O+P Fluidtechnik 6/2024
O+P Fluidtechnik 6/2024
O+P Fluidtechnik 6/2024
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06<br />
5445<br />
Juni <strong>2024</strong><br />
€ 17,50<br />
Organ des Forschungsfonds<br />
<strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA<br />
FLUIDTECHNIK<br />
MIT<br />
16 SEITEN<br />
MOBILE<br />
MASCHINEN<br />
TITEL<br />
GO ZERO LUBRICATION<br />
Umweltfreundlich: Schmierfreie<br />
Gleitlager in Landmaschinen<br />
POSITIONSSENSORIK<br />
IN UND AN ZYLINDERN<br />
Automatisierungsgrad von<br />
Pfahlrammen deutlich gesteigert<br />
KÜHLPUMPENTRÄGER<br />
Resistent gegen Druckspitzen bei<br />
konstant hoher Kühlleistung<br />
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EDITORIAL<br />
NICHT MEHR WARTEN,<br />
NUTZT DIE DATEN<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Künstliche Intelligenz macht überall von sich reden. Selbst im<br />
Bekanntenkreis kommt kaum eine Unterhaltung noch ohne<br />
eine Anekdote zum Thema aus. Natürlich haben das auch die<br />
Unternehmen aus der Industrie erkannt. 78 Prozent der Industrieunternehmen<br />
sind überzeugt, dass KI künftig wettbewerbsentscheidend<br />
sein wird. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage des<br />
Branchenverbands Bitkom. Erstaunlicherweise warten<br />
53 Prozent der Unternehmen aber mit dem KI-Einsatz noch ab.<br />
Als Grund geben 48 Prozent mangelndes Know-how an.<br />
Noch schlechter sieht es aus beim Engagement für Manufacturing<br />
X, der Datenplattform für die Industrie 4.0. Hier beteiligen<br />
sich nur 1 Prozent der befragten Industrieunternehmen, nur<br />
4 Prozent planen eine Beteiligung, ja nur ein Drittel ist<br />
überhaupt offen für eine Teilnahme. Manufacturing X soll<br />
einen offenen, vertrauenswürdigen und stets souveränen<br />
Datenaustausch zwischen Unternehmen ermöglichen – das ist<br />
wichtige Voraussetzung dafür, Künstliche Intelligenz im industriellen<br />
Umfeld zu perfektionieren. Vielleicht liegt die Diskrepanz<br />
beim Interesse für KI und Manufacturing X auch am<br />
Marketing. KI-Anwendungen laufen auf allen Kanälen, die<br />
Promoter gehören zu den größten und reichsten Unternehmen<br />
der Welt. Und trotz dieser lauten Werbetrommel fürchtet die<br />
Hälfte der Industrieunternehmen mangelndes Know-how.<br />
Unterstützung können diese Unternehmen bei Institutionen<br />
wie VDMA oder dem Fraunhofer Institut finden. Hoffentlich<br />
noch rechtzeitig…<br />
Viel Spaß beim Lesen,<br />
Ihr Miles Meier.<br />
Normelemente.<br />
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INHALT<br />
12<br />
20<br />
30<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
BIG PICTURE<br />
06 Initiale Sauberkeit<br />
DIGITALISIERUNG<br />
10 Shopfloor mit Künstlicher<br />
Intelligenz optimieren<br />
SZENE<br />
12 Hydraulikforschung zum<br />
Anfassen<br />
ANZEIGE<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
TITEL LANDTECHNIK<br />
14 Mehr Nachhaltigkeit auf dem<br />
Feld<br />
MESSEN UND<br />
AUTOMATISIEREN<br />
20 Positionssensorik in und an<br />
Hydraulikzylindern<br />
AUSGEWÄHLT<br />
22 Das Thema:<br />
Hannover Messe <strong>2024</strong><br />
VENTIL- UND<br />
REGELUNGSTECHNIK<br />
26 Pulverbeschichtung: Druckluftstrom<br />
hochpräzise steuern<br />
VERBINDUNGSELEMENTE<br />
28 Hohe Kühlleistung – resistent<br />
gegen Druckspitzen<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
FORSCHUNG UND<br />
ENTWICKLUNG<br />
30 Sensor Overkill vs. Keep it simple<br />
NEIGUNGSSENSOREN<br />
38 Gyro-Technologie für exakte<br />
Messungen<br />
40<br />
TITELBILD<br />
igus,<br />
Köln<br />
SERVICE<br />
03 Editorial<br />
45 Impressum<br />
SONDERTEIL MOBILE MASCHINEN<br />
BEDIENELEMENTE<br />
40 Multifunktional bequem<br />
bedienen<br />
SENSORIK<br />
44 Sanftanlauf und<br />
Überwachung:<br />
Drehzahlerfassung in<br />
Lamellenkupplung<br />
DRUCKMESSUMFORMER<br />
46 Mehr Sicherheit auf den Gleisen<br />
PIEZOTECHNIK<br />
48 Sensor-Helm schützt Baggerfahrer<br />
vor Überlastung<br />
4 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
34<br />
MOBILE MASCHINEN<br />
INNENTITEL ROBOTIK<br />
34 Nachhaltige Landnutzung mit KI und Photovoltaik<br />
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MENSCHEN UND MÄRKTE
INITIALE SAUBERKEIT<br />
In der Hydraulik rückt zunehmend die „initiale“<br />
Reinheit in den Fokus. Im Bild zu sehen ist ein<br />
Ausschnitt aus der Produktion bei Stauff, wo man<br />
in den letzten Jahren viel in den Bereich Sauberkeit<br />
investiert hat. Stauff hat die Produktion für alle<br />
Komponenten des hydraulischen Leitungssystems,<br />
die Fertigung von sauberkeitssensiblen Teilen,<br />
Baugruppen und Systemen standardmäßig auf eine<br />
Partikelgröße von maximal 500 µm ausgelegt. Das<br />
bedeutet intensivere Reinigung nach dem<br />
Zerspanen, aber auch große Aufmerksamkeit für<br />
den weiteren Weg der Produkte. Ein<br />
repräsentatives Beispiel für den Erfolg dieser<br />
Maßnahmen aus vielen Messreihen: Bei einer<br />
90 °-Winkelverschraubung aus der<br />
Standardproduktion (1000 µm) wurde der größte<br />
metallische Partikel mit 846 µm und der größte<br />
nichtmetallische Partikel mit 963 µm gemessen.<br />
In der sauberen Produktion dagegen war der größte<br />
metallische Partikel nur 273 µm und der größte<br />
nichtmetallische Partikel 213 µm groß.<br />
www.stauff.com<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 7
SZENE<br />
GEMEINSCHAFTSFORSCHUNG IN DER FLUIDTECHNIK:<br />
HERAUSFORDERUNGEN ZUSAMMEN MEISTERN<br />
Am 20. Juni <strong>2024</strong> findet die diesjährige Informationsveranstaltung<br />
des Forschungsfonds <strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA-Haus in<br />
Frankfurt am Main statt. Im Rahmen der öffentlichen Informationsveranstaltung<br />
stellen die Forschungsstellen den Stand der<br />
Arbeiten bzw. gewonnene Ergebnisse der vom Forschungsfonds<br />
<strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA initiierten Vorhaben vor.<br />
Das Programm der Informationsveranstaltung steht ab Mitte<br />
Mai zum Download zur Verfügung.<br />
Das Instrument der industriellen Gemeinschaftsforschung<br />
bietet die einzigartige Möglichkeit, branchenrelevante Themen<br />
gemeinsam im vorwettbewerblichen Rahmen durchzuführen.<br />
Diese Art der mit öffentlichen Mitteln geförderten Gemeinschaftsforschung<br />
ermöglicht es insbesondere den mittelständischen<br />
Firmen mit Blick auf deren R&D-Ressourcen, an neuesten<br />
Forschungsergebnissen zu partizipieren.<br />
Die Forschungsprojekte dienen darüber hinaus auch der<br />
Ausbildung und Qualifizierung dringend benötigter Nachwuchskräfte.<br />
Berichtet wird über Projekte aus den Themenfeldern<br />
n Digitalisierung, Sensorkonzepte und Softsensoring<br />
n Datenanalyse und Machine Learning<br />
n Optimierung pneumatischer und hydraulischer Komponenten<br />
und Systeme<br />
n Entwicklungsmethodik und Simulation<br />
n Druckflüssigkeiten und Dichtungstechnik<br />
n Tribologie und Werkstoffe<br />
Im Rahmen der am Nachmittag stattfindenden Mitgliederversammlung<br />
werden von den Forschungsstellen neue Projektideen<br />
vorgestellt, über deren Aufgreifen die Mitglieder des<br />
Forschungsfonds <strong>Fluidtechnik</strong> eine Entscheidung treffen.<br />
Weitere Auskünfte über den Forschungsfonds <strong>Fluidtechnik</strong> und<br />
über die Veranstaltung am 20. Juni <strong>2024</strong> gibt:<br />
Dr. Christian Geis, Forschungsfonds <strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA,<br />
Lyoner Straße 18, 60528 Frankfurt am Main, Telefon: +49 69<br />
6603-1318, E-Mail: christian.geis@vdma.org<br />
Bild: VDMA<br />
www.vdma.org/fluidtechnik<br />
ROY<br />
CHEN<br />
KARIN GUENDEL<br />
GONZALEZ<br />
RUBEN<br />
LLANES<br />
BORIS<br />
OTTO<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
ist zum Präsidenten<br />
des Geschäftsbereichs<br />
Editron von Danfoss<br />
Power Solutions<br />
ernannt worden. Chen,<br />
wird Mitglied des<br />
Power Solutions<br />
Leadership Teams und<br />
berichtet direkt an Eric<br />
Alström, Präsident von<br />
Danfoss Power<br />
Solutions. Chen wird<br />
eine Schlüsselrolle bei<br />
der Stärkung des Onund<br />
Off-Highway-Elektrifizierungsgeschäfts<br />
von Danfoss Power<br />
Solutions spielen.<br />
ist anlässlich der<br />
Mitgliederversammlung<br />
des Industrieverbands<br />
Agrar e. V. (IVA)<br />
zur Vorsitzende des<br />
IVA-Vorstands Pflanzenschutz<br />
und Vizepräsidentin<br />
des Verbands<br />
gewählt worden.<br />
Guendel Gonzalez ist<br />
seit 1. März 2023<br />
Geschäftsführerin der<br />
Bayer CropScience<br />
Deutschland GmbH<br />
und leitet das Geschäft<br />
in Deutschland,<br />
Österreich und der<br />
Schweiz.<br />
ist neuer Chief Executive<br />
Officer (CEO) des<br />
Geschäftsbereichs<br />
Digital Grid von<br />
Schneider Electric. Die<br />
Abteilung Digital Grid<br />
ist Teil der mit dem<br />
Innovationsmanagement<br />
betrauten<br />
Abteilung Innovation at<br />
the Edge. Vor seiner<br />
Ernennung zum CEO<br />
von Digital Grid hat<br />
sich Llanes in verschiedenen<br />
anderen<br />
Führungspositionen bei<br />
Schneider Electric<br />
bewährt.<br />
bringt ab sofort seine umfassende Expertise in<br />
den Forschungsbeirat Industrie 4.0 ein. Die<br />
Arbeitsschwerpunkte des Wirtschaftsingenieurs<br />
und -informatikers liegen in den Bereichen<br />
industrielle Datenökosysteme, Data Spaces und<br />
Datenmanagement in Industrieunternehmen. Seit<br />
2017 ist er Leiter des Fraunhofer-Instituts für<br />
Software- und Systemtechnik ISST in Dortmund.<br />
Zudem ist er seit 2013 Professor für Industrielles<br />
Informationsmanagement an der Technischen<br />
Universität Dortmund. Darüber hinaus ist Boris<br />
Otto stellvertretender Vorstandsvorsitzender des<br />
Catena-X Automotive Network und Mitglied des<br />
Vorstands der Gaia-X European Association for<br />
Data and Cloud. Ferner ist er Vorsitzender des<br />
Direktoriums des Fraunhofer-Verbunds IuK-Technologie<br />
und damit Mitglied des Präsidiums der<br />
Fraunhofer-Gesellschaft.<br />
8 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
SZENE<br />
GEMEINSAM FÜR MEHR QUALIFIKATION<br />
Die Internationale Hydraulik-Akademie (IHA) und die Hydac-<br />
Gruppe gehen eine richtungsweisende Zusammenarbeit ein:<br />
Hydac liefert der IHA 14 ihrer neuesten Messgeräte, um die<br />
Hydraulik-Spezialisten von morgen in ihrer fachlichen Entwicklung<br />
bestmöglich zu unterstützen. IHA-Geschäftsführer Ulrich<br />
Hielscher und Hydac-Vertriebsleiter Thomas Prager sind sich<br />
einig: „Diese Aktion setzt Maßstäbe und ist<br />
ein klares Bekenntnis beider Unternehmen zur<br />
Zukunft der Hydraulik.“<br />
Die IHA und Hydac kooperieren seit 2020. „Die<br />
Intensivierung unserer Zusammenarbeit in<br />
dieser Form ist fast schon logisch, da beide<br />
Unternehmen für die Zukunft der Hydraulik<br />
stehen“, sagt Thomas Prager, bei Hydac<br />
verantwortlich im Vertrieb für die Bundesländer<br />
Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Hydac liefert der<br />
IHA insgesamt 14 Messgeräte der neuesten Generation. Acht<br />
davon kommen in der IHA-Zentrale in Dresden zum Einsatz,<br />
sechs im Coreum in Stockstadt. Dort betreibt die IHA eine<br />
Niederlassung. Hielscher: „In der Hydraulik sind Messungen<br />
und Analysen die Basis für Betriebssicherheit. Das liegt daran,<br />
dass sowohl in der Diagnose als auch in der<br />
Instandhaltung eine qualifizierte Fehlersuche<br />
nur mit geeigneten Messgeräten möglich ist.<br />
Ich freue mich sehr, dass wir unsere Seminarteilnehmer<br />
ab sofort an der besten verfügbaren<br />
Technik schulen können.“ Insgesamt bildet<br />
die IHA jährlich weit über 1.000 Personen mit<br />
den gelieferten Geräten aus.<br />
www.hydac.com<br />
AIWANGER BESUCHT<br />
MAGNET-SCHULTZ<br />
Anfang April besuchte der<br />
Staatsminister Bayerns<br />
Hubert Aiwanger auf Einladung<br />
von Dr. A.W. Schultz die<br />
Firma Magnet-Schultz am<br />
Standort in Memmingerberg.<br />
Begleitet wurde er vom<br />
Vizepräsident des Bayerischen<br />
Landtags, Alexander<br />
Hold, der Ministerialrätin<br />
Dr. Patricia Callis sowie<br />
Landrat Alex Eder. Aiwanger<br />
zeigte sich sehr interessiert<br />
an der Funktion und den<br />
Einsatzbereichen von<br />
Wasserstoffventilen, die<br />
Konstruktions- und Entwicklungsleiter<br />
Johann Weiß<br />
vorstellte. Es bestand<br />
Einigkeit darüber, dass der<br />
wirtschaftliche Erfolg dieser<br />
Entwicklungen vom weiteren<br />
weltweiten Hochlauf der<br />
Wasserstofftechnologie<br />
abhängt. Aiwanger lobte die<br />
vorausschauende, technologieoffene<br />
und breit aufgestellte<br />
Planung von MSM:<br />
„Magnet Schultz ist innovativ<br />
unterwegs und hält sich alle<br />
Türe offen: Vom Verbrenner<br />
über hybride Modelle bis hin<br />
zu Elektromobilität und<br />
Wasserstoff. Genau diese<br />
Technologieoffenheit braucht<br />
auch Deutschland.“<br />
www.magnet-schultz.com<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 9
ZUKUNFTSCHANCEN<br />
SHOPFLOOR MIT KÜNSTLICHER<br />
INTELLIGENZ OPTIMIEREN<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Eine aktuelle Studie der Hochschule Koblenz<br />
besagt: Zwei Drittel von 120 befragten<br />
Unternehmen nutzen heute schon Künstliche<br />
Intelligenz – 80 Prozent allerdings erst seit rund<br />
zwei Jahren. Der Blick in die Fertigungspraxis<br />
zeigt ein etwas anderes Bild. Für viele<br />
produzierende Unternehmen sind KI-basierte<br />
Prozesse nämlich noch immer Zukunftsmusik.<br />
Daten verfügbar zu machen und zu konsolidieren, stellt in<br />
der Fertigung das größte Hindernis für den Einsatz von<br />
Künstlicher Intelligenz dar. Darüber hinaus setzt die<br />
Einführung der Technologie viel Know-how voraus und<br />
bindet zudem die durch den Fachkräftemangel immer knapper<br />
werdenden IT-Kapazitäten. All dies sollte Unternehmen jedoch<br />
nicht davon abhalten, sich mit KI zu beschäftigen. Denn KI bietet<br />
schon jetzt ein enormes Potenzial, vor allem, wenn es darum<br />
geht, Prozesse auf dem Shopfloor zu beschleunigen, die Ausfallsicherheit<br />
und Qualität zu erhöhen sowie das Energiemanagement<br />
in der Fertigung zu verbessern.<br />
Benjamin Brockmann, CEO und Co-Founder bei Operations1, Augsburg.<br />
KI ALS NÄCHSTER LOGISCHER SCHRITT<br />
In der Industrie ist die Automatisierung von Prozessen nicht neu.<br />
Spezielle Automatisierungssoftware übernimmt sich wiederholende<br />
Tätigkeiten und entlastet Mitarbeitende deutlich. Dadurch<br />
kann die Effizienz signifikant erhöht und Kosten sowie menschliche<br />
Fehler reduziert werden. Künstliche Intelligenz geht noch einen<br />
Schritt weiter. Sie basiert auf selbstlernenden Algorithmen,<br />
die mit großen Datenmengen trainiert werden. Dadurch verbessern<br />
sie im Laufe der Zeit ihre Leistungsfähigkeit. Im Gegensatz<br />
zur Automatisierungssoftware übernimmt KI nicht (nur) einfache,<br />
sondern komplexe Aufgaben. Das bedeutet auch: Sie kann<br />
Entwicklungen vorhersagen und Entscheidungen treffen.<br />
ANWENDUNGEN IN DER FERTIGUNG<br />
KI-basierte Software bietet eine Reihe von Möglichkeiten, Fertigungsprozesse<br />
zu verbessern, die Wirtschaftlichkeit zu steigern<br />
und über eine hohe Produktqualität Kunden zu binden. Die Algorithmen<br />
funktionieren ähnlich wie das menschliche Gehirn. Sie<br />
haben allerdings eine sehr viel höhere „Rechenleistung“ und<br />
können daher bestimmte Aufgaben in der Fertigung schneller<br />
und besser lösen als Menschen. In vier konkreten Bereichen findet<br />
Künstliche Intelligenz schon heute Anwendung und sorgt für<br />
entscheidende Verbesserungen:<br />
1. INBETRIEBNAHME ERLEICHTERN<br />
Mittels eines digitalen Zwillings lassen sich Schritt für Schritt diverse<br />
Abläufe ableiten, die Mitarbeitende durch die Inbetriebnahme<br />
führen. Auf diese Weise leitet KI die Werksmitarbeitenden<br />
10 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
DIGITALE TRANSFORMATION<br />
dies erstmals, konkrete Energiefresser und ineffizientes Verhalten<br />
zu erkennen und abzustellen. In der Werkhalle verhelfen übergreifende,<br />
selbstoptimierende Systeme so zu einer besseren<br />
Energiebilanz und dem Erreichen der ESG-Ziele (Environment,<br />
Social, Governance).<br />
Connected Worker Plattform von Operations1 im Einsatz<br />
auch durch den gesamten Prozess der Auftragsabwicklung. Da<br />
die Software aus allen Ereignissen auf dem Shopfloor lernt, sofern<br />
diese digital erfasst werden, optimieren Unternehmen im<br />
Laufe der Zeit ihre Fertigungsprozesse und können Ursachen für<br />
Fehler eliminieren.<br />
2. PRODUKTIVITÄT STEIGERN<br />
Im Bereich Predictive Maintenance analysiert künstliche Intelligenz<br />
schon jetzt die Maschinendaten und leitet daraus Prognosen<br />
ab. So erkennen die Mitarbeitenden in der Fertigung frühzeitig,<br />
wann die Maschine gewartet werden muss, also beispielsweise<br />
Verschleißteile auszutauschen sind. Auch reguläre Wartungsintervalle<br />
können auf Basis von Algorithmen anpasst und<br />
gegebenenfalls verlängert werden. Dadurch können Unternehmen<br />
direkt Kosten senken, ohne Stillstände zu riskieren. Anomalien<br />
fallen bereits auf, bevor ein Schaden entsteht. So steigern<br />
Unternehmen ihre Produktivität sowie Maschinenverfügbarkeit<br />
und senken die Instandhaltungskosten.<br />
3. QUALITÄT SICHERN<br />
KI erweitert den Handlungsspielraum in der Qualitätssicherung<br />
und ermöglicht es, eine kameragestützte Sichtkontrolle automatisiert<br />
durchzuführen. Die Software erkennt in Echtzeit geringste<br />
Abweichungen von den Gutteil- und Schlechtbildern, mit denen<br />
das System trainiert wurde, und analysiert die Ursachen dafür.<br />
Der Mitarbeitende lernt dadurch auch, wie der Arbeitsschritt<br />
künftig korrekt durchgeführt wird. Zugleich sinken die Kosten,<br />
weil die Fehler nicht erst bei der Qualitätskontrolle des fertigen<br />
Teils erkannt werden. Da die Produktqualität über die Auswertung<br />
der KI insgesamt steigt, haben die Kunden wenig Anlass zu<br />
Reklamationen. Der automatisierte Prozess erhöht die Produktivität<br />
und senkt Nacharbeits- und Ausschusskosten.<br />
4. ENERGIEMANAGEMENT OPTIMIEREN<br />
Mit der Nachhaltigkeitsberichtspflicht sowie weiteren Anforderungen<br />
setzt die Gesetzgebung Standards, denen die Wirtschaft<br />
nachkommen muss. Insofern ist es ratsam, das Energiemanagement<br />
in die Produktionsumgebung zu integrieren. Oft ermöglicht<br />
LARGE LANGUAGE MODELS UND<br />
MACHINE LEARNING<br />
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IST<br />
MEHR ALS AUTOMATISIERUNG<br />
Es zeigt sich: Künstliche Intelligenz ist ein Werkzeug mit enormem<br />
Potenzial zur Optimierung und Effizienzsteigerung des<br />
Shopfloors. Vor allem Large Language Models (LLM) und das<br />
Machine Learning können, richtig eingesetzt, die Workflows in<br />
der Werkhalle revolutionieren. Operations1 arbeitet in diesem<br />
Zusammenhang an einer eigenen KI-Lösungsidee, dem Shopfloor<br />
AI Assistant.<br />
Durch die Nutzung von LLM können Informationen in natürlicher<br />
Sprache abgerufen werden. Der Assistant soll Hilfestellungen<br />
geben oder Datenabfragen ermöglichen, ohne hierbei Daten<br />
zu suchen oder vorab aufbereiten zu müssen. So soll er die Mitarbeitenden<br />
in der Werkhalle zum Beispiel bei Fragen während des<br />
Instandhaltungsprozesses unterstützen und Auskunft über frühes,<br />
kostenschonendes Troubleshooting und präventive Vorgehensweisen<br />
geben.<br />
Ein weiterer Anwendungsbereich wird Computer Vision sein.<br />
Durch Machine Learning (ML) und den Einsatz von Algorithmen<br />
kann Computer Vision Muster, Objekte und relevante Merkmale<br />
in visuellen Daten wie Bildern und Videos erkennen und interpretieren.<br />
