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Sanitätshaus 2024

Die Fachzeitschrift ORTHOPÄDIE TECHNIK ist die maßgebliche Publikation für das OT-Handwerk und ein wichtiger Kompass für die gesamte Hilfsmittelbranche.

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Kompression<br />

E. Mendoza<br />

Anwendung von Kompression<br />

gegen Müdigkeit, Übelkeit und<br />

Erbrechen in der Frühschwangerschaft<br />

Use of Compression Against Fatigue, Nausea and Vomiting<br />

in Early Pregnancy<br />

Die vorliegende Arbeit beleuchtet<br />

Forschungsergebnisse zur Anwendung<br />

von Kompressionsbestrumpfungen<br />

in der Frühschwangerschaft.<br />

Die Studie schloss 60 Probandinnen<br />

ein, bei denen mittels der Fragebögen<br />

NVPQoL, PUQE und CIVIQ Auskunft<br />

über die Trage erfahrungen<br />

erhoben wurde. Es konnte nachgewiesen<br />

werden, dass die Wirksamkeit<br />

einer Kompressionsversorgung<br />

gegen Müdigkeit, Übelkeit<br />

und Erbrechen in der Frühschwangerschaft<br />

genauso hoch ist wie bei<br />

aktuell zugelassenen Medikamenten<br />

– ohne die damit verbundenen<br />

Nebenwirkungen.<br />

Schlüsselwörter: Kompressionsstrümpfe,<br />

Schwangerschaft, Müdigkeit,<br />

Übelkeit, Erbrechen<br />

This study examines the results of<br />

research on the use of compression<br />

stockings in early pregnancy. The<br />

study included 60 women from<br />

whom information on their experience<br />

with compression was collected<br />

using the NVPQoL, PUQE and CIVIQ<br />

questionnaires. It was shown that<br />

the effectiveness of compression<br />

stockings against fatigue, nausea<br />

and vomiting in early pregnancy was<br />

just as high as for currently approved<br />

medication – without the associated<br />

side effects.<br />

Key words: compression stockings,<br />

pregnancy, fatigue, nausea, vomiting<br />

Einleitung<br />

Eine Schwangerschaft verursacht hormonelle<br />

Veränderungen; im ersten<br />

Drittel werden insbesondere Gestagene<br />

ausgeschüttet, das sogenannte<br />

Gelbkörperhormon, das verhindern<br />

soll, dass das Kind von der Gebärmutter<br />

abgestoßen wird und dass es zu einer<br />

Regelblutung kommt. Zusätzlich<br />

wird das Hormon β-HCG (HCG = Humanes<br />

Choriongonadotropin) ausgeschüttet,<br />

mit dem man die Schwangerschaft<br />

im Blut nachweisen kann.<br />

β-HCG und Gestagene haben eine<br />

ganz wesentliche Wirkung auf glatte<br />

Muskulatur: Sie verhindern, dass die<br />

glatte Muskulatur – die sogenannte<br />

unwillkürliche Muskulatur – sich zusammenzieht.<br />

Glatte Muskulatur befindet<br />

sich in den Wänden der Gefäße,<br />

in der Gebärmutter und auch in<br />

den Wänden des kompletten Magen-<br />

Darm-Trakts. Die Wände von Venen,<br />

Magen und Darm büßen also ihre<br />

muskuläre Wirksamkeit zumindest<br />

teilweise ein.<br />

Außerdem steigt das gesamte Blutvolumen<br />

einer Frau im ersten Drittel<br />

der Schwangerschaft um etwa einen<br />

Liter an. Der Zuwachs an Blut und<br />

die geweiteten Wadenvenen führen<br />

bei frühschwangeren Frauen häufig<br />

zu Problemen beim Stehen: In den<br />

Beinen tritt ein Spannungsgefühl sowie<br />

eine Schwellung auf. Dies erklärt<br />

auch, warum sich häufig Schwindelgefühle<br />

nach schnellem Aufstehen<br />

einstellen; möglicherweise bedingen<br />

diese beiden Effekte auch die für die<br />

Frühschwangerschaft typische Übelkeit<br />

– unmittelbar im Magen-Darm-<br />

Trakt oder indirekt durch einen Blutdruckabfall.<br />

Diese Effekte sind noch nicht abschließend<br />

erforscht. Nachgewiesen<br />

wurde aber bereits folgender Zusammenhang:<br />

Je höher der Blutwert der<br />

Schwangerschaftshormone β-HCG<br />

(und damit auch die Stärke der Übelkeit)<br />

im ersten Drittel der Schwangerschaft,<br />

desto gesünder wird das Kind:<br />

Es wird größer, es wird häufiger zum<br />

regulären Endtermin einer Schwangerschaft<br />

geboren, es stirbt seltener<br />

während der Schwangerschaft. Es<br />

wird vermutet, dass dieser Effekt ein<br />

Schutzmechanismus des Körpers ist,<br />

der dazu dient, Frauen vor schwerer<br />

körperlicher Belastung während der<br />

Schwangerschaft zu schützen [1].<br />

Heute gibt es Medikamente gegen<br />

Übelkeit; wenige davon sind in<br />

der Schwangerschaft zugelassen, einige<br />

erst seit relativ kurzer Zeit [2].<br />

Die Nebenwirkungen dieser Medikamente<br />

– insbesondere die Wirkstoffe<br />

Doxylaminsuccinat und Pyridoxin -<br />

hydrochlorid, enthalten etwa im Medikament<br />

„Cariban® 10 mg/10 mg“ –<br />

sind jedoch nicht unerheblich. Daher<br />

sind nebenwirkungsfreie Alternativen<br />

höchst willkommen.<br />

Stand der Forschung:<br />

Wirksamkeit von Kompression<br />

in der Schwangerschaft<br />

allgemein<br />

In einer groß angelegten italienischen<br />

Studie konnten Allegra und<br />

Kollegen nachweisen, dass venöse<br />

Symptome wie Schweregefühl, Spannung<br />

und Schwellung bei Schwangeren<br />

durch eine Kompressionsbehandlung<br />

nachhaltig gelindert werden<br />

können [3]. In der Studie wurden<br />

Kompressionskniestrümpfe der Klasse<br />

I verwendet, die ohne Einschränkungen<br />

auch in Deutschland verordnet<br />

werden können.<br />

26<br />

Erschienen in: ORTHOPÄDIE TECHNIK 12/22

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