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antriebstechnik 6/2024

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19174<br />

06<br />

Juni <strong>2024</strong><br />

€ 16,50<br />

Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />

WÄLZLAGER<br />

EXAKTER BERECHNEN<br />

Methode zur Tragzahl-Modifizierung<br />

<strong>antriebstechnik</strong>.de


WISSEN SCHAFFT IDEEN<br />

TITEL<br />

10 Anwendungsneutrale<br />

Mobilrobotik<br />

14 Elektrifizierungskonzepte<br />

für Bagger & Co.<br />

SONDERAUSGABE MARKTÜBERSICHT<br />

Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />

34<br />

Positions- und Neigungssensoren<br />

für AGVs<br />

5445<br />

SONDERAUSGABE<br />

MOBILITY<br />

MOBILE LÖSUNGEN FÜR DEN BETRIEBLICHEN EINSATZ<br />

FLUIDTECHNIK<br />

19174<br />

INNOVATION<br />

SCOUT 2023<br />

Oktober 2023<br />

€ 17,50<br />

11 Print-Ausgaben im Jahr<br />

+ Sonderausgabe <strong>antriebstechnik</strong><br />

Marktübersicht (1x jährlich)<br />

+ Sonderausgabe MOBILITY (1x jährlich)<br />

19174<br />

Die gesamte Antriebstechnik<br />

auf xx Seiten<br />

Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />

Von Antriebselementen<br />

und Motoren bis hin zu<br />

Wälzlagern LINEARTECHNIK<br />

& Co.<br />

Große Lineareinheiten für<br />

komplexe Bewegungen<br />

+<br />

<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

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Abo-Begrüßungsgeschenk:<br />

Die Konturenlehre<br />

Das Kopieren eines Profils war noch nie so einfach!<br />

Mit dieser Konturenlehre können Sie die Form von unregelmäßigen<br />

Objekten messen, um eine Sofortvorlage zu erstellen, mit der präzise<br />

Schnitte markiert werden können. Messbreite 25 cm, Messtiefe 6 cm.<br />

(Die Farbe der Konturenlehre ist variabel)<br />

Sichern Sie sich den lückenlosen Bezug wertvoller Informationen!<br />

Internet: shop.vereinigte-fachverlage.de @ E-Mail: vertrieb@vfmz.de & Telefon: 06131/992-148<br />

Ja, ich möchte die Zeitschrift „<strong>antriebstechnik</strong>“ abonnieren<br />

Das Jahresabonnement umfasst 11 Ausgaben + 2 Sonderausgaben und kostet € 160,- (Ausland € 175,- netto) inkl. Versandkosten.<br />

Als Begrüßungsgeschenk erhalte ich die Konturenlehre. Nach Ablauf des ersten Bezugsjahres kann das Abonnement jederzeit,<br />

mit einer Frist von einem Monat, schriftlich gekündigt werden.<br />

Unser Dienstleister, die Vertriebsunion Meynen, Eltville, erhebt Ihre Daten im Auftrag der Vereinigte Fachverlage (VFV) zum Zweck der Vertragsdurchführung, zur Erfüllung der<br />

vertraglichen und vorvertraglichen Pflichten. Die Datenerhebung und Datenverarbeitung ist für die Durchführung des Vertrags erforderlich und beruht auf Artikel 6 Abs. 1 b) DSGVO.<br />

Zudem verwenden wir Ihre Angaben zur Werbung für eigene und VFV verwandte Produkte. Falls Sie keine Werbung mehr auf dieser Grundlage erhalten wollen, können Sie jederzeit<br />

widersprechen. Weitere Infos zum Datenschutz: ds-vfv.vfmz.de<br />

Name/Vorname<br />

Position<br />

Firma<br />

Abteilung<br />

Straße oder Postfach<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon/E-Mail<br />

Datum, Unterschrift<br />

Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach 10 04 65 . 55135 Mainz . Telefon: 06131/992-200<br />

