker, Hamburger Symphoniker,
Philharmonisches Staatsorchester Bremen, «Teatro Regio«,
Turin, Accademia S. Cecilia, Rom, Triester Philharmoniker,
Teatro »La Fenice«, Venedig, London Philharmonie Orchestra,
Mozarteum-Orchester,'Salzburg, sowie mit zahlreichen
Rundfunkorchestern.
Seit 1977 ist Hermann Michael ständiger Dirigent des Haydn-
Orchesters von Bozen und Trient.
nato a Schwäbisch Gmünd nel 1937, ha studiato presso la
scuola superiore di musica di Stoccarda, frequentando in seguito
i corsi di direzione d’orchestra di Hans Swarowski a Bruxelles,
di Herbert von Karajan a Berlino e il corso internazionale
di interpretazione di Rafael Kubelik. Contemporaneamente
ha frequentato le facoltà di scienze, germanistica e filosofia
all’Università di Berlino.
Nel 1961 ha partecipato al Concorso di direzione d'orchestra
«G. Cantelli« ottenendo il primo premio.
Dal 1962 al ’64 è stato assistente di von Karajan all’Opera di
Stato di Vienna, nel 1965 è stato nominato direttore del Teatro
dell’Opera di Francoforte e dal 1968 è primo direttore del Teatro
dell’Opera di Brema.
Dal 1971 dirige le più importanti orchestre europee: a Berlino,
Amburgo, Torino, Roma, Venezia, Londra, Salisburgo, come
pure di diverse stazioni radiofoniche.
Dal 1977 è direttore stabile della «Haydn» di Trento e Bolzano.
Annelies Hückl
bekam ihre musikalische Ausbildung für Klavier und Gesang
an der Wiener Musik-Akademie. Sie konzertierte als Lied- und
Oratoriumsängerin in Wien, dann bald in ganz Österreich,
Deutschland, Italien, Schweiz, Jugoslawien, Tschechoslowakei,
Holland und Belgien. Auch Rundfunk und Fernsehen in
diesen Ländern kam dazu.
Nach ihrem Debut für Oper und Operette in Klagenfurt ging
Annelies Hückl ins feste Engagement nach Bonn und von dort
nach Innsbruck, von wo aus sie in Wien, Salzburg, Wiesbaden
und München gastiert.
ha studiato all’Accademia di musica di Vienna. Si esibiva in
Austria, Germania, Italia, Svizzera, Jugoslavia, Cecoslovacchia,
Olanda e Belgio sia in concerti di »Lieder« che in oratori.
Le sue esecuzioni sono spesso riprese dalla radio e dalla televisione.
Dopo il suo debutto per opera ed operetta a Klagenfurt si é
stabilmente impegnata prima a Bonn e poi a Innsbruck, ma é
invitata anche a Vienna, Salisburgo, Wiesbaden e Monaco.
Michael Willeke
geboren am 30.5.1942 in Hildesheim (BRD), absolvierte seine
ersten Gesangstudien in Hannover, dann an der Musikhochschule
in München bei Prof. Blaschke, Prof. Hermann Reutter
und Prof. H. Arnold. Seit 1968 ist Michael Willeke als Konzertund
Liedersänger im In- und Ausland tätig, so unter anderem
in Brüssel, Zürich, Lyon, Paris und Wien. Seit 1973 tritt er auch
als Opernsänger an Bühnen in München, Wien, Lausanne und
St. Gallen auf.
nato a Hildesheim (RFT) II 30.5.1942, ha compiuto i primi studi
a Hannover, quindi alla »Musikhochschule« di Monaco presso
ii Prof. Blaschke, Prof. Hermann Reutter e il Prof. H. Arnold.
Dal 1968 si esibisce come cantante di »Lieder« nelle sale da
concerto di Bruxelles, Zurigo, Lione, Parigi e Vienna; dal 1973
anche come cantante d’opera nei teatri di Monaco, Vienna, Losanna
e S. Gallo.
Der Kammerchor
Leonhard Lechner, Bozen
Der Kammerchor «Leonhard Lechner« nennt sich nach dem
wohl bedeutendsten Komponisten, den Südtirol je hervorgebracht
hat. Der Chor wurde 1952 — also vor 25 Jahren — von
dem aus Basel stammenden Priester-Musiker P. Dr. Oswald
Jaeggi gegründet. Im Jahre 1956 debütierte der Chor in Graz
mit einem Konzert zeitgenössischer Chormusik und wurde im
Jahr darauf beim Internationalen Chorwettbewerb in Arezzo
mit zwei zweiten Preisen ausgezeichnet.
In der Folge wurde der Chor mehrfach zu internationalen Kongressen
und Tagungen auch ins Ausland eingeladen. Er sang
in bedeutenden Städten Deutschlands, Österreichs, Frankreichs
und der Schweiz. Die Schöpfung Oswald Jaeggis überdauerte
seinen allzufrühen Tod im Jahre 1963. Sein Erbe trat
Johanna Blum an, Professorin für Musikgeschichte am Bozner
Konservatorium «Claudio Monteverdi«, Leiterin der Südtiroler
Musikschulen und selbst Mitglied des Chores von Anfang an.
Unter der Leitung von Johnna Blum ersang sich der Chor beim
Internationalen Chorwettbewerb in Spittal an der Drau zwei erste
Preise. — Im Herbst 1971 hat der derzeitige Dirigent, Willi
Seebacher, die Leitung des Chores übernommen. Willi Seebachers
Musikstudium führt über das Bozner Konservatorium an
die Musikhochschule «Mozarteum« nach Salzburg, wo er 1965
mit Auszeichnung das Diplom in Musikerziehung erwarb. Die
Schwerpunkte in der Chorarbeit des Kammerchores »Leonhard
Lechner« sind nach wie vor die Klassische Polyphonie
und moderne und weltliche Chormusik, wobei die Pflege der
Werke Leonhard Lechners dem Chor ein besonderes Anliegen
ist.
Il Coro da camera
»Leonhard Lechner« - Bolzano
Il Coro da camera »Leonhard Lechner« ha preso il nome dal
massimo musicista altoatesino. É stato fondato nel 1952 dal
Padre benedettino Dr. Oswald Jaeggi di Basilea, organista
della Parrocchia Conventuale di Bolzano-Gries.
Nel 1956 il coro debutò a Graz con un concerto di musica polifonica
moderna; l’anno successivo si presentò ad Arezzo al
Concorso Polifonico Internazionale, che gli fruttò due secondi
premi. Con ciò aumentarono gli impegni. Più volte il coro fu invitato
a manifestazioni in Italia ed all’estero, soprattutto in Germania,
Austria, Francia e Svizzera.
Dopo la morte del fondatore, avvenuta nel 1963, gli succedette
Johanna Blum, docente al Conservatorio «Claudio Monteverdi«
di Bolzano. Sotto la sua direzione il coro vinse due primi
premi nel Concorso Polifonico Internazionale di Spittal/Drau
(Austria). — Dall’autunno del 1971 il Coro da camera con i suoi
40 elementi è sotto la guida del Maestro Willi Seebacher.
