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Die Wirtschaft 04.24 Stand 27.05

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WWW.DIEWIRTSCHAFT-KOELN.DE | AUSGABE <strong>04.24</strong><br />

DAS WIRTSCHAFTS-MAGAZIN FÜR KÖLN UND DIE REGION<br />

„MEIN HAND-<br />

SCHLAG GILT!“<br />

Ex-Pfarrer und Oberbürgermeister-Kandidat in spe<br />

Hans Mörtter im Interview<br />

ARBEITSRECHT<br />

Cannabis im Betrieb<br />

Foto: Alex Weis<br />

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Vorwort |<br />

LIEBE LESERINNEN<br />

UND LESER,<br />

unsere Oberbürgermeisterin Henriette Reker<br />

hat eine seltsame Art, Dinge zu begründen.<br />

Zwar wird sie 2025 aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach nicht mehr für den Posten kandidieren,<br />

hat aber auch verlauten lassen, dass ihre angeschobenen<br />

Projekte bei Weitem nicht abgeschlossen<br />

seien und sie diese in einer weiteren<br />

Amtsperiode vorantreiben, wenn nicht<br />

gar zu Ende führen möchte.<br />

Man braucht nicht viel Fantasie, um sich<br />

auszumalen, dass auch weitere fünf Jahre<br />

mit Frau Reker an der Stadtspitze Köln<br />

eher schaden als nützen werden. Zu viele<br />

von den versprochenen Projekten stecken<br />

fest, was gemacht wird, wird später fertig<br />

als geplant und teurer als erwartet. Kitaplätze,<br />

neue Schulen, bezahlbarer Wohnraum,<br />

der Verkehr und die Oper – überall fehlt es<br />

an vernünftiger Planung, an professioneller<br />

Überwachung und einer Budgetkontrolle,<br />

die greift. Einen Besuch beim Papst hätte sie<br />

eventuell zu Beginn ihrer Amtszeit einplanen<br />

sollen. Vielleicht hätte geistlicher Beistand<br />

von oben geholfen, dass ihre Bilanz<br />

positiver ausfällt.<br />

Gut zu wissen, dass da mit Hans Mörtter jemand<br />

bereitsteht, der sich den OB-Job zutraut.<br />

Und der beste Verbindungen „nach<br />

ganz oben“ hat. Schließlich war Mörtter<br />

mehr als 40 Jahre Pfarrer in der Lutherkirche<br />

in der Südstadt und hat vielfältige Projekte<br />

angestoßen und erfolgreich abgeschlossen.<br />

Jetzt, im Unruhestand, traut er sich zu,<br />

die Stadt mit ihren fast 1,1 Millionen Einwohnern<br />

zu managen. Dabei setzt er auch auf<br />

die mehr als 20.000 Beschäftigten bei der<br />

Stadt Köln. <strong>Die</strong> will er mit ins Boot holen.<br />

Für sie wünscht er sich eine „Kultur der Fehlerfreundlichkeit“.<br />

Und wo Mörtters soziale<br />

Kompetenz unbestritten ist, will er sich die<br />

wirtschaftlichen Zusammenhänge auch den<br />

<strong>Stand</strong>ort Köln betreffend in Gesprächen mit<br />

den führenden Köpfen der Stadt erläutern<br />

lassen. Denn die Sicherung des <strong>Stand</strong>ortes ist<br />

für eine positive Zukunft unabdingbar. Wer<br />

wirtschaftliche Kompetenz an der Stadtspitze<br />

erwartet, kann für Roberto Campione seine<br />

Stimme abgeben. Er ist Vorsitzender des<br />

Kölner <strong>Wirtschaft</strong>sclubs und hat seine Bereitschaft<br />

erklärt, zur OB-Wahl anzutreten.<br />

Des Weiteren können wir mit positiven Nachrichten<br />

aufwarten. <strong>Die</strong> Koelnmesse vermeldet<br />

einen Umsatzrekord, am Arbeitsmarkt<br />

gibt es trotz Konjunkturtief ein Beschäftigungshoch.<br />

Und alsbald könnte der Song<br />

von Karat neu interpretiert werden. Denn zu<br />

den sieben Kölner Brücken sollen zwei weitere<br />

für Fußgänger und Radfahrer hinzukommen.<br />

Sie sollen die Ringe – also Ubierring<br />

und Theodor-Heuß-Ring – quasi über den<br />

Fluss verlängern. Damit würde ein Vorschlag<br />

aus dem Masterplan von Albert Speer endlich<br />

umgesetzt.<br />

Pünktlich zur Europawahl blicken die Kandidaten<br />

von den Lampenmasten zu uns herab.<br />

So auch Talkshowdauergast Marie-Agnes<br />

Strack-Zimmermann. Und der FC-Fan freut<br />

sich verzückt. Da war doch was? Genau, im<br />

Jahre 1978 wurden die Geißböcke letztmalig<br />

Deutscher Meister, mit dabei Gerd Strack und<br />

Herbert Zimmermann. Heuer steckt der siebenfache<br />

Absteiger im Keller und mit Keller<br />

fest, es fehlen Leute mit Sachverstand an der<br />

Spitze. Besonders schmerzlich, dass auf der<br />

anderen Rheinseite die Leverkusener ungeschlagen<br />

Deutscher Meister werden und das<br />

Double holen. Dazu von dieser Stelle herzlichen<br />

Glückwunsch.<br />

Herzlichst<br />

Eugen Weis, Herausgeber<br />

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| Inhalt<br />

HIGHLIGHTS DIESER AUSGABE<br />

Foto: Mapics – stock.adobe.com<br />

Foto: Alex Weis<br />

10<br />

KONJUNKTUR<br />

Lage weiter angespannt<br />

........................................................... ab Seite 10<br />

Foto: Lazy_Bear – stock.adobe.com<br />

06<br />

„MEIN HANDSCHLAG GILT”<br />

Interview mit Hans Mörtter<br />

...........................................................ab Seite 06<br />

17<br />

ARBEITSMARKT<br />

Beschäftigungsrekord in Köln<br />

........................................................... ab Seite 17<br />

IMPRESSUM<br />

Verlag und Herausgeber:<br />

Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien GmbH<br />

Eugen Weis<br />

Hahnenstr. 12, 50667 Köln<br />

Telefon 0221.4743924<br />

info@diewirtschaft-koeln.de<br />

www.diewirtschaft-koeln.de<br />

Objekt- und Anzeigenleitung:<br />

Alex Weis<br />

Hahnenstr. 12, 50667 Köln<br />

Telefon: 0221.4743924<br />

anzeigen@diewirtschaft-koeln.de<br />

Redaktionsleitung:<br />

Matthias Ehlert (ViSdP)<br />

Hahnenstr. 12, 50667 Köln<br />

redaktion@diewirtschaft-koeln.de<br />

Redaktion:<br />

Matthias Ehlert (me), Heribert Eiden (he),<br />

Monika Eiden (mei), Jana Leckel (jl),<br />

Karoline Sielski (ks), Astrid Waligura<br />

(aw), Eugen Weis (ew)<br />

Jahrgang: 9, Heft 04/2024<br />

Auflage: 17.000 Exemplare<br />

Fotos: stock.adobe.com, Alex Weis,<br />

Envato, sowie Kunden und privat<br />

Druck:<br />

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© Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien GmbH 2024 - Nachdruck und Vervielfältigungen jeglicher Art, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages. Alle Urheberrechte<br />

liegen bei<br />

/ oder beim Verlag bzw. den Autoren. Auch Werbeschaltungen sind urheberrechtlich geschützt. Es gelten unsere AGBs. Erfüllungsort<br />

und Gerichtsstand ist Köln. Unser Verlag wird beraten und rechtlich vertreten durch: Rechtsanwälte Stiletto Wilhelm & Kollegen.<br />

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Inhalt |<br />

18<br />

UMSATZREKORD<br />

Koelnmesse verkündet Ergebnis<br />

................................ ab Seite 18<br />

Foto: Koelnmesse / Thomas Volkmar Foto: Koelnmesse GmbH, Thomas Klerx<br />

LIEFERKETTENGESETZ<br />

<strong>Die</strong> Folgen für Unternehmen<br />

................................ ab Seite 22<br />

WEITERE THEMEN:<br />

<strong>Die</strong> Familienunternehmer............. S.16<br />

Arbeitsrecht.................................. S.24<br />

Zwei neue Brücken....................... S.32<br />

Schmerz-Schrittmacher................. S.36<br />

... und vieles mehr ...<br />

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November 2023. Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />

geben nicht in jedem Falle die Meinung des<br />

Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Fotos übernimmt w<br />

keine Haftung. Für fehlerhafte oder unterbliebene<br />

Angaben übernehmen wir keine Gewähr.<br />

Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages<br />

oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens<br />

bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag.<br />

Es gelten unsere AGBs.<br />

Copyright/ Urheberrecht: Nachdruck und<br />

Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung von Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien<br />

GmbH. Alle Urheberrechte liegen bei<br />

w bzw. den Autoren. Auch Werbeschaltungen<br />

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Datenschutz/Disclaimer: Sie finden in unserer<br />

Print-Ausgabe an verschiedenen Stellen sogenannte<br />

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diese Datenerhebung zu unterbinden finden Sie<br />

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Zudem können Sie direkt auf Links klicken, die sich in<br />

unserer Ausgabe befinden (z.B. im E-Paper oder der<br />

PDF- Version). Der Verlag übernimmt dabei keine<br />

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weisen daraufhin, dass allein die jeweiligen Seitenbetreiber<br />

für die Inhalte verantwortlich sind.<br />

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w | Titelstory<br />

Foto: Alex Weis<br />

„MEIN HAND-<br />

SCHLAG GILT!“<br />

Ex-Pfarrer und Oberbürgermeister-Kandidat in spe Hans Mörtter im Gespräch mit w<br />

Das rote Puzzleteil als Sinnbild einer spannenden, neuen, menschlichen und zukunftsfähigen Stadt, die nur mithilfe aller Bürger<br />

ebendiese werden kann. Mit diesem Logo begegnet Hans Mörtter, ehemaliger evangelischer Pfarrer, seiner Kandidatur als Oberbürgermeister.<br />

Nach seiner Andeutung im Rahmen der Nubbelverbrennung, als Bürgermeister zu kandidieren, spricht er nun Klartext.<br />

Im Interview verriet er uns unter anderem, welche Werte ihm auch im beruflichen Kontext wichtig sind, was seine ersten Amtshandlungen<br />

wären und wie er der Wohnraumnot begegnen würde.<br />

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Titelstory | w<br />

w: Mal werden Sie als<br />

Kölner Schamane, mal als Pfarrer im<br />

Unruhestand geschildert. Fühlen Sie sich<br />

damit gut beschrieben?<br />

Hans Mörtter: Ja, das trifft es irgendwie. Ich<br />

war nie kirchenkonform, bin erfolgreich<br />

völlig neue Wege gegen größten Widerstand<br />

und Anfeindungen gegangen, stand den<br />

Menschen immer nah, war rheinisch frei<br />

in der Entwicklung guttuender heilsamer<br />

neuer Rituale, die Menschen wieder in ihre<br />

ureigene Kraft setzen. Ich habe vierzig Jahre<br />

lang mit dem Menschsein zu tun gehabt<br />

und dabei sehr viel gelernt. Ich war Kölner<br />

Notfallseelsorger und bin es noch immer<br />

bei größeren Katastrophen. Das Lebensalphabet<br />

habe ich gelernt. Und jetzt fange ich<br />

an, aus den einzelnen Buchstaben Wörter<br />

und Sätze zu bilden. Dabei lerne ich noch<br />

immer aus dem Zuhören und bin stets auf<br />

der Suche nach guten Verbündeten.<br />

Wir leben aktuell in einer der größten herausfordernden<br />

Krisen aller Zeiten – da<br />

geht für mich „Ruhestand“ gar nicht! Mein<br />

ermutigendes Vorbild ist der mir nahe Gerhart<br />

Baum.<br />

w: Sie haben anlässlich<br />

der Nubbelverbrennung angedeutet, dass<br />

Sie sich das Amt des Kölner Oberbürgermeisters<br />

vorstellen könnten, und schätzen<br />

Ihre Chance im Ernstfall als sehr hoch ein.<br />

Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?<br />

Hans Mörtter: Weil ich bei den Menschen<br />

der Stadt als glaubwürdig gelte und mein<br />

Handschlag gilt. Es ist bekannt, dass ich<br />

nicht nur rede, sondern effektiv handele.<br />

Zu Fehlern kann ich stehen und mich dafür<br />

entschuldigen und daraus lernen.<br />

Ich wünsche uns allen eine Kultur der Fehlerfreundlichkeit,<br />

vor allem für die Verwaltung.<br />

Es gibt eine extreme Frustration über<br />

Stillstand in der Stadt, die Hamsterräder der<br />

Politik. Bürgerbeteiligungen, die oft im Nirwana<br />

enden. Quer durch Generationen und<br />

Parteizugehörigkeiten aus vielen Stadtteilen<br />

bekomme ich hoffnungsvolle Rückmeldungen,<br />

dass ein neuer Aufbruch in Köln<br />

möglich sein könnte. Beeindruckend dabei<br />

finde ich, dass noch so viel Hoffnung in der<br />

Stadt ist. Damit hatte ich nicht gerechnet,<br />

freue mich darüber aber sehr, weil das eine<br />

gute Energie ist. Mein Spruch lautet: „Das<br />

Schönste, was es gibt, ist, Unmögliches für<br />

möglich zu halten und es zu tun.“ Ich bin<br />

nicht nur parteilos, sondern auch völlig parteiunabhängig.<br />

Und darin glaubwürdig.<br />

Übrigens ist der Nubbel in uralter vergessener<br />

Tradition nicht der Sündenbock, sondern<br />

einer von uns, das rebellische Virus,<br />

der es übertrieben hat, aber immer wieder<br />

neu aufersteht, für Freiheit und Gerechtigkeit<br />

steht und für Menschsein.<br />

w: Was wäre Ihre erste<br />

Amtshandlung?<br />

Hans Mörtter: Das wären zwei: Zuerst würde<br />

ich an einem Vormittag alle Mitarbeitenden<br />

der Verwaltung in die LANXESS arena<br />

einladen. Sie einschwören auf ein neues<br />

Bündnis für die Stadt. In Wertschätzung<br />

mit Ludwig Sebus und glaubwürdigen Musiker:innen<br />

an meiner Seite.<br />

Und der klaren Ansage, dass ich als Oberbürgermeister<br />

fest zu ihnen stehe und sie<br />

Fehler machen dürfen. Wir haben dort viele<br />

gute Leute und sie sollen wieder Lust<br />

auf die Stadt haben und glücklich sein, dafür<br />

zu arbeiten. Sie sollen in ihrer Arbeit<br />

für die Menschen und die Zukunft unserer<br />

Stadt einen Sinn erleben. Außerdem möchte<br />

ich alleinerziehende Mütter und auch<br />

einzelne Väter, die im Armutsbereich leben,<br />

wertschätzend als „Held:innen“ unserer<br />

Zeit einladen. Ihnen ein Forum bieten<br />

für ihre Not, ihre Überlebenskämpfe.<br />

Ihnen eine Stimme geben.<br />

w: In Köln gibt es viele<br />

Baustellen, nicht nur im sprichwörtlichen<br />

Bereich. Baustellen sind zunächst mal<br />

kein schlechtes Zeichen, es tut sich was.<br />

Aber es mangelt an der Koordination. Wo<br />

wollen Sie hier ansetzen?<br />

Hans Mörtter: Wir haben zu viele Baustellen<br />

gleichzeitig. Da fehlt es an einem Gesamtmanagement.<br />

Und statt gleichzeitig eine<br />

Baustelle nach der anderen!<br />

Allein die Bonner Straße, wo an manchen<br />

Tagen niemand arbeitet und die Sperrungen<br />

chaotisch sind. <strong>Die</strong> Straße sollte und könnte<br />

schnell gebaut werden und dringend nötig<br />

sollten die Bäume für das Klima der Stadt<br />

gepflanzt werden. <strong>Die</strong> Baustellen brauchen<br />

eine/-n verantwortliche/-n Koordinator:in.<br />

<strong>Die</strong> Stadtverwaltung<br />

benötigt mehr<br />

Wertschätzung<br />

w: Glauben Sie, dass die<br />

Kölner Behörden, die ja von Amt zu Amt<br />

unterschiedlich unter großer Kritik stehen,<br />

ein steigerungsfähiges Potenzial besitzen?<br />

Hans Mörtter: Ja! Da gibt es ein sehr großes<br />

Potenzial, weil wir dort willensbereite und<br />

gute Leute haben. Wertschätzung ist mir dabei<br />

wichtig, Bestätigung und Ermutigung<br />

und Herausforderung. Gleichzeitig Wahrnehmung,<br />

Unterstützung und Stärkung.<br />

Im Bauamt haben wir gute Architekten, die<br />

Siegerentwürfe kontrollieren müssen. Ich<br />

würde sie einbeziehen, welche Ideen sie für<br />

die Stadtentwicklung haben.<br />

w: Daran sind schon viele<br />

Vorgänger gescheitert, wenn man von Fritz<br />

Schramma, Jürgen Roters, Henriette Reker<br />

spricht. Was lief da schief?<br />

Hans Mörtter: <strong>Die</strong> mangelnde Kommunikation<br />

und klare Ansagen. Ein von oben nach<br />

unten. Eine Verwaltungsreform von oben<br />

funktioniert nicht, sie geht nur mit den<br />

Menschen. Vor allem ist es die Wertschätzung,<br />

die fehlt. Mir ist eine neue Kultur<br />

der Fehlerfreundlichkeit wichtig. Und eine<br />

neue Vertrauenskultur: <strong>Die</strong> Angestellten<br />

sollen wissen, dass da ein Oberbürgermeister<br />

ist, der zu ihnen steht.<br />

w: Exemplarisch für das<br />

offensichtliche Versagen der Kölner Politik<br />

sind die Situation bei den Kölner Schulen<br />

und die Wohnungsraumnot. Wo würden Sie<br />

Hans Mörtter bezieht bei der Kundgebung des Bündnisses "Köln zeigt Haltung"<br />

öffentlich Stellung für den Erhalt des individuellen Rechts auf Asyl<br />

Foto: Martin Bauer<br />

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w | Titelstory<br />

Bei all der Ernsthaftigkeit darf die Freude beim (politischen)<br />

Engagement nicht auf der Strecke bleiben<br />

ansetzen, um diese fundamentalen Probleme<br />

relativ zeitnah in den Griff zu kriegen?<br />

Hans Mörtter: Zwei Themen. Erstens: Ich<br />

rede schon jetzt mit Kölner Schulleiter:innen,<br />

weil sie die Experten der Wirklichkeit<br />

sind. Wir brauchen eine neue Steuerung, die<br />

nur von der Basis aus geht. Verbunden mit<br />

einem kreativen neuen situationsgerechten<br />

Denken und Entwicklung. Zweitens: Es<br />

muss gebaut werden! Und das sofort und<br />

schnell! <strong>Die</strong> Hemmnisse sind bekannt und<br />

müssen politisch bearbeitet werden. Dazu<br />

gehören größte Ermessensspielräume auf<br />

kommunaler Ebene. Zum Beispiel eine neue<br />

Wohnbau-Gesellschaft für den sozialen<br />

Wohnungsbau. Auf Landes- und Bundesebene<br />

müssen Bauvorschriften entschlackt<br />

werden. Dazu gehören auch DIN-Normen,<br />

die runtergeschraubt werden müssen. Warum<br />

werden in Kopenhagen innerhalb von<br />

maximal fünf Jahren ganze neue Wohnquartiere<br />

inklusive öffentlicher Nahverkehrsanbindung<br />

gebaut? Davon können wir lernen.<br />

„<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaft</strong> wird in eine<br />

