Themenwoche Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist unverzichtbar. Der Münchner Merkur und die tz haben in einer Themenwoche viele Aspekte beleuchtet, von grüner Geldanlage bis E-Bikes.
Nachhaltigkeit ist unverzichtbar. Der Münchner Merkur und die tz haben in einer Themenwoche viele Aspekte beleuchtet, von grüner Geldanlage bis E-Bikes.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SONNE,<br />
WIND,<br />
WASSER<br />
Leserthema: „<strong>Nachhaltigkeit</strong> – Erneuerbare Energien“ Nr. 125 | Montag, 3. Juni 2024<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
in Ihrer<br />
Zeitung<br />
Wie werden wir in Zukunft wohnen?<br />
Welche Maßnahmen helfen, bei der<br />
Arbeit Ressourcen zu sparen? Welche<br />
Jobs sind besonders nachhaltig – und<br />
welche helfen dabei, die Energiewende<br />
zu verwirklichen? Was bedeutet eine<br />
umweltbewusste Ernährung? Wie kann<br />
Mobilität auch in Zukunft gelingen und<br />
welche Anlagen an den Finanzmärkten<br />
sind nachhaltig? Diesen und weiteren<br />
Fragen ist die Redaktion im Laufe der<br />
vergangenen Woche im Rahmen der<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>sserie auf den Grund gegangen<br />
und hat jeden Tag einen anderen<br />
Themenschwerpunkt beleuchtet – von<br />
Berufen und Reisen über Ernährung und<br />
Wohnen bis hin zu Finanzmärkten und<br />
Mobilität. Zum Abschluss der Serie am<br />
heutigen Tag stehen „Erneuerbare Energien“<br />
im Mittelpunkt.<br />
Alle Beiträge der <strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
finden Sie auch als E-Paper im Internet<br />
unter digitalkiosk.merkurtz.media<br />
Mithilfe der Sonne lässt sich mit einem Balkonkraftwerk Strom für den eigenen Haushalt erzeugen – und Geld sparen. Foto: PantherMedia / Serdynska<br />
Strom vom heimischen Balkon<br />
Welche Einsparung ein Stecker-Solargerät erbringen kann<br />
Haben Sie Wünsche und Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an<br />
beilagenredaktion@merkurtz.media<br />
VIEL SPASS BEIM LESEN WÜNSCHT<br />
IHRE REDAKTION SONDERVERÖFFENTLICHUNGEN<br />
Anmeldung<br />
des eigenen<br />
Kraftwerks<br />
Mit einem Balkonkraftwerk kann man<br />
auch ohne eigenes Dach Strom erzeugen,<br />
zum Beispiel am Balkon der Mietwohnung.<br />
Wer ein solches Gerät installiert<br />
und es in Betrieb nimmt, muss es aber<br />
anmelden – innerhalb eines Monats im<br />
Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur,<br />
erklärt die Branchenvereinigung<br />
Solar Cluster Baden-Württemberg.<br />
Der Anmeldeprozess für die Steckersolar-Geräte<br />
wurde mit dem Solarpaket<br />
erleichtert, ist kostenfrei und funktioniert<br />
online auf folgendem Weg:<br />
Zuerst geht man auf die Startseite<br />
des Marktstammdatenregisters unter<br />
www. marktstammdatenregister.de/<br />
MaStR. Dort gelangt man über die Menüpunkte<br />
„Registrierung einer Anlage oder<br />
eines Marktakteurs“ und „Registrierung<br />
einer Solaranlage“ zum Menüpunkt<br />
„Steckerfertige Solaranlage (sogenanntes<br />
Balkonkraftwerk)“. Dort muss man<br />
sich als Nutzer mit Namen und Adresse<br />
registrieren, den Standort der Anlage, das<br />
Datum der Inbetriebnahme, die Gesamtleistung<br />
der Module, die Wechselrichterleistung<br />
und die Nummer des Stromzählers<br />
eintragen.<br />
Eine gesonderte Anmeldung der Anlage<br />
beim Netzbetreiber, die bisher notwendig<br />
war, entfällt laut der Branchenvereinigung.<br />
Er werde nach der Anmeldung im<br />
Marktstammdatenregister automatisch<br />
über das Gerät informiert. DPA / TMN<br />
Stecker-Solaranlagen können online<br />
angemeldet werden. F.: dpa / Sven Hoppe<br />
Einige haben es, viele überlegen, ob sie es<br />
sich zulegen: Mit Solarmodulen am Balkon,<br />
im Garten oder auf dem Garagendach,<br />
mit einem sogenannten Balkonkraftwerk<br />
also, lässt sich eigener Strom erzeugen.<br />
Doch lohnen sich die Anschaffung und der<br />
Betrieb? Fachleute und ein Simulator können<br />