Nell’attività del coro figurano un concerto dedicato esclusivamente
alle composizioni di Leonhard Lechner; la prima esecuzione
europea della «Messa dodecafonica« di Ernst Krenek; il
«Messia« di Händel e »I Beati« (Die Seligen) di Joseph Haas; la
«Passione« di Max Baumann; il »Psalmus Hungaricus« di Zoltan
Kodàly; la «Messa in mi bemolle« di Anton Bruckner e diverse
composizioni del romanticismo.
Il repertorio del coro è incentrato in massima parte sulla polifonia
classica e sulla musica moderna sacra e profana, con
particolare attenzione allo studio dell’opera di Leonhard Lechner.
Das >>HAYDN«-Orchester
von Bozen und Trient
L’orchestra »HAYDN«
di Bolzano e Trento
wurde im Jahre 1960 auf Veranlassung der beiden genannten
Gemeinden sowie der zugehörigen Provinzen gegründet, und
zwar in der bestimmten Absicht, breiten Schichten der Bevölkerung
Gelegenheit zu bieten, die symphonische Musik kennenzulernen.
Das Orchester hat seit seinem Bestehen ein überaus reichhaltiges
Programm abgewickelt, wobei Werke der klassischen
und romantischen Literatur sowie der modernen und rein
symphonische neben solchen vokalsymphonisch-sakralen
Charakters zur Aufführung gelangten.
Organisatorisch hat das Orchester seinen Sitz in Bozen. Als
künstlerischer Leiter fungiert Andrea Mascagni. Ständiger Dirigent
war zunächst von der Gründung bis zu seinem Hinscheiden
im Jahre 1975 Antonio Pedrotti; gegenwärtig wirkt Hermann
Michael als solcher.
Gastdirigenten waren im Laufe der Zeit Claudio Abbado, Herbert
Albert, Carlo Maria Giulini, Ettore Gracis, Eliahu Inbal, Peter
Maag, Riccardo Muti, Hermann Scherchen, Carlo Zecchi:
diese und noch andere mehr unter den bedeutendsten italienischen
und ausländischen Dirigenten der Zeit.
Das Orchester hat sowohl im In- als auch im Ausland zahlreiche
Konzerte gegeben und dabei uneingeschränkten Erfolg
sowohl beim Publikum als auch seitens der Kritik verzeichnen
können.
è stata costituita nel 1960 per iniziativa dei Comuni e delle Province
di Bolzano e Trento, con preciso intento di attuare una
vasta azione di diffusione della musica sinfonica. Avendo come
sede organizzativa Bolzano, l’orchestra ha realizzato un vasto
programma di esecuzioni, dalla letteratura classica e romantica
a quella moderna, dal genere tipicamente sinfonico a
quello sinfonico-vocale sacro.
Direttore stabile dell’Istituzione é stato dalla fondazione, fino
alla morte avvenuta nel 1975, Antonio Pedrotti; direttore artistico
Andrea Mascagni. Attuale direttore stabile é Hermann
Michael.
Come direttori ospiti si sono succeduti alla guida dell’orchestra
i maggiori direttori italiani e stranieri:
Claudio Abbado, Herbert Albert, Carlo Maria Giulini, Ettore
Gracis, Eliahu Inbal, Peter Maag, Riccardo Muti, Hermann
Scherchen, Carlo Zecchi, ed altri ancora.
L’orchestra ha tenuto numerosi concerti in Italia e all’estero,
fatta segno ai più incondizionati riconoscimenti di pubblico e
di critica.
Hugo Kuhn
Oswald von Wolkenstein
Oswald von Wolkenstein in aller Munde. — Der aufmüpfige
Südtiroler Standesherr, der sein Leben im Umkreis so der heimischen
Berge wie von Fürsten und Kaiser und Reich um 1400
durchgesetzt und erlitten hat, der in seinen Liedern all das auffängt,
es mit einheimischen und europäischen Text- und
Melodie-Typen als Liebe und Scherz und Todesahnung zu
höfischer Unterhaltung aussingt in Liedern, die er selbst in
kostbaren Handschriften, mit seinem Porträt, sammeln ließ, er
ist heute weiter bekannt als in seinem Jahrhundert. Germanistische
und Musik-Wissenschaft erschließen die Überlieferung
neu und dringen bis in kleinste Details seines Werks und Wirkens,
ja seines Lebens vor. Und Texte und Melodien werden
auch für Liebhaber dieser mittelalterlichen, an sich schwer zugänglichen
Meister-Kunst immer neu zugänglich gemacht
durch Übersetzungen und Musik-Übertragungen in unsere
Notenschrift.
Wieviel von dem echten Oswald von Wolkenstein mit all dem
erschlossen wird, wieviel verloren geht, scheint auf den ersten
Blick nicht so wichtig — ein Gelehrten-Problem. Aber man
braucht nur gegeneinanderzuhalten das Bild Oswalds von
Wolkenstein, das aus dem Geist des 19. Jahrhunderts für eine
breite Öffentlichkeit, noch wirkend, geprägt wurde, und das
heute in allen Medien neu erschlossene Bild, um einzusehen,
wieviel mehr an Frische und historischer Unmittelbarkeit möglich
geworden ist. Der Anteil der historischen Arbeit daran, der
Forschung, der reproduktiven Übersetzungen, Übertragungen,
Schallplatten und Aufführungen soll hier keineswegs
verkleinert werden. Was aber, im Hintergrund, die moderne
Kunst daran bewirkte, die Sprachform und Formensprache
eines neuen, direkteren Umgangs mit den Wörtern, Tönen,
Linien und Farben, ist den Historikern selten bewußt. Es war
an der Zeit, auch Oswald von Wolkenstein, wie andere große
historische Figuren, durch das »Sprachgitter« einer modernen
Text-Musik-Vermittlung hindurch sowohl verfremdet wie mit
den heutigen Mitteln gedeutet zugänglich zu machen. Harald
Genzmer hat es mit seinem Werk für Soli, Chor und Orchester
unternommen. Er hat die moderne Musik weit geöffnet für die
Sprache, die Klangsubstanz wie die gedankliche Spontaneität
von Gedichten und Liedern. Hier ist aus Oswalds Lebensbeichte-Gedicht
»Durch Barbarei Arabia ...«, aus seiner Originalmelodie,
eine neue musikalische »Vorstellung« des Tiroler Ritters
entwickelt.
Oswalds Lieder von seinem Leben, Lieben, Scherzen und Todesahnen
— in aller Munde!
Oswald von Wolkenstein sulla bocca di tutti. — Il nobile sudtirolese
dall’indole ribelle, la cui travagliata esistenza si svolse,
sì, fra boschi e praterie, nell’umile ambiente della sua terra natia,
ma anche e non meno in mezzo allo sfarzo delle corti principesche
del tempo e della stessa corte imperiale ov’egli, intorno
al 1400, per il diletto dell’illustre auditorio cantò i suoi
Lieder, composizioni musicali di contenuto autobiografico e
satirico, ma anche canti d’amore e di gioia ed altri, nei quali
con amari accenti deplora la caducità delle cose terrene: questo
tardo trovatore che delle sue opere, composte e musicate
alla maniera tanto locale che europea, curò personalmente la
raccolta in preziosi manoscritti di cui uno reca anche il suo ritratto,
è meglio conosciuto oggi di quanto non lo fosse ai suoi
tempi. La germanistica e la musicologia si fanno un dovere di
analizzare e rianalizzare quanto della sua opera ci è stato tramandato,
esaminando fin nei minimi particolari quest’ultima e
la vita dell’autore. D’altronde anche i testi e le melodie di
quest’arte poetica medioevale, sì difficile da comprendere ai
nostri giorni, è resa accessibile ad un numero sempre crescente
di amatori mediante traduzioni del testo e trascrizioni
della musica nella notazione odierna.
