05.06.2024 Aufrufe

ocean7 4/2024

Will Meer! Die neue Bavaria C46 – hochkomfortabel, vor allem aber ein Hochsee-Segler. E-De-Antonio E23. Warum das erste E-Modell der Werft auch beim America’s Cup mitspielen darf. Bretagne. Das reizvolle Gezeitenrevier, in dem das Who’s-Who der Regattaszene allgegenwärtig ist. Herr der 1000 Meilen. Das Lebenswerk des Charter-/Regatta-/Ausbildungs-Pioniers Kurt Ecker. Weltweite Fahrt. In zwei Wochen auf See zum FB4-Patent. Hochsee-Angeln. So fängt man an Bord den Fisch – mit Rezepten. Sägerochen. Geheimnisvoll, gefährdet und manchmal in seichteren Gewässern zu sehen. Magellan. Die Geschichte der ersten Weltumrung. YCA-Regatten. Die Highlights der Alpe Adria Sailing Week und des Gebirgssegler Cup 2024.

Will Meer! Die neue Bavaria C46 – hochkomfortabel, vor allem aber ein Hochsee-Segler. E-De-Antonio E23. Warum das erste E-Modell der Werft auch beim America’s Cup mitspielen darf. Bretagne. Das reizvolle Gezeitenrevier, in dem das Who’s-Who der Regattaszene allgegenwärtig ist. Herr der 1000 Meilen. Das Lebenswerk des Charter-/Regatta-/Ausbildungs-Pioniers Kurt Ecker. Weltweite Fahrt. In zwei Wochen auf See zum FB4-Patent. Hochsee-Angeln. So fängt man an Bord den Fisch – mit Rezepten. Sägerochen. Geheimnisvoll, gefährdet und manchmal in seichteren Gewässern zu sehen. Magellan. Die Geschichte der ersten Weltumrung. YCA-Regatten. Die Highlights der Alpe Adria Sailing Week und des Gebirgssegler Cup 2024.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

YACHTING, REISEN UND MEER<br />

4/<strong>2024</strong> Juli/August<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

WILL MEER!<br />

Performance-Cruiser sind in aller Munde. Doch mit der neuen BAVARIA C46<br />

führt die Traditionswerft aus Giebelstadt sehr eindrucksvoll vor, dass bei<br />

allem Komfort die Segeleigenschaft die Leidenschaft schafft.<br />

GESCHICHTE<br />

Magellan<br />

kam nie an<br />

Die erste Weltumsegelung.<br />

LEGENDE<br />

Der Herr der<br />

1.000 Meilen<br />

Das Lebenswerk des<br />

Pioniers Kurt Ecker.<br />

ZUKUNFT<br />

Foilend leicht<br />

gemacht<br />

Die De Antonio E26<br />

im Test in Barcelona.<br />

Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ


Mediterranean’s Leading Marina Operator<br />

PREMIUM YACHTING, LIFESTYLE & LUXURY MAGAZINE<br />

The World of ACI in Your Hand<br />

ACI No.1 Official Mobile App<br />

#acino1goesglobal<br />

www.acino1-magazine.com<br />

| |


ACI MARINA ROVINJ<br />

Winner of the Golden Nautical Sail<br />

by Jutarnji List<br />

ACI Card<br />

Loyalty Program<br />

Exklusive Angebote für Mitglieder<br />

www.aci-marinas.com<br />

| | | | <br />

Available at all ACI marinas receptions<br />

ACI Shop Online:<br />

shop.aci-marinas.com


SPINAS CIVIL VOICES<br />

Lebenserwartung: 4 Jahre<br />

Lebenserwartung: 400 Jahre<br />

Es dauert Hunderte von Jahren, bis sich Plastikabfall zersetzt. Unsere Ozeane drohen<br />

zu gigantischen Mülldeponien zu werden – mit tödlichen Folgen für die Meeresbewohner.<br />

Unterstützen Sie unsere Kampagne für saubere Meere: oceancare.org


FOTO:ESZTER KONDOR<br />

Editorial<br />

Kirsten Neuschäfer sprach über<br />

ihre Erfahrungen beim <strong>ocean7</strong>-<br />

Vortrag im April live in Wien.<br />

Offen für die See<br />

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber viele Anfänger ins kalte Wasser. Meines schmeckte<br />

zuerst salzig und dann süß, danach wusste ich: Ich will Meer! Und Lehrjahre sind sehr wohl Herrenjahre:<br />

Mein Weg vom A-Schein bis zum FB3-Patent hat meinen Horizont mehr als nur seglerisch erweitert.<br />

Was fürs Leben gilt, gilt<br />

auch für den Wassersport:<br />

Man lernt nie aus!<br />

Zuletzt führte mir das die Südafrikanerin<br />

Kirsten Neuschäfer nach<br />

ihrem Live-Vortrag in Wien vor<br />

Augen: „Ich habe schon als Kind<br />

Segeln gelernt, aber erst nachdem<br />

ich meine Angst überwunden hatte,<br />

war mein Herz offen für die See<br />

– und sie machte mich zur Meisterin“,<br />

so die Siegerin des Golden<br />

Globe Race 2022.<br />

Teilnehmer dieser Regatta zählen<br />

zu den härtesten Seglern der Welt.<br />

Kommt man nach über 200 Tagen<br />

allein auf See aber tatsächlich hartgesotten<br />

zurück? Ich sprach darüber<br />

mit dem Niederösterreicher<br />

Michael Guggenberger, der bei<br />

diesem nautischen Wettlauf um<br />

„ Jetzt lerne das Meer und dann die<br />

Gestirne, du hast ein Leben lang Zeit.“<br />

Thomas Dobernigg (1948–2016), Gründer des<br />

-Magazins.<br />

den ganzen Globus den dritten<br />

Platz belegt und seine ganz persönlichen<br />

Lehren da raus gezogen hat.<br />

Lesen Sie seine Gedanken dazu<br />

auf Seite 43.<br />

Ein weiterer österreichischer Segler,<br />

der Großartiges für den Wassersport<br />

geleistet hat, ist Kurt Ecker.<br />

Mit Ecker Yachting eröffnete er ab<br />

den 1980er-Jahren vielen Menschen<br />

hierzulande die Charterwelt, mit<br />

den legendären 1.000-Meilen-Rennen<br />

machte er Offshore-Regatten<br />

erstmals auch für Freizeitskipper<br />

möglich, und mit seinen Skippertrainings<br />

– damals ein absolutes<br />

Novum – legte er den Grundstein<br />

für die sichere Handhabung von<br />

Yachten in Häfen und Marinas.<br />

Heute lebt er im wohlverdienten<br />

Ruhestand in Ried, doch seinem<br />

Freund, der Seglerikone Bobby<br />

Schenk, öffnet er gern die Tür – und<br />

dieser hat uns ein beeindruckendes<br />

Porträt zusammengestellt, nachzulesen<br />

ab Seite 48.<br />

Um die unendlichen Weiten der<br />

Ozeane zu erkunden, bedarf es hier -<br />

zulande des FB4-Patents (weltweite<br />

Fahrt). Und weil das Meer der beste<br />

Lehrer ist, erwarb sich Ernst Habusta<br />

das Patent nach nur zwei Wochen (und<br />

1.246 gefahrenen Meilen) auf See. Kein<br />

Honigschlecken, aber lesen Sie selbst<br />

ab Seite 58.<br />

Warum ich den FB4 noch nicht<br />

habe? Zugegeben, das Lesen der Gestirne<br />

mittels Sextanten (ist eine Voraussetzung!)<br />

würde mich schon sehr<br />

reizen. Doch sagte mir mein Förderer<br />

damals: „Jetzt hast du den FB3, lerne<br />

das Meer und dann die Gestirne, du<br />

hast ein Leben lang Zeit“. Er war es übrigens<br />

auch, der mich damals ins kalte<br />

Wasser stieß. Ich lerne noch immer –<br />

und bin ihm ewig dankbar dafür.<br />

Tahsin Özen, Chefredakteur<br />

4/<strong>2024</strong> 5


Dogramp<br />

Hundebadeleiter<br />

Die aufblasbare Hunderampe eignet sich für<br />

alle Hunderassen und den Einsatz auf Booten,<br />

Stegen und in Pools. Sie ermöglicht sicheren Ausstieg<br />

mit einem beschwerten Netz und integrierten Stufen.<br />

Version Mini:<br />

max. Zuladung: 13kg<br />

Abmessung: 96 x 67 x 12cm<br />

Art. Nr: 17-DOGRAMP<br />

Preis: € 269,90<br />

Version Sport XL:<br />

max. Zuladung: 54kg<br />

Abmessung: 129 x 89 x 17cm<br />

Art. Nr: 17-DOGRAMPX<br />

Preis: € 319,90<br />

www.ascherl.at<br />

G. Ascherl GmbH<br />

Industriestraße 43<br />

A - 6971 Hard<br />

office@ascherl.at<br />

info@ascherl.at<br />

www.ascherl.at<br />

Kontaktdaten<br />

T: 05574 / 89900-0<br />

F: 05574 / 89900-10<br />

Diese und viele weitere Artikel<br />

finden sie im Marinekatalog<br />

"2023 KATALOG BOOTSZUBEHÖR"<br />

JETZT KOSTENLOS BESTELLEN!


Cartoon<br />

ILLUSTRATION: INGA BEITZ, WWW.INGABEITZ.JIMDO.COM<br />

,,Sicherheit geht vor ḷ<br />

,,<br />

4/<strong>2024</strong> 7


Inhalt 4/<strong>2024</strong><br />

18 das<br />

BRETAGNE, MON AMOUR! Die entspannten und charmanten Seiten des Segelreviers,<br />

wegen seiner fordernden Gezeitenhübe und Tidenströmungen nichts für Anfänger ist.<br />

FOTOS: ROBERT SCHNABL, FRAN KARABAIĆ, DE ANTONIO<br />

54<br />

DIE GROSSEN YCA-REGATTEN. Der Gebirgssegler Cup und die Alpe Adria<br />

Sailing Week waren heuer eine sehr starke Leistungsschau des Yacht Club Austria.<br />

68<br />

FREUNDLICH BIS SPORTLICH. Sehr einladend ist die elektrifizierte De Antonio<br />

E23, die beim 37. America’s Cup auch als Support-Boot foilend übers Wasser flitzen wird.


Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ<br />

Rubrik<br />

10 SCHAUFENSTER<br />

Am Wasser gebaut: Spektakuläre<br />

Architektur, groß in Szene gesetzt.<br />

81 IMPRESSUM<br />

Kolumnen<br />

12 OCEAN WOMAN<br />

Schon die alten Ägypter wussten:<br />

Schiffe haben eine Seele.<br />

16 GENTE DI MARE<br />

Wie der Uhrmacher John Harrison die<br />

maritime Navigation revolutionierte.<br />

43 CAPTAIN GUGG<br />

Michael Guggenberger über die wahre<br />

Härte beim Golden Globe Race.<br />

82 SKIPPER’S DIARIES<br />

Eine magische Stimme im Krankenhaus<br />

von Martinique.<br />

Reisen<br />

18 BRETAGNE<br />

Tiden, Austern und legendäre Segler:<br />

Die Bretagne ist ein spezielles Revier.<br />

Features<br />

24 HOCHSEEANGELN<br />

Mittelmeer-Experte Markus Silbergasser<br />

übers Fischen beim Segeln.<br />

30 SÄGEROCHEN<br />

Ein geheimnisvoller und stark gefährdeter<br />

Flachwasserbewohner im Fokus.<br />

36 MEMOIREN EINES SEEKADETTEN<br />

Mit der k. u. k. Kriegsmarine um die<br />

ganze Welt. Diesmal: Liebe im Paradies!<br />

38 FERDINAND MAGELLAN<br />

Wolfgang Hausner über einen Kollegen,<br />

der es nicht ganz um die Welt schaffte.<br />

46 SAILING POETRY<br />

Die maritimen Begegnungen des Alfred<br />

Zellinger mit der Kulturgeschichte.<br />

48 PORTRÄT KURT ECKER<br />

Bobby Schenk über den Pionier des<br />

Vercharterns und der Skippertrainings<br />

sowie Erfinder des 1.000-Meilen-Race.<br />

58 AUF EINMAL ZUM FB4<br />

Ausbildung, Üben, Lernen und Prüfung<br />

auf dem Weg von Ibiza nach Teneriffa.<br />

Sport<br />

54 GEBIRGSSEGLER CUP <strong>2024</strong><br />

„Die größte Familienfeier in der Adria“<br />

war auch heuer voll ausgebucht.<br />

56 ALPE ADRIA SAILING WEEK <strong>2024</strong><br />

Stimmungsmäßig spitze, sportlich<br />

spannend: die 17. AASW in Punat.<br />

Yachten<br />

44 SEGELKAJAK SUMMERWIND<br />

Mit Paddel und Segel im 5-m-Boot auf<br />

entschleunigte Ausflüge.<br />

62 BAVARIA C46<br />

Eine für alles: So bringt man Segelsport<br />

und Komfort unter einen Hut.<br />

68 DE ANTONIO E23<br />

Die Probefahrt des ersten E-Modells<br />

der spanischen Werft in Barcelona.<br />

Service<br />

67 DAS 1X1 DES YACHTKAUFS<br />

Yachtkauf verständlich erklärt.<br />

Teil 7: Versicherungen.<br />

Im Verband<br />

74 YACHT CLUB AUSTRIA<br />

78 MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS<br />

VERBAND ÖSTERREICH<br />

Austria by BFL-Boats<br />

Erleben Sie skandinavische<br />

Eleganz, Qualität und exklusiven<br />

Fahrspaß auf österreichs Seen<br />

oder in der Adria!<br />

Nordkapp Noblesse 830<br />

Daycruiser mit Kabine/WC<br />

Nordkapp Noblesse 720<br />

Daycruiser mit Kabine<br />

FOTO: BAVARIA<br />

Österreichische Post AG | MZ 23Z043777 M | <strong>ocean7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />

YACHTING, REISEN UND MEER<br />

WILL MEER!<br />

Performance-Cruiser sind in aller Munde. Doch mit der neuen BAVARIA C46<br />

führt die Traditionswerft aus Giebelstadt sehr eindrucksvoll vor, dass bei<br />

allem Komfort die Segeleigenschaft die Leidenschaft schafft.<br />

GESCHICHTE<br />

Magellan<br />

kam nie an<br />

Die erste Weltumsegelung.<br />

LEGENDE<br />

Der Herr der<br />

1.000 Meilen<br />

Das Vermächtnis des<br />

Pioniers Kurt Ecker.<br />

ZUKUNFT<br />

Foilend leicht<br />

gemacht<br />

Die De Antonio E26<br />

im Test in Barcelona.<br />

4/<strong>2024</strong> Juli/August € 6,90<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

Die Bavaria C46 im<br />

Porträt ab Seite 62.<br />

Nordkapp 605 Avant<br />

Sportlicher Bowrider<br />

Jetzt probefahren auf<br />

der Donau ab Györ!<br />

office@bfl-boats.com<br />

www.bfl-boats.com/de


Schaufenster<br />

Maritime<br />

Monumente<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Foto ELOI OMELLA / ISTOCK<br />

10 4/<strong>2024</strong>


Kommt der Nebel, geht alles<br />

Licht ganz schnell: Mit<br />

bis zu 50 km/h ziehen die<br />

Schwaden buchteinwärts<br />

in die San Francisco Bay und bringen<br />

die Schifffahrt praktisch zum<br />

Erliegen. Steigt der Dunst auf über<br />

67 Meter, hat es auch der Straßenverkehr<br />

auf der Golden Gate<br />

Bridge schwer. Bei strahlendem<br />

Sonnenschein aber glänzt das 1937<br />

in Betrieb genommene Wahrzeichen<br />

der Stadt in ihrem berühmten<br />

„International Orange“, wie<br />

man es von vielen Postkartenmotiven<br />

kennt. Die Golden Gate Bridge<br />

ist eines von 23 faszinierenden<br />

Bauwerken am Wasser, die Sebastian<br />

Junge in beeindruckenden Worten<br />

und Bildern in seinem Buch<br />

„Maritime Monumente“ präsentiert.<br />

Darunter auch das moderne<br />

schottische „Riesenrad“ Falkirk<br />

Wheel, das über zwei Gondeln<br />

Schiffe von einer Wasserstraße zur<br />

nächsten (24 Meter Höhenunterschied)<br />

heben und senken kann.<br />

Maritime Monumente,<br />

Verlag Delius Klasing, € 34,90.<br />

è www.delius-klasing.de<br />

4/<strong>2024</strong> 11


Ocean Woman<br />

Haben Schiffe eine Seele?<br />

Die alten Ägypter opferten ihren Schiffen Jungfrauen, die später durch Galionsfiguren ersetzt<br />

wurden. All das in dem Glauben, dass jedes Schiff weiblich ist und einen eigenen Geist hat.<br />

Gilt das auch für Geisterschiffe, die irgendwo in einem traurigen Nirwana ihr Dasein fristen?<br />

Mein Nacken war steif, meine<br />

rechte Hand im Plastikhandschuh<br />

eingeschlafen.<br />

Die Maisonne fühlte sich an als<br />

wäre es Ende Juli. Meine Kopfbedeckung<br />

– der abgeschnittene Ärmel<br />

eines verwaschenen T- Shirts –<br />

nicht Instagram-wirksam. Ein<br />

Rumpf noch und dann würde sie<br />

wieder schön sein, unsere Risho<br />

Maru – poliert, gewachst, glänzend<br />

weiß. Ich streckte mich, und bevor<br />

ich weiterarbeitete, fiel mein Blick<br />

auf Bonzo.<br />

Bonzo ist auch ein Katamaran<br />

und war einst im stolzen Besitz eines<br />

jungen Bankers, der vorhatte,<br />

die Welt zu umsegeln – gegen den<br />

Passat. „Direkt zu den Philippinen,<br />

mit wie vielen Wochen muss ich da<br />

rechnen?“, fragte der Typ, als wir<br />

gerade unsere Weltumsegelung beendet<br />

hatten und unser Schiff als<br />

Dankeschön für die sicheren und<br />

schönen Jahre mit einem Refit beschenkten.<br />

Ein Jahr nach diesem Gespräch<br />

stand Bonzo immer noch auf dem<br />

Werftgelände. Vom Banker keine<br />

Spur, das Großsegel hing in Streifen<br />

vom Mast. „Bora in der Lagune“,<br />

wusste einer der Werftarbeiter.<br />

Ein anderer Segler nützte Bonzo inzwischen<br />

als Kühlschrank. „Da ist<br />

diese Mega-Kühlbox drinnen, voll<br />

funktions fähig. Seitdem genießen<br />

wir kalte Getränke, wenn wir Antifouling<br />

streichen.“<br />

Die alten Ägypter, die die ersten<br />

Boote bauten, wären wohl über die<br />

derartige Entweihung eines Bootes<br />

entsetzt gewesen. Für sie hatte jedes<br />

Boot eine Seele, und die musste gepflegt<br />

werden. Mit Opfern natürlich,<br />

Menschenopfern, um die Götter<br />

gut zu stimmen. Und was gab es<br />

da Besseres als eine Jungfrau?! Der<br />

Kopf der Auserwählten wurde an<br />

die Spitze des Bugs gesteckt, und<br />

wenn er ins Wasser fiel, waren alle<br />

glücklich, weil der Meeresgott sich<br />

sein Geschenk geholt hatte. Später<br />

schnitzen die Männer (Frauen gab<br />

es keine an Bord, weil das Boot<br />

selbst als weiblich gesehen wurde<br />

und eifersüchtig hätte werden können,<br />

wenn da eine andere Schönheit<br />

über das Deck stolzierte) Galionsfiguren.<br />

Und siehe da: Sie reichten<br />

aus, um die Meeresgötter zu erfreuen.<br />

Auch malten sie an Steuerbord<br />

und Backbord je ein Auge, so konnte<br />

das Boot – oder besser dessen<br />

Seele – gut Ausschau nach Gefahren<br />

halten. Sozusagen die Navigationslichter<br />

der Vergangenheit.<br />

UND DANN SIND DA DIE BONZOS<br />

Bonzos Navigationslichter fehlten<br />

einige Jahre später und auch Winschen<br />

gab es keine mehr. Im Büro<br />

der Werft wusste niemand, wo der<br />

Eigentümer geblieben war. Bonzo<br />

tat mir leid. Und nur was eine Seele<br />

hat, kann einem leid tun, oder?<br />

Und kann geliebt werden. Die Liebe<br />

zu einem Schiff prägt seinen<br />

Charakter.<br />

Unsere Risho Maru ist für mich<br />

eine etwas ältere, elegante Dame mit<br />

einer mütterlichen Seite, wenn sie<br />

uns in ihrem Bauch sicher durch<br />

Wellen und in die Welt hinausträgt.<br />

Und mit einer abenteuerlustigen<br />

Seite, wenn sie über die See fegt und<br />

dabei Temperament und Eigenwillen<br />

zeigt. Dazu kommt ihr Verlangen<br />

nach Zuwendung und Pflege.<br />

Heißglühende Tage am Betonboden<br />

der Werft, die uns an unsere Grenzen<br />

bringen. Wir geben auf sie Acht<br />

und sie auf uns.<br />

Spaziert man durch Marinas und<br />

Werften, sieht man die Schiffe, die<br />

geliebt und gepflegt werden, die tausende<br />

Geschichten unter den Planken<br />

tragen und Sehnsucht nach Ferne<br />

und Freiheit wecken. Und dann<br />

sind da die Bonzos. Verlassen, vernachlässigt,<br />

vergessen.<br />

Wie traurige Schwäne, denen<br />

man die Flügel gestutzt hat, sitzen<br />

sie an Land, die Federn mit Staub<br />

bedeckt. Doch hin und wieder verliebt<br />

sich ein Segler oder eine Seglerin<br />

in die Seele eines Bootes, sieht<br />

hinweg über das traurige Äußere<br />

und ist bereit, ihm wieder Leben<br />

einzuhauchen.<br />

Nach drei anstrengenden Arbeitstagen<br />

packten wir unsere Sachen<br />

wieder ins Auto. Ich drückte unserer<br />

Risho einen Kuss auf den Steuerbordbug,<br />

mein Skipper auf den<br />

Backbordbug.<br />

Bonzo schaute uns traurig nach,<br />

und fast sah es aus, als würde eine<br />

Träne über seine Cockpitluke kullern.<br />

<br />

<br />

Wie ein um seine Flügel beraubter<br />

Schwan liegt Bonzo auf dem Gelände.<br />

ALEXANDRA SCHÖLER<br />

ist Weltumseglerin,<br />

Sängerin, Regisseurin,<br />

Buchautorin und seit<br />

2010 Ocean Woman.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

12 4/<strong>2024</strong>


Happy<br />

Birthday, 112<br />

NOTRUFNUMMER. Vor gut 50<br />

Jahren wurde in Deutschland die<br />

Notrufnummer 112 eingeführt,<br />

seit 1991 gilt sie auch in der EU.<br />

Neben den 27 EU-Mitgliedstaaten<br />

ist der kostenlose Euronotruf in<br />

16 weiteren europäischen Ländern<br />

verfügbar, etwa in Großbritannien,<br />

Liechtenstein und der<br />

Schweiz. 112-Anrufe haben im<br />

Netz Vorrang vor anderen Anrufen,<br />

zudem wird bei Mobiltelefonen<br />

der genaue Standort des Anrufers<br />

automatisch an die Rettungskräfte<br />

übermittelt. Neben<br />

dem Euronotruf gelten natürlich<br />

auch weiterhin lokale Notruf-<br />

Nummern, in der Adria sind das<br />

z. B. 1530 (Italien), 195 (Kroatien)<br />

oder 080 18 00 (Slowenien).<br />

Goldene Partnerschaft<br />

50 JAHRE HÄNDLER. Als sich<br />

der Lustenauer Unternehmer<br />

Werner Ober 1974 sein erstes<br />

Segelboot mit Kajüte kaufte,<br />

wurde nicht nur sein Interesse<br />

an Bootselektronik geweckt,<br />

Familienbetrieb: Philipp, Manfred, Hubert und Susanne Ober.<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

sondern er – ganz Mann der Tat<br />

– übernahm auch gleich den<br />

Vertrieb von Autohelm, amerikanischer<br />

Produzent von Autopiloten,<br />

der 1990 in Raymarine<br />

aufging. 50 Jahre arbeiten seitdem<br />

der Lustenauer Betrieb und<br />

der amerikanische Elektronik-<br />

Riese zusammen – die Werner<br />

Ober GmbH ist damit der weltweit<br />

am längsten bestehende<br />

Raymarine-Partner! Sohn Manfred<br />

Ober, Co-Geschäftsführer<br />

des Unternehmens, zum Jubiläum:<br />

„Diese langjährigen Beziehungen<br />

sind der Schlüssel zum<br />

hohen Serviceniveau, das wir<br />

unseren Kunden bieten, die sich<br />

auf Raymarine-Elektronik verlassen<br />

– egal, ob es um ihre<br />

kommerziellen Ziele oder ihre<br />

Freizeitsegelwünsche geht.“<br />

è www.yachtelektronik.at<br />

Excess in Österreich<br />

KAT-VERTRETUNG. Dem Trend im Katamaran-Bau<br />

zu immer mehr Komfort<br />

und Volumen versucht die Beneteau-<br />

Tochter Excess Catamarans seit fünf<br />

Jahren Modelle entgegenzusetzen, die<br />

ähnlichen Komfort und Stauraum, aber<br />

deutlich bessere Segeleigenschaften zu<br />

vergleichbaren Preisen bieten. Trend<br />

Travel & Yachting bringt nun diese<br />

französischen Kats auch nach Österreich.<br />

Im Portfolio der Tiroler, die mit<br />

Bali (nicht mehr im Programm) und den<br />

Neel-Trimaranen viel Erfahrung mit<br />

Mehrrumpfyachten haben, sind die<br />

Excess 11 (ca. 38“) und Excess 14 (ca.<br />

45“) zu finden. Für die eigene Charterflotte<br />

in Kroatien hat Trend Travel &<br />

Yachting für die Saison 2025 bereits je<br />

eines der beiden Modelle geordert.<br />

è www.trend-travel-yachting.com<br />

Excess 11 aus Tiroler Hand.<br />

Charter versichert man<br />

bei<br />

YACHT- UND SKIPPERVERSICHERUNGEN<br />

Pionier der Allgefahrendeckung für Yachten & Erfinder der Charterversicherung für Skipper<br />

E-Mail: thomas.diglas@yacht-pool.at | Tel. +43 535 620 433 00 | www.yacht-pool.at


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Leadership für Profi-Skipper<br />

Die MCO-Sailing Academy, die sich als österreichischer Anbieter der RYA-Segelausbildung<br />

etabliert hat, bietet seit kurzem mit Skipper Consulting einen Lehrgang für professionelle<br />

Skipper an. Wir haben Clemens Stecher, den Leiter von MCO, gefragt, an wen sich die<br />

Ausbildung richtet und was man von ihr erwarten darf.<br />

FOTO: DANIEL GEPP<br />

Richtet sich Skipper Consulting nur an<br />

Profi-Skipper oder kann ich auch als<br />

privater Skipper das Angebot nutzen?<br />

Unser Angebot ist ein hochwertiges,<br />

internetbasiertes und multimediales<br />

Consulting-Programm für alle, die<br />

ihre Skipperskills – außerhalb der<br />

Segeltechnik – nachhaltig auf ein<br />

deutlich höheres Niveau heben wollen.<br />

Man ist hier richtig, wenn man<br />

seine Skippertätigkeit im privaten<br />

Bereich sicherer, routinierter, planbarer<br />

und erfolgreicher gestalten oder<br />

seine eigene Skipper-Karriere boosten<br />

sowie Geld und Zeit sparen will.<br />

Welche Skills kann sich ein Profi-<br />

Skipper noch aneignen bzw. schärfen?<br />

Die Notwendigkeit und die Themen<br />

eines solchen Consulting-Programms<br />

wurden von Skippern an<br />

mich herangetragen. Wir alle haben<br />

neben den Segelskills auch Bedarf an<br />

etlichen wichtigen Softskills. Das<br />

geht weit über alles hinaus, was in<br />

üblichen Segelausbildungen und<br />

Skippertrainings abgedeckt werden<br />

kann. Fragen, die bei uns beantwortet<br />

werden, sind beispielsweise:<br />

Worauf muss ich achten, damit Segeltörns<br />

gelingen? Wie gehe ich mit<br />

schwierigen Crews um? Welche<br />

Versicherung ist die richtige? Wie<br />

bekomme ich mehr Aufträge? Wie<br />

schaffe ich es, Beziehungen und<br />

Skipperleben unter einen Hut zu<br />

bringen?<br />

Wie sieht der Ablauf in der Praxis aus<br />

und wie viel Zeit ist einzuplanen?<br />

Nach einer Qualifizierung per Onlineformular<br />

und Telefon bekommt<br />

man Zugang zur Consulting-Plattform<br />

und eine 1:1-Beratung. Der<br />

Content ist umfangreich und umfasst<br />

über 60 Schulungsvideos, Checkpoint-Areas,<br />

einen Uploadbereich<br />

für Arbeitsaufgaben und Feedback<br />

vom Profitrainer, Checklisten und<br />

hochwertige Arbeitsmappen. Kontakt<br />

wird über eine Facebook-Gruppe,<br />

regelmäßige Live-Calls und 1:1-<br />

Consulting gehalten. Nach Abschluss<br />

– ca. zwölf Wochen sind insgesamt<br />

einzuplanen – erhält man dann ein<br />

Zertifikat zur Bestätigung.<br />

CLEMENS STECHER,<br />

Leiter von MCO-Sailing<br />

und RYA Yachtmaster<br />

Instructor, hat nun<br />

auch Ausbildung für das<br />

Zwischenmenschliche<br />

im Portfolio.<br />

www.mco-sailing.com<br />

FOTO: TAHSIN ÖZEN<br />

è www.skipper-consulting.com<br />

Exklusive Partnerschaft<br />

ONLINE-BUCHUNG. Die 22 ACI Marinas<br />

sind (Stand Anfang Juni <strong>2024</strong>) derzeit<br />

nur über die MYSEA-Plattform<br />

buchbar – ohne Aufpreis und für maximal<br />

sieben Tage im Voraus. Das<br />

Buchungssystem der größten Marina-<br />

Vereinigung Kroatiens wird derzeit einem<br />

Update unterzogen. Wann man<br />

wieder über die ACI-Website oder<br />

-App Liegeplätze reservieren kann,<br />

steht noch nicht fest – die Möglichkeit<br />

sei aber „bald verfügbar“.<br />

è www.my-sea.com<br />

è aci-marinas.com<br />

Auch die ACI Marina Piškera<br />

ist nur über mySea buchbar.<br />

„ Ist es erstaunlich, wenn ein Schiff, das immer geradeaus segelt, untergeht?“<br />

Paul Nikolaus Cossmann (1869–1942), deutscher Schriftsteller.<br />

14 4/<strong>2024</strong>


Sportlich auf dem Wolfgangsee.<br />

R wie Racing<br />

KOOPERATION. Gemeinsam mit<br />

ABT Sportsline, dem größten Tuner<br />

von Fahrzeugen des VW- und Audikonzerns,<br />

hat Marian eine auf 20<br />

Exemplare limitierte Sonderedition<br />

seiner elektrischen M 800 Spyder<br />

entwickelt. Die ABT | Marian M 800-<br />

R leistet kurzfristig bis zu 450 kW<br />

(und damit um 200 kW mehr als die<br />

800 ohne R), erreicht eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von bis zu 85 km/h<br />

und zeigt sich dabei in edlem Design,<br />

das deutlich vom Autosport inspiriert<br />

ist – z. B. in Form von Alcantara-Sitzen<br />

mit Sitzrückenschalen oder<br />

einem beleuchteten Multifunktionslenkrad.<br />

è www.abt-marian.com<br />

23. bis 25. AUGUST <strong>2024</strong>, SAARBRÜCKEN<br />

Traditionsreiche Saar<br />

OLDTIMERTREFFEN. Die Saar hat eine<br />

lange Binnenschifffahrts-Tradition.<br />

Schon im 17. Jahrhundert wurde auf ihr<br />

Holz geflößt, Napoleon I. ließ sie für den<br />

Kohlentransport 1806 kanalisieren, und<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts waren<br />

rund 270 Pénichen in Saarbrücken registriert.<br />

Das zweite Saarbrücker<br />

Traditionsschiffe-Festival knüpft<br />

an diese Tradition an. Eingeladen sind<br />

Berufsschiffe, die mehr als 60 Jahre auf<br />

dem Kiel haben.<br />

Beim ersten Festival im letzten Jahr<br />

konnten 16 dieser nautischen Perlen<br />

bewundert werden.<br />

è www.saar-tradition.eu<br />

Typische Péniche: das heutige<br />

Theaterschiff Maria-Helena.<br />

MT45F-V, ein<br />

kühlender Engel.<br />

Himmlisch kühl<br />

IMMER FRISCH. Kühlboxen von Engel<br />

haben dank ihrer Robustheit einen sehr<br />

guten Ruf, besonders im maritimen Bereich.<br />

Alleinstellungsmerkmal ist der<br />

Schwingkolbenkompressor, der unempfindlich<br />

gegen Schräglagen ist, keinen erhöhten<br />

Anlaufstrom benötigt und somit<br />

besonders für den Einsatz auf Booten geeignet<br />

ist. Ganz neu ist die MT-V Linie<br />

mit eingebautem Batteriewächter, einer<br />

Vorrangschaltung, verstärkten Handgriffen<br />

und Eckschutz, versperrbarem<br />

Edelstahlschloss und einer LED-Innenbeleuchtung<br />

– sozusagen das Flaggschiff<br />

der Kühlboxen.<br />

è www.roega.de<br />

Tiefenschärfe<br />

NEUER STANDARD. Der neue elektronische Seekartenstandard S100,<br />

der ab 2026 eingeführt werden soll, wirft seine Schatten voraus. Das deutsche<br />

Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie hat erstmals „High<br />

Density Electronical Navigational Charts“ (HD ENC) veröffentlicht, die deutlich<br />

exaktere Tiefenlinien, nämlich jeden vollen Meter statt nur alle fünf<br />

Meter, zeigen. HD ENC ist dabei nur ein Zwischenschritt, S100 soll sogar<br />

noch genauere Angaben ermöglichen.<br />

è www.bsh.de<br />

Werner Ober GmbH Werner & Werner Co Ober KG<br />

GmbH Ober & GmbH Co KG& Co<br />

Yachtelektronik<br />

Yachtelektronik Yachtelektronik<br />

Reichsstrass 38, 6890 LustenauReichsstrass 38, 6890 Lustenau 38, 6890 Lustenau<br />

Tel +43 (0)5577 82419 Tel Tel +43 (0)5577 Tel +43 82419 (0)5577 82419<br />

werner.ober@yachtelektronik.at<br />

werner.ober@yachtelektronik.at<br />

Ihr kompetenter Ihr kompetenter<br />

Partner<br />

Ihr kompetenter Partner Partn<br />

für Yachtelektronik!<br />

für Yachtelektronik!<br />

für Yachtelektronik!<br />

www.yachtelektronik.at<br />

www.yachtelektronik.at


Gente di mare<br />

Der Löser des<br />

Längenproblems<br />

Die präzise Längengradbestimmung auf See galt lange als unmöglich. Bis John Harrison<br />

ein schiffstaugliches Chronometer erfand und so unzähligen Seeleuten das Leben rettete.<br />

Ob Vasco da Gama, Kolumbus<br />

oder Sir Francis Drake – sie<br />

alle navigierten aufs Geratewohl.<br />

Zwar konnten sie Breitengrade<br />

anhand der Gestirne präzise bestimmen.<br />

Doch wo genau sie sich<br />

östlich oder westlich ihres Heimathafens<br />

befanden, blieb unklar.<br />

Das Fehlen einer praktikablen<br />

Methode zur Bestimmung der<br />

geografischen Länge kostete viele<br />

Leben. Die Seeleute starben an<br />

Skorbut oder verdursteten, da<br />

man Inseln nicht gezielt ansteuern<br />

konnte. Aufgrund von Navigationsfehlern<br />

wurden sie Opfer von<br />

Piraten oder feindlichen Schiffen,<br />

oder ertranken. So auch die Besatzung<br />

der Kriegsflotte von Admiral<br />

Shovell, der sich 1707 auf offener<br />

See wähnte, stattdessen aber vor<br />

den Scilly-Inseln havarierte. Nur<br />

26 der über 1.600 Männer an Bord<br />

überlebten das Unglück.<br />

WENN JEDE SEKUNDE ZÄHLT<br />

Um ähnliche Katastrophen künftig<br />

zu vermeiden, gründete die britische<br />

Krone 1714 das „Board of<br />

Longitude“. Für die Lösung des<br />

Längengrad-Problems rief man<br />

ein Preisgeld von 20.000 Pfund<br />

(heute: ca. zwei Millionen Euro)<br />

aus. Während Gelehrte nach astronomischen<br />

Parametern suchten,<br />

war ein gelernter Tischler namens<br />

John Harrison überzeugt, das Problem<br />

mittels eines Chronometers<br />

zu lösen. Dass es zuvor niemand<br />

geschafft hatte, eine Uhr mit der<br />

erforderlichen Genauigkeit zu bauen,<br />

hielt den 21-Jährigen nicht auf.<br />

Und auch nicht, dass Sir Isaac<br />

Newton höchstselbst befand, dass<br />

dies angesichts der Schiffsbewegungen<br />

und Temperaturschwankungen<br />

auf See überhaupt unmöglich<br />

sei.<br />

Der Autodidakt tüftelte. Jahrelang.<br />

1735 konnte Harrison dem<br />

Board schließlich seine H-1 präsentieren,<br />

32 Kilogramm schwer,<br />

1,2 Meter hoch. Temperaturschwankungen<br />

kompensierte er<br />

durch Bimetall, Gier- und Rollbewegungen<br />

durch zwei mit einer Feder<br />

verbundene Pendel. Auf einer<br />

Testreise nach Lissabon ging die<br />

Uhr nur wenige Sekunden pro Tag<br />

nach. Jedoch entsprach die Reisedauer<br />

nicht den Ausschreibungsbedingungen.<br />

Die verbesserten Modelle H-2<br />

und H-3 kamen nie in die Testphase.<br />

Und so vergingen noch einmal<br />

fast 30 Jahre, bis sich Harrison erneut<br />

beweisen durfte. Bei seiner taschenuhrähnlichen<br />

H-4 sorgte ein<br />

neues Antriebsprinzip (remontoir<br />

d’egalitè) für höchste Genauigkeit.<br />

Nach drei Monaten Überfahrt wich<br />

die Uhr im Zielhafen auf Jamaika<br />

gerade einmal fünf Sekunden von<br />

der Ortszeit ab.<br />

Eine Ehrung blieb Harrison erneut<br />

verwehrt. Stattdessen sollten<br />

andere Uhrmacher die H-4 nachbauen<br />

und ihre Tauglichkeit zeigen.<br />

Ein Replikat ging 1772 mit<br />

James Cook auf Südseereise. Der<br />

Kapitän schwärmte im Logbuch,<br />

die Uhr sei ein „nie versagender<br />

Führer“. John Harrison hatte das<br />

Längenproblem offiziell gelöst.<br />

FOTO: M. SCHMIDT-OTT<br />

GEMÄLDE VON THOMAS KING, UM 1767 © THE BOARD OF TRUSTEES OF THE SCIENCE MUSEUM<br />

DANIELA SCHUSTER<br />

ist freie Journalistin<br />

und schreibt als solche<br />

gerne am und übers<br />

Meer.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Dass seine Erfindung bald zur Ausrüstung<br />

der Royal-Navy-Schiffe gehörte,<br />

erlebte Harrison nicht mehr.<br />

1959 benannte man eine Passage<br />

in der Antarktis nach dem Genie,<br />

das zeitlebens um Anerkennung<br />

hatte kämpfen müssen.<br />

<br />

BUCHTIPP. Dava Sobel:<br />

„Längengrad. Die wahre<br />

Geschichte eines einsamen<br />

Genies, welches das größte<br />

wissenschaftliche Problem<br />

seiner Zeit löste“. National<br />

Geographic, € 17,–.<br />

John Harrison (1693–1776) war kein Seemann und als<br />

Uhrmacher ein Autodidakt. Mit seinen exakten Chronometern<br />

revolutionierte er dennoch die maritime Navigation.<br />

16 4/<strong>2024</strong>


FOTO: JAMES MITCHELL PHOTOGRAPHY<br />

Hunderte von Yachten sind bei der ARC am Start.<br />

REVIER<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Über den Atlantik<br />

