30.05.2024 Aufrufe

Schwachhauser I Magazin für Bremen I Ausgabe 97

Liebe Leserin, lieber Leser, bald beginnen die Sommerferien, und viele Bremerinnen und Bremer starten in die geliebten Urlaubsorte. Für alle, die den Sommer lieber in Bremen verbringen, gibt es so viele Kulturangebote, viel Freude beim Entdecken. Wann sind Sie zuletzt durch die Überseestadt geradelt und haben die neuen Läden und das neue gastronomische Angebot besucht? Bis hin zum Speicher XI? Um Sie ein wenig daran zu erinnern, hat Stefan Freye für Sie die Überseestadt besucht und hat Bekanntes und Neues beschrieben. Zu dem Thema passt auch die Plauderei, die Karla Götz mit dem Geschäftsführer der HEC GmbH, Thorsten Haase, führte, dessen Passion die Fotografie ist. Kennen Sie Till Warwas? Nein? Dann lernen Sie ihn in dieser Ausgabe kennen, Karla Wagner stellt ihn vor, und Sie werden sich in seinen Malstil verlieben. Wunderbar, seine Landschaften und Stillleben! Der, hoffe ich, frei bleibende Domshof lädt in diesem Sommer wieder zu Open Air Konzerten ein und La Strada kommt! Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer und bleiben Sie zuversichtlich, Ihre Susanne Lolk

Liebe Leserin, lieber Leser,

bald beginnen die Sommerferien, und viele Bremerinnen und Bremer starten in die geliebten Urlaubsorte. Für alle, die den Sommer lieber in Bremen verbringen, gibt es so viele Kulturangebote, viel Freude beim Entdecken.

Wann sind Sie zuletzt durch die Überseestadt geradelt und haben die neuen Läden und das neue gastronomische Angebot besucht? Bis hin zum Speicher XI? Um Sie ein wenig daran zu erinnern, hat Stefan Freye für Sie die Überseestadt besucht und hat Bekanntes und Neues beschrieben. Zu dem Thema passt auch die Plauderei, die Karla Götz mit dem Geschäftsführer der HEC GmbH, Thorsten Haase, führte, dessen Passion die Fotografie ist.

Kennen Sie Till Warwas? Nein? Dann lernen Sie ihn in dieser Ausgabe kennen, Karla Wagner stellt ihn vor, und Sie werden sich in seinen Malstil verlieben. Wunderbar, seine Landschaften und Stillleben!

Der, hoffe ich, frei bleibende Domshof lädt in diesem Sommer wieder zu Open Air Konzerten ein und La Strada kommt! Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer und bleiben Sie zuversichtlich,
Ihre Susanne Lolk