Può apparire poco importante, a prima vista, sapere in quale
misura tutto ciò ci porterà ad una vera conoscenza del Wolkenstein,
ad una conoscenza del poeta quale egli effettivamente
era, ed in quale altra, invece, tali metodi contribuiranno
a farcelo apparire sempre più lontano ed estraneo. Ma basta
confrontare l’immagine che di lui a suo tempo, nel 19° secolo,
offrì al pubblico lo spirito di allora, un’immagine tuttora viva
nella mente di molti, con quella del tutto diversa fornitaci oggi
da tutti i mezzi di comunicazione di massa: si capirà subito
quanto più immediata, storicamente valida sia la seconda. Non
intendiamo certo sminuire, al riguardo, i meriti degli storici e di
tutti quelli che, con traduzioni e trascrizioni, con rappresentazioni
e con l’incisione di dischi hanno senza dubbio contribuito
a creare questa nuova immagine. Ma gli storici spesso non si
rendono conto quanta importanza abbia in merito l’arte moderna
col suo particolare linguaggio basato su di un uso più
immediato delle parole, dei suoni, delle linee e dei colori. Era
ora che anche Oswald von Wolkenstein, come altre grandi
personalità storiche, passasse attraverso il retino di una moderna
mediazione del testo e della musica: quest’ultima lo farà,
sì, apparire in un primo momento strano ed insolito, ma infine,
interpretandolo con i mezzi oggi a disposizione, ce lo renderà
meglio accessibile. E’ quanto Harald Genzmer si è prefisso
di fare con la sua composizione per soli, coro e orchestra.
Egli ha spalancato le porte della musica moderna per accogliere
il linguaggio, la sostanza sonora e la spontaneità di pensiero
delle poesie e dei canti. Nella presente opera egli ha
sviluppato una nuova concezione musicale di Oswald von Wolkenstein,
attingendo la melodia originale dal canto di confessione
di quest’ultimo »Per la Barberia in Arabia«.
I Lieder di Oswald von Wolkenstein, i canti della sua vita, dei
suoi amori, delle sue gioe e sofferenze, questi canti sono oggi
sulla bocca di tutti!
Hans Moser
Oswald von Wolkenstein (1376 — 1445)
Der Dichter und Sänger Oswald von Wolkenstein ist schon öfter
als bedeutendster Lyriker zwischen Walther von der Vogelweide
und Goethe bezeichnet worden.
Über sein Leben sind wir durch viele Urkunden und das Zeugnis
seiner Dichtungen gut unterrichtet. Er kam schon in frühen
Jahren viel herum und lernte im Laufe seines Lebens fast die
ganze damals bekannte Welt kennen. Er wurde als Diener und
Gesandter des Kaisers ins bunte Treiben und in die politischen
Verwicklungen des Konzils von Konstanz (ab 1414) hineingezogen
und lebte viele Jahre lang in Streit mit seinem Landesherrn,
dem Herzog von Tirol. Er gehörte nämlich zu jenen
Adeligen, die ihre Privilegien gegenüber der Zentralgewalt
noch ausbauen wollten. Dieser politische Kampf ging verloren;
in anderen, oft harten innertirolischen Auseinandersetzungen
konnte sich Oswald behaupten und in den Jahren vor seinem
Tod gewann er sogar bedeutenden Einfluß auf die Landespolitik.
“
Seine Lieder sind im besten Sinn Gelegenheitsdichtung: aus
der jeweiligen Situation für ein konkretes — meist adeliges —
Publikum geschaffen. Sie reflektieren sein bewegtes Leben,
wenn auch mittelbar. Er liebt es, das ihm und dem Publikum
Bekannte zu verfremden, zu maskieren, zu ironisieren oder zu
parodieren. Solange man dieses Spiel nicht durchschaute, rekonstruierte
man deshalb aus seinen Liedern eine phantasiereiche
»Biographie«: aus den Liebesliedern eine Minnegeschichte,
aus den religiösen eine späte Abkehr von der Welt
usw. Heute schätzt man seine Dichtung deshalb, weil sie trotz
der Bindung an mittelalterliche Formen und Denkweisen ein
Stück des Lebens seiner Zeit eingefangen haben: spontan und
anschaulich, mehr auf sinnliche Wirklichkeit aus als auf theoretische
Erklärung: sein theozentrisch-feudales Weltbild nahm
ihm nirgends die Wahrnehmungsfähigkeit. Vielleicht kam er
gerade deshalb zu manchen sehr modernen anmutenden
poetischen Techniken. Auch in der Musik war er ein Neuerer:
er übernahm im Streben, sein teilweise verwöhntes (Konzil von
Konstanz!) Publikum nie zu langweilen, die modernen westeuropäischen
Techniken der Mehrstimmigkeit in den deutschsprachigen
Raum. Diese innere Nähe hat zeitgenössische
Künstler schon mehrfach veranlaßt, seine Person für ein heutiges
Publikum in Wort, Bild und Ton wieder lebendig zu machen.
Il poeta e cantore Oswald von Wolkenstein è stato a più riprese
definito il più importante lirico tra Walther von der Vogelweide
e Goethe. Della sua vita siamo bene informati, dato il gran
numero di documenti pervenutici e le numerose testimonianze
contenute nelle sue opere. Ha viaggiato parecchio fin dalla prima
giovinezza e durante la sua vita ha conosciuto quasi tutto il
mondo allora noto. In qualità di servitore e legato dell’imperatore
fu coinvolto nella movimentata vita di corte e negli intrichi
politici del Concilio di Costanza (iniziato nel 1414) e visse per
anni in disaccordo col signore del suo paese, il duca del Tirolo.
Faceva parte infatti di quei nobili i quali, lungi dall’essere disposti
a rinunciare ai loro privilegi nei confronti del potere centrale,
cercavano anzi di aumentarli. Se questo tentativo fallì,
Oswald potè invece affermarsi in altre, spesso aspre controversie
interne della sua terra, e negli anni che precedettero la
sua morte riuscì persino a influenzare, e considerevolmente, la
politica tirolese.
Le sue canzoni sono poesia d’occasione nel miglior senso
della parola, create in base alle singole situazioni per servire
ad un pubblico concreto, per lo più aristocratico. Esse rispecchiano,
seppur solo indirettamente, la sua vita movimentata.