bei der Beantwortung helfen.<br />
Künftig dürfen Verbraucher laut Gesetz<br />
Solarmodule mit mehr Leistung an ihrem<br />
Balkon oder in ihrem Garten installieren als<br />
bisher. Bis zu zwei Kilowatt dürfen die Balkonkraftwerke<br />
dann leisten und die dahinter<br />
hängenden Wechselrichter, die den erzeugten<br />
Gleichstrom in netzüblichen Wechselstrom<br />
umwandeln, bis zu 800 Watt in die<br />
Steckdose einspeisen.<br />
Ob und ab wann sich eine solche Anlage<br />
rechnet, hat die Verbraucherzentrale NRW<br />
an einem fiktiven Dreipersonenhaushalt<br />
durchgerechnet: Wird ein Steckersolargerät<br />
mit einer Leistung von 800 Watt verschattungsfrei<br />
und senkrecht an einem Südbalkon<br />
montiert, könne es rund 560 Kilowattstun-<br />
So steht es um erneuerbare Energien – in Bayern und weltweit<br />
Die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien<br />
hat in Deutschland im ersten Quartal<br />
dieses Jahres spürbar zugelegt. „Insgesamt<br />
erzeugten Erneuerbare-Energien-Anlagen<br />
von Januar bis März rund 75,9 Milliarden<br />
Kilowattstunden (75900 Gigawattstunden)<br />
Strom und damit rund neun Prozent mehr als<br />
im Vorjahreszeitraum“, erklärte der Bundesverband<br />
der Energie- und Wasserwirtschaft<br />
(BDEW) Ende April. Bundeswirtschaftsminister<br />
Robert Habeck sieht Deutschland deshalb<br />
bei der Energiewende auf Kurs.<br />
Ausbau schreitet in allen<br />
Bereichen voran<br />
Nach vorläufigen Berechnungen des BDEW<br />
wurden im ersten Quartal rund 56 Prozent<br />
des Stromverbrauchs mit Erneuerbaren gedeckt.<br />
Am wichtigsten sind Windenergieanlagen<br />
an Land, aber auch Solarenergie,<br />
Wasserkraft und Offshore-Windanlagen<br />
seien demnach auf dem Vormarsch. „Der<br />
Ausbau erneuerbarer Energien hat zuletzt<br />
deutlich zugelegt“, erklärte BDEW-Chefin<br />
Kerstin Andreae. Habeck hob einen Anstieg<br />
um 17,5 Prozent bei der Produktion von<br />
Solar energie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
hervor. Auch der Bau von Offshore-<br />
Wind anlagen laufe weitgehend nach Plan.<br />
„Schwierigstes Themenfeld“ sei hingegen<br />
die Windkraft an Land, besonders in Süddeutschland<br />
müsse hier gehandelt werden.<br />
Laut einer Pressemitteilung der bayerischen<br />
Staatsregierung aus dem Januar ist man bereits<br />
dabei. „Bei der Windkraft in Bayern<br />
wird in den nächsten Jahren viel passieren“,<br />
den Strom pro Jahr erzeugen. Davon nutzen<br />
könnten Verbraucher den Fachleuten zufolge<br />
aber nur rund 350 Kilowattstunden, der Rest<br />
werde unentgeltlich ins Netz eingespeist.<br />
Zeit bis zur<br />
Amortisierung<br />
Geht man jetzt von einem Strompreis von<br />
35 Cent je Kilowattstunde aus, läge die Ersparnis<br />
durch den selbst produzierten Strom<br />
bei 122,50 Euro pro Jahr. Bei einem Gerätepreis<br />
von 500 bis 700 Euro hätte sich das<br />
Kraftwerk also dem Beiuspiel zufolge innerhalb<br />
von vier bis sechs Jahren amortisiert.<br />
Die Verbraucherzentrale weist allerdings<br />
darauf hin, dass die Wirtschaftlichkeit der Geräte<br />
von verschiedenen Faktoren abhängig<br />
ist. Dazu zählen neben den Anschaffungskosten<br />
und der Ausrichtung und Neigung<br />
des Moduls auch der aktuelle Strompreis des<br />
Versorgers. Entscheidend ist außerdem, wie<br />
viel des selbst produzierten Stroms Verbraucher<br />
tatsächlich nutzen können.<br />
Mit Windanlagen an Land wird der Großteil an Strom aus erneuerbaren Energien in<br />
Deutschland gewonnen. Foto: PantherMedia / Susanne Krofta<br />
Sören Demandt von der Verbraucherzentrale<br />
rät Interessierten daher, die Solarmodule<br />
immer unter Berücksichtigung des eigenen<br />
Stromverbrauchs zu wählen, denn eine<br />
größere Modulleistung sorgt nicht immer für<br />
eine größere Ersparnis. „Für Einpersonenhaushalte<br />
lohnt es sich in der Regel nicht,<br />
an die obere gesetzliche Leistungsgrenze zu<br />