Durch einen Bildabgleich in Echtzeit kann die KI das<br />
Personal direkt bei der Inspektion und Qualitätssicherung unterstützen<br />
und Rückmeldungen oder Hinweise auf mögliche Gefahren<br />
geben.<br />
OPERATIV WERTVOLLE LÖSUNGEN<br />
Künstliche Intelligenz ist mehr als Automatisierung. Dank selbstlernender<br />
Algorithmen ist sie dazu in der Lage, Vorhersagen zu<br />
treffen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. Fertigungsunternehmen<br />
können sich das in vielen Bereichen zunutze<br />
machen – von der Auftragsabwicklung über die Qualitätskontrolle<br />
und dem Energiemanagement bis hin zur vorausschauenden<br />
Wartung.<br />
Die Nutzung von KI auf dem Shopfloor wird zahlreiche Probleme<br />
lösen und die Interaktion zwischen Mensch und Maschine<br />
verbessern – dank Technologien wie maschinellem Lernen und<br />
Computer Vision. Dies erhöht die Sicherheit am Arbeitsplatz und<br />
erlaubt es den Mitarbeitenden, sich stärker auf wertschöpfende<br />
Tätigkeiten zu fokussieren. Die Einsatzmöglichkeiten von KI sind<br />
bereits heute vielfältig und werden künftig eine zentrale Rolle in<br />
der Architektur von Operations1 spielen, um Nutzern maßgeschneiderte<br />
und operativ wertvolle Lösungen zu bieten.<br />
Bilder: Operations1, putilov_denis – stock.adobe.com<br />
www.operations1.com<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 11
FACHFORUM HYDRAULIK<br />
HYDRAULIKFORSCHUNG<br />
ZUM ANFASSEN<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Die Technische Hochschule Ulm fördert die<br />
Zusammenarbeit zwischen Universität und<br />
Wirtschaft. Ein Ziel ist in Zeiten des<br />
Fachkräftemangels klar: Menschen für die<br />
Hydrauliktechnologie gewinnen. Ein Baustein<br />
dieses Vorhabens ist das Fachforum Hydraulik,<br />
welches regelmäßig im Frühjahr stattfindet und<br />
auf reges Interesse trifft.<br />
Die Technische Hochschule Ulm (THU) veranstaltet seit<br />
2017 ein Fachforum Hydraulik. In diesem Jahr fand es<br />
Ende April mit über 100 Teilnehmenden statt. Die Veranstaltung<br />
soll den Technologietransfer zwischen Industrie<br />
und Hochschule fördern und intensivieren. Gleichzeitig<br />
soll auch bei den Studierenden das Interesse an hydraulischen<br />
Fragestellungen und Lösungen gesteigert werden. Im Fachforum<br />
Hydraulik der THU werden sowohl praxisnahe als auch wissenschaftliche<br />
Themen präsentiert sowie Kenntnisse und Erfahrungen<br />
der hydraulischen Antriebs- und Steuerungstechnik ausgetauscht.<br />
Neben den Vorträgen mit Diskussion erleichtert ein kleiner<br />
Marktplatz mit Exponaten den inhaltlichen Zugang zu verschiedenen<br />
hydraulischen Themen. Das Fachforum Hydraulik<br />
bietet einen Rahmen für konstruktiven fachlichen Austausch und<br />
zur Vernetzung bei Imbiss und Livemusik. Angesprochen zur<br />
Teilnahme an der Veranstaltung sind alle Hydraulikinteressierten,<br />
die sich zum Beispiel mit der Bearbeitung von Projekten der<br />
hydraulischen Antriebs- und Steuerungstechnik beschäftigen<br />
oder die einfach die Gelegenheit nutzen möchten, sich inspirieren<br />
zu lassen.<br />
THEMENSPEKTRUM<br />
In diesem Jahr lag der Fokus der Veranstaltung auf dem Thema<br />
„Intelligente Hydrauliksysteme“ und es wurden in acht Vorträgen<br />
folgende Themen präsentiert und diskutiert:<br />
n Überblick zur Hydraulikausbildung und -forschung an der THU<br />
(Mathias Niebergall, THU)<br />
n Funktionale Sicherheit und Effizienz bei LKW der Hinter-Achs-<br />
Lenkung (Torsten Winkler, Weber Hydraulik)<br />
n Minihydraulikaggregate für dezentrale Steuerungslösungen<br />
(Andrea Farris, HAWE)<br />
n Intelligente Hydrauliksysteme – Steuerung – Überwachung – Öl<br />
(Johannes Hoffmann, AVIA Bantleon)<br />
n Energieflexibles Hydraulikaggregat (Axel Grigoleit, HAWE)<br />
n Neue Generation smarter Industrieventile mit IO-Link (Peter<br />
Jakobs, HYDAC)<br />
n Industriehydraulische Achssysteme mit Verdrängersteuerung<br />
(Mark Schlifka, Rexroth)<br />
n Hydraulischer Muskel (Roman Strobel, THU)<br />
Auf dem Marktplatz präsentierten in einem entspannten Rahmen<br />
die Firmen Bosch Rexroth, Hawe, Hydac, Tries und Weber<br />
Hydraulik sich und ihre Fähigkeiten. Daneben wurde noch ein<br />
Formula Student Rennwagen von Einstein Motorsport ausgestellt<br />
sowie seitens der THU ein geräuschoptimiertes Hydrauliktrainingssystem<br />
und ein Testaufbau für hydraulische Muskeln vorgeführt.<br />
Zum Abschluss wurde eine Tour durchs Hydrauliklabor der<br />
THU angeboten.<br />
KOMPETENZZENTRUM HYDRAULIK<br />
Das Fachforum wurde mit Unterstützung des Kompetenzzentrums<br />
Hydraulik (KHU) an der THU ins Leben gerufen. Das KHU<br />
wiederum wurde auf Initiative des mittelständischen Unternehmers<br />
Manfred Tries und mit engagierter Unterstützung der Industrie<br />
2012 gegründet. Ziel ist es, den regionalen Bedarf an ausgebildetem<br />
Hydraulikfachpersonal zu decken. Derzeit unterstüt-<br />
12 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
SZENE<br />
01<br />
01 Prof. Gerhard Bauer (links), der die Hydraulikausbildung in<br />
Ulm bereits 1967 begann, im Gespräch mit dem Unternehmer<br />
und Ehrensenator der THU Manfred Tries (rechts), der das<br />
Kompetenzzentrum Hydraulik an der THU initiierte<br />
02 Marktplatz mit geräuschoptimierten hydraulischen<br />
Antriebssystemen<br />
03 Marktplatz mit Livemusik mit dem Rektor der THU Prof.<br />
Volker Reuter am Flügel<br />
04 Über 100 Personen nahmen am Fachforum teil<br />
02<br />
zen das Hydraulik Kompetenzzentrum der THU vielfältige Stiftungsunternehmen,<br />
welche die gesamte Wertschöpfungskette<br />
hydraulischer Antriebstechnik repräsentieren. Aufbauend auf<br />
der damals initiierten Stiftungsprofessur „Ölhydraulik“, wird eine<br />
weitere Stiftungsprofessur für „Intelligente Hydrauliksysteme“<br />
ins Leben gerufen, um die Hydraulikausbildung in der Region<br />
langfristig weiterzuentwickeln. Damit soll mit Hilfe der Digitalisierung<br />
die klassische hydromechanische Antriebstechnik auf<br />
Systemebene zukunftsorientiert ausgebaut werden sowie die<br />
Energieeffizienz, Produktivität, Sicherheit und Umweltfreundlichkeit<br />
der hydraulischen Antriebssysteme weiter optimiert werden.<br />
Erste Unternehmen haben ihre Beteiligung an der neuen<br />
Stiftungsprofessur bereits signalisiert.<br />
FORTBILDUNGEN FÜR BERUFSTÄTIGE<br />
Neben den regulär eingeschriebenen Studierenden haben auch<br />
externe Hydraulikinteressierte, die bereits im Beruf stehen, eine<br />
Zugangsmöglichkeit zu den Lehrveranstaltungen. Deswegen finden<br />
die Vorlesungen in der Regel in den Abendstunden statt und<br />
werden auch online über das Internet zugänglich gemacht. Die<br />
erfolgreiche Absolvierung von fünf Ausbildungsmodulen kann<br />
mit einem Zertifikat zum Hydraulikfachingenieur und die Absolvierung<br />
von drei Grundlagenmodulen mit einem Zertifikat zur<br />
Hydraulikfachkraft abgeschlossen werden. In den letzten 10 Jahren<br />
wurden die Ausbildungsmodule der THU (Dauer jeweils 1 Semester)<br />
insgesamt 2200 Mal belegt.<br />
Bilder: THU, THU-MN, THU-JP<br />
03<br />
04<br />
www.thu.de<br />
POINTIERT<br />
FACHFORUM HYDRAULIK DER TH ULM IST<br />
EINE INITIATIVE DES KOMPETENZZENTRUMS<br />
UNTERNEHMEN UND FORSCHENDE<br />
PRÄSENTIERTEN INNOVATIONEN<br />
ZIEL IST ES UNTER ANDEREM, JUNGE<br />
MENSCHEN FÜR HYDRAULIK ZU BEGEISTERN<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 13
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN TITEL<br />
SCHMIERFREIE GLEITLAGER<br />
MEHR NACHHALTIGKEIT<br />
AUF DEM FELD
LANDTECHNIK<br />
In Zeiten des Klimawandels wird es<br />
zunehmend herausfordernd, die notwendige<br />
Menge an Nahrungsmitteln für Mensch und<br />
Tier sicherstellen zu können. Holmer<br />
Maschinenbau aus der Oberpfalz hat nun<br />
eine innovative Güllehacke entwickelt, die<br />
eine nachhaltige Düngung von Maisfeldern<br />
ermöglicht. Um Umweltschäden zu<br />
vermeiden, setzt das Unternehmen zudem<br />
auf schmierfreie Gleitlager von Igus. Dank<br />
einer neuartigen Filzdichtung ist die Motion-<br />
Plastics-Lösung auch für den rauen<br />
Feldeinsatz bestens gerüstet.<br />
LANDMASCHINEN UMWELT-<br />
GERECHT KONSTRUIEREN UND<br />
NACHHALTIG BETREIBEN<br />
Mais, so weit das Auge reicht: Es ist ein leicht bewölkter<br />
Tag auf einem Maisfeld in Ungarn, als am Horizont<br />
langsam eine Terra Variant auftaucht. Hinter<br />
der Kabine der Landmaschine befindet sich ein großer<br />
Gülletank, in dem das Düngemittel mitgeführt wird.<br />
Statt den wertvollen organischen Dünger oberflächlich zu verteilen<br />
und somit Nährstoffausgasungen in Kauf zu nehmen, zieht<br />
das Trägerfahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 10 km/h eine<br />
imposante Maschine hinter sich her: SecatFlex SL heißt die Güllehacke,<br />
die am Fahrzeug angebracht ist. Die Größe des Anbaugeräts<br />
ist beeindruckend: Die Maschine ist 7,5 m breit und wiegt<br />
2,3 t. Entwickelt hat sie die Holmer Maschinenbau GmbH aus<br />
Eggmühl (Schierling) in der Oberpfalz.<br />
Mit der SecatFlex SL wird die Gülle in den oberen Bodenhorizont<br />
des Feldes eingebracht. Zuerst lockern zwei Hackschare die<br />
Erde auf, dann gelangt über jeweils einen Schlauch die Gülle in<br />
den Boden. Anschließend bedeckt das dritte Hackschar die beiden<br />
Düngebänder mit Erde, sodass keine Vermischung mit der<br />
Gülle stattfindet. Über die gesamte Arbeitsbreite sind insgesamt<br />
zehn solcher Hackelemente verteilt: Im Abstand von 75 cm im<br />
Eingriff hacken sie gleichzeitig zwischen elf Pflanzenreihen.<br />
Durch das direkte Einbringen in den Boden bleiben wertvolle<br />
Nährstoffe erhalten. Außerdem ist nach dem Ausbringen kein<br />
stechender Ammoniakgeruch wahrnehmbar. Natürlich muss in<br />
der Landwirtschaft nicht nur das Düngemittel nachhaltig behandelt<br />
werden, Holmer stellt auch hohe ökologische Ansprüche an<br />
die eigenen Fahrzeuge und Maschinen. Aus diesem Grund hat<br />
sich der Hersteller bei der Konstruktion der Güllehacke für den<br />
Einbau von schmierfreien Igus Gleitlagern entschieden.<br />
SCHMIERFREIE IGLIDUR-GLEITLAGER<br />
Wo Bewegung gewährleistet sein muss, gilt es unter den widrigen<br />
Bedingungen in der Landwirtschaft hohe Ansprüche zu erfüllen.<br />
Gelenke der Landmaschinen benötigen häufig eine<br />
Schmierung, um eine reibungsfreie Funktionsweise sicherzustellen.<br />
Das hat den Nachteil: In herkömmlichen Anwendungen<br />
kommen Metallbuchsen zum Einsatz, die eine gute Schmierung<br />
voraussetzen. Dazu werden größere Mengen an Schmierfett benötigt,<br />
das über Schmierstellen an die Lager abgegeben wird. Oft<br />
ist eine richtige Abdichtung der geschmierten Bauteile nicht<br />
möglich, sodass schädliches Schmierfett austritt. Gerade in der<br />
Landwirtschaft ist das ein Problem, schließlich sollten Landwirte<br />
unter allen Umständen eine Umweltverschmutzung durch<br />
Schmierstoffe vermeiden.<br />
„Wir waren für die SecatFlex SL also auf der Suche nach einer<br />
Anwendung mit geringem Schmiermittelbedarf“, erklärt Andreas<br />
Erl, der sich bei Holmer Maschinenbau unter anderem um die<br />
Entwicklung der Güllehacke kümmerte. Aus dem bereits beste-<br />
Lars Butenschön (B.Eng), Leiter Geschäftsbereich iglidur Gleitlager,<br />
Igus GmbH, Köln<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 15
LANDTECHNIK<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN TITEL<br />
henden Kontakt zu Igus wurden er und sein Team schnell auf das<br />
Sondergleitlager Iglidur SG03 aufmerksam.<br />
„Das SG03 schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe und ist deshalb<br />
so passend für Holmer“, sagt Thomas Weber, der als technischer<br />
Verkaufsberater bei Igus den Kunden betreut. Das SG03 ist<br />
wie alle Iglidur Gleitlager schmierfrei, da keine externe Schmierung<br />
benötigt wird. Gleichzeitig bietet es eine Filzdichtung, welche<br />
die Lagerstellen vor Schmutz und Staub abdichtet. Gerade in<br />
der Landwirtschaft ist das ein großer Vorteil. Die Gelenke werden<br />
oft extremen Belastungen ausgesetzt und müssen dabei einen<br />
hohen Grad an Zuverlässigkeit bieten. Igus hat in Laborversuchen<br />
eine bis zu 50-mal höhere Lebensdauer des Gleitlagers mit<br />
Filzdichtung im Vergleich zu herkömmlichen Lösungen erreicht.<br />
Zudem hat das Gleitlager in den Tests durch seine Verschleißfestigkeit<br />
überzeugt.<br />
NOVUM IN DER LANDTECHNIK<br />
Dass Holmer Maschinenbau auch bei der SecatFlex SL wieder<br />
auf Komponenten von Igus zurückgegriffen hat, liegt an der<br />
langjährigen Zusammenarbeit der beiden Unternehmen. „Eigentlich<br />
verbauen wir schon immer Igus Buchsen“, berichtet Erl.<br />
INDUSTRIE UND UMWELT PROFITIEREN<br />
Vom Pflug in der Landwirtschaft bis zum Transportband<br />
eines Bierbrauers: Um Budget, Personalressourcen und<br />
Umwelt zu schonen, steigen immer mehr Industriebetriebe<br />
auf schmierfreie Polymerlager von Igus um. Wie viel<br />
sie dadurch tatsächlich sparen und wie es um die<br />
Umweltvorteile bestellt ist, zeigt nun erstmals eine<br />
gemeinsame Studie von Igus und Wissenschaftlern der<br />
RWTH Aachen sowie der WBA Aachener Werkzeugbau<br />
Akademie. Bis zu 14 Mio. Euro pro Jahr an Schmierfettkosten<br />
lassen sich durch den Umstieg auf Polymergleitlager<br />
einsparen. Erfahren Sie mehr zur Studie und Use Cases:<br />
www.igus.de/schmierfrei<br />
01 02<br />
01 Die Güllehacke SecatFlex SL von Holmer Maschinenbau bringt<br />
die Gülle in zehn Reihen gleichzeitig aus<br />
02 In den Gelenken der Güllehacke kommen Sondergleitlager vom<br />
Typ Iglidur SG03 zum Einsatz<br />
03 Das SG03 Gleitlager überzeugt unter anderem durch seine<br />
Filzdichtung und die hohe Verschleißfestigkeit<br />
04 Das zylindrische Gleitlager Iglidur P210 wird für den<br />
Verschieberahmen eingesetzt<br />
Für Igus selbst war die Anwendung von Iglidur SG03 in der Landtechnik<br />
ein Novum. „Holmer ist eines der ersten Unternehmen,<br />
welches das Lager mit Filzdichtung anwendet“, betont Weber.<br />
Der Kölner Hersteller habe vor allem durch den landwirtschaftlichen<br />
Einsatz sehr von der Erfahrung in der Entwicklung der<br />
SecatFlex SL profitiert.<br />
Mittlerweile hat der Praxistest gezeigt, dass Holmer die richtige<br />
Lösung gewählt hat. Eine erste Vorserienmaschine ist in Ungarn<br />
unterwegs. Auf einer Fläche von 1.000 ha wird dort Mais<br />
gedüngt.<br />
VERSCHIEBEBEWEGUNG DURCH GLEITLAGER<br />
In der SecatFlex SL ist das Sondergleitlager Iglidur SG03 nicht das<br />
einzige Produkt von Igus, auch die Verschiebebewegung realisiert<br />
Holmer über Buchsen des Unternehmens. Dazu greift der<br />
Maschinenbauer auf das zylindrische Gleitlager Iglidur P210 zurück.<br />
Die Buchse weist eine gute Verschleißfestigkeit bei mittleren<br />
Temperaturen auf. Zudem ist das Lager besonders resistent<br />
gegen Schmutz, Staub, Stöße und Schläge. Das macht es speziell<br />
tauglich für den Einsatz während eines langen Arbeitstages auf<br />
dem Feld.<br />
Die Iglidur P210-Lager hat der Landmaschinenhersteller im Verschieberahmen<br />
der Güllehacke verbaut, der die genaue Ausrichtung<br />
der einzelnen Hacken entlang der Reihen des Feldes gewährleistet.<br />
Innerhalb von 46 cm können die Maschinenbediener den<br />
Rahmen individuell auf die Reihen ausrichten. „Wir sind mit beiden<br />
Gleitlagertypen voll zufrieden“, stellt Erl fest. Deshalb blicken<br />
Holmer und Igus bereits auf die zukünftige Zusammenarbeit.<br />
16 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
03 04<br />
NACHHALTIG BETRIEBSKOSTEN SPAREN<br />
Beide Unternehmen leisten mit ihren Komponenten und Maschinen<br />
einen Beitrag zur Steigerung der Nachhaltigkeit im gesamten<br />
landwirtschaftlichen Betrieb. „Die ganze Branche denkt über<br />
Schmiermitteleinsparung nach“, konstatiert Weber. Und das aus<br />
gutem Grund: 50 Prozent aller weltweit verkauften Schmierstoffe<br />
landen in der Umwelt. Ein Liter Öl vergiftet bis zu eine Million Liter<br />
an Trinkwasser.<br />
Holmer spart an jeder einzelnen der vielen Lagerstellen in der<br />
SecatFlex SL umweltschädliches Schmierfett ein. Hochgerechnet<br />
auf die gesamte Güllehacke, ist das eine Menge, die nicht nur die<br />
Nachhaltigkeitsbilanz der Maschine verbessert, sondern sich<br />
ebenso in den Betriebskosten widerspiegelt. Wer also künftig<br />
eine große Landmaschine mit einer Güllehacke von Holmer auf<br />
einem Maisfeld sieht, weiß: Hier düngt ein Vorreiter in Sachen<br />
nachhaltiger Landwirtschaft. Vorreiter in weiteren Branchen<br />
zeigt eine Studie von RWTH Aachen und Igus, siehe Infokasten.<br />
Bilder: Holmer Maschinenbau, Igus<br />
www.igus.de<br />
05 Andreas Erl<br />
(l.), Homer<br />
Maschinenbau,<br />
und Thomas<br />
Weber, Igus
MARKTPLATZ<br />
TAUPUNKTMESSUNG „TO GO“<br />
Das tragbare Druck-Taupunkt-Hygrometer Easidew PDP Dryer Portable von Michell, Teil der Process<br />
Sensing Technologies Group, wiegt nur 3,6 kg. Es enthält einen Vollfarb-Touchscreen mit einer intuitiven<br />
Bedieneroberfläche, einen langlebigen Akku und USB-C-Anschlüsse. In dem 275 mm x 125 mm x<br />
250 mm großen, IP65-geschützten Tragekoffer ist ein vollständig geschlossenes System für die Probennahme<br />
aus Edelstahl mit Drucksensor, Anschlüssen mit fester Blende für die Durchflusskontrolle und<br />
Filtration mit einer Standard-Drop-in-Patrone integriert. Kunden können die keramischen Metalloxidoder<br />
Dickschicht-Taupunkt-Sensoren aus dem breiten Portfolio von Michell Instruments auswählen.<br />
Das Easidew PDP Dryer Portable ermöglicht somit die mobile Messung und Speicherung der wichtigsten<br />
Messwerte für die Gasqualität bei einem Druck von bis zu 20 bar. Es erfasst Taupunkte zwischen<br />
-100 und +60 °C Td mit einer Genauigkeit ±2 °Cdp bei Umgebungs-/Prozesstemperaturen von -20 bis<br />
+50 °C. Eine integrierte 2GB SD-Karte erlaubt die Datenspeicherung über eine einfache TXT-Datei mit<br />
einem PC-Download über eine Standard-USB-C-Verbindung. Dies macht spezielle PC-gestützte Softwareanwendungen überflüssig,<br />
sodass das Portable einfach und leicht zu bedienen ist. Dank der Display-Trendaufzeichnung für Taupunkt und Druck können<br />
Wartungstechniker bei dem Easidew PDP Dryer Portable die Trocknungskurve eines Adsorptionstrockners im Anlaufzustand sehen<br />
und dokumentieren.<br />
www.processsensing.com<br />
FREQUENZUMRICHTER MIT VIBRATION MONITORING<br />
Die Frequenzumrichter für die Pumpenbrache<br />
Inveor MPP und MPM von Kostal sind nun<br />
serienmäßig mit der Funktion „Vibration<br />
Monitoring“ ausgestattet. Im Betrieb kann so<br />
die Anlage im Hinblick auf Unregelmäßigkeiten<br />
überwacht werden, die durch Vibration ausgelöst<br />
werden. Die Daten werden gesammelt und<br />
über MQTT weiterverarbeitet. Für den Nutzer ist<br />
das der Einstieg in die Predictive Maintenance,<br />
durch die er unerwartete Ausfälle verhindern<br />
kann. Das Konzept des Inveor Frequenzumrichters<br />
sieht die Montage direkt auf den Motor vor.<br />
Per Plug & Play entsteht eine modulare Einheit<br />
aus Motor, Getriebe und Umrichter. Durch die große Auswahl an<br />
Adapterplatten kann jeder Motor adaptiert werden. Daneben<br />
gibt es auch die Möglichkeit zur Wandadaption. Das automatisierte<br />
Inbetriebnahme-Tool Selfcom macht die<br />
Inbetriebnahme kinderleicht. Durch die optimierte<br />
Topologie der Leistungselektronik in Kombination<br />
mit einem einzigartigen Regelungsverfahren<br />
sorgt der Inveor für eine optimale Energieausnutzung,<br />
egal welche Motortechnologie im Einsatz<br />
ist. Das sensorlose Regelungsverfahren ist selbst<br />
bei niedrigen Drehzahlen bis hin zum Stillstand<br />
optimal in der Lage die Rotorposition zu erkennen<br />
und den Motor zuverlässig zu regeln, satt in den<br />
Steuerungsbetrieb zu wechseln. Die Inveor<br />
