Themenwoche Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist unverzichtbar. Der Münchner Merkur und die tz haben in einer Themenwoche viele Aspekte beleuchtet, von grüner Geldanlage bis E-Bikes.
Nachhaltigkeit ist unverzichtbar. Der Münchner Merkur und die tz haben in einer Themenwoche viele Aspekte beleuchtet, von grüner Geldanlage bis E-Bikes.
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WOHNEN<br />
&<br />
ZUKUNFT<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
in Ihrer<br />
Zeitung<br />
Leserthema: „Nachhaltige Immobilien“ Nr. 123 | Freitag, 31. Mai 2024<br />
Mehr Homeoffice bedeutet<br />
mehr Leerstand bei Büros<br />
Zusätzlich sind 11 000 Wohnungen in Metropolen möglich<br />
Wie werden wir in Zukunft wohnen?<br />
Welche Maßnahmen helfen, bei der Arbeit<br />
Ressourcen zu sparen? Welche Jobs<br />
sind besonders nachhaltig – und welche<br />
helfen dabei, die Energiewende zu verwirklichen?<br />
Wie ernähren wir uns umweltbewusst?<br />
Wie kann Mobilität auch<br />
in Zukunft gelingen und welche Anlagen<br />
an den Finanzmärkten sind nachhaltig?<br />
Diesen und weiteren Fragen geht die Redaktion<br />
im Laufe dieser Woche auf den<br />
Grund. Im Rahmen der <strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
werden jeden Tag unterschiedliche<br />
Themenbereiche beleuchtet. Heute<br />
stehen die Themen Wohnen und <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
auf unserer Agenda.<br />
Die weiteren Themen<br />
sind:<br />
• Samstag, 1. Juni<br />
Mobilität / Netzausbau<br />
Der Umbau von leerstehenden Büros<br />
könnte den Wohnungsmangel in<br />
Metropolen spürbar lindern. Ungenutzte<br />
Büroflächen bieten das Potenzial<br />
für rund 11 300 Wohnungen in den sieben<br />
größten Städten Deutschlands,<br />
zeigen neue Berechnungen des<br />
Immobilienspezialisten Jones<br />
Lang LaSalle (JLL), die der<br />
Deutschen Presse-Agentur<br />
vorliegen. „Der aktuelle<br />
Wohnungsbedarf in den<br />
sieben Metropolen könnte<br />
mit der Umwandlung von<br />
Büros zu rund einem Fünftel<br />
gedeckt werden“, erläutert Research-Experte<br />
Helge Scheunemann<br />
von JLL Deutschland. In manchen Städten<br />
lasse sich ein besonders hoher Teil des Bedarfs<br />
stillen, etwa in Düsseldorf (57 Prozent),<br />
Stuttgart (51), Frankfurt (34) und<br />
München immerhin noch 23 Prozent<br />
In München<br />
könnten<br />
23 Prozent des<br />
Wohnungsbedarfs<br />
mit einer Umwandlung<br />
gedeckt<br />
werden.<br />
• Montag, 3. Juni<br />
Erneuerbare Energien<br />
Haben Sie Wünsche und Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns unter:<br />
beilagenredaktion@ merkurtz.media<br />
VIEL SPASS BEIM LESEN WÜNSCHT<br />
IHRE REDAKTION SONDERVERÖFFENTLICHUNGEN<br />
Viel Wohnfläche im<br />
Bundesbesitz steht leer<br />
In Deutschland stehen insgesamt mehr<br />
als 360000 Quadratmeter Wohnraum<br />
im Besitz des Bundes leer. Das geht aus<br />
einer Antwort des Bundesfinanzministeriums<br />
auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten<br />
Caren Lay hervor,<br />
die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.<br />