E-Mail: vertrieb@vfmz.de . Internet: www.vereinigte-fachverlage.de<br />

„<strong>antriebstechnik</strong>“ ist eine Zeitschrift der Vereinigten Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz, HRB 2270, Amtsgericht Mainz,<br />

Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem, Umsatzsteuer-ID: DE 149063659, Gerichtsstand: Mainz


EDITORIAL<br />

DER SENSOR HÖRT<br />

AUFS WORT<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

nicht nur, aber auch in der Antriebstechnologie sind Sensoren<br />

wichtige Elemente. Und sie werden wohl immer wichtiger, je<br />

größer die Bedeutung der durch sie gewonnenen Daten wird.<br />

Eine Fehlerquelle bei Sensoren kann aus unzuverlässiger<br />

Energieversorgung erwachsen. Eine neue Lösung für dieses<br />

Problem haben jetzt Wissenschaftler der ETH Zürich erdacht.<br />

Marc Serr-Garcia und Johan Robertsson haben einen Sensor<br />

entwickelt, der aus Umgebungsschall Energie gewinnen kann.<br />

Hunderte kleine, miteinander verbundene Plättchen werden<br />

von der mechanischen Energie des Schalls bewegt und ernten<br />

die Energie mithilfe eines piezoelektrischen Materials. Damit<br />

nicht genug: die Mikrostruktur im Inneren schwingt nicht bei<br />

allen Wörtern mit. So schwingt die Struktur, wenn man „vier“<br />

sagt, nicht aber wenn man „drei“ sagt, wie einer der Wissenschaftler<br />

anmerkt.<br />

Nicht alle Sensoren sind so intelligent, dass man mit ihnen<br />

sprechen kann. Aber Sensorik und Messtechnik machen<br />

große Fortschritte, die man auf der Sensor + Test Anfang Juni<br />

beobachten kann. Wir haben unser Special diesem Thema<br />

gewidmet und dabei von hochpräzisen Robotern bis zur<br />

Drehgeberproduktion und dem Condition Monitoring einige<br />

Themen eingefangen.<br />

Ich persönlich bin gespannt, wo sich Sensoren noch überall<br />

durchsetzen werden und an welchen Stellen man eher sagen<br />

wird: Keep it simple. Unsere Redaktion wird hier auch in<br />

Zukunft ihre Sensoren ausstrecken…<br />

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht<br />

Mehr Präzision.<br />

Induktive Wegsensoren<br />

(LVDT) und Messtaster<br />

induSENSOR<br />

• Mehr als 250 verschiedene Sensoren<br />

mit Messbereichen von 1 - 630 mm<br />

• Hohe Genauigkeit<br />

• Ideal für Maschinenbau und OEM-Serien<br />

• Standardisierte und kundenspezifische<br />

Sensorbauformen, auch zur Integration<br />

im Hydraulikzylinder<br />

• Flexibel im Einbau durch speziell<br />

entwickelte Messverfahren mit<br />

Stößel, Messring, Hülse und Taster<br />

Ideal zur Integration in Maschinen und Anlagen<br />

Ihr Miles Meier<br />

m.meier@vfmz.de<br />

induSENSOR MSC7x0x<br />

Mehrkanal-Controller mit Feldbusanbindung<br />

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Applikationsingenieure:<br />