Frequenzumrichter verfügen über grundlegende<br />
Pumpenschutzfunktionen wie Trockenlaufschutz<br />
und Blockiererkennung. Eine sofortige Abschaltung und<br />
Fehlermeldung schützt Motor und Frequenzumrichter.<br />
www.kostal-drives-technology.com<br />
SENSOR MIT BLUETOOTH-ÜBERTRAGUNG<br />
VOM SENSOR IN DIE CLOUD<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Der QE2008-W-Sensor von Gefran wurde speziell für die<br />
Anforderungen in der Kunststoffindustrie entworfen und bietet<br />
eine zuverlässige Lösung für eine Vielzahl von Anwendungen,<br />
darunter Spritzguss, Extrusion und Formgebung. Er ermöglicht<br />
die präzise Messung von Dehnungen in verschiedenen Anwendungen<br />
und Umgebungen<br />
und bietet gleichzeitig eine<br />
drahtlose Bluetooth-Übertragung<br />
für eine einfache<br />
und zuverlässige Datenübertragung<br />
an eine eigens<br />
entwickelte App. Der<br />
drahtlose Doppelmagnet-<br />
Dehnungssensor QE2008-W<br />
wurde für die präzise<br />
Kraft- und Dehnungsmessung<br />
an ferromagnetischen<br />
Oberflächen entwickelt. Das<br />
Herzstück des Sensors ist ein Folien-Dehnungsmessstreifen,<br />
dessen Signal durch einen integrierten Verstärker aufbereitet<br />
wird. Das digitalisierte Signal wird über das Bluetooth Low<br />
Energy-Protokoll an ein mobiles Gerät übertragen, auf dem die<br />
Sensormate-App installiert ist. Die App zeigt die empfangenen<br />
Messungen in Echtzeit an. Die Daten können zu Nachverfolgungszwecken<br />
oder zur weiteren Analyse gespeichert werden.<br />
www.gefran.com<br />
Der Bereich Wasser und<br />
Abwasser steht durch die<br />
globale Wasserkrise vor signifikanten<br />
Herausforderungen. Vor<br />
diesem Hintergrund hat Jumo<br />
den Druckmessumformer Delos<br />
S02 entwickelt.Er dient der<br />
Erfassung von Relativ- und<br />
Absolutdrücken in flüssigen und<br />
gasförmigen Medien. Durch<br />
hohe Genauigkeit und Langzeitstabilität<br />
ermöglicht er eine<br />
hohe Prozesssicherheit. Die<br />
Online-Überwachung wichtiger Messparameter in Wasser- oder<br />
Abwasserströmen ist entscheidend, um die passenden Behandlungsstrategien<br />
zu initiieren. Zuverlässige und möglichst autark<br />
arbeitende Sensoren und die Datenübermittlung an ein<br />
zentrales System sind dabei essenziell. Ein modernes Wasser-<br />
Daten-Management sorgt für eine nahtlose Überwachung,<br />
hohe Sicherheit und Effizienz in der Wasserqualitätskontrolle.<br />
Auch für die Aufbereitung von Prozesswasser bietet das<br />
Unternehmen Komplettsysteme vom Sensor bis zur Cloud.<br />
Dazu zählen die passende Sensorik zur Entsalzung von Rohwässern,<br />
smarte Automatisierungssysteme und intuitiv bedienbare<br />
Software-Lösungen zur Datenauswertung.<br />
www.jumo.net<br />
18 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
MARKTPLATZ<br />
MAGNETSENSOREN FÜR EXTREME<br />
BEDINGUNGEN<br />
EGE-Elektronik bringt<br />
MGK-Magnetsensoren auf<br />
den Markt, die in kryogenen<br />
Prozessen in der Medizintechnik<br />
und darüber hinaus<br />
eingesetzt werden können.<br />
Die Sensoren detektieren<br />
Objekte und überwachen das<br />
Öffnen und Schließen von<br />
Klappen und Türen in<br />
Kryo-Prozessen bis -80 °C und<br />
sind für den Dauerbetrieb bei dieser Temperatur ausgelegt. Der<br />
Hersteller ist auf Sensorik für anspruchsvolle Anwendungen<br />
spezialisiert und bietet kurze Reaktionszeiten bei der anwendungsspezifischen<br />
Anpassung von Sensoren, etwa für erhöhte<br />
Schutzarten oder spezifische Schnittstellen. Auch Spezialmaterialien<br />
sind möglich, die, wie hier, trockenen Kryo-Atmosphären<br />
dauerhaft standhalten. Die Magnetsensoren schalten bei<br />
Annäherung einer mit einem Magneten versehenen Schaltfläche.<br />
Sie eignen sich beispielsweise zum Erfassen, Zählen oder<br />
Positionieren von Transportbehältern, Klappen, Türen oder<br />
Ventilstellungen. Abhängig von der Flussdichte des eingesetzten<br />
Magneten beträgt der Schaltabstand 5…20 mm.<br />
www.ege-elektronik.com<br />
ZWEI NEUE VENTIL-BAUREIHEN<br />
Die Moog Inc. hat zwei<br />
neue direktbetätigte<br />
Ventil-Baureihen am<br />
Markt: die Servo-Proportionalventile<br />
D93x und<br />
die Proportionalventile<br />
D92x. Die Baureihen<br />
zielen darauf ab, die<br />
Maschinenzuverlässigkeit<br />
zu steigern und die Kosten für Maschinenbauer zu reduzieren.<br />
Die Baureihe D93x umfasst die Servo-Proportionalventile<br />
D936 (ISO 4401 Nenngröße 03) und D937 (ISO 4401 Nenngröße<br />
05). Diese Ventile sind für den 4/4-Wege-Betrieb konzipiert und<br />
mit Steuerkolben ausgestattet, der in einer gehärteten Buchse<br />
läuft und von einem Proportionalmagneten betätigt wird.<br />
Diese Konstruktion macht sie zu leistungsfähigen Ventilen mit<br />
hoher Dynamik und einer sicheren vierten Kolbenstellung im<br />
stromlosen Zustand. Die Baureihe D92x besteht aus den<br />
Proportionalventilen D926 (ISO 4401 Nenngröße 03) und D927<br />
(ISO 4401 Nenngröße 05). Bei diesen für 4/3-Wege-Betrieb<br />
ausgelegten Ventilen läuft der Steuerkolben im Gehäuse und<br />
wird von zwei Proportionalmagneten betätigt. Im Vergleich zur<br />
Baureihe D93x ermöglicht diese Bauweise höhere Volumenströme.<br />
Zudem bieten die D92x eine zentrierte, ausfallsichere<br />
Kolbenstellung und einen optionalen 4/2-Wege-Betrieb.<br />
www.moog.com<br />
DRUCKSENSOREN LIEFERN MEHR INFORMATIONEN<br />
Die Sensor-Technik Wiedemann GmbH<br />
(STW) zeigt auf der Sensor+Test <strong>2024</strong><br />
ihren umfangreichen Sensorik-Baukasten.<br />
Sensoren zur Erfassung von Druckund<br />
Medieninformationen bilden einen<br />
Schwerpunkt. Die Drucksensoren vom<br />
Typ M01 können dank digitaler Schnittstellen<br />
sowohl Druck als auch Medientemperatur<br />
sowie Status- und Diagnoseinformationen<br />
gleichzeitig zur Verfügung<br />
stellen. Die Sensoren können in einem weiten Anwendungsspektrum<br />
eingesetzt werden – für die Niedrig- bis Hochdruckerfassung<br />
bis 2000 bar. Sie sind kompatibel mit den aktuellen<br />
SAE-J1939- und CANopen-Protokollspezifikationen und basieren<br />
auf einer neuentwickelten 32-Bit-Microcontroller-Plattform.<br />
Weiterhin unterstützen die Sensoren das<br />
SENT-Protokoll. Vereinfacht gesagt<br />
verhält sich das Protokoll wie die klassische<br />
analoge Messwertübertragung und<br />
sendet kontinuierlich unidirektional und<br />
störsicher über eine Drei-Draht-Anbindung.<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen<br />
analogen Ausgängen kann SENT jedoch<br />
eine Vielzahl an Informationen gleichzeitig<br />
übertragen. Das vereinfacht eine<br />
Zustandsüberwachung und bietet besonders in sicherheitsrelevanten<br />
Anwendungen Vorteile.<br />
STW ist Aussteller auf der Sensor+Test <strong>2024</strong> – Halle 1,<br />
Stand 508.<br />
www.stw-mm.com<br />
AZ_210 x 75 Schalter.qxp_Layout 1 28.02.23 09:09 Seite 2<br />
DRUCKSCHALTER VAKUUMSCHALTER<br />
DIFFERENZ-DRUCKSCHALTER DRUCKSENSOREN<br />
ELEKTRONISCHE DRUCKSCHALTER<br />
MEHR ERFAHREN<br />
www.layher-ag.de<br />
Flexible Technologie
PFAHLRAMMEN FÜR DEN SOLARAUSBAU<br />
POSITIONSSENSORIK<br />
IN UND AN HYDRAULIKZYLINDERN<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Sie werden benötigt, um Solarparks in kurzer<br />
Zeit anzulegen: Pfahlrammen. Vermeer ist ein<br />
bekannter Hersteller solcher Systeme, die auch<br />
ferngesteuert eingesetzt werden, um die Pfähle<br />
auf weitläufigen Solarfeldern effizient und<br />
genau zu setzen. Lineare Positionssensoren von<br />
Rota tragen in und an Hydraulikzylindern zur<br />
Genauigkeit bei und ermöglichen zudem einen<br />
höheren Automatisierungsgrad.<br />
Lineare Positionssensoren in Hydraulikzylindern können<br />
präzisere Bewegungen ermöglichen. Die Integration erhöht<br />
die Genauigkeit und schafft eine wichtige Grundlage für die<br />
Automatisierung von Maschinenbewegungen. Dies zeigt die<br />
Zusammenarbeit der Firma Rota Ltd. mit dem Schwermaschinenhersteller<br />
Vermeer: Es ging um die Entwicklung seiner PD10-<br />
Pfahlramme für die Installation von Solarfeldern.<br />
Das Einrammen der Pfähle, die zur Befestigung der Solarpaneele<br />
dienen, erfordert ein hohes Maß an Genauigkeit. Deshalb<br />
wandte sich Vermeer an Rota, um die linearen Positionssensoren<br />
in zwei der Hydraulikzylinder der Ramme zu integrieren. Der<br />
Einbau der Sensoren sollte dazu beitragen, die erforderliche<br />
Genauigkeit beim Eintreiben der Pfähle in den Boden zu gewährleisten<br />
und diese normalerweise schwierige und sich wiederholende<br />
Aufgabe zu automatisieren.<br />
Bei der Installation einer Photovoltaik-Freiflächenanlage müssen<br />
die Pfähle im Abstand von etwa 3 m und im richtigen Winkel<br />
in den Boden gerammt werden, und das tausende Male am Tag.<br />
„Dies ist ein sehr repetitiver Prozess, der sich für eine Automatisierung<br />
anbietet“, erläutert Jake Hewes, PMP, International Sales<br />
Manager bei Rota. Und die Solarmodule würden so am Ende optimal<br />
aufgestellt. Mit den Sensoren von Rota konnte Vermeer den<br />
PD10 so konzipieren, dass die Bediener die Pfähle leichter an der<br />
richtigen Stelle, in der richtigen Tiefe und im richtigen Winkel<br />
einbringen können, um die für das jeweilige Projekt gewünschte<br />
Genauigkeit und Ästhetik zu erzielen.<br />
Mark Hoffman, VP – Sales & Marketing (Mobile & Industrial) Rota Limited,<br />
Dallas Texas, USA.<br />
PRÄZISE STEUERUNG<br />
Die linearen Positionssensoren von Rota basieren auf der Hall-<br />
Effekt-Technologie – einer absoluten Technologie, die robust und<br />
widerstandsfähig gegenüber starken Vibrationen ist. Die Sensoren<br />
liefern Messwerte für die X- und Y-Achse, um so die genaue<br />
Ausrichtung der Ramme zu unterstützen. Die Integration der<br />
Sensoren ermöglicht eine elektronische Rückmeldung für eine<br />
präzisere Steuerung und Einstellung der Hublänge. „Nehmen wir<br />
an, es handelt sich um einen Zylinder mit einem Hub von etwa<br />
30 cm. Jedes Mal, wenn er sich um einen Bruchteil eines Zolls bewegt,<br />
kann der Anwender dies an der Steuerung ablesen“, sagt<br />
Hewes. Diese Rückmeldung kann an den CAN-Bus und die Software<br />
weitergeleitet werden, um die Rammung besser zu berechnen<br />
und auf den gewünschten Winkel einzustellen.<br />
Auch die Rammtiefe des Pfahls kann besser kontrolliert werden.<br />
Dadurch kann sowohl das Risiko einer übermäßigen als auch eines<br />
unzureichenden Eindringens verringert werden, um die<br />
strukturelle Unversehrtheit der Module sicherzustellen. Mögliche<br />
AUTOMATISCHE LOTRECHTE<br />
AUSRICHTUNG DES RAMM-<br />
MASTS DANK SENSORIK<br />
Nacharbeiten lassen sich so minimieren und die Produktivität<br />
und Effizienz von Solarfeldinstallationen insgesamt verbessern.<br />
Im PD10 wurden zwei verschiedene Typen von Rota-Sensoren<br />
verwendet. Ursprünglich sollten sie in die Hydraulikzylinder der<br />
Maschine eingebaut werden, um die Sensoren vor den Stößen<br />
und Vibrationen zu schützen.<br />
Einer der Sensoren ist in einen Hydraulikzylinder eingebettet,<br />
der am Unterbau der Ramme verwendet wird. Hewes erklärt,<br />
beim Einbau eines Sensors könne es schwierig sein, die Abmessungen<br />
eines Hydraulikzylinders unverändert zu lassen. „Oft<br />
muss der Zylinder in der Länge wachsen, um einen Sensor einzubauen“,<br />
erklärt er. „Da es sich bei unserer Technologie um einen<br />
Hall-Effekt-Sensor handelt und sie in ein kleines Gehäuse passt,<br />
konnten wir einen der Sensoren in den Zylinder einbauen, ohne<br />
die Pin-zu-Pin-Maße zu vergrößern, was der Schlüssel zum Einbau<br />
unter dieser Maschine war.“<br />
Der zweite Sensor im Mast der Maschine ist ein unabhängig<br />
montierter Sensor. Rota hatte zwar eine Lösung, die in einen Hydraulikzylinder<br />
eingebaut werden konnte, die Lage des Sensors<br />
20 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
MESSEN UND AUTOMATISIEREN<br />
01<br />
02<br />
01 Der Einbau eines linearen Positionssensors in einen Hydraulikzylinder<br />
einer Rammmaschine ermöglicht eine genauere Positionierung<br />
der Pfähle, die zur Befestigung von Solarpaneelen in Solarparks dienen<br />
02 Zwei verschiedene Positionssensoren wurden in Hydraulikzylinder<br />
der Pfahlramme PD10 von Vermeer integriert<br />
machte es jedoch schwierig, die erforderlichen Kabelbäume oder<br />
Stecker zu verlegen, ohne sie zu beschädigen. Die Lösung habe<br />
darin bestanden, den Sensor aus dem Zylinder zu entfernen und<br />
ihn parallel zum Zylinder in sicherem Abstand zu befestigen, erzählt<br />
Hewes. So habe der Kabelbaum sicher durch die Maschine<br />
geführt werden können, um eine Beschädigung im Feld zu vermeiden.<br />
Für diesen Sensor verwendete Rota eine Hochleistungs-<br />
Edelstahlversion: Dadurch kann sichergetellt werden, dass er den<br />
starken Vibrationen der Ramme standhält.<br />
Um eine optimale Integration der Sensoren zu gewährleisten,<br />
arbeitete das Unternehmen eng mit Vermeer und dem Lieferanten<br />
der Hydraulikzylinder zusammen. Mehrere Gruppen bei Vermeer<br />
mussten einbezogen werden; auch die Elektronikabteilung,<br />
um das CAN-Bus-Signal zu spezifizieren.<br />
HÖHERE BOHRGENAUIGKEIT<br />
Durch die Integration der Sensoren von Rota und anderer elektronischer<br />
Komponenten sowie der Software konnte eine höhere<br />
Bohrgenauigkeit und Benutzerfreundlichkeit erreicht werden.<br />
Ohne die Sensoren oder andere Elektronik wäre die Kontrolle,<br />
dass der Pfahl im richtigen Winkel und in der richtigen Tiefe gerammt<br />
wird, eine eher auf Augenmaß beruhende, praktische Arbeit<br />
und könnte zu Fehlern führen. Wenn die Maschinenführer<br />
die Hydraulikzylinder sehen können, so Hewes, sei es für sie einfacher,<br />
eine genaue Bohrung zu realisieren. Sobald die Zylinder<br />
jedoch nicht mehr sichtbar sind – wie es bei der Ramme der Fall<br />
ist – weil sie in der Maschine oder hinter dem Bediener versteckt<br />
sind, ist es von Vorteil, auf einen Positionssensor im Inneren des<br />
Zylinders zurückgreifen zu können. Der Bediener sieht so mithilfe<br />
von Sensorik den Bohrwinkel auf dem Armaturenbrett.<br />
Der PD10 verfügt über eine integrierte Steuerung. Dank Positionssensoren<br />
in den Hydraulikzylindern können dem Bediener<br />
eine Reihe von Maschineninformationen zur Verfügung gestellt<br />
werden, wie zum Beispiel der Pfahlwinkel, die Höhe und der<br />
Wartungsbedarf. Der einfache Zugang zu diesen Informationen<br />
hilft dem Bediener, seine Aufgabe zu erfüllen und sicherzustellen,<br />
dass die Pfähle wie für das jeweilige Projekt gewünscht platztiert<br />
werden.<br />
FEEDBACK IN ECHTZEIT<br />
Die lineare Positionsrückmeldung der Sensoren ermöglicht auch<br />
die Überwachung und Analyse der Rammkraft und des Aufpralls<br />
der Maschine in Echtzeit. Dank der elektronischen Steuerungsmöglichkeiten<br />
der Sensoren können bei Bedarf sofortige Anpassungen<br />
vorgenommen werden, um mögliche Schäden an den<br />
Pfählen oder der Maschine zu vermeiden.<br />
Auch für vorberechnete Automatisierungs- oder Winkelwerte<br />
kann das Feedback der Sensoren genutzt werden. Will man etwa<br />
Pfähle in einem 20-Grad-Winkel einschlagen, kann dies das Steuerungssystem<br />
der Maschine berechnen.<br />
Mit dieser Fähigkeit können automatisierte Funktionen ergänzt<br />
werden. Eine Autolotfunktion bringt den Mast mit einem einfachen<br />
Knopfdruck automatisch in eine lotrechte Ausrichtung, was<br />
laut Vermeer die Zykluszeit verkürzen und die Gesamtproduktivität<br />
steigern kann. Dies erleichtert auch die Bedienung, was besonders<br />
bei Baumaschinen angesichts des Fachkräftemangels immer<br />
wichtiger wird. Mit der PD10R-Ramme bietet der Maschinenbauer<br />
zudem eine ferngesteuerte Variante für die Installation von Solaranlagen<br />
an. Funktional entspricht sie dem PD10 und verfügt ebenso<br />
über lineare Positionssensoren von Rota.<br />
TECHNOLOGIE GIBT ANTWORTEN<br />
AUF FACHKRÄFTEMANGEL<br />
Im Bausektor wächst die Nachfrage nach Sensoren und Automatisierung.<br />
Auch der Markt für landwirtschaftliche Maschinen ist<br />
keineswegs ausgereift, aber er ist der Bauindustrie in Bezug auf<br />
die Einführung dieser Technologien voraus. Vermeer bietet seine<br />
PD10-Ramme wie bereits erwähnt auch als Modell PD10R ohne<br />
Fahrerkabine und mit drahtloser Fernsteuerung an, mit ansonsten<br />
gleicher Funktionalität. Die Effizienz und Präzision beim Bau<br />
von Solarparks kann damit weiter gesteigert und die Benutzerfreundlichkeit<br />
erhöht werden.<br />
Baumaschinen werden in der Regel an ein Vermietungsunternehmen<br />
verkauft. Der Einbau von Sensoren und die Automatisierung<br />
kann hier also einen wichtigen Beitrag leisten, um dem<br />
Fachkräftemangel zu begegnen: Die einfachere Bedienung der<br />
Maschinen hilft Anfängern, sich schneller einzuarbeiten. Und<br />
erfahrene Bedienern setzen die Technologien auf Anhieb richtig<br />
ein. Letztlich ermöglicht Automation so die rechtzeitige Fertigstellung<br />
von Projekten. Optimal integrierte Sensorik von Rota in<br />
und an Hydraulikzylindern ist dafür ein wesentlicher Enabler.<br />
Bilder: Rota<br />
www.rota-ltd.com<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 21
Miles Meier, Chefredakteur<br />
DAS THEMA:<br />
HANNOVER MESSE<br />
VIELFÄLTIGE<br />
ENTWICKLUNGEN<br />
Die technologischen Trends Leichtbau und<br />
Wasserstoff waren bei der Hannover Messe<br />
<strong>2024</strong> vielfach und vielfältig zu erleben. Wir<br />
stellen hier kurz Innovationen für die<br />
<strong>Fluidtechnik</strong> und der mobilen Maschinen aus<br />
diesen und weiteren Bereichen zusammen, die<br />
der Redaktion auf der Messe besonders<br />
erwähnenswert erschienen.<br />
HYDRAULIKZYLINDER IN<br />
LEICHTBAUWEISE<br />
ELEKTRIFIZIERUNG DER<br />
LANDWIRTSCHAFT<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Der Stand von Harting hatte eine futuristische<br />
mobile Maschine als Blickfang. Der AgBot ist ein<br />
autonomer Feld-Roboter für verschiedene Anwendungen,<br />
entwickelt von AgXeed. Ein wichtiger<br />
Bestandteil des Systems ist die AEF Hochvolt-<br />
Schnittstelle von Harting. Sie ist für den Einsatz in<br />
rauen Umgebungen geeignet und bietet dank<br />
fingersicherer Kontakte ein hohes Maß an Sicherheit<br />
beim Anschluss von Werkzeugen per Plug & Play.<br />
www.harting.com<br />
ZYLINDERSENSOR MIT IO-LINK<br />
Der Zylindersensor MK 5908 mit IO-Link ist nur eines unter sehr<br />
vielen Produkten bei Ifm. Aber mit seiner inline Qualitätsüberwachung<br />
mit 50 mm Erfassungsbereich, Kommunikation und<br />
Parametrierung über IO-Link, Fehlerlokalisierung dank umfangreicher<br />
Diagnosefunktion und der Tatsache, dass nur ein Sensor<br />
für 2 Endlagen (bei Kurzhubzylindern) ausreicht, hat dieser<br />
Sensor beeindruckt.<br />
www.ifm.com<br />
Die Firma NZ Hydraulikzylinder aus<br />
Lobmingtal in Österreich setzt unter<br />
anderem auf Design und Leichtbau.<br />
Sie produziert Leichtbau für den<br />
Maschinenbau und für mobile<br />
Maschinen sowie andere Fahrzeuge.<br />
Auch bei Hydraulikzylindern ist der<br />
Leichtbau bei den Kunden erfolgreich.<br />
Aluminium ist hier das<br />
Material der Wahl. NZ Hydraulikzylinder<br />
verspricht bis zu 70 Prozent<br />
Gewichtsreduktion.<br />
www.nz-hydraulikzylinder.com<br />
22 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
LEICHTBAU-CHASSIS FÜR FELDHÄCKSLER<br />
An einem Leichtbaukonzept für einen Feldhäcksler arbeitet das<br />
Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) in<br />
Leipzig schon seit 2021. Gemeinsam mit der Maschinenfabrik<br />
Krone konnte man im Lightweight Construction Pavilion der<br />
Hannover Messe einen Prototypen zeigen. Das Leichtbauchassis<br />
im Bild wiegt dank CFK/CFK-Sandwichstruktur 795 kg.<br />
www.krone.com<br />
VENTILE FÜR VIELFÄLTIGE<br />
ANWENDUNGEN<br />
Die ETO Gruppe Technologies GmbH hat<br />