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />
(Bima) verfügt demnach<br />
allein in Berlin über mehr als 18000 Quadratmeter<br />
leerstehenden Wohnraum. Zu<br />
den Wohnungen zählten nach Angaben<br />
des Finanzministeriums etwa solche, die<br />
derzeit nach einem Auszug noch nicht<br />
vermietet sind, zeitnah wieder vermietet<br />
werden könnten, sowie sanierungsbedürftige<br />
Wohnungen. In wenigen Fälle seien<br />
die Wohnungen dauerhaft nicht nutzbar,<br />
da etwa das Planungsrecht fehle. Die Bima<br />
gehört dem Bund und ist eine der größten<br />
Immoeigentümerinnen Deutschlands.<br />
Nach Angaben des Rats der Immobilienweisen<br />
fehlen in Deutschland in diesem<br />
Jahr 600000 Wohnungen. Von fast sechs<br />
Millionen Quadratmetern des Bundes für<br />
„Gewerbe und sonstige Liegenschaften“,<br />
zu denen Büro-, Lager- und Produktionsflächen<br />
zählten, stünden 2,8 Millionen leer,<br />
hieß es in der Antwort des Ministeriums. Bei<br />
1,2 Millionen Quadratmetern fehlte das Planungsrecht,<br />
bei 638000 seien die Objekte<br />
nicht nutzbar und bei 453000 Quadratmetern<br />
sei der Verkauf geplant.<br />
DPA<br />
Auch die Bundesarchitektenkammer<br />
dringt darauf, die Chancen von Umwandlungen<br />
besser zu nutzen. Doch nicht alle<br />
Bürostandorte eignen sich als Wohnviertel<br />
und die architektonischen Hürden<br />
sind vergleichsweise hoch. Bisher spielten<br />
Umwidmungen zu Wohnungen eine<br />
vergleichsweise kleine Rolle, so JLL. Eine<br />
Ausnahme ist Frankfurt: Dort habe sich<br />
in den vergangenen 15 Jahren die Zahl<br />
der Büroumbauten mehr als verdoppelt.<br />
In Frankfurt am Main seien in den nächsten<br />
vier Jahren zudem 1 200 Wohneinheiten<br />
aus Büroumwandlungen geplant,<br />
sagt Scheunemann. „Hier gibt es viele<br />
Flächen in alten Bürotürmen, die sich<br />
zur Umwandlung in Wohnungen eignen,<br />
da ihre quadratischen Grundrisse einen<br />
natürlichen Lichteinfall bieten.“ Doch<br />
auch anderswo gebe es ungenutztes<br />
Potenzial. „Das Thema hat an Fahrt aufgenommen.“<br />
Anteil des Wohnungsbedarfs, der durch<br />
Umbau von Büros gedeckt werden könnte.<br />
Foto: picture alliance / dpa / dpa Grafik<br />
Auch im schönen München gibt es einiges an leerstehenden Büroflächen. Diese können jedoch nicht ohne Weiteres in Wohnraum<br />
umgewandelt werden. Foto: Imago / Westend 61<br />
Büros in der Krise,<br />
Wohnungen sind begehrt<br />
Denn mit dem Trend zum Homeoffice<br />
stehen viele Büroflächen leer, Unternehmen<br />
trennen sich von Flächen. JLL zufolge summierte<br />
sich der Büroleerstand in den sieben<br />
Metropolen Berlin, Hamburg, München,<br />
Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf<br />
Ende 2023 auf rund 5,64 Millionen Quadratmeter,<br />
davon 2,68 Millionen abseits<br />
gefragter A-Lagen, wo eine Wiedervermietung<br />
relativ leicht ist. Auf der anderen Seite<br />
ist der Wohnungsmangel in Deutschland<br />
groß. Nach Einschätzung des Zentralen Immobilienverbands<br />
(ZIA) fehlen dieses Jahr<br />
600000 Wohnungen, 2027 könnten es<br />
830000 sein. Wegen der gestiegenen Zinsen<br />
