Schwachhauser I Magazin für Bremen I Ausgabe 97

Die Klimaveränderung, die in den letzten Jahren deutlich zu spüren sei,
habe auch Einfluss auf sein Schaffen, da es in einem Moment mit blauem
Himmel und im nächsten mit Sturm und Regen konfrontiert sei. Er müsse
schnell sein, könne anhand kleinformatiger Bilder den Facettenreichtum
der Motive eindrucksvoll dokumentieren, wobei die Raumwirkung
bei kleinen Bildern sehr viel schwieriger herzustellen sei, als bei großen
Arbeiten. In seiner Herangehensweise arbeitet Till Warwas zunächst
flächig, wird dann detaillierter und „spielt“ mit unterschiedlichen Tönen –
kalt und warm, zart und kräftig, hell und dunkel. Er modelliert die Grüntöne,
schafft Struktur und integriert Farben von Blüten und Blättern in den
Träger Grün hinein. Himmel und Wasser sind die Protagonisten der meisten
Landschaftsbilder von Till Warwas, Allegorien auch der ständigen
Veränderung und Spiegelung.
Neben der Pleinair-Malerei schafft Till Warwas sich mit seinen Stillleben
eine Arbeitsmöglichkeit im Atelier, ist hier auf andere Weise mit der
Wirklichkeit konfrontiert – „Natura morta“ oder „Nature morte“ wie dieses
Genre im Italienischen oder Französischem heißt. Dabei sind es gar nicht
so stille Wesen, die uns der Künstler präsentiert. Die Arbeiten wirken auf
den ersten Blick kontemplativer und ruhiger als seine Landschaften. Lässt
man sich intensiver darauf ein, erlebt man, wie die Gegenstände ein geradezu
menschliches Verhalten an den Tag legen. Manche Gefäße, Früchte
oder Blumen scheinen sich zuzuneigen oder abzuwenden und um den
besten Platz zu konkurrieren. Vasen und Schalen entwickeln in den Abbildungen
ein neues Selbstbewusstsein.
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Orange auf Grau (2022)
Die Motivwahl hat sich für Till Warwas im Laufe der Jahre stetig entwickelt.
Die Arbeiten entstehen in Acryltechnik, trocknen schnell, die Farben
sind lasierend, nicht deckend, erlauben eine Vorskizze zu entwerfen,
Korrekturen allerdings sind schwieriger vorzunehmen als in der Ölmalerei.
Stillleben sind laut Till Warwas auf Dauer angelegt. Im Atelier ändern
sich lediglich die Lichtverhältnisse. Der jeweilige Gegenstand eröffnet das
Spiel, der Bildschwerpunkt liegt im linken oder rechten Drittel des Bildes.
Hier greift der Goldene Schnitt als wichtige Regel der Bildkomposition, er
bewirkt, dass die Arbeiten als vollkommen, harmonisch und schön empfunden
werden. Intuitiv geht der Künstler dabei vor, wesentliches Prinzip
ist eine starke Horizontale, eine strenge Waagrechte, die beispielsweise
durch senkrechte Falten, Spiegelungen, Berge und Klüfte eines struktu-
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