Themenwoche Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist unverzichtbar. Der Münchner Merkur und die tz haben in einer Themenwoche viele Aspekte beleuchtet, von grüner Geldanlage bis E-Bikes.
Nachhaltigkeit ist unverzichtbar. Der Münchner Merkur und die tz haben in einer Themenwoche viele Aspekte beleuchtet, von grüner Geldanlage bis E-Bikes.
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<strong>Themenwoche</strong>: 27. Mai bis 3. Juni 2024<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
Die<br />
komplette<br />
Serie aus Ihrer<br />
Zeitung<br />
Erneuerbare Energien<br />
Finanzmarkt / Geldanlage<br />
Arbeitswelten<br />
Wasser / Ernährung<br />
Wohnen in der Zukunft<br />
Mobilität / Netzausbau<br />
www.merkur.de<br />
www.tz.de
FINANZEN<br />
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ANLAGE<br />
Leserthema: „Nachhaltig wirtschaften für Klima und Umwelt“ Nr. 120 | Montag, 27. Mai 2024<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
in Ihrer<br />
Zeitung<br />
Wie werden wir in Zukunft wohnen?<br />
Welche Maßnahmen helfen, bei der<br />
Arbeit Ressourcen zu sparen? Welche<br />
Jobs sind besonders nachhaltig – und<br />
welche helfen dabei, die Energiewende<br />
zu verwirklichen? Wie ernähren wir uns<br />
umweltbewusst? Wie kann Mobilität<br />
auch in Zukunft gelingen und welche<br />
Anlagen an den Finanzmärkten sind<br />
nachhaltig? Diesen und weiteren Fragen<br />
geht die Redaktion im Laufe dieser<br />
Woche auf den Grund. Im Rahmen der<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche werden jeden<br />
Tag unterschiedliche Themenbereiche<br />
beleuchtet. Heute stehen „Nachhaltige<br />
Finanzanlagen“ im Mittelpunkt. Welche<br />
Arten gibt es und was ist dabei zu<br />
beachten?<br />
Die weiteren Themen<br />
sind:<br />
• Dienstag, 28. Mai<br />
Arbeitswelten<br />
• Mittwoch, 29. Mai<br />
Wasser / Ernährung<br />
• Freitag, 31. Mai<br />
Wohnen in der Zukunft<br />
• Samstag, 1. Juni<br />
Mobilität / Netzausbau<br />
• Montag, 3. Juni<br />
Erneuerbare Energien<br />
Haben Sie Wünsche und Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns unter:<br />
beilagenredaktion@merkurtz.media<br />
VIEL SPASS BEIM LESEN WÜNSCHT<br />
IHRE REDAKTION SONDERVERÖFFENTLICHUNGEN<br />
ETF-Kauf:<br />
Wie investiert<br />
man richtig?<br />
Sie gelten als renditestark, breit diversifiziert<br />
und kostengünstig: ETFs (Exchange<br />
Traded Funds) sind bei Sparern beliebt.<br />
Doch in welchen der unzähligen<br />
börsengehandelten Indexfonds sollte<br />
man am besten investieren?<br />
Auswahl der<br />
passenden Anlageklasse<br />
Aktien, Anleihen oder Rohstoffe? Wer<br />
in einen ETF investieren möchte, sollte<br />
sich zunächst überlegen, in welche<br />
Anlageklasse – oder auch -klassen – der<br />
Fonds investieren soll. Die Auswahl und<br />
Gewichtung sollte der persönlichen Vorliebe<br />
und Risikoneigung entsprechen.<br />
Anschließend sollte festgelegt werden,<br />
in welche Region und welchen Sektor<br />
man mit seinem ETF investieren will. Soll<br />
der ETF nur Anteile deutscher Firmen<br />
enthalten oder international aufgestellt<br />
sein? Soll der ETF in Firmen aller Branchen<br />
investieren oder nur in Konzerne<br />
bestimmter Branchen – etwa Tech oder<br />
Pharma? „Weitere Faktoren können die<br />
Auswahl einschränken, etwa wenn der<br />
ETF nachhaltige Kriterien berücksichtigen<br />
soll“, sagt Thomas Mai von der<br />
Verbraucherzentrale Bremen. Entscheidend<br />
ist zudem, ob der ETF anfallende<br />
Gewinne ausschütten oder reinvestieren<br />
(thesaurieren) soll und ob man sein Investment<br />
als Einmalzahlung oder in monatlicher<br />
Abfolge tätigen will – dann sollte<br />
der ETF sparplanfähig sein. Erst wenn<br />
diese grundlegenden Entscheidungen<br />
getroffen sind, kann man sich an die<br />
konkrete ETF-Auswahl machen. DPA / MB<br />
Viele Sparer setzen beim Vermögensaufbau<br />
auf ETFs. F.: dpa / Zacharie Scheurer<br />
Saubere Energie, ressourceneffiziente Infrastruktur und Naturschutz sind nur einige Beispiele für Investitionsfelder in einem nachhaltig gestalteten Finanzbereich.<br />
Foto: Ideal Versicherung / Romolo Tavani / iStock.com<br />
Mehr und mehr Menschen achten<br />
auf <strong>Nachhaltigkeit</strong> im Alltag und<br />
verwenden beispielsweise beim Einkaufen<br />
Stoff- statt Plastiktaschen. Auch bei<br />
der Geldanlage wächst die Nachfrage nach<br />
grünen Alternativen. Wann ein Investment<br />
nachhaltig ist, ist allerdings noch nicht allgemein<br />
definiert. Seit 2. August 2022 gilt für<br />
Finanz- und Anlageberater eine neue Informations-<br />
und Abfragepflicht gegenüber ihren<br />
Kunden. Aufgrund dieser EU-Regelung<br />
halten <strong>Nachhaltigkeit</strong>sthemen nun auch verstärkt<br />
Einzug in die Finanzwelt. Wie bei jeder<br />
Geldanlage gilt jedoch auch hier: Sparer<br />
sollten sich generell gründlich informieren.<br />
Die nachfolgenden Punkte gilt es bei der<br />
Auswahl nachhaltiger Anlageprodukte zu<br />
beachten:<br />
Kriterien für<br />
nachhaltige Geldanlagen<br />
Beim Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong> denken viele<br />
ausschließlich an Klima- und Umweltschutz.<br />
Aber auch soziale und ethische Grundsätze,<br />
denen sich Unternehmen und Branchen verpflichten,<br />
sind Kriterien zur Einschätzung der<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>. Zusammengefasst werden<br />
diese Merkmale als ESG-Kriterien bezeichnet.<br />
„ESG steht für Environment (Umwelt), Social<br />
(Soziales) und Governance (Unternehmensführung)<br />
und berücksichtigt unter anderem<br />
den Ressourcenverbrauch des Unternehmens<br />
und seine Treibhausgas emissionen, die Einhaltung<br />
von Menschen- und Arbeitnehmerrechten,<br />
Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, faire<br />
Bezahlung sowie Geldwäsche- und Korruptionsbekämpfung“,<br />
erläutert Andreas Wagner,<br />
Finanzexperte der Ideal Versicherung.<br />
Viele Unklarheiten<br />
in der Praxis<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>saspekte spielen heutzutage<br />
auch bei der Geldanlage eine wichtige Rolle,<br />
weshalb die Nachfrage nach entsprechenden<br />
Produkten stetig ansteigt. Das Problem hierbei<br />
ist: Bei den ESG-Kriterien gibt es keine allgemeingültigen<br />
Vorgaben, welche konkreten<br />
Anforderungen Unternehmen und Branchen<br />
erfüllen müssen, weshalb es zwischen den<br />
zahlreichen Anlageprodukten große Unterschiede<br />
geben kann. Welches Investment gilt<br />
also als „grün“, wie erkennen Sparer, ob eine<br />
Geldanlage nachhaltig ist oder nicht und wie<br />
definieren Anleger „nachhaltig“ eigentlich<br />
für sich? „Hier sind noch viele Fragen offen,<br />
aber die gute Nachricht ist, dass sich langfristige<br />
Investitionen in nachhaltige Geldanlagen<br />
für den Sparer durchaus lohnen können“,<br />
weiß der Finanzexperte.<br />
Grüne Geldanlage<br />
Was Sparer bei nachhaltigen Investitionen beachten sollten<br />
Grünes Portfolio: <strong>Nachhaltigkeit</strong> und Geldanlage passen durchaus zusammen. Foto: dpa / Frank Rumpenhorst<br />
Welche Anlageformen<br />
gibt es?<br />
Bei einigen nachhaltigen Anlageprodukten<br />
sind bestimmte Branchen oder Unternehmen<br />
komplett ausgeschlossen, zum<br />
Beispiel aus den Bereichen Alkohol und Tabak,<br />
gentechnisch veränderte Lebensmittel,<br />
Waffen und Glücksspiel. Lässt sich ein Unternehmen<br />
mit Kinderarbeit in Verbindung<br />
bringen, ist dies ebenfalls ein häufiges Ausschlusskriterium.<br />
Ein weiterer Ansatz ist die<br />
Auswahl von Unternehmen aus einer Branche<br />
nach dem „Best in Class“-Prinzip. „Das<br />
heißt: Auch Unternehmen aus Branchen,<br />
die für sich genommen wenig nachhaltig<br />
sind, können in nachhaltigen Anlageprodukten<br />
enthalten sein, wenn sie sich gegenüber<br />
ihren Mitbewerbern positiv hervorheben“,<br />
informiert Wagner. Wer sein Geld<br />
nachhaltig anlegen möchte, hat mehrere<br />
Möglichkeiten:<br />
• Aktien: Beim Kauf einzelner Aktien können<br />
Anleger selbst entscheiden, in welche<br />
Unternehmen sie investieren möchten.<br />
• Fonds: Bei der Auswahl und Verwaltung<br />
entsprechender Wertpapiere achten<br />
Fondsmanager auf eine nachhaltige Zusammenstellung<br />
der enthaltenen Anlagewerte,<br />
zu denen beispielsweise Aktien,<br />
Anleihen und Immobilien zählen können.<br />
• ETFs: Nachhaltige ETFs orientieren sich nur<br />
an Indizes, die die festgelegten <strong>Nachhaltigkeit</strong>skriterien<br />
erfüllen, und bilden diese<br />
nach. Beispiele hierfür sind etwa der MSCI<br />
World ESG, der MESCI World SRI, der DAY<br />
ESG oder der Dow Jones Sustainability<br />
Index.<br />
• Rentenversicherungen: Auch im Bereich<br />
der Altersvorsorge gibt es mittlerweile viele<br />
Versicherer, die nachhaltig ausgerichtete<br />
Produkte anbieten. Manche Anbieter<br />
investieren beispielsweise in den Bau von<br />
Windparks, den Ausbau von Solarenergie<br />
oder nachhaltige Infrastrukturprojekte.<br />
Vorteile<br />
versus Nachteile<br />
Eine Investition in Aktien von einzelnen,<br />
nachhaltigen Unternehmenstiteln bietet<br />
Sparern den Vorteil, dass sie sich selbst aussuchen<br />
können, an welchen Unternehmen<br />
oder Projekten sie sich beteiligen und welche<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>saspekte ihnen hierbei besonders<br />
wichtig sind. Das ist allerdings – wie<br />
immer, wenn Anleger auf Einzelwerte setzen<br />
– mit einem höheren Risiko verbunden.<br />
„Da die Geldanlage des Sparers nicht diversifiziert,<br />
also über viele Unternehmen, Branchen<br />
oder auch Länder gestreut ist, besteht<br />
die Gefahr, investierte Beträge zu verlieren“,<br />
warnt Wagner. „Unerfahrene Anleger sollten<br />
daher eine alternative Anlageform wählen,<br />
beziehungsweise auf die Mischung mehrerer<br />
Titel achten: Risikostreuung gilt auch für<br />
nachhaltige Investments.“<br />
Besser geeignet sind oft Fonds und ETFs,<br />
die viele Wertpapiere enthalten und dadurch<br />
das Risiko für den Anleger reduzieren. Denn<br />
je höher die Anzahl der Wertpapiere aus unterschiedlichen<br />
Anlageklassen und Ländern<br />
ist, desto sicherer wird die Anlage in der Regel.<br />
Der Nachteil: Auch wenn ein Fonds oder<br />
ETF den ESG-Kriterien entspricht, schließt er<br />
womöglich Unternehmen und Branchen mit<br />
ein, die nicht den persönlichen <strong>Nachhaltigkeit</strong>skriterien<br />
des Sparers entsprechen. Sparer<br />
sollten das jeweilige Anlageprodukt daher<br />
gründlich prüfen und überlegen, welche<br />
Anlageform und welches Risiko am besten<br />
zu ihrer persönlichen Situation und Präferenz<br />
passen.<br />
MTM
FINANZEN<br />
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Leserthema: „Nachhaltig wirtschaften für Klima und Umwelt“ Nr. 120 | Montag, 27. Mai 2024<br />
„Ein monatlicher Beitrag<br />
von 50 Euro reicht schon aus“<br />
INTERVIEW<br />
mit Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG<br />
„Man muss nur anfangen und ein Depot<br />
eröffnen.“ So lautet ein genereller<br />
Tipp von Robert Ertl, Vorstand<br />
der Bayerischen Börse AG. Wer<br />
sein Geld nachhaltig anlegen<br />
will, hat durchaus viele Möglichkeiten.<br />
Wir haben beim<br />
Vorstand der Bayerischen<br />
Börse AG nachgefragt, welche<br />
nachhaltigen Möglichkeiten<br />
der Anlage es 2024 gibt<br />
und vor allem, wie auch insbesondere<br />
Kleinanleger bereits mit geringen<br />
Beträgen an der Börse partizipieren<br />
können.<br />
VON BODO-KLAUS EIDMANN<br />
Herr Ertl, welche aktuellen Entwicklungen<br />
gibt es bei nachhaltigen Geldanlagen?<br />
Insgesamt ist das Interesse an nachhaltigen<br />
Geldanlagen etwas zurückgegangen,<br />
daran hat sicher die aktuelle geopolitische<br />
Lage eine gewisse Mitschuld. Generell kann<br />
man trotzdem sagen, dass sich die Gewichtung<br />
oder Ausrichtung breiter verteilt. Während<br />
bisher vor allem der Klimawandel und<br />
die Energiewende im Vordergrund standen,<br />
spielen Themen wie Biodiversität, soziale<br />
Komponenten und eine gute Unternehmensführung<br />
eine immer größere Rolle, vor<br />
allem auch bei institutionellen Investoren.<br />
Also auf den Punkt gebracht: Nicht nur das<br />
„E“ für Environment, sondern auch das „S“<br />
für Social und das „G“ für Governance der<br />
Buchstabenkombination ESG werden stärker<br />
berücksichtigt, im Übrigen auch vonseiten<br />
des Gesetzgebers, ich erinnere nur an das<br />
EU-Lieferkettengesetz.<br />
Auch Biodiversität,<br />
soziale<br />
Komponenten und<br />
Unternehmensführung<br />
spielen im<br />
Finanzsektor eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Mit 50 Euro im Monat ist man schon dabei, wenn am mit einem ETF-Sparplan ein kleines Vermögen aufbauen will. Foto: Imago / Cavan Images<br />
Warum setzen immer mehr mittelständische<br />
Unternehmen Ihrer Meinung nach<br />
auf solche Anlageformen?<br />
Da gibt es zum einen die gesetzlichen<br />
Verpflichtungen seitens der EU, beispielsweise<br />
zur ESG-Berichterstattung, die von<br />
Großkonzernen immer weiter auf kleinere<br />
und mittlere Unternehmen (KMU) herunter-<br />
gebrochen werden. Zum anderen definieren<br />
sich gerade mittelständische Unternehmen<br />
durch ihre enge Verbindung zur Region und<br />
zum gesellschaftlichen Umfeld als besonders<br />
nachhaltig. Nicht zuletzt bedeutet nachhaltig<br />
produzieren auch ressourcenschonend und<br />
kostengünstig produzieren – und das liegt in<br />
der DNA von KMUs.<br />
Wie können Kleinanleger auch daran<br />
teilhaben beziehungsweise worauf sollten<br />
sie besonders achten?<br />
Es zeichnet Börsen ja gerade aus, dass sie<br />
Privatanleger, wie wir lieber sagen, und institutionelle<br />
Investoren absolut gleich behandeln.<br />
Deshalb steht beiden Gruppen ein breites<br />
Spektrum an Anlagemöglichkeiten und<br />
-produkten zur Verfügung: Von der Einzelaktie<br />
bis zum Fonds oder ETF – Exchange<br />
Traded Funds. Fonds und ETFs übernehmen<br />
für den Investor die Auswahl und von beiden<br />
gibt es eine Vielzahl an nachhaltigen<br />
Produkten, erkennbar an Buchstabenkombinationen<br />
wie ESG oder SRI (Socially<br />
Responsible Investment). Hiermit können<br />
Anleger trotz der Fokussierung auf nachhaltige<br />
Unternehmen sehr breit streuen. Bei<br />
Aktien muss jeder Anleger selbst entscheiden,<br />
für wie nachhaltig er die Unternehmen<br />
im Einzelnen hält, hier können ihm nachhaltige<br />
Indizes als Auswahlkriterium dienen.<br />
Ab welchen Beträgen kann man sein<br />
Geld schon nachhaltig anlegen?<br />
Mit einem ETF-Sparplan reicht ein monatlicher<br />
Beitrag von 50 Euro aus – bei vielen<br />
Banken, Sparkassen, Online- oder Neobrokern<br />
liegt die Anlagegröße sogar noch<br />
darunter. Beim Investment in Einzeltitel ist<br />
hingegen immer zu hinterfragen, ob sich<br />
der Beitrag je nach Gebührenstruktur auch<br />
lohnt, aber prinzipiell gibt es keine Untergrenze<br />
– man muss nur anfangen und ein<br />
Depot eröffnen.<br />
Robert Ertl<br />
Vorstand der Bayerischen Börse AG.<br />
Foto: Bayerische Börse
ARBEIT<br />
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RESSOURCEN<br />
Leserthema: „Nachhaltige Arbeitswelten“ Nr. 121 | Dienstag, 28. Mai 2024<br />
Gefragte Zukunfts-Jobs<br />
München und die Region verzeichnen erhöhten Bedarf an Umwelt- und Klimaberufen<br />
Wer installiert eigentlich eine Photovoltaik-Anlage<br />
auf dem Dach?<br />
Wer sorgt dafür, dass ein Luft-<br />
Wärme-Tauscher reibungslos arbeitet? Wie<br />
funktioniert das mit der Wärme-Rückgewinnung<br />
im Gebäude? Solche Herausforderungen<br />
im Rahmen der energetischen<br />
Ertüchtigung von Gebäuden werden von<br />
spezialisierten Fachkräften bewerkstelligt,<br />
die gefragt sind. Die Agentur für Arbeit<br />
München hat dazu konkrete Statistiken. Und<br />
auch der Nachwuchs fragt vermehrt nach<br />
Berufen mit „Green Skills“. Also mit Kompetenzen,<br />
die in einer ressourcenschonenden<br />
und nachhaltigen Arbeitswelt wichtig sind.<br />
In der Region München ist der Elektroniker<br />
Energie-Gebäudetechnik nach dem<br />
Kfz-Mechatroniker der zweitbeliebteste Ausbildungsberuf<br />
bei Männern. Auf Platz sieben<br />
rangiert bereits der Ausbildungsberuf Anlagenmechaniker<br />
für Sanitär-, Heizung- und<br />
Klimatechnik (SHK) und ist somit auch unter<br />
den „Top 10 der beliebtesten Ausbildungsberufe“<br />
zu finden. „Gerade diese Berufe haben<br />
einen intensiven Wandel erfahren. Die<br />
Bedeutung der <strong>Nachhaltigkeit</strong> ist in diesen<br />
Ausbildungen deutlich verankert. Neue Anforderungen<br />
sind schnell und umfassend in<br />
diese Ausbildungen eingearbeitet worden“,<br />
betont Wilfried Hüntelmann, Geschäftsführer<br />
der Agentur für Arbeit München.<br />
Berufe werden<br />
an den Wandel angepasst<br />
Die Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft<br />
heißt ab August 2024 Umwelttechnologin<br />
beziehungsweise Umwelttechnologe –<br />
mit den jeweiligen Schwerpunkten Wasserversorgung,<br />
Abwasserbewirtschaftung,<br />
Kreislauf- und Abfallwirtschaft sowie Rohr-<br />
Gerade in den technischen Berufen werden Fachkräfte dringend gebraucht.<br />
Foto: Imago/Westend61<br />
leitungsnetze und Industrieanlagen. Diese<br />
umwelttechnischen Ausbildungsberufe sind<br />
dann inhaltlich und strukturell überarbeitet<br />
und an neue berufliche Entwicklungen<br />
angepasst. Inhaltlich geht es zum Beispiel<br />
mehr darum, dass die Abfallwirtschaft immer<br />
digitaler wird. Das heißt, die künftigen<br />
Fachkräfte arbeiten vermehrt mit Computern<br />
und Software, um Abfallströme zu analysieren<br />
und zu verwalten. IT-Kenntnisse und<br />
IT-Sicherheit werden deshalb in der Ausbildung<br />
immer wichtiger.<br />
Ebenfalls Berufe mit Zukunft kommen aus<br />
dem Bereich Umweltingenieurwesen. „Der<br />
Bachelorstudiengang Umweltingenieurwesen<br />
hat das Ziel, die Studierenden mit den<br />
nötigen Kompetenzen eines interdisziplinär<br />
arbeitenden Ingenieurs auszustatten, der die<br />
gesamte Bandbreite des Umweltingenieurwesens<br />
auf einem grundständigen Niveau<br />
beherrscht und bereits Ansätze einer Spezialisierung<br />
zeigt“, schreibt die Technische Universität<br />
München (TUM) auf ihrer Homepage.<br />
Die Spezialisierungsbereiche des Bachelors<br />
sind Wasserwesen: Hydrologie, Flussbau<br />
und Flussgebietsmanagement, konstruktiver<br />
Wasserbau und Wassermengenwirtschaft,<br />
Wasser- und Abwasserbehandlung; Verkehrswesen:<br />
Raumplanung, Verkehrs- und<br />
Stadtplanung, Verkehrstechnik, Planung von<br />
Schienen- und Straßeninfrastruktur sowie<br />
Energie und Gebäude: Nachhaltiges Bauen,<br />
Bauphysik, <strong>Nachhaltigkeit</strong> von Baustoffen<br />
und Baukonstruktion.<br />
Ein neues Berufsfeld ist das des <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagers<br />
(Sustainability Manager), für<br />
den es laut DEKRA Akademie noch „keine<br />
allgemeingültige Definition“ gibt. Im Grunde<br />
verfolgten solche Manager das Ziel, unter<br />
ökologisch, ökonomisch und sozial vertretbaren<br />
Aspekten Lieferketten, Dienstleistungen<br />
oder auch Produkte zu entwickeln. Unternehmen<br />
möchten nachhaltiger werden,<br />
allerdings fehlten oft klare Definitionen<br />
der ökologischen Ziele sowie das passende<br />
Know-how. Nun seien <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanager<br />
gefragt, um das Management bei der<br />
Definition der Ziele unter den <strong>Nachhaltigkeit</strong>s-<br />
und Wirtschaftsaspekten zu beraten<br />
und zu unterstützen.<br />
Das Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong> bleibt in der<br />
Wirtschaft generell ein (Mega-)Trend. „Ja,<br />
wir können die 3D-Trends ausmachen – Digitalisierung,<br />
demografische Entwicklung<br />
und Dekarbonisierung, mit der das Thema<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> fest verbunden ist“, ergänzt<br />
Münchens Agentur-Chef Hüntelmann. Die<br />
Agentur für Arbeit kann bereits einen erhöhten<br />
Fachkräftebedarf in umwelt- und klimafreundlichen<br />
Berufen feststellen. Außerdem<br />
unterstützt sie Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen,<br />
mit denen Arbeitnehmer ihre<br />
„Green Skills“ und somit ihre Chancen auf<br />
dem Arbeitsmarkt erhöhen.<br />
BODO-KLAUS EIDMANN<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
in Ihrer<br />
Zeitung<br />
Wie werden wir in Zukunft wohnen?<br />
Welche Maßnahmen helfen, bei der<br />
Arbeit Ressourcen zu sparen? Welche<br />
Jobs sind besonders nachhaltig –<br />
und welche helfen dabei, die Energiewende<br />
zu verwirklichen? Wie ernähren<br />
wir uns umweltbewusst? Wie kann<br />
Mobilität auch in Zukunft gelingen<br />
und welche Anlagen an den Finanzmärkten<br />
sind nachhaltig? Diesen und<br />
weiteren Fragen geht die Redaktion im<br />
Laufe dieser Woche auf den Grund.<br />
Im Rahmen der <strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
werden jeden Tag unterschiedliche<br />
Themenbereiche beleuchtet.<br />
In der heutigen Ausgabe stehen<br />
„Nachhaltige Arbeitswelten“ im Fokus.<br />
Es geht dabei unter anderem<br />
um gefragte Zukunftsberufe und um<br />
die Bemühungen von Unternehmen,<br />
nachhaltiger zu werden.<br />
Die weiteren Themen<br />
sind:<br />
• Mittwoch, 29. Mai<br />
Wasser/Ernährung<br />
• Freitag, 31. Mai<br />
Wohnen in der Zukunft<br />
• Samstag, 1. Juni<br />
Mobilität/nachhaltiges Reisen<br />
• Montag, 3. Juni<br />
Erneuerbare Energien<br />
Haben Sie Wünsche und Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns unter:<br />
beilagenredaktion@merkurtz.media<br />
VIEL SPASS BEIM LESEN WÜNSCHT<br />
IHRE REDAKTION SONDERVERÖFFENTLICHUNGEN<br />
In Unternehmen wird<br />
deutlich weniger gedruckt<br />
Was früher in Unternehmen völlig normal war,<br />
rückt inzwischen immer mehr in den Hintergrund:<br />
das Ausdrucken von Unterlagen. Denn<br />
es geht auch anders: E-Mail statt Brief für die<br />
Rechnung, Screen Sharing, also Bildschirm<br />
teilen, statt Ausdruck für das Meeting, QR-<br />
Code statt Papierticket für die Dienstreise –<br />
all das ist inzwischen problemlos möglich. Dies<br />
