Die Wirtschaft 04.24 Stand 27.05
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WWW.DIEWIRTSCHAFT-KOELN.DE | AUSGABE <strong>04.24</strong><br />
DAS WIRTSCHAFTS-MAGAZIN FÜR KÖLN UND DIE REGION<br />
„MEIN HAND-<br />
SCHLAG GILT!“<br />
Ex-Pfarrer und Oberbürgermeister-Kandidat in spe<br />
Hans Mörtter im Interview<br />
ARBEITSRECHT<br />
Cannabis im Betrieb<br />
Foto: Alex Weis<br />
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Vorwort |<br />
LIEBE LESERINNEN<br />
UND LESER,<br />
unsere Oberbürgermeisterin Henriette Reker<br />
hat eine seltsame Art, Dinge zu begründen.<br />
Zwar wird sie 2025 aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach nicht mehr für den Posten kandidieren,<br />
hat aber auch verlauten lassen, dass ihre angeschobenen<br />
Projekte bei Weitem nicht abgeschlossen<br />
seien und sie diese in einer weiteren<br />
Amtsperiode vorantreiben, wenn nicht<br />
gar zu Ende führen möchte.<br />
Man braucht nicht viel Fantasie, um sich<br />
auszumalen, dass auch weitere fünf Jahre<br />
mit Frau Reker an der Stadtspitze Köln<br />
eher schaden als nützen werden. Zu viele<br />
von den versprochenen Projekten stecken<br />
fest, was gemacht wird, wird später fertig<br />
als geplant und teurer als erwartet. Kitaplätze,<br />
neue Schulen, bezahlbarer Wohnraum,<br />
der Verkehr und die Oper – überall fehlt es<br />
an vernünftiger Planung, an professioneller<br />
Überwachung und einer Budgetkontrolle,<br />
die greift. Einen Besuch beim Papst hätte sie<br />
eventuell zu Beginn ihrer Amtszeit einplanen<br />
sollen. Vielleicht hätte geistlicher Beistand<br />
von oben geholfen, dass ihre Bilanz<br />
positiver ausfällt.<br />
Gut zu wissen, dass da mit Hans Mörtter jemand<br />
bereitsteht, der sich den OB-Job zutraut.<br />
Und der beste Verbindungen „nach<br />
ganz oben“ hat. Schließlich war Mörtter<br />
mehr als 40 Jahre Pfarrer in der Lutherkirche<br />
in der Südstadt und hat vielfältige Projekte<br />
angestoßen und erfolgreich abgeschlossen.<br />
Jetzt, im Unruhestand, traut er sich zu,<br />
die Stadt mit ihren fast 1,1 Millionen Einwohnern<br />
zu managen. Dabei setzt er auch auf<br />
die mehr als 20.000 Beschäftigten bei der<br />
Stadt Köln. <strong>Die</strong> will er mit ins Boot holen.<br />
Für sie wünscht er sich eine „Kultur der Fehlerfreundlichkeit“.<br />
Und wo Mörtters soziale<br />
Kompetenz unbestritten ist, will er sich die<br />
wirtschaftlichen Zusammenhänge auch den<br />
<strong>Stand</strong>ort Köln betreffend in Gesprächen mit<br />
den führenden Köpfen der Stadt erläutern<br />
lassen. Denn die Sicherung des <strong>Stand</strong>ortes ist<br />
für eine positive Zukunft unabdingbar. Wer<br />
wirtschaftliche Kompetenz an der Stadtspitze<br />
erwartet, kann für Roberto Campione seine<br />
Stimme abgeben. Er ist Vorsitzender des<br />
Kölner <strong>Wirtschaft</strong>sclubs und hat seine Bereitschaft<br />
erklärt, zur OB-Wahl anzutreten.<br />
Des Weiteren können wir mit positiven Nachrichten<br />
aufwarten. <strong>Die</strong> Koelnmesse vermeldet<br />
einen Umsatzrekord, am Arbeitsmarkt<br />
gibt es trotz Konjunkturtief ein Beschäftigungshoch.<br />
Und alsbald könnte der Song<br />
von Karat neu interpretiert werden. Denn zu<br />
den sieben Kölner Brücken sollen zwei weitere<br />
für Fußgänger und Radfahrer hinzukommen.<br />
Sie sollen die Ringe – also Ubierring<br />
und Theodor-Heuß-Ring – quasi über den<br />
Fluss verlängern. Damit würde ein Vorschlag<br />
aus dem Masterplan von Albert Speer endlich<br />
umgesetzt.<br />
Pünktlich zur Europawahl blicken die Kandidaten<br />
von den Lampenmasten zu uns herab.<br />
So auch Talkshowdauergast Marie-Agnes<br />
Strack-Zimmermann. Und der FC-Fan freut<br />
sich verzückt. Da war doch was? Genau, im<br />
Jahre 1978 wurden die Geißböcke letztmalig<br />
Deutscher Meister, mit dabei Gerd Strack und<br />
Herbert Zimmermann. Heuer steckt der siebenfache<br />
Absteiger im Keller und mit Keller<br />
fest, es fehlen Leute mit Sachverstand an der<br />
Spitze. Besonders schmerzlich, dass auf der<br />
anderen Rheinseite die Leverkusener ungeschlagen<br />
Deutscher Meister werden und das<br />
Double holen. Dazu von dieser Stelle herzlichen<br />
Glückwunsch.<br />
Herzlichst<br />
Eugen Weis, Herausgeber<br />
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HIGHLIGHTS DIESER AUSGABE<br />
Foto: Mapics – stock.adobe.com<br />
Foto: Alex Weis<br />
10<br />
KONJUNKTUR<br />
Lage weiter angespannt<br />
........................................................... ab Seite 10<br />
Foto: Lazy_Bear – stock.adobe.com<br />
06<br />
„MEIN HANDSCHLAG GILT”<br />
Interview mit Hans Mörtter<br />
...........................................................ab Seite 06<br />
17<br />
ARBEITSMARKT<br />
Beschäftigungsrekord in Köln<br />
........................................................... ab Seite 17<br />
IMPRESSUM<br />
Verlag und Herausgeber:<br />
Weis <strong>Wirtschaft</strong>smedien GmbH<br />
Eugen Weis<br />
Hahnenstr. 12, 50667 Köln<br />
Telefon 0221.4743924<br />
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Matthias Ehlert (ViSdP)<br />
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Redaktion:<br />
Matthias Ehlert (me), Heribert Eiden (he),<br />
Monika Eiden (mei), Jana Leckel (jl),<br />
Karoline Sielski (ks), Astrid Waligura<br />
(aw), Eugen Weis (ew)<br />
Jahrgang: 9, Heft 04/2024<br />
Auflage: 17.000 Exemplare<br />
Fotos: stock.adobe.com, Alex Weis,<br />
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/ oder beim Verlag bzw. den Autoren. Auch Werbeschaltungen sind urheberrechtlich geschützt. Es gelten unsere AGBs. Erfüllungsort<br />
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Inhalt |<br />
18<br />
UMSATZREKORD<br />
Koelnmesse verkündet Ergebnis<br />
................................ ab Seite 18<br />
Foto: Koelnmesse / Thomas Volkmar Foto: Koelnmesse GmbH, Thomas Klerx<br />
LIEFERKETTENGESETZ<br />
<strong>Die</strong> Folgen für Unternehmen<br />
................................ ab Seite 22<br />
WEITERE THEMEN:<br />
<strong>Die</strong> Familienunternehmer............. S.16<br />
Arbeitsrecht.................................. S.24<br />
Zwei neue Brücken....................... S.32<br />
Schmerz-Schrittmacher................. S.36<br />
... und vieles mehr ...<br />
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w | Titelstory<br />
Foto: Alex Weis<br />
„MEIN HAND-<br />
SCHLAG GILT!“<br />
Ex-Pfarrer und Oberbürgermeister-Kandidat in spe Hans Mörtter im Gespräch mit w<br />
Das rote Puzzleteil als Sinnbild einer spannenden, neuen, menschlichen und zukunftsfähigen Stadt, die nur mithilfe aller Bürger<br />
ebendiese werden kann. Mit diesem Logo begegnet Hans Mörtter, ehemaliger evangelischer Pfarrer, seiner Kandidatur als Oberbürgermeister.<br />
Nach seiner Andeutung im Rahmen der Nubbelverbrennung, als Bürgermeister zu kandidieren, spricht er nun Klartext.<br />
Im Interview verriet er uns unter anderem, welche Werte ihm auch im beruflichen Kontext wichtig sind, was seine ersten Amtshandlungen<br />
wären und wie er der Wohnraumnot begegnen würde.<br />
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Titelstory | w<br />
w: Mal werden Sie als<br />
Kölner Schamane, mal als Pfarrer im<br />
Unruhestand geschildert. Fühlen Sie sich<br />
damit gut beschrieben?<br />
Hans Mörtter: Ja, das trifft es irgendwie. Ich<br />
war nie kirchenkonform, bin erfolgreich<br />
völlig neue Wege gegen größten Widerstand<br />
und Anfeindungen gegangen, stand den<br />
Menschen immer nah, war rheinisch frei<br />
in der Entwicklung guttuender heilsamer<br />
neuer Rituale, die Menschen wieder in ihre<br />
ureigene Kraft setzen. Ich habe vierzig Jahre<br />
lang mit dem Menschsein zu tun gehabt<br />
und dabei sehr viel gelernt. Ich war Kölner<br />
Notfallseelsorger und bin es noch immer<br />
bei größeren Katastrophen. Das Lebensalphabet<br />
habe ich gelernt. Und jetzt fange ich<br />
an, aus den einzelnen Buchstaben Wörter<br />
und Sätze zu bilden. Dabei lerne ich noch<br />
immer aus dem Zuhören und bin stets auf<br />
der Suche nach guten Verbündeten.<br />
Wir leben aktuell in einer der größten herausfordernden<br />
Krisen aller Zeiten – da<br />
geht für mich „Ruhestand“ gar nicht! Mein<br />
ermutigendes Vorbild ist der mir nahe Gerhart<br />
Baum.<br />
w: Sie haben anlässlich<br />
der Nubbelverbrennung angedeutet, dass<br />
Sie sich das Amt des Kölner Oberbürgermeisters<br />
vorstellen könnten, und schätzen<br />
Ihre Chance im Ernstfall als sehr hoch ein.<br />
Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?<br />
Hans Mörtter: Weil ich bei den Menschen<br />
der Stadt als glaubwürdig gelte und mein<br />
Handschlag gilt. Es ist bekannt, dass ich<br />
nicht nur rede, sondern effektiv handele.<br />
Zu Fehlern kann ich stehen und mich dafür<br />
entschuldigen und daraus lernen.<br />
Ich wünsche uns allen eine Kultur der Fehlerfreundlichkeit,<br />
vor allem für die Verwaltung.<br />
Es gibt eine extreme Frustration über<br />
Stillstand in der Stadt, die Hamsterräder der<br />
Politik. Bürgerbeteiligungen, die oft im Nirwana<br />
enden. Quer durch Generationen und<br />
Parteizugehörigkeiten aus vielen Stadtteilen<br />
bekomme ich hoffnungsvolle Rückmeldungen,<br />
dass ein neuer Aufbruch in Köln<br />
möglich sein könnte. Beeindruckend dabei<br />
finde ich, dass noch so viel Hoffnung in der<br />
Stadt ist. Damit hatte ich nicht gerechnet,<br />
freue mich darüber aber sehr, weil das eine<br />
gute Energie ist. Mein Spruch lautet: „Das<br />
Schönste, was es gibt, ist, Unmögliches für<br />
möglich zu halten und es zu tun.“ Ich bin<br />
nicht nur parteilos, sondern auch völlig parteiunabhängig.<br />
Und darin glaubwürdig.<br />
Übrigens ist der Nubbel in uralter vergessener<br />
Tradition nicht der Sündenbock, sondern<br />
einer von uns, das rebellische Virus,<br />
der es übertrieben hat, aber immer wieder<br />
neu aufersteht, für Freiheit und Gerechtigkeit<br />
steht und für Menschsein.<br />
w: Was wäre Ihre erste<br />
Amtshandlung?<br />
Hans Mörtter: Das wären zwei: Zuerst würde<br />
ich an einem Vormittag alle Mitarbeitenden<br />
der Verwaltung in die LANXESS arena<br />
einladen. Sie einschwören auf ein neues<br />
Bündnis für die Stadt. In Wertschätzung<br />
mit Ludwig Sebus und glaubwürdigen Musiker:innen<br />
an meiner Seite.<br />
Und der klaren Ansage, dass ich als Oberbürgermeister<br />
fest zu ihnen stehe und sie<br />
Fehler machen dürfen. Wir haben dort viele<br />
gute Leute und sie sollen wieder Lust<br />
auf die Stadt haben und glücklich sein, dafür<br />
zu arbeiten. Sie sollen in ihrer Arbeit<br />
für die Menschen und die Zukunft unserer<br />
Stadt einen Sinn erleben. Außerdem möchte<br />
ich alleinerziehende Mütter und auch<br />
einzelne Väter, die im Armutsbereich leben,<br />
wertschätzend als „Held:innen“ unserer<br />
Zeit einladen. Ihnen ein Forum bieten<br />
für ihre Not, ihre Überlebenskämpfe.<br />
Ihnen eine Stimme geben.<br />
w: In Köln gibt es viele<br />
Baustellen, nicht nur im sprichwörtlichen<br />
Bereich. Baustellen sind zunächst mal<br />
kein schlechtes Zeichen, es tut sich was.<br />
Aber es mangelt an der Koordination. Wo<br />
wollen Sie hier ansetzen?<br />
Hans Mörtter: Wir haben zu viele Baustellen<br />
gleichzeitig. Da fehlt es an einem Gesamtmanagement.<br />
Und statt gleichzeitig eine<br />
Baustelle nach der anderen!<br />
Allein die Bonner Straße, wo an manchen<br />
Tagen niemand arbeitet und die Sperrungen<br />
chaotisch sind. <strong>Die</strong> Straße sollte und könnte<br />
schnell gebaut werden und dringend nötig<br />
sollten die Bäume für das Klima der Stadt<br />
gepflanzt werden. <strong>Die</strong> Baustellen brauchen<br />
eine/-n verantwortliche/-n Koordinator:in.<br />
<strong>Die</strong> Stadtverwaltung<br />
benötigt mehr<br />
Wertschätzung<br />
w: Glauben Sie, dass die<br />
Kölner Behörden, die ja von Amt zu Amt<br />
unterschiedlich unter großer Kritik stehen,<br />
ein steigerungsfähiges Potenzial besitzen?<br />
Hans Mörtter: Ja! Da gibt es ein sehr großes<br />
Potenzial, weil wir dort willensbereite und<br />
gute Leute haben. Wertschätzung ist mir dabei<br />
wichtig, Bestätigung und Ermutigung<br />
und Herausforderung. Gleichzeitig Wahrnehmung,<br />
Unterstützung und Stärkung.<br />
Im Bauamt haben wir gute Architekten, die<br />
Siegerentwürfe kontrollieren müssen. Ich<br />
würde sie einbeziehen, welche Ideen sie für<br />
die Stadtentwicklung haben.<br />
w: Daran sind schon viele<br />
Vorgänger gescheitert, wenn man von Fritz<br />
Schramma, Jürgen Roters, Henriette Reker<br />
spricht. Was lief da schief?<br />
Hans Mörtter: <strong>Die</strong> mangelnde Kommunikation<br />
und klare Ansagen. Ein von oben nach<br />
unten. Eine Verwaltungsreform von oben<br />
funktioniert nicht, sie geht nur mit den<br />
Menschen. Vor allem ist es die Wertschätzung,<br />
die fehlt. Mir ist eine neue Kultur<br />
der Fehlerfreundlichkeit wichtig. Und eine<br />
neue Vertrauenskultur: <strong>Die</strong> Angestellten<br />
sollen wissen, dass da ein Oberbürgermeister<br />
ist, der zu ihnen steht.<br />
w: Exemplarisch für das<br />
offensichtliche Versagen der Kölner Politik<br />
sind die Situation bei den Kölner Schulen<br />
und die Wohnungsraumnot. Wo würden Sie<br />
Hans Mörtter bezieht bei der Kundgebung des Bündnisses "Köln zeigt Haltung"<br />
öffentlich Stellung für den Erhalt des individuellen Rechts auf Asyl<br />
Foto: Martin Bauer<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 7
w | Titelstory<br />
Bei all der Ernsthaftigkeit darf die Freude beim (politischen)<br />
Engagement nicht auf der Strecke bleiben<br />
ansetzen, um diese fundamentalen Probleme<br />
relativ zeitnah in den Griff zu kriegen?<br />
Hans Mörtter: Zwei Themen. Erstens: Ich<br />
rede schon jetzt mit Kölner Schulleiter:innen,<br />
weil sie die Experten der Wirklichkeit<br />
sind. Wir brauchen eine neue Steuerung, die<br />
nur von der Basis aus geht. Verbunden mit<br />
einem kreativen neuen situationsgerechten<br />
Denken und Entwicklung. Zweitens: Es<br />
muss gebaut werden! Und das sofort und<br />
schnell! <strong>Die</strong> Hemmnisse sind bekannt und<br />
müssen politisch bearbeitet werden. Dazu<br />
gehören größte Ermessensspielräume auf<br />
kommunaler Ebene. Zum Beispiel eine neue<br />
Wohnbau-Gesellschaft für den sozialen<br />
Wohnungsbau. Auf Landes- und Bundesebene<br />
müssen Bauvorschriften entschlackt<br />
werden. Dazu gehören auch DIN-Normen,<br />
die runtergeschraubt werden müssen. Warum<br />
werden in Kopenhagen innerhalb von<br />
maximal fünf Jahren ganze neue Wohnquartiere<br />
inklusive öffentlicher Nahverkehrsanbindung<br />
gebaut? Davon können wir lernen.<br />
„<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaft</strong> wird in eine<br />
völlig neue und mögliche<br />
Verantwortung kommen.“<br />
und was Entwicklung behindert. Was ist<br />
nötig, um Unternehmen für den <strong>Stand</strong>ort<br />
Köln zu gewinnen oder sie darin zu stärken?<br />
Mein Signal: Wir brauchen euch! Ebenso<br />
auch: Ihr braucht uns, die Stadt. Damit sie<br />
attraktiv und sicher für eure Mitarbeitenden<br />
ist. Wir müssen in größter Achtung miteinander<br />
neue Wege in die Zukunft gehen,<br />
spürbar in der Gegenwart.<br />
Auch im Blick auf den Minus-Haushalt der<br />
Stadt, der Weiterentwicklung blockieren<br />
wird. <strong>Wirtschaft</strong> wird da in eine völlig neue<br />
und mögliche Verantwortung kommen.<br />
Darüber müssen wir reden und ich bin zuversichtlich,<br />
dass das zum Wohl aller gelingen<br />
wird.<br />
w: Früher gab es das Amt<br />
des Oberstadtdirektors als verantwortlicher<br />
Leiter der Verwaltung. Das hat lange<br />
gut funktioniert. Muss ein Oberbürgermeister<br />
der Allrounder für alles sein?<br />
Foto: Norman Jankowski<br />
Hans Mörtter: Nein! Als Oberbürgermeister<br />
brauche ich ein starkes fachkundiges mutiges<br />
und fröhliches Team. Daran arbeite<br />
ich gerade. Das Amt des Oberbürgermeisters<br />
geht nur im Team und mit den Menschen<br />
der Stadt. In Zukunft sollte es wieder<br />
die professionelle Aufgabenteilung von<br />
Oberbürgermeister und Oberstadtdirektor<br />
geben. Dazu gehört auch für eine Millionen-Stadt<br />
eine lebensgerechte Bezahlung<br />
der Stadträt:innen. Vor den ehrenamtlichen<br />
Politiker:innen im Rat habe ich große<br />
Hochachtung. Aber es ist ein No-Go, dass<br />
sie ihrer Verantwortung neben ihren Berufen<br />
schmerzhaft hinterherhinken müssen.<br />
Das gehört wesentlich zum Desaster der<br />
Lähmung in unserer Großstadt. Sie müssten<br />
ähnlich wie Landtagsabgeordnete bezahlt<br />
werden und für acht Jahre gewählt<br />
werden, um gut und perspektivisch arbeiten<br />
zu können.<br />
w: Sie kennen Köln und<br />
die Kölner:innen seit vielen Jahren, hatten<br />
Gelegenheit, tief in die Kölner Seele zo<br />
luure. Was ist Ihnen da begegnet?<br />
Hans Mörtter: Eine große offene Begegnungsfreude:<br />
Menschen, die positiv denken<br />
und sich nicht kleinkriegen lassen. <strong>Die</strong><br />
ohne Grund trotzdem hoffen. Auf meine<br />
Ankündigung, als Bürgermeister zu kandidieren,<br />
erhalte ich unglaubliche Rückmeldungen<br />
und Zuspruch.<br />
w: Was sagt eigentlich<br />
Ihre Frau zu Ihren Plänen?<br />
Hans Mörtter: Sie kennt mich – deswegen<br />
wundert sie sich nicht und steht an meiner<br />
Seite, denkt mit, strukturiert mich.<br />
Foto: Sonja Grupe<br />
w: Ihre soziale Kompetenz<br />
steht außer Frage, aber damit allein<br />
werden Sie bei der Kölner <strong>Wirtschaft</strong> nicht<br />
punkten. Und ohne zielführende, klare<br />
Signale an die Unternehmen wird die<br />
Ausübung des Amtes sehr schwierig, wenn<br />
nicht gar unmöglich. Wie wollen Sie die<br />
Firmen mitnehmen?<br />
Hans Mörtter: Da sehe ich eine große Herausforderung,<br />
die ohne offenen achtungsvollen<br />
Dialog nicht geht. Erst mal möchte<br />
ich zuhören, was <strong>Stand</strong>ortsicherung angeht<br />
Der Straßenkarneval spielt im Leben des angehenden<br />
Bürgermeisterkandidaten eine große Rolle - Alaaf!<br />
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Titelstory | w<br />
w: Das Amt des Oberbürgermeisters<br />
ist nicht vergnügungssteuerungspflichtig,<br />
noch nicht mal gut<br />
bezahlt, wenn man das gesamte Engagement<br />
in die Waagschale wirft. Das Leben<br />
ist endlich, als Seelsorger ist man ja dem<br />
Schöpfer besonders nah. Glauben Sie,<br />
dass ein guter Draht „nach oben“ hilft,<br />
den schwierigen Job zur Freude aller Kölner:innen<br />
zu erledigen?<br />
Tiefes Urvertrauen<br />
als Basis für innere Stärke<br />
Hans Mörtter: Ich weiß ansatzweise, worauf<br />
ich mich einlasse, und bin sehr<br />
kampferprobt und widerstandsfähig und<br />
kenne mich mit Abgründen aus. Als Kind<br />
bin ich quasi im Rhein aufgewachsen, der<br />
Fluss fließt in mir und ich mit ihm. Ich habe<br />
ein starkes Urvertrauen, bin eine unerschütterliche<br />
Frohnatur trotz aller Widerstände<br />