HOCHSEE-KABINENCHARTER. Eine<br />

Atlantiküberquerung mit sportlichem<br />

Hintergrund im Verbund von hunderten<br />

Booten: Globesailor bietet diesen<br />

Herbst die Möglichkeit, als Crewmitglied<br />

auf einer Regattayacht an der<br />

ARC (Atlantic Rally for Cruisers) teilzunehmen.<br />

Gesegelt wird auf der<br />

Challenge 67, einem 21 Meter langen<br />

Racer-Monohull und ehemaligen<br />

Weltumsegler-Schiff. Gesprochen wird<br />

je nach Skipper Französisch und Englisch,<br />

gestartet wird am 8. November<br />

in Lorient, um in Gran Canaria zur<br />

Flotte zu stoßen und gemeinsam um<br />

den 14. Dezember herum Saint Lucia<br />

in der Karibik anzusteuern.<br />

è www.globesailor.de<br />

Flott unterwegs<br />

EDELCRUISER. Mit vielen neuen<br />

Yachtmodellen und Ausgangshäfen<br />

ist Pitter Yachtcharter in die<br />

neue Saison gestartet. Für viele leidenschaftliche<br />

Segler war der Pitter<br />

Kornati Cup in Kroatien, der jedes<br />

Jahr um den 1. Mai stattfindet, der<br />

offizielle Start in die Segelsaison.<br />

Eine besondere Premiere feierte<br />

hierbei die neue Bavaria C46, die<br />

erstmals in einer Regatta zum Einsatz<br />

kam (siehe Bericht ab Seite 62).<br />

Die Bavaria C46 ist aber nicht nur<br />

für Regatten eine taktisch sehr gute<br />

Wahl, sondern auch die ideale Urlaubsyacht.<br />

Mit ihrem geräumigen<br />

und modernen Design bietet sie einfaches<br />

Handling und außergewöhnlichen<br />

Komfort für entspannte Törns.<br />

Bei Pitter Yachtcharter stehen den<br />

Charterkunden im Sommer fünf<br />

neue Bavaria C46 zur Verfügung.<br />

Für diejenigen, die sich ihren<br />

Traum von einer eigenen Yacht erfüllen<br />

möchten, bietet Pitter auch die<br />

Möglichkeit, die Bavaria C46 als<br />

Kauf-Chartermodell zu erwerben.<br />

è www.pitter-yachting.com<br />

Fünf neue Bavaria C46-Yachten sind …<br />

… ab diesen Sommer charterbar in der Adria.<br />

Adria rauf und runter<br />

OFFSHORE-REGATTA. Mit seinen<br />

zwei je 280 Seemeilen langen<br />

Etappen gilt das Thousand<br />

Islands Race als eine der<br />

längsten und anspruchsvollsten<br />

Offshore-Regatten in der Adria.<br />

Die elfte Auflage findet vom 15.<br />

bis 22. September statt und wird<br />

wieder vom Segelclub Rijeka<br />

und dem Yachtclub Porto Montenegro<br />

organisiert. Der erste<br />

Leg startet in Rijeka und führt<br />

nonstop zwischen den hürdenreichen<br />

Inseln und Kanälen der<br />

kroatischen Küste bis in die<br />

Bucht von Kotor/Montenegro.<br />

Nach der Preisverleihung für die<br />

erste Etappe wird auf demselben<br />

Kurs nach Rijeka zurückgesegelt.<br />

è www.scor.hr<br />

Fordernd: das Thousand-Islands-Race.<br />

„ Das Wasser ist dazu erschaffen, die wunderbaren<br />

schwimmenden Bauwerke zu tragen, die man Schiffe nennt.“<br />

François Fénelon (1651–1715), franz. Erzbischof und Schriftsteller<br />

4/<strong>2024</strong> 17


Frankreich/Bretagne<br />

Bretagne,<br />

mon amour!<br />

Auf dem Weg nach Norden verliebt sich die Crew der Stravanza in die wegen ihrer dramatischen Gezeitenhübe<br />

und Tidenströmungen bei Seeleuten gefürchtete Küste der Bretagne. Weltumseglerin Ingrid Schnabl macht uns<br />

bekannt mit der entspannten und äußerst charmanten Seite dieses Reviers. Der entschleunigten Lebensart der<br />

Bretonen erliegt man hier schnell. Auf Bretonisch heißt das „À l’Aise Breizh!“.<br />

Text INGRID SCHNABL | Fotos ROBERT UND INGRID SCHNABL<br />

Ankerplatz „Aber Benoît“<br />

an der 18 Nordwestküste. 4/<strong>2024</strong>


Nach drei anspruchsvollen Tagen<br />

auf der Biskaya landen wir auf der<br />

ersten bretonischen Insel, der Belle-<br />

Île, die ihrem Namen vollauf gerecht<br />

wird. Der Hafen von Souzon ist<br />

umrahmt von pastellfarbenen Häuschen, der<br />

obligatorischen Boulangerie, einer kleinen<br />

Kirche, gemüt lichen Lokalen und einem sehr<br />

fotogenen Leuchtturm an der Hafeneinfahrt.<br />

Die Bretagne im Kleinformat. Und es ist Liebe<br />

auf den ersten Blick.<br />

Umschlossen vom Festland liegt gleich<br />

gegenüber das Binnenmeer Golfe du Morbihan.<br />

Ein idealer Ort, um gut geschützt ein<br />

durchziehendes Tief abzuwettern. Während<br />

es draußen stürmt, wird einem im Golf nicht<br />

langweilig: Es gibt unzählige Ankerplätze,<br />

oder man macht im Hafen der mittelalterlichen<br />

Stadt Vannes fest und segelt danach tief<br />

hinein in den Nordwesten des Golfs bis zum<br />

winzigen Ort Bono, wo auch Seglerlegende<br />

Bernard Moitessier seine letzte Ruhestätte<br />

gefunden hat – eine Pilgerstätte für Fahrtensegler!<br />

Wie viele andere schon vor uns, lassen<br />

auch wir eine maritime Kleinigkeit aus dem<br />

Fundus der Stravanza am Grabstein des Segelpioniers<br />

zurück.<br />

Wenige Meilen weiter im Norden lockt die<br />

Karibik der bretonischen Küste – der<br />

Glénan-Archipel. Wir ankern in türkisblauem<br />

Wasser vor blütenweißen Sandstränden<br />

und üben uns ausgiebig im „L’Aise Breizh!“.<br />

Die älteste Segelschule Europas hat auf einer<br />

der winzigen Inseln ihren Ursprung, seit<br />

den 1940er-Jahren befindet sich an diesem<br />

abgelegenen Ort ein einfaches Seglercamp.<br />

An Land ist alles sehr „basic“, mit Gemeinschaftsküche,<br />

Zelt und Plumpsklo. Gesegelt<br />

wird aber Hightech – mit Foils und Folien-<br />

Hafen von Souzon<br />

auf Belle-Île.<br />

4/<strong>2024</strong> 19


Frankreich/Bretagne<br />

Bretonisches Stillleben.<br />

segel! Kein Wunder, dass die größten<br />

und prestigeträchtigsten internationalen<br />

Regatten regelmäßig von Bretonen<br />

gewonnen werden.<br />

Apropos Hightech: Nur wenige<br />

Meilen entfernt, in Lorient La Base<br />

liegen sie alle versammelt. Die<br />

IMOCAS der „Vendee Globe“, die<br />

Maxis der „Jules-Verne-Trophy“,<br />

die Gewinner von „The Ocean Race“<br />

und viele andere Teams haben ihre<br />

Rennställe und Werkstätten in den<br />

ehemaligen deutschen U-Bootbunkern.<br />

Ohne Schranken und aus<br />

nächster Nähe kann hier der ganz<br />

große Regatta zirkus bestaunt werden.<br />

Auf See flitzt uns regelmäßig eine<br />

dieser Rennmaschinen mit klingendem<br />

Namen um die Ohren. Yannick<br />

Bestaven und seine Maître CoQ IV,<br />

überholen uns mit unglaublichen<br />

15 Knoten Speed, als unsere gemüt -<br />

liche Stravanza gerade mit drei<br />

Knoten zu ihrem nächsten Ziel<br />

schaukelt.<br />

Im nahe gelegenen La Trinitésur-Mer<br />

atmen wir sogar dieselbe<br />

Luft wie Boris Hermann, der<br />

gerade eine Runde mittrainiert.<br />

Frankreich und Deutschland in<br />

einem Boot. Vereintes Europa gelebt,<br />

in diesem vom Zweiten Weltkrieg<br />

so stark geprägten Revier.<br />

Alltag hier im „Segelmekka“.<br />

20 4/<strong>2024</strong><br />

Île d’Ouessant<br />

Bucht von<br />

Laumpaul<br />

PHARE DE<br />

LA JUMENT<br />

Île de Sein<br />

Im Glénan-Archipel –<br />

Karibik der Bretagne.<br />

Bretonische Lebensart.<br />

PHARE DE<br />

L’ÎLE VIERGE<br />

Raz de Sein<br />

PLAGE DU GARO<br />

Glénan-Inseln<br />

Atlantik<br />

Côte de Granit Rose<br />

MORLAIX<br />

Am Grab von<br />

Bernard Moitessier.<br />

Berühmtes Fotomotiv:<br />

Phare de la Jument.<br />

RANDY MACHT RANDALE<br />

Raz de Sein – „Raz“ ist keltisch<br />

und steht für „strömungsreiche,<br />

gefährliche Passage“. Schon Segelliterat<br />

Björn Larsson schreibt über<br />

diese Meerenge: „Qui voit Sein,<br />

voit sa fin“, „Wer Sein sieht, sieht<br />

sein Ende“. Wir planen akribisch,<br />

und die Durchfahrt gelingt: Mit<br />

zehn Knoten über Grund rauschen<br />

wir zwischen Festland und der Îlede-Sein<br />

durch – die Logge zeigt<br />

allerdings nur vier Knoten!<br />

Der kleine Hafen der Insel fällt<br />

trocken. Kein Problem für unsere<br />

Stravanza, denn sie hat ein Centreboard.<br />

Wir können, wie auf einer<br />

Bretagne<br />

LORIENT<br />

PLOUMANAC’H<br />

LA TRINITÉ-SUR-MER<br />

SAUZON<br />

LE PALAIS<br />

Belle-Île-en-Mer<br />

Jolle, Schwert und Ruder einholen<br />

und somit aufrecht stehend trocken<br />

fallen. Praktisch, aber kein Muss für<br />

dieses Revier.<br />

Am äußersten Nordwestzipfel<br />

Frankreichs liegt die Île d’Ouessant,<br />

von englischen Seglern ehrfurchtsvoll<br />

Ushant genannt. Hier beginnt<br />

die berühmte „La Route des Phares“<br />

mit Europas zum Teil ältesten<br />

Leuchttürmen. Unter ihnen der<br />

nach wie vor höchste Leuchtturm<br />

der Welt: Phare de l‘Île Vierge.<br />

Vorbei geht es auch am Phare de<br />

la Jument, der vielen Seglern von<br />

einer Fotografie von Jean Guichard<br />

bekannt ist. Nämlich jenes berühmte<br />

Foto mit der riesigen Welle an der<br />

Rückseite des Leuchtturms und<br />

dem Leuchtturmwärter, der gerade<br />

aus der Tür an der Vorderseite tritt.<br />

Unvorstellbar, welche Kräfte sich<br />

hier bei Sturm entfalten, erst recht,<br />

wenn man selbst bei bestem Wetter<br />

und ruhiger See vorbeisegelt.<br />

In der Bucht von Lampaul-Plouarzel<br />

sind Besucherbojen ausgelegt.<br />

Austern an Bord.<br />

AURAY VANNES<br />

BONO<br />

Golf von Morbihan<br />

2° 46’ W<br />

SAINT-MALO<br />

Pays de la Loire<br />

RENNES<br />

Normandie<br />

47° 39’ N


Hier machen wir Bekanntschaft<br />

mit Randy, dem lokalen Delphin-<br />

Kasperl. Mit Kopfstößen und Luftsprüngen<br />

gegen die von uns auserkorene<br />

Boje versucht er, uns am<br />

Festmachen zu hindern.<br />

Ein bisher noch nie erlebtes<br />

Spektakel mit einem freilebenden<br />

Delphin. Nach mehreren Anläufen<br />

gelingt es, trotz Randys Protest, die<br />

Boje zu ergattern. Randy hat sich<br />

mit unserer Anwesenheit arrangiert<br />

und springt dem nächsten einlaufenden<br />

Schiff entgegen – einer<br />

großen schwarzen Ketsch.<br />

Beim Näherkommen erkennen<br />

wir: Es ist die Pen Duick IV, die<br />

berühmte 16-Meter-Stahlketsch<br />

von Éric Tabarly, dem tragisch auf<br />

See verunglückten, französischen<br />

Nationalhelden. Er hatte diese Yacht<br />

selbst gebaut und mit ihr die ganz<br />

großen Regatten gewonnen. Jetzt<br />

wird sie von seiner Tochter Marie<br />

gesegelt. Die Legende von Boot liegt<br />

hier in Lampaul-Plouarzel ganz<br />

selbstverständlich neben uns.<br />

DIDI MACHT LICHT<br />

Sobald dieses westlichste Eck der<br />

Bretagne gerundet ist, sind wir auf<br />

Ostkurs und segeln an der Nordküste<br />

der Bretagne. Die See ist rauer,<br />

und es wird einsamer. Die Küste<br />

verwandelt sich in die berühmte<br />

Côte de Granit Rose mit ihren<br />

runden, rosafarbigen Felsen. Bei<br />

Sonnenschein ein prächtiger Kontrast<br />

zum blauen Ozean.<br />

Einer der schönsten Plätze an<br />

diesem Küstenabschnitt ist wohl<br />

Ploumanac’h. Die Ansteuerung der<br />

Bucht, landschaftlich außergewöhnlich<br />

und spannend, ist nur bei<br />

Hochwasser möglich. Erst ganz kurz<br />

vor der Einfahrt teilen sich die rosa<br />

Felsen und wir steuern in den engen<br />

Kanal zwischen roten und grünen<br />

Stangen.<br />

Der Anker fällt in einem von Felsen<br />

umrundeten Becken auf acht<br />

Meter Wassertiefe. Nach sechs Stunden<br />

stehen wir gerade und trocken<br />

auf Sand und können zu Fuß auf<br />

eine kleine Insel mit Schloss wan-<br />

Yachtcharter<br />

&<br />

Kreuzfahrten<br />

www.globesailor.de<br />

+49 7851 6883554<br />

Morlaix – Fachwerkbauten am Marktplatz.<br />

Die Pen Duick VI von Éric Tabarly.<br />

Dieses Schloss in Ploumanac’h<br />

gehört Didi Hallervorden.<br />

WIR BIETEN<br />

Expertenberatung<br />

Insolvenzschutz<br />

Charterversicherungen<br />

Professionelle Partner<br />

Gratis Navigationsapps<br />

Über 15 Jahre Erfahrung!<br />

kontakt@globesailor.de


Frankreich/Bretagne<br />

dern. Unsere Recherche im Reiseführer<br />

ergibt, dass dieses Schloss<br />

seit den 1980er-Jahren dem deutschen<br />

Komiker Didi Hallervorden<br />

gehört. Abends brennt bei Didi im<br />

Schloss Licht, zu sehen bekommen<br />

wir ihn aber nicht.<br />

AUSTERN FÜR ANFÄNGER<br />

Morlaix mit seinem mittelalterlichen<br />

Stadtkern hat es uns besonders<br />

angetan. Bunte Fachwerkbauten<br />

aus dem 13. Jahrhundert stehen<br />

rund um den Hauptplatz und lehnen<br />

sich gegenseitig stützend aneinander.<br />

Samstags findet hier ein<br />

Wochenmarkt statt. Fisch, Meeresfrüchte,<br />

Fleisch, Wurst, Pâtes und<br />

Käse, Obst und Gemüse werden<br />

in ungeheurer Vielfalt und Frische<br />

angeboten. Die Cafés rund um den<br />

Markt sind voll, die Stimmung ist<br />

gelassen. Ein wunderbares Bild<br />

bretonischer Lebensart – „À l’Aise<br />

Breizh“ pur!<br />

Fast jede Speisekarte führt sechs<br />

Austern mit einem Glas Weißwein,<br />

dazu Baguette und Butter, um nur<br />

zwölf Euro. Wer wagt, gewinnt! Zu<br />

unserer Überraschung munden uns<br />

Austern vorzüglich. Oder sind wir<br />

einfach schon „halberte“ Bretonen<br />

und dem „À l’Aise Breizh“ erlegen.<br />

Für die Pantry der Stravanza muss<br />

ein Austernmesser her, samt Anleitung,<br />

wie die Muschel zu öffnen ist.<br />

Ab jetzt gibt’s auch an Bord Austern<br />

zum Sundowner!<br />

Der Schnellkurs „So öffnet man<br />

eine Auster“ auf dem Markt ist bestimmt<br />

nicht nur uns in Erinnerung<br />

geblieben: Eine Traube von hilfsbereiten<br />

Menschen erklärt den Touristen-Banausen,<br />

wie das geht. „Was?<br />

Ihr habt noch nie eine Auster geöffnet?<br />

Schaut mal her!“ Sehr, sehr<br />

amüsant für uns und unsere Lehrer<br />

– zur Sicherheit gibt uns der Messerverkäufer<br />

auch noch einen Kettenhandschuh<br />

mit.<br />

Ganz im Osten, schon nahe der<br />

Grenze zur Normandie, liegt Saint-<br />

Malo – der Ort mit Europas höchstem<br />

Tidenhub: 13 Meter! An den<br />

Liegeplatz kommt man nur durch<br />

eine Schleuse. Einmal drinnen, liegen<br />

wir direkt an der alten Stadtmauer<br />

und sind mit wenigen Schritten<br />

mitten im Touristenrummel.<br />

Abends aber sind die Tagesgäste<br />

weg, es kehrt Ruhe ein und Saint-<br />

Malo zeigt sich von seinen schönsten<br />

Seiten. Bei Sonnenuntergang sitzen<br />

wir im Café am langen Strand,<br />

trinken zu unseren Austern ein<br />

kühles Glas Muscat und genießen<br />

das „À l’Aise Breizh“ in vollen<br />

Zügen.<br />

<br />

Trockenfall gehört in der<br />

Brteagne dazu! Links<br />

oben liegend die Stravanza<br />

mit eingeholtem<br />

Schwert und Ruder.<br />

Austern und Wein auf<br />

fast jeder Speisekarte.<br />

Die Stravanza an der<br />

Côte de Granit Rose.<br />

Robert und Ingrid Schnabl.<br />

Bretagne unter Segeln<br />

Anreise. Über Paris und weiter mit dem TGV direkt an die bretonische Küste. Es gibt Züge, die direkt<br />

vom Flughafen Charles de Gaulle nach Nantes, Rennes oder Lorient fahren.<br />

Wetter und Klima. Windy, Navtex, Grib Files funktionieren gut in diesem Revier. Regelmäßiger UKW<br />

Wetterbericht, allerdings nur auf Französisch. Französischer Wetterbericht mit Tidenkalender im Internet:<br />

è https://meteofrance.com/meteo-marine<br />

Auch im Sommer sind immer wieder durchziehende Tiefs mit Starkwinden zu beachten. An der Nordküste<br />

sind Seegang und Wetter rauer als an der Südküste. Bei Sonnenschein von Juni bis September sommerlich<br />

warm. Wassertemperatur im Süden ca. 18 °C, relativ trockene Sommermonate.<br />

Navigation und Gezeiten. Die Gezeiten bestimmen hier den Törnverlauf! Tideninfos: Navionics und/<br />

oder französische Gezeiten-App „Maree“. Tidenkalender im Imray „Cruising Almanach“ oder „Reeds“.<br />

Schleusentore für Häfen und Marinas öffnen meist 1,5 Stunden vor und nach Hochwasser. Oft auch nur<br />

bei Tageslicht. Auskunft darüber geben Hafenhandbuch, Funk, Telefon. Telefonische Reservierung in<br />

Häfen oder Marinas ist meist nicht notwendig. Seekarten: Navionics und OpenCPN.<br />

Häfen und Marinas. Die Gebühren sind moderat – für z. B. 43 Fuß zahlt man rund € 35,– je Nacht in<br />

Marinas, Häfen oder an der Boje. In den meisten Häfen sind (auch wenn keine Marina) Strom, Wasser<br />

und Sanitäranlagen vorhanden.<br />

Gezeitenströme und Literatur. Die Durchfahrten zwischen Inseln bzw. Insel und Festland sind besonders<br />

zu beachten. Strömungskarten im Imray „Cruising Almanach“ oder „Reeds“. Hafenhandbücher:<br />

Imray „Channel Islands, Cherbourg and Northern Brittany“ und „Atlantic France“.<br />

Auch ohne Französischkenntnisse kommt man mit Englisch recht gut durch. Die Bretonen sind sehr gastfreundlich.<br />

Man wird nicht ausgelacht, wenn man versucht, ein paar Brocken Französisch anzubringen.<br />

Die Crew der Stravanza. Ingrid und Robert Schnabl starteten im Jahr 2000 mit ihrer damals dreieinhalbjährigen<br />

Tochter von Kroatien aus zu einer Weltumsegelung, die sie nach vier Jahren erfolgreich wieder<br />

in Kroatien beendeten. Es folgten zahlreiche Törns im Mittelmeer und Nordatlantik mit Charterschiffen<br />

oder Überstellungstörns. Mit ihrem zweiten Schiff, einer Alubat Ovni 435, der Stravanza, segeln<br />

die beiden seit drei Jahren im Nordatlantik. Blog online unter è www.stravanza.at<br />

22 4/<strong>2024</strong>


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Inneres und äußeres Wachstum<br />

Mehr Platz für die Frauscher-Produktion.<br />

NOBELBOOTE. Um der steigenden<br />

Nachfrage gerecht zu werden, erweitert<br />

die Frauscher Bootswerft ihre<br />

Produktionsfläche in Ohlsdorf. Der<br />

Zubau, für den vier Millionen Euro in<br />

die Hand genommen wurden, umfasst<br />

855 m² und beherbergt die Produktion<br />

der Elektroboot-Palette. Ebenfalls verwirklicht<br />

wurden eine neue Sprinkleranlage<br />

für den gesamten Betrieb und<br />

eine Photovoltaikanlage. Neues gibt es<br />

für die oberösterreichische Bootsmanufaktur<br />

auch aus den Niederlanden zu<br />

berichten: Dort hat Messink Yachting<br />

in Loosdrecht, dem südöstlich von<br />

Amsterdam gelegenen Zentrum des<br />

niederländischen Wassersports, die<br />

Frauscher-Vertretung für die Benelux-<br />

Staaten übernommen.<br />

è www.frauscherboats.com<br />

Das Auf und Ab im Griff<br />

TIDEN-ANZEIGE. Ein Tideograph ist<br />

ein Gezeitenmesser. Das Wort Tideograph<br />

gibt es eigentlich gar nicht, ist<br />

aber eine hübsche Erfindung der<br />

Schweizer Uhrenmanufaktur Maison<br />

d’Horlo gerie Baume & Mercier<br />

(ebenfalls ein spannender<br />

Name), die damit ein auf 500 Exemplare<br />

limitiertes Sondermodell der<br />

Reihe Riviera benannt hat. Ebbe und<br />

Flut werden auf einer blauen Scheibe<br />

bei 6 Uhr angezeigt, die natürlich je<br />

nach Ort eingestellt werden kann.<br />

Keine Hexerei, aber allemal ein nettes<br />

Feature. Sonst: Edelstahlgehäuse,<br />

kratzfreies Saphierglas, Automatikwerk,<br />

Gangreserve von 120 Stunden,<br />

Wasserdichtigkeit bis 100 m, Kautschuk-Armband.<br />

Preis: 5.400 Euro.<br />

è www.baume-et-mercier.com<br />

Gut bei Flut: Riviera-Tideograph.<br />

Sonne tanken<br />

Gewand für Entdecker<br />

FALTBARE PANEELE.<br />

Nicht nur in Österreich,<br />

sondern auch in Schweden<br />

gibt es ein Sunbeam, das<br />

allerdings keine Segelyachten,<br />

sondern Solarpaneele<br />

und Lithium-Batterien<br />

herstellt. Wer z. B. vor Anker<br />

in der Bucht autark ein<br />

wenig Sonne auch für<br />

Strom tanken will, für den<br />

könnten die faltbaren Sunbeam-Solarpaneele<br />

in Laptopgröße<br />

interessant sein.<br />

Hergestellt wird die Fold-<br />

Serie, die 12V-Batterien<br />

lädt, mit einem stabilen<br />

Glasfaser-Sandwich-Verbundstoff,<br />

was das Gewicht<br />

niedrig hält und<br />

für Wasserfestigkeit<br />

sorgt. Erhältlich von 21<br />

bis 124,5 W Leistung.<br />

è www.sunbeamsystem.com<br />

OUTDOOR-KLEIDUNG. Die auf<br />

Luxus-Explorer spezialisierte<br />

Werft Arksen mit Sitz in England<br />

und Kanada hat auch eine eigene<br />

Bekleidungslinie. Der Zugang ist<br />

ein hochwer tiger: Hightech-Gewebe,<br />

das allerdings zu 95 Prozent aus<br />

recycelten Materialien stammen<br />

muss, modernes Design, Augenmerk<br />

auf Haltbarkeit (lebenslange<br />

Garantie!) und Produktion<br />

in Europa. Klingt gut, hat aber<br />

natürlich seinen Preis. Das abgebildete<br />

Gilet Joro z. B. kommt<br />

auf rund 530 Euro.<br />

è www.arksenlabs.com<br />

Aufklappbares Kleinkraftwerk.<br />

Warm, wasserdicht & europäisch:<br />

Outdoor-Bekleidung von Arksen.


Hochseeangeln<br />

Das<br />

Glück<br />

am Haken<br />

Unser Mittelmeer-Experte Markus Silbergasser hat lange gebraucht, um heraus zu -<br />

finden, wie man auf hoher See erfolgreich Fische fängt. Hier seine Tipps und Tricks<br />

für das Schleppangeln beim Segeln. Dazu noch ein Blick über die Schultern eines<br />

Profi-Fischers – und Rezepte für die Zubereitung von Thunfischsteaks.<br />

Text und Fotos MARKUS SILBERGASSER<br />

MARKUS SILBERGASSER<br />

ist Fahrtensegler, Reisefotograf,<br />

Vortragsreferent<br />

und freiberuflicher<br />

Yachtredakteur mit<br />

mehr als 48.000 sm im<br />

Kielwasser. Mitfahrmöglichkeiten<br />

im Mittelmeer<br />

und Vortragstermine ab<br />

Herbst/Winter 24/25 auf<br />

seinem Segelblog unter<br />

è www.untersegeln.eu<br />

Als Fahrtensegler genießt<br />

man das autarke Leben<br />

an Bord – und für Kenner<br />

gehört da natürlich<br />

auch das Fischen auf See dazu. In<br />

meinen Lehrjahren als „Fischer“<br />

hatte ich oft tagelang keinen einzigen<br />

Biss, und wenn doch, dann<br />

habe ich meist während des Drills<br />

oder spätestens knapp vor dem<br />

Aufs-Boot-Hieven den Fang samt<br />

Köder wieder verloren.<br />

Das war frustrierend und ging<br />

ganz schön ins Geld. Aber ich ließ<br />

nicht locker und konsultierte viele<br />

Fischereizubehörläden, die auf<br />

meiner Reiseroute lagen, bzw.<br />

fachsimpelte ich mit professionellen<br />

Fischern in Häfen und auf<br />

Bootsmessen.<br />

In der Zwischenzeit habe ich<br />

schon unzählige Fische gefangen<br />

und teile gerne meine Erfahrung<br />

und Vorgangsweise mit euch …<br />

AUSRÜSTUNG UND TECHNIK<br />

Wir sprechen hier vom Schleppfischen,<br />

auch Schleppangeln oder<br />

Trolling genannt – eine Angeltechnik,<br />

bei der ein Köder hinter dem<br />

Boot durchs Wasser gezogen wird.<br />

Elementar dabei sind die richtige<br />

Ausrüstung und Technik.<br />

Die Angel besteht aus einer speziellen<br />

Angelrute für Trolling, einer<br />

Spule mit starker Bremse und einer<br />

dazu passenden Angelschnur. Minimalisten<br />

können stattdessen<br />

auch nur eine Handangel verwenden.<br />

Meine Segelfreunde, die Seenomaden,<br />

verwenden immer noch<br />

eine Handangel anstatt einer richtigen<br />

Angelrute und sind damit genauso<br />

erfolgreich.<br />

Der wichtigste Teil der Ausrüstung<br />

ist meiner Meinung nach der<br />

richtige Köder, auch Wobbler oder<br />

Lures genannt. Ein Wobbler ist ein<br />

künstlicher Köder, der für das Angeln<br />

von Raubfischen verwendet<br />

wird. Der Köder führt dabei im<br />

Einsatz taumelnde Bewegungen<br />

aus und soll einen Fisch beim<br />

Schwimmen imitieren. Für den<br />

Erfolg entscheidend ist die Konstruktionsform,<br />

denn der künstliche<br />

Fisch soll während der Fahrt auf<br />

einige Meter Wassertiefe gehen,<br />

da nur dort ein geeigneter Fisch<br />

zubeißen wird.<br />

Ganz wichtig ist dabei die auf der<br />

Verpackung angegebene Einsatzgeschwindigkeit.<br />

Viele Wobbler funktionieren<br />

nämlich nur bis fünf<br />

Knoten Fahrt durchs Wasser und<br />

das ist zu wenig für uns Segler,<br />

denn sobald man mal eine Welle<br />

absurft, zieht es den Köder an die<br />

Wasseroberfläche und dabei verheddern<br />

sich die Haken gerne an<br />

der eigenen Angelschnur.<br />

So ziehen dann Crews oft ihren<br />

Köder den ganzen Tag hinter dem<br />

24 4/<strong>2024</strong>


Ist der Thun an Bord,<br />

freut sich der Mensch.<br />

Links ein erfolgreicher<br />

Wobbler, eine Spule mit<br />

starker Bremse und ein<br />

Edelstahl-Vorfach mit<br />

kleinen Köderfischen.<br />

Schiff her und wundern sich am<br />

Abend, wieso ihnen kein Fisch an<br />

die Leine gegangen ist.<br />

Wir schleppen den Köder in der<br />

Regel ca. vier bis fünf Bootslängen<br />

hinter uns nach. Bewährt hat sich<br />

meiner Meinung nach auch der<br />

Einsatz eines ausreichend starken<br />

und langen Stahlvorfachs mit Vorfangködern.<br />

Dadurch meint der<br />

sich annähernde Fisch, dass der<br />

Hauptköder einem kleineren<br />

Fischschwarm hinterherjagt, was<br />

ihn zum Biss in den Hauptköder<br />

ver leitet.<br />

EIN FISCH HAT ANGEBISSEN<br />

Die beste Zeit zum Angeln ist bei<br />

Sonnenauf- und -untergang. Dann<br />

jagen die Fische am häufigsten,<br />

und die Wahrscheinlichkeit ist<br />

deutlich höher, einen Biss zu verzeichnen.<br />

Wenn ein Fisch anbeißt, heißt es,<br />

schnell die Segel zu reffen oder den<br />

Motor zu drosseln, auf jeden Fall<br />

aber langsam weiterzufahren, um<br />

Stabilität im Boot zu behalten. Um<br />

den Fisch nach dem Biss komfortabler<br />

einzuholen, empfehle ich<br />

einen Bauchgurt zum Drillen. Ziel<br />

des Drills ist es, den Fisch durch<br />

abwechselndes Schnurgeben und<br />

Heranpumpen zu ermüden, um<br />

ihn schließlich landen zu können.<br />

Zu lange soll das aber auch nicht<br />

dauern, sonst kann es einem passieren,<br />

dass man Haie anlockt, die<br />

auch Interesse an der leichten Beute<br />

zeigen …<br />

Um den schweren und kräftigen<br />

Fisch schlussendlich aus dem Wasser<br />

zu hieven, benötigt ihr unbedingt<br />

noch eine Gaff, das ist ein<br />

Metallhaken an einem Stiel. Hier<br />

gibt es teleskopierbare Stiele, die<br />

4/<strong>2024</strong> 25


Der Drill mit dem<br />

Bauchgurt.<br />

Ein Kiemenschnitt bringt<br />

die schnellste Erlösung.<br />

Bereit zum Ausnehmen.<br />

sich zum Stauen auf Booten gut<br />

eignen.<br />

DIE GIER IST EIN HUND,<br />

ABER KEIN FISCH<br />

Solltet ihr einen jungen oder einen<br />

noch bei weitem nicht ausgewachsenen<br />

Fisch mit nur ein paar Kilo<br />

Lebendgewicht an Bord hieven,<br />

dann gebt ihn bitte nach dem Entfernen<br />

des Wobblers wieder lebend<br />

retour ins Wasser. Unsere Meere<br />

sind ohnehin schon sehr leergefischt,<br />

da soll man keine Jung- oder<br />

gar Babyfische entnehmen!<br />

Oft sehe ich in Postings, dass<br />

Crews gleich mehrere Fische auf<br />

einmal fangen, nur weil sie gerade<br />

in einer Gegend unterwegs sind, in<br />

der sich Fischschwärme befinden.<br />

Auch dieses Verhalten sollte man<br />

kritisch hinterfragen. Eine mehrköpfige<br />

Crew kann in der Regel<br />

von einem halbwegs ausgewachsenen<br />

Fisch mehrere Tage essen, und<br />

da sollte ein Fisch für das Erlebnis<br />

ausreichen!<br />

Übrigens noch ein Hinweis, weil<br />

viele Crews oft Bedenken haben:<br />

Delfine beißen beim Angeln auf<br />

hoher See nicht. Sie sind ganz einfach<br />

zu schlau dafür!<br />

MUSS LEIDER SEIN<br />

Das Töten des Fangs ist immer sehr<br />

emotional und traurig, gehört aber<br />

leider dazu. Unsere SY Nambawan<br />

ist dabei so konstruiert, dass wir<br />

auf der Badeplattform eine große<br />

Backskiste fürs Anlanden des<br />

Fangs freigelassen haben. Da<br />

kommt der Fisch erst einmal hinein<br />

und kann uns nicht mehr entwischen.<br />

Danach muss es schnell<br />

gehen – mit einem langen scharfen<br />

Messer trenne ich seine Hauptnervenstränge<br />

im Bereich der Kiemen<br />

ab (sogenannter Kiemenschnitt),<br />

sodass er nur kurz leiden muss.<br />

Dann kann man den Fisch bei<br />

rauerer See dort ausbluten lassen<br />

und erst später aufarbeiten.<br />

Einige Hobby-Fischer gießen<br />

dem Fisch hochprozentigen Alkohol<br />

in die Kiemen. Wer jedoch<br />

näher recherchiert, erfährt, dass<br />

der Alkohol die Kiemen verätzt,<br />

Rezept 1: Thunfischsteak natur<br />

Die ca. 2,5–3 cm dicken Thunfischsteaks zuschneiden, abtupfen<br />

und mit Salz und Pfeffer würzen.<br />

Eine Pfanne mit etwas Olivenöl erhitzen. Die Thunfischsteaks<br />

in die heiße Pfanne geben und von beiden Seiten 1–2 Minuten<br />

scharf anbraten, bis sie außen kross und innen noch leicht rosa<br />

sind. Den Thunfisch nicht zu lange braten, um ein Austrocknen<br />

zu vermeiden.<br />

Die Steaks aus der Pfanne nehmen und mit frischem Salat und<br />

Weißbrot oder Erdäpfeln servieren.<br />

Außen kross und innen<br />

rosa – so soll es sein!<br />

Rezept 2: Thunfischsteak<br />

mit Sesamkruste<br />

Mit der Sesamkruste bekommt das Thunfischsteak einen besonderen<br />

Schwarz-Weiß-Look. Limette und Zitronengras machen<br />

den Asia-Geschmack perfekt.<br />

Für die Kruste in einer Schüssel weißen und schwarzen Sesam<br />

mischen. Eine Limette heiß abwaschen, abtrocknen und etwas<br />

Schale abreiben. Zitronengras abspülen und sehr fein hacken.<br />

Limettenschale, Zitronengras, Paprikapulver, schwarzen Pfeffer,<br />

roten Pfeffer und Salz zum Sesam geben und alles vermengen.<br />

Den Thunfisch ggf. zuschneiden – jedes Steak sollte circa 2,5–<br />

3 cm dick sein. Die Thunfischsteaks auf beiden Seiten mit Olivenöl<br />

bestreichen und mit allen Seiten einmal in die Sesam-Mischung<br />

drücken, sodass der Fisch rundherum mit Sesam bedeckt ist.<br />

Dabei dürfen aber auch Lücken zu sehen sein.<br />

Etwas Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Ist die Pfanne heiß, die<br />