eine Reihe von innovativen Ventilen im<br />
Angebot. Durch den Einsatz eines Magnetic<br />
Shape Memory-Materials kann das<br />
Magnetoshape-Ventil beispielsweise<br />
beliebige Positionen bei stationären<br />
HYDRAULIKACHSE AN DER H2-TANKSTELLE<br />
Innerhalb der nächsten sechs Jahre sollen weltweit mehrere<br />
tausend Wasserstofftankstellen in Betrieb gehen und so einen<br />
wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung des Mobilitätssektors<br />
leisten. Bosch Rexroth hat dazu gemeinsam mit Partnerunternehmen<br />
aus der Wasserstoffwirtschaft ein skalierbares<br />
Portfolio servohydraulischer Verdichterantriebe im Leistungsbereich<br />
zwischen 10 und 280 kW entwickelt. Für mittlere und<br />
kleinere Leistungen bietet Bosch Rexroth ebenfalls gemeinsam<br />
mit Partnerunternehmen entwickelte Varianten an. Im unteren<br />
Leistungsbereich von 10 kW treibt eine anschlussfertige<br />
autarke Achse, CytroForce, die Verdichterzylinder an (Bild).<br />
www.boschrexroth.com<br />
Druckverhältnissen energielos halten wie<br />
ein motorischer Antrieb und gleichzeitig<br />
wie ein Proportionalmagnetantrieb<br />
dynamische Verstellung ermöglichen.<br />
Magnetic Shape Memory (MSM) Legierungen<br />
sind ferromagnetische Materialien, die<br />
Kraft und Bewegung unter moderaten<br />
Magnetfeldern erzeugen. Im Bild sind<br />
Ventile für den Einsatz in der Wasserstofftechnologie.<br />
www.etogruppe.com<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 23
Vollständig<br />
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Die Berechnung und Gestaltung von<br />
Wälzlagern erreicht eine neue Ära<br />
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MARKTPLATZ<br />
FLUIDTECHNIK-LÖSUNGEN LEICHT GEMACHT<br />
Gates, ein weltweit führender Anbieter von anwendungsspezifischen <strong>Fluidtechnik</strong>- und Antriebslösungen,<br />
hat eine Vielzahl von Online-Daten und mobilen Tools zusammengestellt, mit denen<br />
<strong>Fluidtechnik</strong>anwender ihre Hydraulikanwendungen perfektionieren können. Von der Spezifikation<br />
und Auswahl von Schläuchen und Armaturen bis hin zur Ermittlung der exakten Pressdaten<br />
zur Herstellung von Schlauchleitungen in Werksqualität steht eine umfangreiche und umfassende<br />
Wissensquelle zur Verfügung. Jüngste Verbesserungen, Ergänzungen und erweiterte Funktionen<br />
dieser Tools haben den Spielraum für schnelleres, präziseres und mobiles Arbeiten weiter<br />
erweitert. Das Pressen von Hydraulik- und Industrieschlauchleitungen nach exakten Spezifikationen<br />
ist entscheidend für die Sicherheit, Einsatzbereitschaft und verlässliche Leistung. Zu diesem<br />
Zweck stellt Gates seine eCrimp-Datenbank vor. Die neue Datenbank ist vollständig mit Gates<br />
eCrimp Mobile synchronisiert. Diese App ermöglicht den Zugriff auf Montagespezifikationen<br />
sowohl offline als auch in Echtzeit.<br />
www.gates.com<br />
Ekomat.indd 1 07.11.2012 07:49:19<br />
CONDITION MONITORING FÄNGT BEIM FILTER AN<br />
Bühler Technologies hat einen neuen<br />
IO-Link Verschmutzungsanzeiger der<br />
Baureihe BCI im Angebot. Dieser unterstützt<br />
die Überwachung Ihrer Filter 24/7<br />
und ermöglicht eine äußerst wirtschaftliche<br />
Nutzung von Leitungsfiltern in<br />
Hydrauliksystemen. Der Sensor erfasst<br />
kontinuierlich die Filterkapazität und<br />
stellt einen wichtigen Baustein des<br />
Condition Monitoring dar. Dank IO-Link<br />
in allen Ausführungen lässt sich der<br />
Sensor problemlos in bestehende Systeme integrieren und parametrieren.<br />
Er verwandelt Industriefilter in intelligente Verschleißsensoren,<br />
die den Anwender dabei unterstützen, den<br />
Verschleiß im hydraulischen Gesamtsystem im Blick zu behalten.<br />
Die Kompatibilität mit führenden Filterherstellern wie<br />
beispielsweise Hydac, Stauff oder der Filtration Group gewährleistet<br />
zudem eine nahtlose Integration des Sensors in bereits<br />
vorhandene Ausrüstungen. Nicht zuletzt überzeugt der Wartungssensor<br />
durch sein kosteneffizientes<br />
Design, welches auf der langjährigen<br />
Erfahrung von Bühler Technologies im<br />
Bereich der Filterüberwachung basiert. Der<br />
neue Condition Monitoring Sensor gehört<br />
zur sogenannten BCI-Baureihe, kurz für<br />
„Bühler Clogging Indicator“. Die Sensoren<br />
dieser Baureihe überwachen den Differenzdruck<br />
in Leitungsfiltern und generieren<br />
elektrische Schaltausgänge bei unterschiedlichem<br />
Verschmutzungsgrad des<br />
Filters. Der Differenzdruck entsteht in Leitungsfiltern zwischen<br />
der Ein- und Ausgangsseite des Filters und wird infolge der<br />
Partikelansammlung über das Filterelement generiert. Die<br />
BCI-Verschmutzungsanzeiger von Bühler bieten je nach<br />
Produktvariante analoge, programmierbare Schaltsignale und<br />
IO-Link als mögliche elektrische Signale. Die gesamte BCI-Serie<br />
ist mit führenden Filterherstellern kompatibel.<br />
www.buehler-technologies.com<br />
FÜR SCHWERE ANWENDUNGEN<br />
Der finnische Hydraulikmotorenhersteller Black Bruin erweitert<br />
sein Portfolio an Radialkolbenmotoren mit drehender Welle.<br />
Die neue X-Serie unterstützt verschiedene industriellen<br />
Anwendungen, darunter Recycling, Marine und Offshore,<br />
Zellstoff und Papier, Baumaschinen, Bergbau und Materialumschlag.<br />
Das aktuell verfügbare<br />
Sortiment umfasst Verdrängungen<br />
von 2.512 bis 8.800 cm 3 . Die<br />
X-Serie zeichnet sich durch eine<br />
zum Patent angemeldete<br />
Konstruktion aus, bei der das<br />
robuste Kolben-Design und die<br />
strömungsoptimierten hydraulischen<br />
Kanäle innovativ in ein<br />
kompaktes Gehäuse integriert<br />
sind. Dies führt aufgrund einer<br />
verbesserten Verteilung des<br />
Hydrauliköls mit geringeren Druckverlusten zu einem effizienteren<br />
Hydraulikmotor. Durch das Kolben-Design kann der Motor<br />
in verschiedenen hydraulischen Systemen eingesetzt werden<br />
– mit einem breiten Spektrum an Ölviskositäten und Reinheitsgraden.<br />
Durch die Lageranordnung des Motors wird die<br />
Langlebigkeit gefördert und ein reibungsloser Betrieb sowie<br />
eine verlängerte Lebensdauer ermöglicht. Das robuste vordere<br />
Lager bewältigt sowohl Axial- als auch Radiallasten.<br />
www.blackbruin.com<br />
ROBUSTE STAHL-ENERGIEFÜHRUNGSKETTEN<br />
Robuste Stahl-Energieführungsketten<br />
von<br />
Tsubaki Kabelschlepp<br />
bewähren sich unter<br />
anderem in Horizontalbohranlagen,<br />
die ein<br />
grabenloses Verlegen<br />
von Rohrleitungen über<br />
große Distanzen ermöglichen.<br />
Die Energieführungsketten sind seitlich an den Lafettenmasten<br />
der Bohranlagen angebracht und führen beziehungsweise<br />
schützen dort die Hydraulikschläuche. Für diesen<br />
Einsatzzweck sind die Stahlketten der S-Serie hervorragend<br />
geeignet. Die robusten und hitzebeständigen Lösungen aus<br />
Stahl wurden für starke mechanische Belastungen und raue<br />
Umgebungen konzipiert. Das Unternehmen realisiert die<br />
Energieketten als kundenspezifische Standardlösungen mit kurzen<br />
Lieferzeiten. Die Modifikationen beziehen sich vor allem<br />
auf eine optimale Bauraumausnutzung und eine besonders<br />
stabile Ausführung der Kette auch im Innenraum – konkret im<br />
Bereich der Trennstege, die, wie die Kettenglieder selbst, aus<br />
Stahl gefertigt sind. Das Unternehmen konzipiert zudem<br />
angepasste Anschlusselemente und passt die Vorspannung der<br />
Kette an. Trotz des hohen Leitungsgewichts der Schläuche wird<br />
so eine große freitragende Länge der Kette ermöglicht.<br />
www.kabelschlepp.de<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 25
OVERSPRAY MINIMIEREN<br />
PULVERBESCHICHTUNG:<br />
DRUCKLUFTSTROM<br />
HOCHPRÄZISE STEUERN<br />
Wie die Gesamtqualität und Effizienz einer<br />
Pulverbeschichtungsanlage nachhaltig optimiert<br />
werden kann, zeigt der Einsatz eines innovativen<br />
Ventilblocks und von feinfühliger Druckluft-<br />
Regelungstechnik. Sames Kremlin konnte mit<br />
Technologie von Emerson nun die<br />
Transfereffizienz beim Pulverbeschichten<br />
verbessern und den unerwünschten Overspray-<br />
Effekt minimieren. Der Beitrag stellt die<br />
technischen Herausforderungen und das<br />
Ergebnis der Kooperation vor.<br />
Komplette<br />
manuelle<br />
Pulvereinheit<br />
Inocart NDT von<br />
Sames Kremlin<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Die Pulverbeschichtung ist ein trockenes Lackierverfahren,<br />
das eine haltbarere und umweltfreundlichere Alternative<br />
zu herkömmlichen Flüssiglackierungen darstellt.<br />
Angewandt wird sie vorrangig in der Automobilindustrie,<br />
bei der Herstellung von Haushaltgeräten sowie für landwirtschaftliche<br />
Maschinen, Fahrräder, Aluminiumtüren und -fenster<br />
und vielem mehr. Um ein gleichmäßiges Erscheinungsbild zu erzielen<br />
und zugleich Materialverschwendung zu verringern, ist es<br />
wichtig, dass Pulverbeschichtungsanlagen einen hochpräzisen<br />
Druckluftstrom erzeugen.<br />
Sames Kremlin entwickelt seit dem Jahr 1960 Lösungen zur<br />
Pulverbeschichtung. Das weltweit tätige Unternehmen hat sich<br />
unlängst mit Emerson zusammengetan, um den Druckluftstrom<br />
für seine Anlagen mit minimalen Reaktionszeiten zu optimieren.<br />
Mit fachkundiger technischer Unterstützung und seinem innovativen<br />
Portfolio half Emerson dem Unternehmen bei der Entwicklung<br />
einer Ventilblocklösung. Verwendet wurden dafür Asco 202<br />
Preciflow Proportionalventile und Aventics Regler, die für eine<br />
gleichmäßige Beschichtungsdicke und eine höhere Transfereffizienz<br />
sorgen – bei gleichzeitiger Reduktion von Overspray<br />
(Lacknebel) und Materialverschwendung.<br />
VENTILBLÖCKE MIT OPTIMALER STEUERUNG<br />
Die Sprühpistolen, Pumpen und Zerstäuber von Sames Kremlin<br />
sind so konzipiert, dass sie eine optimale Pulverbeschichtung<br />
ermöglichen. Die Lösungen beinhalten hochentwickelte Steuerungssysteme<br />
mit schnellen Proportionalventilen und kompak-<br />
Sumit Kapde, Global Business Development Manager – Robotics and<br />
Proportional Valves bei Emerson<br />
ten Blöcken, elektrische Systeme und Luftstromeinstellungen<br />
zur Steuerung des Luftdrucks, der das Pulver transportiert, um<br />
eine einwandfreie Abgabe zu gewährleisten und Overspray zu<br />
minimieren.<br />
Bei der Entwicklung von Lösungen geht es darum, den Druckluftstrom<br />
durch kürzere Reaktionszeiten zu verbessern. Ohne eine<br />
exakte Steuerung ist die Schichtdicke möglicherweise nicht<br />
gleichmäßig und die Transfereffizienz, das heißt die Pulvermenge,<br />
die am zu besprühenden Gegenstand haftet, kann zu gering<br />
sein. Der resultierende Overspray führt dann zur Verschwendung<br />
von Pulver.<br />
Die Steuerung einer Pulverbeschichtungsanlage – und somit<br />
die Qualität und Effizienz der Anwendung – ist von der Leistung<br />
des Ventilblocks abhängig. Das Konstruktionsteam von Sames<br />
Kremlin wandte sich deshalb mit konkreten Vorgaben an Emerson,<br />
um einen Ventilblock für ihre Anlage zur Pulverbeschichtung<br />
zu entwickeln. Gesucht wurde ein kompakter Ventilblock<br />
mit optimaler Steuerung, der eine hohe Transfereffizienz zur Minimierung<br />
des Oversprays über die Sprühpistole sowie eine<br />
gleichmäßige Schichtdicke zur Reduktion von Beschichtungsfehlern<br />
erzielt.<br />
WORAUF ES ANKOMMT<br />
Um dieses Steuerungsniveau zu erreichen, ist es wichtig zu verstehen,<br />
wie sich eine schlechte Ventilsteuerung auf die Schichtdicke<br />
und Transfereffizienz auswirkt. In einem Ventilblock wirkt<br />
das Proportionalventil wie eine Leitung für das Pulver. Es empfängt<br />
ein elektronisches Signal vom Bedienfeld und stellt die<br />
Öffnung entsprechend ein. Wenn ein Bediener die Pulverbeschichtung<br />
aktiviert, befördert ein Druckluftstrom die elektrostatisch<br />
geladenen Pulverteilchen zum Gegenstand, der beschichtet<br />
26 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
VENTIL- UND REGELUNGSTECHNIK<br />
02<br />
01<br />
werden soll. Dies ermöglicht eine<br />
präzise Steuerung der Pulvermenge,<br />
die in die Sprühpistole strömt.<br />
Ist der Luftstrom jedoch mangelhaft,<br />
führt dies zu einer ungleichmäßigen Strömung.<br />
Eine ungleichmäßige Strömung kann<br />
zu Bereichen mit zu viel oder zu wenig Pulver<br />
führen, was eine uneinheitliche Schichtdicke zur<br />
Folge hat. Eine dünne und ungleichmäßige Beschichtung<br />
bietet weniger Schutz, während eine zu dicke Schicht<br />
Pulver verschwendet und anfällig für Tropfen oder Ablaufen sein<br />
kann. Schwache, träge Luft kann die Pulverpartikel nicht effektiv<br />
transportieren, sodass sie verlorengehen oder vom Kurs abdriften.<br />
Dies vermindert die Transfereffizienz und führt zu Verschwendung.<br />
WOHLDOSIERTER LUFTSTROM<br />
Im Gegensatz dazu kann eine präzise Steuerung des Luftstroms<br />
dazu beitragen, den Overspray-Effekt zu minimieren, Materialverschwendung<br />
zu reduzieren und die Gesamtbeschichtungskosten<br />
zu senken. Ein wohldosierter Luftstrom fokussiert das<br />
Pulver auf das Objekt und verringert die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
es als Overspray abdriftet. Zudem ermöglicht die Verkürzung der<br />
Reaktionszeit im System zur Steuerung des Luftstroms schnellere<br />
Anpassungen, um einen gleichmäßigen Luftdruck aufrechtzuerhalten<br />
und Unebenheiten zu vermeiden.<br />
Es gibt einige Faktoren, die Overspray verursachen, darunter eine<br />
längere Ansprechzeit im Durchfluss des Proportionalventils, erforderliche<br />
Druckänderungen, ungenaue Druckeinstellungen in<br />
den Ventilblöcken und eine falsche Spannung in der Maschine, die<br />
das Pulvermaterial auflädt, sowie Abstand und Winkel der Sprühpistole<br />
zum Werkstück und die Feuchte des Pulvermaterials.<br />
Ein weiterer Wunsch des Konstruktionsteams betraf die Größe<br />
des Ventilblocks. Ein kompakter Ventilblock ist wichtig, da die<br />
Größe der Pulverbeschichtungsanlage begrenzt ist. Der Ventilblock<br />
muss auf engem Raum mit anderen Komponenten installiert<br />
werden, um den Abstand zwischen Pulvermaterial und<br />
Sprühvorrichtung gering zu halten.<br />
PULVERSTRAHL PRÄZISE STEUERN<br />
Nach der Beurteilung der Anwendung entwickelten und testeten<br />
beide Unternehmen potenzielle Lösungen für den Ventilblock,<br />
welche die Durchfluss- und Druckanforderungen mit hoher Ansprechempfindlichkeit<br />
erfüllten. Gemeinsam entschieden sie<br />
sich für Asco Preciflow Proportionalventile der Serie 202 und einen<br />
Aventics Regler.<br />
01 Asco Preciflow Proportionalventil der Serie 202 für<br />
eine präzise Regelung von Durchflüssen<br />
02 Der Aventics Regler von Emerson ermöglicht eine<br />
feinfühlige Druckluftregelung<br />
Die ausgewählte Proportionalventile eignen sich besonders für<br />
hochpräzise Durchflussregelungen und zeichnen sich durch geringe<br />
Hysterese, hervorragende Wiederholgenauigkeit und hohe<br />
Ansprechempfindlichkeit aus. Mit einem Betriebsdruck von bis<br />
zu 10 bar verfügen die Ventile über eine kompakte, leichte und<br />
reibungsfreie Architektur, was wertvollen Platz spart und kleinere<br />
Ventilblöcke in solchen Anlagen möglich macht.<br />
Die Ventile und Regler sorgen als Ventilblock für einen idealen<br />
Luftstrom, der das Pulver in einem optimierten Muster durch die<br />
Sprühpistole strömen lässt. Das Ventil trägt durch die präzise<br />
Steuerung des Pulverstroms dazu bei, die gewünschte Schichtdicke<br />
zu erreichen, während der Regler den Luftdruck in der<br />
Hauptleitung anpasst.<br />
HÖHERE PRODUKTIVITÄT, WENIGER<br />
VERSCHWENDUNG<br />
Der Ventilblock in einer Pulverbeschichtungsanlage kann die Gesamtqualität<br />
und Effizienz der Anlage – und somit die Produktivität,<br />
Nachhaltigkeit und Rentabilität eines Herstellers – erheblich<br />
beeinflussen. Ein optimal konstruierter Ventilblock trägt dazu<br />
bei, dass das Pulver sein Ziel effektiv erreicht, die Produktqualität<br />
verbessert und gleichzeitig Verschwendung und Materialkosten<br />
gesenkt werden.<br />
Durch die Partnerschaft mit Emerson löste Sames Kremlin seine<br />
technischen Herausforderungen und erreichte seine Ziele.<br />
Dabei konnten sie auf die technische Kompetenz des Emerson-<br />
Teams und ein innovatives Portfolio an Proportionalventilen und<br />
Reglern zurückgreifen.<br />
Der von Emerson für Pulverbeschichtungs- und Lackieranwendungen<br />
entwickelte Ventilblock überzeugt durch kurze Ansprechzeiten<br />
und eine äußerst geringe Hysterese. Die vereinte<br />
Stärke der Pulverbeschichtungstechnologie von Sames Kremlin<br />
und der Ventilautomatisierung von Emerson reduziert Overspray<br />
und Verschwendung und hilft den Endanwendern, den Gesamtmaterialverbrauch<br />
und die Gesamtbetriebskosten der Anlagen zu<br />
senken.<br />
Bilder: Emerson; Sames Kremlin; serhat – stock.adobe.com<br />
www.emerson.com<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 27
VERBINDUNGSELEMENTE<br />
KOMPAKTE KÜHLPUMPENTRÄGER<br />
HOHE KÜHLLEISTUNG –<br />
RESISTENT GEGEN<br />
DRUCKSPITZEN<br />
Kühlpumpenträger sind gedämpfte<br />
Verbindungselemente zwischen Elektromotor<br />
und Hydraulikpumpe in Kombination mit einem<br />
Öl-Luftkühler. Sie sind in der Ölhydraulik weit<br />
verbreitet. Der Werdohler Hydraulik- und<br />
Antriebstechnikspezialist R+L Hydraulics hat mit<br />
der KPV-Serie Kompakt-Kühler entwickelt, die<br />
ohne Einbußen in der Kühlleistung dynamischen<br />
Druckbelastungen standhalten.<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
„Mittels dynamischer Dauerbelastungsversuche haben wir ein<br />
prismatisches Kühlelement entwickelt, welches der anwenderbezogenen<br />
Vorgabe von Druckspitzen bis zu einer Höhe von 16 bar<br />
dauerhaft standhält“, sagt Patrick Laupitz, Teamleiter Vertrieb-Inland<br />
bei R+L Hydraulics. Die prismatischen Kühlelemente sorgen<br />
für die hohe Kühlleistung der KPV-Serie. Laut Laupitz habe R+L<br />
Hydraulics als erster Hersteller katalogmäßige Kühlpumpenträger<br />
mit prismatischen Standard-Kühlelementen ausgerüstet. Er<br />
erläutert: „Nachdem die anfangs auf dem Markt erhältlichen<br />
Kühlpumpenträger in der Regel mit einem Rippenrohr als Wärmetauscher<br />
bestückt waren, was diese – abgesehen von der<br />
unbefriedigenden Kühlleistung – überwiegend auf die Leckölkühlung<br />
beschränkte, ist die Verwendung prismatischer Kühlelemente<br />
heute Stand der Technik.“<br />
DRUCK-PROBLEME GELÖST<br />
Die prismatischen Kühlelemente ermöglichen den Einbau der<br />
Kühler in die überwiegend drucklose Rücklaufleitung. „Bei bestimmten<br />
Konstellationen kann es dabei jedoch zu Druckspitzen<br />
kommen, welche mit herkömmlichen Druckmessgeräten nicht<br />
zu ermitteln sind“, erklärt Laupitz. „Dies ist zum Beispiel häufig<br />
der Fall, wenn ein druckbeaufschlagter Zylinder im Millisekunden<br />
Bereich durch ein Elektromagnetventil zur Rücklaufleitung<br />
hin entlastet wird. Durch Massenträgheit und Reibung ist es oft<br />
nicht möglich, die entstehende Druckspitze vom Kühler fernzuhalten,<br />
was bei periodisch wiederkehrenden Druckspitzen<br />
gelegentlich zum Ausfall des Wärmetauschers führte. Mit der<br />
KPV-Serie gehört dies nun der Vergangenheit an.“<br />
GEMÄSS VDMA 24 561 AUSTAUSCHBAR<br />
Die Kühlpumpenträger der KPV-Serie stehen für Motorbaugrößen<br />
80 bis 180L in gedämpfter Ausführung zur Verfügung und<br />
sind mit Fußflanschen kombinierbar. „Die volle Austauschbar-<br />
keit der Einbaumaße nach VDMA 24 561 ist dabei ein weiterer<br />
wesentlicher Vorteil“, sagt Laupitz, „und zwar nicht nur nach der<br />
Einbaulänge, sondern auch nach der Befestigungsposition der<br />
Fußverschraubung.“<br />
Neben Kühlpumpenträgern entwickelt, produziert und vertreibt<br />
R+L Hydraulics ein breites Sortiment an Komponenten für die<br />
Fluid- und Antriebstechnik, darunter Industriekupplungen und<br />