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Leinen los!<br />

von Guenter G. Rodewald<br />

GEDÄCHTNISÜBUNGEN<br />

Im März gab das Deutsche Schifffahrtsmuseum Bremerhaven<br />

mit Stolz die Schenkung eines Konvoluts von zwei<br />

Filmrollen bekannt, die vier Jahrzehnte lang unentdeckt<br />

und verborgen auf dem Dachboden des ehemaligen Bremerhavener<br />

Schifffahrtsagenten Jochen Kienast geschlummert<br />

hatten. Sie enthalten überraschendes Filmmaterial<br />

von Ansichten der SS United States und zeigen das damalige<br />

Leben an Bord des Oceanliners, der bereits bei seiner Jungfernfahrt<br />

im Juli 1952 von seinem Heimathafen New York<br />

nach Europa, genauer nach Southampton, das heißbegehrte<br />

Blaue Band (The Blue Riband of the Atlantic) gewann. (Link:<br />

https://bit.ly/4b7LJd6)<br />

Diese Auszeichnung existierte seit den 1860er Jahren.<br />

Transatlantische Reedereien hatten sie sich zu Publizitätszwecken<br />

einfallen lassen. Sie galt als Siegertrophäe der Passagierschiffe,<br />

die die Transatlantik-Route als schnellste bewältigt<br />

hatten. In drei Tagen, zehn Stunden und 40 Minuten<br />

erreichte die United States die Alte Welt. Danach schaffte es<br />

auf dieser Route kein Passagierschiff mehr schneller. Damit<br />

hatte sie die bisherige Bestleistung überholt, die die Queen<br />

Mary ihrem Rekord immerhin ganze 15 Jahre und elf Monate<br />

lang verteidigen konnte.<br />

Die Filmrollen zeigen das mondäne Leben an Bord, in<br />

den Salons und Kabinen des seinerzeit modernsten und<br />

luxuriösesten Atlantik-Cruisers. Ziemlich weit hinter ihm<br />

lagen die Zeiten, als auf diesen Linien – zumindest in ostwestlicher<br />

Richtung – Millionen von Auswanderern den<br />

unbekannten Weg in die Neue Welt und in eine ungewisse<br />

Zukunft riskierten. Und all das unter erbärmlichen Transferbedingungen<br />

und zu hybriden Kosten, die <strong>für</strong> die Passagen<br />

aufzubringen waren.<br />

Mit der United States war ich als ‚Piefke‘ sogar in greifbarer<br />

Nähe vertraut: einer meiner älteren Brüder war leidenschaftlicher<br />

Fan der legendären papiernen ‚Wilhelmshavener<br />

Modellbaubogen‘. So stand unser gemeinschaftliches<br />

Jungenzimmer voll von seinen mit UHU-Alleskleber zusammengehaltenen<br />

Schiffsmodellen, alle im Maßstab 1:250.<br />

Manche Miniaturen, die Flieger - ich erinnere mich an die<br />

zivile Version der Junkers 52/3m, allerdings waren auch<br />

militärische Flugkörper darunter – kolonisierten, an durchsichtigen<br />

Nylonfäden an der Decke hängend, den Flugraum<br />

unseres Mansardenzimmers.<br />

Ich liebte es, meinem Bruder dabei zuzusehen, wie er mit<br />

seiner geduldigen Geschicklichkeit und Talent <strong>für</strong> solch feine<br />

Konstruktionen vermochte, aus den bunt mit den Details<br />

der Objekte bedruckten DIN-A3-Bögen die allerkleinsten<br />

Details herauszuziselieren und sie mit Fingerspitzengefühl<br />

zusammenzufügen. Immerhin bestand das Modell der United<br />

States aus 15 solcher Bögen, um am Ende zu einem Modell<br />

von einer Länge von 121 Zentimetern Länge zu wachsen.<br />

Immerhin trug dieser Modellbausatz bei der Angabe<br />

des Schwierigkeitsgrads das Prädikat sehr schwierig/very<br />

difficult.<br />

Mein Bruder erlaubte mir sogar, mit seiner in so großer<br />

Hingabe konstruierten Schiffsflotte zu spielen. Da es in seiner<br />

Sammlung alle Typen von Wasserfahrzeugen gab, vom<br />

Hochseeschlepper über Frachtschiffe und aber auch dem<br />

immerhin 100 cm langen Modell des Mai 1941 mit um die<br />

2000 Mann versunkenen Schlachtschiff Bismarck, bis eben<br />

hin zur United States, waren alle möglichen Spielideen, die<br />

meine Phantasien zuließen, kriegerische wie friedvolle, auf<br />

dem Zimmerteppich realisierbar.<br />

Unvergesslich blieb mir aber in gleichem Ausmaß das Ende<br />

dieser Flotten: irgendwann hatte <strong>für</strong> meinen Bruder die Begeisterung<br />

<strong>für</strong> dieses Hobby ein Ende. Er beschloss, sich von<br />

all den Fliegern und Dampfern, zivilen wie militärischen,<br />

zu trennen. Gemeinsam entschieden wir uns, die Modelle<br />

auf möglichst spektakuläre Weise untergehen, beziehungsweise<br />

abstürzen zu lassen.<br />

Wir trugen alle Modelle in den Hof hinter unserer Wohnung,<br />

übergossen sie alle mit Feuerzeugbenzin und zündeten<br />

einen Flieger und einen Dampfer nach dem anderen an.<br />

Den Feueranschlag auf die United States hoben wir uns bis<br />

an das Ende unserer Vernichtungsaktion auf. Noch heute<br />

steigt mir bei der Schilderung dieser Apokalypse der Geruch<br />

des brennenden, mittlerweile recht vollgestaubten Kartons<br />

und der Unmengen von verklebtem UHU in die Nase. Am<br />

Ende blieb von dem spektakulären Wilhelmshavener Ensemble<br />

nur ein Berg Asche über.<br />

So ging unsere époque en miniature zu Ende. Hoffen wir,<br />

dass es der United States besser ergeht. Heute liegt sie im<br />

Hafen von Philadelphia, rostet dort vor sich hin, während<br />

die Initiative SS United States Conservancy nach Möglichkeiten<br />

sucht, ihr einen würdigen neuen Daseinsabschnitt<br />

zu verschaffen. Das hätten sie und Bremerhavens Columbuskaje<br />

verdient, an der sie immerhin insgesamt 167-mal<br />

festgemacht hat.<br />

Im Juli wird im Bremerhavener Schifffahrtsmuseum eine<br />

neue Ausstellung eröffnet: Schiffswelten – Der Ozean und<br />

wir, da wird dann auch ein mehrere Meter langes Modell<br />

der United States zu sehen sein.<br />

74

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!