Thunfischsteaks für 1–2 Minuten bei starker Hitze von beiden<br />

Seiten anbraten, um einen saftigen rosa Kern zu erhalten. Die<br />

Bratzeit etwas erhöhen, wenn der Fisch nur noch zartrosa sein<br />

soll. Aber nicht zu lange braten, damit die Steaks nicht trocken<br />

oder gar zäh werden.<br />

26 4/<strong>2024</strong>


Die Innereien und der<br />

Kopf sind entfernt.<br />

„Ich finde den sogenannten Kiemenschnitt<br />

als das ethisch vertretbarste Mittel.“<br />

und der Fisch dadurch qualvoll erstickt.<br />

Einige glauben auch, man<br />

könnte so ein glitschiges, ums Überleben<br />

kämpfendes Tier mit der Winschkurbel<br />

per Schlag auf den Kopf<br />

betäuben – das ist aber eher Theorie!<br />

Zusammenfassend finde ich den sogenannten<br />

Kiemenschnitt als das<br />

ethisch vertretbarste Mittel.<br />

ZUBEREITUNG AN BORD<br />

Meistens ist dann der Fang zu groß<br />

für die Crew an Bord, auch wenn wir<br />

ihn gerne mehrmals in unterschiedlicher<br />

Form zubereiten. Wir essen den<br />

frischen Fang in der Regel zuerst einmal<br />

roh (Sashimi) mit Ingwer, Wasabi<br />

und Sojasauce oder als Tatar mit<br />

gerade an Bord befindlichen passendem<br />

Gemüse dazu wie Avocado, Tomate,<br />

Paprika usw. Danach gerne als<br />

kurz angebratene Steaks (siehe Rezepte)<br />

mit Weißbrot oder Erdäpfeln<br />

und Salat, mit Pasta, als Wokgericht<br />

oder auch in einer Paella verarbeitet.<br />

Im Kühlschrank hält der Fisch bedenkenlos<br />

mehrere Tage, danach hat<br />

man sich aber in der Regel wieder<br />

einmal von der köstlichen Zutat sattgegessen<br />

und freut sich auf fischlose<br />

Speisen. Daher ein Tipp: Wenn ihr<br />

keinen Gefrierschrank an Bord habt,<br />

verschenkt einen Teil des Fangs<br />

gleich am nächsten Ankerplatz. Andere<br />

Crews freuen sich bestimmt<br />

auch über eine Kostprobe, und es<br />

wird nichts von dem wertvollen<br />

Lebensmittel vergeudet!<br />

BEIM PROFI AM WERK<br />

Seit früher Jugend haben mich die<br />

lokalen Fischer und deren Lebensweise<br />

fasziniert. Durch die vielen<br />

Monate, die ich seit Jahren an abgelegenen<br />

Küstenorten verbringe, ergibt<br />

sich gelegentlich die Möglichkeit,<br />

die dort lebenden Menschen ungeschminkt<br />

kennenzulernen. So durfte<br />

Eines von vier Filet -<br />

stücken je Fisch.<br />

Ihr Partner<br />

für Yachtcharter,<br />

Yachtkauf &<br />

Yachthandel<br />

Mit eigenen Basen in Kroatien<br />

& Yachtcharter weltweit<br />

Platz für tolle Fischgerichte ist<br />

selbst in der kleinsten Bordküche.<br />

+43 (0)5332 / 74291<br />

charter@trend-travel-yachting.com<br />

trend-travel-yachting.com<br />

© excess-catamaran


Hochseeangeln<br />

„Professionelles Fischen ist eine<br />

harte Arbeit mit viel Zeit auf ­<br />

wand und wenig Ertrag.“<br />

Fischer Michalis aus Gramvousa/Kreta<br />

ich mehrmals in den letzten Jahren<br />

meinen griechischen Freund Michalis<br />

aus Gramvousa auf Kreta beim<br />

Fischen begleiten. Er weiß nur zu<br />

gut: „Fischen ist eine harte Arbeit<br />

mit viel Zeitaufwand und wenig<br />

Ertrag“.<br />

Das beginnt mit dem Ausbringen<br />

der Treibnetze am Vorabend. Am<br />

Tag darauf heißt es dann sehr früh<br />

aufstehen, denn die jeweils mehrere<br />

hundert Meter langen Netze<br />

werden, unterstützt durch eine<br />

hydraulisch angetriebene Winde,<br />

bereits im Morgengrauen wieder<br />

eingeholt und im Anschluss ausgenommen.<br />

Die sich im Netz verfangenen<br />

Meerestiere müssen dann in mühsamer<br />

Kleinarbeit herausgearbeitet<br />

werden. Danach muss das Netz<br />

teilweise wieder von Hand nachgenäht<br />

und von Algen und Muscheln<br />

gereinigt werden, bevor es nochmals<br />

neu und systematisch aufgelegt<br />

wird, sodass es beim nächsten<br />

Auslegen wieder problemlos verwendet<br />

werden kann.<br />

Nun muss der Tagesfang – in<br />

unserem Fall ein Lobster, ein Oktopus<br />

und in etwa zwei Dutzend Rotbarben<br />

– erst einmal aussortiert,<br />

gereinigt, entschuppt und ausgenommen<br />

werden. Natürlich waren<br />

auch ungenießbare und gefährliche<br />

Fische wie Muränen dabei, die wir<br />

wieder zurück ins Meer gaben.<br />

Den hochgiftigen Hasenkopf-Kugelfisch,<br />

der über den Suezkanal<br />

ins Mittelmeer gelangte, haben wir<br />

getötet und entsorgt.<br />

AM GABENTISCH<br />

Nach mindestens sechs Stunden<br />

Arbeit (und einem Verbrauch von<br />

ca. 12 Litern Diesel), war die Ausbeute<br />

also ein Lobster, ein Oktopus<br />

und zwei Kilogramm Rotbarben.<br />

Wer einmal bei so einer Arbeit<br />

mit dabei war, versteht sehr gut,<br />

warum Fisch aus Wildfang so teuer<br />

ist! Am Abend bereiteten wir aus<br />

unserem spärlichen Fang mit Bedacht<br />

eine Fischsuppe zu und danach<br />

gab es noch die frittierten<br />

Rotbarben. Einfach himmlisch! <br />

Michalis bei der Arbeit: Nachbearbeitung des Netzes und beim Einholen desselben.<br />

Im Fang dabei: ein schöner großer Oktopus. Fischsuppe nach Michalis-Art.<br />

Angelsport an Bord<br />

Welche Fische fängt man in der Regel auf hoher See? Thunfische, Schwertfische<br />

und Mahi Mahi – auch Goldmakrele genannt.<br />

Ist Schleppangeln überall erlaubt? Vorschriften sind von Land zu Land unterschiedlich.<br />

In Kroatien benötigt man z. B. eine kostenpflichtige Lizenz.<br />

è www.sea-help.eu/ratgeber/angeln-schein-kroatien-genehmigung/<br />

In Naturschutzgebieten und Nationalparks ist das Fischen verboten. Manche Länder im<br />

Mittelmeerraum sehen das Angeln im Freizeitbereich nicht so streng – heißt, dort ist es<br />

noch ohne Lizenz möglich. Unbedingt vor Törnbeginn abklären!<br />

Einkaufen. Z. B. bei Gerhard Drescher, einem deutschsprachigen Hochseefischer-Experten<br />

mit hochwertigem Angelzubehör im Onlineshop. è www.big-game-fishing.de<br />

28 4/<strong>2024</strong>


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Hopp on/off<br />

Donau-Kat<br />

ZWEIRUMPF-NACHWUCHS.<br />

Mehr Katamarane braucht der<br />

Markt. Z. B. aus Bulgarien. Die<br />

in Silistra am Donau-Ufer liegende<br />

Werft Elica hat angekündigt,<br />

an einer neuen Luxus-Motorkat-Serie<br />

namens<br />

Omaya zu arbeiten. Erstes Modell<br />

soll die Omaya 50 sein:<br />

Zeitgemäßes Design, beachtliche<br />

8,40 m Breite, 20,5 t Verdrängung,<br />

Flybridge, ziemlich<br />

große Flächen für Solarpaneele,<br />

vorderes Sonnendeck mit<br />

direktem Zugang vom Salon,<br />

große Eignerkabine an Backbord,<br />

zwei Gäste- und eine<br />

Crewkabine im Steuerbord-<br />

Rumpf. Motorisierungen:<br />

2 x 150 bis 2 x 440 PS starke<br />

Yanmar-Diesel.<br />

è www.omaya-yachts.com<br />

Moderne Kat-Ware aus Bulgarien.<br />

BORDSCHUHWERK. Die fescheste<br />

Neuheit der aktuellen Sommer-Kollektion<br />

von Dubarry ist auch die<br />

komfortabelste. Der Fiji-Mokassin<br />

des irischen Schuhherstellers ist aus<br />

weichem Wildleder mit wasserabweisender<br />

und atmungsaktiver Oberfläche<br />

gefertigt, besitzt eine rutschfeste,<br />

nicht abfärbende Gummilaufsohle<br />

und hat vor allem keine Schuhbandln<br />

– d. h. er lässt sich im Handumdrehen<br />

anund<br />

ausziehen,<br />

was ja für<br />

einen Bordschuh<br />

für die<br />

kleinen Ausflügen<br />

an den Steg ideal ist.<br />

Erhältlich ist der Fiji in Dunkelblau<br />

und -braun in den Größen 41 bis 47<br />

um 179 Euro.<br />

è www.dubarry.com<br />

Fiji in French Navy.<br />

Private Viewing<br />

FLATRATE. Der kroatische Vercharterer<br />

Vitonautika mit Basis in Pomer<br />

hat ein Herz für fußballfanatische<br />

Skipper. Für kurzentschlossene<br />

Kunden bietet das Unternehmen auf<br />

seinen Yachten während der Fußball-<br />

EM eine unlimited Internet-Flatrate.<br />

Damit lassen sich während des Urlaubstörns<br />

nicht nur alle Spiele aus<br />

Deutschland live streamen, sondern<br />

natürlich auch Filme.<br />

Die Flotte der Kroaten klingt ebenfalls<br />

interessant: Verschiedene Kats<br />

von Lagoon und Fountaine Pajot<br />

sowie Einrümpfer aus der Oceanis-<br />

Reihe von Beneteau stehen im Charter-Portfolio.<br />

è www.vitonautika.com<br />

Hoffentlich auch mit<br />

größerem Bildschirm:<br />

EM schauen auf der<br />

Charteryacht.<br />

FOTO: ESTRADA ANTON/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Fünf-Sterne-Törn<br />

Kat de luxe: Spirit of Ponant.<br />

LUXUS-KREUZFAHRTEN. Ponant<br />

ist die auf Polarexpeditionen spezialisierte<br />

und unter französischer<br />

Flagge fahrende Kreuzfahrtreederei<br />

im Luxussegment. Nicht in eiskalte,<br />

sondern in eher warme Reviere<br />

soll es allerdings mit der<br />

neuesten Anschaffung der Franzosen<br />

gehen, dem 24-m-Katamaran<br />

Spirit of Ponant. Die Yacht,<br />

eine Lagoon Seventy 7 mit Platz<br />

für bis zu zwölf Gäste und vier Besatzungsmitglieder,<br />

ist im Juni<br />

vom Stapel gelaufen und wird den<br />

Sommer auf Korsika verbringen,<br />

bevor sie im Winter 2025 zu den<br />

Seychellen segelt.<br />

è https://de.ponant.com<br />

4/<strong>2024</strong> 29


Rätsel der Meere<br />

Sägerochen<br />

Spektakulär, selten, geheimnisvoll<br />

Nur wenige von uns werden je einen Sägerochen in freier Natur gesehen haben. In Großaquarien<br />

werden sie jedoch gehalten, und beim Anblick dieser sonderbaren Fischform mit dem sägeartigen<br />

Rostrum stellt man sich unweigerlich viele Fragen. Ist dieser Fisch ein Rochen oder ein Hai? Wo kommt<br />

er in der Natur vor? Wozu dient die Säge? Diese und andere Fragen soll dieser Artikel beantworten.<br />

Text REINHARD KIKINGER<br />

30 4/<strong>2024</strong>


Pristis pristis, Gewöhnlicher Sägefisch. Das sägeartige<br />

Rostrum, die beiden Augen, die zwei dahinter<br />

liegenden Spritzlöcher, die als Einströmöffnungen<br />

dienen, und die verbreiterten Brustflossen sind bei<br />

diesem Exemplar sehr gut zu sehen.<br />

FOTO: SIMON FRASER UNIVERSITY<br />

Sägerochen sind Meeresbewohner,<br />

die in tropischen<br />

und subtropischen<br />

Gewässern des Indopazifiks<br />

und Atlantiks vorkommen. Sie<br />

bevorzugen flache Meeresküsten<br />

und sind auch an Flussmündungen<br />

und in Brackwasserzonen anzutreffen.<br />

Manche Arten der euryhalinen<br />

Sägerochen schwimmen Flüsse<br />

über weite Strecken hoch und<br />

besiedeln vereinzelt auch Süßwasserseen.<br />

Der Amazonas und Flüsse<br />

in Australien, Afrika, Südostasien<br />

und in Neuguinea zählen zu ihrem<br />

Lebensraum. Der Gewöhnliche Sägefisch<br />

Pristis pristis kommt auch<br />

im Mittelmeer vor.<br />

ROCHEN ODER HAI?<br />

Rochen und Haie zählen zu den<br />

Knorpelfischen (Chondrichthyes),<br />

ihr Skelett ist im Gegensatz zu den<br />

Knochenfischen (Osteichthyes)<br />

nicht verknöchert. Es gibt eine<br />

Reihe weiterer anatomischer und<br />

physiologischer Unterschiede zwischen<br />

Knorpel- und Knochen -<br />

fischen, aber wodurch unterscheiden<br />

sich Haie und Rochen, die ja<br />

beide Knorpel fische sind?<br />

Das beste Unterscheidungsmerkmal<br />

ist die Position der Kiemen.<br />

Bei Haien sind die Kiemen an der<br />

Seite des Kopfes (lateral), bei Rochen<br />

an der Unterseite des Kopfes<br />

(ventral) angelegt. Dieser Hinweis<br />

mag überflüssig erscheinen, wenn<br />

man der Meinung ist, Haie und<br />

Rochen schon an der Gestalt leicht<br />

unterscheiden zu können.<br />

4/<strong>2024</strong> 31


Rätsel der Meere<br />

Wattie Creek. Ein Zubringer des australischen Victoria-Flusses,<br />

800 km südlich von Darwin an der Grenze zur Tanami-Wüste, 500<br />

km von der Mündung des Victoria-Flusses in das Meer entfernt.<br />

Ventral-Ansicht eines Sägefisches. Hinter dem Rostrum befinden sich die Nasenöffnungen und der Mund. Jeweils fünf Kiemenspalten<br />

sind beidseitig nahe der Basis der großen Brustflossen ausgebildet. An der Innenseite der anschließenden Bauchflossen sind die<br />

röhrenförmigen Klasper (Begattungsorgane) noch in Entwicklung, es handelt sich um ein juveniles Männchen.<br />

Lisa Smiler zeigt das Rostrum des Sägefisches, den sie 2017 im<br />

Wattie Creek beim Fischen fing. Der Fisch war 2,7 m lang und<br />

ist der am weitesten im australischen Inland gefangene und<br />

dokumentierte Sägefisch.<br />

Das ist aber trügerisch, denn es<br />

gibt auch Sägehaie. Sie sehen Sägerochen<br />

ähnlich, unterscheiden sich<br />

jedoch von diesen durch Größe,<br />

Lebensraum, Vorkommen und<br />

anatomische Details wie eben die<br />

Lage der Kiemen und die Größe<br />

der Zähne am Rostrum.<br />

ARTENZAHL UND<br />

NAMENSGEBUNG<br />

Wissenschaftlich sind fünf Arten<br />

von Sägerochen beschrieben:<br />

Zwergsägerochen, Spitzkopfsägerochen,<br />

Schmalzahnsägerochen,<br />

Langkammsägerochen und der<br />

Gewöhnliche Sägefisch. Größe,<br />

Vorkommen und Details des<br />

Körperbaus sind von Art zu Art<br />

unterschiedlich. Die größte Art<br />

der Sägerochen ist Pristis pristis,<br />

der bis zu sieben Meter lange<br />

Gewöhnliche Sägefisch.<br />

Umgangssprachliche Namen<br />

sind oft verwirrend. Pristis pristis<br />

wird in älterer Literatur als Süßwassersägerochen<br />

beschrieben,<br />

englisch auch „carpenter shark“<br />

genannt (obwohl er ein Rochen<br />

ist) und heißt gegenwärtig „Gewöhnlicher<br />

Sägefisch“.<br />

LEBENSWEISE UND<br />

FORTPFLANZUNG<br />

Sägerochen sind rar und vielerorts<br />

ausgestorben, dementsprechend<br />

gering ist die Kenntnis über zahlreiche<br />

Aspekte ihrer Biologie. Die<br />

Zusammenarbeit mit Fischern, in<br />

deren Netzen sich diese Rochen<br />

mit ihrer Säge verfangen, ist wichtig<br />

für die Erfassung von Vorkommen,<br />

Artzugehörigkeit, Größe und<br />

Häufigkeit dieser Fische. Dabei<br />

kommen erstaunliche Erkenntnisse<br />

zutage, wie der Fang eines Sägerochens<br />

durch eine australische Eingeborene<br />

in einem Fluss 500 Kilometer<br />

entfernt von der Mündung<br />

ins Meer bewies. Es war bekannt,<br />

„ Seitliche Schläge mit der Säge sind eine<br />

mächtige Waffe. Sie wird zur Verteidigung<br />

und auch zur Jagd eingesetzt.“<br />

dass Sägerochen Flüsse hinaufschwimmen,<br />

aber derart weit im australischen<br />

Inland wurden sie nicht<br />

vermutet. Genaue Daten zu Wander -<br />

ver halten und Wegstrecken werden<br />

durch markierte Tiere gewonnen,<br />

und auch da gab es Überraschungen.<br />

Einer der Rochen überquerte in zwei<br />

Monaten den gesamten Golf von<br />

Carpentaria und legte eine Wegstrecke<br />

von 1.000 Kilometern zurück.<br />

Systematische Stellung innerhalb einer großen<br />

Geigenrochenklade nach Aschliman u. a. (2012)<br />

Rochen (Batoidea)<br />

Rajiformes<br />

Zitterrochenartige (Torpediniformes)<br />

Trygonorrhinidae<br />

Rhinopristiformes<br />

Innere Systematik nach Faria u. a. (2012)<br />

Sägerochen (Pristidae)<br />

Rhinobatos<br />

Sägerochen (Pristidae)<br />

Glaucostegidae<br />

Rhinidae<br />

Stechrochenartige (Myliobatiformes)<br />

Anoxypristis<br />

Spitzkopf-Sägerochen (Anoxypristis cuspidata)<br />

Pristis<br />

Zwergsägerochen (Pristis clavata)<br />

Schmalzahn-Sägerochen<br />

(Pristis pectinata)<br />

Langkamm-Sägerochen<br />

(Pristis zijsron)<br />

Gewöhnlicher Sägefisch (Pristis pristis)<br />

Für Spezialisten: die systematische Stellung der Sägerochen.<br />

QUELLE: WIKIPEDIA<br />

32 4/<strong>2024</strong>


FOTOS: REINHARD KIKINGER (2), FELICITY MEAKINS (2), CSIRO AUSTRALIA (1), JACKSON, SHARKS AND RAYS AUSTRALIA (1)<br />

Die Säge. Sie ist<br />

anatomisch gesehen<br />

eine knorpelartige<br />

Verlängerung des Körpers,<br />

die als Rostrum<br />

bezeichnet wird. Bei<br />

Sägefischen haben<br />

sich seitlich an diesem<br />

Rostrum verknöcherte<br />

Zähne entwickelt, welche<br />

sich aus Schuppen<br />

gebildet haben.<br />

Sägerochen sind getrenntgeschlechtlich<br />

und wie bei den Haien<br />

ist ein deutlicher Sexualdimorphismus<br />

ausgeprägt. Männchen haben<br />

die beiden Bauchflossen zu röhrenförmigen<br />

Begattungsorganen, den<br />

Klaspern, entwickelt. Die Befruchtung<br />

erfolgt intern.<br />

Aus den befruchteten Eiern<br />

schlüpfen noch im Muttertier die<br />

Jungen, sie werden lebend geboren.<br />

Diese Form der Entwicklung wird<br />

Ovo viviparie genannt. Etwa 20<br />

Junge kommen pro Wurf zur Welt.<br />

Zum Glück für die gebärenden<br />

Weibchen sind die Sägen der Jungtiere<br />

bei der Geburt von einer<br />

Knorpelmembran eingehüllt und<br />

weich, sie härten erst später aus.<br />

STRUKTUR UND<br />

VERWENDUNG DER SÄGE<br />

In der Biologie werden spitze oder<br />

schwertartige Körperfortsätze als<br />

Rostrum bezeichnet. Dementsprechend<br />

wird die Säge der Sägerochen<br />

auch Rostrum genannt. Dieses Rostrum,<br />

eine schwertartige Verlängerung<br />

des Oberkiefers, ist an beiden<br />

Rändern mit einer Reihe von Zähnen<br />

besetzt. Wie entstehen diese<br />

Zähne und woraus bestehen sie?<br />

Sie sind umgewandelte Schuppen,<br />

genauer gesagt umgewandelte<br />

Plakoidschuppen, die für Knorpelfische<br />

charakteristisch sind.<br />

Die Sägezähne sind an ihrer<br />

Ober fläche mit einer schmelz -<br />

artigen Substanz überzogen und<br />

dadurch sehr hart. Verlorengegangene<br />

Zähne wachsen wieder<br />

nach. Sägerochen sind langsame<br />

Schwimmer, die sich gerne in Bodennähe<br />

sandiger und schlammiger<br />

Küstengewässer aufhalten.<br />

Das Rostrum dient zum Aufstöbern<br />

von Beutetieren wie kleinen<br />

wirbellosen Organismen und<br />

Fischen. Es wird vermutet, dass<br />

über Rezeptoren im Rostrum<br />

Prachtexemplar. Dieser junge Sägefisch hat eine<br />

geeignete Größe, um in einem Meerwasser-<br />

Schau aquarium zu landen. Nur mit spezieller<br />

Genehmigung dürfen die streng geschützten Fische<br />

für diese Zwecke der Natur entnommen werden.<br />

Quellen<br />

Verfangen. In Fischernetzen bleiben Sägefische mit ihrem<br />

gezähnten Rostrum leicht hängen und es ist nicht ungefährlich,<br />

diese großen und wehrhaften Fische aus dem Netz zu befreien.<br />

auch elek trische Felder vergrabener<br />

Tiere wahrgenommen werden können.<br />

Seitliche Schläge mit dem sägeartigen<br />

Rostrum sind eine mächtige<br />

Waffe. Sie wird zur Verteidigung<br />

und auch zur Jagd eingesetzt, indem<br />

Schwarmfische verletzt, erbeutet<br />

und gefressen werden.<br />

è www.saveourseas.com/project-leader/barbara-wueringer/<br />

è www.nespmarinecoastal.edu.au/story/world-first-data-show-giant-threatened-sawfish-go-the-distance/<br />

è www.abc.net.au/news/2018-04-16/sawfish-find-surprise-indigenous-rock-art/9662032<br />

è de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A4gerochen<br />

4/<strong>2024</strong> 33


Rätsel der Meere<br />

Arafurasee<br />

DARWIN<br />

Gewaltig. Dieser Fang zeigt ein besonders großes<br />

Exemplar eines Sägefisches mit 5,81 m Länge.<br />

HOHER GEFÄHRDUNGSSTATUS<br />

Laut IUCN, der Internationalen<br />

Union zur Bewahrung der Natur,<br />

sind alle Arten der Sägerochen entweder<br />

stark gefährdet oder vom<br />

Aussterben bedroht. Die Ursachen<br />

dafür sind vielfältig. Sägerochen<br />

erreichen ein hohes Alter, werden<br />

spät geschlechtsreif und bekommen<br />

nur wenige Junge. Der Verlust<br />

jedes einzelnen Exemplars ist daher<br />

kritischer als bei Fischarten,<br />

die tausende Eier ablaichen.<br />

Dazu kommt, dass ihr Lebensraum<br />

flache Küstengewässer sind,<br />

die häufig befischt werden. Verfängt<br />

sich die Säge im Netz, kann<br />

sich der Rochen nicht befreien und<br />

wird zum Beifang. Kooperiert der<br />

Fischer mit Forschern, ist der Fang<br />

dank Datenerhebung ein Gewinn<br />

für die Wissenschaft. Steht monetäres<br />

Interesse im Vordergrund, wird<br />

dem Rochen die Säge abgetrennt,<br />

die als „Medizin“ in China oder als<br />

Souvenir etwas Geld bringt. Der<br />

verstümmelt zurückgeworfene<br />

Fisch ist wahrscheinlich nicht<br />

mehr überlebensfähig. Souvenirs<br />

dieser Art sollte man keinesfalls<br />

kaufen.<br />

„ Dem Rochen wird die Säge abgetrennt,<br />

die als ,Medizin‘ in China oder als<br />

Souvenir etwas Geld bringt.“<br />

AUSTRIA MEETS AUSTRALIA<br />

Eine österreichische Meeresbiologin<br />

forscht in Nordaustralien zu Biologie,<br />

Gefährdung und Schutz der regionalen<br />

Sägerochen-Population.<br />

Barbara Würinger dissertierte in<br />

Cairns über Sinnesphysiologie und<br />

Fressverhalten der Sägerochen und<br />

entwickelt nun Schutzkonzepte.<br />

Langfristig können Schutzstrategien<br />

Australien<br />

Markierung<br />

Abfall der Markierung<br />

Bergung der Markierung<br />

Weg des Sägerochens<br />

Abdrift der abgefallenen Markierung<br />

Fang für wissenschaftliche Zwecke. Vieles zur Biologie der<br />

Sägerochen ist noch unbekannt. Um ihr Wanderverhalten zu<br />

erforschen, ist es nötig, sie zu markieren.<br />

Wegstrecke. Ein 5,7 m langer Sägerochen wurde in Nordaustralien<br />

an der Westseite von Kap York markiert und freigelassen.<br />

Er überquerte den Golf von Carpentaria und legte<br />

in zwei Monaten eine Strecke von 1.000 km zurück.<br />

nur erfolgreich sein, wenn sie auf<br />

wissenschaftlicher Basis gegründet<br />

sind und zusätzlich das Verständnis<br />

und die Unterstützung der lokalen<br />

Bevölkerung gewonnen werden<br />

können. Auf genau diesem Weg<br />

arbeitet die österreichische Biologin<br />

in Australien: Sie kombiniert professionelle<br />

Wissenschaft mit Citizen<br />

Science und bindet Volunteers<br />

sowie Reiseveranstalter ein, um<br />

mehr Wissen über einen der enigmatischsten<br />

Meeresbewohner zu<br />

generieren: den Sägerochen. <br />

DR. BARBARA WÜRINGER<br />

erforscht in Australien<br />

Verbreitung und<br />

Populationsstärke der<br />

Sägerochen und initiiert<br />

Programme zum Schutz<br />

dieser stark gefährdeten<br />

Fische.<br />

Markiert zur Datenerfassung. Die Sonde löst sich nach<br />

zwei Monaten und steigt an die Wasseroberfläche. Sobald<br />

sie gefunden und geborgen wurde, können Wegstrecke,<br />

Schwimmtiefe und Wassertemperatur ausgelesen werden.<br />

FOTOS: SHARKS AND RAYS AUSTRALIA (1), CSIRO AND CHARLES DARWIN UNIVERSITY (2), SAVEOURSEAS.COM (1)<br />

34 4/<strong>2024</strong>


GREEN MILE<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

FOTO: HIEU NGHIA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Nachhaltiger Fischfang erwünscht.<br />

Halbierter Schutz<br />

Öko-Schäume<br />

NACHHALTIGES MATERIAL. In<br />

den Verbund-Werkstoffen seiner<br />

Eco-Reihe will Sunreef Yachts<br />

nun Strukturschaum aus recycelten<br />

PET-Flaschen verwenden.<br />

Die polnische Katamaran-Werft<br />

verspricht sich davon nicht nur mehr<br />

Nachhaltigkeit, sondern auch bautechnische<br />

Vorteile – wie außergewöhnliche<br />

chemische Beständigkeit,<br />

starke Haftung und bessere mechanische<br />

Eigenschaften.<br />

UNSERE MEERE. Bei der Mitte April<br />

in Athen abgehaltenen internationalen<br />

Meeresschutzkonferenz Our<br />

Ocean wurden Investitionen von<br />

9,4 Milliarden Euro für den Schutz<br />

der Weltmeere zugesichert. Klingt<br />

großzügig, ist aber nur halb so viel<br />

wie bei der Vorgängerkonferenz 2023<br />

in Panama. Die EU hat 40 Projekte<br />

im Gesamtvolumen von 3,5 Milliarden<br />

Euro angekündigt, die großteils<br />

in nachhaltige Fischerei und Aquakultur<br />

fließen sollen. Gastgeber Griechenland<br />

will außerdem zwei neue<br />

Meeresparks mit einer Fläche von<br />

mehr als 4.000 Quadratkilometern<br />

einrichten sowie bis 2030 in allen<br />

Meeresschutzgebieten die Grundschleppnetzfischerei<br />

verbieten.<br />

è www.ourocean<strong>2024</strong>.gov.gr<br />

Für den Bau eines 80-Fuß-Segelkatamarans<br />

werden etwa 2,4 Tonnen<br />

dieses Schaumkerns benötigt, was<br />

dem Recycling von etwa 600.000<br />

PET-Flaschen entspricht.<br />

è www.sunreef-yachts.com<br />

Wir waren 60.000 PET-Flaschen.<br />

Stromausfall<br />

GOLFSTROM. Laut einer im Fachblatt<br />

„Science Advances“ veröffentlichten<br />

Studie ist es einem niederländischen<br />

Forschungsteam<br />

gelungen, anhand des Salzgehalts<br />

des Wassers ein Frühwarnsystem<br />

für das Kippen des Golfstroms zu<br />

entwickeln. Wann die atlantische<br />

„Wärmepumpe“ kollabiert, kann allerdings<br />

nicht genau vorhergesagt<br />

werden. Dänische Forscher prognostizierten<br />

im Vorjahr einen Stillstand<br />

zwischen 2025 und 2095, der<br />

Weltklimarat IPCC geht hingegen<br />

von einem längeren Bestehen des<br />

Strömungssystems aus. Die Folgen<br />

wären enorm: Der letzte Zusammenbruch<br />

des Golfstroms vor etwa<br />

12.000 Jahren löste eine etwa 1.000<br />

Jahre andauernde Kälteperiode<br />

rund um den Nordatlantik aus.<br />

è www.science.org<br />

Nordamerika<br />

Südamerika<br />

Der Golfstrom beschert West- und<br />

Nordeuropa ein milderes Klima.<br />

Europa<br />

Afrika<br />

ILLUSTRATION: PETER HERMES FURIAN/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Botschafter der Meere<br />

Zwei TF35-Flugkatamarane im<br />

Einsatz für den Meeresschutz.<br />

FAMILIENPROJEKT. Ihr Engagement<br />

für den Schutz der Meere ist ebenso eindrucksvoll<br />

wie ihre seglerischen Leistungen.<br />

So hält Skipperin Dona Bertarelli<br />

z. B. die drittbeste Zeit in der Jules Verne<br />

Trophy – und lobbyiert über ihre Fondation<br />

Bertarelli für den Schutz von über<br />

2,7 Millionen km 2 Ozean. Neu in der<br />

Sails of Change-Flotte der Milliardärin<br />

ist jetzt ein zweiter TF35-Flugkatamaran,<br />

den in der Saison <strong>2024</strong> ihr Sohn Duncan<br />

Späth segeln soll. Auch er wird das Logo<br />

#30x30 (30 % der Ozeane als Naturschutzgebiet)<br />

in den Segeln führen und<br />

für dieses ganz große Ziel kämpfen.<br />

è www.sailsofchange.com<br />

è https://tf35.org<br />

4/<strong>2024</strong> 35


Dampf und Segel<br />

Mai 1890:<br />

Iaorana! Liebesgrüße<br />

aus Tahiti<br />

Aus den Reisebriefen von Onkel Alfred. Der Seekadett berichtet jeweils über die vergangenen<br />

Tage und Wochen auf der SMS Fasana (von September 1889 bis Dezember 1890).<br />

Die Originalschreibweise ist beibehalten, der Text beschränkt sich auf Ausschnitte.<br />

Von 11. bis 19. Mai 1890 liegt<br />

die SMS Fasana in Papeete,<br />

der Hauptstadt von Tahiti,<br />

vor Anker. Die Tahitianische Inselgruppe<br />

ist zu diesem Zeitpunkt<br />

noch ein formal unabhängiges Königreich,<br />

wobei Frankreich durch<br />

diverse politische Maßnahmen bereits<br />

die Übernahme der Souveränität<br />

der Inselgruppe in den Status<br />

einer französischen Kolonie vorbereitet<br />

hat. Seekadett Alfred beschreibt<br />

die politische Vorgeschichte<br />

in einem Brief vom 11. Mai 1890 so:<br />

Die Insel wurde im Jahre 1790 von<br />

französischen Kaufleuten besucht<br />

und diese bildeten mit einigen Missionaren<br />

bald eine kleine Ansiedelung.<br />

Sie vertrugen sich mit den Kanaken*)<br />

ganz gut. Ein Jahrzehnt später landeten<br />

englische Missionare auf der anderen<br />

Seite der Insel und begannen,<br />

gegen die Franzosen zu intrigieren.<br />

Dem regierenden König von Tahiti,<br />

Pomare, war das nicht recht und er<br />

ließ die Störer entfernen. Da kamen<br />

einige englische Kriegsschiffe und<br />

setzten Truppen wie auch weitere<br />

Missionare gewaltsam an Land. Der<br />

König konnte sich nicht anders helfen,<br />

als dass er die Franzosen zu Hilfe<br />

rief. Diese schickten eine starke Flottenabteilung<br />

nach Tahiti, welche die<br />

Engländer zum Rückzug bewog. Zum<br />

Dank dafür räumte der König den<br />

Franzosen gewisse Rechte ein. Im<br />

Laufe der Zeit wurden diese Rechte<br />

größer und der gegenwärtige Stand<br />

der Dinge ist folgender: Der König<br />

Pomare V. von Tahiti ist gleichzeitig<br />

auch französischer Prinz. Er hat das<br />

Recht, einen Hofstaat zu halten, das<br />

Begnadigungsrecht, das Gesetzgebungsrecht<br />

mit Beistimmung Frankreichs.<br />

Nach seinem Tode folgt ihm<br />

sein Sohn nicht auf den Thron, sondern<br />

das Haus Pomare erlischt als<br />

Königsfamilie, während der Prinzentitel<br />

aber erblich ist.<br />

Die Insel Tahiti beschreibt Alfred<br />

von Anfang an enthusiastisch und<br />

voller Begeisterung. Möglicherweise<br />

ist aber der „paradiesische“ Gesamteindruck,<br />

den Alfred mitgenommen<br />

hat, durch einen besonderen Umstand<br />

beeinflusst: Er hat sich verliebt.<br />

Teura heißt die geheimnisvolle<br />

Schönheit, vermutlich wird das wie<br />

„Tee-Ura“ ausgesprochen. Geheimnisvoll<br />

deshalb, weil die Begegnungen<br />

mit der jungen Frau sehr oft beobachtet<br />

werden und nicht selten<br />

heften sich Verfolger an die Spuren<br />

des Paares. Die erste Begegnung mit<br />

Teura beschreibt Alfred so:<br />

Jeden Mittwoch und Samstag<br />

abends wird auf dem Platz vor dem<br />

königlichen Palast ein Tanz aufgeführt,<br />

der „Upa-Upa“ heißt. Ich habe<br />

selten so eine Riesenhetz mitgemacht,<br />

welche eigentlich kindisch ist. In der<br />

Mitte des Platzes steht ein kleiner<br />

Musikpavillon, um ihn herum war<br />

der Boden ganz ausgetreten. Um diesen<br />

graslosen Ring lagerten auf dem<br />

Boden die Kanaken. Ein Halbkreis<br />

wurde von den Kanakinnen gebildet,<br />

die Blumen verkauften. Vor ihnen<br />

auf einem Tuch waren schöne Kränze,<br />

Sträußchen, Rewa-Rewa und ein-<br />

CHRISTIAN WINKLER<br />

ist Fahrtensegler und<br />

Autor. Der Vortrag in<br />

seiner Reihe „1890: Mit<br />

Dampf und Segel um die<br />

Welt – aus den Reisebriefen<br />

von Onkel Alfred<br />

(Teil 1)“ dauert eineinhalb<br />

Stunden und enthält<br />

neben Original-<br />

Passagen auch historische<br />

Bilder, Hintergrundinfos,<br />

Grafiken,<br />

Anekdoten u. v. m.<br />

www.moresail.at<br />

zelne Blumen ausgebreitet, welche<br />

um einen Franc verkauft wurden.<br />

Bei jedem Tuch stand eine brennende<br />

Kerze oder Lampe, welche mit Kokosnussöl<br />

gefüllt war und so war der<br />

Platz ziemlich hell erleuchtet. Der<br />

Männer gab es wenige, viele trugen<br />

Kränze auf dem Hut oder um den<br />

Hals. Sie standen mehr im Hintergrund.<br />

Von Frauen waren größtenteils<br />

die Mädchen vertreten und<br />

lagerten am Boden oder standen<br />

gruppenweise beisammen. Sie waren<br />

noch reicher mit Blumen geschmückt.<br />

Es war ein reizender Anblick, diese<br />

malerischen Gruppen zu betrachten.<br />

Die „Upa-Upa“, wie sie hier getanzt<br />

wurde, ist eigentlich kein Tanz, denn<br />

sie besteht darin, dass Reihen von 2<br />

bis 5 Tänzern im Wechselschritt um<br />

den Pavillon springen. Alles, was in<br />

den Weg kommt, wird ostentativ angerannt.<br />

Namentlich die Mädchen<br />

entwickelten eine Lustigkeit, die sie<br />

Bacchantinnen ähnlich machte. In<br />

allen möglichen Variationen bewegten<br />

sie die Arme und rissen ihre Begleiter<br />

wie rasend mit sich fort, dabei<br />

erfüllte ein Gelächter, Stimmengewirr<br />

und Lärm die Luft, sodass der Zu-<br />

* Kanake oder Kanaker ist zur Zeit von Alfred Winkler kein Schimpfwort und auch nicht<br />

rassistisch gemeint. Vielmehr ist es in der Tahitianischen Sprache das Wort für<br />

„Mensch“, und wird auch in anderen Gegenden Polynesiens so verstanden. Die abwertende<br />

Bedeutung erhielt das Wort erst in Europa in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts,<br />

die Gründe für die Bedeutungsänderung sind nicht bekannt. Alfred verwendet die<br />

Bezeichnung Kanake – oder in der weiblichen Form Kanakin – nicht abwertend, sondern<br />

wertneutral als Bezeichnung der einheimischen Bevölkerung aller polynesischen<br />

