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UMWELT & TAFEL Leserthema: „Nachhaltig und gesund leben“ Nr. 122 | Mittwoch, 29. Mai 2024 Saisonal und pflanzlich INTERVIEW mit Expertin Daniela Krehl über nachhaltiges Essen <strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche in Ihrer Zeitung Im März hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) neue Empfehlungen für Verbraucher veröffentlicht. Sie rät unter anderem zu weniger tierischen Produkten – für Gesundheit und Umwelt. Daniela Krehl vom Referat Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Bayern hat Tipps, wie es mit dem gesunden und nachhaltigen Essen klappt. VON MARION BRANDSTETTER Frau Krehl, die DGE rät zu weniger Fleisch und Milchprodukten – warum? Da ist der Konsum gesundheitlich und in Sachen Umwelt ein Problem. Eigentlich wäre noch weniger Fleisch wünschenswert. Aber da hält sich die DGE auch an die Konsumgewohnheiten: Man empfiehlt dann nicht 30 Gramm Currywurst, sondern etwas Realistisches. Aber weniger Fleisch bedeutet einen gesundheitlichen Vorteil, insbesondere, was Herz-Kreislauf-Erkrankungen angeht. Und umwelttechnisch steht fest: Man braucht auf jeden Fall mehr Fläche. Das Futtermittel, was ich für ein Rind brauche, ist ungefähr das Sieben- oder Achtfache vom Körpergewicht des Tiers. Und es fallen viele Schlachtabfälle an. Man könnte siebenmal, achtmal mehr Menschen ernähren. Eine Besonderheit haben wir in Bayern: Hier werden zur Tierfütterung teilweise Grünflächen genutzt, auf denen man kein Getreide anbauen kann. Nichtsdestotrotz ist es einfach so, dass die CO 2 -Bilanz vor allem bei Rindfleisch im Vergleich zu pflanzlichen Lebensmitteln so schlecht ist, dass Pflanzen und Hülsenfrüchte immer besser dastehen. Die DGE empfiehlt eher wenig Obst. Liegt das am Fruchtzucker? Ja. Vor allem Südfrüchte wie Mangos, Bananen oder auch Trauben haben einen sehr hohen Fruchtzuckergehalt. Dagegen sind unsere heimischen Beeren wie Brombeeren oder Johannisbeeren relativ fruchtzuckerarm, sodass man auch hier noch mal umweltfreundlich agieren kann, Eine vielseitige Ernährung mit wenigen tierischen Produkten tut Mensch und Umwelt gut. Foto: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) indem man einfach die regionalen Beeren der Saison isst. Wie sieht es bei Pflanzendrinks aus? Zunächst darf man nicht vergessen, dass sie zwar küchentechnisch die Milch ersetzen können, aber von den Inhaltsstoffen her kaum. Milchprodukte werden ja von der DGE auch weiterhin empfohlen, bis zu einer gewissen Menge. Denn sie liefern viel Kalzium, aber auch Vitamin B12 oder Jod – und das haben die Pflanzendrinks nicht. Deswegen sind viele von ihnen auch angereichert. Übrigens fürchten ja viele, dass das Soja für Drinks und Tofu aus Südamerika kommt. Das stimmt jedoch nicht, dieses Soja stammt größtenteils aus Europa, südamerikanisches Soja wird eher an Tiere verfüttert. Was empfehlen Sie bei Fleisch- oder Käseersatzprodukten? Hier gilt das gleiche wie bei allen anderen Lebensmitteln: Stark verarbeitete Produkte können problematisch sein. Ein Blick auf die Zutatenliste und Nährwerte hilft bei der Entscheidung. Und der Industrie gelingt es immer mehr, vegane und vegetarische Ersatzprodukte ohne Zusatzstoffe zu produzieren. Aber: Wenn ich mir die veganen Wurst- und Fleischersatzprodukte anschaue, weisen sie genau das auf, was auch beim echten Fleisch nicht optimal ist. Ich spreche jetzt von panierten Schnitzeln, Würstchen, Aufschnitt