belegen auch die Zahlen einer neuen Studie<br />
im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Sie<br />
zeigen, dass in deutschen Büros deutlich weniger<br />
gedruckt wird als noch vor fünf Jahren.<br />
Für die Studie wurden 604 Unternehmen<br />
in Deutschland ab 20 Beschäftigen repräsentativ<br />
befragt. Sie macht deutlich, wie viele<br />
Unternehmen mittlerweile schon mit weniger<br />
Ausdrucken auskommen: Insgesamt haben<br />
82 Prozent der deutschen Unternehmen<br />
in den vergangenen Jahren ihren Papierverbrauch<br />
reduziert. Demnach drucken 40 Prozent<br />
eher weniger als noch vor fünf Jahren<br />
und 42 Prozent sogar sehr viel weniger. „13<br />
Prozent drucken genauso viel wie noch 2019,<br />
nur zwei Prozent der Unternehmen etwas<br />
mehr und niemand (null Prozent) deutlich<br />
mehr“, heißt es in einer Pressemitteilung von<br />
Bitkom.<br />
Gute digitale Prozesse<br />
sind auch effizienter<br />
Aus welchen Gründen wird nach wie<br />
vor gedruckt? Auch dazu liefert die Studie<br />
Antworten: In den meisten Unternehmen<br />
(48 Prozent) wird immer dann gedruckt, wenn<br />
es darum geht, Inhalte doppelt zu sichern und<br />
so neben der digitalen auch eine analoge Fassung<br />
auf Papier zu haben. 42 Prozent geben<br />
an, dass bei ihnen aus Gewohnheit gedruckt<br />
wird. „Dass zwingend ein Ausdruck notwen-<br />
dig ist, ist heutzutage die Ausnahme. Viele<br />
Prozesse lassen sich bereits rein digital abbilden“,<br />
sagt Daniil Heinze, Referent Digitale<br />
Geschäftsprozesse bei Bitkom. Dabei spare<br />
papierarmes Arbeiten nicht nur Ressourcen:<br />
„Gute digitale Prozesse sind auch effizienter,<br />
können durch Automatisierung Workflows<br />
optimieren und von Routineaufgaben entlasten“,<br />
sagt Heinze.<br />
Es gibt jedoch weitere Gründe, warum<br />
Unternehmen am Drucken festalten. Bei<br />
einem Drittel (37 Prozent) ist es nötig, weil<br />
es bestimmte Arbeitsschritte erfordern. Ein<br />
Fünftel (20 Prozent) gibt an, dass Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter mit Ausdrucken besser<br />
arbeiten können. Für Präsentationen und<br />
Meetings oder um Inhalte zu archivieren, drucken<br />
jeweils 14 Prozent. In zehn Prozent der<br />
Unternehmen werden die Drucker aktiviert,<br />
um rechtliche Vorgaben, zum Beispiel für<br />
handschriftliche Unterschriften, zu erfüllen.<br />
Sieben Prozent drucken, um Abhängigkeiten<br />
von digitalen Systemen, etwa bei einem<br />
Stromausfall, zu vermeiden.<br />
Für Heinze ist klar: „Um den Papierverbrauch<br />
und unnötigen bürokratischen<br />
Aufwand zu reduzieren, ist auch die Politik<br />
gefragt, die Schriftformerfordernisse zu<br />
reduzieren und anzupassen, wo möglich.“<br />
Die Situation könnte in der Tat noch verbessert<br />
werden. So erklären zum Beispiel sechs<br />
Prozent der Unternehmen, dass ihnen das<br />
Know-how für eine Umstellung auf rein digitales<br />
Arbeiten fehle. „Keinen Zweifel gibt<br />
es aber daran, dass der Verzicht auf das Drucken<br />
wirtschaftlich sinnvoll wäre: Niemand<br />
gibt an, dass weiter gedruckt wird, weil der<br />
wirtschaftliche Nutzen bei einer Umstellung<br />
auf rein digitales Arbeiten unklar sei“, heißt<br />
es weiter in der Mitteilung. BRIGITTA WENNINGER<br />
Arbeitgeber der Zukunft<br />
IKEA – so vielfältig wie die Gesellschaft, in der wir leben<br />
Bei IKEA wird Vielfalt groß geschrieben<br />
und jeder ist im Unternehmen willkommen<br />
– unabhängig davon, woher man<br />
kommt, an was man glaubt, wie man<br />
aussieht oder mit wem man zusammenlebt.<br />
Hier können Arbeitnehmer einfach<br />
so sein, wie sie sind. Die Mitarbeitenden<br />
des Unternehmens sind so vielfältig wie<br />
die Gesellschaft, in der sie leben. IKEA<br />
sieht darin eine klare Stärke.<br />
Dazu gehört selbstverständlich, dass<br />
die Führungspositionen beim schwedischen<br />
Einrichtungsunternehmen jeweils<br />
zur Hälfte von Frauen und Männern<br />
bekleidet werden. Dieses Ziel erfüllt<br />
der Konzern seit 2019, indem er junge<br />
Menschen dabei unterstützt, Familie<br />
und Beruf besser zu vereinbaren.<br />
Auch die Geschäftsleitung von IKEA<br />
Deutschland bestand im vergangenen<br />
Geschäftsjahr zu 50 Prozent aus Frauen.<br />
Ein Team aus über<br />
120 Nationalitäten<br />
Im Rahmen der Internationalen Wochen<br />
gegen Rassismus 2024 brachte<br />
IKEA gemeinsam mit Unternehmen<br />
wie Generali und Randstad sowie unterstützt<br />
von der Stiftung gegen Rassismus<br />
und ProjectTogether ein wegweisendes<br />
Positionspapier heraus. Unter<br />
dem Titel „Vielfalt ist Zukunft“ setzen<br />
sich die Initiatoren für eine aktive Gestaltung<br />
der Einwanderungspolitik ein,<br />
um Deutschland als offenes Einwanderungsland<br />
zu stärken.<br />
Bei IKEA Deutschland arbeiten aktuell<br />
Menschen aus über 120 Nationalitäten,<br />
viele von ihnen bringen Fluchterfahrungen<br />
mit. Das Unternehmen<br />
ANZEIGE<br />
Den Menschen dabei zu helfen, sich zu Hause einen besseren Alltag zu schaffen, ist eine große<br />
Aufgabe – mit vielen verschiedenen Funktionen im Unternehmen. Foto: Inter IKEA Systems B.V.<br />
engagiert sich seit 2016 gezielt für<br />
die Integration von geflüchteten Menschen.<br />
Mit der Initiative „Perspektiven<br />
stärken“ möchte man Menschen<br />
mit Fluchterfahrung den Weg in den<br />
Arbeitsmarkt erleichtern. Das gelingt<br />
IKEA mithilfe von Sprachkursen, Praktika,<br />
Ausbildungen und Festanstellungen.<br />
Bereits über 200 Menschen<br />
konnten diese Angebote bislang wahrnehmen.<br />
Über ein internes Buddy-<br />
System werden sie für einen guten<br />
Start bei IKEA unterstützt. Ein besonderer<br />
Fokus liegt auf der Integration<br />
von geflüchteten Frauen.<br />
Ein starker Partner ist dabei socialbee,<br />
ein Team aus erfahrenen Fachleuten<br />
für die nachhaltige Integration von Geflüchteten<br />
und Migranten in den deutschen<br />
Arbeitsmarkt. In München arbeitet<br />
IKEA bereits seit 2017 mit socialbee<br />
zusammen und konnte vor Ort allein<br />
über diese Kooperation 15 Mitarbeitende<br />
langfristig für IKEA gewinnen.<br />
Mehr dazu, wie das Unternehmen<br />
sich für Vielfalt einsetzt und wie man<br />
selbst IKEA zu seinem neuen beruflichen<br />
Zuhause machen kann, gibt‘s<br />
über den nachfolgenden QR-Code<br />
zum Einscannen.<br />
i<br />
Auf einen Blick: Das IKEA Angebot in München<br />
Immer mehr Unternehmen setzen vermehrt auf digitale Arbeitsprozesse und verzichten<br />
aufs Drucken. Foto: Imago/Westend61<br />
• IKEA Einrichtungshaus<br />
München-Eching<br />
Heisenbergstraße 14, 85386 Eching<br />
Öffnungszeiten: Mo.-Sa., 10-20 Uhr<br />
• IKEA Einrichtungshaus<br />
München-Brunnthal<br />
Brunnthaler Straße 1,<br />
82024 Taufkirchen<br />
Öffnungszeiten: Mo.-Sa., 10-20 Uhr<br />
• IKEA Planungsstudio Riem<br />
Riem Arcaden, Willy-Brandt-Platz 5,<br />
81829 München<br />
Öffnungszeiten: Mo.-Sa., 10-20 Uhr<br />
• IKEA Planungsstudio Pasing<br />
Pasing Arcaden, Pasinger Bahnhofsplatz<br />
5, 81241 München<br />
Öffnungszeiten: Mo.-Sa.,<br />
09.30-20 Uhr<br />
• IKEA Abholstation München<br />
Giesing<br />
Werinherstraße 101,<br />
81541 München<br />
• IKEA Abholstation München<br />
Alte Heide<br />
Ungererstraße 175, 80805 München<br />
• IKEA Abholstation München<br />
Allach-Untermenzing<br />
Nikolaus Rüdinger Straße 20,<br />
80999 München<br />
• IKEA Abholstation München<br />
Donnersbergerbrücke<br />
Erika-Mann-Straße 62-66,<br />
80636 München
ARBEIT<br />
&<br />
RESSOURCEN<br />
Leserthema: „Nachhaltige Arbeitswelten“ Nr. 121 | Dienstag, 28. Mai 2024<br />
„<strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
wird zum Hygienefaktor“<br />
INTERVIEW<br />
mit Kerstin Schöffner, Personalleitung von Ippen Digital<br />
Zahlreiche Wirtschaftsverbände<br />
in Deutschland beklagen einen<br />
immer größer werdenden Fachkräftemangel.<br />
Die demografische<br />
Entwicklung trägt dazu bei, dass<br />
mehr Baby-Bommer in Rente gehen,<br />
als neue Fachkräfte nachkommen.<br />
In der Wirtschaft geht es um einen<br />
Wettbewerb um die besten Köpfe.<br />
Wer zum Beispiel Stellenanzeigen<br />
im Münchner Merkur liest, erkennt,<br />
dass viele Betriebe sich als nachhaltige<br />
Unternehmen präsentieren. Wir<br />
haben bei Ippen Digital nachgefragt,<br />
einem Unternehmen, das über<br />
400 Fachkräfte in Deutschland beschäftigt,<br />
jeden Tag unabhängigen<br />
und vielfältigen Journalismus für<br />
über 80 Portale bietet und die Online-<br />
Auftritte wie von Münchner Merkur,<br />
der tz und seinen Heimatzeitungen<br />
sowie vielen weiteren Verlagen vorrantreibt.<br />
Die Fragen haben wir nun<br />
Kerstin Schöffner, Personalleitung<br />
von Ippen Digital, gestellt.<br />
VON: BODO-KLAUS EIDMANN<br />
Der Trend <strong>Nachhaltigkeit</strong> durchdringt<br />
den Arbeitsmarkt immer<br />
mehr. Wie wichtig ist das tatsächlich,<br />
wenn es um die Positionierung<br />
eines Unternehmens als Arbeitgeber<br />
geht?<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> ist eigentlich gar<br />
kein Trend mehr, sondern ein Muss<br />
für alle Unternehmen und Arbeitsbereiche.<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> hat für alle Unternehmen<br />
heutzutage generell eine<br />
hohe strategische Priorität, die sich<br />
in vielen Bereichen des Geschäftsbetriebs<br />
durchaus positiv auswirkt.<br />
Angefangen von gut mit den öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln erreichbaren<br />
Standorten über eine Klimaoffensive<br />
zum Energiesparen bis hin zur<br />
nachhaltigen Obstkiste versuchen<br />
wir zum Beispiel bei möglichst vielen<br />
und auch kleinen Gelegenheiten,<br />
unserer Verantwortung gegenüber<br />
unseren Mitarbeitenden, Kunden<br />
und Partnern gerecht zu werden.<br />
Unternehmen können also an vielen<br />
Stellschrauben etwas drehen.<br />
Im Dienst einer vielfältigen und lebendigen Demokratie: Ein Blick in die Zentralredaktion von Ippen Digital in München, in der hochspezialisierte<br />
News-Expertinnen und -Experten sowie Entwicklerinnen und Entwickler Hand in Hand arbeiten. Foto: Ippen Digital<br />
Was heißt das weiter konkret?<br />
Was fragen Bewerberinnen und<br />
Bewerber zum Beispiel in einem<br />
Vorstellungsgespräch?<br />
Die Frage, ob die Sojamilch hier<br />
nachhaltig sei, gab es tatsächlich<br />
schon einmal. Das ist aber eher selten.<br />
Viele Bewerbende fragen zum<br />
Beispiel wegen Zuschüssen zum<br />
Jobticket, wegen Möglichkeiten<br />
zum Remote-Arbeiten oder auch, ob<br />
es hier Bike-Leasing gibt. Selbstverständlich<br />
haben wir die Möglichkeit<br />
zum Mobilen Arbeiten sowie zum<br />
Bike-Leasing. Das Thema „Work-<br />
Life-Balance“ ist uns wichtig. Bei<br />
Ippen Digital arbeiten viele Expertinnen,<br />
die Kinder haben, auch in Führungspositionen.<br />
Unsere Angestellten<br />
sollen Arbeit und Familie in einen<br />
guten Einklag bringen können.<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> betrifft sicher<br />
nicht nur Themen wie Mobiles<br />
Arbeiten, sondern auch weitere<br />
Themen. Was fällt Ihnen da ein?<br />
Der Kern unserer Arbeit bei Ippen<br />
Digital sind Online-Medien. Wir<br />
können zum Beispiel durch schnelle<br />
Seiten-Ladezeiten für Außenstehende<br />
unbemerkt einen großen Beitrag<br />
leisten, das ist uns sehr bewusst und<br />
entsprechend wichtig. Hier lässt sich<br />
erheblich Energie sparen, also nachhaltig<br />
als Unternehmen agieren.<br />
Auch die Möglichkeit, auf unseren<br />
News- und Ratgeberportalen über<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> zu sprechen und<br />
die Aufmerksamkeit in der Gesellschaft,<br />
das heißt bei Millionen von<br />
Leserinnen und Lesern, auf wichtige<br />
Aspekte zu lenken, nutzen wir in<br />
diesem Sinne.<br />
Welche Bedeutung hat das Thema<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> aus Unternehmensperspektive<br />
– wie wichtig<br />
ist zum Beispiel das Thema Weiterbildung<br />
und Entwicklung von<br />
Mitarbeitern?<br />
Das ist ein wesentlicher Aspekt<br />
unseres <strong>Nachhaltigkeit</strong>sverständnisses.<br />
Wir entwickeln uns als Unternehmen<br />
nur dann weiter, wenn<br />
jede und jeder Einzelne in unserer<br />
Organisation permanent nach vorne<br />
geht. Dazu haben wir zum Beispiel<br />
eine eigene Akademie aufgebaut,<br />
die die Fort- und Weiterbildung aller<br />
garantiert und neue Impulse<br />
aus allen Bereichen aufgreifen und<br />
verbreiten kann. Nur so können<br />
wir eine nachhaltige Entwicklung<br />
gewährleisten und unserer Mission,<br />
den Online-Journalismus permanent<br />
neu zu gestalten, gerecht werden.<br />
Ohne Computer geht nichts<br />
mehr. Wie kümmert sich ein<br />
Digital-Unternehmen darum,<br />
seine Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter gesund zu halten?<br />
Nach wie vor essentiell sind<br />
ergonomische Arbeitsplätze inklusive<br />
Anregungen fürs mobile<br />
Arbeiten oder eine abwechslungsreiche<br />
Kantine, die eine<br />
gesunde Ernährung ermöglicht.<br />
Neben der physischen Gesundheit<br />
ist das Thema mentale Gesundheit,<br />
Stressbewältigung und<br />
Resilienzförderung ein immer<br />
wichtigeres Feld. Neben Fitnessangeboten<br />
– bei uns haben sich<br />
im Büroalltag zum Beispiel „bewegte<br />
Pausen“ etabliert – verzeichnen<br />
wir immer mehr Anfragen<br />
nach Gesundheitscoachings.<br />
Zusätzlich tragen verschiedenste<br />
Team-Building-Aktivitäten und<br />
flexible Arbeitszeitmodelle zur<br />
Verbesserung des sozialen Wohlbefindens<br />
bei.<br />
Bitte um einen Blick in die<br />
Zukunft: Wird das Thema<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> auf dem Arbeitsmarkt<br />
noch weiter an Bedeutung<br />
gewinnen?<br />
In jedem Fall! Das Umdenken<br />
in der Gesellschaft und vor allem<br />
bei den jüngeren Generationen<br />
an Arbeitnehmern wird die Nachfrage<br />
nach „grünen“ Jobs und<br />
nachhaltigen Geschäftsmodellen<br />
weiter erhöhen. <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
wird zum Hygienefaktor werden,<br />
und auch Unternehmen werden<br />
von Bewerbern nachhaltige Kompetenzen<br />
und die Bereitschaft<br />
erwarten, sich darin permanent<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Kerstin Schöffner<br />
Personalleitung von<br />
Ippen Digital<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> steht immer stärker im Fokus<br />
Sie ist ein starkes Thema, eines, an<br />
dem kein Weg mehr vorbeiführt:<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>. Mittlerweile ist sie<br />
bei mehr als der Hälfte der Unternehmen<br />
in Deutschland ein zentraler<br />
Baustein der Firmenstrategie.<br />
Viele arbeiten mit Hochdruck daran,<br />
Daten über ihre <strong>Nachhaltigkeit</strong> und<br />
ihren Klimafußabdruck zu erheben.<br />
Und die Mehrheit erkennt darin die<br />
Chance, die eigene Organisation<br />
weiterzuentwickeln. Dies zeigen die<br />
Ergebnisse der Studie „Sustainability<br />
Transformation Monitor“ (STM), ein<br />
Projekt der Bertelsmann Stiftung, der<br />
Stiftung Mercator, der Universität<br />
Hamburg und der Peer School for<br />
Sustainable Development.<br />
„Unternehmen professionalisieren<br />
ihr <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagement zunehmend“,<br />
heißt es in einer Pressemitteilung<br />
der Universität Hamburg.<br />
Es gehe nicht mehr um die Frage des<br />
„Ob“, sondern des „Wie“. Ganz<br />
einfach gestaltet sich das Ganze allerdings<br />
nicht. Der Studie zufolge sieht<br />
sich nur etwas mehr als ein Drittel<br />
der Unternehmen derzeit der Aufgabe<br />
gewachsen, den regulatorischen<br />
Anforderungen zur <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
nachzukommen. Es geht dabei um<br />
die <strong>Nachhaltigkeit</strong>sberichterstattung,<br />
ein Instrument der Transformation<br />
zu einer nachhaltigen Wirtschaft.<br />
Nach der sogenannten Corporate<br />
Sustainability Reporting Directive<br />
(CSRD), müssen große Unternehmen<br />
darin über ihren Umgang mit sozialen<br />
und ökologischen Herausforderungen<br />
berichten.<br />
67 Prozent der Unternehmen sprechen<br />
der erweiterten <strong>Nachhaltigkeit</strong>sberichterstattung<br />
unter anderem<br />
einen Mehrwert für die Weiterentwicklung<br />
der eigenen Organisation<br />
sowie eine größere Transparenz für<br />
Stakeholder zu. 80 Prozent der Befragten<br />
bestätigen, dass das Thema<br />
beim Vorstand verankert ist. Das<br />
sind acht Prozent mehr als 2023. In<br />
54 Prozent der Unternehmen der<br />
Realwirtschaft ist <strong>Nachhaltigkeit</strong> als<br />
strategisches Ziel festgeschrieben.<br />
„Unser Sustainability Transformation<br />
Monitor zeigt, dass <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
viel stärker in den Fokus der Unternehmen<br />
gerückt ist“, resümiert<br />
Jakob Kunzlmann, Wirtschaftsexperte<br />
der Bertelsmann Stiftung. „Es geht<br />
voran, vor allem die regulatorische<br />
Architektur scheint zu wirken.“ Aber<br />
es gebe keinen Grund, sich auf dem<br />
Erreichten auszuruhen.<br />
Arbeitnehmer als Treiber<br />
der <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
Dieser Ansicht ist durchaus auch<br />
Philipp Wesemann, Klimaschutz-Experte<br />
bei der Stiftung Mercator. „Der<br />
Klimawandel ist das größte Risiko für<br />
unser Wirtschafts- und Finanzsystem.<br />
Klimaschutz muss als zentrales<br />
Ziel bei Investitionsentscheidungen<br />
integriert werden“, sagt er. Für die<br />
Realwirtschaft sei dies eine strategische<br />
Notwendigkeit. Immerhin die<br />
Hälfte der befragten Banken berücksichtigte<br />
laut Wesemann bei der<br />
Kreditvergabe und der Festlegung<br />
der Zinssätze <strong>Nachhaltigkeit</strong>skriterien.<br />
„Die Unternehmen registrieren,<br />
dass der Einsatz für mehr <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
ihre Arbeitgebermarke stärkt“,<br />
so der Experte. Arbeitnehmer würden<br />
in der Realwirtschaft von gut<br />
der Hälfte der Befragten „eher als<br />
Treiber“ wahrgenommen, sagt<br />
Wesemann. 16 Prozent stufen sie als<br />
starken Treiber ein.<br />
Immer mehr Unternehmen professionalisieren ihr <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagement. Foto: PantherMedia/Deyan Georgiev<br />
Für Laura Marie Edinger-Schons,<br />
Professorin für nachhaltiges Wirtschaften<br />
an der Universität Hamburg<br />
und Chief Sustainability<br />
Officer der Hochschule ist deshalb<br />
eins klar. „Insbesondere in Zeiten<br />
des Fachkräftemangels und der<br />
gestiegenen Ansprüche von potenziellen<br />
Mitarbeitenden an die<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> ihrer Arbeitgeber<br />
können es sich Unternehmen oft<br />
nicht leisten, das Thema zu ignorieren“,<br />
erklärt sie. „Der Wettbewerb<br />
um die besten jungen Köpfe<br />
ist also ein stärkerer direkter Treiber<br />
der <strong>Nachhaltigkeit</strong> in den Unternehmen<br />
als Klimaaktivismus auf<br />
der Straße“, so die Professorin.<br />
Eine Studie des Personaldienstleisters<br />
Randstad zeigt, dass viele<br />
Formen die Relevanz des Themas<br />
bei der Suche nach neuen Mitarbeitern<br />
unterschätzten. „Es überrascht,<br />
dass nur wenige Unternehmen<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> als wichtiges<br />
Arbeitgeberkriterium begreifen“,<br />
heißt es in einer Pressemitteilung<br />
des Unternehmens. Lediglich<br />
28 Prozent seien der Meinung,<br />
dass es wichtig für die Interaktion<br />
mit Kandidaten ist, die <strong>Nachhaltigkeit</strong>sprogramme<br />
des Unternehmens<br />
aktiv zu kommunizieren.<br />
Lediglich bei jüngeren Arbeitnehmer<br />
hängen sich die Unternehmen<br />
mehr ins Zeug: 76 Prozent der befragten<br />
Unternehmen gaben an,<br />
dass es beim Recruiting von Kandidaten<br />
der Generation Z hilft, sich<br />
als sozial und ethisch engagiertes<br />
Unternehmen zu präsentieren.<br />
Die Zahl der Beschäftigten, die<br />
sich inzwischen genau überlegen,<br />
ob ein Unternehmen für sie in Frage<br />
kommt oder nicht, ist gestiegen.<br />
So zeigt unter anderem eine Studie<br />
der Stepstone-Group, dass sich<br />
drei von vier Beschäftigten eher<br />
bei nachhaltigen Unternehmen bewerben<br />
würden. 65 Prozent wollen<br />
früh im Bewerbungsprozess wissen,<br />
welchen Stellenwert <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
für Arbeitgeber hat.<br />
Zentrales Hemmnis<br />
für die Transformation<br />
Als Treiber oder Bremser in Richtung<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> spielen nicht<br />
nur menschliche Akteure eine Rolle.<br />
Neben dem Klimawandel sind<br />
auch die gestiegenen Energiepreise<br />
entscheidende Faktoren. Das<br />
sagen 60 Prozent der Befragten<br />
aus der Realwirtschaft. 54 Prozent<br />
nennen das Thema Inflation als<br />
zentrales Hemmnis für die Transformation.<br />
In der <strong>Nachhaltigkeit</strong>stransformation<br />
kommt der Finanzwirtschaft<br />
eine wichtige Steuerungsfunktion<br />
zu. „Wenn Gelder<br />
verstärkt nach <strong>Nachhaltigkeit</strong>skriterien<br />
vergeben werden, sinken<br />
die Möglichkeiten der Kapitalaufnahme<br />
beziehungsweise steigen<br />
die Kapitalkosten für nicht nachhaltige<br />
Unternehmen“, heißt es in<br />
einer Mitteilung der Bertelsmann<br />
Stiftung. Für nur ein Drittel der Unternehmen<br />
spiele <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
schon eine wichtige Rolle bei der<br />
Finanzierung ihrer Organisation.<br />
Für 40 Prozent sei das Thema noch<br />
eher unwichtig. In Zukunft könnte<br />
sich das ändern. „Denn den Investitionsbedarf<br />
zur Finanzierung<br />
der Transformation sehen die Unternehmen<br />
als hoch“ , heißt es<br />
weiter. Mehr als die Hälfte gehe<br />
davon aus, dass ihr Unternehmen<br />
dabei auf Fremdkapital angewiesen<br />
sein wird. BRIGITTA WENNINGER<br />
Sind Arbeitgeber nachhaltig, punkten<br />
sie damit auch bei Bewerbern.<br />
Foto: PantherMedia/violetkaipa
Früher selbstständig,<br />
heute Lokführer.<br />
Jetzt bringt Heinz seine Fahrgäste<br />
zu ihrem Arbeitsplatz.<br />
Starte deinen Quereinstieg als Lokführer:in.<br />
db.jobs/sbahnwelten<br />
Was ist dir wichtig?
