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Tim-Niklas Ehlers: Melanchthons religionspolitisches Agieren zwischen Interim und Passauer Vertrag (1550–1552) (Leseprobe)

Die Jahre 1550–1552 waren aus heutiger Sicht Schicksalsjahre der Reformation. Wenige Jahre nach dem Tod Luthers und der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg war Kaiser Karl V. gewillt, die religionspolitischen Streitigkeiten auf der Fortsetzung des Trienter Konzils endgültig beizulegen. Philipp Melanchthon wurde als religionspolitischer Berater des Kurfürsten Moritz von Sachsen mit den Vorbereitungen auf eine Teilnahme betraut. Dafür verfasste Melanchthon nicht nur mit der Confessio Saxonica eine neue Bekenntnisschrift, sondern bemühte sich auch um eine abgestimmte evangelische Konzilsvorbereitung. Dass es schließlich nicht zu diesem Besuch kam, ist Moritz von Sachsen zuzuschreiben, der sich für eine militärische Intervention gegen den Kaiser entschied. Auch wenn diese riskante Unternehmung erfolgreich verlief, haderte Melanchthon auch noch nach dem Abschluss des Passauer Vertrags mit diesem Vorgehen.

Die Jahre 1550–1552 waren aus heutiger Sicht Schicksalsjahre der Reformation. Wenige Jahre nach dem Tod Luthers und der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg war Kaiser Karl V. gewillt, die religionspolitischen Streitigkeiten auf der Fortsetzung des Trienter Konzils endgültig beizulegen. Philipp Melanchthon wurde als religionspolitischer Berater des Kurfürsten Moritz von Sachsen mit den Vorbereitungen auf eine Teilnahme betraut. Dafür verfasste Melanchthon nicht nur mit der Confessio Saxonica eine neue Bekenntnisschrift, sondern bemühte sich auch um eine abgestimmte evangelische Konzilsvorbereitung. Dass es schließlich nicht zu diesem Besuch kam, ist Moritz von Sachsen zuzuschreiben, der sich für eine militärische Intervention gegen den Kaiser entschied. Auch wenn diese riskante Unternehmung erfolgreich verlief, haderte Melanchthon auch noch nach dem Abschluss des Passauer Vertrags mit diesem Vorgehen.

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TIM-NIKLAS EHLERS<br />

<strong>Melanchthons</strong><br />

<strong>religionspolitisches</strong> <strong>Agieren</strong><br />

<strong>zwischen</strong> <strong>Interim</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Passauer</strong> <strong>Vertrag</strong> (<strong>1550–1552</strong>)<br />

Herbergen der Christenheit<br />

Sonderband 30


Inhalt<br />

Vorwort 13<br />

Abkürzungen 14<br />

Erläuterung zur Textgestaltung <strong>und</strong> Zitierweise 15<br />

Einleitung 17<br />

I Hinführung zum Thema 17<br />

<br />

<br />

III Übersicht über die Quellen 24<br />

<br />

<br />

Kapitel 1<br />

Analyse der historischen <strong>und</strong> theologischen Voraussetzungen 31<br />

<br />

<br />

1 Melanchthon als Berater des Kurfürsten Moritz 32<br />

2 Der kursächsische Umgang mit dem <strong>Interim</strong> 34<br />

3 Der adiaphoristische Streit 37<br />

4 <strong>Melanchthons</strong> Blick auf die Streitigkeiten 41<br />

5 Zusammenfassung: Die Bedeutung der innerprotestantischen<br />

Streitigkeiten für die Jahre 1550 bis 1552 43<br />

II Die Protestanten <strong>und</strong> das Konzil 43<br />

1 Die Protestanten <strong>und</strong> die Konzilsfrage – ein Überblick 43<br />

2 Das Konzil von Trient 44<br />

2.1 Das Zustandekommen des Konzils 45<br />

2.2 Protestantische Äußerungen im Vorfeld der ersten<br />

Trienter Tagungsperiode 45<br />

2.3 Die erste Trienter Tagungsperiode im Überblick 48<br />

2.4 Unmittelbare Reaktionen <strong>Melanchthons</strong> auf die erste<br />

Trienter Tagungsperiode 49<br />

2.5 <strong>Melanchthons</strong> Gutachten zum Umgang mit der konzilspolitischen<br />

Realität 50<br />

3 Zusammenfassung: Die Bedeutung für die Jahre 1550 bis 1552 50<br />

5


Kapitel 2<br />

Die Konzilfrage im Umfeld des Augsburger Reichtags 1550/51 53<br />

I Melanchthon <strong>und</strong> das Konzil im Vorfeld des Augsburger Reichstags 1550/51 53<br />

1 Gutachten »De concilio« im Überblick 55<br />

2 Teilnahme aufgr<strong>und</strong> des kaiserlichen Zwangs 55<br />

3 Teilnahme ohne Aufgabe protestantischer Inhalte 57<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

II Die Konzilsfrage auf dem Augsburger Reichstag 1550/51 61<br />

1 <strong>Melanchthons</strong> Interesse an den Geschehnissen in Augsburg 61<br />

2 Die Entgegnung Kursachsens auf die kaiserliche Konzilsinitiative 62<br />

3 Die Berücksichtigung des Gutachtens »De concilio«<br />

in der kursächsischen Religionspolitik 64<br />

4 Die kursächsische Beharrlichkeit im Ringen um die Konzilsbedingungen 66<br />

5 Zwischenfazit 68<br />

Kapitel 3<br />

Die Vorbereitung Kursachsens auf die<br />

zweite Trienter Tagungsperiode 69<br />

I Die CS als Gr<strong>und</strong>lage der Vorbereitung auf das Konzil 69<br />

1 Der Auftakt der Vorbereitungen in Dresden 70<br />

2 Inoffizielle Bemühungen um Einigkeit 71<br />

3 Bekenntnis trotz ungewisser Aussichten 72<br />

4 Die Abfassung der Confessio Saxonica 73<br />

5 Die Confessio Saxonica als Schrift für den Naumburger Konvent 74<br />

6 Die Rückmeldungen des kursächsischen Hofes zur Confessio Saxonica 75<br />

7 Die Unterzeichnung durch die kursächsischen Theologen 76<br />

<br />

<br />

1 Die Einigungsbemühungen mit Württemberg <strong>und</strong> Straßburg 78<br />

1.1 Die historischen Hintergründe Württembergs 78<br />

1.2 Die Entstehungsgeschichte der Confessio Virtembergica 79<br />

1.2.1 Johannes Brenz <strong>und</strong> seine Stellung zum Konzil 81<br />

1.2.2 Die Entstehung der Confessio Virtembergica bis zu der<br />

Zusammenkunft in Dornstetten 83<br />

1.2.3 Die Theologenkonferenz in Dornstetten 84<br />

1.3 Die Koordinationsversuche <strong>zwischen</strong> der Confessio Saxonica<br />

<strong>und</strong> der Confessio Virtembergica 85<br />

1.3.1 Die Vermittlungsversuche Straßburgs 86<br />

1.3.2 Die Vorbereitung eines Bekenntnistreffens 87<br />

<br />

<br />

1.3.4 Die Beziehung <strong>zwischen</strong> Brenz <strong>und</strong> Melanchthon 91<br />

6


1.4 Die maßgeblichen Gründe für die Entstehung zweier Schriften 94<br />

<br />

<br />

1.4.2 Gründe für die Entstehung zweier paralleler Bekenntnisschriften 96<br />

1.5 Zwischenfazit 98<br />

2 Die Koordinationsversuche mit Brandenburg-Küstrin 98<br />

2.1 Treffen Wittenberger <strong>und</strong> Brandenburger Theologen 99<br />

2.2 Die Reaktion Johann von Brandenburg-Küstrins auf die<br />

Confessio Saxonica 100<br />

2.3 Das Ende der Kooperation Kursachsens <strong>und</strong> Brandenburgs 101<br />

2.4 Zwischenfazit 102<br />

3 Austausch mit den Mansfelder Theologen 102<br />

4 Die Bitte um Zusendung der Confessio Saxonica von<br />

Herzog Albrecht von Preußen 104<br />

5 Zustimmung aus Hessen 105<br />

6 Zustimmung durch Brandenburg-Ansbach 107<br />

7 Die Confessio Saxonica in Pommern 108<br />

<br />

III Die Confessio Saxonia als Alternative Option in den<br />

konzilspolitischen Plänen Moritz 110<br />

1 Die Confessio Saxonica als Schrift der Theologen 110<br />

2 Die restriktive Verbreitung der Schrift durch Kurfürst Moritz 113<br />

2.1 <strong>Melanchthons</strong> Haltung zur Verbreitung 113<br />

2.2 Die Intention der restriktiven Verbreitung 114<br />

IV Die Confessio Saxonia als kursächsisches Bekenntnis 115<br />

1 Das Apograph 116<br />

2 Unautorisiertes Exemplar aus Erfurt 118<br />

3 Die frühen Drucke der Confessio Saxonica 118<br />

4 Zwischenfazit 119<br />

5 Die weitere Verwendung der Confessio Saxonica 120<br />

V Weitere Vorbereitungen auf da Konzil 120<br />

1 Die Ungewissheit bezüglich des Zustandekommens 121<br />

2 Die konkreten Planungen des kursächsischen Konzilbesuchs 122<br />

2.1 Die Stellungnahme <strong>Melanchthons</strong> 123<br />

2.2 Die Ergebnisse des Treffens in Dresden 125<br />

Kapitel 4<br />

Die Confessio Saxonia 127<br />

I Der Aufbau <strong>und</strong> die inhaltlichen Schwerpunkte 127<br />

1 Die Confessio Virtembergica 128<br />

1.1 Die Vorarbeiten 128<br />

1.2 Die Gliederung 129<br />

1.2.1 Brenz Äußerungen zur Konzeption 129<br />

7


1.2.2 Die Komposition des Bekenntnisses 130<br />

1.3 Inhaltsübersicht 130<br />

1.3.1 Die drei altkirchlichen Bekenntnisse als Gr<strong>und</strong>lage der<br />

Confessio Virtembergica 131<br />

1.3.2 Die »beschwerlichen Articul« 131<br />

<br />

<br />

1.3.2.2 Die Darstellung der Zeremonien 133<br />

1.3.2.3 Zwischenfazit 135<br />

1.3.3 Die autoritativen Gr<strong>und</strong>lagen des evangelischen Glaubens 136<br />

1.3.4 Schlusswort 137<br />

2 Die Confessio Saxonica 137<br />

2.1 Die Vorarbeiten 138<br />

2.2 Die Gliederung 139<br />

2.3 Der Inhalt 139<br />

2.3.1 Die Darstellung der Rechtfertigungslehre 140<br />

2.3.1.1 Die Sündenlehre 140<br />

<br />

<br />

2.3.1.3 Die Stellungnahme zu den guten Werken 143<br />

2.3.2 Die Darstellung der Ekklesiologie 144<br />

2.3.2.1 Die allgemeinen Ausführungen 144<br />

2.3.2.2 Die »Zeichen der wahrhaftigen Kirchen Gottes« 145<br />

2.3.2.3 Die Zeremonien <strong>und</strong> Ordnungen von menschlicher Gewalt 147<br />

2.3.3 Das Schlusswort 149<br />

2.4 Die freie Übersetzung in deutscher Sprache 149<br />

2.4.1 Die Gliederung 150<br />

2.4.2 Die Ergänzungen des lateinischen Textes 150<br />

<br />

<br />

2.4.4 Zwischenfazit 152<br />

II Die Kompositionen beider Bekenntnisse im Vergleich 153<br />

1 Die Strukturen 153<br />

1.1 Der Aufbau 153<br />

1.2 Die Ausgangsbasen der Argumentationen 154<br />

1.2.1 Die Sündenlehre 155<br />

1.2.2 Das Toten- bzw. Heiligengedenken 156<br />

1.3 Zwischenfazit 156<br />

2 Die Inhalte 157<br />

2.1 Die Berücksichtigung der Themen 158<br />

2.1.1 Die ausschließliche Berücksichtigung in der 158<br />

Confessio Virtembergica 158<br />

2.1.2 Die ausschließliche Berücksichtigung in der Confessio Saxonica 159<br />

2.2 Die Detailbetrachtung ausgewählter Themen 160<br />

8


2.2.1 Das Abendmahl 160<br />

2.2.1.1 Die Definitionen 160<br />

<br />

<br />

2.2.1.3 Bewertung 163<br />

2.2.2 Die Rechtfertigungslehre 163<br />

2.2.2.1 Die Ausführungen im Vergleich 164<br />

2.2.2.2 Die Ausführungen vor dem Hintergr<strong>und</strong> des<br />

Osiandrischen Streits 165<br />

3 Der Konzilsbezug beider Bekenntnisse 167<br />

3.1 Die Berücksichtigung der römischen Kirche in der<br />

eigenen Argumentation 167<br />

3.1.1 Die Vorrede 167<br />

3.1.2 Die von menschlicher Gewalt geschaffenen Bräuche 168<br />

3.1.3 Die Kritik im Zusammenhang der allgemeinen Ausführungen<br />

zur Ekklesiologie 170<br />

3.1.4 Die Bezugnahmen in der Darlegung der eigenen Position 171<br />

3.1.5 Bewertung 172<br />

3.2 Das Papsttum <strong>und</strong> die Autorität der Konzilien 173<br />

3.2.1 Die Äußerungen zu dem Papsttum 173<br />

3.2.2 Die Äußerungen zu der Autorität der Konzilien 176<br />

3.3 Die Berücksichtigung bereits beschlossener Dekrete des<br />

Trienter Konzils 176<br />

3.3.1 Die beschlossenen Dekrete der ersten Tagungsperiode des<br />

Trienter Konzils 177<br />

3.3.2 Die Berücksichtigung in der Confessio Virtembergica 179<br />

3.3.3 Die Berücksichtigung in der Confessio Saxonica 179<br />

3.3.4 Bewertung 180<br />

3.4 Die Berücksichtigung der Kirchenschriftsteller <strong>und</strong><br />

weiterer Autoritäten in den jeweiligen Argumentationen 181<br />

3.4.1 Die Bedeutung in der Confessio Virtembergica 181<br />

3.4.1.1 Der Umgang mit den Zitaten der Kirchenschriftsteller 182<br />

3.4.1.2 Die Verweise auf weitere Autoritäten 183<br />

3.4.1.3 Bewertung 183<br />

3.4.2 Die Bedeutung in der Confessio Saxonica 184<br />

3.4.3 Bewertung 185<br />

3.5 Die Berücksichtigung der Alten Kirche in den Bekenntnissen 186<br />

3.5.1 Die gr<strong>und</strong>sätzlichen Bezüge zu der Alten Kirche 186<br />

3.5.2 Die Konzilsidee der Alten Kirche 187<br />

3.5.3 Die Verwerfung der Irrlehren 188<br />

3.6 Zwischenfazit 190<br />

9


III Die Vorlagen 190<br />

1 Die Verbindungslinien zur Confessio Augustana 191<br />

1.1 Die Confessio Augustana als Vorlage der Confessio Virtembergica 191<br />

1.2 Das Augsburger <strong>und</strong> das Sächsische Bekenntnis 192<br />

1.2.1 Die Komposition 192<br />

1.2.2 Die Umstrukturierung des zweiten Bekenntnisteils 193<br />

1.2.3 Die Änderungen des ersten Bekenntnisteils 195<br />

1.2.4 Bewertung 196<br />

2 Die Verbindungslinien zum Augsburger <strong>Interim</strong> 196<br />

2.1 Das Augsburger <strong>Interim</strong> als Vorlage der Confessio Virtembergica 196<br />

2.1.1 Die Übereinstimmungen im Aufbau 197<br />

2.1.2 Die inhaltlichen Parallelen 198<br />

2.1.3 Bewertung 198<br />

2.2 Das <strong>Interim</strong> <strong>und</strong> die Confessio Saxonica 199<br />

2.2.1 Die Confessio Saxonica im Spiegel des adiaphoristischen Streits 199<br />

2.2.2 Die Confessio Saxonica als Antwort auf die<br />

innerprotestantischen Auseinandersetzungen 201<br />

IV Bewertung des Vergleichs 203<br />

Kapitel 5<br />

Das Scheitern des Konzils 207<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

2 <strong>Melanchthons</strong> Kenntnis von den Bündnisbemühungen 210<br />

3 Denkschrift <strong>Melanchthons</strong> 211<br />

3.1 Datierung 211<br />

3.2 Intention der Abfassung 212<br />

<br />

<br />

3.4 Einordnung in den zeitgeschichtlichen Kontext 216<br />

3.4.1 <strong>Melanchthons</strong> politisches Hintergr<strong>und</strong>wissen 217<br />

