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Österreich Maritim, Ausgabe 56

S.M.S. ZENTA - Drama in der Adria, 100 Jahre ZENTA, Gedenktauchgang, EH Franz Ferdinand's letzte Reise, Brigg AURORA oder ITALO?, S.M.S Bodrog - 2014

S.M.S. ZENTA - Drama in der Adria, 100 Jahre ZENTA, Gedenktauchgang, EH Franz Ferdinand's letzte Reise, Brigg AURORA oder ITALO?, S.M.S Bodrog - 2014

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Zeitschrift der Freunde Historischer Schiffe<br />

<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong><br />

S.M.S. Zenta – Drama in der Adria<br />

100 Jahre Zenta, Gedenktauchgang<br />

EH Franz Ferdinands letze Reise<br />

Brigg Aurora oder Italo?<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>56</strong><br />

Sept. 2014<br />

Preis € 8,–<br />

S.M.S. Bodrog – 2014


2 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Inhalt<br />

Die k.u.k. Kriegsmarine im Weltkrieg<br />

– S.M.S. Zenta<br />

Fritz Marschner<br />

100 Jahre nach dem Untergang der<br />

Zenta<br />

Gedenktauchgang<br />

1914-2014<br />

Franz Mittermayer<br />

EH Franz Ferdinands<br />

letzte Reise<br />

Karl Heinz Mayrhofer<br />

4<br />

12<br />

14<br />

Brigg Aurora M. oder Italo?<br />

Györgiy Ákos<br />

18<br />

S.M.S. Bodrog<br />

Johannes Kubalek<br />

21<br />

Aus den Sektionen 27<br />

Buchbesprechung 34<br />

Da war man noch gemeinsam unterwegs. Beigestellt von<br />

unserem Freund Dr. Ándras Margitay-Becht.<br />

Titelbild:<br />

Das Schiff Regentag von Friedensreich<br />

Hundertwasser im<br />

Stadthafen von Tulln.<br />

MAR<br />

Schiffsmodelle der k.u.k. Flotte Kreuzer Sankt Georg, Schlachtschiff Prinz Eugen, Schlachtschiff Habsburg. Leihgabe des<br />

K.U.K. Kriegsmarine Archivs für die Ausstellung »Weltuntergang« des Jüdischen Museums, Wien.<br />

Fotos MAR


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

3<br />

Zum Geleit<br />

Herbert Klein<br />

Sehr geehrte Leser, liebe Mitglieder, liebe Freunde!<br />

Vier Jahre hindurch war das Geleitwort dieser Zeitschrift für<br />

mich Gelegenheit, etwas über die Geschehnisse im Verein<br />

FHS zu berichten, auch jene Dinge, die nicht gleich in einem<br />

Beitrag im Heft Niederschlag gefunden haben.<br />

Oft durfte ich Erfreuliches berichten, seltener von Misserfolgen.<br />

Und so lastet doch sehr auf mir, dass es durch vier Jahre<br />

hindurch nicht gelungen ist, einen Museumshafen und eine<br />

würdige Heimstätte für unseren denkmalgeschützten und<br />

generalsanierten Güterkahn GK 10065 zu finden, nachdem<br />

durch diverse Machenschaften der vorgesehene Standort in<br />

Korneuburg verloren gegangen ist. Doch die Alternativen<br />

sind spärlich vorhanden und so manche scheitert am Besitzstreben<br />

der dort schon Anwesenden, die die Wasserfläche als<br />

ihr Eigentum ansehen, dabei aber übersehen, dass Miteinander<br />

oft viel mehr ist als Nebeneinader.<br />

Dann werden Argumente ins Treffen geführt, wie: »Auf dem<br />

Güterkahn würden Arbeiten durchgeführt ... das macht<br />

Schmutz und Lärm«. Um gerade davor auf Jahre hinaus gefeit<br />

zu sein, wurde der GK 10065 ja generalsaniert. Das wird aber<br />

verkannt und die Vorurteile wieder und wieder stereotyp wiedergekaut.<br />

Wie, wenn ein schlichtes Vorurteil besser würde,<br />

wenn man es nur oft genug wiederholt. Gegen Vorurteile helfen<br />

keine sachlichen Argumente. Das und Anderes zermürbt<br />

und zuletzt muss man bedauernd erkennen, dass man dieses<br />

wichtige Ziel nicht in der vorgeplanten Zeit erreicht hat.<br />

Aber: Es wird sich eine Lösung finden.<br />

Abgesehen davon können wir stolz auf das sein, was wir sonst<br />

noch erreicht haben: Alleine diese Zeitschrift erfreut mit jeder<br />

<strong>Ausgabe</strong> mehr Leser und wir haben mehr Mitglieder, als je<br />

zuvor. Vielleicht auch deswegen, weil wir aus ganz unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln an das Thema Schiff(fahrt) herangehen.<br />

So wurde, neben den Historikern, dem Modellbau,<br />

dem Museumshafen und den Eignern (historischer) Schiffe,<br />

eine Sektion für unser historisches Segelschiff AGLAIA und<br />

erstmals auch eine regionale Sektion für Oberösterreich<br />

gegründet. Zur Pflege der österreichischen Marinetradition<br />

schloss sich vor kurzem noch die Gruppe »K.u.k. Kriegsmarine<br />

in Tradition« als Traditionsgruppe im Rahmen des FHS<br />

zusammen.<br />

Nun ist es für mich nach insgesamt 10 Jahren an der Spitze des<br />

Vereins FHS an der Zeit, die Führung in die Hände Anderer<br />

zu legen, die sich bei der bevorstehenden Generalversammlung<br />

am 18. Oktober 2014 der Wahl stellen werden. Ich stehe<br />

nicht mehr zur Verfügung und bitte Sie daher, auch den zukünftigen<br />

Vorstand so zu unterstützen, wie Sie den jetzigen<br />

Vorstand unterstützt haben. Natürlich bleibe ich dem Verein<br />

erhalten und, wird es gebraucht, auch mit Rat und Tat. Voller<br />

Stolz werde ich unsere Nadel weiterhin tragen. Danke für Ihr<br />

Vertrauen und die schöne gemeinsame Zeit!<br />

Last, but not least,<br />

Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!<br />

Ihr<br />

Herbert Klein<br />

Präsident<br />

ISSN 1813 - 3525 Key title: <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong><br />

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz<br />

Medieninhaber:<br />

Redaktionsteam: Bobby Kugel, Georg Schaller, Robert Tögel.<br />

Mitarbeiter dieser <strong>Ausgabe</strong>: Dipl. Ing. Karl Heinz Mayerhofer,<br />

Dr. Györgyi Ákos, Mag. Johannes Kubalek, Franz Mittermayer.<br />

Verein FHS - Freunde Historischer Schiffe<br />

ZVR - Zahl 344016034 Sitz: Wien<br />

Druck: Széchenyi István Druckerei GmbH, 9027 Györ, HU<br />

Vereinszweck: Erforschung marinehistorischer und nautischer<br />

Verantwortlicher Redakteur: Ing. Fritz Marschner.<br />

Sachverhalte, insbesondere unter Bezug zu Ös-<br />

E-Mail: f.marschner@gmx.at Rennbahnweg 46/3/<strong>56</strong>, 1220 Wien<br />

terreich, Durchführung einschlägiger Veranstaltungen<br />

zur Aus- und Weiterbildung, Erhaltung historischer Wasserfahrzeuge<br />

und Anlagen, Pflege enger Beziehung zum<br />

<strong>Österreich</strong>ischen Bundesheer,<br />

Herausgabe eines Mitteilungsblattes.<br />

Blattlinie: Fachmagazin für die Geschichte der Schifffahrt<br />

und verwandter Themen, insbesondere unter Bezug zu<br />

<strong>Österreich</strong>. Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder.<br />

FHS – Webseite: www.fhsaustria.org


4 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Die k.u.k. Kriegsmarine im Weltkrieg<br />

Fritz Marschner<br />

Auftakt zum Krieg – Der kleine Kreuzer Zenta –<br />

das erste Opfer der k.u.k.Kriegsmarine<br />

1914 – 2014, hundert Jahre ist es her, dass der Erste Weltkrieg,<br />

wie eine unabwendbare Katastrophe über Europa hereinbrach.<br />

Viel wird geschrieben, gedeutet, analysiert und<br />

berichtet werden, wir werden einige Ereignisse, welche die<br />

österreichisch-ungarische Marine betrafen, herausgreifen.<br />

Ein Blick auf die beteiligten Schiffe und Menschen soll die<br />

»Nachfahren Tegetthoffs« nicht in Vergessenheit geraten lassen.<br />

Auch sie konnten sich ihr Schicksal nicht aussuchen und<br />

dienten sicher gerne auf ihren Schiffen, besonders auf den<br />

Kreuzern, mit denen sie ja auf vielen Reisen die Welt gesehen<br />

haben. Offiziere lernten den Umgang mit dem komplexen<br />

»System Kriegsschiff« und konnten ihre vielfältigen Begabungen<br />

ausbilden, die Mannschaften hatten trotz harten Dienstes<br />

gutes Auskommen und Ansehen.<br />

S.M. Kreuzer Zenta in Pola. Signal »S« (rot) ist gesetzt,<br />

Übernahme von gefährlichem Material.<br />

Risszeichnung der Zenta mit kleiner Flaggengala<br />

Technische Daten<br />

Verdrängung 2543 t Bauwerft Seearsenal, POLA<br />

Länge 96,9 m Kessel, Maschine 8 Yarrowkessel, 2 x 4 Zyl. 3 fach Exp.<br />

Breite 11,7 m Leistung 7.200 PS 2 Schrauben, 3,44 m<br />

Tiefgang 4,2 m Geschwindigkeit 21,8 kn<br />

Bewaffnung<br />

Artillerie<br />

8 x 12 cm L/40<br />

8 x 4,7 cm L/44<br />

2 x 4,7 cm L/33<br />

Panzerung Deck: 12,5 - 25 mm<br />

Schilde: 45 mm<br />

Erker:<br />

35 mm<br />

Kdo.Turm: 25+25 mm<br />

Torpedo<br />

2 x ÜbW-TR 45cm seitl.<br />

schwenkbar (Bug)<br />

Stapellauf<br />

Indienststellung<br />

18. 8. 1897 – Kaisergeburtstag<br />

25. 5. 1899<br />

Besatzung 17 + 275 Mann Schicksal 16. 8. 1914 nach Gefecht gegen 18 schwere<br />

französische Einheiten gesunken.<br />

Der Kommandant und 128 Mann gehen in<br />

montenegrinische Gefangenschaft bis 1916.<br />

Zenta, ehemals ungarische Stadt in der Vojvodina (Serbien/Senta) an der Theiß. Prinz Eugen von Savoyen schlug am 11.9.1697<br />

das türkische Heer beim Übergang über die Theiß. Hier kam zum ersten Mal das Regiment der »Teutschmeister« zum Einsatz.


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

5<br />

Kriegserklärung Montenegros<br />

Am 7. August 1914 hat die königlich montenegrinische Regierung<br />

dem Gesandten Otto mitgeteilt, dass sie sich im Krieg<br />

mit <strong>Österreich</strong>-Ungarn betrachte.<br />

Dieses wurde zwar erwartet, aber dadurch wurde <strong>Österreich</strong>-<br />

Ungarn auf Grund seiner geostrategischen Lage gezwungen<br />

sofortige Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Das lang gehegte<br />

Ziel, Saloniki oder wenigsten Valona als Hafen zu erlangen<br />

wurde verfehlt, umso dringender war der Erhalt des Stützpunktes<br />

in der Bocche di Cattaro auf welchen schon die Franzosen<br />

ein Auge geworfen hatten. Montenegro, an die Bocche<br />

grenzend, konnte von den Höhenstellungen des Lovcen die<br />

dort liegenden Schiffe angreifen, Schiffsbewegungen feststellen<br />

und in einer entschlossen vorgetragenen Offensive die<br />

Bucht besetzen.<br />

Nach dem Abbruch der Beziehungen durch Montenegro<br />

und die anschließende Kriegserklärung vom 8. August 1914<br />

trachtete man sofort Gegenmaßnahmen zu ergreifen.<br />

Den kleinen Kreuzern Szigetvar und Zenta, in der Bocche<br />

stationiert, fielen erste Angriffe und die Blockade der montenigrischen<br />

Häfen zu.<br />

Der erste Angriff richtet sich gegen die Radiostation von Antivari/Bar<br />

um Sichtungsmeldungen an die französische Flotte<br />

zu unterbinden.<br />

Am 8. August 1914 liefen Szigetvar, Zenta, Uskoke und<br />

Tb 72 aus der Bocche gegen Antivari aus. Damals noch auf<br />

Fairness bedacht, forderte man das Personal auf die Station zu<br />

verlassen. Zwei im Hafen liegende Segler wurden aufgefordert<br />

Flagge zu zeigen. Ein Blindschuss zur Unterstreichung der<br />

Forderung, resultierte im Beschuss durch Gewehrfeuer vom<br />

Hafen aus. Fkpt Adolf Schmidt Kommandant der Szigetvar<br />

ließ Feuer eröffnen und nahm die Funkstation unter Beschuss,<br />

während Zenta die Bahnanlagen und Remisen als Ziel hatte.<br />

Auf 10 bis 32 hm war das Feuer wirkungsvoll, damit fielen die<br />

ersten Schüsse in der Adria, der Seekrieg hatte begonnen…<br />

Blockade gegen Montenegro<br />

Nun ging die k.u.k. Marine daran gegen Montenegro eine<br />

Seeblockade durchzuführen. Am 10. August wurde, dem damaligen<br />

Usus entsprechend eine Note überreicht.<br />

Szigetvar, Streiter und Tb 64 unter LschKpt Anton Casa<br />

als rangältestem Seeoffizier in der Bocche und Kommandant<br />

der Gäa übernahmen diesen Auftrag und liefen nach Antivari<br />

und Dulcigno aus, an den Toppen die weiße Parlamentärsflagge<br />

führend – ein für die k.u.k. Marine ungewohntes Bild.<br />

Obwohl die montenegrinische Regierung durch den italienischen<br />

Vizekonsul in Antivari als Dolmetsch des Polizeipräsidenten<br />

dieses Ortes dem Parlamentär – Seefähnrich Hans<br />

Hugo Sokol – erklären ließ, dass sie sich weigere, die Blockadeerklärung<br />

anzunehmen, wurde diese dem internationalen<br />

Seerecht entsprechend begonnen und das k.u.k. Ministerium<br />

des Äußeren den fremden Mächten notifiziert.<br />

Zur Kreuzung im Blockaderayon im Bereich der montenegrinischen<br />

Küste wurden die Kreuzer Szigetvar, Zenta, die<br />

Zerstörer Streiter, Uskoke, Ulan und die Torpedoboote Tb<br />

64, Tb 68, Tb 72 eingesetzt. Es befanden sich tagsüber jeweils<br />

ein Kreuzer, Zerstörer und Torpedoboot auf Patrouille.