völlig neue und mögliche<br />

Verantwortung kommen.“<br />

und was Entwicklung behindert. Was ist<br />

nötig, um Unternehmen für den <strong>Stand</strong>ort<br />

Köln zu gewinnen oder sie darin zu stärken?<br />

Mein Signal: Wir brauchen euch! Ebenso<br />

auch: Ihr braucht uns, die Stadt. Damit sie<br />

attraktiv und sicher für eure Mitarbeitenden<br />

ist. Wir müssen in größter Achtung miteinander<br />

neue Wege in die Zukunft gehen,<br />

spürbar in der Gegenwart.<br />

Auch im Blick auf den Minus-Haushalt der<br />

Stadt, der Weiterentwicklung blockieren<br />

wird. <strong>Wirtschaft</strong> wird da in eine völlig neue<br />

und mögliche Verantwortung kommen.<br />

Darüber müssen wir reden und ich bin zuversichtlich,<br />

dass das zum Wohl aller gelingen<br />

wird.<br />

w: Früher gab es das Amt<br />

des Oberstadtdirektors als verantwortlicher<br />

Leiter der Verwaltung. Das hat lange<br />

gut funktioniert. Muss ein Oberbürgermeister<br />

der Allrounder für alles sein?<br />

Foto: Norman Jankowski<br />

Hans Mörtter: Nein! Als Oberbürgermeister<br />

brauche ich ein starkes fachkundiges mutiges<br />

und fröhliches Team. Daran arbeite<br />

ich gerade. Das Amt des Oberbürgermeisters<br />

geht nur im Team und mit den Menschen<br />

der Stadt. In Zukunft sollte es wieder<br />

die professionelle Aufgabenteilung von<br />

Oberbürgermeister und Oberstadtdirektor<br />

geben. Dazu gehört auch für eine Millionen-Stadt<br />

eine lebensgerechte Bezahlung<br />

der Stadträt:innen. Vor den ehrenamtlichen<br />

Politiker:innen im Rat habe ich große<br />

Hochachtung. Aber es ist ein No-Go, dass<br />

sie ihrer Verantwortung neben ihren Berufen<br />

schmerzhaft hinterherhinken müssen.<br />

Das gehört wesentlich zum Desaster der<br />

Lähmung in unserer Großstadt. Sie müssten<br />

ähnlich wie Landtagsabgeordnete bezahlt<br />

werden und für acht Jahre gewählt<br />

werden, um gut und perspektivisch arbeiten<br />

zu können.<br />

w: Sie kennen Köln und<br />

die Kölner:innen seit vielen Jahren, hatten<br />

Gelegenheit, tief in die Kölner Seele zo<br />

luure. Was ist Ihnen da begegnet?<br />

Hans Mörtter: Eine große offene Begegnungsfreude:<br />

Menschen, die positiv denken<br />

und sich nicht kleinkriegen lassen. <strong>Die</strong><br />

ohne Grund trotzdem hoffen. Auf meine<br />

Ankündigung, als Bürgermeister zu kandidieren,<br />

erhalte ich unglaubliche Rückmeldungen<br />

und Zuspruch.<br />

w: Was sagt eigentlich<br />

Ihre Frau zu Ihren Plänen?<br />

Hans Mörtter: Sie kennt mich – deswegen<br />

wundert sie sich nicht und steht an meiner<br />

Seite, denkt mit, strukturiert mich.<br />

Foto: Sonja Grupe<br />

w: Ihre soziale Kompetenz<br />

steht außer Frage, aber damit allein<br />

werden Sie bei der Kölner <strong>Wirtschaft</strong> nicht<br />

punkten. Und ohne zielführende, klare<br />

Signale an die Unternehmen wird die<br />

Ausübung des Amtes sehr schwierig, wenn<br />

nicht gar unmöglich. Wie wollen Sie die<br />

Firmen mitnehmen?<br />

Hans Mörtter: Da sehe ich eine große Herausforderung,<br />

die ohne offenen achtungsvollen<br />

Dialog nicht geht. Erst mal möchte<br />

ich zuhören, was <strong>Stand</strong>ortsicherung angeht<br />

Der Straßenkarneval spielt im Leben des angehenden<br />

Bürgermeisterkandidaten eine große Rolle - Alaaf!<br />

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Titelstory | w<br />

w: Das Amt des Oberbürgermeisters<br />

ist nicht vergnügungssteuerungspflichtig,<br />

noch nicht mal gut<br />

bezahlt, wenn man das gesamte Engagement<br />

in die Waagschale wirft. Das Leben<br />

ist endlich, als Seelsorger ist man ja dem<br />

Schöpfer besonders nah. Glauben Sie,<br />

dass ein guter Draht „nach oben“ hilft,<br />

den schwierigen Job zur Freude aller Kölner:innen<br />

zu erledigen?<br />

Tiefes Urvertrauen<br />

als Basis für innere Stärke<br />

Hans Mörtter: Ich weiß ansatzweise, worauf<br />

ich mich einlasse, und bin sehr<br />

kampferprobt und widerstandsfähig und<br />

kenne mich mit Abgründen aus. Als Kind<br />

bin ich quasi im Rhein aufgewachsen, der<br />

Fluss fließt in mir und ich mit ihm. Ich habe<br />

ein starkes Urvertrauen, bin eine unerschütterliche<br />

Frohnatur trotz aller Widerstände<br />

und Bedenkenträger:innen, die<br />

mich nie ausbremsen konnten. Ich bin<br />

für nix fies, lasse mich durch nichts und<br />

niemanden schrecken oder abhalten. Und<br />

ja, das grundlegende Gefühl, verbunden<br />

zu sein mit dem Göttlichen, in Beziehung<br />

zu sein mit allem und allen und auch den<br />

Bäumen, gibt mir große unerschrockene<br />

Kraft. Mein tiefstes Urvertrauen macht<br />

mich stark.<br />

Ich möchte den Menschen unserer Stadt<br />

wieder Mut und Freude für unsere Stadt<br />

machen und ihnen zumuten, dass sie das<br />

können. Mein Logo ist ein rotes Puzzleteil.<br />

Nur zusammen werden wir das Bild einer<br />

spannenden neuen menschlichen zukunftsfähigen<br />

Stadt werden. Mut macht<br />

mir, dass ich so viele Menschen der Stadt<br />

an meiner Seite weiß.<br />

w: Man sollte das nicht<br />

überbewerten, aber der 1. FC Köln ist erneut<br />

abgestiegen. Trotzdem ist das Stadion<br />

immer voll. Was sagt das aus über die<br />

Kölner Mentalität?<br />

w: <strong>Die</strong> politische Landschaft<br />

ist gegenwärtig so instabil wie<br />

noch nie. Welche Vorteile kann ein Oberbürgermeister,<br />

der nicht aus der Verwaltung<br />

und der Politik kommt, in die Waagschale<br />

werfen?<br />

Hans Mörtter: Glaubwürdigkeit und Vertrauen<br />

sind abhandengekommen. Angstmache<br />

wird populistisch ausgenutzt. Mein<br />

Vorteil ist, dass ich von außerhalb der etablierten<br />

Systeme komme und völlig frei<br />

bin. Ich muss nichts mehr werden, nichts<br />

beweisen, keine faulen Kompromisse machen,<br />

muss nicht wiedergewählt werden.<br />

Kann laut und deutlich „Sch…“ sagen. Ich<br />

habe keine Angst. <strong>Die</strong>se partei- und systemunabhängige<br />

unerschrockene Freiheit<br />

wünschen sich die Kölner:innen. Wobei<br />

ich mich mit Verwaltung aus den kirchlichen<br />

Strukturen gut auskenne. Sie sind deckungsgleich<br />

in ihren Bedenken und Ängsten<br />

mit jeder Verwaltung. Deswegen hatte<br />

ich mir immer Verbündete gesucht und die<br />

habe ich jetzt schon in der Kölner Stadtverwaltung.<br />

Eine Demokratie,<br />

die alle etwas angeht<br />

w: Was fehlt in der Stadt?<br />

Hans Mörtter: Neben der Senioren:innen-Vertretung<br />

eine Jugend-Vertretung im<br />

Alter von 14 bis 21 Jahren. Mit jeweils eigenen<br />

Haushaltsmitteln und der Verpflichtung,<br />

im Stadtrat gehört zu werden. Außerdem<br />

Bürger:innen-Räte für die Stadtteile<br />

mit naher Kompetenz und ebenso für die<br />

großen stadtübergreifenden Themen. Und<br />

vielen Bürgern unserer Stadt fehlt es an<br />

Achtung voreinander.<br />

w: Worum geht es Ihnen<br />

in Ihrer politischen Arbeit?<br />

Hans Mörtter: Um einen neuen dringend<br />

nötigen Aufbruch für die Stadt und um uns<br />

Menschen. Raus aus den sich blockierenden<br />

Hamsterrädern von politischem System und<br />

Verwaltung. Um eine neue Kultur des verantwortlichen<br />

Miteinanders für die Stadt.<br />

Um Wohnraum für alle und Resilienz-Aufstellung<br />

gegenüber der Klima-Katastrophe.<br />

Um Beistand und Förderung von Kindern/<br />

Jugendlichen, die von Armut betroffen sind.<br />

Wesentlich ist mir eine neue Ermutigung<br />

zur Demokratie, die alle angeht, wozu neben<br />

Bürger:innen-Räten die klassischen<br />

Parteien gehören, die sich lernfähig und<br />

kommunikationsfähig neu aufstellen undfür<br />

die Sache, die Stadt und ihre Menschen<br />

zusammenarbeiten.<br />

w: Wie bereiten Sie sich<br />

auf Ihre Kandidatur als Kölns Oberbürgermeister<br />

vor?<br />

Hans Mörtter: Mit einem starken, gut und<br />

breit aufgestellten fachkompetenten Team.<br />

Und unendlich vielen Gesprächen mit Menschen<br />

quer durch die Stadt und die Parteien.<br />

w: Was ist Ihre größte<br />

Kompetenz?<br />

Hans Mörtter: Ich bin grundsätzlich unkonventionell<br />

lösungsorientiert und völlig<br />

angstfrei.<br />

Ich arbeite grenzüberschreitend offen und<br />

bin nicht käuflich. Ich stehe zu Fehlern<br />

und lerne daraus. Kraft beziehe ich daraus,<br />

Menschen nah zu sein. Ich kann außerdem<br />

gut zuhören und lerne daraus, um<br />

neue Strategien zu entwickeln. W<br />

Eugen Weis<br />

Foto: Sonja Grupe<br />

Hans Mörtter: Eine große Stärke und Treue<br />

und die Zuversicht, immer wieder neu zu<br />

starten. <strong>Die</strong> Hoffnung trotz Niederlage lebt<br />

und ist eine starke Kraft für die Zukunft<br />

unserer Stadt. Es gilt unser kölsches Glaubensbekenntnis:<br />

„Wat och passeet, dat Eine<br />

es doch klor: et Schönste, wat m’r han schon<br />

all die lange Johr, es unser Veedel, denn he<br />

hält m’r zesamme, ejal, wat och passeet,<br />

en uns’rem Veedel.“ Und die vielen Veedel,<br />

das ist unsere Stadt, das sind ihre Menschen.<br />

Auf sie und ihre Hoffnung setze ich<br />

und stehe dafür ein. Mein Handschlag gilt!<br />

Auch im Heiligabend-Gottesdienst ließ Mörtter sich seinen Humor nicht nehmen<br />

und lockerte ihn mit "Luzie, dem Teufelskind" zur Freude aller Teilnehmenden auf<br />

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| Macher & Märkte<br />

LAGE WEITER ANGESPANNT<br />

Laut Konjunkturumfrage der IHK Köln sind die Geschäftserwartungen<br />

der Industrie nur geringfügig besser<br />

<strong>Die</strong> Frühjahrs-Konjunktur-Umfrage der IHK Köln zeigt, dass sich die Industrie weiter<br />

in äußerst schwierigem Fahrwasser bewegt. <strong>Die</strong> Erwartungen der Unternehmen<br />

sind weiterhin negativ, auch wenn die Aussichten insgesamt nicht mehr ganz so trüb<br />

sind wie zu Jahresbeginn. Als Hauptprobleme sieht die IHK die schwer berechenbare<br />

Energie- und Klimapolitik mit ihren zeitlichen Vorgaben, die ständig wachsende Bürokratie<br />

sowie den Fachkräftemangel.<br />

Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer<br />

der IHK Köln, über die aktuelle Situation:<br />

„<strong>Die</strong> weniger schlechten Aussichten dürfen<br />

nicht über die strukturellen Risiken<br />

hinwegtäuschen.“ <strong>Die</strong> Politik sei nun gefordert,<br />

den Unternehmen schnellstmöglich<br />

eine schlüssige Perspektive für Investitionen<br />

in Deutschland aufzuzeigen. <strong>Die</strong><br />

Unternehmen müssten Vertrauen in den<br />

<strong>Stand</strong>ort Deutschland zurückgewinnen.<br />

Deutschland dürfe den Anschluss an andere<br />

Industrienationen nicht noch weiter verlieren,<br />

so Vetterlein weiter.<br />

Ergebnisse für den<br />

gesamten IHK-Bezirk<br />

Der Konjunkturklimaindikator drückt die<br />

Gesamtstimmung der <strong>Wirtschaft</strong> aus. Im<br />

Frühjahr stieg er leicht auf 95 Punkte gegenüber<br />

89 Punkten zu Jahresbeginn. Damit<br />

liegt er weiterhin deutlich unter dem<br />

jahrelang anhaltenden Durchschnitt von<br />

109,6 Punkten. 23 Prozent der Unternehmen<br />

bezeichnen ihre Lage als schlecht.<br />

In Köln machen vor allem der Fachkräftemangel, die Inlandsnachfrage<br />

sowie die politischen Rahmenbedingungen den Unternehmen Sorgen<br />

Das sind zwar zwei Prozent weniger als<br />

zu Jahresbeginn, trotzdem bleibt die Geschäftslage<br />

weiter angespannt. Denn nur<br />

noch 24 Prozent beurteilen ihre Lage als<br />

gut. <strong>Die</strong> Vorumfrage ergab hier noch 29<br />

Prozent. Nur die noch recht gute Lage der<br />

<strong>Die</strong>nstleistungsunternehmen verhindert<br />

ein Abgleiten ins Minus.<br />

Insgesamt fallen die Aussichten der Unternehmen<br />

in allen Branchen weniger<br />

schlecht aus, was hoffen lässt, dass die<br />

Talsohle erreicht ist. So erwarten mit 14<br />

Prozent mehr Unternehmen als vorher<br />

(Vorumfrage: 10 Prozent), dass sich die Geschäfte<br />

verbessern. Schlechtere Ergebnisse<br />

erwarten nur noch 24 Prozent (vorher<br />

35 Prozent). Insgesamt betrachtet bewegen<br />

sich die Erwartungen aber im negativen<br />

Bereich.<br />

Weniger Investitionen<br />

Foto: Mapics – stock.adobe.com<br />

<strong>Die</strong> insgesamt schlechte Lage schlägt sich<br />

auch, laut Konjunkturumfrage, nach wie<br />

vor auf die Investitionsneigung der Unternehmen<br />

nieder. 24 Prozent planen höhere<br />

Investitionen, 31 Prozent wollen jedoch<br />

weniger investieren. Auch wenn<br />

dies eine leichte Verbesserung gegenüber<br />

der Vorumfrage darstellt, erklärt Vetterlein:<br />

„Klar wird aber, dass Industrie und<br />

Handel deutlich weniger investieren wollen<br />

und der <strong>Die</strong>nstleistungsbereich die<br />

schlechten Zahlen nach oben zieht. Das<br />

darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass<br />

die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit unserer<br />

Unternehmen auf dem Spiel steht!“<br />

<strong>Die</strong> Situation auf dem Arbeitsmarkt bleibt<br />

aufgrund der schwachen Nachfrage und<br />

der unklaren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen<br />

weiter schwierig. Der<br />

Beschäftigungsindikator bleibt bereits<br />

zum dritten Mal im Minus. Das bedeutet<br />

hier, dass 24 Prozent mehr Unternehmen<br />

Personal abbauen wollen und 15 Prozent<br />

weniger Unternehmen Personal einstellen.<br />

In der Konsequenz stieg im Bezirk der<br />

IHK Köln die Arbeitslosenquote leicht an.<br />

Dr. Uwe Vetterlein: „Sichtbares Zeichen<br />

für einen schwierigeren Arbeitsmarkt<br />

ist, dass sich auch die Anzahl der offenen<br />

Stellen im Vergleich zum Vorjahr verringert<br />

hat.“<br />

Besorgniserregend findet Vetterlein auch,<br />

dass 42 Prozent der Unternehmen laut<br />

Umfrage von Finanzierungsproblemen<br />

sprechen und 19 Prozent sogar über die<br />

Liquidität. Im Vergleich zur Vorumfrage<br />

haben sich die Finanzierungsbedingungen<br />

aber nicht weiter verschärft, was der<br />

sich etwas abschwächenden Inflation zuzuschreiben<br />

ist.<br />

Lage der Unternehmen in<br />

Köln leicht verschlechtert<br />

In Köln beurteilen 29 Prozent der Unternehmen<br />

(Vorumfrage: 31 Prozent) ihre aktuelle<br />

Lage als gut. 24 Prozent (vorher 29<br />

Prozent) sehen ihre Lage als schlecht. Zudem<br />

wollen 31 Prozent weniger und nur<br />

noch 25 Prozent mehr investieren und<br />

24 Prozent der Betriebe Stellen abbauen<br />

gegenüber 19 Prozent, die Arbeitsplätze<br />

schaffen wollen. Als Hauptrisiken sehen<br />

57 Prozent der Kölner Unternehmen<br />

den Fachkräftemangel, 57 Prozent die Inlandsnachfrage<br />

und 53 Prozent die wirtschaftspolitischen<br />

Rahmenbedingungen.<br />

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Macher & Märkte |<br />

Das Konjunkturklima<br />

• Lage Indikator • Erwartungen Indikator • Konjunkturklima<br />

Indikatorpunkte Lage/Erwartungen, neutral = 0<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

I = Jahresbeginn, II = Frühjahr, III = Herbst<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

IHK-Konjunkturklimaindikator, neutral = 100<br />

Quelle: Konjunkturbericht der IHK Köln Frühjahr 2024<br />

II<br />

2019<br />

III<br />

2019<br />

I<br />

2020<br />

II<br />

2020<br />

III<br />

2020<br />

I<br />

2021<br />

II<br />

2021<br />

III<br />

2021<br />

I<br />

2022<br />

II<br />

2022<br />

III<br />

2022<br />

I<br />

2023<br />

II<br />

2023<br />

III<br />

2023<br />

I<br />

2024<br />

II<br />

2024<br />

Unveränderte Lage im<br />

Rheinisch-Bergischen Kreis<br />

Im Rheinisch-Bergischen Kreis erscheint<br />

die Lage unverändert. Zwar betrachten mit<br />

16 Prozent weniger Unternehmen als zu<br />

Beginn des Jahres (23 Prozent) ihre Lage<br />

als gut, aber mit 19 Prozent (30 Prozent)<br />

bezeichnen auch weniger Unternehmen<br />

ihre Situation als schlecht. Insgesamt sind<br />

die Betriebe hier weniger pessimistisch,<br />

denn elf Prozent (vorher fünf) gehen von<br />

einer Verbesserung aus. Und nur noch 25<br />

Prozent (gegenüber 42 Prozent) gehen von<br />

einer schlechteren Entwicklung in den<br />

nächsten zwölf Monaten aus. Hauptrisiken<br />

sind für 59 Prozent die Inlandsnachfrage,<br />

für 58 Prozent der Fachkräftemangel und<br />

für 56 Prozent die wirtschaftspolitischen<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Rhein-Erft-Kreis mit<br />

kleinen Veränderungen<br />

Wenig Veränderungen gibt es im Rhein-<br />

Erft-Kreis. 24 Prozent der Unternehmen<br />

(Vorumfrage: 24 Prozent) sehen die Lage<br />

als gut an, 20 Prozent als schlecht (vorher<br />

24 Prozent). Deutlich besser sehen die<br />

Erwartungen für die kommenden zwölf<br />

Monate aus. Weiterhin acht Prozent sehen<br />

eine bessere Geschäftsentwicklung, allerdings<br />

nur noch 19 Prozent (38 Prozent)<br />

eine schlechtere. Hier gehen rund drei<br />

Viertel Unternehmen von einer gleichbleibenden<br />

Situation aus. Risiken für die<br />

wirtschaftliche Entwicklung sehen die Betriebe<br />

zu 66 Prozent im Fachkräftemangel,<br />

zu 52 Prozent in der Inlandsnachfrage<br />

und 48 Prozent in den Energiepreisen.<br />

Schlechtere Ergebnisse für<br />

den Oberbergischen Kreis<br />

Verschlechtert hat sich die Lage im Oberbergischen<br />

Kreis. Nur noch 13 Prozent der<br />

Unternehmen (vorher 16 Prozent) bewerten<br />

ihre Lage als gut, 33 Prozent dagegen eher<br />

schlecht (31 Prozent). Allerdings blicken<br />

sie dafür deutlich positiver in die Zukunft.<br />

15 Prozent (vorher 10) sind überzeugt, dass<br />

sich ihre Lage in den kommenden zwölf<br />

Monaten verbessert. Zudem glauben nur<br />

noch 24 Prozent (vorher 44 Prozent) an eine<br />

schlechtere Entwicklung. Hier sehen 71<br />

Prozent der Unternehmen die Hauptrisiken<br />

für die Zukunft in der Inlandsnachfrage,<br />

58 Prozent in den Arbeitskosten und 57<br />

Prozent im Fachkräftemangel. W<br />

Monika Eiden<br />

<strong>Die</strong> Konjunkturentwicklung<br />

• gut / besser • befriedigend / gleichbleibend • schlecht / schlechter<br />

Lage<br />

24% 52% 23%<br />

Erwartungen<br />

14% 62% 24%<br />

Investitionsabsichten<br />

24% 45% 31%<br />

Exporterwartungen (nur Industrie)<br />

11% 65% 24%<br />

Beschäftigungsaussichten<br />

15% 62% 24%<br />

Saldo<br />

1,0<br />

-10<br />

-6,4<br />

-13,3<br />

-9,0<br />

Quelle: Konjunkturbericht der IHK Köln Frühjahr 2024<br />

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LEICHTER MIT LEASING<br />

Mit Leasing den Fuhrpark erweitern, ohne Kapital zu binden<br />

Umstieg auf E-Mobilität: Mit Leasing müssen Unternehmen das Restwertrisiko nicht tragen.<br />

Leasing ist eine beliebte Finanzierungsalternative, wenn es um das Thema Fuhrpark<br />

geht. Wer sich von Gedanken über Werkstattaufenthalte und Versicherungen, Ersatzfahrzeuge<br />

und Neuanschaffungen befreien möchte, kann zudem Full-Service-Leasing<br />

nutzen. Leasing-Experte Ralph Rutemöller von der Sparkasse KölnBonn klärt im<br />

Gespräch über die Möglichkeiten auf.<br />

w: Herr Rutemöller, jedes<br />

zweite von gewerblichen Haltern neu<br />

zugelassene Fahrzeug wird inzwischen<br />

mittels Leasings angeschafft. Warum ist<br />

das so?<br />

Ralph Rutemöller: Leasing ist beliebt und<br />

das hat Gründe. Es bietet Unternehmen die<br />

Möglichkeit, ihren Fuhrpark zu erweitern,<br />

ohne dabei zu viel Kapital zu binden. Nur<br />

ein Beispiel: Beim Kauf von zehn Fahrzeugen<br />

kämen schnell 300.000 Euro zusammen.<br />

Das Problem: <strong>Die</strong>ses Geld würde für<br />

andere Investitionen fehlen. Da die geleasten<br />

Fahrzeuge nicht in die Bilanz aufgenommen<br />

werden, verbessert sich zudem<br />

die Eigenkapitalquote, was sich wiederum<br />

positiv auf das Rating bei Kreditinstituten<br />

auswirkt und günstigere Kreditkonditionen<br />

ermöglicht.<br />

w: Wir erleben gerade eine<br />

Trendwende in der Mobilität. Dabei ist<br />

das Thema E-Mobilität für Unternehmen<br />

noch mit vielen Fragezeichen versehen.<br />

Ist Leasing hier eine gute Finanzierungsalternative?<br />

Ralph Rutemöller: Absolut. Gerade bei der<br />

Elektromobilität ist Leasing die beste Alternative,<br />

da das Unternehmen das Restwertrisiko<br />

nicht tragen muss. Denn beim<br />

Leasing trägt die Leasing-Gesellschaft<br />

das Risiko des Wertverlusts und der Verwertung<br />

der Fahrzeuge. <strong>Die</strong>se kann durch<br />

die Vertragsgestaltung und entsprechende<br />

Servicesegmente Sicherheit und Transparenz<br />

schaffen.<br />

w: Thema nachhaltige<br />

Flotte: Worauf ist hier grundsätzlich zu<br />

achten?<br />

Ralph Rutemöller: Bei den neuen Antriebsarten<br />

bedarf es einer besonderen Beratung.<br />

<strong>Die</strong>se bieten wir unseren Kundinnen<br />

und Kunden gemeinsam mit den Spezialisten<br />

der Deutschen Leasing, der Leasing-Gesellschaft<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe,<br />

an. Mit digitalen Tools erarbeiten wir dabei<br />

eine individuell zugeschnittene Entscheidungsgrundlage.<br />

Weiterhin unterstützen<br />

wir auch beim Thema Treibhausgas-Quote<br />

(THG), die in Leasing-Verträgen für reine<br />

Stromer berücksichtigt werden kann. So<br />

kann man von zusätzlichen Prämien des<br />

Staates profitieren.<br />

<strong>Die</strong> Vorteile<br />

des Full-Service-Leasings<br />

Foto: Savinus – stock.adobe.com<br />

Was sind hier die Vorteile?<br />

Ralph Rutemöller: Konzentration auf das<br />

Kerngeschäft, wertschöpfender Personaleinsatz,<br />

Kostenvorteile und Effizienzgewinne<br />

sind hier die Stichworte. Full-Service-Leasing<br />

spart Unternehmen viel Zeit<br />

und Ressourcen. Denn der Leasing-Anbieter<br />

übernimmt hierbei das komplette Management<br />

des Fuhrparks. Durch umfassende<br />

Fuhrparkanalyse und -reporting<br />

werden Einsparpotenziale aufgedeckt und<br />

das Fuhrparkmanagement effizienter gestaltet.<br />

Für viele unserer Kundinnen und<br />

Kunden ist dies eine echte Entlastung.<br />

w: Ab welcher Flottengröße<br />

würden Sie empfehlen, das Fuhrparkmanagement<br />

auszulagern?<br />

Ralph Rutemöller: Hier sind zwei Faktoren<br />

wichtig: die Größe des Fuhrparks und die<br />

Servicetiefe. Einzelne Segmente wie Wartung,<br />

Reifen, Tanken, Versicherung und<br />

Schadenmanagement empfehle ich schon<br />

bei kleineren Fuhrparks im einstelligen<br />

Bereich. Weiterführende Themen, wie die<br />

der Halterhaftung oder auch die strategische<br />

Beratung für CarPolicy und Kfz-Überlassungsvertrag,<br />

sind eher bei Fuhrparks<br />

ab 20 Fahrzeugen sinnvoll. <strong>Die</strong>se Services<br />

bietet die Deutsche Leasing auch ohne Finanzvertrag<br />

an, also auch für jene, die einen<br />

kauf – oder fremd finanzierten Fuhrpark<br />

besitzen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch. W<br />

Foto: Sparkasse KölnBonn<br />

w: Fällige Service-Termine<br />

und Versicherungen, Reifenservice<br />

und GEZ-Anmeldung: Das sind nur einige<br />

alltägliche Aufgaben im Fuhrparkmanagement.<br />

Wer sich hiervon entledigen<br />

will, kann Full-Service-Leasing nutzen.<br />

Ralph Rutemöller<br />

Leiter Business Solutions,<br />

Sparkasse KölnBonn<br />

Adolf-Grimme-Allee 1, 50829 Köln<br />

0221 226-96111<br />

ralph.rutemoeller@sparkasse-koelnbonn.de<br />

12 www.diewirtschaft-koeln.de


Wie werden wir<br />

erfolgreich nachhaltig<br />

und nachhaltig<br />

erfolgreich?<br />

Gemeinsam finden<br />

wir die Antworten<br />

für morgen.<br />

Mehr dazu:<br />

sparkasse-koelnbonn.de/transformation<br />

Weil’s um mehr als Geld geht.