und dergleichen. Da sagt man auch bei der Fleischvariante: in Maßen bitte. Die DGE empfiehlt auch Nüsse – aber sind die nicht sehr fett? Es ist tatsächlich neu, dass die DGE jetzt Nüsse in ihre Empfehlungen mit reingenommen hat. Nüsse sind immer fettreich, das heißt, sie sind auch immer sehr kalorienhaltig. Aber es sind sehr gesunde Fette. Es gibt auch nicht die gesündeste Nuss, denn jede hat Vor- und Nachteile. Bei den Paranüssen zum Beispiel ist das Problem die Radioaktivität. Bei Mandeln sind es Monokulturen: Die meisten Mandeln kommen aus Kalifornien – da gehen auf ein Kilo rund 3 000 Liter Wasser drauf in einer Region, in der Wassermangel herrscht. Es ist aber sehr schwer für Verbraucherinnen und Verbraucher, heimische Nüsse zu bekommen. Kann man sich ohne viel Verzicht nachhaltig ernähren? Ja. In Bayern profitiert man da schon vom Standort, weil die Landwirtschaft hier extrem präsent ist. Im Fränkischen ist das Obst und Gemüse, hinzu kommt die Fleischproduktion in Form von Rindern und die Milchproduktion. Das heißt, wir können uns schon sehr regional ernähren – wobei das Regionale manchmal gar nicht so wichtig ist, weil es darauf ankommt, wie man transportiert. Das klassische Beispiel ist der neuseeländische Apfel im Frühsommer, dessen CO 2 -Bilanz fast besser ist als das, was wir regional haben, weil die Lagerung auch sehr viel CO 2 entstehen lässt. Ich würde den größeren Schwerpunkt auf eine saisonale Ernährung legen. Wir haben da ein schönes Beispiel: Wie viel CO 2 entsteht bei einer Tomate aus dem Treibhaus in Spanien, wo ich keine fossilen Brennstoffe verwende? Und wie viel CO 2 entsteht, wenn ich im Winter eine Tomate aus Deutschland nehme, deren Gewächshaus mit fossilen Brennstoffen beheizt wird – das ist nämlich deutlich höher. Da profitiert die spanische Tomate. Wie können Verbraucher mehr tun? Ich habe ja hier in Bayern ganz häufig die Möglichkeit, auf Bauernmärkten oder bei Direktanbietern einzukaufen. Da unterstütze ich wirtschaftlich meine Region und habe einfach dieses Saisonale und Regionale auch berücksichtigt. Dann ist ganz, ganz wichtig, wie ich selber in den Supermarkt komme. Denn wenn ich das mit meinem großen SUV mache, verhagelt es mir den ganzen Einkauf. Wir empfehlen das Regionalfenster und das bayerische Bio-Siegel zur Orientierung. Wie werden wir in Zukunft wohnen? Welche Maßnahmen helfen, bei der Arbeit Ressourcen zu sparen? Welche Jobs sind besonders nachhaltig – und welche helfen dabei, die Energiewende zu verwirklichen? Wie ernähren wir uns umweltbewusst? Wie kann Mobilität auch in Zukunft gelingen und welche Anlagen an den Finanzmärkten sind nachhaltig? Diesen und weiteren Fragen geht die Redaktion im Laufe dieser Woche auf den Grund. Im Rahmen der <strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche werden jeden Tag unterschiedliche Themenbereiche beleuchtet. Heute stehen „Wasser, Ernährung und Umwelt“ im Mittelpunkt. Wie kann man diese Bereiche nachhaltiger gestalten? Die weiteren Themen sind: • Freitag, 31. Mai Wohnen in der Zukunft • Samstag, 1. Juni Mobilität / Netzausbau • Montag, 3. Juni Erneuerbare Energien Haben Sie Wünsche und Anregungen? Schreiben Sie uns unter: beilagenredaktion@merkurtz.media VIEL SPASS BEIM LESEN WÜNSCHT IHRE REDAKTION SONDERVERÖFFENTLICHUNGEN Kleine Schritte: Wer hier und da die Stellschraube dreht, kann viel in Sachen <strong>Nachhaltigkeit</strong> erreichen. Wasser sparen in Haus und Garten Vom