36 17. <strong>jobmesse</strong> <strong>münster</strong> Anzeigen-Sonderveröffentlichung ·12. Juni <strong>2024</strong> NeuerJob ohneVorstellungsgespräch Was kannOpen Hiring? Keine Anschreiben verfassen,keine Bewerbungsgesprächeführen: <strong>Das</strong> Recruiting-Konzept Open Hiring soll beides überflüssig machen. Foto:dpa/Bernd Diekjobst Einen Job bekommen, ganz ohne Vorstellungsgespräch und Auswahlprozess: <strong>Das</strong> soll das Recruiting-Konzept Open Hiring möglich machen. Klingtungewöhnlich? Ist es auch. Soll eine Stelle besetzt werden, sieht das Verfahren schließlich oftsoaus: Die Personalabteilung prüft eingehende Bewerbungen, leitet sie, wenn alles passt, andie Fachabteilungen weiter. Dort beratschlagen die Verantwortlichen untereinander, obdiese Kandidatin oder jener Kandidat die richtige Wahl sein könnte. Anschließend stehen Vorstellungsgespräche an. Und schon wieder Beratungen: Diese Kandidatin oder besser jene? Dann eine Zusage geben, Absagen verschicken, für den Job geeignete Bewerber auf eine Warteliste setzen und so weiter und so fort.Ein Manko bei solchen Auswahlverfahren: Neben all dem Zeitaufwand ist dieGefahr groß, dass von Arbeitgeberseite unbewusst Vorurteile indie Personalentscheidung einfließen – und eine eigentlich gute Besetzung für den Job ihn womöglich nicht bekommt. Solche Fehlentscheidungen soll Open Hiring vermeiden. Was steckt also dahinter? Antwortenauf diewichtigsten Fragen. • Was genau versteht man unter Open Hiring? Die Open-Hiring-Idee stammt aus den USA. Eine Großbäckerei für Brownies setzt hier beispielsweise seit Anfang der 1980er Jahre bei der Besetzung von Stellen auf offene Verfahren. Konkret heißt das: „Freie Stellen werden ohne Auswahlverfahren besetzt“, sagt Monika V. Kronbügel, Gesamtvorstandsmitglied des Bundesverbands der Personalmanager (BPM). Die Stelle wird ausgeschrieben, und dieerste,oft über ein elektronisches Formular eingehende Bewerbung kommt zum Zug. Es gilt also: „first come, first served“, heißt es im Online- Magazin „Faktor A“ der Bundesagentur für Arbeit. Haben sich weitere Personen beworben, wird eine Nachrückerliste angelegt. Arbeitgebersollen so möglichst unvoreingenommen auf begabte Beschäftigte treffen. Alter, Geschlecht, Aussehen, Herkunft – all solche Faktoren, die bei einem Vorstellungsgespräch auffallen undeine Entscheidungbeeinflussen können, fallen dabei weg. • Wie verbreitet ist Open Hiring? „OpenHiring ist bisher eher ein Randphänomen“,sagtProfessor Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Ihm zufolge haben bislang nur einige Prozent der Arbeitgeber auf das Instrument OpenHiring gesetzt. Allerdings könnte sich das Open Hiring künftig auch hierzulande mehr und mehr durchsetzen. „Der teils ausgeprägte MangelanArbeits- und Fachkräften zwingt quasi dazu“, so Kronbügel, CEO beim Consultingunternehmen Global Division in Hamburg. <strong>Das</strong> Open Hiring ist schnell und verzichtet darauf, Standards zu prüfen, die esmöglicherweise verhindern, dass die Stelle überhaupt besetzt werden kann. Ideal sei es, wenn es um einen Arbeitsplatz beispielsweise im Facility Management geht oder umJobs als Kraftfahrerin oder Lagerist. Andererseits eigne sich Kronbügel zufolge das Open Hiring-Verfahren nicht für jede Branche–undvor allemnicht für höhere Positionen. Arbeitsplätze mit komplexeren Anforderungen, etwa für Medizinerinnen oder für Juristen, ließen sich nicht über das Open Hiring-Verfahren besetzen. • Was spricht für Open Hiring,was dagegen? Weber zufolge könne sich Open Hiringpositivauf dieDiversität auswirken. Ein weiterer Vorteil: „Mögliche Lücken im Lebenslauf sind irrelevant, weil sie im Bewerbungsprozess erst gar nicht Thema sind“, erklärt Kronbügel. So lässt sich verhindern, dass Menschen mit diesen in eine bestimmte Schublade gesteckt werden. Dochesgibt auch Nachteile. Der wesentliche: Wichtige Informationen darüber, wie gut eine Person <strong>zur</strong> Stelle passt, werden nicht wahrgenommen. „Dementsprechend hat Open Hiring in Reinform bei komplexerenStellen auch weniger Potenzial als bei Stellen mit einfacheren Anforderungen“,soWeber. Er geht davon aus, dass das Prinzip eher als Mischform zukunftsfähig ist. Sodass Bewerbungs- und Auswahlprozessenicht komplettentfallen, aber stark vereinfacht und digitalisiert werden. Ein weiterer Nachteil ist aus Sicht von Weber, dass das Prinzip „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ nicht unbedingt Chancengleichheitimpliziert. • Was sollten Unternehmer und Bewerber beim Open Hiringbeachten? Unternehmen müssen darauf achten, dass die Stellenausschreibung klar beschreibt, welche Anforderungen Menschen auf Jobsuche erfüllenmüssen –und welche Aufgaben auf sie zukommen. „Malerisch-blumige Umschreibungen ergeben andieser Stelle keinen Sinn, in der Ausschreibung müssen Faktenstehen“,soKronbügel.(dpa)
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