Tel. +49 8542 1680<br />

micro-epsilon.de/LVDT


EDITORIAL<br />

03 Der Sensor hört aufs Wort<br />

SOFTSTARTER<br />

06 Menschen, Märkte, Unternehmen<br />

MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />

26<br />

ANZEIGE<br />

WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

10 TITEL Lebensdauervorhersage von Wälzlagern<br />

GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

16 Auf Tempo 100 in unter 3 Sekunden<br />

ELEKTRISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />

ELEKTROMOTOREN<br />

18 Lebensdauerverlängerung von Elektromotoren<br />

TITELBILD<br />

NSK<br />

Ratingen<br />

STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

22 Schwere Roboterzellen leicht verschieben<br />

24 Ausgewählt: Hannover Messe<br />

KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

26 Volle Transparenz bei der Instandhaltung<br />

36 30<br />

4 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

30 GIPFELTREFFEN: Mehr Intelligenz auf dem Chip<br />

36 Messgenauigkeit steigert Robotereffizienz<br />

38 Für den richtigen Dreh und schnelle Daten<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

40 Einfluss von unterschiedlich starken Stromdurchgängen<br />

auf Wälzlager<br />

Mehr erfahren<br />

SERVICE<br />

34 Impressum<br />

Keine Grenzen in Sicht<br />

Vision kann mehr.<br />

MEIN TIPP<br />

Ob magnetisch, optisch oder induktiv: Encoder-<br />

ICs sind so etwas wie die heimlichen Stars in der<br />

Antriebstechnik und stecken als Positionssensoren<br />

in Drehgebern, Motor-Feedback-Systemen<br />

oder Robotern. Die hochintegrierten System-on-<br />

Chips erreichen nicht nur immer höhere Auflösungen<br />

und erobern neue Anwendungen,<br />

sondern bieten auch eine beeindruckende<br />

On-Chip-Intelligenz. Mit Innovation und Kontinuität<br />

hat ein Familienunternehmen aus Bodenheim<br />

am Rhein diese Entwicklungen mit Halbleiterlösungen<br />

maßgeblich mitgestaltet. Anlässlich<br />

des 40-jährigen Firmenjubiläums sprachen<br />

wir mit dem Gründer und Geschäftsführer. Das<br />

ausführliche Interview lesen Sie ab Seite 30.<br />

Felix Berthold, Redakteur, F.Berthold@vfmz.de<br />

Hell<br />

Schnell<br />

Integriert<br />

Flexibel<br />

Synchronisiert<br />

B&R bietet ein einzigartiges Vision-System bestehend<br />

aus Kameras, Objektiven, Beleuchtung und Software.<br />

Alle Komponenten sind nahtlos in das B&R-Automatisierungssystem<br />

integriert. Durch kompromisslose<br />

Leistungsstärke und Skalierbarkeit entstehen noch nie<br />

dagewesene Fähigkeiten für Maschinen und Anlagen.<br />

br-automation.com<br />

B&R | A member of the ABB Group


SOFTSTARTER<br />

IGUS ÜBERNIMMT SENSOR-SPEZIALISTEN<br />

Igus hat im März<br />

<strong>2024</strong> die mehrheitlichen<br />

Anteile am<br />

portugiesischen Atronia<br />

Tailored Sensing<br />

erworben. Der<br />

Sensor-Spezialisten<br />

bringt bereits seit<br />

fünf Jahren den<br />

Kunststoffprodukten<br />

aus Köln das Fühlen bei. Mit diesem strategischen Schritt will igus<br />