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BAUKUNST BY HEUCHEL<br />

Impulse zur Beseelung aktueller Architektur<br />

Foto: Tim Löbbert<br />

Bauten Orte in der Stadt, an denen Menschen<br />

ohne kommerzielle Hintergedanken<br />

zusammenkommen können. Institutionen<br />

wie Bibliotheken, Museen oder die Großmarkthalle<br />

werden immer mehr zu sozialen<br />

Treffpunkten. Baukunst kann Räume definieren,<br />

die von den Menschen angenommen<br />

werden. Ziel von URBANLUST ist es, in der<br />

Parkstadt Süd einen Kristallisationspunkt<br />

für die Öffentlichkeit zu schaffen. Das bald<br />

fertiggestellte Gebäude SechtM und unser<br />

neuer WirTurm sind ein gelungenes Beispiel<br />

für gute Architektur und Baukunst.<br />

Prof. Heuchel und seine handgefertigte Bauchredner-Puppe<br />

Van Heuchel diskutieren aktuelle Fragen der Architektur<br />

Professor Christian Heuchel ist der Founder von URBANLUST, einem jungen Consulting-,<br />

Architektur- und Stadtplanungsbüro, das er zusammen mit Helena Feldmann-Fischer,<br />

Defne Saylan und Martin Bachem führt. Seine architektonische<br />

Heimat hat Heuchel bei O&O Baukunst. Er ist in den Künstlergruppen bHK und UL-<br />

TRASTUDIO aktiv und hat das SchulBauTeam Essen mitgegründet. Als Member of<br />

the Board Art and Architecture an der Universidad Complutense de Madrid leitet er<br />

die europäische Kooperation Köln/Madrid THE BRIDGE. Aktuell entwickelt URBAN-<br />

LUST die Crowdfunding-Initiative „Der WirTurm“ – gemeinschaftliches Wohnen in<br />

der Parkstadt Süd.<br />

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von<br />

Heuchel sind einfache Gespräche über Architektur.<br />

In seinem Buch und Podcast „derarchitektmitderpuppe“<br />

tritt Heuchel mit<br />

der handgefertigten Bauchredner-Puppe<br />

Van Heuchel in Dialog und diskutiert aktuelle<br />

Fragen der Architekturdebatte.<br />

Der Filmemacher Anselm <strong>Die</strong>hl hat den<br />

40-minütigen Dokumentarfilm BAUKUNST<br />

BY HEUCHEL gedreht. Im Vorfeld der Dreharbeiten<br />

hat er Christian Heuchel getroffen, um<br />

mit ihm über die heutige Bedeutung von Baukunst<br />

in Zeiten der Klimakrise zu sprechen.<br />

Bauten als Spiegel<br />

der Gesellschaft<br />

Anselm <strong>Die</strong>hl: Eure Bauten sind Spiegel<br />

der Gesellschaft, sie bringen die jeweiligen<br />

Wertvorstellungen zum Ausdruck. Was müssen<br />

anspruchsvolle Bauten und Städte heute<br />

leisten? Wodurch zeichnen sie sich aus?<br />

Christian Heuchel: Es sind die großen Themen<br />

der Neuzeit, die uns interessieren. Bauten,<br />

die die Idee von Gemeinschaft zeigen.<br />

Behältnisse für das normale Leben. Hier<br />

wird gebündelt, was von unserer Gegenwart<br />

übrig bleibt. Nur die gebaute Realität schafft<br />

Orte des Innehaltens. Sie ermöglichen den<br />

temporären Ausstieg aus dem Alltag. Es<br />

sind die Kathedralen von morgen.<br />

Anselm <strong>Die</strong>hl: Welche Bedeutung haben<br />

Großprojekte für Städte und die Stadtentwicklung?<br />

Christian Heuchel: Sie sorgen für ein Stadtgefühl<br />

und schaffen eindeutige Bezugspunkte<br />

in der Gesellschaft. <strong>Die</strong> zunehmende<br />

Kommerzialisierung bedroht den öffentlichen<br />

Raum. Im Gegensatz dazu sind gute<br />

Anselm <strong>Die</strong>hl: Das Museumsquartier in<br />

Wien von O&O Baukunst verbindet die vorhandene<br />

historische Bausubstanz mit zeitgenössischer<br />

Architektur. <strong>Die</strong> neuen Gebäude<br />

fügen sich behutsam in die vorgefundene<br />

Situation ein. Der internationale Trend geht<br />

jedoch eher dazu, Kultur über spektakuläre<br />

Architektur aufzuwerten. Welche Architektur<br />

und welche Räume brauchen wir heute<br />

für Kultur?<br />

Christian Heuchel: Wir arbeiten immer –<br />

auch bei Großprojekten – mit dem Ort. Was<br />

war da? Was ist da? Und was hat das mit der<br />

Zukunft zu tun? Unsere Fassaden werden<br />

verfeinert, ähnlich wie das Sommerkleid eines<br />

Designers, veredelt wie ein exklusives<br />

Parfüm. Es geht uns um die kleinen Nuancen,<br />

die feinen Verschiebungen im Alltag.<br />

Gleichzeitig stehen diese Gebäude kräftig<br />

im Stadtraum. Als Landmarken ohne Fenster<br />

und aus robustem Stein gehauen. Im<br />

Inneren sind dann festliche Räume eingelegt.<br />

Kleine fragile Kammern, umgeben von<br />

schwerer Baumasse. Raumkapseln ohne<br />

zeitliche Einordnung. <strong>Die</strong> Materialien sind<br />

fein ausgewählt: Glas, Stein, Spiegel, poliertes<br />

Holz und schwarzer Kohlestaub.<br />

Baukunst und Material<br />

Anselm <strong>Die</strong>hl: Das stimmt – hochwertige Materialien<br />

und die Liebe zum Detail spielen bei<br />

dir immer eine wichtige Rolle. Gibt es denn<br />

auch heute noch den Wunsch nach auratischen<br />

Orten? Wie lassen sich Räume schaffen,<br />

die atmosphärisch aufgeladen sind?<br />

Christian Heuchel: Das ist heute Grundvoraussetzung<br />

für gute Architektur. <strong>Die</strong> großen<br />

Bauten zeichnen sich durch beeindruckende<br />

Innenräume und edle Ausstattung aus. Nur<br />

vom Feinsten soll für die Ewigkeit gebaut<br />

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Macher & Märkte |<br />

<strong>Die</strong> Crowdfunding-Initiative „Der WirTurm“ will gemeinschaftliches<br />

Wohnen in der Parkstadt Süd ermöglichen<br />

werden. Das 25hours Hotel „The Circle“ in<br />

Köln ist beispielsweise von diesem Wunsch<br />

beseelt. Wenn man den Kölner Dom betritt,<br />

versteht man, was Architektur ist. Hoch, gewaltig,<br />

filigran und reich verziert. Durch die<br />

Fenster wird der Raum symbolisch erhellt.<br />

Der Blick richtet sich nach oben. Von einer<br />

Religiosität durchzogen, die sich im Hall der<br />

Schritte, in leichten Gesängen und dem Geruch<br />

von Weihrauch manifestiert, wird der<br />

Raum zum festlichen Ort. <strong>Die</strong>se feinen Töne<br />

sind entscheidend. <strong>Die</strong> vor vielen Jahren gegründete<br />

Dombauhütte ist bis heute die Tradition,<br />

die den Dom erhält und weiterbaut.<br />

Anselm <strong>Die</strong>hl: Der Kölner Dom bietet ein<br />

eindrucksvolles Architekturerlebnis. Architektur<br />

und Kunst verbinden sich zu einem<br />

Gesamtkunstwerk. Früher wurde zwischen<br />

Architekt*innen und Künstler*innen nicht<br />

unterschieden. <strong>Die</strong>se Differenzierung erfolgte<br />

erst im 19. Jahrhundert. URBANLUST<br />

arbeitet sehr oft mit Künstler*innen zusammen.<br />

Worin liegt der Mehrwert einer Architektur,<br />

die die Nähe zur Kunst sucht?<br />

Christian Heuchel: Unsere großen Projekte<br />

sind immer beseelt von dem Wunsch, den<br />

Alltag auch mit Kulturellem aufzuladen.<br />

Daher haben wir zusammen mit der Malerin<br />

Kirsten Lampert „<strong>Die</strong> Farben Kölns“ für<br />

das größte städtebauliche Projekt Europas<br />

im Herzen von Köln entwickelt: ein Farbkonzept,<br />

das aus einer authentischen, in der<br />

Stadtgeschichte verankerten Farbpalette besteht<br />

und die Identität der Stadt Köln widerspiegelt.<br />

Ein unvergessliches Bild liefert das<br />

Landesarchiv in Duisburg. Das Gebäude ist<br />

eine übergroße Ziegelskulptur – von Weitem<br />

sichtbar. Wir haben es uns zur Aufgabe<br />

gemacht, Gebäude zu schaffen, die man<br />

nie wieder vergisst. Gebäude, die sich in das<br />

gesellschaftliche Bewusstsein der Zukunft<br />

eingraben.<br />

Vertrauen in die Baukunst<br />

Anselm <strong>Die</strong>hl: Architekt*innen stehen in einer<br />

besonderen gesellschaftlichen Verantwortung.<br />

Von allen Künsten ist die Architektur<br />

diejenige, die die größte gesellschaftliche<br />

Wirkung hat. Eines der wichtigsten heutigen<br />

Themen ist der Klimawandel. Wie lässt sich<br />

das Überleben im Klimawandel gestalten?<br />

Wie sieht die Architektur der Zukunft aus?<br />

Christian Heuchel: <strong>Die</strong> Baukunst der Zukunft<br />

ist flexibel, nachhaltig und erfinderisch.<br />

Jedes Bauprojekt erfordert ein<br />

ganzheitliches und vernetztes Denken.<br />

<strong>Stand</strong>ardlösungen sind tabu. Wir befassen<br />

uns mit der Frage: Wie will der Mensch leben?<br />

Local Love, Circle of Life, Mixed Living<br />

– das sind Themen, deren Aktualität und Relevanz<br />

schon in den 1960er-Jahren erkannt<br />

wurden. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe<br />

und der steigenden Umweltverschmutzung<br />

spielen die klimagerechte Stadtentwicklung<br />

und das ökologische Bauen<br />

für URBANLUST eine große Rolle. Aktuell<br />

ist es unsere Aufgabe, moderne architektonische<br />

Strategien und Systeme für die nachhaltige<br />

Stadt im Klimawandel zu entwickeln<br />

– und am Ende mit Baukunst zu füllen. W<br />

Foto: URBANLUST<br />

↑ Ich liebe Bauten, die die Idee von Gemeinschaft<br />

zeigen. Behältnisse für das normale Leben.<br />

Hier wird gebündelt, was von unserer Gegenwart<br />

übrig bleibt.<br />

↑ Das Gebäude ist eine übergroße Ziegelskulptur.<br />

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Gebäude<br />

zu schaffen, die man nie wieder vergisst.<br />

↑ <strong>Die</strong> großen Bauten zeichnen sich durch beeindruckende<br />

Innenräume und edle Ausstattung<br />

aus. Nur vom Feinsten soll für zukünftige<br />

Generationen gebaut werden.<br />

Foto: URBANLUST Foto: Mario Brand<br />

Foto: Mario Brand<br />

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| Macher & Märkte<br />

DIE ZEHN IRRTÜMER<br />

DER ANTIKAPITALISTEN<br />

Beim Polit-Talk dekonstruierte Dr. Dr. Rainer Zitelmann die Thesen und Vorurteile der Antikapitalisten<br />

<strong>Wirtschaft</strong> sei mit katastrophalen Folgen<br />

geschrumpft. Seitdem sei ein Viertel der<br />

Bevölkerung geflohen.<br />

Das oft gehörte Argument, dass der Kapitalismus<br />

die Umwelt zerstöre, beantwortete<br />

Zitelmann wie folgt: „Wo war die Luft sauberer?<br />

In der DDR oder in der BRD?“<br />

Vorstand der Regionalkreise Niederrhein Düsseldorf und Metropolregion Köln Bonn<br />

Rund 100 Gäste konnten Marco van der Meer und Frank Oelschläger, Regionalvorstände<br />

der Regionalkreise Niederrhein Düsseldorf und Metropolregion Köln Bonn,<br />

beim Polit-Talk im Industrie-Club Düsseldorf, zu dem DIE FAMILIENUNTERNEH-<br />

MER, Regionalkreis Niederrhein Düsseldorf und Regionalkreis Metropolregion Köln<br />

Bonn, eingeladen hatten, begrüßen. Während der Veranstaltung nahm sich Dr. Dr.<br />

Rainer Zitelmann, Historiker, Soziologe, Unternehmer und mehrfacher Bestseller-Autor,<br />

die gängigsten Thesen und Vorurteile der Antikapitalisten vor.<br />

In seiner Begrüßungsrede erklärte van der<br />

Meer, dass die deutsche Politik nicht unternehmerfreundlich<br />

sei. Jedoch wüssten sich<br />

die Familienunternehmer in den Medien<br />

Gehör zu verschaffen, ihre starke Stimme<br />

sei daher auch in Berlin und Brüssel zu hören.<br />

Frank Oelschläger, Regionalvorstand<br />

des RK Metropolregion Köln Bonn, warnte<br />

sogar davor, dass Deutschland drohe, die<br />

führende Rolle in der Welt zu verlieren.<br />

Dem müsse man daher mit vereinten Kräften<br />

entgegenwirken, mahnte er.<br />

<strong>Die</strong> Reichen sind nur<br />

deshalb reich, weil<br />

die Armen arm sind<br />

In seinen Ausführungen setzte sich Dr. Dr.<br />

Rainer Zitelmann mit oft gehörten Irrtümern<br />

der Antikapitalisten auseinander. Anhand<br />

von einigen Beispielen und Fakten dekonstruierte<br />

er sie leidenschaftlich. Wie er<br />

ausführte, laute eines der meistverbreiteten<br />

und am häufigsten wiederholten Klischees:<br />

„<strong>Die</strong> Reichen sind nur deshalb reich, weil<br />

die Armen arm sind.“ Er erklärte, dass das<br />

Gegenteil der Fall sei. Vielmehr hätten vor<br />

der Entstehung des Kapitalismus 80 Prozent<br />

der Menschen in Armut gelebt, denn<br />

<strong>Wirtschaft</strong>swachstum bedeute zumeist,<br />

dass, während weltweit die Zahl der Reichen<br />

steige, die der Armen abnehme.<br />

Zitelmann nannte als Beispiel China: Noch<br />

1981 lebten 88 Prozent der Menschen in<br />

China in extremer Armut. Heute seien es<br />

nur noch ein Prozent. Während die Zahl<br />

der Milliardäre in China stieg, nahm die<br />

Zahl der Menschen, die in Armut lebten,<br />

ab. „Manchmal helfen einige Tropfen Kapitalismus,<br />

um die Armut zu besiegen“, sagte<br />

Zitelmann.<br />

Das Gegenteil sei in Venezuela geschehen.<br />

1970 war Venezuela noch eines der zwanzig<br />

reichsten Länder der Welt. Mittlerweile<br />

stehe es ganz unten im Ranking, denn<br />

nach der Machtübernahme von Präsident<br />

Maduro folgte der Sturz in die Krise. <strong>Die</strong><br />

Foto: DIE FAMILIENUNTERNEHMER<br />

Deutschland<br />

muss das scheinheilige<br />

Denken ändern<br />

Das Image der Kapitalisten sei trotz zahlreicher<br />

Fakten äußerst schlecht. <strong>Die</strong>s sei<br />

nicht nur eine Frage von Fakten, sondern<br />

auch von Emotionen. Und auch eine katastrophale<br />

<strong>Wirtschaft</strong>slage sei nicht genug,<br />

um die politische Situation zu ändern. In<br />

Deutschland, so Zitelmann, müsse sich<br />

erst das bisweilen scheinheilige Denken<br />

ändern. „Meine amerikanischen Freunde<br />

verstehen die Deutschen nicht. Sie sagen:<br />

Ihr habt etwas gegen Fracking, kauft aber<br />

unser Fracking-Gas“, erklärte er. Abschließend<br />

forderte Zitelmann eine Abkehr von<br />

den aktuellen Plänen zur Energiewende.<br />

Zudem forderte er eine radikale Steuerreform<br />

sowie eine weitreichende Liberalisierung<br />

des aktuellen Baurechts.<br />

Der Historiker, Soziologe und mehrfache<br />

Bestsellerautor Dr. Dr. Rainer Zitelmann<br />

hat 29 Bücher geschrieben und herausgegeben,<br />

u. a. „<strong>Die</strong> zehn Irrtümer der Antikapitalisten“<br />

und „Kapitalismus ist nicht das<br />

Problem, sondern die Lösung“. In den vergangenen<br />

Jahren schrieb er Artikel oder gab<br />

Interviews in führenden Medien wie Wall<br />

Street Journal, Newsweek, Forbes, Times,<br />

Daily Telegraph, Le Monde, Corriere della<br />

Sera, Il Giornale, Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung, Neue Zürcher Zeitung und zahlreichen<br />

Medien in Lateinamerika und Asien.<br />

DIE FAMILIENUNTERNEHMER folgen als<br />

politische Interessenvertretung der Familienunternehmer<br />

den Werten Freiheit,<br />

Eigentum, Wettbewerb und Verantwortung.<br />

Über 90 Prozent der Unternehmen in<br />

Deutschland sind eigentümergeführte Familienunternehmen.<br />

W<br />

Monika Eiden<br />

16 www.diewirtschaft-koeln.de


Macher & Märkte |<br />

BESCHÄFTIGUNGS-<br />

REKORD IN KÖLN<br />

Der Kölner Arbeitsmarkt kann trotz Konjunkturflaute<br />

einen neuen Beschäftigungsrekord verbuchen<br />

So viele Menschen wie nie zuvor gingen in Köln im Jahr 2023 einer Beschäftigung nach<br />

Anfang Mai hat die Stadt Köln die Zahlen für den Kölner Arbeitsmarkt bis Ende<br />

September des vergangenen Jahres 2023 vorgelegt. Demnach zeigte sich der Kölner<br />

Arbeitsmarkt trotz des andauernden Ukrainekriegs, steigender Energiekosten sowie<br />

der hohen Inflation robust. <strong>Die</strong> Beschäftigungszahlen entwickelten sich wie bereits<br />

2022 bei nur geringfügig steigender Arbeitslosigkeit weiterhin positiv.<br />

Zu Beginn des Jahres 2023 verhielt sich der<br />

Kölner Arbeitsmarkt sehr robust und entwickelte<br />

sich bis zum Sommer leicht positiv.<br />

<strong>Die</strong> Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in Köln erhöhte sich zur Jahresmitte<br />

auf 613.600 Personen. <strong>Die</strong>s entspricht<br />

einer Steigerung gegenüber 2022<br />

um 1,2 Prozent oder, in Zahlen ausgedrückt,<br />

um 7.000 und war bis zu diesem Zeitpunkt<br />

der höchste Wert überhaupt. Im Juni 2023<br />

stieg die Zahl der Beschäftigten dann um<br />

8.900 bzw. um 1,5 Prozent. Schließlich<br />

wurde dann mit 622.500 sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten Ende September<br />

2023 in der Domstadt ein neuer Beschäftigungsrekord<br />

erreicht.<br />

Mit der Zunahme der Zahl der Arbeitnehmer<br />

zwischen Sommer 2022 und Sommer<br />

2023 von 1,2 Prozent liegt Köln damit<br />

leicht über dem Landes- und Bundesdurchschnitt.<br />

Andere Großstädte liegen hier allerdings<br />

deutlich darüber, so Düsseldorf<br />

mit 2,4 Prozent, Hamburg und München<br />

mit je 2,2 Prozent, Frankfurt am Main mit<br />

2,0 Prozent, Berlin und Stuttgart mit je<br />

1,6 Prozent und Leipzig mit 1,4 Prozent.<br />

Mehr Arbeitsnehmer<br />

ab 65 Jahre<br />

Genauer betrachtet, geht der gesamte Beschäftigungszuwachs<br />

von Mitte 2022 bis<br />

2023 in erster Linie auf die Beschäftigung<br />

von Menschen mit ausländischem Pass zurück.<br />

Hier zeigt sich ein Plus von 6.800 Arbeitnehmern,<br />

was 6,8 Prozent ausmacht.<br />

Und auch Hochqualifizierte waren für die<br />

Steigerung mit verantwortlich. Hier gab es<br />

ein Plus von 6.600 bzw. 3,9 Prozent.<br />

Demografisch bedingt stieg zudem bei den<br />

älteren Arbeitnehmern zwischen 55 und 65<br />

Jahren die Beschäftigung mit einer Zunahme<br />

von 4.700 bzw. 4,1 Prozent Menschen<br />

überdurchschnittlich. Prozentual betrachtet<br />

stieg dabei mit 13,3 Prozent oder 1.000<br />

Personen die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten ab 65 Jahre bis zur<br />

Regelaltersgrenze am stärksten, was damit<br />

zusammenhängt, dass sich die Regelaltersgrenze<br />

allmählich erhöht.<br />

Sieht man sich die Branchen an, stellt man<br />

fest, dass vor allem im <strong>Die</strong>nstleistungssek-<br />

Foto: Lazy_Bear – stock.adobe.com<br />

tor die Zahl der Arbeitsplätze gestiegen ist:<br />

So konnte der Bereich Verkehr und Logistik<br />

2.200 oder 5,3 Prozent mehr Arbeitsplätze<br />

verbuchen, bei Information und Kommunikation<br />

waren es 1.300 oder 2,5 Prozent<br />

mehr Arbeitnehmer, das Gesundheits- und<br />

Sozialwesen konnte 1.000 oder 1,2 Prozent<br />

mehr Beschäftigte einstellen und das Versicherungsgewerbe<br />

verzeichnet ein Plus von<br />

1.000 bzw. 4,1 Prozent mehr Arbeitsplätze.<br />

Insgesamt verzeichnet der <strong>Die</strong>nstleistungssektor<br />

einen Zuwachs im Vergleich zum<br />

Vorjahr von 1,2 Prozent. Somit sind derzeit<br />

87 Prozent, d. h. 533.000 aller Kölner Beschäftigten<br />

in diesem Bereich tätig. Auch<br />

das Baugewerbe innerhalb des Produktionssektors<br />

konnte ein deutliches Plus verbuchen.<br />

Hier waren es 1.200 oder 6,5 Prozent<br />

Arbeitnehmer mehr als im Vorjahr.<br />

Im Jahresdurchschnitt 2023 waren geringfügig<br />

mehr Menschen in Köln arbeitslos.<br />

Ihre Zahl erhöhte sich gegenüber 2022 nur<br />

leicht um 1,5 Prozent, was rund 800 Personen<br />

entspricht, auf 52.800 Arbeitslose. Infolgedessen<br />

stieg die jahresdurchschnittliche<br />

Arbeitslosenquote minimal von 8,6 auf<br />

8,7 Prozent. Auch die Zahl der geringfügig<br />

Beschäftigten hat in 2023 weiter zugenommen.<br />

Rund 3.600 Menschen mehr gingen<br />

im Vergleich zu Mitte 2022 einer geringfügig<br />

entlohnten Arbeit nach. Das macht ein<br />

Plus von 2,9 Prozent.<br />

Insgesamt zeigen die Zahlen, dass sich der<br />

Kölner Arbeitsmarkt trotz Konjunkturflaute<br />

vergleichsweise gut hält. Nach der Regionalprognose<br />

des Institutes für Arbeitsmarktund<br />

Berufsforschung (IAB) vom März 2024<br />

soll die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in Köln in 2024 um 1,9<br />