6 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Das Drama um die Zenta<br />

Niemand kann wohl besser die Vorgänge in diesem ersten<br />

Aufeinandertreffen gegnerischer Einheiten beschreiben als<br />

Lslt Hans Hugo Sokol in seinem Werk »<strong>Österreich</strong>-Ungarns<br />

Seekrieg 1914 – 1918«. Hier sind auch Bemerkungen aus<br />

dem Gefechtsbericht des französischen Flottenchefs, Vizeadmiral<br />

Boué de Lapeyrère eingeflossen.<br />

Am 16. August verließ Zenta frühmorgens die Bai von Teodo,<br />

um auf Blockadestation zu gehen. Als sie sich - bei ruhigem<br />

Wetter und klarer Sicht - zwischen Spitze Volovica und<br />

Kap Menders, etwa 5 sm vom Lande, und in südöstlichem<br />

Kurse steuernd, befand, wurden im SSW fünf Rauchsäulen<br />

gesichtet, die sich rasch näherten. Vom südlichen Winkel des<br />

Blockaderayons kam bereits Ulan mit Volldampf auf Zenta<br />

zugesteuert, um die gleiche Wahrnehmung zu melden. Es<br />

war klar, daß es sich nur um gegnerische Streitkräfte handeln<br />

könne und daß diese den Blockadeeinheiten weit überlegen<br />

sein würden. Fregattenkapitän Paul Pachner ließ daher<br />

sogleich Kurs verkehren und mit höchster Geschwindigkeit<br />

auf die Bocche di Cattaro zuhalten. Bald tauchten auch aus<br />

WNW zahlreiche Rauchsäulen auf, deren Entfernung sich<br />

rasch verringerte. Zenta und Ulan konnten nun nicht mehr<br />

daran zweifeln, daß die 17 bis 18 großen Einheiten denen sie<br />

sich gegenübersahen, das Gros der französischen Flotte seien.<br />

Die beiden k. u. k. Schiffe waren in eiserner Umklammerung<br />

eingeschlossen.<br />

Die Umrisse des Gegners wurden immer deutlicher. Die sich<br />

von der albanischen Küste her nähernden Einheiten schienen<br />

britische und französische Kreuzer zu sein. Die französischen<br />

Schlachtschiffe, Panzerkreuzer und Torpedoflottillen, steuerten,<br />

von See kommend, den Golf von Cattaro an. Zenta<br />

meldete, was sie vom Feinde sah, fortlaufend radiographisch<br />

dem Kommando der V. Schiffsdivision. Als ihr letzter Bericht<br />

eilte die Depesche:<br />

17 feindliche Einheiten jagen Zenta in die Bocche.<br />

Der kleine Kreuzer nahm Kurs gegen Castellastua, um, dicht<br />

unter Land fahrend, dem Gegner das Zielen zu erschweren<br />

und der Bemannung die Rettung zu erleichtern, falls sich der<br />

Kommandant gezwungen sehen sollte, das Schiff zu versenken.<br />

Ulan, der über die größere Geschwindigkeit verfügte,<br />

versuchte, in den Heimathafen durchzubrechen.<br />

Mittlerweile war die ganze feindliche Flotte auf ungefähr<br />

120 hm herangekommen. Ihre Geschwindigkeit wurde auf 20<br />

kn geschätzt, die auffallend großen Heckflaggen zeigten die<br />

Trikolore. Die zuerst gesichteten Einheiten schlossen an das<br />

Flottengros an und umspannten mit ihm den Raum, der die<br />

Zenta von der rettenden Bucht von Cattaro trennte.<br />

Nun liefen Signale durch die feindliche Linie, von der man<br />

gleichzeitig zwei Schüsse aufblitzen sah, ohne deren Einschläge<br />

beobachten zu können. Fregattenkapitän Pachner fasste die<br />

Signale und die Blindschüsse als Aufforderung zur Übergabe<br />

auf und antwortete durch das Hissen der kleinen Flaggengala<br />

mit der seidenen Ehrenflagge. Unmittelbar darauf folgten<br />

die ersten Lagen aus den feindlichen Geschütztürmen.<br />

09.03 eröffnet Courbet Feuer mit den 14 cm Geschützen<br />

gegen Ulan und den 30,5 cm Geschützen gegen Zenta. Die<br />

erste Lage ging zu weit, die zweite zu kurz, die dritte überschüttete<br />

das Vorschiff und die Brücke mit einer Sturzwelle<br />

und zahlreichen Sprengstücken. Lage auf Lage folgte. Als sich<br />

die Entfernung zur feindlichen Linie auf 100 hm (10 km) verringert<br />

hatte, begannen auch die 12-cm-Geschütze der Zenta<br />

zu feuern. Der Franzose sah die Einschläge ihrer Geschosse<br />

300 bis 400 m vor seiner Linie einfallen, die Distanz war für<br />

die Artillerie des alten, kleinen Kreuzers zu groß.<br />

Sprengstücke einer feindlichen Granate durchschlugen die<br />

rechte Hauptdampfleitung der Zenta, töteten den Maschinenbetriebsleiter<br />

2. Kl. Friedrich Rotter, wie fast alle im Maschinenraum<br />

befindlichen Personen und setzten beide Maschinen<br />

außer Betrieb. Der Gegner sah vom Oberdecke des<br />

tödlich getroffenen Schiffes eine hohe Wolke von Rauch und<br />

Dampf aufsteigen. Mit den letzten Umdrehungen der Maschine<br />

wendete Fregattenkapitän Pachner das Schiff derart,<br />

daß dem Feinde die volle Backbordseite zugekehrt wurde, ließ<br />

die Feuer in den Kesseln löschen und die Sicherheitsventile<br />

lüften. Der Todeskampf des bewegungslosen Schiffes, einer<br />

still liegenden und für den Gegner nicht mehr gefährlichen<br />

Zielscheibe, begann.<br />

Der aus dem Maschinenraum zischend entweichende<br />

Dampf drang durch die Schächte auf Deck und hüllte das<br />

ganze Schiff in seinen weißen, glühenden Atem. Der Kommandant<br />

ließ weiterkämpfen, obwohl es wegen der allzu<br />

großen Entfernung aussichtslos war, den Feind zu erreichen.<br />

Aber das Feuern gab der Mannschaft den in der hoffnungslosen<br />

Lage des Schiffes notwendigen moralischen Rückhalt.<br />

Weitere Treffer verursachten Brände auf Deck und in den<br />

Batterien, verhinderten jegliche Verbindung zwischen der<br />

Brücke und dem Achterdeck und gefährdeten die Munitionsräume.<br />

Trotz aller Bemühungen, des Feuers Herr zu werden,<br />

waren die Flammen nicht zu dämmen, da die Steigleitungen<br />

der Pumpen zerstört waren. Und immer noch hämmerten<br />

die Lagen des Gegners gegen das brennende Schiff, stiegen<br />

ringsum die Garben der ins Wasser einschlagenden Geschosse<br />

auf. Eine Granate riss im vorderen Kesselraum ein Leck, das<br />

gurgelnd das Wasser eindringen ließ. Granatsplitter trennten<br />

in diesem Raume dem Maschinenmaaten Schuß beide Beine<br />

vom Rumpfe, aber mit dem Aufgebote seiner letzten Kräfte<br />

und schon sterbend rief er: »Hoch <strong>Österreich</strong>!«<br />

Um 09.20 stellt die französische Armada das Feuer ein und<br />

wendet um 09.25 im Gegenmarsch über Backbord um sich<br />

der Zenta zu nähern. Auf Deck waren mittlerweile sämtliche<br />

Backbordgeschütze bis auf das Geschütz II (das Geschütz<br />

auf dem achteren Freideck) undienstbar geworden. Als auch<br />

die Bedienungsmannschaft dieses Geschützes außer Gefecht<br />

gesetzt wurde, feuerte der Artillerieoffizier allein weiter. Überall<br />

lagen Tote und Verwundete. Da das Spital und der Verbandplatz<br />

zerstört worden waren, konnte den Verwundeten<br />

keine Hilfe geleistet werden. Vorschiff und Brücke waren fast<br />

gänzlich zerstört, nur die Flaggen, Masten, und ein Teil des<br />

Achterdeckes schienen unversehrt zu sein.<br />

Da der Kommandant sah, daß das Ende des Kreuzers nahte,<br />

ließ er die Dienstbehelfe gesichert über Bord werfen und die


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

7<br />

Torpedos ausfeuern. Als die Zenta zu sinken begann, wurde<br />

der Befehl zum »Schiff verlassen« gegeben. Fregattenkapitän<br />

Pachner wartete, bis die Mannschaft über Bord gesprungen<br />

war, und folgte ihr mit den Stabspersonen nach. Im Wasser<br />

zurückblickend, sah er jedoch auf dem früher von Rauch verhüllten<br />

- zu dem über das in Flammen stehende Mittelschiff<br />

der Befehl zum »Schiff verlassen« nicht durchgedrungen war<br />

- noch eine Gruppe von Leuten stehen, schwamm zurück,<br />

enterte nochmals auf Deck auf und verließ das Schiff erst unmittelbar<br />

vor dessen Untergang.<br />

Um 09.30 richtete Zenta sich jäh mit ihrem Buge auf, so<br />

daß der Sporn sichtbar wurde und versank, mit dem Heck<br />

voraus, mit wehenden Flaggen in die Tiefe. Ein vielstimmiges<br />

Hurra der im Wasser befindlichen überlebenden Bemannung<br />

begleitete den Untergang.<br />

Der Feind hatte bis zu diesem Augenblicke das Schießen<br />

fortgesetzt. Nun wendete er gegen Süden ab, ohne irgendwelche<br />

Versuche zur Rettung der Schiffbrüchigen zu unternehmen.<br />

Auf gegnerischer Seite fürchtete man Minenfelder, bzw.<br />

kamen die Befehle die Schiffbrüchigen zu retten nicht an oder<br />

wurden missverstanden.<br />

Ulan war mittlerweile dem Golf von Cattaro zugeeilt. An<br />

der Spitze der feindlichen Kielwasserlinie sah er die Schlachtschiffe<br />

der Courbet - Klasse, hinter ihnen die Dantons, insgesamt<br />

14 große Einheiten. Schon schlugen die ersten Granaten<br />

aus einer Entfernung von 70 bis 80 hm etwa 50 m neben<br />

der Bordwand des Torpedobootszerstörers ein. Das feindliche<br />

Feuer teilte sich, die Teteschiffe nahmen Ulan, die ihnen folgenden<br />

Einheiten die Zenta zum Ziel. Bald war das feindliche<br />

Flaggenschiff vom Ulan nur mehr 50 hm entfernt, so daß<br />

die dem Feinde zugewandten vier 7cm-Geschütze des Torpedobootszerstörers<br />

zu feuern beginnen konnten. Ulan mußte<br />

sich dabei seinen Weg durch das Labyrinth der Garben bahnen,<br />

die durch ins Wasser gehende Geschosse empor geworfen<br />

wurden und zum Teil auch auf das Deck und die Brücke des<br />

Torpedojägers niederfielen. Grünlichweiße Sprenggase vergifteten<br />

die Luft, die von dem scharfen Krachen explodierender<br />

Geschosse erzitterte. Sprengstücke übersäten das Deck und<br />

verbeulten die Bordwand, die unter dem fiebernden Takt der<br />

aufs äußerste beanspruchten Maschine vibrierte.<br />

Die Gefechtsdistanz verringerte sich bis auf 40 hm, aber keines<br />

der vielen auf Ulan verfeuerten Geschosse erreichte sein<br />

Ziel. Ohne gegen Ulan auch nur den geringsten Erfolg erzielt<br />

zu haben, stellte die feindIiche Flotte das Schießen ein und<br />

schwenkte gegen SO ab, als Ulan sich nördlich der Spitze<br />

von Platamone befand. Nur der Kreuzer Jurien de la Graviere<br />

und ein Torpedojäger setzten die Verfolgung fort und<br />

schossen weiter, erzielten aber nur Kurzschüsse. Bald stellten<br />

auch die letzten Verfolger das Feuer ein und wendeten gegen<br />

Süden.<br />

Die Bemannung des wie durch ein Wunder geretteten Torpedobootszerstörers<br />

zählte weder Tote noch Verletzte, und der<br />

Schiffskörper war unversehrt. Nur das Weißmetall des Thrustund<br />

eines Stuhlungslagers war leicht verrieben.<br />

Um 10 h am. lief Ulan in den Golf von Cattaro ein. Vom<br />

Fort Mamula klang die feierliche Weise des Generalmarsches<br />

herüber, überall grüßten begeisterte Hurrarufe. Draußen in<br />

See schwammen die Überlebenden von Zenta zur rettenden<br />

Küste, und zog die feindliche Flotte langsam gegen Süden<br />

ab…<br />

Wenn es den beiden k.u.k. Schiffen auch nicht vergönnt<br />

war, dem Feinde Verluste beizubringen, konnten sie doch<br />

stolz darauf sein, im ungleichen Kampfe gegen erdrückende<br />

Übermacht einen moralischen Erfolg erzielt zu haben.<br />

Pflichtgemäß hatte Fregattenkapitän Pachner dem Feinde<br />

durch zähe Verteidigung bis zum Untergang ein Bild des<br />

in der k.u.k. Flotte herrschenden Geistes geboten. Dies um<br />

so mehr, als Zenta das erste k.u.k. Kriegsschiff war, das im<br />

Weltkriege feindlichen Schiffsgeschützen gegenüberstand.<br />

Unerschrocken brachte der Kommandant des Ulan im Angesicht<br />

der ganzen französischen Flotte sein Fahrzeug in den<br />

rettenden Hafen und nahm den Kampf des Zwerges gegen<br />

Riesen furchtlos auf. So wurde der Untergang der Zenta -<br />

wenn auch ein materieller Verlust - ein moralischer Erfolg der<br />

österreichisch-ungarischen Kriegsmarine.<br />

Wie Dr. Nik Sifferlinger recherchierte blieb die Versenkung<br />

der Zenta der letzte an Tonnage größte Erfolg der französischen<br />

Kriegsmarine bis dato.<br />

Meldung aus der »Oesterreichischen Volks-Zeitung«.


8 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Das Ende. Die Überlebenden schwammen einige Kilometer zur<br />

rettenden Küste.<br />

Besatzungsmitglieder mit der angetriebenen Bootsflagge.<br />

Schießübung mit dem 12 cm Buggeschütz. (Schild demontiert).<br />

Fregattenkapitän Paul Pachner kam an Stelle des erkrankten<br />

Kommandanten Fgkpt Joseph Culot an Bord. Er war einer der<br />

anglophilen Offiziere der k.u.k. Marine.<br />

Zerstörer S.M.S. Ulan, der tapfere Mitstreiter. Kommandant<br />

Kkpt Egon Panfilli.<br />

Beim Auslaufen aus der Bocche aufgenommen.


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

9<br />

Auch an diesem feinen Modell von Jim Baumann gibt es gesetzte<br />

Hilfsbesegelung – allerdings in keiner Photographie.<br />

Zenta in China – Taku Reede vor Tientsin. Zeichnerische Darstellung<br />

mit gesetzten Segeln.<br />

Zenta in Pola im Missionsanstrich.<br />

Courbet, Jean Bart<br />

Schlachtschiff<br />

23.500 t<br />

12–30,5 cm<br />

22–14 cm<br />

1. Schlachtgeschwader<br />

Danton, Condorcet, Voltaire,<br />

Diderot, Vergniaud<br />

Schlachtschiff 18.000 t<br />

4–30,5 cm<br />

12–24 cm<br />

Zenta<br />

Kleiner Kreuzer<br />

2.500 t<br />

8 – 12 cm<br />

8 – 4,7 cm<br />

Ulan<br />

Zerstörer<br />

330 t<br />

1 – 7 cm L/45<br />

5 – 7 cm L/30<br />

2. Schlachtgeschwader<br />

Vérité, Justice, Démocratie, Patrie<br />

République<br />

Schlachtschiff 14.900 t<br />

4–30,5 cm<br />

10–19,4 cm<br />

1. u. 2. Kreuzerdivision<br />

Victor Hugo, Jules Ferry, u.a.<br />

Panzerkreuzer 12.500 t<br />

4–19,4 cm<br />

16–16,4 cm<br />

Jurien de la Gravière<br />

5 Zerstörerflottillen<br />

Zenta, Ulan und die übermächtigen Gegner<br />

Warrior<br />

Panzerkreuzer 14.500 t<br />

6–23,4 cm<br />

4–19,1 cm<br />

Defence<br />

4–23,4 cm 10–19,1cm


10 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Was blieb von der Zenta<br />

Dank der Sammler und Taucher, die sich in unseren Reihen<br />

befinden, haben wir die Möglichkeit einiges zu sehen, zu dem<br />

»gewöhnliche Sterbliche« keinen Zugang haben.<br />

Besonders die Unterwasser Aufnahmen unseres Freundes<br />

Franz Mittermayer sind faszinierend und wir gewinnen einen<br />

Eindruck von dem in den Tiefen der Adria liegenden Wrack<br />

der Zenta.<br />

Ein Tauchgang zur Zenta<br />

Am 16. August 2006 – 92 Jahre nach dem Untergang – unternahm<br />

man eine kleine Expedition mit internationaler Beteiligung<br />

mit Tauchgang zum Wrack und legte an den Resten des<br />

Kreuzers einen Kranz nieder.<br />

Franz Mittermayer schreibt: Das Wrack liegt in 73 Metern<br />

Tiefe aufrecht am Grund. Die 12 cm Decksgeschütze ragen<br />

drohend auf die Backbordseite. Es ist dies die Richtung aus jener<br />

der übermächtige französische Flottenverband den veralteten<br />

kleinen Kreuzer zusammenschoss. Die achteren Decksaufbauten<br />

sind zwar vorhanden, je weiter wir aber Richtung<br />

Mittelschiff und Maschinenraum schwammen, desto größer<br />

wurden die Zerstörungen. Der Bereich des Maschinenraumes<br />

ist ein Trümmerfeld. Schornsteine und Masten sind verschwunden,<br />

umgeknickt oder abgebrochen. Die Davits der<br />

Rettungsboote ragen leer in die Höhe. Die Holzplanken des<br />

Decks sind größtenteils vermodert und nicht mehr vorhanden.<br />

Das Wrack ist mit Schwämmen und Muscheln stark<br />

überwachsen. Die Sichtweiten sind meist bescheiden.<br />

Bilder und anderes<br />

Ebenfalls von Franz Mittermayer wurden die heroischen Postkarten<br />

zur Verfügung gestellt. Im Marineverband Wien findet<br />

sich ein Foto aus der Zeit der Stationierung in Ostasien und<br />

eine Radierung mit einem »Heldengedicht« über den Kampf<br />

gegen die französische Flottenabteilung.<br />

Postkarte: Zenta in Pola bei Vollmond und »Projektorübungen«. Untergang der Zenta, Gemälde A. v. Ramberg. Privatbesitz<br />

Zenta auf Reede in Schanghai, darunter Mützenband.<br />

Bild mit Gedicht aus dem Marineverband-Wien. Im Gedicht bezieht sich der Autor auf die Waffenhilfe der <strong>Österreich</strong>er für die französische<br />

Botschaft in Peking während des Boxeraufstandes 1900.<br />

Mit etwas zuviel dichterischer Freiheit »riss sie mächt‘ge Lücken in Frankreichs Flottenheere«.