und Bedenkenträger:innen, die<br />
mich nie ausbremsen konnten. Ich bin<br />
für nix fies, lasse mich durch nichts und<br />
niemanden schrecken oder abhalten. Und<br />
ja, das grundlegende Gefühl, verbunden<br />
zu sein mit dem Göttlichen, in Beziehung<br />
zu sein mit allem und allen und auch den<br />
Bäumen, gibt mir große unerschrockene<br />
Kraft. Mein tiefstes Urvertrauen macht<br />
mich stark.<br />
Ich möchte den Menschen unserer Stadt<br />
wieder Mut und Freude für unsere Stadt<br />
machen und ihnen zumuten, dass sie das<br />
können. Mein Logo ist ein rotes Puzzleteil.<br />
Nur zusammen werden wir das Bild einer<br />
spannenden neuen menschlichen zukunftsfähigen<br />
Stadt werden. Mut macht<br />
mir, dass ich so viele Menschen der Stadt<br />
an meiner Seite weiß.<br />
w: Man sollte das nicht<br />
überbewerten, aber der 1. FC Köln ist erneut<br />
abgestiegen. Trotzdem ist das Stadion<br />
immer voll. Was sagt das aus über die<br />
Kölner Mentalität?<br />
w: <strong>Die</strong> politische Landschaft<br />
ist gegenwärtig so instabil wie<br />
noch nie. Welche Vorteile kann ein Oberbürgermeister,<br />
der nicht aus der Verwaltung<br />
und der Politik kommt, in die Waagschale<br />
werfen?<br />
Hans Mörtter: Glaubwürdigkeit und Vertrauen<br />
sind abhandengekommen. Angstmache<br />
wird populistisch ausgenutzt. Mein<br />
Vorteil ist, dass ich von außerhalb der etablierten<br />
Systeme komme und völlig frei<br />
bin. Ich muss nichts mehr werden, nichts<br />
beweisen, keine faulen Kompromisse machen,<br />
muss nicht wiedergewählt werden.<br />
Kann laut und deutlich „Sch…“ sagen. Ich<br />
habe keine Angst. <strong>Die</strong>se partei- und systemunabhängige<br />
unerschrockene Freiheit<br />
wünschen sich die Kölner:innen. Wobei<br />
ich mich mit Verwaltung aus den kirchlichen<br />
Strukturen gut auskenne. Sie sind deckungsgleich<br />
in ihren Bedenken und Ängsten<br />
mit jeder Verwaltung. Deswegen hatte<br />
ich mir immer Verbündete gesucht und die<br />
habe ich jetzt schon in der Kölner Stadtverwaltung.<br />
Eine Demokratie,<br />
die alle etwas angeht<br />
w: Was fehlt in der Stadt?<br />
Hans Mörtter: Neben der Senioren:innen-Vertretung<br />
eine Jugend-Vertretung im<br />
Alter von 14 bis 21 Jahren. Mit jeweils eigenen<br />
Haushaltsmitteln und der Verpflichtung,<br />
im Stadtrat gehört zu werden. Außerdem<br />
Bürger:innen-Räte für die Stadtteile<br />
mit naher Kompetenz und ebenso für die<br />
großen stadtübergreifenden Themen. Und<br />
vielen Bürgern unserer Stadt fehlt es an<br />
Achtung voreinander.<br />
w: Worum geht es Ihnen<br />
in Ihrer politischen Arbeit?<br />
Hans Mörtter: Um einen neuen dringend<br />
nötigen Aufbruch für die Stadt und um uns<br />
Menschen. Raus aus den sich blockierenden<br />
Hamsterrädern von politischem System und<br />
Verwaltung. Um eine neue Kultur des verantwortlichen<br />
Miteinanders für die Stadt.<br />
Um Wohnraum für alle und Resilienz-Aufstellung<br />
gegenüber der Klima-Katastrophe.<br />
Um Beistand und Förderung von Kindern/<br />
Jugendlichen, die von Armut betroffen sind.<br />
Wesentlich ist mir eine neue Ermutigung<br />
zur Demokratie, die alle angeht, wozu neben<br />
Bürger:innen-Räten die klassischen<br />
Parteien gehören, die sich lernfähig und<br />
kommunikationsfähig neu aufstellen undfür<br />
die Sache, die Stadt und ihre Menschen<br />
zusammenarbeiten.<br />
w: Wie bereiten Sie sich<br />
auf Ihre Kandidatur als Kölns Oberbürgermeister<br />
vor?<br />
Hans Mörtter: Mit einem starken, gut und<br />
breit aufgestellten fachkompetenten Team.<br />
Und unendlich vielen Gesprächen mit Menschen<br />
quer durch die Stadt und die Parteien.<br />
w: Was ist Ihre größte<br />
Kompetenz?<br />
Hans Mörtter: Ich bin grundsätzlich unkonventionell<br />
lösungsorientiert und völlig<br />
angstfrei.<br />
Ich arbeite grenzüberschreitend offen und<br />
bin nicht käuflich. Ich stehe zu Fehlern<br />
und lerne daraus. Kraft beziehe ich daraus,<br />
Menschen nah zu sein. Ich kann außerdem<br />
gut zuhören und lerne daraus, um<br />
neue Strategien zu entwickeln. W<br />
Eugen Weis<br />
Foto: Sonja Grupe<br />
Hans Mörtter: Eine große Stärke und Treue<br />
und die Zuversicht, immer wieder neu zu<br />
starten. <strong>Die</strong> Hoffnung trotz Niederlage lebt<br />
und ist eine starke Kraft für die Zukunft<br />
unserer Stadt. Es gilt unser kölsches Glaubensbekenntnis:<br />
„Wat och passeet, dat Eine<br />
es doch klor: et Schönste, wat m’r han schon<br />
all die lange Johr, es unser Veedel, denn he<br />
hält m’r zesamme, ejal, wat och passeet,<br />
en uns’rem Veedel.“ Und die vielen Veedel,<br />
das ist unsere Stadt, das sind ihre Menschen.<br />
Auf sie und ihre Hoffnung setze ich<br />
und stehe dafür ein. Mein Handschlag gilt!<br />
Auch im Heiligabend-Gottesdienst ließ Mörtter sich seinen Humor nicht nehmen<br />
und lockerte ihn mit "Luzie, dem Teufelskind" zur Freude aller Teilnehmenden auf<br />
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| Macher & Märkte<br />
LAGE WEITER ANGESPANNT<br />
Laut Konjunkturumfrage der IHK Köln sind die Geschäftserwartungen<br />
der Industrie nur geringfügig besser<br />
<strong>Die</strong> Frühjahrs-Konjunktur-Umfrage der IHK Köln zeigt, dass sich die Industrie weiter<br />
in äußerst schwierigem Fahrwasser bewegt. <strong>Die</strong> Erwartungen der Unternehmen<br />
sind weiterhin negativ, auch wenn die Aussichten insgesamt nicht mehr ganz so trüb<br />
sind wie zu Jahresbeginn. Als Hauptprobleme sieht die IHK die schwer berechenbare<br />
Energie- und Klimapolitik mit ihren zeitlichen Vorgaben, die ständig wachsende Bürokratie<br />
sowie den Fachkräftemangel.<br />
Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer<br />
der IHK Köln, über die aktuelle Situation:<br />
„<strong>Die</strong> weniger schlechten Aussichten dürfen<br />
nicht über die strukturellen Risiken<br />
hinwegtäuschen.“ <strong>Die</strong> Politik sei nun gefordert,<br />
den Unternehmen schnellstmöglich<br />
eine schlüssige Perspektive für Investitionen<br />
in Deutschland aufzuzeigen. <strong>Die</strong><br />
Unternehmen müssten Vertrauen in den<br />
<strong>Stand</strong>ort Deutschland zurückgewinnen.<br />
Deutschland dürfe den Anschluss an andere<br />
Industrienationen nicht noch weiter verlieren,<br />
so Vetterlein weiter.<br />
Ergebnisse für den<br />
gesamten IHK-Bezirk<br />
Der Konjunkturklimaindikator drückt die<br />
Gesamtstimmung der <strong>Wirtschaft</strong> aus. Im<br />
Frühjahr stieg er leicht auf 95 Punkte gegenüber<br />
89 Punkten zu Jahresbeginn. Damit<br />
liegt er weiterhin deutlich unter dem<br />
jahrelang anhaltenden Durchschnitt von<br />
109,6 Punkten. 23 Prozent der Unternehmen<br />
bezeichnen ihre Lage als schlecht.<br />
In Köln machen vor allem der Fachkräftemangel, die Inlandsnachfrage<br />
sowie die politischen Rahmenbedingungen den Unternehmen Sorgen<br />
Das sind zwar zwei Prozent weniger als<br />
zu Jahresbeginn, trotzdem bleibt die Geschäftslage<br />
weiter angespannt. Denn nur<br />
noch 24 Prozent beurteilen ihre Lage als<br />
gut. <strong>Die</strong> Vorumfrage ergab hier noch 29<br />
Prozent. Nur die noch recht gute Lage der<br />
<strong>Die</strong>nstleistungsunternehmen verhindert<br />
ein Abgleiten ins Minus.<br />
Insgesamt fallen die Aussichten der Unternehmen<br />
in allen Branchen weniger<br />
schlecht aus, was hoffen lässt, dass die<br />
Talsohle erreicht ist. So erwarten mit 14<br />
Prozent mehr Unternehmen als vorher<br />
(Vorumfrage: 10 Prozent), dass sich die Geschäfte<br />
verbessern. Schlechtere Ergebnisse<br />
erwarten nur noch 24 Prozent (vorher<br />
35 Prozent). Insgesamt betrachtet bewegen<br />
sich die Erwartungen aber im negativen<br />
Bereich.<br />
Weniger Investitionen<br />
Foto: Mapics – stock.adobe.com<br />
<strong>Die</strong> insgesamt schlechte Lage schlägt sich<br />
auch, laut Konjunkturumfrage, nach wie<br />
vor auf die Investitionsneigung der Unternehmen<br />
nieder. 24 Prozent planen höhere<br />
Investitionen, 31 Prozent wollen jedoch<br />
weniger investieren. Auch wenn<br />
dies eine leichte Verbesserung gegenüber<br />
der Vorumfrage darstellt, erklärt Vetterlein:<br />
„Klar wird aber, dass Industrie und<br />
Handel deutlich weniger investieren wollen<br />
und der <strong>Die</strong>nstleistungsbereich die<br />
schlechten Zahlen nach oben zieht. Das<br />
darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass<br />
die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit unserer<br />
Unternehmen auf dem Spiel steht!“<br />
<strong>Die</strong> Situation auf dem Arbeitsmarkt bleibt<br />
aufgrund der schwachen Nachfrage und<br />
der unklaren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen<br />
weiter schwierig. Der<br />
Beschäftigungsindikator bleibt bereits<br />
zum dritten Mal im Minus. Das bedeutet<br />
hier, dass 24 Prozent mehr Unternehmen<br />
Personal abbauen wollen und 15 Prozent<br />
weniger Unternehmen Personal einstellen.<br />
In der Konsequenz stieg im Bezirk der<br />
IHK Köln die Arbeitslosenquote leicht an.<br />
Dr. Uwe Vetterlein: „Sichtbares Zeichen<br />
für einen schwierigeren Arbeitsmarkt<br />
ist, dass sich auch die Anzahl der offenen<br />
Stellen im Vergleich zum Vorjahr verringert<br />
hat.“<br />
Besorgniserregend findet Vetterlein auch,<br />
dass 42 Prozent der Unternehmen laut<br />
Umfrage von Finanzierungsproblemen<br />
sprechen und 19 Prozent sogar über die<br />
Liquidität. Im Vergleich zur Vorumfrage<br />
haben sich die Finanzierungsbedingungen<br />
aber nicht weiter verschärft, was der<br />
sich etwas abschwächenden Inflation zuzuschreiben<br />
ist.<br />
Lage der Unternehmen in<br />
Köln leicht verschlechtert<br />
In Köln beurteilen 29 Prozent der Unternehmen<br />
(Vorumfrage: 31 Prozent) ihre aktuelle<br />
Lage als gut. 24 Prozent (vorher 29<br />
Prozent) sehen ihre Lage als schlecht. Zudem<br />
wollen 31 Prozent weniger und nur<br />
noch 25 Prozent mehr investieren und<br />
24 Prozent der Betriebe Stellen abbauen<br />
gegenüber 19 Prozent, die Arbeitsplätze<br />
schaffen wollen. Als Hauptrisiken sehen<br />
57 Prozent der Kölner Unternehmen<br />
den Fachkräftemangel, 57 Prozent die Inlandsnachfrage<br />
und 53 Prozent die wirtschaftspolitischen<br />
Rahmenbedingungen.<br />
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Macher & Märkte |<br />
Das Konjunkturklima<br />
• Lage Indikator • Erwartungen Indikator • Konjunkturklima<br />
Indikatorpunkte Lage/Erwartungen, neutral = 0<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
-40<br />
-60<br />
-80<br />
I = Jahresbeginn, II = Frühjahr, III = Herbst<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
IHK-Konjunkturklimaindikator, neutral = 100<br />
Quelle: Konjunkturbericht der IHK Köln Frühjahr 2024<br />
II<br />
2019<br />
III<br />
2019<br />
I<br />
2020<br />
II<br />
2020<br />
III<br />
2020<br />
I<br />
2021<br />
II<br />
2021<br />
III<br />
2021<br />
I<br />
2022<br />
II<br />
2022<br />
III<br />
2022<br />
I<br />
2023<br />
II<br />
2023<br />
III<br />
2023<br />
I<br />
2024<br />
II<br />
2024<br />
Unveränderte Lage im<br />
Rheinisch-Bergischen Kreis<br />
Im Rheinisch-Bergischen Kreis erscheint<br />
die Lage unverändert. Zwar betrachten mit<br />
16 Prozent weniger Unternehmen als zu<br />
Beginn des Jahres (23 Prozent) ihre Lage<br />
als gut, aber mit 19 Prozent (30 Prozent)<br />
bezeichnen auch weniger Unternehmen<br />
ihre Situation als schlecht. Insgesamt sind<br />
die Betriebe hier weniger pessimistisch,<br />
denn elf Prozent (vorher fünf) gehen von<br />
einer Verbesserung aus. Und nur noch 25<br />
Prozent (gegenüber 42 Prozent) gehen von<br />
einer schlechteren Entwicklung in den<br />
nächsten zwölf Monaten aus. Hauptrisiken<br />
sind für 59 Prozent die Inlandsnachfrage,<br />
für 58 Prozent der Fachkräftemangel und<br />
für 56 Prozent die wirtschaftspolitischen<br />
Rahmenbedingungen.<br />
Rhein-Erft-Kreis mit<br />
kleinen Veränderungen<br />
Wenig Veränderungen gibt es im Rhein-<br />
Erft-Kreis. 24 Prozent der Unternehmen<br />
(Vorumfrage: 24 Prozent) sehen die Lage<br />
als gut an, 20 Prozent als schlecht (vorher<br />
24 Prozent). Deutlich besser sehen die<br />
Erwartungen für die kommenden zwölf<br />
Monate aus. Weiterhin acht Prozent sehen<br />
eine bessere Geschäftsentwicklung, allerdings<br />
nur noch 19 Prozent (38 Prozent)<br />
eine schlechtere. Hier gehen rund drei<br />
Viertel Unternehmen von einer gleichbleibenden<br />
Situation aus. Risiken für die<br />
wirtschaftliche Entwicklung sehen die Betriebe<br />
zu 66 Prozent im Fachkräftemangel,<br />
zu 52 Prozent in der Inlandsnachfrage<br />
und 48 Prozent in den Energiepreisen.<br />
Schlechtere Ergebnisse für<br />
den Oberbergischen Kreis<br />
Verschlechtert hat sich die Lage im Oberbergischen<br />
Kreis. Nur noch 13 Prozent der<br />
Unternehmen (vorher 16 Prozent) bewerten<br />
ihre Lage als gut, 33 Prozent dagegen eher<br />
schlecht (31 Prozent). Allerdings blicken<br />
sie dafür deutlich positiver in die Zukunft.<br />
15 Prozent (vorher 10) sind überzeugt, dass<br />
sich ihre Lage in den kommenden zwölf<br />
Monaten verbessert. Zudem glauben nur<br />
noch 24 Prozent (vorher 44 Prozent) an eine<br />
schlechtere Entwicklung. Hier sehen 71<br />
Prozent der Unternehmen die Hauptrisiken<br />
für die Zukunft in der Inlandsnachfrage,<br />
58 Prozent in den Arbeitskosten und 57<br />
Prozent im Fachkräftemangel. W<br />
Monika Eiden<br />
<strong>Die</strong> Konjunkturentwicklung<br />
• gut / besser • befriedigend / gleichbleibend • schlecht / schlechter<br />
Lage<br />
24% 52% 23%<br />
Erwartungen<br />
14% 62% 24%<br />
Investitionsabsichten<br />
24% 45% 31%<br />
Exporterwartungen (nur Industrie)<br />
11% 65% 24%<br />
Beschäftigungsaussichten<br />
15% 62% 24%<br />
Saldo<br />
1,0<br />
-10<br />
-6,4<br />
-13,3<br />
-9,0<br />
Quelle: Konjunkturbericht der IHK Köln Frühjahr 2024<br />
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LEICHTER MIT LEASING<br />
Mit Leasing den Fuhrpark erweitern, ohne Kapital zu binden<br />
Umstieg auf E-Mobilität: Mit Leasing müssen Unternehmen das Restwertrisiko nicht tragen.<br />
Leasing ist eine beliebte Finanzierungsalternative, wenn es um das Thema Fuhrpark<br />
geht. Wer sich von Gedanken über Werkstattaufenthalte und Versicherungen, Ersatzfahrzeuge<br />
und Neuanschaffungen befreien möchte, kann zudem Full-Service-Leasing<br />
nutzen. Leasing-Experte Ralph Rutemöller von der Sparkasse KölnBonn klärt im<br />
Gespräch über die Möglichkeiten auf.<br />
w: Herr Rutemöller, jedes<br />
zweite von gewerblichen Haltern neu<br />
zugelassene Fahrzeug wird inzwischen<br />
mittels Leasings angeschafft. Warum ist<br />
das so?<br />
Ralph Rutemöller: Leasing ist beliebt und<br />
das hat Gründe. Es bietet Unternehmen die<br />
Möglichkeit, ihren Fuhrpark zu erweitern,<br />
ohne dabei zu viel Kapital zu binden. Nur<br />
ein Beispiel: Beim Kauf von zehn Fahrzeugen<br />
kämen schnell 300.000 Euro zusammen.<br />
Das Problem: <strong>Die</strong>ses Geld würde für<br />
andere Investitionen fehlen. Da die geleasten<br />
Fahrzeuge nicht in die Bilanz aufgenommen<br />
werden, verbessert sich zudem<br />
die Eigenkapitalquote, was sich wiederum<br />
positiv auf das Rating bei Kreditinstituten<br />
auswirkt und günstigere Kreditkonditionen<br />
ermöglicht.<br />
w: Wir erleben gerade eine<br />
Trendwende in der Mobilität. Dabei ist<br />
das Thema E-Mobilität für Unternehmen<br />
noch mit vielen Fragezeichen versehen.<br />
Ist Leasing hier eine gute Finanzierungsalternative?<br />
Ralph Rutemöller: Absolut. Gerade bei der<br />
Elektromobilität ist Leasing die beste Alternative,<br />
da das Unternehmen das Restwertrisiko<br />
nicht tragen muss. Denn beim<br />
Leasing trägt die Leasing-Gesellschaft<br />
das Risiko des Wertverlusts und der Verwertung<br />
der Fahrzeuge. <strong>Die</strong>se kann durch<br />
die Vertragsgestaltung und entsprechende<br />
Servicesegmente Sicherheit und Transparenz<br />
schaffen.<br />
w: Thema nachhaltige<br />
Flotte: Worauf ist hier grundsätzlich zu<br />
achten?<br />
Ralph Rutemöller: Bei den neuen Antriebsarten<br />
bedarf es einer besonderen Beratung.<br />
<strong>Die</strong>se bieten wir unseren Kundinnen<br />
und Kunden gemeinsam mit den Spezialisten<br />
der Deutschen Leasing, der Leasing-Gesellschaft<br />
der Sparkassen-Finanzgruppe,<br />
an. Mit digitalen Tools erarbeiten wir dabei<br />
eine individuell zugeschnittene Entscheidungsgrundlage.<br />
Weiterhin unterstützen<br />
wir auch beim Thema Treibhausgas-Quote<br />
(THG), die in Leasing-Verträgen für reine<br />
Stromer berücksichtigt werden kann. So<br />
kann man von zusätzlichen Prämien des<br />
Staates profitieren.<br />
<strong>Die</strong> Vorteile<br />
des Full-Service-Leasings<br />
Foto: Savinus – stock.adobe.com<br />
Was sind hier die Vorteile?<br />
Ralph Rutemöller: Konzentration auf das<br />
Kerngeschäft, wertschöpfender Personaleinsatz,<br />
Kostenvorteile und Effizienzgewinne<br />
sind hier die Stichworte. Full-Service-Leasing<br />
spart Unternehmen viel Zeit<br />
und Ressourcen. Denn der Leasing-Anbieter<br />
übernimmt hierbei das komplette Management<br />
des Fuhrparks. Durch umfassende<br />
Fuhrparkanalyse und -reporting<br />
werden Einsparpotenziale aufgedeckt und<br />
das Fuhrparkmanagement effizienter gestaltet.<br />
Für viele unserer Kundinnen und<br />
Kunden ist dies eine echte Entlastung.<br />
w: Ab welcher Flottengröße<br />
würden Sie empfehlen, das Fuhrparkmanagement<br />
auszulagern?<br />
Ralph Rutemöller: Hier sind zwei Faktoren<br />
wichtig: die Größe des Fuhrparks und die<br />
Servicetiefe. Einzelne Segmente wie Wartung,<br />
Reifen, Tanken, Versicherung und<br />
Schadenmanagement empfehle ich schon<br />
bei kleineren Fuhrparks im einstelligen<br />
Bereich. Weiterführende Themen, wie die<br />
der Halterhaftung oder auch die strategische<br />
Beratung für CarPolicy und Kfz-Überlassungsvertrag,<br />
sind eher bei Fuhrparks<br />
ab 20 Fahrzeugen sinnvoll. <strong>Die</strong>se Services<br />
bietet die Deutsche Leasing auch ohne Finanzvertrag<br />
an, also auch für jene, die einen<br />
kauf – oder fremd finanzierten Fuhrpark<br />
besitzen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch. W<br />
Foto: Sparkasse KölnBonn<br />
w: Fällige Service-Termine<br />
und Versicherungen, Reifenservice<br />
und GEZ-Anmeldung: Das sind nur einige<br />
alltägliche Aufgaben im Fuhrparkmanagement.<br />
Wer sich hiervon entledigen<br />
will, kann Full-Service-Leasing nutzen.<br />
Ralph Rutemöller<br />
Leiter Business Solutions,<br />
Sparkasse KölnBonn<br />
Adolf-Grimme-Allee 1, 50829 Köln<br />
0221 226-96111<br />
ralph.rutemoeller@sparkasse-koelnbonn.de<br />
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erfolgreich nachhaltig<br />
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BAUKUNST BY HEUCHEL<br />
Impulse zur Beseelung aktueller Architektur<br />
Foto: Tim Löbbert<br />
Bauten Orte in der Stadt, an denen Menschen<br />