3.4.2 <strong>Melanchthons</strong> ethische Bedenken 220<br />

<br />

II Die Reisen 223<br />

1 Die finalen Konzilsvorbereitungen 224<br />

1.1 <strong>Melanchthons</strong> Kritik am Vorgehen des Hofes 226<br />

1.2 Die finalen Abstimmungen in Dresden 227<br />

1.3 Die kursächsischen Gesandtschaften für das Konzil 229<br />

1.3.1 Die weltliche Konzilsgesandtschaft 230<br />

1.3.2 Die Konzilsgesandtschaft der Theologen 230<br />

1.3.3 <strong>Melanchthons</strong> Vorstellung einer Konzilsgesandtschaft 232<br />

1.3.4 Zwischenfazit 233<br />

1.4 Die Instruktion für das Konzil 234<br />

10


1.4.1 Der Inhalt der offiziellen Instruktion 235<br />

1.4.2 Die Haltung Kursachsen seit dem Augsburger Reichstag 236<br />

1.4.3 <strong>Melanchthons</strong> Entwurf einer Instruktion aus dem August 1551 239<br />

1.4.4 Die Berücksichtigung der Gedanken <strong>Melanchthons</strong><br />

in der Instruktion 240<br />

1.4.5 Zugeständnisse <strong>Melanchthons</strong>? 241<br />

1.5 Zwischenfazit 242<br />

2 Die Reisen nach Trient 243<br />

2.1 Die Verhandlungen Kollers <strong>und</strong> Badehorns in Trient 245<br />

2.1.1 Die Auftaktverhandlungen in Trient 245<br />

2.1.2 Die Protestanten vor dem Konzil 247<br />

2.1.3 Die Reaktionen auf das Auftreten der Protestanten 251<br />

2.1.4 Der weitere Einsatz Kollers <strong>und</strong> Badehorns 254<br />

2.1.5 Das vergebliche Bemühen um die Ankunft der Theologen 256<br />

2.1.6 Inoffizielle Gespräch in Trient 257<br />

2.1.7 Die Abstimmungen mit der Württemberger Gesandtschaft 259<br />

<br />

<br />

2.2 Die Erwartungen in Trient an eine Ankunft <strong>Melanchthons</strong> 262<br />

2.3 Melanchthon aus Sicht des päpstlichen Umfelds 265<br />

2.4 <strong>Melanchthons</strong> Aufbruch 267<br />

2.4.1 <strong>Melanchthons</strong> Erwartungen bezüglich des Konzils 267<br />

2.4.2 Der Entwurf einer Ansprache an das Konzil 268<br />

2.4.3 Die Reise <strong>Melanchthons</strong> nach Nürnberg 270<br />

2.5 Das vergebliche Warten 270<br />

2.5.1 Das Warten auf Anweisungen vom kurfürstlichen Hof 272<br />

2.5.2 <strong>Melanchthons</strong> private Sicht auf die Weiterreise 274<br />

2.5.3 <strong>Melanchthons</strong> Korrespondenz mit Camerarius 275<br />

2.5.4 Die Vorbereitung einer gemeinsamen Gesandtschaft<br />

mit Brandenburg-Ansbach 276<br />

2.5.5 <strong>Melanchthons</strong> Bemühen um ein geschlossenes Auftreten<br />

der Protestanten 280<br />

2.5.6 Melanchthon <strong>und</strong> Otto von Augsburg 282<br />

<br />

<br />

2.5.8 <strong>Melanchthons</strong> Heimreise 286<br />

2.6 Das Ende der zweiten Trienter Tagungsperiode 287<br />

3 Zwischenfazit 287<br />

Kapitel 6<br />

Der Fürstenkrieg <strong>und</strong> seine Folgen 291<br />

I Der Rückblick auf die Reise Richtung Trient 291<br />

<br />

<br />

2 Ein Rückblick auf die Möglichkeiten in Trient 294<br />

11


2.1 Erwartung an die Gespräche vor Ort 294<br />

2.2 Die fehlende Abstimmung unter den Protestanten 295<br />

<br />

<br />

1 Die zentralen Geschehnisse im Überblick 298<br />

<br />

<br />

2.1 Die Wahrnehmung der kriegerischen Handlungen <strong>und</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1 Die Verhandlungen aus der Perspektive <strong>Melanchthons</strong> 308<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

2.3 Die Durchführung der Reformation in Augsburg 312<br />

2.3.1 Die Unterstützung <strong>Melanchthons</strong> im Oktober <strong>und</strong><br />

November 1552 313<br />

2.3.2 Die Priorisierung im religionspolitischen Handeln 314<br />

<br />

eine Einordnung 316<br />

Kapitel 7<br />

<strong>Melanchthons</strong> Einsatz für den Protestantismus 319<br />

I Melanchthon <strong>und</strong> das Konzil 319<br />

1 <strong>Melanchthons</strong> Interesse an einem Besuch des Trienter Konzils 320<br />

2 <strong>Melanchthons</strong> Vorhaben – eine Zusammenfassung 322<br />

II Mögliche Beweggründe für das konzilspolitische <strong>Agieren</strong><br />

<strong>Melanchthons</strong> 323<br />

Schlussbetrachtungen 329<br />

Literaturverzeichnis 331<br />

I Quellen 331<br />

1 Handschriftliche Quellen 331<br />

2 Gedruckte Quellen 331<br />

II Sek<strong>und</strong>ärliteratur 335<br />

Peronenregister 347<br />

12


Vorwort<br />

Vorwort<br />

Als ich mich im Jahr 2012 in meiner Masterarbeit mit der Vorbereitung der Protestanten<br />

auf die zweite Tagungsperiode des Trienter Konzils auseinandergesetzt hatte,<br />

fiel auf, dass gerade aus der Perspektive Philipp <strong>Melanchthons</strong> die Vorbereitung<br />

auf dieses Ereignis nur sehr sporadisch untersucht wurde. So entschloss ich mich<br />

dazu, die religionspolitische Situation in Kursachsen in den Jahren 1550 bis 1552<br />

dezidiert zu analysieren <strong>und</strong> dabei gerade vor dem Hintergr<strong>und</strong> der noch schwelenden<br />

Streitigkeiten um das <strong>Interim</strong> die Vorhaben <strong>und</strong> Ziele <strong>Melanchthons</strong> in den<br />

Blick zu nehmen. Als besonders spannend erwies sich dabei für mich der Umstand,<br />

dass in dieser Phase der Ausgang der Reformation ungewiss <strong>und</strong> an ein friedliches<br />

Nebeneinander der Konfessionen noch nicht zu denken war.<br />

Den Zugang zu Melanchthon <strong>und</strong> der späten Reformationszeit ebnete mir Prof.<br />

Dr. Martin Jung, der eine Ausweitung der in meiner Masterarbeit gewonnen Erkenntnisse<br />

anregte <strong>und</strong> mich zu der Abfassung einer Dissertation neben meiner Stelle am<br />

Gymnasium Bad Essen ermutigte. Ihm danke ich nicht nur sehr für die Betreuung<br />

der Arbeit <strong>und</strong> die Erstellung des Erstgutachtens, sondern vor allem für die große<br />

<br />

<br />

wertvollen Hinweise für die Veröffentlichung danke ich Prof. Dr. Steffie Schmidt.<br />

Eine große Hilfe war für mich darüber hinaus die Unterstützung durch Dr. Christine<br />

mie<br />

der Wissenschaften, da zum Zeitpunkt meiner Bearbeitung die Veröffentlichung<br />

einiger relevanter Bände noch nicht abgeschlossen war.<br />

<br />

Christenheit geht mein Dank an die Herausgeber Dr. Markus Hein <strong>und</strong> Dr. Stefan<br />

Michel. Meinem Bad Essener Kollegen Michael Strunk danke ich dafür, dass er die<br />

<br />

danke ich für die Gewährung eines Druckkostenzuschusses. Abschließend möchte<br />

<br />

auch für die in den vielen Jahren geleistete Unterstützung bedanken.<br />

Melle, im Oktober 2023<br />

<strong>Tim</strong>-<strong>Niklas</strong> <strong>Ehlers</strong><br />

13


Vorwort<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

CA<br />

CS lat. Ap.<br />

CS lat<br />

CS lat. B.<br />

CS dt.<br />

CV<br />

MBW.R<br />

MBW.T<br />

Confssio Augustana<br />

Exemplar Handschrift<br />

Confessio Saxonia hrsg. v. Bindseil in lat. Sprache<br />

Confessio Saxonia hrsg. v. Stupperich in lat. Sprache<br />

Confessio Saxonia hrsg. v. Bindseil in dt. Sprache<br />

Confessio Vitembergica hrsg. v. Brecht / Ehmer, die gerade Seitenzahlen<br />

enthalten den Text in lat. <strong>und</strong> die ungerade Seiten den in dt.<br />

Sprache<br />

Philipp <strong>Melanchthons</strong> Briefwechsel: Kritische <strong>und</strong> kommentierte<br />

Gesamtausgabe: Regesten<br />

Philipp <strong>Melanchthons</strong> Briefwechsel: Kritische <strong>und</strong> kommentierte<br />

Gesamtausgabe: Text<br />

14


Einleitung<br />

Einleitung<br />

Eine Untersuchung des religionspolitischen <strong>Agieren</strong>s <strong>Melanchthons</strong>, die vor<br />

allem die Jahre 1550 bis 1552 in den Blick nimmt, mag aus zweierlei Gründen<br />

<br />

zunächst überraschende zeitliche Zuschnitt auf. Die Studie setzt bewusst nicht bei<br />

<br />

Tod <br />

Streitigkeiten infolge des <strong>Interim</strong>s. Stattdessen wird eine Betrachtung der Vorarbeiten<br />

für den Reichstag 1550/51 an den Anfang dieses Untersuchungszeitraums<br />

gesetzt, da hier die kursächsischen Vorbereitungen auf die zweite Tagungsperiode<br />

des Trienter Konzils ihren Ursprung nahmen <strong>und</strong> Melanchthon als religionspolitischer<br />

Berater involviert war. Das Ende stellt seine Auseinandersetzung mit dem<br />

<br />

<br />

Zum anderen mag die Zuschreibung »<strong>religionspolitisches</strong> <strong>Agieren</strong>« etwas vage<br />

anmuten. Sie ist darin begründet, keines der für Melanchthon in dieser Zeit zentralen<br />

Themen, wie z.B. die Confessio Saxonica oder die kursächsische Vorbereitung auf<br />

schau<br />

seiner religionspolitischen Erwägungen gelegt werden, indem herausgestellt<br />

wird, vor welchem innerprotestantischen Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> mit welcher Strategie<br />

Melanchthon die Auseinandersetzung mit der römischen Kirche führen wollte <strong>und</strong><br />

welche darüber hinausgehenden Absichten festgestellt werden können. Bevor die<br />

-<br />

<br />

Übersicht der relevanten Quellen.<br />

I Hinführung zum Thema<br />

Im Jahr 1552 war es durch den <strong>Passauer</strong> <strong>Vertrag</strong> den Protestanten erstmalig seit<br />

Beginn der Reformation möglich, ohne kaiserliche Restriktionen die Sicherung<br />

der kirchlichen Verhältnisse voranzutreiben. 1 Als ursächlich für den Gewinn dieses<br />

desherrn<br />

Moritz von Sachsen maßgeblich befördert wurde <strong>und</strong> im Jahr 1552 zum<br />

Kaiser Karl V. führte. Die Motivation für das Aufbegehren lag<br />

1 Vgl. Drecoll, <strong>Passauer</strong> <strong>Vertrag</strong>, 86.<br />

17


Einleitung<br />

für den sächsischen Kurfürsten vor allem in der Befreiung aus dem unmittelbaren<br />

politischen Einfluss des Reichsoberhaupts, 2 in den er sich infolge des Schmalkaldischen<br />

Krieges begeben hatte. Auch wenn Moritz aufgr<strong>und</strong> der geographischen<br />

Entfernung vom unmittelbaren Präsenzbereich des Kaisers ausgeschlossen war,<br />

war er dennoch auf ihn angewiesen, weil er sowohl die gewonnene Kurwürde<br />

als auch die Vergrößerung des albertinischen Territoriums nach der Wittenberger<br />

Kapitulation 1547 ausschließlich Karl V. zu verdanken hatte. 3 Durch Moritz‘ Parteinahme<br />

gegen den Schmalkaldischen B<strong>und</strong> konnte er nur vom Kaiser vor dem<br />

drohenden Revanchismus der Ernestiner geschützt werden, die durch die Niederlage<br />

im Schmalkaldischen Krieg nicht nur die Kurwürde sowie Gebiete hatten abtreten<br />

<br />

4<br />

Der Herrschaftswechsel betraf auch die Universitätsstadt Wittenberg, die seit dem<br />

Schmalkaldischen Krieg dem Gebiet des Kurfürsten Moritz zugeschlagen wurde.<br />

In dem Zuge musste Philipp Melanchthon sich entscheiden, ob er in Verb<strong>und</strong>enheit<br />

mit den Ernestinern die Neugründung einer Universität in Jena unterstützen oder<br />

die Neueröffnung seiner alten Wirkungsstätte in Wittenberg unter neuer Herrschaft<br />

vorantreiben wollte. 5 Nachdem der neu ernannte Kurfürst nicht nur zusicherte, keine<br />

Einführung päpstlicher Missbräuche zu unterstützen, 6 <br />

der Professorengehälter sowie eine bessere Ausstattung zusagte, 7 entschied sich<br />

Melanchthon für einen Verbleib in Wittenberg <strong>und</strong> wurde fortan von seinem neuen<br />

<br />

Nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg beabsichtigte<br />

Karl V., die religiöse Einheit im Reich wiederherzustellen <strong>und</strong> dachte dabei<br />

<br />

des Krieges unterbrochen war. 8 Relativ schnell zeichnete sich aber ab, dass die<br />

Protestanten nicht bereit waren, sich einem von der römischen Kirche dominierten<br />

Konzil zu unterwerfen 9 <strong>und</strong> auch Papst Paul III. Vorbehalte hatte. 10 So entschied<br />

sich der Kaiser, ein eigenes Religionsgesetz zu erlassen, das bis zum nächsten<br />

2 Vgl. Winter, Moritz als Haupt, 58f.<br />

3 Vgl. Nicklas, Wagnis, 27.<br />

4 Vgl. ebd.<br />

5 <br />

<br />

Eber u.a.], 18, Juli 1547).<br />

6 Vgl. Scheible, Melanchthon, 220-223.<br />

7 Vgl. MBW.T 17, Nr. 4910, 195 (Kurfürst Moritz von Sachsen an Melanchthon, 26. September<br />

1547).<br />

8 Vgl. Venard, Konzil, 352f.<br />

9 Vgl. Scheible, Melanchthon 224f.<br />

10 Vgl. Jedin, Päpste, 156.<br />

18


Einleitung<br />

Konzil Gültigkeit besitzen sollte. 11 Dieses sogenannte Augsburger <strong>Interim</strong>, das auf<br />

dem »geharnischten« Reichstag in Augsburg 1548 in Kraft getreten ist, stellte den<br />

reichsrechtlichen religionspolitischen Rahmen bis zum <strong>Passauer</strong> <strong>Vertrag</strong> 1552 dar. 12<br />

Nachdem die Machtinteressen Moritz von Sachsens mit der Übernahme der Kurwürde<br />

vorerst erfüllt worden waren, war es für ihn entscheidend, sich von Karl. V.<br />

zu emanzipieren, um seinen ausgebauten Machtbereich zu konsolidieren, auf das<br />

gesamte ernestinische Gebiet auszudehnen <strong>und</strong> politisch an Eigenständigkeit zu<br />

gewinnen. 13 Ein erster Widerstand gegen die Politik des Kaisers war die Ablehnung<br />

des Augsburger <strong>Interim</strong>s auf einer Konferenz in Meißen vom Juli 1548. 14 Daraufhin<br />

ließ Moritz eine Kompromissformel <strong>zwischen</strong> den geltenden sächsischen Kirchengesetzen<br />

<strong>und</strong> dem <strong>Interim</strong> ausarbeiten. 15 Melanchthon, der an der Ausarbeitung dieses<br />

Mittelwegs maßgeblich beteiligt war, schlug eine Bewahrung der evangelischen<br />