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

11<br />

Dragan taucht mit dem Kranz zur Zenta hinab.<br />

Das 4,7 cm Backbord-Kasemattgeschütz ragt ins Meer.<br />

Das mit gelben Schwämmen bewachsene 12 cm Kasemattgeschütz,<br />

erkennbar der geringe Höhenrichtbereich.<br />

Ein Blick in die Kasematte einer Skoda 12 cm Kanone.<br />

An Oberdeck backbord steht, von marinem Leben okkupiert, eine 4,7 cm Schnellfeuerkanone.<br />

Alle Fotos Franz Mittermayer


12 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

100 Jahre nach dem Untergang der Zenta<br />

Franz Mittermayer<br />

Gedenktauchgang am Wrack des kleinen Kreuzers<br />

SMS ZENTA<br />

Beteiligte Taucher:<br />

Dragan Gacevic, Inhaber der Tauchbasis DC Marina in Hercegnovi/Montenegro,<br />

Ilir Capuni aus Ulcinj, Professor für Mathematik und Informatik<br />

an der Universität in Tirana,<br />

Josef Bruckner, Tauchlehrer aus Baden bei Wien,<br />

Franz Mittermayer, Polizist und Marinehistoriker aus Bad<br />

Gleichenberg, als Initiator der Expedition<br />

Weiteres Team:<br />

Heinz Kaiser, Inhaber der Fa Kaiser Gerüstbau in Lannach<br />

(Sponsor) und<br />

Radan Dragasevic, Inhaber der Tauchbasis PDH in Milocer/<br />

Montenegro, sowie seine Mitarbeiter<br />

Weitere Gäste/Medien:<br />

TV-Sender: PRVA (Privatsender in Montenegro) und National-TV<br />

Montenegro,<br />

Journalist der montenegrinischen Tageszeitung »Vijesti«<br />

Auron Tare, Direktor der National Coast Agency von Albanien,<br />

George Robb jr., von RPM Nautical Foundation aus USA<br />

sowie<br />

ein chinesischer Mitarbeiter der Xinhua News Agency - Vertretung<br />

in Albanien<br />

Genau 100 Jahre nach der<br />

16.08.2014 Versenkung des kleinen<br />

Kreuzers SMS Zenta, gleiten die 4 Taucher aus <strong>Österreich</strong><br />

und Montenegro hinab zu dem in 74 Meter Tiefe liegenden<br />

Wrack.<br />

Nachdem am Vortag starker Wellengang den geplanten Sondierungstauchgang<br />

verhindert hat, herrschen am Jahrestag des<br />

Unterganges gute Bedingungen. Die Anfahrt und die Lokalisierung<br />

des Wracks verläuft problemlos.<br />

Nach einer an Bord des Tauchschiffes abgehaltenen Gedenkminute<br />

legen wir die Tauchausrüstung an und springen ins<br />

Wasser. Beim Abtauchen stört uns geringfügig eine leichte<br />

Strömung. Es gelingt jedoch ohne Probleme das Wrack zu<br />

erreichen.<br />

In bereits etwa 55 Meter Tiefe tauchen die Konturen des<br />

Schiffes unter uns auf.<br />

Den mitgeführten Kranz des »K.u.K. Kriegsmarine Archives«<br />

legen wir auf einem Decksaufbau, der sich hinter dem<br />

Maschinenraum befindet, ab. Er soll kommende Taucher an<br />

das Schicksal der in aussichtsloser Lage tapfer für <strong>Österreich</strong><br />

kämpfenden Seeleute mahnen.<br />

Den Rest der in dieser Tiefe begrenzten Grundzeit nutzen<br />

wir für einen Erkundungstauchgang. Das Wrack ist wunderschön<br />

mit Schwämmen und Muscheln überwachsen. Fast<br />

scheint es, als ob die Natur, das durch den 1. Weltkrieg verursachte<br />

Werk der Zerstörung verdecken wollte. Die massiven<br />

Beschädigungen und Löcher durch den Beschuss der<br />

schweren Artilleriegranaten sind jedoch trotz des Bewuchses<br />

deutlich sichtbar. Die schwersten Beschädigungen sehen wir<br />

im Bereich des Maschinenraumes. Das Holzdeck ist an den<br />

meisten Stellen eingebrochen. Die an Deck gewesenen Einrichtungen<br />

sind durch die Beschädigungen und dem Bewuchs<br />

kaum mehr zu erkennen. Die Davits der Rettungsboote ragen<br />

leer in die Höhe.<br />

Wir tauchen an der Steuerbordwand entlang und gelangen<br />

zu den Kasemattgeschützen. Die Geschütze im Kaliber 12 cm<br />

ragen noch immer drohend einem imaginären Feind entgegen.<br />

Im Laufe der Zeit haben sich am Wrack viele Netze verhängt<br />

und wir müssen achten, uns nicht darin zu verfangen.<br />

Die uns verbliebene Zeit ist rasend schnell vergangen und<br />

wir werden den Aufstieg beginnen. Das Licht wird heller – die<br />

Umrisse des Wracks verschwinden unter uns. Ich habe den<br />

Eindruck eine Zeitkapsel unter mir zurückzulassen.<br />

Nach langen Dekompressionspausen erreichen wir nach fast<br />

100 Minuten Tauchzeit wieder die Oberfläche.<br />

Das Taucherteam Dragan Gacevic, Franz Mittermayer, Ilir<br />

Capuni, Josef Bruckner mit dem Kranz. (von links)


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

13<br />

Das Team vor der Tauchbasis PDH in Milocer.<br />

Der Kranz im Schein des Blitzlichtes.<br />

Die Taucher fixieren den Erinnerungskranz.<br />

Bootsdavit und Aufbau, Gedenkminute am Wrack.<br />

Fischschwarm vor einem durch einen 30,5 cm Treffer gerissenen<br />

Loch in der Steuerbordseite.<br />

Tauchkamerad am 12 cm Geschütz<br />

Joe Bruckner mit Kameraden beim Auftauchen.<br />

Die Anstrengung steht ins Gesicht geschrieben.


14 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Die Opfer von Sarajewo - Erzherzog Franz Ferdinand<br />

und seine Frau Sophie Gräfin Chotek<br />

Karl Heinz Mayrhofer<br />

Die Tragödie<br />

aus schiffs- und eisenbahnhistorischer Sicht<br />

Fahrkarte Bad Ilidza<br />

Am frühen Nachmittag des 27. Juni 1914 waren die Manöver<br />

des 14. und 16. k.u.k. Armeekorps in den unwirtlichen<br />

Gebirgszügen östlich von Sarajewo beendet. Die Hauptstadt<br />

des von <strong>Österreich</strong> seit 1879 okkupierten, früher türkisch besetzten,<br />

Landesteiles Bosnien Herzegowina, feierte die Anwesenheit<br />

des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand, der im<br />

Jahre 1913 von Kaiser Franz Josef zum »Generalinspekteur der<br />

gesamten bewaffneten Macht« ernannt wurde.<br />

Am Sonntag 28. Juni fuhr der Hofsonderzug mit 17 Minuten<br />

Verspätung von Bad Ilidza ab und erreichte nach 12 km<br />

Fahrt, um 10.07 den Haltepunkt »Sarajewo Tabakfabrik«, etwas<br />

außerhalb des Stadtzentrums gelegen. Das war nicht unüblich,<br />

aus Platzgründen wurde dieses offenere Gelände für<br />

den Empfang hoher Würdenträger mit militärischen Ehren<br />

gewählt.<br />

Trotz vielseitiger Warnungen<br />

fuhr die Wagenkolonne am 28.<br />

Juni weitgehend ungesichert<br />

durch Sarajewo, wo es einen ersten<br />

Attentatsversuch mit einer Bombe<br />

und einigen Verletzten gab.<br />

Das hatte aber keine Auswirkungen<br />

auf den bürokratisch festgelegten<br />

weiteren Programmablauf.<br />

Durch eine Aneinanderreihung<br />

von schicksalshaften Zufällen, die in der einschlägigen Literatur<br />

detailgetreu dokumentiert sind. Nach dem Empfang<br />

im Rathaus kamen die sechs Fahrzeuge der Wagenkolonne<br />

unmittelbar vor dem Hinterhalt des nationalistisch gesinnten<br />

Attentäters Gavrilo Princip zum stehen. Aus nächster Nähe<br />

gab er die tödlichen Pistolenschüsse auf den Thronfolger und<br />

seine Frau ab. Es waren Schüsse, die die Welt veränderten und<br />

zum 1. Weltkrieg führten.<br />

Das benützte Auto, Marke Gräf & Stift, wurde von Franz<br />

Graf Harrach zur Verfügung gestellt und befindet sich heute<br />

im »Sarajevo Raum« im Heeresgeschichtlichen Museum in<br />

Wien.<br />

Aber blenden wir zurück, zum Ausgangspunkt dieser schicksalhaften<br />

Reise:<br />

Am 12. Und 13. Juni besuchte Kaiser Wilhelm Konopischt/<br />

Konopiste, das Lieblingsdomizil Franz Ferdinands und seiner<br />

Familie. Ein schönes Schloss mit einem europaweit berühmten<br />

Garten, tausende Rosen und exotische Pflanzen ließ<br />

der Erzherzog pflanzen. Eine Sehenswürdigkeit war und ist<br />

der nahegelegene Bahnhof Beneschau/Benesov mit seinem<br />

prachtvoll ausgestatteten Hof-Wartesaal. Von dort reiste das<br />

Thronfolgerpaar am 20. Juni nach Chlumetz/Chlum u Trebone,<br />

in Südböhmen gelegen, wo die Familie ein weiteres<br />

Jagdschloss besaß.<br />

Schon die Abreise des Thronfolgers am 23. Juni von Chlumetz<br />

gestaltete sich dramatisch: Als er seinen, von der Kaiser-Franz-Josef-Bahn<br />

zur Verfügung gestellten Salonwagen<br />

besteigen wollte, stieg Rauch zwischen den Rädern auf, wahrscheinlich<br />

von einer heiß gelaufenen Achse. Die Reise konnte<br />

aber fortgesetzt werden. Nach kurzem Aufenthalt in Wien<br />

ging die Reise vom alten Wiener Südbahnhof Richtung<br />

Triest mit einer anderen Zuggarnitur weiter. Aber auch diese<br />

Reise verlief nicht ohne Panne: Die damals »hochmoderne«<br />

elektrische Beleuchtung fiel aus, zwischen brennenden Kerzen<br />

musste der Thronfolger im Coupe sitzen, »wie in einem<br />

Grab«, wie er bemerkte. Gräfin Sophie Chotek war inzwischen<br />

über Ungarn direkt nach Sarajewo gereist.<br />

In Triest war nun Franz Ferdinand »in seinem Element«:<br />

Mit dem Flaggschiff der österreichischen Kriegsmarine, der<br />

Viribus Unitis ging es entlang der dalmatinischen Adriaküste<br />

bis in die Nähe der Narenta-Mündung. Die kaiserliche<br />

Yacht Dalmat brachte die Delegation nach Metkovic, wo ein<br />

Hof-Sonderzug der Bosnischen Landesbahnen zur Verfügung<br />

stand. Auf 760 mm Spurweite (Bosnienspur) wurden die Stationen<br />

Mostar, Sarajewo und der bosnische Badeort Ilidza<br />

erreicht. Am 27. Juni meldete der Erzherzog den erfolgreichen<br />

Abschluss der Manöver an Kaiser Franz Joseph nach Ischl.<br />

Nach der Ermordung des Thronfolgerpaares am 28. Juni<br />

führte die Überstellung der Särge mit den Verstorbenen am<br />

29. Juni 1914 auf dem gleichen Wege wie auf der Hinfahrt,<br />

zurück nach Wien.<br />

Im Konak von Sarajewo, dem Amtssitz des österreichischungarischen<br />

Gouverneurs für Bosnien und Herzegowina war,<br />

am Nachmittag des 28. Juni das verstorbene Thronfolgerpaar<br />

Erzherzog Franz Ferdinand mit Gemahlin und FZM Potiorek<br />

verlassen am 28. 6. 1914 den Hofzug.<br />

[Dieter Winkler, Die k.u.k. Hofzüge]


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

15<br />

bis zur Abfahrt des Zuges aufgebahrt, der um 19.10 Uhr Sarajewo<br />

Richtung Narentamündung verließ.<br />

Obwohl der Zug bei Nacht fuhr, standen schweigende Menschen<br />

in den Stationen, die Regimenter des Heeres erwiesen<br />

die letzte Ehre.<br />

Am 30. Juni um 6 Uhr früh traf der Hof-Sonderzug in Metkovic<br />

ein, die Särge wurden auf die Yacht Dalmat verladen,<br />

besonders interessant ist der Inhalt der vorhergehenden Telegramme<br />

zwischen Schiffen und Kommandostellen:<br />

Telegramm vom 28.6.1914 von Feldzeugmeister Potiorek an<br />

S.M.S. Dalmat:<br />

Seine K.u.K Hoheit Erzherzog Franz Ferdinand ist das Opfer<br />

eines Attentates geworden. S.M.S. Dalmat hat an der Narenta<br />

Mündung in der Nähe S.M.S. Viribius Unitis zu verbleiben, bis<br />

ich weiteres befehle.<br />

Telegramm vom 29.6.1914 an S.M.S Dalmat:<br />

Es ist möglich, aber noch nicht entschieden, dass Dalmat morgen<br />

den 30ten früh die Leiche Seiner Kaiserlichen Hoheit mit seiner<br />

Gemahlin auf S.M.S Viribus Unitis überführt werden wird.<br />

Gez. Potiorek<br />

Telegramm vom 29.6.1914 an S.M.S Dalmat:<br />

Hofsonderzug mit den Leichen trifft morgen den 30ten Juni in<br />

um sechs Uhr früh in Metkovic ein, worauf die Leichen sofort<br />

auf S.M.Sch. Dalmat gebracht und von diesem zu S.M.Sch. Viribus<br />

Unitis überführt werden. Viribus Unitis verständigen, dass<br />

es sehr wünschenswert ist, ein Torpedoboot zur Überführung der<br />

Bagagen und der Dienerschaft verfügbar zu haben. Nach dem<br />

Auslaufen S.M.Sch. Viribus Unitis kann S.M.Sch. Dalamt nach<br />

Gravosa auslaufen , da ich bis auf weiteres in Sarajevo bleiben<br />

muss. Gez. Potiorek<br />

Die österreichisch-ungarische Flotte ehrte ihren toten Admiral,<br />

indem sie die verfügbaren Kriegsschiffe zum Geleitzug<br />

für die Viribus Unitis beorderte. Am Achterdeck der Viribus<br />

Unitis wurden die beiden Särge aufgebahrt, bedeckt mit<br />

Kriegsflaggen und Blumen.<br />

Der Kurs des Schiffskonvois wurde so weit als möglich in<br />

Küstennähe gewählt, um der Bevölkerung Möglichkeit zum<br />

Abschied zu geben. Unter anderem wurden von den Kriegshäfen<br />

Spalato, Pola und Parenzo Artilleriesalven als Ehrenbezeugung<br />

abgefeuert.<br />

Am 1. Juli war Triest erreicht und vom noch heute original<br />

erhaltenen Triester Südbahnhof wurden die Särge nach Wien<br />

gebracht, wo den Erzherzog und seine »nicht standesgemäße«<br />

morganatische Gemahlin das unerbittliche Hofzeremoniell<br />

einholte. Eine Bestattung in der Kapuzinergruft wurde nicht<br />

gestattet.<br />

Der letzte Halt vor Wien war im Bahnhof Payerbach-Reichenau,<br />

weil sich in dessen Nähe die, im Besitze der Familie<br />

Habsburg befindliche, Villa Wartholz befand. Die anwesenden<br />

Familienmitglieder und Gäste nahmen am Bahnhof<br />

Abschied vom Thronfolgerpaar. Die Villa Wartholz erstrahlt<br />

heute renoviert in alter Pracht, der Bahnhof ist denkmalgeschützt<br />

und beherbergt eine geschichtlich interessante Fotoausstellung.<br />

Der Hofwartesaal ist leider nicht erhalten geblieben.<br />

Die Donaufähre in Pöchlarn.<br />

Am 3. Juli erfolgte in der Wiener Hofburgkapelle die Aufbahrung,<br />

Kaiser Franz Joseph kam von Ischl nach Wien, um an den<br />

Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen.<br />

Die Särge wurden nach kurzer und betont schlichter Aufbahrung<br />

zum Westbahnhof gebracht und zu nächtlicher Stunde,<br />

um möglichst wenig Aufsehen zu erregen, nach Pöchlarn<br />

überstellt. Nach Einsegnung im Warteraum wurden bei einem<br />

furchtbaren Gewitter die pferdebespannten einfachen Leichenwagen<br />

mit der Donaufähre ans nördliche Ufer gebracht, wobei<br />

die Fähre fast gekentert wäre. Die Beisetzung fand in der Familiengruft<br />

des Schlosses Artstetten statt, hoch über der Donau<br />

gelegen.<br />

Zahlreiche Sonderzüge brachten am nächsten Tag die Trauergäste<br />

auf der West- und Franz Josefs Bahn von Wien nach<br />

Pöchlarn bzw. Klein Pöchlarn/Maria Taferl. Die »allerhöchsten<br />

Herrschaften« und Würdenträger des Reiches nahmen aufgrund<br />

der Weisungen des Obersthofmeisteramtes am Begräbnis<br />

nicht teil. Das Läuten der Kirchenglocken wurde untersagt.<br />

Ab 28. Juli 1914 rollten wieder Züge, aber diesmal vor allem<br />

auf der Nordbahn Richtung Russland: Tausende junge, begeisterte<br />

Soldaten hofften im Herbst wieder daheim zu sein. Der<br />

1. Weltkrieg hatte mit den Kriegserklärungen an Serbien und<br />

Russland begonnen und dauerte 4 Jahre bis zum bitteren Ende<br />

im Jahre 1918. Auch die Geschichte der stolzen österreichischen<br />

Flotte ging damit nach 121 Jahren zu Ende, wenn man<br />

von deren Gründungsjahr 1797 ausgeht.<br />

Je mehr Quellen man zum bearbeiteten Thema heranzieht,<br />

desto unterschiedlicher und widersprüchlicher werden auch die<br />

Schilderungen, Beobachtungen und Kommentare zum tragischen<br />

Geschehen vor 100 Jahren. Ganz zu schweigen von den<br />

auswuchernden Verschwörungstheorien die bis heute nicht<br />

verstummt sind und im Gedenkjahr neue Nahrung erhalten<br />

werden. So wurde der vorliegende Artikel vorwiegend aus geographisch-verkehrstechnischer<br />