Hydraulikzubehör wie Torsions- und Klauenkupplungen, Pumpenträger,<br />
Dämpfungselemente, Wärmetauscher, Kühler und<br />
Hydrauliktanks. Die Produkte werden in unterschiedlichsten Anwendungen<br />
im Maschinen-, Schiffs- und Fahrzeugbau, der Energie-<br />
und Umwelttechnik, in der Stahlindustrie und Offshore-Technik<br />
sowie in speziellen Anwendungen des Anlagenbaus eingesetzt.<br />
Bild: R+L Hydraulics<br />
www.rl-hydraulics.com<br />
POINTIERT<br />
KÜHLPUMPENTRÄGER KPV SIND<br />
KOMPAKT AUFGEBAUT<br />
ZEICHNEN SICH DURCH<br />
HOHE KÜHLLEISTUNG AUS<br />
HALTEN DRUCKSPITZEN BIS<br />
16 BAR DAUERHAFT STAND<br />
STEHEN IN UNTERSCHIEDLICHEN<br />
BAUWEISEN ZUR VERFÜGUNG<br />
28 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
MARKTPLATZ<br />
DATASPACE FOR EVERYBODY<br />
Anfang Mai fand die offizielle<br />
Eröffnungsfeier des AAS Dataspace<br />
for Everybody statt – einer Plattform,<br />
die auch kleinen und<br />
mittleren Unternehmen den<br />
Zugang zu Datenräumen, Digitalen<br />
Zwillingen und Verwaltungsschalen<br />
(engl. Asset Administration<br />
Shell, kurz AAS) erleichtert. Am<br />
Fraunhofer IESE in Kaiserslautern<br />
waren über 60 Vertreter aus<br />
Wissenschaft und Wirtschaft<br />
zusammengekommen, um sich<br />
über die Mehrwerte und Einsatzmöglichkeiten von digitalen<br />
Datenräumen auszutauschen. Digitalisierung und Datenmanagement<br />
gewinnen an Bedeutung und rücken industrielle<br />
Datenräume für Fertigungsunternehmen in den Fokus. Unternehmensübergreifende<br />
Datenräume, wie sie zum Beispiel in der<br />
Manufacturing-X-Initiative erforscht werden, können Firmen<br />
entscheidend helfen. Dieser Thematik haben sich das Fraunhofer<br />
IESE und die Industrial Digital Twin Association (IDTA)<br />
gemeinsam mit der NetApp Deutschland GmbH, der Plattform<br />
Industrie 4.0, der Xitaso GmbH sowie der congatec GmbH<br />
angenommen und mit dem AAS Dataspace for Everybody eine<br />
Software-as-a-Service-Lösung entwickelt. Der AAS Dataspace<br />
for Everybody bietet Unternehmen eine benutzerfreundliche<br />
Plattform zum Teilen von Daten<br />
sowie vorkonfigurierte Softwarelösungen<br />
auf Basis der Open-Source-<br />
Middleware Eclipse BaSyx. Mit<br />
diesem Tool können die Unternehmen<br />
Digitale Zwillinge ihrer<br />
Fertigungslinien erstellen, ihren<br />
CO2-Fußabdruck berechnen und<br />
digitale Produktpässe umsetzen.<br />
„Die Softwarecontainer in Kombination<br />
mit der genutzten Middleware<br />
Eclipse BaSyx sind auf dem<br />
Markt bislang absolut einzigartig“,<br />
erklärt Dr. Thomas Kuhn, Division Manager „Embedded<br />
Systems“ am Fraunhofer IESE, und ergänzt: „Mit dem AAS<br />
Dataspace for Everybody haben Unternehmen jeder Größe die<br />
Chance, Datenräume wirklich nahtlos in ihre Fertigung zu integrieren<br />
und so von einer erheblichen Zeit- und Kostenersparnis<br />
bei der Digitalisierung zu profitieren.“<br />
Zu den Highlights der Eröffnungsveranstaltung zählten die<br />
verschiedenen Anwendungen und Nutzungsszenarien des AAS<br />
Dataspace for Everybody. Namhafte Industrieunternehmen wie<br />
SAP, Wittenstein, Thyssenkrupp, Bosch und Mitsubishi waren<br />
vor Ort und teilten ihre Erfahrungen zu digitalen Datenräumen<br />
und Industrie 4.0.<br />
www.industrialdigitaltwin.org<br />
PROPORTIONALVENTILE DER GENERATION IV<br />
Parker Hannifin, bringt die neue Generation der DFplus-Proportionalventile auf den Markt. Die Ventilelektronik<br />
wurde grundlegend überarbeitet, wodurch sich neue Möglichkeiten der Kommunikation mit<br />
dem Ventil sowie der Konnektivität für anspruchsvolle industrielle Anwendungen ergeben. Der mechanische<br />
Teil mit dem patentierten Voice Coil Drive (VCD), die Basis für die Leistung der bisherigen<br />
DFplus-Ventilgenerationen, bleibt nahezu unverändert. Ein neuer Dual-Core-Prozessor in den Ventilen<br />
der Generation IV ermöglicht den Betrieb auf höchstem Leistungsniveau und die gleichzeitige Kommunikation<br />
mit der SPS. Einzigartig ist die Beibehaltung des analogen Führungssignals in Kombination mit<br />
der Nutzung des IO-Link-Anschlusses des Ventils zur Kommunikation. Weitere Innovationen: Ein<br />
integrierter NFC-Chip (Near Field Communication), mit dem Benutzer alle Statusinformationen im Feld<br />
oder in Servicesituationen abrufen können – selbst wenn das Ventil nicht aktiv mit Strom versorgt wird.<br />
Eine 360°-LED an der Oberseite der Elektronikbox sorgt dafür, dass die grundlegenden Statusdaten in<br />
der Anwendung durch unterschiedliche Farben oder Blinkfrequenzen sofort sichtbar sind. Die Parametriersoftware ProPxD von<br />
Parker wurde grundlegend überarbeitet und mit einer verbesserten Oszilloskopfunktion ausgestattet, die eine schnelle und<br />
einfache Anpassung an die anwendungsspezifischen Parameter ermöglicht.<br />
www.parker.com<br />
PARTNERSCHAFT ZWISCHEN FESTO UND PHOENIX CONTACT<br />
Festo, Hersteller pneumatischer und elektrischer Automatisierungstechnik,<br />
wird PLCnext Technology, das offene Ecosystem von Phoenix Contact für<br />
die moderne Automation, in zukünftigen intelligenten Geräten einsetzen.<br />
Dadurch wird die Innovationskraft beider Unternehmen mit dem Ziel<br />
gebündelt, die industrielle Automatisierung auf eine neue Stufe zu heben.<br />
Das gemeinsame Ziel von Festo und Phoenix Contact ist, die Anforderungen,<br />
die sich aus dem Zusammenwachsen von IT und OT (Information<br />
Technology und Operations Technology) in der Industrie ergeben, durch<br />
offene Automatisierungslösungen zu erfüllen.<br />
Mit Festo setzt ein führendes Unternehmen der Branche auf PLCnext<br />
Technology. Festo hat für die zukünftige Ausrichtung einen Partner mit<br />
offenem Systemansatz gesucht, der ein entsprechendes Betriebssystem zur<br />
Verfügung stellt, dieses weiterentwickelt und breit in den Markt bringen<br />
will. „Mit PLCnext Technology nutzen wir die technologisch führende Plattform in der Automatisierungstechnik. Wir sind überzeugt,<br />
dass die Offenheit von PLCnext Technology unseren Kunden viele Vorteile verschafft“, hebt Gerhard Borho, Vorstand Information<br />
Technology and Digitalisation bei Festo, hervor.<br />
www.phoenixcontact.com<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 29
CONDITION MONITORING<br />
SENSOR OVERKILL<br />
VS. KEEP IT SIMPLE<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Viele Sensoren erzeugen viele Daten aber<br />
benötigen auch viele Ressourcen. Gerade im<br />
Condition Monitoring werden Sensoren an<br />
immer mehr Stellen eingesetzt. Unter<br />
Umständen wird dadurch mehr Komplexität<br />
erzeugt als notwendig. Ein Ansatz, der auf gut<br />
handhabbare Informationen baut, kann bei<br />
weniger Ressourcenverbrauch ähnlich gute<br />
Ergebnisse liefern.<br />
Fahren Sie ein konventionelles Auto mit Verbrennungsmotor?<br />
Und ist Ihnen in diesem Zusammenhang schon einmal<br />
aufgefallen, dass – neben einer Heerschar an Sensoren –<br />
oftmals das einzig verbliebene Instrument zur Beurteilung<br />
des aktuellen Maschinenzustandes bzw. des Motors die Temperaturanzeige<br />
des Kühlwassers ist? Oder erinnern Sie sich noch an<br />
früher, wo manche Fahrzeuge mit Zusatzinstrumenten zur Anzeige<br />
der Öltemperatur und/oder des Öldrucks ausgestattet waren<br />
(Abbildung 1)? Aber warum war das so? Ganz einfach, man hat<br />
sich bei der Überwachung der Funktionsfähigkeit des Motors –<br />
neben einer regelmäßigen Kontrolle der Füllstände von Betriebsflüssigkeiten<br />
sowie durchgeführter Inspektionen – auf das Wesentliche<br />
konzentriert.<br />
Christian Meindl, Business Development & Technical Sales Manager,<br />
MP Filtri Germany GmbH, St. Ingbert<br />
01 Kombiinstrument zur Anzeige von Öldruck und<br />
Kühlwassertemperatur in einem Auto der Marke MG<br />
DER ENDANWENDER STEHT IM MITTELPUNKT<br />
Übertragen auf das industrielle Umfeld, wirft obiges Beispiel<br />
nicht nur die Frage nach dem „Warum“ einer Zustandsüberwachung<br />
von Anlagen und Maschinen auf, sondern vor allem nach<br />
dem „Wie“ sowie dem „Grad der Komplexität“.<br />
Es ist unbestritten, dass jede Anlage einem natürlichen Verschleiß<br />
unterliegt und dass prozesskritische Maschinen allein<br />
schon unter dem Aspekt einer Gesamtbetriebskostenbetrachtung<br />
(Total Cost of Ownership TCO), einer permanenten – durch an<br />
der Maschine installierte Sensoren – oder zumindest regelmäßigen<br />
Zustandsüberwachung bedürfen. Es geht hierbei nicht nur<br />
um die Vermeidung ungeplanter Stillstände oder einer verbesserten<br />
Planung von Instandhaltungsmaßnahmen, sondern vielfach<br />
auch um die Gewährleistung einer geforderten Anlageneffizienz<br />
sowie Betriebssicherheit. Die Ausgestaltung einer zielorientierten<br />
Zustandsüberwachungsstrategie und die damit einhergehende<br />
Auswahl der richtigen Messmittel- und Methoden, sind<br />
vor diesem Hintergrund elementar. Hierbei darf die Zielgruppe<br />
bzw. der Anwender – und damit der zugrunde gelegte Grad an<br />
Komplexität – nicht außer Acht gelassen werden. Letzterer wird<br />
vor allem durch folgende Aspekte maßgeblich beeinflusst:<br />
Komplexität bei der Ergebnisinterpretation gemessener Zustandsparameter<br />
und Größen<br />
Eindeutigkeit ausgegebener Handlungsempfehlungen und abzuleitender<br />
Maßnahmen<br />
30 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
n Technische Komplexität bei der Implementierung eines Zustandsüberwachungsansatzes.<br />
Bedeutet: Anzahl und Auswahl<br />
der Messverfahren sowie deren Applikation an (Sensoren [online],<br />
portable Messgeräte [on-site]) und fernab (Laboranalysen<br />
[offline]) der Maschine.<br />
IM DSCHUNGEL DER ZUSTANDSÜBER-<br />
WACHUNGSLÖSUNGEN<br />
Ich denke Sie ahnen es bereits, das Thema ist komplex und es gibt<br />
nicht DIE eine Universallösung, Strategie oder Messmethode.<br />
In einem ersten Schritt steht die Auswahl der richtigen Strategie.<br />
Heißt, muss eine Maschine wirklich permanent 24/7 überwacht<br />
werden oder reicht eine turnusmäßige Inspektion – respektive<br />
vorbeugende Instandhaltung? Ohne es vorwegzunehmen,<br />
vielleicht liegt ja die heilsbringende Lösung in der Kombination<br />
beider Ansätze.<br />
Ist eine Strategie gefunden, geht es um die Zusammenstellung<br />
geeigneter Werkzeuge für deren Umsetzung. Die Auswahl ist<br />
hierbei nicht nur groß, sondern kann je nach Anwendung auch<br />
stark variieren. Abbildung 2 fasst daher noch einmal die gängigsten<br />
Zustandsüberwachungsmethoden im industriellen Umfeld<br />
zusammen. Bei diesen wird gedanklich zwischen prädiktiven<br />
und proaktiven Methoden unterschieden – also ganz analog zu<br />
den vorhersehenden (Predictive Maintenance) und vorausschauenden<br />
Instandhaltungsstrategien (Proactive Maintenance). Während<br />
prädiktive Messmethoden sich neben einer Bestandsaufnahme<br />
des Maschinenzustandes vornehmlich zur Abschätzung<br />
von Reststandzeiten (Remaining Useful Lifetime RUL) oder<br />
Trends anbieten, eignen sich proaktive Messmethoden neben einer<br />
Trendbetrachtung vornehmlich zur Schadensprävention<br />
durch die Überwachung festgelegter Grenzwerte (z. B. eine spezifizierte<br />
Ölreinheitsklasse) oder plötzlich auftretender Anomalien<br />
02 Gängige Zustandsüberwachungsmethoden<br />
im industriellen Umfeld<br />
(z. B. Detektion von Ausrichtfehlern an Wellenkupplungen oder<br />
Unwuchten an Ventilatoren).<br />
KONZENTRATION AUFS WESENTLICHE<br />
Werfen wir aber nun einen Blick auf das Feld der fluidorientierten<br />
Zustandsüberwachung. Diese findet im industriellen Umfeld<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 31
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Ausrichtung<br />
zuständen in der Hauptsache um die Detektion und Quantifizierung<br />
von festen und flüssigen Kontaminationen (siehe obige Faktoren).<br />
Darüber hinaus kommen eine Vielzahl weiterer Messmethoden<br />
zur Anwendung, die ein umfassendes Bild über das Fluid<br />
sowie seinen Alterungs- bzw. Gebrauchszustand vermitteln. Während<br />
Kontaminationen noch zuverlässig und reproduzierbar mit<br />
an der Anlage installierten Sensoren zu bestimmen sind, empfiehlt<br />
sich für die Ermittlung von Fluidalterungszuständen eine<br />
umfassende Analyse im Labor. Dieses verdeutlicht, dass direkt an<br />
der Maschine installierte Sensoren nur ein eingeschränktes Bild<br />
über den Gesamtzustand einer Anlage bzw. des verwendeten Fluids<br />
liefern können. Erst ein kombinierter und weitreichender Ansatz<br />
mit flankierenden Fluidanalysen im Labor, offenbart dem Anlagenbetreiber<br />
ein vollständiges Bild über den Zustand seiner Anlage.<br />
Sie gehen schließlich auch nicht zum Arzt und lassen im<br />
Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung nur Ihren Blutdruck messen.<br />
Sie untermauern das Ergebnis In der Regel mit einem Blutbild<br />
und anderen laborgestützten Untersuchungen.<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
03 Ausfallursachen und ihre Bedeutung für das Ausfallgeschehen<br />
vorwiegend in den Bereichen der Schmierung (z. B. Motoren, Getriebe,<br />
Turbinen, Pumpen, Verdichter) und Hydraulik (z. B. Pressen,<br />
Mobilmaschinen, Kräne) Anwendung. Führt man sich vor<br />
Augen, dass ein Großteil der verschleißbedingten Ausfälle fluidtechnischer<br />
Anlagen auf mangelnde oder falsche Schmierung sowie<br />
kontaminierte Fluide zurückzuführen ist, unterstreicht dieses<br />
die Wichtigkeit einer permanenten oder zumindest periodischen<br />
Überwachung eingesetzter Fluide. In Summe sind es die folgenden<br />
Faktoren, welche einen negativen Einfluss auf den Zustand<br />
von Fluiden haben:<br />
n Partikuläre Feststoffverschmutzung (Staub, Verschleiß, Rückstände)<br />
n Flüssige Kontaminationen (Wasser, Kühlflüssigkeit, Ölvermischungen)<br />
n Gasförmige Kontamination (Luft, Prozessgase)<br />
n Ölalterung/ Varnish<br />
n Betriebsdruck, Temperatur, Volumenstrom<br />
n Öltyp / Ölqualität<br />
n Additivierung<br />
n Elektrostatik<br />
n Umwelteinflüsse<br />
Bricht man diese noch weiter herunter, so zeigt sich die partikuläre<br />
Feststoffverschmutzung als Hauptursache für ungeplante Maschinenausfälle<br />
in fluidtechnischen Anwendungen – gefolgt von<br />
übermäßigem Wassereintrag sowie Fluidalterungszuständen und<br />
der Verwendung ungeeigneter Fluide (siehe hierzu auch Abbildung<br />
3). Zusammengefasst geht es bei der Bestimmung von Fluid-<br />
Online-Sensoren & On-Site-Geräte<br />
☑ Einflüsse von außen, wie z.B. Fremdkontamination,<br />
werden eliminiert<br />
☑ Dynamische Änderungen im System können gemessen<br />
und analysiert werden<br />
☑ Überwachung kritischer Parameter in “Echtzeit”<br />
☑ Ideales Trendinstrument<br />
☒ Hinsichtlich untersuchbarer Parameter/ Messgrößen<br />
beschränkt<br />
☒ Ursachenanalysen nur bedingt und eingeschränkt möglich<br />
Vergleich Online-Fluidsensoren und Laboranalysen<br />
GUT DETEKTIERT IST NUR HALB GEWONNEN<br />
Wer sich mit einer fluidorientierten Zustandsüberwachung beschäftigt,<br />
sollte nicht nur den Blick über den methodischen Tellerrand<br />
wagen (z. B. durch den flankierenden Einsatz weiterer<br />
Messmethoden), sondern sich vor allem mit den abzuleitenden<br />
Handlungsmaßnahmen auseinandersetzen. So darf das Bestimmen<br />
von Maschinenzuständen nicht zum Selbstzweck verkommen,<br />
sondern bildet die Grundlage zur Steuerung von Instandhaltungsprozessen<br />
und dient der Initiierung standzeitverlängernder<br />
Maßnahmen.<br />
Wir erinnern uns: Da ein Großteil der Anlagenausfälle fluidtechnischer<br />
Systeme auf die partikuläre Feststoffverschmutzung<br />
zurückzuführen ist, ist das Themengebiet der Fluidzustandsüberwachung<br />
untrennbar mit dem der Fluidpflege – respektive der<br />
Fluidfiltration verknüpft. Fluidzustandsüberwachung und Fluidpflege<br />
bilden an dieser Stelle einen symbiotischen Regelkreis,<br />
welcher sich in mobilen Fluidfiltrationseinheiten mit integrierter<br />
Kontaminationsbestimmung und automatischer Betriebssteuerung<br />
versinnbildlicht.<br />
HIN ZUM INTELLIGENTEN ANSATZ<br />
Ohne seine Bedeutung zu schmälern, ist Fluid Condition Monitoring<br />
häufig nur ein Baustein von vielen innerhalb eines Maschinenzustandsüberwachungskonzeptes,<br />
welches sich eng an der<br />
Prozessrelevanz der zu überwachenden Anlage bzw. Maschine<br />
und der daraus abzuleitenden Instandhaltungsstrategie orientiert.<br />
Man kann eine Fluid Condition Monitoring Lösung daher in<br />
vielen Fällen nicht isoliert betrachten. Vielmehr gilt es sie zielge-<br />
Offline-Analysen (Labor)<br />
☑ Umfassende Zustandsbeurteilung des Fluids und der Maschine<br />
möglich<br />
☑ Durchführung von Ursachenanalysen<br />
☒ Schwierigkeiten in der Ergebnisinterpretation bei sich dynamisch<br />
verändernden Maschinenzuständen<br />
☒ Mögliche Fehlanalysen (z.B. bei der Ölreinheitsbestimmung)<br />
durch unsachgemäße Handhabung (Probenentnahmeort, Gefäß)<br />
☒ Zustandsüberwachungslücken durch Probenentnahmeintervalle<br />
32 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Hydraulikaggregat Industriegetriebe Gasmotor<br />
04 Beispiele IoT-gestützter Zustandsüberwachungskonzepte<br />
richtet in ein bestehendes Konzept zu integrieren oder ein eigenständiges<br />
um sie herum aufzubauen – und vielleicht ist der einzelne<br />
Fluidsensor an der einen oder anderen Stelle schon die<br />
komplette Lösung. Nichtsdestotrotz gilt es im Rahmen der Lösungsfindung<br />
folgende Bausteine miteinander zu verknüpfen<br />
bzw. zu berücksichtigen:<br />
n Messsysteme und Methoden<br />
n Dateninfrastruktur und Zugänglichkeit sowie Aufbereitung und<br />
Darstellung von Messdaten<br />
n Zugrunde gelegte Instandhaltungsstrategien und abgeleitete<br />
Handlungsempfehlungen sowie damit verbundene Werkzeuge<br />
zur Verlängerung der Anlagenstandzeit<br />
Vor allem hinsichtlich der Messmethodik ergänzen sich permanent<br />
an der Maschine installierte Sensoren und professionell<br />
durchgeführte Fluidanalysen nahezu ideal – wie Tabelle 1 verdeutlicht.<br />
Die buchstäbliche Klammer bilden in diesem Kontext zunehmend<br />
IoT-Systeme und Portale (Gateways, Datenlogger, Hubs,<br />
Cloudplattformen), die autark zur IT-Infrastruktur des Kunden,<br />
die (Mess)ergebnisse verwendeter Datenquellen speichern, aggregieren,<br />
aufbereiten, bereitstellen und als Handlungsempfehlungen<br />
ausgeben sowie in zielgerichtete Maßnahmen überführen<br />
(z. B. Auslösen eines Service-Einsatzes zur Durchführung eines<br />
Filterwechsels oder temporäres Anschließen einer standzeitverlängernden<br />
Nebenstromfiltrations- oder Entwässerungseinrichtung<br />
an eine Anlage).<br />
SENSOR OVERKILL ODER DOCH LIEBER<br />
„KEEP IT SIMPLE“?<br />
Aber kommen wir abschließend zur alles entscheidenden Frage:<br />
Müssen Dinge immer unnötig kompliziert sein bzw. muss jedes<br />
kleine Bauteil einer Maschine sensorisch überwacht werden,<br />
oder manifestiert sich der Zauber einer guten Zustandsüberwachungslösung<br />
doch in ihrer Einfachheit?<br />
Der vorangegangene Abschnitt mag auf den ersten Blick einen<br />
hohen Grad an Komplexität vermitteln – dem ist bei näherer Betrachtung<br />
aber nur bedingt so. Der „Keep it Simple Gedanke“ einer<br />
Zustandsüberwachungslösung spiegelt sich nicht in der<br />
Komplexität seiner verwendeten Technik wider, sondern bezieht<br />
sich vielmehr auf die Dezentralisierung von Intelligenz fernab<br />
der Maschine, so dass sich bei den direkt an der Maschine gemessenen<br />
Größen auf die Wesentlichen konzentriert werden<br />
kann. Die eigentliche „Herausforderung“ ist es also, die relevanten<br />
Messgrößen an und fernab der Maschine zu identifizieren<br />
Die Herausforderung ist nicht, möglichst<br />
komplexe Technik zu verwenden, sondern<br />
die entscheidenden Messgrößen zu identifizieren<br />
und dem Anwender handlungsorientiert<br />