Prozent auf rund 629.100 klettern. Gleichzeitig<br />

soll die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenzahl<br />

um 3,0 Prozent auf 54.500<br />

zunehmen. W<br />

02651 96200<br />

STAHL<br />

HALLEN<br />

Andre -Michels.de<br />

Monika Eiden<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 17


| Branchen & Betriebe<br />

KOELNMESSE<br />

MIT UMSATZREKORD<br />

Pünktlich zum 100-jährigen Bestehen verkündet die Koelnmesse<br />

das höchste Ergebnis ihrer Firmengeschichte<br />

Einen Rekordumsatz von 416 Millionen Euro kann die Koelnmesse, die in diesem<br />

Jahr ihren 100. Geburtstag feiert, für das Jahr 2023 verbuchen. „Das Jahr 2023 war<br />

ein beeindruckendes Comeback, mit dem die Koelnmesse zu alter Strahlkraft zurückgefunden<br />

hat“, so Gerald Böse, CEO der Koelnmesse GmbH.<br />

Zurückzuführen sei der Umsatzanstieg um<br />

mehr als 70 Prozent auf den Wegfall der<br />

coronabedingten Beschränkungen. Aber<br />

auch das turnusmäßig starke ungerade<br />

Veranstaltungsjahr habe dazu beigetragen.<br />

Erstmals im Jahr 2019 erreichte die Koelnmesse<br />

einen Umsatz von über 400 Millionen<br />

Euro. 2020 brachen die Umsätze dann<br />

coronabedingt ein und erholten sich in<br />

den Folgejahren 2021 und 2022 mit 134,2<br />

Millionen Euro bzw. 240 Millionen Euro<br />

nur langsam. Im Geschäftsjahr 2023 dann<br />

der fulminante Aufschwung auf vorläufig<br />

416 Millionen Euro Umsatz. <strong>Die</strong> Koelnmesse<br />

kann damit ein positives Ergebnis<br />

von 42 Millionen Euro verbuchen und<br />

übertraf sogar die eigenen Erwartungen.<br />

Messen bleiben<br />

Treiber für die <strong>Wirtschaft</strong><br />

Auch das Auslandsgeschäft kann Erfolge<br />

vermelden. 24 Messen der Koelnmesse<br />

fanden 2023 im Ausland statt. <strong>Die</strong> erwirtschafteten<br />

Umsätze daraus beliefen sich<br />

auf 45,2 Millionen Euro. Gerald Böse: „Wir<br />

<strong>Die</strong> Koelnmesse wird hundert Jahre alt und kann pünktlich<br />

zum Jubiläum einen Umsatzrekord vermelden<br />

sind im internationalen Neugeschäft so<br />

dynamisch wie nie zuvor und haben 2023<br />

gleich vier Premieren gefeiert.“<br />

<strong>Die</strong> Koelnmesse veranstaltete im vergangenen<br />

Jahr weltweit 67 Veranstaltungen,<br />

an denen über 37.800 Unternehmen aus<br />

insgesamt 126 Ländern teilnahmen. Über<br />

1,7 Millionen Besucher aus 2017 Ländern<br />

fanden ihren Weg dorthin. „Das Messejahr<br />

2023 hat eindrucksvoll gezeigt: Messen<br />

bleiben unverzichtbarer Treiber für die<br />

<strong>Wirtschaft</strong> und sind als Plattform für Innovationsaustausch<br />

und wegweisende Ideen<br />

unersetzlich“, sagt Gerald Böse, der zudem<br />

ergänzte, dass Messen mehr denn je ein<br />

wichtiger Bestandteil für die Herausforderungen<br />

der Zukunft seien und zudem maßgeblich<br />

zur Gestaltung einer nachhaltigen<br />

<strong>Wirtschaft</strong> beitragen würden.<br />

Mehr Mitarbeiter<br />

als vor Corona<br />

Auch die Zahl der Mitarbeiter hat sich erhöht<br />

und stieg im Jahr 2023 auf durchschnittlich<br />

1.106. Damit sind derzeit mehr<br />

Foto: Koelnmesse / Thomas Volkmar<br />

Mitarbeiter im Koelnmesse-Konzern beschäftigt<br />

als noch vor der Coronapandemie.<br />

Insgesamt sichert das Kölner Messegeschäft<br />

bundesweit in Handel, Handwerk, Transport,<br />

Logistik, Hotellerie und Gaststättengewerbe<br />

rund 18.500 Vollzeit-Arbeitsplätze.<br />

„<strong>Die</strong> Gesellschafter haben die Koelnmesse<br />

während der schwierigen Pandemiejahre<br />

unterstützt. Ich war immer überzeugt, dass<br />

das Messegeschäft den persönlichen Kontakt<br />

braucht. <strong>Die</strong> Entwicklung der Zahlen<br />

bestätigt dies. Ich bin froh, dass die Messe<br />

sich so gut von der Krise erholt hat. <strong>Die</strong>ses<br />

erfolgreiche Messejahr verdankt die Koelnmesse<br />

auch ihren engagierten Mitarbeitenden“,<br />

so Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeisterin<br />

Henriette Reker, die damit<br />

den Anteil der Belegschaft am Unternehmenserfolg<br />

betonte.<br />

Mit Rückenwind<br />

ins Jahr 2024<br />

Trotz Rekordumsatz machen sich die Auswirkungen<br />

der Coronapandemie nach wie<br />

vor bemerkbar. <strong>Die</strong> Koelnmesse geht davon<br />

aus, dass das Unternehmen noch viele<br />

Jahre damit beschäftigt sein wird, sich<br />

von den Rekordverlusten während der<br />

Pandemie zu erholen. Beispielsweise wurden<br />

einzelne Maßnahmen des Investitionsprogramms<br />

Koelnmesse 3.0 bis in das Jahr<br />

2040 verschoben. Auch hält der Konzern<br />

in den nächsten Jahren an seinem Effizienzprogramm<br />

RECOVER25 fest.<br />

Trotzdem fällt der Ausblick auf 2024 positiv<br />

aus. Im turnusbedingt schwächeren<br />

Jahr liegt der geplante Umsatz bei 369,5<br />

Millionen Euro. „Wir haben das Geschäftsjahr<br />

wieder ambitioniert geplant und erkennen<br />

aber gleichzeitig, dass noch viele<br />

Herausforderungen vor uns liegen und<br />

wir uns in volatilen Märkten bewegen“,<br />

so Prokurist Volker Ahrberg. „Wichtig ist,<br />

nicht aus den Augen zu verlieren, worum<br />

es uns geht: um eine auch finanziell nachhaltige<br />

Messewirtschaft als Basis einer<br />

guten Zukunft.“ W<br />

Monika Eiden<br />

18 www.diewirtschaft-koeln.de


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Fotos: Hagedorn<br />

EXPANSION<br />

NACH ÖSTERREICH<br />

Hagedorn realisiert erstes internationales Revitalisierungsprojekt<br />

Auf dem mittlerweile wieder baureif entwickelten Grundstück einer ehemaligen Feuerzeugfabrik<br />

in Tribuswinkel bei Wien entsteht ein moderner Logistikstandort. <strong>Die</strong><br />

Baugenehmigung dafür wurde jetzt erteilt und die Fertigstellung der Halle ist für<br />

2025 geplant. Der Rückbau der Bestandsgebäude ist bereits abgeschlossen.<br />

Brachliegende Industrie- und Gewerbestandorte<br />

wieder nutzbar zu machen,<br />

ist angesichts des aktuellen Flächenverbrauchs<br />

groß im Thema – nicht nur<br />

Deutschland, sondern auch Österreich<br />

hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, ungenutzte<br />

Liegenschaften zu aktivieren<br />

und so den Flächenfraß einzudämmen.<br />

Visualisierung der geplanten Logistikhalle<br />

<strong>Die</strong> Hagedorn Unternehmensgruppe gilt<br />

in Sachen Flächenrevitalisierung als<br />

Vorreiterin und setzt in Österreich ihr<br />

erstes internationales Entwicklungsprojekt<br />

um. Auf dem Gelände der ehemaligen<br />

IMCO-Feuerzeugfabrik in Tribuswinkel<br />

bei Wien soll in naher Zukunft<br />

ein neuer Logistikstandort entstehen.<br />

Mit Verkauf<br />

Mehrwert schaffen<br />

Besitzer der über 30.000 Quadratmeter<br />

großen Fläche, auf der bis 2012 etwa 20<br />

Millionen hochwertige Gasfeuerzeuge produziert<br />

wurden und 120 Mitarbeitende beschäftigt<br />

waren, war seit 1979 die Familie<br />

Haas-Jiraschek. Für die Inhaber der alten<br />

Feuerzeug-Fabrik war die Entscheidung<br />

zum Verkauf nicht leicht. „Mit dem Grundstück<br />

verbinden wir eine lange Familiengeschichte,<br />

gleichzeitig war uns bewusst, dass<br />

die Immobilie nicht mehr den Anforderungen<br />

eines modernen <strong>Stand</strong>orts entspricht“,<br />

sagt Sophie Haas. Umso wichtiger sei es der<br />

Familie deshalb gewesen, mit dem Verkauf<br />

einen Mehrwert zu schaffen.<br />

Auf dem Areal entsteht eine über 16.900<br />

Quadratmeter große Halle für Nutzungen<br />

von Produktion bis hin zu Logistik. Neben<br />

Lagerflächen von über 16.200 Quadratmetern<br />

stehen 640 Quadratmeter große Büroflächen<br />

zur Verfügung. <strong>Die</strong> Halle erfüllt<br />

modernste <strong>Stand</strong>ards und verfügt unter<br />

anderem über Fotovoltaik-Anlagen, E-Ladesäulen<br />

und umfangreich begrünte Außenanlagen.<br />

Bis heute hat die Hagedorn Gruppe in<br />

Deutschland mehr als 3,5 Millionen Quadratmeter<br />

alter Brach- und Industrieflächen<br />

revitalisiert. Mit der Expansion nach<br />

Österreich trägt die Gruppe ihre Kernkompetenz<br />

ins Ausland und hat die Fläche bei<br />

Wien mithilfe der Strabag baureif entwickelt.<br />

„Wir hoffen, dass unser Konzept auch in Österreich<br />

ankommt, denn die Reaktivierung<br />

von Brownfields ist nicht nur ein Thema,<br />

was bis zur Landesgrenze reichen darf. Um<br />

die Gesellschaft nachhaltig und klimaneutral<br />

zu transformieren, muss auch der Bauund<br />

Immobiliensektor seinen Beitrag leisten<br />

und dazu gehört die verstärkte Nutzung von<br />

Brachflächen“, betont Axel Köster, Geschäftsführer<br />

der Hagedorn Revital GmbH. W<br />

<strong>Die</strong> Gebäude der ehemaligen Feuerzeugfabrik vor dem Abriss<br />

Fotos: Hagedorn<br />

Auf dem bereits revitalisierten Gelände soll der Logistikstandort<br />

bis 2025 fertiggestellt werden.<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 19


| Branchen & Betriebe<br />

LOCAL-BRAND-<br />

EXPERIENCE-PLATTFORM<br />

<strong>Die</strong> LBX-Plattform (Local Brand Experience) von Balu nutzt KI,<br />

um Markenerlebnisse im lokalen Raum zu optimieren<br />

Gil Osammor, Gründer von Balu<br />

Balu Technologies GmbH ist ein Kölner Start-up des Gründers Gil Osammor. Sie hilft<br />

einerseits, Markeninformationen und Markenbotschaften an allen Orten wie unterschiedlichen<br />

Webseiten, Suchmaschinen, Verzeichnissen, Karten und in sozialen<br />

Medien einheitlich zu standardisieren, damit Kunden der Marke auf Basis der einheitlichen<br />

Informationen vertrauen können. Andererseits können auch in Echtzeit<br />

<strong>Stand</strong>ort- und Produktinformationen aktualisiert werden, um regionale Präferenzen<br />

und kulturelle Unterschiede anzusprechen.<br />

Ein Beispiel: Ein Einzelhandelsgeschäft<br />

mit mehreren Filialen nutzt Balu, um lokale<br />

Ereignisse wie Verkäufe oder besondere<br />

Aktionen zu bewerben. Dabei werden<br />

maßgeschneiderte Beiträge für jede Filiale<br />

erstellt, die individuell auf allen wichtigen<br />

Social-Media-Kanälen veröffentlicht und<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt terminiert<br />

werden, um so ein lokales Publikum anzusprechen,<br />

das sich für die Angebote in seiner<br />

Nähe interessiert. <strong>Die</strong> LBX-Plattform<br />

von Balu bietet eine umfassende Lösung,<br />

um die Kundenerfahrung zu verbessern<br />

und die Markenbekanntheit zu steigern.<br />

„Mit Balu können Geschäfte eine effektive<br />

Kommunikation aufbauen, die langfristige<br />

Kundenbindung fördert. Durch die umfassende<br />

Datenerfassung und -analyse können<br />

Geschäfte wertvolle Einblicke in das<br />

Kundenverhalten gewinnen und fundierte<br />

Entscheidungen treffen.“<br />

<strong>Die</strong> vier Kernmodule<br />

Discover ist ein KI-optimiertes Werkzeug,<br />

mit dem Geschäfte sicherstellen, dass ihre<br />

Informationen auf allen relevanten Suchmaschinen,<br />

Verzeichnissen, Karten und in<br />

sozialen Medien einheitlich verbreitet werden.<br />

<strong>Die</strong>s trägt dazu bei, die Online-Präsenz<br />

zu stärken und die organischen Rankings<br />

zu verbessern, indem die Kontrolle über lokale<br />

Einträge behalten wird. Wenn zum Beispiel<br />

eine Zahnarztpraxis ihre Online-Sichtbarkeit<br />

verbessern möchte, kann sie Balu<br />

nutzen, um ihre Informationen überall konsistent<br />

und korrekt darzustellen, sodass potenzielle<br />

Patienten die Praxis leicht finden<br />

Foto: Sebastian Meyer<br />

können. <strong>Die</strong> Praxis optimiert ihre Einträge<br />

mit relevanten Schlüsselwörtern, um bei<br />

relevanten Suchanfragen prominent angezeigt<br />

zu werden. So findet ein Patient mit<br />

Zahnschmerzen schnell die Kontaktdaten<br />

und vereinbart einen Termin. Connect unterstützt<br />

Geschäfte dabei, ihre Online-Sichtbarkeit<br />

durch gezielte Social-Media-Aktivitäten<br />

zu steigern, wie oben im Beispiel<br />

des Einzelhandelgeschäftes. Engage bietet<br />

Geschäften eine wichtige Möglichkeit, ihre<br />

lokale Sichtbarkeit zu stärken, indem sie<br />

Kundenbewertungen effektiv verwalten.<br />

Das bedeutet, dass Unternehmen Feedback<br />

von Kunden an Orten wie diversen Webportalen<br />

über Balu effizient sammeln, darauf<br />

reagieren und Verbesserungen vornehmen<br />

können, um die Kundenzufriedenheit<br />

zu steigern. Einer Umfrage zufolge lesen 76<br />

Prozent der Verbraucher häufig Online-Bewertungen,<br />

wenn sie nach lokalen Geschäften<br />

suchen. 78 Prozent der Verbraucher lesen<br />

mit steigender Tendenz Bewertungen,<br />

wenn Produkte teurer werden. Für 98 Prozent<br />

der Verbraucher ist die Überprüfung<br />

von Bewertungen ein wichtiger Schritt vor<br />

der Kaufentscheidung. Durch die Verbesserung<br />

der Kundenerfahrung kann die Reputation<br />

verbessert und die Wahrscheinlichkeit<br />

erhöht werden, dass potenzielle<br />

Kunden die Produkte oder <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

in Betracht ziehen. Das vierte Modul Measure<br />

unterstützt Geschäfte dabei, datengesteuerte<br />

Entscheidungen zu treffen und die<br />

Kundenerfahrung auf Marken- und <strong>Stand</strong>ortebene<br />

zu verbessern, indem es ihnen zuverlässige<br />

Daten liefert, um fundierte Entscheidungen<br />

zu treffen und ihre Leistung<br />

zu maximieren.<br />

Ob Restaurant, Hotel oder Supermarktkette<br />

– jedes Unternehmen hat das Bestreben,<br />

seine Leistungen effektiv anzubieten und<br />

die Markenerfahrung des Kunden zu verbessern,<br />

um mehr Kaufabschlüsse zu erzielen.<br />

Mit Balu, siehe auch www.balu.ai,<br />

finden diese Unternehmen eine hilfreiche,<br />

übersichtliche und effiziente Plattform, um<br />

die Local Brand Experience der Kunden zeitgemäß<br />

zu verbessern. W<br />

Karoline Sielski<br />

20 www.diewirtschaft-koeln.de


Branchen & Betriebe |<br />

FELS IN DER BRANDUNG<br />

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten vermitteln Unternehmen mit stringenter<br />

Kommunikation Verlässlichkeit und sichern sich so Wettbewerbsvorteile.<br />

Auftragsrückgang, Kurzarbeit, Umstrukturierung: Stagniert die Konjunktur, neigen<br />

viele Unternehmen dazu, ihre Ausgaben zu kürzen. Marketing- und Kommunikationsbudgets<br />

sind oft die ersten, die auf dem Prüfstand stehen. Doch gerade jetzt ist es<br />

für Unternehmen entscheidend, in diese Bereiche zu investieren.<br />

In der Omnikrise ist es wichtiger denn je,<br />

Klarheit und Präsenz zu zeigen. Wir wünschen<br />

uns auch von Partnern und Freunden,<br />

dass sie da sind, wenn es schwierig<br />

ist. Kontinuierliche Präsenz, klare (Marken-)Botschaften<br />

und eine prägnante<br />

Positionierung helfen Firmen dabei, im<br />

Gedächtnis von Geschäftspartnern und<br />

Kunden zu bleiben und starke Beziehungen<br />

aufzubauen. So entsteht Loyalität.<br />

Wenn andere Unternehmen ihre Marketing-<br />

und Werbemaßnahmen zurückfahren,<br />

entsteht Raum, um sich kommunikativ<br />

hervorzuheben. Durch gezielte<br />

Marketing- und PR-Maßnahmen können<br />

Firmen ihre Sichtbarkeit in relevanten<br />

Medien und sozialen Netzwerken dann<br />

erhöhen. Während es in guten Zeiten darum<br />

geht, den Absatz zu steigern und<br />

neue Kunden zu gewinnen, ist es in kritischen<br />

Situationen wichtiger – und günstiger<br />

–, Bestandskunden zu halten. Ist eine<br />

gesamte Branche von einem Umbruch<br />

betroffen, wie aktuell der Maschinenbau<br />

durch Auftragsrückgang, zahlt sich der<br />

gute Ruf eines Unternehmens aus. Den<br />

stellt man nicht durch Werbeanzeigen<br />

her. Einen guten Ruf erzeugt man durch<br />

kontinuierliche und transparente Kommunikation<br />

sowie eine offene und klare<br />

Haltung gegenüber allen Stakeholdern,<br />

zuallererst gegenüber den Mitarbeitern.<br />

Budgets sinnvoll einsetzen<br />

Kosteneffizienz ist jetzt wichtig. Zwar<br />

bietet unter anderem Performance-Marketing<br />

den großen Vorteil, dass man die<br />

Wirksamkeit von Maßnahmen relativ genau<br />

messen kann. Für den guten Ruf und<br />

die emotionale Loyalität braucht es in<br />

der Regel mehr – mehr Kommunikation.<br />

Im Gegensatz zur Werbung, die als direktes<br />

Verkaufsinstrument wahrgenommen<br />

wird, werden Beiträge in Lokal-, Fach- und<br />

Branchenmedien eher als glaubwürdig<br />

und geprüft wahrgenommen. Während<br />

Werbung hohe Budgets erfordert, um Platzierungen<br />

zu kaufen, erfordert Medienarbeit<br />

in erster Linie Zeit und Strategie, um<br />

relevante Geschichten zu identifizieren,<br />

Journalisten anzusprechen und Beziehungen<br />

zu Medien aufzubauen.<br />

Werbung ist zudem oft kurzlebig und nach<br />

dem Ende der Kampagne vergessen. Strategische<br />

über alle Kommunikationskanäle<br />

laufende Kommunikationsarbeit hingegen<br />

hat langfristige Effekte und trägt dazu<br />

bei, Marken und Leistungen im Bewusstsein<br />

der Öffentlichkeit zu verankern.<br />

Zudem ist kontinuierliche PR-Arbeit deutlich<br />

effektiver und günstiger, als in Akutphasen<br />

viel zu investieren.<br />

Wer mit klarem Kopf plant und nicht erst<br />

bei Auftragsrückgang und unter Handlungsdruck,<br />

vermittelt Kunden und Mitarbeitern<br />

gleichbleibend hohe Kompetenz<br />

und Sicherheit – wie ein Fels in der Brandung.<br />

W<br />

Foto: Uta Konopka<br />

Gastautorin: Meike Sturat, Expertin für<br />

PR, Kommunikation und Change<br />

www.sturat-kommunikation.de<br />

www.linkedin.com/in/meike-sturat


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NEUES EU-<br />

LIEFERKETTENGESETZ<br />

Was sagt das Institut der deutschen <strong>Wirtschaft</strong> dazu?<br />

Menschenrechte sollen mit dem EU-Lieferkettengesetz gewahrt werden<br />

Das EU-Parlament hat dem Lieferkettengesetz zugestimmt. Demzufolge müssen europäische<br />

Unternehmen Menschenrechts- und Umweltstandards in ihren Lieferketten<br />

einhalten. So will die EU gegen Ausbeutung, Kinderarbeit und Umweltverschmutzung<br />

vorgehen. <strong>Die</strong> Strafen können bei bis zu fünf Prozent des weltweiten Umsatzes liegen.<br />

