Restauro 4/2024

Präventive Konservierung Präventive Konservierung

06.06.2024 Aufrufe

12 AUSSTELLUNG Miniaturensammlung im Kunst Museum Winterthur TEXT: MARTIN MIERSCH Die Stadt Winterthur, im Kanton Zürich gelegen und mit rund 120.000 Einwohnern die sechstgrößte der Schweiz, ist mit Museen reich gesegnet. Allein drei Häuser bilden den Verbund Kunst Museum Winterthur. Einer dieser Standorte, die Villa Flora, befindet sich seit 2022 im Umbau und ist kürzlich 2024 wiedereröffnet worden und auch die Standorte Beim Stadthaus und Reinhart am Stadtgarten, wo sich die reichhaltigen Miniaturenschätze des Museums befinden, werden derzeit umgebaut. Für das Museum sind zwei festangestellte Gemälderestauratorinnen tätig, eine externe Restauratorin wird bei Maßnahmen im Bereich Grafik herangezogen und der renommierte Miniaturen- Restaurator Bernd Pappe kommt bei anstehenden Restaurierungen in diesem Sammlungssegment zum Einsatz. Seit 2016 ist Sonja Remensberger Kuratorin der Winterthurer Miniaturensammlung. 2022 hat sie die Ausstellung „Di passaggio“ über italienische Miniaturbildnisse präsentiert und unter dem Titel „Checkmate – Spiel der Könige“ Herrscherminiaturen des Frühbarock vorgestellt. Es folgte „Garderobe – Geschichten aus dem Kleiderschrank“, eine Ausstellung, die bis zum 19.11.23 in Winterthur gezeigt wurde. Hierbei drehte sich alles um die wechselnde Frauenmode zwischen 1780 und dem frühen 19. Jahrhundert, eine Zeit großer gesellschaftlicher Umwälzungen, in der auch die herrschende Mode großen Veränderungen unterworfen war. Trugen die Damen des Rokoko noch hoch aufgetürmte Frisuren zu kostbaren Roben, so bricht sich schon wenig später die Sehnsucht nach einem ländlichen Leben in einer Inszenierung einer Aristokratin als einfache Schäferin Bahn. Das Directoire mit seiner Rückbesinnung auf die Antike setzt auf Einfachheit und antikisierende Gewänder. Demnächst wird die Miniaturensammlung an einem anderen Ort, nämlich in der klassizistischen Winterthurer Villa Lindengut, die auch als Heimatmuseum fungiert, zu sehen sein. Hier geben sich auch Heiratswillige das Ja-Wort. Vom 1. Juni bis zum 17. November wird der Weg zum Trauzimmer während der Ausstellung Painted Love gesäumt sein von Preziosen, die die Liebe versinnbildlichen. „Porträtminiaturen sind das Resultat von Beziehungen“, erklärt Kuratorin Remensberger, „sie stellen bisweilen selbst Verbindung her oder sind Pfand für die Abwesenheit einer geliebten Person. In der Heiratspolitik von Königshäusern und Adel wurden Porträts ausgetauscht, und nicht selten konterfeite ein Maler, an einen fremden Hof gesandt, eine in Frage kommende

AUSSTELLUNG 13 1 1 Sophie Adélaïde Louise Naville, née Boissier (1792-1820) im Profil um 1807, Aquarell und Gouache auf Elfenbein

12 AUSSTELLUNG<br />

Miniaturensammlung<br />

im Kunst Museum<br />

Winterthur<br />

TEXT: MARTIN MIERSCH<br />

Die Stadt Winterthur, im Kanton Zürich gelegen und mit rund<br />

120.000 Einwohnern die sechstgrößte der Schweiz, ist mit Museen<br />

reich gesegnet. Allein drei Häuser bilden den Verbund<br />

Kunst Museum Winterthur. Einer dieser Standorte, die Villa<br />

Flora, befindet sich seit 2022 im Umbau und ist kürzlich <strong>2024</strong><br />

wiedereröffnet worden und auch die Standorte Beim Stadthaus<br />

und Reinhart am Stadtgarten, wo sich die reichhaltigen Miniaturenschätze<br />

des Museums befinden, werden derzeit umgebaut.<br />

Für das Museum sind zwei festangestellte Gemälderestauratorinnen<br />

tätig, eine externe Restauratorin wird bei Maßnahmen im<br />

Bereich Grafik herangezogen und der renommierte Miniaturen-<br />

Restaurator Bernd Pappe kommt bei anstehenden Restaurierungen<br />

in diesem Sammlungssegment zum Einsatz.<br />

Seit 2016 ist Sonja Remensberger Kuratorin der Winterthurer<br />

Miniaturensammlung. 2022 hat sie die Ausstellung „Di passaggio“<br />

über italienische Miniaturbildnisse präsentiert und<br />

unter dem Titel „Checkmate – Spiel der Könige“ Herrscherminiaturen<br />

des Frühbarock vorgestellt. Es folgte „Garderobe<br />

– Geschichten aus dem Kleiderschrank“, eine Ausstellung, die<br />

bis zum 19.11.23 in Winterthur gezeigt wurde. Hierbei drehte<br />

sich alles um die wechselnde Frauenmode zwischen 1780 und<br />

dem frühen 19. Jahrhundert, eine Zeit großer gesellschaftlicher<br />

Umwälzungen, in der auch die herrschende Mode großen Veränderungen<br />

unterworfen war. Trugen die Damen des Rokoko<br />

noch hoch aufgetürmte Frisuren zu kostbaren Roben, so bricht<br />

sich schon wenig später die Sehnsucht nach einem ländlichen<br />

Leben in einer Inszenierung einer Aristokratin als einfache<br />

Schäferin Bahn. Das Directoire mit seiner Rückbesinnung auf<br />

die Antike setzt auf Einfachheit und antikisierende Gewänder.<br />

Demnächst wird die Miniaturensammlung an einem anderen<br />

Ort, nämlich in der klassizistischen Winterthurer Villa Lindengut,<br />

die auch als Heimatmuseum fungiert, zu sehen sein. Hier<br />

geben sich auch Heiratswillige das Ja-Wort. Vom 1. Juni bis zum<br />

17. November wird der Weg zum Trauzimmer während der<br />

Ausstellung Painted Love gesäumt sein von Preziosen, die die<br />

Liebe versinnbildlichen.<br />

„Porträtminiaturen sind das Resultat von Beziehungen“, erklärt<br />

Kuratorin Remensberger, „sie stellen bisweilen selbst Verbindung<br />

her oder sind Pfand für die Abwesenheit einer geliebten<br />

Person. In der Heiratspolitik von Königshäusern und Adel<br />

wurden Porträts ausgetauscht, und nicht selten konterfeite ein<br />

Maler, an einen fremden Hof gesandt, eine in Frage kommende

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