Inseln.<br />

** Hier müssen wir versuchen, zwischen den Zeilen zu lesen: Die Briefe an die Familie<br />

konnten wegen der strengen Sitten natürlich keine amourösen Elemente enthalten,<br />

aber was vor sich geht, wenn drei jungen Paare nachts unter Palmen „ruhen“, können<br />

wir uns gut vorstellen …<br />

36 4/<strong>2024</strong>


ILLUSTRATION: MORPHART CREATION/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Regierungspalast, Kaserne der Marinesoldaten und Haus des ehemaligen Königs auf Tahiti. Bild rechts: Tahitianerinnen ver kaufen Blumen vor dem Haus des Königs,<br />

wo traditionell auch der „Upa-Upa“-Tanz aufgeführt wird. Quelle: Stiche aus dem Journal des Voyages (Reisetagebuch, 1880–1881).<br />

schauer sich in einer anderen Welt<br />

glaubte. Die schöne Natur und ihre<br />

noch schöneren Kinder, welche trotz<br />

aller Ausgelassenheit immer eine gewissen<br />

Anmut bewahren, sind ganz<br />

dazu geschaffen, den Europäer in eine<br />

fremde Sphäre zu versetzen und jede<br />

Kritik hinwegzulachen.<br />

SPIONE UNTER PALMEN<br />

Im Zuge dieser Tanzveranstaltung<br />

lernt Alfred schließlich Teura kennen:<br />

Im Zuge des Gespräches machte<br />

ich die überraschende Wahrnehmung,<br />

dass Teura eine ganz bedeutende Bildung<br />

besaß, welche es mir ermöglichte,<br />

über die verschiedensten Dinge mit<br />

ihr zu sprechen. Ich erkundigte mich<br />

genauer nach ihren Verhältnissen<br />

und sie erzählte mir, dass sie an einer<br />

Schule in Papeete Lehrerin sei, welche<br />

Stellung mir einigermaßen ihre Bildung<br />

erklärte.<br />

Während der Unterhaltung bemerkt<br />

Alfred, dass verschiedene<br />

Männer und Knaben das Paar beobachten.<br />

Teura sagt, das wären Cousins,<br />

die wollen, dass sie nach Hause<br />

gehe. Diese Erklärung genügt Alfred<br />

vorerst, der sich allerdings wundert,<br />

denn die Tahiti-Mädchen sind sehr<br />

frei, zu machen, was sie wollen.<br />

Der Abend endet mit der Vereinbarung<br />

einer Wagenpartie (Mietkutsche,<br />

Anmerkung) am nächsten Tag.<br />

Zwei weitere Kadetten haben ebenfalls<br />

Bekanntschaft geschlossen und<br />

so gibt es nun drei Paare, die gemeinsame<br />

Unternehmungen machen.<br />

Die Fahrt war sehr schön, wir sangen<br />

alle möglichen Lieder und staunten,<br />

dass die Mädchen viele derselben,<br />

namentlich Operettenlieder, kannten.<br />

Ja, Teura fragte mich sogar nach der<br />

5. Symphonie von Beethoven und setzte<br />

mich dadurch in Verlegenheit. Immer<br />

tiefer ging es in den Palmenwald<br />

hinein und ich schlug schließlich vor,<br />

auszusteigen und zu Fuß die Partie<br />

fortzusetzen. Es war wirklich schön,<br />

in der Dunkelheit unter den Palmen<br />

zu wandeln und noch schöner, dort zu<br />

ruhen**). Vor dem Aufbrechen tanzten<br />

wir nach einigem Gesang einen Walzer<br />

und fuhren um 10 Uhr (abends, Anmerkung)<br />

wieder nach Papeete, wo wir<br />

der Spione wegen sehr vorsichtig manövrierten<br />

und die einzelnen Paare<br />

sich trennten. Ich setzte mich mit<br />

Teura in ein Boot, worin wir bis 2 Uhr<br />

morgens plauderten. Ich befragte sie<br />

über die Spione und sie wollte mir keine<br />

bestimmte Antwort geben. Es seien<br />

Leute, die ihr Cousin ausgeschickt<br />

habe, um sie zu beschützen. Teura versprach,<br />

am folgenden Abend in einem<br />

Kanu an Bord zu kommen, da ich<br />

Wache hatte.<br />

Das vereinbarte Rendezvous an<br />

Bord der Fasana muss in Hinblick auf<br />

die Dienstverpflichtung natürlich geheim<br />

bleiben, und so müssen sich Alfred<br />

und Teura – genau wie an Land<br />

wegen der „Spione“ – auch hier verstecken.<br />

Die Paare unterhalten sich<br />

unentdeckt in den Beibooten des<br />

Schiffes, die „an den Backspieren<br />

vertäut“ sind, d. h. sie schaukeln im<br />

Windschatten (Lee) des Schiffes im<br />

Wasser. Bei einem zweiten Besuch<br />

der Mädchen an Bord werden diese<br />

immerhin schon in das „Karree“<br />

(Aufenthaltsraum) der Kadetten<br />

eingeladen.<br />

Um 9 Uhr hätten die Gäste das<br />

Schiff verlassen sollen, da zu dieser<br />

Stunde an Bord eines Kriegsschiffes<br />

keine Fremden sein dürfen, ohne dass<br />

der erste Leutnant hiervon Kenntnis<br />

hätte. Wir begaben uns daher heimlich<br />

auf die Brücke, wo wir uns im Kartenhäuschen<br />

versteckten, bis die General-<br />

Ronde (Kontrollgang) vorüber war.<br />

Beim letzten Treffen der drei Paare<br />

erfährt Alfred schließlich die Lösung<br />

für das Rätsel der „Spione“, wie hier<br />

in seinen eigenen Worten wiedergegeben:<br />

Kurz vor dem Auslaufen hatte<br />

ich durch verschiedene Umstände erfahren,<br />

dass Teura die Schwester der<br />

Königin von Tahiti und der Bora-Bora-Inseln<br />

war. Dies erklärte mir auch<br />

alles, was ich früher nicht begreifen<br />

konnte.<br />

Alfred wird noch angeboten, Teura<br />

zu heiraten und in Tahiti zu bleiben,<br />

was er („… nach hartem Kampf …“)<br />

ablehnt, denn natürlich träumt er von<br />

einer glänzenden Karriere bei der<br />

Marine.<br />

Irgendwie schade, meine ich. Aber<br />

wer weiß, vielleicht stellt sich<br />

ja einmal heraus, dass die Winklers<br />

noch Verwandte in Tahiti haben. <br />

In der nächsten Ausgabe:<br />

Im Land der Amokläufer.<br />

4/<strong>2024</strong> 37


Die erste Weltumsegelung<br />

Magellan und die<br />

ersten Weltumsegler<br />

Wie ein Portugiese für den Erzfeind Spanien die Reichtümer Asiens auf<br />

der Westpassage erschließen wollte, mit dieser Mission gleichzeitig Erfolg<br />

hatte und spektakulär scheiterte, und schließlich trotzdem als einer der<br />

größten Seefahrer aller Zeiten in die Geschichte einging. Der erster von<br />

drei Teilen über Ferdinand Magellans bahnbrechende Entdeckerfahrt.<br />

Text WOLFGANG HAUSNER<br />

Bei der Wahl der bedeutendsten<br />

Seefahrer der Geschichte<br />

hätte Ferdinand Magellan<br />

wohl beste Chancen, unter<br />

die Top 3 zu kommen. Auf seiner Entdeckungsfahrt<br />

zu den Gewürzinseln<br />

in Asien führte er seine Flotte von<br />

fünf Schiffen über den Südatlantik<br />

und fand den Weg durch die später<br />

nach ihm benannte Magellan straße,<br />

um in die unendliche Weite des<br />

Pazifiks stechen zu können.<br />

Gemessen an den Meutereien, Stürmen<br />

in den kalten, südlichen Breiten<br />

und den fast unvorstellbaren Entbehrungen<br />

kann man im Vergleich dazu<br />

die erste Reise von Kolumbus über<br />

den Atlantik nur als eine Sonntagsspazierfahrt<br />

bezeichnen.<br />

Nur zwei der fünf Schiffe erreichten<br />

die Gewürzinseln. Ein Schiff lediglich,<br />

die Victoria, beendete die Weltumsegelung,<br />

und nur 18 der ursprünglichen<br />

265 Seefahrer kehrten nach<br />

Spanien zurück. Allerdings ohne<br />

Magellan, der auf den Philippinen<br />

sein Leben verlor.<br />

HERKUNFT UND JUGEND<br />

Geboren wurde Ferdinand Magellan,<br />

sein portugiesischer Name lautete<br />

Fernão de Magalhães, um 1480 in Sabrosa/Portugal,<br />

als Sohn einer Adelsfamilie.<br />

Schon als junger Mann nahm<br />

er an mehreren Expeditionen nach Indien,<br />

Südostasien und Afrika teil. Im<br />

Jahr 1513 schloss er sich einer Strafexpedition<br />

gegen die marokkanische<br />

Stadt Azemmour an. Die Portugiesen<br />

überwältigten ihre Gegner mit Leichtigkeit,<br />

aber Magellan wurde in einer<br />

Schlacht schwer verwundet und hinkte<br />

danach für den Rest seines Lebens.<br />

Zu dieser Zeit wurde er auch des<br />

illegalen Handels beschuldigt, was<br />

seinem Ruf schadete und ihm die<br />

Missgunst des portugiesischen<br />

Königs einbrachte.<br />

GEWÜRZE DOMINIERTEN DEN<br />

WELTHANDEL<br />

Im 16. Jh. standen Gewürze im Mittelpunkt<br />

der Weltwirtschaft, so ähnlich<br />

wie heute das Öl. Zimt, Nelken, Muskatnüsse<br />

und vor allem schwarzer<br />

Pfeffer wurden zum Würzen und<br />

Konservieren von Lebensmitteln sowie<br />

zur Maskierung des Geschmacks<br />

von schlecht gewordenem Fleisch sehr<br />

geschätzt und waren äußerst wertvoll.<br />

Da in Europa keine Gewürze angebaut<br />

werden konnten, wurden keine<br />

Mühen gescheut, um Seewege zu den<br />

Gewürzinseln zu finden. Portugal und<br />

Spanien führten den Wettbewerb um<br />

eine frühzeitige Kontrolle über diese<br />

wichtige Handelsware an.<br />

Die Portugiesen versuchten die arabischen<br />

Händler zu verdrängen, die<br />

die Gewürze zu exorbitanten Preisen<br />

an die Venezianer verkauften. Die<br />

Europäer hatten die Gewürzinseln<br />

entdeckt, indem sie über Südafrika<br />

nach Osten vorstießen, aber noch war<br />

38 4/<strong>2024</strong><br />

Ferdinand Magellan und seine Armada de Molucca. Vorne die<br />

Victoria, eine 85 t schwere und mit 45 Mann besetzte Galeone.


4/<strong>2024</strong> 39<br />

ILLUSTRATIONEN: SHUTTERSTOCK.COM – PAUL AND PAULA, NACI YAVUZ


Die erste Weltumsegelung<br />

keiner von Europa aus nach Westen<br />

gesegelt, um die andere Seite der<br />

Erde zu erreichen. Magellan war fest<br />

entschlossen, das als Erster zu tun.<br />

Inzwischen ein erfahrener Seemann,<br />

wandte er sich an König Manuel<br />

von Portugal, um ihn eine Expeditionsreise<br />

nach Westen zu den<br />

Gewürzinseln schmackhaft zu machen.<br />

Der König lehnte das sowie<br />

auch die Erhöhung seines Gehalts<br />

ab, gab ihm aber die Erlaubnis,<br />

einem anderen Herrn zu dienen.<br />

1517 zog Magellan nach Spanien,<br />

um dort sein Glück zu versuchen.<br />

MAGELLAN IN SPANIEN<br />

Als Magellan in Sevilla ankam, hatte<br />

er keine Verbindungen und sprach<br />

nur wenig Spanisch. Bald lernte er<br />

einen Landsmann namens Diogo<br />

Barbosa kennen und heiratete innerhalb<br />

eines Jahres dessen Tochter<br />

Beatriz. Die gut vernetzte Familie<br />

Barbosa machte Magellan mit Offizieren<br />

bekannt, die für Spaniens maritime<br />

Erkundungen verantwortlich<br />

waren, und schon bald erhielt Magellan<br />

einen Termin für eine Audienz<br />

mit dem spanischen König.<br />

Carlos I. (bei uns besser bekannt<br />

als Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen<br />

Reiches), ein 18-jähriger,<br />

aus Flandern stammender Jüngling<br />

aus dem Hause Habsburg, war bereit,<br />

Magellan zu unterstützen, der<br />

ihm seinerseits versprach, dass<br />

seine Seereise nach Westen zu den<br />

Die Muskatnuss wuchs damals nur auf den<br />

Banda-Inseln im Archipel der Molukken.<br />

Gewürzinseln Spanien große Reichtümer<br />

bescheren würde.<br />

Wie konnte sich Magellan so sicher<br />

sein, in Asien auf Reichtümer<br />

zu stoßen? Zum einen, weil er selbst<br />

schon in Malakka, der damaligen<br />

Drehscheibe des Handels in Südostasien,<br />

gewesen war. Und zum anderen,<br />

weil ihm sein Freund Francisco<br />

Serrão in Briefen die Schönheit und<br />

den Reichtum der Gewürzinseln beschrieben<br />

hatte.<br />

Serrão hatte eines von drei Schiffen<br />

befehligte, die 1511 von Malakka<br />

ausgesandt worden waren, um die<br />

Insel Banda in den Molukken zu finden.<br />

Banda war die weltweit einzige<br />

Quelle für Muskatnüsse. Auf dem<br />

Weg dorthin heiratete er in Java eine<br />

lokale Frau und nahm sie mit auf die<br />

weitere Seereise. Später blieb Francisco<br />

Serrão auf der Insel Ternate auf<br />

den Molukken, wo er ein Vertrauter<br />

des Sultans Bayan Sirrullah wurde.<br />

Er kehrte nicht mehr nach Malakka<br />

zurück und war so etwas wie der<br />

erste europäische Aussteiger.<br />

AUFBRUCH<br />

Mit Unterstützung der spanischen<br />

Krone stach Magellan am 20. September<br />

1519 in See, um in Richtung<br />

Westen einen Weg nach Asien zu<br />

finden. Warum war eigentlich Magellan<br />

so besessen, eine neue Route<br />

zu den Gewürzinseln finden, wenn<br />

doch der Seeweg von Europa über<br />

Südafrika nach Asien bereits erschlossen<br />

war? Der Grund dafür ist<br />

in dem Vertrag von Tordesillas von<br />

1494 zu finden, der von Papst Alexander<br />

VI. initiiert worden war, um<br />

den Streit zwischen den beiden iberischen<br />

Königreichen zu beenden.<br />

Damit wurde praktisch die Neue<br />

Welt zwischen den führenden Seefahrtsnationen,<br />

Spanien und Portugal,<br />

aufgeteilt. Es wurde eine Nord-<br />

FRANCISCO SERRÃO,<br />

Freund Magellans und<br />

der vermutlich erste<br />

europäische Aussteiger.<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK.COM –<br />

FABIO LAMANNA, JEANNETTE LAMBERT<br />

Samar 16. März 1521<br />

Pazifischer<br />

Ozean<br />

San Pablo Island (Vostok oder Flint)<br />

4. Februar 1521<br />

Sharks’ Islands (Puka-Puka)<br />

21. Jänner 1521<br />

><br />

Atlantischer<br />

Ozean<br />

19. November 1519<br />

Kapverden<br />

9. Juli 1522<br />

><br />

><br />

><br />

Sanlúcar de Barrameda<br />

20. September 1519<br />

6. September 1522<br />

Kanarische Inseln<br />

26. September 1519<br />

Santa Lucia Bay (Rio de Janeiro)<br />

13. Dezember 1520<br />

><br />

Río de Solis 12. Jänner 1520<br />

Kap der Guten Hoffnung<br />

19. Mai 1522<br />

Indischer<br />

Ozean<br />

><br />

Palawan<br />

Brunei<br />

Mactan 27. April 1521<br />

Cebu 7. April 1521 †<br />

Tidore 8. November 1521<br />

Ambon 29. Dezember 1521<br />

Timor 25. Jänner 1522<br />

><br />

Ladrones Islands (Marianen)<br />

6. März 1521<br />

><br />

Bohol<br />

Limasawa 28. März 1521<br />

†<br />

><br />

Homonhon 17. März 1521<br />

Von Magellan geführte Route<br />

Von Elcano geführte Route<br />

Zwischenstopps<br />

Passierte Wegpunkte<br />

Magellans Tod<br />

Cabo Deseado<br />

28. November 1520<br />

Magellanstraße<br />

Puerto San Julián 31. März 1520<br />

Jungfrauenkap (Cabo Virgenes)<br />

21. Oktober 1520


Juan de Cartageña wird auf Befehl Magellans<br />

festgesetzt (Kupferstich von 1909).<br />

Süd-Demarkationslinie im Atlantik<br />

gezogen, etwa 100 Meilen westlich<br />

der Kapverdischen Inseln.<br />

Das entspricht nach dem heute<br />

üblichen geografischen Koordinatensystem<br />

einem Meridian von 46° 37‘<br />

westlicher Länge. Alle Gebiete östlich<br />

davon wurden Portugal zugeteilt, alles<br />

westlich davon Spanien. Für Spanien<br />

galt es also, eine neue Handelsroute zu<br />

den Molukken zu finden, da der Weg<br />

über Südafrika bereits fest in den Händen<br />

der Portugiesen war.<br />

Magellans Flotte, die Armada de<br />

Molucca, bestand aus vier Galeonen<br />

und einer Karavelle. Die Galeonen waren<br />

besser für schweres Wetter geeignet,<br />

wogegen die kleinere Karavelle<br />

unter Lateinersegel äußerst wendig<br />

und daher wie geschaffen für Erkundungsfahrten<br />

war. Die Besatzung dieser<br />

Schiffe bestand aus einem bunten<br />

Gemisch von 265 Mann, die hauptsächlich<br />

aus Spanien und Portugal<br />

stammten, aber auch aus anderen europäischen<br />

Nationen und Nordafrika.<br />

Der Italiener Antonio Pigafetta darf<br />

nicht unerwähnt bleiben. Er führte ein<br />

Tagebuch für Magellan, und ihm sind<br />

die meisten Informationen aus erster<br />

Hand zu verdanken – auch wenn er oft<br />

dazu neigte, zu übertreiben und manche<br />

wichtigen Begebenheiten gar nicht<br />

zu erwähnen.<br />

RIVALITÄTEN<br />

Von den fünf Kapitänen waren nur<br />

Ferdinand Magellan und João Serrão<br />

Portugiesen, der Rest waren Spanier,<br />

was bald zu großen Problemen führte.<br />

Magellan konnte zwar den jungen<br />

König von seinem Vorhaben überzeugen,<br />

nicht aber den katalanischen<br />

Hof, dem es ein Dorn im Auge war,<br />

dass dieser so schweigsame, kleinwüchsige,<br />

hinkende Portugiese eine<br />

spanische Flotte anführen sollte.<br />

Um Magellan unter Kontrolle zu<br />

halten, wurde Juan de Cartageña –<br />

weniger Kapitän als ein Buchhalter<br />

ohne jegliche Seeerfahrung – zum<br />

Kapitän der größten Galeone sowie<br />

zum Generalinspekteur der Flotte ernannt.<br />

Cartageña war ein Vertrauter<br />

und sogenannter „Neffe“, aber höchstwahrscheinlich<br />

der uneheliche Sohn<br />

von Erzbischof Juan Rodríguez de<br />

Fonseca, der ihm auch diesen Posten<br />

zugeschanzt hatte.<br />

Diese Beziehung war den Offizieren<br />

der Armada bekannt und Magellan<br />

musste das auch bis zu einem gewissen<br />

Maß respektieren. Der erste Konflikt<br />

ergab sich bereits vor der Atlantiküberquerung.<br />

Einmal auf See, widersetzte<br />

sich Cartageña offen Magellans<br />

Auto rität, worauf dieser ihn verhaften<br />

und für den Rest der Reise nach Südamerika<br />

einsperren ließ.<br />

IN SÜDAMERIKA<br />

Die Flotte überquerte den Atlantik<br />

und erreichte am 13. Dezember Santa<br />

Lucia in Brasilien, die malerische<br />

Bucht, in der sich das heutige Rio de<br />

Janeiro befindet. Es war eine willkommene<br />

Gelegenheit, frische Nahrungsmittel<br />

zu bunkern, und gab auch der<br />

Mannschaft, die fast drei Monate auf<br />

See verbracht hatte, Gelegenheiten,<br />

Kontakte mit der weiblichen Bevöl -<br />

kerung zu schließen, die fast nackt<br />

herumlief.<br />

„ Wer an der Küste bleibt, kann<br />

keine neuen Ozeane entdecken.“<br />

Ferdinand Magellan (1480–1521), eigentlich Fernão de Magalhães,<br />

portugiesischer Seefahrer und Namensgeber der Magellanstraße<br />

FOTO: DONALD THOREBY/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Mit frischen Kräften segelte die Flotte<br />

weiter nach Süden, in der Hoffnung,<br />

El Paso zu erreichen, die sagenumwobene<br />

Meerenge, die in den Pazifik führen<br />

sollte. Am 11. Jänner wurde eine<br />

von drei Hügeln markierte Landzunge<br />

gesichtet, hinter der sich ein breites<br />

Gewässer in südwestlicher Richtung<br />

erstreckte. Magellan glaubte, El Paso<br />

gefunden zu haben, allerdings stellte<br />

sich nach mehrwöchigen Erkundungsfahrten<br />

heraus, dass es sich nur um ein<br />

riesiges Flussdelta handelte – die Mündung<br />

des Río de la Plata.<br />

Am 3. Februar fuhr die Flotte entlang<br />

der Küste weiter nach Süden.<br />

Magellan hoffte noch immer, dass sie<br />

bald entweder El Paso oder den südlichen<br />

Endpunkt des Kontinents finden<br />

würden, den bis dahin noch niemand<br />

umsegelt hatte. Stürme und sinkende<br />

Temperaturen erschwerten dieses Vorhaben<br />

und zwangen die Flotte acht<br />

Wochen später, in der Bucht von San<br />

Julian in Patagonien zu überwintern.<br />

DIE MEUTEREI<br />

Zu diesem Zeitpunkt war Cartageña<br />

immer noch in Gefangenschaft,<br />

wurde<br />

aber einen Tag nach<br />

der Ankunft von spanischen<br />

Offizieren befreit.<br />

Sofort stachelte<br />

Magellans Flotte<br />

Die Armada de Molucca bestand aus fünf Schiffen:<br />

Galeone und Flaggschiff Trinidad, 110 t, Admiral und<br />

Oberbefehlshaber Ferdinand Magellan<br />

Galeone San Antonio, 120 t, Kapitän Juan de Cartageña<br />

Galeone Concepcion, 90 t, Kapitän Gaspar de Quesada<br />

Galeone Victoria, 85 t, Kapitän Luiz Mendoza<br />

Karavelle Santiago, 75 t, Kapitän João Serrão<br />

Ein in Punta Arenas, Chile, liegender Nachbau der Victoria.<br />

Die von João Serrão<br />

geführte Santiago.<br />

Quelle: Livro das<br />

Armadas.<br />

4/<strong>2024</strong> 41


Die erste Weltumsegelung<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK.COM – IRENA V, GUADALUPE POLITO<br />

Glücklicher Zwischenstopp in Santa Lucia, dem heutigen Rio de Janeiro.<br />

Im Mündungsgebiet des Río de la Plata fand Magellan nicht<br />

die erhoffte Durchfahrt in den Pazifik.<br />

er wieder einen Aufstand an und<br />

erlangte die Kontrolle über sein ehemaliges<br />

Schiff, wobei alle Portugiesen<br />

der Mannschaft in Ketten gelegt<br />

wurden. Damit befanden sich die<br />

San Antonio, die Concepción und<br />

die Victoria in der Gewalt der Meuterer,<br />

also drei Galeonen gegen Magellans<br />

Flaggschiff Trinidad und die<br />

kleine Santiago.<br />

Nach wie vor stellten die kastilischen<br />

Kapitäne Magellans Führung<br />

in Frage und warfen ihm vor, die<br />

Besatzung und die Schiffe der Flotte<br />

rücksichtslos zu gefährden. Aus der<br />

Sicht der aufrührerischen Kapitäne<br />

war Magellans Situation fast aussichtslos.<br />

Sie hatten aber nicht mit<br />

seiner List gerechnet. Außerdem<br />

besaß er weitaus mehr Kampferfahrung<br />

als seine Widersacher und<br />

erkannte sofort den Schwachpunkt<br />

der Rebellen: Sie waren nicht zum<br />

Äußersten entschlossen.<br />

Diesen Umstand nutzte er, obwohl<br />

er zahlenmäßig weit unterlegen<br />

war, und ging zum Gegenangriff<br />

über. Zuerst beschlagnahmte<br />

Magellan ein Landungsboot der San<br />

Antonio und ließ die Mannschaft<br />

einsperren. Mit dem gekaperten<br />

Boot schickte er seinen Waffenmeister<br />

Gonzales Gomez de Espinosa<br />

und fünf Männer nicht wie erwartet<br />

zur San Antonio, sondern zur Victoria,<br />

um dem meuterischen Kommandanten<br />

Luis de Mendoza einen<br />

Brief zu überbringen. Alle Männer<br />

hatten Waffen unter ihren Kleidern<br />

verborgen. Als de Mendoza den<br />

Brief las und über Magellans Einladung<br />

zum Flaggschiff lachte, stieß<br />

ihm de Espinosa einen Dolch in die<br />

Kehle. Während die Mannschaft der<br />

Victoria voller Schrecken auf den<br />

in seinem Blut liegenden Kapitän<br />

starrte, zückten die Gefährten von<br />

de Espinosa ihre Schusswaffen und<br />

hielten sie in Schach. Zur selben<br />

Zeit hatte sich das Ruderboot der<br />

Trinidad herangepirscht, dessen<br />

Crew das Schiff übernahm.<br />

Damit hatte sich das Blatt gewendet,<br />

und die zwei verbliebenen spanischen<br />

Kapitäne fanden sich in<br />

einer ausweglosen Situation: Eine<br />

Flucht war nicht mehr möglich, da<br />

Magellans drei Schiffe die Mündung<br />

versperrten. Jeder Widerstand auf<br />

den Schiffen der Meuterer erlosch,<br />

als die bewaffneten Truppen Magellans<br />

an Bord kamen.<br />

TOD UND GNADE<br />

Magellan ließ nach einem schnell<br />

einberufenen Kriegsgericht mehrere<br />

Meuterer hinrichten. Cartageña<br />

wurde nicht geköpft, wahrscheinlich<br />

wegen seiner Beziehung zu Erzbischof<br />

Fonseca. Stattdessen wurde er<br />

zusammen mit dem Priester Pedro<br />

Sánchez de la Reina, einem der Rebellen,<br />

auf einer kleinen Insel mit<br />

einem Vorrat an Schiffszwieback<br />

und Wein ausgesetzt. In dieser unwirtlichen<br />

und kalten Gegend hatten<br />

sie keine Chance zu über leben.<br />

Gegenüber anderen Aufwieglern,<br />

wie etwa dem Schiffsmeister Juan<br />

Sebastián Elcano, der später eine<br />

wichtige Rolle spielen sollte, ließ<br />

Magellan Gnade walten. Der Grund<br />

war pure Vernunft: Er konnte nicht<br />

alle Schuldigen über die Klinge<br />

springen lassen, denn damit hätte er<br />

nicht genug Offiziere und Matrosen<br />

gehabt, um seine Flotte weitersegeln<br />

zu können.<br />

<br />

Lesen Sie im zweiten Teil, wie<br />

Magellan die Durchfahrt zum Pazifik<br />

fand, diesen in einer unbeschreiblichen<br />

Leidensfahrt überquerte und<br />

die Gewürzinseln erreichte.<br />

JUAN SEBASTIÁN<br />

ELCANO zählte zu den<br />

Meuterern und nahm im<br />

weiteren Reiseverlauf<br />

eine wichtige Rolle ein.<br />

„Die Kirche sagt: Die Erde ist eine Scheibe. Ich aber weiß, dass sie<br />

rund ist, da ich ihren Schatten auf dem Mond gesehen habe; und<br />

ich habe mehr Vertrauen in einen Schatten als in die Kirche.“<br />

Ferdinand Magellan<br />

42 4/<strong>2024</strong>


Meerwert<br />

Wahre Härte<br />

Michael Guggenberger, der Drittplatzierte des Golden Globe Race 2022, über seine ganz persönlichen<br />

Erfahrungen auf seiner Reise – 249 Tage einhand und nonstop rund um die Welt.<br />

Les Sables-d‘Olonn. Es ist der<br />

4. September 2022. Nach drei<br />

Jahren Vorbereitungsphase<br />

und einem unglaublichen Showdown<br />

stehe ich an Deck meiner<br />

schönen Nuri und werde von Yannick<br />

Moreau (Bürgermeister), Don<br />

McIntyre (Race Director des Golden<br />

Globe Race) und Sir Robin<br />

Knox-Johnston vom Steg abgestoßen.<br />

Soeben habe ich das letzte Mal<br />

vor meiner langen Fahrt die Leinen<br />

losgeworfen. Vor mir das Golden<br />

Globe Race 2022, die Solo-Non-<br />

Stop-Weltumsegelung im Retro-<br />

Stil. Mit mir brechen 15 andere<br />

Menschen auf.<br />

14 Männer und eine Frau sind<br />

es, die sich ebenfalls dieser Challenge<br />

stellen. Wir segeln zwar gegeneinander,<br />

doch haben wir gemeinsam<br />

dieses eine Ziel vor<br />

Augen: eine Runde um die ganze<br />

Welt zu schaffen. Die Einen werden<br />

schneller sein, die Anderen langsamer.<br />

Aber alle haben diese unglaublich<br />

harte Zeit der Vorbereitung<br />

hinter sich. Alle träumen den<br />

gleichen Traum. Laut Protokoll 16<br />

Konkurrenten, und doch sind wir<br />

uns vom Start weg die Nächsten.<br />

Niemand kann in diesem Moment<br />

so gut verstehen, was in mir vorgeht,<br />

wie diese 15 anderen Personen.<br />

Immer wieder wird mir und<br />

auch meinen Mitstreitern gesagt,<br />

dass wir zu den härtesten Menschen<br />

der Welt zählen. Wir wissen<br />

sehr gut, worauf wir uns eingelassen<br />

haben. Dass wir durch besonders<br />

harte Zeiten gehen werden.<br />

Und dass keiner weiß, was diese<br />

Unternehmung aus ihm/ihr machen<br />

wird. Doch wir alle wollen es<br />

wissen – wir wollen es erfahren.<br />

FOTO: HARRI SKRACH<br />

MICHAEL GUGGENBERGER<br />

ist Skipper und Ausbildner.<br />

In der kroatischen<br />

Adria bietet er spezielle<br />

Segeltrainings an.<br />

www.captaingugg.com<br />

FOTO: MARTIN KADLEZ<br />

MEER ERFAHREN<br />

Viele der unvermeidlichen Unannehmlichkeiten<br />

konnten wir vor<br />

dem Rennen zum Guten wenden.<br />

Gutes Essen und viele Treats, um<br />

sich selbst positiv und am Laufen<br />

zu halten, gut schlafen, gute Bücher,<br />

gute Musik, gute Navigationsunterlagen.<br />

Das Zuhause aufgeräumt<br />

ver- und keine ungelösten<br />

Zwischenmenschlichkeiten hinterlassen,<br />

um frei von belastenden<br />

Gedanken in unser Abenteuer zu<br />

gehen. Mit dem, was nicht zu ändern<br />

war, mussten wir lernen, umzugehen.<br />

Genau darin liegt meiner<br />

Meinung nach der Schlüssel zum<br />

Erfolg.<br />

Es mag zutreffen, dass wir drei<br />

Finalisten – Kirsten Neuschäfer,<br />

Abhilash Tomy und ich – zu den<br />

Härtesten zählen. Aber von weit<br />

größerer Bedeutung war die instinktive<br />

Fähigkeit, festzustellen,<br />

wie es uns geht. Wir alle waren uns<br />

bewusst, dass Freude, Trauer, Wut,<br />

Stolz, Einsamkeit, Schmerz (physisch<br />

und psychisch), Glücksgefühl<br />

und mehr in uns ist. Oft kam mehreres<br />

zugleich zum Vorschein.<br />

Was uns zu wirklich harten Persönlichkeiten<br />

macht, ist das Wissen,<br />

dass wir neben der Härte auch<br />

unsere weichen und sehr menschlichen<br />

Seiten haben. Diese Kausa lität<br />

war zu Beginn wohl für niemanden<br />

so klar erkennbar, unbewusst waren<br />

wir aber bereit, es herauszufinden.<br />

Wir haben gelernt, mit dem Ozean<br />

auch unser persönliches Innerstes<br />

zu erfahren und nicht vor uns<br />

selbst wegzulaufen. Die Dinge, die<br />

mich eigentlich vor mir selbst<br />

flüchten lassen würden, als Teil von<br />

mir zu sehen und vielleicht auf ein<br />

wenig verspielte Art und Weise darüber<br />

innerlich zu lächeln. Das ist<br />

es, was es mich hat schaffen lassen,<br />

durchzuhalten und meinen lang<br />

geträumten Traum zu verwirklichen.<br />

<br />

Michael Guggenberger auf<br />

dem Weg rund um die Welt<br />

– und zu sich selbst.<br />

4/<strong>2024</strong> 43


Kanusegeln<br />

Mit den Wellen<br />

auf Augenhöhe<br />

Paddeln und Segeln in einem: Segelkanus sind eine kostengünstige und sehr flexible Möglichkeit, Wind und<br />

Wellen hautnah zu erleben. Neben den sehr sportlichen Versionen – Taifun- und IC-Klasse – gibt es auch die<br />

gemütlicheren Faltboote, die zum entschleunigten Reisen einladen. Ein deutsches Unternehmen an der Ostsee<br />

stattet die Kanus mit der nötigen Segeltechnik aus.<br />

Vor 200 Jahren wurde der<br />

schottische Rechtsanwalt<br />

John MacGregor geboren,<br />

der sich die Reiseschriftstellerei zum<br />

Hobby machte. In den 1850er-Jahren<br />

lernte er auf einer Reise nach<br />

Nordamerika die dortigen Kajaks<br />

kennen und ließ sich in England<br />

eines nachbauen.<br />

Und weil in England damals<br />

kaum ein Boot ohne Segel ausgerüstet<br />

wurde, bekam auch MacGregors<br />

Kajak eines. Was sich als gute Idee<br />

herausstellte, weil es für den Schotten<br />

das ideale Fahrzeug war, um die<br />

Küsten, Flüsse und Seen Mitteleuropas,<br />

der baltischen Staaten und sogar<br />

den Nahen Osten zu bereisen.<br />

MacGregors Resümee: „Zu Fuß<br />

wird einem durch jedes Meer und<br />

jeden Fluss, und in einem gewöhnlichen<br />

Segelboot durch jede Untiefe<br />

und jedes Ufer Grenzen gesetzt. Ein<br />

Kanu aber kann gepaddelt oder gesegelt,<br />

gezogen oder über Land oder<br />

Wasser getragen werden.“<br />

SPORT VERSUS REISE<br />

Die Segelkanus wurden populär, es<br />

gab bald Nachfolger MacGregors,<br />

die mit Kanu, Paddel und Segel ausgerüstet<br />

quer durch Europa reisten,<br />

ab 1882 wurden auch Regatten ausgetragen.<br />

Der Schwerpunkt bewegte<br />

sich im Laufe der Jahre immer mehr<br />

in Richtung Sport. Heute haben sich<br />

die Taifun- und die IC-Klasse etabliert,<br />

deren Boote mit 5,2 Metern<br />

nicht länger als Jollen, aber mit eine<br />

Meter Breite viel schmaler sind. Vor<br />

allem aber besitzen sie anstatt eines<br />

Spiegelhecks ein Spitzheck.<br />

Das Segelkanu als Reisemittel ist<br />

hingegen etwas aus dem Fokus des<br />

Mainstreams gerückt. Es gibt aber<br />

noch Individualisten, die der wohl<br />

spartanischsten Art des Segelns erlegen<br />

sind. Kein Stress mit Slippen,<br />

Kranen, Trailern, Liegeplatz oder<br />

Winterlager. In kürzester Zeit ist das<br />

Fortbe wegungsmittel vom Autodach<br />

oder Kofferraum auf dem<br />

Wasser und segelfertig. Und wenn<br />

der Wind mal Pause macht, wech-<br />

44 4/<strong>2024</strong>


Mit seinen Segelkanus<br />

nimmt Ingo Müller Kurs<br />

auf die Individualisten<br />

des Wassersports.<br />

selt man einfach zum Paddel. Es ist<br />

die Flexibilität, die die Anhänger<br />

begeistert!<br />

VOM ZELT ZUM RIGG<br />

Paddelboote in Form von Kanus<br />

(etwas breiter und mit Verdeck)<br />

oder Kajaks (schmaler, ohne Verdeck)<br />

gibt es reichlich. Beim Rigg<br />

hingegen sind meist Eigenbau und/<br />

oder individuelle Lösungen gefragt.<br />

So war es auch bei Ingo Müller, der<br />

noch zu DDR-Zeiten ein Faltboot<br />

erstand und jeden Sommer Paddeltouren<br />

für Freunde organisierte.<br />

„Schon damals nutzen wir jede Gelegenheit,<br />

den Wind für uns arbeiten<br />

zu lassen. Egal, ob Regenschirm<br />

oder Plane – wenn er günstig stand,<br />

wurde gesegelt“, erzählt Müller.<br />

Sein erstes provisorisches Segel<br />

baute sich Ingo Müller aus einer alten<br />

Angel und einem kaputten Zelt.<br />

„Das funktionierte sogar recht gut“,<br />

erinnert er sich. „Zurück musste ich<br />

allerdings paddeln, weil mit dem<br />

Segel ein Kreuzen nicht möglich<br />

war.“<br />

Grund genug für den Maschinenbauer,<br />

sich intensiv mit Segeltechnik<br />

zu beschäftigen. „Irgendwann kam<br />

mir die Idee, das schnellste Faltboot<br />

der Welt zu segeln, was sich zu einem<br />

ernsthaften Spleen entwickelte,<br />

Kajaks regattatauglich zu machen.“<br />

Müllers Boot bekam einen zweiten<br />

Mast, die Masten wurden höher<br />

und die Segel größer, Ausleger wurden<br />

nötig. Das Projekt erhielt den<br />

schönen Namen „(K)Enterprise“,<br />

ein dezenter Hinweis auf die mitunter<br />

recht wackelige Wasserlage dieser<br />

Bootsklasse.<br />

ALLES AUS EINER HAND<br />

Die (K)Enterprise segelte immer<br />

besser, die Teilnahme an Regatten<br />

sorgte für Aufmerksamkeit und<br />

weckte den Wunsch bei anderen<br />

Faltboot-Besitzern nach ähnlicher<br />

Segelausrüstung. Über Faltbootesegel-Bastelworkshops<br />

entstand<br />

schließlich ein eigenes Unternehmen,<br />

das heute unter em² firmiert<br />

und dessen Produktpalette Segeltechnik<br />

für Kajaks und Kanadier in<br />

vielen Varianten umfasst.<br />

Die Boote, also den Rumpf, lässt<br />

man sich von renommierten Herstellern<br />

wie Lettmann liefern. Rigg,<br />

Ruder, Ausleger, Segel und Schwerter<br />

kommen dann von em² und<br />

können individuell angepasst werden.<br />

Das Segelkajak Summerwind<br />

lässt sich beispielsweise als Einmaster<br />

mit Mistral- oder Albatros-Rigg<br />

oder als Zweimaster takeln.<br />

Müller hat seine Segelkanus für<br />

eine breite Palette von Gewässern<br />

ausgelegt. Sie eignen sich für stille<br />

Binnenseen, bieten jedoch auch die<br />

nötige Robustheit und Sicherheitsreserven<br />

für herausforderndere Bedingungen,<br />

wie sie beispielsweise<br />

auf der Ostsee herrschen. An der<br />

Ostsee, nämlich in Sundhagen am<br />

Strelasund, liegt auch der em² Campus,<br />

wo man das Segelequipment<br />

erleben und kaufen kann und auch<br />

Kurse und Events (wie z. B. am 20.<br />

Juli die 2. Faltbootsegel-WM) organisiert<br />

werden.<br />

„Ich wollte etwas erschaffen, das<br />

nicht nur leistungsfähig, sondern<br />

auch für den durchschnittlichen<br />

Menschen zugänglich und handhabbar<br />

ist“, sagt Ingo Müller. „Dabei<br />

spielte der Umweltaspekt für mich<br />

immer eine große Rolle. Segelsport<br />

ist meist teuer und verbraucht viele<br />

Ressourcen. Nicht so beim Segeln<br />

mit kleinen Booten. Mit unseren<br />

Segelkanus, die dazu im Vergleich<br />

sehr günstig und trotzdem vollwertige<br />

Segelboote sind, möchte ich den<br />

Segelsport einem breiten Publikum<br />

näher bringen.“<br />

Was für ihn den Reiz des Kanusegelns<br />

ausmacht? „Der größte Vorteil<br />

gegenüber traditionelleren Segelbooten<br />

wie Jollen, Katamaranen<br />

oder Yachten liegt natürlich in der<br />

unkomplizierten Handhabung und<br />

Transportfähigkeit. Segelkanus bieten<br />

die Freiheit, spontan und flexibel<br />

auf unterschiedlichsten Gewässern<br />

zu segeln, ohne auf kostspielige<br />

Liegeplätze oder komplizierte Logistik<br />

angewiesen zu sein. Die größte<br />

Inspiration für mich ist aber die<br />

Natur. Kanusegeln ermöglicht eine<br />

direktere Interaktion mit den Elementen<br />

Wind und Wasser. Man ist<br />

näher an der Oberfläche, was das<br />

Segelerlebnis intensiver<br />

und persönlicher<br />

macht – man<br />

segelt sozusagen<br />

mit den Wellen auf<br />

Augenhöhe.“ <br />

Summerwind Segelkajak mit em 2 Mistral-Rigg<br />

Länge<br />

Breite<br />

Gewicht segelfertig<br />

Preis netto<br />

Preis Zweimaster netto<br />

Bezugsquelle: em² Campus, Am Strelasund 1,<br />

18519 Sundhagen, OT Neuhof<br />

è www.em2.de<br />

5,0 m<br />

0,85 m<br />

47 kg<br />

ab 4.890 Euro<br />

ab 6.110 Euro<br />

4/<strong>2024</strong> 45


Sailing Poetry<br />

Flaneur an<br />

europäischen Küsten<br />

Als Autor der -Kolumne „Sailing Poetry“ berichtete Alfred Zellinger sechs Jahre lang von seinen<br />

persönlichen Erfahrungen im Mittelmeer – aufgrund des knappen Raums stets mit verkürztem Kurs.<br />