und Baukosten steckt der Wohnungsbau in<br />
der Krise. Warum also werden nicht mehr<br />
leere Büros in Wohnungen umgewandelt?<br />
„Bürostandorte sind nicht gleich Wohnstandorte“,<br />
erklärt Experte Scheunemann.<br />
Nötig sei etwa die Anbindung an Schulen,<br />
Nahverkehr, Kindergärten, Geschäfte und<br />
Parks. Außerdem sind Umwidmungen wegen<br />
der gestiegenen Baukosten teuer und<br />
aufwendig. So gibt es eine Reihe architektonischer<br />
Hürden wie die Deckenhöhe und<br />
geeignete Grundrisse, sagt Scheunemann.<br />
Oft sei mangelnder Lichteinfall bei großen,<br />
tiefen Flächen ein Problem, oder die Frage,<br />
ob an der Fassade Balkone angebracht werden<br />
könnten.<br />
Kosten- und Umweltvorteile –<br />
aber viele praktische Hürden<br />
Dafür locken einige Vorteile: So liegen<br />
die Kosten für die Umnutzung von Büros zu<br />
Wohnraum in den Metropolen nach früheren<br />
Angaben von JLL rund 50 Prozent niedriger<br />
als im Neubau. Zudem seien die CO 2<br />
-Emissionen<br />
bei Sanierungen deutlich geringer<br />
– denn der Rohbau oder die Gebäudehülle<br />
stünden ja schon. Und neue Flächen würden<br />
auch nicht gebraucht. Auch die Bundesregierung<br />
sieht das Potenzial. Über das Programm<br />
„Gewerbe zu Wohnen“ sollen Kauf und<br />
Umbau von Gewerbegebäuden zu Wohnungen<br />
mit 120 Millionen Euro bezuschusst<br />
werden. „Wir haben heutzutage sehr viele<br />
leerstehende Büros, sehr viele leere Ladenlokale,<br />
und das ist ein gutes Potenzial, was<br />
man auch ohne Nachverdichtung von zusätzlicher<br />
Fläche geben kann“, sagte Bauministerin<br />
Klara Geywitz (SPD) kürzlich. Andrea<br />
Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer,<br />
mahnt angesichts der Krise im<br />
Wohnbau, alle Potenziale auszuschöpfen<br />
– seien es Aufstockungen, Nachverdichtungen<br />
oder eben der Umbau von Büros, alten<br />
Fabriken oder Handelsimmobilien. „Es geht<br />
um die gemischte Stadt, viele Ansätze sind<br />
da.“ Auch unter Bauherren tue sich etwas.<br />
„Manche hatten Pläne für Gewerbeobjekte<br />
und kommen jetzt auf uns zu und wollen<br />
Teile davon in Wohnungen umwandeln.“<br />
Fehlende Anreize<br />
für Eigentümer<br />
Doch die Architektur von Büros unterscheide<br />
sich komplett von jener für Wohnungen,<br />
sagt Gebhard. „Während Büros großflächig<br />
geplant sind, sind Wohnungen kleinteilig<br />
gedacht.“ Bei einer Umwandlung müssten<br />
je getrennte Zugänge, Sanitäranlagen und<br />
Belüftungen geschaffen werden. Grundsätzlich<br />
gelte: Je größer und tiefer die Grundfläche,<br />
desto schwieriger werde der Lichteinfall.<br />
Manchen Eigentümern fehle zudem der<br />
Anreiz zum Umbau: „Büromieten sind im<br />
Schnitt deutlich höher als Wohnungsmieten,<br />
zumindest in guten Lagen.“ Und einige Firmen<br />
gäben ihre Büros nicht auf, weil sie die<br />
Belegschaft wieder mehr vor Ort sehen wollten.<br />
Besonders aufwendig werde es, wenn<br />
Gewerbegebiete im Speckgürtel umgestaltet<br />
werden sollten. In Vierteln abseits der Zentren<br />
und nahe der Autobahn sei das Leben<br />
unattraktiv. „Wohnen ist Heimat.“<br />
ALEXANDER STURM , DPA