ohne kommerzielle Hintergedanken<br />
zusammenkommen können. Institutionen<br />
wie Bibliotheken, Museen oder die Großmarkthalle<br />
werden immer mehr zu sozialen<br />
Treffpunkten. Baukunst kann Räume definieren,<br />
die von den Menschen angenommen<br />
werden. Ziel von URBANLUST ist es, in der<br />
Parkstadt Süd einen Kristallisationspunkt<br />
für die Öffentlichkeit zu schaffen. Das bald<br />
fertiggestellte Gebäude SechtM und unser<br />
neuer WirTurm sind ein gelungenes Beispiel<br />
für gute Architektur und Baukunst.<br />
Prof. Heuchel und seine handgefertigte Bauchredner-Puppe<br />
Van Heuchel diskutieren aktuelle Fragen der Architektur<br />
Professor Christian Heuchel ist der Founder von URBANLUST, einem jungen Consulting-,<br />
Architektur- und Stadtplanungsbüro, das er zusammen mit Helena Feldmann-Fischer,<br />
Defne Saylan und Martin Bachem führt. Seine architektonische<br />
Heimat hat Heuchel bei O&O Baukunst. Er ist in den Künstlergruppen bHK und UL-<br />
TRASTUDIO aktiv und hat das SchulBauTeam Essen mitgegründet. Als Member of<br />
the Board Art and Architecture an der Universidad Complutense de Madrid leitet er<br />
die europäische Kooperation Köln/Madrid THE BRIDGE. Aktuell entwickelt URBAN-<br />
LUST die Crowdfunding-Initiative „Der WirTurm“ – gemeinschaftliches Wohnen in<br />
der Parkstadt Süd.<br />
Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von<br />
Heuchel sind einfache Gespräche über Architektur.<br />
In seinem Buch und Podcast „derarchitektmitderpuppe“<br />
tritt Heuchel mit<br />
der handgefertigten Bauchredner-Puppe<br />
Van Heuchel in Dialog und diskutiert aktuelle<br />
Fragen der Architekturdebatte.<br />
Der Filmemacher Anselm <strong>Die</strong>hl hat den<br />
40-minütigen Dokumentarfilm BAUKUNST<br />
BY HEUCHEL gedreht. Im Vorfeld der Dreharbeiten<br />
hat er Christian Heuchel getroffen, um<br />
mit ihm über die heutige Bedeutung von Baukunst<br />
in Zeiten der Klimakrise zu sprechen.<br />
Bauten als Spiegel<br />
der Gesellschaft<br />
Anselm <strong>Die</strong>hl: Eure Bauten sind Spiegel<br />
der Gesellschaft, sie bringen die jeweiligen<br />
Wertvorstellungen zum Ausdruck. Was müssen<br />
anspruchsvolle Bauten und Städte heute<br />
leisten? Wodurch zeichnen sie sich aus?<br />
Christian Heuchel: Es sind die großen Themen<br />
der Neuzeit, die uns interessieren. Bauten,<br />
die die Idee von Gemeinschaft zeigen.<br />
Behältnisse für das normale Leben. Hier<br />
wird gebündelt, was von unserer Gegenwart<br />
übrig bleibt. Nur die gebaute Realität schafft<br />
Orte des Innehaltens. Sie ermöglichen den<br />
temporären Ausstieg aus dem Alltag. Es<br />
sind die Kathedralen von morgen.<br />
Anselm <strong>Die</strong>hl: Welche Bedeutung haben<br />
Großprojekte für Städte und die Stadtentwicklung?<br />
Christian Heuchel: Sie sorgen für ein Stadtgefühl<br />
und schaffen eindeutige Bezugspunkte<br />
in der Gesellschaft. <strong>Die</strong> zunehmende<br />
Kommerzialisierung bedroht den öffentlichen<br />
Raum. Im Gegensatz dazu sind gute<br />
Anselm <strong>Die</strong>hl: Das Museumsquartier in<br />
Wien von O&O Baukunst verbindet die vorhandene<br />
historische Bausubstanz mit zeitgenössischer<br />
Architektur. <strong>Die</strong> neuen Gebäude<br />
fügen sich behutsam in die vorgefundene<br />
Situation ein. Der internationale Trend geht<br />
jedoch eher dazu, Kultur über spektakuläre<br />
Architektur aufzuwerten. Welche Architektur<br />
und welche Räume brauchen wir heute<br />
für Kultur?<br />
Christian Heuchel: Wir arbeiten immer –<br />
auch bei Großprojekten – mit dem Ort. Was<br />
war da? Was ist da? Und was hat das mit der<br />
Zukunft zu tun? Unsere Fassaden werden<br />
verfeinert, ähnlich wie das Sommerkleid eines<br />
Designers, veredelt wie ein exklusives<br />
Parfüm. Es geht uns um die kleinen Nuancen,<br />
die feinen Verschiebungen im Alltag.<br />
Gleichzeitig stehen diese Gebäude kräftig<br />
im Stadtraum. Als Landmarken ohne Fenster<br />
und aus robustem Stein gehauen. Im<br />
Inneren sind dann festliche Räume eingelegt.<br />
Kleine fragile Kammern, umgeben von<br />
schwerer Baumasse. Raumkapseln ohne<br />
zeitliche Einordnung. <strong>Die</strong> Materialien sind<br />
fein ausgewählt: Glas, Stein, Spiegel, poliertes<br />
Holz und schwarzer Kohlestaub.<br />
Baukunst und Material<br />
Anselm <strong>Die</strong>hl: Das stimmt – hochwertige Materialien<br />
und die Liebe zum Detail spielen bei<br />
dir immer eine wichtige Rolle. Gibt es denn<br />
auch heute noch den Wunsch nach auratischen<br />
Orten? Wie lassen sich Räume schaffen,<br />
die atmosphärisch aufgeladen sind?<br />
Christian Heuchel: Das ist heute Grundvoraussetzung<br />
für gute Architektur. <strong>Die</strong> großen<br />
Bauten zeichnen sich durch beeindruckende<br />
Innenräume und edle Ausstattung aus. Nur<br />
vom Feinsten soll für die Ewigkeit gebaut<br />
14 www.diewirtschaft-koeln.de
Macher & Märkte |<br />
<strong>Die</strong> Crowdfunding-Initiative „Der WirTurm“ will gemeinschaftliches<br />
Wohnen in der Parkstadt Süd ermöglichen<br />
werden. Das 25hours Hotel „The Circle“ in<br />
Köln ist beispielsweise von diesem Wunsch<br />
beseelt. Wenn man den Kölner Dom betritt,<br />
versteht man, was Architektur ist. Hoch, gewaltig,<br />
filigran und reich verziert. Durch die<br />
Fenster wird der Raum symbolisch erhellt.<br />
Der Blick richtet sich nach oben. Von einer<br />
Religiosität durchzogen, die sich im Hall der<br />
Schritte, in leichten Gesängen und dem Geruch<br />
von Weihrauch manifestiert, wird der<br />
Raum zum festlichen Ort. <strong>Die</strong>se feinen Töne<br />
sind entscheidend. <strong>Die</strong> vor vielen Jahren gegründete<br />
Dombauhütte ist bis heute die Tradition,<br />
die den Dom erhält und weiterbaut.<br />
Anselm <strong>Die</strong>hl: Der Kölner Dom bietet ein<br />
eindrucksvolles Architekturerlebnis. Architektur<br />
und Kunst verbinden sich zu einem<br />
Gesamtkunstwerk. Früher wurde zwischen<br />
Architekt*innen und Künstler*innen nicht<br />
unterschieden. <strong>Die</strong>se Differenzierung erfolgte<br />
erst im 19. Jahrhundert. URBANLUST<br />
arbeitet sehr oft mit Künstler*innen zusammen.<br />
Worin liegt der Mehrwert einer Architektur,<br />
die die Nähe zur Kunst sucht?<br />
Christian Heuchel: Unsere großen Projekte<br />
sind immer beseelt von dem Wunsch, den<br />
Alltag auch mit Kulturellem aufzuladen.<br />
Daher haben wir zusammen mit der Malerin<br />
Kirsten Lampert „<strong>Die</strong> Farben Kölns“ für<br />
das größte städtebauliche Projekt Europas<br />
im Herzen von Köln entwickelt: ein Farbkonzept,<br />
das aus einer authentischen, in der<br />
Stadtgeschichte verankerten Farbpalette besteht<br />
und die Identität der Stadt Köln widerspiegelt.<br />
Ein unvergessliches Bild liefert das<br />
Landesarchiv in Duisburg. Das Gebäude ist<br />
eine übergroße Ziegelskulptur – von Weitem<br />
sichtbar. Wir haben es uns zur Aufgabe<br />
gemacht, Gebäude zu schaffen, die man<br />
nie wieder vergisst. Gebäude, die sich in das<br />
gesellschaftliche Bewusstsein der Zukunft<br />
eingraben.<br />
Vertrauen in die Baukunst<br />
Anselm <strong>Die</strong>hl: Architekt*innen stehen in einer<br />
besonderen gesellschaftlichen Verantwortung.<br />
Von allen Künsten ist die Architektur<br />
diejenige, die die größte gesellschaftliche<br />
Wirkung hat. Eines der wichtigsten heutigen<br />
Themen ist der Klimawandel. Wie lässt sich<br />
das Überleben im Klimawandel gestalten?<br />
Wie sieht die Architektur der Zukunft aus?<br />
Christian Heuchel: <strong>Die</strong> Baukunst der Zukunft<br />
ist flexibel, nachhaltig und erfinderisch.<br />
Jedes Bauprojekt erfordert ein<br />
ganzheitliches und vernetztes Denken.<br />
<strong>Stand</strong>ardlösungen sind tabu. Wir befassen<br />
uns mit der Frage: Wie will der Mensch leben?<br />
Local Love, Circle of Life, Mixed Living<br />
– das sind Themen, deren Aktualität und Relevanz<br />
schon in den 1960er-Jahren erkannt<br />
wurden. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe<br />
und der steigenden Umweltverschmutzung<br />
spielen die klimagerechte Stadtentwicklung<br />
und das ökologische Bauen<br />
für URBANLUST eine große Rolle. Aktuell<br />
ist es unsere Aufgabe, moderne architektonische<br />
Strategien und Systeme für die nachhaltige<br />
Stadt im Klimawandel zu entwickeln<br />
– und am Ende mit Baukunst zu füllen. W<br />
Foto: URBANLUST<br />
↑ Ich liebe Bauten, die die Idee von Gemeinschaft<br />
zeigen. Behältnisse für das normale Leben.<br />
Hier wird gebündelt, was von unserer Gegenwart<br />
übrig bleibt.<br />
↑ Das Gebäude ist eine übergroße Ziegelskulptur.<br />
Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Gebäude<br />
zu schaffen, die man nie wieder vergisst.<br />
↑ <strong>Die</strong> großen Bauten zeichnen sich durch beeindruckende<br />
Innenräume und edle Ausstattung<br />
aus. Nur vom Feinsten soll für zukünftige<br />
Generationen gebaut werden.<br />
Foto: URBANLUST Foto: Mario Brand<br />
Foto: Mario Brand<br />
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DIE ZEHN IRRTÜMER<br />
DER ANTIKAPITALISTEN<br />
Beim Polit-Talk dekonstruierte Dr. Dr. Rainer Zitelmann die Thesen und Vorurteile der Antikapitalisten<br />
<strong>Wirtschaft</strong> sei mit katastrophalen Folgen<br />
geschrumpft. Seitdem sei ein Viertel der<br />
Bevölkerung geflohen.<br />
Das oft gehörte Argument, dass der Kapitalismus<br />
die Umwelt zerstöre, beantwortete<br />
Zitelmann wie folgt: „Wo war die Luft sauberer?<br />
In der DDR oder in der BRD?“<br />
Vorstand der Regionalkreise Niederrhein Düsseldorf und Metropolregion Köln Bonn<br />
Rund 100 Gäste konnten Marco van der Meer und Frank Oelschläger, Regionalvorstände<br />
der Regionalkreise Niederrhein Düsseldorf und Metropolregion Köln Bonn,<br />
beim Polit-Talk im Industrie-Club Düsseldorf, zu dem DIE FAMILIENUNTERNEH-<br />
MER, Regionalkreis Niederrhein Düsseldorf und Regionalkreis Metropolregion Köln<br />
Bonn, eingeladen hatten, begrüßen. Während der Veranstaltung nahm sich Dr. Dr.<br />
Rainer Zitelmann, Historiker, Soziologe, Unternehmer und mehrfacher Bestseller-Autor,<br />
die gängigsten Thesen und Vorurteile der Antikapitalisten vor.<br />
In seiner Begrüßungsrede erklärte van der<br />
Meer, dass die deutsche Politik nicht unternehmerfreundlich<br />
sei. Jedoch wüssten sich<br />
die Familienunternehmer in den Medien<br />
Gehör zu verschaffen, ihre starke Stimme<br />
sei daher auch in Berlin und Brüssel zu hören.<br />
Frank Oelschläger, Regionalvorstand<br />
des RK Metropolregion Köln Bonn, warnte<br />
sogar davor, dass Deutschland drohe, die<br />
führende Rolle in der Welt zu verlieren.<br />
Dem müsse man daher mit vereinten Kräften<br />
entgegenwirken, mahnte er.<br />
<strong>Die</strong> Reichen sind nur<br />
deshalb reich, weil<br />
die Armen arm sind<br />
In seinen Ausführungen setzte sich Dr. Dr.<br />
Rainer Zitelmann mit oft gehörten Irrtümern<br />
der Antikapitalisten auseinander. Anhand<br />
von einigen Beispielen und Fakten dekonstruierte<br />
er sie leidenschaftlich. Wie er<br />
ausführte, laute eines der meistverbreiteten<br />
und am häufigsten wiederholten Klischees:<br />
„<strong>Die</strong> Reichen sind nur deshalb reich, weil<br />
die Armen arm sind.“ Er erklärte, dass das<br />
Gegenteil der Fall sei. Vielmehr hätten vor<br />
der Entstehung des Kapitalismus 80 Prozent<br />
der Menschen in Armut gelebt, denn<br />
<strong>Wirtschaft</strong>swachstum bedeute zumeist,<br />
dass, während weltweit die Zahl der Reichen<br />
steige, die der Armen abnehme.<br />
Zitelmann nannte als Beispiel China: Noch<br />
1981 lebten 88 Prozent der Menschen in<br />
China in extremer Armut. Heute seien es<br />
nur noch ein Prozent. Während die Zahl<br />
der Milliardäre in China stieg, nahm die<br />
Zahl der Menschen, die in Armut lebten,<br />
ab. „Manchmal helfen einige Tropfen Kapitalismus,<br />
um die Armut zu besiegen“, sagte<br />
Zitelmann.<br />
Das Gegenteil sei in Venezuela geschehen.<br />
1970 war Venezuela noch eines der zwanzig<br />
reichsten Länder der Welt. Mittlerweile<br />
stehe es ganz unten im Ranking, denn<br />
nach der Machtübernahme von Präsident<br />
Maduro folgte der Sturz in die Krise. <strong>Die</strong><br />
Foto: DIE FAMILIENUNTERNEHMER<br />
Deutschland<br />
muss das scheinheilige<br />
Denken ändern<br />
Das Image der Kapitalisten sei trotz zahlreicher<br />
Fakten äußerst schlecht. <strong>Die</strong>s sei<br />
nicht nur eine Frage von Fakten, sondern<br />
auch von Emotionen. Und auch eine katastrophale<br />
<strong>Wirtschaft</strong>slage sei nicht genug,<br />
um die politische Situation zu ändern. In<br />
Deutschland, so Zitelmann, müsse sich<br />
erst das bisweilen scheinheilige Denken<br />
ändern. „Meine amerikanischen Freunde<br />
verstehen die Deutschen nicht. Sie sagen:<br />
Ihr habt etwas gegen Fracking, kauft aber<br />
unser Fracking-Gas“, erklärte er. Abschließend<br />
forderte Zitelmann eine Abkehr von<br />
den aktuellen Plänen zur Energiewende.<br />
Zudem forderte er eine radikale Steuerreform<br />
sowie eine weitreichende Liberalisierung<br />
des aktuellen Baurechts.<br />
Der Historiker, Soziologe und mehrfache<br />
Bestsellerautor Dr. Dr. Rainer Zitelmann<br />
hat 29 Bücher geschrieben und herausgegeben,<br />
u. a. „<strong>Die</strong> zehn Irrtümer der Antikapitalisten“<br />
und „Kapitalismus ist nicht das<br />
Problem, sondern die Lösung“. In den vergangenen<br />
Jahren schrieb er Artikel oder gab<br />
Interviews in führenden Medien wie Wall<br />
Street Journal, Newsweek, Forbes, Times,<br />
Daily Telegraph, Le Monde, Corriere della<br />
Sera, Il Giornale, Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung, Neue Zürcher Zeitung und zahlreichen<br />
Medien in Lateinamerika und Asien.<br />
DIE FAMILIENUNTERNEHMER folgen als<br />
politische Interessenvertretung der Familienunternehmer<br />
den Werten Freiheit,<br />
Eigentum, Wettbewerb und Verantwortung.<br />
Über 90 Prozent der Unternehmen in<br />
Deutschland sind eigentümergeführte Familienunternehmen.<br />
W<br />
Monika Eiden<br />
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Macher & Märkte |<br />
BESCHÄFTIGUNGS-<br />
REKORD IN KÖLN<br />
Der Kölner Arbeitsmarkt kann trotz Konjunkturflaute<br />
einen neuen Beschäftigungsrekord verbuchen<br />
So viele Menschen wie nie zuvor gingen in Köln im Jahr 2023 einer Beschäftigung nach<br />
Anfang Mai hat die Stadt Köln die Zahlen für den Kölner Arbeitsmarkt bis Ende<br />
September des vergangenen Jahres 2023 vorgelegt. Demnach zeigte sich der Kölner<br />
Arbeitsmarkt trotz des andauernden Ukrainekriegs, steigender Energiekosten sowie<br />
der hohen Inflation robust. <strong>Die</strong> Beschäftigungszahlen entwickelten sich wie bereits<br />
2022 bei nur geringfügig steigender Arbeitslosigkeit weiterhin positiv.<br />
Zu Beginn des Jahres 2023 verhielt sich der<br />
Kölner Arbeitsmarkt sehr robust und entwickelte<br />
sich bis zum Sommer leicht positiv.<br />
<strong>Die</strong> Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten in Köln erhöhte sich zur Jahresmitte<br />
auf 613.600 Personen. <strong>Die</strong>s entspricht<br />
einer Steigerung gegenüber 2022<br />
um 1,2 Prozent oder, in Zahlen ausgedrückt,<br />
um 7.000 und war bis zu diesem Zeitpunkt<br />
der höchste Wert überhaupt. Im Juni 2023<br />
stieg die Zahl der Beschäftigten dann um<br />
8.900 bzw. um 1,5 Prozent. Schließlich<br />
wurde dann mit 622.500 sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten Ende September<br />
2023 in der Domstadt ein neuer Beschäftigungsrekord<br />
erreicht.<br />
Mit der Zunahme der Zahl der Arbeitnehmer<br />
zwischen Sommer 2022 und Sommer<br />
2023 von 1,2 Prozent liegt Köln damit<br />
leicht über dem Landes- und Bundesdurchschnitt.<br />
Andere Großstädte liegen hier allerdings<br />
deutlich darüber, so Düsseldorf<br />
mit 2,4 Prozent, Hamburg und München<br />
mit je 2,2 Prozent, Frankfurt am Main mit<br />
2,0 Prozent, Berlin und Stuttgart mit je<br />
1,6 Prozent und Leipzig mit 1,4 Prozent.<br />
Mehr Arbeitsnehmer<br />
ab 65 Jahre<br />
Genauer betrachtet, geht der gesamte Beschäftigungszuwachs<br />
von Mitte 2022 bis<br />
2023 in erster Linie auf die Beschäftigung<br />
von Menschen mit ausländischem Pass zurück.<br />
Hier zeigt sich ein Plus von 6.800 Arbeitnehmern,<br />
was 6,8 Prozent ausmacht.<br />
Und auch Hochqualifizierte waren für die<br />
Steigerung mit verantwortlich. Hier gab es<br />
ein Plus von 6.600 bzw. 3,9 Prozent.<br />
Demografisch bedingt stieg zudem bei den<br />
älteren Arbeitnehmern zwischen 55 und 65<br />
Jahren die Beschäftigung mit einer Zunahme<br />
von 4.700 bzw. 4,1 Prozent Menschen<br />
überdurchschnittlich. Prozentual betrachtet<br />
stieg dabei mit 13,3 Prozent oder 1.000<br />
Personen die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten ab 65 Jahre bis zur<br />
Regelaltersgrenze am stärksten, was damit<br />
zusammenhängt, dass sich die Regelaltersgrenze<br />
allmählich erhöht.<br />
Sieht man sich die Branchen an, stellt man<br />
fest, dass vor allem im <strong>Die</strong>nstleistungssek-<br />
Foto: Lazy_Bear – stock.adobe.com<br />
tor die Zahl der Arbeitsplätze gestiegen ist:<br />
So konnte der Bereich Verkehr und Logistik<br />
2.200 oder 5,3 Prozent mehr Arbeitsplätze<br />
verbuchen, bei Information und Kommunikation<br />
waren es 1.300 oder 2,5 Prozent<br />
mehr Arbeitnehmer, das Gesundheits- und<br />
Sozialwesen konnte 1.000 oder 1,2 Prozent<br />
mehr Beschäftigte einstellen und das Versicherungsgewerbe<br />
verzeichnet ein Plus von<br />
1.000 bzw. 4,1 Prozent mehr Arbeitsplätze.<br />
Insgesamt verzeichnet der <strong>Die</strong>nstleistungssektor<br />
einen Zuwachs im Vergleich zum<br />
Vorjahr von 1,2 Prozent. Somit sind derzeit<br />
87 Prozent, d. h. 533.000 aller Kölner Beschäftigten<br />
in diesem Bereich tätig. Auch<br />
das Baugewerbe innerhalb des Produktionssektors<br />
konnte ein deutliches Plus verbuchen.<br />
Hier waren es 1.200 oder 6,5 Prozent<br />
Arbeitnehmer mehr als im Vorjahr.<br />
Im Jahresdurchschnitt 2023 waren geringfügig<br />
mehr Menschen in Köln arbeitslos.<br />
Ihre Zahl erhöhte sich gegenüber 2022 nur<br />
leicht um 1,5 Prozent, was rund 800 Personen<br />
entspricht, auf 52.800 Arbeitslose. Infolgedessen<br />
stieg die jahresdurchschnittliche<br />
Arbeitslosenquote minimal von 8,6 auf<br />
8,7 Prozent. Auch die Zahl der geringfügig<br />
Beschäftigten hat in 2023 weiter zugenommen.<br />
Rund 3.600 Menschen mehr gingen<br />
im Vergleich zu Mitte 2022 einer geringfügig<br />
entlohnten Arbeit nach. Das macht ein<br />
Plus von 2,9 Prozent.<br />
Insgesamt zeigen die Zahlen, dass sich der<br />
Kölner Arbeitsmarkt trotz Konjunkturflaute<br />
vergleichsweise gut hält. Nach der Regionalprognose<br />
des Institutes für Arbeitsmarktund<br />
Berufsforschung (IAB) vom März 2024<br />
soll die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten in Köln in 2024 um 1,9<br />