Nun aber hat er all seine literarischen Etappen in voller Länge in ein Logbuch gesteckt.<br />

Mein 15. Buch ist eben erschienen;<br />

im renommierten<br />

Löcker Verlag.<br />

Erzähle von einer Italienischen<br />

Reise/nicht wie jene Goethes mit<br />

Pferd & Kutsche/sondern mit meinem<br />

Boot, der Katawa, einer<br />

Grand Soleil 46.3,/festgemacht in<br />

Venedigs Marina Sant’Elena./Wofür<br />

ich aus meinen Logbüchern<br />

schöpfte/und die ich einst für<br />

erstmals niederschrieb:/<br />

die Kolumne „Sailing Poetry“, in limitierter<br />

Kurzform/ehe ich sie nun<br />

umfänglicher fasste für dieses<br />

Buch./Dazu Geschichten mit<br />

Odysseus und Aeneas/deren Kurse<br />

ich kreuzte/und mit Gilgamesch,<br />

der auf der Suche ist/nach dem<br />

ewigen Leben.<br />

Aus 36 wurden so 300 Seiten./Es<br />

ist eine Reise, die in Rapallo beginnt/um<br />

Italien herum, zwischendurch<br />

zu einer dalmatinischen<br />

wird/gelegentlich an den Lacus Felix<br />

führt/wie die Römer den Traunsee<br />

nannten/und schließlich auf/<br />

Londons Themse beschlossen<br />

wird;/unter Segel zwischen Greenwich<br />

und Westminster.<br />

Schrieb darüber in den Häfen<br />

des Mittelmeeres,/das die “Wiege<br />

Europas“ genannt wird,/vom Cap<br />

Circeo bis Ithaka/von der Mündung<br />

des Tiber/zum Felsen der<br />

Scylla/von Kalypsos Ogygia/zu<br />

Nausikaas Strand von Scheria/von<br />

Dantes Ravenna/zu Joycens Triest.<br />

Traf Nietzsche in Rapallo/Byron<br />

in Viareggio/Circe am Kap Circeo/<br />

eine Sirene in Ventotene/Goethe in<br />

Palermo/Odysseus, Aeneas und<br />

Gilgamesch am Avernus,/wie die<br />

Römer den Eingang zur Unterwelt<br />

nannten,/Nausikaa im Land der<br />

Phäaken/in Brindisi den sterbenden<br />

Vergil/auf einem Boot des Augustus/die<br />

Aeneis im Gepäck/den<br />

Gründungsmythos des römischen<br />

Reiches/traf Dante in Ravenna,<br />

Joyce in Triest,/Thomas Mann am<br />

Lido/Hemingway in Harrys Bar,<br />

Venezia/Riccardo Wagner im<br />

Palazzo Vendramin-Calergi/wo er<br />

am Parsifal schreibt/Peggy Guggenheim<br />

am Canal Grande/die den<br />

Kunstkanon ihres Jahrhunderts bestimmt/Aretino<br />

am Rialto, wo er<br />

launige Verse verfasst/über den Sex<br />

der Nonnen und der hohen Kleriker,/weshalb<br />

das offizielle Venedig<br />

ihm bis heute/keine Gedenktafel<br />

widmet.<br />

Beim Boot des Odysseus gehen<br />

wir längsseits/vor dem Vulkan<br />

Stromboli, den man/Leuchtfeuer<br />

der Antike nannte,/am Traunsee<br />

begegnen wir Schönberg mit seinem<br />

Kreis/und wir segeln auf meinem<br />

alten 30er, konstruiert 1908/<br />

mit den fathers of minimalism/Terry<br />

Riley und Michael Nyman/denen<br />

ich gestehe, meine Literatur/ist<br />

wie ihre Musik: minimal prose.<br />

In Londons eleganter Yachtmarina<br />

St. Katharina Docks/treffen wir<br />

Flaneur an europäischen<br />

Küsten, erschienen im<br />

Löcker Verlag, € 22,–,<br />

www.loecker-verlag.at<br />

Banker, City Boys, auf ihren Booten/wir<br />

ehren Admiral Nelson/der<br />

uns die Manöver erklärt/mit denen<br />

er vor Trafalgar die Schlacht gewann/ehe<br />

wir in Greenwich den<br />

Fuß auf den Nullmeridian setzen/<br />

um unsere Navigation zu justieren.<br />

ICH BIN SEGLER, EUROPÄER<br />

UND SCHRIFTSTELLER<br />

Als Segler entstand meine europäische<br />

Identität/als Schriftsteller<br />

schreibe ich darüber/und wenn ich<br />

am Kai einer Hafenstadt/festgemacht<br />

habe/treffe ich gegenüber in<br />

der Hafenbar/Künstler und Schriftsteller/deren<br />

Werke ich kenne/und<br />

mit denen ich dann bei einer Flasche<br />

Wein/launige Gespräche zu<br />

führen vermag/ – von denen ich<br />

hier erzähle/wie Segler seit je ihre<br />

Geschichten erzählt haben/von<br />

Hafen zu Hafen.<br />

Und ich stand schon in der Tür,<br />

als mir der Verlagschef – inspirierend<br />

– nachrief: Und das wird<br />

dann wohl auch die Geschichte<br />

Ihrer persönlichen Odyssee! <br />

ALFRED ZELLINGER<br />

ist Schriftsteller und<br />

erlernte das Segeln in<br />

der O-Jolle des Vaters<br />

auf dem Traunsee. Dort<br />

segelt er heute einen<br />

30er-Schärenkreuzer,<br />

auf dem Meer eine<br />

46er Grand Soleil.<br />

46 4/<strong>2024</strong>


Neues von<br />

Newson<br />

BÜCHERSCHAPP<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

ter langen „Nausicaä“ des japanischen<br />

Milliardärs und Kunstsammlers<br />

Yusaku Maezawa (siehe Foto).<br />

Die drei Projekte werden in der<br />

Monografie „Marc Newson. Works<br />

84–24“ präsentiert, das alle bisherigen<br />

Arbeiten des Gestalters vorstellt.<br />

Jede Beschreibung geht auf<br />

die Entstehungsgeschichte und<br />

Herstellung des Stücks ein und enthält<br />

ausführliche Zitate des Stardesigners<br />

selbst. Mit fast 500 Seiten<br />

und fünf Kilogramm sicherlich ein<br />

Schwergewicht unter den diesjährigen<br />

Coffee-Table-Bänden.<br />

Alison Castle: Marc Newson. Works<br />

84–24. Taschen, 496 Seiten, € 150,–.<br />

è www.taschen.com<br />

MONOGRAFIE. Von Autos, Koffern,<br />

Kleidung, Schmuck, Möbeln<br />

und Restaurants bis hin zu<br />

Flugzeugen und Raumschiffen:<br />

Der australische<br />

Allround-Designer Marc<br />

Newson setzt sich mit seinen<br />

sinnlichen und gleichzeitig<br />

futuristischen Entwürfen<br />

über<br />

herkömmliche Grenzen<br />

hinweg und wurde<br />

so zum Superstar seiner<br />

Zunft. Solch ein gestalterisches<br />

Megatalent blieb<br />

natürlich auch den Edel-<br />

Werften nicht verborgen,<br />

und tatsächlich konnte<br />

sich Newson schon an nautischen<br />

Luxusprojekten versuchen, wie z. B.<br />

an der Aquariva (2010) oder der Solaris<br />

Megayacht (2021). Derzeit ist<br />

der Australier wieder mit einer<br />

Super yacht beschäftigt, der 114 Meverlost<br />

unter allen Teilnehmern<br />

ein Exemplar des Buchs<br />

„Marc Newson. Works 84–24“! Einfach<br />

eine E-Mail mit Betreff-Zeile<br />

„Newson“ an gewinnen@<strong>ocean7</strong>.<br />

at senden und mit etwas Glück gewinnen!<br />

Einsendeschluss ist der<br />

14. Juli <strong>2024</strong>, die Gewinner werden<br />

per E-Mail verständigt.<br />

Mit Ihrer Teilnahme am Gewinnspiel<br />

erklären Sie sich einverstanden, den<br />

-Newsletter (jederzeit<br />

kündbar) per E-Mail zu erhalten. Ihre<br />

Daten werden nicht an Dritte weitergegeben.<br />

Keine Bar ablöse. Der Rechtsweg<br />

ist ausgeschlossen.<br />

Schweigen ist Gold<br />

MORDSEE. „Der Retter“ heißt der dritte<br />

Kriminalroman des holländischen Autors<br />

Mathijs Deen, der seinen wortkargen<br />

Kommissar Liewe Cupido auf den<br />

ost- und westfriesischen Insel ermitteln<br />

lässt. Der eigentliche Hauptdarsteller ist<br />

aber wieder das Wattenmeer, das den<br />

Roman – atmosphärisch dicht in all seiner<br />

Schön- und Wildheit beschrieben –<br />

beherrscht.<br />

Der Fall spielt diesmal im Milieu der<br />

Seenotretter, ein noch schweigsamerer<br />

Menschenschlag als der Kommissar<br />

selbst. Wie Deen die Handlung aus<br />

wechselnden Perspektiven und mit unterschiedlichen<br />

Textsorten (u. a. Autopsieberichte,<br />

Zeitungsartikel oder Kurznachrichten)<br />

in aller Ruhe und ohne ein<br />

einziges Mal ins Klischee-Näpfchen zu<br />

treten entwickelt, ist hohe Schriftstellerkunst.<br />

Unbedingte Leseempfehlung!<br />

Mathijs Deen: Der Retter. Mare,<br />

384 Seiten, € 24,50.<br />

è www.mare.de<br />

„ Ich habe nicht die Hälfte von dem erzählt, was ich gesehen habe,<br />

weil keiner mir geglaubt hätte.“<br />

Marco Polo (1254–1324), italienischer Seefahrer und Entdecker<br />

4/<strong>2024</strong> 47


Regatta-Legenden<br />

Der Herr der<br />

1.000 Seemeilen<br />

Kurt Ecker war nicht nur der Urvater des Vercharterns und des Skippertrainings in<br />

Österreich, sondern auch der Erfinder einer anspruchsvollen Hochseeregatta für Hobby-<br />

Segler. Das Regelwerk für das 1.000-Meilen-Race war so durchdacht und die Organisation<br />

so engagiert, dass bis heute keine annähernd vergleichbare Regatta-Serie stattgefunden hat.<br />

Text BOBBY SCHENK | Fotos GEORG GINDL<br />

Motoren? Jede Stunde kostet die dreifache Zeit! Empfangskomitee in Ägypten. Platz für 50 Yachten plus Begleitschiff. Einsatzbesprechung.<br />

48 4/<strong>2024</strong>


Fahrtensegler träumen doch<br />

alle davon, einmal auf einer<br />

Hochsee-Segelregatta mitzusegeln,<br />

groß in der Zeitung<br />

herauszukommen und als<br />

Seehelden gefeiert zu werden. Der<br />

Realisierung stehen leider in der Regel<br />

ein paar große Kleinigkeiten im<br />

Wege – die Finanzierung, der Zeitaufwand,<br />

die Erfahrung, die Kontakte!<br />

Kurzum, bei großen Hochsee-<br />

Rennen teilzunehmen, ist für den<br />

Normalo unter den Seglern ein unerfüllbarer<br />

Traum.<br />

Ein großes Aber! Mit Kurt Ecker<br />

gab es einen Österreicher, der diesen<br />

Traum vom Breitensport-Hochsee-Regattasegeln<br />

verwirklicht hat.<br />

DER BEGINN DER<br />

CHARTER-AGENTUR<br />

Kurt Ecker segelte mit einer solchen<br />

Begeisterung, dass er bald begann,<br />

auf seiner Yacht Gäste mitzunehmen.<br />

Auf seinen Törns entdeckte er,<br />

dass er eine Menge Segler glücklich<br />

machen kann, die sich keine eigene<br />

Yacht leisten konnten. So entstand<br />

Anfang der 1980er-Jahren seine eigene<br />

Charter-Agentur – Ecker<br />

Yachting.<br />

Voller Enthusiasmus stürzte sich<br />

Ecker in dieses Geschäft, das eigentlich<br />

für ihn mehr Hobby war.<br />

Seine Firma wuchs und wuchs und<br />

wurde dank des guten Namens,<br />

den die Firma wegen des hervorragenden<br />

Service und der guten Betreuung<br />

der Gäste errang, bald zur<br />

größten deutschsprachigen Charter-Agentur.<br />

Ecker war einer der<br />

Ersten, der eigene Stützpunkte im<br />

Mittelmeer und in der deutschen<br />

Ostsee einrichtete, und schließlich<br />

hatte Ecker Yachting an die 200<br />

Schiffe im Angebot.<br />

DIE ERFINDUNG DES<br />

SKIPPERTRAININGS<br />

Allerdings stellte Kurt Ecker schon<br />

sehr bald etwas fest, was jeder Fahrtensegler<br />

bestätigen kann: Ist das<br />

Urlaubssegeln an und für sich nicht<br />

sehr aufregend, so liegen doch meist<br />

die Nerven blank, wenn die Yacht<br />

wieder in den Hafen einfährt.<br />

So kam Ecker als Erster auf die<br />

Idee, nicht nur Chartertörns zu<br />

veranstalten, sondern seinen Gästen<br />

nach Möglichkeit auch die<br />

schwierigsten Punkte beim Fahrtensegeln<br />

beizubringen – nämlich<br />

das An- und Ablegen im Hafen, am<br />

Ankerplatz oder auch an der Boje.<br />

Er bot Skippertrainings an, bei<br />

denen die Segler an zwei oder drei<br />

Tagen nichts anderes zu tun hatten,<br />

als An- und Ablegemanöver zu<br />

üben. Aus diesen Skippertrainings<br />

gingen mehrere tausend – keine<br />

Übertreibung – Segler hervor, die<br />

bei diesen Intensivlehrgängen<br />

praktisch lernten, wie man die<br />

Yacht sicher ablegt und wieder<br />

unbeschädigt nach Hause bringt.<br />

EINE HOCHSEEREGATTA<br />

FÜR FREIZEITSEGLER<br />

Aber das war an Erfolg nicht genug<br />

für Kurt Ecker. Er wollte dem „normalen“<br />

Fahrtensegler etwas ganz<br />

besonderes bieten: eine Fahrten-<br />

Hochsee-Segelregatta für jedermann!<br />

Wichtigster Punkt dabei: Ecker<br />

wollte die hoch bezahlten Profis von<br />

der Wettfahrt fernhalten, um den<br />

Österreichische Crews<br />

mischten kräftig mit,<br />

darunter viele Granden<br />

des Yacht Club Austria.<br />

„ Wie sorgt man dafür,<br />

dass Profis keine Lust<br />

auf eine Regatta haben?<br />

Man verbietet Spinnaker!“<br />

Sextant statt GPS. Offroad unterwegs. Pannenhilfe. Damals noch ohne Drohne.<br />

4/<strong>2024</strong> 49


Regatta-Legenden<br />

übrigen Seglern nicht die Freude<br />

an dem großartigen Erlebnis einer<br />

Hochseeregatta zu nehmen.<br />

Die Lösung war ebenso genial wie<br />

einfach: Kurt Ecker verbot bei seinen<br />

Regatten die Verwendung der<br />

Spinnacker. Denn normalerweise<br />

braucht man für die Bedienung eines<br />

Spinnackers, wenn es also um<br />

den Speed des Bootes geht, eine gut<br />

geschulte Mannschaft und vielfach<br />

ein aus giebiges Training vor dem<br />

Rennen. Um diesen Vorteil beraubt,<br />

verloren die Profis rasch das Interesse.<br />

Regattieren im Herbst, da passen<br />

auch Wind und Wetter gut dazu.<br />

1.000 MEILEN MÜSSEN SEIN<br />

Eckers zweiter genialer Schachzug<br />

war: Die Regatta musste mindestens<br />

1.000 Seemeilen weit gehen,<br />

also zu ihrem Ziel weit hinterm<br />

Horizont führen. Zur Erinnerung:<br />

Segler auf Urlaubstörn segeln in<br />

den zwei, drei Wochen Urlaub im<br />

Jahr selten mehr als 200 bis 300<br />

Seemeilen.<br />

Zudem sollte die Regatta aber<br />

im Mittelmeer stattfinden, einem<br />

Revier, das von den umliegenden<br />

Ländern schnell erreichbar ist. Mit<br />

dem Zirkel – auf 1.000 Seemeilen<br />

eingestellt – war ein entsprechendes<br />

Ziel von Kroatien aus leicht<br />

zu finden: Ägypten. Genauer: die<br />

Hafenstadt Alexandria.<br />

Außerdem sollte so eine Regatta<br />

vom Wetter her anspruchsvoll sein,<br />

und damit wäre das sommerlich<br />

windarme Mittelmeer sicher nicht<br />

die richtige Wahl. Aber eine Wettfahrt<br />

im späten Oktober würde zu<br />

einer sehr anspruchsvollen Regatta<br />

werden.<br />

Mit 108 Metern das größte<br />

Ecker-Cup-Begleitschiff<br />

überhaupt: die Khersones.<br />

CLEVERES REGELWERK<br />

Bevor der erste Ecker-Cup 1990<br />

gesegelt wurde, galt es noch zahlreiche<br />

Fragen zu lösen. Zum Beispiel:<br />

Wo finden sich gut 50 Liegeplätze<br />

fürs Regattafeld im<br />

Spätherbst? Die Ägypter versprachen,<br />

das Problem zu lösen, und<br />

sie hielten ihr Versprechen.<br />

Sollten nur Ecker-Yachten teilnehmen?<br />

Nein, jeder konnte mit<br />

einer beliebigen Yacht antreten.<br />

Die einzige Voraussetzung für die<br />

Teilnahme war: kein Spinnaker!<br />

Sollte man den Einsatz von Hilfsmotoren<br />

erlauben? Ja, aber die<br />

„Zeitstrafen“ wurden so hoch angesetzt,<br />

dass sich nur rentieren<br />

würde, möglichst viel zu segeln.<br />

Würde man einen Zwischenstopp<br />

benötigen? Ja, nach ca. 500 Seemeilen<br />

in Griechenland, um unterwegs<br />

den Yachten einen Rund-um-Service<br />

bieten zu können.<br />

Willi Lettner (im Rollstuhl)<br />

gewinnt das Race 1992.<br />

Zwischen Anlegern und<br />

Heurigengarnituren. Laufende Berichterstattung. Begleitschiff SY Amorina.<br />

50 4/<strong>2024</strong>


Volle Wäsche, nur der<br />

Spinnacker war verboten.<br />

PRESSE UND SPONSOREN?<br />

72 Kadetten bringen<br />

die Khersones in Fahrt.<br />

JA, BITTE!<br />

Noch drei bemerkenswerte Details,<br />

die nicht unwesentlich zum Erfolg<br />

des Ecker Cups beitrugen: Die Öffentlichkeit<br />

sollte erstens ebenso an<br />

der Regatta teilnehmen und die<br />

Cracks auf hoher See bewundern<br />

können. Was Kurt Ecker daraufhin<br />

veranlasste, ein ganzes Fernsehteam<br />

vom ORF (es waren neben<br />

den Kameraleuten allein drei Tontechniker<br />

hierfür abgestellt) auf<br />

den Begleitschiffen mitzunehmen.<br />

So konnten später Familien und<br />

Freunde zuhause die Rennen um<br />

Steter Rummel<br />

um Kurt Ecker.<br />

In die Box zur<br />

Segelreparatur.<br />

die Pokale im Fernsehen bewundern<br />

und begleiten, und zwar auf<br />

einem ganz prominenten Sendeplatz,<br />

nämlich nachmittags an Silvester<br />

auf ORF und später dann<br />

auch auf 3sat.<br />

In der Außenwirkung sollte es<br />

zweitens ähnlich zugehen wie bei<br />

den berühmten, ganz großen Rennen<br />

der Profis. Werbung und damit<br />

Sponsoren wurden je nach Einfallsreichtum<br />

der Teilnehmer praktisch<br />

unbeschränkt zugelassen. Zwar waren<br />

auf den Yachten nicht die Embleme<br />

von Mercedes, Oracle oder<br />

RWE zu sehen, aber an der Reling<br />

flatterten Banderolen von der Sparkasse<br />

XY-Dorf oder vom Power-<br />

Brot für Segler vom Dorfbäcker.<br />

Die Teilnehmer haben kein Vermögen<br />

verdient, die Werbeeinnahmen<br />

beschränkten sich vielleicht auf<br />

eine Ladung Konser vendosen, ein<br />

paar Kisten Bier oder eine Spende<br />

für T-Shirts mit dem Schiffsnamen<br />

drauf. Aber immerhin!<br />

MIT BEGLEITUNG<br />

Eine dritte geniale Idee Kurt Eckers<br />

war, dass er nicht nur ein paar Dutzend<br />

Hochseeyachten ins Rennen<br />

schickte, sondern auch Familien<br />

und Freunden ermöglichte, gegen<br />

ein maßvolles Entgelt ihre Teilnehmer<br />

beim Reiten über das Meer verfolgen<br />

und beobachten zu können.<br />

Die dafür notwendigen Begleitschiffe,<br />

die neben den Zuschauern<br />

auch Service-Mannschaft, Schiedsgericht,<br />

Rennleitung, Kamerateams,<br />

Presse, später auch Sitzgelegenhei-<br />

Mit Blasmusik. Ein Stück Heimat: Leberkäse und Bier. Ein Cup, eine Community.<br />

Regattaleiter und YCA-Mitglied<br />

Wolfgang „Lazy“ Legenstein.<br />

4/<strong>2024</strong> 51


Regatta-Legenden<br />

Dream-Team Bitte Bitte Ecker Bildunügen Yachting.<br />

Ecker Yachting – die Erfolgsgeschichte von Kurt Ecker<br />

1981 wurde Ecker Yachting im oberösterreichischen Ried gegründet<br />

(damals unter dem Namen Ecker Yacht Charter, Umbenennung 1992).<br />

Ecker Cups. 1990 wurde das erste 1.000-Meilen-Race veranstaltet –<br />

noch unter dem Titel „Ecker Ägypten Cup“, mit Start im kroatischen Zadar,<br />

Zwischenstopp im griechischen Pylos und Ziel in Alexandria/Ägypten.<br />

1991 wurde der Start des zweiten Cups aufgrund des Bürgerkrieges im<br />

damaligen Jugoslawien nach Marmaris verlegt. Die Route: Marmaris–<br />

Pylos–Alexandria.<br />

1992 Cup Nr. 3, Marmaris–Pylos–El Kantaoui/Tunesien.<br />

1993 Cup Nr. 4, Marmaris–Pylos–Monastir/Tunesien.<br />

1994 Cup Nr. 5, Marmaris–Pylos–Ashkelon/Israel.<br />

1995 Cup Nr. 6, Zadar–Pylos–Malta.<br />

1996 Cup Nr. 7, Marmaris–Pylos–Monastir/Tunesien.<br />

1998 Cup Nr. 8, Zadar–Pylos–Kusadasi/Türkei.<br />

2000 Cup Nr. 9, Zadar–Rethymnon/Kreta–Lavrion/Griechenland. Aufgrund<br />

von extremen Wetterverhältnissen durfte das Feld aus Rethymnon einige<br />

Tage nicht auslaufen. Die zweite Teilstrecke musste verkürzt werden,<br />

um im Zeitplan zu bleiben. Das Ziel wurde kurzfristig von Porto Carras/<br />

Griechenland auf Lavrion/Griechenland geändert.<br />

2003 Cup Nr. 10, Zadar–Preveza/Griechenland–Göcek/Türkei.<br />

2007 Cup Nr. 11, Zadar–Katakolon/Griechenland–Samos/Griechenland.<br />

2011 ging Kurt Ecker in den wohlverdienten Ruhestand und war beim<br />

letzten Cup 2012 (Zadar–Kalamata/Griechenland–Alanya/Türkei) nicht<br />

mehr dabei.<br />

Charterstützpunkte. Von Kurt Ecker bis 2011 aufgebaute Basen:<br />

Kroatien – Veruda, Punat, Zadar, Trogir, Dubrovnik.<br />

Griechenland – Lefkas, Achilleion, Samos.<br />

Türkei – Orhaniye, Göcek.<br />

Skippertrainings. 1988 hat Kurt Ecker erstmals das Intensiv-Skippertraining<br />

veranstaltet – damals gab es nichts Vergleichbares. Das Besondere<br />

war, dass in jeweils drei Tagen intensiv vor allem Hafenmanöver trainiert<br />

wurden. Diese drei Tage wurden von den Freizeitskippern genutzt, um die<br />

Yacht während des Urlaubstörns möglichst gut zu beherrschen. Zudem war<br />

es im Frühjahr auch ein idealer Auftakt für<br />

die neue Segelsaison. Das Skippertraining<br />

war eine großartige Erfolgsgeschichte, von<br />

der im Laufe der Jahre mehr als 10.000<br />

Segler profitieren konnten.<br />

Weitere Meilensteine. 1987 bot Ecker<br />

Yachting erste Mitsegeltörns von Zadar über<br />

Malta nach Tunesien an – jeweils mit zwei<br />

Yachten. Kurt Ecker: „Diese Törns waren genau<br />

genommen die Vorläufer für den nachfolgenden<br />

Ecker Cup und liefen unter dem<br />

Titel ,So nah ist Afrika‘ über drei Jahre.“<br />

1988 und 1989 skipperte eine der beiden<br />

Yachten der legendäre Segler und Autor Karl<br />

Vettermann. Sein Buch „Barawitzka segelt<br />

nach Malta“ war damals wohl auch der Ideengeber<br />

für diese Törns zum jeweiligen Saisonende.<br />

KURT ECKER<br />

ist Gründer von Ecker<br />

Yachting und führte die<br />

Agentur mit Sitz in Ried<br />

über 30 Jahre lang.<br />

Ab 1989 hatte Ecker Yachting auch Flüge im Programm. Mit gecharterten<br />

50-sitzigen Flugzeugen vom Typ Dash-8 von Tyrolean Airways wurden während<br />

der Saison jeweils an Samstagen Flüge nach Zadar, Split, Dubrovnik<br />

und Preveza angeboten. Auch das eine absolute Erfolgsgeschichte: „Der<br />

Gedanke dazu war, unsere Chartergäste günstig und komfortabel zu unseren<br />

Stützpunkten zu bringen und wurde von diesen auch begeistert angenommen.<br />

Die Passagiere bestanden ausschließlich aus Seglern und schon<br />

während des Fluges wurden Tipps und Ratschläge für den anstehenden<br />

Törn ausgetauscht.“<br />

1996 startete die Ecker-Yacht Sarita, eine Solitaire 52, ihre Weltumsegelung<br />

– in Etappen für Mitsegler.<br />

2008 verkaufte Kurt Ecker sein Lebenswerk und ging 2011 in den Ruhestand.<br />

2013 musste die neue Geschäftsführung Konkurs anmelden.<br />

Heute lebt Kurt Ecker 77-jährig nach wie vor in Ried und kümmert sich um<br />

Haus, Hund und Garten.<br />

„ Die vielen erzählenswerten Geschichten bei diesem<br />

Rennen würden einen ganzen Roman füllen.“<br />

ten für die Sieger ehrung transportierten,<br />

mussten immer größer<br />

werden, um dem expandierenden<br />

Regattafeld gerecht zu werden. Sie<br />

fingen beim ersten Rennen mit einer<br />

25-m-Yacht an und wuchsen<br />

dann über eine 35- und 50-m-Motoryacht<br />

bis zu einem Rahsegler mit<br />

108 m Länge.<br />

GO, BACHMANNING, GO!<br />

Mit zwölf 1.000-Meilen-Races deckte<br />

der umtriebige Kurt Ecker einigermaßen<br />

das Mittelmeer ab. Nur<br />

Zypern musste ausgelassen werden,<br />

nachdem im Ecker-Yachting-Büro<br />

in Ried Terrordrohungen eingegangen<br />

waren. Die Zusammensetzung<br />

der Mannschaften war international<br />

– fast jede Segelnation war vertreten.<br />

Die Gesamtsieger aller Ecker<br />

Cups kamen u. a. aus den USA,<br />

Deutschland, Kroatien und selbstverständlich<br />

aus Österreich.<br />

Es haben sich unendlich viele erzählenswerte<br />

Geschichten bei diesem<br />

Rennen abgespielt, die einen<br />

ganzen Roman füllen würden. Zum<br />

Beispiel der Mastbruch auf gerade<br />

jenem Schiff, auf dem die gesamte<br />

Tochter Sonja Ecker:<br />

Skipperin und Ausbildnerin.<br />

Sportlich Segeln und Fischen.<br />

Autor Bobby Schenk, Kurt Ecker,<br />

<strong>ocean7</strong>-Gründer Thomas Dobernigg.<br />

Auch logistisch war das<br />

1.000-Meilen-Race eine Challenge.<br />

52 4/<strong>2024</strong>


Mit Kurt Ecker kamen auch die Skippertrainings für sichere<br />

Hafenmanöver im Sinne einer guten Seemannschaft.<br />

Kamera-Crew vom ORF drauf war.<br />

Oder, mehrmals, das Übersteigen von<br />

Ärzten bei rauer See wegen Notfällen<br />

in der Mannschaft – und das bei fünf<br />

oder sechs Windstärken!<br />

Vielleicht am bemerkenswertesten<br />

aber war die Geschichte der wackeren<br />

Segler aus Bachmanning, der „kleinsten<br />

Gemeinde Österreichs“, beim<br />

Ecker Cup 1992 von Marmaris nach<br />

El Kantaoui. Wie die beherzte Crew<br />

mit ihrer Charteryacht rund um Skipper<br />

Willi Lettner, der aufgrund einer<br />

Muskelschwäche auf den Rollstuhl angewiesen<br />

ist, alle Schwierigkeiten mit<br />

Einsatz und Stil meisterte, rang nicht<br />

nur der Konkurrenz, sondern auch<br />

der großen Presse Respekt ab.<br />

Die letzten 30 Stunden übernahm<br />

Skipper Willi das Ruder und ließ sich<br />

von seiner Crew nicht mehr ablösen,<br />

so groß war sein Ehrgeiz, einen guten<br />

Platz zu erreichen. Als das Team aus<br />

Bachmanning in El Kantaoui (Tunesien)<br />

eingelaufen war, erschien seine<br />

Yacht auf dem Siegerboard nicht<br />

nur in seiner Klasse auf Platz eins,<br />

sondern auch das Blaue Band für<br />

den Gesamtsieg gehörte ihm.<br />

UNERREICHT – BIS HEUTE<br />

Die Ecker Cups wurden mit dem<br />

Ende der Firma Ecker Yachting eingestellt.<br />

Jahre zuvor war Kurt Ecker als<br />

Geschäftsführer dieser einstigen Vorzeigefirma<br />

schon ausgeschieden.<br />

Aber die Cups haben eine unvergessliche<br />

Geschichte geschrieben.<br />

Das hatte es noch nirgendwo auf der<br />

Welt gegeben, dass der Hochseeregatta-Sport<br />

für jedermann offen stand.<br />

Von welch einzigartiger Größe Kurt<br />

Eckers Leistungen, sein Ideenreichtum,<br />

seine Weitsicht, seine Einsatzund<br />

seine Risikobereitschaft waren,<br />

zeigt sich allein darin, dass nach es<br />

ihm keinem gelungen ist, eine annähernd<br />

vergleichbare Hochsee-<br />

Segelregatta- Serie auf die Beine zu<br />

stellen.<br />

<br />

Großes Segeln. Ein Ecker-Cup-Pokal. Alle in einem Boot.<br />

TAUSEND GRÜNDE,<br />

EIN PARTNER


Gebirgssegler Cup<br />

Was man neckt,<br />

das streckt sich!<br />

Als ein Eisenerzer vor 17 Jahren den 4. Platz beim Austria Cup belegte, nannte die Seglergemeinde<br />

den Steirer neckisch den „Gebirgssegler“. Mike Hecker, YCA-Commander der Crew Steiermark, ließ<br />

aus diesem Titel spöttischen Ursprungs die „größte Regatta des Yacht Clubs Austria“ erwachsen.<br />

Text und Fotos ANDREA SIKORSKI<br />

Beim ersten Gebirgssegler Cup<br />

(GSC) starteten drei Schiffe.<br />

Heuer kämpften bereits 32<br />

in drei Klassen um den beehrten<br />

Wanderpokal. Rund 2.500 Personen<br />

nahmen in all den Jahren an dieser<br />

Regatta teil.<br />

Gestartet wird immer am Festland.<br />

An vier Wettfahrtstagen finden<br />

Navigationsfahrten zwischen<br />

den Inseln der Kornaten statt. Etappenziele<br />

sind einladende Häfen<br />

oder gut ausgestattete Marinas. Im<br />

Wettfahrtkomitee dabei ist alljährlich<br />

der Kroate Franjo Juric, ein sehr<br />

erfahrener Regattaleiter. Der GSC<br />

zählt zu den Regatten der Austrian<br />

Offshore Trophy. Soweit die sportlichen<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Showeinlagen der einzelnen<br />

Crews, Marketenderinnen in<br />

Tracht, die Lose verkaufen, ein<br />

Zock-Spiel mit Gewinnen, wie ein<br />

Rundflug oder das Nenngeld für die<br />

nächste Regatta, Stegfest mit steirischem<br />

Buffet, Dirndl und Lederhose,<br />

Galaabend mit Siegerehrung<br />

und ein stets gute Laune verbreitender<br />

Mike Hecker als Organisator<br />

machen das „Erfolgs-Rezept“ dieser<br />

Veranstaltung aus.<br />

MOTIVATION STATT DRUCK<br />

Mike beschreibt seine Regatta als<br />

„die größte Familienfeier auf der<br />

Adria“. Am Wasser wird fair „gefightet“,<br />

am Abend sitzen alle<br />

„zam“ und feiern.<br />

In „seiner Regatta-Großfamilie“<br />

treffen sich Jung und Alt, erfahrene<br />

Segler und Neueinsteiger, Fahrtenund<br />

Profiskipper. Auf der „hohen<br />

Kante“ und abends wird genetzwerkt.<br />

Vom Schneeketten-Vertreter<br />

und Versicherungsmakler bis zur<br />

Köchin oder Züchterin von bordtauglichen<br />

Hunden treffen sich<br />

diverse Berufssparten. Günter<br />

Pachschwöll, professioneller Filmproduzent<br />

und begeisterter Hobbysegler,<br />

begleitet per Drohne die<br />

Regatta. Vor der Siegerehrung<br />

präsentiert er jedes Jahr seinen<br />

spektakulären Mitschnitt in bewegten<br />

Bildern.<br />

Der Anteil der Seglerinnen beträgt<br />

beim GSC um die 25 Prozent,<br />

heuer waren 47 Frauen mit dabei.<br />

Acht von ihnen segelten als Damencrew<br />

auf einem eigenen Schiff. Die<br />

Anzahl der Skipperinnen ist allerdings<br />

noch immer verschwindend<br />

klein. Nur Gerhild Dengg und<br />

Claudia Hofer stehen 30 Kapitänen<br />

gegenüber. Beide sind erfahrene<br />

Seglerinnen und selbstständige<br />

54 4/<strong>2024</strong>


Geschäftsfrauen. Gerhild ist Offshore<br />

Sailing Instructor und Skipperin<br />

bei vielen Regatten. Claudia segelt<br />

nicht nur Dickschiffe, sondern<br />

auch Clubregatten gemeinsam mit<br />

Gerhild am Grundlsee.<br />

Beide werden geschätzt wegen<br />

ihrer ruhigen, partnerschaftlichen<br />

Kommunikation an Bord und Fachkompetenz<br />

– sie bewahren auch<br />

Ruhe, wenn es eng wird und der<br />

Wind richtig pfeift, Anlegemanöver<br />

schwierig werden oder technische<br />

Probleme auftreten.<br />

Die Damencrew unter Skipperin<br />

Claudia musste einen Motorschaden<br />

wegstecken. Trotzdem belegte<br />

sie in der Einheitsklasse Bavaria 46<br />

mit Gennaker den fünften Platz von<br />

14, in der Gesamtwertung segelte<br />

sie auf Platz 20.<br />

Zum zweiten Mal dabei ist das Jugendschiff<br />

mit Skipper Pauli Bleyer,<br />

22-jähriger Juniorchef von „Steirerland<br />

Bleyer“. Das Durchschnittsalter<br />

der drei Mädels und vier Buben an<br />

Bord betrugt 21 Jahre. Einer davon<br />

ist Sebastian Bachl (wegen seiner<br />

beachtlichen Größe „Maibaum“<br />

genannt). Er wird 2025 an der<br />

Einhand-Transatlantik-Regatta<br />

„Mini-Transat“ von Frankreich bis<br />

in die Karibik an den Start gehen.<br />

Das Jugendteam um Pauli auf einer<br />

Bavaria 46 belegte in der Gesamtwertung<br />

Platz 26.<br />

Vierfach-Olympiateilnehmer<br />

Nikolaus Resch und Johannes<br />

Rupitz, Bundesliga-Segler im YCA-<br />

Team, waren heuer ebenfalls Teil<br />

von Mike Heckers „Regattafamilie“.<br />

Niko Resch und seine Crew gewannen<br />

in der offenen Klasse den Gebirgssegler<br />

Cup.<br />

Nikos Erfolgsrezept: Positionen<br />

nach Können aufteilen. Kein Wechsel<br />

der Positionen während der<br />

Wettfahrt. Klare, ruhige Kommandos.<br />

Kein Befehlston. Abläufe festlegen,<br />

wenn ein Manöver misslingt<br />

(z. B. wenn der Gen naker als Eieruhr<br />

am Vorstag hängt oder gar im<br />

Wasser landet, ein Fall oder Segel<br />

reißt u. ä.). Motivation statt Druck.<br />

Druck erstickt Können und Wollen<br />

FOTO: GÜNTER PACHSCHWÖLL<br />

Organisator Mike Hecker ist Garant dafür, dass alle Teilnehmer des GSC (siehe Gruppenfoto) segel- und<br />

wassersportlich, aber auch unterhaltsam und kulinarisch mit einer Prise Steiermark verwöhnt werden.<br />

einer Crew. Im Leistungssport als<br />

„Choking- Phänomen“ (Choking =<br />

Abwürgen) bekannt.<br />

Gebirgssegler Cup <strong>2024</strong><br />

AUCH FLAUTE MACH SPASS<br />

Zu den spektakulärsten Anblicken<br />

zählt der Moment, wenn an der<br />

Wendemarke Gennaker und Spinnaker<br />

auf der Regattabühne auftreten<br />

und das „Geschwader“ mit ihren<br />

bunten Zugvögeln weiter über<br />

das Meer zieht.<br />

Geplant waren sechs Wettfahrten<br />

zwischen Murter (Start- und Zielhafen),<br />

Biograd und Veli Iz. Wetterbedingt<br />

erfolgten nur drei Navigationsfahrten.<br />

Die Vierte fiel wegen<br />

Flaute buchstäblich ins Wasser und<br />

endete mit Badespaß auf der Badeplattform<br />

statt Gewichtstrimm auf<br />

der hohen Kante.<br />

Wieder einmal bestimmten maximaler<br />

Speed nach Lee und Luv, taktisch<br />

perfekte Teamarbeit, optimaler<br />

Segel- und Gewichtstrimm, schnelle<br />

Manöver und smarte Einschätzung<br />

der Gegner den Platz auf der Ziellinie.<br />

Fair Winds!<br />

<br />

Die Regatta. Der jährlich ausgetragene Gebirgssegler Cup wurde heuer vom 21.–25. April ab Murter gesegelt. Es gingen<br />