Rechtfertigungslehre <strong>und</strong> der Beseitigung der katholischen Messe vor, wohingegen<br />

er bereit war, in äußerlichen Dingen Kompromisse zu machen. 16 Als Melanchthon<br />

später von vielen protestantischen Theologen für diese weitgehende Kompromissbereitschaft<br />

äußerst heftig attackiert wurde, gab er zu, dass er unter dem Druck der<br />

sächsischen Räte zu sehr nachgegeben hatte. 17<br />

In diesen überblicksartig dargestellten historischen <strong>und</strong> politischen Rahmen fällt<br />

<strong>Melanchthons</strong> <strong>religionspolitisches</strong> <strong>Agieren</strong> in den Jahren 1550 bis 1552, das in der<br />

vorliegenden Studie näher betrachtet werden soll. Im Jahr 1550 setzte sich Me-<br />

<br />

Streitigkeiten auseinander. Auch die Geschehnisse auf dem Augsburger Reichstag,<br />

<br />

großem Interesse. Als Kursachsen <strong>und</strong> weitere protestantische Stände durch den<br />

-<br />

<br />

<br />

CS nicht nur eine neue Bekenntnisschrift, sondern zeigte sich auch sehr umtriebig,<br />

um für Zustimmung für diese zu werben. Auch mit der Reise zum Konzil wurde er<br />

11 Vgl. Rabe, <strong>Interim</strong>spolitik, 130f.<br />

12 <br />

nächsten Reichstag ausgesetzt wurde, soll an dieser Stelle nicht nachgegangen werden. In<br />

diesem Zusammenhang ist entscheidend, dass sich die religionspolitische Wirklichkeit für<br />

die Protestanten änderte <strong>und</strong> fortan eine Konsolidierung vorangetrieben werden konnte.<br />

Vgl. Drecoll, <strong>Passauer</strong> <strong>Vertrag</strong>, 85-87.<br />

13 Vgl. BornNicklas, Wagnis, 27.<br />

14 Vgl. Scheible, Melanchthon, 236.<br />

15 Vgl. ebd., 195.<br />

16 Vgl. Jung, Melanchthon, 110. In der vorliegenden Arbeit wird die Thematik in Kap. 1/I.3<br />

vertieft behandelt.<br />

17 <br />

Nr. 6067, 841f.<br />

19


Einleitung<br />

beauftragt. Diese führte ihn allerdings nur bis Nürnberg, da er dort keine Anweisungen<br />

von Moritz zur Weiterreise erhielt. Als sich die Hinweise auf den Ausbruch<br />

<br />

<br />

20<br />

II Forschungsstand<br />

Eine systematische <strong>und</strong> zusammenhängende Betrachtung der Jahre 1550 bis 1552<br />

stellung<br />

findet sich in der Biografie Scheibles ( 2 2016). 18 Hier dominieren vor allem<br />

eine knappe Darstellung des Inhalts der CS sowie weitere Hintergr<strong>und</strong>berichte zu<br />

dieser neuen Bekenntnisschrift. 19<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

der Auseinandersetzung <strong>Melanchthons</strong> mit dem Augsburger <strong>Interim</strong> dar, das zum<br />

Einsetzen des Untersuchungszeitraums die religionspolitische Wirklichkeit darstellte.<br />

Seitdem in den letzten Jahrzehnten die Betrachtung konfessionsbildender Vorgänge<br />

in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts verstärkt in den Blick genommen<br />

wurde, 20 hat dies auch Konsequenzen für die Sichtweise auf <strong>Melanchthons</strong> Haltung<br />

zum Augsburger <strong>Interim</strong>. Während Wartenberg (1988) noch kritisch anmerkt, dass<br />

<br />

<strong>und</strong> positive bislang wenig wahrgenommen würden, 21 lässt sich zunehmend eine<br />

differenzierte Einbeziehung des religionspolitischen <strong>und</strong> historischen Kontexts<br />

feststellen. In diesem Zuge finden sich zahlreiche Veröffentlichungen in den letzten<br />

drei Jahrzehnten, die dazu beitragen, ein differenziertes Bild von <strong>Melanchthons</strong><br />

<strong>Agieren</strong> in Bezug auf das Augsburger <strong>Interim</strong> zu zeichnen. 22<br />

Die Geschehnisse um den Augsburger Reichstag 1550/51 wurden dagegen bisher<br />

nicht aus der Perspektive <strong>Melanchthons</strong> betrachtet. Etwas mehr Aufmerksamkeit<br />

tagsabschieds<br />

verfasst worden war. Vorrangig wird jedoch auf die CS in vielen<br />

18 Vgl. Scheible, Melanchthon, 252-261.<br />

19 Vgl. ebd., 254-261.<br />

20 Eine neuere Betrachtung dieser Debatte findet sich bei <strong>Ehlers</strong>. Vgl. <strong>Ehlers</strong>, Abendmahlsstreit,<br />

17-29.<br />

21 Vgl. Wartenberg<br />

Verweise.<br />

22 Vgl. Herrmann, <strong>Interim</strong> (1998); Scheible, <strong>Interim</strong>; Dingel, Beurteilung (2005); Rabe,<br />

<strong>Interim</strong>spolitik (2005); Schorn-Schütte, <strong>Interim</strong> (2005); von Friedeburg, Magdeburger<br />

Argumentationen (2005); KochWartenberg, <strong>Interim</strong> (2006);<br />

Kohnle, von Amsdorf (2008); Dingel, <strong>Interim</strong> (2010); Schneider, <strong>Interim</strong> (2010).


Einleitung<br />

Schriften zur späten Reformationsgeschichte, 23 in Biografien <strong>Melanchthons</strong> 24 <strong>und</strong><br />

in Untersuchungen zu Einzelthemen 25 regelmäßig verwiesen, wobei jedoch eine<br />

tiefergehende Behandlung die Ausnahme bleibt. Neben zwei Aufsätzen Wartenbergs<br />

(1997 / 2006), 26 nisses<br />

befassen, findet eine ausführlichere inhaltliche Beschäftigung mit ihr noch in<br />

einem Aufsatz Stupperichs (1956) statt. 27 Auffällig ist das zurückhaltende Interesse<br />

an der CS, wenn man einen Vergleich zur zeitgleich erschienen CV des Johannes<br />

Brenz bemüht. Während über den Württemberger Theologen im Gegensatz zu<br />

seinem Wittenberger Kollegen verhältnismäßig wenige Monografien erschienen<br />

sind, nur wenige Texte überhaupt in einer modernen Edition vorliegen <strong>und</strong> noch<br />

keine wissenschaftliche Biografie verfasst worden ist, 28 liegt die Bekenntnisschrift<br />

mittlerweile in zwei Ausgaben mit Erläuterungen vor 29 <strong>und</strong> wurde in Teilaspekten<br />

2006 in einer Monografie bearbeitet. 30 Außerdem wird auch auf diese Schrift im<br />

Zusammenhang mit Darstellungen der späten Reformationsgeschichte, des Trienter<br />

Konzils <strong>und</strong> der Protestanten zu dieser Zeit verwiesen. 31<br />

Von den Veröffentlichungen <strong>Melanchthons</strong> im Jahr 1551 wurde neben der CS<br />

32 dezidiert behandelt.<br />

Wartenberg 33 (1997) <strong>und</strong> Scheible 34 (2008) betrachten von dieser Stellungnahme<br />

<br />

23 Vgl. Moeller, Reformation, 161; Kaufmann, Reformation, 669; Jedin, Konzil, 11; Meyer,<br />

Protestanten, 175-197.<br />

24 Vgl. Meinhold, Melanchthon, 112; Jesse, Melanchthon, 184; Greschat, Melanchthon,<br />

156f.; Jung, Melanchthon, 115f.<br />

25 Vgl. Kobler, Entstehung; Stössel, Bekenntnisbildung, 174f.; Dingel, Referenzbekenntnis,<br />

18f.; Ehmann, Berufung, 161; Thönissen, Streit, 85.<br />

26 Vgl. Wartenberg, Saxonica; Wartenberg, Außenwirkung.<br />

27 Vgl. Stupperich, Reformatoren, 54-58.<br />

28 <br />

Jung<br />

verfassten Aufsätzen zu diesem Jubiläum, in dessen Kontext die genannte Sammelrezension<br />

erschienen ist, ist mittlerweile noch eine Monografie Deuschles zu ergänzen. Vgl. Deuschle,<br />

Brenz.<br />

29 Der Edition Bizers (vgl. CV, Bizer), die ausschließlich die deutsche Version der CV enthält,<br />

folgte eine zweisprachige Ausgabe von Brecht / Ehmer (vgl. CV). Die Bedeutung der früheren<br />

Ausgabe liegt vor allem in der ausführlichen Betrachtung des Entstehungshintergr<strong>und</strong>es<br />

<strong>und</strong> des weiteren Kontextes. Vgl. Bizer, Virtembergica.<br />

30 Vgl. Deuschle, Brenz.<br />

31 Vgl. Moeller, Reformation, 161; Kaufmann, Reformation, 669; Jedin, Konzil, 10f;<br />

Meyer, Protestanten, 173-175; 196f.; Stupperich, Reformatoren, 58f. Vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

des Reformators <strong>und</strong> seiner schriftstellerischen Tätigkeit in Bezug auf Bekenntnisschriften<br />

behandelt Peters die CV. Vgl. Peters, Brenz, 14-17.<br />

32 Vgl. MBW.T 22, Nr. 6250, 400-405 (Melanchthon an Kurfürst Moritz von Sachsen, [1.<br />

November 1551]).<br />

33 Vgl. Wartenberg, Berater, 329-338.<br />

34 Vgl. Scheible, Irrtum, 277-286.<br />

21


Einleitung<br />

eröffnet darüber hinaus noch die Perspektive auf die Wahrnehmung <strong>Melanchthons</strong><br />

<br />

Weitere Auseinandersetzungen mit dem Wittenberger Theologen in Bezug auf<br />

seine Vorbereitung auf das bevorstehende Konzil bzw. seine Reise bis nach Nürnberg<br />

finden sich im Zusammenhang mit generellen Darstellungen. Stupperich 35 (1956)<br />

<strong>und</strong> Meyer 36 (1965) betrachten die zweite Tagungsperiode des Trienter Konzils<br />

aus der Perspektive zahlreicher protestantischer Reichsstände. Der erstmalig 1970<br />

erschienene Aufsatz Brechts »Abgrenzung oder Verständigung. Was wollten die<br />

Protestanten in Trient?« bezieht sich – anders als der Titel vermuten lässt – nahezu<br />

ausschließlich auf die Geschehnisse um die Württembergische Gesandtschaft. 37<br />

<br />

ausschließlich auf Kursachsen, hat dabei aber vor allem die Reise der weltlichen<br />

Gesandtschaft im Blick. 38 Der Bef<strong>und</strong> deckt sich noch mit der Einschätzung <br />

(2016), dass in Bezug auf die Sichtweise <strong>Melanchthons</strong> zum Tridentinum bislang<br />

39 Die Konzilsthematik<br />

als solche ist in Bezug auf Melanchthon ebenfalls noch nicht systematisch erfasst,<br />

40 es lassen sich durch Aufsätze<br />

von Dieter <strong>und</strong> Becht 41 <strong>und</strong> Betrachtungen im Zusammenhang mit anderen<br />

Schwerpunkten mittlerweile jedoch erste Konturen erkennen. 42<br />

In konkretem Bezug auf die zweite Tagungsperiode des Trienter Konzils stellt die<br />

Zusammenstellung Jedins (1970) auch heute noch die umfassendste Beschäftigung<br />

aus katholischer Perspektive dar. 43 Auch wenn dieser dritte Band der insgesamt vier-<br />

35 Vgl. Stupperich, Reformatoren, 20-63.<br />

36 Vgl. Meyer, Protestanten, 166-209.<br />

37 Vgl. Brecht, Abgrenzung, 161-195.<br />

38 Vgl. Freudenberger, Konzil, 303-341. Auf Gr<strong>und</strong>lage der im Hauptstaatsarchiv Dresden<br />

gesammelten Akten bezüglich der politischen Korrespondenz um die Teilnahme an der<br />

zweiten Tagungsperiode des Trienter Konzils zeichnet <br />

Vorgänge. Als Defizit stellt sich aus heutiger Sicht die Tatsache dar, dass die Edition der<br />

Konzilsakten, bei der auch ausgewählte Vorgänge vom Dresdener Hof <strong>und</strong> der kursächsi-<br />

<br />

Veröffentlichung ausschließlich auf die damals noch unveröffentlichten Akten aus dem<br />

Dresdener Archiv verwiesen wird.<br />

39 Vgl. Frank, Konzil, 36, Anm. 3.<br />

40 Vgl. Spehr<br />

41 Vgl. Becht, Synodus, 110-119; Dieter, Synode.<br />

42 Hier ist zum einen die pointierte Einführung <br />

Trient zu nennen Vgl. Frank, Konzil. Zum anderen wird die Perspektive <strong>Melanchthons</strong><br />

in <br />

zumal einige Positionierungen ohnehin als gemeinschaftliche Gutachten verfasst wurden.<br />

<br />

also zu Beginn der ersten Trienter Tagungsperiode. Vgl. Spehr<br />

43 Vgl. Jedin, Zweite Trienter Tagungsperiode. In dem hier vorliegenden Kontext sind vor<br />

allem das siebte <strong>und</strong> achte Kapitel relevant, in denen die Zulassung der Protestanten sowie<br />

22


Analyse der historischen <strong>und</strong> theologischen Voraussetzungen<br />

Kapitel 1<br />

Analyse der historischen <strong>und</strong> theologischen Voraussetzungen<br />

<br />

stellen zum einen das Augsburger <strong>Interim</strong>, das nicht nur die offizielle religionspolitische<br />

Wirklichkeit darstellte, sondern auch als Ursache für das Entstehen von<br />

innerprotestantischen Streitigkeiten angesehen werden kann, <strong>und</strong> zum anderen das<br />

bereits 1545 begonnene Konzil von Trient historische Voraussetzungen dar, die von<br />

herausragender Bedeutung sind. Die diesbezüglich für den in dieser Studie betrachteten<br />

Zeitraum relevanten Ereignisse werden zunächst überblicksartig dargestellt<br />

<strong>und</strong> pointiert auf ihre Relevanz hin ausgewertet. 1<br />

I Melanchthon <strong>und</strong> die Folgen des Schmalkaldischen Kriegs<br />

Der Schmalkaldische Krieg 2 <br />

brechung<br />

seiner Tätigkeit an der Universität in Wittenberg mit sich, 3 sondern zwang<br />

4 Noch aus dem Exil<br />

heraus musste er sich entscheiden, ob er weiterhin <br />

der in diesem Krieg nicht nur die Kurwürde, sondern auch einen Großteil seiner<br />

Gebiete – darunter auch Wittenberg – verloren hatte, oder sich lieber dem neuen<br />

sächsischen Kurfürsten Moritz anschließen wollte. Nach reiflicher Überlegung <strong>und</strong><br />

umfangreichem Abwägen entschied er sich dafür, der Universität Wittenberg unter<br />

<br />

1 Die Streitigkeiten mit Andreas Osiander, die ebenfalls in die Jahre 1550 bis 1552 fallen,<br />

bedürfen keiner weiterführenden kontextuellen Verortung. Im Zusammenhang mit der CS<br />

wird in dieser Arbeit dennoch auf sie Bezug genommen. Vgl. Kap. 3/II.4 Die Bitte um<br />

Zusendung der CS von Herzog Albrecht von Preußen; Kap. 4/II.2.2.2.2 Die Ausführungen<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Osiandrischen Streits.<br />

2 <br />

aktuellen Überblick sei auf Dingel verwiesen. Vgl. Dingel, Reformation, 238-242. Einen<br />

umfassenden <strong>und</strong> älteren, aber immer noch in vielen Bereichen aktuellen Überblick bietet<br />

Rabe. Vgl. Rabetive<br />

<strong>Melanchthons</strong> im Speziellen sei auf die Biografie Scheibles verwiesen. Vgl. Scheible,<br />

Melanchthon, 208-234. Eine ausführliche Abhandlung der Ereignisse aus der Perspektive<br />

der konfessionsneutralen Reichsstände findet sich bei Luttenberger,<br />

Reichsfriede, 345-424.<br />

3 <br />

zurechnet, weist Jillich hin. Vgl. Jillich, Melanchthon, 57f.<br />

4 Vgl. Scheible, Melanchthon, 208-215.<br />

31


Kapitel 1<br />

Johann<br />

5<br />

<br />

Moritz‘ gewesen sein. Er versprach<br />

hier, »bei der catholischen, christlichen lhare des reinen wortt gottes tzu bleiben« 6<br />