Egli ama straniare le cose note a lui ed al suo uditorio, mascherarle,
ironizzare su di esse e farne la parodia. Pertanto finché
non si era in grado di capire queste sue intenzioni ci si illudeva
di poter ricostruire, in base alle canzoni del Minnesänger,
una sua fantastica »biografia«: dalle canzoni d’amore un’avventura
galante, da quelle di contenuto religioso un tardo distacco
dal mondo ecc. Oggi la sua poesia è apprezzata perché,
pur essendo legata a forme e modi di pensare medioevali,
fissa certi aspetti della vita della sua epoca, e lo fa in modo
spontaneo ed evidente, accentuando la realtà sensoriale a
spese della spiegazione teorica: la sua concezione del mondo
teocentrico-feudale non gli impediva affatto di far uso delle
sue facoltà percettive. Forse è proprio per questo che le sue
tecniche poetiche ci ricordano a volte quelle moderne. Anche
nella musica egli era un innovatore: nell’intento di non annoiare
il suo pubblico spesso alquanto esigente (Concilio di Costanza!)
egli adottò le moderne tecniche polifoniche dell’Europa
occidentale, introducendole nei paesi di lingua tedesca.
Questa sua congenialità ha indotto non pochi artisti contemporanei
a tentare di far rivivere la sua persona nelle parole,
nelle immagini e nei suoni per renderla accessibile al pubblico
dei nostri giorni.
Harald Genzmer
Oswald von Wolkenstein
Kantate für Soli, Chor und Orchester
I. TEIL
1) Chor
Des himels trone
empfärbet sich
durch tags gedrank.
Die voglin schone
erwecken mich
mit süessem klank.
Verswunden ist der sne;
laub, gras, kle
wunnikleich entspringen.
Des wil ich von herzen
an smerzen
meiner frauen singen.
Die mir kan wenden als mein senden,
trauren plenden mit den henden minnikleich,
freudenreich
macht mich die raine; klaine ist mein ungemach.
Wenn ich gedenk an ir gelenke
sunder wenke, freuntlich schrenke, die sie kan,
undertan
so ist mein leib dem zarten weib, neur wo ich gach.
Pfeiff auff, lass raien.
die lind ist grüene,
der wald entsprossen.
Gen disem maien,
herzlieb, pis küene
und unverdrossen.
Der thron des himmels
wird blaß
vom andringen des tags.
Die vöglein
erwecken mich sanft
mit süßen tönen.
Der schnee ist verschwunden,
■
laub, gras, klee
sprießen köstlich.
Drum will ich voti herzen
und fröhlich
meiner geliebten singen.
Sie, die mir all mein sehnen enden kann
und mein trauern betäuben mit ihren lieblichen händen,
glücklich
macht mich die schöne; mein kummer zergeht.
Wenn ich an ihre anmut denke,
unablässig, an das liebevolle umarmen, das sie kennt,
so bin ich ganz der zarten frau ergeben,
wohin ich auch eile.
Pfeif auf, laß den reigen gehen!
Die linde ist grün,
der wald hat aus geschlagen.
In dieser maienzeit,
herzlieb, sei munter
und unbeschwert!
2) Bariton
Durch Barbarei, Arabia,
durch Harmanei in Persia,
durch Tartarei in Suria,
durch Romanei in Türggia,
Ibernia, der spriing hab ich vergessen.
Durch Preussen, Reussen, Eiffenlant,
gen Litto, Liften, übern strant,
gen Tenmark, Sweden, in Prabant,
durch Flandern, Frankreich, Engelant
und Schottenlant hab ich lang nicht gemessen.
Durch Arragun, Kastilie,
Granaten und Alteren,
auss Portigai, Ispanie,
pis gen dem vinstern steren,
von Provenz gen Marsilie -
in Races pei Saleren,
daselben plaib ich in der e,
mein eilend da zu meren
vast ungeren.
Ault ainem kofel rund und smal,
mit dickem wald umbvangen,
vii hoher perg und tieffe tal,
stain, Stauden, stock, snestangen,
der sich ich täglich ane zal.
noch aines zwingt micia pangen,
das mir der klainen kindlin schal
mein oren dick bedrängen
hat durchgangen.
Wie vii mir eren ie beschach
durch fürsten, künigin gevach,
und was ich freuden ie gesach,
das püess ich als under ainem dach,
mein ungemach der hat ain langes ende.
Vii gueter witz der gieng mir not,
seit ich muess sorgen umb das prot.
dazue so wirt mir vii gedrot,
und tröst mich niena mündlin rot.
den ich e pot, die lassen mich eilende.
Wellend ich gugg, so hindert mich
köstlicher ziere sinder;
Durch Berberland, Arabien,
durch Armenien nach Persien,
durchs Tatarenland nach Syrien,
durch Rumänien in die Türkei,
nach Georgien - solche Sprünge habe ich verlernt.
Durch Preußen, Rußland, Eiffenland,
nach Litauen, Livland, über die Nehrung,
nach Dänemark, Schweden, nach Brabant,
durch Flandern, Frankreich, England
und Schottland bin ich lange nicht gezogen,
durch Aragonien und Kastilien,
Granada und Navarra,
von Portugal und Spanien
bis zum Finstern Stern,
von der Provence nach Marseille -
nein hier in Ratzes am Schiern
bleibe ich in meinem hausstand,
widerwillig,
und lasse mein elend wachsen.
Auf einem schmalen rwiden kofel,
umgeben von dichtem wald,
sehe ich tag für tag
nur hohe berge und tiefe täler,
zahllose feisen, busche, baumstümpfe und schneestangen.
Und eines bedrückt mich mit angst:
daß mir der lärm meiner kleinen kinder
in die oft geplagten obren
■
eingedrungen ist.
Was mir je an ehren erwiesen worden ist
von all den fürsten und königinnen
und was ich je an freuden erlebt habe,
das büße ich jetzt alles ab unter einem kleinen dach.
Meine quäl zieht sich in die länge.
Ich brauchte eine menge von guten einfällen,
seit ich um das tägliche brot sorgen muß.
Noch dazu wird mir dauernd gedroht.
Und kein rotes mündlein tröstet mich.
Die mir früher gehorchten, lassen mich jetzt im stich.
Wohin ich auch blicke, stoße ich nur noch
auf schlacken von köstlichkeiten.
der ich e pflag, dafür ich sich
neur kelber, gaiss, pöck, rinder,
und knospot leut, swarz, hässelich,
vast rotzig gen dem winder,
die geben muet als sackwein, vich.
vor angst slach ich mein kinder
oft hinhinder.
Dann kumpt ir mueter zuegepraust,
zwar die begint zu schelten,
gäb si mir aines mit der faust,
des müest ich ser engelten.
si spricht:«wie hastu nu erzaust
die kind zu ainem zelten?»
ab irem zoren mir da graust;
doch mangel ich sein selten
schärft mit Spelten.
Statt meiner früheren gesellschaft
sehe ich jetzt nur kälber, geißen, bocke, rinder
und ungeschlachte lente, schwarz, häßlich
und ganz rotzig im winter.
Die machen mir eine Stimmung wie sauerwein und vieh.
Aus angst schlage ich oft meine kinder
und treibe sie in die ecke.
Dann kommt ihre mutter hergebraust,
die fängt nicht schlecht zu schelten an;
wenn ich von ihrer faust was kriegte,
das würde ich wohl spüren.