UMWELT<br />
&<br />
TAFEL<br />
Leserthema: „Nachhaltig und gesund leben“ Nr. 122 | Mittwoch, 29. Mai 2024<br />
Saisonal und pflanzlich<br />
INTERVIEW<br />
mit Expertin Daniela Krehl über nachhaltiges Essen<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
in Ihrer<br />
Zeitung<br />
Im März hat die Deutsche Gesellschaft<br />
für Ernährung (DGE) neue Empfehlungen<br />
für Verbraucher veröffentlicht.<br />
Sie rät unter anderem zu weniger<br />
tierischen Produkten – für Gesundheit<br />
und Umwelt. Daniela Krehl vom<br />
Referat Lebensmittel und Ernährung<br />
der Verbraucherzentrale Bayern hat<br />
Tipps, wie es mit dem gesunden und<br />
nachhaltigen Essen klappt.<br />
VON MARION BRANDSTETTER<br />
Frau Krehl, die DGE rät zu weniger<br />
Fleisch und Milchprodukten<br />
– warum?<br />
Da ist der Konsum gesundheitlich und<br />
in Sachen Umwelt ein Problem. Eigentlich<br />
wäre noch weniger Fleisch wünschenswert.<br />
Aber da hält sich die DGE<br />
auch an die Konsumgewohnheiten:<br />
Man empfiehlt dann nicht 30 Gramm<br />
Currywurst, sondern etwas Realistisches.<br />
Aber weniger Fleisch bedeutet einen gesundheitlichen<br />
Vorteil, insbesondere, was<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen angeht.<br />
Und umwelttechnisch steht fest: Man<br />
braucht auf jeden Fall mehr Fläche. Das<br />
Futtermittel, was ich für ein Rind brauche,<br />
ist ungefähr das Sieben- oder Achtfache<br />
vom Körpergewicht des Tiers. Und es fallen<br />
viele Schlachtabfälle an. Man könnte<br />
siebenmal, achtmal mehr Menschen ernähren.<br />
Eine Besonderheit haben wir in<br />
Bayern: Hier werden zur Tierfütterung<br />
teilweise Grünflächen genutzt, auf denen<br />
man kein Getreide anbauen kann.<br />
Nichtsdestotrotz ist es einfach so, dass<br />
die CO 2<br />
-Bilanz vor allem bei Rindfleisch im<br />
Vergleich zu pflanzlichen Lebensmitteln<br />
so schlecht ist, dass Pflanzen und Hülsenfrüchte<br />
immer besser dastehen.<br />
Die DGE empfiehlt eher wenig Obst.<br />
Liegt das am Fruchtzucker?<br />
Ja. Vor allem Südfrüchte wie Mangos,<br />
Bananen oder auch Trauben haben einen<br />
sehr hohen Fruchtzuckergehalt. Dagegen<br />
sind unsere heimischen Beeren wie<br />
Brombeeren oder Johannisbeeren relativ<br />
fruchtzuckerarm, sodass man auch hier<br />
noch mal umweltfreundlich agieren kann,<br />
Eine vielseitige Ernährung mit wenigen tierischen Produkten tut Mensch und Umwelt<br />
gut. Foto: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)<br />
indem man einfach die regionalen Beeren<br />
der Saison isst.<br />
Wie sieht es bei Pflanzendrinks aus?<br />
Zunächst darf man nicht vergessen,<br />
dass sie zwar küchentechnisch die Milch<br />
ersetzen können, aber von den Inhaltsstoffen<br />
her kaum. Milchprodukte werden<br />
ja von der DGE auch weiterhin empfohlen,<br />
bis zu einer gewissen Menge. Denn<br />
sie liefern viel Kalzium, aber auch Vitamin<br />
B12 oder Jod – und das haben die Pflanzendrinks<br />
nicht. Deswegen sind viele von<br />
ihnen auch angereichert. Übrigens fürchten<br />
ja viele, dass das Soja für Drinks und<br />
Tofu aus Südamerika kommt. Das stimmt<br />
jedoch nicht, dieses Soja stammt größtenteils<br />
aus Europa, südamerikanisches Soja<br />
wird eher an Tiere verfüttert.<br />
Was empfehlen Sie bei Fleisch- oder<br />
Käseersatzprodukten?<br />
Hier gilt das gleiche wie bei allen anderen<br />
Lebensmitteln: Stark verarbeitete<br />
Produkte können problematisch sein. Ein<br />
Blick auf die Zutatenliste und Nährwerte<br />
hilft bei der Entscheidung. Und der Industrie<br />
gelingt es immer mehr, vegane<br />
und vegetarische Ersatzprodukte ohne<br />
Zusatzstoffe zu produzieren. Aber: Wenn<br />
ich mir die veganen Wurst- und Fleischersatzprodukte<br />
anschaue, weisen sie genau<br />
das auf, was auch beim echten Fleisch<br />
nicht optimal ist. Ich spreche jetzt von panierten<br />
Schnitzeln, Würstchen, Aufschnitt<br />
und dergleichen. Da sagt man auch bei<br />
der Fleischvariante: in Maßen bitte.<br />
Die DGE empfiehlt auch Nüsse –<br />
aber sind die nicht sehr fett?<br />
Es ist tatsächlich neu, dass die DGE jetzt<br />
Nüsse in ihre Empfehlungen mit reingenommen<br />
hat. Nüsse sind immer fettreich,<br />
das heißt, sie sind auch immer sehr kalorienhaltig.<br />
Aber es sind sehr gesunde<br />
Fette. Es gibt auch nicht die gesündeste<br />
Nuss, denn jede hat Vor- und Nachteile.<br />
Bei den Paranüssen zum Beispiel ist das<br />
Problem die Radioaktivität. Bei Mandeln<br />
sind es Monokulturen: Die meisten Mandeln<br />
kommen aus Kalifornien – da gehen<br />
auf ein Kilo rund 3 000 Liter Wasser drauf<br />
in einer Region, in der Wassermangel<br />
herrscht. Es ist aber sehr schwer für Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher, heimische<br />
Nüsse zu bekommen.<br />
Kann man sich ohne viel Verzicht<br />
nachhaltig ernähren?<br />
Ja. In Bayern profitiert man da schon<br />
vom Standort, weil die Landwirtschaft<br />
hier extrem präsent ist. Im Fränkischen<br />
ist das Obst und Gemüse, hinzu kommt<br />
die Fleischproduktion in Form von Rindern<br />
und die Milchproduktion. Das heißt, wir<br />
können uns schon sehr regional ernähren<br />
– wobei das Regionale manchmal<br />
gar nicht so wichtig ist, weil es darauf<br />
ankommt, wie man transportiert. Das<br />
klassische Beispiel ist der neuseeländische<br />
Apfel im Frühsommer, dessen CO 2<br />
-Bilanz<br />
fast besser ist als das, was wir regional haben,<br />
weil die Lagerung auch sehr viel CO 2<br />
entstehen lässt.<br />
Ich würde den größeren Schwerpunkt<br />
auf eine saisonale Ernährung legen. Wir<br />
haben da ein schönes Beispiel: Wie viel<br />
CO 2<br />
entsteht bei einer Tomate aus dem<br />
Treibhaus in Spanien, wo ich keine fossilen<br />
Brennstoffe verwende? Und wie viel<br />
CO 2<br />
entsteht, wenn ich im Winter eine<br />
Tomate aus Deutschland nehme, deren<br />
Gewächshaus mit fossilen Brennstoffen<br />
beheizt wird – das ist nämlich deutlich<br />
höher. Da profitiert die spanische Tomate.<br />
Wie können Verbraucher mehr tun?<br />
Ich habe ja hier in Bayern ganz häufig<br />
die Möglichkeit, auf Bauernmärkten oder<br />
bei Direktanbietern einzukaufen. Da unterstütze<br />
ich wirtschaftlich meine Region<br />
und habe einfach dieses Saisonale und<br />
Regionale auch berücksichtigt. Dann ist<br />
ganz, ganz wichtig, wie ich selber in den<br />
Supermarkt komme. Denn wenn ich das<br />
mit meinem großen SUV mache, verhagelt<br />
es mir den ganzen Einkauf.<br />
Wir empfehlen das Regionalfenster und<br />
das bayerische Bio-Siegel zur Orientierung.<br />
Wie werden wir in Zukunft wohnen?<br />
Welche Maßnahmen helfen, bei der<br />
Arbeit Ressourcen zu sparen? Welche<br />
Jobs sind besonders nachhaltig<br />
– und welche helfen dabei, die<br />
Energiewende zu verwirklichen? Wie<br />
ernähren wir uns umweltbewusst?<br />
Wie kann Mobilität auch in Zukunft<br />
gelingen und welche Anlagen an<br />
den Finanzmärkten sind nachhaltig?<br />
Diesen und weiteren Fragen geht die<br />
Redaktion im Laufe dieser Woche auf<br />
den Grund. Im Rahmen der <strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
werden jeden Tag<br />
unterschiedliche Themenbereiche<br />
beleuchtet. Heute stehen „Wasser,<br />
Ernährung und Umwelt“ im Mittelpunkt.<br />
Wie kann man diese Bereiche<br />
nachhaltiger gestalten?<br />
Die weiteren Themen<br />
sind:<br />
• Freitag, 31. Mai<br />
Wohnen in der Zukunft<br />
• Samstag, 1. Juni<br />
Mobilität / Netzausbau<br />
• Montag, 3. Juni<br />
Erneuerbare Energien<br />
Haben Sie Wünsche und Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns unter:<br />
beilagenredaktion@merkurtz.media<br />
VIEL SPASS BEIM LESEN WÜNSCHT<br />
IHRE REDAKTION SONDERVERÖFFENTLICHUNGEN<br />
Kleine Schritte:<br />
Wer hier und da<br />
die Stellschraube<br />
dreht, kann viel in<br />
Sachen <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
erreichen.<br />
Wasser sparen in Haus und Garten<br />
Vom Abwasch bis zum Zähneputzen:<br />
Ohne Wasser geht‘s nicht. Doch im<br />
Haushalt kann man an vielen Stellen<br />
schrauben, um weniger Wasser aus<br />
der Leitung zu verbrauchen. Sieben<br />
Tipps, die sich leicht umsetzen lassen.<br />
Wasser abmessen<br />
Schon beim Kochen kann man mit<br />
dem Sparen anfangen. Und zwar, indem<br />
man immer nur so viel Wasser<br />
in den Kochtopf oder Wasserkocher<br />
gibt, wie man tatsächlich braucht.<br />
Für eine Tasse Tee zum Beispiel reichen<br />
in der Regel 250 bis 300 Milliliter<br />
im Wasserkocher. Darauf weist<br />
der Verband kommunaler Unternehmen<br />
(VKU) auf seiner Website hin.<br />
Von Hand spülen spart kein Wasser. Foto: picture alliance/dpa/Zacharie Scheurer<br />
Lieber spülen lassen<br />
Beim Geschirrspülen kann man<br />
Wasser und Mühe zugleich sparen:<br />
Denn generell ist laut VKU die Nutzung<br />
einer Geschirrspülmaschine<br />
nachhaltiger als das Spülen mit der<br />
Hand im Spülbecken: Sie nutzt demnach<br />
bei einem Spülgang circa 30<br />
Prozent weniger Wasser. Am besten<br />
lässt man die Maschine immer erst<br />
dann laufen, wenn sie auch wirklich<br />
voll beladen ist. Die meisten Geschirrspüler<br />
verfügen zudem über ein<br />
Eco-Programm, das weniger Energie<br />
verbraucht.<br />
Volumen im Spülkasten<br />
Stopp drücken: Das geht bei den<br />
meisten Toilettenspülungen. Nutzen<br />
Sie die entsprechende Taste, wenn es<br />
auch mit einer kurzen Spülung getan<br />
ist. Die maximale Menge Wasser, die<br />
aus dem Spülkasten ins Klosett fließt,<br />
lässt sich aber auch begrenzen, indem<br />
man einige mit Steinen gefüllte<br />
Plastikflaschen in den Kasten legt<br />
– denn dann passt weniger Wasser<br />
rein. Darauf weist der Bund für Umwelt<br />
und Naturschutz Deutschland<br />
(BUND) auf seiner Website hin.<br />
Sparsamer Duschkopf<br />
Duschen statt baden, möglichst kurz<br />
unter der Brause stehen und das Wasser<br />
ausschalten, wenn man sich gerade<br />
einseift oder die Haarkur einwirken<br />
lässt: Das sind Tipps, mit denen man<br />
einfach Wasser sparen kann. Der BUND<br />
rät zudem, einen sparsamen Duschkopf<br />
zu verwenden. Aus den besten<br />
fließen demnach nur sechs statt bis zu<br />
20 Liter Wasser pro Minute. Dank beigemischter<br />
Luftblasen bleibe der Wasserstrahl<br />
aber trotzdem voll.<br />
Alternativ kann man auch einen<br />
Durchflussbegrenzer zwischen Armatur<br />
und Schlauch oder auf alle Wasserhähne<br />
montieren.<br />
Passende Gartenbepflanzung<br />
Auch im Garten kann man Wasser<br />
sparen. Die Stiftung Warentest hat<br />
in ihrer Zeitschrift „test“ (Ausgabe<br />
04/24) dafür Tipps zusammengestellt.<br />
Einer davon: Pflanzen auswählen, die<br />
Trockenheit gegenüber resilient sind<br />
und wenig gegossen werden müssen.<br />
Fetthenne, Portulakröschen und Mittagsblume<br />
etwa. Auch Geranie, Lavendel,<br />
Rosmarin, Prachtkerze, Duftnessel<br />
und Purpursonnenhut brauchen verhältnismäßig<br />
wenig Wasser.<br />
Sommerpause im Beet<br />
Die meisten Gemüsesorten sind durstig.<br />
Deshalb kann es Sinn machen, im<br />
Sommer eine Pause im Beet einzulegen<br />
und stattdessen im Frühling Tiefwurzler<br />
wie Pastinake und Möhre zu säen<br />
oder schnell wachsende Sorten wie Radieschen<br />
und Rucola. Dazu rät Annette<br />
Bucher vom Institut für Gartenbau<br />
Weihenstephan (IGB) in der „test“. In<br />
Richtung Herbst kann man ihr zufolge<br />
dann mit Chinakohl und Pflücksalaten<br />
weitermachen.<br />
Mit Regenwasser gießen<br />
Sinnvoll, um Leitungswasser zu sparen:<br />
Regenwasser auffangen, etwa in<br />
einer Regentonne. Das ist auch wegen<br />
des geringen Kalkgehalts schonender<br />
für die Pflanzen, heißt es in der „test“.<br />
Am besten platziert man die Regentonne<br />
unter dem Fallrohr einer<br />
Regenrinne. Den optimalen Standort<br />
bietet ein ebener Untergrund an windgeschützten,<br />
nicht zu sonnigen Haus-,<br />
Schuppen- oder Garagenwänden. DPA
WOHNEN<br />
&<br />
ZUKUNFT<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
in Ihrer<br />
Zeitung<br />
Leserthema: „Nachhaltige Immobilien“ Nr. 123 | Freitag, 31. Mai 2024<br />
Mehr Homeoffice bedeutet<br />
mehr Leerstand bei Büros<br />
Zusätzlich sind 11 000 Wohnungen in Metropolen möglich<br />
Wie werden wir in Zukunft wohnen?<br />
Welche Maßnahmen helfen, bei der Arbeit<br />
Ressourcen zu sparen? Welche Jobs<br />
sind besonders nachhaltig – und welche<br />
helfen dabei, die Energiewende zu verwirklichen?<br />
Wie ernähren wir uns umweltbewusst?<br />
Wie kann Mobilität auch<br />
in Zukunft gelingen und welche Anlagen<br />
an den Finanzmärkten sind nachhaltig?<br />
Diesen und weiteren Fragen geht die Redaktion<br />
im Laufe dieser Woche auf den<br />
Grund. Im Rahmen der <strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
werden jeden Tag unterschiedliche<br />
Themenbereiche beleuchtet. Heute<br />
stehen die Themen Wohnen und <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
auf unserer Agenda.<br />
Die weiteren Themen<br />
sind:<br />
• Samstag, 1. Juni<br />
Mobilität / Netzausbau<br />
Der Umbau von leerstehenden Büros<br />
könnte den Wohnungsmangel in<br />
Metropolen spürbar lindern. Ungenutzte<br />
Büroflächen bieten das Potenzial<br />
für rund 11 300 Wohnungen in den sieben<br />
größten Städten Deutschlands,<br />
zeigen neue Berechnungen des<br />
Immobilienspezialisten Jones<br />
Lang LaSalle (JLL), die der<br />
Deutschen Presse-Agentur<br />
vorliegen. „Der aktuelle<br />
Wohnungsbedarf in den<br />
sieben Metropolen könnte<br />
mit der Umwandlung von<br />
Büros zu rund einem Fünftel<br />
gedeckt werden“, erläutert Research-Experte<br />
Helge Scheunemann<br />
von JLL Deutschland. In manchen Städten<br />
lasse sich ein besonders hoher Teil des Bedarfs<br />
stillen, etwa in Düsseldorf (57 Prozent),<br />
Stuttgart (51), Frankfurt (34) und<br />
München immerhin noch 23 Prozent<br />
In München<br />
könnten<br />
23 Prozent des<br />
Wohnungsbedarfs<br />
mit einer Umwandlung<br />
gedeckt<br />
werden.<br />
• Montag, 3. Juni<br />
Erneuerbare Energien<br />
Haben Sie Wünsche und Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns unter:<br />
beilagenredaktion@ merkurtz.media<br />
VIEL SPASS BEIM LESEN WÜNSCHT<br />
IHRE REDAKTION SONDERVERÖFFENTLICHUNGEN<br />
Viel Wohnfläche im<br />
Bundesbesitz steht leer<br />
In Deutschland stehen insgesamt mehr<br />
als 360000 Quadratmeter Wohnraum<br />
im Besitz des Bundes leer. Das geht aus<br />
einer Antwort des Bundesfinanzministeriums<br />
auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten<br />
Caren Lay hervor,<br />
die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.<br />
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />
(Bima) verfügt demnach<br />
allein in Berlin über mehr als 18000 Quadratmeter<br />
leerstehenden Wohnraum. Zu<br />
den Wohnungen zählten nach Angaben<br />
des Finanzministeriums etwa solche, die<br />
derzeit nach einem Auszug noch nicht<br />
vermietet sind, zeitnah wieder vermietet<br />
werden könnten, sowie sanierungsbedürftige<br />
Wohnungen. In wenigen Fälle seien<br />
die Wohnungen dauerhaft nicht nutzbar,<br />
da etwa das Planungsrecht fehle. Die Bima<br />
gehört dem Bund und ist eine der größten<br />
Immoeigentümerinnen Deutschlands.<br />
Nach Angaben des Rats der Immobilienweisen<br />
fehlen in Deutschland in diesem<br />
Jahr 600000 Wohnungen. Von fast sechs<br />
Millionen Quadratmetern des Bundes für<br />
„Gewerbe und sonstige Liegenschaften“,<br />
zu denen Büro-, Lager- und Produktionsflächen<br />
zählten, stünden 2,8 Millionen leer,<br />
hieß es in der Antwort des Ministeriums. Bei<br />
1,2 Millionen Quadratmetern fehlte das Planungsrecht,<br />
bei 638000 seien die Objekte<br />
nicht nutzbar und bei 453000 Quadratmetern<br />
sei der Verkauf geplant.<br />
DPA<br />
Auch die Bundesarchitektenkammer<br />
dringt darauf, die Chancen von Umwandlungen<br />
besser zu nutzen. Doch nicht alle<br />
Bürostandorte eignen sich als Wohnviertel<br />
und die architektonischen Hürden<br />
sind vergleichsweise hoch. Bisher spielten<br />
Umwidmungen zu Wohnungen eine<br />
vergleichsweise kleine Rolle, so JLL. Eine<br />
Ausnahme ist Frankfurt: Dort habe sich<br />
in den vergangenen 15 Jahren die Zahl<br />
der Büroumbauten mehr als verdoppelt.<br />
In Frankfurt am Main seien in den nächsten<br />
vier Jahren zudem 1 200 Wohneinheiten<br />
aus Büroumwandlungen geplant,<br />
sagt Scheunemann. „Hier gibt es viele<br />
Flächen in alten Bürotürmen, die sich<br />
zur Umwandlung in Wohnungen eignen,<br />
da ihre quadratischen Grundrisse einen<br />
natürlichen Lichteinfall bieten.“ Doch<br />
auch anderswo gebe es ungenutztes<br />
Potenzial. „Das Thema hat an Fahrt aufgenommen.“<br />
Anteil des Wohnungsbedarfs, der durch<br />
Umbau von Büros gedeckt werden könnte.<br />
Foto: picture alliance / dpa / dpa Grafik<br />
Auch im schönen München gibt es einiges an leerstehenden Büroflächen. Diese können jedoch nicht ohne Weiteres in Wohnraum<br />
umgewandelt werden. Foto: Imago / Westend 61<br />
Büros in der Krise,<br />
Wohnungen sind begehrt<br />
Denn mit dem Trend zum Homeoffice<br />
stehen viele Büroflächen leer, Unternehmen<br />
trennen sich von Flächen. JLL zufolge summierte<br />
sich der Büroleerstand in den sieben<br />
Metropolen Berlin, Hamburg, München,<br />
Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf<br />
Ende 2023 auf rund 5,64 Millionen Quadratmeter,<br />
davon 2,68 Millionen abseits<br />
gefragter A-Lagen, wo eine Wiedervermietung<br />
relativ leicht ist. Auf der anderen Seite<br />
ist der Wohnungsmangel in Deutschland<br />
groß. Nach Einschätzung des Zentralen Immobilienverbands<br />
(ZIA) fehlen dieses Jahr<br />
600000 Wohnungen, 2027 könnten es<br />
830000 sein. Wegen der gestiegenen Zinsen<br />
und Baukosten steckt der Wohnungsbau in<br />
der Krise. Warum also werden nicht mehr<br />
leere Büros in Wohnungen umgewandelt?<br />
„Bürostandorte sind nicht gleich Wohnstandorte“,<br />
erklärt Experte Scheunemann.<br />
Nötig sei etwa die Anbindung an Schulen,<br />
Nahverkehr, Kindergärten, Geschäfte und<br />
Parks. Außerdem sind Umwidmungen wegen<br />
der gestiegenen Baukosten teuer und<br />
aufwendig. So gibt es eine Reihe architektonischer<br />
Hürden wie die Deckenhöhe und<br />
geeignete Grundrisse, sagt Scheunemann.<br />
Oft sei mangelnder Lichteinfall bei großen,<br />