<strong>und</strong> sich nicht auf die päpstlichen Missbräuche einzulassen. Außerdem sicherte er<br />

7 Auch wenn Melanchthon<br />

sich ob dieser umfangreichen Zusagen zunächst skeptisch zeigte, 8 stellte<br />

er sich auch Moritz von Sachsen als Mitarbeiter zur Verfügung. 9<br />

1 Melanchthon als Berater des Kurfürsten Moritz<br />

Ein erster persönlicher Kontakt <strong>zwischen</strong> Philipp Melanchthon <strong>und</strong> Moritz von<br />

Sachsen fand wohl am 6. Januar 1548 im Torgauer Schloss statt. 10 Schon vorher hatte<br />

<br />

Konzils verfasst. 11 Zum alles dominierenden Thema wird in den ersten beiden Jahren<br />

als Berater von Moritz aber <strong>Melanchthons</strong> Umgang mit dem Augsburger <strong>Interim</strong>.<br />

Unbedingt zu beachten ist, dass sich mit der Übernahme der neuen Aufgaben<br />

im Dienste Moritz von Sachsens die politischen Rahmenbedingungen f<strong>und</strong>amental<br />

änderten. Zwar deuteten bereits vor dem Schmalkaldischen Krieg Differenzen auf<br />

einen inneren Zerfall des Schmalkaldischen B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> auf eine Entfremdung<br />

-<br />

12 um die bis dato<br />

erfolgreiche protestantische Politik des B<strong>und</strong>es nicht zu gefährden. 13 Als Berater<br />

des neuen Kurfürsten Moritz stellte sich die religionspolitische Ausgangslage un-<br />

5 Vgl. Herrmann, <strong>Interim</strong>, 167f.; Scheible, Universität, 60-72.<br />

<br />

lanchthon<br />

u. a., 20. Juli 1547]).<br />

7 Vgl. ebd.<br />

8<br />

betrafen, zogen sich bis zum Jahresende 1547 hin. Vgl. Jillich, Melanchthon <strong>und</strong> Moritz,<br />

59.<br />

9 Vgl. MBW.T 17, Nr. 4918, 205f. (Melanchthon an Georg von Komerstadt, [14. Oktober<br />

1547]); MBW.T 17, Nr. 4919, 207 (Melanchthon an Kurfürst Moritz von Sachsen, [14.<br />

Oktober 1547]).<br />

10 Vgl. MBW.T 17, 5000a, 327f. (Melanchthon an Joachim Camerarius [ca. 24. Dezember<br />

1547]).<br />

11 Vgl. MBW.T 17, Nr. 4920, 207-213 (Melanchthon: Gutachten für Kurfürst Moritz von<br />

Sachsen, [14. Oktober 1547]); Herrmann, <strong>Interim</strong>, 167-169. Eine Übersicht über (mögliche)<br />

Kontakte <strong>zwischen</strong> Moritz von Sachsen <strong>und</strong> Melanchthon vor dem Herrschaftswechsel in<br />

Sachsen findet sich bei Jillich. Vgl. Jillich, Melanchthon <strong>und</strong> Moritz, 52-56.<br />

12 Vgl. MBW.T 15, Nr. 4468, 550f. (Melanchthon an Gregor Brück, [27. November 1546]);<br />

Herrmann, <strong>Interim</strong> 171.<br />

13 Vgl. Wartenberg, Politik, 18f.<br />

32


Analyse der historischen <strong>und</strong> theologischen Voraussetzungen<br />

gleich fragiler dar, da die kaiserliche Macht sich auf ihrem Höhepunkt zu befinden<br />

schien 14 <strong>und</strong> das protestantische Bündnis durch Moritz‘ <strong>Agieren</strong> zerschlagen war.<br />

Karl V. wollte seine gute Ausgangsposition dafür nutzen, die religiöse Spaltung<br />

beizulegen <strong>und</strong> berief dafür den Augsburger Reichstag ein, auf dem er von den<br />

Protestanten verlangte, sich einer Kirchenversammlung <strong>und</strong> ihren Beschlüssen zu<br />

unterwerfen. 15 Weil sich aber aufgr<strong>und</strong> von Spannungen <strong>zwischen</strong> Kaiser Karl V.<br />

<strong>und</strong> Papst Paul III. abzeichnete, dass nicht unmittelbar mit einer Einberufung eines<br />

Konzils zu rechnen war, emanzipierte sich das Reichsoberhaupt von der Kirche <strong>und</strong><br />

ließ mit dem »Augsburger <strong>Interim</strong>« ein eigenes Religionsgesetz entwerfen, das in<br />

der ersten Jahreshälfte 1548 noch stetiger Veränderung unterlag. 16 Aus dieser Zeit<br />

sind zahlreiche Einschätzungen oder Gutachten bekannt, die von Melanchthon für<br />

den Kurfürsten oder seine Räte bestimmt waren. 17 Besondere Bedeutung ging von<br />

einem Gutachten im April 1548 aus, in dem er das <strong>Interim</strong> deutlich ablehnte, aber<br />

unter bestimmten Voraussetzungen Kompromissbereitschaft signalisierte. 18<br />

Als Moritz sich in den Reichstagsverhandlungen bezüglich der Zustimmung zum<br />

kaiserlichen <strong>Interim</strong> zurückhaltend zeigte, vermutete der Kaiser, dass Melanchthon<br />

ausschlaggebend für die ablehnende kursächsische Haltung zum kaiserlichen Religionsgesetz<br />

sei, <strong>und</strong> verlangte die Auslieferung des Wittenberger Theologen, da<br />

dieser nicht nur den Kaiser angegriffen, sondern auch den Kurfürsten <strong>und</strong> seine<br />

Räte verführt habe. 19 Moritz bestritt, dass Melanchthon den Kaiser beleidigt habe,<br />

<strong>und</strong> hob dessen Bedeutung für die Eintracht <strong>und</strong> die Vermeidung von Streitereien<br />

14 Vgl. Rabe, <strong>Interim</strong>spolitik, 128.<br />

15 Vgl. Jillich, Melanchthon <strong>und</strong> Moritz, 59f.; die Verhandlungen über die kaiserliche Proposition,<br />

in der die Konzilsfrage aufgeworfen wird, stellt Rabe detailliert dar. Vgl. Rabe,<br />

Reichsb<strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>Interim</strong>, 221-239.<br />

16 Vgl. Rabe, <strong>Interim</strong>spolitik, 142-146. Der Text ist lateinisch <strong>und</strong> deutsch von Mehlhausen<br />

herausgegeben worden. Vgl. Mehlhausen, <strong>Interim</strong>.<br />

17 Vgl. MBW.T 18, Nr. 5105, 142-145 (Melanchthon: Gutachten [an Georg von Komerstadt,<br />

31. März] 1548); MBW.T 18, Nr. 5112, 159f. (Georg von Komerstadt: Aufzeichnung über<br />

mündliche Äußerungen [<strong>Melanchthons</strong>, 1./2. April 1548]); MBW.T 18, Nr. 5117, 164-<br />

167 (Melanchthon: Memorandum an Kurfürst Moritz von Sachsen, [10./11. April 1548]);<br />

MBW.T 18, Nr. 5137, 200-202 (Caspar Cruciger, Johannes Pfeffinger, Georg Maior <strong>und</strong><br />

Melanchthon an die kurfürstlichen Räte, [24. April 1548]); MBW.T 18, Nr. 5139, 205-217<br />

(Melanchthon an Christoph von Carlowitz, [25.] April 1548); MBW.T 18, Nr. 5141, 221-223<br />

(Melanchthon: Gutachten [für Kurfürst Moritz von Sachsen], 29. April 1548); MBW.T 18,<br />

Nr. 5170, 252-256 (Johannes Bugenhagen, Caspar Cruciger, Georg Maior <strong>und</strong> Melanchthon:<br />

Gutachten [für Kurfüst Moritz von Sachsen, 24./25. Mai 1548]).<br />

18 Vgl. MBW.T 18, Nr. 5130, 186-195 (Caspar Cruciger, Georg Maior, Johannes Pfeffinger<br />

<strong>und</strong> Melanchthon [Verfasser]: Gutachten für Kurfürst Moritz [von Sachsen bzw. dessen<br />

Räte, 22. April 1548]).<br />

19 Vgl. PKMS 3, Nr. 1030, 757 (Protokoll über die <strong>Interim</strong>sverhandlungen mit Kurfürst Moritz,<br />

17.-24. März 1548). Eine ausführliche Darstellung der Einbindung <strong>Melanchthons</strong> in<br />

die Verhandlungen auf dem Augsburger Reichstag findet sich bei Scheible. Vgl. Scheible,<br />

<strong>Melanchthons</strong> Brief, 105-114.<br />

33


Kapitel 1<br />

hervor. 20 Moritz sorgte daraufhin für Melanchthon <strong>und</strong> ließ ihn durch seinen Rat<br />

Georg von Komerstadt nach Altzella bringen. 21<br />

2 Der kursächsische Umgang mit dem <strong>Interim</strong><br />

Noch bevor das Augsburger <strong>Interim</strong> am 30. Juni 1548 durch die Aufnahme in den<br />

Reichsabschied reichsrechtliche Verbindlichkeit erlangt hatte, 22 hatte Melanchthon<br />

mit anderen Wittenberger Theologen 23 ein weiteres Gutachten zum <strong>Interim</strong> verfasst,<br />

in dem die Inhalte stark kritisiert wurden <strong>und</strong> festgehalten wurde, dass die bisherige<br />

24 Eine noch drastischere Kritik folgte<br />

in einem weiteren Gutachten, das unmittelbar nach dem Inkrafttreten des kaiserlichen<br />

Religionsgesetzes für ein Treffen der kursächsischen Superintendenten in Meißen<br />

verfasst wurde. 25 <br />

<strong>Interim</strong> vertretene Rechtfertigungslehre kritisiert wurde, 26 aber ebenso die verhee-<br />

<br />

aufgezeigt wurden. 27 Da sich zeitnah herausstellte, dass die Bischöfe der römischen<br />

20 »Sein Churf. g. haltens auch davor, man derselben vetter Philippo gevolgt hett, so werde<br />

es zu denn wegen nicht kommen sein die es Itzo erreicht, Und moge sein Churf. g. bei Iren<br />

gutem glauben Ire key. Mt. berichten, Das philippus ein Gotsfurchtiger friedliebender <strong>und</strong><br />

<br />

erhaltenn <strong>und</strong> viel Secten <strong>und</strong> uneinigkeit verhuettet, Den sein Churfl. g. eben darumb hielten,<br />

vff das durch Inen Christliche vorgleichung jn der Religion dester forderlicher gemacht <strong>und</strong><br />

unnotturfftige Zweiunge <strong>und</strong> Disputation vormieden pliebe, […].« [Ranke 6, 279; PKMS<br />

3, Nr. 1030, 757 (Protokoll über die <strong>Interim</strong>sverhandlungen mit Kurfürst Moritz, 17.-24.<br />

März 1548)].<br />

21 Vgl. Jillich, Melanchthon <strong>und</strong> Moritz, 61f.<br />

22 Vgl. Mehlhausen, <strong>Interim</strong>, 9.<br />

23 Trotz der Beteiligung weiterer Theologen ist anzunehmen, dass Melanchthon der Hauptverfasser<br />

ist. Die weiteren Theologen werden von Schneider näher vorgestellt. Vgl. Schneider,<br />

Bedenken, 46-51.<br />

24 Vgl. MBW.T 18, Nr. 5182, 267-285 (Johannes Bugenhagen, Johannes Pfeffinger, Caspar<br />

<br />

Moritz von Sachsen], 16. Juni [1548]). Dieses Gutachten ist das erste, das den offiziellen<br />

Status des <strong>Interim</strong>s bereits voraussetzt. Es war zudem richtungsweisend für weitere theologische<br />

Äußerungen. Dingel weist zudem darauf hin, dass im Zusammenhang mit dem<br />

<strong>Interim</strong> auch eine Polizeiordnung entworfen wurde, nach der es ausdrücklich verboten war,<br />

sich gegen das <strong>Interim</strong> zu äußern. Vgl. Dingel, Beurteilung, 296-298.<br />

25<br />

-<br />

<br />

<br />

in Meißen, 6. Juli 1548). Dieses Gutachten, das so genannte Iudicium IV, war es, das cius<br />

ohne Wissen der Autoren <strong>und</strong> nur in Auszügen veröffentlichte, die es nicht ersichtlich<br />

machten, dass es sich um eine Auftragsarbeit für Moritz von Sachsen gehandelt hat. Vgl.<br />

Waschbüsch, Alter Melanchthon, 37-44.<br />

26 Vgl. ebd., 320-328.<br />

27 Vgl. Scheible, <strong>Interim</strong>, 403.<br />

34


Analyse der historischen <strong>und</strong> theologischen Voraussetzungen<br />

Kirche ebenfalls eine Einführung des <strong>Interim</strong>s ablehnten, wurde in Verbindung mit<br />

den ohnehin schon vorhandenen Bedenken des Kurfürsten <strong>und</strong> der Mitglieder der<br />

Meißener Versammlung recht schnell deutlich, dass eine Annäherung der Glaubensparteien<br />

auf dieser Gr<strong>und</strong>lage nicht vollzogen werden konnte. 28<br />

sung<br />

umzusetzen, zumal mit Julius von Pflug ein kompromissbereiter Bischof die<br />

altgläubige Seite repräsentierte. 29 Am 24. Dezember 1548 wurde nach langen Ver-<br />

<br />

das maßgeblich von Melanchthon ausgearbeitet worden war. 30 Der Kerngedanke lag<br />

darin, dass man in den sogenannten Adiaphora, in Dingen, bei deren Praktizierung<br />

man nicht die Heilige Schrift verletzt, Kompromissbereitschaft signalisierte <strong>und</strong> im<br />

<br />

beließ. 31<br />

In diesem Gesetzesentwurf war ein weitreichendes Entgegenkommen in verschiedenen<br />

Bereichen verzeichnet. So wurde die Unterordnung unter den Papst<br />

<strong>und</strong> alle Bischöfe gefordert, solange sie ihr Amt nach göttlichem Befehl ausübten. 32<br />

<br />

dem letzten Punkt explizit die Wiedereinführung thematisiert wurde. 33 Im Kontext<br />

der Ordination der Kirchendiener wurde sich explizit gegen die Scheinexamina<br />

ausgesprochen <strong>und</strong> eine ordentliche Ausbildung als Voraussetzung benannt. 34 Sehr<br />

deutlich traten die altgläubigen Interessen bei der Beschreibung der Messe hervor,<br />

wo sich für die Beibehaltung der traditionellen Zeremonien <strong>und</strong> der herkömmlichen<br />

Kleidung ausgesprochen wurde. 35 Auch Bilder wurden in den Kirchen akzeptiert,<br />

sofern kein Aberglaube von ihnen ausging, <strong>und</strong> der Horengesang auferlegt. 36 Es<br />

28 Vgl. ebd., 403f. Eine detailliertere Beschreibung der Vorgänge findet sich bei Mehlhausen.<br />

Vgl. Mehlhausen, Adiaphora, 111-115.<br />

29 Vgl. Scheible, <strong>Interim</strong>, 404; Mehlhausen, Adiaphora, 115-117.<br />

30 <br />

stände:<br />

Empfehlung einer evangelischen <strong>Interim</strong>sordnung für Kursachsen, [24. Dezember<br />

1548]); Herrmann / Wartenberg, Vierter Band, 15-18.<br />

31 Vgl. ebd., 119f. Mehlhausen ergänzt, dass bereits vor diesem Gesetzesentwurf die Bedeutung<br />

der Adiaphora im protestantischen Verständnis kontrovers diskutiert wurde. Vgl. Mehlhausen,<br />

Adiaphora, 105-107.<br />

32 <br />

stände:<br />

Empfehlung einer evangelischen <strong>Interim</strong>sordnung für Kursachsen, [24. Dezember<br />

1548]).<br />

33 Vgl. ebd., 121f.<br />

34 Vgl. ebd., 122f.<br />

35 Vgl. ebd., 123f.; Mehlhausen, Adiaphora, 118.<br />

36 <br />

-<br />

35


Kapitel 1<br />

<br />

mehrerer Heiligen- <strong>und</strong> Marienfeste als verbindlich vorgesehen. 37 Das Befolgen<br />