32 Schiffe in drei Klassen an den Start: zehn First 35 mit Spinnaker in der Einheitsklasse, 14 Bavaria 46 mit Gennaker in<br />

der Einheitsklasse, acht Yachten in der ORC mit Beisegel ohne Einheitsgruppe. Drei von sechs Wettfahrten fanden statt.<br />

Die Gewinner. Einheitsklasse First 35: Taurus, Skipper Herbert Nitzlnader. Einheitsgruppe Bavaria 46: MH49,<br />

Skipper Stefan Eder. Offene ORC: Aqua Nomis, Skipper Niko Resch. All over: Aqua Nomis, Skipper Niko Resch.<br />

Nächster Termin: Der 18. Gebirgssegler Cup wird vom 13.–17. April 2025 gesegelt. Anmeldungen werden vom Organisator<br />

Mike Hecker entgegengenommen (Einheitsklasse First 35 bereits ausgebucht). Keine Gruppen ohne Beisegel!<br />

è mike.hecker@yca.at è www.yca.at<br />

Trainingstage. „Nach dem Training gleich an den Start“: Der YCA bietet Trainingstage termingenau vor dem Gebirgssegler<br />

Cup an. Crewtraining mit Coach ermöglicht eine intensive Beschäftigung mit „Segel & Schiff“. Hinter jedem Handgriff<br />

und jedem Manöver steckt eine ausgeklügelte Technik, die immer den Gesetzen der Physik unterliegt. Nur wer diese versteht,<br />

„begreift“ das Spiel mit den Leinen.<br />

4/<strong>2024</strong> 55


Alpe Adria Sailing Week<br />

Internationaler,<br />

weiblicher, jünger<br />

Der Veranstaltungsort? Perfekt! Das Wetter? Ein Traum! Die Stimmung? Geht nicht besser! Die diesjährige<br />

Alpe Adria Sailing Week (AASW), die vom 26. bis 30. Mai in Punat/Krk stattfand, stand heuer in allen<br />

Belangen unter einem guten Stern und sorgte damit nicht nur für spannende Regatten, sondern war auch ein<br />

Fest der Freude und der Begegnungen. Daniel Kirchmeier, Organisator der AASW und Crew-Commander der<br />

YCA-Crew Kärnten, berichtet vom gelungensten Segelevent der vergangenen Jahre.<br />

Text DANIEL KIRCHMEIER | Fotos FRAN KARABAIĆ , TANJA GÜTTERSBERGER<br />

Letztes Jahr fing die AASW für<br />

uns Veranstalter mit der Suche<br />

einer neuen Regatta-Basis etwas<br />

kompliziert an und ging dann während<br />

der Renntage aufgrund einer<br />

Schwarzen Bura, die nur drei kurze<br />

Wettfahrten zuließ, schwierig weiter.<br />

Dieses Jahr: alles von Anfang an top!<br />

MITTEN IM ORT<br />

Nachdem die Veranstaltung im vergangenen<br />

Jahr zum Glück an der Mole im<br />

Zentrum von Punat unterkam, wählten<br />

wir auch heuer wieder diese Lösung.<br />

Mit Erfolg: Die enge Nachbarschaft der<br />

Boote im Zentrum des malerischen<br />

Ortes schuf eine besondere Gemeinschaft<br />

und ermöglichte intensiven Austausch<br />

und ein fröhliches Miteinander<br />

nach dem Motto: Segeln unter Freunden!<br />

Das üppige Rahmenprogramm –<br />

Live-Musik, Abschlussparty u. v. m. –<br />

trug ebenfalls zu sehr guten und<br />

entspannten Stimmung bei.<br />

Das Regattazelt direkt vor der Mole<br />

war zentraler Treffpunkt und Veranstaltungsort<br />

für die Teilnehmer. Ein<br />

weiterer, inzwischen sehr geschätzter<br />

Vorteil der Lage an der Mole: Die Entfernungen<br />

zu allen anderen wichtigen<br />

Einrichtungen sind kurz. Die Segler<br />

konnten mit wenigen Schritten von<br />

ihren Booten aus das Regattabüro erreichen<br />

und erhielten so schnell und<br />

unkompliziert alle Informationen.<br />

Die Vorbereitungen der Regatta verliefen<br />

gleichfalls reibungslos. Im Vorfeld<br />

der Veranstaltung wurde ein Regatta-Training<br />

unter der Leitung von<br />

Olympia-Teilnehmer Niko Resch angeboten.<br />

Zudem hat auch das Überstellungsservice<br />

einwandfrei funktioniert,<br />

die Überstellung der First 35 von Murter/ACI<br />

Marina Jezera nach Punat und<br />

wieder zurück gestaltete sich ohne Probleme<br />

und ermöglichte den Seglern<br />

eine stressfreie An- und Abreise nach<br />

Punat.<br />

Während der AASW <strong>2024</strong> wurde sportlich<br />

gesegelt, präzise (mit Trac Trac)<br />

getrackt, freundschaftlich gefeiert<br />

und mit dem Kärntner Cruising Cup ein<br />

neuer Pokal vergeben.<br />

56 4/<strong>2024</strong>


NEUN WETTFAHRTEN<br />

Ganz anders als im vergangenen Jahr<br />

präsentierten sich Wind und Wetter<br />

– nämlich von ihren besten Seiten.<br />

Damit konnten insgesamt neun<br />

Wettfahrten ausgetragen werden,<br />

darunter acht Up-and-Down-Kurse,<br />

die für Spannung und Dynamik<br />

sorgten, sowie eine Navigationswettfahrt.<br />

Langjährige Teilnehmer konnten<br />

sich nicht erinnern, dass es während<br />

der AASW jemals so viele<br />

Rennen gab.<br />

Die Regatten fanden unter der<br />

bewährten Wettfahrtleitung von<br />

Otmar Petschnig, Ted Weidlich<br />

und Slavko statt. Ihre Erfahrung<br />

und Professionalität trugen wesentlich<br />

zum reibungslosen Ablauf<br />

der Wettbewerbe bei.<br />

Ausgetragen wurde die AASW<br />

<strong>2024</strong> wieder in mehreren Klassen,<br />

die unterschiedliche Aspekte des<br />

Regatta-Segelns abdecken:<br />

· Der Alpe Adria Cup, für Fahrtenyachten<br />

mit Beisegel nach<br />

ORC.<br />

· Der Austria Cup in der Einheitsklasse<br />

First 35.<br />

· Der Kärntner Racing Cup für<br />

Segler der J/70-Klasse.<br />

· Die Kärntner Cruising Trophy<br />

für den besten Kärntner Skipper<br />

mit Crew.<br />

DAS POTENZIAL DES EVENTS<br />

Dieses Jahr nahmen erstmals einige<br />

unserer Teilnehmer am Croatia Cup<br />

teil. Die Siegerehrung fand im Rahmen<br />

der Eröffnung der AASW statt,<br />

und wir durften auch kroatische<br />

Teams bei unserer Veranstaltung begrüßen.<br />

All das verdeutlichte das Potenzial<br />

der Veranstaltung, sich zu einem<br />

nationenübergreifenden Event<br />

zu entwickeln.<br />

Der Name „Alpe Adria Sailing<br />

Week“ könnte somit in Zukunft<br />

zum internationalen Programm<br />

werden und Segelbegeisterte aus<br />

verschiedenen Ländern – wie<br />

Slowenien oder Italien – ebenfalls<br />

motivieren, um zu einem noch<br />

internationaleren Highlight im<br />

Alpe-Adria-Raum zu werden.<br />

Ein bemerkenswertes Merkmal<br />

der Segelwoche war übrigens die<br />

Teilnahme von drei Damencrews.<br />

Und auch auf den anderen Booten<br />

war der Anteil der Frauen durchaus<br />

beachtlich. Dies belegt, dass Frauen<br />

zunehmend im Segelsport präsent<br />

sind und sich aktiv an Regatten beteiligen.<br />

Wir hoffen, bei der AASW<br />

2025 noch mehr Damencrews begrüßen<br />

zu dürfen.<br />

Starke Präsenz auf der AASW<br />

zeigte auch die Jugend, die auf dem<br />

Feld so manchem Salzbuckel den<br />

Schweiß auf die Stirn trieb.<br />

Fazit: Die AASW <strong>2024</strong> war erneut<br />

ein unvergessliches Erlebnis für alle!<br />

Mit spannenden Wettfahrten, unterhaltsamen<br />

Events und der traumhaften<br />

Kulisse der Kvarner Bucht bot<br />

die traditionsreiche Veranstaltung<br />

Wir sind Alpe Adria<br />

S ailing Week!<br />

des Yacht Club Austria alles, was<br />

das Seglerherz erfreut.<br />

Ein besonderer Dank gilt dem<br />

Team von In2theblue mit Basis in<br />

Punat für ihre hervorragende Unterstützung<br />

bei der Organisation.<br />

Die Hilfe und Einsatzbereitschaft<br />

des gesamten Teams haben maßgeblich<br />

zum Erfolg der Veranstaltung<br />

beigetragen.<br />

2025 VOR DER TÜR<br />

Mann kann sich auch schon für<br />

die nächste AASW anmelden! Die<br />

Teilnehmer am heurigen Austria<br />

Cup, der 2025 wieder mit First 35<br />

ausgetragen wird, können sich mit<br />

ihrer verbindlichen Anmeldung<br />

und der Überweisung von 500 Euro<br />

als Anzahlung ihre First 35 sichern.<br />

Bis 1. Juli <strong>2024</strong> bleiben sie für die<br />

diesjährigen Teilnehmer reserviert,<br />

danach gilt das Prinzip: Wer zuerst<br />

kommt …<br />

<br />

Alpe Adria Sailing Week <strong>2024</strong><br />

Die Regatta. Gesegelt wurden neun Wettfahrten in vier<br />

Tagen – acht Up-and-Down- und ein Navigations-Kurs.<br />

Die Bewerbe. Alpe Adria Cup – die Sieger: Aqua<br />

Nomis/Julian Kircher; Joker_O/Christof Dittrich;<br />

Desidera/Christian Horvath.<br />

Austria Cup <strong>2024</strong> (Einheitsklasse First 35) – die Sieger:<br />

Scorpio/Karl Florian; Capricorn/Peter Fritsch;<br />

Aquarius/Erich Monsberger.<br />

Kärntner Racing Cup – die Sieger: In2TheBlue/Martin<br />

Emmer; Boot Tulln/Christian Bayer; Pantaenius<br />

Yachtclub Austria/Emilia Pottinger.<br />

Kärntner Cruising Trophy – die Sieger: Joker/Skipper<br />

Christof Dietrich; Desperado/Skipper Otto Sattmann;<br />

Aquarius/Skipper Erich Monsberger.<br />

Nächster Termin. Die 18. Alpe Adria Sailing Week wird<br />

vom 25.–29. Mai 2025 wieder in Punat und in denselben<br />

Bewerben gesegelt (Stand: Juni <strong>2024</strong>).<br />

è www.aasw.at<br />

4/<strong>2024</strong> 57


FOTO: ALEXANDRE.ROSA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Ausbildung FB4<br />

Die Kathedrale St. Maria auf der<br />

Burg Eivissa thront hoch über dem<br />

Hafen und der Altstadt von Ibiza.<br />

FB4,<br />

weltweite Fahrt!<br />

1.246 Meilen von Ibiza via Gibraltar nach Teneriffa. Inklusive Ausbildung in Theorie und Praxis für<br />

den Fahrtenbereich 4 samt Prüfung – alles an Bord eines Segelkatamarans. Mein Erfahrungs bericht.<br />

Text ERNST HABUSTA | Fotos ELISABETH CZIEP<br />

Von zwei Freunden aus<br />

meinem Segelverein werde<br />

ich auf dieses Pionier-Projekt<br />

aufmerksam gemacht<br />

– und ich möge mich doch mit dem<br />

Veranstalter über die Details austauschen.<br />

Was ich auf der Bootsmesse<br />

in Tulln auch tue, weil mich<br />

dieses Astronavigations-Thema<br />

nicht loslässt. Und ich heuere an.<br />

Anfangs bin ich nicht ganz überzeugt,<br />

wie sich operative Schiffsführung,<br />

Ausbildung, Üben, Lernen<br />

und die Prüfung vereinbaren lassen.<br />

Das ändert sich aber bald, nachdem<br />

wir an Bord gehen und am Nachmittag<br />

des 29. Oktober im Stadthafen<br />

von Ibiza ablegen.<br />

Zuvor organisieren wir uns und<br />

unsere Reise noch gründlich. Es<br />

werden die Notrollen definiert, besprochen,<br />

geübt und Verantwortlichen<br />

zugeordnet. Wir legen unseren<br />

rotierenden Wacheplan fest, unterhalten<br />

uns über Proviant, kaufen<br />

um satte 1.200 Euro ein, verstauen<br />

nach Plan und bestimmen letztlich<br />

auch noch die „Cooks of the day“.<br />

Alle unsere beschlossenen Regeln<br />

werden auf Papier gebracht und<br />

im Salon, gut sichtbar für jede(n),<br />

ausgehängt.<br />

Wir, das sind zehn Personen an<br />

Bord der Neptuno – der Skipper<br />

Alex Bayr von b3onwater, unser<br />

Prüfer „Little“, wie er sich vorstellte<br />

(alias Prof. DI Dr. Franz Friedreich),<br />

und acht Crew-Mitglieder, von denen<br />

fünf Prüfungsanwärter sind. Ich<br />

kenne bis zu diesem Zeitpunkt niemanden<br />

aus dem Team außer Alex,<br />

und das erhöht die Spannung darauf,<br />

wie sich in den kommenden<br />

zwei Wochen die zwischenmenschliche<br />

Ebene auf See und in Stress-<br />

Situationen entwickeln wird.<br />

Aber es ist auch sehr früh spürbar,<br />

dass sich an Bord sehr viel Erfahrung<br />

und Know-how trifft – ein hoher<br />

seemännischer Level und ausgewogene<br />

Persönlichkeiten. Damit ist<br />

ein angenehmes Zusammenspiel zu<br />

erwarten.<br />

VOLLE UND HALBE SICHT<br />

Bevor wir unsere erste Etappe nach<br />

Gibraltar starten, analysieren wir<br />

natürlich noch die Wetterlage und<br />

den Forecast ausführlich – und der<br />

ist für die nächsten Tage nicht sehr<br />

motivierend. In der Biscaya bauen<br />

sich schon seit Tagen immer wieder<br />

Tiefs auf, die teilweise in die irische<br />

See, aber teilweise auch über das<br />

spanische Festland in das westliche<br />

Mittelmeer ziehen.<br />

Das bedeutet für uns Wind aus<br />

Südsüdwest und damit direkt auf<br />

die Nase. Somit ist klar, dass wir<br />

mit unserer Neptuno (Lagoon 52<br />

mit Selbstwendefock) nicht aufkreuzen,<br />

sondern unter Motor<br />

fahren und Meilen machen wollen,<br />

bevor das Wetter noch unangenehmer<br />

wird.<br />

58 4/<strong>2024</strong>


Als Monohull-Segler mit bisher<br />

wenig Berührungspunkten zu Kats<br />

hat mich das Verhalten und das<br />

Handling des Schiffs unter den zu<br />

erwartenden Bedingungen interessiert.<br />

Er liegt überraschend ruhig in<br />

der rauen See, was sich als großer<br />

Vorteil herausstellt. Denn in diesem<br />

Leg machen wir ausgiebig Theorie,<br />

können relativ ruhig über unseren<br />

Skripten um den Tisch im Salon sitzen,<br />

machen uns mit den zwei Sextanten<br />

(ein Vollsicht-Instrument<br />

von Cassens & Plath und ein Halbsicht<br />

von Freiberger) vertraut, die<br />

wir an Bord haben.<br />

Meine anfängliche Skepsis über<br />

dieses Ausbildungsformat wandelt<br />

sich spätestens jetzt. Das Lehrbuch<br />

ist verständlich aufgebaut, konzentriert<br />

sich auf das Wesentliche, ist gut<br />

illustriert und die Berechnungen erfolgen<br />

auf Basis der Tables des Nautical<br />

Almanac, das den internationalen<br />

Standard darstellt.<br />

Anschließend an die Theorie-Einheiten<br />

wird konsequent geübt – ein<br />

Feature, das sehr vorteilhaft ist, weil<br />

das theoretische Wissen sofort in<br />

die Praxis umgesetzt werden kann<br />

und durch unsere Form der „Isolation“<br />

an Bord Verständnisfragen<br />

unmittelbar behandelt werden können.<br />

Mir gefällt diese Methodik und<br />

ich bin froh, dass ich mich für diesen<br />

Trip entschieden habe.<br />

PRÜFUNG IN GIBRALTAR<br />

So ziehen wir mit einer dichten<br />

Ladung Know-how über Astronavigation<br />

im Gepäck unsere Spuren<br />

durch das westliche Mittelmeer<br />

und kommen am Nachmittag des<br />

1. November in Gibraltar an. Eingecheckt<br />

wird in der Marina des spanischen<br />

Teils.<br />

Tags darauf und die folgenden<br />

Tage werden in der Marina um die<br />

40 kn Wind aus West gemessen und<br />

es regnet. Wir müssen einige Tage<br />

abwettern, ehe wir uns auf die zweite<br />

Etappe machen können. Aber wir<br />

haben eh noch einiges zu tun, ehe es<br />

weitergehen kann. Es muss getankt,<br />

gebunkert, der britische Teil besucht<br />

und der Affenfelsen besichtigt werden.<br />

Und unsere theoretische Prüfung<br />

steht an. Weil sich das Wetter<br />

nicht bessern mag und beständig<br />

starker Westwind durch die Straße<br />

bläst, sitzen wir hier vier Tage fest.<br />

Die einfachste Übung ist das Tanken,<br />

beim Bunkern haben wir diesmal<br />

stark übertrieben. Es hatte auch<br />

niemand damit gerechnet, dass wir<br />

auch Fische fangen werden.<br />

Die Prüfung gestaltet sich umfangreich,<br />

aber nicht unlösbar. Sie<br />

besteht aus der Planung einer Langfahrt<br />

(die zu präsentieren war), 30<br />

Multiple-Choice-Fragen und einem<br />

zusammenhängenden, längeren<br />

Beispiel mit dem Ziel der Ermittlung<br />

der eigenen Position durch Berechnung<br />

und Zeichnung.<br />

Wir dürfen erleichtert aufatmen,<br />

die Prüfung ist gutgegangen – aber<br />

die nächste Herausforderung wartet<br />

bereits auf uns.<br />

FREIFACH ANGELN AUF SEE<br />

Die kommenden Tage beraten Skipper<br />

und Prüfer über eine günstige<br />

Gelegenheit für den Start zur zweiten<br />

Etappe. Am 5. November soll<br />

sich ein kurzes Fenster auftun, der<br />

starke Westwind nachlassen und<br />

trotz der zu erwartenden Restwelle<br />

die Passage der Straße von Gibraltar<br />

mit Hilfe des Gezeitenstroms möglich<br />

sein. Wir legen ab und verlassen<br />

Gibraltar.<br />

Die Rechnung geht auf, es bleibt<br />

zwar die See etwas ruppig, aber wir<br />

kommen gut zurecht. Lediglich ein<br />

Thema, das ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko<br />

darstellt, beschäftigt<br />

uns. Es geht um die Orca-Berichte,<br />

die um dieses Revier kursieren.<br />

Zwei Tage vor unserer Abreise aus<br />

Gibraltar wurden Orca-Sichtungen<br />

auf afrikanischer Seite gemeldet.<br />

Wir entscheiden uns daher, die Straße<br />

im Norden auf der 20-m-Tiefenlinie<br />

zu passieren und nach dem<br />

Ende des Verkehrstrenngebietes im<br />

obligaten 90°-Winkel zu queren.<br />

Wir kommen gut durch und<br />

schnuppern schon Atlantikluft,<br />

als der Skipper mitteilt, dass ab der<br />

FOTO: TIMOTHY KNOX/SHUTTERSTOCK.COM<br />

aktuellen Position gekoppelt wird.<br />

Ab jetzt bestimmen wir unsere Position,<br />

wie wir es gut geübt hatten,<br />

brav mit Sextantenmessungen und<br />

zeichnen wieder. GPS dient uns zur<br />

Kontrolle, aber unsere Messungen<br />

und Berechnungen dienen zur Ermittlung<br />

des Standorts und zur Bestimmung<br />

unseres Kurses.<br />

Damit sind wir aber mitten im<br />

Praxisteil unserer Prüfung und es<br />

Bei einer FB4-Ausbildung<br />

in Theorie und<br />

Praxis an Bord gibt<br />

es viel zu entdecken.<br />

4/<strong>2024</strong> 59


Ausbildung FB4<br />

„ Elisabeth hatte unseren Standort bereits fertig und fehlerfrei<br />

berechnet, als wir noch dabei waren, unsere Bleistifte zu spitzen.“<br />

bleibt spannend. Auch die gewohnte<br />

Wetterlage bleibt uns erhalten. Wir<br />

haben jetzt achterlichen Grundwind<br />

mit ziemlich konstant 25 kn (in den<br />

Böen bis ca. 33 kn) und Welle zwischen<br />

fünf und sechs Metern, wobei<br />

die Atlantikwelle nicht unangenehm,<br />

weil langgezogen ist.<br />

Es ist kalt in den Wachen. Ich<br />

trage alles, was ich aufbieten kann:<br />

Stiefel, Ölzeug sowieso, Thermo-<br />

Unterwäsche, warme Haube, Neopren-Handschuhe<br />

– ich friere trotzdem<br />

bis zum 30. Breitengrad, wo<br />

wir uns bei den Wachwechseln einreden,<br />

dass es heute wieder viel wärmer<br />

geworden ist.<br />

Und LAT 30° N ist in etwa auch<br />

die Position, an der wir einen Fischfang<br />

zu verzeichnen haben. Ein<br />

Tuna mit ca. acht Kilo hat sich für<br />

uns geopfert. Herbert ist (so wie unser<br />

Skipper Alex) ein passionierter<br />

Fischer und hat das Prachtstück gut<br />

gelandet. Kurze Zeit später gibt es<br />

ein vorzügliches Thunfisch-Ca r-<br />

paccio und frisch gebackenes Brot<br />

aus der Hand unserer Elisabeth.<br />

Sie war es auch, die unseren<br />

Standort bereits fertig und fehlerfrei<br />

berechnet hatte, als wir noch dabei<br />

waren, unsere Bleistifte zu spitzen.<br />

Weiters hat Elisabeth bei voller<br />

Fahrt unser Großfall klariert, das<br />

sich bei einem Anschlag am Mast<br />

nahe des Tops verfangen hatte und<br />

das Großsegel blockierte. Das war<br />

eine Reise mit dem Bootsmannsstuhl<br />

in ca. 25 Meter Höhe bei rauer<br />

See – und das an ihrem Geburtstag!<br />

FOTO: LEOKS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

San Miguel de Tajao – ein typisches Fischerdorf<br />

auf Teneriffa nahe der Marina San Miguel.<br />

Portugal<br />

die Marina San Miguel, machen<br />

Klar-Schiff und essen am Abend<br />

zur Abwechslung wieder einmal<br />

an Land. Es werden die Zertifikate<br />

verliehen – alle Anwärter unseres<br />

Schiffes haben bestanden. Skipper<br />

und Prüfer finden berührende und<br />

verbindende Worte.<br />

Eine ungewöhnliche Reise geht<br />

zu Ende und jede Person, die nicht<br />

dabei gewesen wäre, hätte gefehlt.<br />

Die Reise insgesamt und das Ausbildungsformat<br />

sind zu empfehlen.<br />

Wer das FB4-Patent noch auf seiner<br />

Bucket List hat, sollte zugreifen.<br />

Zu guter Letzt kann man sagen,<br />

dass wir uns nun nach den zahlreichen<br />

Messungen und Positionsbestimmungen<br />

per Sextant ganz gut<br />

auf dem Planeten zurechtfinden.<br />

Alle sind wir uns einig: Die Erde ist<br />

keine Scheibe.<br />

<br />

FB4 – die Lizenz für die weltweite Fahrt<br />

Ausbildung: Für den österreichischen IC-konformen FB4<br />

ist neben einer Theorieprüfung (Multiple Choice + Kartenarbeit)<br />

und der Ausarbeitung einer Offshore-Langfahrt<br />

auch eine Praxisprüfung über mindestens 200 nautische<br />

Meilen vorgesehen. Die Seefahrtsschule b3onwater bietet<br />

die vollständige FB4-Ausbildung in Theorie und Praxis als<br />

Modul inkl. Theorie- und Praxisprüfung in nur zwei Wochen<br />

auf dem Lernschiff an. Die Wissensgebiete des FB4 sollen<br />

ein sicheres Befahren von „Blauwasser“, also reine Offshore-Gebiete,<br />

die Planung von Langfahrten und die Navigation<br />

ohne Landsicht, die Astronavigation (Bestimmung<br />

der Position mithilfe der Gestirne), gewährleisten.<br />

Nächster Termin: 23. November bis 7. Dezember <strong>2024</strong>,<br />

Kleingruppe mit maximal 6 TeilnehmerInnen. Weitere Infos<br />

(Schulschiff, Route etc.) inkl. Anmeldemöglichkeit online:<br />

è www.b3-onwater.at<br />

Spanien<br />

Ibiza<br />

Mallorca<br />

Mittelmeer<br />

><br />

ABSCHLUSSZEUGNIS<br />

Nach dem Tausch der defekten<br />

Wasserpumpe durch unser Allround-Experten-Team<br />

Herbert<br />

und Peter kommen wir müde,<br />

aber glücklich in Teneriffa an.<br />

Wir dürfen zufrieden sein –<br />

wir haben gut navigiert und<br />

1.246 Meilen abgespult. Am<br />

10. November erreichen wir<br />

Madeira<br />

Atlantik<br />

><br />

><br />

GIBRALTAR<br />

Marokko<br />

><br />

36° 8‘ N<br />

60 4/<strong>2024</strong><br />

Teneriffa<br />

Gran<br />

Canaria<br />

5° 22‘ W


SEGELYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Breiter Spagat<br />

OBERE MITTELKLASSE. Die Dufour<br />

44 war im Januar auf der Boot Düsseldorf<br />

eine der wichtigsten Weltpremieren,<br />

nun gibt es von der französischen<br />

Mittelklasse-Yacht die ersten<br />

Inwater-Fotos in lustiger Kriegsbemalung.<br />

Die 44 ist für Dufour ein<br />

extrem wichtiges Modell, denn erst<br />

letzten Herbst wurde die Werft auf<br />

La Rochelle von den Charter-Platzhirschen<br />

Sunsail und Moorings als<br />

zukünftiger Zulieferer der Monohull-<br />

Modelle auserkoren. Somit werden<br />

wohl alle künftigen Dufour-Modelle<br />

Dufour 44, ein neuer Charter-Liebling?<br />

noch mehr in Richtung Charter-<br />

Tauglichkeit entwickelt werden, allerdings<br />

will man es sich natürlich<br />

auch nicht mit den privaten Eignern<br />

verscherzen. Ein schwieriger Spagat!<br />

Was beide Zielgruppen mögen, ist<br />

viel Platz an Bord – und den kann<br />

die Dufour 44 dank 4,45 m maximaler<br />

Breite auf 13,10 m Länge liefern.<br />

Das Rumpfvolumen erlaubt auch die<br />

Bugkabine zu splitten, damit verfügt<br />

die Yacht über bis zu vier Doppelkabinen<br />

mit jeweils einer eigenen Nasszelle.<br />

Private Käufer werden wohl<br />

eher zur Drei-Kabinen-Version mit<br />

riesiger Eignerkabine im Bug greifen.<br />

è www.dufour-yachts.com<br />

Die Luxusklasse im Fadenkreuz<br />

CARBON-SEGLER. Die Spezialität<br />

der Werft Yonca in Istanbul sind<br />

eigentlich Patrouillenboote für<br />

den militärischen Bereich und die<br />

Küstenwache. Das über die Jahre<br />

gewonnene Know-how rund um<br />

Sandwich-Kohlenstoff-Verbundwerkstoffe<br />

nutzen die Türken aber<br />

seit kurzem auch, um unter der<br />

Marke Mishi recht luxuriöse Segelyachten<br />

herzustellen. Letztes Jahr<br />

wurde in Cannes die Mishi 88 erstmals<br />

präsentiert, heuer soll ebenfalls<br />

an der Côte d‘Azur eine 102 Fuß<br />

große Schwester folgen. Sehr auffällig<br />

der große Decksaufbau mit<br />

Hardtop-Überdachung, der darauf<br />

hinweist, dass man hier weniger auf<br />

Sportlichkeit und mehr auf Komfort<br />

Wert gelegt hat. Platz genug für acht<br />

Gäste und vier Besatzungsmitglieder<br />

dürfte es auf dem 31 Meter langen<br />

Luxussegler auch geben.<br />

è www.mishiyachts.com<br />

Opulenter Leichtbau: Mishi 102.<br />

Leichte Lässigkeit<br />

Next Generation Y8.<br />

LUXUSSEGLER. Auf der Palma International<br />

Boat Show hat YYachts<br />

ein Nachfolgemodell der Y8 präsentiert.<br />

Die 80-Fuß-Yacht, wie beim<br />

deutschen Hersteller üblich aus Kohlefaserverbundwerkstoffen<br />

gefertigt,<br />

besitzt dank eines breiteren Hecks<br />

mehr Volumen als die Vorgängerin.<br />

Die Eignersuite mit separatem<br />

Salon kann entweder im Bug oder<br />

im Heck mit direktem Zugang zum<br />

Cockpit untergebracht werden.<br />

Selbstwendefock und die verdeckte<br />

Verlegung des laufenden Guts zu den<br />

Steuersäulen machen die Bedienung<br />

komfortabel. Ein tieferer Schwerpunkt<br />

durch die Verlagerung des<br />

Maschinenraums unter den Salonboden<br />

und die Verlegung des Masts<br />

nach achtern sollen die Segeleigenschaften<br />

merklich verbessern.<br />

è www.yyachts.de<br />

4/<strong>2024</strong> 61


Bavaria C46<br />

Eine<br />

für alles!<br />

Die vielseitige Segelyacht mit großem Potenzial ist aus einer neuen Denkweise geboren, welche die<br />

üblichen Bootskategorien, wie Eigner-, Charter-, Fahrten- oder Regattaboot, einfach außer acht<br />

lässt und sich auf den wesentlichen Kern einer modernen Segelyacht fokussiert.<br />

