Heimatgefühl | Mai 2024

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Der fertige Schaft wird zuerst
über den Leisten gezogen.
Mit Holzstiften wird
die Laufsohle aufgenagelt.
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Einen Ampertaler ohne Faltenstiefel gibt
es so gut wie nicht. Foto: Schuh Hiegl
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Vorbeigeschaut
Der Volkstrachten-Erhaltungsverein „d`Ampertaler“ hat sich
der Dachauer Tracht verschrieben. Und die gibt’s nicht einfach
im Laden zu kaufen. Für die Faltenstiefel der Männer gibt es
in ganz Bayern nur noch zwei Werkstätten, die sich auf die
Das Oberteil des Schuhs wird
zusammengenäht.
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Nach der maßgefertigten Schablone wird
das Leder zugeschnitten.
beim Schuhmacher
Anfertigung solchen Schuhwerks verstehen. Im Laden von Johann
Hiegl in Odelzhausen hängt der goldene Meisterbrief der
Handwerkskammer an der Wand. Hiegl ist Schuhmachermeister
und hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. In seinem
Betrieb werden Maßschuhe gefertigt. Sieben Damen und
Herren arbeiten in der Werkstatt, die in Schaftmacherei und
Bodenbau aufgeteilt ist. Der Schuhmachermeister beschäftigt
zwei Gesellen, einen Auszubildenden, einen Modelleur, eine
Zuschneiderin und eine Näherin. Das Team ist fast ausschließlich
mit der Neuanfertigung von Schuhen für Theater, Modefirmen,
Trachtenvereine und Privatkunden beschäftigt.
Der Schuh ist mehr als ein Gebrauchsgegenstand. Mode, Kleidung,
Leidenschaft, Detailtreue, Blickfang für die Beine, das
sind Aspekte, für die viele Menschen dem Schuh einen hohen
Stellenwert einräumen.
Trachten haben meistens historische Vorbilder. Der Faltenstiefel
ist hauptsächlich entlang der Amper und in der Holledau
gebräuchlich. In Dachau gehört er zu der Männertracht. Die
Dann wird er auf die Brandsohle
gezwickt und festgenagelt.
Anfertigung von einem Paar Stiefel braucht mindestens drei
Tage sowie enormes Wissen und Erfahrung. Das beginnt mit
der Schnitterstellung und dem Zuschnitt des passenden Leders.
Der Schaft wird nach dem Fuß des Kunden entsprechend
genäht, gesteppt, paspeliert und auf Wunsch mit Initialen versehen.
Die Falten werden in einer festgelegten Reihenfolge
über eine Form gepresst, anschließend wird der Schaft auf die
Brandsohle geleimt und gezwickt. Die Laufsohle wird mit Holzstiften
auf den Stiefel genagelt, der Stamperlabsatz bekommt
ein Hufeisen – und der Stiefel ist fertig. Damit erklärt sich, dass
der Kunde für ein paar Stiefel gut 1000 Euro hinlegen muss.
Allein von Stiefeln kann ein Betrieb mit zwölf Mitarbeitenden
nicht existieren, hier stehen auch andere Schuhe auf dem täglichen
Produktionsplan. Zum einen lassen sich Kunden für den
täglichen Gebrauch Maßschuhe anfertigen, passend zu einem
bestimmten Kleid, zu einem Anzug oder zu besonderen Gelegenheiten.
Die Requisiteure von Theatern bestellen passend
zur Ausstattung eines Stücks Schuhe, die man in der gespielten
Epoche getragen hat. Egal ob Barock oder Rokoko, zu Hofe
oder beim Volk: Hier braucht der Handwerker sowohl historisches
Wissen als auch das Geschick, mit Materialien umzugehen,
die einmal für die Herstellung solcher Moden gebraucht
wurden.
Um die entsprechenden Kunden zu bedienen, hat die Familie
Hiegl ein Schuhgeschäft in Odelzhausen und ein weiteres in
München. Die Chefin Sylvia Hiegl-Schön und ihre Mitarbeiterinnen
im Verkauf beraten und betreuen die Kunden. Und in
der Schuhmacherwerkstatt in Odelzhausen erfüllt man beinahe
jeden Wunsch für maßgeschneiderte Schuhe.
Der passend zugerichtete
Absatz, mit einem Hufeisen
versehen, komplettiert den
Stiefel. Fotos: Archiv hwa
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