<br />

Ordnung durchgesetzt werden. 38 Außerdem sollte es möglich sein, dass anhand der<br />

Kleidung <strong>zwischen</strong> Kirchendienern <strong>und</strong> weltlichen Personen unterschieden werden<br />

könne. 39 Den Abschluss bildete die Beteuerung, auch in anderen Punkten, sofern sie<br />

40<br />

In einer wenige Tage später veröffentlichten Stellungnahme betonte Melanchthon,<br />

dass er nicht allein verantwortlich für den Gesetzesentwurf sei, warb jedoch um<br />

Zustimmung <strong>und</strong> präzisierte seine Einstellung zu konkreten Inhalten, ohne dem<br />

41 <br />

<br />

Beratungen ein Auszug aus diesem Entwurf im Herbst 1549 an die Superintendenten<br />

<strong>und</strong> Pfarrer verschickt. 42 Da es sich hierbei rechtlich um einen selbstständigen<br />

Erlass des Kurfürsten handelte, stellte es eine gesetzliche Norm dar, die praktisch<br />

umzusetzen war. 43 Die knappe Darstellung ließ dabei die problematischen Einzelforderungen<br />

deutlich hervortreten. 44 Aufgr<strong>und</strong> zahlreicher Proteste unterblieb aber<br />

eine entsprechende Einführung in Kursachsen, 45 zumal anzunehmen ist, dass die<br />

<br />

gegenüber die entsprechenden religionspolitischen Bemühungen zu signalisieren. 46<br />

Außerdem ließ die Ankündigung der Einberufung eines neuen Reichstags ohnehin<br />

die Durchsetzung eines <strong>Interim</strong>s für obsolet erscheinen. 47<br />

stände: Empfehlung einer evangelischen <strong>Interim</strong>sordnung für Kursachsen, [24. Dezember<br />

1548]).<br />

37 Vgl. ebd.<br />

38 Vgl. ebd.<br />

39 Vgl. ebd., 124f.<br />

40 Vgl. ebd., 125.<br />

41 <br />

Dezember 1548]). Stupperich führt insbesondere die von Melanchthon beabsichtige Trennung<br />

<strong>zwischen</strong> persönlichen Überzeugungen <strong>und</strong> politischen Überlegungen weiter aus. Vgl.<br />

Stupperich, Kirchenpolitik, 88-91; 93.<br />

42 Vgl. Mehlhausen, Adiaphora, 120; Scheible, <strong>Interim</strong>, 404.<br />

43 Vgl. Mehlhausen, Adiaphora, 120.<br />

44 Vgl. CR 7, Nr. 4556, 426-428 (Epitome ex libro <strong>Interim</strong>, 4. Juli 1549).<br />

45 Vgl. Wartenberg, <strong>Interim</strong>spolitik, 100.<br />

46 Vgl. Jillich, Melanchthon <strong>und</strong> Moritz, 65.<br />

47 Vgl. Wartenberg, <strong>Interim</strong>spolitik, 100. Unwahrscheinlich erscheint in diesem Zusammenhang<br />

die Annahme Wartenbergs, dass bereits dann eine Umorientierung in der Außenpolitik<br />

in Kursachsen erfolgt ist. Selbst wenn es zu diesem frühen Zeitpunkt schon entsprechende<br />

Überlegungen gegeben haben sollte, sind die Planungen, wie Wartenberg selbst darstellt,<br />

noch sehr vage; daher ist ein direkter Einfluss in die diesbezüglichen religionspolitischen<br />

Erwägungen im Jahr 1549 auszuschließen. Vgl. Wartenberg<br />

36


Die Konzilsfrage im Umfeld des Augsburger Reichstags 1550/51<br />

Kapitel 2<br />

Die Konzilsfrage im Umfeld des Augsburger Reichstags<br />

1550/51<br />

Als sich die unmittelbaren Wirren um das <strong>Interim</strong> halbwegs gelegt hatten, aber die<br />

<br />

<br />

Schon zu einem recht frühen Zeitpunkt wurde <strong>Melanchthons</strong> Rat diesbezüglich<br />

von seinem Kurfürsten eingefordert. Anlass hierfür war der vom Juli 1550 bis zum<br />

stantischen<br />

Reichsstände zur Klärung der Religionsfrage auf einem Konzil bewegen<br />

wollte. Insbesondere für Moritz von Sachsen waren jedoch die dort präsentierten<br />

kaiserlichen Bedingungen nicht annehmbar, weswegen er diesbezüglich seine Räte<br />

<br />

dass Moritz sich in den für ihn wichtigen Punkten nicht durchsetzen konnte.<br />

Während die politischen Verhandlungen um den Reichstag mittlerweile gut<br />

erschlossen <strong>und</strong> dokumentiert sind, 1 wurde der Rolle <strong>Melanchthons</strong> in dieser Zeit<br />

bislang nur wenig Beachtung geschenkt. Ein im Kontext des Reichstags erstelltes<br />

dings<br />

nie in unmittelbare Verbindung zu den kursächsischen Verhandlungen um<br />

die Bedingungen eines Konzils gesetzt. Die kürzlich herausgegebene Ausgabe zu<br />

<strong>Melanchthons</strong> Briefwechsel in dieser Zeit bietet zudem neue Perspektiven auf die<br />

persönliche Wahrnehmung der Geschehnisse in Augsburg.<br />

I Melanchthon <strong>und</strong> das Konzil im Vorfeld<br />

I des Augsburger Reichstags 1550/51<br />

Als sich im Sommer 1549 abzeichnete, dass Moritz von Sachsen das <strong>Interim</strong><br />

ablehnte, 2 <strong>und</strong> Papst Paul III. am 10. November 1549 starb, deutete sich an, dass<br />

das Zustandekommen eines Konzils wahrscheinlicher werden würde. 3 Kurz nach<br />

der Wahl von <br />

März den Beginn des Reichstags aus, der am 25. Juni in Augsburg eröffnet werden<br />

1 Vgl. RTA Jg. R. Bd. 19/I); RTA Jg. R. Bd. 19/II); PKMS 4; PKMS 5.<br />

2 Vgl. Herrmann, <strong>Interim</strong>, 167f.<br />

3 Vgl. Venard, Konzilien, 354. Melanchthon erk<strong>und</strong>igte sich Mitte Dezember 1549 bei Hieronymus<br />

Besold nach dem Ergebnis der Papstwahl <strong>und</strong> mutmaßte, dass bei Uneinigkeiten<br />

der Kaiser das Zustandekommen eines Konzils forcieren würde. Vgl. MBW.T, 20, Nr. 5698,<br />

110 (Melanchthon an Hieronymus Besold, 17. Dezember [1549]).<br />

53


Kapitel 2<br />

sollte. 4 Die Bestrebungen Karls V., in der Religionsfrage eine Einigkeit herbeizuführen,<br />

werden explizit benannt. 5<br />

Im Mai 1550 drangen verschiedene Gerüchte nach Wittenberg über die Pläne<br />

des Kaisers <strong>und</strong> des neuen Papstes Julius III., die sich widersprachen. 6 Unter diesen<br />

ungewissen Rahmenbedingungen fertigte Melanchthon Ende Juli 1550 für Moritz<br />

ein Gutachten zur Beschickung des Konzils an. 7 Auffällig ist, wie schwer es Melanchthon<br />

anscheinend fiel, dieses Gutachten zu erstellen. Am 28. Juni wies ihn<br />

Georg von Anhalt offenbar zum wiederholten Male auf die dringliche Abfassung<br />

eines Konzilsgutachtens hin. 8 Am 25. Juli war diese Stellungnahme immer noch<br />

nicht fertiggestellt. Melanchthon klagte in einem an diesem Tag abgefassten Brief<br />

gegenüber Camerarius, dass er die Abhandlung noch einmal neu geschrieben habe<br />

<br />

denke. Er wolle aber auch keine dritte Partei gründen. 9 Das vollendete Gutachten<br />

wird mit großer Wahrscheinlichkeit am 30. Juli an reicht<br />

worden sein. 10<br />

Als Ausgangspunkt der Vorbereitungen der Protestanten auf das Konzil wird<br />

zogen.<br />

Da hierbei der genaue Argumentationsduktus verlorengeht <strong>und</strong> ohne diesen<br />

eine präzise Verortung der Auffassung <strong>Melanchthons</strong> nur eingeschränkt möglich<br />

ist, sollen zunächst überblicksartig der Gesamtinhalt <strong>und</strong> darauf aufbauend zentrale<br />

Aspekte vorgestellt werden, die die differenzierte Sichtweise <strong>Melanchthons</strong> im<br />

4 Zur Vorgeschichte des Reichstags von 1550/51 vgl. Eltz, Deutsche Reichsakten, 48f.<br />

5 Vgl. RTA Jg. R. Bd. 19/I, Nr. 5, 81f. (Ausschreiben Karls V., 13. März 1550).<br />

<br />

-<br />

<br />

Außerdem bereite der Papst ein Konzil vor. Melanchthon solle seinen Einfluss nutzen <strong>und</strong> auf<br />

den Kurfürsten einwirken, der wiederum auf den Kaiser <strong>und</strong> dieser schließlich auf den Papst.<br />

<br />

<br />

von Schwendi sich in Wittenberg aufgehalten <strong>und</strong> verneint habe, dass es Kriegsrüstungen<br />

gebe. Er erwähnte außerdem, dass Karl V. ein Konzil plane, bei dem er nach dem Beispiel<br />

Konstantins beim Konzil von Nicaea als weltlicher Herrscher teilnehme. Vgl. MBW.T, Nr.<br />

5803, 249f. (Melanchthon an Joachim Camerarius, 19. Mai [1550]). In einem Brief an den<br />

Nordhausener Michael Meienburg führte er eine allgemeine Besorgnis an, mit der dem<br />

anstehenden Augsburger Reichstag entgegengesehen werde. Außerdem wurde berichtet,<br />

<br />

weiteren Auseinandersetzungen um das <strong>Interim</strong> hätten. Vgl. MBW.T 20, Nr. 5851, 312f.<br />

(Melanchthon an Michael Meienburg, 9. Juli [1550]).<br />

7 Vgl. MBW.T 20, Nr. 5865, 334-339 (Melanchthon: Gutachten [für Moritz von Sachsen, 30.<br />

Juli 1550]).<br />

8 <br />

9 Vgl. MBW.T 20, Nr. 5863, 332 (Melanchthon an Joachim Camerarius, 25. Juli 1550).<br />

10 Vgl. MBW.T 20, Nr. 5865, 334-339 (Melanchthon: Gutachten [für Moritz von Sachsen, 30.<br />

Juli 1550]).<br />

54


Die Konzilsfrage im Umfeld des Augsburger Reichstags 1550/51<br />

Vorfeld des Augsburger Reichstags 1550/51 in Bezug auf das anstehende Konzil<br />

zum Ausdruck bringen.<br />

1 Gutachten »De concilio« im Überblick<br />

Inhaltlich führt Melanchthon hierin zunächst fünf Gründe an, warum für Dänen, Niedersachsen,<br />

Preußen, Schweizer <strong>und</strong> Engländer, die außerhalb des Einflussbereichs<br />

des Kaisers stünden, ein Besuch dieses Konzils uninteressant sei. 11 Davon ausgehend<br />

konstatiert er, dass in Kursachsen ein ungleich größerer kaiserlicher Druck wirke,<br />

welcher ein Ablehnen einer Teilnahme nahezu unmöglich mache. 12 Dennoch macht<br />

Melanchthon auf drei Aspekte aufmerksam, die es bei den weiteren politischen<br />

Vorbereitungen zu beachten gelte. 13 Zum einen müsse man sich der Gefahr der<br />

möglichen Verfolgung bewusst sein, wenn die Beschlüsse politisch durchgesetzt<br />

würden. Zum anderen müsse man scharfen Einspruch gegen die bei der ersten<br />

<br />

Zum dritten sei das von der römischen Kirche dominierte Konzil ungeeignet, um<br />

eine Beilegung der momentanen Streitigkeiten zu erwirken. Abschließend bringt<br />

er die Abfassung einer neuen Bekenntnisschrift ins Spiel, um darüber Klarheit zu<br />

erzielen, welche Aspekte zwingend verteidigt werden müssen. 14<br />

2 Teilnahme aufgr<strong>und</strong> des kaiserlichen Zwangs<br />

Gleich zu Beginn seines Gutachtens stellt Melanchthon klar, dass eine Teilnahme<br />

an einer zweiten Tagungsperiode des Trienter Konzils allenfalls aufgr<strong>und</strong> eines<br />

politischen Drucks erfolge, da fünf Gründe einer freiwilligen Teilnahme entgegenstünden.<br />

Die ersten vier betreffen den zu erwartenden Rahmen des Konzils. Seine<br />

Befürchtungen sind dahingehend, dass schon eine Teilnahme als stillschweigende<br />

Akzeptanz der Autorität von Konzilien <strong>und</strong> des Papsttums im Allgemeinen gewertet<br />

werden könne. 15 Darüber hinaus zweifelt er daran, dass es ein unabhängiges Urteil<br />

<br />

16 Bei dem<br />

letzten Gr<strong>und</strong> geht er auf den zu diesem Zeitpunkt noch unklaren Umgang mit den<br />

den<br />

die bisher beschlossenen Dekrete nicht noch einmal zur Disposition gestellt.<br />

<br />

<br />

schlägt der Wittenberger Reformator hingegen ein anderes Vorgehen vor, da der<br />

11 Vgl. ebd., 335.<br />

12 Vgl. ebd., 335f.<br />

13 Vgl. ebd., 336-338.<br />

14 Vgl. ebd., 338f.<br />

15 Vgl. ebd., 335; Stupperich, Reformatoren, 55.<br />

16 Vgl. MBW.T 20, Nr. 5865, 335 (Melanchthon: Gutachten [für Moritz von Sachsen, 30. Juli<br />

1550]).<br />

55


Kapitel 2<br />

Kaiser seine aus dem Schmalkaldischen Krieg erstarkte Machtposition ausnutzen<br />

<strong>und</strong> den Besuch des Konzils anordnen <strong>und</strong> durchsetzen werde. 17 Wenn vor<br />

der Zerschlagung des Schmalkaldischen B<strong>und</strong>es der Kaiser sich schon nicht um<br />

Einwände der protestantischen Seite gesorgt habe, werde er dies in der aktuellen<br />

Situation schon gar nicht tun. Besonders problematisch sei dies in Bezug auf den<br />

Umgang mit den bereits erlassenen Dekreten. Sollte der Kaiser eine Verpflichtung<br />

auf diese verlangen, handele er nicht gerecht, zumal diese Beschlüsse bislang noch<br />

nicht auf offiziellem Wege bekannt seien. 18 Vertieft wird dieser Gedanke mit einer<br />

Differenzierung <strong>zwischen</strong> materiellen <strong>und</strong> religiösen Inhalten.<br />

Die bereits oben erwähnte Unsicherheit bezüglich der Haltung des Kaisers zu<br />

einem Konzil, die zum Zeitpunkt der Abfassung bei Melanchthon vorzuherrschen<br />

<br />

zu diesem Zeitpunkt fest, dass die politischen Rahmenbedingungen in der Konzilsfrage<br />

seinerzeit nur einen äußerst kleinen Handlungsspielraum zulassen <strong>und</strong> der<br />

kaiserliche Druck alleinig ausschlaggebend für eine Teilnahme der Protestanten ist.<br />

Ein freiwilliges Einlassen auf das Konzil wäre somit sinnlos <strong>und</strong> würde die Seele<br />

vergebens in Gefahr bringen, 19 ein Ablehnen des Konzils würde einen Druck durch<br />

den Kaiser hervorrufen, dem ohne den Schmalkaldischen B<strong>und</strong> wohl nur wenig<br />

entgegengesetzt werden könnte. 20<br />

ser<br />

Bestandsaufnahme für Melanchthon gleich doppelt aussichtslos. Zum einem<br />

verfügt der Kaiser aus der Wahrnehmung <strong>Melanchthons</strong> über die politische Stärke,<br />

die Protestanten in seinem Machtbereich zur Teilnahme zu den von ihm auferlegten<br />

Regeln zu zwingen, zum anderen ist der Protestantismus aufgr<strong>und</strong> der internen<br />

Streitigkeiten bezüglich des Umgangs mit dem <strong>Interim</strong> tief gespalten. 21<br />