Sicht gestaltet.<br />

Quellennachweis und Sekundärliteratur.<br />

Aichelburg, Wladimir; Sarajevo 28. Juni 1914, Verlag ORAC, Wien 1984<br />

Gordon Brook-Shepherd; Die Opfer von Sarajevo, Engelhorn Verlag,<br />

Stuttgart 1984<br />

Hennings, Fred; Solange er lebt, Verlag Herold, Wien 1971<br />

Mayrhofer, Karl Heinz; Wien, Privatarchiv und Fahrkartensammlung<br />

Pauli, Hertha; Das Geheimnis von Sarajevo, Paul Szolnay, 1966<br />

Stockhausen, Julia von; Im Schatten der Hofburg, Donau-Verlag-Wien<br />

1952<br />

Winkler, Dieter; Die k.(u.)k. Hofzüge, Album Verlag, Wien 1997<br />

Zeman, Jaro; Pola-Verlorene Heimat, HISTA Historica Verlag, 2010


16 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Fahrkarte von Ilidze nach Bosnisch Brod.<br />

Fahrkarte für den kgl. ung. Chefgeologen.<br />

Freikarte für die Bosnienbahn, Uskoplje – Bosnisch Brod.<br />

Lok IVa5 D‘1, Krauss Linz, später JZD Reihe 83,<br />

Bosnische Schmalspur 760 mm Bauzeit 1909 bis 1949!<br />

Entladung der Särge aus dem Hofzug in Metkovic.<br />

Die Särge werden auf die Dalmat gebracht.<br />

Kaiserliche Yacht Dalmat mit den beiden Särgen an Bord<br />

Auf dem Flaggenschiff Viribus Unitis – Abschied vom Meer.


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

17<br />

Unter dem Sonnensegel stehen die Särge, mit Flaggen und Blumen<br />

geschmückt, auf dem Achterdeck von S.M.S. Viribus Unitis.<br />

In Triest werden die Verstorbenen auf einem Boot an Land gebracht,<br />

im Hintergrund Lloyddampfer Baron Gautsch.<br />

Die mit Rappen bespannte Kutsche vor dem Lloyd-Palast in Triest.<br />

Bahnhof Payerbach, Porträt Franz Ferdinands mit Gemahlin.<br />

Schloß Artstetten der Familie Hohenberg in Niederösterreich.<br />

Route von Sarajewo mit der Bahn über Mostar nach Metkovic.<br />

Von dort auf dem Fluss Neretva/Narenta auf der Dalmat zur<br />

Viribus Unitis.<br />

Am Ende einer langen Reise – Grabstätte von Erzherzog Franz<br />

Ferdinand und Gräfin Sophie von Hohenberg in der Familiengruft.


18 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Brigg Aurora M. oder Italo?<br />

Eine Recherche<br />

Györgyi Akos<br />

Die <strong>Ausgabe</strong> Dezember 2013 von <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> erschien<br />

mit einem Gemälde auf der Titelseite, welches<br />

die Brigg Aurora M. zeigt. Ich dachte es würde die Leser<br />

interessieren, die Geschichte dieses Schiffes kennenzulernen.<br />

Bei der Arbeit wurde ich aber mit Fragen konfrontiert, und so<br />

entstand dieser Beitrag.<br />

Die Brigg Amur von 426 Tonnen (nach alter Vermessung<br />

– nach neuer 336 t) wurde im Jahre 1866 in Lussinpiccolo<br />

(Mali Losinj) auf der Insel Lussino/Losinj bei der Schiffswerft<br />

von L. G. Cattarinich gebaut. Dem Namen nach ist es wahrscheinlich,<br />

das sie für den Russland-Handel bestimmt war.<br />

Das Schiff wurde aus Eichen-, und Birkenholz gebaut, mit<br />

kupferbeschlagenem Unterwasserteil. Sie hatte zwei Kanonen<br />

und eine Besatzung von 11 Mann (außer dem Kapitän). Sie<br />

hatte am 9. Oktober 1866 von der österreichischen k. k. Seebehörde<br />

in Triest die Hochseeerlaubnis »Lungo corso« (keine<br />

Distanzbeschränkung) Nummer 908 bekommen.<br />

Die Geschichte dieses Schiffes illustriert, wie in diesen Zeiten<br />

ein Fahrzeug seine Eigentümer (und auch Namen) zwischen<br />

den verschiedenen Teilen der Monarchie wechseln konnte.<br />

Der Stapellauf war ein Jahr vor dem »Ausgleich« zwischen<br />

Ungarn und den Habsburgern, woraus die Donaumonarchie<br />

entstand. In der neuen Staatsform gehörten alle Inseln der<br />

Quarnero, so auch Lussino, zur österreichischen Reichshälfte.<br />

Der erste (ausschließliche) Eigentümer mit 24 Karat war<br />

Giovanni Scopinich von Lussinpiccolo. Die Scopinich Familie<br />

war eine der bekannten Schifferfamilien (Reeder und Kapitäne)<br />

auf dieser Insel, welche eine historisch nicht zu unterschätzende<br />

Rolle in der maritimen Tradition dieser Gegend<br />

gespielt hatte. Giovanni Scopinich gehörte zu einem »Nebenzweig«<br />

ohne Nachfahren, wie es scheint. Als er 1870 starb, hat<br />

seine Witwe, Rosa Scopinich Amur mit zwei anderen Segelschiffen;<br />

der Bark Australia S. und Brigg Absburgo, geerbt.<br />

Absburgo wurde am 1. 1. 1875 in Christiania (Kopenhagen),<br />

und Australia S. am 11.12. 1878 in Marseille verkauft.<br />

Noch früher, 1872, verkaufte Rosa Scopinich die Amur 1 ,<br />

und zwar an Giovanni Catnich von Buccari (Bakar), diesmal<br />

in der Ungarischen Reichshälfte. Er nannte die Brigg, vermutlich<br />

nach seiner Frau oder Tochter, Teresa K. (Giovanni<br />

Catnich schrieb seinen Namen in seiner Kroatischen Muttersprache<br />

als Jakov Katnič – deshalb der Buchstabe »K«.) Der<br />

1 Rosa Scopinich hat aber als Reeder nicht aufgegeben: 1888 kaufte sie die<br />

1879 gebaute 845 t Bark Rebus von Nicolo Suttora an, und nannte sie nach ihrem<br />

verstorbenen Gatten Giovanni S. Die Bark wurde in 1900 von ihrem Kapitän<br />

Ljubimiro Sierkovic angekauft. Sie mußte 1903 in der Biskaya Bucht von der<br />

Mannschaft aufgegeben werden. Einer der letzten Verluste der österreich-ungarischen<br />

Handels-Segelschiffsflotte.<br />

Heimathafen wurde Buccari und Kapitän Celestino Catnich,<br />

wahrscheinlich der Sohn von Giovanni, wurde der neue Schiffer.<br />

Im Jahre 1875 wurde das Patent des Schiffes zeitweise zur<br />

»Grande cabotaggio« (große Kabotage – das Mittelmeer und<br />

seine Nebenmeere) »reduziert«, aber ein Jahr später wurde die<br />

Erlaubnis wieder zum »Lungo corso« (also ohne Entfernungsbeschränkung)<br />

verlängert.<br />

Im Jahre 1876 wurde der Besitzstand wieder geändert: der<br />

neue, auch ausschließlicher Eigentümer wurde Frau Giovanna<br />

Mucha, geborene Gorup, aus Triest (also wieder im österreichischen<br />

Teil der Monarchie), die das Schiff nun Aurora M.<br />

benannte (»M« für Mucha).<br />

Die Brigg wurde zwischen<br />

1879-86 auch in amerikanischen<br />

Schiffsjahrbüchern<br />

registriert. Daraus wissen wir, daß sie in 1877 in New York<br />

vermessen wurde, und die relativ gute Amerikanische Lloyd<br />

Klassifizierung von A1½ erhalten hatte, die aber später nicht<br />

erneuert wurde. (Eine typische Geschichte für ö-u Handelssegler,<br />

die in den 80er Jahren, als die Konkurrenz der Dampfschiffe<br />

sich verschärfte, von ihren Reedern – um Kosten zu<br />

sparen – meist vernachlässigt wurden) 2 . Eine weitere Reise<br />

nach Queenstown, Irland (heute Cobh) im Jahr 1878 ist<br />

ebenfalls bekannt.<br />

Nach den amerikanischen Registerdaten waren die Maße des<br />

Schiffes 107.2 x 25.5 x 17.7 Fuß, also etwa 32,1 x 7,7 x 5,3 m.<br />

Die Schärfe der Linien wurde als durchschnittlich »medium«<br />

angegeben. (Die Reduktion der Tonnagewert in nach neuer<br />

Vermessung – der »Moorsom rule« in Großbritannien folgend<br />

– deutet auch auf eine relativ schnelle Schiffsform hin.)<br />

Im Jahre 1874 wurde eine Generalreparatur vorgenommen,<br />

und die Kupferschicht wurde im Oktober 1877 (nach anderen<br />

Quellen Januar 1878) erneuert.<br />

Die Kapitäne wechselten ziemlich oft:<br />

1866-68: Tommaso Sambugnach<br />

1868-69: Giovanni Giacomo Dobrillovich<br />

1870-72: Giovanni Stuparich<br />

1873-74: Celestino Catnich<br />

1875: Giovanni Lovrich<br />

1876: Emilio Boiti<br />

1877-80: Stefano Ostoich<br />

1881-82: Gaspare Battistich<br />

1883-84: Giovanni Chersich<br />

Im Jahre 1884, nach einer Dienstzeit von fast 20 Jahren,<br />

wurde Aurora M. in Triest an griechische Staatsbürger verkauft.<br />

Ihr weiteres Schicksal ist mir leider nicht bekannt.<br />

Auszug aus dem Annuario Marittimo 1866, Seite III, mit den oben beschriebenen Daten der Amur.<br />

Zu den Abbildungen:<br />

2 Sieh dazu: »Fiume és a Magyar-Horvát Tengerpart«, sowie das Buch „Amerre<br />

szél visz, s hullám utat ád“


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

19<br />

Aquarell der Amur von Giovanni Luzzo.<br />

Ein Gemälde der Aurora M. (?) von Basil Ivankovich.<br />

Nach der Analyse der Flaggen und der Geschichte eher die Italo.<br />

Links Signalcode 7504 der<br />

Amur, oberer Wimpel ist 3.<br />

Unterscheidungssignal.<br />

Rechts Signalcode HLFR der<br />

Italo.<br />

7501 Palermo<br />

7502 Pohjola<br />

7503 Hebe Augusta<br />

7504 Amur<br />

7506 Frankfurt Hall<br />

7508 Emiliy Waters<br />

Oben links ist ein Aquarell von Giovanni Luzzo von Venedig,<br />

welches die Amur im Jahre 1867, also nicht lange nach<br />

dem Stapellauf, darstellt. (Quelle: Internet Seite von Marino<br />

Coglievina) Die Gebrüder Luzzo (Giovanni und Vincenzo)<br />

malten zwei Arten von Kapitänsbildern (außer Votivbildern):<br />

Entweder mit Schiff aus dem Hafen von Venedig ein-, oder<br />

auslaufend, mit Dogenpalast, Campanile, Piazzetta, usw. im<br />

Hintergrund (Veduta-Typ), oder, wie in diesem Falle, auf hoher<br />

See, meist mit einem Hafen im fernen Hintergrund. Hier<br />

ist die Brigg voll mit Stagsegeln und steuerbord Leesegeln<br />

besegelt. (Das Großsegel ist steuerbords aufgegeit, um den<br />

Wind nicht aus den Segeln des Fockmastes wegzunehmen.)<br />

Die andere Illustration, welche in ÖM Dezember 2013 erschienen<br />

war, ist ein Gemälde von dem bekanntesten und<br />

besten »österreichischen« (kroatischen wäre besser gesagt)<br />

Schiffsportraitmaler Basil Ivankovich (Vasilije Ivanković). Sie<br />

soll laut ÖM (Museum Piran) und auch der Internet Seite<br />

»Brik Aurora M« die Aurora M. um ca. 1877 zeigen. Die<br />

Brigg refft gerade ihre Segel (oder ist es umgekehrt?).<br />

Es ist interessant die zwei Abbildungen zu vergleichen:<br />

Amur trägt noch die großen Einzelmarssegel auf Vor-, und<br />

Großmast, während auf der anderen Abbildung die modernen,<br />

leichter zu handhabenden doppelten Marssegel zu sehen<br />

sind. Es wäre verständlich, wenn man in der Zeitspanne von<br />

etwa zehn Jahren die Besegelung derart modernisiert hätte.<br />

Es gibt auch andere Unterschiede: das hintere Deckshaus<br />

liegt auf der Amur in der Linie der Schiffswand, während auf<br />

der anderen Illustration ein erhöhtes, separates Achter-Deckshaus<br />

zu sehen ist. Die Galionsfigur ist auf den Illustrationen,<br />

die für mich erreichbar sind, nicht ganz gut auszumachen.<br />

Vielleicht ist es eine Büste auf der Amur, wogegen auf der<br />

Aurora M. wahrscheinlich eine weiße Frauenfigur mit ausgestrecktem<br />

rechten Arm den Bug verziert – wie auf den meisten<br />

großen Handelsseglern der Monarchie.<br />

Auf dem Aquarell von Luzzo ist die blau-weiß gestreifte Flagge<br />

(vermutlich die Firmenflagge der Scopinich Reederei) vom<br />

Fockmast fliegend zu sehen, wobei auf dem anderen Bild die<br />

rot-weiß-blauen Farben des Königreiches Kroatien und Slawonien<br />

zu erkennen sind. Auf beiden Bildern ist die österreichische<br />

Nationalflagge mit Wappen ersichtlich, was aber im Falle<br />

von Aurora M. das Entstehungsdatum 1877 ein bißchen<br />

fragwürdig macht: seit 1869 sollte auf den Hochsee-Handelschiffen<br />

der Donaumonarchie<br />

die österreichisch-ungarische<br />

Flagge getragen werden, die<br />

aus den Farben der zwei Nationalflaggen<br />

(rot-weiß-rot, beziehungsweise<br />

rot-weiß-grün)<br />

zusammengesetzt war. Diese<br />

Flagge war zuerst vielleicht<br />

Auszug aus »The universal code of signals for the mercantile<br />

marine of all nations«, <strong>Ausgabe</strong> 1864, Teil III. Der Nummerkode<br />