Text DETLEF JENS | Fotos WERFT<br />

Die einhundert Seemeilen<br />

segelte die zweiköpfige<br />

Überführungscrew in<br />

knapp 15 Stunden. Ein<br />

Durchschnitt von fast sieben Knoten,<br />

mit in den Spitzen natürlich<br />

entsprechend mehr Speed. „Tagsüber<br />

sind wir noch gemütlich bei<br />

leichtem Wind an Monaco vorbeigezogen,<br />

aber um Mitternacht<br />

briste es ziemlich auf. Wir hatten<br />

stellenweise 25 Knoten Wind, mit<br />

Böen bis 30“, erklärt Marcus<br />

Schlichting von Bavaria, der das<br />

Schiff mit seinem Kollegen David<br />

Goedde von der Messe in Cannes<br />

zur nächsten Messe nach Genua<br />

überstellt hatte. „Nur unter Großsegel<br />

und Selbstwendefock surften<br />

wir mit elf bis 13 Knoten die Wellen<br />

hinab! Das war einfach beeindruckend,<br />

wie leicht die C46 dann noch<br />

auf dem Ruder lag.“<br />

Auch während der Überführung<br />

von Genua nach Barcelona (350 sm)<br />

kam die Bavaria C46 mit kleiner<br />

Crew aus. Michael Künstler, bei<br />

Bavaria Yachts Chef des Einkaufs,<br />

segelte flott die Côte d’Azur ab:<br />

„8,5 Knoten Speed über Grund bei<br />

elf Knoten Wind nur mit Großsegel<br />

und Selbstwendefock, das ist schon<br />

stark. Auch bei kurzer Welle segelt<br />

das Schiff absolut angenehm. Durch<br />

die Ausstattung mit den sechs Winschen<br />

des Ocean Pakets war ein optimales<br />

Handling auch mit nur drei<br />

Crewmitgliedern bei Flaute bis<br />

Sturm absolut möglich. Und unter<br />

Deck fühlt man sich bei der Freiwache<br />

durch das viele natürliche Licht<br />

sehr wohl.“<br />

GANZ NACH VORGABE<br />

Auf diesen Überführungstörns wie<br />

auch auf etlichen anderen Testfahrten<br />

zeigte die neue Bavaria C46,<br />

dass sie die Vorgaben der Werft auf<br />

den Punkt erfüllt. Das Entwicklungsteam<br />

von Bavaria wollte nichts<br />

weniger als eine gut segelnde und<br />

leicht zu handhabende Segelyacht<br />

von 46 Fuß Länge, die sich für die<br />

unterschiedlichsten Zwecke und<br />

Wünsche konfigurieren lässt.<br />

Zum Beispiel als schnelle und sichere<br />

Fahrtenyacht für lange Reisen.<br />

Oder als komfortables Familienboot<br />

mit vielen Kabinen. Oder für den<br />

Einsatz als Charteryacht – oder zu<br />

welchem Zweck auch immer. Ambitionierte<br />

Segler werden, mit den<br />

entsprechenden Segeln, auch erfolgreich<br />

Regatten segeln können. Kurz:<br />

Diese Yacht ist die perfekt funktionierende,<br />

gut segelnde Basis, auf der<br />

jeder Eigner seine eigenen Vorstellungen<br />

realisieren kann.<br />

In der Einrichtung gibt es etliche<br />

Variationen, aber nicht alle Räume<br />

lassen sich beliebig verschieben, da<br />

viele Schotten strukturell bedingt<br />

wichtig sind. Dennoch können die<br />

einzelnen Kabinen unterschiedlich<br />

ausgestattet und genutzt werden.<br />

Die Gestaltung unter Deck ergibt<br />

sich auch immer aus der Position<br />

des Mastes. Der steht bei der C46<br />

zugunsten der größeren Segelfläche<br />

der Vorsegel wieder etwas weiter<br />

achtern. Das wiederum bestimmt<br />

die Position des Hauptschotts, und<br />

so wurde eine riesige Eignerkabine<br />

vorne möglich – oder zwei große<br />

Kabinen mit je einem eigenen Bad.<br />

Der Salon ist großzügig aufgeteilt<br />

mit einer U-Messe und Bank davor<br />

an Steuerbord und einer großen<br />

Küche gegenüber an Backbord.<br />

Dazu gibt es einen Kartentisch, der<br />

in diesen Raum mit offener Küche<br />

integriert ist und auch als Bordoffice<br />

dienen kann. Achtern gibt es<br />

zwei Kabinen mit je einem eigenen<br />

WC, dazu die Möglichkeit einer<br />

weiteren Kabine mit Stockbetten<br />

oder eines etwas größeren oder<br />

kleineren Technik- oder Wirtschaftsraums.<br />

62 4/<strong>2024</strong>


4/<strong>2024</strong> 63


Bavaria C46<br />

Das Cockpit ist trotz großer Tische<br />

und Bänke fürs Segeln gemacht.<br />

64 4/<strong>2024</strong><br />

Keine störenden Fallen – alle<br />

führen abgedeckt ins Cockpit.<br />

Einfaches Handling,<br />

auch für kleine Crews.<br />

Aber zurück zur Grundlage, den<br />

Segeleigenschaften. Auch diese<br />

lassen sich, ganz nach eigenem Ermessen,<br />

unterschiedlich nutzen –<br />

nicht jeder möchte gleich das volle<br />

Potenzial entfesseln. Bei zahlreichen<br />

Tests haben die Werftcrews<br />

aber genau das getan, sie haben<br />

das Schiff mit dem Code Zero an<br />

die Grenzen gebracht, in sportlich<br />

ambitionierten Manövern die Platzierung<br />

von Winschen und Beschlägen<br />

getestet und dabei immer auch<br />

einen Riesenspaß gehabt.<br />

Solch ein sportliches Segeln ist bei<br />

einer Schiffsgröße von 46 Fuß allerdings<br />

nicht ganz ohne. Vereinfacht<br />

wird es durch den „Code Permanent“,<br />

wie dieses große, auf der<br />

Rolle gefahrene Raum segel von<br />

Elvström genannt wird.<br />

Es ist ein Code Zero aus leichterem<br />

Tuch, welches man permanent<br />

auf jedem Törn angeschlagen lassen<br />

kann. Dank der stabilen Torsionsleine<br />

im Vorstag kann es gut<br />

eingerollt werden und muss beim<br />

Segeln selbst nicht unbedingt gesetzt<br />

oder geborgen werden, da es<br />

ja wie eine große Genua aus- und<br />

eingerollt wird. Die Handhabung<br />

ist einfach und auch das Halsen<br />

verliert alle Dramatik, da das Segel<br />

vor dem Manöver einfach aus dem<br />

Cockpit heraus eingerollt und auf<br />

dem neuen Bug wieder ausgerollt<br />

wird.<br />

Zitat mit Bild Marcs Schlichting.<br />

Bild angefordert.<br />

WINSCH DIR WAS<br />

Der Mast steht ziemlich genau in<br />

der Schiffsmitte, das sorgt für ausgewogenes<br />

Segeln. So entwickelt<br />

aber schon die Selbstwendefock<br />

reichlich Vortriebskräfte, was sich<br />

z. B. beim Testsegeln im aufgewühlten<br />

Seegang vor Barcelona deutlich<br />

zeigt: Nach der Wende kann das<br />

Schiff trotz der kurzen, bremsenden<br />

Wellen sofort wieder Fahrt<br />

aufnehmen. Das ist beeindruckend,<br />

erhöht die Freude am Segeln und<br />

ist letztendlich auch ein Sicherheitsaspekt.<br />

Kurzum: Ein Segelprofi<br />

am Steuer kann sehr viel aus dieser<br />

Yacht herauskitzeln.<br />

Ein zentraler Punkt ist das Winschenlayout<br />

im Cockpit. Maximal<br />

sechs Winschen sorgen für Vielseitigkeit.<br />

Jeweils zwei befinden sich<br />

auf jeder Seite an den Steuerständen,<br />

so kann das Schiff von hier<br />

aus durch den Rudergänger ganz<br />

einfach auch einmal alleine gesegelt<br />

werden. Die Schoten von<br />

Groß- und Vorsegel sind perfekt<br />

zur Hand. Sollen aber doch einmal<br />

schnellere Manöver mit mehr be-


Vier Winschen sind Standard, zwei<br />

weitere (E-)Winschen sind Option.<br />

Die tief öffnende Badeplattform ist<br />

über eine Zwischenstufe erreichbar.<br />

Erleben Sie mit uns<br />

Ihren Traum von der<br />

eigenen Yacht!<br />

Vier Winschen sind Standard,<br />

zwei weitere (E-)Winschen Option.<br />

8,5 kn Fahrt bei 11 kn Wind<br />

segelte schon der Prototyp.<br />

Yachtinvest:<br />

Charter-Kauf<br />

Der auch für Zusatzsegel perfekt<br />

zugeschnittene Bugspriet.<br />

Die wichtigsten Daten auch über<br />

dem Niedergang stets im Blick.<br />

teiligten Personen gefahren werden,<br />

könnte es hier dann schon<br />

mal eng werden. Daher gibt es die<br />

Option, ganz traditionell auch auf<br />

den Cockpitsülls noch je eine<br />

weitere Winsch zu platzieren.<br />

Die Vorsegelschoten lassen sich<br />

so umleiten, dass sie sowohl von<br />

hier als auch von den Steuerständen<br />

aus gefahren werden können.<br />

Zudem kann jedes Fall (die alle<br />

nach achtern ins Cockpit umgelenkt<br />

sind) von jeder beliebigen<br />

Winsch am Steuerstand bedient<br />

werden. Und ja, es gibt die be -<br />

liebte Option, mindestens zwei<br />

Hauptwinden elektrifiziert zu<br />

ordern.<br />

ENDLOS-SCHLEIFE<br />

Die Großschot wird als „German<br />

Mainsheet“ ohne Traveller gefahren.<br />

Vom Baum aus wird sie zum<br />

Mast und von dort aus beiderseitig<br />

nach achtern ins Cockpit geleitet,<br />

wo je ein Ende auf je einer Winsch<br />

bei den Steuerständen landet.<br />

Auch hier gibt es eine einfache<br />

und geniale Variation: Dreht man<br />

die Schot quasi um und belegt die<br />

losen Enden am Baum, hat man<br />

im Cockpit eine „Endlos-Schot“,<br />

vor allem aber hat man ein doppeltes<br />

System, mit dem sich jede<br />

Seite der Schot einzeln einstellen<br />

und der Baum sich somit optimal<br />

trimmen lässt. Ein zusätzliches<br />

„Die Bavaria C46 ist keine Neuerfindung,<br />

aber ein Quantensprung für<br />

uns als Werft – dank einer sehr gut<br />

durchdachten Entwicklung und<br />

einigen wirklich innovativen Ideen.“<br />

Marcus Schlichting, Marketing und PR Bavaria Yachts<br />

Aktuell verfügbare<br />

Kauf-Charter Yachten:<br />

BAVARIA Cruiser 34, 37<br />

BAVARIA C38, C42, C46<br />

Dufour 37, 41, 44, 530<br />

Katamarane aller Marken<br />

Sorgenfreier<br />

Yachtbesitz!<br />

Jetzt Infos einholen:<br />

pitter-yachting.com<br />

pitter-yachting.com


Bavaria C46<br />

FOTO: PITTER YACHTCHARTER<br />

Die neue Bavaria C46 im Regatta-<br />

Modus während des Kornati Cups.<br />

Salon mit großer Küche.<br />

Lichte Details.<br />

U-Messe mit viel Licht.<br />

Schaltzentrale über dem Navi-Tisch.<br />

Plus ergibt sich beim Halsen im<br />

Starkwind, wo der Baum mit beiden<br />

Schoten sich ganz ruhig und kontrolliert<br />

erst in die Schiffsmitte holen und<br />

dann langsam auf der neuen Seite<br />

wieder fieren lässt.<br />

Überhaupt ist dieses Cockpit fürs<br />

Segeln gemacht – was auf den ersten,<br />

flüchtigen Blick wegen der großen Tische<br />

und bequemen Cockpitbänke<br />

nicht direkt ins Auge fällt. Dann aber<br />

sieht man z. B. die Instrumente, die einerseits<br />

für alle gut sichtbar über dem<br />

Niedergang angeordnet sind, aber<br />

auch seitlich an den Steuerpods, speziell<br />

für die Augen des Steuermanns –<br />

der jeweils hinter den Rädern einen<br />

sehr guten Platz bekommen hat. Es<br />

befinden sich noch zwei solide und<br />

große Backskisten hinter den Steuerständen,<br />

was einen weiteren Sitzplatz<br />

(nicht nur auf dem Seitendeck) und,<br />

vor allem, ein beruhigendes Gefühl<br />

der Sicherheit gibt.<br />

ALLES IM GRIFF<br />

Natürlich gibt es auch eine große, ausklappbare<br />

Badeplattform. Dahinter<br />

befindet sich die Bavaria B-Box, ein<br />

Stauraum für alles nasse und sandige<br />

Zeug vom Baden, wie Schnorchelausrüstungen<br />

und Ähnliches. Selbst im<br />

Cockpit gibt es sehr viel Stauraum, sogar<br />

für die losen Enden der Schoten<br />

hinter den Winschen. Die Tische sind<br />

stabil zum Festhalten und Anlehnen,<br />

erwähnenswert wäre hier noch ein feines<br />

Detail: Es gibt ausfahrbare Ambient-Lampen<br />

für den roman tischen<br />

Abend im Cockpit.<br />

Wichtiger für die Sicherheit an Bord<br />

ist der vorbildliche Zugang zum Steuerquadranten<br />

direkt unter dem Cockpitboden<br />

zwischen den Steuerständen.<br />

Dort ist alles zur Hand, die Autopiloten<br />

ebenso wie der Aufsatz für eine<br />

Notpinne. Die zeigt beim Gebrauch<br />

aus Platzgründen nach achtern, hat<br />

aber vor allem auch Ösen am Ende,<br />

dazu gibt es entsprechende Augen im<br />

Cockpit (auch für den Rudergänger<br />

zum Einpicken), damit man sich eine<br />

Talje als Steuerhilfe riggen kann.<br />

FLAGGE ZEIGEN<br />

So ging es in die praktische Erprobung,<br />

nicht nur mit einem, sondern<br />

zwei „Prototypen“, die eigentlich<br />

schon die ersten zwei Serienyachten<br />

sind. Auf der einen wurden alle Segel<br />

und Riggkonfigurationen ausgiebig<br />

getestet, gemeinsam mit den Partnern<br />

von Elvström Sails und Selden-Riggs.<br />

Das andere Schiff durfte, wie erwähnt,<br />

schon längere Touren segeln. Solche<br />

Überführungen sind sehr anspruchsvolle<br />

Intensivtests, da sie in der Regel<br />

mit minimaler Besatzung in sehr begrenzter<br />

Zeit durchgeführt werden.<br />

„Die Bavaria C46 ist keine Neuerfindung,<br />

aber ein kleiner Quantensprung<br />

für uns als Werft – dank einer<br />

sehr gut durchdachten Entwicklung<br />

und einigen wirklich innovativen<br />

Ideen“, resümiert Marcus Schlichting.<br />

Er segelte mit der Bavaria C46<br />

kürzlich auch in die Top-Ten des<br />

von Pitter Yachtcharter organisierten<br />

Kornati Cups. Und das in der<br />

von 31 Sportyachten und professionellen<br />

Regatta-Skippern dominierten<br />

ORC-Klasse, Chapeau! <br />

Bavaria C46<br />

Länge ü. a. / inkl. Bugspriet<br />

Länge Rumpf / Wasserlinie<br />

Breite Rumpf<br />

Tiefgang Standard / Option<br />

Ballast Standard / Option<br />

Verdrängung Standard / Option<br />

Motor Standard / Option<br />

Treibstofftank <br />

Wassertank <br />

14,50 / 14,91 m<br />

13,95 / 13,31 m<br />

4,70 m<br />

2,30 / 1,75 m<br />

2.575 / 2.858 kg<br />

12.730 / 13.013 kg<br />

41,9 / 58,8 kW<br />

244 l<br />

554 / 798 l<br />

Segelfläche 115 m²<br />

Grosssegel Standard / Rollsystem 66 / 62 m²<br />

Selbstwendefock / Genua (106 %) 49,5 / 56,4 m²<br />

Gennaker / Code Zero 192 / 105 m²<br />

Masthöhe (max.) über Wasserlinie<br />

22,05 m<br />

Kabinen 3 / 5<br />

Nasszellen 2 / 4<br />

CE Kategorie<br />

Design<br />

A12 / B14 / C16<br />

Cossutti Yacht Design<br />

Grundpreis netto ab Werft ab € 315.600,–<br />

Bavaria Yachtbau GmbH, D–97232 Giebelstadt,<br />

Tel. +49 9334 9420, info@bavariayachts.com<br />

è www.bavariayachts.com<br />

66 4/<strong>2024</strong>


Amsterdam Open<br />

CABRIOFEELING. Die auf luxuriöse Semi-Custom-Motoryachten<br />

spezialisierte<br />

Werft Focus Motor Yachts aus Amsterdam<br />

hat mit der Focus 3X das erste<br />

Modell seiner neuen X-Reihe präsentiert.<br />

Herausragendes Feature des 37-Fuß-Inborders<br />

(2 x 270 bis 430 PS) sind die zwei<br />

Meter breiten elektrischen Seitenfenster,<br />

die zusammen mit dem Glas-Hardtop<br />

MOTORYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

eine nahtlose Umwandlung von einem<br />

geschlossenen Raum in eine offene Umgebung<br />

ermöglichen.<br />

Weitere Highlights: eine Badeplattform,<br />

die auch als Gangway dient, ein mit<br />

zig Monitoren ausgestattetes Armaturenbrett<br />

im Supercar-Stil sowie zwei verschiedene<br />

Cockpit- und Kabinenlayouts.<br />

è www.focus-motoryachts.com<br />

FOTO: ROK AVSIK<br />

Auf Flexibilität fokussierte Focus 3X.<br />

Flughafen an Bord<br />

LUXUS-EXPLORER. Wie<br />

viel Luxus verträgt eine Superyacht?<br />

Eine ganze Menge,<br />

behauptet das Mailänder<br />

Edelstudio Nauta Design<br />

bei seinem Konzept XP75,<br />

das als fixfertiges Projekt sofort<br />

realisiert werden könnte.<br />

Zu finden sind zwei Heli-<br />

Landeplätze, drei Pools, eine<br />

Garage mit Platz für drei<br />

Tender und ein Mini-<br />

U-Boot, Kabinen für zwölf<br />

Kann zwei Helis: Nauta XP75.<br />

Gäste und 24 Crew-Mitglieder,<br />

begehbare Kühl- und<br />

Gefrierschränke, Sauna,<br />

Schönheitssalon, Hamam<br />

und ein Open-Air-Kino.<br />

Ausgelegt ist die 1.900-Tonnen-Yacht<br />

für Temperaturen<br />

von -20° C bis 40° C. „Meine<br />

Traum-Motoryacht“, meint<br />

Nauta-Projektleiter Martino<br />

Majno, und wir glauben es<br />

ihm aufs Wort.<br />

è www.nautadesign.com<br />

My Fiart<br />

WALKAROUND. Schon seit 1960<br />

baut Fiart (mit r) in Neapel<br />

Sport-Motorboote und hat in den<br />

vergangenen Jahren eine überraschend<br />

breite Produktpalette entwickelt,<br />

die vom 11,50-m-Walkaround<br />

bis zur dreistöckigen<br />

18-m-Luxusyacht reicht.<br />

Neuestes Modell ist eine halb<br />

überdachte Version des Walkaround-Flaggschiffs,<br />

die Seawalker<br />

43 Panorama, bei der ein neues<br />

mit der Glasfrontscheibe verbundenes<br />

Hardtop den überdachten<br />

Außenbereich vergrößert. Interessantes<br />

Detail: Die Heckscheibe<br />

lässt sich mit einem System von<br />

Solarpaneelen ausstatten. Motorisierung:<br />

zwei 380 bis 480 PS<br />

starke Diesel von Volvo Penta.<br />

è www.fiart.com<br />

Hardtop-Erweiterung bei der<br />

Seawalker 43 Panorama.<br />

FOTO: A. MUSCATELLO<br />

Vorne offen, hinten T-Top: Fjord 39 XL.<br />

Einstieg in XL<br />

BOWRIDER. Ende April hat Fjord auf<br />

der Palma International Boat Show erstmals<br />

sein neues Einstiegsmodell Fjord<br />

39 XL in natura vorgestellt. Das 12-m-<br />

Powerboat (zwei Volvo Penta-Motoren<br />

mit bis zu 440 PS) besitzt ein stufenloses<br />

Walkaround-Design, eine große Sonnenliege<br />

im Bug und eine geräumige Badeplattform<br />

mit elektrischer Badeleiter<br />

im Heck. Unter Deck befindet sich eine<br />

Kabine mit Doppelbett, Pantry-Einheit<br />

und Nasszelle.<br />

Das Cockpit gibt es in unterschiedlichen<br />

Layout-Varianten, ein optionales<br />

T-Top reicht vom Steuerstand bis zum<br />

quer eingebauten Deckstisch. Wer Außenborder<br />

bevorzugt, greift zur XP-Variante,<br />

die mit bis zu zwei 400 PS starken<br />

V10-Motoren bestückt werden kann.<br />

è www.fjordboats.com<br />

4/<strong>2024</strong> 67


De Antonio E23<br />

68 4/<strong>2024</strong>


FOTO: TORVEO<br />

e-DeAntonio<br />

Wie macht man E-Boote schneller und erhöht deren Reichweite? Indem man sie auf Stelzen setzt! Genau das hat<br />

De Antonio bei seinem ersten Elektromodell gemacht, einem 7,2 m langen Katamaran mit integriertem Foil. Das<br />

Konzept ist so gut, dass die E23 von den Organisatoren des America’s Cup zum offiziellen Supportboot gewählt wurde.<br />

Text BERND HOFSTÄTTER | Fotos WERFT


De Antonio E23<br />

Aufgeräumtes Design: oben der mittig platzierte Steuerstand, unten der unter<br />

der Sonnenliege verborgene E-Motor von Torqeedo.<br />

Wer im Sektor der sportlichen<br />

Motorboote bis<br />

gut 15 Metern Länge<br />

einen Fuß in der Tür<br />

zur Zukunft haben möchte, braucht<br />

eher heute als morgen ein E-Modell.<br />

Das wissen natürlich auch Marc De<br />

Antonio und Stanislas Chmielewski,<br />

die Gründer der De Antonio-Werft.<br />

Mit ihrem cleveren Konzept – innovative<br />

Technologien, Fabrika tion im<br />

ebenso professionellen wie günstigen<br />

Polen und dem raffinierten Designtrick,<br />

den Außenbordermotor<br />

unter einer Sonnenliege zu „verstecken“<br />

– gehören sie zu den interessantesten<br />

Newcomern. Deshalb tüftelte<br />

die in Barcelona beheimatete<br />

Werft auch schon seit geraumer Zeit<br />

an einem neuen elektrischen Einstiegsmodell,<br />

der E23.<br />

DAS GRÜNE BOOT<br />

ZUM GRÜNEN CUP<br />

Stichwort Barcelona. Nachdem sich<br />

der Titelverteidiger aus Neuseeland<br />

mit seinem Heimatland nicht auf einen<br />

Austragungsort in Neuseeland<br />

einigen konnte, findet <strong>2024</strong> der 37.<br />

America’s Cup in Europa statt: Im<br />

Oktober wird sich in Barcelona das<br />

Emirates Team New Zealand gegen<br />

das siegreiche Team aus einem Herausforderer-Quintett<br />

um den weltweit<br />

ältesten (und viele meinen<br />

auch: hässlichsten) Wanderpokal<br />

matchen.<br />

Dem ehemaligen Regatta-Segler<br />

Marc De Antonio blieb der neue<br />

Austragungsort des wohl populärsten<br />

Regatta-Events nicht verborgen.<br />

„Wenn ihr für das Rennen in Barcelona<br />

Supportboote braucht, stehen<br />

wir gerne zur Verfügung. Wir können<br />

sogar elektrisch!“, bot er den<br />

Organisatoren an. Und vielleicht<br />

war der letzte Satz entscheidend,<br />

denn der America’s Cup bemüht<br />

sich derzeit sehr, grüner zu werden.<br />

„Seit dem letzten America’s Cup<br />

sind wir uns bewusst, dass wir alles<br />

in unserer Macht Stehende tun<br />

müssen, um Schiffe, die fossile<br />

Brennstoffe verbrauchen, zu ersetzen“,<br />

sagt Grant Dalton, CEO des<br />

America’s-Cup-Events. „Natürlich<br />

sind wir noch nicht in einem Stadium,<br />

in dem wir sie vollständig abschaffen<br />

können, aber wo wir können,<br />

werden wir es tun. Aus diesem<br />

Bowrider heißt: offener<br />

Bug mit Sitz- und Liegemöglichkeiten.<br />

70 4/<strong>2024</strong>


Grund haben wir uns für eine<br />

Partnerschaft mit De Antonio<br />

Yachts und deren E23 als elektrisches<br />

Supportboot entschieden.“<br />

KAT AUF FOIL<br />

Die Zusage sorgte in der Werft für<br />

einen Boost in der Entwicklung<br />

des Modells. Im November 2023<br />

wurde die Kooperation verkündet<br />

und schon in diesem April wurde<br />

in Barcelona die Premiere gefeiert.<br />

Die ersten Serienmodelle werden<br />

ab August dem America’s Cup zur<br />

Verfügung gestellt, danach fängt<br />

die Auslieferung an die zahlende<br />

Kundschaft an.<br />

Der America’s Cup steht ja für<br />

Technik und Innovation, und so<br />

gesehen passt die E23 sehr gut zur<br />

Veranstaltung. Für die markanteste<br />

Neuerung reicht ein Blick auf den<br />

Bug, genauer gesagt unter die Wasserlinie:<br />

Hier entpuppt sich die E23<br />

nämlich als Katamaran, der zwischen<br />

den beiden Rümpfen über<br />

ein fix verbautes Foil verfügt. Dieses<br />

soll für zusätzlichen Auftrieb<br />

sorgen, den Strömungswiderstand<br />

verringern und damit die Geschwindigkeit<br />

erhöhen und die<br />

Reichweite vergrößern.<br />

An sich ist die E23 ein Bowrider<br />

mit dem modernen, zurückhaltenden<br />

Design, das von den anderen<br />

De-Antonio-Modellen bekannt ist.<br />

Der Steuerstand ist mittig platziert,<br />

man kann also beidseitig zum Bug<br />

vorgehen. Die beiden Sitze beim<br />

Steuerstand bieten sehr guten Seitenhalt.<br />

Das Cockpit wurde völlig<br />

überarbeitet und Software und Interface<br />

für den Simrad NSX Monitor<br />

als Multifunktionsdisplay mit<br />

eingebaut, beziehungsweise von<br />

Torqeedo auf das Boot völlig neu<br />

abgestimmt. Der Bildschirm und<br />

die Steuereinheit präsentieren sich<br />

ebenfalls sehr reduziert. Vor dem<br />

Steuerstand kann optional beim<br />

Hochklappen der Sitzgelegenheit<br />

zur chemischen Toilette hinabgestiegen<br />

werden.<br />

Der Bug trägt klassisches Design,<br />

bietet eine Sitzgelegenheit in<br />

U-Form für acht Personen, einen<br />

absenkbaren Tisch, der mit Auflage<br />

zur Sonnenliege umgebaut werden<br />

kann, und viel Stauraum in<br />

den Backskisten. Vom Anker bleibt<br />

ein kleines Stück sichtbar, und<br />

auch im Ankerkasten herrscht viel<br />

Platz. Interessantes Detail: Die<br />

Breite von 2,23 m wurde bewusst<br />

gewählt, um das Modell später in<br />

Containern nach Übersee verschiffen<br />

zu können.<br />

DER VERSTECKTE MOTOR<br />

Hinter den beiden Steuerstand-Sitzen<br />

ist eine Sitzbank für Zwei platziert.<br />

Unter dem Steuerstand bzw.<br />

unter den Sitzen ist die Batterie<br />

verbaut. Gleich dahinter findet sich<br />

eine mit 1,5 m Länge etwas kurze<br />

Sonnenliege, unter der sich, wie<br />

bei De Antonio üblich, der Torqeedo-Deep-Blue-Außenbordmotor<br />

verbirgt. 50 kW leistet dieser, was<br />

für ein 7,2 m langes Boot mit 1,5 t<br />

Trockengewicht völlig ausreicht –<br />

mehr dazu gleich.<br />

Stefan Bayerle von Torqeedo berichtet,<br />

dass es zwar leicht war, den<br />

Motor im vorhandenen Raum einzubauen,<br />

sich aber die Abstimmung<br />

der Motor-Software mit dem<br />

De-Antonio-System knifflig gestaltete.<br />

Die ersten Fahrtest zeigten<br />

dann aber, dass die Konfiguration<br />

sehr gelungen ist.<br />

Die E23 ist übrigens mühelos am<br />

normalen Landstrom zu laden, optional<br />

gäbe es ein 22-kW-Schnellladegerät,<br />

das die Batterien von<br />

10 auf 90 % in nur eineinhalb Stunden<br />

lädt. Die Akkus speichern bis<br />

zu 40 kWh, was für 50 Seemeilen<br />

bei 5 Knoten und 20 Seemeilen bei<br />

30 Knoten reicht.<br />

ERSTE AUSFAHRT<br />

Verlassen wir den Hafenbereich,<br />

wo das Testcenter von De Antonio<br />

daheim ist und wo sich die<br />

America’s-Cup-Teams wie Alinghi<br />

Red Bull gerade auf die ersten<br />

Qualifikationsrennen im August<br />

vorbereiten. Die E23 beschleunigt<br />

wie ein Pfeil und erreicht rasch<br />

„ Die Geburt einer<br />

neuer Klasse: foilender<br />

E-Kat-Bowrider.“<br />

4/<strong>2024</strong> 71


De Antonio E23<br />

Eine De Antonio erkennt man<br />

an ihren Ecken und Kanten.<br />

Und an der Ausstattung.<br />

Schlau gelöster Regen- und Sonnenschutz:<br />

die faltbare Bug-Persenning.<br />

Als Kat ist die E23 auffallend<br />

schmal.<br />

Wirklich nur für dringendste<br />

Bedürfnisse.<br />

Hier geht es zu den Batterien.<br />

die Höchstgeschwindigkeit von ca.<br />

30 Knoten. Interessanter aber ist,<br />

wie das integrierte Foil das Boot<br />

schon bei geringerer Geschwindigkeit<br />

aus dem Wasser hebt und das<br />

Gewicht des Bootes um ca. 70 %<br />

reduziert.<br />

Durch die beiden Rümpfe verbeißt<br />

sich das Boot in enge Kurven<br />

und beschleunigt recht agil wieder<br />

heraus, was den Fahrspaß merklich<br />

erhöht. Sobald das Foil seine Arbeit<br />

übernommen hat, sinkt der<br />

Stromverbrauch deutlich. Der geteilte<br />

Rumpf stellt sich auch den<br />

Wellen in der Bucht von Barcelona<br />

entgegen und taucht sanft in diese<br />

ein. Geradeausfahrt und langgezogene<br />

Kurven kann man richtig genießen,<br />

bevor es heißt, wieder den<br />

Hafen anzusteuern.<br />

WERBUNG FÜR BOOT<br />

UND WERFT<br />

30 Knoten sind für ein Serien-<br />

E-Boot dieser Klasse flott, aber<br />

für die Begleitung der AC75-Renn-<br />

Yachten, die es auf bis zu 50 Knoten<br />

schaffen, reicht es nicht. Das ist<br />

auch nicht der Job der De-Antonio-Supportboote.<br />

Zu deren Aufgabenbereich<br />

wird beispielsweise<br />

die Kontrolle der Bojen zählen.<br />

Eine tolle Werbung, nicht nur für<br />

das Modell, sondern auch für die<br />

Werft, ist die Kooperation allemal<br />

– und darauf wird es der De-Antonio-Führung<br />

ankommen.<br />

Was das Begleiten der Boliden<br />

des America’s Cup betrifft, wurden<br />

die Teams übrigens verpflichtet,<br />

wasserstoffbetriebene Foiling-<br />

Boote zu bauen. Man darf also sehr<br />

gespannt sein, was da noch entwickelt<br />

wird. Aber als Serienmodelle<br />

für die zivile Nutzung werden diese<br />

wasserfesten H 2<br />

-Raketen wohl<br />

nicht auf den Markt kommen. <br />

De Antonio E23<br />

Länge<br />

Breite<br />

Rumpftiefgang (Motor oben)<br />

Motorleistung<br />

Reichweiten:<br />

bei 30 Knoten<br />

bei 20 Knoten<br />

bei 5 Knoten<br />

Trockengewicht mit Motor<br />

7,20 m<br />

2,23 m<br />

0,43 m<br />

50 kW<br />

20 NM<br />

24 NM<br />

50 NM<br />

1.510 kg<br />

Preis netto ab Werft ab € 128.000,–<br />

Händler: Baotic Yachting GmbH, Edisonstraße 6, D-60388<br />

Frankfurt, Tel. +49 69 829 78 80, info@baotic-yachting.de<br />

è www.baotic-yachting.de<br />

72 4/<strong>2024</strong>


Yachtkauf<br />

Episode 7: Versicherung<br />

Augen auf – Kauf ist Kauf, so das bekannte Sprichwort. Doch beim Erwerb einer (gebrauchten)<br />

Yacht können vor allem recht liche Unsicherheiten den Blick trüben. Worauf beim Yacht(ver-)kauf<br />

zu achten ist, verrät aus führlich unser Rechtsexperte Florian Dauser. Sein folgender Beitrag zum<br />

Thema „Versicherungen“ liefert Praxistipps, die von jedermann umgesetzt werden können.<br />

TIPP 1: GUT VERSICHERT<br />

Will man sich eine Yacht kaufen,<br />

stellt sich die Frage, welche Versicherungen<br />

abzuschließen sind und<br />

welche abgeschlossen werden sollten.<br />

Eine Haftpflichtversicherung ist<br />

in den meisten Ländern ohnehin<br />

verpflichtend. Eine Kaskoversicherung<br />

ist optional.<br />

Eine Haftpflichtversicherung haftet<br />

für Schäden, die Dritten durch<br />

den Betrieb einer Yacht entstehen<br />

können. Dabei gibt es unterschiedliche<br />

Versicherungsprodukte, die<br />

einen unterschiedlichen Deckungsumfang<br />

bieten. So können beispielsweise<br />

auch Crew-Mitglieder mitversichert<br />

werden oder Skipper selbst<br />

für geliehene/gecharterte Schiffe<br />

versichert sein.<br />

Bei einer Kaskoversicherung haftet<br />

die Versicherung hingegen für<br />

Schäden an der eigenen Yacht. Auch<br />

hier gibt es große Unterschiede zwischen<br />

den Versicherungsprodukten.<br />

Beispielsweise kann grobe Fahrlässigkeit<br />

mitversichert werden.<br />

Es empfiehlt sich hier jedenfalls,<br />

eine professionelle Beratung in<br />

Anspruch zu nehmen.<br />

TIPP 2: HAFTUNGS -<br />

AUSSCHLÜSSE<br />

Die Haftpflicht- und Kaskoversicherung<br />

unterscheiden sich nicht<br />

nur im Deckungsumfang, sondern<br />

auch in den Haftungsausschlüssen.<br />

Im Rahmen einer privaten Haftpflichtversicherung<br />

ist fahrlässiges<br />

Handeln grundsätzlich nicht schädlich<br />

für eine Versicherungsdeckung.<br />

Dabei spielt es auch keine Rolle, ob<br />

das Verhalten, das zum Schaden geführt<br />

hat, leicht oder grob fahrlässig<br />

war. Vorsätzliches Handeln führt<br />

ILLUSTRATION: TERAVECTOR/SHUTTERSTOCK.COM<br />

hingegen immer zum Haftungsausschluss,<br />

wobei hier Vorsicht geboten<br />

ist, da dies in manchen Fällen beispielsweise<br />

auch beim sogenannten<br />

bedingten Vorsatz der Fall ist. Von<br />

bedingtem Vorsatz spricht man,<br />

wenn ein Täter den schädlichen Erfolg<br />

seines Handelns zwar nicht will,<br />

auch nicht gewiss weiß, dass er eintritt,<br />

ihn jedoch ernstlich für möglich<br />

hält und sich damit abfindet.<br />

Bei der Kaskoversicherung macht<br />

es hingegen für die Versicherungshaftung<br />

– sofern grobe Fahrlässigkeit<br />

nicht explizit mitversichert ist –<br />

einen wesentlichen Unterschied, ob<br />

grob oder leicht fahrlässig gehandelt<br />

wurde.<br />

TIPP 3: YACHTEIGNER-<br />

PFLICHTEN<br />

Die meisten Versicherungen sehen<br />

in ihren Versicherungsbedingungen<br />

vor, dass der Versicherungsnehmer<br />

Maßnahmen zur Schadensminimierung<br />

ergreifen und<br />

bei der Schadensermittlung entsprechend<br />

mitwirken muss. Werden<br />

diese Obliegenheiten verletzt,<br />

könnte dies zu einer (teilweisen)<br />

Haftungsfreiheit der Versicherung<br />

Kasko- oder Haftpflichtversicherung?<br />

Oder<br />

beides für alle Fälle?<br />

FLORIAN DAUSER<br />

ist Rechtsanwalt in<br />

Wien mit Spezialisierung<br />

auf Schifffahrtsund<br />

Seerecht sowie<br />

Versicherungs- und<br />

Arbeitsrecht.<br />

florian.dauser@fwp.at<br />

führen. Bei größeren Schäden ist<br />

es durchaus von Vorteil, wenn ein<br />

eigener Sachverständiger zur Schadensfeststellung<br />

beigezogen wird.<br />

In der Praxis kommt es häufiger<br />

als man denkt zu Problemen wegen<br />

verspäteter Meldungen von Schäden<br />

im Zusammenhang mit der Haftpflichtversicherung.<br />

Hierzu hat der<br />

Oberste Gerichtshof zwar in einer<br />

relativ jungen Entscheidung festgestellt,<br />

dass es jedenfalls ausreichend<br />

ist, wenn die Versicherung rechtzeitig<br />

von einem Schaden erfährt, unabhängig<br />

davon, ob vom Versicherungsnehmer<br />

oder anderweitig. Da<br />

man sich darauf aber in keinem Fall<br />

verlassen sollte, ist dringend anzuraten,<br />

Schäden umgehend zu melden.<br />

<br />

Nachtrag zum Thema „Registrierung“,<br />

erschienen in der Ausgabe<br />

3/<strong>2024</strong>: Zur Vervollständigung des<br />

Beitrags weisen wir darauf hin, dass<br />

nicht nur österreichische Staatsbürger<br />

eine Yacht in Österreich registrieren<br />

können, sondern auch EWR-<br />

Staatsbürger, die ihren Hauptwohnsitz<br />

in Österreich haben.<br />

4/<strong>2024</strong> 73


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News Juli/August <strong>2024</strong><br />

YCA AUF TÖRN<br />

FOTO: AERIAL-MOTION/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Griechenland<br />

im Frühsommer<br />

Alle zwei Jahre stehe ich unseren „Alt-Herren-Fußballern“<br />

vom Nachbarort gerne als Skipper zur Verfügung. Bei den<br />

vergangenen drei Törns waren wir immer in Kroatien auf<br />

einem Katamaran unterwegs. Im Herbst kam der Vorschlag,<br />

doch einmal Griechenland zu besegeln.<br />

Text und Fotos ANDREAS NEUMANN, YCA-CREW STEIERMARK<br />

Ob der Überzeugungskraft<br />

Christians, dem Organisator<br />

des Segeltörns, legten wir<br />

fest, eine Monohull (anstelle eines<br />

Katamarans) zu chartern und auch<br />

keine großen Tagesetappen zu planen.<br />

So buchten wir die Tsuki, eine<br />

Oceanis 51.1 Baujahr 2020. Im Juni<br />

2023 war es dann so weit. Wir flogen<br />

von Wien nach Athen und<br />

fuhren von dort mit einem Bus in<br />

die Olympic-Marina in Lavrion.<br />

Dort angekommen, konnten wir<br />

neben Proviant auch schon unsere<br />

Tsuki zur Übernahme checken.<br />

Pünktlich um 17 Uhr liefen wir aus<br />

und setzten die Segel. Bei prächtigem<br />

Wetter und Wind zwischen<br />

zehn und 15 Knoten segelten wir<br />

südlich vorbei an der langen, kahlen<br />

Insel Makronisos Richtung<br />

Osten, zur Westseite der Insel Kea.<br />

Der Mel temi blies von Nordost,<br />

sodass wir gut geschützt in der<br />

Bucht Pisses vor Anker gingen.<br />

Während der Fahrt zur Bucht<br />

hatte Christian bereits im dortigen<br />

Restaurant Christoforos Taverna<br />

angerufen und für unser Abendessen<br />

reserviert. Nach dieser doch<br />

sehr anspruchsvollen Überfahrt<br />

waren Appetit und Durst der Crew<br />

entsprechend groß. Ein Crewmitglied,<br />

das sich besonders auf dieses<br />

Abendessen gefreut hatte, wurde<br />

vorzeitig von Müdigkeit übermannt<br />

und verschlief dieses glatt.<br />

Bei wenig Wind, der Meltemi<br />

blies mit etwa zehn Knoten von<br />

Nordost, setzten wir am nächsten<br />

Tag die Segel und ließen uns Richtung<br />

Süden tragen. Bei raumen<br />

Wind hielt sich unsere Geschwindigkeit<br />

mit drei bis vier Knoten<br />

diesmal leider in Grenzen. Ich bereute,<br />

keinen Gennaker reserviert<br />

zu haben. Dennoch erreichten wir<br />

am frühen Nachmittag die Westseite<br />

der Insel Kythnos. Wir bargen<br />

die Segel und fuhren unter Motor<br />

in die schöne Bucht Apokousi.<br />

Im Gegensatz zur letzten Bucht<br />

auf Kea, wo nur eine Yacht vor<br />

Anker lag, ankerten hier sehr viele<br />

Boote. Trotzdem fanden wir ein<br />

schönes Plätzchen und konnten auf<br />

ca. zehn Metern Wassertiefe unseren<br />

Anker setzen. Den restlichen<br />

Tag verbrachten wir mit Baden und<br />

Kartenspielen, abends besuchten<br />

wir noch die Strandbar am Ufer.<br />

Nach einem ausgiebigen Frühstück<br />

und einem kurzen Bad im<br />

Meer fuhren wir mit dem Flautenschieber<br />

zunächst Richtung Süden.<br />

Als später etwas Wind aufkam,<br />

setzten wir das Vorsegel und konnten<br />

mit etwas Gas eine gute Geschwindigkeit<br />

halten. Unser Ziel<br />

war die Bucht Vagia auf der Südseite<br />

der Insel Serifos. Die Schönheit<br />

der Bucht war überwältigend, wir<br />

setzten mit großer Freude den Anker.<br />

Zwei Crewmitglieder fuhren<br />

mit dem Beiboot zum Strand mit<br />

der kleinen Taverne und organisierten<br />

ein Abendessen bei herrlichem<br />

Ausblick auf Yacht und Meer<br />

für die gesamte Crew.<br />

Am nächsten Morgen war es erforderlich,<br />

einen Stopp im kleinen<br />

Küstendorf Livadi an der Ostseite<br />

von Serifos einzulegen, um unseren<br />

Wassertank wieder aufzufüllen.<br />

An der Hafenpromenade hießen<br />

uns viele hübsche Kaffees und<br />

Restaurants willkommen.<br />

74 4/<strong>2024</strong>


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

COMMODORE<br />

Gottfried „Titzl“ Rieser<br />

+43(0)664 3706027<br />

gottfried.rieser@yca.at<br />

Bucht von Serifos auf der<br />

gleichnamigen Kykladeninsel.<br />

Hoch oben am Berg sahen wir den<br />

Ort Serifos, der schon aus der Ferne<br />

sehr einladend aussah. Spontan beschlossen<br />

wir, mit einem Linienbus<br />

hinauf in diesen Ort zu fahren.<br />

Diese in den Berg hineingebaute<br />

Siedlung ist wahrhaft sehenswert.<br />

So verging auch dieser Tag leider<br />

viel zu schnell.<br />

BEZAHLUNG NICHT ÜBLICH<br />

Am nächsten Morgen wollten wir<br />

beim Hafenmeister unsere Liegegebühr<br />

inklusive Strom und Wasser<br />

bezahlen. Dieser sah uns aber nur<br />

ungläubig an und meinte, dass dies<br />

hier gar nicht üblich ist. Erfreut darüber,<br />

die Bordkasse geschont zu haben,<br />

fuhren wir mit gesetzten Segeln<br />

bei rund 20 Knoten Wind hart am<br />

Wind zur Insel Kithnos mit der<br />

schönen Bucht Agios Stefanos.<br />

Direkt am Ufer befindet sich eine<br />

winzige Kirche mit kleinem Steg, wo<br />

wir mit unserem Beiboot anlanden<br />

konnten. Kulinarisch verwöhnen ließen<br />

wir uns in der Taverna Kantris,<br />

wo wir köstliche lokale Speisen serviert<br />

bekamen.<br />

Die Crew der Tsuki (v. l. n. r.): Helmut, Hans, Andi, Christian („Gigi“), Christian;<br />

unten (v. l. n. r.): Herbert („Obi“), Herbert („Präsi“), Michael und Wolfgang.<br />

Volle Fahrt voraus.<br />

Bucht Apokousi auf der<br />

Kykladeninsel Kithnos.<br />

Auch am nächsten Tag blies der<br />

Meltemi mit Windstärke 6 satt aus<br />

Nordost. Meine Crew veranstaltete<br />

nach dem Frühstück, bedingt durch<br />

hohen Wellengang, eine „Pillenparty“.<br />

Unser Ziel war Korissia auf der<br />

Westseite der Insel Kea, wo wir auch<br />

am frühen Nachmittag im Hafen anlegen<br />

konnten.<br />

Freitagmorgen ließen wir uns mit<br />

dem Auslaufen Zeit, gingen ausgiebig<br />

Frühstücken und verließen Korissia<br />

erst gegen Mittag. Bei wenig<br />

Wind fuhren wir mit Motor Richtung<br />

Westen an der Nordseite der<br />

Insel Makronisos vorbei, wo eine<br />

große Meeresschildkröte neben uns<br />

auftauchte. In der Bucht nördlich<br />

von Lavrion ankerten wir vor der<br />

Bolla Beach Bar. Hier verging die<br />

Zeit leider viel zu schnell, aber wir<br />

schafften es dennoch rechtzeitig vor<br />

17 Uhr zurück in die Olympic Marina<br />

nach Lavrion.<br />

Einstimmiges Resümee der Crew:<br />

gerne wieder und unbedingt in derselben<br />

Konstellation – ganz egal, ob<br />

in Kroatien, Griechenland oder anderswo<br />

im Mittelmeer!<br />

FOTO: TAKIS BKS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

FOTO: STUDIO46.AT<br />

FOTO: SABINE UNTERWEGER FOTO: TANJA GÜTTERSBERGER<br />

NAUTISCHES<br />

KOMPETENZ-ZENTRUM<br />

Generalsekretär<br />

Wolfgang Hurch<br />

+43(0)732 781086<br />

wolfgang.hurch@yca.at<br />

AUSBILDUNG<br />

YCA-Ausbildungsleiter<br />

Gerald Truttenberger<br />

+43(0)664 2253313<br />

gerald.truttenberger@yca.at<br />

CREW KÄRNTEN<br />

Crew-Commander<br />

Daniel Kirchmeier<br />

+43(0)664 2131805<br />

daniel.kirchmeier@yca.at<br />

www.yca-crew-ktn.at<br />

CREW OBERÖSTERREICH<br />

Crew-Commander<br />

Thomas Hickersberger<br />

+43(0)676 3067224<br />

thomas.hickersberger@yca.at<br />

CREW SALZBURG<br />

Crew-Commander<br />

Gabi Monz<br />

+43(0)699 11415177<br />

gabi.monz@yca.at<br />

CREW STEIERMARK<br />

Crew-Commander<br />

Mike Hecker<br />

+43(0)676 6086035<br />

mike.hecker@yca.at<br />

CREW TIROL UND VORARLBERG<br />

Crew-Commander<br />

Gabi Gunda<br />

+43(0)650 2602805<br />

gabi.gunda@yca-tirol.at<br />

CREW WIEN, NÖ, BURGENLAND<br />

Crew-Commander<br />

Franz A. Schalk<br />

+43(0)664 2107472<br />

franz.schalk@yca.at<br />

4/<strong>2024</strong> 75


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News Juli/August <strong>2024</strong><br />