tiefen Flächen ein Problem, oder die Frage,<br />
ob an der Fassade Balkone angebracht werden<br />
könnten.<br />
Kosten- und Umweltvorteile –<br />
aber viele praktische Hürden<br />
Dafür locken einige Vorteile: So liegen<br />
die Kosten für die Umnutzung von Büros zu<br />
Wohnraum in den Metropolen nach früheren<br />
Angaben von JLL rund 50 Prozent niedriger<br />
als im Neubau. Zudem seien die CO 2<br />
-Emissionen<br />
bei Sanierungen deutlich geringer<br />
– denn der Rohbau oder die Gebäudehülle<br />
stünden ja schon. Und neue Flächen würden<br />
auch nicht gebraucht. Auch die Bundesregierung<br />
sieht das Potenzial. Über das Programm<br />
„Gewerbe zu Wohnen“ sollen Kauf und<br />
Umbau von Gewerbegebäuden zu Wohnungen<br />
mit 120 Millionen Euro bezuschusst<br />
werden. „Wir haben heutzutage sehr viele<br />
leerstehende Büros, sehr viele leere Ladenlokale,<br />
und das ist ein gutes Potenzial, was<br />
man auch ohne Nachverdichtung von zusätzlicher<br />
Fläche geben kann“, sagte Bauministerin<br />
Klara Geywitz (SPD) kürzlich. Andrea<br />
Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer,<br />
mahnt angesichts der Krise im<br />
Wohnbau, alle Potenziale auszuschöpfen<br />
– seien es Aufstockungen, Nachverdichtungen<br />
oder eben der Umbau von Büros, alten<br />
Fabriken oder Handelsimmobilien. „Es geht<br />
um die gemischte Stadt, viele Ansätze sind<br />
da.“ Auch unter Bauherren tue sich etwas.<br />
„Manche hatten Pläne für Gewerbeobjekte<br />
und kommen jetzt auf uns zu und wollen<br />
Teile davon in Wohnungen umwandeln.“<br />
Fehlende Anreize<br />
für Eigentümer<br />
Doch die Architektur von Büros unterscheide<br />
sich komplett von jener für Wohnungen,<br />
sagt Gebhard. „Während Büros großflächig<br />
geplant sind, sind Wohnungen kleinteilig<br />
gedacht.“ Bei einer Umwandlung müssten<br />
je getrennte Zugänge, Sanitäranlagen und<br />
Belüftungen geschaffen werden. Grundsätzlich<br />
gelte: Je größer und tiefer die Grundfläche,<br />
desto schwieriger werde der Lichteinfall.<br />
Manchen Eigentümern fehle zudem der<br />
Anreiz zum Umbau: „Büromieten sind im<br />
Schnitt deutlich höher als Wohnungsmieten,<br />
zumindest in guten Lagen.“ Und einige Firmen<br />
gäben ihre Büros nicht auf, weil sie die<br />
Belegschaft wieder mehr vor Ort sehen wollten.<br />
Besonders aufwendig werde es, wenn<br />
Gewerbegebiete im Speckgürtel umgestaltet<br />
werden sollten. In Vierteln abseits der Zentren<br />
und nahe der Autobahn sei das Leben<br />
unattraktiv. „Wohnen ist Heimat.“<br />
ALEXANDER STURM , DPA
WOHNEN<br />
&<br />
ZUKUNFT<br />
Leserthema: „Nachhaltige Immobilien“ Nr. 123 | Freitag, 31. Mai 2024<br />
Ein Innenhof (fast) wie mitten in der Natur: „Biophilic Design“ nützt nicht nur der Umwelt, sondern steigert auch das Wohlbefinden des Menschen. Fotos: FidCap Gruppe München (est. 2012)<br />
Visionäres Bauen im Sinne der Zukunft<br />
In München entsteht der erste energieautarker Bürokomplex in Holzbauweise<br />
Der Gebäudesektor gehört deutschlandweit<br />
in Bezug auf seine CO 2<br />
-Bilanz zu<br />
den größten Umweltsünden – bis zu<br />
einem Drittel des klimaschädlichen Gases<br />
entstammt dem Bau, dem Betreiben und<br />
dem Abriss von Gebäuden. Dabei gibt es<br />
zahlreiche Methoden, diese CO 2<br />
-Belastung<br />
effektiv zu reduzieren: In München entsteht<br />
aktuell ein Projekt, das mehrere dieser<br />
Methoden auf sich vereinigt: Mit dem<br />
„M-Plaza“ entsteht auf einer Fläche von<br />
über 40 000 Quadratmetern ein Bürokomplex<br />
in nachhaltiger Holzbauweise – mit Holz<br />
aus regionalen Wäldern – auf einem Skelett<br />
aus recyceltem und mit Ökostrom hergestelltem<br />
Stahl. Mit eigenen Geothermie- und<br />
Solaranlagen ist das Gebäude zudem nahezu<br />
energieautark – und am Ende der Bilanz<br />
sogar klimaneutral. Modernste Gebäudetechnologie<br />
sorgt zudem dafür, dass nur die<br />
Energie verbraucht wird, die der Mitarbeiter<br />
an seinem Arbeitsplatz tatsächlich benötigt.<br />
Dass diese Projekt gerade in München<br />
realisiert wird, ist kein Zufall. Die Stadt hat<br />
im Zuge einer zunehmenden Verkehrsüberlastung<br />
ökologische Themen ganz oben auf<br />
ihre Agenda gesetzt. Eines davon ist die Klimaneutralität,<br />
die bis 2035 erreicht werden<br />
Der Bürokomplex M-Plaza soll neue nachhaltige Standards setzen.<br />
soll. Dieses angestrebte Klimaziel erfüllt das<br />
Gebäudeprojekt planerisch schon heute. Das<br />
M-Plaza könnte laut den Projektentwicklern<br />
sogar fast als Effizienzhaus 30 durchgehen,<br />
sofern es diesen sehr hohen <strong>Nachhaltigkeit</strong>sstandard<br />
geben würde. Auch bei modernen<br />
Holzbauprojekten voranzugehen, hat München<br />
mittlerweile verinnerlicht: Auf dem Gelände<br />
der Technischen Universität in Bestlage<br />
in der Maxvorstadt soll beispielsweise eine<br />
22 Meter hohe, fast komplett aus Holz bestehende<br />
Kindertagesstätte entstehen.<br />
Arbeit trifft Auszeit<br />
Die Fertigstellung des M-Plaza München<br />
ist für 2025 geplant. Auf sieben Etagen mit<br />
insgesamt 33 000 Quadratmetern Mietfläche<br />
sollen Büros und Komplementärnutzungen<br />
entstehen. Komplett leitungs- und<br />
installationsfreie Holzoberflächen, Holz- und<br />
Glasfassaden, zahlreiche begrünte Bereiche<br />
sowie eine weitläufige Dachterrasse mit circa<br />
2 000 Quadratmetern stellen Mensch und<br />
Natur in den Mittelpunkt. Hinter dem Architekturkonzept<br />
steht das sogenannte<br />
„Biophilic Design“, welches die Natur wieder<br />
stärker in die Gebäudeplanung miteinbeziehen<br />
will. Studien konnten nachweisen,<br />
dass dieses Konzept zusammen mit geringen<br />
CO 2<br />
-Mengen und optimalen Temperaturen<br />
am Arbeitsplatz die Produktivität sowie<br />
das Wohlbefinden der Mitarbeiters steigert.<br />
So werden im M-Plaza auf jedem der rund<br />
4 500 Quadratmetern großen Geschosse<br />
üppige grüne Bereiche und vollautomatische,<br />
unsichtbare Klimasysteme realisiert, die<br />
ideale CO 2<br />
-Mengen und Temperaturen am<br />
Arbeitsplatz gewährleisten. Bäume wachsen<br />
aus dem hellen, bepflanzten Innenhof bis ins<br />
zweite Obergeschoss, durch die Gestaltung<br />
der Fassade entstehen kleine Gartennischen<br />
und ermöglichen eine natürliche Beleuchtung<br />
der Flächen. Die weitläufige Dachterrasse mit<br />
einem üppigen Garten bietet eine ansprechende<br />
Aussicht zum Entspannen.<br />
Das Büro für mehr Natur<br />
Das Büroprojekt will dabei nicht nur<br />
als Einzelgebäude wirken. Auf dem Areal<br />
der ehemaligen Siemenswerke-Grundstücke<br />
war bisher Beton – nach Standard der<br />
1960er und 1970er-Jahre – Trumpf. Doch<br />
der Standort Sendling ist mittlerweile auch<br />
als Wohngebiet populär und begehrt – und<br />
die Umgestaltung hin zu einem deutlich<br />
lebenswerteren Umfeld im vollen Gange.<br />
Auch mit dem M-Park will die Landeshauptstadt<br />
deshalb hier eine Öffnung hin zu mehr<br />
Grün anstoßen. Ein Novum in diesem Zusammenhang:<br />
Nach Fertigstellung können<br />
alle Münchner, insbesondere Anwohner, die<br />
Park- und Grünflächen des Areals von über<br />
30 000 Quadratmetern nutzen.<br />
CHRISTOPH KASTENBAUER<br />
Pflegeimmobilien als nachhaltige Investments<br />
Laut Verbraucherzentrale möchten immer<br />
mehr Menschen mit ihrem Geld nicht nur<br />
eine angemessene Rendite erzielen, sondern<br />
auch einen positiven Beitrag für den<br />
Klimaschutz oder soziale beziehungsweise<br />
ethisch-ökologische Belange leisten.<br />
Von Sparprodukten über Investmentfonds<br />
und Aktien bis hin zu Anleihen und Direktinvestments<br />
– mittlerweile sind dafür in allen<br />
Anlageklassen Varianten zu finden, die<br />
diesen Wünschen entsprechen. Dennoch<br />
gibt es keine einheitliche Definition für<br />
nachhaltige Geldanlagen. Investoren sollten<br />
sich deshalb darüber im Klaren sein, was sie<br />
selbst unter dem Begriff „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“<br />
verstehen, und prüfen, ob ein konkretes Anlageprodukt<br />
ihren Erwartungen entspricht.<br />
Der altersgerechte Wohnungsbau ist so ein<br />
Schlüsselthema, das die drängendsten gesellschaftlichen<br />
und ökologischen Fragen der<br />
Zukunft aufnimmt.<br />
In einer beständig alternden deutschen<br />
Gesellschaft sind laut Statistischem Bundesamt<br />
schon heute rund fünf Millionen<br />
Menschen auf Pflege angewiesen. Bis 2055<br />
soll die Anzahl um 1,8 Millionen ansteigen.<br />
Experten des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung<br />
und des Institute for Health<br />
Care Business rechnen bis 2040 mit einem<br />
Investitionsbedarf zwischen 80 und 125<br />
Milliarden Euro bei Pflegeimmobilienneubauten<br />
und -revitalisierungen. Diese Zahlen<br />
verdeutlichen die Herausforderungen und<br />
Marktpotenziale gleichermaßen. „Wer über<br />
eine sinnstiftende Investition nachdenkt, sollte<br />
sich deshalb auch über Pflegeimmobilien<br />
informieren, die ähnlich einer Wohnung in<br />
einem Mehrfamilienhaus als Kapitalanlage<br />
erworben werden können. Sie bieten für<br />
Investorinnen und Investoren profitable Anlageoptionen,<br />
die gleichzeitig dringend benötigte<br />
Pflegeplätze für die alternde Gesellschaft<br />
schaffen“, sagt Sandro Pawils, Chief<br />
Sales Officer der Carestone Gruppe.<br />
Klimafreundliches Bauen<br />
ist alternativlos<br />
Die Notwendigkeit von mehr Pflegeplätzen<br />
ist also unbestritten groß, bedeutet aber<br />
jenseits aller Marktherausforderungen nicht,<br />
dass altersgerechter Wohnraum ohne Weiteres<br />
entwickelt und gebaut werden kann.<br />
Seniorenwohn- und Pflegeimmobilien sollen<br />
in der Mitte der Gesellschaft und an die Bedürfnisse<br />
der Bewohner angepasst entstehen.<br />
Hinzu kommt der unabdingliche Aspekt<br />
des nachhaltigen Bauens. Der Gebäudesektor<br />
ist hierzulande einer der größten Treiber<br />
von CO 2<br />
-Emissionen.<br />
„Wir sind davon überzeugt, dass nur<br />
nachhaltige Immobilien markt- und zukunftsfähig<br />
sind”, sagt Pawils. So macht die<br />
von Carestone und IPSOS durchgeführte Studie<br />
„Urbanes Leben im Alter“ deutlich: Für<br />
eine große Mehrheit der befragten Senioren<br />
ist <strong>Nachhaltigkeit</strong> alternativlos. Sie wollen in<br />
Gebäuden leben, die entsprechenden Standards<br />
folgen. „Und auch für private Investorinnen<br />
und Investoren spielt sie eine immer<br />
bedeutendere Rolle“, ergänzt Pawils.<br />
Doppelt ins Alter investieren –<br />
sinnstiftend und nachhaltig<br />
Konsequentes Ziel bei der Projektierung<br />
und Realisierung der Pflegeimmobilien<br />
ist es, eine über Jahrzehnte anhaltende<br />
Wertstabilität für alle Akteure und<br />
Partner zu schaffen. Durch langfristige<br />
Pachtverträge – oft über 20 Jahre und mehr –<br />
mit renommierten Betreibern werden<br />
Pflege- und Arbeitsplätze langfristig<br />
gesichert und geschaffen. „Gleichzeitig erhalten<br />
Investorinnen und Investoren über<br />
diesen Zeitraum planbare sowie stabile<br />
Mieteinnahmen. Mit dem Kauf einer Pflegeimmobilie<br />
investieren Anleger also nicht<br />
nur in ihre Altersvorsorge. Sie investieren direkt<br />
darüber in die Schaffung von dringend<br />
benötigtem altersgerechtem Wohnraum,<br />
also absolut sinnstiftend und – abhängig<br />
von der Immobilienausführung – auch ökologisch<br />
nachhaltig“, erklärt Pawils.<br />
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Leserthema: „Nachhaltige Wohnperspektiven“ Nr. 123 | Freitag, 31. Mai 2024<br />
Die Schönheit der Vergänglichkeit<br />
Oberflächlich verkohlte Holzfassade wird zum nachhaltigen und stylischen Trend<br />
Die Fassade von älteren Gebäuden<br />
mit voller Absicht zu verkohlen,<br />
um sie zu verschönern und gegen<br />
schädliche Außeneinflüsse zu schützen?<br />
Klingt seltsam, wird aber immer mehr zum<br />
Trend. Immer öfter verbauen Eigenheim-<br />
Besitzer schwarz karbonisierte Holzelemente<br />
an ihren Fassaden. Dieses oberflächlich<br />
verkohlte Holz macht Gebäudehüllen resistent<br />
gegenüber Wasser, Pilzen und Fäulnis<br />
– und das ohne Schutzanstrich. Ästheten<br />
bewundern zudem das edle schwarzsilbrige<br />
Aussehen, das sich kontrastreich von der<br />
Umgebung abhebt. Wie die Fassaden-<br />
Optik den Jahren trotzt, das weiß der Holzexperte<br />
Ulrich Braig.<br />
Per Beflammungsanlage wird die Karbonisierung<br />
verschiedener Holzarten standardisiert<br />
durchgeführt. Foto: Mocopinus<br />
Das karbonisierte Holz an Eigenheim-Fassaden erfreut sich wachsender Beliebtheit. Foto: Mocopinus<br />
Karamellisierung<br />
und Verkohlung<br />
Üblicherweise bringt man Holz und Feuer<br />
in Bezug auf das Eigenheim eher ungern zusammen.<br />
Nicht so bei der gezielten Beflammung<br />
von hölzernen Fassadenelementen,<br />
dem sogenannten Karbonisieren. Die Methode<br />
zur Holzveredelung durch Feuer blickt<br />
im fernen Japan auf eine über 1000-jährige<br />
Tradition zurück und heißt dort „Yakisugi“.<br />
„Bei dieser ganz speziellen Art der Holzkonservierung<br />
durch thermische Verfahren<br />
erfährt die Zellulose im Holz eine Art<br />
Karamellisierung und Verkohlung.“ Per<br />
Beflammungsanlage wird in den entsprechenden<br />
Betrieben die Karbonisierung<br />
verschiedener Holzarten standardisiert<br />
durchgeführt. Diese verändert die Oberflächeneigenschaften<br />
von Fichte, Lärche und<br />
Douglasie in puncto Farbe, Geruch, Härte<br />
und biologische Abbaubarkeit: Das Karbonisieren<br />
verschließt die Holzzellen und<br />
schützt dann damit darunterliegende Holzschichten.<br />
Auf diese Weise entfällt die Notwendigkeit<br />
von Farbanstrichen oder Behandlungen<br />
mit Holzschutzmitteln.<br />
Patina<br />
mit Charakter<br />
„Yakisugi“ geht einher mit der japanischen<br />
Philosophie Wabi-Sabi. Diese beschreibt<br />
die Schönheit des Einfachen und zelebriert<br />
die Authentizität der Bescheidenheit. Bei<br />
Wabi-Sabi geht es nicht um Verzicht, sondern<br />
um das harmonische Annehmen von<br />
Vergänglichkeit im Einklang mit der Natur.<br />
Auch scheinbar Unvollkommenes bietet<br />
Würde und Eleganz. Das bedeutet für „Yakisugi“,<br />
dass sich jeder natürliche Baustoff<br />
mit der Witterung verändert. Bei einer karbonisierten<br />
Holzfassade betrifft das nicht die<br />
Widerstandfähigkeit, sondern die Optik.<br />
Sturm, Niederschläge und die Kraft der<br />
Sonne bewirken über die Jahre ein partielles<br />
Abblättern der schwarzen Oberfläche.<br />
Zum Vorschein kommt rötlich braunes Holz,<br />
das im Laufe der Zeit durch die Sonneneinstrahlung<br />
vergraut. Die im Karbonisierungsvorgang<br />
entstandenen Holzeigenschaften<br />
bleiben jedoch bestehen.<br />
Dieser Prozess des würdevollen Alterns<br />
der eigenen Hausfassade kann gefallen,<br />
muss aber nicht. „Wer seine Hausfassade<br />
mit Yakisugi versieht, muss wissen, dass<br />
die Gebäudehülle nach mehreren Jahren<br />
anders aussieht als am ersten Tag“, so der<br />
beruflicher Baugutachter Jean-Pierre Grosser.<br />
Sein schwarzes Haus im fränkischen Eysölden<br />
ist allerdings auf jeden Fall ein Hingucker.<br />
Die Entwicklung des beflammten Holzes<br />
hin zu einer natürlichen Patina beobachtet<br />
er wohlwollend, wie bei einem Menschen,<br />
der die Zeichen seines Alters mit Stolz zur<br />
Schau trägt: „Das weist auf den starken Charakter<br />
des Baustoffs hin.“<br />
CK<br />
Das recycelte Eigenheim<br />
Im Jahr 2020 fielen in Deutschland 60<br />
Millionen Tonnen Bauschutt an. Immerhin:<br />
Rund 47 Prozent davon wurden wiederverwertet.<br />
Das Recycling von Baumaterialien<br />
muss noch Fahrt aufnehmen, die<br />
Möglichkeiten der Wiederverwendung<br />
sind beim Hausbau noch lange nicht<br />
ausgeschöpft. Klinkersteine aus alten<br />
Dachziegeln, Holzböden aus aufbereitetem<br />
Altholz, Markisen und Rollos aus<br />
ehemaligen PET-Flaschen – der Markt für<br />
Recyclingprodukte boomt. Baufamilien<br />
und Modernisierende können mittlerweile<br />
auf ein breit gefächertes Angebot im<br />
Fach- und Onlinehandel zurückgreifen.<br />
Was alles möglich ist, demonstriert ein<br />
Recycling-Haus in Hannover. Erstmals in<br />
Deutschland besteht ein Einfamilienhaus<br />
vollständig aus wiederverwendeten oder<br />
recycelten Baustoffen. Für die Fassade<br />
wurden gebrauchte Faserzementplatten<br />
und Holzlatten alter Saunabänke verwendet,<br />
für den Terrazzofußboden alte<br />
Ziegel. Die Fenster stammen vom Abbruch<br />
eines ehemaligen Fabrikgebäudes.<br />
Als Bezugsquellen für die Baustoffe dienten<br />
der Materialpool einer Baufirma und<br />
Baustoffbörsen.<br />
Kreislauf auf der Baustelle<br />
„Glas, Metall, Ziegel, Mörtel, Beton<br />
oder Holz sind zu kostbar, um auf der<br />
Deponie zu landen“, sagt Krzysztof Pom-<br />
Dieses Haus in Hannover besteht vollständig<br />
aus Recyclingmaterialien. Foto: cityfoerster.<br />
net / Gundlach / Bhw<br />
pa von der BHW Bausparkasse. Diese<br />
Materialien sind oft langlebig und lassen<br />
sich gut wieder aufbereiten oder recyceln.<br />
„Eine Herausforderung sind jedoch<br />
Recyclingverfahren, die die Wiederverwertung<br />
schwieriger Verbundmaterialien<br />
wie Gipsplatten oder PVC ermöglichen“,<br />
so Pompa. Die Kreislaufwirtschaft auf<br />
den Baustellen spart aber nicht nur Geld,<br />
sondern auch Ressourcen. Denn allein<br />
die Herstellung von neuen Baustoffen<br />
macht acht Prozent der gesamten deutschen<br />
CO 2<br />
-Emissionen aus.<br />
BHW
WOHNEN<br />
&<br />
ZUKUNFT<br />
Leserthema: „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“<br />
Helfende Wände<br />
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Nr. 123 | Freitag, 31. Mai 2024<br />
Große bundesweite Initiative unterstützt Geflüchtete, schnell und sicher ein Zuhause in Deutschland zu finden<br />
Ursprünglich als Pilotprojekt<br />
in Reaktion auf den Krieg in<br />
der Ukraine ins Leben gerufen,<br />
hat die Plattform „Helfende<br />
Wände“ heute schon über 5 300 Geflüchtete<br />
aus der Ukraine bei der<br />
Suche nach einem vorübergehenden<br />
Zuhause in Deutschland<br />
unterstützt. Nun zielt die<br />
Initiative darauf ab, allen<br />
Geflüchteten einen<br />
„Wir alle<br />
sicheren Zufluchtsort<br />
in Deutschland<br />
können und<br />
müssen etwas für<br />
zu bieten. Auf der die Menschen tun,<br />
Plattform können die aus ihrer Heimat<br />
Geflüchtete selbstständig<br />
und nach fliehen.“<br />