17 Vgl. ebd., 335f.<br />

18 »Si igitur principes alioqui volent vitare speciem contumaciae et promittent se missuros<br />

esse ad concilium suarum ecclesiarum doctores, tamen, si hi consulere animae suae volent,<br />

primum in hac re sint cauti et firmi; non obligent se ante exitum synodi ad obtemperandum<br />

decretis synodi. Nec iuste faceret Imperator, si postularet ante cognitionem, ut quisquam se<br />

obligaret ad obtemperandum synodo, antequam audiat decreta, quia controversiae religionis<br />

sunt dissimiles controversiis de rebus corporalibus.« [Ebd., 336].<br />

19 »Sec<strong>und</strong>o: Cum frustra reclamaturi essent; quid attinet frustra et cum periculo animae et<br />

corporis accedere?« [Ebd., 335].<br />

20 »Existimo autem Imperatorem mansurum esse in suo proposito et perfecturum, ut synodus<br />

indicatur, sive accedant Dani et similes sive non accedant et sive obtemperabunt decretis<br />

sive non obtemperabunt, quia vult statum certum costitui, quem monarchae et reges alii<br />

defendant, ne fiat maior dissipatio aut anarchia. […] Minabitur etiam bellum propter contumaciam<br />

his, qui non accedent, sicut antea belli praecipua causa fuit, quod confoederati<br />

defugiebant Synodum.« [Ebd., 335f.].<br />

21 Als Beleg hierfür kann der bereits angeführte Brief Melanchhtons an Camerarius dienen,<br />

der zwei Tage vor diesem Gutachten entstanden ist. »Toties iam retexo τό σύγγραμμα περί<br />

συνόδου et ›toto corpore cohorresco‹, cum cogito utriusque partis mala, nec tamen tertiam<br />

56


Die Konzilsfrage im Umfeld des Augsburger Reichstags 1550/51<br />

3 Teilnahme ohne Aufgabe protestantischer Inhalte<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> blieb es Melanchthon nur übrig, letztlich drei gr<strong>und</strong>legende<br />

Aspekte zu formulieren, die der Kurfürst bei den politischen Beratungen um die<br />

Konzilsausschreibung bedenken solle. Diese drei Gedanken bilden gleichzeitig den<br />

Hauptteil des Gutachtens.<br />

Zunächst einmal müsse man sich bewusst sein, dass es zur Verfolgung kommen<br />

könne, wenn die Beschlüsse durchgesetzt würden. 22 Zum anderen geht er davon aus,<br />

<br />

<strong>und</strong> ein Protest gegen die bisherigen Beschlüsse unumgänglich sei. Anders als oben<br />

werden nun konkret die Dekrete zur Heilsgewissheit benannt, die als falsch <strong>und</strong><br />

gottlos bezeichnet werden. 23 Diese seien aber nicht die einzigen Irrtümer. Deshalb<br />

dürfe man in keiner Weise zustimmen, weder offiziell noch stillschweigend. 24 Der<br />

dritte Aspekt bezieht sich auf den organisatorischen Rahmen des Konzils. Zentraler<br />

Anstoß ist hier der in der Konzilsthematik regelmäßig von protestantischer Seite<br />

kritisierte Aspekt, dass der Papst nicht zugleich Religionspartei <strong>und</strong> Richter sein könne.<br />

25 Verb<strong>und</strong>en wird diese Argumentation mit der Benennung konkreter Missstände,<br />

von denen der Sakramentsgebrauch, das Eheverbot für Priester, der Ablasshandel,<br />

die Totenmessen sowie die Satisfaktionslehre explizit angeführt werden.<br />

Vertiefend greift er die ebenfalls von protestantischer Seite häufig erhobene Kritik<br />

auf, dass das Konzil trotz anders lautender Behauptungen kein freies sei. 26 Diesbe-<br />

<br />

wenn Mönche, Bischöfe <strong>und</strong> weitere Geistliche von ihrem Gelübde befreit werden<br />

<strong>und</strong> ihnen so eine kritische Auseinandersetzung ermöglicht werde. 27 Als Antwort<br />

constitui velim. Sed desino.« [MBW.T 20, Nr. 5863, 332 (Melanchthon an Joachim Camerarius,<br />

25. Juli [1550])].<br />

22 Vgl. MBW.T 20, Nr. 5865, 335 (Melanchthon: Gutachten [für Moritz von Sachsen, 30. Juli<br />

1550]).<br />

23 <br />

ersten Tagungsperiode handelt, noch nicht bekannt war. »Sec<strong>und</strong>o: Quia haec congregatio<br />

nominatur continuatio synodi, necessaria est protestatio, quod non velimus approbare decreta<br />

iam facta, quia manifestum est in synodo Tridentina falsum et impium decretum factum<br />

esse, quod homo debeat manere in dubitatione, an sit in gratia.« [Ebd., 336].<br />

24 »Ideo nequaquam approbanda est Tridentina Synodus expresse vel tacite.« [Ebd., 337].<br />

25 »Sed tamen omnes, qui his deliberationibus intersunt, petere debent, ut instituantur aequi<br />

processus, ut eligantur iudices idonei et non partiales et nostrarum ecclesiarum doctrina<br />

integre audiatur, quia nemo potest idem et iudex et pars esse.« [Ebd., 337]. Vgl. Becht,<br />

Synodus, 115-119; Dieter, Synode, 72-75; 81-85.<br />

26 »Et semper facta est mentio ›liberi‹ concilii. Haec libertas comprehendit hos modos, ut<br />

integre ›audiatur utraque pars‹ et eligantur iudices, qui libere dicant sententias.« [MBW.T<br />

20, Nr. 5865, 337 (Melanchthon: Gutachten [für Moritz von Sachsen, 30. Juli 1550])]. Vgl.<br />

Becht, Synodus, 110-113.<br />

27 Vgl. MBW.T 20, Nr. 5865, 338 (Melanchthon: Gutachten [für Moritz von Sachsen, 30. Juli<br />

1550]).<br />

57


Kapitel 2<br />

skizziert er schemenhaft seine Vorstellungen von einem Konzil, das unbedingt gerechte<br />

<strong>und</strong> geeignete Richter benötige. Wer das seiner Vorstellung nach konkret sein<br />

könnte, lässt er an dieser Stelle offen. Allerdings ergänzt er, dass in allen Nationen<br />

gelehrte <strong>und</strong> gebildete Männer vorhanden seien <strong>und</strong> auf einem Konzil unabhängig<br />

ihre Meinung k<strong>und</strong>tun würden, wenn man sie denn hinzuzöge. Die Verfahrenheit der<br />

Situation reflektiert Melanchthon zu Beginn des Schlusses, wenn er offen zugibt,<br />

dass er nicht wisse, was über diese drei Punkte hinaus zu bedenken sei, <strong>und</strong> verdeutlicht<br />

dies mit Beispielen, die die unterschiedlichen Erwartungen an das Konzil<br />

zum Ausdruck bringen, die unmöglich miteinander vereinbart werden können. 28<br />

Betrachtet man die Erwägungen zu dem organisatorischen Rahmen im Zusammenhang<br />

mit den eingangs getätigten Überlegungen zu der Verpflichtung zur<br />

Teilnahme durch den Kaiser, erhält man den Eindruck, dass Argumente für eine<br />

Ablehnung des Konzils dargeboten werden, die durchzusetzen aber aussichtslos<br />

erscheint. Die Strategie <strong>Melanchthons</strong> ist demnach darauf ausgerichtet, sich einer<br />

Teilnahme zu beugen, gleichzeitig aber inhaltlich deutlich zu machen, dass man<br />

weder mit dem Prozedere eines von der römischen Kirche dominierten Konzils<br />

übereinstimme, noch ansatzweise bereit sei, die Beschlüsse der ersten Tagungsperiode<br />

hinzunehmen.<br />

4 Perspektiven für die protestantische Lehre<br />

Wenn nun aber diese Teilnahme unumgänglich sei, müsse man sich auch darüber<br />

im Klaren sein, welche konkreten Inhalte man denn vertreten wolle. Dies könnten<br />

<br />

fänden. 29 Konkret nennt er hier die Katechismen denburgische<br />

Kirchenordnung. 30 Es folgt die Unterbreitung eines Angebots, eine<br />

<br />

Kurfürst eine solche inhaltliche Zusammenstellung oder Belehrung oder Glaubensbezeugung<br />

veröffentlicht wissen möchte, wäre es nützlich, dass unmissverständlich<br />

<strong>und</strong> deutlich das zur Sprache gebracht wird, was sich nicht auf andere Dinge bezieht,<br />

<br />

anderer oder auf Unruhen.« 31 Inhaltlich wird die Intention deutlich, dass bei den<br />

<br />

vorherrschende Kontroversen oder Unruhen erfolgen solle. Die Nennung konkreter<br />

Schriften, auf deren Gr<strong>und</strong>lage sich die Abfassung beziehen solle, <strong>und</strong> die Betonung<br />

28 Vgl. ebd.<br />

29 »Et mihi videtur hoc in genere dici posse, non alios articulos nos velle defendere, quam qui<br />

publice in eclesiis Misnicis communi consensu docentur.« [Ebd.].<br />

30 Vgl. ebd.<br />

31 »Et si Princeps vellet aliquam talem sententiam, vel admonitionem vel protestationem, proponere,<br />

utile esset nominatim et expresse hoc dici, quod non velit de aliis rebus respondere,<br />

nisi de doctrina communi suarum ecclesiarum, non de aliorum opinionibus aut tumultibus.«<br />

[Ebd., 338f.].<br />

58


Die Vorbereitung Kursachsens auf die zweite Trienter Tagungsperiode<br />

Kapitel 3<br />

Die Vorbereitung Kursachsens auf die zweite<br />

Trienter Tagungsperiode<br />

Mit dem Reichstagsabschied <strong>und</strong> der nur wenig später erlassenen kaiserlichen Aufforderung<br />

zur Teilnahme am Konzil setzten in Kursachsen umfangreiche Vorbereitungen<br />

ein, die weite Teile des Jahres 1551 bestimmten. Bis zur Abreise in Richtung<br />

Trient lässt sich die Beteiligung <strong>Melanchthons</strong> an den Vorbereitungen auf das Konzil<br />

in drei Etappen einteilen. Von der Veröffentlichung des Reichstagsabschieds bis zur<br />

Abfassung der CS im Mai wurden die inhaltlichen Gr<strong>und</strong>lagen für die Konzilsvorbereitungen<br />

gelegt. Es folgten umfangreiche Bemühungen, im Zuge derer um Anerkennung<br />

der CS bei weiteren protestantischen Vertretern geworben wurde. Diese<br />

<br />

bis zu <strong>Melanchthons</strong> Abreise nach Nürnberg hinzogen. In dieser letzten Phase der<br />

Konzilsvorbereitung gingen jedoch die Sichtweisen von Melanchthon <strong>und</strong> seinem<br />

<br />

<br />

verfügte Moritz von Sachsen fortan über eine aussichtsreichere Handlungsoption<br />

zur Beilegung der religionspolitischen Streitigkeiten, der Melanchthon jedoch<br />

energisch widersprach.<br />

Im Zentrum der kursächsischen Konzilsvorbereitungen im Jahr 1551 steht die<br />

<br />

1<br />

soll in diesem Kapitel eine umfassende Betrachtung des Kontexts der CS von der<br />

tung<br />

erfolgen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Interessen, die die beiden<br />

Hauptverantwortlichen der Schrift, Philipp Melanchthon als Verfasser <strong>und</strong> Moritz<br />

von Sachsen als Auftraggeber, mit ihr verfolgten.<br />

I Die CS als Gr<strong>und</strong>lage der Vorbereitungen auf das Konzil<br />

Die Planung einer Abfassung einer neuen Bekenntnisschrift nahm vermutlich auf<br />

<br />

Versammlung schon im Zusammenhang mit einer geplanten Schrift stand, die Melanchthon<br />

an den Hof schicken werde, lässt sich aus einem Brief im April erschlie-<br />

1 <br />

Vorarbeiten Wartenbergs verwiesen, der sich bereits in zwei Aufsätzen der CS gewidmet<br />

hat. Vgl. Wartenberg, Saxonica; Wartenberg, Außenwirkung.<br />

69


Kapitel 3<br />

ßen. 2 In einem späteren Schreiben an den württembergischen Gesandten Wolf von<br />

Dinstetten erwähnte Moritz, dass er befohlen habe, die christlichen Hauptlehren<br />

<strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>lage der christlichen Religion zusammenzustellen. 3<br />

<br />

Anfang Mai nach Dessau zurück. Die offizielle Anerkennung innerhalb Kursachsens<br />

wurde am 9. Juli bei einer Versammlung verschiedener Theologen formell durch<br />

<br />

die Umstände näher betrachtet werden, die schließlich die Abfassung der CS nach<br />

sich zogen.<br />

1 Der Auftakt der Vorbereitungen in Dresden<br />

Zur Erörterung des weiteren Vorgehens in Bezug auf das Konzil berief Moritz von<br />

Sachsen neben Melanchthon <strong>und</strong> Johannes Bugenhagen noch <br />

4<br />

Noch aus Dresden berichtete Melanchthon am folgenden Tag an Paul Eber, dass die<br />

Beratungen ausschließlich dem Konzil gedient hätten. Dabei seien die Päpste nur<br />

zum Schein auf das Konzil eingegangen, <strong>und</strong> der Kaiser habe versucht, beharrlich<br />

sein Vorhaben durchzusetzen. Da zudem der französische König die Unterwerfung<br />

unter das Konzil gefordert habe, könne dies vielleicht einen Vorwand zum Rückzug<br />

oder zur weiteren Verzögerung liefern. 5<br />

Auf ihrer Rückreise haben die Wittenberger beim Torgauer Caspar Heidenreich<br />

einen Zwischenstopp eingelegt <strong>und</strong> dort von der Beratung berichtet. Man sei sich<br />

einig gewesen, dass eine kursächsische Theologengesandtschaft von Georg von<br />

Anhalt angeführt werden solle. Zur Unterstützung waren Alexander Alesius oder<br />

Georg Maior angedacht. 6 Melanchthon sollte dagegen in Wittenberg verbleiben. In<br />

<br />

sollte, gab es noch keine Klärung. In dem Zuge sei die Überlegung aufgekommen,<br />

dass man durch Diskussion einzelner Streitthemen Zeit gewinnen könnte, bis durch<br />

den Tod des Kaisers eine neue Situation eintrete. 7<br />

70<br />

2 Vgl. MBW.T 21, Nr. 6069, 159 (Melanchthon an Georg [Cracow], April 1551).<br />

3 Vgl. Ernst, Nr 188, 194 (Antwort des Kurfürsten Moriz [sic] von Sachsen auf Christophs<br />

Werbung durch Wolf von Dinstetten, 24. Mai 1551).<br />

4 <br />

5 Vgl. ebd.<br />

6 <br />

7 »Alii redolentes sapientiam humanam cum adversariis de singulis articulis disputandum esse<br />

iudicant, ut sic pertrahatur tempus, et interim Caesar moriatur.« <br />

Heidenreichs lässt sich entnehmen, dass dies nicht die Auffassung der Wittenberger darstellt.<br />

Die Idee zur Verzögerung ist vermutlich dem kurfürstlichen Hof zuzuschreiben, da auch bei<br />

<br />

Herrmann / Wartenberg /<br />

Winter


Die Vorbereitung Kursachsens auf die zweite Trienter Tagungsperiode<br />

Dass die weiteren Planungen Kursachsens in der Konzilsfrage eng mit der po-<br />

<br />

von Hessen mit seinen Beratern in Dresden befand. Dort sollte er das weitere<br />

Vorgehen nach der gescheiterten Befreiung des gervaters<br />

des sächsischen Kurfürsten, besprechen. 8 Ebenfalls zu dieser Zeit wurde<br />

ein Treffen mit Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin angebahnt, das am 20.<br />

9 Ziel war es, nach der kaiserlichen Parteinahme im<br />

Schmalkaldischen Krieg durch Moritz einen Annäherungsversuch anzubahnen <strong>und</strong><br />

ein Verteidigungsbündnis zur Bewahrung des protestantischen Glaubens zu bilden. 10<br />

Die Unterredung mit den Theologen zeigt, dass hinsichtlich des konkreten Vorgehens<br />

bezüglich des Konzilsbesuchs lediglich erste Überlegungen ausgetauscht,<br />

aber noch keine konkreten Verabredungen getroffen wurden. Dies lässt sich damit<br />

erklären, dass es Moritz zunächst darum ging, auszuloten, inwieweit nach dem<br />