Prozent auf rund 629.100 klettern. Gleichzeitig<br />
soll die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenzahl<br />
um 3,0 Prozent auf 54.500<br />
zunehmen. W<br />
02651 96200<br />
STAHL<br />
HALLEN<br />
Andre -Michels.de<br />
Monika Eiden<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 17
| Branchen & Betriebe<br />
KOELNMESSE<br />
MIT UMSATZREKORD<br />
Pünktlich zum 100-jährigen Bestehen verkündet die Koelnmesse<br />
das höchste Ergebnis ihrer Firmengeschichte<br />
Einen Rekordumsatz von 416 Millionen Euro kann die Koelnmesse, die in diesem<br />
Jahr ihren 100. Geburtstag feiert, für das Jahr 2023 verbuchen. „Das Jahr 2023 war<br />
ein beeindruckendes Comeback, mit dem die Koelnmesse zu alter Strahlkraft zurückgefunden<br />
hat“, so Gerald Böse, CEO der Koelnmesse GmbH.<br />
Zurückzuführen sei der Umsatzanstieg um<br />
mehr als 70 Prozent auf den Wegfall der<br />
coronabedingten Beschränkungen. Aber<br />
auch das turnusmäßig starke ungerade<br />
Veranstaltungsjahr habe dazu beigetragen.<br />
Erstmals im Jahr 2019 erreichte die Koelnmesse<br />
einen Umsatz von über 400 Millionen<br />
Euro. 2020 brachen die Umsätze dann<br />
coronabedingt ein und erholten sich in<br />
den Folgejahren 2021 und 2022 mit 134,2<br />
Millionen Euro bzw. 240 Millionen Euro<br />
nur langsam. Im Geschäftsjahr 2023 dann<br />
der fulminante Aufschwung auf vorläufig<br />
416 Millionen Euro Umsatz. <strong>Die</strong> Koelnmesse<br />
kann damit ein positives Ergebnis<br />
von 42 Millionen Euro verbuchen und<br />
übertraf sogar die eigenen Erwartungen.<br />
Messen bleiben<br />
Treiber für die <strong>Wirtschaft</strong><br />
Auch das Auslandsgeschäft kann Erfolge<br />
vermelden. 24 Messen der Koelnmesse<br />
fanden 2023 im Ausland statt. <strong>Die</strong> erwirtschafteten<br />
Umsätze daraus beliefen sich<br />
auf 45,2 Millionen Euro. Gerald Böse: „Wir<br />
<strong>Die</strong> Koelnmesse wird hundert Jahre alt und kann pünktlich<br />
zum Jubiläum einen Umsatzrekord vermelden<br />
sind im internationalen Neugeschäft so<br />
dynamisch wie nie zuvor und haben 2023<br />
gleich vier Premieren gefeiert.“<br />
<strong>Die</strong> Koelnmesse veranstaltete im vergangenen<br />
Jahr weltweit 67 Veranstaltungen,<br />
an denen über 37.800 Unternehmen aus<br />
insgesamt 126 Ländern teilnahmen. Über<br />
1,7 Millionen Besucher aus 2017 Ländern<br />
fanden ihren Weg dorthin. „Das Messejahr<br />
2023 hat eindrucksvoll gezeigt: Messen<br />
bleiben unverzichtbarer Treiber für die<br />
<strong>Wirtschaft</strong> und sind als Plattform für Innovationsaustausch<br />
und wegweisende Ideen<br />
unersetzlich“, sagt Gerald Böse, der zudem<br />
ergänzte, dass Messen mehr denn je ein<br />
wichtiger Bestandteil für die Herausforderungen<br />
der Zukunft seien und zudem maßgeblich<br />
zur Gestaltung einer nachhaltigen<br />
<strong>Wirtschaft</strong> beitragen würden.<br />
Mehr Mitarbeiter<br />
als vor Corona<br />
Auch die Zahl der Mitarbeiter hat sich erhöht<br />
und stieg im Jahr 2023 auf durchschnittlich<br />
1.106. Damit sind derzeit mehr<br />
Foto: Koelnmesse / Thomas Volkmar<br />
Mitarbeiter im Koelnmesse-Konzern beschäftigt<br />
als noch vor der Coronapandemie.<br />
Insgesamt sichert das Kölner Messegeschäft<br />
bundesweit in Handel, Handwerk, Transport,<br />
Logistik, Hotellerie und Gaststättengewerbe<br />
rund 18.500 Vollzeit-Arbeitsplätze.<br />
„<strong>Die</strong> Gesellschafter haben die Koelnmesse<br />
während der schwierigen Pandemiejahre<br />
unterstützt. Ich war immer überzeugt, dass<br />
das Messegeschäft den persönlichen Kontakt<br />
braucht. <strong>Die</strong> Entwicklung der Zahlen<br />
bestätigt dies. Ich bin froh, dass die Messe<br />
sich so gut von der Krise erholt hat. <strong>Die</strong>ses<br />
erfolgreiche Messejahr verdankt die Koelnmesse<br />
auch ihren engagierten Mitarbeitenden“,<br />
so Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeisterin<br />
Henriette Reker, die damit<br />
den Anteil der Belegschaft am Unternehmenserfolg<br />
betonte.<br />
Mit Rückenwind<br />
ins Jahr 2024<br />
Trotz Rekordumsatz machen sich die Auswirkungen<br />
der Coronapandemie nach wie<br />
vor bemerkbar. <strong>Die</strong> Koelnmesse geht davon<br />
aus, dass das Unternehmen noch viele<br />
Jahre damit beschäftigt sein wird, sich<br />
von den Rekordverlusten während der<br />
Pandemie zu erholen. Beispielsweise wurden<br />
einzelne Maßnahmen des Investitionsprogramms<br />
Koelnmesse 3.0 bis in das Jahr<br />
2040 verschoben. Auch hält der Konzern<br />
in den nächsten Jahren an seinem Effizienzprogramm<br />
RECOVER25 fest.<br />
Trotzdem fällt der Ausblick auf 2024 positiv<br />
aus. Im turnusbedingt schwächeren<br />
Jahr liegt der geplante Umsatz bei 369,5<br />
Millionen Euro. „Wir haben das Geschäftsjahr<br />
wieder ambitioniert geplant und erkennen<br />
aber gleichzeitig, dass noch viele<br />
Herausforderungen vor uns liegen und<br />
wir uns in volatilen Märkten bewegen“,<br />
so Prokurist Volker Ahrberg. „Wichtig ist,<br />
nicht aus den Augen zu verlieren, worum<br />
es uns geht: um eine auch finanziell nachhaltige<br />
Messewirtschaft als Basis einer<br />
guten Zukunft.“ W<br />
Monika Eiden<br />
18 www.diewirtschaft-koeln.de
Anzeige Branchen & Betriebe |<br />
Fotos: Hagedorn<br />
EXPANSION<br />
NACH ÖSTERREICH<br />
Hagedorn realisiert erstes internationales Revitalisierungsprojekt<br />
Auf dem mittlerweile wieder baureif entwickelten Grundstück einer ehemaligen Feuerzeugfabrik<br />
in Tribuswinkel bei Wien entsteht ein moderner Logistikstandort. <strong>Die</strong><br />
Baugenehmigung dafür wurde jetzt erteilt und die Fertigstellung der Halle ist für<br />
2025 geplant. Der Rückbau der Bestandsgebäude ist bereits abgeschlossen.<br />
Brachliegende Industrie- und Gewerbestandorte<br />
wieder nutzbar zu machen,<br />
ist angesichts des aktuellen Flächenverbrauchs<br />
groß im Thema – nicht nur<br />
Deutschland, sondern auch Österreich<br />
hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, ungenutzte<br />
Liegenschaften zu aktivieren<br />
und so den Flächenfraß einzudämmen.<br />
Visualisierung der geplanten Logistikhalle<br />
<strong>Die</strong> Hagedorn Unternehmensgruppe gilt<br />
in Sachen Flächenrevitalisierung als<br />
Vorreiterin und setzt in Österreich ihr<br />
erstes internationales Entwicklungsprojekt<br />
um. Auf dem Gelände der ehemaligen<br />
IMCO-Feuerzeugfabrik in Tribuswinkel<br />
bei Wien soll in naher Zukunft<br />
ein neuer Logistikstandort entstehen.<br />
Mit Verkauf<br />
Mehrwert schaffen<br />
Besitzer der über 30.000 Quadratmeter<br />
großen Fläche, auf der bis 2012 etwa 20<br />
Millionen hochwertige Gasfeuerzeuge produziert<br />
wurden und 120 Mitarbeitende beschäftigt<br />
waren, war seit 1979 die Familie<br />
Haas-Jiraschek. Für die Inhaber der alten<br />
Feuerzeug-Fabrik war die Entscheidung<br />
zum Verkauf nicht leicht. „Mit dem Grundstück<br />
verbinden wir eine lange Familiengeschichte,<br />
gleichzeitig war uns bewusst, dass<br />
die Immobilie nicht mehr den Anforderungen<br />
eines modernen <strong>Stand</strong>orts entspricht“,<br />
sagt Sophie Haas. Umso wichtiger sei es der<br />
Familie deshalb gewesen, mit dem Verkauf<br />
einen Mehrwert zu schaffen.<br />
Auf dem Areal entsteht eine über 16.900<br />
Quadratmeter große Halle für Nutzungen<br />
von Produktion bis hin zu Logistik. Neben<br />
Lagerflächen von über 16.200 Quadratmetern<br />
stehen 640 Quadratmeter große Büroflächen<br />
zur Verfügung. <strong>Die</strong> Halle erfüllt<br />
modernste <strong>Stand</strong>ards und verfügt unter<br />
anderem über Fotovoltaik-Anlagen, E-Ladesäulen<br />
und umfangreich begrünte Außenanlagen.<br />
Bis heute hat die Hagedorn Gruppe in<br />
Deutschland mehr als 3,5 Millionen Quadratmeter<br />
alter Brach- und Industrieflächen<br />
revitalisiert. Mit der Expansion nach<br />
Österreich trägt die Gruppe ihre Kernkompetenz<br />
ins Ausland und hat die Fläche bei<br />
Wien mithilfe der Strabag baureif entwickelt.<br />
„Wir hoffen, dass unser Konzept auch in Österreich<br />
ankommt, denn die Reaktivierung<br />
von Brownfields ist nicht nur ein Thema,<br />
was bis zur Landesgrenze reichen darf. Um<br />
die Gesellschaft nachhaltig und klimaneutral<br />
zu transformieren, muss auch der Bauund<br />
Immobiliensektor seinen Beitrag leisten<br />
und dazu gehört die verstärkte Nutzung von<br />
Brachflächen“, betont Axel Köster, Geschäftsführer<br />
der Hagedorn Revital GmbH. W<br />
<strong>Die</strong> Gebäude der ehemaligen Feuerzeugfabrik vor dem Abriss<br />
Fotos: Hagedorn<br />
Auf dem bereits revitalisierten Gelände soll der Logistikstandort<br />
bis 2025 fertiggestellt werden.<br />
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| Branchen & Betriebe<br />
LOCAL-BRAND-<br />
EXPERIENCE-PLATTFORM<br />
<strong>Die</strong> LBX-Plattform (Local Brand Experience) von Balu nutzt KI,<br />
um Markenerlebnisse im lokalen Raum zu optimieren<br />
Gil Osammor, Gründer von Balu<br />
Balu Technologies GmbH ist ein Kölner Start-up des Gründers Gil Osammor. Sie hilft<br />
einerseits, Markeninformationen und Markenbotschaften an allen Orten wie unterschiedlichen<br />
Webseiten, Suchmaschinen, Verzeichnissen, Karten und in sozialen<br />
Medien einheitlich zu standardisieren, damit Kunden der Marke auf Basis der einheitlichen<br />
Informationen vertrauen können. Andererseits können auch in Echtzeit<br />
<strong>Stand</strong>ort- und Produktinformationen aktualisiert werden, um regionale Präferenzen<br />
und kulturelle Unterschiede anzusprechen.<br />
Ein Beispiel: Ein Einzelhandelsgeschäft<br />
mit mehreren Filialen nutzt Balu, um lokale<br />
Ereignisse wie Verkäufe oder besondere<br />
Aktionen zu bewerben. Dabei werden<br />
maßgeschneiderte Beiträge für jede Filiale<br />
erstellt, die individuell auf allen wichtigen<br />
Social-Media-Kanälen veröffentlicht und<br />
zu einem bestimmten Zeitpunkt terminiert<br />
werden, um so ein lokales Publikum anzusprechen,<br />
das sich für die Angebote in seiner<br />
Nähe interessiert. <strong>Die</strong> LBX-Plattform<br />
von Balu bietet eine umfassende Lösung,<br />
um die Kundenerfahrung zu verbessern<br />
und die Markenbekanntheit zu steigern.<br />
„Mit Balu können Geschäfte eine effektive<br />
Kommunikation aufbauen, die langfristige<br />
Kundenbindung fördert. Durch die umfassende<br />
Datenerfassung und -analyse können<br />
Geschäfte wertvolle Einblicke in das<br />
Kundenverhalten gewinnen und fundierte<br />
Entscheidungen treffen.“<br />
<strong>Die</strong> vier Kernmodule<br />
Discover ist ein KI-optimiertes Werkzeug,<br />
mit dem Geschäfte sicherstellen, dass ihre<br />
Informationen auf allen relevanten Suchmaschinen,<br />
Verzeichnissen, Karten und in<br />
sozialen Medien einheitlich verbreitet werden.<br />
<strong>Die</strong>s trägt dazu bei, die Online-Präsenz<br />
zu stärken und die organischen Rankings<br />
zu verbessern, indem die Kontrolle über lokale<br />
Einträge behalten wird. Wenn zum Beispiel<br />
eine Zahnarztpraxis ihre Online-Sichtbarkeit<br />
verbessern möchte, kann sie Balu<br />
nutzen, um ihre Informationen überall konsistent<br />
und korrekt darzustellen, sodass potenzielle<br />
Patienten die Praxis leicht finden<br />
Foto: Sebastian Meyer<br />
können. <strong>Die</strong> Praxis optimiert ihre Einträge<br />
mit relevanten Schlüsselwörtern, um bei<br />
relevanten Suchanfragen prominent angezeigt<br />
zu werden. So findet ein Patient mit<br />
Zahnschmerzen schnell die Kontaktdaten<br />
und vereinbart einen Termin. Connect unterstützt<br />
Geschäfte dabei, ihre Online-Sichtbarkeit<br />
durch gezielte Social-Media-Aktivitäten<br />
zu steigern, wie oben im Beispiel<br />
des Einzelhandelgeschäftes. Engage bietet<br />
Geschäften eine wichtige Möglichkeit, ihre<br />
lokale Sichtbarkeit zu stärken, indem sie<br />
Kundenbewertungen effektiv verwalten.<br />
Das bedeutet, dass Unternehmen Feedback<br />
von Kunden an Orten wie diversen Webportalen<br />
über Balu effizient sammeln, darauf<br />
reagieren und Verbesserungen vornehmen<br />
können, um die Kundenzufriedenheit<br />
zu steigern. Einer Umfrage zufolge lesen 76<br />
Prozent der Verbraucher häufig Online-Bewertungen,<br />
wenn sie nach lokalen Geschäften<br />
suchen. 78 Prozent der Verbraucher lesen<br />
mit steigender Tendenz Bewertungen,<br />
wenn Produkte teurer werden. Für 98 Prozent<br />
der Verbraucher ist die Überprüfung<br />
von Bewertungen ein wichtiger Schritt vor<br />
der Kaufentscheidung. Durch die Verbesserung<br />
der Kundenerfahrung kann die Reputation<br />
verbessert und die Wahrscheinlichkeit<br />
erhöht werden, dass potenzielle<br />
Kunden die Produkte oder <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
in Betracht ziehen. Das vierte Modul Measure<br />
unterstützt Geschäfte dabei, datengesteuerte<br />
Entscheidungen zu treffen und die<br />
Kundenerfahrung auf Marken- und <strong>Stand</strong>ortebene<br />
zu verbessern, indem es ihnen zuverlässige<br />
Daten liefert, um fundierte Entscheidungen<br />
zu treffen und ihre Leistung<br />
zu maximieren.<br />
Ob Restaurant, Hotel oder Supermarktkette<br />
– jedes Unternehmen hat das Bestreben,<br />
seine Leistungen effektiv anzubieten und<br />
die Markenerfahrung des Kunden zu verbessern,<br />
um mehr Kaufabschlüsse zu erzielen.<br />
Mit Balu, siehe auch www.balu.ai,<br />
finden diese Unternehmen eine hilfreiche,<br />
übersichtliche und effiziente Plattform, um<br />
die Local Brand Experience der Kunden zeitgemäß<br />
zu verbessern. W<br />
Karoline Sielski<br />
20 www.diewirtschaft-koeln.de
Branchen & Betriebe |<br />
FELS IN DER BRANDUNG<br />
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten vermitteln Unternehmen mit stringenter<br />
Kommunikation Verlässlichkeit und sichern sich so Wettbewerbsvorteile.<br />
Auftragsrückgang, Kurzarbeit, Umstrukturierung: Stagniert die Konjunktur, neigen<br />
viele Unternehmen dazu, ihre Ausgaben zu kürzen. Marketing- und Kommunikationsbudgets<br />
sind oft die ersten, die auf dem Prüfstand stehen. Doch gerade jetzt ist es<br />
für Unternehmen entscheidend, in diese Bereiche zu investieren.<br />
In der Omnikrise ist es wichtiger denn je,<br />
Klarheit und Präsenz zu zeigen. Wir wünschen<br />
uns auch von Partnern und Freunden,<br />
dass sie da sind, wenn es schwierig<br />
ist. Kontinuierliche Präsenz, klare (Marken-)Botschaften<br />
und eine prägnante<br />
Positionierung helfen Firmen dabei, im<br />
Gedächtnis von Geschäftspartnern und<br />
Kunden zu bleiben und starke Beziehungen<br />
aufzubauen. So entsteht Loyalität.<br />
Wenn andere Unternehmen ihre Marketing-<br />
und Werbemaßnahmen zurückfahren,<br />
entsteht Raum, um sich kommunikativ<br />
hervorzuheben. Durch gezielte<br />
Marketing- und PR-Maßnahmen können<br />
Firmen ihre Sichtbarkeit in relevanten<br />
Medien und sozialen Netzwerken dann<br />
erhöhen. Während es in guten Zeiten darum<br />
geht, den Absatz zu steigern und<br />
neue Kunden zu gewinnen, ist es in kritischen<br />
Situationen wichtiger – und günstiger<br />
–, Bestandskunden zu halten. Ist eine<br />
gesamte Branche von einem Umbruch<br />
betroffen, wie aktuell der Maschinenbau<br />
durch Auftragsrückgang, zahlt sich der<br />
gute Ruf eines Unternehmens aus. Den<br />
stellt man nicht durch Werbeanzeigen<br />
her. Einen guten Ruf erzeugt man durch<br />
kontinuierliche und transparente Kommunikation<br />
sowie eine offene und klare<br />
Haltung gegenüber allen Stakeholdern,<br />
zuallererst gegenüber den Mitarbeitern.<br />
Budgets sinnvoll einsetzen<br />
Kosteneffizienz ist jetzt wichtig. Zwar<br />
bietet unter anderem Performance-Marketing<br />
den großen Vorteil, dass man die<br />
Wirksamkeit von Maßnahmen relativ genau<br />
messen kann. Für den guten Ruf und<br />
die emotionale Loyalität braucht es in<br />
der Regel mehr – mehr Kommunikation.<br />
Im Gegensatz zur Werbung, die als direktes<br />
Verkaufsinstrument wahrgenommen<br />
wird, werden Beiträge in Lokal-, Fach- und<br />
Branchenmedien eher als glaubwürdig<br />
und geprüft wahrgenommen. Während<br />
Werbung hohe Budgets erfordert, um Platzierungen<br />
zu kaufen, erfordert Medienarbeit<br />
in erster Linie Zeit und Strategie, um<br />
relevante Geschichten zu identifizieren,<br />
Journalisten anzusprechen und Beziehungen<br />
zu Medien aufzubauen.<br />
Werbung ist zudem oft kurzlebig und nach<br />
dem Ende der Kampagne vergessen. Strategische<br />
über alle Kommunikationskanäle<br />
laufende Kommunikationsarbeit hingegen<br />
hat langfristige Effekte und trägt dazu<br />
bei, Marken und Leistungen im Bewusstsein<br />
der Öffentlichkeit zu verankern.<br />
Zudem ist kontinuierliche PR-Arbeit deutlich<br />
effektiver und günstiger, als in Akutphasen<br />
viel zu investieren.<br />
Wer mit klarem Kopf plant und nicht erst<br />
bei Auftragsrückgang und unter Handlungsdruck,<br />
vermittelt Kunden und Mitarbeitern<br />
gleichbleibend hohe Kompetenz<br />
und Sicherheit – wie ein Fels in der Brandung.<br />
W<br />
Foto: Uta Konopka<br />
Gastautorin: Meike Sturat, Expertin für<br />
PR, Kommunikation und Change<br />
www.sturat-kommunikation.de<br />
www.linkedin.com/in/meike-sturat
| Geld & Geschäft | Sonderthema Recht & Steuern<br />
NEUES EU-<br />
LIEFERKETTENGESETZ<br />
Was sagt das Institut der deutschen <strong>Wirtschaft</strong> dazu?<br />
Menschenrechte sollen mit dem EU-Lieferkettengesetz gewahrt werden<br />
Das EU-Parlament hat dem Lieferkettengesetz zugestimmt. Demzufolge müssen europäische<br />
Unternehmen Menschenrechts- und Umweltstandards in ihren Lieferketten<br />
einhalten. So will die EU gegen Ausbeutung, Kinderarbeit und Umweltverschmutzung<br />
vorgehen. <strong>Die</strong> Strafen können bei bis zu fünf Prozent des weltweiten Umsatzes liegen.<br />
Ursprünglich sollte das Lieferkettengesetz<br />
für Unternehmen ab 500 Beschäftigten<br />
mit einem globalen Umsatz von mehr als<br />
150 Millionen Euro im Jahr gelten. Das angepasste<br />
Gesetz gilt nun für Unternehmen<br />
ab 1.000 Beschäftigten. <strong>Die</strong> jährliche Umsatzschwelle<br />
liegt bei 450 Millionen Euro.<br />
In Deutschland ist bereits seit dem 1. Januar<br />
2023 ein nationales Lieferkettengesetz<br />
in Kraft. Es galt 2023 bereits für Unternehmen<br />
mit mindestens 3.000 Mitarbeitenden.<br />
2024 wurde die Grenze abgesenkt und<br />
gilt nun für Unternehmen mit mindestens<br />
1.000 Arbeitnehmern. <strong>Die</strong> neuen EU-Regelungen<br />
fordern trotz der Abschwächung in<br />
bestimmten Punkten mehr als das deutsche<br />
Lieferkettengesetz. Wie sieht das Institut<br />
der deutschen <strong>Wirtschaft</strong> das neue<br />
EU-Lieferkettengesetz? Prof. Dr. Galina Kolev-Schaefer,<br />
Professorin für Volkswirtschaftslehre<br />
an der Technischen Hochschule<br />
Köln und Senior Economist des Instituts<br />
der deutschen <strong>Wirtschaft</strong>, ordnet es aus ihrer<br />
Perspektive für uns ein.<br />
w: Wird das neu verabschiedete<br />