nach Deutschland<br />
individuellem Bedarf<br />
Unterkünfte suchen und<br />
finden. Gleichzeitig haben<br />
Anbieter die Möglichkeit, verfügbaren<br />
Wohnraum – vom möblierten<br />
Zimmer über eine Wohnung<br />
bis hin zu einem Haus – zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Kampagne soll Bekanntheit<br />
und Angebot steigern<br />
Unter dem Motto „Schaffen<br />
Sie Raum für Frieden” wurde nun<br />
eine nationale Werbekampagne<br />
gestartet. Sie zielt darauf ab, die<br />
Bekanntheit der Initiative zu steigern<br />
sowie die Zahl der Menschen,<br />
die zusätzlichen Wohnraum auf<br />
helfendewaende.de anbieten, zu<br />
erhöhen. Zu diesem Zweck werden<br />
ab sofort in regionalen und<br />
überregionalen Tageszeitungen,<br />
in sozialen Netzwerken, im Radio<br />
sowie in großen Städten wie<br />
München, Berlin und Hamburg<br />
Anzeigen und Werbemaßnahmen<br />
geschaltet.<br />
Vor allem in Großstädten bringt „Helfende Wände“ Menschen, die helfen wollen, mit<br />
Hilfesuchenden zusammen. Fotos: Helfende Wände<br />
„Wir alle können und müssen<br />
etwas für die Menschen tun, die<br />
aus ihrer Heimat nach Deutschland<br />
fliehen. Sei es aufgrund von Krieg,<br />
wie zum Beispiel in der Ukraine,<br />
oder wegen Verfolgung und Vertreibung.<br />
Diese Hilfe muss schnell<br />
und unkompliziert sein. Genau<br />
an diesem Punkt setzen wir mit<br />
unserer Initiative an, mit der wir<br />
bis heute schon Tausenden Geflüchteten<br />
ein sicheres Zuhause in<br />
Deutschland bieten konnten“, betont<br />
Jan Hase, CEO und Mitgründer<br />
von Wunderflats, einem der<br />
beiden Unternehmen hinter der<br />
Initiative Helfende Wände. „Mit<br />
einer großen Werbekampagne<br />
möchten wir nun alle Menschen<br />
in Deutschland dazu aufrufen, ihren<br />
vorhandenen und verfügbaren<br />
Wohnraum Geflüchteten auf der<br />
Plattform zur Verfügung zu stellen.“<br />
Über „Helfende Wände“<br />
Helfende Wände ist eine Initiative,<br />
die Anbieter von Wohnraum<br />
in Deutschland mit hier lebenden<br />
Geflüchtete zusammenbringt,<br />
um ihnen in Zeiten der Not eine<br />
geeignete vorübergehende Unterkunft<br />
zu bieten. Über eine<br />
einfach zu bedienende digitale<br />
Plattform können hier Anbieter<br />
ihren freien Wohnraum offerieren<br />
und Geflüchtete können sich<br />
als Wohnungssuchende registrieren<br />
lassen. „Schaffen Sie Raum<br />
für Frieden“ ist eine Kampagne,<br />
die darauf abzielt, die Zahl der<br />
Menschen zu erhöhen, die auf<br />
der Plattform helfendewaende.de<br />
zusätzlichen Wohnraum anbieten.<br />
Jede Handreichung kann einen großen<br />
Unterschied im Leben von Schutzsuchenden<br />
machen.<br />
Die Kampagne zeigt, wie dabei<br />
alle Bundesbürger einen<br />
großen Unterschied im Leben<br />
der Bedürftigen machen<br />
und zum Frieden beitragen<br />
können.<br />
Helfende Wände ist eine Initiative<br />
von der Wunderflats GmbH,<br />
Deutschlands Marktführer für mittelfristiges<br />
möbliertes Wohnen,<br />
und der gemeinnützigen Organisation<br />
ProjectTogether. Das Projekt<br />
wird gemeinsam von der Europäischen<br />
Union und dem Bundesamt<br />
für Migration und Flüchtlinge<br />
(BAMF) gefördert und vernetzt<br />
Menschen, die Unterkünfte anbieten,<br />
mit Menschen, die Schutz<br />
suchen.<br />
Und hier noch einmal die<br />
wichtigsten Informationen über<br />
die Initiative zusammengefasst:<br />
• Digitale Plattform bietet Schutzsuchenden<br />
die Möglichkeit,<br />
schnell und sicher private Unterkünfte<br />
in Deutschland zu<br />
finden.<br />
• Die nationale Werbekampagne<br />
„Schaffen Sie Raum für<br />
Frieden” soll die Bekanntheit<br />
der Initiative steigern und im<br />
Ergebnis das Angebot von zusätzlichem<br />
Wohnraum auf der<br />
Plattform erhöhen.<br />
• Die Initiative wird in Zusammenarbeit<br />
mit der gemeinnützigen<br />
Organisation ProjectTogether<br />
und dem Berliner Unternehmen<br />
Wunderflats umgesetzt.<br />
Mehr Informationen unter<br />
www.helfendewaende.de<br />
www.wunderflats.com
WOHNEN<br />
&<br />
ZUKUNFT<br />
Leserthema: „Nachhaltige Immobilien“ Nr. 123 | Freitag, 31. Mai 2024<br />
Moderner Holz-Fertighausbau<br />
ist auch nachhaltig<br />
Holzhäuser können im Jahr mehr Energie produzieren, als mit ihnen verbraucht wird<br />
Für die junge Familie bedeutet ein Hausbau,<br />
einen neuen individuellen Lebensmittelpunkt<br />
zu schaffen und die meist<br />
größte Investition ihres Lebens zu tätigen.<br />
Ebenso wie die Investoren und Entscheider<br />
großer Bauvorhaben brauchen sie daher<br />
einen vertrauensvollen Baupartner und<br />
Planungssicherheit in puncto Kosten, Fertigstellung<br />
und Qualität. Das führt sie zu<br />
Häusern in moderner und nachhaltiger<br />
Holz-Fertigbauweise.<br />
Holz-Fertigbau ist Vorreiter<br />
für serielles Bauen<br />
Der Baustoff Holz ist nachhaltig, weil er<br />
ein nachwachsender Rohstoff ist, der nach<br />
vielen Jahren wieder problemlos in den Verwertungskreislauf<br />
eingespeist werden kann.<br />
Moderne Holz-Fertighäuser sind nachhaltig,<br />
weil sie oftmals über das Jahr sogar mehr<br />
Energie produzieren als in ihnen verbraucht<br />
wird und das ist noch längst nicht alles.<br />
Achim Hannott, Geschäftsführer des Bundesverbandes<br />
Deutscher Fertigbau (BDF),<br />
erklärt: „Vom Einfamilienhaus bis hin zum<br />
mehrgeschossigen Wohnungs- und Objektbau<br />
ist der Holz-Fertigbau Vorreiter für serielles<br />
Bauen und für planungssichere Bauvorhaben.<br />
Bauherren profitieren von sehr guten<br />
Produktionsbedingungen im Werk, von einer<br />
Festpreisgarantie und von dauerhaft niedrigen<br />
Betriebskosten.“ Die meisten Baufamilien<br />
müssen für ihr persönliches Großprojekt<br />
die eigenen Finanzen umkrempeln. Das<br />
heißt, sie müssen Ersparnisse anrühren, einen<br />
Baukredit aufnehmen und über mehrere<br />
Jahre tilgen. Um mit einem guten Gefühl<br />
in diese neue Lebensphase zu gehen,<br />
brauchen sie einen Plan für die individuell<br />
Nirgends fühlt man sich so sehr zu Hause wie im Eigenheim. Foto: BDF / Wolf System<br />
passende Finanzierung – und es braucht die<br />
Sicherheit, dass alles beim Hausbau auch so<br />
läuft wie geplant. „Beim Fertighaus ist diese<br />
Planungssicherheit bestmöglich gegeben<br />
und garantiert“, so Hannott. Denn trotz gestiegener<br />
und teils weiter steigender Preise<br />
quer durch alle Warengruppen, geben die<br />
Fertighaushersteller des BDF ihren Bauherren<br />
bei Vertragsabschluss weiterhin eine<br />
Festpreisgarantie. Diese sei schon seit vielen<br />
Jahren ein gewichtiges Argument für die<br />
Holz-Fertigbauweise bei privaten, gewerblichen<br />
und öffentlichen Bauvorhaben sowie<br />
ein bedeutendes Sicherheitsversprechen<br />
für ihre Interessenten, so Hannott. Auch<br />
ein Fertigstellungstermin werde beim Fertighausbau<br />
mit einem BDF-Unternehmen<br />
auf Wunsch vertraglich fixiert. Zudem gehe<br />
die hohe Ausführungsqualität und Dämmleistung<br />
moderner Holz-Fertigbauten mit<br />
dauerhaft niedrigen Betriebskosten einher.<br />
„Immer mehr Fertighäuser werden energetisch<br />
so gebaut und ausgestattet, dass sie<br />
im Jahresverlauf sogar mehr Energie am<br />
Gebäude selbst erzeugen als ihre Bewohner<br />
verbrauchen. Das gibt auf Jahre hin Kostensicherheit,<br />
was die laufenden Ausgaben betrifft“,<br />
sagt der Geschäftsführer.<br />
Mehrwert für das Klima,<br />
Mehrwert für jeden einzelnen<br />
Die Grundlage der Qualitäts- und Leistungsversprechen<br />
der führenden Hersteller<br />
von Häusern in Holz-Fertigbauweise ist die<br />
Satzung der Qualitätsgemeinschaft Deutscher<br />
Fertigbau. Deren Einhaltung wird mit<br />
der Mitgliedschaft im Bundesverband sichergestellt<br />
und regelmäßig überwacht. Vorteilhaft<br />
für Bauherren ist dabei auch, dass die<br />
Haushersteller Generalunternehmer sind,<br />
die alle Leistungen wahlweise bis hin zum<br />
schlüsselfertigen Gebäude aus einer Hand<br />
anbieten. Entsprechend komfortabel und<br />
geordnet verläuft die Bauphase. Und umso<br />
sicherer fühlt sich der Bauherr, wenn Rückfragen<br />
entstehen, denn er hat einen klaren<br />
Ansprech- und Vertragspartner.<br />
„Über eine Million Häuser wurden seit<br />
der Gründung unseres Verbandes im Jahr<br />
1961 in Holz-Fertigbauweise errichtet. Planungssicherheit<br />
war und ist dabei ein wesentliches<br />
Qualitätsmerkmal und wird es<br />
auch weiterhin bleiben“, so Hannott, der<br />
überzeugt ist, dass zudem der nachwachsende<br />
Baustoff Holz ein echter Mehrwert<br />
der Branche ist – „für das Klima, aber auch<br />
für jeden Einzelnen“.<br />
BDF / FT
MOBIL<br />
FÜRS<br />
KLIMA<br />
Leserthema: „Mobilität und nachhaltiges Reisen“ Nr. 124 | Wochenende, 1. / 2. Juni 2024<br />
Umweltfreundlich in die Berge<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
in<br />
Ihrer Zeitung<br />
Wie werden wir in Zukunft wohnen?<br />
Welche Maßnahmen helfen, bei der<br />
Arbeit Ressourcen zu sparen? Welche<br />
Jobs sind besonders nachhaltig – und<br />
welche helfen dabei, die Energiewende<br />
zu verwirklichen? Wie ernähren wir uns<br />
umweltbewusst? Wie kann Mobilität<br />
auch in Zukunft gelingen und welche<br />
Anlagen an den Finanzmärkten sind<br />
nachhaltig? Diesen und weiteren Fragen<br />
geht die Redaktion im Laufe dieser<br />
Woche auf den Grund. Im Rahmen der<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche werden jeden<br />
Tag unterschiedliche Themenbereiche<br />
beleuchtet. Heute stehen „Mobiliät<br />
und nachhaltiges Reisen“ im Mittelpunkt.<br />
Welche Arten gibt es und was<br />
ist dabei zu beachten?<br />
Das nachfolgende Thema<br />
am Montag, 3. Juni, lautet:<br />
• Erneuerbare Energien<br />
Haben Sie Wünsche und Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns unter<br />
beilagenredaktion@merkurtz.media<br />
VIEL SPASS BEIM LESEN WÜNSCHT<br />
IHRE REDAKTION SONDERVERÖFFENTLICHUNGEN<br />
Vom Gipfel aus genießt man einen spektakulären<br />
Bergblick. Foto: Anna Wagner<br />
i<br />
• Info: Der Münchner Bergbus ist<br />
auch in den MVV integriert, sodass<br />
in den Bussen der MVV-Tarif<br />
gilt. Aktuelle Fahrgastinformationen<br />
sind über die Informationskanäle<br />
des MVV abrufbar. Wichtig:<br />
Da die Bergbusse über die<br />
Autobahn fahren, dürfen keine<br />
Stehplätze angeboten werden.<br />
• Tipps: Der Alpenverein München &<br />
Oberland hat auf seiner Website<br />
tolle Touren zusammengefasst,<br />
die man dank der beiden<br />
Bergbus-Linien unternehmen<br />
kann. Weitere Infos unter:<br />
www. alpenverein-muenchenoberland.de/umwelt/muenchnerbergbus<br />
Eine Erfolgsgeschichte geht in die nächste<br />
Runde: Seit Mitte Mai ist der Bergbus<br />
wieder im Münchner Umland unterwegs.<br />
Während das Angebot in den letzten<br />
Jahren durch den Alpenverein München &<br />
Oberland organisiert wurde, ist seit 2024 die<br />
Landeshauptstadt München dafür zuständig.<br />
Zusammen mit dem Alpenverein München &<br />
Oberland, dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund<br />
(MVV) und den Landkreisen Miesbach<br />
und Ostallgäu wurde das neue Konzept<br />
ausgearbeitet. Zwei Buslinien stehen an den<br />
Wochenenden bereit, um Interessierte in die<br />
schöne Bergwelt zu transportieren. Das bedeutet:<br />
keine nervige Parkplatzsuche mehr,<br />
keine horrenden Parkgebühren und natürlich<br />
tut man der Umwelt damit auch etwas<br />
Gutes.<br />
Samstags und sonntags werden bis zum<br />
27. Oktober jeweils auf zwei Fahrten beliebte<br />
Ausflugs- und Wanderziele angesteuert.<br />
Und zwar solche – und das ist der Clou – die<br />
sonst nur schwer mit dem ÖPNV erreichbar<br />
sind. Während die Linie 996 seit dem 18. Mai<br />
von Pasing nach Pfronten im Ostallgäu<br />
und weiter zur Wieskirche im Landkreis<br />
Weilheim-Schongau fährt, ist die Linie 396<br />
seit Samstag, 25. Mai, vom Ostbahnhof in<br />
Richtung Bayrischzell und weiter nach Thiersee<br />
in Tirol unterwegs. Wer ein Deutschlandticket<br />
besitzt, so wie ich, braucht sich nicht<br />
weiter um eine Fahrkarte kümmern. Eine<br />
Sitzplatzreservierung wird aufgrund der begrenzten<br />
Kapazität empfohlen, frühestens<br />
eine Woche und spätestens zwei Stunden<br />
vor Abfahrt ist dies über die MVV-App oder<br />
im Internet unter www.mvv-auskunft.de<br />
möglich.<br />
„Der Münchner Bergbus ist eine nachhaltige<br />
Alternative, um von München in die<br />
Berge zu kommen – in Regionen, die bisher<br />
nicht oder nur kompliziert von München<br />
aus mit den Öffentlichen erreichbar sind“,<br />
erklärt Mobilitätsreferent Georg Dunkel. „Er<br />
ist ein Baustein, der dazu beiträgt, Stau und<br />
Parkdruck zu verringern und so die Verkehrswende<br />
in der Metropolregion und darüber<br />
hinaus gemeinsam umzusetzen.“<br />
Ab auf den Breitenstein<br />
Mich zieht es am Wochenende, trotz angekündigten<br />
mäßigen Wetters, in die Natur.<br />
Zum Glück habe ich vor Jahren in eine gute<br />
Regenjacke investiert. Und wie heißt es so<br />
schön: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur<br />
schlechte Kleidung. Ich entscheide mich für<br />
die Linie 396, die mich ins schöne Oberland<br />
bringt. Sowohl um 7 Uhr als auch um 9 Uhr<br />
startet der Bergbus am Ostbahnhof – meine<br />
Wahl fällt auf den späteren. Pünktlich<br />
geht es los, das angekündigte W-LAN im<br />
Bus funktioniert einwandfrei. Perfekt, um<br />
nochmal meine Wetter-App zu konsultieren.<br />
Um kurz nach 10 Uhr steige ich schließlich<br />
vor der charakteristischen gelben Kirche des<br />
kleinen Ortes Fischbachau aus. Von dort be-<br />
Rein in den Bergbus und ab in die Natur!<br />
Der Breitenstein bei Fischbachau im Mangfallgebirge ist ein malerisches Wanderziel, das sich von München aus bequem per Bergbus<br />
erreichen lässt. Foto: Imago / Volker Preußer<br />
ginnt die Tour – und zwar auf den Gipfel des<br />
Breitensteins. Der Wettergott scheint gegen<br />
meine Pläne keine Einwände zu haben, denn<br />
von Regen ist bisher keine Spur.<br />
Der Breitenstein (1 622 Meter) thront hoch<br />
über dem Leitzachtal, direkt daneben ragt<br />
der Wendelstein mit seinen 1 838 Metern<br />
in die Höhe. Mehrere Wege führen hinauf,<br />
alle sind einfache Bergwanderungen – also<br />
auch für fitte Familien wunderbar geeignet.<br />
Rund 800 Höhenmeter gilt es zu überwinden,<br />
für den Aufstieg sollte man rund zweieinhalb<br />
Stunden einplanen. Wer gut zu Fuß<br />
ist, schafft es auch in eineinhalb Stunden.<br />
Für den Abstieg benötigen Wanderer circa<br />
zwei Stunden. Auf der Route stehen gleich<br />
mehrere Hütten für eine Pause bereit. Von<br />
der Bushaltestelle in Fischbachau geht es<br />
links die Birkensteinstraße hinauf, vorbei<br />
am Landgasthof Alte Bergmühle, Café Seidl<br />
und der Pension Oberwirt. Links halten und<br />
der Straße „Am Waldeck“ einschlagen, der<br />
Beschilderung Kesselalm folgen. Die Straße<br />
mündet schließlich in eine Forststraße.<br />
In Serpentinen geht es immer weiter hinauf.<br />
Ich genieße die frische Luft und die<br />
Ruhe, nicht viele sind heute unterwegs.<br />
Geht es erst noch durch den Wald, erreicht<br />
man wenig später ein freies Gelände – die<br />
Kesselalm ist dann schon zu sehen. Entweder<br />
man legt hier schon auf der schönen<br />
Schon während der Fahrt blickt man durch die Panoramafenster in eine herrliche Landschaft.<br />
Ebenfalls wichtig für diese Tour: die passende Bergausrüstung. Fotos: Anna Wagner<br />
Sonnenterrasse eine Pause ein, oder man<br />
geht direkt weiter zur Hubertushütte. Ich<br />
gehe weiter. Ein schmaler Pfad führt nochmal<br />
durch den Wald, eine etwas steilere Passage<br />
gilt es hier zu überwinden. Doch jetzt dauert<br />
es nicht mehr lange, bis man den Gipfel<br />
erreicht hat. Ich marschiere über eine kleine<br />
Hochebene – geht man nach links, erreicht<br />
man den Westgipfel beziehungsweise den<br />
Bockstein. Rechterhand befindet sich der<br />
Ostgipfel, der Hauptgipfel sozusagen. Es ist<br />
immer noch wenig los – ein Glücksfall. Denn<br />
der Breitenstein ist längst kein Geheimtipp<br />
mehr. Doch heute kann ich in Ruhe meine<br />
Brotzeit und das mitgebrachte Bier am Westgipfel<br />
genießen. Meine Regenjacke konnte<br />
bisher auch im Rucksack bleiben. Hier oben<br />
kann man die Zeit und den stressigen Alltag<br />
schnell vergessen.<br />
Doch irgendwann muss man sich vom<br />
Panorama verabschieden und den Rückweg<br />
antreten. Entweder man schlägt denselben<br />
Weg wie beim Hinaufgehen ein, oder man<br />
geht nach rechts und folgt dem Weg Richtung<br />
Bucheralm. Für Letzteres entscheide ich<br />
mich. Der Pfad führt einen Wiesenhang hinunter,<br />
schlängelt sich kurz durch den Wald<br />
und schon kann man die Alm erspähen. Von<br />
Anfang Juni bis Mitte Oktober ist sie bewirtschaftet<br />
– kleine Ziegen und manchmal auch<br />
Kühe weiden dann auf den Wiesen. Ich bin<br />
mit meiner Bergtour noch etwas zu früh dran,<br />
leider ist die Hütte noch zu. Macht nichts, ich<br />
halte mich links und folge dem Weg hinab<br />
Richtung Birkenstein.<br />
Eine malerische Kapelle<br />
Dort angekommen, kann man noch die<br />
Wallfahrtskapelle Maria Himmelfahrt besuchen,<br />
die auf das Jahr 1710 zurückgeht.<br />
Sie wurde von Johann Mayr erbaut und ist<br />
eine Nachbildung des „Heiligen Hauses“<br />
von Loreto. Zuvor war dort nur eine kleine<br />
Holzkapelle. Der Ursprung geht auf einen<br />
Traum zurück, den der Fischbachauer Pfarrer<br />
Johann Stiglmaier hatte. Während er betete,<br />
schlief er ein und die Mutter Gottes sagte<br />
zu ihm: „Hier an diesem Ort will ich verehrt<br />
werden, und denen, die mich hier anrufen,<br />
meine Gnade mitteilen.“ Neben der Kapelle<br />
und einem kleinen Kloster gibt es einen Freialtar<br />
sowie eine Kreuzigungsgruppe, die auf<br />
dem Hügel gegenüber der Kapelle steht. Ein<br />
Blick in das Gotteshaus lohnt sich allemal,<br />
denn hier wurde beim Hochaltar mit dem<br />
Gnadenbild Marias mit dem Jesukind nicht<br />
mit Gold gespart. Viele Pilgergruppen zieht<br />
es jedes Jahr nach Birkenstein. Das Ziel: das<br />
Mariengnadenbild aus dem 15. Jahrhundert.<br />
Die Marienstatue wird seit 1673 verehrt.<br />
Danach noch ein Stück Kuchen und ein Tässchen<br />
Kaffee? Direkt unterhalb der Kapelle<br />
befindet sich das Café Seidl, das seit 1920<br />
betrieben wird.<br />