Schmalkaldischen Krieg erneut ein koordiniertes Vorgehen protestantischer Reichsstände<br />

zur Durchsetzung der gemeinsamen Interessen möglich erscheint.<br />

2 Inoffizielle Bemühungen um Einigkeit<br />

Parallel zu den offiziellen Bemühungen <strong>und</strong> Vorbereitungen hat es bereits auf<br />

dem Augsburger Reichstag eine Allianz gegeben, die sich bemühte, jenseits der<br />

offiziellen Verhandlungen <strong>und</strong> Zusammenkünfte ein konstruktives Weiterkommen<br />

in den festgefahren Religionsstreitigkeiten zu erzielen. 11 Von kursächsischer Seite<br />

begleiteten die nach Augsburg abgesandten Räte Melchior von Ossa <strong>und</strong> Christoph<br />

von Carlowitz das Vorhaben. 12 Bei diesen Planungen wurde Karl V. bewusst umgangen,<br />

der Kontakt zur 13 Über den Rahmen dieses<br />

Gesprächs tauschten sich Christoph von Carlowitz <strong>und</strong> der päpstliche Nuntius<br />

Sebastiano Pighino aus. 14<br />

8 Vgl. ebd., 29.<br />

9 Zu den Verhandlungen vgl. Issleib, Hans von Küstrin, 19-23.<br />

10 Vgl. PKMS 5, Nr. 31, 88-90 (Obligation von Kurfürst Moritz gegenüber Markgraf Johann,<br />

Wartenberg, Saxonica, 279f. Vage Planungen deuteten sich bereits im<br />

Januar an. Vgl. PKMS 5, Nr. 6, 57 (Melchior von Ossa an Georg Komerstadt, 12. Januar<br />

1551).<br />

11 Vgl. Herrmann / Wartenberg / Winter<br />

12 <br />

<br />

13 <br />

14 Vgl. PKMS 5, Nr. 44, 109 (Memorandum [von Christoph von Karlowitz] für Bf. Julius Pflug<br />

von Naumburg-Zeitz, 15. März 1551). Pighino war bereits 1545 den Trienter Konzilslegaten<br />

<br />

er zum Mitpräsidenten des Konzils ernannt. Vgl. Jedin, Zweite Trienter Tagungsperiode,<br />

237f.<br />

71


Kapitel 3<br />

Sowohl von protestantischer als auch von römischer Seite sollten drei oder vier<br />

gelehrte <strong>und</strong> nicht streitlustige Vertreter zusammenkommen. 15 Die Position der<br />

römischen Kirche sollten die Bischöfe Julius Pflug <strong>und</strong> Michael Helding sowie<br />

der Jesuit Claudius Jaius vertreten, die der Protestanten Georg von Anhalt, Philipp<br />

Melanchthon <strong>und</strong> Joachim Camerarius. Ziel des Austauschs sollte es sein, frei <strong>und</strong><br />

<br />

die Position der Gegenseite zu verstehen <strong>und</strong> zu erkennen, wie weit man inhaltlich<br />

tatsächlich auseinanderliege. 16 klärte<br />

sich bereit, es notfalls vor dem Kaiser zu verantworten. Woran ein derartiges<br />

Gespräch letztendlich scheiterte, ist aus den diesbezüglich vorliegenden Quellen<br />

nicht ersichtlich. Der Theologe des Bischofs von Augsburg, Claudius Jaius, ließ<br />

Melanchthon jedoch über Georg von Komerstadt ausrichten, dass der Wittenberger<br />

Theologe keine zu großen Hoffnungen in ein derartiges Gespräch setzen <strong>und</strong> man<br />

lieber mit einer maßvollen Schrift das Konzil besuchen solle. 17<br />

Diese Bemühungen, einen informellen Austausch zu initiieren, um ein Weiterkommen<br />

in der Religionsfrage zu erreichen, zeigen, dass parteiübergreifend gewisse<br />

Zweifel bezüglich der Erfolgsaussichten des Konzils existierten. Dass Melanchthon<br />

diesem Vorhaben gegenüber aufgeschlossen gewesen zu sein scheint, geht zwar nur<br />

indirekt aus den Quellen hervor, stimmt aber mit seiner Skepsis überein, mit der<br />

er den offiziellen Verhandlungen entgegensah. Außerdem bek<strong>und</strong>ete Melanchthon<br />

in seinen Äußerungen zum Konzil immer wieder, dass ihm an einem Austausch<br />

gelehrter Theologen sehr gelegen sei. 18<br />

3 Bekenntnis trotz ungewisser Aussichten<br />

In der Zeit bis zur Abfassung der CS Anfang Mai bringt Melanchthon in verschie-<br />

<br />

zum Ausdruck. Gegenüber Paul Eber äußerte er einerseits seine Vorbehalte in Bezug<br />

auf den Papst, der sich nicht einem Konzil unterwerfen werde. Andererseits schien er<br />

aber von einem Zustandekommen auszugehen, da Eber sich auf eine Reise dorthin<br />

vorbereiten sollte. 19 Außerdem sah er das Drängen des Kaisers kritisch <strong>und</strong> befürchtete,<br />

dass die in Trient erlassenen Dekrete viele Unruhen anrichten würden, <strong>und</strong> zog<br />

Parallelen zum <strong>Interim</strong>. 20 Am 24. April wurde in einem formellen Schreiben der kur-<br />

15 Vgl. PKMS 5, Nr. 44, 109 (Memorandum [von Christoph von Karlowitz] für Bf. Julius<br />

Pflug von Naumburg-Zeitz, 15. März 1551).<br />

16 Vgl. ebd.<br />

17 Vgl. ebd., 109f.<br />

18 Vgl. MBW.T 17, Nr. 4920, 210 (Melanchthon: Gutachten [für Kurfürst Moritz von Sachsen],<br />

14. Oktober 1547); MBW.T 20, Nr. 5865, 336-338 (Melanchthon: Gutachten [für Moritz<br />

von Sachsen, 30. Juli 1550]).<br />

19 <br />

20 Vgl. MBW.T 21, Nr. 6013, 93 (Melanchthon an König Christian III. von Dänemark, 9. März<br />

1551).<br />

72


Die Vorbereitung Kursachsens auf die zweite Trienter Tagungsperiode<br />

sächsischen Theologen an die Straßburger Geistlichen die Einschätzung mitgeteilt,<br />

dass die protestantischen Obrigkeiten sich einer Beschickung nicht werden entziehen<br />

können. In dem Zusammenhang warben sie für ein gemeinsames Bekenntnis. 21<br />

Von dem Straßburger Überbringer dieses Schreibens dürfte er in<strong>zwischen</strong> erfahren<br />

haben, dass mit der CV ein weiteres protestantisches Bekenntnis in Hinblick auf<br />

das bevorstehende Konzil angefertigt worden sei, <strong>und</strong> warb gegenüber Brenz für<br />

ein einheitliches Auftreten <strong>und</strong> stellte die Übersendung der CS in Aussicht, die zu<br />

diesem Zeitpunkt noch nicht verfasst worden war. 22<br />

<br />

für Melanchthon weiterhin von einer großen Unsicherheit geprägt, da es für ihn zu<br />

diesem Zeitpunkt unmöglich gewesen sein dürfte, abzuschätzen, wer der kaiserlichen<br />

<br />

wird. Hinzu kommt, dass die auf dem Augsburger Reichstag ausgehandelten Bedingungen<br />

der Reichsstände sich nur in einem geringen Maße mit der kursächsischen<br />

Vorstellung deckten <strong>und</strong> folglich nicht davon auszugehen war, dass ein konstruktiver<br />

theologischer Austausch mit der römischen Kirche stattfinden könne. Aber auch<br />

<br />

ein Bekenntnis zu verfassen, <strong>und</strong> den gleichlautenden Auftrag, den Melanchthon<br />

von Moritz erhalten hat, kein einheitliches Vorgehen in Sicht, an welchem dem<br />

Wittenberger Theologen aber so viel lag.<br />

4 Die Abfassung der Confessio Saxonica<br />

Eine weitere Herausforderung waren die zu der Zeit schwelenden Streitigkeiten mit<br />

Andreas Osiander, die in verschiedenen am 1. Mai 1551 in Wittenberg verfassten<br />

Schreiben an Herzog Albrecht von Preußen, 23 24 <strong>und</strong> Osiander<br />

selbst 25 das zentrale Thema waren. Diese Korrespondenz zeigt zum einen, dass der<br />

innerprotestantische Streit um die Rechtfertigungslehre ein für Melanchthon sehr<br />

präsentes Thema war, zum anderen stellt dieses Datum den terminus post quem des<br />

Beginns der Abfassung dar, da die Briefe noch aus Wittenberg verschickt wurden.<br />

Die eigentliche Abfassung des Bekenntnistextes fand nämlich in Dessau statt.<br />

Am 11. Mai schrieb Melanchthon an Peter Medmann nach Emden, dass er sich zu<br />

<br />

21 <br />

<br />

22 Vgl. MBW.T 21, Nr. 6065, 155 (Melanchthon an Johannes Brenz, 30. April 1551). Vgl.<br />

Kap. 3/II.1.3.4 Die Beziehung <strong>zwischen</strong> Brenz <strong>und</strong> Melanchthon.<br />

23 Vgl. MBW.T 21, Nr. 6072, 167 (Melanchthon an Herzog Albrecht von Preußen, 1. Mai<br />

1551).<br />

24<br />

25 Vgl. MBW.T 21, Nr. 6075, 171 (Melanchthon an Andreas Osiander, 1. Mai 1551); MBW.T<br />

21, Nr. 6076, 172-174 (Melanchthon an Andreas Osiander, [1. Mai 1551]).<br />

73


Kapitel 3<br />

Vorlage beim Trienter Konzil zu verfassen. 26 Am gleichen Tag teilte er außerdem<br />

Georg von Komerstadt mit, dass er ein »honorificum testimonium […] nostris<br />

Ecclesiis« 27 formuliere <strong>und</strong> es bald nach Dresden schicken werde. Wartenberg<br />

folgert hieraus, dass ihm Vorarbeiten vorgelegen haben müssen. 28 Denn bereits in<br />

einem Brief vom 20. Mai hat er Mathesius in Kenntnis gesetzt, dass eine Schrift für<br />

das Konzil fertiggestellt sei. 29 Rechnet man jeweils einen Tag für An- <strong>und</strong> Abreise<br />

hinzu, lässt sich aus den Korrespondenzen der Aufenthalt in Dessau auf die Zeit vom<br />

2. bis zum 19. Mai eingrenzen. 30 Ein nicht weiter verifizierbarer Verweis auf einer<br />

Abschrift der CS, die in den Anhaltiner Akten notiert ist, nennt als Zeitraum den 3.<br />

bis 12. Mai. 31 Da sich beide zeitlichen Angaben nicht widersprechen, kann zunächst<br />

der vorsichtigen Annahme gefolgt werden, dass die CS im letztgenannten Zeitraum<br />

niedergeschrieben wurde. In zeitlicher Nähe zur Abfassung der Bekenntnisschrift<br />

fanden weitere religionspolitisch ausgerichtete Gespräche in Naumburg statt, sodass<br />

<br />

5 Die Confessio Saxonica als Schrift für den Naumburger Konvent<br />

Wahrscheinlich am 20. Mai schrieb Melanchthon an Camerarius <strong>und</strong> lobte ihn für<br />

seinen Entschluss, den Naumburger Konvent nicht besucht <strong>und</strong> damit nicht die<br />

CS dorthin überbracht zu haben. 32 Bei diesen Verhandlungen versuchten <br />

Wilhelm von Hessen, Herzog August, Markgraf Johann von Küstrin, Herzog Johann<br />

Albrecht von Mecklenburg <strong>und</strong> <br />

19. Mai eine Aussöhnung <strong>zwischen</strong> Kurfürst Moritz <strong>und</strong> <br />

zu erwirken. 33<br />

Die diesbezüglichen Überlegungen Wartenbergs, dass die zeitliche Überschneidung<br />

<strong>zwischen</strong> der Abfassung der CS <strong>und</strong> den Naumburger Verhandlungen nicht<br />

zufällig vorliege, sondern man bei einer erfolgreichen Aussöhnung auf Basis eines<br />

gemeinsamen Bekenntnisses eine aktuelle Gr<strong>und</strong>lage für eine politische Zusammenarbeit<br />

geschaffen hätte, 34 erscheinen gr<strong>und</strong>sätzlich plausibel. Das Zusammen-<br />

26 Vgl. MBW.T 21, Nr. 6081, 180 (Melanchthon an Peter Medmann, 11. Mai [1551]).<br />

27 MBW.T 21, Nr. 6080, 179 (Melanchthon an Georg von Komerstadt, 11. Mai 1551).<br />

28 Vgl. Wartenberg, Saxonica, 282f.<br />

29 Vgl. MBW.T 21, Nr. 6084, 188 (Melanchthon an Johannes Mathesius, 20. Mai [1551]).<br />

30 Vermutlich wurde schon der Brief am 17. Mai an Hieronymus Baumgartner in Wittenberg<br />

verfasst. Vgl. MBW.T 21, Nr. 6083, 186f. (Melanchthon an Hieronymus Baumgartner, 17.<br />

Mai [1551]).<br />

31 Vgl. MBW.R 6, Nr. 6080, 161 (Melanchthon an Georg von Komerstadt, 11. Mai [1551]),<br />

Anmerkungen.<br />

32 Vgl. MBW.T 21, Nr. 6085, 189 (Melanchthon an Joachim Camerarius, [ca. 20. Mai 1551]).<br />

Dass Camerarius für die Übermittlung der CS vorgesehen war, erwähnt Melanchthon in dem<br />

Brief an Georg von Komerstadt, vgl. MBW.T 21, Nr. 6080, 179 (Melanchthon an Georg<br />

von Komerstadt, 11. Mai 1551).<br />

33 Vgl. Wartenberg, Saxonica, 283f.<br />

34 Vgl. ebd.<br />

74


Die Confessio Saxonia<br />

Kapitel 4<br />

Die Confessio Saxonica<br />

<br />

der CS sowohl von Kurfürst Moritz von Sachsen als auch von Melanchthon zuge-<br />

<br />

abgefassten kursächsischen Bekenntnisschrift erfolgen. Zur Verdeutlichung der<br />

Spezifika der CS empfiehlt sich ein direkter Vergleich mit der CV, weil mit der<br />

anstehenden zweiten Tagungsperiode des Trienter Konzils ein identischer Anlass<br />

zur Entstehung beider Schriften angenommen werden kann. Auch wenn bereits<br />

herren<br />

ursächlich für das Entstehen zweier Bekenntnisschriften waren, darf nicht<br />

übersehen werden, dass Melanchthon sich zwar im unmittelbaren Bezug auf die<br />

Bekenntnisschriften für ein gemeinsames protestantisches Bekenntnis ausspricht,<br />

dabei aber im Wesentlichen eine Einigung auf die CS im Blick haben dürfte, um<br />

deren Beurteilung er Brenz <strong>und</strong> andere bittet. 1 <br />

CV förmlich bek<strong>und</strong>et, dass die Schrift des württembergischen Reformators mit<br />

der CS übereinstimmt, soll aus dem Vergleich herausgearbeitet werden, inwieweit<br />

sich programmatische Akzentuierungen <strong>Melanchthons</strong> in Bezug auf das Konzil<br />

feststellen lassen.<br />

I Der Aufbau <strong>und</strong> die inhaltlichen Schwerpunkte<br />

Da beide Werke nicht in einer modernen deutschen Übersetzung zugänglich sind <strong>und</strong><br />

der vollständige Inhalt der CV nur selten <strong>und</strong> der der CS nahezu überhaupt nicht in<br />

2 soll zuerst ein getrennter Überblick beider<br />

Schriften erfolgen, um einen Eindruck der jeweiligen Komposition, des Inhalts <strong>und</strong><br />

der Stimmungslage zu vermitteln. Vor dieser überblicksartigen Auseinandersetzung<br />

sollen jeweils mögliche Vorarbeiten thematisiert werden, die unmittelbaren Einfluss<br />

auf den Entstehungsprozess gehabt haben.<br />

1 »Etsi autem multa impendent, que videntur impeditura illos congressus, tamen nos quidem<br />

prodest in promptu habere multorum consentientibus iudiciis et suffragiis scriptam confessionem.<br />