EU-Lieferkettengesetz mehr die<br />
Unternehmen belasten oder mehr zum<br />
Schutz der Menschenrechte beitragen? Wo<br />
wird es mehr Auswirkungen geben?<br />
Foto: J S – stock.adobe.com<br />
Prof. Dr. Kolev-Schaefer: Mit der neuen<br />
Lieferkettenrichtlinie verfolgt die Europäische<br />
Kommission das Ziel, Unternehmen zu<br />
mehr Achtung von Menschenrechten und<br />
Umweltschutz zu verpflichten. Aufgrund<br />
der hohen Umsetzungskosten ist jedoch<br />
davon auszugehen, dass europäische Unternehmen<br />
in der Zukunft Lieferanten aus<br />
Ländern mit intransparenten und schwierigen<br />
Produktionsbedingungen meiden – das<br />
sind vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer,<br />
in denen Millionen Arbeitsplätze<br />
an der europäischen Nachfrage hängen und<br />
deren Entwicklungschancen auf die Zusammenarbeit<br />
mit europäischen Unternehmen<br />
angewiesen sind. Das beobachten wir bereits<br />
im Zusammenhang mit der Umsetzung<br />
des deutschen Lieferkettengesetzes. Im letzten<br />
Jahr sind die deutschen Bekleidungsimporte<br />
aus Ländern wie Bangladesch oder<br />
Pakistan um mehr als ein Fünftel eingebrochen,<br />
während die Importe etwa aus Nordmazedonien,<br />
Marokko und Tunesien zunahmen.<br />
Zwar wird dadurch die Lieferkette in<br />
der deutschen Bekleidungsindustrie sicherlich<br />
nachhaltiger, doch die Nachteile sind<br />
gerade für die am wenigsten entwickelten<br />
Länder hoch. Für sie ist keine Verbesserung<br />
der Menschenrechte zu erwarten, wenn die<br />
Nachfrage aus Europa einbricht und sie<br />
stattdessen Kunden aus anderen Entwicklungs-<br />
und Schwellenländern wie China bedienen,<br />
die eine geringere Zahlungsbereitschaft<br />
mitbringen und seltener nach den<br />
Produktionsbedingungen fragen.<br />
w: Kleine Unternehmen<br />
unter 1.000 Mitarbeitern befürchten,<br />
auch in die Pflicht zur aufwendigen Dokumentation<br />
und Prüfung genommen<br />
zu werden, weil ihre Kunden ihnen als<br />
Zulieferer die Verantwortung übergeben<br />
könnten. Droht ein Wirrwarr der Verantwortlichkeiten?<br />
Ein Bürokratie-Dschungel<br />
und überproportionale Belastungen?<br />
Prof. Dr. Kolev-Schaefer: In der Tat. Zwar<br />
richtet sich die europäische Richtlinie<br />
ähnlich wie das deutsche Lieferkettengesetz<br />
an große Unternehmen. Doch die<br />
Praxis zeigt, dass es für die großen Unternehmen<br />
kaum möglich ist, den neuen Verpflichtungen<br />
nachzukommen, ohne dabei<br />
auf die Angaben ihrer kleineren Zulieferer<br />
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zurückzugreifen, die dann ihrerseits ebenfalls<br />
ihre Lieferkette überprüfen müssen.<br />
Eine vom Institut der deutschen <strong>Wirtschaft</strong><br />
durchgeführte Umfrage zeigt, dass etwa<br />
die Hälfte der deutschen Unternehmen direkt<br />
oder indirekt vom Gesetz betroffen ist.<br />
Auch 48 Prozent der Unternehmen mit bis<br />
zu 49 Mitarbeitern geben an, vom Gesetz<br />
betroffen zu sein.<br />
w: Wie wasserdicht ist<br />
das EU-Lieferkettengesetz? Könnte Korruption<br />
ein echtes Problem werden, wenn<br />
Missstände in Lieferketten versucht werden<br />
zu vertuschen?<br />
Prof. Dr. Kolev-Schaefer: <strong>Die</strong> Europäische<br />
Kommission rechnet mit einer Verbesserung<br />
der <strong>Stand</strong>ards zum Schutz der Menschenrechte<br />
und der Umwelt in Entwicklungsländern<br />
durch die Einführung der<br />
Richtlinie. Doch die heutigen Lieferketten<br />
sind hochkomplex und es ist kaum möglich,<br />
alle Lieferanten, Lieferanten der Lieferanten<br />
und auch ihre Lieferanten auf jeder<br />
Stufe der Entstehung von Vorprodukten<br />
zu überprüfen und zu überwachen. Es ist<br />
nicht auszuschließen, dass Angaben inkorrekt<br />
gemacht oder gar gefälscht werden.<br />
Gerade diese Risiken werden die Unternehmen<br />
versuchen zu umgehen, indem<br />
sie Länder mit hoher Korruptionsgefahr<br />
meiden.<br />
w: Inwieweit bringt ein<br />
EU-Lieferkettengesetz eine echte Wende<br />
in puncto Menschenrechte? Auch global<br />
gesehen?<br />
Prof. Dr. Kolev-Schaefer: Einige Hersteller<br />
in Entwicklungsländern werden sicherlich<br />
Anzeige ihre <strong>Wirtschaft</strong>.ai Produktionsstandards 1 15.01.2024 12:00:54 anpassen,<br />
um die Vorgaben des Gesetzes erfüllen zu<br />
können. Doch sie haben auch alternative<br />
Kunden und es ist bereits heute so, dass<br />
das Engagement Chinas in Ländern wie<br />
Bangladesch etwa gemessen am jährlichen<br />
Investitionsvolumen um ein Vielfaches<br />
dies von Deutschland übersteigt. Somit findet<br />
bereits heute eine Verschiebung der Anforderungen<br />
an die Produktionsstandards<br />
in Sachen Schutz der Menschenrechte und<br />
der Umwelt statt und die Einführung der<br />
neuen EU-Richtlinie dürfte diesen Prozess<br />
weiter beschleunigen. Wenn sich europäische<br />
Unternehmen mit vergleichsweise<br />
hohen <strong>Stand</strong>ards in großer Zahl aus den<br />
besonders problematischen Ländern zurückziehen,<br />
ist das eher keine gute Nachricht<br />
für den Schutz der Menschenrechte.<br />
w: Wie wird der Endverbraucher<br />
in Deutschland von dem neuen<br />
EU-Lieferkettengesetz profitieren?<br />
Prof. Dr. Kolev-Schaefer: Eines der Ziele<br />
der Europäischen Kommission ist es, durch<br />
die Einführung der neuen Richtlinie dafür<br />
zu sorgen, dass das Verbrauchervertrauen<br />
in die Nachhaltigkeit der internationalen<br />
Lieferketten steigt. Durch präventives Monitoring<br />
sollen die Unternehmen den Verbrauchern<br />
versichern, dass die Entstehung<br />
der gekauften Konsumgüter nach hohen<br />
<strong>Stand</strong>ards zum Schutz von Menschenrechten<br />
und der Umwelt erfolgt. Da die Unternehmen<br />
in der Breite davon betroffen sind<br />
und die Umsetzung der Richtlinie mit Kosten<br />
verbunden ist, werden jedoch auch die<br />
Produktpreise steigen. Und sicherlich wird<br />
nicht jeder Verbraucher und jede Verbraucherin<br />
der Einführung der Richtlinie zustimmen,<br />
wenn er oder sie die mit der Umsetzung<br />
verbundenen Herausforderungen<br />
für die Entwicklungsländer kennt.<br />
w: Welche Wünsche an<br />
ein EU-Lieferkettengesetz hätte das IW<br />
noch gehabt?<br />
Prof. Dr. Kolev-Schaefer: Damit die unerwünschten<br />
Nebeneffekte eingeschränkt<br />
werden, ist es entscheidend, die Unternehmen<br />
bei der Umsetzung der neuen Richtlinie<br />
zu unterstützen und auch durch Informationen<br />
und Kapazitätsaufbau die<br />
Entwicklungsländer darauf vorzubereiten.<br />
Das könnte etwa durch vereinfachte<br />
Fragebögen oder Zertifizierungen von verlässlichen<br />
Lieferanten erfolgen. Noch hilfreicher<br />
wäre jedoch, die Einführung der<br />
Richtlinie aufzuschieben, um aus der Erfahrung<br />
in Deutschland und anderen Ländern<br />
mit nationalen Lieferkettengesetzen<br />
zu lernen, die Ausgestaltung der Richtlinie<br />
zu verschlanken und Best Practices zu entwickeln,<br />
bevor die gesamte EU-<strong>Wirtschaft</strong><br />
davon betroffen ist. W<br />
Karoline Sielski<br />
Prof. Dr. Galina Kolev-Schaefer, Professorin für<br />
Volkswirtschaftslehre an der Technischen Hochschule<br />
Köln und Senior Economist des Instituts<br />
der deutschen <strong>Wirtschaft</strong><br />
Foto: IW
| Geld & Geschäft | Sonderthema Recht & Steuern<br />
CANNABIS IM BETRIEB<br />
UNERWÜNSCHT<br />
Arbeitsrechtliche Implikationen im Zusammenhang mit der Teillegalisierung von Cannabis<br />
Foto: 24K-Production – stock.adobe.com<br />
ein solches Verbot das mitbestimmungspflichtige<br />
Ordnungsverhalten im Betrieb<br />
betrifft, zugleich eine Regelung zur Verhütung<br />
von Arbeitsunfällen darstellt und<br />
dem Gesundheitsschutz dient. Eine solche<br />
Null-Toleranz-Grenze kann mithilfe einer<br />
Einigungsstelle durchsetzbar sein.<br />
<strong>Die</strong> Betriebsparteien können regeln, dass<br />
Arbeitnehmer nicht unter Einfluss von<br />
Cannabis zur Arbeit erscheinen dürfen und<br />
dass kein Cannabis auf dem Betriebsgelände<br />
konsumiert wird. Für die private Nutzung<br />
von <strong>Die</strong>nstwagen sollte ebenfalls eine<br />
Null-Toleranz-Regelung getroffen werden.<br />
Wenn in Ihrem Hause bereits eine Betriebsvereinbarung<br />
besteht, die beispielsweise<br />
den (illegalen) Drogenkonsum untersagt,<br />
sollten Sie als Arbeitgeber prüfen, ob diese<br />
auch Cannabis nach der Teillegalisierung<br />
noch umfasst. Hier sollte das Augenmerk<br />
darauf gelegt werden, dass nicht nur Alkohol<br />
und „illegale Drogen“ in der Betriebsvereinbarung<br />
genannt werden, da dies<br />
sonst in einem Kündigungsrechtsstreit zu<br />
Problemen führen könnte.<br />
Für eine (Neu-)Regelung ist zu empfehlen,<br />
dass Arbeitgeber initiativ auf den Betriebsrat<br />
zugehen und eine entsprechende Regelung<br />
fordern und auch gleich vorschlagen.<br />
So können Arbeitgeber sämtlichen Anforderungen<br />
hinsichtlich des betrieblichen<br />
Unfallschutzes und ihrer Fürsorgepflicht<br />
nachkommen.<br />
Cannabiskonsum<br />
und Arbeitsschutz<br />
"Kiffen" ist im Betrieb im Normalfall nicht erwünscht und soll untersagt werden<br />
Begleitet von großem medialem Aufsehen verabschiedete der Gesetzgeber am 1. April<br />
2024 nach 95-jähriger Prohibition das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis zu<br />
nicht medizinischen Zwecken. <strong>Die</strong>s wirft eine Vielzahl von arbeitsrechtlichen Konsequenzen<br />
auf, die Arbeitgeber nunmehr zu beachten haben. Auf mögliche Fallstricke<br />
soll im Folgenden eingegangen werden.<br />
Betriebsvereinbarungen<br />
zur Regelung von<br />
Cannabiskonsum<br />
Ähnlich wie bei einem Alkoholverbot ist<br />
der Konsum von Cannabis im Betrieb unerwünscht<br />
und soll (wohl in den meisten<br />
Fällen ausnahmslos) untersagt werden.<br />
<strong>Die</strong> Betriebsparteien müssen hierbei entscheiden,<br />
ob und in welchem Umfang sie<br />
den Konsum von Cannabisprodukten verbieten<br />
können und ob der Betriebsrat ein<br />
Mitbestimmungsrecht für ein Cannabisverbot<br />
hat. Wir gehen davon aus, dass wohl<br />
mit guten Argumenten die Rechtsprechung<br />
zum Alkoholverbot auf ein Cannabisverbot<br />
übertragbar ist.<br />
Danach unterliegt eine Null-Toleranz-Grenze<br />
für Cannabis am Arbeitsplatz dem Mitbestimmungsrecht<br />
des Betriebsrats, da<br />
Das Cannabisgesetz enthält lediglich zwei<br />
Vorschriften bezüglich des Arbeitsschutzes,<br />
während seitens der Unfallversicherungsträger<br />
erlassene Regelungen (DGUV<br />
Vorschrift 1 und DGUV Regel 100-001) die<br />
wesentlichen arbeitsschutzrechtlichen Regelungen<br />
enthalten.<br />
Art. 9 CanG regelt, dass Personen, die nach<br />
dem KCanG (Konsumcannabisgesetz) oder<br />
dem MedCanG (Medizinalcannabisgesetz)<br />
verurteilt wurden, Jugendliche nicht ausbilden<br />
dürfen. Art. 10 CanG regelt außerdem,<br />
dass der Nichtraucherschutz in Arbeitsstätten<br />
nicht nur in Bezug auf Tabak,<br />
sondern auch in Bezug auf Cannabisprodukte<br />
(und ebenfalls bezüglich der neuen<br />
E-Zigaretten) gilt.<br />
Arbeitgeber müssen demnach darauf achten,<br />
dass Arbeitnehmer keine Tätigkeiten<br />
ausführen, für die sie aufgrund von Cannabiskonsum<br />
nicht befähigt sind, und sich<br />
auch nicht durch Drogenkonsum in einen<br />
gefährdenden Zustand versetzen.<br />
Der Arbeitgeber kann insoweit ein Beschäftigungsverbot<br />
aussprechen, wenn<br />
konkrete Anhaltspunkte (z. B. Ausfallerscheinungen)<br />
vorliegen, dass ein Arbeitnehmer<br />
nicht in der Lage ist, die ihm zugewiesenen<br />
Tätigkeiten ohne Gefahr für sich<br />
und andere auszuführen. Hierbei hilft dem<br />
Arbeitgeber die Vermutung, dass der Konsum<br />
von Alkohol, Drogen oder anderen berauschenden<br />
Mitteln in der Regel eine Gefährdung<br />
darstellt.<br />
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„Kiffen“ während<br />
der Raucherpause:<br />
Abmahnung oder<br />
Kündigung?<br />
Der Arbeitnehmer darf sich in keinen Zustand<br />
versetzen, in dem es ihm nicht möglich<br />
ist, seine Arbeitsleistung ordnungsgemäß<br />
zu erbringen. Ein Konsum (sogar auch<br />
im privaten Bereich) kann arbeitsrechtliche<br />
Konsequenzen haben, soweit die aus<br />
dem Konsum folgenden Ausfallerscheinungen<br />
während der Arbeitszeit eintreten<br />
oder noch andauern. Wenn der Arbeitnehmer<br />
wegen des Konsums unentschuldigt<br />
fehlt und/oder nicht in der Lage ist, seine<br />
Arbeitsleistung zu erbringen beziehungsweise<br />
dies nicht ohne Gefährdung anderer<br />
Personen oder Rechtsgüter tun kann,<br />
so kann der Lohn einbehalten werden. Es<br />
kann zudem eine Abmahnung (ggf. sogar<br />
in Gefährdungsfällen eine (außerordentliche)<br />
Kündigung) ausgesprochen werden.<br />
Eine sofortige fristlose Kündigung kann<br />
allerdings nur dann in Betracht kommen,<br />
wenn dem Arbeitgeber die Fortsetzung des<br />
Arbeitsverhältnisses im Hinblick auf die<br />
Schwere des Vertragsverstoßes ausnahmsweise<br />
nicht mehr zumutbar ist. Grundsätzlich<br />
besteht bei Nichtbeweisbarkeit des<br />
Konsums/der Ausfallerscheinungen auch<br />
die Möglichkeit der Verdachtskündigung.<br />
<strong>Die</strong>se ist allerdings nur dann gerechtfertigt,<br />
wenn bereits der Verdacht des Verstoßes<br />
die Zusammenarbeit mit dem betroffenen<br />
Mitarbeiter unzumutbar erscheinen<br />
lässt. Hieran stellt die Rechtsprechung<br />
sehr hohe Anforderungen.<br />
Besonders ist zu beachten, dass bei einem<br />
drogenabhängigen Mitarbeiter „lediglich“<br />
eine Kündigung nach den Grundsätzen<br />
der krankheitsbedingten Kündigung in Betracht<br />
kommt. Hierbei ist an die ordnungsgemäße<br />
Durchführung eines betrieblichen<br />
Eingliederungsmanagements zu denken.<br />
Eine Abmahnung hilft nicht, weil der drogenkranke<br />
Mitarbeiter gerade krankheitsbedingt<br />
seinen Konsum nicht steuern<br />
kann.<br />
Mit einem expliziten, deutlichen und umfassend<br />
geregelten Verbot (z. B. auch für<br />
den Konsum auf Firmenveranstaltungen)<br />
von Cannabis kann ein Verstoß in der Praxis<br />
leichter nachgewiesen werden als der<br />
Verstoß gegen ein relatives Verbot, das nur<br />
beinhaltet, dass ein Arbeitnehmer sich<br />
nicht in einen Zustand versetzen darf, in<br />
dem er seine Arbeitsleistung nicht mehr<br />
ordnungsgemäß erbringen kann. Daher ist<br />
ein solches grundsätzlich zu empfehlen.<br />
Privater Cannabiskonsum<br />
und Drogentests<br />
am Arbeitsplatz<br />
Der Arbeitgeber hat grundsätzlich keinen<br />
Einfluss auf den privaten Konsum von<br />
Cannabiskonsumenten und kann auch<br />
praktisch nicht immer feststellen, ob ein<br />
Arbeitnehmer noch in einem Drogenrauschzustand<br />
ist.<br />
Im Gegensatz zu Alkohol gibt es keinen direkten<br />
Zusammenhang zwischen der Dosierung<br />
von THC und den daraus resultierenden<br />
Ausfallerscheinungen. <strong>Die</strong> einzige<br />
Möglichkeit für Arbeitgeber besteht darin,<br />
ihre Mitarbeiter für den möglichen Entfall<br />
des Unfallversicherungsschutzes infolge<br />
des Cannabiskonsums im privaten Bereich<br />
zu sensibilisieren und auf Ausfallerscheinungen<br />
zu achten, wie es bei Alkohol oder<br />
legalen Medikamenten der Fall ist.<br />
Ein Drogentest ist nur in Ausnahmefällen<br />
möglich und sollte nicht automatisch<br />
durchgeführt werden, da das Persönlichkeitsrecht<br />
des Arbeitnehmers zumeist entgegensteht.<br />
Verdachtsunabhängige Kontrollen<br />
sind in der Regel also nicht zulässig,<br />
wenn sie nicht zuvor mit dem Arbeitnehmer<br />
oder dem Betriebsrat vereinbart wurden.<br />
Auch bei begründetem Verdacht kann<br />
der Arbeitgeber den Arbeitnehmer zwar<br />
zur Kontrolle auffordern, er kann ihn jedoch<br />
nicht zu einer Teilnahme zwingen,<br />
insbesondere nicht zu einer Blutentnahme.<br />
Incentivierung<br />
des Unterlassens<br />
von Cannabiskonsum<br />
Als Möglichkeit des Arbeitgebers, den<br />
Konsum der Arbeitnehmer zu unterbinden,<br />
ohne hierbei in die Privatsphäre des<br />
Arbeitnehmers einzugreifen, kommt die<br />
Foto: Jörg Modrow/laif<br />
Zahlung einer Prämie in Betracht. <strong>Die</strong>se<br />
könnte dann ausbezahlt werden, wenn Arbeitnehmer<br />
innerhalb eines bestimmten<br />
Zeitraums nachweisen können, dass sie<br />
kein Cannabis konsumiert haben. Hier ist<br />
zu bedenken, dass dies aber möglicherweise<br />
diskriminierend für Arbeitnehmer sein<br />
kann, die auf medizinischen Cannabis angewiesen<br />
sind. Hier ist also auf eine diskriminierungsfreie<br />
Ausgestaltung zu achten.<br />
Reichweite der<br />
Fürsorgepflicht<br />
des Arbeitgebers<br />
<strong>Die</strong> Fürsorgepflicht des Arbeitgebers verlangt,<br />
dass der Arbeitgeber die Sicherheit<br />
und das Wohlbefinden des Arbeitnehmers<br />
am Arbeitsplatz sicherstellt. Bei Cannabiskonsum<br />
durch Arbeitnehmer gilt insbesondere,<br />
dass der Arbeitgeber verpflichtet ist,<br />
geeignete Maßnahmen zum Schutz des betroffenen<br />
Arbeitnehmers und anderer Arbeitnehmer<br />
zu ergreifen, wenn er erkennt,<br />
dass das Verhalten unter dem Einfluss von<br />
Cannabis eine Gefahr darstellt. Gegebenenfalls<br />
muss er auch den sicheren Weg<br />
nach Hause nach der Betriebsfeier sicherstellen.<br />
Wenn Minderjährige involviert<br />
sind, ist besondere Vorsicht geboten, da<br />
das Cannabisgesetz den Konsum von Cannabis<br />
in der Anwesenheit von Minderjährigen<br />
verbietet.<br />
<strong>Die</strong> Teillegalisierung bringt viele alte<br />
Probleme in neuem Gewand mit sich. In<br />
vielen Fällen können aber die bisherigen<br />
Problemlösungsansätze in Bezug auf den<br />
Umgang mit Alkohol auch auf den Umgang<br />
mit Cannabis angewandt werden.<br />
Inwieweit dieses Thema Arbeitgeber zukünftig<br />
noch beschäftigen wird, bleibt abzuwarten.<br />
W<br />
Gastautoren: Dr. Eva Rütz, LL.M., Rechtsanwältin, Partnerin, Barbara Enderle, LL.M.,<br />
Rechtsanwältin, Associate, beide Employment, Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />
Foto: PicturePeople GmbH<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 25
| Leben & Wissen<br />
IT ALS CHANCE<br />
UND INSPIRATION<br />
In vielen Unternehmen wird IT immer noch als „notwendiges Übel“ betrachtet<br />
<strong>Die</strong> Köpfe hinter Smartworx: Geschäftsführer Simon Brewig und Simon Rocholl<br />
Eine solide, sichere und skalierbare IT-Infrastruktur ist für den Unternehmenserfolg<br />
entscheidend, wird aber häufig noch sehr vernachlässigt. Simon Brewig, Geschäftsführer<br />
des IT-Systemhauses smartworx mit Sitz in Overath, sprach mit DIEWIRT-<br />
SCHAFT über die Notwendigkeit, eine zuverlässige, aktuelle und vor allem sichere<br />
IT-Infrastruktur zu schaffen, und darüber, wie er die Unternehmen dabei unterstützen<br />
kann.<br />
w: Seit beinahe 20 Jahren<br />
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w: Zwei Jahrzehnte sind<br />
in diesem Metier eine lange Zeit, wie hat<br />
sich Ihr Unternehmen über die Jahre entwickelt?<br />
Simon Brewig: Als ich mit meinem Geschäftspartner<br />