Gut gekenzeichnet: die Bushaltestellen der<br />
Bergbusse. Foto: Anna Wagner<br />
Aktuell sind die Temperaturen noch<br />
nicht direkt dafür geeignet, aber im Sommer<br />
kann man nach der Bergtour noch ins<br />
Fischbachauer Warmfreibad pilgern und sich<br />
im kühlen Nass erfrischen. Vorausgesetzt,<br />
man hat beim Packen an eine Badehose beziehungsweise<br />
Bikini und Handtuch gedacht.<br />
Um ins Freibad zu gelangen, geht man einfach<br />
die Straße wieder Richtung Ortskern<br />
hinunter und schlägt direkt gegenüber den<br />
Weg in die Badstraße ein. Man kann also<br />
einiges unternehmen, bevor es um 17 Uhr<br />
wieder zurück Richtung München geht. Alternativ<br />
kann man auch den Bus um 19 Uhr<br />
nehmen. Entspannt steige ich in den Bus ein<br />
und lasse mich wieder zum Ostbahnhof bringen.<br />
Die Berge verschwinden langsam aus<br />
meinem Sichtfeld, aber ich komme wieder.<br />
Denn solche kurzen Ausflüge – vor allem in<br />
die Natur – sollte man sich regelmäßig gönnen.<br />
Der Körper dankt es einem und die Seele<br />
gleich dazu. Bei diesem Gedanken zücke<br />
ich sofort mein Smartphone und checke den<br />
Fahrplan der beiden Bergbusse. Ich stelle erfreut<br />
fest: Schloss Neuschwanstein bei Füssen<br />
wird von der Linie 996 angefahren. Lächelnd<br />
lehne ich mich im Sitz zurück. Das nächste<br />
Ziel ist damit gesetzt.<br />
ANNA WAGNER
MOBIL<br />
FÜRS<br />
KLIMA<br />
Leserthema: „Mobilität und nachhaltiges Reisen“ Nr. 124 | Wochenende, 1. / 2. Juni 2024<br />
Mit dem innovativen Light-E-Mountainbike machen selbst mühsame Berganstiege mehr Spaß. Auf gefährliche Stunts sollte man aber dennoch lieber verzichten (li.). Reifenhersteller empfehlen jedoch, die Pneus vor allem nach dem<br />
Anwendungsbereich des Rades zu wählen – und zwar unabhängig davon, ob es sich um ein motorisiertes oder unmotorisiertes Rad handele (re.). Fotos: www.stevensbikes.de / pd-f, www.schwalbe.com / pd-f<br />
Weniger soll wieder mehr sein<br />
Mehr Spaß beim Radeln in den Bergen dank des aktuellen Trends Light-E-Mountainbike<br />
Ein Elektro-Mountainbike mit 16 Kilogramm?<br />
Was vor ein paar Jahren noch<br />
utopisch klang, ist laut dem Pressedienst<br />
Fahrrad (pd-f) mittlerweile schwer<br />
angesagt. Immer mehr Fahrradhersteller<br />
haben im Frühjahr 2024 mit dem sogenannten<br />
Light-E-Mountainbike (MTB) eine<br />
neue Gattung auf den Markt gebracht. Diese<br />
treten an, die Lücke zwischen unmotorisiertem<br />
Mountainbike und Full-Size-E-MTB<br />
zu schließen.<br />
Der Name ist dabei Programm: Light- E-<br />
Mountainbikes haben im Vergleich zum<br />
bisher dominierenden Full-Size-E-MTB ein<br />
deutlich verringertes Gewicht von unter<br />
20 Kilogramm. Die leichtesten Vertreter<br />
der neuen Gattung sind mit um die 16 Kilogramm<br />
Gewicht kaum noch schwerer<br />
als viele vollgefederte Mountainbikes ohne<br />
Motorunterstützung und bis zu zehn Kilogramm<br />
leichter als gewöhnliche E-Mountainbikes.<br />
Den Energieverbrauch<br />
clever senken<br />
Möglich wird das Abspecken durch Verzicht.<br />
Die im Light-Sektor eingesetzten Antriebe<br />
leisten in der Regel ein geringeres<br />
maximales Drehmoment von 50 bis 60 Newtonmetern<br />
(Nm). Ausnahmen bestätigen die<br />
Regel. Die meiste Kraft steht bei sportlich<br />
hohen Trittfrequenzen zur Verfügung. Diese<br />
Charakteristik ähnelt nicht nur dem Fahrverhalten<br />
sportlicher Fahrer ohne Motor, sie<br />
senkt auch den Energieverbrauch, sodass die<br />
eingesetzten Akkus mit zwischen 300 und<br />
500 Wattstunden (Wh) genug Reichweite<br />
auch für mittlere Touren bereitstellen. Zum<br />
Vergleich: Full-Size- E-MTBs haben Motoren<br />
mit einem maximalen Drehmoment von<br />
Die aktuellen Modelle der Light-E-Mountainbikes begeistern mit kompakten Motoren und kleinen Akkus. Foto: www.flyer-bikes.com / pd-f<br />
80 bis 95 Newtonmetern und Akku-Kapazitäten<br />
von 600 Wattstunden aufwärts.<br />
Die meisten Hersteller positionieren ihre<br />
Light-E-MTBs deshalb als abfahrtsfreudige,<br />
vollgefederte Allrounder mit Federwegen<br />
zwischen 130 und 160 Millimetern. Für längere<br />
Touren gibt es zudem die Möglichkeit,<br />
Akku-Kapazität und Reichweite mit einem<br />
„Range Extender“ genannten Zweit-Akku<br />
zu erweitern. Dieser hat zum Beispiel die<br />
Form einer Trinkflasche und wird bei Bedarf<br />
einfach an das Rad angestöpselt. Wird der<br />
Range-Extender nicht genutzt, kann an seiner<br />
Stelle eine Trinkflasche montiert werden.<br />
Geringeres Gewicht,<br />
mehr Fahrfreude<br />
Obwohl sich aktuell vier Motorenhersteller<br />
auf dem Markt für die besonders leichten<br />
Bikes tummeln, gehen sie nicht nur in<br />
Sachen Leistung, Akku-Kapazität und Range<br />
Extender ähnliche Wege. Zum guten Ton gehört<br />
auch die Möglichkeit, die Leistungsentfaltung<br />
der Antriebe via App auf die eigenen<br />
Bedürfnisse anzupassen. Dies gelingt am<br />
besten mittels umfangreicher Konnektivitätslösungen,<br />
zum Beispiel durch die Verknüpfung<br />
des Motors mit Leistungsmessungsgeräten<br />
über ANT+ oder Bluetooth. Einig<br />
sind sich die verschiedenen Hersteller auch<br />
beim Bedienkonzept. Dezent ins Oberrohr<br />
integrierte Displays und kompakte Lenkerfernbedienungen<br />
fügen sich harmonisch ins<br />
Gesamtbild ein.<br />
Von diesen Maßnahmen versprechen die<br />
Fahrradhersteller sich und ihren Kunden vor<br />
allem eins: mehr Fahrfreude. Das deutlich<br />
geringere Gewicht soll Agilität und Handling<br />
verbessern, während der Antrieb genauso<br />
viel Leistung bereitstellt, sodass bei sportlicher<br />
Fahrweise auch bergauf viel Spaß geboten<br />
wird.<br />
PD-F / MB<br />
Bei längere Touren erweitert ein Zweit-Akku<br />
die Kapazität und Reichweite. Foto: www.<br />
schwalbe.com / pd-f<br />
Fahrradstraßen und Fahrradzonen:<br />
Diese Regeln gelten<br />
Die Einrichtung von Fahrradstraßen oder<br />
-zonen dient der <strong>Nachhaltigkeit</strong> – und<br />
der gezielten Bündelung des Radverkehrs,<br />
analog zur Konzentration des Autoverkehrs<br />
auf Hauptverkehrsstraßen. Sie<br />
können dort eingerichtet werden, wo der<br />
Radverkehr Priorität hat oder bekommen<br />
soll. Doch oft sind die Verkehrsteilnehmer<br />
unsicher, wie sie sich auf Fahrradstraßen<br />
verhalten müssen.<br />
Wie der Name schon verrät, sind Fahrradstraßen<br />
in erster Linie für die Bedürfnisse<br />
der Fahrradfahrer ausgelegt. Sie<br />
dürfen mit Fahrrädern, Pedelecs, die<br />
mit elektrischer Unterstützung maximal<br />
25 km / h erreichen, und E-Scootern befahren<br />
werden.<br />
Mit Zusatzzeichen kann aber auch anderen<br />
Fahrzeugen, also Pkw oder Lkw die<br />
Benutzung erlaubt werden. Sie dürfen<br />
den Radverkehr aber weder behindern<br />
noch gefährden. Die Höchstgeschwindigkeit<br />
liegt bei 30 km / h.<br />
Rücksichtnahme<br />
und Mindestabstand<br />
Auch wenn Radfahrer nebeneinander<br />
fahren – was hier ausdrücklich erlaubt<br />
ist – dürfen andere Verkehrsteilnehmer<br />
nicht drängeln. Im Sinne der allgemeinen<br />
Rücksichtnahmepflicht sollten jedoch<br />
In der Fahrradstraße muss der Raum für den Radverkehr klar sichtbar markiert sein.<br />
Foto: Imago / Harry Koerber<br />
langsam nebeneinander fahrende Radler,<br />
wenn möglich, schnelleren Verkehrsteilnehmern<br />
das Überholen ermöglichen.<br />
Beim Überholen ist ein Mindestabstand<br />
von 1,50 Metern von Kraftfahrzeugen<br />
gegenüber den Fahrrädern einzuhalten.<br />
Auch in Fahrradstraßen gilt für alle Verkehrsteilnehmer<br />
grundsätzlich rechts vor<br />
links – außer es ist durch Verkehrszeichen<br />
anders geregelt. Und: Das Parken von<br />
Autos und Motorrädern ist in Fahrradstraßen<br />
gestattet, sofern keine entsprechende<br />
Beschilderung dies untersagt oder einschränkt.<br />
ADAC / MB<br />
Wie zehn Prozent mehr<br />
Bus und Bahn statt Auto<br />
beim Sparen helfen<br />
Die Verlagerung von zehn Prozent des<br />
Verkehrs in Deutschland vom Auto<br />
auf Bus und Bahn könnte einer Studie<br />
zufolge 19 Milliarden Euro einsparen.<br />
„Jeder mit den Öffentlichen zurückgelegte<br />
Kilometer nützt der gesamten<br />
Gesellschaft und spart bares Geld“,<br />
erklärt die politische Geschäftsleitung<br />
der Klima-Allianz Deutschland, Stefanie<br />
Langkamp. Massive Auswirkungen hätte<br />
das auch auf die CO 2<br />
-Emissionen in<br />
Deutschland.<br />
Die Studie war von der Klima-Allianz,<br />
dem Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt<br />
(Awo) und dem Verkehrsclub VCD<br />
beim Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft<br />
in Auftrag gegeben worden.<br />
Demnach würde die Verschiebung von<br />
zehn Prozent des Verkehrs nicht nur<br />
finanzielle Einsparungen mit sich bringen,<br />
sondern auch die CO 2<br />
-Emissionen<br />
um 5,8 Millionen Tonnen reduzieren.<br />
Hohe externe Kosten<br />
Der motorisierte Individualverkehr<br />
ist laut den Studienautoren für 96 Prozent<br />
der externen Kosten des Verkehrs<br />
verantwortlich, der öffentliche Verkehr<br />
lediglich für vier Prozent. Dabei handelt<br />
es ich um Kosten, die zwar von Verkehrsteilnehmern<br />
verursacht, aber von<br />
der Gemeinschaft in Form von Krankenkassenbeiträgen<br />
und Steuern getragen<br />
werden. „Hohe gesellschaftliche<br />
Kosten entstehen insbesondere durch<br />
Autounfälle, Abgase und Lärm sowie<br />
durch Natur- und Klimaschäden“, erklären<br />
die Verbände. Das widerspreche<br />
dem Verursacherprinzip, da die gesamte<br />
Gesellschaft für die externen Schäden<br />
des Autoverkehrs hafte.<br />
Nachhaltiger für alle<br />
„Besonders besorgniserregend“ ist<br />
nach Einschätzung der Verbände, dass<br />
ärmere Haushalte und ungeschützte<br />
Verkehrsteilnehmende einen unverhältnismäßig<br />
hohen Anteil dieser Kosten<br />
tragen. „Der Verbund aus öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln, Rad- und Fußverkehr<br />
ist insgesamt deutlich günstiger, gesünder<br />
und nachhaltiger für alle“, sagt<br />
Awo-Präsident Michael Groß. Er fordert<br />
eine bezahlbare Mobilitätsgarantie und<br />
die Verlagerung von Gütern auf die<br />
Schiene.<br />
AFP / MB
MOBIL<br />
FÜRS<br />
KLIMA<br />
Leserthema: „Mobilität und nachhaltiges Reisen“ ANZEIGE Nr. 124 | Wochenende, 1. / 2. Juni 2024<br />
Besser unterwegs<br />
Fünf Tipps für nachhaltigere Outdoor-Ausrüstung<br />
Mit diesen Tipps vom Outdoor-Experten<br />
Globetrotter<br />
ist man garantiert nachhaltiger<br />
unterwegs:<br />
Lang lebe<br />
die Ausrüstung<br />
Beim Kauf der Ausrüstung sollte<br />
man auf gute Qualität achten –<br />
denn Langlebigkeit ist nach wie<br />
vor das wichtigste <strong>Nachhaltigkeit</strong>s-<br />
Argument für ein Produkt. Damit<br />
das Equipment möglichst lange hält,<br />
lohnt es sich, ein wenig Zeit in die<br />
Pflege des Produktes zu investieren.<br />
Egal ob waschen, imprägnieren oder<br />
wachsen – vieles lässt sich einfach<br />
selbst machen. Detaillierte Anleitungen,<br />
wie etwa im Globetrotter<br />
Blog (globetrotter.de/ magazin), helfen<br />
dabei. Wer sich das Waschen<br />
des teuren Daunenschlafsacks<br />
selbst nicht zutraut oder keine Zeit<br />
hat, kann diese Aufgabe auch von<br />
den Experten der Globetrotter-<br />
Werkstätten erledigen lassen oder<br />
online beauftragen.<br />
Besser als jede nachhaltige Neuherstellung<br />
ist die lange Nutzung von Bekleidung.<br />
Seit dem Herbst 2021 findet man in allen Globetrotter-Filialen auch hochwertige Outdoor-Ausrüstung mit Geschichte. Diese Secondhand-Artikel wurden bereits genutzt und sind<br />
in der hauseigenen Werkstatt geprüft sowie aufbereitet worden. Das macht sie stark genug für ein zweites Outdoor-Leben. Fotos: Globetrotter<br />
Reparieren statt<br />
wegwerfen<br />
Der Reißverschluss der Regenjacke<br />
ist kaputt, die Wanderhose<br />
hat ein Loch oder der Kocher<br />
funktioniert nicht mehr? Kein<br />
Problem – in vielen Fällen kann<br />
man ein defektes Ausrüstungsstück<br />
reparieren und noch viele<br />
Jahre lang nutzen. Kleinere Reparaturen<br />
lassen sich ganz einfach<br />
selbst durchführen. Auch hier helfen<br />
Anleitungen aus dem Internet<br />
oft weiter. Wer aber doch lieber<br />
den Profi ranlassen möchte, kann<br />
seine kaputte Ausrüstung in der<br />
Münchener Globetrotter- Filiale abgeben.<br />
Sie wird dann in der zentralen<br />
Werkstatt in Ludwigslust<br />
repariert.<br />
Wie neu –<br />
nur weitgereist<br />
Nicht immer muss es eine neue<br />
Regenjacke, Zelt oder Gaskocher<br />
sein. Immer mehr Plattformen,<br />
Vereine und Geschäfte bieten<br />
mittlerweile gebrauchte Outdoor-<br />
Bekleidung an. Geprüfte Marken-<br />
Ausrüstung aus zweiter Hand findet<br />
man in der Globetrotter Filiale in<br />
München – und auch online ist das<br />
Angebot verfügbar (secondhand.-<br />
globetrotter. de). Außerdem kaufen<br />
die Outdoor-Experten von<br />
Globetrotter in allen Stores als auch<br />
auf der Online-Plattform gut erhaltene<br />
gebrauchte Ware an – vom<br />
Wander-Rucksack über Kinderbekleidung<br />
bis hin zur Fleecejacke.<br />
Sharing statt<br />
Shopping<br />
Egal ob Kindertrage, Schneeschuhe<br />
oder Familienzelt: Nicht<br />
immer macht es Sinn, ein neues<br />
Ausrüs tungsstück selbst anzuschaffen.<br />
Deshalb bietet Globetrotter<br />
sowohl online (globetrotter.de/<br />
service/ verleihservice) als auch in<br />
der Münchner Filiale die Möglichkeit,<br />
hochwertige Outdoor-Ausrüstung<br />
auszuleihen, anstatt sie zu<br />
kaufen. Mittlerweile sind es schon<br />
mehr als 1500 Artikel, die Teil des<br />
gesamten Verleih-Systems sind.<br />
Nachhaltigere Alternativen<br />
finden<br />
Benötigt man doch einmal etwas<br />
Neues, sollte auf Ausrüstung<br />
geachtet werden, deren Herstellung<br />
möglichst umweltverträglich<br />
ist – beispielsweise Produkte aus<br />
ökologisch und verantwortungsvoll<br />
gewonnenen Natur- oder aus<br />
recycelten Materialien. Und möglichst<br />
ohne Imprägnierung durch<br />
umweltschädliche Fluor carbone.<br />
Ebenfalls wichtig: glaubwürdige<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>ssiegel, wie etwa<br />
Blue Sign, Grüner Knopf oder Fair<br />
Wear. Im Globetrotter- Sortiment<br />
werden außerdem nachhaltigere<br />
Alternativen mit dem „Eine grünere<br />
Wahl“-Label gekennzeichnet. MTM<br />
Neues LebeN für<br />
aLte sacheN!<br />
wir kaufeN uNd verkaufeN gebrauchte ausrüstuNg*<br />
In vielen Kleiderschränken und Kellern schlummern wahre Ausrüstungsschätze, die endlich mal wieder auf Tour gehen wollen. Bring sie zu uns!<br />
so eiNfach gehts:<br />
1. Komm mit deiner gut erhaltenen<br />
Markenausrüstung in unsere Filiale.<br />
2. Unser Fachpersonal überprüft<br />
deine Ausrüstung und macht dir ein<br />
faires Gutscheinangebot.<br />
3. Du kannst deinen Globetrotter Gutschein<br />
gleich beim nächsten Einkauf einlösen.<br />
*alle wichtigen informationen zu unserem<br />
2ndhand an- und verkauf erhältst du hier:
MOBIL<br />
FÜRS<br />
KLIMA<br />
Leserthema: „Mobilität und nachhaltiges Reisen“ Nr. 124 | Wochenende, 1. / 2. Juni 2024<br />
Autostudie 2024:<br />
Was deutsche Autofahrer bewegt<br />
Benziner weiterhin beliebt, Image von Elektroautos verbessert<br />
Was beschäftigt die deutschen<br />
Autofahrer 2024 besonders? Es<br />
sind beispielsweise Themen wie<br />
„Benziner weiterhin beliebt“, „Image von<br />
Elektro autos verbessert“, „Grüne<br />
Mobilität vor allem als Mitarbeiter-Benefit<br />
gefragt“ und viele<br />
mehr. Seit 2016 beauftragt<br />
die Targobank das Umfrageinstitut<br />
Forsa jährlich mit<br />
einer Autostudie. Im Mittelpunkt<br />
der Untersuchung<br />
standen auch in diesem Jahr<br />
wieder die Entscheidungskriterien<br />
für den Autokauf, die Einstellung<br />
zu unterschiedlichen Antriebsarten<br />
sowie die grundsätzlichen Ansichten zu<br />
aktuellen verkehrspolitischen Fragestellungen<br />
und Maßnahmen.<br />
Verbrenner weiterhin<br />
hoch im Kurs<br />
Die Beliebtheit von Verbrennern ist<br />
weiterhin hoch. Bei einem Autokauf würden<br />
31 Prozent (+1) der Befragten Benzinern<br />
den Vorrang geben. Auch die Präferenz<br />
für Dieselantriebe legt mit 13 Prozent<br />
der Befragtenstimmen noch einmal leicht<br />
zu (+3). Dazu passt, dass 66 Prozent (+2)<br />
das ab 2035 in Kraft tretende Verbrennerverbot<br />
ablehnen. Die Beliebtheit alternativer<br />
Antriebe nimmt im Vergleich<br />
zum Vorjahr noch einmal ab: 29 Prozent<br />
(-7) der Befragten, die aktuell einen Diesel<br />
Im Trend:<br />
Nachhaltige<br />
Mobiliätsideen<br />
werden auch als<br />
Mitarbeiter-Benefit<br />
geschätzt.<br />
Praktisch, wenn sich das E-Auto möglichst überall mit Strom versorgen lässt: Laut einer Studie wünscht sich ein Großteil der Erwerbstätigen<br />
eine kostenlose Ladeinfrastruktur am Arbeitsplatz. Foto: Imago / Westend61<br />
oder Benziner fahren, planen beim nächsten<br />
Autokauf einen Umstieg. Die Beliebtheit<br />
von Hybridautos wie auch von Wasserstoffautos<br />
sinkt unter allen Befragten<br />
weiter: 15 Prozent (-3) können sich vorstellen,<br />
einen solchen Antrieb zu wählen. Bei<br />
Wasserstoffautos liegt der Anteil nun bei<br />
drei Prozent (-3).<br />
Die Präferenz für reine Stromer bleibt im<br />
Vergleich zum Vorjahr nahezu gleich: Für<br />
17 Prozent (+1) käme ein reiner Elektroantrieb<br />
in Frage. 21 Prozent sind bezüglich<br />
des Antriebs noch unentschlossen. Auf<br />
die Frage, wie sie planen, ihr neues Fahrzeug<br />
zu bezahlen, nennt gut die Hälfte<br />
(51 Prozent, +1) Barmittel, gut ein Drittel<br />
(37 Prozent, -3) setzt auf Finanzierungen<br />
beziehungsweise Leasing.<br />
Image von Elektroautos<br />
verbessert sich<br />
Die Bewertung der Umweltfreundlichkeit<br />
von Elektrofahrzeugen verbessert<br />
sich erstmals seit 2016 leicht: 43 Prozent<br />
der Befragten halten E-Autos für<br />
umweltfreundlicher als Verbrenner (+4).<br />
Die in der Befragung genannten Bedenken<br />
gegenüber E-Autos liegen zum Teil<br />
in <strong>Nachhaltigkeit</strong>saspekten begründet:<br />
52 Prozent (-5) bemängeln die Umweltschädlichkeit<br />
der Akkus, 48 Prozent (-1)<br />
deren begrenzte Lebenszeit. 57 Prozent<br />
(-6) führen als Argumente gegen den<br />
Kauf eines E- Autos das zu gering ausgebaute<br />
Ladesäulennetz, 63 Prozent (-3)<br />
die zu geringe Reichweite an. Top-Argument<br />
sind die Kosten: Für 67 Prozent (+3)<br />