Ursprünglich sollte das Lieferkettengesetz<br />

für Unternehmen ab 500 Beschäftigten<br />

mit einem globalen Umsatz von mehr als<br />

150 Millionen Euro im Jahr gelten. Das angepasste<br />

Gesetz gilt nun für Unternehmen<br />

ab 1.000 Beschäftigten. <strong>Die</strong> jährliche Umsatzschwelle<br />

liegt bei 450 Millionen Euro.<br />

In Deutschland ist bereits seit dem 1. Januar<br />

2023 ein nationales Lieferkettengesetz<br />

in Kraft. Es galt 2023 bereits für Unternehmen<br />

mit mindestens 3.000 Mitarbeitenden.<br />

2024 wurde die Grenze abgesenkt und<br />

gilt nun für Unternehmen mit mindestens<br />

1.000 Arbeitnehmern. <strong>Die</strong> neuen EU-Regelungen<br />

fordern trotz der Abschwächung in<br />

bestimmten Punkten mehr als das deutsche<br />

Lieferkettengesetz. Wie sieht das Institut<br />

der deutschen <strong>Wirtschaft</strong> das neue<br />

EU-Lieferkettengesetz? Prof. Dr. Galina Kolev-Schaefer,<br />

Professorin für Volkswirtschaftslehre<br />

an der Technischen Hochschule<br />

Köln und Senior Economist des Instituts<br />

der deutschen <strong>Wirtschaft</strong>, ordnet es aus ihrer<br />

Perspektive für uns ein.<br />

w: Wird das neu verabschiedete<br />

EU-Lieferkettengesetz mehr die<br />

Unternehmen belasten oder mehr zum<br />

Schutz der Menschenrechte beitragen? Wo<br />

wird es mehr Auswirkungen geben?<br />

Foto: J S – stock.adobe.com<br />

Prof. Dr. Kolev-Schaefer: Mit der neuen<br />

Lieferkettenrichtlinie verfolgt die Europäische<br />

Kommission das Ziel, Unternehmen zu<br />

mehr Achtung von Menschenrechten und<br />

Umweltschutz zu verpflichten. Aufgrund<br />

der hohen Umsetzungskosten ist jedoch<br />

davon auszugehen, dass europäische Unternehmen<br />

in der Zukunft Lieferanten aus<br />

Ländern mit intransparenten und schwierigen<br />

Produktionsbedingungen meiden – das<br />

sind vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer,<br />

in denen Millionen Arbeitsplätze<br />

an der europäischen Nachfrage hängen und<br />

deren Entwicklungschancen auf die Zusammenarbeit<br />

mit europäischen Unternehmen<br />

angewiesen sind. Das beobachten wir bereits<br />

im Zusammenhang mit der Umsetzung<br />

des deutschen Lieferkettengesetzes. Im letzten<br />

Jahr sind die deutschen Bekleidungsimporte<br />

aus Ländern wie Bangladesch oder<br />

Pakistan um mehr als ein Fünftel eingebrochen,<br />

während die Importe etwa aus Nordmazedonien,<br />

Marokko und Tunesien zunahmen.<br />

Zwar wird dadurch die Lieferkette in<br />

der deutschen Bekleidungsindustrie sicherlich<br />

nachhaltiger, doch die Nachteile sind<br />

gerade für die am wenigsten entwickelten<br />

Länder hoch. Für sie ist keine Verbesserung<br />

der Menschenrechte zu erwarten, wenn die<br />

Nachfrage aus Europa einbricht und sie<br />

stattdessen Kunden aus anderen Entwicklungs-<br />

und Schwellenländern wie China bedienen,<br />

die eine geringere Zahlungsbereitschaft<br />

mitbringen und seltener nach den<br />

Produktionsbedingungen fragen.<br />

w: Kleine Unternehmen<br />

unter 1.000 Mitarbeitern befürchten,<br />

auch in die Pflicht zur aufwendigen Dokumentation<br />

und Prüfung genommen<br />

zu werden, weil ihre Kunden ihnen als<br />

Zulieferer die Verantwortung übergeben<br />

könnten. Droht ein Wirrwarr der Verantwortlichkeiten?<br />

Ein Bürokratie-Dschungel<br />

und überproportionale Belastungen?<br />

Prof. Dr. Kolev-Schaefer: In der Tat. Zwar<br />

richtet sich die europäische Richtlinie<br />

ähnlich wie das deutsche Lieferkettengesetz<br />

an große Unternehmen. Doch die<br />

Praxis zeigt, dass es für die großen Unternehmen<br />

kaum möglich ist, den neuen Verpflichtungen<br />

nachzukommen, ohne dabei<br />

auf die Angaben ihrer kleineren Zulieferer<br />

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zurückzugreifen, die dann ihrerseits ebenfalls<br />

ihre Lieferkette überprüfen müssen.<br />

Eine vom Institut der deutschen <strong>Wirtschaft</strong><br />

durchgeführte Umfrage zeigt, dass etwa<br />

die Hälfte der deutschen Unternehmen direkt<br />

oder indirekt vom Gesetz betroffen ist.<br />

Auch 48 Prozent der Unternehmen mit bis<br />

zu 49 Mitarbeitern geben an, vom Gesetz<br />

betroffen zu sein.<br />

w: Wie wasserdicht ist<br />

das EU-Lieferkettengesetz? Könnte Korruption<br />

ein echtes Problem werden, wenn<br />

Missstände in Lieferketten versucht werden<br />

zu vertuschen?<br />

Prof. Dr. Kolev-Schaefer: <strong>Die</strong> Europäische<br />

Kommission rechnet mit einer Verbesserung<br />

der <strong>Stand</strong>ards zum Schutz der Menschenrechte<br />

und der Umwelt in Entwicklungsländern<br />

durch die Einführung der<br />

Richtlinie. Doch die heutigen Lieferketten<br />

sind hochkomplex und es ist kaum möglich,<br />

alle Lieferanten, Lieferanten der Lieferanten<br />

und auch ihre Lieferanten auf jeder<br />

Stufe der Entstehung von Vorprodukten<br />

zu überprüfen und zu überwachen. Es ist<br />

nicht auszuschließen, dass Angaben inkorrekt<br />

gemacht oder gar gefälscht werden.<br />

Gerade diese Risiken werden die Unternehmen<br />

versuchen zu umgehen, indem<br />

sie Länder mit hoher Korruptionsgefahr<br />

meiden.<br />

w: Inwieweit bringt ein<br />

EU-Lieferkettengesetz eine echte Wende<br />

in puncto Menschenrechte? Auch global<br />

gesehen?<br />

Prof. Dr. Kolev-Schaefer: Einige Hersteller<br />

in Entwicklungsländern werden sicherlich<br />

Anzeige ihre <strong>Wirtschaft</strong>.ai Produktionsstandards 1 15.01.2024 12:00:54 anpassen,<br />

um die Vorgaben des Gesetzes erfüllen zu<br />

können. Doch sie haben auch alternative<br />

Kunden und es ist bereits heute so, dass<br />

das Engagement Chinas in Ländern wie<br />

Bangladesch etwa gemessen am jährlichen<br />

Investitionsvolumen um ein Vielfaches<br />

dies von Deutschland übersteigt. Somit findet<br />

bereits heute eine Verschiebung der Anforderungen<br />

an die Produktionsstandards<br />

in Sachen Schutz der Menschenrechte und<br />

der Umwelt statt und die Einführung der<br />

neuen EU-Richtlinie dürfte diesen Prozess<br />

weiter beschleunigen. Wenn sich europäische<br />

Unternehmen mit vergleichsweise<br />

hohen <strong>Stand</strong>ards in großer Zahl aus den<br />

besonders problematischen Ländern zurückziehen,<br />

ist das eher keine gute Nachricht<br />

für den Schutz der Menschenrechte.<br />

w: Wie wird der Endverbraucher<br />

in Deutschland von dem neuen<br />

EU-Lieferkettengesetz profitieren?<br />

Prof. Dr. Kolev-Schaefer: Eines der Ziele<br />

der Europäischen Kommission ist es, durch<br />

die Einführung der neuen Richtlinie dafür<br />

zu sorgen, dass das Verbrauchervertrauen<br />

in die Nachhaltigkeit der internationalen<br />

Lieferketten steigt. Durch präventives Monitoring<br />

sollen die Unternehmen den Verbrauchern<br />

versichern, dass die Entstehung<br />

der gekauften Konsumgüter nach hohen<br />

<strong>Stand</strong>ards zum Schutz von Menschenrechten<br />

und der Umwelt erfolgt. Da die Unternehmen<br />

in der Breite davon betroffen sind<br />

und die Umsetzung der Richtlinie mit Kosten<br />

verbunden ist, werden jedoch auch die<br />

Produktpreise steigen. Und sicherlich wird<br />

nicht jeder Verbraucher und jede Verbraucherin<br />

der Einführung der Richtlinie zustimmen,<br />

wenn er oder sie die mit der Umsetzung<br />

verbundenen Herausforderungen<br />

für die Entwicklungsländer kennt.<br />

w: Welche Wünsche an<br />

ein EU-Lieferkettengesetz hätte das IW<br />

noch gehabt?<br />

Prof. Dr. Kolev-Schaefer: Damit die unerwünschten<br />

Nebeneffekte eingeschränkt<br />

werden, ist es entscheidend, die Unternehmen<br />

bei der Umsetzung der neuen Richtlinie<br />

zu unterstützen und auch durch Informationen<br />

und Kapazitätsaufbau die<br />

Entwicklungsländer darauf vorzubereiten.<br />

Das könnte etwa durch vereinfachte<br />

Fragebögen oder Zertifizierungen von verlässlichen<br />

Lieferanten erfolgen. Noch hilfreicher<br />

wäre jedoch, die Einführung der<br />

Richtlinie aufzuschieben, um aus der Erfahrung<br />

in Deutschland und anderen Ländern<br />

mit nationalen Lieferkettengesetzen<br />

zu lernen, die Ausgestaltung der Richtlinie<br />

zu verschlanken und Best Practices zu entwickeln,<br />

bevor die gesamte EU-<strong>Wirtschaft</strong><br />

davon betroffen ist. W<br />

Karoline Sielski<br />

Prof. Dr. Galina Kolev-Schaefer, Professorin für<br />

Volkswirtschaftslehre an der Technischen Hochschule<br />

Köln und Senior Economist des Instituts<br />

der deutschen <strong>Wirtschaft</strong><br />

Foto: IW


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CANNABIS IM BETRIEB<br />

UNERWÜNSCHT<br />

Arbeitsrechtliche Implikationen im Zusammenhang mit der Teillegalisierung von Cannabis<br />

Foto: 24K-Production – stock.adobe.com<br />

ein solches Verbot das mitbestimmungspflichtige<br />

Ordnungsverhalten im Betrieb<br />

betrifft, zugleich eine Regelung zur Verhütung<br />

von Arbeitsunfällen darstellt und<br />

dem Gesundheitsschutz dient. Eine solche<br />

Null-Toleranz-Grenze kann mithilfe einer<br />

Einigungsstelle durchsetzbar sein.<br />

<strong>Die</strong> Betriebsparteien können regeln, dass<br />

Arbeitnehmer nicht unter Einfluss von<br />

Cannabis zur Arbeit erscheinen dürfen und<br />

dass kein Cannabis auf dem Betriebsgelände<br />

konsumiert wird. Für die private Nutzung<br />

von <strong>Die</strong>nstwagen sollte ebenfalls eine<br />

Null-Toleranz-Regelung getroffen werden.<br />

Wenn in Ihrem Hause bereits eine Betriebsvereinbarung<br />

besteht, die beispielsweise<br />

den (illegalen) Drogenkonsum untersagt,<br />

sollten Sie als Arbeitgeber prüfen, ob diese<br />

auch Cannabis nach der Teillegalisierung<br />

noch umfasst. Hier sollte das Augenmerk<br />

darauf gelegt werden, dass nicht nur Alkohol<br />

und „illegale Drogen“ in der Betriebsvereinbarung<br />

genannt werden, da dies<br />

sonst in einem Kündigungsrechtsstreit zu<br />

Problemen führen könnte.<br />

Für eine (Neu-)Regelung ist zu empfehlen,<br />

dass Arbeitgeber initiativ auf den Betriebsrat<br />

zugehen und eine entsprechende Regelung<br />

fordern und auch gleich vorschlagen.<br />

So können Arbeitgeber sämtlichen Anforderungen<br />

hinsichtlich des betrieblichen<br />

Unfallschutzes und ihrer Fürsorgepflicht<br />

nachkommen.<br />

Cannabiskonsum<br />

und Arbeitsschutz<br />

"Kiffen" ist im Betrieb im Normalfall nicht erwünscht und soll untersagt werden<br />

Begleitet von großem medialem Aufsehen verabschiedete der Gesetzgeber am 1. April<br />

2024 nach 95-jähriger Prohibition das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis zu<br />

nicht medizinischen Zwecken. <strong>Die</strong>s wirft eine Vielzahl von arbeitsrechtlichen Konsequenzen<br />

auf, die Arbeitgeber nunmehr zu beachten haben. Auf mögliche Fallstricke<br />

soll im Folgenden eingegangen werden.<br />

Betriebsvereinbarungen<br />

zur Regelung von<br />

Cannabiskonsum<br />

Ähnlich wie bei einem Alkoholverbot ist<br />

der Konsum von Cannabis im Betrieb unerwünscht<br />

und soll (wohl in den meisten<br />

Fällen ausnahmslos) untersagt werden.<br />

<strong>Die</strong> Betriebsparteien müssen hierbei entscheiden,<br />

ob und in welchem Umfang sie<br />

den Konsum von Cannabisprodukten verbieten<br />

können und ob der Betriebsrat ein<br />

Mitbestimmungsrecht für ein Cannabisverbot<br />

hat. Wir gehen davon aus, dass wohl<br />

mit guten Argumenten die Rechtsprechung<br />

zum Alkoholverbot auf ein Cannabisverbot<br />

übertragbar ist.<br />

Danach unterliegt eine Null-Toleranz-Grenze<br />

für Cannabis am Arbeitsplatz dem Mitbestimmungsrecht<br />

des Betriebsrats, da<br />

Das Cannabisgesetz enthält lediglich zwei<br />

Vorschriften bezüglich des Arbeitsschutzes,<br />

während seitens der Unfallversicherungsträger<br />

erlassene Regelungen (DGUV<br />

Vorschrift 1 und DGUV Regel 100-001) die<br />

wesentlichen arbeitsschutzrechtlichen Regelungen<br />

enthalten.<br />

Art. 9 CanG regelt, dass Personen, die nach<br />

dem KCanG (Konsumcannabisgesetz) oder<br />

dem MedCanG (Medizinalcannabisgesetz)<br />

verurteilt wurden, Jugendliche nicht ausbilden<br />

dürfen. Art. 10 CanG regelt außerdem,<br />

dass der Nichtraucherschutz in Arbeitsstätten<br />

nicht nur in Bezug auf Tabak,<br />

sondern auch in Bezug auf Cannabisprodukte<br />

(und ebenfalls bezüglich der neuen<br />

E-Zigaretten) gilt.<br />

Arbeitgeber müssen demnach darauf achten,<br />

dass Arbeitnehmer keine Tätigkeiten<br />

ausführen, für die sie aufgrund von Cannabiskonsum<br />

nicht befähigt sind, und sich<br />

auch nicht durch Drogenkonsum in einen<br />

gefährdenden Zustand versetzen.<br />

Der Arbeitgeber kann insoweit ein Beschäftigungsverbot<br />

aussprechen, wenn<br />

konkrete Anhaltspunkte (z. B. Ausfallerscheinungen)<br />

vorliegen, dass ein Arbeitnehmer<br />

nicht in der Lage ist, die ihm zugewiesenen<br />

Tätigkeiten ohne Gefahr für sich<br />

und andere auszuführen. Hierbei hilft dem<br />

Arbeitgeber die Vermutung, dass der Konsum<br />

von Alkohol, Drogen oder anderen berauschenden<br />

Mitteln in der Regel eine Gefährdung<br />

darstellt.<br />

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„Kiffen“ während<br />

der Raucherpause:<br />

Abmahnung oder<br />

Kündigung?<br />

Der Arbeitnehmer darf sich in keinen Zustand<br />

versetzen, in dem es ihm nicht möglich<br />

ist, seine Arbeitsleistung ordnungsgemäß<br />

zu erbringen. Ein Konsum (sogar auch<br />

im privaten Bereich) kann arbeitsrechtliche<br />

Konsequenzen haben, soweit die aus<br />

dem Konsum folgenden Ausfallerscheinungen<br />

während der Arbeitszeit eintreten<br />

oder noch andauern. Wenn der Arbeitnehmer<br />

wegen des Konsums unentschuldigt<br />

fehlt und/oder nicht in der Lage ist, seine<br />

Arbeitsleistung zu erbringen beziehungsweise<br />

dies nicht ohne Gefährdung anderer<br />

Personen oder Rechtsgüter tun kann,<br />

so kann der Lohn einbehalten werden. Es<br />

kann zudem eine Abmahnung (ggf. sogar<br />

in Gefährdungsfällen eine (außerordentliche)<br />

Kündigung) ausgesprochen werden.<br />

Eine sofortige fristlose Kündigung kann<br />

allerdings nur dann in Betracht kommen,<br />

wenn dem Arbeitgeber die Fortsetzung des<br />

Arbeitsverhältnisses im Hinblick auf die<br />

Schwere des Vertragsverstoßes ausnahmsweise<br />

nicht mehr zumutbar ist. Grundsätzlich<br />

besteht bei Nichtbeweisbarkeit des<br />

Konsums/der Ausfallerscheinungen auch<br />

die Möglichkeit der Verdachtskündigung.<br />

<strong>Die</strong>se ist allerdings nur dann gerechtfertigt,<br />

wenn bereits der Verdacht des Verstoßes<br />

die Zusammenarbeit mit dem betroffenen<br />

Mitarbeiter unzumutbar erscheinen<br />

lässt. Hieran stellt die Rechtsprechung<br />

sehr hohe Anforderungen.<br />

Besonders ist zu beachten, dass bei einem<br />

drogenabhängigen Mitarbeiter „lediglich“<br />

eine Kündigung nach den Grundsätzen<br />

der krankheitsbedingten Kündigung in Betracht<br />

kommt. Hierbei ist an die ordnungsgemäße<br />

Durchführung eines betrieblichen<br />

Eingliederungsmanagements zu denken.<br />

Eine Abmahnung hilft nicht, weil der drogenkranke<br />

Mitarbeiter gerade krankheitsbedingt<br />

seinen Konsum nicht steuern<br />

kann.<br />

Mit einem expliziten, deutlichen und umfassend<br />

geregelten Verbot (z. B. auch für<br />

den Konsum auf Firmenveranstaltungen)<br />

von Cannabis kann ein Verstoß in der Praxis<br />

leichter nachgewiesen werden als der<br />

Verstoß gegen ein relatives Verbot, das nur<br />

beinhaltet, dass ein Arbeitnehmer sich<br />

nicht in einen Zustand versetzen darf, in<br />

dem er seine Arbeitsleistung nicht mehr<br />

ordnungsgemäß erbringen kann. Daher ist<br />

ein solches grundsätzlich zu empfehlen.<br />

Privater Cannabiskonsum<br />

und Drogentests<br />

am Arbeitsplatz<br />

Der Arbeitgeber hat grundsätzlich keinen<br />

Einfluss auf den privaten Konsum von<br />

Cannabiskonsumenten und kann auch<br />

praktisch nicht immer feststellen, ob ein<br />

Arbeitnehmer noch in einem Drogenrauschzustand<br />

ist.<br />

Im Gegensatz zu Alkohol gibt es keinen direkten<br />

Zusammenhang zwischen der Dosierung<br />

von THC und den daraus resultierenden<br />

Ausfallerscheinungen. <strong>Die</strong> einzige<br />

Möglichkeit für Arbeitgeber besteht darin,<br />

ihre Mitarbeiter für den möglichen Entfall<br />

des Unfallversicherungsschutzes infolge<br />

des Cannabiskonsums im privaten Bereich<br />

zu sensibilisieren und auf Ausfallerscheinungen<br />

zu achten, wie es bei Alkohol oder<br />

legalen Medikamenten der Fall ist.<br />

Ein Drogentest ist nur in Ausnahmefällen<br />

möglich und sollte nicht automatisch<br />

durchgeführt werden, da das Persönlichkeitsrecht<br />

des Arbeitnehmers zumeist entgegensteht.<br />

Verdachtsunabhängige Kontrollen<br />

sind in der Regel also nicht zulässig,<br />

wenn sie nicht zuvor mit dem Arbeitnehmer<br />

oder dem Betriebsrat vereinbart wurden.<br />

Auch bei begründetem Verdacht kann<br />

der Arbeitgeber den Arbeitnehmer zwar<br />

zur Kontrolle auffordern, er kann ihn jedoch<br />

nicht zu einer Teilnahme zwingen,<br />

insbesondere nicht zu einer Blutentnahme.<br />

Incentivierung<br />

des Unterlassens<br />

von Cannabiskonsum<br />

Als Möglichkeit des Arbeitgebers, den<br />

Konsum der Arbeitnehmer zu unterbinden,<br />

ohne hierbei in die Privatsphäre des<br />

Arbeitnehmers einzugreifen, kommt die<br />

Foto: Jörg Modrow/laif<br />

Zahlung einer Prämie in Betracht. <strong>Die</strong>se<br />

könnte dann ausbezahlt werden, wenn Arbeitnehmer<br />

innerhalb eines bestimmten<br />

Zeitraums nachweisen können, dass sie<br />

kein Cannabis konsumiert haben. Hier ist<br />

zu bedenken, dass dies aber möglicherweise<br />

diskriminierend für Arbeitnehmer sein<br />

kann, die auf medizinischen Cannabis angewiesen<br />

sind. Hier ist also auf eine diskriminierungsfreie<br />

Ausgestaltung zu achten.<br />

Reichweite der<br />

Fürsorgepflicht<br />

des Arbeitgebers<br />

<strong>Die</strong> Fürsorgepflicht des Arbeitgebers verlangt,<br />

dass der Arbeitgeber die Sicherheit<br />

und das Wohlbefinden des Arbeitnehmers<br />

am Arbeitsplatz sicherstellt. Bei Cannabiskonsum<br />

durch Arbeitnehmer gilt insbesondere,<br />

dass der Arbeitgeber verpflichtet ist,<br />

geeignete Maßnahmen zum Schutz des betroffenen<br />

Arbeitnehmers und anderer Arbeitnehmer<br />

zu ergreifen, wenn er erkennt,<br />

dass das Verhalten unter dem Einfluss von<br />

Cannabis eine Gefahr darstellt. Gegebenenfalls<br />

muss er auch den sicheren Weg<br />

nach Hause nach der Betriebsfeier sicherstellen.<br />

Wenn Minderjährige involviert<br />

sind, ist besondere Vorsicht geboten, da<br />

das Cannabisgesetz den Konsum von Cannabis<br />

in der Anwesenheit von Minderjährigen<br />

verbietet.<br />

<strong>Die</strong> Teillegalisierung bringt viele alte<br />

Probleme in neuem Gewand mit sich. In<br />

vielen Fällen können aber die bisherigen<br />

Problemlösungsansätze in Bezug auf den<br />

Umgang mit Alkohol auch auf den Umgang<br />

mit Cannabis angewandt werden.<br />

Inwieweit dieses Thema Arbeitgeber zukünftig<br />

noch beschäftigen wird, bleibt abzuwarten.<br />

W<br />

Gastautoren: Dr. Eva Rütz, LL.M., Rechtsanwältin, Partnerin, Barbara Enderle, LL.M.,<br />

Rechtsanwältin, Associate, beide Employment, Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />

Foto: PicturePeople GmbH<br />

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IT ALS CHANCE<br />

UND INSPIRATION<br />

In vielen Unternehmen wird IT immer noch als „notwendiges Übel“ betrachtet<br />

<strong>Die</strong> Köpfe hinter Smartworx: Geschäftsführer Simon Brewig und Simon Rocholl<br />

Eine solide, sichere und skalierbare IT-Infrastruktur ist für den Unternehmenserfolg<br />

entscheidend, wird aber häufig noch sehr vernachlässigt. Simon Brewig, Geschäftsführer<br />

des IT-Systemhauses smartworx mit Sitz in Overath, sprach mit DIEWIRT-<br />

SCHAFT über die Notwendigkeit, eine zuverlässige, aktuelle und vor allem sichere<br />