Simon Rocholl vor 20 Jahren<br />
startete, konnten wir nur ahnen, wie<br />
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Foto: smartworx / Tanja Ciccotto-Boersch<br />
w: Für welche Firmen eignet<br />
sich vorzugsweise Ihr Know-how?<br />
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w: Was ist Ihr Konzept für<br />
ein gutes Betriebsklima?<br />
Simon Brewig: Unser Team profitiert von einer<br />
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w: Wo sehen Sie die größten<br />
Defizite bei den Mittelstandsfirmen?<br />
26 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
Simon Brewig: IT wird in vielen Unternehmen<br />
immer noch als „notwendiges Übel“<br />
betrachtet. Gut laufende Systeme sind heute<br />
die Grundlage für neue Technologien,<br />
Automatisierungen bis hin zu sogenannter<br />
künstlicher Intelligenz. Eine solide, sichere<br />
und skalierbare Infrastruktur ist entscheidend.<br />
Unternehmen sind oft falsch beraten<br />
und fürchten monatliche Kosten, ohne die<br />
Vorteile zu erkennen.<br />
Wir wissen, dass die Medien mit vielen<br />
Schlagwörtern und Trends um sich werfen,<br />
die viele Menschen überwältigen und<br />
verängstigen. Vor allem, in welcher Reihenfolge<br />
sie diese anpacken sollen. Für viele<br />
scheint eine Systemaktualisierung kein<br />
dringendes Anliegen zu sein. Doch dann<br />
wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sie gehackt<br />
werden.<br />
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w: Sind Ihrer Meinung<br />
nach denn Firmen absolut gut aufgestellt,<br />
was die Sicherheit ihrer IT anbelangt? Wo<br />
sehen Sie noch Defizite?<br />
Simon Brewig: Nein. Entschuldigung – das<br />
war etwas grob. Es gibt schon einige Firmen,<br />
die das recht gut hinbekommen, aber in vielen<br />
Bereichen ändert sich so viel, das kann<br />
kein „Einzelkämpfer“ oder eine Ein-Person-IT-Abteilung<br />
mehr seriös leisten. Oft<br />
gibt es keine definierten <strong>Stand</strong>ards – denn<br />
gut gemeint ist oft nicht gut gemacht. Wir<br />
sind hier immer auf dem neuesten <strong>Stand</strong>,<br />
überprüfen täglich und befolgen <strong>Stand</strong>ards.<br />
w: Mit welchen Herausforderungen<br />
ist im IT-Bereich in Zukunft<br />
zu rechnen?<br />
Simon Brewig: Ich glaubte einmal, dass<br />
IT-<strong>Die</strong>nstleistungen bald überflüssig würden,<br />
da Software sich selbst aktualisiert<br />
und weiterentwickelt. Stattdessen wird<br />
es immer komplizierter, spannender und<br />
manchmal beängstigend. <strong>Die</strong> Herausforderung:<br />
IT als Chance und Inspiration für<br />
neue Geschäftsideen zu sehen, nicht als<br />
Problem. Das fordert sowohl Menschen als<br />
auch Maschinen heraus.<br />
Als Nerd finde ich diese Herausforderung<br />
spannend, interessant und abwechslungsreich.<br />
Werden Sie also auch<br />
ein bisschen Nerd und passen sich<br />
an eine Welt an, die sich ständig ändert.<br />
Ich zeige Ihnen gerne meinen Weg.<br />
w: Das Wort Cybersecurity<br />
ist ein Schlagwort, das viele<br />
elektrisiert, aber entspricht oft nicht der<br />
eigenen Handlungsweise im eigenen Unternehmen.<br />
Wie sind Ihr Ansatz und Ihre<br />
Performance?<br />
Simon Brewig: Als Systemhaus wissen wir,<br />
dass wir ein begehrtes Ziel für Hacker sein<br />
können. Unsere Sicherheitsexperten stellen<br />
uns jede Woche neue Herausforderungen,<br />
die wir umsetzen. Das ist anspruchsvoll.<br />
Aber der Schutz unserer Daten hat die<br />
höchste und oberste Priorität. Jeder, der<br />
fremde Daten verwaltet, sollte aus meiner<br />
Sicht diesen Anspruch haben.<br />
w: Sie sind Arbeitgeber<br />
von 40 überwiegend jungen und, wie man<br />
hört, sehr engagierten Menschen, Fachkräfte,<br />
die Sie selbst überwiegend ausgebildet<br />
haben. Was ist Ihr Konzept für eine<br />
zufriedene Mannschaft?<br />
Simon Brewig: Meine Devise: Ich will wissen,<br />
wonach ein Mitarbeiter strebt – und ob<br />
er zu träumen wagt, sich seinen Herzenswunsch<br />
zu erfüllen. Ich möchte mit Menschen<br />
arbeiten, die IT verstehen wollen<br />
und nicht als reinen Beruf verstehen.<br />
Um als Unternehmer erfolgreich zu sein,<br />
muss man flexibel sein, Risiken eingehen<br />
und aus Fehlern lernen. Wir sind zum Glück<br />
keine Politiker. Wir pflegen eine Kultur, in<br />
der Fehler akzeptiert und behoben werden.<br />
Das ist unsere tägliche Aufgabe. Das gilt<br />
auch für unsere persönliche Entwicklung.<br />
w: Was würden Sie generell<br />
den Firmen im Mittelstand raten,<br />
was Pflege, Betreuung und Aufbau einer<br />
adäquaten IT anbelangt?<br />
Simon Brewig: Unternehmer sollten die<br />
Aktualisierung aller lokalen Systeme als<br />
wichtig erachten. Wir stellen sicher, dass<br />
Server, Clients und Peripherie regelmäßig<br />
monatlich überprüft, überwacht und<br />
mit Software für Patchmanagement aktualisiert<br />
werden. Das erledigen wir nicht<br />
mehr manuell oder vor Ort, sondern automatisch.<br />
Das ist ein großer Fortschritt,<br />
denn als wir anfingen, mussten wir für jede<br />
Aktion ins Auto steigen.<br />
Auch Cloudsysteme erfordern von Inhabern<br />
einen sorgsamen Umgang. Sie müssen<br />
stets darauf achten, wie der Anbieter<br />
mit den Daten umgeht, und regelmäßige<br />
Back-ups machen. Denn – so ist es: Der<br />
Unternehmer trägt die Verantwortung,<br />
wenn Daten in der Cloud verloren gehen.<br />
Cloudsysteme haben zwar ihre Vorteile,<br />
aber wie bei einer guten Ehe gilt auch<br />
hier: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet,<br />
ob sich nicht was Bess'res findet.“ Keine<br />
Sorge – wir geben hier einen Überblick. W<br />
Simon Brewig<br />
Eugen Weis<br />
Foto: smartworx / Tanja Ciccotto-Boersch<br />
Foto: smartworx / Tanja Ciccotto-Boersch<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 27
| Leben & Wissen<br />
VON OFFLINE ZU ONLINE<br />
UND WIEDER ZURÜCK<br />
Wie Unternehmen den Wandel zu hybridem Social Selling meistern<br />
Weiterentwicklung der Social Selling Strategie zu einem hybriden Verkaufsansatz<br />
In einer Zeit, in der das tägliche Leben zunehmend hybrider wird, stehen Unternehmen<br />
vor der Herausforderung, ihre Vertriebsstrategien ständig anzupassen.<br />
<strong>Die</strong> digitale Transformation ist weit mehr als nur ein Schlagwort, sie ist zu einer Lebensweise<br />
geworden, die Arbeit, Freizeit und Einkaufen umfasst. In diesem Artikel<br />
wird erörtert, wie sich auch das Social Selling weiterentwickelt hin zu einem hybriden<br />
Verkaufsansatz.<br />
Digitale Transformation –<br />
Hybrid ist das neue Normal<br />
Im heutigen Leben und damit auch in der<br />
Geschäftswelt ist die digitale Transformation<br />
eine gelebte Realität, die sowohl das<br />
Online- als auch das Offline-Umfeld betrifft.<br />
Seit der Einführung bahnbrechender<br />
Technologien wie dem iPod und dem iPhone<br />
hat sich unsere Interaktion mit der digitalen<br />
Welt tiefgreifend verändert. <strong>Die</strong>se<br />
Geräte haben nicht nur den „digital lifestyle“<br />
geprägt, sondern auch den Weg für<br />
eine Ära geebnet, in der die Grenzen zwischen<br />
digitalen und realen Erfahrungen<br />
verschwimmen. Das Digitale wurde immer<br />
mehr Bestandteil des analogen Lebens –<br />
hin zu einer Ära des hybriden „design your<br />
life“. Also rückt der Mensch, vielmehr der<br />
Kunde, ins Zentrum und gleichzeitig werden<br />
die Möglichkeiten digitaler Technologien<br />
immer vielfältiger.<br />
Unternehmen stehen nun vor der Herausforderung,<br />
ihre Strategien so anzupassen,<br />
dass sie in dieser hybriden Realität bestehen<br />
können. Das Konzept der „Digitalität“,<br />
das eine vollständige Integration von digitalen<br />
und analogen Elementen umfasst,<br />
wird immer mehr zur Norm. <strong>Die</strong> Kunst liegt<br />
darin, hybride Strategien zu entwickeln,<br />
in denen der Kunde nahtlos zwischen Online-Suche<br />
und Offline-Kauf wechseln<br />
kann. <strong>Die</strong>s schafft eine tiefere Verbindung<br />
zum Produkt und zur Marke.<br />
<strong>Die</strong>ser Ansatz erfordert ein Umdenken in<br />
der Art und Weise, wie Unternehmen ihre<br />
Vertriebs- und Marketingstrategien gestalten.<br />
Es geht nicht mehr nur darum, digitale<br />
Tools einzusetzen, sondern diese so zu<br />
integrieren, dass sie eine Erweiterung der<br />
physischen Erfahrung darstellen und umgekehrt.<br />
Eine solche Strategie ermöglicht<br />
es, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren<br />
und den Kunden ein kohärentes<br />
Einkaufserlebnis zu bieten, das sowohl online<br />
als auch offline überzeugt.<br />
Foto: ra2 studio – stock.adobe.com<br />
Gesunde digitale<br />
Transformation:<br />
Kunde im Fokus<br />
<strong>Die</strong> Herausforderung für Unternehmen besteht<br />
darin, Technologien so einzusetzen,<br />
dass sie das menschliche Erlebnis nicht<br />
nur ergänzen, sondern bereichern. So wird<br />
ein nahtloses, stressfreies und damit gesundes<br />
Kundenerlebnis gewährleistet.<br />
In der Praxis sind Verbraucher heute oft einer<br />
Überflutung durch digitale Reize ausgesetzt,<br />
was zu Verwirrung und Stress führen<br />
kann. Unternehmen sind gefordert,<br />
ihre digitalen Angebote so zu gestalten,<br />
dass sie klar, einfach und vor allem benutzerfreundlich<br />
sind. <strong>Die</strong>s schließt ein, dass<br />
digitale Tools und Plattformen intuitiv bedienbar<br />
sind und die individuellen Bedürfnisse<br />
der Nutzer berücksichtigen. Es geht<br />
nicht nur um die Effizienz, sondern auch<br />
um die emotionale Ansprache der Kunden,<br />
die durch personalisierte Erfahrungen und<br />
relevante Inhalte erreicht wird.<br />
<strong>Die</strong> hybride Verknüpfung von Online- und<br />
Offline-Kanälen ermöglicht es, dass Kunden<br />
je nach Präferenz nahtlos zwischen<br />
beiden Welten wechseln können. Hierbei<br />
spielen die richtige Auswahl und der effiziente<br />
Einsatz digitaler Werkzeuge eine<br />
entscheidende Rolle, um Ressourcen nicht<br />
unnötig zu verschwenden und die Kundenzufriedenheit<br />
zu erhöhen.<br />
Das Ziel einer gesunden digitalen Transformation<br />
sollte es sein, digitale Strategien<br />
kontinuierlich anzupassen und den Menschen<br />
dabei nicht aus den Augen zu verlieren.<br />
So können Unternehmen nicht nur ihre<br />
Wettbewerbsfähigkeit sichern, sondern<br />
auch eine nachhaltige Beziehung zu ihren<br />
Kunden aufbauen.<br />
Hybrides Social Selling<br />
Wie sehr sich technische Rahmenbedingungen<br />
auch verändert haben, die Grundlagen<br />
des menschlichen Handelns und seiner<br />
Bedürfnisse, egal ob im privaten oder<br />
im beruflichen Kontext, haben sich nicht<br />
verändert: Der Mensch liebt Erlebnisse und<br />
Geschichten. Hierfür sind die Begriffe „Con-<br />
28 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
Hybrides Social Selling verbindet digitale und physische Verkaufswelten<br />
tent“, „Storytelling“ und „Customer Journey“<br />
von zentraler Bedeutung.<br />
Gerade das Social Selling (egal ob B2C oder<br />
B2B) ist hierfür besonders wichtig. Doch<br />
rein auf Online ausgerichtete Verkaufsaktivitäten<br />
in Social Media sind in Zeiten hybriden<br />
Lebens nicht mehr ausreichend.<br />
Hybrides Social Selling hingegen repräsentiert<br />
eine moderne Verkaufsstrategie, welche<br />
die Grenzen zwischen digitalen und<br />
physischen Verkaufswelten verschwimmen<br />
lässt. Der Ansatz des hybriden Social Sellings<br />
kombiniert die Vorteile beider Welten,<br />
indem er die Reichweite und Effizienz digitaler<br />
Plattformen mit der persönlichen Note<br />
traditioneller Verkaufserlebnisse verbindet.<br />
In diesem Konzept spielen die drei Prinzipien<br />
des gesunden hybriden Marketings individuell,<br />
vernetzt und ästhetisch eine zentrale<br />
Rolle.<br />
→ INDIVIDUELL: Im Rahmen des hybriden<br />
Social Sellings steht die individuelle<br />
Ansprache des Kunden im Vordergrund.<br />
Der Inhalt – sei es ein Produkt, eine<br />
<strong>Die</strong>nstleistung oder eine Marketingbotschaft<br />
– wird speziell auf die Bedürfnisse<br />
und Interessen des Einzelnen<br />
zugeschnitten. <strong>Die</strong>se Personalisierung<br />
ist entscheidend, um mit den Kunden<br />
auf einer persönlicheren Ebene zu kommunizieren,<br />
Zielgruppen effektiver zu<br />
erreichen und eine stärkere Bindung<br />
aufzubauen.<br />
Ein Beispiel hierfür ist ein Modehändler,<br />
der seinen Kunden ermöglicht, Kleidung<br />
online anzusehen und zu reservieren,<br />
um sie dann in lokalen Geschäften anzuprobieren<br />
– wahlweise mit persönlichem<br />
Termin. Der Kunde hat die<br />
Möglichkeit, zu seiner Zeit die Produkte<br />
auszuwählen, die ihm oder ihr persönlich<br />
wichtig sind, und erhält beim Besuch<br />
der Offline-POS ein individuelles<br />
Angebot.<br />
Foto: ChayTee – stock.adobe.com<br />
→ VERNETZT: <strong>Die</strong> Vernetzung spielt im<br />
hybriden Social Selling eine doppelte<br />
Rolle. Zum einen bedeutet sie die<br />
Schaffung eines Netzwerks zwischen<br />
Menschen – sowohl zwischen dem Unternehmen<br />
und seinen Kunden als auch<br />
zwischen den Kunden untereinander.<br />
<strong>Die</strong>s fördert eine Gemeinschaftsumgebung,<br />
in der Informationen und Meinungen<br />
frei zirkulieren, was wiederum das<br />
Engagement und die Kundenloyalität<br />
erhöht. Zum anderen bezieht sich Vernetzung<br />
auf die Integration verschiedener<br />
Medien und Technologien, die eine<br />
kohärente Markenkommunikation über<br />
digitale und physische Kanäle hinweg<br />
ermöglicht. <strong>Die</strong>ser crossmediale Ansatz<br />
sorgt dafür, dass die Markenbotschaft<br />
nahtlos und konsistent vermittelt wird,<br />
unabhängig davon, auf welchem Kanal<br />
der Kunde sich befindet.<br />
Der Modehändler kombiniert Webshop<br />
und klassisches Online- wie Offline-Content-Marketing<br />
mit Community Building<br />
via Instagram und YouTube. Gleichzeitig<br />
eröffnet die Online-Buchung persönlicher<br />
Beratungstermine im Ladengeschäft<br />
vor Ort eine engere Kundenbetreuung.<br />
→ ÄSTHETISCH: <strong>Die</strong> ästhetische Gestaltung<br />
des Contents ist im hybriden Social<br />
Selling nicht zu unterschätzen. Eine ansprechende,<br />
klar strukturierte und ästhetische<br />
Darstellung der Inhalte spielt<br />
eine entscheidende Rolle, um die Aufmerksamkeit<br />
der Kunden zu gewinnen<br />
und zu halten. <strong>Die</strong>s umfasst nicht nur<br />
visuelles Design, sondern auch die Benutzerfreundlichkeit<br />
der digitalen und<br />
physischen Interaktionselemente. <strong>Die</strong>s<br />
fördert das Wohlbefinden der Kunden.<br />
Das Design von Webshop und Ladenlokal<br />
des Modehändlers sind perfekt<br />
aufeinander abgestimmt – beide überzeugen<br />
durch eine klare, kohärente und<br />
zielgruppengerechte Design-Struktur.<br />
Durch die Einführung dieser drei Schlüsselprinzipien<br />
kann hybrides Social Selling<br />
eine umfassende und kundenzentrierte Erfahrung<br />
bieten, die sowohl online als auch<br />
offline resoniert. <strong>Die</strong>s ermöglicht es Unternehmen,<br />
nicht nur ihre Verkaufszahlen zu<br />
steigern, sondern auch eine dauerhafte und<br />
wertvolle Beziehung zu ihren Kunden aufzubauen.<br />
Fazit<br />
Unternehmen, die den Übergang zu einem<br />
hybriden Social Selling erfolgreich meistern,<br />
verstehen es, digitale Tools gezielt einzusetzen,<br />
um die Kundenansprache zu personalisieren<br />
und gleichzeitig persönliche<br />
Kundenbeziehungen zu pflegen.<br />
Letztendlich zeigt die Praxis, dass hybrides<br />
Social Selling nicht nur eine Frage der<br />
Technologie, sondern auch der Unternehmenskultur<br />
ist. Unternehmen, die eine Kultur<br />
der Offenheit und Anpassungsfähigkeit<br />
pflegen, sind eher in der Lage, die vielfältigen<br />
Möglichkeiten des hybriden Social<br />
Sellings zu nutzen. Es geht darum, traditionelle<br />
Vertriebs- und Marketingansätze mit<br />
innovativen digitalen Strategien zu kombinieren,<br />
um ein umfassendes und kundenzentriertes<br />
Erlebnis zu schaffen – Tradition<br />
und Innovation gemeinsam in einer hybriden<br />
Welt. W<br />
Gastautor: Dr. André Schier,<br />
Bildungsreferent und Trainer,<br />
DIM Deutsches Institut für Marketing GmbH<br />
Foto: Michaela Wohlleber | Wohlleber Fotografi<br />
i e<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 29
| Leben & Wissen<br />
POLISMOBILITY 2024<br />
Messe, Konferenz und Camp<br />
Impression von der polisMOBILITY 2023<br />
Foto: Koelnmesse GmbH, Thomas Klerx<br />
Alles rund um Mobilität und urbanes Leben erfährt man auf der PolisMobility Expo<br />
und Conference, die erneut in den Kölner Messehallen stattfindet, dieses Jahr vom<br />
22. bis zum 23. Mai.<br />
Hier werden Produkte vorgestellt, innovative<br />
und nachhaltige Mobilitätslösungen besprochen<br />
und Dialoge angestoßen. Der Austausch<br />
zwischen Industrie und Kommunen<br />
sowie Privatpersonen wird gefördert. Damit<br />
wird Köln in diesen Tagen zum bundesweiten<br />
Hotspot des Themas Verkehrswende.<br />
Der Mobilitätswandel wird hier greifbar.<br />
Besucher können die urbane Mobilität von<br />
morgen spüren. Auch im PolisMobility<br />
Camp am 24. und 25. Mai.<br />
<strong>Die</strong> Messe PolisMobility ist geöffnet für jeden,<br />
der sich für urbane Mobilitätslösungen<br />
interessiert und die Produkte gegebenenfalls<br />
auch mal ausprobieren möchte. Vom<br />
Lastenrad, E-Auto, von innovativer Ladeinfrastruktur<br />
bis hin zu neuen Formen der Shared<br />
Mobility. Unzählige Fragen werden besprochen,<br />
wie z. B. wie man KI-unterstützt<br />
effizienter parken kann. Fachbesucher können<br />
sich hier untereinander austauschen.<br />
Ob Energieversorger, Verkehrsverbund,<br />
Entsorgungsunternehmen oder Hersteller<br />
von Fahrrädern, E-Autos und Co. <strong>Die</strong> Produktgruppen<br />
auf der Messe reichen von<br />
den Themen kommunale Mobilitätswende,<br />
ÖPNV und Mobilitätsdienstleistungen über<br />
die letzte Meile Logistik, Fahrzeuge und<br />
Antriebstechnologien sowie urbane Sektorkopplung<br />
(wie Batterietechnologien, Payment<br />
und Roaming, Smart Charging und<br />
mehr) bis hin zu Digitalisierung, Wissenschaft<br />
und Institutionen. Auch Besucher<br />
aus der öffentlichen Hand können hier in<br />
den Dialog treten wie die Verkehrsämter,<br />
Stadtwerke, Universitäten und kommunale<br />
Gesellschaften. Der Mobilitätswandel<br />
muss schließlich besprochen werden. Themen<br />
wie Klimaschutz, Digitalisierung, Verkehrswende<br />
und Umweltschutz finden zu<br />
einem einheitlichen Thema zur Mobilitätswende<br />
zusammen. Das ausführliche Konferenzprogramm<br />
verteilt auf vier Bühnen<br />
bietet zahlreiche Themen, wie „Designing<br />
Urban Mobility: Future Scenarios for People-Centric<br />
and Planet-Friendly Cities“, oder<br />
„Automatisierte Mobilität im ÖPNV: Potenziale,<br />
Herausforderungen, Lösungsansätze“.<br />
Beim Thema „Survival of the fittest?“<br />