7504 zusammen mit dem dritten Unterscheidungssignal<br />

identifiziert den Namen Amur.<br />

nicht sehr populär bei einigen Schiffsleuten, aber ich halte es<br />

scheint höchst unwahrscheinlich, das sie 1877 noch geführt<br />

(oder mit dieser abgebildet) wurde 3 .<br />

Das wirkliche Problem aber liegt in den Kodeflaggen: Auf<br />

dem linken Bild sind am Haupmast der Marryot Nummenkode<br />

7504 unter dem dritten Unterscheidungssigal zu erkennen,<br />

was das Fahrzeug eindeutig als Amur identifiziert<br />

(siehe Auszug, oben), wogegen auf dem rechten Bild die Kodeflaggen<br />

HLFR zu erkennen sind. Aurora M. hatte aber<br />

die Internationalen Kodebuchstaben HBQK! Ein Fehler von<br />

Ivankovich? Kaum zu glauben. Er hat sehr viele Schiffsporträts<br />

(Kapitänsbilder) gemalt, und auf den meisten (die nicht als<br />

Votivbilder entstanden sind), werden auch die Kodeflaggen<br />

gezeigt. Von vielen Abbildungen kenne ich nur sehr wenige,<br />

wo wahrscheinlich ein Fehler vorliegt. 4 Das wäre noch ein<br />

»verständlicher« Fehler, aber in diesem Falle stimmen keine<br />

3 Ich habe viele Schiffsportrait von Ivankovich studiert. Auf den meisten<br />

Bildern die datiert sind, ist von 1871 ab die kombinierte Handelsflagge zu sehen.<br />

Zugegeben, es gibt Fälle bis ins Mitte der 70er Jahren, wo die Schiffe die alte (rotweiß-rote)<br />

Flagge tragen. Vielleicht wurde auf hoher See dazu umgewechselt? Oder<br />

Ivankovich malte einfach, was der Kunde wünschte. In einigen Fällen ist die Flagge<br />

so dargestellt, daß wegen dem Wind die Ungarischen Farben der Flagge „gerade<br />

nicht auszumachen sind“. Zufall oder absichtlich? Die Frage ist eigentlich auch ein<br />

Nachdenken wert…<br />

4 z. B. auf der Abbildung des Brigg-Schoners Ida Maggiore sind statt der<br />

korrekten Buchstaben HKQL, die Identifizierung HKQJ auszumachen


20 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

der drei relevanten Buchstaben (der Anfangkode »H« wurde<br />

für alle <strong>Österreich</strong>ischen Handelsschiffe benutzt)! 1<br />

Die Frage ergibt sich sofort: gehört die auf dem Gemälde zu<br />

sehende Kodereihe zu einem wirklichen Schiff? Das ist leicht<br />

festzustellen, da am Anfang des Registerteiles der <strong>Österreich</strong>ischen-Ungarischen<br />

Schiffsjahrbücher (Annuario Marittimo)<br />

die Schiffsnamen alphabetisch mit den Kodebuchstaben zusammen<br />

aufgelistet sind. 2<br />

Auszug aus dem Schiffsregister Teil der Annuario Marittimo<br />

von 1879: Kode HLFR gehört zum »österreichischen« Schiff<br />

Italo, 279 t, mit Heimathafen Cattaro.<br />

Wie man auf dem obigen Register entnehmen kann, gehört<br />

der Kode HLFR zur Brigg Italo!<br />

Könnte die obige Abbildung dieses Schiff darstellen? Ich<br />

kann es nicht eindeutig entscheiden, beschreibe aber den Lebenslauf<br />

des Schiffes auch:<br />

Die Brigg Italo lief 1853 in Pecchine (heute ein Teil von Rijeka)<br />

vom Stapel. Sie vermaß 367 Registertonnen nach altem,<br />

und 279 RT nach neuem Maß, war also etwas älter und kleiner<br />

als die Amur/Teresa K./Aurora M. Demnach genügte<br />

eine Beatzung von 10 Mann. (Zwei Kanonen für Signalzwecke<br />

hatte sie auch an Bord).<br />

Ihre Eigentümer (wenigstens am Anfang der 1860er Jahren)<br />

waren die Kapitäne Giacomo Carlo Bartoletti (18 Karat) und<br />

Giovanni Giuseppe Bartoletti (6 Karat). Es ist wahrscheinlich<br />

das sie Brüder waren. Jedenfalls waren sie Bürger der Stadt<br />

Triest, und offensichtlich von »italienischer Abstammung«,<br />

was den Namen des Schiffes verständlich macht.<br />

Giovanni Giuseppe Bartoletti war auch Kapitän (und wahrscheinlich<br />

Eigentümer) auf der 348 t Brigantine Salo (abgewrackt<br />

1842) und dann Kapitän und Eigentümer der 369 t<br />

Bark Trieste/Carolina von 1841. Giacomo Carlo Bartoletti<br />

war zur gleichen Zeit Kommandant des 200 t Brigg-Schoners<br />

Helen (gebaut 1838, gesunken 1839), der Brigantine Mercurio<br />

(1842-47) und Eigentümer der Bark Giusto und der<br />

466 t Brigg Dvoice/Memento, die 1854 in Buccari gebaut<br />

wurde.<br />

Kapitän Andrea Schnautz hatte für eine kurze Zeit auch einen<br />

Anteil von 3 Karat, an der Italo, was darauf deutet, daß<br />

er wahrscheinlich ihr (erster?) Kommandant war, man hat damals<br />

die Kapitäne auch an finanzieller Beteiligung am Schiff<br />

interessiert.<br />

1 Bei der k.u.k. Kriegsmarine war der Anfangsbuchstabe ‚G’. Seit 1871 wurden<br />

für ungarische Schiffe internationale Kodes ausgegeben, die mit dem Buchstaben<br />

‚J’ (oder was damals gleichwertig war, mit ‚I’) anfingen, aber es dauerte noch Jahrzehnte,<br />

bis alle Schiffe die der königlicher ungarischen Seebehörde in Fiume/Rijeka<br />

angehörten einen mit ‚J’ beginnenden Kode bekommen hatten.<br />

2 Es war ja ein Zweck dieser Jahrbücher, ein Schiff nach seinen Kodeflaggen<br />

identifizieren zu können. Der Kode wurde mehr oder weniger nach alphabetischer<br />

Reihe der Schiffsnamen ausgegeben. Das stimmte natürlich nicht mehr, wenn ein<br />

Schiff seinen Namen wechselte. Deshalb erschien in der Liste im Annuario Marittimo<br />

das Schiff unter beiden Namen. (Siehe im Auszug von Annuario Marittimo<br />

1879: die Bark Istria hieß früher Quinton, und ihr Kode (HQKV übrigens) ist<br />

dort, unter Anfangsbuchstaben „Q“ zu finden.)<br />

Im Jahre 1860 wurde das Schiff von Kapt. Gaspare Adriano<br />

geführt, dann von Lodovico Poschich. Vor Italo war Lodovico<br />

Kommandant der Brigantine Andric (genannt nach<br />

seinem Verwandten, Andrea Poschich, einem der größten und<br />

berühmtesten Reeder von Fiume/Rijeka), und von 1868 bis<br />

1870 auf der Brigantine CAS, welche sein Vater, Matteo Poschich<br />

im Jahre 1870 ankaufte.<br />

Im Jahre 1868 verkauften die Bartolettis die Italo. Die neuen<br />

Eigentümer waren Kapitän Giovanni Jovanovich aus Cattaro<br />

(18 Karat) und Dr. Augusto Gallo (8 Karat) aus Capodistria<br />

– also die weitestmöglich entfernten Teile der Monarchie! In<br />

der Zeit von 1873 bis 75 war Kapitän Spiridione Doglianizza<br />

aus Castelnuovo (heute Herzegnovi in der Bucht von Kotor,<br />

(Montenegro) auch Teil-Eigentümer mit 7 Karat. (Zur gleichen<br />

Zeit war er auch Inhaber und Kommandant der Brigg<br />

Penelope). Der italienische Name wurde behalten!<br />

Das Ende der Italo kam nach fast dreißigjährigen Dienst:<br />

Sie war am 6. Februar 1881 nahe von Port Said gesunken.<br />

Noch eine letzte Bemerkung zum Gemälde von Ivankovich:<br />

Im Hintergrund sind eine Bark und ein ankerndes Vollschiff<br />

auszumachen. In den Bilden von Ivankovich – und auch anderen<br />

Schiffsportraitmalern – ist das meist kein Zufall. Es<br />

wurden meist Fahrzeuge dargestellt, die der selben Reederei<br />

gehörten oder manchmal, Schiffe mit denen der Kapitän,<br />

der das Bild bestellte, früher gefahren war. Stellt es die Aurora<br />

M. im Jahre von 1877 dar, so sind diese Schiffe kaum<br />

zu identifizieren. (Es gab, soweit ich eruieren konnte, keine<br />

»Mucha Flotte«). Als »Bartoletti Flotte« sind sie auch schwer<br />

zu deuten, aber die Bark im linken Hintergrund könnte eventuell<br />

die Trieste/Carolina darstellen, deren Eigentümer und<br />

Schiffer, wie schon geschrieben, Giacomo Carlo Bartoletti war.<br />

Quellen:<br />

1. Annuario Marittimo, Lloyd Austriaco, Triest 1867-85<br />

2. Lloyds Register of American and Foreign Shipping 1879-83<br />

3. Record of American and Foreign Shipping 1879-86<br />

4. Giornale del Lloyd Austriaco 1835-45<br />

5. Magyarország Vármegyéi és Városai Enciklopédia: »Fiume és a<br />

Magyar-Horvát Tengerpart«, Budapest<br />

6. Ákos/Horváth: »Amerre szél visz, s hullám utat ád”, Hajós-Bt.,<br />

2007<br />

7. Internet Seite von Marino Coglievina (http://www.maserada.<br />

com/chersoarte.htm)<br />

8. Internet Seite »Brik Aurora M« (http://www2.arnes.si/kppomm/<br />

frames/ital/brik_aurora.htm)<br />

9. Frederick Marryat, G B. Richardson: The universal code of<br />

signals for the mercantile marine of all nations, 1864 edition<br />

10. Lothar Baumgartner: Die Entwicklung der <strong>Österreich</strong>ischen<br />

Marineflagge, Militaria Austriaca, Gesellschaft für<br />

<strong>Österreich</strong>ische Heereskunde, Wien, 1977<br />

11. <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong>, Dezember 2013


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

21<br />

s.m.s. Bodrog - die ersten Schüsse auf Belgrad<br />

Ein Glasplattennegativ erzählt<br />

Johannes Kubalek<br />

Bei der Aufarbeitung<br />

eines alten Fotoglasplattennegativbestandes<br />

im Wiener Stadt-und<br />

Landesarchiv (WStLA)<br />

fielen dem Verfasser zwei<br />

schwarzweiß Glasplattennegative<br />

13 x 17 cm in die<br />

Hände, die seine Neugier<br />

weckten. Ein Negativ zeigt<br />

ein Kriegsschiff vor der<br />

Kronprinz Rudolf-Brücke,<br />

heutige Reichsbrücke. Auf<br />

dem Rettungsring konnte<br />

der Name S.M.S. Bodrog<br />

entziffert werden. Am<br />

anderem Negativ ist ein<br />

Kriegsschiff auf der Donau<br />

zu erkennen, welches<br />

im Zuge der Recherchen<br />

als S.M.S. Temes (Stapellauf<br />

1904) identifiziert<br />

werden konnte. Die<br />

S.M.S. Temes wurde im<br />

Jahr 1955 von der Sowjetunion (UdSSR) verschrottet, nachdem<br />

das Schiff ab dem Jahr 1920 zuerst in jugoslawischen,<br />

dann in rumänischen und später in sowjetischen Diensten<br />

war.<br />

Warum liegt ein Kriegsschiff vor der Kronprinz Rudolf-Brücke<br />

und wann war diese Aufnahme gemacht worden? Der hier<br />

abgebildet Schiffstyp gehörte zu der Schiffsklasse der »Donaumonitoren«.<br />

Dieser seltsame Name Monitor reicht bis zum<br />

amerikanischen Bürgerkrieg zurück! Die USS Monitor war<br />

eines der ersten Flusspanzerschiffe und lief 1862 vom Stapel<br />

und stand im Dienste der Nordstaaten. Das Schiff war hauptsächlich<br />

für Operationen in flachen Gewässern ausgelegt und<br />

sollte ein möglichst kleines Beschussziel bieten.<br />

Die SMS Bodrog, nach einem Fluss in Oberungarn, heute<br />

in der Slowakei liegend, benannt, wurde 1903-1904 in der<br />

Werft Schoenichen-Hartmann in Budapest gebaut. Neben<br />

diesem Schiff gab es noch 7 weitere dieses Schiffstyps der Donaumonitoren.<br />

Das Kommando befand sich in Budapest und<br />

gehörte zur k.u.k. Kriegsmarine.<br />

Nach dem Zustand des Schiffes, dürfte die Aufnahme ca.<br />

um 1905 in Wien gemacht worden sein. Das andere Glasplattennegativ,<br />

welches die SMS Temes zeigt, könnte ebenfalls zu<br />

dieser Zeit aufgenommen worden sein. Leider ist dieses Plattennegativ<br />

in einem schlechteren Zustand als die Aufnahme<br />

der Bodrog. Beschreibungen bzw. Fotodatierungen fehlen.<br />

Die Donaumonitoren kamen auch bis nach Passau und Linz.<br />

S.M.Monitor Bodrog stromauf der Kronprinz-Rudolf-Brücke am Handelskai in Wien etwa 1905.<br />

Foto WStLA<br />

Bei so einer Fahrt dürfte das Foto vor der Kronprinz Rudolf-<br />

Brücke in Wien entstanden sein. Die Aufgabe der Monitore<br />

war es, die Donau in der <strong>Österreich</strong>-Ungarischen Monarchie<br />

zu überwachen.<br />

Nach dem Attentat von Sarajevo und darauf folgendem Ultimatum<br />

an Serbien im Jahr 1914, welches am 28. Juli 1914<br />

abgelaufen war, eröffneten die Donaumonitoren Szamos, Temes<br />

und Bodrog am 29. Juli 1914 das Feuer auf Belgrad.<br />

Dieser Beschuss Belgrads markiert den Beginn des Ersten<br />

Weltkriegs. Die Eisenbahnbrücke, Radiostation und die Festung<br />

wurden beschossen. Da Serbien mit einem Angriff auf<br />

Belgrad gerechnet hatte, waren die Artillerie, Garnisonen und<br />

Behörden zuvor aus taktischen Gründen verlegt worden. So<br />

wurde der Schiffsverband nur mit Gewehren und Maschinengewehren<br />

beschossen.<br />

Ab diesem Zeitpunkt waren die Donaumonitoren laufend in<br />

Kämpfe auf Donau und Save verwickelt.<br />

Im Dezember 1917 trat der Waffenstillstand zwischen den<br />

Mittelmächten und Russland in Kraft. Die darauffolgenden<br />

Friedensverhandlungen zogen sich in die Länge. Die Mittelmächte<br />

brauchten jedoch dringend das Getreide der Ukraine,<br />

um den Hunger im eigenen Land zu mildern. Erst am 3. März<br />

1918 wurde der Friede von Brest-Litowsk unterzeichnet und<br />

die Getreideeinfuhr sollte durch die Besetzung der Schwarzmeerhäfen,<br />

darunter auch Odessa, für die Mittelmächte ermöglicht<br />

werden. Um die Transporte zu sichern, wurden die


22 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

S.M.S. Bodrog 1918 im Hafen von Odessa.<br />

Foto Slg. L. Baumgartner<br />

Donaumonitoren, die eigentlich Flussschiffe waren, herangezogen.<br />

Für die Fahrt auf dem Schwarzen Meer wurde die<br />

Bodrog technisch adaptiert. Es wurde unter anderem das<br />

Freibord erhöht und der Kühlwasserkreislauf der Maschinen<br />

seewassertauglich gemacht. Bis zum September 1918 befand<br />

sich die Bodrog in Odessa und wurde dann aus militärischen<br />

Gründen zurück auf die Donau verlegt, da sich die militärische<br />

Lage der Mittelmächte verschlechterte und die Revolution<br />

in Russland ausgebrochen war. Außerdem wäre die Fahrt<br />

im Winter auf dem stürmischen Schwarzen Meer zurück zur<br />

Donau unmöglich gewesen.<br />

Am 31. Oktober 1918 lief die Bodrog bei Visnica im dichten<br />

Nebel auf Grund und wurde von der Mannschaft aufgegeben.<br />

Im April 1920, nach Aufteilung der k.u.k. Marine durch die<br />

Alliierten, wurden die Bodrog und einige andere Donaumonitoren<br />

dem neuen SHS-Staat überlassen. Das Königreich<br />

Serbien konnte mit den Monitoren wenig anfangen, da sie<br />

weder Geld noch die geeigneten Mannschaften zu deren Ausrüstung<br />

hatten. So wurden Besatzungen aus der ehemaligen<br />

k.u.k. Marine (Adriaflotte) angefordert, um die Schiffe einsatzfähig<br />

zu machen. Die Bodrog wurde in Sava umbenannt.<br />

Im Jahr 1939 erfolgten Umbauten und eine Modernisierung<br />

der Bewaffnung. Im April 1941 wurde das Schiff bei Zemun<br />

von der eigenen Besatzung versenkt, um es nicht in die Hände<br />

des Unabhängigen Staates Kroatien (USK) fallen zu lassen,<br />

der mit Hitler verbündet war. Die Sava wurde erneut gehoben<br />

und in die Dienste Kroatiens gestellt.<br />

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges (September 1944) wurde<br />

die Sava von der Mannschaft wieder bei Slavonski Brod in<br />

der Save versenkt. Die Besatzung lief zu den Partisanen über.<br />

Nach der Gründung der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien<br />