Sie sagt: « Wie hast du nun die kinder
zu einem fladen geprügelt.»
Vor ihrem zorn graut mir dann,
doch spüre ich ihn fast immer,
scharf und spleißend.
3) Sopran
/\.ch senleiches leiden,
meiden, neiden, schaiden, das tuet we.
pesser wär versunken in dem se.
Zart minnikleiches weib,
dein leib mich schreibt und treibt gen Josaphat,
herz, muet, sin, gedank ist worden mat.
Es schait der tod, ob mir dein treu nicht helfen wil,
auss grosser not; mein angst ich dir verhil.
Dein mündlein rot
hat mir so schier mein gir erwecket vii;
des wart ich genaden an dem zil.
Mein herz in jamer vicht,
erpricht. bericht und slicht denkumerjo!
frau, schidlicher freuntschaft wart ich so
Recht als der delephin,
wenn in der sin füert hin zu wages grunt
vor dem sturm und darnach wirt erzunt
Von sunnen glast, die im erkückt all sein gemüet.
herzlieb, halt vast durch all dein weiplich güet!
Lass deinen gast
nicht sterben, Serben, werben inunfrüet!
in eilenden pein ich tob und wüet.
Ach schmerzlich sehnen,
meiden, streiten, abschied nehmen, das tut weh.
Es wäre besser, im meer versunken zu sein.
Zarte liebliche frau,
du verbannst und treibst mich fort nach Josaphat.
Mein herz und gemüt, mein sinnen und denken ist matt geworden.
Nur der tod löst mich aus dieser großen quäl,
wenn deine treue mir nicht hilft. Meine angst kannst du nicht sehen.
Dein rotes mündlein
hat mir oft mein verlangen so heftig geweckt;
voti ihm erhoffe ich endlich gnade.
Mein herz kämpft sich irn jammer ab und droht zu brechen.
Ordne und sänftige doch den kummer!
O herrin, ich warte auf freundliche Schlichtung
so sehr wie der delphin,
wenn ihn seine klugheit hinabführt auf den meeresgrund
vor dem sturm, nachher aber erglüht er
im glanz der sonne, die ihn sem herz erquickt.
Ach liebste, bei all deiner weiblichen güte: bleib treu!
Laß deinen freund
nicht sterben, siechen, in trübsal leben!
Im schnerz des meidens bin ich rasend und von sinnen.
4) Chor
~Wer machen well den peutel ring,
und im desselben wol geling,
der frag den weg gen Überling,
da gelten vierzen pfifferling
fünfzehn schilling der Costnitzer geslagen;
Und sechzen haller umb ain ai,
der zwen und dreissig gelten zwai.
flaisch lützel, kraut ain gross geschrai.
auss klainer schüssel gat der rai
von mangem lai, dem hungrig ist sein magen.
Ain wassermues in ainer pfann,
die praten kurz gemessen;
wildprät und visch die sein im pann,
der tar man da nicht essen.
damit wolumb. «Hebt euch von dann !
ir seit zu lang gesessen.
zwen groschen so geb jederman,
des sült ir nicht vergessen,
wol anhin liessen.
Nicht lenger ich gepeiten mag.
nu ziecht die riem, gesellen!
nach dem so ist kain andre frag,
idi gib euch kurze eilen
und nim die langen nach dem tag.
das gelt lat von euch snellen !
zal, gilt, du muest! das ist mein sag.
ich wolts nicht anders wellen
mit ainer keilen.»
5) Bariton
A4ein sünd und schuld euch priester klag
an stat, der alle ding vermag,
grob, lauter, schamrot, vorchtlich das sag
durch andacht nasser augen,
Und hab ain fürsatz nimmermer
mit fleiss ze Sünden, wo ich ker.
diemüetiklich mit willen, her,
gib ich mich schuldig taugen.
An dem gelauben Zweifel ich,
pei gotes namen swer ich vast,
mein vater und mueter erenrich
vertragen hab mit überlast.
Wer seinen beutel leicht machen will,
der soll, damit ihm das gelingt,
sich nach Überlingen durchfragen.
Da kosten vierzehn Pfifferlinge
fünfzehn Schillinge Konstanzer prägung;
und sechzehn heller werden für ein ei bezahlt,
zweiunddreißig für zwei.
Von fleisch ist wenig, von kraut viel die rede.
Aus einer kleinen schüssel läßt manch einer
mit hungrigem magen den löffel tanzen.
Wassermus in einem topf,
bratenstücke knapp bemessen.
Wildbret und fisch sind in acht und bann,
die wagt man dort nicht zu essen.
Und damit aus! «Nun geht weiter!
Ihr seid schort zu lange hier gesessen.
Jeder soll noch zwei groschen zahlen,
nicht zu vergessen,
und dami macht euch schleunigst davon!
Ich kann nicht mehr länger warten.
Zieht eure beutel, gesellen!
Dies ist das letztemal, daß ich im guten drum bitte.
Ich gebe euch knappe ware
und nehme am abend reichlich dafür.
Laßt euer geld springen!
Zahl, gib her, du mußt, sage ich.
Mit einer Suppenkelle
könnte ich's nicht besser schöpfen.»
Meine sünde und schuld klage ich euch, priester,
an der stelle des Allmächtigen.
Ich sag’s unverblümt und offen, schamrot und furchtsam,
andächtig mit nassen augen,
und habe den vorsatz, nie wieder
absichtlich zu sündigen auf meinen wegen.
Demütig und freiwillig
bekenne ich mich hier in der heimlichkeit schuldig:
Ich zweifle am glauben,
bei Gottes namen fluche ich oft,
vater und mutter, die ich ehren sollte,
habe ich mit kränkung überladen.
Mein sehen, hören süntlich prandi,
mein kosten, smecken lustlich slauch,
mein greiffen, gen, gedenk verdauch
unfrüchtikleich dem herren,
Der himel und erd beschaffen hat,
und was darinn wonleichen stat,
der gab mir Wolkenstainer rat,
auss peichten solt ich leren
Durch mein gesank vii hofeleut
und mangen ungewissen mensch,
die sich verirren in der heut,
recht als in Pehem tuent die gens.
Darumb hab ich die zehen pot,
die siben todsünd, michel rot,
die fremden sünd an allen spot
bekant durch reulich schulde,
Die hailgen werch der parmung rain,
die gab des hailgen gaistes stain,
vier rueffend sünd, fünf sinn verain.
o priester, gebt mir hulde!
Durch hailikait der siben gab
sprecht ablas meiner sünde,
acht sälikait ir nempt mir ab,
das ich in got erzünde.
Mein sehen, hören gebrauche ich zur sünde,
mein schmecken, riechen verschlinge ich im genießen,
mein greifen, gehen und denken vertue ich,
ohne dem Herren frucht zu tragen.
Er, der himmel und erde geschaffen hat,
und was darin lebt,
der gab mir, dem Wolkensteiner, ins herz,
ich sollte in meinem gesang
durch eine beichte viele hofleute belehren
und manchen menschen, der unsicher ist
und sich in seiner haut nicht mehr auskennt
so wie die gänse zu Böhmen.