wird u. a. Folgendes betrachtet: Wie lassen<br />
sich die komplexen Wertschöpfungsketten<br />
auf Nachhaltigkeit trimmen? Und wie lassen<br />
sich über strategische Allianzen neue<br />
Wirkungs- und Geschäftsfelder erschließen?<br />
„In Köln versammeln wir die klügsten<br />
Köpfe, um über die neuesten Entwicklungen<br />
im Bereich der urbanen Mobilität<br />
zu sprechen“, sagt Prof. Dr. Johannes Busmann,<br />
Geschäftsführer von Verlag Müller +<br />
Busmann GmbH & Co. KG und strategischer<br />
Partner der Koelnmesse, der das Konferenzprogramm<br />
maßgeblich gestaltet. Als ReferentInnen<br />
dabei sind u. a. Meredith Glaser,<br />
CEO des Urban Cycling Institute aus den<br />
Niederlanden, Markus Lewe, Präsident des<br />
Deutschen Städtetages, Kerstin Haarmann,<br />
Bundesvorsitzende vom Verkehrsclub<br />
Deutschland e. V. (VCD), Ingbert Liebing,<br />
Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler<br />
Unternehmen e. V. (VKU), und der<br />
Autor und Journalist Friedemann Karig. Auf<br />
den Stages werden auch Best Practices aufgezeigt.<br />
Gute Beispiele für die kommunale<br />
Verkehrswende werden vorgestellt, darunter<br />
sind innovative Maßnahmen und konkrete<br />
Lösungen. Aus den Panels und Keynotes<br />
können AkteurInnen Mehrwerte für ihre<br />
eigene Arbeit schaffen und sich untereinander<br />
vernetzen. Natürlich darf es auch politisch<br />
werden, denn die klare Haltung hier<br />
ist, dass auch der Verkehrssektor die Klimaziele<br />
einhalten muss. Eines der Highlights<br />
auf der Messe ist die Verleihung des Deutschen<br />
Fahrradpreises 2024. <strong>Die</strong>ser wird im<br />
Rahmen des AGFS-Kongresses auf der Messe<br />
verliehen, der von der Arbeitsgemeinschaft<br />
fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte,<br />
Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen<br />
e. V. (AGFS NRW) veranstaltet wird.<br />
Zweiter Verleiher ist das Bundesministerium<br />
für Digitales und Verkehr (BMDV). Der<br />
mit 15.000 Euro dotierte Preis honoriert herausragende<br />
Projekte in den Kategorien Infrastruktur,<br />
Service und Kommunikation,<br />
30 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
<strong>Stand</strong>: Evolution, PolisMobility 2023<br />
Ehrenamt und Fahrradfreundlichste Persönlichkeit.<br />
Unterstützt wird die PolisMobility<br />
2024 vom Deutschen Städtetag, von<br />
dem Deutschen Städte- und Gemeindebund,<br />
der Eit Urban Mobility Co-funded von der<br />
EU, dem Verband kommunaler Unternehmen<br />
e. V. und den VDV – <strong>Die</strong> Verkehrsunternehmen.<br />
PolisMobility Camp<br />
<strong>Die</strong> Stadt Köln unterstützt das Thema des<br />
urbanen Mobilitätswandels u. a., indem sie<br />
das PolisMobility Camp am 24.und 25. Mai<br />
veranstaltet, auf dem sich BürgerInnen über<br />
das Thema spielerisch informieren können.<br />
Das Camp auf dem Rudolfplatz bietet Mitmachaktionen,<br />
Vorträge, Gesprächsrunden<br />
und eine interaktive Ausstellung. Lokale<br />
Initiativen laden zu Workshops und Straßengesprächen<br />
ein. Musik, Streetfood und<br />
Sitzgelegenheiten sorgen für noch mehr<br />
Spaß. <strong>Die</strong> Mobilitätswende soll schließlich<br />
von den BürgerInnen mitgetragen und auch<br />
mitgestaltet werden. Wer sich für die Mobilität<br />
von morgen interessiert, ist hier also<br />
goldrichtig – und letztendlich geht das Thema<br />
alle an. Durch Spielaktionen wird das<br />
Camp auch zu einem schönen Treff mit Freizeitgestaltung<br />
mitten in der City.<br />
Ladebordsteine in Köln<br />
Foto: Koelnmesse GmbH, Thomas Klerx<br />
Ein aktuelles Beispiel der Mobilitätswende<br />
in Köln sind die neuen Ladebordsteine im<br />
öffentlichen Raum. Ende April hat die Stadt<br />
Köln mit der Rheinenergie-Mobilitätstochter<br />
TankE GmbH und der Rheinmetall AG, die<br />
den Ladebordstein entwickelt hat, die ersten<br />
zwei E-Ladebordsteine in Lindenthal in Betrieb<br />
genommen. <strong>Die</strong>s entspricht einer einfachen<br />
und effizienten Ladeweise von Elektroautos<br />
mit kleinem gestalterischen Aufwand.<br />
An zunächst zwei <strong>Stand</strong>orten im Stadtgebiet<br />
– Dürener Straße 172 und Klosterstraße 16<br />
– werden die Ladebordsteine umfangreich<br />
im Realbetrieb getestet. Ascan Egerer, Beigeordneter<br />
für Mobilität der Stadt Köln: „Wir<br />
sind eine Stadt im Wandel und möchten eine<br />
moderne, umweltschonende Mobilität aktiv<br />
gestalten. Hierzu möchten wir frühzeitig zukunftsweisende<br />
Konzepte zur Bewältigung<br />
der Herausforderungen implementieren –<br />
gemeinsam mit unseren Partnern. Der Ladebordstein<br />
hat für uns den großen Vorteil,<br />
dass dieser bis auf den Anschlusskasten in<br />
der bereits vorhandenen Infrastruktur des<br />
öffentlichen Straßenraumes eingesetzt werden<br />
kann. <strong>Die</strong>ses kommt wichtigen Themen<br />
wie zum Beispiel den notwendigen freien<br />
Gehwegbreiten, Sichtachsen, vermeidbarem<br />
Überbau von Medienversorgung im Gehweg,<br />
Denkmalschutz in der Planung und Umsetzung<br />
zugute. <strong>Die</strong> Bordsteintechnik ist daher<br />
deutlich unkomplizierter gegenüber einer<br />
konventionellen Ladesäule. Wir sind<br />
gespannt auf die Erfahrungen.“ Ein Jahr<br />
verging von der Planung bis hin zur Inbetriebnahme.<br />
Insgesamt werden durch die<br />
Stadtwerke 1.400 Ladepunkte im öffentlichen<br />
Raum geschaffen. Seit dem 1. Februar<br />
2024 dürfen nun auch andere private Unternehmen<br />
im öffentlichen Straßenland bauen.<br />
Im Rahmen von Pilotprojekten versucht die<br />
Stadt Köln dabei zu unterstützen, für jedes<br />
Nutzungssegment die passende Lösung zu<br />
entwickeln. So sind unmittelbar am Hauptbahnhof<br />
seit einigen Jahren sechs induktive<br />
Ladeplätze für Taxen im Betrieb. Das macht<br />
es für den Taxiverkehr deutlich einfacher,<br />
auf Elektromobilität umzusteigen: Während<br />
der Wartezeit wird automatisch nachgeladen.<br />
Durch die Ladebordsteine wird somit<br />
eine weitere stadtraumverträgliche Lösung<br />
für das Laden der E-Fahrzeuge erprobt.<br />
Auf der PolisMobility Messe und dem Camp<br />
haben BürgerInnen die Chance, ihre eigenen<br />
Ideen und Ansichten zu Mobilitätslösungen<br />
wie den Ladebordsteinen mit einzubringen.<br />
Das Interesse ist deutlich, 2023 waren rund<br />
17.000 BesucherInnen an den drei Messetagen<br />
und anschließend auf den Aktionsflächen<br />
in der Kölner Innenstadt. Mit 44<br />
Ausstellern auf der Messe 2024 präsentieren<br />
sich zudem führende Mobilitätsunternehmen<br />
und öffentliche Vertreter an einem<br />
Hotspot, darunter NetCologne, Tesla Germany<br />
und die Zukunftsagentur Rheinisches<br />
Revier. Ob Privatperson, Unternehmen oder<br />
öffentliche Verwaltung, Interessierte können<br />
zudem das PolisMobility Magazin Data<br />
als Printausgabe auf der Webseite der Messe<br />
bestellen. W<br />
Karoline Sielski<br />
Foto: Stadt Köln<br />
Ladebordstein Dürener Str. 172, v.l.: Stephan Segbers (Vorstand „Vertrieb und Energiebeschaffung“<br />
der Rheinenergie AG, Mutterunternehmen der TankE GmbH), Christoph Müller (Leiter der „Division<br />
Power Systems“ bei Rheinmetall) und Ascan Egerer (Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln)<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 31
| Leben & Wissen<br />
ZWEI NEUE BRÜCKEN<br />
Köln erweitert die Fuß- und Radverkehrsverbindungen<br />
Hohenzollernbrücke<br />
Severinsbrücke<br />
Zoobrücke<br />
Mülheimer Brücke<br />
Brücke in Planung<br />
Deutzer Brücke<br />
Brücke in Planung<br />
Karte: tish11 / Icons: stockphoto-graf – stock.adobe.com<br />
Südbrücke<br />
Rodenkirchener Brücke<br />
Übersicht über die zwei neuen Rheinbrücken in Köln in Planung<br />
<strong>Die</strong> Stadt Köln möchte zwei neue Brücken über den Rhein bauen, die rein dem Fußund<br />
Radverkehr dienen sollen. Damit knüpft sie an die sieben bestehenden Brücken<br />
über den Rhein an, die allerdings auch für den Kraftfahrzeug- oder den Bahnverkehr<br />
geöffnet sind.<br />
Eine der Brücken soll die Verbindung zwischen<br />
der Bastei und dem Rheinpark ermöglichen.<br />
Es ist die nördliche der beiden<br />
neuen Brücken und sie soll dann zwischen<br />
der Zoobrücke und der Hohenzollernbrücke<br />
entstehen. Eine weitere Brücke plant<br />
die Stadt auf Höhe des Ubierrings. Sie soll<br />
zwischen der Severinsbrücke und der Südbrücke<br />
gebaut werden. Das sich neu entwickelnde<br />
Stadtviertel Deutzer Hafen<br />
(w berichtete) würde damit<br />
an die linksrheinische Innenstadt angebunden.<br />
Jede Brücke soll eine Länge von etwa<br />
600 Metern und eine Breite von acht Metern<br />
haben. Von den bisherigen sieben Brücken<br />
sind zwei Eisenbahnbrücken und auf fünf<br />
davon fahren Autos. Auf der Südbrücke gibt<br />
es nur einen Gehweg, auf den anderen Brücken<br />
gibt es sowohl Geh- als auch Radwege.<br />
<strong>Die</strong> letzte Brücke wurde 1966 gebaut, die<br />
Zoobrücke.<br />
Es besteht bereits ein städtebaulicher Masterplan<br />
„Innenstadt“ des Planungsbüros Albert<br />
Speer von 2009, der die beiden neuen<br />
Rheinbrücken spezifisch für den Fuß- und<br />
Radverkehr reserviert hat, genauso wie der<br />
Verkehrsnetzplan des Radverkehrskonzepts<br />
„Innenstadt“ der Stadt Köln, welcher 2016<br />
beschlossen wurde. Um den wachsenden<br />
Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger<br />
nach einer zukunftsorientierten, menschengerechten<br />
und umweltverträglichen<br />
Verkehrsentwicklung zu entsprechen, hat<br />
die Stadt Köln ein Strategiepapier zur Mobilitätsentwicklung<br />
unter dem Titel „Köln<br />
mobil 2025“ erarbeitet. Darin hat sie das<br />
Ziel definiert, bis 2025 den Verkehrsanteil<br />
des sogenannten Umweltverbunds auf<br />
zwei Drittel zu erhöhen. Unter dem Umweltverbund<br />
versteht man die zu Fuß, auf<br />
dem Fahrrad oder per ÖPNV zurückgelegten<br />
Strecken. Den Anteil des Radverkehrs zu<br />
steigern ist für die Umsetzung dieses ehrgeizigen<br />
Ziels entscheidend wichtig. 2021<br />
hat die Stadt dazu unter anderem einen europaweiten<br />
Teilnahmewettbewerb zur Realisierung<br />
der beiden neuen Brücken ausgerufen.<br />
<strong>Die</strong>ses Wettbewerbsverfahren soll<br />
die unterschiedlichen Belange (Ingenieurbau,<br />
Denkmalschutz, Landschaftsschutz,<br />
Städtebau) bestmöglich berücksichtigen. Es<br />
richtet sich sowohl an Ingenieurinnen und<br />
Ingenieure als auch an Architektinnen und<br />
Architekten, die innerhalb des Vergabeverfahrens<br />
Konzeptentwürfe für einen oder<br />
beide Brückenstandorte entwickeln werden.<br />
Bei dem gewählten Vergabeverfahren<br />
besteht die Möglichkeit, bereits vor Beauftragung<br />
Entwürfe der Brückenkonstruktion<br />
mit den interdisziplinären Planungsteams<br />
zu erarbeiten. Der Wettbewerb läuft bereits<br />
und soll insgesamt ein Jahr lang dauern. <strong>Die</strong><br />
Vergabe der Aufträge ist dann zu Ende 2024<br />
geplant. Bevor die Stadt ein Planungsteam<br />
beauftragt, muss noch ein Bedarfsfeststellungs-<br />
und Planungsbeschluss eingeholt<br />
werden.<br />
Ausbau der<br />
Hohenzollernbrücke<br />
Auch die Hohenzollernbrücke, die unser<br />
Stadtbild seit über hundert Jahren so eindrucksvoll<br />
prägt, soll ausgebaut werden. An<br />
beiden Seiten der Hohenzollernbrücke befinden<br />
sich Geh- und Radwege. <strong>Die</strong>se sind<br />
für den steigenden Bedarf zu schmal geworden.<br />
Deswegen arbeitet die Stadt Köln<br />
an einem Ausbau der bestehenden Verbindung<br />
sowohl auf der Nord- als auch auf der<br />
Südseite. <strong>Die</strong> Hohenzollernbrücke wurde<br />
von 1907 bis 1911 gebaut. Sie ersetzte die<br />
Dombrücke, die den Anforderungen des stetig<br />
zunehmenden Eisenbahnverkehrs nicht<br />
länger gewachsen war. <strong>Die</strong> Hohenzollernbrücke<br />
ist die einzige Brücke in Köln, die<br />
nicht durch Bomben im Zweiten Weltkrieg<br />
zerstört wurde. Sie wurde am 5. August<br />
1997 unter Denkmalschutz gestellt. W<br />
Karoline Sielski<br />
32 www.diewirtschaft-koeln.de
| Leben & Wissen<br />
LEHRERMANGEL IN KÖLN?<br />
Warum der einstige Traumjob längst keiner mehr ist und wie<br />
die Stadt Köln mit prämierten Schulen versucht gegenzusteuern.<br />
Foto: Jörg Hempel<br />
In der Willy-Brandt-Gesamtschule entstehen Häuser im Haus als überschaubare Einheiten. <strong>Die</strong> hier integrierten Teamräume bieten direkte Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
die das Wir-Gefühl stärken. Kein Wunder also, dass diese Schule mit dem Schulbaupreis NRW 2023 ausgezeichnet wurde.<br />
Vor anderthalb Jahren sah es hinsichtlich der Personalausstattungsquote düster in<br />
Köln aus: Knapp 1.400 Lehrkräfte fehlten an öffentlichen Schulen. Laut der Bezirksregierung<br />
Köln hat sich die Lage inzwischen beruhigt. Im Durchschnitt liegt die Personalausstattungsquote<br />
inzwischen bei knapp über 100 Prozent. Dennoch wenden<br />
sich sowohl Lehramtsstudenten als auch bereits im Beruf arbeitende Lehrer zunehmend<br />
von diesem Berufsfeld ab – warum?<br />
Lange Zeit erfreute sich der Beruf des<br />
Lehrers großer Beliebtheit: Wissen an die<br />
nächste Generation vermitteln, Verbeamtung,<br />
viel Homeoffice in Zeiten, in denen<br />
dies noch für die meisten Branchen ein<br />
Fremdwort war, und drei Monate bezahlten<br />
Urlaub im Jahr – so scheint es zumindest,<br />
wenn man die Schulferien zusammenrechnet.<br />
In den vergangenen Jahren<br />
hat sich das Blatt jedoch gewandelt. Zwar<br />
schien der temporäre und in vielen Teilen<br />
Deutschlands immer noch anhaltende Lehrermangel<br />
ein Garant für einen sicheren<br />
Job zu sein, doch auch die Schattenseiten<br />
nehmen zu. Und das spricht sich rum:<br />
Emotionaler Druck,<br />
mangelnde Wertschätzung<br />
und unzählige<br />
Überstunden<br />
Yvonne Herbers (Name von Redaktion geändert)<br />
ist in den letzten Zügen ihres Lehramtsstudiums<br />
an der Universität Köln.<br />
Lehrerin werden möchte sie schon seit einigen<br />
Semestern nicht mehr: „Bei meinen<br />
verschiedenen Praktika habe ich beobachtet,<br />
dass Lehrern oft abverlangt wird, dass<br />
sie die komplette Verantwortung für den<br />
Werdegang von Schülerinnen und Schülern<br />
übernehmen sollen, ohne dabei zu berücksichtigen,<br />
dass es sich immer um ein<br />
soziales Netzwerk aus Eltern, Freunden,<br />
Schule, Sporttrainern etc. handelt und<br />
Schüler letztendlich auch Eigenverantwortung<br />
lernen müssen.“ Neben diesem emotionalen<br />
Druck schrecke sie vor allem die<br />
Tatsache ab, dass man praktisch nie Feierabend<br />
habe, viele Überstunden mache und<br />
die Anzahl an befristeten und dass die Anzahl<br />
an befristeten Verträgen steige und<br />
die Zahl der Verbeamtungen sinke. Anstelle<br />
an Schulen sieht Herbers sich künftig<br />
eher an Universitäten unterrichten.<br />
Wie die Realität eines Lehrers tatsächlich<br />
aussieht, weiß Moritz Emmerich (Name<br />
von Redaktion geändert). Er arbeitet seit<br />
neun Jahren an einem Kölner Gymnasium.<br />
Nach der anfänglichen Euphorie in diesem<br />
vermeintlichen Traumjob ist er inzwischen<br />
desillusioniert. Er leide insbesondere<br />
unter dem mangelnden Respekt und der<br />
fehlenden Dankbarkeit: „Man muss immer<br />
abliefern, darf nie fehlen. Verglichen mit<br />
anderen Jobs müssen wir nicht nur immer<br />
erreichbar, sondern auch immer präsent<br />
sein, was sehr anstrengend und ernüchternd<br />
ist. Zumal es innerhalb der letzten<br />
Jahre keinerlei Verbesserung gab.“ <strong>Die</strong><br />
größten Herausforderungen sieht er in<br />
dem mangelnden Respekt von Schülern<br />
und Eltern den Lehrkräften gegenüber, in<br />
der vielen Bürokratie und in der enormen<br />
Mehrarbeit aufgrund von Vertretungen.<br />
Zwar gibt es an seiner Schule aktuell keinen<br />
großen Lehrkraftmangel, Vertretungsunterricht<br />
ist dennoch an der Tagesordnung.<br />
Ein möglicher Grund: Planstellen,<br />
die aufgrund von langfristig erkrankten<br />
Lehrern oder (werdenden) Müttern blockiert<br />
werden. <strong>Die</strong> Konsequenz: mehr befristete<br />
Verträge oder Kompensation durch<br />
bestehende Lehrkräfte. <strong>Die</strong> Lehrer haben<br />
somit deutlich mehr Arbeit und unterrichten<br />
fachfremd, während die Schüler<br />
sich immer wieder an wechselnde Lehrer<br />
gewöhnen müssen und teilweise fehlender<br />
Lernstoff zu Wissenslücken führt.<br />
34 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
Mit der BAN-Bildungslandschaft Nord entsteht ein neuer innerstädtischer<br />
Campus mit acht Bildungseinrichtungen, dessen Park sowohl von den Schulen<br />
als auch von Anwohnern genutzt werden kann. <strong>Die</strong> BAN ist eine von 4 Kölner<br />
Schulen, die mit dem Schulbaupreis NRW 2023 ausgezeichnet wurden.<br />
Foto: Stefan Schilling<br />
Seiteneinsteiger<br />
als Lösung<br />
Eine mögliche Lösung sind Seiteneinsteiger.<br />
Sie seien eine willkommene Unterstützung<br />
und entlasten Lehrer in Zeiten des<br />
Lehrkräftemangels, hieß es aus dem Schulministerium.<br />
Damit die Qualität des Unterrichts<br />
gesichert sei, erhalten sie eine berufsbegleitende<br />
Qualifizierung, die sich an<br />
den vorhandenen Abschlüssen orientiere.<br />
Den größten Fachkräftemangel gibt es laut<br />
des Schulministeriums NRW-weit an Grundschulen,<br />
im Bereich der Sonderpädagogik,<br />
in der Sekundarstufe I sowie im MINT-Bereich<br />
der Sekundarstufe II, aber auch die<br />
berufliche Bildung sei in den gewerblich-technischen<br />
Fachrichtungen stark betroffen.<br />
4 Kölner Schulen<br />
mit dem Schulbaupreis<br />
NRW prämiert<br />
Der Stadt Köln sind bei vielen dieser Themen<br />
die Hände gebunden. Worauf sie jedoch<br />
Einfluss hat, ist der (Aus-)Bau von<br />
Schulen, die mit einem gelungenen Zusammenspiel<br />
aus integrativer Planung und moderner<br />
Pädagogik ein angenehmes Klima<br />
für alle Beteiligten schaffen. <strong>Die</strong> Architektenkammer<br />
NRW prämiert gemeinsam mit<br />
dem Ministerium für Schule und Bildung<br />
(MSB NRW) des Landes NRW ebensolche<br />
Schulbauprojekte. Erst im vergangenen<br />
Jahr wurden vier Kölner Schulbauprojekte<br />
prämiert: die BAN Bildungslandschaft<br />
Altstadt Nord (gernot schulz : architektur),<br />
die EMAnuel-Schule (Drei Architekten Konsek<br />
Streule Vogel Partnerschaft), die Offene<br />
Schule Köln (Hausmann Architektur) sowie<br />
die Willy-Brandt-Gesamtschule (kloeters<br />
tebroke). „Eine Schule mit überzeugendem<br />
Zusammenspiel von Architektur und Pädagogik<br />
fördert die Entfaltung und das Wohlbefinden<br />
der Nutzerinnen und Nutzer und<br />
trägt auch dazu bei, dass sich diese mit<br />
der Schule insgesamt identifizieren“, weiß<br />
Christof Rose, Pressesprecher der Architektenkammer<br />
Nordrhein-Westfalen. „Schulen,<br />
die nicht nur Lehr- und Lern-, sondern<br />
Lebensräume sind, prägen Städte, Stadtteile<br />
und -quartiere, sie beeinflussen ihre Nutzerinnen<br />