spricht der vergleichsweise hohe Anschaffungspreis<br />
gegen ein E-Auto. Hybrid-Fahrzeuge<br />
bieten für die Mehrheit weiterhin<br />
einen guten Kompromiss aus geringerer<br />
Umweltbelastung und Reichweite – dennoch<br />
sinkt auch hier wie im Vorjahr die<br />
Beliebtheit um ein paar Prozentpunkte:<br />
Nur noch 54 Prozent (-3) halten Hybride<br />
für eine gute Alternative.<br />
Grüne Mobilität ist als<br />
Mitarbeiter-Benefit gefragt<br />
Auch wenn der Durchbruch bei der<br />
Beliebtheit von E-Autos noch ausbleibt:<br />
Nachhaltige Mobilität ist für die Befragten<br />
ein Thema und wird zum Beispiel als Mitarbeiter-Benefit<br />
geschätzt. So wünschen<br />
sich 75 Prozent der Erwerbstätigen eine<br />
kostenlose Ladeinfrastruktur für E-Autos<br />
und E-Bikes am Arbeitsplatz. Das Angebot<br />
einer Jobrad-Option finden 65 Prozent<br />
attraktiv. 60 Prozent wünschen sich<br />
vom Arbeitgeber, dass er die Kosten für<br />
das Deutschlandticket als ein sogenanntes<br />
Jobticket übernimmt.<br />
Bei über der Hälfte der Befragten<br />
(52 Prozent) können Arbeitgeber damit<br />
punkten, dass sie die private Umstellung<br />
auf E-Autos mit einem finanziellen<br />
Zuschuss für Ladegeräte fördern. 42 Prozent<br />
wünschen sich Corporate Carsharing,<br />
also die Bereitstellung von Fahrzeugen für<br />
die vergünstigte gemeinschaftliche Nutzung,<br />
auch im privaten Bereich.<br />
Preissensibilität beim<br />
49-Euro-Ticket<br />
23 Prozent der befragten Autofahrer<br />
geben an, sich seit dem Start im Mai 2023<br />
zumindest einmal ein 49-Euro-Ticket<br />
zugelegt zu haben. Mehr als die Hälfte der<br />
Käufer (55 Prozent) haben daraufhin die<br />
Nutzung von privaten Pkw, Motorrollern<br />
und Motorrädern reduziert. 91 Prozent<br />
geben an, das 49-Euro-Ticket bei gleichbleibendem<br />
Preis auch künftig nutzen zu<br />
wollen.<br />
Eine mögliche Preiserhöhung des<br />
Tickets, wie sie auf politischer Ebene<br />
für 2025 diskutiert wird, hat laut Befragung<br />
einen deutlichen Effekt auf diese<br />
Quote: Bei einem Anstieg von zehn<br />
auf 59 Euro geben nur noch 63 Prozent<br />
an, das Ticket weiter nutzen zu wollen.<br />
Eine Preiserhöhung von 20 auf 69 Euro<br />
macht das Ticket nur noch für 26 Prozent<br />
attraktiv.<br />
DPA / MB<br />
Wallboxen zum Laden<br />
von E-Autos sind deutlich<br />
günstiger geworden<br />
Wallboxen zum Aufladen von Elektroautos<br />
sind nach Angaben des ADAC in den<br />
vergangenen Jahren deutlich günstiger<br />
geworden. Die Kosten seien von einem<br />
„oberen dreistelligen Bereich“ gesunken;<br />
mittlerweile gebe es sie bereits im Preisbereich<br />
zwischen 200 und 400 Euro. Das habe<br />
eine aktuelle Recherche in Online-Shops<br />
und Discountern ergeben. Der ADAC habe<br />
2021 und 2022 einige dieser jetzt preisreduzierten<br />
Wallboxen in ähnlicher Bauversion<br />
getestet und für gut befunden. Darunter<br />
seien Modelle der Hersteller ABL, Vestel,<br />
Keba und Heidelberg.<br />
Effizient und<br />
weniger Ladeverluste<br />
Das Elektroauto an einer Wallbox statt<br />
an der Haushaltssteckdose zu laden, sei<br />
sicherer und komfortabler, so der Automobilclub.<br />
Es sei auch effizienter, weil es<br />
weniger Ladeverluste gebe. Deshalb könne<br />
sich die Anschaffung einer Wallbox „in<br />
wenigen Jahren“ rechnen.<br />
Eine Wallbox ist durch einen separaten<br />
Stromkreis an das Wohnhaus angeschlossen.<br />
Foto: Imago / Robert Poorten<br />
Wallboxen müssen seit Beginn dieses<br />
Jahres laut Energiewirtschaftsgesetz steuerbar<br />
sein, damit der Netzbetreiber bei<br />
potenzieller Netzüberlastung eingreifen<br />
kann. Bei Engpässen darf er die Leistung<br />
auf 4,2 Kilowatt reduzieren, allerdings die<br />
Wallbox nicht ganz abschalten. AFP / MB
MOBIL<br />
FÜRS<br />
KLIMA<br />
Leserthema: „Mobilität und nachhaltiges Reisen“ ANZEIGE Nr. 124 | Wochenende, 1. / 2. Juni 2024<br />
„Anwohner und Umwelt entlasten“<br />
Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) fördert den umweltfreundlichen Tourismus<br />
Der Begriff „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“ ist<br />
derzeit aktueller denn je. Aber<br />
ist er eine neue Erfindung?<br />
Keineswegs, denn eine nachhaltige<br />
Wirtschafts- und Lebensweise wird<br />
seit jeher praktiziert. Wir müssen<br />
uns nur erinnern. Auch<br />
und gerade im Bereich der<br />
Mobilität. Es musste gar<br />
nicht weit weg sein: Wer<br />
am Wochenende hinaus<br />
ins Grüne wollte, packte<br />
einfach Proviant ein und<br />
los ging‘s in die nähere<br />
Umgebung, um dort Natur,<br />
Kultur oder einfach nur Ruhe<br />
und Erholung zu erleben. Gerade<br />
heute bietet es sich an, dieses einfache<br />
Konzept wieder aufleben zu<br />
lassen. Denn unter Blechlawinen, die<br />
sich durch einzelne Alpen- und Seeregionen<br />
wälzen, leiden letztlich alle:<br />
Ausflügler, Anwohner und nicht zuletzt<br />
die Natur.<br />
Idyllisch: die vielen Rad- und Wanderwege.<br />
Foto: Stadt Dachau, Florian Bachmeier<br />
Im Trend:<br />
Ausflugsziele, die<br />
unkompliziert mit<br />
den öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln zu<br />
erreichen sind.<br />
Im Raum Freising lässt sich auch ganz viel Natur erleben, beispielsweise die Seerosen am Weihenstephaner Berg. Die Anfahrt mit den<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln – S1 bis Freising, Bus 639 – klappt reibungslos und schont die Umwelt. Foto: Dietmar Denger<br />
Den umweltfreundlichen Reiseverkehr<br />
fördern, die autofreie<br />
Mobilität propagieren und<br />
Besucherinnen und Besucher lenken<br />
– in Zusammenarbeit von<br />
München Tourismus, Tourismus<br />
Oberbayern München (TOM) e. V.,<br />
Bayerischer Eisenbahngesellschaft<br />
(BEG) und Münchner Verkehrsund<br />
Tarifverbund (MVV) GmbH<br />
wurde unter www. geHEIMATorte.<br />
de eine Ausflugswebsite zu eher<br />
unbekannten Zielen in der Stadt<br />
und auf dem Land an den Start<br />
gebracht. Gemeinsam ist diesen<br />
Ausflugszielen, dass sie unkompliziert<br />
mit den Verkehrsmitteln des<br />
öffentlichen Personennahverkehrs<br />
(ÖPNV) erreichbar sind und dass<br />
die sogenannte letzte Meile vom<br />
ÖPNV-Halt zum Ausflugsziel zu Fuß<br />
in maximal 30 Minuten zurückgelegt<br />
werden kann. In verschiedenen<br />
Kategorien, wie „Wandern“<br />
oder „Kultur“, finden sich über<br />
150 „ GeHEIMATorte“ mit detaillierten<br />
Beschreibungen, Tipps für das<br />
richtige Equipment sowie eine Anfahrtsbeschreibung<br />
mit den öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln mit direkter<br />
Verknüpfung zur Mobilitätsplattform<br />
„MoBY“. Nach und nach werden<br />
weitere Ziele ergänzt.<br />
„Es gibt viele gute Gründe, mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen:<br />
Es ist entspannter, es ist<br />
klimafreundlicher und spart bestenfalls<br />
Zeit. Zeit, in der die einzigartige,<br />
oberbayerische Landschaft<br />
bestaunt, ein Buch gelesen,<br />
die vor einem liegende Tour oder<br />
der Museums besuch in München<br />
schon unterwegs geplant werden<br />
kann“, so Oswald Pehel, Geschäftsführer<br />
von Tourismus Oberbayern<br />
München e. V. „Um Anwohner und<br />
Umwelt zu entlasten, möchte der<br />
TOM gemeinsam mit den Kolleginnen<br />
und Kollegen des MVV, der BEG<br />
und von München Tourismus Staus<br />
und langen Parkplatzsuchen entgegenwirken<br />
und die Menschen für<br />
öffentliche Verkehrsmittel begeistern.“<br />
Unbekannte Orte im<br />
MVV-Raum entdecken<br />
MVV-Geschäftsführer Dr. Bernd<br />
Rosenbusch: „Wir wollen die Menschen<br />
zum Umstieg auf den öffentlichen<br />
Nahverkehr bewegen<br />
und zugleich die wiederkehrende<br />
Überfüllung der touristischen Hotspots<br />
vermeiden. Das geht – ohne<br />
Gigantische Mammutbäume gibt es in<br />
Grafrath zu bestaunen. Foto: Shutterstock<br />
die Menschen in ihrer Mobilität und<br />
ihrem Wunsch nach schönen Freizeiterlebnissen<br />
einzuschränken – nur, indem<br />
wir ihnen die eher unbekannten<br />
Orte im MVV-Raum nahebringen.<br />
Das wiederum kann nur zusammen<br />
mit starken Partnern gelingen.“<br />
„Auf gut 6000 Kilometern<br />
Schiene lassen sich im Freistaat<br />
traumhafte Landschaften, Städte<br />
und Dörfer entdecken – und das<br />
umweltfreundlich, ganz ohne Blechlawine“,<br />
ist sich BEG-Geschäftsführerin<br />
Bärbel Fuchs sicher. „Das gilt<br />
auch für die etwas weniger bekannten,<br />
aber gleichermaßen reizvollen<br />
Ecken jenseits touris tischer Hotspots.<br />
Die bayerischen Regionalzüge fahren<br />
nahezu flächendeckend im Stundentakt,<br />
vom frühen Morgen bis mindestens<br />
23 Uhr. Je mehr Menschen<br />
ihr Auto öfter stehen lassen und auf<br />
Busse und Bahnen umsteigen, desto<br />
besser ist das für die Umwelt und<br />
das Klima.“<br />
MTM<br />
geheimatorte.de<br />
Einen Blick hinter die Kulissen werfen: Rathaustour München.<br />
Mit allen S-Bahnen oder U3/U6 bis München Marienplatz.<br />
Auf geht’s, raus geht’s!<br />
© München Tourismus, Sigi Müller<br />
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Leserthema: „Mobilität und nachhaltiges Reisen“ Nr. 124 | Wochenende, 1. / 2. Juni 2024<br />
Schöner Schrott<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> trifft auf Funktionalität: Wenn aus Auto-Abfällen trendige Accessoires werden<br />
Sicherheitsgurte als Trageriemen, Airbags<br />
als Einkaufstaschen oder Armbänder<br />
aus Altmetall: Findige Designer<br />
machen aus ausrangierten Autos neue<br />
Produkte und treiben so die Idee<br />
vom Upcycling voran. Glaubt<br />
man Frank Weber, steht das<br />
Auto schon wieder vor einer<br />
Revolution. Denn neben<br />
der Digitalisierung und der<br />
Elektrifizierung werde die<br />
Kreislauftauglichkeit zu einer<br />
immer bedeutenderen Eigenschaft<br />
künftiger Produkte, sagt der<br />
BMW-Entwicklungsvorstand. Der Industrie<br />
gehen, so die vorherrschende Meinung<br />
in den Vorstandsetagen verantwortungsbewusster<br />
Unternehmen, so langsam<br />
die Materialien aus, um immer neue Autos<br />
aus immer neuen Rohstoffen zu bauen.<br />
Vom Energieaufwand und dem CO 2<br />
-Fußabdruck<br />
ganz zu schweigen.<br />
Deshalb rückt die Wiederverwertbarkeit<br />
am Ende des Lebenszyklus schon vor<br />
dessen Beginn zunehmend in den Fokus.<br />
Etwa wenn Weber noch in diesem Jahr<br />
das Tuch vom ersten Serienmodell der sogenannten<br />
„Neuen Klasse“ zieht, mit der<br />
BMW sich neu erfinden will. So soll diese<br />
Fahrzeuggeneration deshalb auch beim<br />
Recycling-Anteil und bei der Recycling-<br />
Fähigkeit neue Maßstäbe setzen. Und<br />
damit sind die Bayern nicht alleine. Volvo<br />
EX30, Fisker Ocean oder der nächste<br />
Mercedes CLA – überall hört man ähnliche<br />
Ankündigungen.<br />
Alt-Autoteile werden<br />
zu modischen Accessoires<br />
An so einem großen Rad kann Adrian<br />
Goosses zwar nicht drehen. Doch auch der<br />
Kölner leistet seinen Beitrag, den Kreislauf zu<br />
schließen und dessen Umschlag zu beschleu-<br />
Nachhaltig<br />
und kreativ:<br />
Designer machen<br />
aus ausrangierten<br />
Autoteilen<br />
modische<br />
Accessoires.<br />
Die Re:Style-Kollektion von Hyundai – entworfen von Jeremy Scott aus alten Fahrzeugteilen.<br />
Foto: dpa / Hyundai<br />
nigen. Zusammen mit Michael Widmann aus<br />
Bozen hat er dafür vor rund sechs Jahren die<br />
Firma Airpaq gegründet und verwandelt den<br />
Abfall der Autoindustrie in modische Accessoires.<br />
Vor allem Sicherheitsgurte, Gurtschlösser<br />
und Airbag-Gewebe haben es den beiden<br />
angetan. Daraus lassen sie unter anderem<br />
Rücksäcke, Gürteltaschen oder Fliegen und<br />
Einstecktücher schneidern, die dann online,<br />
über den Fachhandel und teilweise auch<br />
über Autohäuser verkauft werden. Eine Fliege<br />
mit Einstecktuch etwa kostet 40 Euro, die<br />
Rucksäcke starten aktuell bei rund 100 Euro.<br />
Sie gehören zu der wachsenden Anzahl<br />
an Unternehmen und Kreativen, die das<br />
Recycling zum Trend ausrufen und alte<br />
Stoffe durch Veredlung aufwerten wollen.<br />
„Wir nennen das deshalb nicht Re-, sondern<br />
Upcycling“, sagt Goosses und kann über<br />
Nachschub nicht klagen: Jedes Jahr werden<br />
alleine in Deutschland laut Umweltbundesamt<br />
etwa 501 658 Tonnen Autoschrott zu<br />
Abfall, sagt der Firmengründer.<br />
„Wir verwenden Teile dieses Schrotts und<br />
kombinieren ihn mit ästhetischem Design<br />
und sinnvollen Funktionen.“ Heraus komme<br />
ein nachhaltiges Upcycling-Produkt, mit dem<br />
kostbare Ressourcen geschont würden und<br />
Müll reduziert werde. Ganz nach dem Motto:<br />
„Schrott sei Dank, die Reise geht weiter!“<br />
Autohersteller sind im<br />
Upcycling-Geschäft aktiv<br />
Während sich Airpaq vor allem auf Taschen<br />
und Beutel beschränkt, legt der koreanische<br />
Hersteller Hyundai zusammen mit Modemarken<br />
und -designern seit 2019 alljährlich<br />
eine ganze Kollektion an Upcycling-Artikeln<br />
auf. Die wurde zum Beispiel über den<br />
Online- Store des britischen Luxuskaufhauses<br />
Sefridges weltweit angeboten. Zur Auswahl<br />
gehörten nach Angaben des Herstellers bislang<br />
unter anderem ein Korsett aus recyceltem<br />
Airbag-Gewebe, Halsketten, Halsbändern<br />
und Armreifen, gefertigt mit Teilen von<br />
Sicherheitsgurten, Autoglas und Schaumstoffen<br />
oder eine Tragetasche aus Gurtgewebe<br />
und Schaumstoffresten.<br />
Und 2023 haben die Koreaner Jeremy<br />
Scott vom italienischen Modelabel Moschino<br />
als Partner für die Aktion Re:Style gewonnen:<br />
Mit Teilen von Rädern, Sicherheitsgurten,<br />
Rücklichtern und Scheibenwischern,<br />
die bei der Produktion von Elektrofahrzeugen<br />
wie den Kona entstanden sind, habe er<br />
Haute Couture entworfen und so die Aufmerksamkeit<br />
für das Thema gesteigert, lobt<br />
Hyundai-Designchef SangYup Lee.<br />
Direkt von der Quelle –<br />
hier kommen die Werkstoffe her<br />
Egal, ob Rucksack oder Rock, Halskette<br />
oder Gürteltasche – zwar sind das alles<br />
schöne Schrott-Ideen und alle folgen sie<br />
dem Ideal des Upcyclings. Doch aus ausgedienten<br />
Autos stammt das Material dabei<br />
nur zum kleinsten Teil. Stattdessen bezieht<br />
Airpaq-Chef Goosses seine Airbagstoffe zum<br />
Beispiel direkt vom Lieferanten der Autohersteller,<br />
die ihm alle jene Bahnen überlassen,<br />
die durch die bei Sicherheitsbauteilen besonders<br />
strenge Qualitätskontrolle fallen.<br />
„Die haben dann zwar keine ganz so schöne<br />
Geschichte zu erzählen“, räumt der Müllexperte<br />
und Modemacher ein, „sind aber in<br />
der Bilanz noch umweltfreundlicher, weil sie<br />
gar nicht erst verarbeitet wurden und direkt<br />
auf den Müll gekommen wären.“ Und so<br />
ganz ohne den Besuch auf dem Schrottplatz<br />
kommt er trotz zunehmender Bekanntheit,<br />
stabilerer Lieferantenbeziehungen und<br />
wachsendem Recycling-Bewusstsein noch<br />
nicht aus: „Die Gurtschlösser holen wir genau<br />
wie die Sicherheitsgurte tatsächlich aus<br />
alten Autos.“<br />
DPA / MB
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Gestern, heute, morgen. Für München.<br />
Vielfältiger Badespaß rund ums Jahr<br />
(Bild: SWM/Christian Kasper)<br />
V<br />
or über 100 Jahren dienten die Münchner Bäder primär der Hygiene und der Körperertüchtigung<br />
– und das streng nach Geschlechtern getrennt. Heute können sich die Münchner*innen<br />
überall in der Stadt an einem vielfältigen und modernen Bäder- und Wellness-Angebot erfreuen,<br />
das allen Menschen offensteht und seinesgleichen sucht.<br />
Erholung... (Bild: Fotolia/Robert Kneschke) … und Sport: Ganz nach Gäste-Geschmack.<br />
(Bild: SWM/Robert Götzfried)<br />
Schyrenbad, 1874<br />
Herren und Damen, das war im Badebetrieb<br />
zu Beginn so eine Sache:<br />
Als das Schyrenbad 1858 als erstes<br />
Münchner Freibad öffnete, war der<br />
Besuch den Männern vorbehalten.<br />
Immerhin folgte kurz danach ein<br />
Frauenschwimmbad in den Isarauen<br />
(das heute nicht mehr existiert).<br />
Bedeuteten die Freibäder in<br />
erster Linie Sommervergnügen, ermöglichten<br />
die „Warmbäder“, von<br />
denen in der Stadt immer mehr<br />
entstanden, etwas Grundsätzlicheres:<br />
Hygiene in einem Alltag, in<br />
dem die meisten Menschen keine<br />
eigene Dusche hatten.<br />
So gab es auch im Müller‘schen<br />
Volksbad, das 1901 eröffnete, ein<br />
Wannen- und Brausebad. Das Brausebad<br />
gibt es bis heute. Genauso<br />
wie die Damen- und die Herrenschwimmhalle,<br />
die die Badegäste<br />
zum Schwimmen im Jugendstiljuwel<br />
einladen. Kuriosum: Bis 1968<br />
konnten auch Hunde das Volksbad<br />
genießen. Im eigens eingerichte-<br />
Müller‘sches Volksbad, 1901<br />
Müller‘sches<br />
Volksbad heute<br />
(Bild: SWM/<br />
Rose Hajdu)<br />
ten „Hundebad“ konnte man sein<br />
Zamperl waschen lassen. Heute<br />
dürfen die Vierbeiner wirklich<br />
schwimmen gehen, bei den Hundebadetagen<br />
in zwei Freibädern<br />
zum Abschluss der Sommersaison.<br />
Hundebadetag<br />
(Bild: SWM)<br />
(Bild: SWM)<br />
(Bild: SWM/<br />
Astrid Schmidhuber)<br />
Über die Jahrzehnte wuchs die<br />
Münchner Bäderlandschaft auf<br />
neun Hallenbäder, ein Winter-<br />
Warmfreibad und acht Freibäder<br />
an. Um die früher primär auf Sport<br />
ausgerichteten Bäder attraktiver<br />
für die ganze Familie zu machen,<br />
haben die SWM seit den 1990er-<br />
Jahren rund 290 Millionen Euro<br />
in die Modernisierung und Erweiterung<br />
investiert. Bäder wurden<br />
renoviert, teils neu gebaut, barrierefrei<br />
gestaltet und das Angebot<br />
um vielfältige Saunalandschaften<br />
und Außenbecken bei den Hallenbädern<br />
erweitert. Jährlich genießen<br />
über drei Millionen Gäste hier<br />
ihre entspannte Schwimm- und<br />
Freizeit. Schulschwimmen und<br />
Vereinssport sind in den Münchner<br />
Bädern ebenso daheim wie<br />
Frauenbadetage oder Aktionen<br />
zur Prideweek und ein Trans-Inter-<br />
Badetag.<br />
Mehr als 200 Bäder-Fachleute sind<br />
für die Badegäste in München im<br />
Einsatz. Sie werden während der<br />
Freibadsaison zusätzlich von gut<br />
Frühjahrsputz<br />
(Bild: SWM/Marcus Schlaf)<br />
80 Saisonkräften unterstützt. Die<br />
Eintrittspreise sind sozial gestaltet<br />
– und decken nur einen Teil der<br />
Kosten des Badbesuchs ab. Das<br />
jährliche Defizit tragen die SWM.<br />
Auch bei den Bädern greift die<br />