zugänglich zu machen.<br />
Christian Meindl,<br />
Business Development & Technical Sales Manager,<br />
MP Filtri Germany<br />
und diese in Kombination mit einer dezentralen Intelligenz dem<br />
Anwender verständlich und handlungsorientiert zugänglich zu<br />
machen. Dabei kann ein derartiger Ansatz beliebig komplex oder<br />
bestechend einfach ausfallen – was durch die in Abbildung 4 bis 6<br />
gezeigten Beispiele verdeutlicht wird. Unbestritten bleibt bei all<br />
dem, dass die Benutzerschnittstelle einfach, aussagekräftig,<br />
handlungs- und anwendungsorientiert sowie global zugänglich<br />
zu gestalten ist.<br />
In diesem Sinne … „Keep it simple“!<br />
Bilder: Grafiken: Peter Meindl, Bild 01 Caerbont Automotive Instruments Ltd.,<br />
Bild 03 VSI<br />
www.mpfiltri.de<br />
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MOBILE MASCHINEN<br />
SONDERTEIL<br />
MOBILE MASCHINEN<br />
Kerstin Heemann, stv. Pressesprecherin,<br />
DBU, Osnabrück
ROBOTIK<br />
HALBMOBILER AGRARROBOTER<br />
NACHHALTIGE<br />
LANDNUTZUNG<br />
MIT KI UND<br />
PHOTOVOLTAIK<br />
Spannende Chancen für eine umweltgerechte<br />
Landnutzung bieten Digitalisierung und<br />
künstliche Intelligenz (KI), so die Deutsche<br />
Bundesstiftung Umwelt (DBU). Ein Beispiel:<br />
Der vom Startup AI.Land in Kempen<br />
entwickelte halbmobile Agrarroboter namens<br />
„Davegi“, der die Gemüseproduktion mit<br />
Photovoltaik energieautark und<br />
ressourcenschonend ermöglicht. Die DBU<br />
förderte das Projekt mit 125.000 Euro.<br />
Der Agrarroboter „Davegi“ kreist mit seinen acht Solarmodulen<br />
über ein Gemüsefeld. „Anders als herkömmliche,<br />
fest installierte Photovoltaik-Anlagen<br />
kann sich der Davegi um 360 Grad drehen“, sagt Josef<br />
Franko, Gründer von AI.Land und Entwickler des Prototyps.<br />
„Dadurch erhalten die Anbaupflanzen ausreichend Sonnenlicht,<br />
während gleichzeitig Solarenergie gewonnen wird.“ Dem<br />
Gerät gelingt laut Franko so eine um 50 Prozent effizientere<br />
Nutzung der parallelen Energie- und Gemüseproduktion im<br />
Vergleich zu unbeweglichen schattenwerfenden Agri-Photovoltaik-Anlagen.<br />
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung<br />
Globale Umweltveränderungen (WBGU) bezeichnet<br />
eine solche Doppelnutzung als zukunftsfähige Mehrgewinnstrategie.<br />
„Fläche steht nur begrenzt zur Verfügung“, sagt<br />
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Wir brauchen deshalb<br />
einen nachhaltigen Umgang mit Land – für Klimaschutz,<br />
Biodiversitätserhalt und zugleich Ernährungssicherung.“ Digitalisierung<br />
und KI seien „vielversprechende Instrumente für<br />
die Mehrfachnutzung einer Fläche“. Das Projekt sei ein gutes<br />
Beispiel dafür.<br />
DBU-FÖRDERUNG<br />
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert<br />
dem Stiftungsauftrag und dem Leitbild entsprechend<br />
innovative, modellhafte und lösungsorientierte<br />
Vorhaben zum Schutz der Umwelt unter besonderer<br />
Berücksichtigung der mittelständischen Wirtschaft.<br />
Sie ist eine der größten Stiftungen in Europa; seit der<br />
Aufnahme der Stiftungsarbeit im Jahr 1991 (gegründet<br />
1990) hat sie knapp 11.100 Projekte mit rund<br />
2,07 Milliarden Euro Fördervolumen unterstützt. Mit<br />
der Green Start-up-Förderung unterstützt die DBU<br />
Unternehmensgründungen und Start-ups, die auf<br />
innovative und wirtschaftlich tragfähige Weise<br />
Lösungen für Umwelt, Ökologie und Nachhaltigkeit<br />
entwickeln.<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 35
ROBOTIK<br />
werde Treibstoff und somit Energie eingespart. Auch das verbessere<br />
zusätzlich zum autarken Betrieb mit Solarenergie die Treibhausgas-Bilanz<br />
im Gemüseanbau.<br />
Der vom Startup<br />
AI.Land entwickelte<br />
halbmobile Agrarroboter<br />
„Davegi“ soll pro<br />
Tag das Bestücken von<br />
60 Gemüsekisten<br />
ermöglichen<br />
INNOVATIONSPREIS MODERNE<br />
LANDWIRTSCHAFT FÜR AI.LAND<br />
Für Franko ist mit dem halbmobilen Agrarroboter ein wichtiger<br />
Zwischenschritt in Richtung vollautomatisierte Landwirtschaft<br />
erreicht. „Mit dem Prototyp zeigen wir in einem ersten Schritt,<br />
dass eine durch Photovoltaik betriebene, energieautarke und<br />
vollautomatisierte Gemüseproduktion inklusive Feldlogistik<br />
möglich ist“, sagt der Startup-Gründer. „Der Davegi erleichtert<br />
die Arbeit und erhöht den Ertrag.“ Das hätten die Tests im Freiland<br />
bewiesen. Die AI.Land startet Ende <strong>2024</strong> das Pilotprojekt<br />
„RoboFeld“. Dabei sollen in einem zweiten Schritt Familien aus<br />
DER AGRARROBOTER DAVEGI<br />
SORGT FÜR MEHR EFFIZIENZ<br />
AUF EINER FLÄCHE<br />
der Nähe von Kempen und Umgebung frisches Gemüse direkt<br />
vom Feld erhalten. Für seine Erfindung erhielt AI.Land den mit<br />
5.000 Euro dotierten Innovationspreis Moderne Landwirtschaft<br />
bei der Internationalen Grünen Woche <strong>2024</strong> in Berlin.<br />
Das Startup AI.Land wurde im November 2020 vom Institut für<br />
mobile autonome Systeme und kognitive Robotik der Fachhochschule<br />
Aachen gegründet und beschäftigt aktuell 15 Mitarbeitende.<br />
Zusätzlich zu den Anfängen der Agrarroboter-Entwicklung<br />
wurde die Unternehmensgründung von A.I.Land durch die DBU<br />
Green Startup-Förderung unterstützt. Die Deutsche Bundesstiftung<br />
Umwelt fördert neben innovativen, modellhaften und<br />
lösungsorientierten Vorhaben zum Schutz der Umwelt mit besonderem<br />
Blick auf die mittelständische Wirtschaft auch grüne<br />
Startups.<br />
Bilder: AI.Land<br />
MULTITALENT AGRARROBOTER DAVEGI<br />
www.a-i.land<br />
www.dbu.de<br />
MOBILE MASCHINEN<br />
Nach Angaben des Startups wird der Davegi ein landwirtschaftliches<br />
Multitalent und soll zukünftig ackern, säen, wässern,<br />
düngen, ernten. „Mit unserem Prototyp lassen sich sämtliche<br />
pflanzenbauliche Prozesse – von der Bodenbearbeitung bis zur<br />
Ernte – präzise durchführen, und zwar je nach Bedarf der einzelnen<br />
Pflanzen“, sagt Franko, der mit dem System auf biologische<br />
Landwirtschaft setzt.<br />
Durch die individuelle Behandlung lassen sich ihm zufolge<br />
Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Wasser einsparen. Die<br />
Pflanzen sollten zudem dann geerntet werden, wenn sie die entsprechende<br />
Reife erreicht haben. „Das verringert die Lebensmittelverschwendung“,<br />
so Franko. Die Vision des Unternehmens:<br />
Auf 2.500 Quadratmeter, etwa einem Drittel eines Fußballfelds,<br />
soll Davegi pro Tag 60 Kisten mit insgesamt 600 Stück geerntetem<br />
Gemüse in zehn unterschiedlichen Sorten autonom und energieautark<br />
bestücken. „Wir wollen das Gemüse regional verkaufen“,<br />
sagt Franko. Ein Testfeld sei in Planung. Wegen kurzer Wege<br />
POINTIERT<br />
DER AGRARROBOTER ARBEITET MIT<br />
PHOTOVOLTAIK ENERGIEAUTARK<br />
ALLE PFLANZENBAULICHEN PROZESSE<br />
SIND PRÄZISE DURCHFÜHRBAR<br />
DÜNGE- UND PFLANZENSCHUTZMITTEL<br />
SOWIE WASSER LASSEN SICH EINSPAREN<br />
DIE TREIBHAUSGAS-BILANZ IM<br />
GEMÜSEANBAU WIRD VERBESSERT<br />
36 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
MARKTPLATZ<br />
FACHTAGUNG ZU ANTRIEBSSYSTEMEN<br />
MOBILER MASCHINEN<br />
Die Zukunft der Antriebssysteme in mobilen Arbeitsmaschinen<br />
steht im Mittelpunkt der 8. VDI-Fachtagung, die am 12. und 13.<br />
Juni <strong>2024</strong> in Baden-Baden stattfindet. Fachexperten aus<br />
Deutschland und dem Ausland werden hochaktuelle Themen<br />
diskutieren, darunter die Transformation der Fahr- und Arbeitsantriebe<br />
durch smarte Elektrifizierung oder durch Wasserstoff-<br />
Brennstoffzellen-Systeme. Das vollständige Programm der<br />
zweitägigen Tagung ist nun online verfügbar. Namhafte<br />
Referenten von Unternehmen wie CNH Industrial Österreich,<br />
Dana, Danfoss, Deere & Company, Liebherr, ZF oder Volkswagen<br />
werden über Innovationen und Herausforderungen in diesem<br />
wichtigen Bereich berichten. Die Teilnehmenden können sich<br />
auf Beiträge und Diskussionen zu verschiedenen Schwerpunkten<br />
freuen, darunter Elektrifizierung und alternative Antriebe,<br />
Transformation im Antriebsstrang und weitere. Zu den Highlights<br />
der Tagung gehört die Keynote auf der gemeinsamen<br />
Dritev-Eröffnung von Dipl.-Ing. Jan-Hendrik Mohr, CEO der<br />
CLAAS Gruppe, zum Thema „Antriebstechnologie in Landmaschinen<br />
– traditionell innovativ“. Die Veranstaltung bietet<br />
zahlreiche Möglichkeiten zum Networking, darunter ein<br />
Get-together auf der Dritev Summer Night. Es gibt die Möglichkeit<br />
zur Simultanübersetzung ins Englische.<br />
www.vdi-wissensforum.de<br />
DRUCKSENSOREN LIEFERN MEHR<br />
INFORMATIONEN<br />
Auf der Sensorik- und Messtechnik-Messe Sensor+Test in<br />
Nürnberg wird STW die neuentwickelten Neigungssensoren<br />
vom Typ SMX.igs-a präsentieren. Die Sensoren präsentieren sich<br />
in einem neuentwickelten, robusten Gehäuse und zusätzlichen<br />
Anschluss-Optionen. Die mit Fokus auf mobile Maschinen<br />
konzipierten SMX.igs-a Neigungssensoren messen die auftretenden<br />
Beschleunigungen, Neigungswinkel und Drehraten in<br />
allen drei Raumachsen. Dank des neukonstruierten Gehäuses<br />
mit zwei integrierten<br />
M12-Anschlüssen lässt<br />
sich der SMX.igs-a intuitiv<br />
und anwenderfreundlich<br />
in neue, aber auch bereits<br />
bestehende Systemarchitekturen<br />
integrieren. Die<br />
Sensoren stehen als<br />
Non-Safety- und als<br />
Safety-Variante bis SIL 2/<br />
PL d zur Verfügung. Bei allen Arbeits- und Fahrprozessen<br />
mobiler Arbeitsmaschinen treten bei der Erfassung der Beschleunigungsdaten<br />
Störungen durch dynamische Einflüsse<br />
sowie Bewegungen, Stöße und Vibrationen auf. Diese beeinflussen<br />
und verfälschen die Messergebnisse, falls man sie nicht<br />
rechnerisch kompensiert. Zur Verbesserung der Messwertstabilität<br />
bei dynamischen Einflüssen stehen Anwendern beim SMX.<br />
igs-a verschiedene konfigurierbare Filteralgorithmen zur<br />
Verfügung. Aufgrund der prädiktiven Natur des Filters steht<br />
dieser nur in der Non-safety-Variante des SMX.igs-a zur<br />
Verfügung. Die erfassten Messwerte werden über CANopen<br />
Safety, CAN, CANopen oder SAE J1939 an übergeordnete<br />
Steuerungen weitergegeben. Die Sensoren verfügen über<br />
Schutzklasse bis IPX9K und sind für einen Betriebstemperaturbereich<br />
von - 40 bis + 85 °C geeignet.<br />
www.stw-mm.com<br />
VOGELSANG SCHLIESST GESCHÄFTSJAHR<br />
ERFOLGREICH AB<br />
Vogelsang (Vogelsang<br />
Deutschland und Tochtergesellschaften)<br />
knackt die<br />
200-Millionen-Euro-Marke und<br />
vermeldet einen Jahresumsatz<br />
2023 von 202 Millionen Euro.<br />
Damit stieg der Umsatz um<br />
rund 17 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr – insbesondere<br />
vorangetrieben durch die<br />
Geschäftsbereiche Agrartechnik, Biogas, Abwasser und Verkehrstechnik.<br />
Mit neuen und modifizierten Produkten wie dem<br />
Schleppschuhgestänge Blackbird in 30 Metern Arbeitsbreite<br />
und dem Schleppschuhgestänge Swingmax5 Slide in 24 Metern<br />
Arbeitsbreite im Agrarbereich sowie den Premix Feststoffdosierern<br />
der neuen Generation im Segment Biogas reagierte<br />
Vogelsang auf die hohe Nachfrage des Marktes nach innovativen<br />
und passgenauen Lösungen. Zudem kommt die Exzenterschneckenpumpe<br />
Hicone neben der Biogasbranche auch in<br />
weiteren Industriezweigen zum Einsatz. Im letzten Jahr hat das<br />
Unternehmen weltweit rund 120 neue Mitarbeiter dazugewonnen<br />
– darunter 25 Auszubildende. Zudem erweiterte sich die<br />
Geschäftsführung um Detlef Ruhmke und Michael Brinkmann.<br />
www.vogelsang.info<br />
JOYSTICK MIT DREIFACHER LEBENSDAUER<br />
FSG Fernsteuergeräte präsentiert<br />
zwei neue Joysticks für Baumaschinen<br />
und Nutzfahrzeuge: Das<br />
Handsteuergerät ST-MHT-GS85 und<br />
den Lenkjoystick LPR-2515. Der neu<br />
entwickelte Joysticks ST-MHT-GS85<br />
ist klein, schlank und langlebig.<br />
Besonders innovativ: Auf den<br />
unscheinbar wirkenden Topf kann<br />
nahezu jeder Griff montiert<br />
werden. Während herkömmliche<br />
Joysticks eine Lebensdauer von circa 5 Mio. Zyklen haben,<br />
erreicht der neue Joystick laut eigenen Angaben die dreifache<br />
Lebensdauer. Möglich wird dies unter anderem durch eine<br />
Reduktion der beweglichen Teile und damit des Verschleißes.<br />
Anwender können aus einer Vielzahl von Varianten wählen.<br />
Dank des modularen Aufbaus stehen alle möglichen Bewegungsrichtungen<br />
zur Wahl. Den Lenkjoystick LPR-2515 stellte<br />
das Unternehmen bereits im letzten Herbst auf der Agritechnica<br />
vor. Ein besonderes Merkmal des Bediengeräts sind die<br />
dynamischen Profile zur Rückmeldung der Lenkposition. Die<br />
Feedback-Einheit kann dem Fahrer darüber hinaus ein haptisches<br />
Signal auch für Zuladung und Achsbelastung vermitteln.<br />
Auch große Lenkausschläge lassen sich per Steer-by-wire mit<br />
nur wenigen Bewegungen und minimaler Kraft ausführen.<br />
www.fsg-sensors.de<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 37
SENSORIK<br />
Präzise Messung<br />
trotz Vibration: Sensor PE-MEMS-G<br />
NEIGUNGSSENSOREN<br />
GYRO-TECHNOLOGIE FÜR<br />
EXAKTE MESSUNGEN<br />
MOBILE MASCHINEN<br />
FSG, ein führender Anbieter von Sensorlösungen,<br />
will Maßstäbe in Neigungssensorik bei mobilen<br />
Arbeitsmaschinen mit der Einführung seiner<br />
hochmodernen Neigungssensoren mit<br />
Gyro-Technologie setzen. Diese Sensoren<br />
repräsentieren den neuesten Stand der Technik<br />
und sind das Ergebnis jahrelanger Forschung<br />
und Entwicklung.<br />
Die Anforderungen an mobile Arbeitsmaschinen wachsen<br />
ständig. Schwieriges Gelände, dynamische Arbeitsbedingungen<br />
und die Notwendigkeit, präzise Messungen in<br />
Echtzeit durchzuführen, sind nur einige davon. Hier<br />
kommt die Gyro-Technologie ins Spiel: Sie ermöglicht eine genaue<br />
Neigungsmessung auch unter den dynamischsten Bedingungen,<br />
wie sie bei Traktoren, Mähdreschern oder anderen landwirtschaftlichen<br />
Maschinen während der Feldarbeit auftreten können.<br />
Die Gyro-basierten Sensoren von FSG sind stark individualisierbar.<br />
Mit einer beeindruckenden Fertigungstiefe von 90 % hat<br />
FSG die Fähigkeit, nahezu jedes Produkt nach den spezifischen<br />
Anforderungen seiner Kunden zu gestalten.<br />
Neben der Gyro-Technologie bieten FSG-Sensoren eine Reihe<br />
weiterer herausragender Merkmale:<br />
Eine Neigungserfassung von bis zu 360 ° und eine Winkelgenauigkeit<br />
von bis zu 0,05 °, die eine beispiellose Präzision in der<br />
Branche bieten.<br />
Funktionale Sicherheit gemäß PLd / SIL2, die die Bedeutung<br />
von Sicherheit in der modernen Landwirtschaft unterstreicht.<br />
Robuste Bauweise mit Schutzklassen bis IP69k, die sicherstellt,<br />
dass die Sensoren selbst den härtesten Bedingungen standhalten.<br />
Im Vergleich zu ähnlichen Produkten von Mitbewerbern werden<br />
FSG-Sensoren mit Gyro-Technologie in vielen Anwendungen<br />
bevorzugt, wie FSG verlauten lässt.<br />
Bilder: FSG, Fotolia - jaimages<br />
www.fsg-sensors.de<br />
38 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
SENSORIK<br />
KONKRET GEFRAGT<br />
Sensoren sind sensible Komponenten, von denen im<br />
Einsatz viel abhängt. Man muss sich auf die Technik Xxxx<br />
und den Hersteller verlassen können. Deshalb hat<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> bei Phillip Bender,<br />
Produktmanager bei FSG in Berlin,<br />
konkret nachgefragt.<br />
Phillip Bender, Produktmanager<br />
bei Fernsteuergeräte<br />
Kurt Oelsch GmbH, Berlin<br />
Die Winkelgenauigkeit der<br />
FSG-Neigungssensoren beträgt<br />
0,05 Grad. Wie ist es gelungen,<br />
diese Genauigkeit zu erreichen?<br />
In Bezug auf unser Geheimnis der Präzision können wir nicht alles offenlegen,<br />
aber wir können sagen, dass die individuelle Betrachtung und<br />
Vermessung jedes einzelnen Geräts der Schlüssel zu unserer hohen<br />
Genauigkeit ist. Dieser Prozess mag zwar zeitintensiv sein, doch er belohnt<br />
uns mit der exakten Präzision, die unsere Produkte auszeichnet.<br />
Für welche Anwendungen ist<br />
eine solche Genauigkeit<br />
notwendig?<br />
Beispielsweise mobile Kranfahrzeuge messen den Neigungswinkel ihres<br />
Auslegers und berechnen (unter anderem) daraus, welche Last wie<br />
weit ausgelenkt werden kann. Bei entsprechend langen Auslegern resultieren<br />
geringe Änderungen des Winkels in großen absoluten Strecken,<br />
gemessen an der Spitze des Kranes. Da diese Berechnungen sicherheitskritisch<br />
für den Betrieb des Mobilkrans und damit auch für die<br />
Menschen in der unmittelbaren Umgebung sind, ist nebst Redundanz<br />
eine hohe Genauigkeit ausschlaggebend.<br />
Ein anderes Beispiel sind die solarthermischen Kraftwerke in Andasol,<br />
Spanien. Dort werden Parabolspiegel eingesetzt, um das Sonnenlicht<br />
auf ein Absorberrohr zu fokussieren und das darin befindliche Wasser<br />
auf bis zu 400 °C aufzuheizen. Die Effizienz dieser Art Kraftwerk wird<br />
maßgeblich durch die präzise Fokussierung der Sonnenstrahlen bestimmt,<br />
welche über den Winkel der Spiegel sichergestellt und durch<br />
unsere Neigungsmesssysteme überwacht wird.<br />
Um das Gyroskop im Neigungssensor<br />
zu nutzen, sind komplexe<br />
Berechnungen notwendig. Wie<br />
schnell stellt das Sensorsystem<br />
diese Ergebnisse bereit? Gibt es<br />
Latenzen?<br />
Die Berechnungen gehen tatsächlich besonders mit dem Gyroskop sehr<br />
schnell, wir reden hier von Latenzen
BEDIENELEMENTE<br />
JOYSTICK-STEUERUNG<br />
MULTIFUNKTIONAL BEQUEM BEDIENEN<br />
MOBILE MASCHINEN<br />
Auf Basis seiner Joyscape-Plattform hat der<br />
HMI-Spezialist Rafi eine multifunktionale<br />
Joystick-Steuerung für den Landtechnikhersteller<br />
Fendt entwickelt. Mit dem neuen 3L-Joystick<br />
lassen sich drei Frontlader-Funktionen<br />
gleichzeitig steuern. Darüber hinaus ermöglicht<br />
die Steuereinheit die Bedienung von<br />
Traktorfunktionen und komplexen ISOBUSbasierten<br />
Anbaugeräten.<br />
Mit seiner modularen Joystick-Plattform Joyscape und<br />
weitreichenden individuellen Ausbauoptionen konfektioniert<br />
Rafi maßgeschneiderte Bedienlösungen<br />
für industrielle Anwendungen, die sich durch einsatzoptimierte<br />
Ergonomie, ungewöhnliche Funktionenvielfalt<br />
und äußerste Robustheit auszeichnen. Auch der Landtechnikhersteller<br />
Fendt zählt zu den langjährigen Kunden, die Joysticks<br />
aus dem Joyscape-Programm in ihren Landmaschinen einsetzen.<br />
Zur intuitiven und vereinfachten Bedienung von Frontladern und<br />
unterschiedlichen Anbaugeräten beauftragte Fendt eine neue<br />
Generation des Kreuzschalthebels mit bislang einzigartigen<br />
Eigenschaften: Der neue Joystick sollte über ein drittes Ventil<br />
gleichzeitig bis zu drei Frontlader-Funktionen wie zum Beispiel<br />
das Anheben des Frontladers mit Ballenzange, das Einziehen sowie<br />
das Schließen der Ballenzange ansteuern. Zusätzlich sollte<br />
der Joystick auch eine komfortable Bedienung von Traktorfunktionen<br />
und komplexen ISOBUS-basierten Anbaugeräten wie etwa<br />
Kartoffelrodern oder Maschinen aus den Bereichen Weinbau<br />
oder auch kommunalen Anwendungen ermöglichen. Dazu entwickelte<br />
Rafi auf Grundlage des Basismodells Joyscape Multi den<br />
vollkonfiguierbaren 3L-Joystick. Abhängig vom eigenen Bedarf<br />
können Fendt-Kunden bei Traktoren mit dem neuen Fahrerarbeitsplatz<br />
FendtONE zwischen dem High End 3L-Joystick und<br />
der Basisvariante eines Kreuzschalthebels wählen.<br />
FUNKTIONSFREIHEIT AUF 27 EBENEN<br />
Der 3L-Joystick integriert neben den normalen Funktionen des<br />
Kreuzschalthebels – Steuerung der Hydraulikventile oder Frontladerbedienung<br />
sowie Ansteuerung des dritten und vierten hydraulischen<br />
Arbeitskreises – auch einen Daumenjoystick zur<br />
Bedienung der dritten Frontladerfunktion. Insgesamt können<br />