YCA-SEGELSPORT<br />

Wir sind auf Kurs!<br />

Die Vorbereitung auf die Segel-Bundesliga <strong>2024</strong> (seit 7. Juni) lief schon seit letztem Jahr auf Hochtouren.<br />

Text MAX SEYDL | Fotos YCA-ARCHIV<br />

Tatsächlich begann die Saison<br />

für das YCA-Bundesliga-<br />

Team schon am Ende der<br />

letzten Sommersaison, also schon<br />

vor der Relegation im Oktober. Die<br />

Relegation ist ja die entscheidende<br />

Regatta-Serie, ob wir überhaupt<br />

dabei sein können! Das Team<br />

wurde umstrukturiert, zur Crew<br />

kamen zwei neue Segler.<br />

Die Relegation haben wir bravourös<br />

gemeistert, wir wurden<br />

vierter von zehn teilnehmenden<br />

Vereinen, und damit schafften wir<br />

die Qualifikation. Max Seydl und<br />

Moritz Strauch bringen Erfahrung<br />

vom Skiff und frischen Wind in<br />

das Projekt. Emilia Pöttinger, Johannes<br />

Rupitz, Elisabeth Rihl und<br />

Manuel Lininger komplettieren<br />

den Kader und bringen ihre Erfahrungen<br />

aus der Bundesliga mit.<br />

So startete unser Team im Dezember<br />

in das Wintertraining.<br />

In2TheBlue in Punat richtete die<br />

Swiss-Winter-League aus. Insgesamt<br />

wurden drei Trainingsblöcke<br />

mit Regatten im Ligaformat im<br />

Monatsabstand bis April absolviert<br />

und halfen dem Team, sich weiterzuentwickeln.<br />

Insgesamt konnten<br />

35 Wettfahrten in der Winterserie<br />

und diverse Übungen im Training<br />

gesegelt werden. So kam unser<br />

Team vor allem im Umpired Fleet<br />

Racing in viele herausfordernde Situationen<br />

und sammelte wertvolle<br />

Erfahrungen. Im Bundesliga-Fleet-<br />

Race-Modus geht es vor allem darum,<br />

wenige Fehler zu machen und<br />

schnell die richtige Entscheidung<br />

zu treffen. Ein Race dauert in der<br />

Regel 15 bis 20 Minuten, da wirkt<br />

sich jedes kleinste Missgeschick<br />

aufs Ergebnis aus.<br />

Von 10. bis 12. Mai fand am Attersee<br />

die Österreichische Meisterschaft<br />

der J70-Klasse statt. Diese Regatta<br />

nutzte unser Team als weiteres<br />

Training für die Bundesliga. Am<br />

ersten Tag der Regatta konnte sich<br />

der YCA mit drei zweiten Plätzen<br />

den Tagessieg sichern. Am zweiten<br />

Tag bei deutlich mehr Wind und<br />

geänderter Mannschaft fiel das<br />

Team nach sieben Wettfahrten auf<br />

den dritten Gesamtrang zurück.<br />

„Leider konnten wir am zweiten<br />

Regattatag unsere Konstanz nicht<br />

halten und mit dem Bootsspeed<br />

vor allem bei mehr Wind nicht<br />

mit den anderen Teams mithalten“,<br />

berichtet Steuermann Max Seydl.<br />

So kam es am letzten und dritten<br />

Tag zum finalen Showdown in<br />

einem einzelnen Race. In einem<br />

spannenden letzten Rennen konnte<br />

das Team des YCA als erstes über<br />

die Ziellinie gehen, die Platzierung<br />

änderte sich aber dadurch nicht<br />

mehr. Am Ende trennten die ersten<br />

drei Teams ein Punkt, und unser<br />

Team beendet die Regatta auf dem<br />

undankbaren dritten Platz – punktegleich<br />

mit dem Zweitplatzierten.<br />

Bevor die Bundesligasaison am<br />

7. Juni in Velden am Wörthersee<br />

startete, reisten die Segler nochmals<br />

in das bekannte Punat auf Krk<br />

in Kroatien. Das YCA-Team meldete<br />

sich im Rahmen der AASW<br />

zur Teilnahme am „Kärntner-Racing-Cup“.<br />

Natürlich drückten wir unseren<br />

Regatta-Cracks beide Daumen<br />

und wünschten „Good Wind for<br />

Sailing“.<br />

Hier kann man die Segel-Bundesliga<br />

im Internet verfolgen:<br />

è www.segelbundesliga.at<br />

Emilia Pöttinger<br />

Johannes Rupitz<br />

Das YCA-Bundesliga-Team im Regatta-Modus.<br />

Max Seydl<br />

Moritz Strauch<br />

76 4/<strong>2024</strong>


YCA INTERNATIONAL<br />

„Austria Police“-Crew (v. l. n. r: Gerald,<br />

Isabel, Arnold, Lorenz und Andi.<br />

Gestartet wurde in der Einheitsklasse<br />

Bavaria 46 ohne<br />

Zusatzsegel. Aus Österreich<br />

war ein Team am Start. Auf dem<br />

Programm standen zwölf Wettfahrten<br />

innerhalb von sechs Tagen<br />

im Bereich Biograd/Murter, Kroatien.<br />

Bei der ersten Wettfahrt erwischte<br />

unser Polizei-Team „Austria<br />

Police“ einen guten Start und<br />

konnte diese auch knapp gewinnen.<br />

Bei den folgenden Wettfahrten<br />

waren die Polizisten aus der<br />

Die Skipper von Nordirland, Österreich und<br />

Australien nach der Siegerehrung.<br />

Austria Police beim<br />

Coppers Cup<br />

In der ersten Oktoberwoche 2023 fand mit dem „Coppers Cup“<br />

die alljährliche Polizei-Regatta mit neun Booten aus drei<br />

Kontinenten statt.<br />

Text und Fotos ANDREAS NEUMANN, YCA-CREW STEIERMARK<br />

Schweiz und Bahrain jedoch konstant<br />

stark, und wir Österreicher<br />

konnten nur mehr eine weitere<br />

Wettfahrt gewinnen.<br />

Um Platz 3 war es bis zum<br />

Schluss ein spannender Zweikampf<br />

zwischen „Austria“ und<br />

„Australia“, welchen wir Österreicher<br />

für uns entscheiden konnten.<br />

Auf den weiteren Plätzen landeten<br />

die Polizisten-Crews aus England,<br />

Wales, den Niederlanden, Irland<br />

und Nordirland.<br />

Ausbildung und Events<br />

Ausbildungen in Theorie und Praxis, Clubabende<br />

27. Juni Wien, Alte Donau WNB-Regatta-Race & Sommer-Grill<br />

3. Juli Linz, Winterhafen OÖ Stammtisch, ESPERANZA Schiffsanleger<br />

5. Juli Wien, Humboldt Schule WNB FB2 Präsenz-Wochenkurs<br />

6. Juli Achensee, Club YES T-VBG Sommergrillfest<br />

7. Juli Wien, Humboldt Schule WNB SRC-Funk 1-Tages-Kurs<br />

7. Juli Attersee OÖ Jugend-Sailday <strong>2024</strong><br />

11. Juli Wien, Alte Donau WNB-Regatta-Race & Sommer-Grill<br />

15. Juli Thalersee „Segelabenteuer“ am Thalersee<br />

20. Juli Eisenerz, GH Swatosch Stmk Crewtreffen, Erzberg<br />

25. Juli Wien, Alte Donau WNB-Regatta-Race & Sommer-Grill<br />

8. August Wien, Alte Donau WNB-Regatta-Race & Sommer-Grill<br />

22. August Wien, Alte Donau WNB-Regatta-Race & Sommer-Grill<br />

31. August Attersee „MELGES“ Gennaker- & Trimm-Training<br />

Törns und Events<br />

06. Juli Attersee-Cup „Grand Prix“<br />

12. Juli Portsmouth, UK „Tidal Training im Solent“, 8 Tage<br />

20. Juli Attersee-Cup „East Coast Race“, SVW-YS<br />

26. Juli Segeln Spezial „Mit Plattbodenschiff durch Holland“, 8 Tage<br />

27. Juli Biograd/Sukosan OÖ Jugendtörn <strong>2024</strong>, 8 Tage<br />

3. August Attersee-Cup Lange Wettfahrt „Melges 24“<br />

17. August Segeln Spezial Ostseeküste mit Rügen ab Rostock, 8 Tage<br />

24. August Attersee-Cup YES „Zipfer Grand Prix“<br />

24. August Segeln Spezial Schweden: Stockholmer Schärengürtel, 8 Tage<br />

Allfällige Änderungen vorbehalten.<br />

Sämtliche Veranstaltungen tagesaktuell abrufbar unter<br />

è https://www.yca.at/aktuelles/ganz-viel-vereinsleben/<br />

Crew Kärnten: Clubabende 14-tägig, siehe è www.yca-crew-ktn.at<br />

Falls „ausgebucht”, bitte auf die Warteliste setzen –<br />

es gibt laufend Ausfälle!<br />

Ihr sucht noch Mitsegler für euren nächsten Törn?<br />

Du möchtest ein Boot kaufen oder verkaufen? Besuche<br />

einfach unsere Crewbörse oder unser Schwarzes Brett!<br />

YCA-Services und -Vorteilspartner<br />

Wir bauen laufend unser Netzwerk zu<br />

starken Partnern aus. Damit können wir<br />

unseren YCA-Mitgliedern<br />

attraktivste Konditionen<br />

in vielen Bereichen anbieten,<br />

siehe unsere Service-/Vorteilspartner<br />

auf<br />

è www.yca.at<br />

Marinas: Sondertarif für Tages- bzw.<br />

Jahres-Liegeplätze. Italien: Marina Certosa<br />

(Venedig), Marina Aprilia Marittima<br />

(Lignano*). Kroa tien: Marina Vrsar, Marina<br />

Funtana, Marina Punat, Marina Frapa in<br />

Rogoznica und Dubrovnik. Spanien: Marine<br />

Project Iberia (Barcelona).<br />

Charter: Müller Yachtcharter, Pitter Yachtcharter,<br />

My SeaTime Yachtcharter d.o.o.<br />

(Kroa tien), Ionian Charter (Griechenland),<br />

four seasons yachting GmbH (Deutschland).<br />

Service: MEC-Energietechnik, SeaHelp,<br />

Seemannsladen.at, Thomas Pernsteiner,<br />

Schiffs-Sachverständiger, Magazin,<br />

Marina-Buchungsplattform seasy.at<br />

Versicherung: Pantaenius bietet den YCA-<br />

Mitgliedern Sonderrabatte bei Charter-,<br />

Kasko- und Haftpflichtversicherungen.<br />

YCA-Stützpunkte: Alle Marinas wie links<br />

angeführt + Ionian Charter.<br />

Interessierten Sponsoren und Partnern<br />

bieten wir gerne attraktive Kooperationsformen<br />

und Möglichkeiten für eine<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir freuen<br />

uns auf Ihre Anfragen und Vorschläge:<br />

è marketing@yca.at<br />

* In Kooperation mit der Agenzia Adrianautica und Agenzia Immobiliare-Nautica & Yachting San Marco.<br />

4/<strong>2024</strong> 77


M<br />

V<br />

S<br />

Ö<br />

MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

News Juli/August <strong>2024</strong><br />

FOTO: SENSAY/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Vom<br />

A-Schein<br />

zum FB2<br />

beim YCTM<br />

Immer wieder melden sich bei uns (Yachtclub Theresianische Militärakademie – kurz YCTM)<br />

Interessenten, die die Ablegung der Prüfung zum Küstenpatent FB2 anstreben und keine<br />

oder nur sehr wenig Segelerfahrung aufweisen. Sie kommen in den Genuss eines Segeltörns<br />

und melden sich zu einem Ausbildungskurs an.<br />

Text REINHARD STROBL, SEKTIONSLEITER „SEGELN“ IM YCTM<br />

Leider werden Vorkenntnisse<br />

oder Erfahrungsnachweise zu<br />

wenig überprüft. Dieses fast<br />

fahrlässige Vorgehen ist leider häufige<br />

Praxis und ist aus meiner Sicht<br />

völlig abzulehnen. Nur eine solide<br />

Grundausbildung in Form eines<br />

A-Scheines (für Binnengewässer)<br />

kann die Basis für einen weiteren<br />

Schritt zum FB2 (Küste) sein.<br />

Daher ist es für den Kandidaten<br />

unerlässlich, diesen ersten Schritt<br />

zu machen. Auch wenn das bedeutet,<br />

seine FB2-Pläne vorerst hintanzustellen!<br />

Es ist absolut denkbar,<br />

sich parallel zum Binnenkurs auch<br />

mit der Theorie zum FB2 auseinanderzusetzen.<br />

Aber eine Ausbildung<br />

auf dem Meer sollte unbedingt frühestens<br />

im Folgejahr nach einer<br />

Zeit des Übens erfolgen. Die erworbenen<br />

Grundkenntnisse sollten<br />

dabei gefestigt und gleichzeitig Erfahrung<br />

auf dem Meer gesammelt<br />

werden.<br />

Ich versuche hier in der Folge<br />

einen möglichen Ausbildungsweg<br />

Binnen (Modul Binnen) zu skizzieren,<br />

der dann den Schritt zur FB2-<br />

Ausbildung (Modul FB2) erlaubt.<br />

Als Grundlage dafür dient meine<br />

Erfahrung in unserem Club<br />

YCTM.<br />

A-SCHEIN<br />

Der Theorieteil unserer Binnenausbildung<br />

dauert etwa zehn Stunden,<br />

aufgeteilt auf drei Abende. Unterstützt<br />

wird der Vortrag durch animierte<br />

Lehrvideos, welche die<br />

Schüler auch zur Festigung der<br />

Lehrinhalte in Form von USB-<br />

Sticks erhalten. Eine spezielle<br />

Lernsoftware unterstützt dabei<br />

ebenfalls eine erfolgreiche Ausbildung.<br />

LEHRZIELE/LEHRINHALTE<br />

• Bootskunde<br />

• Die verschiedenen Kurse zum<br />

Wind<br />

• Vorrangregeln<br />

• Gesetzeskunde<br />

• Knotenkunde<br />

• Segelmanöver (Wende,<br />

Q-Wende, Halse, Aufschießer)<br />

• Fender-über-Bord-Manöver<br />

• Ruderführung<br />

• Schotführung<br />

• Segeltrimm<br />

• Reffen<br />

• Hafenmanöver unter Segel<br />

• An- und Ablegen (Boje und Steg)<br />

• Richtiges Festmachen<br />

• Sicherheit an Bord<br />

• Grundlagen des Ankerns<br />

• Einführung in die Wetterkunde<br />

Nach einer anschaulichen theoretischen<br />

Behandlung werden die<br />

78 4/<strong>2024</strong>


Lehrinhalte in der Praxis umgesetzt.<br />

Wir beginnen nach Möglichkeit damit,<br />

an unseren Schulbooten bei einem<br />

gemeinsamen Aufriggen die<br />

entsprechenden Teile zu benennen.<br />

Danach üben die Kandidaten zumindest<br />

in der Anfangsphase die<br />

einzelnen Lernschritte nur mit einem<br />

Instruktor. Es ist dabei zu beachten,<br />

dass sich nach Möglichkeit<br />

nie mehr als zwei Schüler auf dem<br />

Schulboot befinden. Man könnte<br />

dabei nach den folgenden Lernschritten<br />

vorgehen:<br />

• Erlernen und Halten der Kurse<br />

„am / halber / raumer Wind“ und<br />

Kurswechsel – Anluven, Abfallen<br />

• Die Wende<br />

• Aufschießen<br />

• An- und Ablegen an und von<br />

der Boje und am und vom Steg<br />

• Vorwindkurs<br />

• Die Halse<br />

• Der Manöverkreis<br />

• Boje über Boot, wir bevorzugen<br />

aus der Q-Wende<br />

• Reffen<br />

• Freies Üben<br />

Die Anzahl und Dauer der Praxiseinheiten<br />

hängt natürlich von eventuell<br />

vorhandenen Vorkenntnissen<br />

und auch vom Wetter ab, sollte aber<br />

in der Regel fünf bis sechs Halbtage<br />

nicht unterschreiten. Die Praxisausbildung<br />

verlangt zeitliche Flexibilität<br />

und seemännisches Verhalten! Eine<br />

entsprechende Adjustierung unter<br />

Berücksichtigung eines Sicherheitsaspektes<br />

ist anzustreben.<br />

Nach positivem Abschluss der<br />

Ausbildung stehen den Absolventen<br />

die Clubboote zwecks Festigung<br />

und Übung des Erlernten bis Saisonende<br />

kostenlos zur Verfügung.<br />

Ich denke, dass dieser Weg eine<br />

optimale Vorbereitung auf den weiteren<br />

Schritt zum FB2 darstellt. In<br />

weiterer Folge versuche ich nun, das<br />

Modul FB2 zu skizzieren.<br />

KÜSTENPATENT FB2<br />

Wir beginnen den FB2-Kurs immer<br />

mit einem Informationsabend Ende<br />

September, wo den Interessenten<br />

ein Überblick über unsere Ausbildungsziele<br />

gegeben wird. In der Folge<br />

findet der Theoriekurs bis Anfang<br />

April für den Befähigungsausweis<br />

des Fahrtenbereichs 2 für Motor-<br />

bzw. Segelyachten statt. Der<br />

Prüfungstörn mit abschließender<br />

Praxisprüfung wird unmittelbar<br />

danach Anfang Mai durchgeführt.<br />

Es ist natürlich Voraussetzung, dass<br />

die Teilnehmer dann eine entsprechende<br />

Praxiserfahrung nachweisen.<br />

Bei einer vorgestaffelten Schulungswoche<br />

können Praxismängel<br />

noch korrigiert werden, um so optimal<br />

vorbereitet in den Prüfungstörn<br />

zu gehen.<br />

Zur FB2-Theorie: Es findet wöchentlich<br />

ein Theorieabend statt,<br />

insgesamt ist mit etwa 75 bis 100<br />

Unterrichtsstunden zu rechnen.<br />

LEHRZIELE/LEHRINHALTE<br />

• Terrestrische Navigation mit<br />

mindestens 20 Kartenbeispielen<br />

• Gezeitenlehre mit Bestimmung<br />

der Wasserhöhe<br />

• Seemannschaft<br />

• Radargrundlagen – Ausweichmanöver<br />

mit Radar<br />

• Wetterkunde<br />

• Motorkunde<br />

• Technische Navigation (GPS)<br />

• Gesetze und Verordnungen<br />

• KVR – Vorrangregeln<br />

Speziell muss erwähnt werden,<br />

dass wir im Rahmen des Theoriekurses<br />

auch eine praktische Anwendung<br />

pyrotechnischer Signalmittel<br />

und eine praktische Brandbekämpfung<br />

und -verhütung durchführen.<br />

Auch ein Kurs zum Erwerb des<br />

UKW-Betriebszeugnisses 2 (SRC)<br />

wird auf freiwilliger Basis angeboten<br />

und von einer lizenzierten Ausbildungsstätte<br />

durchgeführt.<br />

DIE PRAXIS<br />

Nach erfolgtem Nachweis der erforderlichen<br />

praktischen Kenntnisse<br />

findet der einwöchige Ausbildungstörn<br />

in Kroatien statt, wo folgende<br />

Themen behandelt werden:<br />

• Erlernen und praktisches Üben<br />

der verschiedenen An- und Ablegemanöver<br />

• Segelmanöver<br />

• Navigationsfahrten<br />

• Praktische Anwendung der KVR<br />

• Mindestens zwei Nachtfahrten<br />

mit Nachtansteuerungen<br />

• Schlüsse aus der eigenen Wetterbeobachtung<br />

– Auswerten von<br />

Wetterkarten<br />

• Erlernen der Sicherheitsmanöver<br />

• Verwendung von Rettungsmitteln<br />

und Rettungsausrüstung (praktische<br />

Übung mit club eigener Rettungsinsel)<br />

• Praktische Anwendung der<br />

Führungsgrundsätze<br />

• Einführung in den Seefunk<br />

• Umweltschutz – Vermeiden von<br />

Gewässerverschmutzung<br />

• Bedienung eines Radar-Geräts,<br />

Interpretation des Radar bildes<br />

• Wartung und Bedienung von<br />

Schiffsmotoren<br />

• Behebung von kleinen Mängeln<br />

Nun sollte nach positiver Prüfung<br />

den neuen Schiffsführern eigentlich<br />

bei der Ausübung der Sportschifffahrt<br />

nichts mehr im Wege stehen.<br />

Trotzdem möchte ich erwähnen,<br />

dass ein Lernen nie endet. Man<br />

sammelt weiterhin laufend Praxiserfahrungen<br />

und sollte diese mitnehmen.<br />

Jeder Skipper ist in irgendeiner<br />

Weise anders, man kann sich<br />

sehr viele Dinge abschauen und Positives<br />

mitnehmen. Es gibt immer<br />

wieder neue herausfordernde Momente,<br />

und alle diesbezüglichen Erfahrungen<br />

sollten dazu beitragen,<br />

den Wissensstand zu erweitern.<br />

Vorsichtig Routine zu sammeln<br />

sollte stets oberste Priorität haben!<br />

4/<strong>2024</strong> 79


M<br />

V<br />

S<br />

Ö<br />

MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

News Juli/August <strong>2024</strong><br />

Elmar und Isabella Windhager Lothar und Barbara Müller Robert Oelinger<br />

Ehrungen<br />

Auch 2023 sind einige MSVÖ-Mitglieder auf den Binnen- oder Küstengewässern unterwegs<br />

gewesen und haben sich eine Anerkennung für ihre sportliche Leistung verdient.<br />

Der MSVÖ hat die Fahrtenskipper<br />

in verschiedenen<br />

Bereichen geehrt:<br />

BINNEN MOTORJACHT<br />

Fahrtenskipper 2023<br />

Gewinnerin Wanderpokal:<br />

Isabella Windhager mit 2.102 km<br />

auf Binnengewässern.<br />

2. Platz: Lothar und Barbara Müller<br />

mit 504 km auf Binnengewässern.<br />

SEE MOTORJACHT<br />

Fahrtenskipper 2023<br />

Gewinner Wanderpokal:<br />

Robert Oelinger mit 1,405 nm.<br />

SEE SEGELJACHT<br />

Fahrtenskipper 2023<br />

keine Einreichung<br />

WEITERE EHRUNGEN<br />

Für die 15- oder 25-jährige ununterbrochene<br />

aktive Mitgliedschaft<br />

bzw. 10- oder 15-jährige<br />

erfolgreiche Ausübung einer<br />

Funktion in einem Club des<br />

MSVÖ wurden im Jahr 2023 folgende<br />

Mitglieder der MSVÖ-Mitgliederclubs<br />

mit dem silbernen bzw.<br />

goldenen Ehrenzeichen geehrt:<br />

Norbert Kisling, Bootsclub<br />

Lilienfeld (Silber)<br />

Gerlinde Schwaiger, Bootsclub<br />

Lilien feld (Gold)<br />

Franz Filzwieser, Bootsclub<br />

Lilienfeld (Gold)<br />

Franz Hofbauer, Bootsclub<br />

Lilienfeld (Gold)<br />

Rudolf Thür, Bootsclub<br />

Lilienfeld (Gold)<br />

Christian Leitner, WSC Emmersdorf<br />

(Silber)<br />

Renate Amrhein-Kreml, Seefahrervereinigung<br />

Strongbow (Silber)<br />

Stefan Kreml, Seefahrer -<br />

vereinigung Strongbow (Silber)<br />

Bálint Kovács, Seefahrervereinigung<br />

Strongbow (Silber)<br />

Peter Czipin, Seefahrervereinigung<br />

Strongbow (Gold)<br />

Claus Ringseis, Seefahrervereinigung<br />

Strongbow (Gold)<br />

Friedrich Ritter, Seefahrervereinigung<br />

Strongbow (Gold)<br />

GOLDENER PROPELLER<br />

Für besondere Verdienste im Motorbootsport<br />

wurde der goldene<br />

Propeller mit Brillanten verliehen<br />

an Franz Hebenstreit, MBC Tulln.<br />

FOTO: ELENA PAVLOVICH/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Nachrichten für die<br />

Schifffahrt der OSB<br />

Die Nachrichten können unter è https://nts.doris.<br />

bmk.gv.at abgerufen und als E-Mail abonniert<br />

werden. DoRIS mobile bietet umfassende<br />

Informationen aus dem DoRIS (Donau River Information<br />

Services) System. Die App zeigt zu jeder Zeit<br />

aktuelle Fahrwasserinformationen auf Ihrem Mobilgerät<br />

an und ist somit der ideale Begleiter.<br />

80 4/<strong>2024</strong>


FOTO: NIKLAS FRANK<br />

Fesche finnisch-deutsche Kooperation.<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Edel getunt<br />

LUXUS-DAYCRUISER. Die finnische<br />

Werft Axopar und der deutsche Edeltuner<br />

Brabus haben wieder einmal<br />

zu einem neuen Modell zusammengefunden.<br />

Und wieder staunt man über<br />

den Namen: Brabus Shadow 1200<br />

Sun-Top Phantom Gray Signature<br />

Edition. Das bislang größte Modell<br />

der Kooperation basiert auf der Axopar<br />

45 und ist mit drei 400 PS starken<br />

5,7 l Mercury Racing V10-Motoren<br />

ausgestattet. Dazu kommen viele<br />

elektronische Helferlein, Hardtop<br />

mit Doppelschiebedach sowie eine<br />

flotte Lederpolsterung in Rot.<br />

è www.brabusmarine.com<br />

In 40 Tagen um die Welt<br />

JULES VERNE TROPHY. 40 Tage,<br />

23 Stunden, 30 Minuten, 30 Sekunden:<br />

So unfassbar wenig Zeit<br />

haben Francis Joyon und seine<br />

Crew 2017 gebraucht, um mit den<br />

Trimaran IdecSport den Globus<br />

zu umsegeln. Damit ist Joyon<br />

derzeitiger Inhaber<br />

der Jules Verne<br />

Trophy für die<br />

schnellste Weltumrundung per<br />

Segelboot. Die IdecSport, die Ende<br />

Mai nach umfangreichen Wartungsarbeiten<br />

wieder zu Wasser<br />

gelassen wurde, soll aber bald<br />

wieder im Einsatz sein – nächstes<br />

Jahr will Skipperin Alexia Barrier<br />

mit einer rein weiblichen Crew<br />

den Rekord brechen.<br />

è www.thefamousproject.io<br />

Alexia Barrier rast 2025 mit der<br />

IdecSport um den Globus.<br />

FOTOS: JEAN-MARIE LIOT, JEAN-LOUIS CARLI<br />

Schläft<br />

sanft<br />

TIEFENENTLADUNG.<br />

Die nächste Generation<br />

seiner Marine &<br />

Hält die<br />

Leisure (M&L) Li-Ion-<br />

Spannung.<br />

Versorgerbatterien stattet Exides mit einer<br />

Ruhemodus-Funktion aus. Diese schaltet sich<br />

automatisch nach 30 Tagen Inaktivität ein und<br />

erhält die Ladung der Batterie weitgehend auf<br />

dem bis dato bestehenden Niveau, eine Tiefenentladung<br />

wird verhindert. Dieser Sleep-<br />

Modus ist somit die ideale Ergänzung für die<br />

meisten Anwendungen in Booten und Yachten,<br />

die über den Winter oder aus anderen Gründen<br />

für längere Zeit ohne Stromanschluss gelagert<br />

werden. Die Batterie-Reihe besitzt zudem<br />

eine Heizfunktion und eine Mobile-App via<br />

Bluetooth. Erhältlich in sieben Modellen von<br />

640 bis 3.800 Wh Speicherkapazität.<br />

è www.exidegroup.com<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER UND EIGENTÜMER: fett und kursiv –<br />

die agentur gmbh, Hockegasse 19/23, 1180 Wien,<br />

office@fettundkursiv.at, Firmenbuchnummer 294085 d,<br />

Handels gericht Wien, UID ATU 63414200 · ANWEND-<br />

BARE VORSCHRIFT: Österreichische Ge werbeordnung,<br />

Medien gesetz (www.ris.bka.gv.at) · MEDIENRECHTSIN-<br />

HABER: fett und kursiv – die agentur gmbh · Geschäfts -<br />

führung: Tahsin Özen · CHEF REDAKTION: Tahsin Özen,<br />

redak tion@<strong>ocean7</strong>.at · ART- DIREKTION: Catharina<br />

Pichler · KORREKTORAT: Dipl.-Germ. Daniela Schuster ·<br />

GRAFISCHES KONZEPT: Thomas Frik, www.viertelbogen.at<br />

· BLATTLINIE: <strong>ocean7</strong> ist das Lifestyle- Magazin<br />

für Fahrten- und Blauwassersegler, Motoryachtfahrer<br />

und alle Wassersport-Fans. Die Redaktion berichtet in<br />

Zusammenarbeit mit namhaften Autoren aus dem gesamten<br />

deutschsprachigen Raum nicht nur über Yachten<br />

und Reviere weltweit, sondern widmet sich auch den Themen<br />

Charter, Equipment, Lifestyle, Genuss, Reisen, Umwelt<br />

und Meer. <strong>ocean7</strong> erscheint zweimonatlich als Print-<br />

Magazin und ist auch als E-Paper erhältlich. Die laufende<br />

Bericht erstattung inkl. Marketing aktivitäten erfolgt weiters<br />

auch über die Homepage www.<strong>ocean7</strong>.at sowie über<br />

Social Media · MITARBEITER DIESER AUSGABE: Inga<br />

Beitz, Elisabeth Cziep, Florian Dauser LL.M., Mag. Wolfgang<br />

Gemünd, Georg Gindl, Tanja Güttersberger, Ernst<br />

Habusta, Wolfgang Hausner, Bernd Hofstätter, Detlef<br />

Jens, Fran Karabaić, Prof. Reinhard Kikinger, Mag. Eszter<br />

Kondor, Eloi Omella, Dr. Bobby Schenk, Ingrid u. Robert<br />

Schnabl, Markus Silbergasser, Alexandra Schöler- Haring,<br />

Dipl.-Germ. Daniela Schuster, Andrea Sikorski, Vassil<br />

Svechtarov, Christian Winkler, Dr. Alfred Zellinger ·<br />

PRODUK TION UND DRUCK: Satz- und Druck-Team<br />

GmbH · ANZEIGEN: Bernd Hofstätter +43 664 / 552 09 32,<br />

b.hof staetter@ <strong>ocean7</strong>.at · EINZELVERKAUFSPREIS: Österreich<br />

€ 5,90 · ABO-PREISE: Bezugs preis Inland für<br />

sechs Print-Ausgaben: € 35,– · ABO-BESTELLUNG: abo@<br />

<strong>ocean7</strong>.at, www.<strong>ocean7</strong>.at · VERTRIEB: Presse Großvertrieb<br />

Austria Trunk GmbH, St. Leonharder Straße 10,<br />

5081 Anif/Salzburg · Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Bei träge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung außer halb der engen<br />

Grenzen des Urheberrechts gesetzes bedarf der Zustimmung<br />

des Herausgebers. Die Ver wendung von Zitaten aus<br />

Berichten für Anzeigen ist möglich. Durch Annahme eines<br />

Manuskripts erwirbt der Herausgeber das ausschließliche<br />

Recht zur Veröffent lichung. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen.<br />

Alle Rechte, auch die Übernahme von<br />

Beiträgen nach § 44 Abs. 1 u. 2 Urheberschutzgesetz, sind<br />

durch den Herausgeber genehmigungspflichtig. Bei<br />

Nicht belieferung ohne Heraus geber-Ver schul den oder<br />

wegen Störungen des Arbeits friedens bestehen keine Ansprüche<br />

gegenüber dem Herausgeber.<br />

Verantwortlich für die Mitteilungen des YCA: Yacht<br />

Club Aus t ria, Generalsekretariat, 4020 Linz, Lederer -<br />

gasse 88, www.yca.at · Verantwortlich für die Mit -<br />

teilungen des MSVÖ: Motor bootsport und Seefahrts<br />

Verband Österreich, Forchheimergasse 34/118, 1230<br />

Wien, www.msvoe.at<br />

JURY<br />

4/<strong>2024</strong> 81


Skipper’s Diaries<br />

Weiße Taube, Martinique<br />

Das Türkis des Atlantiks schafft es nicht bis hierher. Aus dem Fenster im Korridor sehe ich<br />

den Yachthafen, die Segelschule und ein Stück der alten Uferstraße. Der Wind fegt böig über<br />

die Bucht und die winzigen Optimisten bewegen sich wie Blattschneideameisen bei ihren<br />

schnellen Wenden unter den blendend weißen Segelchen.<br />

Das Wasser glänzt silbrig, aber<br />

ich weiß, dass nur braungrüne<br />

Tunke zurückbleiben<br />

wird, wenn die Sonne mit ihren<br />

Tricks aufhört. Es ist die ruhigste<br />

Stunde im Krankenhaus. Am späten<br />

Nachmittag herrscht die Stille<br />

sogar über die Sanitäterinnen.<br />

Kraftlos in den Beinen und mit<br />

Schläuchen im linken Arm, kann<br />

ich mich immerhin selbst herumschleppen<br />

und genieße es, hier zu<br />

sitzen und Ingas Besuch entgegen<br />

zu fiebern. Mein tägliches Geschenk.<br />

Eine Stimme hebt sich leicht<br />

über die weiße Stille und formt<br />

sicher und dennoch sanft eine bekannte<br />

Melodie. Es ist eine männliche<br />

Stimme, eine sehr hohe und<br />

zugleich weiche und füllige. Unbeirrt<br />

klettert sie die Strophe entlang<br />

und nimmt die letzte Ecke der gesamten<br />

Etage in Besitz. Als der Refrain<br />

mit seinem unverwechselbaren<br />

„Cou-cou-rou-cou-cou“ da ist<br />

und ich mich endlich erinnere,<br />

ILLUSTRATION: INGA BEITZ<br />

FOTO: SY MAOLIS<br />

VASSIL SVECHTAROV<br />

ist Bühnenbildner,<br />

Puppenspieler, Musiker,<br />

Autor, Weltumsegler.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Bücher, Musik, Projekte<br />

è www.sturetz.eu<br />

welches Lied das ist, ist mein Hals<br />

längst zugeschnürt.<br />

Das Wunder wiederholt sich täglich<br />

und immer spätnachmittags,<br />

wenn die Stille am lautesten ist.<br />

Woher nimmt bloß diese junge<br />

Stimme das ganze Gefühl? Woher<br />

nimmt dieser junge Mensch die Erinnerung<br />

an verlorene Liebe und<br />

die Kälte des Messers der Einsamkeit?<br />

Oder ist es nur die Saite, die<br />

gerade in mir schwingt, in der<br />

sehnsüchtigen Erwartung von<br />

Ingas Besuch?<br />

Tag um Tag verdäch tige ich die<br />

bediensteten Männer und sogar<br />

manch maskuline Sanitäterin, der<br />

geheimnisvolle Besitzer der magischen<br />

Stimme zu sein, komme ihr<br />

aber nicht auf die Schliche.<br />

AUS DER TIEFE<br />

Heute wird man uns nach Fortde-France<br />

zur MRT-Untersuchung<br />

bringen. Der Wagen wartet schon<br />

vor dem Hintereingang, samt seinem<br />

nervösen, hackigen Fahrer.<br />

Ungeduldig weist er mich und den<br />

anderen Patienten auf die Plätze<br />

und zögert nicht, seinen Missmut<br />

in Gesten und Lauten auf die Bühne<br />

zu lassen.<br />

Der andere Patient ist ja auch extrem<br />

träge, etwa gefühlte hundert<br />

Jahre alt, mit faltiger, trockener,<br />

dunkel-brauner Haut und mit von<br />

der Arthritis bis zur Unkenntlichkeit<br />

verformten Händen. Seine Augen<br />

sitzen tief in ihren Höhlen und<br />

verleihen dem schrumpeligen Gesicht<br />

das Aussehen einer Mumie.<br />

Vielleicht fragt sich unser Fahrer,<br />

wozu die Mühe bei diesem Relikt,<br />

bei diesem Fossil von Mensch?<br />

Wenn er solche Worte überhaupt<br />

gebrauchen würde. Jedenfalls fahren<br />

wir irgendwann los und gliedern<br />

die unsrige in die Nervosität<br />

des Straßenverkehrs ein.<br />

Etwa zwei Stunden später sitzen<br />

die Mumie und ich im Vorraum<br />

der MRT-Untersuchung und warten<br />

brav das Ende der Mittagspause<br />

ab. Der Fahrer stillt wahrscheinlich<br />

seinen Hunger irgendwo, wir sind<br />

allein und der allgegenwärtigen<br />

Stille ganz ergeben.<br />

Da kommt sie, aus der Tiefe der<br />

Falten neben mir, die junge Stimme.<br />

Die krüppeligen Hände liegen<br />

ruhig im Schoß, die Augen sind geschlossen.<br />

Was sehen sie? Sehen<br />

sie, wie das Lied, einer weißen Taube<br />

gleich, unbeirrt emporsteigt und<br />

die letzte Ecke der Erinnerung<br />

füllt? Den weißen Strand, den weißen<br />

Stoff ihres Kleides, das Weiß<br />

der Kokosnuss und ihrer Zähne?<br />

Ihr sanftes Lächeln? „Cou-courou-cou-cou<br />

..., Paloma“.<br />

Wenn der Fahrer es nur hätte<br />

hören können.<br />

<br />

82 4/<strong>2024</strong>


YACHTING, REISEN UND MEER<br />

Keine Ausgabe<br />

mehr verpassen!<br />

Unterhaltsam informiert in vielen<br />

Bereichen: Yachten, Reisen, Wasser -<br />

sport, Umwelt – ein ganzes Jahr lang!<br />

Jahres-Abo Print<br />

6 Ausgaben € 39,–<br />

Auch als<br />

E-Paper<br />

erhältlich!<br />

€ 38,99/Jahr<br />

Kombi-Angebot Print- und E-Paper!<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at


100% ELECTRIC<br />

OFFICIAL DEALER<br />

BAOTIC YACHTING I Andréstrasse 2, 63067 Offenbach am Main I info@baotic-yachting.de I (+49) 0 69 829 78 80<br />

www.deantonioyachts.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!