1945 wurde die Sava neuerlich flott gemacht, umgebaut,<br />

und in den Dienst gestellt (1951/1952). Aus dieser Zeit gibt<br />

es fast keine Aufnahmen von diesem Schiff, da im Tito-Jugoslawien<br />

strenges Fotografierverbot für militärische Anlagen<br />

und Militärfahrzeuge galt.<br />

Der Monitor war bis 1963 der Flusskriegsflottille zugeteilt<br />

und wurde dann als letzter Flussmonitor außer Dienst gestellt.<br />

Die Geschichte des Schiffes von 1963 bis 2004 liegt im<br />

Schwesterschiff S.M.S. Temes auf der Donau.<br />

Foto WStLA<br />

Dunklen. Es fehlen sämtliche Informationen, welche zivile<br />

Aufgaben der ehemalige Donaumonitor hatte. Erst in jüngster<br />

Zeit konnte mehr über das Schicksal des Schiffes herausgefunden<br />

werden.<br />

Das Schiff wurde größtenteils ausgeschlachtet. Im Jahr 2004<br />

diente der Schiffrumpf als Anlegeponton bei Donaukilometer<br />

1168. Diese Stelle liegt bei Belgrad an der Savemündung.<br />

Ab dem Jahr 2006 wurde das Schiff als Baggerponton der<br />

Firma Heroj Pinki in Novi Sad (Neusatz), Serbien benutzt.<br />

Das Schiff war noch im Schiffsregister verzeichnet, da es die<br />

Kennung NS3952 trug.<br />

Ab dem Jahr 2012 befand sich die Firma Heroj Pinki in<br />

Liquitation und der Schiffsrumpf konnte in Novi Sad nicht<br />

mehr aufgefunden werden.<br />

(Information: Mag. Amela Mirković)<br />

Im Gedenkjahr zum 1. Weltkrieg 2014 liegt die SMS Bodrog<br />

beziehungsweise Sava in der Nähe der Pančevo-Brücke<br />

im Gebiet »Ada Huja« in Belgrad vor Anker und befindet<br />

sich in einem sehr schlechten Zustand. Das Schiff dient als<br />

mobile Lade- und Entladestation von Frachtschiffen für die<br />

Löschung oder Beladung von Massengütern über eine Rohrleitung.<br />

Nach letzten Informationen von Herrn Boris Bosanać<br />

aus Belgrad, von ihm stammen dankenswerter Weise die neuesten<br />

Fotos (Anfang Mai 2014), soll das Schiff unter Denkmalschutz<br />

stehen und irgendwann restauriert werden.<br />

Der Autor dankt Herrn Boris Bosanać für die zur Verfügungstellung<br />

der Fotos des »Pontons Bodrog«.


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

23<br />

Der Rumpf der Bodrog/Sava gesichert zwischen zwei Schiffen (links Korana). Gut erkennbar das Schanzkleid am Bug.<br />

Herr Boris Bosanac beschreibt die Situation des Schiffes so:<br />

»Meine Eindrücke: Das Schiff sieht verwahrlost und kahl aus.<br />

Es befindet sich ca. 100 Meter flussabwärts der Promenade Ada<br />

Huja. Alle verwertbaren Teile sowie sämtliche Eisenteile, die<br />

vom Schiffsrumpf entfernt werden konnten, wurden als Altmetall<br />

verkauft oder sind gestohlen worden. Es gibt keine Kanonen,<br />

Motoren, Rauchfänge, Kabinen, Mast sowie weder Wände noch<br />

Böden im Unterdeck, nur das Schiffsgerippe. Es ist lediglich noch<br />

ein Anker vorhanden (wahrscheinlich zu schwer für die Diebe)<br />

sowie die Rohre für das Überladen von Sand. Die dicke Eisen-<br />

Armierung war für die meisten Geschütze aus der Zeit des 1.<br />

Weltkriegs durchschlagsicher. Das Deck ist an den Seitenrändern<br />

gewölbt, damit die Einschlagskraft über das Schiff hinweg abgeleitet<br />

werden konnte. Es sind kleine Einkerbungen ersichtlich,<br />

wahrscheinlich Andenken aus den diversen Schlachten. Der<br />

Schiffsrumpf macht auch nach etwa 110 Jahren noch einen massiven<br />

und sicheren Eindruck. Ein besonderes Erlebnis war es, sich<br />

durch die runde Öffnung in das Innere des Schiffes zu begeben.<br />

Auf den Seiten sieht man Luken, die jetzt allerdings geschlossen<br />

sind. Daher ist es im Inneren stockfinster. Man hört nur das Rauschen<br />

des Wassers, das sich durch Regen und Kondensation dort<br />

sammelt. Der Mann, den ich auf dem Schiff angetroffen habe,<br />

erklärte, dass das Wasser im Inneren von Zeit zu Zeit herausgepumpt<br />

wird und dass es wahrscheinlich mehrere kleine Risse<br />

gibt. Da das Schiff in den letzten paar Jahren zu verschiedenen<br />

Örtlichkeiten zwischen Novi Sad und Belgrad überführt wurde,<br />

lässt darauf schließen, dass es noch fahrtauglich ist. Es wäre ein<br />

geniales Unterfangen wenn man die Bodrog als nächstes auf den<br />

Kalemegdan überführen würde oder an sonst eine öffentliche Anlegestelle<br />

wo es als restauriertes museales Exponat eine touristische<br />

wie historische Attraktion wäre.«<br />

(Aus dem Serbischen durch Mag.Vera Schnirch übersetzt.)<br />

Der Autor dankt Mag.Vera Schnirch, Mag. Amela Mirković<br />

und ganz besonders Herrn Boris Bosanać für die tatkräftige<br />

Unterstützung.<br />

Zum Fotografen: Boris Bosanać ist am 15. 12. 1991 in Belgrad<br />

geboren und Musikstudent im 4. Semester. Eines seiner<br />

Hobbys sind Schiffe. Da die SMS Bodrog vom Ufer aus<br />

Boris Bosanac bei seiner »Expedition« im Paddelboot zur Bodrog.<br />

schwer zu fotografieren war, sie lag zwischen zwei Schiffen,<br />

borgte er sich kurzer Hand ein Kajak aus, paddelte zum Schiff<br />

und machte Außenaufnahmen. Neugierig geworden ging er<br />

an Bord und dokumentierte den Zustand des Schiffes auch<br />

unter Deck.<br />

Anmerkung:<br />

Ungarn hat als einzigen Donaumonitor die S.M.S. Leitha<br />

(Stapellauf 1873) im Jahr 2010 restauriert. Er dient nun im<br />

Schiffsmuseum in Neszmély als Ausstellungsobjekt.<br />

Er liegt seit August 2014 vor dem Parlament in Budapest.


24 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Luke und Leiter zum Maschinenraum.<br />

Schöne Ansicht des Schiffes von der Bugseite. Gut erkennbar der Kukas-Anker.<br />

Aufbau hinter dem nicht mehr vorhandenen Kommandoturm.<br />

Niedergang zum Unterdeck.<br />

Fundament des Geschützturmes.<br />

Einstiegsluke ins Schiffsinnere.


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

25<br />

Schiffsskizze Bodrog nach Umbau 1915.<br />

Aus: K. Csonkarety, Haditechnika 1984. Budapest, bearb. F. Marschner.<br />

Technische Daten S.M. Monitor Bodrog<br />

Verdrängung 440 t, nach Umbau 478 t Bauwerft Schönichen & Hartmann, Budapest<br />

Länge ü.A. <strong>56</strong>,20 m Stapellauf 12. 04. 1904<br />

Breite 9,50 m Kessel 2 Lokomotivkessel, Kohle<br />

Tiefgang 1,20 m, nach Umbau 1,50 m Maschine<br />

2 Zweizylinder Hochdruck-Dampfmaschinen,<br />

2 Schrauben in Tunneln<br />

Leistung 2 x 700 PS<br />

Bewaffnung<br />

ab 1915<br />

2 × 12 cm L/35<br />

1 ×7 cm L/18<br />

1 × 12 cm L/10<br />

2 × MG 8 mm<br />

Panzerung, Ni-Stahl<br />

Gürtel 40 mm/10 mm Blech, Deck 19 mm,<br />

Turm 75/50/40 mm, Kommandoturm 50 mm<br />

Bemannung 77 Mann inkl. Offiziere Geschwindigkeit 24 km/h<br />

15. 04. 1920 an Jugoslawien, Name Sava/Caba, 12. 04. 1941 selbst versenkt (Save, Belgrad), später von kroat.<br />

Schicksal Marine gehoben - in Dienst gestellt, 09. 09. 1944 selbst versenkt (Slav. Brod), gehoben - in jugosl. Marine in<br />

Dienst bis 1963. Verwendung als Ponton.<br />

Aus: Friedrich Prasky, Donaumonitoren <strong>Österreich</strong>-Ungarns.<br />

Quellen:<br />

Wiener Stadt-und Landesarchiv, Fotosammlung allgemein, FB 5044:<br />

Kronprinz Rudolf-Brücke mit dem Donaumonitor SMS Bodrog<br />

Wiener Stadt-und Landesarchiv, Fotosammlung allgemein, FB 5045:<br />

Donaumonitor SMS Temes auf der Donau<br />

Friedrich Prasky, Die Donaumonitoren. Wien, 2004<br />

Austrougarska Dunavska flotila, in: Magazin za vojnu povijest 2/2013<br />

Auf Zeitreise mit den Kaiserenkeln, Kronenzeitung vom 11.4.2014<br />

Quellen aus dem Internet:<br />

USS Monitor, Wikipedia. Stand: 07. 03. 2013<br />

SMS Bodrog, Wikipedia. Stand: 07. 03. 2013<br />

http://www.shipspotting.com/gallery/photo.php?lid=695339, Stand:<br />

01. 08. 2013<br />

http://www.mycity-military.com/Ostalo-4/Recna-Ratna-Flotila-perspektive-i-razvoj_16.html<br />

Stand: 01. 08. 2013<br />

http://www.cityofart.net/bship/sms_donau.html<br />

Stand: 01.08.2013<br />

http://imageshack.us/photo/my-images/390/ladjans06yw2.jpg<br />

Stand: 01. 03. 2013<br />

http://www.austroclassic.at/index.php?option=com_content&task=v<br />

iew&id=1820&Itemid=46 Stand: 19. 08. 2012<br />

http://www.marineverband.at/berichte/budapest_leitha.htm<br />

Stand: 19. 08. 2012<br />

http://forum.axishistory.com/viewtopic.php?f=26&t=98<strong>56</strong>2, Modell<br />

der SMS Bodrog«nach dem Umbau in den 1950er Jahren.<br />

Stand: 12. 06. 2014,<br />

http://www.maketarstvo.net/forum/viewtopic.php?t=1375<br />

Stand: 04. 12. 2012.


26 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Sektion Allgemein<br />

Georg Schaller<br />

Marineausstellung in Prag<br />

Ausstellungen zum Thema Erster Weltkrieg gibt es viele,<br />

nur wenige hingegen, die sich der gemeinsamen Kriegsmarine<br />

erinnern und deren Wirken vor und im Ersten Weltkrieg<br />

würdigen.<br />

Es ist an sich schon toll, daß es in Prag eine Ausstellung zum<br />

Thema gibt, besonders erfreulich aber, wie gut sie gestaltet ist.<br />

Das Tschechische Volk hat an sich keine besondere Nahbeziehung<br />

zum Meer oder zur Marine, wie auch ganz <strong>Österreich</strong><br />

im Herzen im wesentlichen ein Binnenland geblieben ist (das<br />

mag auch daran liegen, daß Kaiser Franz Joseph auch nicht<br />

gerade ein Verehrer des Meeres war). Es gab daher schon früh<br />

Versuche, Meer und Marine den <strong>Österreich</strong>ern nahezubringen<br />

(Flottenverein, Adriaausstellung).<br />

Nun hat sich in dankenswerter Weise das Technische Nationalmuseum<br />

Prag das Ziel gesetzt, den Tschechen die gemeinsame<br />

Marine und das Wirken vieler Tschechen in dieser<br />

Marine vorzustellen. In einer der Tafeln (die Beschriftung<br />

ist Tschechisch und Englisch) wird besonders darauf hingewiesen,<br />

daß alle aus den tschechischen Ländern (damals Königreich<br />

Böhmen und Markgrafschaft Mähren) stammenden<br />

Personen gewürdigt werden sollen, egal, ob sie Tschechisch<br />

oder Deutsch gesprochen haben. Es wird auch die Leistung<br />

der Monarchie als seefahrender Staat erwähnt. Zitat übersetzt<br />

aus einer der Tafeln: „Die Habsburger haben das Meiste aus<br />

ihrer Küste gemacht, die für das Kaiserreich das Tor zur Welt<br />

war“.<br />

Es wurde zu einer Eröffnungsfeier der Ausstellung geladen,<br />

an der auch viele Uniformierte verschiedener Waffengattungen<br />

teilnahmen. Die Feier war mit diplomatischen Vertretern,<br />

dem Militär und einer guten, sehr beschwingt spielenden<br />

Kapelle hochkarätig besetzt. An dieser Feier waren auch Marinevertreter<br />

der Traditionsgruppe im FHS und aus anderen<br />

Vereinen vertreten. Aus der Tschechischen Republik waren<br />

ebenfalls Marineure angetreten, zumeist Matrosen, die sich<br />

mit uns mit einem Gemisch aus Tschechisch, Deutsch, Englisch<br />

und Händen und Füßen unterhalten haben. Verschiedene<br />

Sprachen sind kein Hindernis, wenn es um gelebte Kameradschaft<br />

geht.<br />

Leider war es mir aus ebensolchen sprachlichen Gründen<br />

nicht gegeben, die Ansprachen zu verstehen, die Musikuntermalung<br />

hat aber sehr gefallen und für die Darbietung der<br />

Volkshymne wurde eine ausgezeichnete, junge Sängerin engagiert.<br />

Da unsere Marinegruppe groß genug war, konnten wir<br />

zu Beginn der Veranstaltung von zwei Seiten auftreten (einmarschieren<br />

wäre vielleicht übertrieben…) und rechts und<br />

links des Podiums Aufstellung nehmen. Unterstützt wurden<br />

wir von dem allzeit verläßlichen Dragonerregiment No.2, Nikolaus<br />

Graf Pejacsevich, unter seinem Kommandanten Rittmeister<br />

Michael Islinger.<br />

Im Anschluß an die Feier gab es Wein, Bier (natürlich),<br />

auch Kaffee und Kuchen sowie ausgezeichnete kleine Happen,<br />

danach war Zeit, die Ausstellung auch zu besuchen. Die<br />

Aufgabe, das eigene Volk über die Marine und seine Leistungen<br />

zu informieren ist ausgezeichnet gelungen. Es war aber<br />

auch für alle anderen eine tolle Schau, gut gestaltet und mit<br />

vielen Exponaten, die auch mir (im Original) neu waren. Es<br />

würde den Rahmen sprengen, eine Aufzählung vornehmen<br />

zu wollen, erwähnen möchte ich nur die originale Marineuniform<br />

von Franz Ferdinand, eine 4,7cm SFK , ein sehr seltenes<br />

Modell des bekannten Schwimmkrans aus Pola, Prinz<br />

zu Liechtenstein (lebensgroße Figur) in Uniform im Regen<br />

(mit Wetterschutz am Marinehut) und eine Fülle ganz ausgezeichneter<br />

Modelle 1:100 <strong>Österreich</strong>isch-Ungarischer Kriegsschiffe.<br />

In einer 3D-Animation konnte man ein Ö-U Schiff<br />

durchwandern.<br />

Und es begab sich, daß wir nach so vielen Eindrücken hungrig<br />

waren, praktischer Weise gibt es genau gegenüber dem<br />

Museum ein Restaurant bester Qualität in einem Schlößchen<br />

(war aber immer Restaurant) in einem schönen Park.<br />

Das herrliche Wetter nützend nahmen wir im gemütlichen<br />

Biergarten Platz, allwo ich kein Bier (sondern Wein) trank,<br />

Oliver wird’s verstehen. Vor dem ausgezeichneten Essen (Svickova)<br />

konnten wir (das Restaurant liegt auf einem Hügel)<br />

das ganze Stadtbild von Prag im schönsten Abendlicht genießen.<br />

Geschmeckt hat es allen, mit dem Sessel mit Helmen,<br />

Kappen und Säbeln und den Herrschaften (Marine und Dragoner)<br />

in Uniform bot sich wirklich ein Bild wie aus Altösterreich.<br />

Schön, daß sich auch Dr. Milan Novak (Veranstalter<br />

in Brandeis an der Elbe und rühriger Organisator vieler<br />

Ereignisse in Böhmen) mit Adjutant zu uns gesellte. In der<br />

Hotelbar klang der Abend am frühen Morgen mit eher internationalen<br />

Getränken aus. Erwähnen muß ich noch, daß die<br />

Einladung auch Hotel und Parkplatz umfaßte. Insgesamt von<br />

dem bewundernswerten Direktor des Technischen Nationalmuseums<br />

eine Veranstaltung, die man auch in Wien kaum so<br />

umfassend und informativ findet, ihm und allen Mitorganisatoren<br />

gebührt unser Dank!<br />

Bericht: Georg Schaller<br />

Photos: Roswitha Schaller<br />

Die Ausstellung läuft bis 30.11.2014.


