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Restauro 4/2024

Präventive Konservierung

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22 KULTURGUT BEWAHREN<br />

Modular und flexibel: Für die barocke Fürstengalerie im Dresdner Residenzschloss schuf<br />

der Designer Konstantin Grčić eine industriell anmutende Ausstellungsarchitektur. Die<br />

„Kunstkammer Gegenwart“, die überwiegend Werke der Sammlung Hoffmann zeigt, bewegt<br />

sich zwischen Ausstellungsraum und Depot. Dabei gibt sie auch Einblick in die<br />

Arbeit der Restauratoren: In einer offenen Werkstatt können die Besucher Franziska<br />

Klinkmüller und ihren Kollegen über die Schulter schauen.<br />

Als die Sammlung Hoffmann 2018 als Schenkung an die Staatlichen<br />

Kunstsammlungen Dresden (SKD) ging, war die Freude<br />

groß. Immerhin umfasst das Konvolut 1.200 Werke von den<br />

1910er-Jahren bis in die Gegenwart, darunter Namen wie Rebecca<br />

Horn, Sigmar Polke oder Jean-Michel Basquiat.<br />

Doch an die Schenkung war auch die Bedingung gebunden,<br />

auf einen zentralen Museumsneubau zu verzichten. „Erika<br />

Hoffmann wollte eine Dynamik, ein dezentrales Modell, sie<br />

wollte, dass die Menschen in Kontakt kommen mit internationaler<br />

Gegenwartskunst und darüber auch Inspiration für ihr Leben<br />

bekommen“, erklärt Marion Ackermann, Generaldirektorin<br />

der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.<br />

Im Austausch mit der Sammlerin Erika Hoffmann entstand die<br />

Idee, in der ehemaligen Fürstengalerie des Residenzschlosses<br />

eine „Kunstkammer Gegenwart“ zu errichten. Für die Ausstellungsarchitektur<br />

des 30 Meter langen, schmalen Raums konnte<br />

die Stiftung den renommierten Designer Konstantin Grčić gewinnen.<br />

Um der Sammlung einen Depotcharakter zu verleihen,<br />

setzte der Inhaber des Studio Konstantin Grcic Industrial Design<br />

auf Industrieelemente: „In einem Depot geht es nicht um<br />

Schönheit, sondern um Effizienz, das muss sich abbilden“.<br />

Flexibel und konsequent minimalistisch<br />

Dabei tastete Grcic die existierende Architektur nicht an. Vor<br />

eine mit roter Seide bespannte Wand setzte er eine vorgesetzte<br />

vertikale Zeile, die Kunstwerke unterschiedlichen Formats und<br />

Gewichts tragen kann: „Ein sehr flexibles System, aus dem man<br />

sich wie aus einem Baukasten immer wieder bedienen kann. Wir<br />

schaffen unseren eigenen Materialkreislauf, eine Art Teilelager.“<br />

Die Farbe etabliere eine „Art Default-Modus“, neutralisiere das<br />

Rot der Wand, bilde aber auch für die Kunst einen objektiven<br />

Hintergrund. Die schwarzen, „eher herrschaftlichen“ Schieferplatten<br />

der Fürstengalerie sind nun von schwarzem Industriegummiboden<br />

bedeckt. Mit sei derartigem Minimalismus sei der<br />

Entwurf „logisch, pragmatisch, kompromisslos“, so der Designer.<br />

„Ästhetisch ist es ein Bruch“, bekennt Marion Ackermann,<br />

„aber das ist erstmal gut, denn Brüche sensibilisieren die Menschen“.<br />

Konstantin Grčić, akzentuiert es auf seine Weise. Ihm<br />

gehe es weniger darum, per se den Bruch mit dem Geist des<br />

Barocks zu inszenieren, als das Konzept der Wunderkammer in<br />

die Jetztzeit zu transformieren.<br />

Update für ein barockes Konzept<br />

Die historischen Kunstkammern der Spätrenaissance und des<br />

Barocks trugen eine Vielfalt an Objekten unterschiedlicher Herkunft<br />

und Bestimmung an einem Ort zusammen. Die Kunstkammer<br />

der Gegenwart hingegen, die im Dezember vergangenen<br />

Jahres eröffnete, gleicht Grčić zufolge eher einem Schaufenster,<br />

das den Blick in eine viel größere Sammlung freigibt.

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