Nec ego volo ἰδιοβουλεύειν, sed te et alios, qui iudicare possunt, volo iudices esse.<br />

Ac posteritatis causa utile est repeti Confessionem et extare testimonia consensus multorum.«<br />

[MBW.T 21, Nr. 6065, 155 (Melanchthon an Johannes Brenz, 30. April 1551)].<br />

2 <br />

127


Kapiel 4<br />

1 Die Confessio Virtembergica<br />

Der herangezogene Text der CV richtet sich nach Ausgabe von Brecht / Ehmer<br />

(1999), 3 die gegenüber der von Bizer (1952) 4 den entscheidenden Vorteil bietet, dass<br />

neben dem deutschen Text der lateinische aufgenommen wurde. Dieser Ausgabe<br />

liegen beide Erstdrucke zugr<strong>und</strong>e, von denen die Herausgeber aufgr<strong>und</strong> des am<br />

Anfang abgedruckten herzoglichen Wappens annehmen, dass besondere Sorgfalt<br />

bei der Erstellung angewendet worden sei. 5 Ergänzt wurde diese Ausgabe um die<br />

von Bizer (1952) durchgeführte Nummerierung. Diesen Drucken zugr<strong>und</strong>e liegende<br />

Handschriften oder gar das Autograph bzw. die Schrift, die beim Konzil vorgelegt<br />

worden ist, sind verloren. Die einzigen zwei in Memmingen <strong>und</strong> Reutlingen gef<strong>und</strong>enen<br />

Handschriften sind hingegen fehlerhaft <strong>und</strong> daher nahezu unbrauchbar<br />

für die Textkollation. 6 <br />

wiedergeben werden sollen, erfolgt ein Blick auf die Schriften, die als Gr<strong>und</strong>lage<br />

herangezogen worden sein könnten.<br />

1.1 Die Vorarbeiten<br />

Als unmittelbare Vorarbeit für die CV kann neben dem bereits erwähnten Konzilsgutachten<br />

7 die Vorrede zum Jesajakommentar angesehen werden, die Brenz im Jahr<br />

1550 verfasst hat. 8 Da er zur Abfassung dieser Schrift der Auffassung war, zu Unrecht<br />

<br />

<br />

werden. 9 So setzt er sich speziell mit der Rechtfertigungslehre, der Heiligenanrufung,<br />

den guten Werken <strong>und</strong> dem Abendmahl auseinander. 10 Deuschle (2006) meint<br />

hierzu, dass zwar die zentralen Themen strittiger Artikel vorgegeben sind, aber die<br />

11 Brecht (1979) stellt darüber<br />

hinaus in einigen Abschnitten, wie in dem über die guten Werke, ein stärkeres<br />

Entgegenkommen der altgläubigen Kirche in der CV fest als in der Vorlage. 12<br />

In seiner anderen Schrift, dem Konzilsgutachten, sind neben Äußerungen zur<br />

Konzeption eines möglichen Bekenntnisses ebenfalls Rohfassungen späterer Kapitel<br />

enthalten. Dies betrifft die Artikel über die Sünde, das Abendmahl <strong>und</strong> die<br />

Heiligenanrufung. Allerdings sind sie in der früheren Version wesentlich kürzer <strong>und</strong><br />

3 Vgl. CV.<br />

4 Vgl. CV, Bizer.<br />

5 Vgl. Brecht / Ehmer, Virtembergica, 28.<br />

6 Vgl. Bizer, Virtembergica, 191f.<br />

7 Vgl. Kap. 3/II.1.2.1 Johannes Brenz <strong>und</strong> seine Stellung zum Konzil.<br />

8 Vgl. Brenz, Opera 4, 124-127.<br />

9 Vgl. ebd., 124.<br />

10 Vgl. ebd., 125-127.<br />

11 Vgl. Deuschle, Brenz, 120.<br />

12 Vgl. Brecht, Abgrenzung, 188; Brenz, Opera 4, 126; CV, 56-59 (Art. 7).<br />

128


Die Confessio Saxonia<br />

bei den beiden letztgenannten fehlen bisher sämtliche Belegstellen, die beim ersten<br />

zumindest zum Teil bereits aufgeführt werden. Der Eindruck Deuschles (2006), dass<br />

<br />

aufgr<strong>und</strong> der Kürze nicht nachvollzogen werden. 13<br />

1.2 Die Gliederung<br />

Eine durchgehend logische Gliederung des Bekenntnisses, das, neben einer Praefatio<br />

<strong>und</strong> einem Schlusswort, nach der Zählung von Bizer (1952) 32 einzelne Artikel<br />

<br />

»überhaupt keine straffe Disposition« besitze <strong>und</strong> »die Stoffanordnung nicht nach<br />

logischen Gesichtspunkten getroffen« 14 sei. Bizer (1952) sowie Brecht / Ehmer<br />

(1999) schließen sich dieser Kritik an bzw. zeigen keine alternative inhaltliche<br />

Konzeption auf. 15<br />

1.2.1 Brenz‘ Äußerungen zur Konzeption<br />

Zu einem anderen Ergebnis gelangt Deuschle (2006), der sich dem Inhalt über das<br />

oben erwähnte Konzilsgutachten annähert, das Brenz im Vorfeld für Christoph<br />

verfasst hat. 16 <br />

die eigene Position dort vertreten werden könnte, <strong>und</strong> empfiehlt Christoph eine<br />

setzt.<br />

Darin schlägt er vor, dass er »etlichen Theologis Bevelch thue / die fu(e)<br />

<br />

in der Pa(e)pstlichen Kirchen / <strong>und</strong> Gebra(e)uchen gewesen / unnd noch seyen /<br />

ordentlichen zusammen zubeschreiben / mit vorgehender Bekandtnuß der rechten<br />

<br />

17<br />

<br />

auseinanderzusetzen, wobei insbesondere bei dem zweitgenannten Hauptthema eine<br />

enge Orientierung an den gegenwärtigen <strong>und</strong> vergangenen Praktiken der römischen<br />

Kirche erfolgen sollte. Die Irrtümer sollten daraufhin widerlegt <strong>und</strong> die diesbezügliche<br />

protestantische Sichtweise herausgestellt werden. Dass dieses geplante Vorgehen<br />

tatsächlich umgesetzt worden ist, bestätigt er in dem Schlusswort der CV. 18<br />

Als zweiter Anhaltspunkt für seine Gliederung dient eine Beschreibung der<br />

Gr<strong>und</strong>lage, auf die Brenz die Konfession stellen möchte. Damit man vor allem<br />

auch den Teilnehmern fremder Nationen verdeutlicht, dass man ausschließlich an<br />

13 Vgl. Deuschle, Brenz, 113, Anm. 6; 120.<br />

14 Frank, Bekenntnis, 81.<br />

15 Vgl. Bizer, Virtembergica, 131; Brecht / Ehmer, Virtembergica, 16-24.<br />

16 Vgl. Kap. 3/II.1.2.1 Johannes Brenz <strong>und</strong> seine Stellung zum Konzil.<br />

17 Brenz, Bedencken, 10.<br />

18 Vgl. CV, 194-199 (Bschluß).<br />

129


Kapiel 4<br />

<br />

kritischen Auseinandersetzung die Betonung einer gemeinsamen Gr<strong>und</strong>lage, die<br />

durch die Heilige Schrift, die vier ökumenischen Konzilien der Alten Kirche sowie<br />

die dort entstandenen Bekenntnisse gebildet werden sollte. 19<br />

1.2.2 Die Komposition des Bekenntnisses<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Vorüberlegungen nimmt Deuschle (2006) eine dreigeteilte Gliederung<br />

der CV vor. 20 Ein erster Einschnitt findet nach den ersten drei Artikeln statt,<br />

die eindeutig den im Gutachten erwähnten Bezug zur Alten Kirche herstellen <strong>und</strong><br />

<br />

Darauf aufbauend folgen die in der Stellungnahme erwähnten »beschwerlichen<br />

Articul«. 21 Ebenfalls aufgegriffen wird die Einteilung in zwei Kategorien. Während<br />

<br />

dem Bereich der Zeremonien zugeordnet werden.<br />

Den abschließenden Teil der eigentlichen Auseinandersetzung bilden die Art.<br />

27 bis 32, die sich mit den autoritativen Gr<strong>und</strong>lagen des in der CV dargestellten<br />

evangelischen Glaubens befassen. 22 Diesem Abschnitt folgt das Schlusswort, in dem<br />

der Wunsch nach Einigkeit unter den Kirchen betont wird.<br />

1.3 Inhaltsübersicht<br />

Die Praefatio 23 der CV ist kurz gehalten <strong>und</strong> führt in das Umfeld des Bekenntnisses<br />

<br />

<br />

kirchliche Belange damit, dass ein Einsatz für die wahre Kirche nicht falsch sein<br />

könne. 24 Gänzlich vermieden wird an der Stelle irgendeine Erwähnung des Konzils.<br />

Der eigentliche Gr<strong>und</strong> der Zusammenkunft wird nur allgemein genannt. Der Kaiser<br />

chen<br />

oder die Ruhe des Gewissens förderlich sei. 25 Ein folgender Hinweis darauf,<br />

19 <br />

<br />

<br />

<br />

dreyen Symbolis, <strong>und</strong> den viert Haupt-Concilien gemeß schrifftlich stellen / <strong>und</strong> den Articuln<br />

/ von den Theologis zusammen getragen / vorsetzen lassen wo(e)llte / das wird ohne<br />

<br />

deß Concilii, wie es wolt / zu mercklichem Glimpff erschiessen.« [Brenz, Bedencken, 10].<br />

20 Vgl. Deuschle, Brenz, 114-118.<br />

21 Brenz, Bedencken, 10.<br />

22 Vgl. Deuschle, Brenz, 117; Brecht / Ehmer, Virtembergica, 21.<br />

23 Vgl. CV, 36-39 (Praefatio).<br />

24 Vgl. CV, 36f. (Praefatio).<br />

25 Vgl. CV, 38f. (Praefatio).<br />

130


Die Confessio Saxonia<br />

<br />

eigentlichen Anfang des Bekenntnisses.<br />

1.3.1 Die drei altkirchlichen Bekenntnisse als Gr<strong>und</strong>lage<br />

1.3.1 der Confessio Virtembergica<br />

« <strong>und</strong><br />

widmet sich jeweils einem Bestandteil der Trinitätslehre. Der erste Artikel befasst<br />

sich mit Gott im Allgemeinen <strong>und</strong> betont, dass der christliche Glaube auf der Schrift<br />

<strong>und</strong> den Glaubensbekenntnissen der Alten Kirche beruhe. Im folgenden Artikel<br />

<br />

richtungsweisenden Konzilien in Nicaea, 26 Ephesus 27 <strong>und</strong> Chalcedon 28 hingewiesen<br />

wird. Mit der Heraushebung der Wesenseinheit <strong>zwischen</strong> Gott Sohn <strong>und</strong> Gott Vater<br />

sowie einer kurzen Zusammenfassung der Zweinaturenlehre umreißt Brenz die entscheidenden<br />

Themen, die diskutiert wurden, <strong>und</strong> verdeutlicht die davon ausgehende<br />

Wirkung bis in seine Zeit. Den Abschluss dieser Erörterung der Trinitätslehre bildet<br />

ein Artikel über den Heiligen Geist <strong>und</strong> das Konzil von Konstantinopel, auf dem<br />

die Gr<strong>und</strong>lagen der Pneumatologie definiert wurden. 29<br />

1.3.2 Die »beschwerlichen Articul«<br />

In diesem Abschnitt beginnt die eigentliche theologische Auseinandersetzung mit<br />

den Gegnern. Dafür greift Brenz auf eine viergeteilte Artikelstruktur zurück, von<br />

der vor allem zum Ende hin immer häufiger abgewichen wird. Nahezu jedes Kapitel<br />

wird mit einer kurzen Darlegung der eigenen Position eingeleitet. Dafür werden<br />

30 oder »agnoscimus« 31<br />

verwendet. Seltener wird dieser Abschnitt auch mit »fatemur«, »docemus« oder<br />

»sentimus« 32 eingeleitet. Es folgt die Darstellung der gegnerischen Position, die<br />

nahezu immer mit den Adversativpartikeln »sed« bzw. »autem« eingeführt wird. 33<br />

Eine namentliche Nennung der Gegner erfolgt nur selten, 34 stattdessen wird auf<br />

sie häufiger durch Indefinitpronomina oder das unpersönliche Passiv verwiesen. 35<br />

<br />

oder vergleichbaren Adverbien beginnt <strong>und</strong> aufzeigt, worin der Irrtum besteht. 36<br />

26 Vgl. Drecoll, Nicaea, 278.<br />

27 Vgl. Mühlenberg, Ephesus, 1349f.<br />

28 Vgl. Ritter, Chalcedon, 92f.<br />

29 Vgl. Ritter, ebd., 1625f.<br />

30 Vgl. z.B. CV, 42f. (Art. 4); 46f. (Art. 5).<br />

31 Vgl. z.B. CV, 50f. (Art. 6); 65f. (Art. 10).<br />

32 Vgl. z.B. CV, 116f. (Art. 18); 56f. (Art. 7); 92f. (Art. 14).<br />

33 Vgl. z.B. CV, 46f. (Art. 5); 42f. (Art. 4).<br />

34 Vgl. z.B. CV, 46f. (Art. 5).<br />

35 Vgl. z.B. CV, 52f. (Art. 6); 56f. (Art. 7); 64f. (Art. 10); Deuschle, Brenz, 114.<br />

36 Vgl. z.B. CV, 48f. (Art. 5), 52f. (Art. 6); 94f. (Art. 16).<br />

131


Kapiel 4<br />

Sofern dies jedoch bereits aus dem vorangehenden Abschnitt deutlich geworden<br />

ist, wird darauf verzichtet. Den Abschluss bildet häufig eine Untermauerung der<br />

aufgestellten Position mit Zitaten, die zu einem Großteil aus der Bibel oder von<br />

Kirchenschriftstellern stammen. Bisweilen werden diese auch unmittelbar in die<br />

Argumentation mit eingebaut.<br />

1.3.2.1 Die Darstellung der Lehre<br />

<br />

in den Art. 4 bis 8 den weitaus kleineren Teil ein. Als Gr<strong>und</strong>lage für die eigene<br />

<br />

er unmissverständlich deutlich, dass der Mensch seit dem Sündenfall in ewiger<br />

Verdammnis gefangen sei <strong>und</strong> es für ihn keine Möglichkeit gebe, sich aus dieser<br />

Situation von allein zu befreien. 37<br />

Im darauffolgenden Kapitel über die Rechtfertigungslehre (De Iustificatione)<br />

werden die Konsequenzen behandelt, die sich aus diesem Verständnis ergeben. Daher<br />

<br />

Kriterien, aufgr<strong>und</strong> derer man durch die Gnade Gottes angenommen werden könne.<br />

Man könne sich folglich nicht auf die eigenen Tugenden, sondern nur auf den<br />

Verdienst des Herrn Jesu Christi verlassen. 38<br />

-<br />

<br />

gegeben, weil die Möglichkeit bestehe, es vollkommen zu befolgen, sondern, um<br />

den Menschen ihre Sündhaftigkeit vor Augen zu führen. 39 <br />

Artikel über die guten Werke (De Bonis Operibus) auch eine ausdrückliche Bejahung<br />

derselbigen, allerdings könne man sich vor Gottes Gericht nicht darauf verlassen,<br />

da sie alle unvollkommen seien <strong>und</strong> vor dem strengen Urteil Gottes nicht bestehen<br />

könnten. 40 um<br />

(De Euangelio Christi) abgeschlossen. Dabei handele es sich trotz zahlreicher<br />

<br />

der als Büßer, Versöhner, Erlöser <strong>und</strong> Heiland gekommen sei. 41<br />

<br />

Damit hat Brenz eine Basis gelegt, auf der die daraus resultierenden Konsequenzen<br />

verdeutlicht werden können.<br />

37 Vgl. CV, 42-47 (Art. 4).<br />

38 Vgl. CV, 46-51 (Art. 5).<br />

39 Vgl. CV, 50-57 (Art. 6).<br />

40 Vgl. CV, 56-59 (Art. 7).<br />

41 Vgl. CV, 60-65 (Art. 8).<br />

132


Osnabrück als Dissertation angenommen. Referenten waren Prof. Dr. Martin Jung <strong>und</strong><br />

Prof. Dr. Steffie Schmidt vom Institut für Evangelische Theologie.<br />

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />

Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten<br />

sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.<br />

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