auf dem Markt der vernetzten Kunststoffbauteile weiter expandieren.<br />

Ziel ist es, Industrie-4.0-Produkte in Serie herzustellen und<br />

auch kleinen mittleren Unternehmen zugänglich zu machen. Igus<br />

investiert deshalb seit Jahren in Forschung und Entwicklung, um<br />

neuartige smart plastics zu entwickeln – Gleitlager, Energieketten<br />

und Leitungen, die mit Sensoren ausgestattet und ins Internet of<br />

Things eingebunden sind. Kooperationspartner bei der Entwicklung<br />

dieser smart plastics ist seit rund fünf Jahren der portugiesische<br />

Atronia Tailored Sensing. Der Sensor-Spezialist sorgt für die<br />

Ermittlung des IST-Zustand der Igus Produkte. Er bringt ihnen das<br />

Fühlen bei. Kennengelernt haben sich igus und Atronia 2019 als<br />

Standnachbarn auf der Fachmesse Sensor + Test in Nürnberg. So<br />

kam es zu einem ersten gemeinsamen Projekt. Atronia baute die<br />

Elektronik für einen Sensor namens EC.W. Montiert an Öffnungsstege<br />

von Energieketten erfassen die Sensoren den IST-Zustand<br />

und die restliche Lebensdauer der Kettenseitenteile.<br />

www.igus.de<br />

EMO 2025 NUR NOCH FÜNF TAGE<br />

Die Laufzeit der EMO Hannover 2025 wird künftig von sechs auf<br />

fünf Tage verkürzt. Die Entscheidung basiert auf dem klaren<br />

Wunsch der Aussteller, die Messe noch mehr zu fokussieren und<br />

zu komprimieren. „Die Verkürzung um einen Tag ist eine<br />

strategische Entscheidung, die darauf abzielt, die EMO Hannover<br />

noch effizienter und zielgerichteter zu gestalten“, begründet<br />

Dr. Markus Heering, Geschäftsführer beim EMO-Veranstalter<br />

VDW (Verein Deutscher Werkezugmaschinenfabriken), die<br />

Veränderung. In den vergangenen Jahren haben sich die<br />

Gewohnheiten signifikant verändert. Die durchschnittliche<br />

Dauer liegt laut Besucherbefragung bei etwas über einem Tag.<br />

Internationale Gäste bleiben etwas länger.<br />

www.emo-hannover.de<br />

DESTACO WIRD TEIL DER STABILUS-GRUPPE<br />

Die Stabilus-Gruppe hat<br />

den Erwerb des Industrial-<br />

Automation-Spezialisten<br />

Destaco abgeschlossen.<br />

Stabilus SE übernimmt<br />

Destaco mit Hauptsitz in<br />

Auburn Hills, Michiga/USA.<br />

Nach intensiver Prüfung<br />

und Analyse der strategischen Übereinstimmung hatten<br />

beide Unternehmen am 11. Oktober 2023 den Kaufvertrag<br />

unterzeichnet. Auf Basis der zwischenzeitlich erfolgten<br />

behördlichen Genehmigungen wird Destaco zu 100 Prozent<br />

durch die Stabilus SE übernommen. Das Angebotsspektrum<br />

beider Partner ist komplementär und lässt sich vor allem für<br />

Industriekunden zu ganzheitlichen Lösungen verbinden.<br />

Während die Produkte der Stabilus-Gruppe kontrollierte<br />

Bewegungsabläufe und exakte Vibrationsisolierung ermöglichen,<br />

liegen die Stärken von Destaco bei manuellen Spannern,<br />

Kraftspannern und End-of-Arm-Tools für Robotik sowie<br />

Greifern und Indexern für die Automatisierung. Destaco<br />

erzielte 2022 rund 213 Millionen US-Dollar Umsatz (rund<br />

200 Millionen Euro). Das 1915 gegründete Unternehmen<br />

