100 JAHRE GOLF - Golf.de
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Henkell galt <strong>de</strong>r Redaktion als Garant für „Neues und Wertvolles.“ Der Verbandsführer<br />
<strong>de</strong>monstrierte seinerseits Kontinuität und berief Teile <strong>de</strong>s alten Präsidiums in seinen, allerdings<br />
nur mehr beraten<strong>de</strong>n, „Führerkreis“. En<strong>de</strong> 1933 machte <strong>de</strong>r DGV auch <strong>de</strong>n Clubs<br />
die Umstellung auf das Führerprinzip zur Pflicht. Einvernehmlich ließ <strong>de</strong>r Verbandstag<br />
1934 eine „Son<strong>de</strong>rermächtigung“ für <strong>de</strong>n Verbandsführer verlesen. Die Gewohnheit in<br />
Sportclubs und Sportverbän<strong>de</strong>n, einigen Bereitwilligen die Geschicke rund ums eigene<br />
Sporttreiben zu überlassen, mochte <strong>de</strong>n grundsätzlichen Umschwung <strong>de</strong>r Organisation in<br />
<strong>de</strong>n Kopfstand nur als unpolitische gymnastische Übung erscheinen lassen. Die Mehrheit<br />
hielt es wohl, gewollt naiv, mit <strong>de</strong>n Worten ihres Verbandsführers: „Was kann es Schöneres<br />
geben, als im Kreise von <strong>Golf</strong>ern nur über <strong>Golf</strong> zu re<strong>de</strong>n.“<br />
Im Einvernehmen mit <strong>de</strong>m Reichssportführer verkün<strong>de</strong>te Henkell hochtraben<strong>de</strong> Pläne:<br />
Deutschland sollte sich zu einer weltweit ebenbürtigen <strong>Golf</strong>nation mausern. Wie im ganzen<br />
NS-Staat sollte die Jugend vorangehen, eine Popularisierung <strong>de</strong>s <strong>Golf</strong>sports sollte folgen.<br />
Im Februar 1934 mel<strong>de</strong>te sogar die New York Times auf ihrer Titelseite: „<strong>Golf</strong> Decreed a<br />
National Sport by Nazis“. Das amtliche <strong>Golf</strong>organ in Deutschland verbreitete einen Aufruf<br />
an „die Führer unserer <strong>de</strong>utschen Städte: Baut <strong>Golf</strong>plätze!“ Die Zeitschrift konnte sich<br />
auch sonst kaum bremsen: „Ein gesun<strong>de</strong>r Geist weht im <strong>de</strong>utschen <strong>Golf</strong>. Das Ziel lautet:<br />
Weltgeltung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen <strong>Golf</strong>sports.“ Der DGV galt nun als zeitgemäße „Schmie<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>utschen <strong>Golf</strong>sports“, und das Magazin hämmerte „<strong>Golf</strong>-Heil!“<br />
Die allgemeine Gau-Einteilung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Sports galt „bei <strong>de</strong>m kleinen und verstreuten<br />
Kreis unserer <strong>Golf</strong>gemein<strong>de</strong>“ allerdings nicht. Karl Henkell hatte offenbar <strong>de</strong>m Reichssportführer<br />
die Eigenart <strong>de</strong>r <strong>Golf</strong>strukturen und das darin vorhan<strong>de</strong>ne persönliche Netzwerk<br />
nahe gebracht. Auch die Regeln <strong>de</strong>s schottischen Royal and Ancient Club in St. Andrews<br />
durften weiterhin in Deutschland gelten, und die verbliebenen zwölf britischen <strong>Golf</strong>lehrer<br />
stan<strong>de</strong>n als spezielle Fachschaft im Schutz <strong>de</strong>s DGV. Auch das schon in <strong>de</strong>r Weimarer<br />
Zeit sprichwörtliche „Bä<strong>de</strong>rgolf“ in <strong>de</strong>n Kurorten sah sich unterstützt und einverleibt. Der<br />
Reichssportführer selbst ordnete <strong>de</strong>n <strong>Golf</strong>sport einem <strong>de</strong>r „wichtigsten Grundfeiler <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>utschen Wirtschaftsaufbaues - <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong>nindustrie“ zu. Der „Reichsausschuss für Frem<strong>de</strong>nverkehr“<br />
nahm <strong>de</strong>n <strong>Golf</strong>tourismus in seine Obhut und ermunterte ausländische und<br />
<strong>de</strong>utsche Gäste zum Reisen in <strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong>n.<br />
Olympische <strong>Golf</strong>kulissen<br />
In Berlin 1936 sollte nach Paris 1900 und St. Louis 1904 <strong>Golf</strong> wie<strong>de</strong>r olympisch auftreten.<br />
So je<strong>de</strong>nfalls wollten es von Tschammer und Henkell. Doch selbst ein Reichssportführer<br />
konnte nicht einfach eine neue Sportart ins olympische Programm drücken, das IOC blieb<br />
bei seinem Nein. Der Reichssportführer schenkte <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>n nichtolympischen Sportarten<br />
als Ersatz eine „Nacholympia<strong>de</strong>“, die unmittelbar nach <strong>de</strong>r Berliner Schlussfeier das Original<br />
imitieren sollte. Die traditionelle „Große Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>ner Sportwoche“ wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb<br />
olympisch aufgela<strong>de</strong>n, ein „Großer <strong>Golf</strong>preis“ ausgeschrieben. Die amerikanische Mannschaft<br />
blieb zuhause, Zu- und Absagen wechselten, einen Tag vor <strong>de</strong>r Eröffnung kam <strong>de</strong>r<br />
Verzicht <strong>de</strong>r Schweizer und Schwe<strong>de</strong>n. Teilnehmer waren schließlich Mannschaften aus<br />
England, Frankreich, Holland, Italien, <strong>de</strong>r Tschechoslowakei, Ungarn und Deutschland.<br />
Das Magazin „<strong>Golf</strong> Illustrated“ bezweifelte das Wehen <strong>de</strong>s olympischen Geistes und kritisierte<br />
die Teilnahme <strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r an dieser Veranstaltung „zum Scha<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s <strong>Golf</strong>sports“.<br />
Zu <strong>de</strong>utlich waren die braunen „Ehrenpreise von <strong>de</strong>n höchsten Stellen <strong>de</strong>s Reiches“: von<br />
Hitler persönlich, vom Reichssportführer und vom Reichsstatthalter von Ba<strong>de</strong>n. Auf Zuschauer<br />
und Akteure wartete im Großen Preis ein Zählspiel über 72 Löcher für Zweierteams. Die<br />
Briten trugen <strong>de</strong>n Sieg davon. Karl Henkell schritt nach quasiolympischer Flaggenzeremonie<br />
zur Preisverteilung und überreichte <strong>de</strong>n Gewinnern <strong>de</strong>n „Führerteller“. Die bei<strong>de</strong>n britischen<br />
<strong>Golf</strong>spieler stiegen daraufhin zu Nationalhel<strong>de</strong>n auf, die es Hitler gezeigt hätten.<br />
Die „Daily Mail“ von Hull berichtete triumphierend: “The Fuhrer not amused.”<br />
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