Sanitätshaus 2024
Die Fachzeitschrift ORTHOPÄDIE TECHNIK ist die maßgebliche Publikation für das OT-Handwerk und ein wichtiger Kompass für die gesamte Hilfsmittelbranche.
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Beratung und Verkauf<br />
Gespräche erfolgreich führen – eine<br />
Kunst, die Coach Michael Gischnewski<br />
<strong>Sanitätshaus</strong>-Mitarbeitenden<br />
vermittelt.<br />
Das Leid mit der Verständigung<br />
Foto: privat<br />
Welche Zutaten braucht ein gutes (Kunden-)Gespräch?<br />
Dieser Frage geht Personal- und Business-Coach sowie<br />
Hypno-Master-Coach Michael Gischnewski im Gespräch<br />
mit der OT-Redaktion nach. Denn schon viele Mitarbeitende<br />
im <strong>Sanitätshaus</strong> haben die Erfahrung gemacht,<br />
dass sowohl Versorger:innen als auch Kund:innen aus<br />
einem Gespräch gekommen sind und vor allem eins gefühlt<br />
haben: Frust. Darüber, nicht verstanden worden zu<br />
sein, dass man aneinander vorbeigeredet hat, oder dass<br />
die Zeit nicht sinnvoll für die Versorgung genutzt wurde.<br />
Alles Erfahrungen, die nicht vollständig verhindert,<br />
aber mit den richtigen Werkzeugen für eine erfolgreiche<br />
Gesprächsführung in vielen Fällen doch vermieden<br />
werden können.<br />
OT: Herr Gischnewski, schön, dass Sie heute Zeit für<br />
uns haben. Würden Sie sich bitte kurz vorstellen?<br />
Michael Gischnewski: Michael Gischnewski, 58 Jahre alt,<br />
gebürtiger Schwabe und seit zwölf Jahren wohnhaft in Kassel.<br />
Ich bin ausgebildeter Personal- und Business-Coach,<br />
Hypno-Master-Coach und psychologischer Berater; außerdem<br />
bin ich ehrenamtlich im Team der Krisenintervention<br />
im Rettungsdienst tätig. Ich habe über 25 Jahre Erfahrung<br />
im Vertrieb und Verkauf, davon 22 Jahre als Trainer und<br />
Coach. Seit über neun Jahren bin ich nun als Sales Coach<br />
und Kommunikationstrainer bei Topro Mobility und biete<br />
Kommunikations- und Verkaufstrainings im gesamten<br />
DACH-Raum für Mitarbeiter:innen ausschließlich im Sanitätsfachhandel<br />
für den Innen- und Außendienst sowie im<br />
Verkauf. Über 7.500 erfolgreiche Teilnehmer:innen haben<br />
bereits von meinen Trainings und Coachings profitiert.<br />
OT: Sie sind also seit fast einem Jahrzehnt Personal- und<br />
Business-Coach und einer von wenigen, vielleicht sogar der<br />
Einzige, der sich mit den besonderen Situationen im<br />
Umgang mit eher schwierigen Kund:innen speziell im <strong>Sanitätshaus</strong><br />
auseinandersetzt. Nehmen Sie uns mal mit: Was macht<br />
Ihren Job aus und wieso ist aus Ihrer Sicht ein Coaching für<br />
Mitarbeitende im <strong>Sanitätshaus</strong> besonders wertvoll?<br />
Gischnewski: Es ist eine große Herausforderung – und deshalb<br />
auch eine sehr schöne Aufgabe –, mit den vielfältigen<br />
Anforderungen des Sanitätsfachhandels umzugehen. Dies<br />
gilt für die umfangreichen Aufgaben des Personals glei-<br />
chermaßen wie für den professionellen Umgang mit den<br />
nicht immer einfachen Kunden. Ich habe mir am Anfang<br />
als Laie auch überlegt: <strong>Sanitätshaus</strong>, da gibt es Windeln, da<br />
gibt es komische Strümpfe, alles Sachen, die nicht so toll<br />
sind, und da muss man mit Rezept hin – was soll ich denn<br />
da als Trainer machen? Und dann habe ich relativ schnell<br />
festgestellt: Es ist ein riesiger Bedarf da. Weil das Personal<br />
nicht nur fachlich fit sein muss, sondern auch Fähigkeiten<br />
benötigt, mit den unterschiedlichsten Situationen professionell<br />
umgehen zu können. Das fängt bei der Begrüßung<br />
an, geht über empathisches Verhalten sowie die eigene Kritikfähigkeit,<br />
über eine lösungsorientierte Beratung bis hin<br />
zum erfolgreichen Verkaufsabschluss und der gewinnbringenden<br />
Verabschiedung. Und genau aufgrund dieser vielfältigen<br />
Anforderungen ist ein motivierendes Coaching<br />
gepaart mit spezifischen Trainings und einem erarbeiteten<br />
Gesprächsleitfaden aus der Praxis für die Praxis so wichtig<br />
und wertvoll.<br />
OT: Wir wollen uns heute besonders auf den Umgang mit<br />
den eher „schwierigen“ Kund:innen konzentrieren. Die<br />
Fachberater:innen im <strong>Sanitätshaus</strong> treffen ja oft auf das<br />
sprichwörtliche Ende des Geduldsfadens. Sind Kund:innen im<br />
<strong>Sanitätshaus</strong> Ihrer Meinung nach generell weniger geduldig?<br />
Oder beobachten Sie allgemein einen Rückgang der Geduld?<br />
Gischnewski: Es ist ja so, dass uns Kund:innen im <strong>Sanitätshaus</strong><br />
in den meisten Fällen aufgrund einer Diagnose und<br />
daraus resultierend mit einem entsprechenden Rezept für<br />
ein Hilfsmittel aufsuchen. Das heißt, sie sind in den seltensten<br />
Fällen freiwillig da, sondern wurden „geschickt“.<br />
Mangelhafte Informationen und auch die fehlende ausführliche<br />
Aufklärung der Patienten bzgl. der Diagnose tun<br />
oft ihr Übriges dazu. Und das löst immer Unsicherheit und<br />
Unwohlsein beim Kunden aus. Dazu kommt dann noch<br />
die Ungeduld, weil die meisten Menschen das <strong>Sanitätshaus</strong><br />
eher schnell wieder verlassen wollen. Hier treffen also<br />
gleich mehrere ungünstige Faktoren zusammen. Ich beobachte<br />
allerdings darüber hinaus tatsächlich seit der Coronapandemie<br />
einen allgemein merklichen Rückgang der<br />
Geduld. Diese Zeit hat sehr viele Menschen verändert.<br />
OT: Was sollten Fachberater:innen grundsätzlich mitbringen,<br />
um dieser – manchmal sicherlich auch verständlichen –<br />
Ungeduld zu begegnen?<br />
<strong>Sanitätshaus</strong> <strong>2024</strong><br />
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