IT-Infrastruktur zu schaffen, und darüber, wie er die Unternehmen dabei unterstützen<br />

kann.<br />

w: Seit beinahe 20 Jahren<br />

ist smartworx ein regionaler Anbieter für<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen bei IT, sowohl was Beratung<br />

und Vertrieb als auch Service anbelangt.<br />

Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen?<br />

Simon Brewig: Unser Schwerpunkt ist die<br />

Schaffung einer zuverlässigen, aktuellen<br />

und vor allem sicheren IT-Infrastruktur.<br />

Als erfahrene IT-Experten sind wir<br />

ein verlässlicher Partner in allen IT-Fragen<br />

für den Mittelstand. Ob Sie eine eigene<br />

IT-Abteilung haben oder nicht, wir bei<br />

smartworx bieten Ihnen Hardware, Software,<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen und Services an,<br />

die genau zu Ihren Bedürfnissen passen.<br />

Wir beraten und betreuen Sie, damit Sie<br />

in der digitalen Welt sicher und erfolgreich<br />

sind. Alles aus einer Hand. Als Ihre<br />

externe IT-Abteilung stehen wir auch in<br />

Kontakt mit Drittanbietern, Softwareherstellern<br />

und Cloudanbietern und gewährleisten<br />

einen reibungslosen Ablauf.<br />

w: Zwei Jahrzehnte sind<br />

in diesem Metier eine lange Zeit, wie hat<br />

sich Ihr Unternehmen über die Jahre entwickelt?<br />

Simon Brewig: Als ich mit meinem Geschäftspartner<br />

Simon Rocholl vor 20 Jahren<br />

startete, konnten wir nur ahnen, wie<br />

weit uns unser Unternehmergeist und die<br />

Leidenschaft für gute Lösungen bringen<br />

würde. Heute sind wir mehr als ein Systemhaus:<br />

Wir sind engagierte IT-<strong>Die</strong>nstleister,<br />

die von unserem <strong>Stand</strong>ort im schönen<br />

Overath über 1.000 Geschäftskunden<br />

versorgen. Wir sind inhabergeführt und<br />

lassen uns nicht von externen Interessen<br />

beeinflussen, sondern richten uns nach<br />

dem, was unsere Kunden wollen.<br />

Der Schlüssel für unseren Erfolg ist,<br />

dass wir unsere Kunden mit exzellentem<br />

Kundenservice, hoher Erreichbarkeit<br />

und ausführlicher Beratung überzeugen.<br />

Unser Team besteht aus 40<br />

Mitarbeitern, die sich ständig weiterbilden.<br />

Foto: smartworx / Tanja Ciccotto-Boersch<br />

w: Für welche Firmen eignet<br />

sich vorzugsweise Ihr Know-how?<br />

Simon Brewig: Als Unternehmer wissen<br />

wir, was Unternehmer brauchen. Wir haben<br />

IT im Blut. Simon Rocholl und ich haben unser<br />

Know-how in viele andere Firmen-Beteiligungen<br />

eingebracht und dort auch Erfolge<br />

erzielt. Mit dieser Expertise können wir<br />

auch Probleme lösen, die nichts mit IT zu<br />

tun haben. IT ist ein kompliziertes Thema<br />

und soll für viele „einfach funktionieren“.<br />

Das ist unser Anspruch.<br />

Wir wissen, dass Investitionen der Schlüssel<br />

zum Erfolg sind und dass sie bezahlbar<br />

sein müssen. <strong>Die</strong>ses Wissen teilen wir gerne<br />

mit Ihnen und bieten Ihnen einen klaren<br />

Mehrwert. Wir sind nicht nur Verkäufer,<br />

sondern echte Unternehmer mit langjähriger<br />

Erfahrung. Im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Anbietern legen wir Wert auf eine<br />

umfassende Beratung. So unterstützen wir<br />

Sie dabei, die beste Balance zwischen Kosten<br />

und Sicherheit zu finden.<br />

w: Was ist Ihr Konzept für<br />

ein gutes Betriebsklima?<br />

Simon Brewig: Unser Team profitiert von einer<br />

mitarbeiterorientierten Unternehmenskultur.<br />

Als inhabergeführtes Unternehmen<br />

ohne Fremdbeteiligung können wir unser<br />

Team optimal unterstützen. Wir bieten<br />

Frühstück, eine Teamküche, Getränke, ein<br />

Fitnessstudio und einen Kinoraum im Büro,<br />

um ein angenehmes, gesundes Arbeitsumfeld<br />

zu schaffen. Nach einer umfassenden<br />

Renovierung erstrahlt eine zusätzliche Etage<br />

in neuem Glanz.<br />

Transparenz ist uns wichtig: Wir binden<br />

unsere Mitarbeiter aktiv in Entscheidungsprozesse<br />

ein und fördern Teamgeist durch<br />

Teamevents, ein umfassendes Bonussystem,<br />

Firmenfahrzeuge, regelmäßige Feedbackgespräche<br />

und Benefits. Als Ausbildungsbetrieb<br />

investieren wir stark in<br />

Aus- und Weiterbildung. Unser neues Programm<br />

smartworx.inside und der monatliche<br />

smartFriday schaffen eine offene, kreative<br />

Kultur, in der jeder motiviert wird, sein<br />

Bestes zu geben.<br />

w: Wo sehen Sie die größten<br />

Defizite bei den Mittelstandsfirmen?<br />

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Leben & Wissen |<br />

Simon Brewig: IT wird in vielen Unternehmen<br />

immer noch als „notwendiges Übel“<br />

betrachtet. Gut laufende Systeme sind heute<br />

die Grundlage für neue Technologien,<br />

Automatisierungen bis hin zu sogenannter<br />

künstlicher Intelligenz. Eine solide, sichere<br />

und skalierbare Infrastruktur ist entscheidend.<br />

Unternehmen sind oft falsch beraten<br />

und fürchten monatliche Kosten, ohne die<br />

Vorteile zu erkennen.<br />

Wir wissen, dass die Medien mit vielen<br />

Schlagwörtern und Trends um sich werfen,<br />

die viele Menschen überwältigen und<br />

verängstigen. Vor allem, in welcher Reihenfolge<br />

sie diese anpacken sollen. Für viele<br />

scheint eine Systemaktualisierung kein<br />

dringendes Anliegen zu sein. Doch dann<br />

wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sie gehackt<br />

werden.<br />

Als erfahrene IT-Experten geben wir Ihnen<br />

ganzheitliche Unterstützung. Wir raten zu<br />

Investitionen in Datensicherung, IT-Wartung<br />

mit externer Expertise, um Sicherheitslücken<br />

zu vermeiden. Wir sind flexibel<br />

und schnell. Ein verlässlicher IT-Partner<br />

wie smartworx kann Effizienz und Sicherheit<br />

ausbalancieren.<br />

w: Sind Ihrer Meinung<br />

nach denn Firmen absolut gut aufgestellt,<br />

was die Sicherheit ihrer IT anbelangt? Wo<br />

sehen Sie noch Defizite?<br />

Simon Brewig: Nein. Entschuldigung – das<br />

war etwas grob. Es gibt schon einige Firmen,<br />

die das recht gut hinbekommen, aber in vielen<br />

Bereichen ändert sich so viel, das kann<br />

kein „Einzelkämpfer“ oder eine Ein-Person-IT-Abteilung<br />

mehr seriös leisten. Oft<br />

gibt es keine definierten <strong>Stand</strong>ards – denn<br />

gut gemeint ist oft nicht gut gemacht. Wir<br />

sind hier immer auf dem neuesten <strong>Stand</strong>,<br />

überprüfen täglich und befolgen <strong>Stand</strong>ards.<br />

w: Mit welchen Herausforderungen<br />

ist im IT-Bereich in Zukunft<br />

zu rechnen?<br />

Simon Brewig: Ich glaubte einmal, dass<br />

IT-<strong>Die</strong>nstleistungen bald überflüssig würden,<br />

da Software sich selbst aktualisiert<br />

und weiterentwickelt. Stattdessen wird<br />

es immer komplizierter, spannender und<br />

manchmal beängstigend. <strong>Die</strong> Herausforderung:<br />

IT als Chance und Inspiration für<br />

neue Geschäftsideen zu sehen, nicht als<br />

Problem. Das fordert sowohl Menschen als<br />

auch Maschinen heraus.<br />

Als Nerd finde ich diese Herausforderung<br />

spannend, interessant und abwechslungsreich.<br />

Werden Sie also auch<br />

ein bisschen Nerd und passen sich<br />

an eine Welt an, die sich ständig ändert.<br />

Ich zeige Ihnen gerne meinen Weg.<br />

w: Das Wort Cybersecurity<br />

ist ein Schlagwort, das viele<br />

elektrisiert, aber entspricht oft nicht der<br />

eigenen Handlungsweise im eigenen Unternehmen.<br />

Wie sind Ihr Ansatz und Ihre<br />

Performance?<br />

Simon Brewig: Als Systemhaus wissen wir,<br />

dass wir ein begehrtes Ziel für Hacker sein<br />

können. Unsere Sicherheitsexperten stellen<br />

uns jede Woche neue Herausforderungen,<br />

die wir umsetzen. Das ist anspruchsvoll.<br />

Aber der Schutz unserer Daten hat die<br />

höchste und oberste Priorität. Jeder, der<br />

fremde Daten verwaltet, sollte aus meiner<br />

Sicht diesen Anspruch haben.<br />

w: Sie sind Arbeitgeber<br />

von 40 überwiegend jungen und, wie man<br />

hört, sehr engagierten Menschen, Fachkräfte,<br />

die Sie selbst überwiegend ausgebildet<br />

haben. Was ist Ihr Konzept für eine<br />

zufriedene Mannschaft?<br />

Simon Brewig: Meine Devise: Ich will wissen,<br />

wonach ein Mitarbeiter strebt – und ob<br />

er zu träumen wagt, sich seinen Herzenswunsch<br />

zu erfüllen. Ich möchte mit Menschen<br />

arbeiten, die IT verstehen wollen<br />

und nicht als reinen Beruf verstehen.<br />

Um als Unternehmer erfolgreich zu sein,<br />

muss man flexibel sein, Risiken eingehen<br />

und aus Fehlern lernen. Wir sind zum Glück<br />

keine Politiker. Wir pflegen eine Kultur, in<br />

der Fehler akzeptiert und behoben werden.<br />

Das ist unsere tägliche Aufgabe. Das gilt<br />

auch für unsere persönliche Entwicklung.<br />

w: Was würden Sie generell<br />

den Firmen im Mittelstand raten,<br />

was Pflege, Betreuung und Aufbau einer<br />

adäquaten IT anbelangt?<br />

Simon Brewig: Unternehmer sollten die<br />

Aktualisierung aller lokalen Systeme als<br />

wichtig erachten. Wir stellen sicher, dass<br />

Server, Clients und Peripherie regelmäßig<br />

monatlich überprüft, überwacht und<br />

mit Software für Patchmanagement aktualisiert<br />

werden. Das erledigen wir nicht<br />

mehr manuell oder vor Ort, sondern automatisch.<br />

Das ist ein großer Fortschritt,<br />

denn als wir anfingen, mussten wir für jede<br />

Aktion ins Auto steigen.<br />

Auch Cloudsysteme erfordern von Inhabern<br />

einen sorgsamen Umgang. Sie müssen<br />

stets darauf achten, wie der Anbieter<br />

mit den Daten umgeht, und regelmäßige<br />

Back-ups machen. Denn – so ist es: Der<br />

Unternehmer trägt die Verantwortung,<br />

wenn Daten in der Cloud verloren gehen.<br />

Cloudsysteme haben zwar ihre Vorteile,<br />

aber wie bei einer guten Ehe gilt auch<br />

hier: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet,<br />

ob sich nicht was Bess'res findet.“ Keine<br />

Sorge – wir geben hier einen Überblick. W<br />

Simon Brewig<br />

Eugen Weis<br />

Foto: smartworx / Tanja Ciccotto-Boersch<br />

Foto: smartworx / Tanja Ciccotto-Boersch<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 27


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VON OFFLINE ZU ONLINE<br />

UND WIEDER ZURÜCK<br />

Wie Unternehmen den Wandel zu hybridem Social Selling meistern<br />

Weiterentwicklung der Social Selling Strategie zu einem hybriden Verkaufsansatz<br />

In einer Zeit, in der das tägliche Leben zunehmend hybrider wird, stehen Unternehmen<br />

vor der Herausforderung, ihre Vertriebsstrategien ständig anzupassen.<br />

<strong>Die</strong> digitale Transformation ist weit mehr als nur ein Schlagwort, sie ist zu einer Lebensweise<br />

geworden, die Arbeit, Freizeit und Einkaufen umfasst. In diesem Artikel<br />

wird erörtert, wie sich auch das Social Selling weiterentwickelt hin zu einem hybriden<br />

Verkaufsansatz.<br />

Digitale Transformation –<br />

Hybrid ist das neue Normal<br />

Im heutigen Leben und damit auch in der<br />

Geschäftswelt ist die digitale Transformation<br />

eine gelebte Realität, die sowohl das<br />

Online- als auch das Offline-Umfeld betrifft.<br />

Seit der Einführung bahnbrechender<br />

Technologien wie dem iPod und dem iPhone<br />

hat sich unsere Interaktion mit der digitalen<br />

Welt tiefgreifend verändert. <strong>Die</strong>se<br />

Geräte haben nicht nur den „digital lifestyle“<br />

geprägt, sondern auch den Weg für<br />

eine Ära geebnet, in der die Grenzen zwischen<br />

digitalen und realen Erfahrungen<br />

verschwimmen. Das Digitale wurde immer<br />

mehr Bestandteil des analogen Lebens –<br />

hin zu einer Ära des hybriden „design your<br />

life“. Also rückt der Mensch, vielmehr der<br />

Kunde, ins Zentrum und gleichzeitig werden<br />

die Möglichkeiten digitaler Technologien<br />

immer vielfältiger.<br />

Unternehmen stehen nun vor der Herausforderung,<br />

ihre Strategien so anzupassen,<br />

dass sie in dieser hybriden Realität bestehen<br />

können. Das Konzept der „Digitalität“,<br />

das eine vollständige Integration von digitalen<br />

und analogen Elementen umfasst,<br />

wird immer mehr zur Norm. <strong>Die</strong> Kunst liegt<br />

darin, hybride Strategien zu entwickeln,<br />

in denen der Kunde nahtlos zwischen Online-Suche<br />

und Offline-Kauf wechseln<br />

kann. <strong>Die</strong>s schafft eine tiefere Verbindung<br />

zum Produkt und zur Marke.<br />

<strong>Die</strong>ser Ansatz erfordert ein Umdenken in<br />

der Art und Weise, wie Unternehmen ihre<br />

Vertriebs- und Marketingstrategien gestalten.<br />

Es geht nicht mehr nur darum, digitale<br />

Tools einzusetzen, sondern diese so zu<br />

integrieren, dass sie eine Erweiterung der<br />

physischen Erfahrung darstellen und umgekehrt.<br />

Eine solche Strategie ermöglicht<br />

es, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren<br />

und den Kunden ein kohärentes<br />

Einkaufserlebnis zu bieten, das sowohl online<br />

als auch offline überzeugt.<br />

Foto: ra2 studio – stock.adobe.com<br />

Gesunde digitale<br />

Transformation:<br />

Kunde im Fokus<br />

<strong>Die</strong> Herausforderung für Unternehmen besteht<br />

darin, Technologien so einzusetzen,<br />

dass sie das menschliche Erlebnis nicht<br />

nur ergänzen, sondern bereichern. So wird<br />

ein nahtloses, stressfreies und damit gesundes<br />

Kundenerlebnis gewährleistet.<br />

In der Praxis sind Verbraucher heute oft einer<br />

Überflutung durch digitale Reize ausgesetzt,<br />

was zu Verwirrung und Stress führen<br />

kann. Unternehmen sind gefordert,<br />

ihre digitalen Angebote so zu gestalten,<br />

dass sie klar, einfach und vor allem benutzerfreundlich<br />

sind. <strong>Die</strong>s schließt ein, dass<br />

digitale Tools und Plattformen intuitiv bedienbar<br />

sind und die individuellen Bedürfnisse<br />

der Nutzer berücksichtigen. Es geht<br />

nicht nur um die Effizienz, sondern auch<br />

um die emotionale Ansprache der Kunden,<br />

die durch personalisierte Erfahrungen und<br />

relevante Inhalte erreicht wird.<br />

<strong>Die</strong> hybride Verknüpfung von Online- und<br />

Offline-Kanälen ermöglicht es, dass Kunden<br />

je nach Präferenz nahtlos zwischen<br />

beiden Welten wechseln können. Hierbei<br />

spielen die richtige Auswahl und der effiziente<br />

Einsatz digitaler Werkzeuge eine<br />

entscheidende Rolle, um Ressourcen nicht<br />

unnötig zu verschwenden und die Kundenzufriedenheit<br />

zu erhöhen.<br />

Das Ziel einer gesunden digitalen Transformation<br />

sollte es sein, digitale Strategien<br />

kontinuierlich anzupassen und den Menschen<br />

dabei nicht aus den Augen zu verlieren.<br />

So können Unternehmen nicht nur ihre<br />

Wettbewerbsfähigkeit sichern, sondern<br />

auch eine nachhaltige Beziehung zu ihren<br />

Kunden aufbauen.<br />

Hybrides Social Selling<br />

Wie sehr sich technische Rahmenbedingungen<br />

auch verändert haben, die Grundlagen<br />

des menschlichen Handelns und seiner<br />

Bedürfnisse, egal ob im privaten oder<br />

im beruflichen Kontext, haben sich nicht<br />

verändert: Der Mensch liebt Erlebnisse und<br />

Geschichten. Hierfür sind die Begriffe „Con-<br />

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Leben & Wissen |<br />

Hybrides Social Selling verbindet digitale und physische Verkaufswelten<br />

tent“, „Storytelling“ und „Customer Journey“<br />

von zentraler Bedeutung.<br />

Gerade das Social Selling (egal ob B2C oder<br />

B2B) ist hierfür besonders wichtig. Doch<br />

rein auf Online ausgerichtete Verkaufsaktivitäten<br />

in Social Media sind in Zeiten hybriden<br />

Lebens nicht mehr ausreichend.<br />

Hybrides Social Selling hingegen repräsentiert<br />

eine moderne Verkaufsstrategie, welche<br />

die Grenzen zwischen digitalen und<br />

physischen Verkaufswelten verschwimmen<br />

lässt. Der Ansatz des hybriden Social Sellings<br />

kombiniert die Vorteile beider Welten,<br />

indem er die Reichweite und Effizienz digitaler<br />

Plattformen mit der persönlichen Note<br />

traditioneller Verkaufserlebnisse verbindet.<br />

In diesem Konzept spielen die drei Prinzipien<br />

des gesunden hybriden Marketings individuell,<br />

vernetzt und ästhetisch eine zentrale<br />

Rolle.<br />

→ INDIVIDUELL: Im Rahmen des hybriden<br />

Social Sellings steht die individuelle<br />

Ansprache des Kunden im Vordergrund.<br />

Der Inhalt – sei es ein Produkt, eine<br />

<strong>Die</strong>nstleistung oder eine Marketingbotschaft<br />

– wird speziell auf die Bedürfnisse<br />

und Interessen des Einzelnen<br />

zugeschnitten. <strong>Die</strong>se Personalisierung<br />

ist entscheidend, um mit den Kunden<br />

auf einer persönlicheren Ebene zu kommunizieren,<br />

Zielgruppen effektiver zu<br />

erreichen und eine stärkere Bindung<br />

aufzubauen.<br />

Ein Beispiel hierfür ist ein Modehändler,<br />

der seinen Kunden ermöglicht, Kleidung<br />

online anzusehen und zu reservieren,<br />

um sie dann in lokalen Geschäften anzuprobieren<br />

– wahlweise mit persönlichem<br />

Termin. Der Kunde hat die<br />

Möglichkeit, zu seiner Zeit die Produkte<br />

auszuwählen, die ihm oder ihr persönlich<br />

wichtig sind, und erhält beim Besuch<br />

der Offline-POS ein individuelles<br />

Angebot.<br />

Foto: ChayTee – stock.adobe.com<br />

→ VERNETZT: <strong>Die</strong> Vernetzung spielt im<br />

hybriden Social Selling eine doppelte<br />

Rolle. Zum einen bedeutet sie die<br />

Schaffung eines Netzwerks zwischen<br />

Menschen – sowohl zwischen dem Unternehmen<br />

und seinen Kunden als auch<br />

zwischen den Kunden untereinander.<br />

<strong>Die</strong>s fördert eine Gemeinschaftsumgebung,<br />

in der Informationen und Meinungen<br />

frei zirkulieren, was wiederum das<br />

Engagement und die Kundenloyalität<br />

erhöht. Zum anderen bezieht sich Vernetzung<br />

auf die Integration verschiedener<br />

Medien und Technologien, die eine<br />

kohärente Markenkommunikation über<br />

digitale und physische Kanäle hinweg<br />

ermöglicht. <strong>Die</strong>ser crossmediale Ansatz<br />

sorgt dafür, dass die Markenbotschaft<br />

nahtlos und konsistent vermittelt wird,<br />

unabhängig davon, auf welchem Kanal<br />

der Kunde sich befindet.<br />

Der Modehändler kombiniert Webshop<br />

und klassisches Online- wie Offline-Content-Marketing<br />

mit Community Building<br />

via Instagram und YouTube. Gleichzeitig<br />

eröffnet die Online-Buchung persönlicher<br />

Beratungstermine im Ladengeschäft<br />

vor Ort eine engere Kundenbetreuung.<br />

→ ÄSTHETISCH: <strong>Die</strong> ästhetische Gestaltung<br />

des Contents ist im hybriden Social<br />

Selling nicht zu unterschätzen. Eine ansprechende,<br />

klar strukturierte und ästhetische<br />

Darstellung der Inhalte spielt<br />

eine entscheidende Rolle, um die Aufmerksamkeit<br />

der Kunden zu gewinnen<br />

und zu halten. <strong>Die</strong>s umfasst nicht nur<br />

visuelles Design, sondern auch die Benutzerfreundlichkeit<br />

der digitalen und<br />

physischen Interaktionselemente. <strong>Die</strong>s<br />

fördert das Wohlbefinden der Kunden.<br />

Das Design von Webshop und Ladenlokal<br />

des Modehändlers sind perfekt<br />

aufeinander abgestimmt – beide überzeugen<br />

durch eine klare, kohärente und<br />

zielgruppengerechte Design-Struktur.<br />

Durch die Einführung dieser drei Schlüsselprinzipien<br />

kann hybrides Social Selling<br />

eine umfassende und kundenzentrierte Erfahrung<br />

bieten, die sowohl online als auch<br />

offline resoniert. <strong>Die</strong>s ermöglicht es Unternehmen,<br />

nicht nur ihre Verkaufszahlen zu<br />

steigern, sondern auch eine dauerhafte und<br />

wertvolle Beziehung zu ihren Kunden aufzubauen.<br />

Fazit<br />

Unternehmen, die den Übergang zu einem<br />

hybriden Social Selling erfolgreich meistern,<br />

verstehen es, digitale Tools gezielt einzusetzen,<br />

um die Kundenansprache zu personalisieren<br />

und gleichzeitig persönliche<br />

Kundenbeziehungen zu pflegen.<br />

Letztendlich zeigt die Praxis, dass hybrides<br />

Social Selling nicht nur eine Frage der<br />

Technologie, sondern auch der Unternehmenskultur<br />

ist. Unternehmen, die eine Kultur<br />

der Offenheit und Anpassungsfähigkeit<br />

pflegen, sind eher in der Lage, die vielfältigen<br />

Möglichkeiten des hybriden Social<br />

Sellings zu nutzen. Es geht darum, traditionelle<br />

Vertriebs- und Marketingansätze mit<br />

innovativen digitalen Strategien zu kombinieren,<br />

um ein umfassendes und kundenzentriertes<br />

Erlebnis zu schaffen – Tradition<br />

und Innovation gemeinsam in einer hybriden<br />

Welt. W<br />

Gastautor: Dr. André Schier,<br />

Bildungsreferent und Trainer,<br />

DIM Deutsches Institut für Marketing GmbH<br />

Foto: Michaela Wohlleber | Wohlleber Fotografi<br />

i e<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 29


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POLISMOBILITY 2024<br />

Messe, Konferenz und Camp<br />

Impression von der polisMOBILITY 2023<br />

Foto: Koelnmesse GmbH, Thomas Klerx<br />

Alles rund um Mobilität und urbanes Leben erfährt man auf der PolisMobility Expo<br />

und Conference, die erneut in den Kölner Messehallen stattfindet, dieses Jahr vom<br />