über den 3L-Joystick bis zu 27 Ebenen frei mit Funktionen belegt<br />
werden. Zusätzlich verfügt der Joystick über eine frei belegbare<br />
40 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
BEDIENELEMENTE<br />
01<br />
02<br />
03<br />
01 Neu entwickelter, vollkonfigurierbarer 3L-Joystick mit<br />
zusätzlichem Daumenjoystick<br />
02 Mit dem Joystick können gleichzeitig drei Frontlader-Funktionen<br />
angesteuert und bis zu 27 Ebenen frei mit Funktionen belegt werden<br />
03 Der 3L-Joystick ist integraler Teil des neuen, hochmodernen<br />
FendtONE-Bediensystems des Landmaschinenherstellers Fendt<br />
Taste, die mit serienmäßiger Reversierfunktion ein Umgreifen bei<br />
Frontladereinsätzen erübrigt. Die Funktionszuweisung ist bequem<br />
über das Terminal einsehbar, dort können auch schnell<br />
und intuitiv Änderungen erfolgen. Für besondere Arbeitssicherheit<br />
ist der Joystick gegen unbeabsichtigte Bedienung gesichert.<br />
Das ergonomisches Griffdesign wurde entsprechend des von<br />
Fendt in einer umfassenden Versuchsreihe erstellten Designs gefertigt.<br />
Das Bedienteil erfüllt nicht nur sämtliche gesetzlichen<br />
und regulatorischen Anforderung, sondern setzt auch neue Maßstäbe<br />
hinsichtlich Funktion und Benutzerfreundlichkeit in der<br />
Landwirtschaft.<br />
MULTITALENT IN ARMREST-AUSFÜHRUNG<br />
Der spritzwasser- und staubgeschützte Joystick mit Schutzart<br />
IP5K4 wurde von Rafi gemäß der ISO25119-Richlinien AgPL C<br />
entwickelt und übertrifft durch ein sehr geringes Nulllagenspiel<br />
die branchenüblichen Standards. Die für Fendt entwickelten Joysticks,<br />
die auf dem Basismodell Joyscape Multi aufbauen, kommen<br />
als integrale Ausstattung der Armlehne in allen Fendt-Traktorbaureihen<br />
mit FendtONE zum Einsatz. Ausführungsabhängig<br />
dienen sie mit 27 vollkonfigurierbaren Einzelfunktionen der<br />
Bedienung komplexer ISOBUS-basierter Funktionen. Dafür hat<br />
Rafi in das Befehlsgerät neben einem Daumenjoystick und einem<br />
Kreuzschalthebel einen Wippschalter mit Umschaltung auf drei<br />
Ebenen integriert. Vier unterschiedlich dimensionierte und erweiterbare<br />
Joystick-Basismodelle decken alle in der Bau- und<br />
Landmaschinenbranche relevanten Einsatzszenarien ab: Für<br />
Heavy-Duty-Anwendungen steht das Plattformmodell Joyscape<br />
Rough mit einer hohen Anschlagfestigkeit bereit, für das Rafi in<br />
enger Zusammenarbeit mit den Kunden ergonomische Multifunktionsgriffe<br />
zur intuitiven Bedienung auch bei härtester Beanspruchung<br />
entwickelt.<br />
Bilder: AGCO/Fendt<br />
www.rafi-group.com<br />
POINTIERT<br />
JOYSTICK IST SPRITZWASSER- UND<br />
STAUBGESCHÜTZT MIT SCHUTZART IP5K4<br />
BIS ZU 27 EBENEN FREI<br />
MIT FUNKTIONEN BELEGBAR<br />
SERIENMÄSSIGE REVERSIERFUNKTION<br />
FÜR FRONTLADEREINSÄTZE<br />
WIPPSCHALTER MIT UMSCHALTUNG AUF<br />
DREI EBENEN INTEGRIERT<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 41
MARKTPLATZ<br />
WEGSENSOREN MIT INTEGRIERTEM NEIGUNGSSENSOR<br />
Teleskop-Kranausleger, Transportkräne, Maschinen für die Pharmaindustrie und in der Medizintechnik:<br />
In vielen Anwendungen müssen sowohl lineare Position als auch Neigung bestimmt<br />
werden. In der Regel werden dafür zwei verschiedene Sensoren eingesetzt, auch wenn Weg und<br />
Neigung an derselben Stelle der Maschine gemessen werden. Dies ist aufwendig und erhöht die<br />
Kosten. Das Unternehmen ASM hat daher einen neuen Weg-Positionssensor Typen mit integriertem<br />
Neigungssensor entwickelt. Die posiwire Wegseil-Sensoren WST61, WST85 und WST21 von<br />
ASM bieten eine solche kombinierte Weg- und Neigungsmessung. Die Wegmessung erfolgt<br />
mittels Wegseil-Technologie posiwire der neuen Generation. Diese ist mit magnetischer, berührungsloser<br />
Multihall-Encoder-Technologie ausgestattet und damit robuster als Seilzugsensoren<br />
mit optischen Encodern oder Potentiometer-Lösungen. Die Neigungsposition wird durch einen<br />
integrierten Neigungssensor auf Basis von MEMS-Technologie bestimmt.<br />
Die Sensoren sind für den Einsatz in rauen Umgebungen, insbesondere in mobilen Maschinen,<br />
geeignet. Die WST-Sensoren messen lineare Positionen bis 4.000 mm (WST61), 6.000 mm (WST85) und 20.000 m (WST21) und<br />
Neigung im Bereich +/-180° in 1 Achse. Sie sind mit Digitalausgang CANopen verfügbar. Die Wegsensoren erreichen eine Linearität<br />
bis zu +/- 0,05 % des Messbereiches, die Neigungssensoren bis zu 0,05°. Die Sensoren haben die Schutzklasse IP67/ IP69. Für<br />
Sicherheitsanwendungen sind die Sensoren mit redundanter Elektronik erhältlich.<br />
www.asm-sensor.com<br />
MEHR ENERGIE FÜR NUTZFAHRZEUGE<br />
Im Rahmen eines Produkt-Updates erhöht<br />
Webasto den Energiegehalt seiner Traktionsbatterien<br />
von 35 auf 40 kWh. Das standardisierte<br />
Produktdesign der neuen Standard<br />
Battery Pro 40 gibt Bestands- und Neukunden<br />
Planungssicherheit und erleichtert mehrjährige<br />
Elektrifizierungsprojekte. Bis zu 18 Pro 40<br />
Batterien mit einem Gesamtenergieinhalt<br />
von bis zu 720 kWh halten ausreichend<br />
Leistung für den Antrieb elektrischer Nutzfahrzeuge<br />
im Spannungsbereich von 400 oder 800 Volt vor. Die<br />
Standard Battery Pro 40 wird von einem robusten Aluminiumgehäuse<br />
geschützt. Auf einem Raum von 960 x 687 x 302 mm<br />
erfüllt es höchste Anforderungen an Sicherheit, Verfügbarkeit<br />
und Stabilität. Das standardisierte Batteriesystem wiegt 297<br />
Kilogramm, lässt sich vertikal oder horizontal in Fahrzeuge<br />
integrieren. Dank der identischen Abmaße<br />
passt die Hochvoltbatterie nahtlos in alle<br />
Bauräume, die bereits das bisherige Webasto<br />
Standard-Batteriesystem nutzen.<br />
Während des Betriebs überwacht eine Reihe<br />
von Sensoren die Temperatur der Batterie kontinuierlich,<br />
sodass die Schutzmechanismen,<br />
darunter verschiedene Sicherungen, bei einer<br />
Fehlfunktion unmittelbar greifen.<br />
Neben den Zulassungen ECE R100 und R10<br />
deckt das Standard-Batteriesystem die CE-Vorgaben für<br />
ausgewählte mobile Maschinen sowie eine Reihe von Sicherheitsstandards,<br />
darunter die ISO 6469, ISO 19014 und ISO<br />
26262 (ASIL-Level C), ab. Gegen das Eindringen von Staub und<br />
Wasser ist die Hochvoltbatterie nach IP67 geschützt.<br />
www.webasto.com<br />
KOMATSU MIT NEUEN ANBAUGERÄTEN<br />
AM MARKT<br />
ELEKTRO-THERMOSTATE FÜR<br />
DIE SCHIENE<br />
MOBILE MASCHINEN<br />
Komatsu Europe erweitert<br />
sein Portfolio an Anbaugeräten<br />
durch die Einführung<br />
einer komplett neuen<br />
Baureihe von Sortier- und<br />
Abbruchgreifern. Die<br />
Baureihe besteht aus zehn<br />
Modellen, die auf die<br />
Kundenbedürfnisse ausgerichtet<br />
sind und höchste<br />
Sicherheitsstandards erfüllen. Die Greifer sind standardmäßig<br />
mit Lasthalteventilen ausgerüstet. Bei der Entwicklung standen<br />
niedrige Wartungskosten und eine lange Lebensdauer im Fokus.<br />
Daher werden überdimensionierte Bolzen und Buchsen sowie<br />
ein doppelwandiger Hauptrahmen und ein perforiertes<br />
Gehäuse aus Hardox-Stahl verwendet. Die Bauweise stellt<br />
sicher, dass die Greifer auch unter härtesten Einsatzbedingungen<br />
bestehen. Die Greifer eignen sich für alle Einsätze von<br />
primären und sekundären Abbrucharbeiten bis hin zum<br />
Recycling. Die Greifer sind die ersten Anbaugeräte einer<br />
Abbruch-Baureihe von Komatsu, die zukünftig durch weitere<br />
Anbaugeräte erweitert wird.<br />
www.komatsu.eu<br />
Der elektronische Thermostat zur<br />
Hutschienenmontage eTRON T100 von<br />
Jumo wurde speziell für die Temperaturregelung<br />
und -überwachung entwickelt.<br />
Er kann optional zur thermostatischen<br />
Funktion auch für anspruchsvollere<br />
Regelprozesse eingesetzt werden und<br />
liefert in der Ausführung als PID-Zweipunktregler<br />
mit Selbstoptimierung eine<br />
deutlich höhere Regelgüte. Der Jumo<br />
eTRON T100 überzeugt durch seine<br />
kompakte Baugröße und einen großen Funktionsumfang. So<br />
sind unter anderem Timer, Datenlogger, Service- und Betriebsstundenzähler,<br />
ein PhotoMOS-Ausgang für die zusätzliche<br />
Grenzwertsignalisierung sowie ein Digitaleingang integriert.<br />
Mithilfe digitaler Steuersignale können logische Verknüpfungen<br />
(UND, ODER, XOR) erstellt und intern verarbeitet werden.<br />
Neben den Eingangssignalen für Widerstandsthermometer und<br />
Thermoelemente steht zum Anschluss weiterer Prozessgrößen<br />
auch ein Messeingang 0(4) bis 20 mA zur Verfügung. Neben der<br />
UL-Zulassung erfüllt das Gerät zusätzlich die Normen für die<br />
Bahnindustrie der Kategorie 1B.<br />
www.jumo.net<br />
42 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
MARKTPLATZ<br />
KOMPAKTER RADANTRIEB FÜR FELDROBOTER<br />
Actronic-Solutions stellt den neuen integrierten Servoaktuator IG9190 von PMW Dynamics vor.<br />
Der Radantrieb wurde für die Landwirtschaftsautomatisierung entwickelt und bietet eine<br />
robuste und zuverlässige In-Wheel-Motorlösung für den Antrieb von Roboteranwendungen.<br />
Actronic-Solutions nimmt den Vertrieb für die Motoren von PMW Dynamics wahr. Der Radantrieb<br />
kombiniert Motor, Getriebe, Encoder und optional eine Bremse in einer einsatzbereiten<br />
Einheit. Er wird in den Leistungsklassen von 500 W, 1 kW und 1,5 kW und für Betriebsspannungen<br />
von 24 VDC, 48 VDC und 72 VDC angeboten. Mit einem Einheitsdurchmesser von 124 mm<br />
und einer Gesamtlänge von nur 220 bis 290 mm für die drei Leistungsklassen bietet er eine<br />
hohe Leistung bei geringer Baugröße. Das kompakte Design ermöglicht die direkte Integration<br />
in das Rad, wodurch die Gesamtgröße des Geräts reduziert wird und die beweglichen Teile von Pflanzen ferngehalten werden<br />
können. Mit Drehmomenten von 14 bis 144 Nm im Dauerbetrieb (46 bis 353 Nm Spitze) ist der Radantrieb für unterschiedlichste<br />
Anwendungen von Landmaschinenherstellern konzipiert. Der Servoaktuator kann nahtlos in verschiedene Robotersysteme<br />
integriert werden – sowohl in Räder als auch Manipulatorarme. Die Schutzart IP54 oder IP65 erlauben den Außeneinsatz bei<br />
nahezu jeder Witterung<br />
www.actronic-solutions.de<br />
ALL-IN-ONE-ZUSTANDSÜBERWACHUNG<br />
Betriebsabläufe<br />
optimieren und<br />
Ausfallzeiten minimieren:<br />
Dabei hilft die<br />
neue iComm Box von<br />
igus. Mit dem Kommunikationsmodul<br />
können die i.Sense<br />
Sensoren für die<br />
Zustandsüberwachung<br />
der igus motion<br />
plastics reibungslos in den superwise Service integriert werden.<br />
Intelligente Algorithmen bieten eine detaillierte Zustandsanalyse<br />
der überwachten Maschinen und Anlagen. Das superwise<br />
Dashboard liefert Informationen in Echtzeit und ermöglicht<br />
eine optimale Überwachung und Steuerung. Ein entscheidender<br />
Vorteil: Die Kosten für die Datenübertragung sind bereits<br />
im Produktpreis enthalten. Mögliche Anwender des Kommunikationsmoduls<br />
sind Unternehmen aus der Prozessindustrie wie<br />
Kläranlagen und Betonwerke, Containerkrane in Häfen sowie<br />
die produzierende Industrie, einschließlich Automobilhersteller.<br />
Die neue Lösung ermöglicht einen schnellen Return-on-Invest,<br />
da sie das Wartungsmanagement optimieren und teure<br />
Ausfallzeiten verhindern kann.<br />
www.igus.de<br />
GEWINDEFURCHENDE SCHRAUBEN<br />
Bei Leichtmetallverschraubungen stehen neben der Zuverlässigkeit<br />
der Verbindung die Bauraumoptimierung sowie die<br />
Leistungsverdichtung im Fokus. Ein wichtiger Punkt ist vor<br />
diesem Hintergrund die<br />
Tragfähigkeitsoptimierung der<br />
Verbindung. Genau für diese<br />
Einsatzfälle hat die Arnold<br />
Umformtechnik GmbH & Co.<br />
KG die Powertite entwickelt –<br />
eine runde gewindefurchende<br />
Schraube mit einer Trilobular-<br />
Furchzone. Das heißt: Dort wo<br />
die Umformarbeit geleistet<br />
wird, verfügt die Schraube über einen leicht dreieckigen<br />
Querschnitt (mit abgerundeten Ecken) zur Reduktion der<br />
Furchmomente. Die Furchzonenlänge ist mit einer Länge von 3<br />
x p (p = Gewindesteigung) Bauraum optimiert und ermöglicht<br />
eine Verteilung der Umformarbeit beim Gewindefurchprozess<br />
auf mehrere Gewindegänge sowie ein optimales Ansetzen und<br />
Zentrieren der Schraube. Der runde Tragquerschnitt hat ein<br />
definiertes Übermaß; der Außendurchmesser der Schraube ist<br />
immer größer als das nominelle Nennmaß. Dadurch wird eine<br />
höhere Überdeckung der Gewindeflanken von Schraube und<br />
gefurchtem Mutterngewinde ermöglicht.<br />
www.arnold-umformtechnik.de<br />
MOBILER ROBOTER FÜR ENGE PLATZVERHÄLTNISSE<br />
Der Transportroboter L2 von Safelog ist<br />
speziell für den Transport von Paletten<br />
und Gitterboxen konzipiert. Das<br />
Markenzeichen des neuen Transportroboters<br />
ist die omnidirektionale Fahrweise,<br />
welche durch vier unabhängig<br />
voneinander gelenkte und angetriebene<br />
Räder erreicht wird. Dadurch kann der<br />
Roboter auch in engen Umgebungen<br />
problemlos operieren. Das Allradsystem zeigt auch bei Bodenunebenheiten<br />
ein robustes Fahrverhalten. Die große Ladefläche<br />
begünstigt den Transport von ausladenden Lasten.<br />
Der mobile Roboter ist als L2 core und L2 lift in zwei Varianten<br />
verfügbar. Das Basismodel L2 core ohne aktive Lastaufnahme<br />
eignet sich vor allem als Transportroboter für Goods-to-Person-<br />
Prozesse oder als Montageplattform. Der Safelog L2 lift ist mit<br />
einem scherengelagerten Hubtisch ausgestattet. Neben seiner<br />
weiter verbesserten Agilität bietet der neue mobile Roboter<br />
einen erweiterten Geschwindigkeitsbereich.<br />
So wurde die maximale Geschwindigkeit<br />
bei einer Leerfahrt im Vergleich<br />
zum Vorgängermodell L1 von 1 auf 1,6<br />
m/s erhöht. Neu ist auch der Kriechgang,<br />
bei dem sich das Gerät nur noch mit 0,02<br />
m/s bewegt. Dieser Schleichmodus ist<br />
zum Beispiel in flexiblen Montagelinien<br />
hilfreich, in denen der Transportroboter<br />
als Montageplattform genutzt wird. Wie alle mobilen Roboter<br />
von Safelog benötigt auch das neue Modell L2 keinen übergeordneten<br />
Leitstand für die Steuerung. Stattdessen verfolgt der<br />
Hersteller den Ansatz eines schwarmbasierten Flottenmanagements.<br />
Jeder Roboter ist mit einer Recheneinheit ausgestattet,<br />
auf der die autarke Prozesssoftware läuft. So können die Geräte<br />
beziehungsweise Agenten im Schwarm untereinander die<br />
Informationen austauschen.<br />
www.safelog.de<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 43
SENSORIK<br />
PLUG-AND-PLAY-DREHZAHLSENSOREN<br />
SANFTANLAUF UND ÜBERWACHUNG:<br />
DREHZAHLERFASSUNG IN LAMELLENKUPPLUNG<br />
Wolfgang Sexauer, Vertriebs- und<br />
Marketingleiter, Rheintacho<br />
Messtechnik GmbH, Freiburg<br />
MOBILE MASCHINEN<br />
Die Firma Desch Antriebstechnik entwickelt<br />
und produziert Antriebslösungen und bietet<br />
Systemlösungen für viele Branchen – entlang<br />
des gesamten Antriebsstranges. Bei Tevox<br />
beispielsweise handelt es sich um eine<br />
Systemlösung für den elektrischen Direktantrieb<br />
von Zerkleinerern in Recyclinganwendungen.<br />
Der Beitrag zeigt den Einsatz von Plug-and-Play-<br />
Drehzahlsensoren der Firma Rheintacho zur<br />
Überwachung einer Lamellenkupplung von<br />
Desch. Eingesetzt werden die Kupplungen für<br />
hohe radiale und axiale Belastungen in mobilen<br />
Anwendungen.<br />
Die Rheintacho Messtechnik GmbH aus Freiburg beschäftigt<br />
sich seit dem Jahr 1901 mit der Drehzahl als entscheidender<br />
Steuergröße für maschinelle Prozesse. Ihre<br />
aktuellen 2-Kanal Hall-Differenz FQ Drehzahlsensoren<br />
kommen unter anderem in einer anspruchsvollen Kupplungsanwendung<br />
der Firma Desch Antriebstechnik zum Einsatz.<br />
Bei dem Produkt handelt es sich um eine hydraulisch betätigte<br />
trockenlaufende Lamellenkupplung für mobile Bau- und Arbeitsmaschinen,<br />
unter dem Produktnamen Planox PHRA 143/1 SR.<br />
Die Kupplung hat ein maximales Ausgangsdrehmoment von<br />
6.000 Nm und maximale Betriebsdrehzahl von 2.250 U/min. Die<br />
Schaltdrehzahl liegt bei 800 U/min. Montiert oder angeflanscht<br />
wird die Kupplung direkt an den Dieselmotor in der Maschine.<br />
Die Aufgabe des Systems ist es, das Hauptwerkzeug der Maschine<br />
zu beschleunigen. Hierbei handelt es sich meist um große<br />
rotatorische Massen, insbesondere Trommeln und Schwungräder,<br />
wie zum Beispiel Steinbrecher, Holzhacker, Straßenfräsen.<br />
Sobald das Steuergerät ein Startsignal erhält, wird ein Sanftanlauf<br />
ausgeführt. Das Steuergerät verfährt die Kupplung und sucht<br />
nach dem Schleifpunkt. Anschließend wird das Massenträgheitsmoment<br />
mit der rutschenden Kupplung bis zur Synchronisierung<br />
beschleunigt.<br />
SENSORIK ERMÖGLICHT FEINE REGELUNG<br />
Mittels Sensoren von Rheintacho werden während des kompletten<br />
Betriebs die Eingangsdrehzahl/Motordrehzahl (äußerer Sensor)<br />
und die Ausgangsdrehzahl der Kupplung (innerer Sensor)<br />
überwacht. Die Sensoren tasten Bohrungen auf dem Zahnkranz<br />
und der Kupplungsnabe ab.<br />
Diese Signale werden zur Regelung des Sanftanlaufs und zur<br />
Schlupf- und Fehlerüberwachung benötigt. Insbesondere die hohe<br />
Inkrementenanzahl, die sich mit den FQ Sensoren realisieren lässt,<br />
ermöglicht eine feine Regelung und saubere Fehlererkennung.<br />
Die Umgebungsbedingungen sind in der Baumaschine relativ<br />
harsch: Viel Staub und Schmutz sowie hohe Temperaturen in der<br />
44 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
SENSORIK<br />
Nähe des Motors müssen bewältigt werden. Durch die beiden<br />
rückseitig umspritzten Steckervarianten des Sensors wird eine<br />
sehr gute Dichtigkeit erreicht. Rheintacho bietet sie unter anderem<br />
als Varianten mit Deutsch DT 04 Stecker und M12-Stecker<br />
an. Optimiert für die Anwendung in kritischen Umgebungsbedingungen<br />
erreicht die FQ Baureihe bis zur Steckverbindung<br />
damit die Schutzklassen IP67/ IP69K.<br />
VIELSEITIG UND SEHR JITTERARM<br />
Durch unterschiedliche Sensorlängen, Kabelabgangsrichtungen<br />
und die Vielfalt an verfügbaren Steckern bietet die Baureihe Anwendern<br />
generell ein hohes Maß an Flexibilität. So ist eine Anpassung<br />
an individuelle Anforderungen möglich. Der elektronische<br />
Aufbau der FQ-Baureihe ist unabhängig von den mechanischen<br />
Ausführungen in zwei Varianten verfügbar: für den Frequenzbereich<br />
ab 0,1 Hz bis 20 kHz und 0 Hz bis 40 kHz. Die Spannungsversorgung<br />
erfolgt mit 7 bis 36 VDC.<br />
Typische Anwendungen für die Drehzahlsensoren der FQ-Baureihe<br />
mit 2-Kanal Hall-Differenz sind generell die Erfassung von<br />
Drehzahl und -richtung an Zahnrädern mit kleinem Modul und<br />
hoher Auflösung. Wobei das Tastverhältnis Links-, Rechtslauf bei<br />
Modul 1,25: 50 % ±10 % liegt und die Phasenverschiebung Links-,<br />
Rechtslauf bei Modul 1,25: 90 ° ±45 °. Einsetzbar bei Betriebstemperaturen<br />
von -40 °C bis 140 °C kann der Sensor äußerst vielseitig<br />
verwendet werden, sei es in Fahrzeugen, mobilen Arbeitsmaschinen<br />
oder allgemein elektrischen und hydraulischen Antrieben.<br />
Bilder: Desch Antriebstechnik, Rheintacho<br />
www.rheintacho.de<br />
Die Sensoren<br />
tasten Bohrungen<br />
auf dem Zahnkranz<br />
und der Kupplungsnabe<br />
ab<br />
SENSOREN, DIE PASSEN<br />
Die FQ-Baureihe von Rheintacho eignet sich<br />
besonders für mobile Anwendungen, Fahrzeuge<br />
oder generell für elektrische und hydraulische<br />
Antriebe. Bei exakter Phasenverschiebung und<br />
minimalem Jitter können Anwender mit den<br />
2-Kanal Hall-Differenz FQ Drehzahlsensoren die<br />
Drehzahl und Dreh richtung mit kleinem Modul<br />
und hoher Auflösung erfassen. Unterschiedliche<br />
Sensorlängen, Kabelabgangsrichtungen und eine<br />
Vielfalt an Steckern vereinfachen die Integration.<br />
IMPRESSUM<br />
FLUIDTECHNIK<br />