Darum habe ich die zehn geböte,
die sieben todsünden, alle miteinander,
und die fremden Sünden in ganzem ernst
und in reue über meine schuld gebeichtet,
dazu die reinen werke heiliger barmherzigkeit,
die edelsteingleichen gaben des Heiligen Geistes,
die vier himmelschreienden Sünden und alle fünf sinne.
O priester, schenkt mir gnade!
Bei der heiligkeit der sieben gaben,
sprecht mir vergebung meiner sünde zu!
Nehmt von mir mein vergehen gegen die acht Seligkeiten,
damit ich in Gott entbrenne.
6) Bariton und Chor
Es nahent gen der vasennacht,
des süll wir gail und frölich sein;
ie zwai und zwai zesamen tracht,
recht als die zarten teubelein.
Doch han ich mieli gar schon geselt
zu meiner krucken,
die mir mein puel hat ausserwelt
für lieplich rucken.
Refrain: Und ich die kruck vast an mich zuck,
freuntlichen under das üechsen smuck;
ich gib ir manchen herten drude,
. das si muess kerren.
wie möcht mir gen der vasennacht
noch pas gewerren?
plehe, nu lat eur plerren!
Die fastnacht kommt heran,
darum wollen wir fröhlich und lustig sein.
Immer zwei und zwei sollen sich Zusammenhalten
gerade wie die zärtlichen täublein.
Ich aber habe mich sehr schön gesellt
zu meiner krücke,
die sich meine liebste für mich ausgedacht hat
statt lieblichen kosens.
Refrain: Und ich ziehe die krücke fest an mich
und schmiege sie zärtlich unter die achsel.
Oft drücke ich sie so fest,
daß sie knarrt.
Was könnte mich zur zeit der fastnacht
noch besser ärgern?
Bläh, so laßt doch euer gaffen!
Die vasnacht und des maien wat
die pfeiffen vast auss ainem sack,
was sich das jar verporgen hat,
das tuet sich eugen an den tak.
Dodi het mein frau ir tück gespart
mit valschem winken
all gen dem herbst; ich schrau ir vart,
seit ich muess hinken.
(folgt Refrain)
Die fastnacht und der grüne mai
die pfeifen beide aus dem gleichen sack:
da zeigt sich dem tag,
was sich das jahr über verborgen hatte.
Nur meine gebieterin hat ihre tücke
mit falschen gebärden bis zum herbst verborgen.
Ich verwünsche ihren ausflug,
denn seitdem muß ich hinken.
(folgt Refrain)
1) Sopran und Chor II. TEIL
Der mai mit lieber zal
die erd bedecket liberal, pühel, eben, perg und tal.
auss stiessen voglin schal erklingen; singen hohen hai
gaiander, lerchen, droschel, nachtigal.
der gauch fleucht hinden hinnach zue grossem ungemach
klainen vogelein gogelreich. höret, wie er sprach:
«cu cu, cu cu, cu cu,
den zins gib mir, den wil ich han von dir.
der hunger macht lunger mir den magen schier.»
«achellent! nu wellent sol ich?» so sprach das klaine vielt,
küngel, zeisel, mais, lerch, nu kum, wir singen: oci
und tu ich, tu ich, tu ich, tu ich,
oci oci, oci oci, oci oci, fi,
fideli, fideli, fideli, fi,
ci cieriri ci, ci cieriri ci, ri ciwick cidiwick,
fici, fici.
so sang der gauch neur: kawa wa cu cu.
«Raco» so sprach der rab,
«zwar idi sing auch wol, voi muess ich sein.
dassingenmein: scheubein! herein! vol sein!»
«liri liri liri liri liri liri Ion»
so sang die lerch,
so sans? die lerch,
so sang die lerch.
Der mai bedeckt mit schönem reichtutn
die ganze erde, hügel, ebene, berg und tal. -
Von zarten vöglein tönt und klingt es; hoch oben
singen haubenlerche, feldlerche, drossel, nachtigall.
Der kuckuck fliegt hinterdrein und bedrängt
die kleinen lustigen vöglein. Hört, was er sagte:
«ku ku, ku ku, ku ku,
zahl mir die steuer, die will ich voti dir haben.
Der hunger läßt meinen magen gleich begehrlich werden.»
«Ach weh! Wohin soll ich nun?» sprach da das kleine getier.
Zaunkönig, zeisig, meise und lerche, nun kommt,
wir wollen singen: ozi und tu ich, tu ich,
ozi ozi, ozi ozi, ozi ozi, fi,
fideli, fideli, fideli, fi,
zi zieriri zi, zi zieriri zi, ri ziwick, zidiwick,
fizi, fizi.
Der kuckuck aber sang nur: kawa wa ku ku.
«Rako», sprach der rabe,
«ja ich kann auch schön singen, aber satt muß ich sein.
Mem singen lautet: schieb rein, hinein, voll sein!»
«Liri liri liri liri liri liri Ion»,
so sang die lerche,
so sang die lerche,
so sang die lerche.
2) Chor
Stand auff, Maredel, liebes Gredel! zeuch die rueben auss!
kint ein, setz zue flaisch und kraut! eil, pis klucg!
get, ir faule tasch ! die schtissel wasch !
wer wett, Kücnzcl knecht der dicren fledit?
auss dem haus, ir vcrluediter dieb!
Gret, lauf! gen stadel, suech die nadel, nim den redien mit!
gabel, drischel, reifer, sichel vindstu dort.
Jans, Kathrei nim mit dir, der Kuenz pleib mir!
sweig, du vaige haut, und schrei nidit laut !
•
dein sdiand werd prait und er sidierlichcn smal.
Pfäch dein, Gredlein!
spin, ker, dichner!
Steh auf, Margretlein, liebe Gretel! Zieh die rüben heraus!
Mach feuer, setz fleisch und kraut zu! Schnell, sei gescheit!
Nur zu, du faule tasche, spül die schussel!
Wer wettet mit mir, daß Kunz der knecht das mädchen umarmt?
Aus dem haus, ihr verflixter scheint!
Gret, lauf in den schuppen, such die nadel, nimm den rechen mit!
Gabel, dreschflegel, kornsieb und sichel findest du dort.
Nimm Hans und Kathrein mit dir! Der Kunz soll bei mir bleiben.
Schweig, du schlechte haut, und mach kein geschrei!
Deine schände soll groß werden, und dein guter ruf ist bald dahin.
Pfui doch, Gretlein!
Spinn, kehr, tu etwas für dich!
nicht vcrzer deinen rock!
pock, so wirst du ain lock.
tock, vier schock
gib ich dir zu ainem manne vii schier.
Beide deinen rock nicht aus!
Lauf nur dem bock nach, dann wirst du ein luder.
Mädchen, vier schock kreuzer
gebe ich dir, sobald du heiratest.
Sopran
Frau, ich enmag, wann es ist verre gen dem tag.
nu wol, wenn sol ich vol slaffen mir genueg?
zue lat euch der weil! ja trag wir auch ain peil,
pleib hie, nicht eil,
mein trauter Kiienzel- Süenzel ist mir wärlich lieb.
