Himmlische Touren durch Brandenburg
Himmlische Touren durch Brandenburg - auf Kirchenwegen unterwegs
Himmlische Touren durch Brandenburg - auf Kirchenwegen unterwegs
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WO SICH WEGE KREUZEN
Schweigend durch den
Großen Tiergarten
Ein heißer Sommertag in Berlin. Das Thermometer
ist bis zum Abend nur wenig gesunken, doch
der baumbeschattete Vorhof der Kirche spendet
unserer kleinen Gruppe Schatten. Gemeinsam
wollen wir von hier aus mit Pilgerbegleiter
Thomas N. H. Knoll zu einer Stadt-Pilgerwanderung
in den Großen Tiergarten starten.
Die erste Frage nach der Begrüßung gilt den
Wasservorräten, denn auf sieben Kilometern
führt die Tour an diesem Abend erst bis zum
Potsdamer Platz, und dann mitten durch die
Parkanlage. Die ersten Kilometer an der Straße
entlang bis zum Potsdamer Platz sind zügig
zurückgelegt. An den Birken vor dem Innenhof
des Sony Centers bleibt Thomas Knoll stehen
und die Gruppe sammelt sich. Nach einer Atemübung,
dem Innehalten im Gebet und einem
kurzen Impuls ist nun für die nächste Stunde
vollständiges Schweigen angesagt. Das erste
Wegstück ist belebt und laut. Doch unsere eigene
Stille hüllt uns ein und schirmt uns förmlich
Thomas N. H. Knoll ist auch Prediger und Projektkoordinator
des Pilgerzentrums.
ab. Ich merke, es ist ungewohnt, in der Gruppe
zu schweigen – gerade nach den angeregten
Gesprächen, die zu Beginn der Wanderung
zwischen den Pilgernden noch stattgefunden
hatten – doch es entlastet auch. Ich muss nicht
sprechen, mich mal nicht auf andere konzentrieren,
sondern nur auf das, was mich umgibt
Magische Stimmung in der Abendsonne.
und was ich dabei empfinde. Ab und zu bleibt
Thomas Knoll stehen und weist mit Blicken oder
einem Nicken auf besonders eindrucksvolle
Blickachsen hin. Einige Bäume begrüßt er im
Vorbeigehen wie alte Freunde.
Plötzlich wird der Weg schmaler und windet
sich an Wasserläufen vorbei. Wir gehen durch
hohe Farne und unter tiefhängenden Ästen
mächtiger Bäume hindurch. Der Park scheint
nun ein Urwald zu sein. Dazu wirft die tiefstehende
Sonne Lichtreflexe durch ihr Laub und im See
– spiegelt sich da nicht ein Kreuz? »Es war wirklich
eine magische Stimmung«, so beschreibt
eine Teilnehmerin ihre Empfindungen am Ende
der Pilgerrunde, die wir, auf einem Baumstamm
sitzend, mit einer Rückschau und abschließendem
Pilgersegen ausklingen lassen. Es war für
alle ein angenehmes Experiment. Wir fühlen uns
entspannt und bereichert – nicht nur von den
schönen Eindrücken, sondern auch von der
Gemeinschaft, die uns im Schweigen verband.
Kostenlos und ohne Anmeldung:
Jeden 3. Freitag im Monat,
Treffpunkt an der Jakobusstatue.
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