erscheint <strong>2024</strong> im 68. Jahrgang<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteur: Miles Meier (mm),<br />
Tel.: 06131/992-208, E-Mail: m.meier@vfmz.de<br />
(verantwortlich i.S.d. § 18 Abs. 2 MStV)<br />
Redakteure:<br />
Dipl.-Ing. Manfred Weber (MW),<br />
Tel.: 06131/992-202, E-Mail: m.weber@vfmz.de<br />
Felix Berthold, M.A. (be)<br />
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Redaktionsassistenz:<br />
Melanie Lerch, Tel.: 06131/992-261,<br />
Petra Weidt, Tel.: 06131/992-371,<br />
E-Mail: redaktionsassistenz_vfv@vfmz.de,<br />
(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />
Herausgeberin: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Katharina Schmitz,<br />
Institutsdirektorin, Tel: 0241/80-47701<br />
E-Mail: sc@ifas.rwth-aachen.de<br />
ifas – Institut für fluidtechnische Antriebe und Systeme<br />
RWTH Aachen University, Campus-Boulevard 30,<br />
52074 Aachen, www.ifas.rwth-aachen.de<br />
Organ: Organ des Forschungsfonds des Fachverbandes<br />
<strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA<br />
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ISSN 1614-9602<br />
ISSN E-Paper: 2747-8009<br />
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www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 45
Die Auswertung der<br />
Brems-Messungen im Rahmen<br />
der ABP wird dem Zugführer oder<br />
Bremsproben-Verantwortlichen<br />
übersichtlich auf dem<br />
Tablet angezeigt<br />
SENSOREN FÜR DIE AUTOMATISCHE BREMSPROBE<br />
MEHR SICHERHEIT<br />
AUF DEN GLEISEN<br />
01<br />
MOBILE MASCHINEN<br />
Die Bremsprobe im Güterverkehr ist in der Regel<br />
recht aufwendig, mühevoll sowie zeit- und<br />
personalintensiv: Auch wenn es dunkel ist,<br />
regnet oder schneit – zur Vorbereitung des Zuges<br />
vor der Fahrt muss ein Mitarbeiter manuell an<br />
jeder einzelnen Achse prüfen, ob die Bremsklötze<br />
angelegt sind. Das österreichische Unternehmen<br />
PJM hat eine automatisierte Bremsprobe<br />
entwickelt, die mithilfe von Sensoren aus dem<br />
Hause Gefran die Überprüfung der Güterzüge<br />
erheblich erleichtert.<br />
Schon seit Jahren betonen Bahnexperten die Notwendigkeit<br />
der Automatisierung von Schienengüter-Verkehrsprozessen.<br />
Zum einen, um den Schienengüterverkehr effizienter<br />
und schneller zu machen. Zum anderen, um seine Attraktivität<br />
und damit seine Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und somit<br />
auch einen wichtigen Schritt zur Erreichung von Klimazielen<br />
in verschiedenen europäischen Ländern zu ermöglichen. „Im<br />
Güterwagenverkehr muss die Bremsprobe immer nach einem<br />
24-stündigem Stillstand und bei jeder Änderung der Wagenkonfiguration<br />
erfolgen,“ berichtet Felix Egger-Cimenti, Head of Project<br />
Management and Procurement bei der PJ Monitoring GmbH.<br />
„Die Prüfung der Bremsen ist ein unumgänglicher und wesentlicher<br />
Bestandteil der Bremsvorschriften.“ In der täglichen Routine<br />
bedeutete dies bisher, dass zwei Mitarbeiter rund 45 Minuten benötigen,<br />
um eine vollständige Bremsprobe an einem 500 Meter<br />
langen Zug durchzuführen – sprich, einmal um den gesamten<br />
Zug herumzulaufen und zu prüfen, ob die Bremsklötze fest angelegt<br />
sind. Die ohnehin körperlich anstrengende Arbeit kann<br />
durch extreme Witterungsbedingungen zusätzlich noch erschwert<br />
werden.<br />
Die automatische Bremsprobe von PJM ermöglicht Eisenbahnunternehmen<br />
die Einführung des Ein-Personen-Betriebs, zum<br />
Beispiel durch den Lokführer. Dadurch ergibt sich nicht nur eine<br />
enorme Zeitersparnis, die mit der Zuglänge wächst. Auch die<br />
Standzeiten für Lokführer beziehungsweise Lokomotiven können<br />
deutlich reduziert werden. Zudem erhöht die schnellere Abfertigung<br />
die Kapazität der Terminals und schafft eine enorme<br />
Effizienz im Rangierbetrieb.<br />
VOM INGENIEURBÜRO ZUM KOMPLETTANBIETER<br />
PJM, ein international renommierter Systemspezialist für den<br />
Schienengüterverkehr, sieht die Zukunft des Schienengüterverkehrs<br />
in der Digitalisierung und in der automatisierten Bremsprobe<br />
(ABP). Deshalb hat das Unternehmen im August 2017<br />
gemeinsam mit Projektpartnern der SBB Cargo, einem eigenständigen<br />
Tochterunternehmen der Schweizer Bundesbahn, und Rail<br />
Cargo Austria (RCG) die Entwicklung des automatisierten Bremsproben-Systems<br />
ins Leben gerufen und erfolgreich abgeschlossen.<br />
Seit 2018 befindet sich der erste Pilotzug in der Erprobung<br />
46 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
DRUCKMESSUMFORMER<br />
01 Die KH-Druckmessumformer basieren auf einem Sensorelement<br />
mit einer auf eine Stahlmembran aufgebrachten Schicht<br />
02 Die KH-Sensoren prüfen den Zustand der Bremsen und stellen<br />
fest, ob sie gelöst oder angelegt sind respektive, ob sie auch richtig<br />
funktionieren<br />
und mittlerweile sind knapp 230 Wagen bei SBB Cargo, DB Cargo<br />
und Mercitalia mit dem digitalen System unterwegs. Der Serienbetrieb<br />
steht nun in den Startlöchern und verspricht sofortige positive<br />
Effekte für die Bahnunternehmen sowie eine generelle<br />
Attraktivitätssteigerung für den Schienengüterverkehr.<br />
SBB Cargo ist federführend in der betrieblichen Integration der<br />
ABP und hat inzwischen rund 200 Wagen mit der neuen Technik<br />
ausgerüstet. Die Basis hierfür bildet das digitale Gesamtsystem<br />
Waggon Tracker von PJM, ein Überwachungssystem mit autonomer<br />
Stromversorgung, das zukünftig auch für die Automatisierung<br />
weiterer betrieblicher Abläufe eingesetzt werden kann. Für<br />
SBB Cargo ist die ABP ein wichtiger Teil des Automatisierungsprojekts<br />
„Einmannbetrieb“, das zudem noch aus einem Kollisionsfrühwarnsystem<br />
und einer automatischen Kupplung besteht.<br />
Die Auswertung der Brems-Messungen wird dann übersichtlich<br />
zum Beispiel auf dem Tablet des Zugführers oder Bremsproben-Verantwortlichen<br />
angezeigt. Mit der Umsetzung des Projekts<br />
sind im Schienengüterverkehr smarte Monitoring-Lösungen realisierbar,<br />
die wichtige Informationen in Echtzeit liefern und einen<br />
DIE KH-SENSOREN WERDEN<br />
SERIENMÄSSIG MIT SIL2-<br />
ZERTIFIZIERUNG GELIEFERT<br />
Gesamtüberblick über die Flotte geben. PJM ist ein Pionier in<br />
diesem Bereich und hat sich seit 2006 vom kleinen Ingenieurbüro<br />
beziehungsweise Spin-off der TU Graz im Bereich der Messtechnik<br />
nicht nur zu einer anerkannten Teststelle nach Prüfstelle ISO<br />
IEC 17025 mit dem Schwerpunkt Zulassungsprüfungen für<br />
Schienenfahrzeuge, sondern auch in nur 16 Jahren zu einem erfolgreichen<br />
Komplettanbieter mit einem breiten Produkt- und<br />
Dienstleistungsportfolio entwickelt, dem die Branche vertraut.<br />
GEFRAN-SENSOREN IM EINSATZ<br />
02<br />
Bevor das österreichische Unternehmen die Digitalisierung des<br />
Schienengüterverkehrs auf den Weg gebracht hat, etablierte es<br />
ein patentiertes System zur Stromerzeugung am Güterwagen und<br />
bot seinen Kunden damit unterschiedlichste Lösungen an. Bisher<br />
gab es in diesem Umfeld keine Elektronik und der Schritt, diese<br />
im Schienengüterverkehr einzuführen und gleichzeitig etablierte<br />
Prozesse zu digitalisieren, stellte eine große Herausforderung<br />
dar. „Seit wir an dem Projekt der automatisierten Bremsprobe arbeiten,<br />
arbeiten wir auch mit Gefran zusammen“, erzählt Felix<br />
Egger-Cimenti. „Das heißt, wir setzen die KH-Sensoren des Herstellers<br />
ein, um den Zustand der Bremsen festzustellen und zu<br />
überprüfen, ob sie gelöst oder angelegt sind beziehungsweise, ob<br />
sie auch richtig funktionieren.“ Möglich ist das, da Druckluftleitungen<br />
entlang der Güterwagen verlaufen und die Sensoren den<br />
Druck darin messen. So lässt sich bei jedem Check-Up feststellen,<br />
ob die Bremsen gelöst oder angelegt sind. Je nach Bremssystem<br />
werden ein bis drei Sensoren pro Wagen verbaut. Die Sensoren<br />
liefern ein Signal, das dann über die Elektronik von PJM entschlüsselt,<br />
interpretiert und bewertet wird. „Unsere Anforderungen<br />
an den Sensor sind speziell und der Markt, der solche Komponenten<br />
liefert, ist überschaubar“, so Egger-Cimenti. „Wir brauchen<br />
einerseits bahnzugelassene Produkte, andererseits war es<br />
uns wichtig, dass gewisse Sicherheitsrichtlinien erfüllt werden,<br />
daher verwenden wir einen Sensor mit SIL2-Zertifizierung von<br />
Gefran, der zuverlässig Ergebnisse liefert und auch signalisiert,<br />
wenn er ausfällt, damit es zu keiner Fehlbewertung kommen<br />
kann.“ So kann verhindert werden, dass der Lokomotivführer gegebenenfalls<br />
mit defekter Bremse losfährt in dem Glauben, dass<br />
diese funktioniert, was natürlich katastrophale Auswirkungen haben<br />
könnte. Außerdem spielen die Langlebigkeit und Robustheit<br />
des Sensors eine wichtige Rolle, da Wartungsarbeiten an den<br />
Waggons zeitintensiv und aufwändig sind.<br />
Über die Jahre hat sich zwischen PJM und Gefran eine sehr gute<br />
Partnerschaft entwickelt. „Man merkt, dass Gefran die Zufriedenheit<br />
seiner Kunden am Herzen liegt und die Mitarbeiter<br />
versuchen, alles Mögliche zu realisieren, um kurzfristige Anfragen<br />
zu bearbeiten oder bei Problemlösungen zu helfen“, berichtet<br />
Egger-Cimenti.<br />
NEUES BREMSMONITORING MIT KH-SENSOREN<br />
Übrigens: Drucksensoren aus dem Hause Gefran kommen nicht<br />
nur in der automatischen Bremsprobe von PJM zum Einsatz, sondern<br />
auch in einem anderen Produkt des Unternehmens: Der<br />
Systemanbieter ist aktuell dabei, für die italienische Bundesbahn<br />
ein neues Produkt zu entwickeln, bei dem es um das Thema präventive<br />
Wartung geht. „Predictive Maintenance ist ein Schlagwort,<br />
das gerade im Güterwagenbereich sehr breit diskutiert<br />
wird“, erklärt Egger-Cimenti. „Dabei wird festgestellt, wie die<br />
Bremse im Betrieb funktioniert und sich das Verhalten über die<br />
Zeit verändert.“ So sollen Probleme der Bremse frühzeitig erkannt<br />
und Wartungskosten reduziert werden. Denn, wenn die<br />
Bremse nicht richtig funktioniert, kann es zu blockierenden<br />
Bremsen kommen, welche unter anderem zu Flachstellen und<br />
Radsatzschäden führen können beziehungsweise einen Radsatztausch<br />
nötig machen – und das ist relativ teuer und aufwändig.<br />
„Das sind Dinge, die durch ein digitales Brems-Monitoring schon<br />
frühzeitig erkannt und behoben werden können, bevor Schäden<br />
entstehen“, betont Felix Egger-Cimenti abschließend.<br />
Bilder: Aufmacher: PJM/ SBB Cargo; Bild 01: Gefran; Bild 02: PJM/ Manuel<br />
Hanschitz<br />
www.gefran.com<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 47
SICHERHEITS-ASSISTENZSYSTEM<br />
SENSOR-HELM SCHÜTZT<br />
BAGGERFAHRER VOR<br />
ÜBERLASTUNG<br />
Der Piezo-Elektret-<br />
Wandler ist im<br />
inneren Befestigungsriemen<br />
des Helms<br />
eingearbeitet, das<br />
Foto zeigt einen<br />
Demonstrator<br />
MOBILE MASCHINEN<br />
Fraunhofer-Forschende haben für Fahrer von<br />
Baumaschinen einen Helm mit integriertem<br />
Beschleunigungssensor entwickelt. Die<br />
Helm-Sensorik misst die gesundheitsschädlichen<br />
Vibrationen der Baumaschinen, die auf den<br />
menschlichen Körper treffen. Die Sensorsignale<br />
werden analysiert, eine Software zeigt die<br />
Belastung für den Menschen an.<br />
Dementsprechend lassen sich entlastende<br />
Maßnahmen treffen. Als Sensor dient eine<br />
flexible Piezo-Elektret-Folie.<br />
Wer schwere Baumaschinen fährt, ist fast pausenlos<br />
heftigen Schwingungen ausgesetzt. Bagger, Radlader<br />
oder Planierraupen generieren niederfrequente<br />
Vibrationen, die sich im Körper des Menschen fortpflanzen<br />
und auf Dauer Gesundheitsschäden verursachen können.<br />
Dazu zählen beispielsweise Sehstörungen oder Schäden an<br />
Wirbelsäule und Gehirn. Forschende am Fraunhofer-Institut für<br />
Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF in Darmstadt<br />
haben hierfür im Rahmen des Projekts „Flexeras“ eine Lösung<br />
entwickelt: Ein Schutzhelm mit integriertem Beschleunigungssensor<br />
registriert die auf den Körper treffenden Schwingungen<br />
und leitet diese über einen Sender an einen externen Rechner<br />
weiter. Dort werden sie analysiert und visualisiert. Auf diese Wei-<br />
se lässt sich jederzeit erkennen, wenn Belastungsgrenzen für den<br />
Menschen auf dem Fahrersitz erreicht sind. Dementsprechend<br />
können Maßnahmen zur Entlastung des Baggerführers getroffen<br />
werden, also etwa eine bessere Dämpfung des Sitzes – oder das<br />
rechtzeitige Einlegen einer Pause.<br />
Björn Seipel, Experte für Elektromechanik und Automatisierung<br />
am Fraunhofer LBF, sagt: „Die Ganzkörperschwingungen,<br />
denen die Führer von Baumaschinen ausgesetzt sind, erreichen<br />
im Durchschnitt Beschleunigungswerte von 0,2 m/s2 bis 1,5 m/s2,<br />
Spitzenwerte können deutlich höher liegen. Mit unserer Helm-<br />
Sensorik ist es auf einfache Art möglich, die Vibrationsbelastung<br />
im täglichen Betrieb exakt zu messen. Auf der Basis lässt sich der<br />
Gesundheitsschutz deutlich verbessern.“<br />
Als Projektpartner war neben dem Fraunhofer LBF auch das<br />
Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen<br />
beteiligt.<br />
PIEZO-ELEKTRET-FOLIE ALS<br />
BESCHLEUNIGUNGSSENSOR<br />
Herzstück der Technologie ist ein Piezo-Elektret-Wandler, der als<br />
unscheinbare flexible Polypropylen-Folie ausgeführt ist und als<br />
Sensor dient. Die Folie ist im Inneren des Helms an der Kopfoberseite<br />
in einen Befestigungsriemen eingearbeitet. Schwingungen,<br />
die von der Baumaschine ausgehen und sich über den Körper<br />
fortpflanzen, treffen als Beschleunigungskräfte auf die Folie und<br />
verformen diese. Je nach Grad der Verformung generiert die Piezo-Elektret-Folie<br />
eine Spannung. Diese wird als Signal an das<br />
Elektronikmodul weitergegeben. Dort werden die Signale aufbereitet,<br />
an eine am Körper befestigte Sendeeinheit geleitet und von<br />
da drahtlos an den empfangenden Rechner geschickt. Die darauf<br />
installierte Software zeichnet die Signale auf und zeigt in Echtzeit<br />
die Vibrationen aus ausgewählten Frequenzbereichen an. „Fre-<br />
48 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
PIEZOTECHNIK<br />
01<br />
02<br />
01 Die Piezo-Elektret-Folie ist geschäumt und mit<br />
Aluminium als Kontaktschicht bedampft<br />
02 Vom Helm-Sensor gemessenen Schwingungen in Echtzeit:<br />
Die obere Linie zeigt das Beschleunigungssignal, die untere die<br />
Stärke der Schwingungen bei verschiedenen Frequenzen<br />
quenzen zwischen 4 und 6 Hertz sind beispielsweise kritisch für<br />
die Wirbelsäule, im Bereich zwischen 20 und 30 Hertz sind Kopf<br />
und Augen besonders betroffen. Die Software lässt sich beispielsweise<br />
so konfigurieren, dass sie bei bestimmten Grenzwerten eine<br />
Warnmeldung ausgibt“, erklärt Fraunhofer-LBF-Experte Denis<br />
Becker, Abteilung Experimentelle Analyse und Elektromechanik.<br />
Bei der Auswertung der Daten brachten Experten des Fraunhofer<br />
IIS ihre Expertise im Bereich der Datenanalyse für medizinische<br />
Sensorsysteme ein. Mithilfe der Datenanalyse können sie<br />
auch feststellen, in welchem der relevanten Frequenzbereiche<br />
die Schwingungen besonders stark sind, und für jede Baumaschine<br />
eine Art Schwingungsprofil erstellen.<br />
SCHWINGUNGSTESTS BEI DER KONSTRUKTION<br />
NEUER BAUMASCHINEN<br />
Die Fraunhofer-Technologie schafft die Grundlage, um Menschen<br />
bei der Arbeit mit Baggern, Traktoren oder anderer Baumaschinen<br />
wirksam zu schützen. So könnte beispielsweise der<br />
Sitz mit zusätzlichen Dämpfungselementen ausgestattet werden.<br />
Oder der Mensch wird daran erinnert, eine Pause einzulegen,<br />
wenn die Software erkennt, dass eine Belastungsgrenze erreicht<br />
wird. Die Empfangseinheit mit Software könnte zukünftig auch in<br />
die Bordelektronik der jeweiligen Baumaschinen integriert sein.<br />
„Bei der Entwicklung neuer Baumaschinen hilft die Technik,<br />
schon bei frühen Prototypen das Niveau der Vibrationen zu messen<br />
und anschließend durch gezielte Maßnahmen zu reduzieren“,<br />
ergänzt Becker.<br />
Das Fraunhofer LBF brachte bei Flexeras sein langjähriges<br />
Know-how im Bereich von Wandlersystemen ein. Die Experten<br />
entwickeln unter anderem Konzepte und Ideen, um vorhandene<br />
Wandlersysteme wie etwa Piezo-Elektret-Folien in neue Anwendungen<br />
zu überführen.<br />
HILFE FÜR ARBEITGEBER UND<br />
BERUFSGENOSSENSCHAFTEN<br />
Das Interesse der Branche an der Fraunhofer-Technik ist groß,<br />
denn Mitarbeitende, die nach langer Arbeit auf der Baumaschine<br />
krank werden und ausfallen, sind für die Unternehmen nicht nur<br />
in Bezug auf ihre Fürsorgepflicht ein Problem, sondern auch ein<br />
Kostenfaktor. Medizinerverbände und Berufsgenossenschaften<br />
erhalten mit der Helm-Sensorik eine Hilfe für eine datenbasierte<br />
und differenzierte Bewertung der realen Belastung für die Menschen.<br />
Weitere Anwendungen sind denkbar. „Die Technik eignet<br />
sich generell für alle Menschen und Berufsgruppen, die häufig<br />
hohen biomechanischen Belastungen ausgesetzt sind“, erklärt<br />
Seipel.<br />
Bilder: Aufmacher und Bild 01: Ursula Raapke /Fraunhofer LBF, Bild 02:<br />
Fraunhofer LBF<br />
www.lbf.fraunhofer.de<br />
POINTIERT<br />
HELM-SENSORIK MISST SCHÄDLICHE<br />
VIBRATIONEN DER BAUMASCHINEN<br />
SCHWINGUNGEN WERDEN AN<br />
EXTERNEN RECHNER WEITERGELEITET<br />
ES LASSEN SICH FÜR JEDE BAUMASCHINE<br />
SCHWINGUNGSPROFILE ERSTELLEN<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 49
LOUNCH<br />
VORSCHAU<br />
IM NÄCHSTEN HEFT: 07-08 /<strong>2024</strong><br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: 10. 07. <strong>2024</strong> • ANZEIGENSCHLUSS: 25. 06. <strong>2024</strong><br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
01 Ein neuer Radarscanner liefert echte 3D-Daten und verbessert damit<br />
die Abbildung von Objekten und Räumen erheblich.<br />
Foto: Turck<br />
DER DIREKTE WEG<br />
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02 Eine spezielle Umformmaschine formt ein Rohrende so, dass beim<br />
Verschrauben mit einem herkömmlichen Verschraubungskörper und einer<br />
Überwurfmutter eine formschlüssige Verbindung entsteht.<br />
Foto: Stauff<br />
03 Forschungsteams am Fraunhofer LBF entwickeln Technologien zur<br />
automatisierten Zustandsüberwachung für Hochdruck-Speichersysteme,<br />
zum Beispiel für Wasserstoffanwendungen.<br />
Foto: Fraunhofer LBF/Ursula Raapke<br />
04 Ohne riesige Forstmaschinen wäre die Hege und Pflege von Wäldern<br />
schwer zu bewältigen. Für den sicheren Einsatz sorgen maßgeschneiderte<br />
Kabelbäume und Konfektionen.<br />
Foto: Lapp<br />
(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />
50 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.oup-fluidtechnik.de
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5445<br />
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14 Elektrifizierungskonzepte<br />
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34<br />
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PRODUKTANGEBOT<br />
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FLUIDTECHNIK<br />
5445<br />
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<strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA<br />
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werden können. Messbreite 25 cm, Messtiefe 6 cm.<br />
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Das Jahresabonnement umfasst 9 Ausgaben + 2 Sonderausgaben und kostet € 165,- (Ausland € 186,- netto) inkl. Versandkosten.<br />
Als Begrüßungsgeschenk erhalte ich die Konturenlehre. Nach Ablauf des ersten Bezugsjahres kann das Abonnement jederzeit,<br />
mit einer Frist von einem Monat, schriftlich gekündigt werden.<br />
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