Wer kumpt hernach, der mir went meinen ungemach
so schain undrain allain? arbait ist ain mort.
Kathrei ist unnutz, Jänsleins pin ich urdrutz.
mit liebem smutz
pin idi genzlich des Kiienzleins auss dem edlen Zilerstal.
Frau, eur straffen ist enwicht.
spinnen, keren mag ich nicht.
pflicht
trag ich zue dem Küenzelein,
wann er ist wol mein.
sein leib geit freuden vii, darnach sich sent mein gier.
Frau, ich mag nicht, es ist ja noch lang bis zum tag.
Seht, wann soll ich einmal wirklich ausschlafen dürfen?
Geht, laßt euch zeit! Wir haben doch auch einen Schwengel!
Bleib da, mein schätz, lauf nicht weg!
Meinen lieben Künzel-Sünzel hab ich gar zu gern.
Wer kommt denn sonst, der mir meinen kummer vertreibt,
so schön, so sauber, so heimlich? Arbeit ist eine Schinderei.
Kathrein taugt nichts, den Hänslein hab ich satt.
Mit einem herzensschmatz
gehöre ich ganz dem Künzlein aus dem edlen Zillertal.
Frau, euer schelten hilft doch nichts.
Spinnen, kehren mag ich nicht.
Zu get an
bin ich dem Kunz,
demi er ist mein.
Sem leib schenkt viel lust, danach verlangt mich heftig.
3) Chor
/Vin tunkle varb in Occident
mich senlichen erschrecket,
seit ich ir darb und lig ellent
des nachtes ungedecket.
Die mich zu fleiss mit ermlin weiss und hendlin gleiss
kan frölich zue ir smucken,
die ist so lang, das ich von pang in dem gesang
mein klag nicht mag verdrucken.
Von strecken krecken mir die pain,
wenn ich die lieb beseufte,
die mir mein gir neur went allain
darzue meins vaters teuchte.
Dunkle färbe im westen
erschreckt mich schmerzlich,
weil ich sie nicht habe und einsam liege
bei nacht, bloß und verlassen.
Sie, die mich mit hellen armen und weißen händen
eifrig, fröhlich an sich drücken kann,
die ist so fern, daß ich vor angst in meinem lied
das klagen nicht unterdrücken kann.
Vom herumwälzen knacken mir die glieder,
wenn ich nach der lieben seufze,
die allein mein verlanget! stillen könnte
und den krampf meiner lenden.
4) Sopran, Bariton und Chor
HERZ
reich
brich
sieh
Schmerz dringt
und zwingt
hier sehr und bringt
natürlich Liebe
ich immer ach
räch
ich schrei furchtbar
frei
Gesell
wenn deine Treue zweifelhaft
Mein Hort
dein
ein
Wort
Tod
meine Lust
mein Unheil
ich weiß nicht
wohin der Zeiger der Waage sich neigt
wild
mild
mein Herz wurde ergriffen
übel
matt
Nun schnell
Glück
rüde
leg dich zu mir
Tod Mädchen
Leid
trennt
Not
rot
dein Mund
tröste die Wunde
die Hunde
meine Stimme wollte nie zart klingen
Schmerz
muß
ich ohne Freude sein
Zweifel
Mann
Geselle
nie
Liebe
atmen und stöhnen.
HERTZ
rieh
prich
sich
smertz dringt
und zwingt
hie ser und pringt
natürlich lieb
ich ymmer ach
rach' ,
ich grimmiklichen schrey
prey
gesell
wenn dein treu bedencken
Hort mein
dein
ain ,
bort
mort
mir gail
unhail
das sail
ich schreiben tuen an wage schilt
wild
mild
mein hertz begriffen hat
quat
mat
nu snell
gelück
rück
mir lieb verrencken
Tod maid
laid
schaid
not
rot
dein münd
tröst wund
die hund
der stymm mir nie bolt lauffen suess
puess
muess
mir freuden werden an
wan
man
gesell
nye
lye
plausen auff schrencken.
,5) Bariton
Ain graserin durch külen tow
mit weissen blossen füsslin zart
hat mich erfrewt in grüner ow
das macht ir sichel brawn gehart
do ich ir halft den gattern rucken
smucken für die schrencken
lencken sencken jn die sewl
wolbewart damit das frewl
hinfür an sorg
nicht fliesen möcht jr gensei
Als ich die schön her zewnen sach
ein kurtze weyl ward mir ze lanck
bys das ich jr den ungemach
tett wenden zwischen zwayer schranck
mein häcklin klain hett ich jr vor
embor zu dienst gewetzet
gehetzet netzet wie dem was
schübren half! ich jr das gras
zuck nicht mein schätz
symm nayn ich lieber Jensel
Ain graserin
Gleich mit den traditionellen Anfangsworten
’Ain graserin’ waren die Zuhörer
ins Bild gesetzt, daß nun das Abenteuer
eines Herren oder eines Bauernburschen
mit einem Bauernmädchen folgen
würde. Der Witz des Liedes liegt darin,
daß der Sänger bäuerliche Fachausdrücke
sozusagen augenzwinkernd so
verwendet, daß sie einen erotischen
Doppelsinn erhalten. (Man vergleiche
zu dieser Technik u.a. die berühmten
’Frau-Wirtin’-Strophen.)
* Im Original ?
Als ich den kle hett abgemät
und all ir lucken wolverzewnt
dannocht gert sy das ich yät
noch ainmal jnn der nydem pewnt
ze Ion wolt sy von rosen winden
binden mir ain krentzel
swentzel rentzel mir den flachs
treut jn wiltu das er wachs
hertz liebe gans
wie schön ist dir dein grensei
Chor
Ain tunkle varb in Occident
mich senlichen erschrecket,
seit ich ir darb und lig clientdes
nachtes ungedecket.
die mir mein gir neur went allain
darzue meins vaters teuchte.
Dunkle färbe im westen
erschreckt mich schmerzlich,
weil ich sie nicht habe und einsam liege
bei nacht, bloß und verlassen.
die allein mein verlangen stillen könnte
und den krampf meiner lenden.
6) Bariton und Chor
V V olauff, wir wellen slaffen!
hausknecht, nu zünt ain liechtel,
wann es ist an der zeit,
damit wir nicht verkaffen,
der letzt sei gar verheit.
das laien, münch und pfaffen
zu unsern weiben Staffen,
sich hüeb ain pöser streit.
Heb auff und lass uns trinken,
das wir also nicht schaiden
von disem gueten wein,
und lämt er uns die Schinken,
so muess er doch herein,
her köpf, nu lat euch winken!
ob wir zu pette hinken,
das ist ain klainer pein.
Her tragt den fürsten leise,
damit er uns nicht veile
auff gotes ertereich!
sein lob ich immer preise,
er macht uns freudenreich,
ie ainr den andern weise!
wirt, slipf nicht auff dem eise,
wann es get ungeleich!
Hin slaffen süll wir walzen,
nu fragt das hausdierelein,
ob es gepettet sei.
das kraut hat si versalzen,
darzue ain gueten prei.
was süll wir darumb kalzen?
es was nicht wol gesmalzen;
der schaden waren drei.
Wohl auf, wir wollen schlafen!