gehen“, sagt er. Aufgrund des niedrigen eigenen<br />
Stromverbrauchs würde häufig mehr<br />
ins Netz eingespeist als selbst verbraucht.<br />
Simulator hilft bei Berechnung<br />
der idealen Modulleistung<br />
Mithilfe eines Batteriespeichers ließe sich<br />
zwar der verbrauchte Eigenanteil etwas erhöhen,<br />
Demandt zufolge aber nur unwesentlich.<br />
In finanzieller Hinsicht lohne sich eine<br />
solche Aufrüstung daher nicht. Die Speicher<br />
seien vergleichsweise teuer und hätten eine<br />
kürzere Lebensdauer als die Solar module. Sie<br />
müssten also vermutlich noch während der<br />
Laufzeit der Anlage ausgetauscht werden.<br />
erklärt dort der bayerische Wirtschafts- und<br />
Energieminister Hubert Aiwanger. Beim Zubau<br />
von Wind energie hole man auf. „Wir<br />
haben ja erst Ende 2022 die 10H-Regel geöffnet.<br />
Zusätzlich haben wir das Personal bei<br />
den Regierungen erhöht, um die Genehmigungsbehörden<br />
zu unterstützen“, so der<br />
Minister weiter. „Insgesamt gibt es in Bayern<br />
Planungen und Initiativen für mehr als<br />
500 neue Windräder.“<br />
Beim Ausbau erneuerbarer Energien liege<br />
Bayern vor allen anderen Bundesländern,<br />
heißt es in der Pressemitteilung. Zwar könne<br />
man bei der Windkraft „noch aufschließen“,<br />
bei der Photovoltaik aber sei man „unangefochtener<br />
Spitzenreiter“. Bei den erneuerbaren<br />
Energien in Bayern nehme Photovoltaik<br />
einen Anteil von rund 76 Prozent ein, Biomasse<br />
rund sechs und Wasserkraft etwa acht<br />
Prozent. Den Energiedaten des bayerischen<br />
Wirtschaftsministeriums zufolge wurden im<br />
Jahr 2022 rund 59 Prozent des Stroms aus<br />
erneuerbaren Energien gewonnen.<br />
Ausbau hat deutlich<br />
zugelegt<br />
In Europa stammten im Jahr 2023 etwa<br />
43 Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbaren<br />
Energien. Windenergie an Land mit<br />
17 Prozent und Wasserkraft mit zwölf Prozent<br />
seien die bedeutendsten Quellen, so<br />
Bei der Frage, wie hoch die ideale Modulleistung<br />
im jeweiligen Fall ist, kann der<br />
„ Stecker-Solar-Simulator“ der Hochschule<br />
für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin<br />
helfen. Wer dort verschiedene Parameter<br />
einstellt, kann ausrechnen, wie hoch der<br />
Nutzungsgrad und die Ersparnis mit verschiedenen<br />
Modulen am eigenen Balkon in<br />
etwa sind.<br />
Laut Energieexperte Thorsten Storck vom<br />
Vergleichsportal Verivox lohnen sich Balkonkraftwerke<br />
auch dann, wenn keine Idealbedingungen<br />
beim Anlagenaufbau oder Eigenverbrauch<br />
erreicht werden. Nur dauere es<br />
eben etwas länger, bis die Geräte ihren Preis<br />
wieder reingeholt hätten.<br />
Neben dem Sparen von Geld ist für einige<br />
auch die CO 2<br />
-Einsparung wichtig, die ein<br />
solches Solarkraftwerk bewirken kann. Die<br />
Anlage aus der Beispielrechnung der Verbraucherschützer<br />
etwa sorgt laut dem „Stecker-Solar-Simulator“<br />
der HTW Berlin dafür,<br />
dass pro Jahr rund 1,5 Tonnen weniger CO 2<br />
ausgestoßen werden.<br />
DPA / TMN<br />
der BDEW. Rund acht Prozent entfielen auf<br />
Solar energie.<br />
Weltweit sei 2023 fast ein Drittel des<br />
Stroms aus erneuerbaren Energien generiert<br />
worden, heißt es in einem Bericht<br />
der Denkfabrik Ember. Ihr Anteil sei seit<br />
2000 vor allem durch immer mehr Windund<br />
Sonnenenergie-Anlagen angestiegen,<br />
wobei Solarkraft im vergangenen Jahr<br />
am schnellsten gewachsen sei. Die Stromerzeugung<br />
aus Wasserkraft hingegen sei<br />
auf ein Fünfjahrestief gefallen. Zurückzuführen<br />
sei dies auf Dürren unter anderem<br />
in China, aber auch in Indien, Mexiko und<br />
Vietnam. Das Defizit wurde dem Bericht<br />
zufolge durch mehr Kohleverstromung ausgeglichen<br />
– was wiederum zu einem Anstieg<br />
der weltweiten Emissionen im Stromsektor<br />
führte.<br />
DPA / AFP / MTM<br />
Auch Wasserkraft trägt zur Energieerzeugung<br />
bei. Foto: PantherMedia / manfredxy