Abwasch bis zum Zähneputzen: Ohne Wasser geht‘s nicht. Doch im Haushalt kann man an vielen Stellen schrauben, um weniger Wasser aus der Leitung zu verbrauchen. Sieben Tipps, die sich leicht umsetzen lassen. Wasser abmessen Schon beim Kochen kann man mit dem Sparen anfangen. Und zwar, indem man immer nur so viel Wasser in den Kochtopf oder Wasserkocher gibt, wie man tatsächlich braucht. Für eine Tasse Tee zum Beispiel reichen in der Regel 250 bis 300 Milliliter im Wasserkocher. Darauf weist der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) auf seiner Website hin. Von Hand spülen spart kein Wasser. Foto: picture alliance/dpa/Zacharie Scheurer Lieber spülen lassen Beim Geschirrspülen kann man Wasser und Mühe zugleich sparen: Denn generell ist laut VKU die Nutzung einer Geschirrspülmaschine nachhaltiger als das Spülen mit der Hand im Spülbecken: Sie nutzt demnach bei einem Spülgang circa 30 Prozent weniger Wasser. Am besten lässt man die Maschine immer erst dann laufen, wenn sie auch wirklich voll beladen ist. Die meisten Geschirrspüler verfügen zudem über ein Eco-Programm, das weniger Energie verbraucht. Volumen im Spülkasten Stopp drücken: Das geht bei den meisten Toilettenspülungen. Nutzen Sie die entsprechende Taste, wenn es auch mit einer kurzen Spülung getan ist. Die maximale Menge Wasser, die aus dem Spülkasten ins Klosett fließt, lässt sich aber auch begrenzen, indem man einige mit Steinen gefüllte Plastikflaschen in den Kasten legt – denn dann passt weniger Wasser rein. Darauf weist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf seiner Website hin. Sparsamer Duschkopf Duschen statt baden, möglichst kurz unter der Brause stehen und das Wasser ausschalten, wenn man sich gerade einseift oder die Haarkur einwirken lässt: Das sind Tipps, mit denen man einfach Wasser sparen kann. Der BUND rät zudem, einen sparsamen Duschkopf zu verwenden. Aus den besten fließen demnach nur sechs statt bis zu 20 Liter Wasser pro Minute. Dank beigemischter Luftblasen bleibe der Wasserstrahl aber trotzdem voll. Alternativ kann man auch einen Durchflussbegrenzer zwischen Armatur und Schlauch oder auf alle Wasserhähne montieren. Passende Gartenbepflanzung Auch im Garten kann man Wasser sparen. Die Stiftung Warentest hat in ihrer Zeitschrift „test“ (Ausgabe 04/24) dafür Tipps zusammengestellt. Einer davon: Pflanzen auswählen, die Trockenheit gegenüber resilient sind und wenig gegossen werden müssen. Fetthenne, Portulakröschen und Mittagsblume etwa. Auch Geranie, Lavendel, Rosmarin, Prachtkerze, Duftnessel und Purpursonnenhut brauchen verhältnismäßig wenig Wasser. Sommerpause im Beet Die meisten Gemüsesorten sind durstig. Deshalb kann es Sinn machen, im Sommer eine Pause im Beet einzulegen und stattdessen im Frühling Tiefwurzler wie Pastinake und Möhre zu säen oder schnell wachsende Sorten wie Radieschen und Rucola. Dazu rät Annette Bucher vom Institut für Gartenbau Weihenstephan (IGB) in der „test“. In Richtung Herbst kann man ihr zufolge dann mit Chinakohl und Pflücksalaten weitermachen. Mit Regenwasser gießen Sinnvoll, um Leitungswasser zu sparen: Regenwasser auffangen, etwa in einer Regentonne. Das ist auch wegen des geringen Kalkgehalts schonender für die Pflanzen, heißt es in der „test“. Am besten platziert man die Regentonne unter dem Fallrohr einer Regenrinne. Den optimalen Standort bietet ein ebener Untergrund an windgeschützten, nicht zu sonnigen Haus-, Schuppen- oder Garagenwänden. DPA