SWM <strong>Nachhaltigkeit</strong>sstrategie.<br />
Schon 1965 erhielt das Dantebad<br />
erstmals zur Freibadsaison<br />
Warmwasser vom benachbarten<br />
„Gaswerk“ (auf dem Gelände der<br />
heutigen Stadtwerke-Zentrale).<br />
Heute wird die Abwärme des Nahwärmenetzes<br />
Moosach zum Vorheizen<br />
der Becken genutzt. Die<br />
meisten anderen Bäder sind an die<br />
Fernwärme angeschlossen, die bis<br />
2040 regenerativ erzeugt werden<br />
soll. Dann sollen auch alle Münchner<br />
Bäder CO2-neutral sein. Den<br />
Auftakt wird das Freibad Georgenschwaige<br />
zur Saison 2025 machen.<br />
Ausführlicheres zur<br />
Geschichte der SWM<br />
finden Sie unter:<br />
www.swm.de/historie<br />
„Die Bäder der SWM –<br />
was uns verbindet:<br />
Wir sind gemeinsam<br />
älter geworden.<br />
Was uns unterscheidet:<br />
Die Bäder werden<br />
saniert.“<br />
–<br />
Daniela Steinmann hat<br />
1981 ihre Ausbildung als<br />
Schwimmmeistergehilfin<br />
bei den SWM Bädern<br />
begonnen und leitet aktuell<br />
das Schyrenbad<br />
–<br />
Bad Maria<br />
Einsiedel<br />
Müller‘sches<br />
Volksbad<br />
Bad Georgenschwaige<br />
Nordbad<br />
Südbad<br />
Freibad West<br />
Michaeli-<br />
Hallenbad<br />
Bad<br />
Forstenrieder Park<br />
1858 1899 1900 1901 1913 1917 1936 1941 1955 1960 1961 1964 1972 1973 1975 1976 1980<br />
Michaeli-Freibad<br />
Westbad (Halle)<br />
Schyrenbad Ungererbad Dantebad Prinzregentenstadion<br />
Olympia-<br />
Schwimmhalle<br />
Bad Giesing-<br />
Harlaching<br />
Cosimawellenbad<br />
Ju bi lä ums -<br />
gewinnspiel<br />
Es gibt 125 x 2 Freikarten für die Münchner<br />
Bäder zu gewinnen. Machen Sie mit!<br />
Mehr Infos und Teilnahme:<br />
www.swm.de/125-jahre-gewinnspiel<br />
bei den SWM<br />
Die Stadtwerke München feiern<br />
125 Jahre. Feiern Sie mit!<br />
Mehr Infos: www.swm.de/tdot
MOBIL<br />
FÜRS<br />
KLIMA<br />
Leserthema: „Mobilität und nachhaltiges Reisen“<br />
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Nr. 124 | Wochenende, 1. /2. Juni 2024<br />
M-net bringt nicht nur Highspeed-Internet, sondern auch unvergessliche Momente in die Nachbarschaft. Bereits seit einigen Jahren verschafft das Unternehmen den Münchnern mitreißende Musikerlebnisse im eigenen Hinterhof. Fotos: M-net, Simon Malik<br />
Erleben und genießen –<br />
die M-net Hofkonzerte 2024<br />
M-net schafft einzigartige Live-Musik-Momente zusammen mit den Hofflohmärkten München<br />
Über die Hofflohmärkte bummeln,<br />
nach Second-Hand-<br />
Schätzen stöbern, mit Menschen<br />
aus der Nachbarschaft ins<br />
Gespräch kommen – und dabei<br />
auch noch Live-Musik genießen?<br />
Die M-net Hofkonzerte 2024<br />
machen es möglich. Bayerns führender<br />
Glasfaseranbieter M-net<br />
bringt dafür regionale Künstler<br />
auf die beliebten Hofflohmärkte<br />
nach München. Das bayerische<br />
Telekommunikationsunternehmen<br />
kooperiert für die Aktion mit den<br />
Hofflohmärkten, dem größten und<br />
beliebtesten Nachbarschaftsprojekt<br />
in München und ganz Deutschland.<br />
Zwei starke Partner für die<br />
M-net Hofkonzerte 2024<br />
Nach dem erfolgreichen Start<br />
im vergangenen Jahr 2023 setzen<br />
M-net und die Hofflohmärkte<br />
Pro Viertel sind mehrere Live-Konzerte<br />
regionaler Künstler möglich.<br />
Beim größten Nachbarschaftsprojekt der Stadt stehen <strong>Nachhaltigkeit</strong>, gemeinsame Erlebnisse und der Mitmach-Gedanke im Vordergrund. Von links: Steve Cremer (muziqme),<br />
Alina Haas (M-net), Rene Götz (Hofflohmärkte).<br />
München 2024 ihre erfolgreiche<br />
Partnerschaft fort. Dabei verfolgen<br />
beide Unternehmen dasselbe Ziel:<br />
die Gemeinschaft in der Region zu<br />
fördern und für jeden erlebbar machen.<br />
Als Mitmach-Aktion für alle<br />
finden die Hofflohmärkte in fast<br />
40 Münchner Stadtvierteln mit bis<br />
zu 250 teilnehmenden Höfen und<br />
Gärten statt. Pro Termin zieht die<br />
Aktion zahlreiche Besucher an. Im<br />
Vordergrund stehen dabei <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
und lokale Viertelliebe. Die<br />
M-net Hofkonzerte bereichern die<br />
erfolgreiche Flohmarkt-Serie um<br />
unvergessliche Musik-Erlebnisse für<br />
die ganze Nachbarschaft. Gemeinsam<br />
mit Freunden und Familie hatten<br />
alle Münchner in den vergangenen<br />
Monaten die Möglichkeit, ein<br />
privates Live-Konzert zu gewinnen.<br />
Die Gigs finden nun während der<br />
Hofflohmärkte zwischen April und<br />
Oktober 2024 statt.<br />
Hofkonzerte machen<br />
die Marke M-net erlebbar<br />
M-net hat im Jahr 2020 die Hofkonzerte<br />
ins Leben gerufen, um Erlebnisse,<br />
Nähe und eine verbesserte<br />
Lebensqualität für Münchner und<br />
Münchnerinnen zu schaffen – ein<br />
Ausdruck des starken regionalen<br />
Engagements. Das Hofkonzert-Konzept<br />
bleibt für M-net zentral, da es<br />
die Förderung der regionalen Kul-<br />
turszene, verbindende Erlebnisse für<br />
die Gemeinschaft vor Ort und damit<br />
auch die Bereicherung der kulturellen<br />
Vielfalt in sich vereint.<br />
Für das musikalische Booking und<br />
die lokale Umsetzung der Konzertserie<br />
haben M-net und die Hofflohmärkte<br />
das Münchener Start-up<br />
muziqme ins Boot geholt. muziqme<br />
ist Deutschlands erste Vermittlungsplattform<br />
für Livemusik mit Künstlerförderung<br />
und bringt Musikfans mit<br />
Musikern zusammen. Ob Unternehmen<br />
oder Privatpersonen – hier wird<br />
jeder auf der Suche nach einem professionellen<br />
Musik-Act für alle denkbaren<br />
Anlässe fündig. Die Gewinner<br />
konnten aus verschiedenen Genres<br />
wie Singer-Songwriter, Soul, Pop,<br />
Indie-Folk, R & B, Lounge, Funk oder<br />
Country wählen. Dadurch wird das<br />
Erlebnis frei nach ihren Wünschen<br />
gestaltet und trägt aktiv dazu bei,<br />
ein einzigartiges und maßgeschneidertes<br />
Musikerlebnis zu schaffen.<br />
i<br />
Alle aktuellen Termine<br />
auf einen Blick<br />
Uhrzeit: jeweils 13 bis 16 Uhr<br />
MTM<br />
• Harlaching: Fr., 7. Juni,<br />
Karolingerallee (Ausnahme-<br />
Uhrzeit: 17 bis 20 Uhr)<br />
• Untergiesing / Untere Au:<br />
Sa., 8. Juni, Entenbachstraße<br />
• Maxvorstadt: Sa., 15. Juni,<br />
Zieblandstraße<br />
• Neuhausen: Sa., 29. Juni,<br />
Landshuter Allee / Blutenburgstraße<br />
• Solln: Sa., 6. Juli, Spindlerplatz<br />
• Hadern: Sa., 13. Juli,<br />
Stiftsbogen<br />
• Obermenzing: Sa., 20. Juli,<br />
Freseniusstraße<br />
• Westparkviertel: Sa., 27. Juli,<br />
Ehrwalderstraße<br />
• Obergiesing: Sa., 21. September,<br />
Deisenhofener Straße<br />
• Pasing Süd: Sa., 5. Oktober<br />
Ebenböckstraße<br />
Weitere Infos zu den<br />
Hofkonzerten auf<br />
www.m-net.de/hofkonzerte<br />
und www.hofflohmaerktemuenchen.de<br />
Alle Hofkonzerte<br />
wurden bereits<br />
verlost und es<br />
werden keine<br />
weiteren Konzerte<br />
mehr in diesem<br />
Jahr vergeben.<br />
Eine Bewerbung<br />
für 2025 ist online<br />
möglich.
SONNE,<br />
WIND,<br />
WASSER<br />
Leserthema: „<strong>Nachhaltigkeit</strong> – Erneuerbare Energien“ Nr. 125 | Montag, 3. Juni 2024<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
in Ihrer<br />
Zeitung<br />
Wie werden wir in Zukunft wohnen?<br />
Welche Maßnahmen helfen, bei der<br />
Arbeit Ressourcen zu sparen? Welche<br />
Jobs sind besonders nachhaltig – und<br />
welche helfen dabei, die Energiewende<br />
zu verwirklichen? Was bedeutet eine<br />
umweltbewusste Ernährung? Wie kann<br />
Mobilität auch in Zukunft gelingen und<br />
welche Anlagen an den Finanzmärkten<br />
sind nachhaltig? Diesen und weiteren<br />
Fragen ist die Redaktion im Laufe der<br />
vergangenen Woche im Rahmen der<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>sserie auf den Grund gegangen<br />
und hat jeden Tag einen anderen<br />
Themenschwerpunkt beleuchtet – von<br />
Berufen und Reisen über Ernährung und<br />
Wohnen bis hin zu Finanzmärkten und<br />
Mobilität. Zum Abschluss der Serie am<br />
heutigen Tag stehen „Erneuerbare Energien“<br />
im Mittelpunkt.<br />
Alle Beiträge der <strong>Nachhaltigkeit</strong>swoche<br />
finden Sie auch als E-Paper im Internet<br />
unter digitalkiosk.merkurtz.media<br />
Mithilfe der Sonne lässt sich mit einem Balkonkraftwerk Strom für den eigenen Haushalt erzeugen – und Geld sparen. Foto: PantherMedia / Serdynska<br />
Strom vom heimischen Balkon<br />
Welche Einsparung ein Stecker-Solargerät erbringen kann<br />
Haben Sie Wünsche und Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an<br />
beilagenredaktion@merkurtz.media<br />
VIEL SPASS BEIM LESEN WÜNSCHT<br />
IHRE REDAKTION SONDERVERÖFFENTLICHUNGEN<br />
Anmeldung<br />
des eigenen<br />
Kraftwerks<br />
Mit einem Balkonkraftwerk kann man<br />
auch ohne eigenes Dach Strom erzeugen,<br />
zum Beispiel am Balkon der Mietwohnung.<br />
Wer ein solches Gerät installiert<br />
und es in Betrieb nimmt, muss es aber<br />
anmelden – innerhalb eines Monats im<br />
Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur,<br />
erklärt die Branchenvereinigung<br />
Solar Cluster Baden-Württemberg.<br />
Der Anmeldeprozess für die Steckersolar-Geräte<br />
wurde mit dem Solarpaket<br />
erleichtert, ist kostenfrei und funktioniert<br />
online auf folgendem Weg:<br />
Zuerst geht man auf die Startseite<br />
des Marktstammdatenregisters unter<br />
www. marktstammdatenregister.de/<br />
MaStR. Dort gelangt man über die Menüpunkte<br />
„Registrierung einer Anlage oder<br />
eines Marktakteurs“ und „Registrierung<br />
einer Solaranlage“ zum Menüpunkt<br />
„Steckerfertige Solaranlage (sogenanntes<br />
Balkonkraftwerk)“. Dort muss man<br />
sich als Nutzer mit Namen und Adresse<br />
registrieren, den Standort der Anlage, das<br />
Datum der Inbetriebnahme, die Gesamtleistung<br />
der Module, die Wechselrichterleistung<br />
und die Nummer des Stromzählers<br />
eintragen.<br />
Eine gesonderte Anmeldung der Anlage<br />
beim Netzbetreiber, die bisher notwendig<br />
war, entfällt laut der Branchenvereinigung.<br />
Er werde nach der Anmeldung im<br />
Marktstammdatenregister automatisch<br />
über das Gerät informiert. DPA / TMN<br />
Stecker-Solaranlagen können online<br />
angemeldet werden. F.: dpa / Sven Hoppe<br />
Einige haben es, viele überlegen, ob sie es<br />
sich zulegen: Mit Solarmodulen am Balkon,<br />
im Garten oder auf dem Garagendach,<br />
mit einem sogenannten Balkonkraftwerk<br />
also, lässt sich eigener Strom erzeugen.<br />
Doch lohnen sich die Anschaffung und der<br />
Betrieb? Fachleute und ein Simulator können<br />
bei der Beantwortung helfen.<br />
Künftig dürfen Verbraucher laut Gesetz<br />
Solarmodule mit mehr Leistung an ihrem<br />
Balkon oder in ihrem Garten installieren als<br />
bisher. Bis zu zwei Kilowatt dürfen die Balkonkraftwerke<br />
dann leisten und die dahinter<br />
hängenden Wechselrichter, die den erzeugten<br />
Gleichstrom in netzüblichen Wechselstrom<br />
umwandeln, bis zu 800 Watt in die<br />
Steckdose einspeisen.<br />
Ob und ab wann sich eine solche Anlage<br />
rechnet, hat die Verbraucherzentrale NRW<br />
an einem fiktiven Dreipersonenhaushalt<br />
durchgerechnet: Wird ein Steckersolargerät<br />
mit einer Leistung von 800 Watt verschattungsfrei<br />
und senkrecht an einem Südbalkon<br />
montiert, könne es rund 560 Kilowattstun-<br />
So steht es um erneuerbare Energien – in Bayern und weltweit<br />
Die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien<br />
hat in Deutschland im ersten Quartal<br />
dieses Jahres spürbar zugelegt. „Insgesamt<br />
erzeugten Erneuerbare-Energien-Anlagen<br />
von Januar bis März rund 75,9 Milliarden<br />
Kilowattstunden (75900 Gigawattstunden)<br />
Strom und damit rund neun Prozent mehr als<br />
im Vorjahreszeitraum“, erklärte der Bundesverband<br />
der Energie- und Wasserwirtschaft<br />
(BDEW) Ende April. Bundeswirtschaftsminister<br />
Robert Habeck sieht Deutschland deshalb<br />
bei der Energiewende auf Kurs.<br />
Ausbau schreitet in allen<br />
Bereichen voran<br />
Nach vorläufigen Berechnungen des BDEW<br />
wurden im ersten Quartal rund 56 Prozent<br />
des Stromverbrauchs mit Erneuerbaren gedeckt.<br />
Am wichtigsten sind Windenergieanlagen<br />
an Land, aber auch Solarenergie,<br />
Wasserkraft und Offshore-Windanlagen<br />
seien demnach auf dem Vormarsch. „Der<br />
Ausbau erneuerbarer Energien hat zuletzt<br />
deutlich zugelegt“, erklärte BDEW-Chefin<br />
Kerstin Andreae. Habeck hob einen Anstieg<br />
um 17,5 Prozent bei der Produktion von<br />
Solar energie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
hervor. Auch der Bau von Offshore-<br />
Wind anlagen laufe weitgehend nach Plan.<br />
„Schwierigstes Themenfeld“ sei hingegen<br />
die Windkraft an Land, besonders in Süddeutschland<br />
müsse hier gehandelt werden.<br />
Laut einer Pressemitteilung der bayerischen<br />
Staatsregierung aus dem Januar ist man bereits<br />
dabei. „Bei der Windkraft in Bayern<br />
wird in den nächsten Jahren viel passieren“,<br />
den Strom pro Jahr erzeugen. Davon nutzen<br />
könnten Verbraucher den Fachleuten zufolge<br />
aber nur rund 350 Kilowattstunden, der Rest<br />
werde unentgeltlich ins Netz eingespeist.<br />
Zeit bis zur<br />
Amortisierung<br />
Geht man jetzt von einem Strompreis von<br />
35 Cent je Kilowattstunde aus, läge die Ersparnis<br />
durch den selbst produzierten Strom<br />
bei 122,50 Euro pro Jahr. Bei einem Gerätepreis<br />
von 500 bis 700 Euro hätte sich das<br />
Kraftwerk also dem Beiuspiel zufolge innerhalb<br />
von vier bis sechs Jahren amortisiert.<br />
Die Verbraucherzentrale weist allerdings<br />
darauf hin, dass die Wirtschaftlichkeit der Geräte<br />
von verschiedenen Faktoren abhängig<br />
ist. Dazu zählen neben den Anschaffungskosten<br />
und der Ausrichtung und Neigung<br />
des Moduls auch der aktuelle Strompreis des<br />
Versorgers. Entscheidend ist außerdem, wie<br />
viel des selbst produzierten Stroms Verbraucher<br />
tatsächlich nutzen können.<br />
Mit Windanlagen an Land wird der Großteil an Strom aus erneuerbaren Energien in<br />
Deutschland gewonnen. Foto: PantherMedia / Susanne Krofta<br />
Sören Demandt von der Verbraucherzentrale<br />
rät Interessierten daher, die Solarmodule<br />
immer unter Berücksichtigung des eigenen<br />
Stromverbrauchs zu wählen, denn eine<br />
größere Modulleistung sorgt nicht immer für<br />
eine größere Ersparnis. „Für Einpersonenhaushalte<br />
lohnt es sich in der Regel nicht,<br />
an die obere gesetzliche Leistungsgrenze zu<br />
gehen“, sagt er. Aufgrund des niedrigen eigenen<br />
Stromverbrauchs würde häufig mehr<br />
ins Netz eingespeist als selbst verbraucht.<br />
Simulator hilft bei Berechnung<br />
der idealen Modulleistung<br />
Mithilfe eines Batteriespeichers ließe sich<br />
zwar der verbrauchte Eigenanteil etwas erhöhen,<br />
Demandt zufolge aber nur unwesentlich.<br />
In finanzieller Hinsicht lohne sich eine<br />
solche Aufrüstung daher nicht. Die Speicher<br />
seien vergleichsweise teuer und hätten eine<br />
kürzere Lebensdauer als die Solar module. Sie<br />
müssten also vermutlich noch während der<br />
Laufzeit der Anlage ausgetauscht werden.<br />
erklärt dort der bayerische Wirtschafts- und<br />
Energieminister Hubert Aiwanger. Beim Zubau<br />
von Wind energie hole man auf. „Wir<br />
haben ja erst Ende 2022 die 10H-Regel geöffnet.<br />
Zusätzlich haben wir das Personal bei<br />
den Regierungen erhöht, um die Genehmigungsbehörden<br />
zu unterstützen“, so der<br />
Minister weiter. „Insgesamt gibt es in Bayern<br />
Planungen und Initiativen für mehr als<br />
500 neue Windräder.“<br />
Beim Ausbau erneuerbarer Energien liege<br />
Bayern vor allen anderen Bundesländern,<br />
heißt es in der Pressemitteilung. Zwar könne<br />
man bei der Windkraft „noch aufschließen“,<br />
bei der Photovoltaik aber sei man „unangefochtener<br />
Spitzenreiter“. Bei den erneuerbaren<br />
Energien in Bayern nehme Photovoltaik<br />
einen Anteil von rund 76 Prozent ein, Biomasse<br />
rund sechs und Wasserkraft etwa acht<br />
Prozent. Den Energiedaten des bayerischen<br />
Wirtschaftsministeriums zufolge wurden im<br />
Jahr 2022 rund 59 Prozent des Stroms aus<br />
erneuerbaren Energien gewonnen.<br />
Ausbau hat deutlich<br />
zugelegt<br />
In Europa stammten im Jahr 2023 etwa<br />
43 Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbaren<br />
Energien. Windenergie an Land mit<br />
17 Prozent und Wasserkraft mit zwölf Prozent<br />
seien die bedeutendsten Quellen, so<br />
Bei der Frage, wie hoch die ideale Modulleistung<br />
im jeweiligen Fall ist, kann der<br />
„ Stecker-Solar-Simulator“ der Hochschule<br />
für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin<br />
helfen. Wer dort verschiedene Parameter<br />
einstellt, kann ausrechnen, wie hoch der<br />
Nutzungsgrad und die Ersparnis mit verschiedenen<br />
Modulen am eigenen Balkon in<br />
etwa sind.<br />
Laut Energieexperte Thorsten Storck vom<br />
Vergleichsportal Verivox lohnen sich Balkonkraftwerke<br />
auch dann, wenn keine Idealbedingungen<br />
beim Anlagenaufbau oder Eigenverbrauch<br />
erreicht werden. Nur dauere es<br />
eben etwas länger, bis die Geräte ihren Preis<br />
wieder reingeholt hätten.<br />
Neben dem Sparen von Geld ist für einige<br />
auch die CO 2<br />
-Einsparung wichtig, die ein<br />
solches Solarkraftwerk bewirken kann. Die<br />
Anlage aus der Beispielrechnung der Verbraucherschützer<br />
etwa sorgt laut dem „Stecker-Solar-Simulator“<br />
der HTW Berlin dafür,<br />
dass pro Jahr rund 1,5 Tonnen weniger CO 2<br />
ausgestoßen werden.<br />
DPA / TMN<br />
der BDEW. Rund acht Prozent entfielen auf<br />
Solar energie.<br />
Weltweit sei 2023 fast ein Drittel des<br />
Stroms aus erneuerbaren Energien generiert<br />
worden, heißt es in einem Bericht<br />
der Denkfabrik Ember. Ihr Anteil sei seit<br />
2000 vor allem durch immer mehr Windund<br />
Sonnenenergie-Anlagen angestiegen,<br />
wobei Solarkraft im vergangenen Jahr<br />
am schnellsten gewachsen sei. Die Stromerzeugung<br />
aus Wasserkraft hingegen sei<br />
auf ein Fünfjahrestief gefallen. Zurückzuführen<br />
sei dies auf Dürren unter anderem<br />
in China, aber auch in Indien, Mexiko und<br />
Vietnam. Das Defizit wurde dem Bericht<br />
zufolge durch mehr Kohleverstromung ausgeglichen<br />
– was wiederum zu einem Anstieg<br />
der weltweiten Emissionen im Stromsektor<br />
führte.<br />
DPA / AFP / MTM<br />
Auch Wasserkraft trägt zur Energieerzeugung<br />
bei. Foto: PantherMedia / manfredxy
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