22. bis zum 23. Mai.<br />

Hier werden Produkte vorgestellt, innovative<br />

und nachhaltige Mobilitätslösungen besprochen<br />

und Dialoge angestoßen. Der Austausch<br />

zwischen Industrie und Kommunen<br />

sowie Privatpersonen wird gefördert. Damit<br />

wird Köln in diesen Tagen zum bundesweiten<br />

Hotspot des Themas Verkehrswende.<br />

Der Mobilitätswandel wird hier greifbar.<br />

Besucher können die urbane Mobilität von<br />

morgen spüren. Auch im PolisMobility<br />

Camp am 24. und 25. Mai.<br />

<strong>Die</strong> Messe PolisMobility ist geöffnet für jeden,<br />

der sich für urbane Mobilitätslösungen<br />

interessiert und die Produkte gegebenenfalls<br />

auch mal ausprobieren möchte. Vom<br />

Lastenrad, E-Auto, von innovativer Ladeinfrastruktur<br />

bis hin zu neuen Formen der Shared<br />

Mobility. Unzählige Fragen werden besprochen,<br />

wie z. B. wie man KI-unterstützt<br />

effizienter parken kann. Fachbesucher können<br />

sich hier untereinander austauschen.<br />

Ob Energieversorger, Verkehrsverbund,<br />

Entsorgungsunternehmen oder Hersteller<br />

von Fahrrädern, E-Autos und Co. <strong>Die</strong> Produktgruppen<br />

auf der Messe reichen von<br />

den Themen kommunale Mobilitätswende,<br />

ÖPNV und Mobilitätsdienstleistungen über<br />

die letzte Meile Logistik, Fahrzeuge und<br />

Antriebstechnologien sowie urbane Sektorkopplung<br />

(wie Batterietechnologien, Payment<br />

und Roaming, Smart Charging und<br />

mehr) bis hin zu Digitalisierung, Wissenschaft<br />

und Institutionen. Auch Besucher<br />

aus der öffentlichen Hand können hier in<br />

den Dialog treten wie die Verkehrsämter,<br />

Stadtwerke, Universitäten und kommunale<br />

Gesellschaften. Der Mobilitätswandel<br />

muss schließlich besprochen werden. Themen<br />

wie Klimaschutz, Digitalisierung, Verkehrswende<br />

und Umweltschutz finden zu<br />

einem einheitlichen Thema zur Mobilitätswende<br />

zusammen. Das ausführliche Konferenzprogramm<br />

verteilt auf vier Bühnen<br />

bietet zahlreiche Themen, wie „Designing<br />

Urban Mobility: Future Scenarios for People-Centric<br />

and Planet-Friendly Cities“, oder<br />

„Automatisierte Mobilität im ÖPNV: Potenziale,<br />

Herausforderungen, Lösungsansätze“.<br />

Beim Thema „Survival of the fittest?“<br />

wird u. a. Folgendes betrachtet: Wie lassen<br />

sich die komplexen Wertschöpfungsketten<br />

auf Nachhaltigkeit trimmen? Und wie lassen<br />

sich über strategische Allianzen neue<br />

Wirkungs- und Geschäftsfelder erschließen?<br />

„In Köln versammeln wir die klügsten<br />

Köpfe, um über die neuesten Entwicklungen<br />

im Bereich der urbanen Mobilität<br />

zu sprechen“, sagt Prof. Dr. Johannes Busmann,<br />

Geschäftsführer von Verlag Müller +<br />

Busmann GmbH & Co. KG und strategischer<br />

Partner der Koelnmesse, der das Konferenzprogramm<br />

maßgeblich gestaltet. Als ReferentInnen<br />

dabei sind u. a. Meredith Glaser,<br />

CEO des Urban Cycling Institute aus den<br />

Niederlanden, Markus Lewe, Präsident des<br />

Deutschen Städtetages, Kerstin Haarmann,<br />

Bundesvorsitzende vom Verkehrsclub<br />

Deutschland e. V. (VCD), Ingbert Liebing,<br />

Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler<br />

Unternehmen e. V. (VKU), und der<br />

Autor und Journalist Friedemann Karig. Auf<br />

den Stages werden auch Best Practices aufgezeigt.<br />

Gute Beispiele für die kommunale<br />

Verkehrswende werden vorgestellt, darunter<br />

sind innovative Maßnahmen und konkrete<br />

Lösungen. Aus den Panels und Keynotes<br />

können AkteurInnen Mehrwerte für ihre<br />

eigene Arbeit schaffen und sich untereinander<br />

vernetzen. Natürlich darf es auch politisch<br />

werden, denn die klare Haltung hier<br />

ist, dass auch der Verkehrssektor die Klimaziele<br />

einhalten muss. Eines der Highlights<br />

auf der Messe ist die Verleihung des Deutschen<br />

Fahrradpreises 2024. <strong>Die</strong>ser wird im<br />

Rahmen des AGFS-Kongresses auf der Messe<br />

verliehen, der von der Arbeitsgemeinschaft<br />

fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte,<br />

Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen<br />

e. V. (AGFS NRW) veranstaltet wird.<br />

Zweiter Verleiher ist das Bundesministerium<br />

für Digitales und Verkehr (BMDV). Der<br />

mit 15.000 Euro dotierte Preis honoriert herausragende<br />

Projekte in den Kategorien Infrastruktur,<br />

Service und Kommunikation,<br />

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<strong>Stand</strong>: Evolution, PolisMobility 2023<br />

Ehrenamt und Fahrradfreundlichste Persönlichkeit.<br />

Unterstützt wird die PolisMobility<br />

2024 vom Deutschen Städtetag, von<br />

dem Deutschen Städte- und Gemeindebund,<br />

der Eit Urban Mobility Co-funded von der<br />

EU, dem Verband kommunaler Unternehmen<br />

e. V. und den VDV – <strong>Die</strong> Verkehrsunternehmen.<br />

PolisMobility Camp<br />

<strong>Die</strong> Stadt Köln unterstützt das Thema des<br />

urbanen Mobilitätswandels u. a., indem sie<br />

das PolisMobility Camp am 24.und 25. Mai<br />

veranstaltet, auf dem sich BürgerInnen über<br />

das Thema spielerisch informieren können.<br />

Das Camp auf dem Rudolfplatz bietet Mitmachaktionen,<br />

Vorträge, Gesprächsrunden<br />

und eine interaktive Ausstellung. Lokale<br />

Initiativen laden zu Workshops und Straßengesprächen<br />

ein. Musik, Streetfood und<br />

Sitzgelegenheiten sorgen für noch mehr<br />

Spaß. <strong>Die</strong> Mobilitätswende soll schließlich<br />

von den BürgerInnen mitgetragen und auch<br />

mitgestaltet werden. Wer sich für die Mobilität<br />

von morgen interessiert, ist hier also<br />

goldrichtig – und letztendlich geht das Thema<br />

alle an. Durch Spielaktionen wird das<br />

Camp auch zu einem schönen Treff mit Freizeitgestaltung<br />

mitten in der City.<br />

Ladebordsteine in Köln<br />

Foto: Koelnmesse GmbH, Thomas Klerx<br />

Ein aktuelles Beispiel der Mobilitätswende<br />

in Köln sind die neuen Ladebordsteine im<br />

öffentlichen Raum. Ende April hat die Stadt<br />

Köln mit der Rheinenergie-Mobilitätstochter<br />

TankE GmbH und der Rheinmetall AG, die<br />

den Ladebordstein entwickelt hat, die ersten<br />

zwei E-Ladebordsteine in Lindenthal in Betrieb<br />

genommen. <strong>Die</strong>s entspricht einer einfachen<br />

und effizienten Ladeweise von Elektroautos<br />

mit kleinem gestalterischen Aufwand.<br />

An zunächst zwei <strong>Stand</strong>orten im Stadtgebiet<br />

– Dürener Straße 172 und Klosterstraße 16<br />

– werden die Ladebordsteine umfangreich<br />

im Realbetrieb getestet. Ascan Egerer, Beigeordneter<br />

für Mobilität der Stadt Köln: „Wir<br />

sind eine Stadt im Wandel und möchten eine<br />

moderne, umweltschonende Mobilität aktiv<br />

gestalten. Hierzu möchten wir frühzeitig zukunftsweisende<br />

Konzepte zur Bewältigung<br />

der Herausforderungen implementieren –<br />

gemeinsam mit unseren Partnern. Der Ladebordstein<br />

hat für uns den großen Vorteil,<br />

dass dieser bis auf den Anschlusskasten in<br />

der bereits vorhandenen Infrastruktur des<br />

öffentlichen Straßenraumes eingesetzt werden<br />

kann. <strong>Die</strong>ses kommt wichtigen Themen<br />

wie zum Beispiel den notwendigen freien<br />

Gehwegbreiten, Sichtachsen, vermeidbarem<br />

Überbau von Medienversorgung im Gehweg,<br />

Denkmalschutz in der Planung und Umsetzung<br />

zugute. <strong>Die</strong> Bordsteintechnik ist daher<br />

deutlich unkomplizierter gegenüber einer<br />

konventionellen Ladesäule. Wir sind<br />

gespannt auf die Erfahrungen.“ Ein Jahr<br />

verging von der Planung bis hin zur Inbetriebnahme.<br />

Insgesamt werden durch die<br />

Stadtwerke 1.400 Ladepunkte im öffentlichen<br />

Raum geschaffen. Seit dem 1. Februar<br />

2024 dürfen nun auch andere private Unternehmen<br />

im öffentlichen Straßenland bauen.<br />

Im Rahmen von Pilotprojekten versucht die<br />

Stadt Köln dabei zu unterstützen, für jedes<br />

Nutzungssegment die passende Lösung zu<br />

entwickeln. So sind unmittelbar am Hauptbahnhof<br />

seit einigen Jahren sechs induktive<br />

Ladeplätze für Taxen im Betrieb. Das macht<br />

es für den Taxiverkehr deutlich einfacher,<br />

auf Elektromobilität umzusteigen: Während<br />

der Wartezeit wird automatisch nachgeladen.<br />

Durch die Ladebordsteine wird somit<br />

eine weitere stadtraumverträgliche Lösung<br />

für das Laden der E-Fahrzeuge erprobt.<br />

Auf der PolisMobility Messe und dem Camp<br />

haben BürgerInnen die Chance, ihre eigenen<br />

Ideen und Ansichten zu Mobilitätslösungen<br />

wie den Ladebordsteinen mit einzubringen.<br />

Das Interesse ist deutlich, 2023 waren rund<br />

17.000 BesucherInnen an den drei Messetagen<br />

und anschließend auf den Aktionsflächen<br />

in der Kölner Innenstadt. Mit 44<br />

Ausstellern auf der Messe 2024 präsentieren<br />

sich zudem führende Mobilitätsunternehmen<br />

und öffentliche Vertreter an einem<br />

Hotspot, darunter NetCologne, Tesla Germany<br />

und die Zukunftsagentur Rheinisches<br />

Revier. Ob Privatperson, Unternehmen oder<br />

öffentliche Verwaltung, Interessierte können<br />

zudem das PolisMobility Magazin Data<br />

als Printausgabe auf der Webseite der Messe<br />

bestellen. W<br />

Karoline Sielski<br />

Foto: Stadt Köln<br />

Ladebordstein Dürener Str. 172, v.l.: Stephan Segbers (Vorstand „Vertrieb und Energiebeschaffung“<br />

der Rheinenergie AG, Mutterunternehmen der TankE GmbH), Christoph Müller (Leiter der „Division<br />

Power Systems“ bei Rheinmetall) und Ascan Egerer (Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln)<br />

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ZWEI NEUE BRÜCKEN<br />

Köln erweitert die Fuß- und Radverkehrsverbindungen<br />

Hohenzollernbrücke<br />

Severinsbrücke<br />

Zoobrücke<br />

Mülheimer Brücke<br />

Brücke in Planung<br />

Deutzer Brücke<br />

Brücke in Planung<br />

Karte: tish11 / Icons: stockphoto-graf – stock.adobe.com<br />

Südbrücke<br />

Rodenkirchener Brücke<br />

Übersicht über die zwei neuen Rheinbrücken in Köln in Planung<br />

<strong>Die</strong> Stadt Köln möchte zwei neue Brücken über den Rhein bauen, die rein dem Fußund<br />

Radverkehr dienen sollen. Damit knüpft sie an die sieben bestehenden Brücken<br />

über den Rhein an, die allerdings auch für den Kraftfahrzeug- oder den Bahnverkehr<br />

geöffnet sind.<br />

Eine der Brücken soll die Verbindung zwischen<br />

der Bastei und dem Rheinpark ermöglichen.<br />

Es ist die nördliche der beiden<br />

neuen Brücken und sie soll dann zwischen<br />

der Zoobrücke und der Hohenzollernbrücke<br />

entstehen. Eine weitere Brücke plant<br />

die Stadt auf Höhe des Ubierrings. Sie soll<br />

zwischen der Severinsbrücke und der Südbrücke<br />

gebaut werden. Das sich neu entwickelnde<br />

Stadtviertel Deutzer Hafen<br />

(w berichtete) würde damit<br />

an die linksrheinische Innenstadt angebunden.<br />

Jede Brücke soll eine Länge von etwa<br />

600 Metern und eine Breite von acht Metern<br />

haben. Von den bisherigen sieben Brücken<br />

sind zwei Eisenbahnbrücken und auf fünf<br />

davon fahren Autos. Auf der Südbrücke gibt<br />

es nur einen Gehweg, auf den anderen Brücken<br />

gibt es sowohl Geh- als auch Radwege.<br />

<strong>Die</strong> letzte Brücke wurde 1966 gebaut, die<br />

Zoobrücke.<br />

Es besteht bereits ein städtebaulicher Masterplan<br />

„Innenstadt“ des Planungsbüros Albert<br />

Speer von 2009, der die beiden neuen<br />

Rheinbrücken spezifisch für den Fuß- und<br />

Radverkehr reserviert hat, genauso wie der<br />

Verkehrsnetzplan des Radverkehrskonzepts<br />

„Innenstadt“ der Stadt Köln, welcher 2016<br />

beschlossen wurde. Um den wachsenden<br />

Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger<br />

nach einer zukunftsorientierten, menschengerechten<br />

und umweltverträglichen<br />

Verkehrsentwicklung zu entsprechen, hat<br />

die Stadt Köln ein Strategiepapier zur Mobilitätsentwicklung<br />

unter dem Titel „Köln<br />

mobil 2025“ erarbeitet. Darin hat sie das<br />

Ziel definiert, bis 2025 den Verkehrsanteil<br />

des sogenannten Umweltverbunds auf<br />

zwei Drittel zu erhöhen. Unter dem Umweltverbund<br />

versteht man die zu Fuß, auf<br />

dem Fahrrad oder per ÖPNV zurückgelegten<br />

Strecken. Den Anteil des Radverkehrs zu<br />

steigern ist für die Umsetzung dieses ehrgeizigen<br />

Ziels entscheidend wichtig. 2021<br />

hat die Stadt dazu unter anderem einen europaweiten<br />

Teilnahmewettbewerb zur Realisierung<br />

der beiden neuen Brücken ausgerufen.<br />

<strong>Die</strong>ses Wettbewerbsverfahren soll<br />

die unterschiedlichen Belange (Ingenieurbau,<br />

Denkmalschutz, Landschaftsschutz,<br />

Städtebau) bestmöglich berücksichtigen. Es<br />

richtet sich sowohl an Ingenieurinnen und<br />

Ingenieure als auch an Architektinnen und<br />

Architekten, die innerhalb des Vergabeverfahrens<br />

Konzeptentwürfe für einen oder<br />

beide Brückenstandorte entwickeln werden.<br />

Bei dem gewählten Vergabeverfahren<br />

besteht die Möglichkeit, bereits vor Beauftragung<br />

Entwürfe der Brückenkonstruktion<br />

mit den interdisziplinären Planungsteams<br />

zu erarbeiten. Der Wettbewerb läuft bereits<br />

und soll insgesamt ein Jahr lang dauern. <strong>Die</strong><br />

Vergabe der Aufträge ist dann zu Ende 2024<br />

geplant. Bevor die Stadt ein Planungsteam<br />

beauftragt, muss noch ein Bedarfsfeststellungs-<br />

und Planungsbeschluss eingeholt<br />

werden.<br />

Ausbau der<br />

Hohenzollernbrücke<br />

Auch die Hohenzollernbrücke, die unser<br />

Stadtbild seit über hundert Jahren so eindrucksvoll<br />

prägt, soll ausgebaut werden. An<br />

beiden Seiten der Hohenzollernbrücke befinden<br />

sich Geh- und Radwege. <strong>Die</strong>se sind<br />

für den steigenden Bedarf zu schmal geworden.<br />

Deswegen arbeitet die Stadt Köln<br />

an einem Ausbau der bestehenden Verbindung<br />

sowohl auf der Nord- als auch auf der<br />

Südseite. <strong>Die</strong> Hohenzollernbrücke wurde<br />

von 1907 bis 1911 gebaut. Sie ersetzte die<br />

Dombrücke, die den Anforderungen des stetig<br />

zunehmenden Eisenbahnverkehrs nicht<br />

länger gewachsen war. <strong>Die</strong> Hohenzollernbrücke<br />

ist die einzige Brücke in Köln, die<br />

nicht durch Bomben im Zweiten Weltkrieg<br />

zerstört wurde. Sie wurde am 5. August<br />

1997 unter Denkmalschutz gestellt. W<br />

Karoline Sielski<br />

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LEHRERMANGEL IN KÖLN?<br />

Warum der einstige Traumjob längst keiner mehr ist und wie<br />

die Stadt Köln mit prämierten Schulen versucht gegenzusteuern.<br />

Foto: Jörg Hempel<br />

In der Willy-Brandt-Gesamtschule entstehen Häuser im Haus als überschaubare Einheiten. <strong>Die</strong> hier integrierten Teamräume bieten direkte Kommunikationsmöglichkeiten,<br />

die das Wir-Gefühl stärken. Kein Wunder also, dass diese Schule mit dem Schulbaupreis NRW 2023 ausgezeichnet wurde.<br />

Vor anderthalb Jahren sah es hinsichtlich der Personalausstattungsquote düster in<br />

Köln aus: Knapp 1.400 Lehrkräfte fehlten an öffentlichen Schulen. Laut der Bezirksregierung<br />

Köln hat sich die Lage inzwischen beruhigt. Im Durchschnitt liegt die Personalausstattungsquote<br />

inzwischen bei knapp über 100 Prozent. Dennoch wenden<br />

sich sowohl Lehramtsstudenten als auch bereits im Beruf arbeitende Lehrer zunehmend<br />

von diesem Berufsfeld ab – warum?<br />

Lange Zeit erfreute sich der Beruf des<br />

Lehrers großer Beliebtheit: Wissen an die<br />

nächste Generation vermitteln, Verbeamtung,<br />

viel Homeoffice in Zeiten, in denen<br />

dies noch für die meisten Branchen ein<br />

Fremdwort war, und drei Monate bezahlten<br />

Urlaub im Jahr – so scheint es zumindest,<br />

wenn man die Schulferien zusammenrechnet.<br />

In den vergangenen Jahren<br />

hat sich das Blatt jedoch gewandelt. Zwar<br />

schien der temporäre und in vielen Teilen<br />

Deutschlands immer noch anhaltende Lehrermangel<br />

ein Garant für einen sicheren<br />

Job zu sein, doch auch die Schattenseiten<br />

nehmen zu. Und das spricht sich rum:<br />

Emotionaler Druck,<br />

mangelnde Wertschätzung<br />

und unzählige<br />

Überstunden<br />

Yvonne Herbers (Name von Redaktion geändert)<br />

ist in den letzten Zügen ihres Lehramtsstudiums<br />

an der Universität Köln.<br />

Lehrerin werden möchte sie schon seit einigen<br />

Semestern nicht mehr: „Bei meinen<br />

verschiedenen Praktika habe ich beobachtet,<br />

dass Lehrern oft abverlangt wird, dass<br />

sie die komplette Verantwortung für den<br />

Werdegang von Schülerinnen und Schülern<br />

übernehmen sollen, ohne dabei zu berücksichtigen,<br />

dass es sich immer um ein<br />

soziales Netzwerk aus Eltern, Freunden,<br />

Schule, Sporttrainern etc. handelt und<br />

Schüler letztendlich auch Eigenverantwortung<br />

lernen müssen.“ Neben diesem emotionalen<br />

Druck schrecke sie vor allem die<br />

Tatsache ab, dass man praktisch nie Feierabend<br />

habe, viele Überstunden mache und<br />

die Anzahl an befristeten und dass die Anzahl<br />

an befristeten Verträgen steige und<br />

die Zahl der Verbeamtungen sinke. Anstelle<br />

an Schulen sieht Herbers sich künftig<br />

eher an Universitäten unterrichten.<br />

Wie die Realität eines Lehrers tatsächlich<br />

aussieht, weiß Moritz Emmerich (Name<br />

von Redaktion geändert). Er arbeitet seit<br />

neun Jahren an einem Kölner Gymnasium.<br />

Nach der anfänglichen Euphorie in diesem<br />

vermeintlichen Traumjob ist er inzwischen<br />

desillusioniert. Er leide insbesondere<br />

unter dem mangelnden Respekt und der<br />

fehlenden Dankbarkeit: „Man muss immer<br />

abliefern, darf nie fehlen. Verglichen mit<br />

anderen Jobs müssen wir nicht nur immer<br />

erreichbar, sondern auch immer präsent<br />

sein, was sehr anstrengend und ernüchternd<br />

ist. Zumal es innerhalb der letzten<br />

Jahre keinerlei Verbesserung gab.“ <strong>Die</strong><br />

größten Herausforderungen sieht er in<br />

dem mangelnden Respekt von Schülern<br />

und Eltern den Lehrkräften gegenüber, in<br />

der vielen Bürokratie und in der enormen<br />

Mehrarbeit aufgrund von Vertretungen.<br />

Zwar gibt es an seiner Schule aktuell keinen<br />

großen Lehrkraftmangel, Vertretungsunterricht<br />

ist dennoch an der Tagesordnung.<br />

Ein möglicher Grund: Planstellen,<br />

die aufgrund von langfristig erkrankten<br />

Lehrern oder (werdenden) Müttern blockiert<br />

werden. <strong>Die</strong> Konsequenz: mehr befristete<br />

Verträge oder Kompensation durch<br />

bestehende Lehrkräfte. <strong>Die</strong> Lehrer haben<br />

somit deutlich mehr Arbeit und unterrichten<br />

fachfremd, während die Schüler<br />

sich immer wieder an wechselnde Lehrer<br />

gewöhnen müssen und teilweise fehlender<br />

Lernstoff zu Wissenslücken führt.<br />

34 www.diewirtschaft-koeln.de


Leben & Wissen |<br />

Mit der BAN-Bildungslandschaft Nord entsteht ein neuer innerstädtischer<br />

Campus mit acht Bildungseinrichtungen, dessen Park sowohl von den Schulen<br />

als auch von Anwohnern genutzt werden kann. <strong>Die</strong> BAN ist eine von 4 Kölner<br />