Hausknecht, nun zünd ein licht an,
denn es ist an der zeit.
Damit wir nicht zu lange herumgaffen.
Den letzten hol der teuf el.
Wenn laien, monche und pfaffen
zu unsern weibern schleichen —
das gäbe einen bösen krach.
Heb auf und laß uns trinken,
daß wir uns nicht so schnell trennen
von diesem guten wein.
Und wenn er uns die Schinken lähmt,
rein muß er doch.
Herr Becher, laßt euch grüßen!
Wenn wir ins bett hinken,
das macht fast gar nichts.
Tragt fürst Wein schön sanft einher,
damit er uns nicht
auf Gottes erdreich wirft.
Sein lob will ich immer singen,
er macht uns reich an freuden.
Einer soll den andern führen!
Wirt, gleit auf dem eis nicht aus,
demi es geht holprig.
Zum schlafen wollen wir torkeln.
Nun fragt das hausmädchen,
ob das bett gerichtet ist.
Sie hat das kraut versalzen
und einen guten brei.
Was sollen wir viel geschrei drum machen?
Es war auch nicht gut geschmälzt,
so war gleich dreierlei verpatzt.
1) Sopran, Bariton und Chor III. TEIL
Ave Mater, o Maria,
pietatis tota pia,
sine te non erat via
deploranti secalo.
Ave, mutter, küniginne,
miltikait ain milderinne,
an dich kain weg löblicher minne
get in warnender weide.
Ave Mutter, o Maria,
ganz fromm und mild,
ohne Dich gab es keinen Weg
in diesem Jammertal
Gratia tu nobis data,
quam fidelis advocata
celi tronis es prelata
in eterno solio.
Gnadenvol an uns beginne
wo sich rüft gelöblich stimme,
trön der himmel kaiserinne
in ewikleichem velde.
Du gabst uns Gnade.
Als treue Fürsprecherin bist
Du uns auf den Himmelsthron
in den ewigen Gefilden vorangegangen.
2) Sopran, Bariton und Chor
Gesegent sei die frocht,
trank, essen, wein und prot
von got, den mägtlich zücht
gepar, fürwar,
selbdritt ain durch uns laid den tot,
Der immer lebt an ent,
ie was an anevank,
sein leiplich speis hie sent
uns schier, wenn wir
in disem leben werden krank.
Des hilft, trau krön.
kyrieleison,
vater, hailiger gaist
mit deinem sun,
uns gnad vollaist
und nicht den veinden gun,
das si uns verlaiten in we.
amen, benedicite.
Gesegnet sei die frucht,
trank und speise, wein und brot
von Gott, den wahrlich
jungfräulicher adel geboren hat,
dem dreieinen, der um unsretwillen starb,
der endlos, ewig lebt,
seit je ohne anfang war;
die speise seines leibes
sende er uns beizeiten,
wenn wir in diesem leben hinfällig werden.
Dazu hilf, gekrönte königin!
Kyrie eleison.
Vater, Heiliger Geist,
samt deinem Sohn,
schenk uns gnade
und erlaube den feinden nicht,
daß sie uns ins unheil führen!
Amen. Benedicite.
3) Bariton und Chor
Der oben swebt und niden hebt,
der vor und hinden, neben strebt
und ewig lebt, ie was an anevange,
Der alt, der jung und der von Sprung
trilitz gevasst in ainlitz zung
an misshellung mit unbegriffner strange,
Der strenklich starb und was nicht tot,
der keuschlich ward empfangen und an alle not
geporen rot, weiss durch ain junkfrau schöne,
Der manig wunder hat gestift,
die hell erprach, den teufel darin ser vergift,
getult, geschift all wurz durch Stammes tröne,
Dem offen sein all herzen schrein,
grob, tadelhäftig, swach, guet, vein,
das er darein sicht allerlai gedenke,
Dem tuen und lan ist undertan,
die himelsteren, sunn, der man,
der erden plan, mensch, tier, all wasser renke,
Auss dem all kunst geflossen ist,
von dem, der aller creatur durch spähen list
zu ieder frist ir zierhait würkt, schon eusset,
Dem alle tier, zam und auch wilt,
hie dankper sein, das er den samen hat gepilt
der narung milt, gar waideieich vergreusset,
Der mir die sei klar geben hat,
leib, er und guet, Vernunft und cristenliche wat:
der geb mir rat, das ich im also danke,
Damit ich all mein veind verpau
paid hie und dort, damit mich kainer nicht verhau,
o keuschlich frau, dein hilff mir darzu schranke! Amen.
Der oben schwebt und unten trägt,
der vorn und hinten und an den Seiten stützt,
der ewig lebt und immer ohne anfang war,
der alt und jung ist und vom Ursprung her
dreifältig in ein einziges wort gefaßt
ohne Widerspruch in unbegreiflicher Verflechtung,
der mit schmerzen gestorben und doch nie tot gewesen ist,
der in keuschheit empfangen und als blühendes kind
in freuden von einer schönen jungfrau geboren worden ist,
der viele wunder gestiftet hat,
die hölle auf gebrochen, den teufel in ihr vertilgt
und alle wurzeln mit Stengeln und dolden versehen hat durch den
stammsaft,
dem die kammern aller herzen offen stehen,
die groben und die feinen, die fehlerhaften, schwachen und guten,
so daß er aller art gedanken in ihnen sieht,
dem alles tim und lassen unterworfen ist,
die himmelssterne, sonne und mond, die erdscheibe,
menschen und tiere und alle bewegungen des wassers,
von dem alle kunst und Weisheit ausgeht,
der allzeit mit feinem sinn
jeder kreatur ihre Schönheit schafft und sie herrlich zeigt,
dem alle tiere auf erden, zahme und wilde,
dankbar sind, daß er den keim ihrer reichlichen nahrung
ersonnen hat und köstlich wachsen läßt,
der mir die lichte seele gegeben hat und leben,
ehre und besitz, Vernunft und das kleid der Christenheit:
der helfe mir, ihm so zu danken,
daß ich vor allen meinen feinden sicher wohne, hier wie dort,
damit mich keiner zerschlage.
O reine jungfrau, deine hilfe sei dabei meine schutzwand. Amen.
KAMMERCHOR LEONHARD LECHNER, BOZEN
HAYDN-ORCHESTER VON BOZEN UND TRIENT
ORCHESTRA HAYDN DI BOLZANO E TRENTO
CORO DA CAMERA LEONHARD LECHNER, BOLZANO
Harald Genzmer
Oswald von Wolkenstein
Kantate für Soli, Chor
und Orchester
Uraufführung
Cantata per soli, coro
e orchestra
Prima assoluta
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Bozen 15 Oktober >97/- 20 3Q Uhr '
Haus der Kultur Walther von der Vogelweide
Brixen, 17. Oktober 1977 - 20.30 Uhr .
K-ardinal Nikolaus Cusantus - Akademie
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Bolzàno 15 ottobre 1977 K ore 20 30 | S
Gasa di Cultura Walther von der Vogelweide
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Bressanone. 17 ottobre 1977-'Ore.20.30 . ' '
Accademia Kardioat Nikolaus Cusanus : » » s. J
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