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

27<br />

Ehrenformation beim Museumseingang.<br />

Aufstellung im Museum bei der Ansprache des Direktors.<br />

Elegante Damen<br />

Elegante Herren<br />

Wachwechsel der Marinesoldaten vor Lok und Spitfire.<br />

4,7 cm Schnellfeuerkanone.<br />

Modell des 240 Tonnen Pontonkrans.<br />

Modell des Kreuzers S.M.S. Zenta.


28 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Sektion Aglaia<br />

Sven Esser<br />

Die AGLAIA auf der Rum Regatta 2014 in Flensburg<br />

Die Crew der Aglaia ging in Lübeck während der Hanse<br />

Tage an Bord und legte noch am Abend des 25. Mai<br />

2014 dort ab, um schnell nach Travemünde zu gelangen.<br />

Von dort ging es gleich morgens in Richtung Fehmarn weiter,<br />

denn wir wollten ja pünktlich zur Regatta ankommen.<br />

Dies war eine richtige Entscheidung, denn der Wind blies<br />

mit 5 - 6 aus NE und die Fahrt in das 35 sm entfernte Burg/<br />

Fehmarn wurde recht nass.<br />

Am nächsten Morgen hatten wir noch mehr Wind aus E - in<br />

Böen gabs auch stürmische 8 bft.<br />

So kämpften wir uns dann gegen den Wind aus Burg heraus<br />

und konnten dann mit halbem bis achterlichem Wind mit<br />

über 9 kn durch den Fehmarnsund rauschen. Da der Wind -<br />

für uns günstig - etwas mehr nördlich drehte, haben wir uns<br />

unterwegs entschieden die Geschwindigkeit zu nutzen und<br />

gleich Richtung Schleimünde zu laufen.<br />

Vor der engen Mündung der Schlei stand wegen des NE<br />

Windes eine recht ruppige See mit bis zu 2,5 m Wellen. Sobald<br />

wir die Mündung passiert hatten wurde es ruhig und<br />

wir konnten gemütlich bis nach Kappeln laufen, wo wir um<br />

18.00 Uhr festmachten.<br />

Da wir ja nun einen Tag frei hatten, konnten wir diese Zeit<br />

nutzen um das neue Groß Segel anzuschlagen.<br />

Was für eine Freude mit einem nigelnagelneuen Großsegel<br />

diese Regatta fahren zu können.<br />

Das neue Segel passte und stand wie ne »Eins«. Den Unterschied<br />

zum 10 Jahre alten Groß merkten wir deutlich. Auch<br />

am Wind fuhren wir locker 6,5 kn, was mit dem alten Segel<br />

so nicht möglich war.<br />

Am Donnerstag startete dann die Heringsregatta mit ca. 25<br />

Schiffen nach Sonderburg in Dänemark. Am Freitag ging es<br />

bei schönstem Sonnenwetter und guten Winden mit ca. 50<br />

Schiffen von Sonderburg nach Flensburg.<br />

Und dort fand am Samstag die legendäre Rum Regatta<br />

statt. Es nahmen in diesem Jahr 119 Schiffe verschiedenen<br />

Größenklassen teil.<br />

Der besondere Charme dieser »Spaß Regatta« ist, dass es dabei<br />

nicht wirklich um den Sieg geht:<br />

Wer Erster wird, erhält »den schändlichste Preis unter der<br />

nördlichen Sonne«.<br />

Der Zweitplatzierte erhält den richtigen Preis:<br />

die Drei-Liter Buddel Rum »Made in Flensburg«.<br />

Immer nach dem Motto: »Lieber heil und zweiter, als kaputt<br />

und breiter«!<br />

Die Rum Regatta findet seit 1980 jedes Jahr statt.<br />

Sie ist das größte nordeuropäische Treffen historischer segelnder<br />

Berufsfahrzeuge und hat sich in 35 Jahren zu einem<br />

maritimen Markenzeichen für den gesamten nordeuropäischen<br />

Raum entwickelt.<br />

Zuschauermassen in Lübeck.<br />

Bestes Segelwetter bei Sonnenschein.<br />

Das neue Groß steht prächtig.<br />

Der Name der Regatta weist auf die Tradition Flensburgs als<br />

Rumstadt hin.<br />

Rum war viele Jahre das wichtigste Handelsgut der Stadt.<br />

Von Flensburg aus fuhren die Flensburger Handelsschiffe zu<br />

den dänischen Kolonien in der Karibik, wo Zuckerrohr angebaut<br />

wurde. Aus dem karibischen Zuckerrohr wurde in Flensburg<br />

dann der Rum produziert. Noch heute zeugen die vielen<br />

Höfe und früheren Handelshäuser der Altstadt von diesem<br />

Kapitel Flensburger Stadtgeschichte.<br />

Auch wenn wir in diesem Jahr mal wieder nicht die schnellsten<br />

waren, hatten wir einen Riesenspaß mit den viele Schiffen<br />

gemeinsam eine sichere und sehr eindrucksvolle Regatta auf<br />

der Flensburger Förde zu fahren und freuen uns schon auf<br />

die 36. Rum Regatta am Himmelfahrtswochenende in 2015.<br />

Heiko


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

29<br />

Sektion Historiker<br />

Oliver Trulei<br />

Adieu –<br />

Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut<br />

Am 14. Oktober 2014 fand die letzte Historiker-Hauptversammlung<br />

des Vorstandes Oliver Trulei, Alexander Traiber und<br />

Mag. Martin Szojak stand. Der Vorstand legte seine Funktionen<br />

nieder.<br />

Seit 2001 leitete Oliver Trulei die Sektion „Historiker“ und<br />

kann auf zahlreiche Erfolge verweisen. Die von ihm eingeführten<br />

„Stammtische der Marinehistoriker“ (jeden 2ten Dienstag<br />

im Monat) erfreuten sich zahlreicher Beliebtheit, sodaß die<br />

Sektionen „Modellbau“ und „Allgemein“ beschlossen ihre<br />

eigenen Stammtische aufzugeben und sich dem Historiker-<br />

Stammtisch anzuschließen. Zudem gelang es zahlreiche anerkannte<br />

Marinehistoriker für Fachvorträge zu gewinnen.<br />

Darunter Georg Pawlik, Dr. Claudia Ham, Dr. Klaus K. Körner,<br />

Univ. Prof. Dr. Lothar Höbelt, Dr. Erwin Grestenberger,<br />

Dr. Günther Schefbeck, Dr. Christof Ramoser, Dr. Akos György,<br />

Oberleutnant zur See Willi Ulbing, Mag. Dr. Georg Lehner,<br />

Dr. Irmgard Pangerl, Dr. Walter Blasi, Dr. Lothar Baumgartner,<br />

Dipl. Ing. Helmut Malnig, Dr. Gerhard Haindl, David Weiss,<br />

Prof. Dieter Winkler, Dipl. Ing. Volker Pachauer und Mag. Georg<br />

Reichlin-Meldegg.<br />

Weiters wurden zahlreiche Ausflüge und Reisen organisiert.<br />

Die Sektionsmitglieder besuchten Triest, Venedig, Budapest,<br />

Mailand, La Spezia, Abbazia, Fiume, Brioni, Prag, Ebelsberg,<br />

Regensburg, München, Ragusa, Cattaro, Hamburg,<br />

Katzelsdorf, Split, Lissa, Wolfgangsee, Artstetten, Schallaburg,<br />

Graz, Marburg und natürlich mehrmals den ehemaligen<br />

K.u.K. Hauptkriegshafen Pola.<br />

Die Etablierung eines Historiker-Jahrbuches gelang leider<br />

nicht, sodaß es bei den <strong>Ausgabe</strong>n 2005, 2006, 2007 und 2008<br />

blieb.<br />

Die Sektion beteiligte sich bei zahlreichen Ausstellungen.<br />

Besonders erwähnenswert sind die Modellbauausstellungen<br />

2005 in Korneuburg und 2008 in Hietzing, welche gemeinsam<br />

mit der Sektion „Modellbau“ organisiert wurden.<br />

Bei den gesamten Aktivitäten gelang es jedes Jahr ein ausgeglichenes<br />

Budget zu präsentieren, sodaß bei der Übergabe der<br />

Kassa, nach Prüfung durch den Rechnungsprüfer Karl Veverka,<br />

bei der Generalversammlung 2014 ein Überschuß von €<br />

1919,83 übergeben werden konnte.<br />

Nach 13 Jahren an der Spitze der Sektion ist es Zeit die Leitung<br />

in neue Hände zu geben.<br />

Wir wünschen unseren Nachfolgern daß ihnen kleinliche Schikanen<br />

verwehrt und präsidiale Anerkennung gewährt werden.


30 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Sektion Modellbau<br />

Robert A. Tögel<br />

Modell-Schiff-Fahren.<br />

Wir haben unsere Fahr-Modell-Schiffe<br />

für den Betrieb im Wasser gefertigt. Zu<br />

viel Wasser ist für uns und unsere Modelle<br />

aber nicht wirklich geeignet:<br />

• Wasser aus den Wolken von oben<br />

• Wasser von unten, das laufend steigt<br />

(Hochwasser).<br />

Ersteres ist für Modellschiffe gefährlich,<br />

weil diese zwar unten dicht sind, aber die<br />

Elektronik vom Wasser von oben zuwenig<br />

gesichert werden kann.<br />

Das Wasser von unten ist für uns Modellbauer<br />

gefährlich, weil wir unser Startfloß<br />

nicht erreichen konnten. Der Dreck<br />

im Hochwasser war natürlich auch nicht<br />

ungefährlich für unsere Modelle.<br />

Nachdem nur einige wenige Stunden<br />

mit Schönwetter zur Verfügung standen,<br />

waren wir Modell-Schiff-Fahrer und die<br />

Badenden und Bootsfahrenden des Gastvereines<br />

WPK gegenseitig im Weg.<br />

Trotzdem: Wir haben wieder einige<br />

schöne Tage am Wasser verbracht und<br />

wurden von unserem Freund Werner bestens<br />

versorgt.<br />

Im Schatten des Doppeladlers<br />

Fahren, bewundern, fachsimpeln.<br />

Die Freunde bieten uns eine<br />

Vielfalt von interessanten<br />

Modellen und helfen einander,<br />

denn jeder ist Spezialist<br />

für mehrere Teilbereiche.<br />

Auch Besucher kommen<br />

immer wieder vorbei.<br />

Wir sind dabei.<br />

23. bis 26. Oktober 2014, Messe Wien<br />

Meine Vortragsreihe im Heeresgeschichtlichen<br />

Museum war sehr gut besucht. Bei<br />

jeder Veranstaltung musste das HGM<br />

noch mehr Stühle dazustellen. Zuletzt<br />

war die Ruhmeshalle so gut wie voll.<br />

Diese ist natürlich ein imposanter Veranstaltungsort,<br />

der nicht nur für die Besucher,<br />

sondern auch für den Vortragenden<br />

einen schönen Rahmen, eine Riesenleinwand<br />

und eine gute Tonanlage bietet.<br />

Außerdem wurde wieder bewiesen:<br />

Vorträge über Marinethemen sind<br />

immer bestens besucht!<br />

Das FHS-MODELLBAU|TEAM ist auf der<br />

größten Modellshow in <strong>Österreich</strong> mehrmals<br />

vertreten: Es wird sehr interessant!<br />

Am FHS-Stand, unmittelbar bei der 11.000<br />

Liter-Water-World, stellen wir – in Nachbarschaft<br />

mit den Freunden der Interessensgemeinschaft<br />

U-Boote -unsere Fahrmodelle<br />

aus.<br />

Am Doppeladler-Stand erzählen unsere<br />

Modelle Geschichte – vor allem die des Ersten<br />

Weltkrieges.<br />

Außerdem habe ich die Teilnahme der „IG-<br />

Kaiserliche Marine“ (D) organisiert, die eine<br />

komplette Hafenanlage mit Eisenbahnanlage<br />

und auf Wasser fahrenden ferngesteuerten<br />

Schiffsmodellen präsentiert: Verladeund<br />

Dockmanöver, Stapellauf, usw.


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

31<br />

Sektion Ober<strong>Österreich</strong><br />

Walter Simmerl<br />

Traditions-Escadre der k.u.k. Kriegsmarine<br />

Einige FHS-Freunde haben es sich zur Aufgabe gemacht, die<br />

geschichtliche Aufarbeitung der k.u.k. Kriegsmarine auch nach<br />

außen zu transferieren. Die Gruppe tritt bei nationalen und internationalen<br />

Veranstaltungen in traditionellen Uniformen auf.<br />

Im heurigen Jahr war unsere Traditions-Escadre bei folgenden<br />

Veranstaltungen vertreten:<br />

Frühjahrsparade Linz, Audienz bei Kaiser Karl - Brandeis a.d.<br />

Elbe, Gedenkveranstaltung im Schloss Artstetten, Eröffnung<br />

des Museums in Kötschach-Mauthen (Sonderausstellung<br />

Baden<br />

“1914 – Der Anfang vom Ende“, Imperiales Fest in Baden bei Wien, Kaisergeburtstag in<br />

Bad Ischl…<br />

Wer Interesse und Lust hat bei uns mitzumachen, bitte mit Georg Schaller oder Walter Simmerl<br />

Kontakt aufzunehmen.<br />

Schon früher gab es kreative<br />

Werbung für den Nachwuchs.<br />

Artstetten, Aufstellung im Park<br />

Artstetten, Fahnenträger<br />

FHS-Fahrt mit der historischen Plätte Ekenoha<br />

Im 19. und 20. Jahrhundert dienten Plätten dem Transport von Gütern (Holz,<br />

Kies…) und Personen (z.B. Wallfahrten). Angetrieben wurden sie ursprünglich<br />

mit Segel, Ruder oder Stange. Ihre Form war jeweils dem Transportgut und dem<br />

Transportweg angepasst. Motorisierte Plätten kamen erst 1920 auf.<br />

Die Plätten fuhren aber nicht nur am See sondern auch nach Linz bis zur Schinderlacke<br />

und weiter donauaufwärts. Sie waren mit vielerlei Gütern beladen, diese<br />

wurden dann in Wien oder Pest verkauft und auch die Plätte selbst ließ sich als<br />

Brennholz zu Geld machen. Schörfling war das Zentrum der Plätten am Attersee.<br />

Ende der 1960er Jahre verschwanden dann die Plätten am See.<br />

Am Attersee gibt es einen Nachbau einer historischen Plätte die Ekenoha. Diese<br />

wird als Regattabegleitboot, als Ausflugsschiff, Feuerwerkschiff Transportschiff sowie<br />

als Begleitboot für Veranstaltungen des k.u.k. Yachtgeschwaders genutzt.<br />

Die Sektion O.Ö. lud im Juni zu einer Plättenfahrt ein. Abfahrt war am Yachthafen<br />

Schörfling. Das Wetter war bis zur Einschiffung alles andere als einladend.<br />

Es war ein typischer Salzkammergut Schnürlregen. Aber kaum waren alle 16<br />

Freunde an Bord, kam wie bestellt die Sonne zum Vorschein und bescherte uns<br />

eine vergnügliche Fahrt zur gegenüber gelegenen Steckerlfischbraterei. Nachdem<br />

uns die frisch gebratenen Seesaiblinge an Bord gebracht wurden, ging die Fahrt<br />

weiter nach Weyregg, wo wir im Hotel-Restaurant Kaisergasthof, dem ehemaligen<br />

»K.u.K. Landgasthof zur Post«, einkehrten. Wir staunten nicht schlecht über<br />

die Vielfältigkeit der Originalschaustücke aus der Kaiserzeit, welche die gesamten<br />

Räume des Gasthofes zieren. Wir fühlten uns fast wie in eine andere Zeit versetzt.<br />

Der Kaisergasthof ist ein nostalgisches Schmuckstück, das sogar Aufnahme in den<br />

oberösterreichischen Museumsführer fand.<br />

Nach »Alles Kaiser«bei Kaiserkaffee und Kuchen ging es wieder in die Gegenwart<br />

zurück zum Ausgangspunkt Schörfling.<br />

Allgemeines Echo: ein sehr gelungener gemütlicher Ausflug mit Wiederholungs-<br />

Potential.<br />

Unser Plätten-Ausflug<br />

Ordensverleihung durch Fürstin<br />

von Hohenberg


32 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Sektion Museumshafen<br />