entwickelt und produziert an 13 Standorten weltweit<br />

Komponenten und Lösungen in den Bereichen Automatisierung,<br />

Spanntechnik und Remote-Handling.<br />

www.stabilus.com<br />

SIEMENS ÜBERNIMMT SPARTE FÜR<br />

INDUSTRIELLE ANTRIEBSTECHNIK<br />

Die Siemens AG<br />

hat eine<br />

Vereinbarung<br />

über den Kauf<br />

des Geschäfts<br />

für industrielle<br />

Antriebstechnik<br />

(IDT) von<br />

ebm-papst<br />

unterzeichnet.<br />

Dieses Geschäft<br />

mit rund 650 Mitarbeitern umfasst intelligente, integrierte<br />

mechatronische Systeme im Schutzkleinspannungsbereich<br />

sowie Fahrlenksysteme, die in freibeweglichen, fahrerlosen<br />

Transportsystemen zum Einsatz kommen. Die Akquisition<br />

ergänzt das Siemens Xcelerator-Portfolio. Die Transaktion soll<br />

bis Mitte 2025 abgeschlossen sein und unterliegt den<br />

erforderlichen außenwirtschaftlichen und fusionskontrollrechtlichen<br />

Freigaben. Das IDT-Geschäft von ebm-papst<br />

befindet sich an den deutschen Standorten St. Georgen und<br />

Lauf an der Pegnitz sowie dem rumänischen Oradea. Über<br />

den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Cedrik Neike,<br />

Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO von Digital<br />

Industries sagt: „Das innovative Portfolio von ebm-papst an<br />

mechatronischen Antriebssystemen und seine hochqualifizierten<br />

Mitarbeitenden passen hervorragend zu Siemens. Wir<br />

erschließen uns mit dieser Akquisition neue Geschäfts- und<br />

Kundenpotenziale in dem schnell wachsenden Markt<br />

intelligenter, batteriebetriebener Antriebslösungen in der<br />

Intralogistik sowie mobiler Roboterlösungen.“<br />

www.siemens.com<br />

6 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SOFTSTARTER<br />

MASCHINENEXPORTE IM ERSTEN QUARTAL WEITER RÜCKLÄUFIG<br />

Die Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland verzeichneten<br />

im ersten Quartal <strong>2024</strong> einen weiteren Rückgang ihrer Ausfuhren: Nach vorläufigen<br />

Berechnungen des Statistischen Bundesamtes betrug das Minus nominal<br />

4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Preisbereinigt lag das Ergebnis sogar 7,0 Prozent<br />

unter dem Vorjahreswert. Damit setzte sich die bereits im vergangenen Jahr<br />

zu beobachtende deutliche Abschwächung der Exporte fort. Insgesamt wurden<br />

Maschinen und Anlagen im Wert von 50 Milliarden Euro aus Deutschland in alle<br />

Welt exportiert. Die Exporte in die Partnerländer der Europäischen Union gingen<br />

im ersten Quartal nominal um 7,1 Prozent und damit stärker als in die übrige Welt zurück. Bei der Nachfrage aus den USA erreichte<br />

das Wachstum im ersten Quartal <strong>2024</strong> nur noch einen kleinen Zuwachs von nominal 2,1 Prozent. Das China-Geschäft der Maschinenexporteure<br />

ist nach wie vor schwach. Im ersten Quartal <strong>2024</strong> blieben die Maschinenexporte aus Deutschland um nominal<br />

2,1 Prozent unter dem ohnehin schon nicht allzu hohen Vorjahresergebnis zurück.<br />