und Nutzer positiv, sie bilden Generationen<br />
und Gesellschaften.“<br />
Dass für die neu gebauten Schulen auch<br />
ausreichend Lehrpersonal zur Verfügung<br />
steht, gewährleistet die gute und enge Zusammenarbeit<br />
zwischen der Stadt Köln und<br />
der Bezirksregierung. Letztere ist primär<br />
für die Besetzung der Stellen an öffentlichen<br />
Schulen im Regierungsbezirk Köln<br />
verantwortlich. <strong>Die</strong> Grundlage dafür bildet<br />
die konsequente Umsetzung des Handlungskonzepts<br />
Unterrichtsversorgung des<br />
MSB NRW.<br />
Letztendlich bleibt zu hoffen, dass die aktuell<br />
auf dem Papier gut laufende Zusammenarbeit<br />
zwischen Stadt, Regierungsbezirk<br />
und Land auch weiterhin funktioniert.<br />
Und vielleicht sind die visionär geplanten<br />
Kölner Schulbauprojekte Anreiz genug, um<br />
trotz steigender Kritikpunkte an diesem Berufsfeld<br />
auch künftig ausreichend Lehrer akquirieren<br />
zu können. Schließlich stellt eine<br />
solide Schulbildung die Basis für einen erfolgreichen<br />
beruflichen Werdegang und somit<br />
auch für eine starke <strong>Wirtschaft</strong> dar. W<br />
Jana Leckel<br />
<strong>Die</strong> EMAnuel-Schule ist ein gelungenes Beispiel für das Zusammenspiel<br />
hoher architektonischer und innenarchitektonischer Qualität mit ablesbarem<br />
pädagogischen Konzept für eine inklusive Grundschule und<br />
wurde dafür mit dem Schulbaupreis NRW 2023 ausgezeichnet<br />
Foto: Jörg Hempel<br />
Foto: Zooey Braun<br />
Der Neubau neben dem Bestandsgebäude der 2023 mit dem Schulbaupreis<br />
NRW ausgezeichneten Willy-Brandt-Gesamtschule eröffnet<br />
den überzeugenden Mehrwert eines großzügigen und mit dem<br />
angrenzenden Waldgebiet optisch verzahnten Schulfreibereichs<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 35
| Leben & Wissen<br />
DER SCHMERZ-<br />
SCHRITTMACHER<br />
Wenn nichts mehr hilft<br />
Bei chronischen Schmerzen kann die Einnahme von Schmerzmitteln unerwünschte<br />
Nebenwirkungen mit sich bringen. Eine Alternative ist die Neuromodulation.<br />
Etwa 17 Prozent der Einwohner in Deutschland, so besagen Statistiken der Deutschen<br />
Schmerzgesellschaft, leiden unter chronischen Schmerzen, also mehr als zwölf Millionen<br />
Menschen. Sicher kann davon ausgegangen werden, dass die Intensität der<br />
chronischen Schmerzen sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Wie sehr aber starke<br />
chronische Schmerzen die Lebensqualität beeinträchtigen, ist für Menschen, die<br />
nicht selbst betroffen sind, kaum nachvollziehbar.<br />
Um diese chronischen Schmerzen einzudämmen,<br />
sind die Patienten meist gezwungen,<br />
dauerhaft hohe Dosen an Schmerzmedikamenten<br />
zu nehmen. <strong>Die</strong> Einnahme von<br />
Schmerzmitteln über einen längeren Zeitraum<br />
begünstigt aber ihrerseits neben Magen-Darm-Beschwerden<br />
auch Nierenschäden<br />
und Abhängigkeit. Und es kommt ein weiterer<br />
Punkt hinzu: <strong>Die</strong> Patienten leiden nicht<br />
nur an ihren Schmerzen, sie erfahren auch<br />
zunehmende körperliche Einschränkungen<br />
im Alltag, oft verbunden mit depressiven<br />
Verstimmungen, Ängsten, Schlafstörungen<br />
und allgemein verminderter Konzentrationsfähigkeit.<br />
Wie entsteht die<br />
Schmerzempfindung?<br />
Grundsätzlich wird zwischen nozizeptiven<br />
Schmerzen und neuropathischen Schmerzen<br />
unterschieden. <strong>Die</strong> nozizeptiven Schmerzen<br />
entstehen durch Reize, die aus einem Gewebeschaden<br />
resultieren. <strong>Die</strong> können mechanische<br />
Einflüsse, Sportverletzungen,<br />
Zustände nach einer Operation oder auch<br />
Krisen bei angeborenen oder erworbenen<br />
inneren Erkrankungen sein. Neuropathische<br />
Schmerzen dagegen entstehen als Folge<br />
einer Funktionsstörung oder Läsion des<br />
Nervensystems. Ursachen können beispielsweise<br />
ein Bandscheibenvorfall, eine Trigeminusneuralgie<br />
oder etwa diabetische Polyneuropathie<br />
sein. Und es gibt Mischformen,<br />
bei denen sowohl nozizeptive als auch neuropathische<br />
Schmerzen gleichzeitig auftreten.<br />
Das Schmerzempfinden entsteht, weil<br />
Schmerzsignale als Impulse über die Nerven,<br />
das Rückenmark und den Thalamus in<br />
das zentrale Nervensystem geleitet werden.<br />
Dort werden Schmerzen bewusst wahrgenommen<br />
und emotional bewertet. Erst hier<br />
entsteht also das eigentliche Schmerzempfinden.<br />
Wird nun die Weiterleitung der Impulse<br />
durch das Rückenmark mittels elektrischer<br />
Stimulation gestört, spricht man von<br />
einer Neuromodulation oder Rückenmarksstimulation.<br />
Durch diese Stimulationen wird<br />
das betroffene Nervengewebe gereizt, sodass<br />
die eigentlichen Schmerzsignale überlagert<br />
werden. Häufig zu beobachten ist, dass sich<br />
Foto: SasinParaksa – stock.adobe.com<br />
die Schmerzsignale in eine leicht kribbelnde<br />
Empfindung verwandeln, die von den Patienten<br />
meist als angenehm empfunden wird.<br />
Aber auch hier entwickelt sich die Technologie<br />
weiter, sodass mittlerweile auch eine Stimulation<br />
ohne Kribbeln möglich ist.<br />
Ein Beispiel<br />
Ein 59-jähriger Patient litt seit drei Jahren<br />
unter zunehmenden belastungsabhängigen<br />
Lumboischialgien auf der linken Seite, also<br />
unter ziehend-stechenden Schmerzen, die<br />
vom Rücken in das linke Bein und bis zum<br />
Fuß ausstrahlten. <strong>Die</strong> Schmerzen waren so<br />
stark, dass er trotz der Einnahme von drei<br />
verschiedenen Schmerzmitteln, darunter<br />
ein hoch dosiertes Morphiumderivat, maximal<br />
50 Meter ohne Pause gehen konnte. <strong>Die</strong><br />
Diagnostik zeigte, dass der Patient, der vor<br />
30 Jahren erfolgreich an einem Bandscheibenvorfall<br />
zwischen dem vierten und fünften<br />
Lendenwirbel operiert worden war, nur<br />
leichte degenerative Veränderungen der Wirbelsäule<br />
hatte, nicht jedoch eine Kompression<br />
der Nervenwurzeln oder einen erneuten<br />
Bandscheibenvorfall, die diese Schmerzen<br />
hätten hervorrufen können. Ursächlich für<br />
die starken Schmerzen war eine Erkrankung<br />
der L5-Nervenwurzel.<br />
Anstatt eine Versteifung der Wirbelsäule zu<br />
empfehlen, wurde gemeinsam mit dem Patienten<br />
beschlossen, das Ansprechen auf eine<br />
Neuromodulation (engl. spinal cord stimulation<br />
(SCS)) zu testen. Hierbei wurde im Operationsaal<br />
unter sterilen Bedingungen in<br />
örtlicher Betäubung unter 3-D-Röntgenkontrolle<br />
eine ca. 2,5 Millimeter Durchmesser<br />
große Elektrode im Wirbelkanal hinter dem<br />
Rückenmark im Bereich der unteren Brustwirbelsäule<br />
platziert und die Elektrode zunächst<br />
mit einer Verlängerung im unteren<br />
Lendenbereich durch die Haut ausgeleitet.<br />
Über einen äußeren Impulsgeber wurde das<br />
hintere Rückenmark stimuliert, und es kam<br />
zu einer Überlagerung der Schmerzen im linken<br />
Bein durch angenehmes Kribbeln.<br />
Schon während der Testphase konnte der Patient<br />
seine Schmerzmedikamente bereits erheblich<br />
reduzieren, sodass eine dauerhafte<br />
Implantation eines permanenten Impulsgebers<br />
vorgenommen wurde. In einer kurzen<br />
Vollnarkose wurde ein Generator im Bereich<br />
des Gesäßes unter der Haut implantiert<br />
(ähnlich dem Generator eines Herzschrittmachers).<br />
Innerhalb eines halben Jahres<br />
konnte der Patient seine Schmerzmittel fast<br />
vollständig reduzieren und hatte eine weitgehend<br />
schmerzfreie Gehstrecke von ca. fünf<br />
Kilometern. <strong>Die</strong> Steuerung der Impulsstärke<br />
der Stimulation erfolgte über ein Handgerät.<br />
36 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen |<br />
Schematische Darstellung der Funktionsweise des SCS Medtronic<br />
Ein bewährtes Verfahren<br />
Bei der Neuromodulation (epidurale Rückenmarksstimulation<br />
oder auch engl. spinal<br />
cord stimulation (SCS)) handelt es sich um eine<br />
reversible Modulation der Rückenmarksfunktion,<br />
mit der sogenannte neuropathische<br />
Schmerzen behandelt werden können.<br />
Das Verfahren kommt bereits seit über 50<br />
Jahren zur Anwendung. Mit den ersten Geräten<br />
konnte nur der Beinschmerz mit tonischer<br />
Stimulation im Frequenzbereich von<br />
50 bis 80 Hz gut behandelt werden. Durch<br />
die Entwicklung von wiederaufladbaren Generatoren,<br />
die durch die Haut aufgeladen<br />
werden können, war die Stimulation mit weiteren<br />
energieintensiveren Stimulationsarten<br />
(Hochfrequenzstimulation, Burst-Stimulation<br />
etc.) möglich, bei denen auch die Kribbel-Missempfindungen<br />
nicht mehr auftreten.<br />
Mit dieser Technologie können nicht nur<br />
Beinschmerzen, sondern auch tiefe Rückenschmerzen<br />
gut behandelt werden. <strong>Die</strong> Geräte<br />
der neuesten Generation verfügen über eine<br />
sogenannte Closed-Loop-Technik und reagieren<br />
damit beispielsweise auch auf Einflüsse<br />
wie Lageänderungen, Hustenattacken o. Ä.,<br />
indem sie die Impulsstärke regulieren. Mittlerweile<br />
ist das Verfahren aus dem experimentellen<br />
Stadium heraus, und es existiert<br />
seit 2010 eine S3-Leitlinie nach dem System<br />
der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />
Medizinischen Fachgesellschaften e. V.<br />
(AWMF). <strong>Die</strong> S3-Leitlinien stellen die höchste<br />
Stufe solcher Leitlinien dar, und in dieser<br />
Leitlinie wird die Neuromodulation mit einem<br />
hohen Empfehlungsgrad beurteilt.<br />
Verfahren der Neuromodulation können<br />
auch bei anderen Schmerzerkrankungen<br />
eingesetzt werden, hierzu gehören das chronische<br />
regionale Schmerzsyndrom (früher<br />
Morbus Sudek), es gehören dazu Phantom-<br />
und Stumpfschmerzen, die periphere arterielle<br />
Verschlusskrankheit (pAVK-Schaufensterkrankheit),<br />
die Angina pectoris, die<br />
Polyneuropathie oder auch die Behandlung<br />
von Funktionsstörungen der Blasen- und<br />
Analsphinkterfunktion.<br />
Neurostimulationsverfahren sind sehr teure,<br />
aber insgesamt auch risikoarme, nebenwirkungsarme<br />
und reversible Verfahren, die im<br />
Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes<br />
eingesetzt werden können und insbesondere<br />
zur Reduktion von Nebenwirkungen<br />
einer dauerhaften Schmerzmitteleinnahme<br />
führen. Durch die Einsparung teurer<br />
Schmerzmittel kann sich das Verfahren häufig<br />
innerhalb von zwei bis vier Jahren amortisieren.<br />
<strong>Die</strong> Kosten der Behandlung werden<br />
von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.<br />
Aber auch wenn es sich um ein risikoarmes<br />
Verfahren handelt, sollte die Indikation<br />
sorgfältig von einem mit dem Verfahren<br />
vertrauten Arzt für Neurochirurgie oder<br />
Schmerztherapie unter Nutzen-Risiko-Abwägung<br />
gestellt werden. W<br />
www.diewirtschaft-koeln.de 37<br />
Illustration: Medtronic<br />
Foto: Wimar Zimmermann<br />
Gastautor: Stephan Carl Wenzel,<br />
Facharzt für Neurochirurgie,<br />
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Bei Pollenallergie und<br />
Heuschnupfen:<br />
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und<br />
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Sobald die ersten Frühblüher am Ende des<br />
Winters ihren Blütenstaub freigeben, setzt<br />
bei betroffenen Menschen die Überreaktion<br />
des Abwehrsystems gegen die Blütenpollen<br />
ein.<br />
<strong>Die</strong> Symptome sind vielfällig: Atemnot, verstopfte<br />
Nase mit Fließschnupfen und Niesanfällen,<br />
gerötete, brennende, tränende<br />
Augen. Dazu gesellen sich Kratzen im Hals,<br />
Gliederschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit,<br />
juckende Schwellungen im Gesicht<br />
und Lichtempfindlichkeit. Über die Jahre<br />
können sich Symptome in die Lunge verlagern<br />
und bei Immunschwachen ein allergisches<br />
Asthma auslösen.<br />
WICHTIG:<br />
Immunssytem durch<br />
bioaktive Pflanzenstoffe<br />
stärken:<br />
täglich 1 EL Aronia Konzentrat,<br />
es enthält das<br />
Spurenelement Mangan,<br />
das die Zellen vor oxidativen<br />
Stress schützt, beiträgt<br />
zu einem normalen<br />
Energiestoffwechsel, zur<br />
Erhaltung normaler Knochen<br />
und zur Bindegewebsbildung.<br />
Zusätzlich täglich 1 TL kaltgepresstes<br />
Schwarzkümmelöl, mit wertvollen<br />
Fettsäuren und ätherischen Ölen.<br />
Es wirkt immunmodulierend und histaminsenkend<br />
und trägt damit zur Linderung der<br />
Beschwerden bei. Prophylaktisch, 3 Monate<br />
vor dem ersten Pollenflug, hat sich die<br />
Mischung sehr bewährt.<br />
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| Leben & Wissen<br />
SPORTSTADT KÖLN –<br />
MEHR ALS DER FC<br />
Das Engagement von Viktoria Köln reicht über den Fußballplatz hinaus<br />
Foto: Besnik Abazaj/Viktoria Köln<br />
besten Platz mit Position neun. In der abgelaufenen<br />
Saison 2023/24 hat man sich ebenfalls<br />
frühzeitig den Klassenerhalt gesichert<br />
und geht damit nun in die sechste Saison als<br />
Teil der dritthöchsten Spielklasse Deutschlands.<br />
In der aktuellen Saison 23/24 ist der<br />
Klassenerhalt ebenfalls bereits gesichert.<br />
Das neu aufgebaute Frauenteam startete zudem<br />
ebenfalls erfolgreich durch und schaffte<br />
schon in seiner ersten Saison den Aufstieg<br />
von der Kreisliga in die Bezirksliga.<br />
Zwei Jugendspieler<br />
in der U-Nationalelf<br />
In vielen Städten ist der Begriff „Sportstadt“ ein nicht zu unterschätzender Imagefaktor.<br />
So natürlich auch in Köln. Spätestens seit der Coronapandemie, während<br />
insbesondere der Vereins- und Schulsport stark gelitten hat, mussten jedoch viele<br />
Sportevents abgesagt werden. Der Sportkalender der Stadt beweist, dass sich seitdem<br />
viel getan hat, sowohl im Breiten- als auch im Leistungssport.<br />
Trotzdem steht, wenn es um Köln als<br />
Sportstadt geht, zumeist der 1. FC Köln mit<br />
seiner sportlichen Leistung und seinem<br />
gesellschaftlichen Engagement im Mittelpunkt.<br />
Dabei hat die Rheinmetropole so<br />
viel mehr zu bieten, wie beispielsweise der<br />
FC Viktoria Köln 1904 e. V. eindrucksvoll<br />
beweist.<br />
Viktoria Köln ist der größte rechtsrheinische<br />
Traditionsverein Kölns und ist im<br />
Sportpark Höhenberg beheimatet. In den<br />
vergangenen Jahren hat es sich der Verein<br />
zur Aufgabe gemacht, sein eigenes Profil<br />
zu schärfen und sich nicht ausschließlich<br />
auf die sportliche Leistung zu konzentrieren.<br />
Im Rahmen seiner gesellschaftlichen<br />
Verantwortung, deren sich der Fußballverein<br />
bewusst ist, wollen die Verantwortlichen<br />
einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten,<br />
und zwar sowohl ökologisch als auch<br />
ökonomisch sowie im sozialen Bereich.<br />
Zudem arbeitet er werteorientiert und engagiert<br />
sich auch in den Bereichen Soziales,<br />
Bildung und Inklusion mit verschiedenen<br />
Projekten, Kursen und Förderungen.<br />
Gemeinwohl-Klausel<br />
im Vertrag<br />
Der Verein möchte sich „nahbar, familiär,<br />
authentisch, identitätsstiftend und gesellschaftlich<br />
verantwortlich“ zeigen und sich<br />
zudem zur kölschen Heimat bekennen. Dass<br />
dies nicht nur leere Worte sind, beweist der<br />
Fußballverein, indem er in den Verträgen eine<br />
Gemeinwohl-Klausel aufgenommen hat.<br />
<strong>Die</strong>se Klausel besagt, dass sich Profis, Trainer<br />
und Trainerinnen sowie Mitarbeitende<br />
verpflichten, sich gesellschaftlich zu engagieren.<br />
Somit ist das ehrenamtliche Engagement,<br />
neben dem Streben nach sportlichem<br />
Erfolg, in der Ausrichtung des Vereins fest<br />
verankert.<br />
Aber natürlich ist der sportliche Erfolg von<br />
Viktoria Köln mindestens ebenso wichtig wie<br />
das gesellschaftliche Engagement. So befindet<br />
sich die erste Mannschaft seit Jahren auf<br />
Erfolgskurs. Im Jahr 2019 gelang der Aufstieg<br />
in die 3. Liga. In der Spielzeit 2022/23<br />
erreichte Viktoria Köln dann ihren bis dahin<br />
Auch die U15 des Vereines, sprich die Jugendlichen<br />
unter 15 Jahren, konnte sich vor<br />
einigen Wochen die Deutsche Futsal-Meisterschaft<br />
sichern und brachte die Trophäe nach<br />
einem satten 5:0-Finalsieg gegen Bochum<br />
nach Höhenberg. Überhaupt die Jugend: Sogar<br />
der DFB ist angetan von der Jugendarbeit<br />
von Viktoria Köln und hat jüngst mit Malek<br />
und Said El Mala zwei Brüder aus dem Viktoria-NLZ<br />
für die U-Nationalmannschaften berufen.<br />
Malek debütierte für die U19, Said für<br />
die U18-Auswahl. Der FC Viktoria Köln 1904<br />
e. V. ist unbestritten ein Verein, der sich über<br />
die Jahre sowohl sportlich als auch gesellschaftlich<br />
gesund und nachhaltig entwickelt<br />
hat, was auch entsprechend gewürdigt wurde.<br />
So wurde das Nachwuchsleistungszentrum<br />
als Ausbildungsstätte für Spieler und<br />
Trainer vom DFB ausgezeichnet. Viktoria<br />
Köln ist das perfekte Beispiel dafür, dass die<br />
Domstadt nicht nur die großen Sportvereine<br />
wie den 1. FC Köln oder die Kölner Haie<br />
zu bieten hat. Vielmehr kann Köln mit einer<br />
großen Vielfalt an Sportvereinen, aber auch<br />
-ereignissen aufwarten. So starten die Fußballer<br />
am 14. Juni 2024 mit der Euro 2024.<br />
Fünf Spiele, darunter ein Achtelfinale, finden<br />
in Müngersdorf statt. Bei Welt- und Europameisterschaften<br />
im Eishockey, Basketball<br />
und Handball ist die LANXESS arena stets<br />
gern gewählter Gastgeber. Aber auch die vielen<br />
Hobbysportler finden im Stadtgebiet beste<br />
Bewegungsmöglichkeiten. Sowohl linksrheinisch<br />
als auch auf der „schäl Sick“. W<br />
Monika Eiden<br />
38 www.diewirtschaft-koeln.de
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Stärken Sie Ihr Immunsystem mit Pflanzenkraft<br />
Ein geschwächtes Immunsystem zeigt sich oft durch Müdigkeit, Infektanfälligkeit<br />
und Allergien. Besonders verbreitet ist die Pollenallergie, die<br />
durch Überreaktionen des Abwehrsystems auf Pollen ausgelöst wird.<br />
Betroffene leiden unter tränenden Augen, verstopfter Nase und heftigen<br />
Niesanfällen. <strong>Die</strong> Allergiesymptome beeinträchtigen die Lebensqualität<br />
erheblich und können sogar zu allergischem Asthma führen.<br />
Warum bekommen manche Menschen Pollenallergien? Ein wichtiger<br />
Faktor ist ein gesundes Darmmikrobiom, da 2/3 unserer Immunzellen<br />
im Darm sitzen. Eine ballaststoffreiche Ernährung mit Gemüse, Obst,<br />
Vollkornprodukten, Nüssen und Samen fördert eine gesunde Darmflora<br />
und stärkt das Immunsystem.<br />
Natürliche Helfer: Schwarzkümmelöl, Aronia-Extrakt und Zink<br />
• Schwarzkümmelöl: Seit über 3000 Jahren bekannt, hilft es besonders<br />
bei Atemwegserkrankungen und Allergien. Das kaltgepresste Öl<br />
enthält wertvolle Fettsäuren und ätherische Öle.<br />
• Aronia-Extrakt: Reich an Polyphenolen, Flavonoiden und Vitaminen,<br />
wirkt es antientzündlich und immunmodulierend.<br />
• Zink: Essenziell für das Immunsystem, sollte es regelmäßig eingenommen<br />
werden.<br />
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