Schulen, die mit dem Schulbaupreis NRW 2023 ausgezeichnet wurden.<br />

Foto: Stefan Schilling<br />

Seiteneinsteiger<br />

als Lösung<br />

Eine mögliche Lösung sind Seiteneinsteiger.<br />

Sie seien eine willkommene Unterstützung<br />

und entlasten Lehrer in Zeiten des<br />

Lehrkräftemangels, hieß es aus dem Schulministerium.<br />

Damit die Qualität des Unterrichts<br />

gesichert sei, erhalten sie eine berufsbegleitende<br />

Qualifizierung, die sich an<br />

den vorhandenen Abschlüssen orientiere.<br />

Den größten Fachkräftemangel gibt es laut<br />

des Schulministeriums NRW-weit an Grundschulen,<br />

im Bereich der Sonderpädagogik,<br />

in der Sekundarstufe I sowie im MINT-Bereich<br />

der Sekundarstufe II, aber auch die<br />

berufliche Bildung sei in den gewerblich-technischen<br />

Fachrichtungen stark betroffen.<br />

4 Kölner Schulen<br />

mit dem Schulbaupreis<br />

NRW prämiert<br />

Der Stadt Köln sind bei vielen dieser Themen<br />

die Hände gebunden. Worauf sie jedoch<br />

Einfluss hat, ist der (Aus-)Bau von<br />

Schulen, die mit einem gelungenen Zusammenspiel<br />

aus integrativer Planung und moderner<br />

Pädagogik ein angenehmes Klima<br />

für alle Beteiligten schaffen. <strong>Die</strong> Architektenkammer<br />

NRW prämiert gemeinsam mit<br />

dem Ministerium für Schule und Bildung<br />

(MSB NRW) des Landes NRW ebensolche<br />

Schulbauprojekte. Erst im vergangenen<br />

Jahr wurden vier Kölner Schulbauprojekte<br />

prämiert: die BAN Bildungslandschaft<br />

Altstadt Nord (gernot schulz : architektur),<br />

die EMAnuel-Schule (Drei Architekten Konsek<br />

Streule Vogel Partnerschaft), die Offene<br />

Schule Köln (Hausmann Architektur) sowie<br />

die Willy-Brandt-Gesamtschule (kloeters<br />

tebroke). „Eine Schule mit überzeugendem<br />

Zusammenspiel von Architektur und Pädagogik<br />

fördert die Entfaltung und das Wohlbefinden<br />

der Nutzerinnen und Nutzer und<br />

trägt auch dazu bei, dass sich diese mit<br />

der Schule insgesamt identifizieren“, weiß<br />

Christof Rose, Pressesprecher der Architektenkammer<br />

Nordrhein-Westfalen. „Schulen,<br />

die nicht nur Lehr- und Lern-, sondern<br />

Lebensräume sind, prägen Städte, Stadtteile<br />

und -quartiere, sie beeinflussen ihre Nutzerinnen<br />

und Nutzer positiv, sie bilden Generationen<br />

und Gesellschaften.“<br />

Dass für die neu gebauten Schulen auch<br />

ausreichend Lehrpersonal zur Verfügung<br />

steht, gewährleistet die gute und enge Zusammenarbeit<br />

zwischen der Stadt Köln und<br />

der Bezirksregierung. Letztere ist primär<br />

für die Besetzung der Stellen an öffentlichen<br />

Schulen im Regierungsbezirk Köln<br />

verantwortlich. <strong>Die</strong> Grundlage dafür bildet<br />

die konsequente Umsetzung des Handlungskonzepts<br />

Unterrichtsversorgung des<br />

MSB NRW.<br />

Letztendlich bleibt zu hoffen, dass die aktuell<br />

auf dem Papier gut laufende Zusammenarbeit<br />

zwischen Stadt, Regierungsbezirk<br />

und Land auch weiterhin funktioniert.<br />

Und vielleicht sind die visionär geplanten<br />

Kölner Schulbauprojekte Anreiz genug, um<br />

trotz steigender Kritikpunkte an diesem Berufsfeld<br />

auch künftig ausreichend Lehrer akquirieren<br />

zu können. Schließlich stellt eine<br />

solide Schulbildung die Basis für einen erfolgreichen<br />

beruflichen Werdegang und somit<br />

auch für eine starke <strong>Wirtschaft</strong> dar. W<br />

Jana Leckel<br />

<strong>Die</strong> EMAnuel-Schule ist ein gelungenes Beispiel für das Zusammenspiel<br />

hoher architektonischer und innenarchitektonischer Qualität mit ablesbarem<br />

pädagogischen Konzept für eine inklusive Grundschule und<br />

wurde dafür mit dem Schulbaupreis NRW 2023 ausgezeichnet<br />

Foto: Jörg Hempel<br />

Foto: Zooey Braun<br />

Der Neubau neben dem Bestandsgebäude der 2023 mit dem Schulbaupreis<br />

NRW ausgezeichneten Willy-Brandt-Gesamtschule eröffnet<br />

den überzeugenden Mehrwert eines großzügigen und mit dem<br />

angrenzenden Waldgebiet optisch verzahnten Schulfreibereichs<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 35


| Leben & Wissen<br />

DER SCHMERZ-<br />

SCHRITTMACHER<br />

Wenn nichts mehr hilft<br />

Bei chronischen Schmerzen kann die Einnahme von Schmerzmitteln unerwünschte<br />

Nebenwirkungen mit sich bringen. Eine Alternative ist die Neuromodulation.<br />

Etwa 17 Prozent der Einwohner in Deutschland, so besagen Statistiken der Deutschen<br />

Schmerzgesellschaft, leiden unter chronischen Schmerzen, also mehr als zwölf Millionen<br />

Menschen. Sicher kann davon ausgegangen werden, dass die Intensität der<br />

chronischen Schmerzen sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Wie sehr aber starke<br />

chronische Schmerzen die Lebensqualität beeinträchtigen, ist für Menschen, die<br />

nicht selbst betroffen sind, kaum nachvollziehbar.<br />

Um diese chronischen Schmerzen einzudämmen,<br />

sind die Patienten meist gezwungen,<br />

dauerhaft hohe Dosen an Schmerzmedikamenten<br />

zu nehmen. <strong>Die</strong> Einnahme von<br />

Schmerzmitteln über einen längeren Zeitraum<br />

begünstigt aber ihrerseits neben Magen-Darm-Beschwerden<br />

auch Nierenschäden<br />

und Abhängigkeit. Und es kommt ein weiterer<br />

Punkt hinzu: <strong>Die</strong> Patienten leiden nicht<br />

nur an ihren Schmerzen, sie erfahren auch<br />

zunehmende körperliche Einschränkungen<br />

im Alltag, oft verbunden mit depressiven<br />

Verstimmungen, Ängsten, Schlafstörungen<br />

und allgemein verminderter Konzentrationsfähigkeit.<br />

Wie entsteht die<br />

Schmerzempfindung?<br />

Grundsätzlich wird zwischen nozizeptiven<br />

Schmerzen und neuropathischen Schmerzen<br />

unterschieden. <strong>Die</strong> nozizeptiven Schmerzen<br />

entstehen durch Reize, die aus einem Gewebeschaden<br />

resultieren. <strong>Die</strong> können mechanische<br />

Einflüsse, Sportverletzungen,<br />

Zustände nach einer Operation oder auch<br />

Krisen bei angeborenen oder erworbenen<br />

inneren Erkrankungen sein. Neuropathische<br />

Schmerzen dagegen entstehen als Folge<br />

einer Funktionsstörung oder Läsion des<br />

Nervensystems. Ursachen können beispielsweise<br />

ein Bandscheibenvorfall, eine Trigeminusneuralgie<br />

oder etwa diabetische Polyneuropathie<br />

sein. Und es gibt Mischformen,<br />

bei denen sowohl nozizeptive als auch neuropathische<br />

Schmerzen gleichzeitig auftreten.<br />

Das Schmerzempfinden entsteht, weil<br />

Schmerzsignale als Impulse über die Nerven,<br />

das Rückenmark und den Thalamus in<br />

das zentrale Nervensystem geleitet werden.<br />

Dort werden Schmerzen bewusst wahrgenommen<br />

und emotional bewertet. Erst hier<br />

entsteht also das eigentliche Schmerzempfinden.<br />

Wird nun die Weiterleitung der Impulse<br />

durch das Rückenmark mittels elektrischer<br />

Stimulation gestört, spricht man von<br />

einer Neuromodulation oder Rückenmarksstimulation.<br />

Durch diese Stimulationen wird<br />

das betroffene Nervengewebe gereizt, sodass<br />

die eigentlichen Schmerzsignale überlagert<br />

werden. Häufig zu beobachten ist, dass sich<br />

Foto: SasinParaksa – stock.adobe.com<br />

die Schmerzsignale in eine leicht kribbelnde<br />

Empfindung verwandeln, die von den Patienten<br />

meist als angenehm empfunden wird.<br />

Aber auch hier entwickelt sich die Technologie<br />

weiter, sodass mittlerweile auch eine Stimulation<br />

ohne Kribbeln möglich ist.<br />

Ein Beispiel<br />

Ein 59-jähriger Patient litt seit drei Jahren<br />

unter zunehmenden belastungsabhängigen<br />

Lumboischialgien auf der linken Seite, also<br />

unter ziehend-stechenden Schmerzen, die<br />

vom Rücken in das linke Bein und bis zum<br />

Fuß ausstrahlten. <strong>Die</strong> Schmerzen waren so<br />

stark, dass er trotz der Einnahme von drei<br />

verschiedenen Schmerzmitteln, darunter<br />

ein hoch dosiertes Morphiumderivat, maximal<br />

50 Meter ohne Pause gehen konnte. <strong>Die</strong><br />

Diagnostik zeigte, dass der Patient, der vor<br />

30 Jahren erfolgreich an einem Bandscheibenvorfall<br />

zwischen dem vierten und fünften<br />

Lendenwirbel operiert worden war, nur<br />

leichte degenerative Veränderungen der Wirbelsäule<br />

hatte, nicht jedoch eine Kompression<br />

der Nervenwurzeln oder einen erneuten<br />

Bandscheibenvorfall, die diese Schmerzen<br />

hätten hervorrufen können. Ursächlich für<br />

die starken Schmerzen war eine Erkrankung<br />

der L5-Nervenwurzel.<br />

Anstatt eine Versteifung der Wirbelsäule zu<br />

empfehlen, wurde gemeinsam mit dem Patienten<br />

beschlossen, das Ansprechen auf eine<br />

Neuromodulation (engl. spinal cord stimulation<br />

(SCS)) zu testen. Hierbei wurde im Operationsaal<br />

unter sterilen Bedingungen in<br />

örtlicher Betäubung unter 3-D-Röntgenkontrolle<br />

eine ca. 2,5 Millimeter Durchmesser<br />

große Elektrode im Wirbelkanal hinter dem<br />

Rückenmark im Bereich der unteren Brustwirbelsäule<br />

platziert und die Elektrode zunächst<br />

mit einer Verlängerung im unteren<br />

Lendenbereich durch die Haut ausgeleitet.<br />

Über einen äußeren Impulsgeber wurde das<br />

hintere Rückenmark stimuliert, und es kam<br />

zu einer Überlagerung der Schmerzen im linken<br />

Bein durch angenehmes Kribbeln.<br />

Schon während der Testphase konnte der Patient<br />

seine Schmerzmedikamente bereits erheblich<br />

reduzieren, sodass eine dauerhafte<br />

Implantation eines permanenten Impulsgebers<br />

vorgenommen wurde. In einer kurzen<br />

Vollnarkose wurde ein Generator im Bereich<br />

des Gesäßes unter der Haut implantiert<br />

(ähnlich dem Generator eines Herzschrittmachers).<br />

Innerhalb eines halben Jahres<br />

konnte der Patient seine Schmerzmittel fast<br />

vollständig reduzieren und hatte eine weitgehend<br />

schmerzfreie Gehstrecke von ca. fünf<br />

Kilometern. <strong>Die</strong> Steuerung der Impulsstärke<br />

der Stimulation erfolgte über ein Handgerät.<br />

36 www.diewirtschaft-koeln.de


Leben & Wissen |<br />

Schematische Darstellung der Funktionsweise des SCS Medtronic<br />

Ein bewährtes Verfahren<br />

Bei der Neuromodulation (epidurale Rückenmarksstimulation<br />

oder auch engl. spinal<br />

cord stimulation (SCS)) handelt es sich um eine<br />

reversible Modulation der Rückenmarksfunktion,<br />

mit der sogenannte neuropathische<br />

Schmerzen behandelt werden können.<br />

Das Verfahren kommt bereits seit über 50<br />

Jahren zur Anwendung. Mit den ersten Geräten<br />

konnte nur der Beinschmerz mit tonischer<br />

Stimulation im Frequenzbereich von<br />

50 bis 80 Hz gut behandelt werden. Durch<br />

die Entwicklung von wiederaufladbaren Generatoren,<br />

die durch die Haut aufgeladen<br />

werden können, war die Stimulation mit weiteren<br />

energieintensiveren Stimulationsarten<br />

(Hochfrequenzstimulation, Burst-Stimulation<br />

etc.) möglich, bei denen auch die Kribbel-Missempfindungen<br />

nicht mehr auftreten.<br />

Mit dieser Technologie können nicht nur<br />

Beinschmerzen, sondern auch tiefe Rückenschmerzen<br />

gut behandelt werden. <strong>Die</strong> Geräte<br />

der neuesten Generation verfügen über eine<br />

sogenannte Closed-Loop-Technik und reagieren<br />

damit beispielsweise auch auf Einflüsse<br />

wie Lageänderungen, Hustenattacken o. Ä.,<br />

indem sie die Impulsstärke regulieren. Mittlerweile<br />

ist das Verfahren aus dem experimentellen<br />

Stadium heraus, und es existiert<br />

seit 2010 eine S3-Leitlinie nach dem System<br />

der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften e. V.<br />

(AWMF). <strong>Die</strong> S3-Leitlinien stellen die höchste<br />

Stufe solcher Leitlinien dar, und in dieser<br />

Leitlinie wird die Neuromodulation mit einem<br />

hohen Empfehlungsgrad beurteilt.<br />

Verfahren der Neuromodulation können<br />

auch bei anderen Schmerzerkrankungen<br />

eingesetzt werden, hierzu gehören das chronische<br />

regionale Schmerzsyndrom (früher<br />

Morbus Sudek), es gehören dazu Phantom-<br />

und Stumpfschmerzen, die periphere arterielle<br />

Verschlusskrankheit (pAVK-Schaufensterkrankheit),<br />

die Angina pectoris, die<br />

Polyneuropathie oder auch die Behandlung<br />

von Funktionsstörungen der Blasen- und<br />

Analsphinkterfunktion.<br />

Neurostimulationsverfahren sind sehr teure,<br />

aber insgesamt auch risikoarme, nebenwirkungsarme<br />

und reversible Verfahren, die im<br />

Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes<br />

eingesetzt werden können und insbesondere<br />

zur Reduktion von Nebenwirkungen<br />

einer dauerhaften Schmerzmitteleinnahme<br />

führen. Durch die Einsparung teurer<br />

Schmerzmittel kann sich das Verfahren häufig<br />

innerhalb von zwei bis vier Jahren amortisieren.<br />

<strong>Die</strong> Kosten der Behandlung werden<br />

von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.<br />

Aber auch wenn es sich um ein risikoarmes<br />

Verfahren handelt, sollte die Indikation<br />

sorgfältig von einem mit dem Verfahren<br />

vertrauten Arzt für Neurochirurgie oder<br />

Schmerztherapie unter Nutzen-Risiko-Abwägung<br />

gestellt werden. W<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 37<br />

Illustration: Medtronic<br />

Foto: Wimar Zimmermann<br />

Gastautor: Stephan Carl Wenzel,<br />

Facharzt für Neurochirurgie,<br />

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Bei Pollenallergie und<br />

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Sobald die ersten Frühblüher am Ende des<br />

Winters ihren Blütenstaub freigeben, setzt<br />

bei betroffenen Menschen die Überreaktion<br />

des Abwehrsystems gegen die Blütenpollen<br />

ein.<br />

<strong>Die</strong> Symptome sind vielfällig: Atemnot, verstopfte<br />

Nase mit Fließschnupfen und Niesanfällen,<br />

gerötete, brennende, tränende<br />

Augen. Dazu gesellen sich Kratzen im Hals,<br />

Gliederschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit,<br />

juckende Schwellungen im Gesicht<br />

und Lichtempfindlichkeit. Über die Jahre<br />

können sich Symptome in die Lunge verlagern<br />

und bei Immunschwachen ein allergisches<br />

Asthma auslösen.<br />

WICHTIG:<br />

Immunssytem durch<br />

bioaktive Pflanzenstoffe<br />

stärken:<br />

täglich 1 EL Aronia Konzentrat,<br />

es enthält das<br />

Spurenelement Mangan,<br />

das die Zellen vor oxidativen<br />

Stress schützt, beiträgt<br />

zu einem normalen<br />

Energiestoffwechsel, zur<br />

Erhaltung normaler Knochen<br />

und zur Bindegewebsbildung.<br />

Zusätzlich täglich 1 TL kaltgepresstes<br />

Schwarzkümmelöl, mit wertvollen<br />

Fettsäuren und ätherischen Ölen.<br />

Es wirkt immunmodulierend und histaminsenkend<br />

und trägt damit zur Linderung der<br />

Beschwerden bei. Prophylaktisch, 3 Monate<br />

vor dem ersten Pollenflug, hat sich die<br />

Mischung sehr bewährt.<br />

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Alfred Glarcher<br />

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| Leben & Wissen<br />

SPORTSTADT KÖLN –<br />

MEHR ALS DER FC<br />

Das Engagement von Viktoria Köln reicht über den Fußballplatz hinaus<br />

Foto: Besnik Abazaj/Viktoria Köln<br />

besten Platz mit Position neun. In der abgelaufenen<br />

Saison 2023/24 hat man sich ebenfalls<br />

frühzeitig den Klassenerhalt gesichert<br />

und geht damit nun in die sechste Saison als<br />

Teil der dritthöchsten Spielklasse Deutschlands.<br />

In der aktuellen Saison 23/24 ist der<br />

Klassenerhalt ebenfalls bereits gesichert.<br />

Das neu aufgebaute Frauenteam startete zudem<br />

ebenfalls erfolgreich durch und schaffte<br />

schon in seiner ersten Saison den Aufstieg<br />

von der Kreisliga in die Bezirksliga.<br />

Zwei Jugendspieler<br />

in der U-Nationalelf<br />

In vielen Städten ist der Begriff „Sportstadt“ ein nicht zu unterschätzender Imagefaktor.<br />

So natürlich auch in Köln. Spätestens seit der Coronapandemie, während<br />

insbesondere der Vereins- und Schulsport stark gelitten hat, mussten jedoch viele<br />

Sportevents abgesagt werden. Der Sportkalender der Stadt beweist, dass sich seitdem<br />

viel getan hat, sowohl im Breiten- als auch im Leistungssport.<br />

Trotzdem steht, wenn es um Köln als<br />

Sportstadt geht, zumeist der 1. FC Köln mit<br />

seiner sportlichen Leistung und seinem<br />

gesellschaftlichen Engagement im Mittelpunkt.<br />

Dabei hat die Rheinmetropole so<br />

viel mehr zu bieten, wie beispielsweise der<br />

FC Viktoria Köln 1904 e. V. eindrucksvoll<br />

beweist.<br />

Viktoria Köln ist der größte rechtsrheinische<br />

Traditionsverein Kölns und ist im<br />

Sportpark Höhenberg beheimatet. In den<br />

vergangenen Jahren hat es sich der Verein<br />

zur Aufgabe gemacht, sein eigenes Profil<br />

zu schärfen und sich nicht ausschließlich<br />

auf die sportliche Leistung zu konzentrieren.<br />

Im Rahmen seiner gesellschaftlichen<br />

Verantwortung, deren sich der Fußballverein<br />

bewusst ist, wollen die Verantwortlichen<br />

einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten,<br />

und zwar sowohl ökologisch als auch<br />

ökonomisch sowie im sozialen Bereich.<br />

Zudem arbeitet er werteorientiert und engagiert<br />

sich auch in den Bereichen Soziales,<br />

Bildung und Inklusion mit verschiedenen<br />

Projekten, Kursen und Förderungen.<br />

Gemeinwohl-Klausel<br />

im Vertrag<br />

Der Verein möchte sich „nahbar, familiär,<br />

authentisch, identitätsstiftend und gesellschaftlich<br />

verantwortlich“ zeigen und sich<br />

zudem zur kölschen Heimat bekennen. Dass<br />

dies nicht nur leere Worte sind, beweist der<br />

Fußballverein, indem er in den Verträgen eine<br />

Gemeinwohl-Klausel aufgenommen hat.<br />

<strong>Die</strong>se Klausel besagt, dass sich Profis, Trainer<br />

und Trainerinnen sowie Mitarbeitende<br />

verpflichten, sich gesellschaftlich zu engagieren.<br />

Somit ist das ehrenamtliche Engagement,<br />

neben dem Streben nach sportlichem<br />

Erfolg, in der Ausrichtung des Vereins fest<br />

verankert.<br />

Aber natürlich ist der sportliche Erfolg von<br />

Viktoria Köln mindestens ebenso wichtig wie<br />

das gesellschaftliche Engagement. So befindet<br />

sich die erste Mannschaft seit Jahren auf<br />

Erfolgskurs. Im Jahr 2019 gelang der Aufstieg<br />

in die 3. Liga. In der Spielzeit 2022/23<br />

erreichte Viktoria Köln dann ihren bis dahin<br />

Auch die U15 des Vereines, sprich die Jugendlichen<br />

unter 15 Jahren, konnte sich vor<br />

einigen Wochen die Deutsche Futsal-Meisterschaft<br />

sichern und brachte die Trophäe nach<br />

einem satten 5:0-Finalsieg gegen Bochum<br />

nach Höhenberg. Überhaupt die Jugend: Sogar<br />

der DFB ist angetan von der Jugendarbeit<br />

von Viktoria Köln und hat jüngst mit Malek<br />

und Said El Mala zwei Brüder aus dem Viktoria-NLZ<br />

für die U-Nationalmannschaften berufen.<br />

Malek debütierte für die U19, Said für<br />

die U18-Auswahl. Der FC Viktoria Köln 1904<br />

e. V. ist unbestritten ein Verein, der sich über<br />

die Jahre sowohl sportlich als auch gesellschaftlich<br />

gesund und nachhaltig entwickelt<br />

hat, was auch entsprechend gewürdigt wurde.<br />

So wurde das Nachwuchsleistungszentrum<br />

als Ausbildungsstätte für Spieler und<br />

Trainer vom DFB ausgezeichnet. Viktoria<br />

Köln ist das perfekte Beispiel dafür, dass die<br />

Domstadt nicht nur die großen Sportvereine<br />

wie den 1. FC Köln oder die Kölner Haie<br />

zu bieten hat. Vielmehr kann Köln mit einer<br />

großen Vielfalt an Sportvereinen, aber auch<br />

-ereignissen aufwarten. So starten die Fußballer<br />

am 14. Juni 2024 mit der Euro 2024.<br />

Fünf Spiele, darunter ein Achtelfinale, finden<br />

in Müngersdorf statt. Bei Welt- und Europameisterschaften<br />

im Eishockey, Basketball<br />

und Handball ist die LANXESS arena stets<br />

gern gewählter Gastgeber. Aber auch die vielen<br />

Hobbysportler finden im Stadtgebiet beste<br />

Bewegungsmöglichkeiten. Sowohl linksrheinisch<br />

als auch auf der „schäl Sick“. W<br />

Monika Eiden<br />

38 www.diewirtschaft-koeln.de


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Stärken Sie Ihr Immunsystem mit Pflanzenkraft<br />

Ein geschwächtes Immunsystem zeigt sich oft durch Müdigkeit, Infektanfälligkeit<br />

und Allergien. Besonders verbreitet ist die Pollenallergie, die<br />

durch Überreaktionen des Abwehrsystems auf Pollen ausgelöst wird.<br />

Betroffene leiden unter tränenden Augen, verstopfter Nase und heftigen<br />

Niesanfällen. <strong>Die</strong> Allergiesymptome beeinträchtigen die Lebensqualität<br />

erheblich und können sogar zu allergischem Asthma führen.<br />

Warum bekommen manche Menschen Pollenallergien? Ein wichtiger<br />

Faktor ist ein gesundes Darmmikrobiom, da 2/3 unserer Immunzellen<br />

im Darm sitzen. Eine ballaststoffreiche Ernährung mit Gemüse, Obst,<br />

Vollkornprodukten, Nüssen und Samen fördert eine gesunde Darmflora<br />

und stärkt das Immunsystem.<br />

Natürliche Helfer: Schwarzkümmelöl, Aronia-Extrakt und Zink<br />

• Schwarzkümmelöl: Seit über 3000 Jahren bekannt, hilft es besonders<br />

bei Atemwegserkrankungen und Allergien. Das kaltgepresste Öl<br />

enthält wertvolle Fettsäuren und ätherische Öle.<br />

• Aronia-Extrakt: Reich an Polyphenolen, Flavonoiden und Vitaminen,<br />

wirkt es antientzündlich und immunmodulierend.<br />

• Zink: Essenziell für das Immunsystem, sollte es regelmäßig eingenommen<br />

werden.<br />

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