Gustav Jobstmann<br />

Die REGEИTAG im Stadthafen Tulln<br />

Man staunt über eine Gruppe japanischer Bustouristen<br />

die im Tullner Gästehafen ein zweimastiges altertümlich<br />

anmutendes Segelschiff fotografieren. Was hat es damit<br />

auf sich? Es ist dies die Regentag die auf Initiative und Kosten<br />

vom damaligen Bürgermeister der Stadt Tulln, Willi Stift,<br />

für die Hundertwasser Ausstellung 2004 von Neuseeland per<br />

Schiff bis Hamburg und weiter per Tieflader hierher transportiert<br />

wurde. Es ist bis 2017 Leihgabe der Stiftung.<br />

Der im Jahr 2000 verstorbene Künstler hatte schon als Kind<br />

einen Hang zu Schiffen und war von der Darstellung phantastischer<br />

Schiffe fasziniert. 1968 fiel ihm der sizilianischer Salztransporter<br />

San Giuseppe T. auf, den er kurzerhand erwarb<br />

und in sieben Jahren auf verschiedenen Werften nach seinen<br />

speziellen Vorstellungen umbauen ließ. So wurde das Schiff<br />

um drei Meter auf 15 Meter verlängert, zwei Masten wurden<br />

gesetzt, Bug und Heck kreativ umgestaltet und die Aufbauten<br />

für Atelierzwecke und Fernreisen geändert.<br />

1975 segelte die Regentag unter Kapitän Horst von Wächter<br />

in 18 Monaten von Venedig nach Neuseeland – der neuen<br />

Heimat Hundertwassers. Dabei stand das Multitalent Hundertwasser<br />

im Mittelmeer, in der Karibik und auf der letzten<br />

Strecke in die romantische Bay of Islands am Nordende der<br />

Nordinsel von Neuseeeland am Steuerruder.<br />

Hundertwasser selbst war einige Jahre immer wieder an Bord<br />

der Regentag künstlerisch tätig, meist war aber Horst von<br />

Wächter mit dem Schiff unterwegs. Warum ist Hundertwasser<br />

in Japan populär? Er war einige Jahre mit einer Japanerin verheiratet<br />

und übersetzte seinen Namen Friedrich auf »Friede«<br />

und »reich« daher Friedensreich.<br />

Das Schiff ist im Besitz der »Hundertwasser gemeinnützigen<br />

Privat-Stiftung« diese hat wieder Kapitän Gustav Jobst-<br />

ehemaliges Minoritenkloster.<br />

Die Regentag im Hafenbecken, im Hintergrund das Rathaus -<br />

mann mit der Verantwortung über den wertvollen Oldtimers<br />

betraut und die Stadt Tulln mit der Betreuung. Es ist nun<br />

notwendig, dass nach einem Unfall mit einem Bagger, durch<br />

den das Schiff beschädigt wurde, sachgemäße Reparaturen<br />

durchgeführt werden müssen. Dazu wird die Regentag auch<br />

aus dem Wasser gehoben werden. Für Gustav Jostmann eine<br />

organisatorische Herausforderung, müssen doch entsprechende<br />

Spezialbetriebe gefunden werden, die das museale Schiff<br />

fachgerecht instand setzen können.<br />

Wer genau hinsieht, dem wird vielleicht auffallen, dass der<br />

Buchstabe »N« auf der Backbordseite auf dem Kopf steht.<br />

Beim Betrachten des Schiffes wird auch deutlich, dass der<br />

Wasserpass – in Hundertwasser-Manier – mit Fliesen beklebt<br />

ist, die wiederum auf einer Zementschicht, die den Holzrumpf<br />

schützen soll, aufgebracht sind.<br />

Der Bug mit dem verkehrten N.<br />

Wir werden weiter über die Arbeiten am Schiff berichten.<br />

Info: http://www.fhsaustria.org/sektionen/schiffseigner/fhs-schiffe/regentag/


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

33<br />

Sektion Schiffseigner<br />

Leopold R. »Bobby« Kugel<br />

Immer wenn die FHS-Generalversammlung naht, neigt sich<br />

das Jahr auch schon zur Seite und dem Ende zu. So richtiges<br />

Urlaubsfeeling wollte bei dem tollen Sommerwetter in<br />

Mitteleuropa nicht aufkommen – Wasser gab es in Flüssen,<br />

Bächen und auch rundherum jede Menge. Besser ging es da<br />

unseren Mitgliedern Edith und Friedl Eggerstorfer, die mit<br />

ihrer „Bukanier“ ihre Europareise über Flüsse und Kanäle<br />

fortsetzten, in diesem Jahr Deutschland – Frankreich und<br />

Mittelmeer bis Italien. Sie hielten sich ungewollt immer am<br />

Rande der Tiefdruckzonen auf und kamen nur manchmal in<br />

die Freiluft-Waschanlage mit den himmlischen Schleusen, die<br />

uns vor allem im Juli und August überreich überschüttete;<br />

Auch die diesjährige Fahrt können Sie übrigens auf unserer<br />

Homepage nachlesen und mitverfolgen.<br />

Zäh gestaltete sich auch über den Sommer die Planung der<br />

Rückführung unseres restaurierten ex-DDSG Güterkahns<br />

10065, der noch immer in den Werft Bratislava verheftet<br />

ist. Nun steht endlich die Zulassung bevor – damit kann der<br />

denkmalgeschützte Kahn wenigstens wieder nach <strong>Österreich</strong><br />

überführt werden. Die Planung und Einreichung der endgültigen<br />

Lände und damit die Auswahl des neuen Standorts für<br />

Kahn und Museumshafen ist noch immer nicht abgeschlossen,<br />

macht aber weiter Fortschritte. Mit ein wenig Geduld<br />

und freundlicher Hilfe seitens der zuständigen Behörden<br />

könnte die Rückführung dann bis Ende des Jahres abgeschlossen<br />

sein. Alle Beteiligten und Betroffenen warten nach den<br />

endlosen Verzögerungen mit Sehnsucht auf den Tag, an dem<br />

die Schorbäume in ihre zumindest vorläufigen Taschen versenkt<br />

werden.<br />

Was auf uns Schiffseigner demnächst noch zukommen<br />

könnte, ist die verpflichtende Ausrüstung unserer (größeren)<br />

schwimmenden Untersätze mit AIS-Transponder (derzeit<br />

nur Pflicht bei Schiffen über 300 BRZ). Das Thema wird im<br />

Sinne von mehr Sicherheit auf den Binnengewässern diskutiert,<br />

sehen sich doch dann nicht nur die Großschifffahrt,<br />

sondern auch die Groß- und Kleinschifffahrt untereinander<br />

am Bildschirm mit Namen, Geschwindigkeit und Fahrtrichtung<br />

am Bildschirm. In Deutschland soll es noch bis Jahresende<br />

eine Regelung geben, die Türkei will in Kürze sogar die<br />

Ausrüstung mit sendenden AIS-Transpondern für alle Sportboote<br />

verpflichtend machen. Ob das bei heftig befahrenen<br />

Wasserstraßen wie dem Rhein noch Sinn macht, wenn die<br />

Strecke (am Bildschirm) voll mit Schiffs- und Bootsignalen<br />

überfrachtet wird, soll die Zukunft zeigen. Mehr Sicherheit<br />

auf den Wasserstraßen kann auf jeden Fall nicht schaden. Das<br />

Abfahren eines Steuerhauses unter einer Brücke beim nicht-<br />

Absenken und nicht-Beachtung der Pegelstände wird es jedenfalls<br />

weiterhin nicht verhindern.<br />

Die Jahrestagung des Vorstands der Organisation EMH –<br />

European <strong>Maritim</strong>e Heritage findet in Kürze und dieses<br />

Mal in <strong>Österreich</strong> statt – standesgemäß auf dem „MS Stadt<br />

Wien“ in Tulln. Die Foundation ist die europäische Dachorganisation<br />

für die Erhaltung historischer Schiffe, ihre Nutzung<br />

und Aufstellung in Museumshäfen und hat Beobachterstatus<br />

bei der UNESCO. Wir dürfen gespannt sein, was die EMH-<br />

Verantwortlichen aus ihrer Sicht über die Verhandlungen der<br />

Definition und der Behandlung von historischen Schiffen in<br />

den europäischen und Landesgremien berichten. Das Thema<br />

der historischen Schiffe wird in den europäischen Staaten<br />

durchaus sehr kontroversiell gesehen, nicht alle Länder haben<br />

hier den gleichen Zugang zu diesem Teil unseres kulturellen<br />

Erbes wie die Niederlande, Deutschland oder Belgien.<br />

Ich hoffe, wir sehen uns zahlreich auf der diesjährigen Generalversammlung<br />

in der Marina Wien – ich wünsche Ihnen<br />

und Euch bis dahin einen besseren Herbst, als es der Sommer<br />

war.<br />

Leopold-R. „Bobby“ Kugel<br />

Reise-Eindrücke unserer Eggerstorfer<br />

Canal Balesmes<br />

Sur le Pont d‘Avignon


34 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

Buchbesprechungen<br />

Modellsegeln für Einsteiger<br />

Bau-und Segelpraxis<br />

Heinz Schmalenstroh<br />

vth Modellwerft Baden-Baden, 2008<br />

ISBN: 978-3-88180-776-0,<br />

88 Seiten, etwa 200 farbige Abb.<br />

brosch. € 16,--<br />

Der Autor setzt sich nicht lange mit der<br />

Frage auseinander, wie man zu seinem<br />

Modell kommt und es baut, sondern<br />

geht geradlinig der Frage nach, welcher<br />

Bausatz zur Grundlage des Hobbys gemacht<br />

werden sollte, die kleine Micro<br />

Magic von Graupner, die auch von Vereinsmitgliedern<br />

FHS gesegelt wird, die<br />

Sea Cret von 2TM oder die Estelle<br />

von Robbe. Ausgesucht wurden diese<br />

3 Modelle „wegen ihrer einfachen Bauweise<br />

und der für einen Einsteiger zu<br />

erwartenden problemlosen Segeleigenschaften“.<br />

Unter Hinweis auf (kleine) Bauprobleme<br />

werden alle drei Yachten vorgestellt,<br />

gebaut und anschließend gesegelt. Dabei<br />

wird die Micro als handlich und gut<br />

segelnd beschrieben, die Sea Cret als<br />

flotter America´s Cuper und die Estelle<br />

eher als Starkwindsegler.<br />

Der Einsteiger erhält hier einen Hinweis<br />

darauf, welches Modell für ihn und sein<br />

Revier geeignet ist. Weitere Kapitel beschäftigen<br />

sich mit der Auswahl geeigneter<br />

Fernsteuerungen und ihrer Komponenten,<br />

schematischen Darstellungen<br />

der Segeltrimmung, Werkzeug- und<br />

Kleberauswahl sowie einer Segelkunde<br />

bis zum Trimm.<br />

Ein rundherum nützliches Büchlein, das<br />

sich auch an den Schiffsmodellbau-Einsteiger<br />

wendet, den schon mehr erfahrenen<br />

Modellbauer aber nicht zu befriedigen<br />

vermag.<br />

Herbert Klein<br />

Faszination RC-Segeln<br />

eiach einsteigen<br />

Uwe Kreckel<br />

Neckar-Verlag Villingen-Schwenningen<br />

2008, ISBN 978-3-7883-11<strong>56</strong>-8, 128 Seiten,<br />

300 durchgehend farbige Abb.,<br />

broschiert, € 12,80 (D), in A ca. € 14,--<br />

Auch dieses Buch wendet sich an den Segelanfänger,<br />

setzt allerdings schon einiges<br />

grundsätzliches Modellbauwissen voraus.<br />

Sehr geschickt führt es den Modellbauer<br />

über ganz allgemein gehaltene Erwägungen<br />

zu seinem Vernunftmodell und warnt<br />

vor Traummodellen, ohne aber die Auswahl<br />

auf Baukastenmodelle einzuschränken.<br />

Die Erwägungen reichen über die<br />

Riggauswahl zum Rumpf, vom Baukasten<br />

zum Eigenbau, vom Scalemodell mit der<br />

aktiven Crew an Bord bis zum ausschließlich<br />

seglerisch optimierten Modellregattaboot<br />

– das über die Jahrhunderte hinweg.<br />

Ist das geeignete Modell einmal ausgewählt,<br />

wird auf spezielle Probleme des Modellsegelns<br />

eingegangen und deren oft sehr<br />

originelle Lösung gezeigt, wobei unter dem<br />

Titel „Modifikationen“ auch viele Ansätze<br />

zu sehen sind, reich detaillierte vorbildähnliche<br />

Modelle zu bauen. Letztlich umfasst<br />

aber dieses Kapitel auch den Umbau des<br />

Riggs (1- auf 2-mastig) und des Unterwasserschiffs.<br />

Das Kapitel „Segeln“ beschreibt sehr praxisnah,<br />

aber nicht weitschweifig, alle Fragen,<br />

von der Position des Servo´s zum Schotumlenkpunkt,<br />

die Kurse, Einstellungen,<br />

Trimm, Segel und die, von den meisten<br />

Modellseglern verachteten, Regattaregeln.<br />

Ein sehr nützliches Buch mit vielen guten<br />

Informationen, das zwar grundsätzliche<br />

Schiffsmodellbaukenntnisse voraussetzt,<br />

aber dem Modellkapitän den ersten Schritt<br />

zum Segelboot sehr erleichtert. Sehr viel<br />

Buch für´s Geld!<br />

Herbert Klein<br />

FULMAR, TRINGA und LUCKY GIRL<br />

Drei außergewöhnliche Segelyachten<br />

nach Originalplänen von William Fife III<br />

Gisela u. Helmut Scharbaum<br />

Neckar-Verlag Villingen-Schwenningen<br />

2008, ISBN 978-3-7883-1155-1, 152 Seiten,<br />

etwa 300 größtenteils farbige Abb., broschiert,<br />

€ 29,60 (D), in A ca. € 32,--<br />

Diese großformatige und überaus reich mit Abbildungen<br />

ausgestattete Broschüre ist wahrlich<br />

in der Oberliga des Schiffsmodellbaus angesiedelt<br />

und setzt die Kenntnis der wichtigsten<br />

Techniken des Schiffsmodellbaus und einiges<br />

Können voraus, präsentiert dafür aber Modelle,<br />

die in Schönheit und Anmut den Originalen<br />

um nichts nachstehen.<br />

Präsentiert werden 3 Klassiker, die 8-m-R-Yacht<br />

FULMAR (1928), die ältere 8-m-R-Yacht LU-<br />

CKY GIRL (1909) und das eigenwillige 19/24<br />

ft-Design TRINGA (1899). Zu jedem Design<br />

fanden umfangreiche Recherchen des Baues,<br />

der Geschichte und der Klasse statt, wozu auch<br />

mehrere Reisen nach Schottland oder nach<br />

Monaco gehörten, um – soweit noch möglich<br />

– auch die Originale zu besuchen, sie zu<br />

vermessen und zu fotografieren. Dann wurden<br />

die Modelle angefertigt, 3- oder 4-mm-Sperrholzspanten<br />

und darüber 4 Lagen Glasgewebe.<br />

Soweit so gut und bekannt. Die große Kunst<br />

äußert sich in den Details, dem Teakholzdeck<br />

- natürlich mit Sikaflex verfugt - samt<br />

Fischung und Königsplanke, den Beschlägen,<br />

dem Nachbau der Originalbeschläge bis zu den<br />

laminierten Mastringen. Die Liste ist beliebig<br />

fortzusetzen. Dann wird das Modell und auch<br />

das Original besegelt und wieder entstehen<br />

wunderbare Fotos, etwa des Modells vor der<br />

realen Kulisse des Hafens von Cannes.<br />

Wer von so einem Klassiker träumt oder gar<br />

besitzt, sei es ein Original oder ein Modell,<br />

wird mit diesem Band viel Freude haben und<br />

unzählige wertvolle Informationen gewinnen.<br />

Wieder erstaunt das günstige Preis/Leistungsverhältnis<br />

des Bandes.<br />

Herbert Klein


<strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>56</strong> - Sept. 2014<br />

35<br />

Die nächsten Termine 2014<br />

01. Okt. Bordabend ObÖst. 14. Okt. Stammtisch The View 18. Okt. Generalversammlung<br />

05. Nov. Bordabend ObÖst 11. Nov. Stammtisch The View 28. Okt. Stammtisch Schimanko<br />

03. Dez. Bordabend ObÖst 9. Dez. Stammtisch The View 25. Nov Stammtisch Schimanko<br />

Der Schraubendampfer Thalia (gebaut 1909, erneuert 1986-1988) war am Nachmittag des 18. August 2014 im Liniendienst<br />

am Wörthersee unterwegs. Die Passagierfrequenz war gut und es ist immer ein technischen Vergnügen die Maschinensignale beim<br />

Anlegen zu verfolgen. Der Maschinist muss die Dampfmaschine händisch für Vorwärts- oder Rückwärts-Fahrt umsteuern. Und das<br />

dauert natürlich etwas.<br />

Das 39,35 m lange Schiff ist für 280 Passagiere zugelassen.<br />

Foto Nik Sifferlinger.<br />

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