06.06.2024 Aufrufe

architektur FACHMAGAZIN Ausgabe 3 2024

Neue Lösungsansätze müssen her Das vergangene Jahr markierte einen beispiellosen Einbruch in der Wohnbautätigkeit Österreichs. Mit einem Rückgang von einem Viertel der Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr erreichte die Zahl der geplanten Wohneinheiten einen Tiefpunkt seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2010. Gegenüber den Spitzenjahren 2017 und 2019 verzeichnete die Statistik Austria sogar einen Rückgang von rund 46 Prozent. Die Gründe dafür sind vielschichtig, wobei hohe Zinssätze und steigende Baupreise die Hauptfaktoren bilden, die die Bauinvestitionen bremsen. Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen, nicht nur auf den Wohnbau selbst, sondern auch auf die Gesellschaft als Ganzes. Besonders besorgniserregend ist der Rückgang im gemeinnützigen Wohnbau, der normalerweise als eine wichtige Säule für die Schaffung von erschwinglichem Wohnraum gilt. Im vergangenen Jahr wurden deutlich weniger geförderte Wohnungen fertiggestellt, und auch für die kommenden Jahre wird ein negativer Ausblick prognostiziert. Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum für einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen sind alarmierend. Die hier beschriebene Problematik erfordert nicht nur eine intensive Ausein­andersetzung mit den ökonomischen Faktoren, sondern auch eine Neuausrichtung in Bezug auf Architektur und die zugrundeliegenden Baukonzepte. Politische Interventionen allein werden das Problem nicht lösen können, und eine Rückkehr zur Null-Zins-Politik gilt in näherer Zukunft als überaus unwahrscheinlich. Daran festzuhalten, einfach so weiterbauen zu wollen wie bisher und auf das Beste zu hoffen, klingt nach einer schlechten Option. Nachhaltiges Bauen, Flexibilität im Wohnbau, gemeinschaftliches Wohnen und die Integration moderner Bautechniken sowie groß angelegter Vorfertigung sind nicht mehr nur Visionen, sondern dringend benötigte Lösungsansätze mit besonders hohem Potenzial. Bei der Auswahl der vorgestellten Wohnbauprojekte dieser Ausgabe haben wir uns bemüht, diesen Ansprüchen möglichst gerecht zu werden.

Neue Lösungsansätze müssen her

Das vergangene Jahr markierte einen beispiellosen Einbruch in der Wohnbautätigkeit Österreichs. Mit einem Rückgang von einem Viertel der Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr erreichte die Zahl der geplanten Wohneinheiten einen Tiefpunkt seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2010. Gegenüber den Spitzenjahren 2017 und 2019 verzeichnete die Statistik Austria sogar einen Rückgang von rund 46 Prozent.

Die Gründe dafür sind vielschichtig, wobei hohe Zinssätze und steigende Baupreise die Hauptfaktoren bilden, die die Bauinvestitionen bremsen. Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen, nicht nur auf den Wohnbau selbst, sondern auch auf die Gesellschaft als Ganzes. Besonders besorgniserregend ist der Rückgang im gemeinnützigen Wohnbau, der normalerweise als eine wichtige Säule für die Schaffung von erschwinglichem Wohnraum gilt. Im vergangenen Jahr wurden deutlich weniger geförderte Wohnungen fertiggestellt, und auch für die kommenden Jahre wird ein negativer Ausblick prognostiziert. Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum für einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen sind alarmierend.
Die hier beschriebene Problematik erfordert nicht nur eine intensive Ausein­andersetzung mit den ökonomischen Faktoren, sondern auch eine Neuausrichtung in Bezug auf Architektur und die zugrundeliegenden Baukonzepte. Politische Interventionen allein werden das Problem nicht lösen können, und eine Rückkehr zur Null-Zins-Politik gilt in näherer Zukunft als überaus unwahrscheinlich. Daran festzuhalten, einfach so weiterbauen zu wollen wie bisher und auf das Beste zu hoffen, klingt nach einer schlechten Option. Nachhaltiges Bauen, Flexibilität im Wohnbau, gemeinschaftliches Wohnen und die Integration moderner Bautechniken sowie groß angelegter Vorfertigung sind nicht mehr nur Visionen, sondern dringend benötigte Lösungsansätze mit besonders hohem Potenzial.
Bei der Auswahl der vorgestellten Wohnbauprojekte dieser Ausgabe haben wir uns bemüht, diesen Ansprüchen möglichst gerecht zu werden.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

19<br />

Magazin<br />

Der architektonische Ausdruck des neuen Gebäudes<br />

entsteht durch eine einfache und homogene Formsprache.<br />

Die Fassaden streben ein klares und ruhiges<br />

Erscheinungsbild an. Alle sechs Seiten werden auf<br />

dieselbe Weise behandelt, mit unterschiedlichen Öffnungen<br />

je nach ihrer Ausrichtung. Kleine Abweichungen<br />

im Rhythmus der vertikalen Pilasterstreifen und<br />

der Formatgrößen verfeinern die gleichmäßig ausgerichteten<br />

Fassaden. Die geneigten Holzpaneele zwischen<br />

den vertikalen Holzpilastern erzeugen dabei<br />

unterschiedliche Schatteneffekte und Lichtreflexionen,<br />

die dem Volumen ein lebendiges Erscheinungsbild<br />

verleihen. Die Proportion der Fenster variiert<br />

über die Fassaden. Die Loggien suchen eine südliche<br />

Ausrichtung und fügen sich unauffällig in die Geometrie<br />

der Struktur ein. Auskragende Elemente wie<br />

Balkone und Erker werden vermieden.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem nachhaltigen<br />

Konzept. Es zeichnet sich, dank Solarthermie<br />

und Photovoltaik auf dem Dach, durch einen reduzierten<br />

Energieverbrauch aus. Die Undurchsichtigen<br />

und matten Paneele fügen sich fast unsichtbar in die<br />

Dachhaut aus Faserzementpaneelen ein und vermeiden<br />

Reflexionen in die Umgebung.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!