www.vdma.org<br />

IFM STEIGERT 2023<br />

UMSATZ<br />

Ifm gab einen<br />

Umsatzrekord<br />

gemäß vorläufigem<br />

Konzernabschluss<br />

bekannt.<br />

Erstmals<br />

gibt es weltweit<br />

über 9.000<br />

Beschäftigte. Im<br />

vorläufigen<br />

Konzernabschluss<br />

(Stand<br />

10.04.2023) wird mit einem<br />

Umsatz von über 1, 4 Mrd. Euro<br />

wiederum ein neuer Umsatzrekord<br />

und einem Wachstum von<br />

3 Prozent ausgewiesen. Die<br />

regionalen Schwerpunkte des<br />

Wachstums lagen dabei in den<br />

USA sowie in Südwest-Europa.<br />

Das Ergebnis (EBIT) liegt bei<br />

5,8 Prozent (Vorjahr 7,6 Prozent).<br />

Bei der Gesamtzahl der<br />

Beschäftigten wurde im Jahr<br />

2023 ebenfalls ein neuer<br />

Höchststand erreicht: Innerhalb<br />

der Gruppe sind es über 9.000.<br />

Für das laufende Geschäftsjahr<br />

sind die Aussichten etwas<br />

verhalten, wie Christoph von<br />

Rosenberg (Bild), Finanzvorstand<br />

der Ifm-Gruppe betont:<br />

„Die verschieden weltweiten<br />

Konflikte, Krisen und inflationseindämmenden<br />

Maßnahmen<br />

der Zentralbanken führen zu<br />

einer Eintrübung des weltweiten<br />

Maschinenbaus. Speziell im<br />

zweiten Halbjahr erwarten wir<br />

jedoch Wachstumsimpulse,<br />

sodass wir derzeit von einem<br />

leichten Wachstum im Jahr<br />

<strong>2024</strong> ausgehen.“<br />

www.ifm.com<br />

MEHR VERBINDUNG<br />

MEHR-VERBINDUNG.DE<br />

MEHR-VERBINDUNG.DE<br />

WENIGER<br />

WENIGER<br />

STECKER<br />

STECKER<br />

DURCH AS-INTERFACE<br />

DURCH AS-INTERFACE<br />

IIoT Tour Köln<br />

19.06.<strong>2024</strong><br />

Motorworld Köln<br />

Gebäudetechnik Tour Köln<br />

20.06.<strong>2024</strong><br />

Motorworld Köln<br />

26.06.<strong>2024</strong> - 27.06.<strong>2024</strong><br />

Messe Straubing<br />

Stand M-155


SOFTSTARTER<br />

HELUKABEL WÄCHST INTERNATIONAL STARK<br />

Die Helukabel-Gruppe blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 zurück:<br />

Mit knapp 1,1 Mrd. Euro erzielte der Systemanbieter für elektrische Verbindungstechnik<br />

den zweithöchsten Umsatz der Unternehmensgeschichte. Ein<br />

Grund für den Erfolg ist das starke internationale Wachstum des Unternehmens.<br />

Helukabel ist mittlerweile an 69 Standorten in 40 Ländern präsent,<br />

darunter seit neuestem auch Marokko, Irland und Kolumbien. Im chinesischen<br />

Changzhou wurde erst kürzlich ein neues Fertigungswerk für Kabel und<br />

Leitungen fertiggestellt – die größte Einzelinvestition in der Geschichte des<br />

Unternehmens. Auch in Deutschland baut Helukabel seine Produktionskapazitäten<br />

kontinuierlich aus und entwickelt sein Portfolio immer stärker in<br />

Richtung einbaufertiger Systemlösungen weiter. „Unser nachhaltiger Erfolg trotz zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheiten ist<br />

für uns Bestätigung und Ansporn zugleich“, betont Helukabel-Geschäftsführer Marc Luksch.<br />

www.helukabel.com<br />

PARTNERSCHAFT ZWISCHEN FESTO UND<br />

PHOENIX CONTACT<br />

Festo, Hersteller<br />

pneumatischer und<br />

elektrischer Automatisierungstechnik,<br />

wird<br />

PLCnext Technology,<br />

das offene Ecosystem<br />

von Phoenix Contact<br />

für die moderne<br />

Automation, in<br />

zukünftigen intelligenten<br />

Geräten einsetzen.<br />

Dadurch wird die<br />

Innovationskraft beider<br />

Unternehmen mit dem<br />

Ziel gebündelt, die industrielle Automatisierung auf eine neue<br />

Stufe zu heben. Das gemeinsame Ziel von Festo und<br />

Phoenix Contact ist, die Anforderungen, die sich aus dem<br />

Zusammenwachsen von IT und OT (Information Technology und<br />

Operations Technology) in der Industrie ergeben, durch offene<br />

Automatisierungslösungen zu erfüllen. Mit Festo setzt ein<br />

führendes Unternehmen der Branche auf PLCnext Technology.<br />

Festo hat für die zukünftige Ausrichtung einen Partner mit<br />

offenem Systemansatz gesucht, der ein entsprechendes<br />

Betriebssystem zur Verfügung stellt, dieses weiterentwickelt<br />

und breit in den Markt bringen will. „Mit PLCnext Technology<br />

nutzen wir die technologisch führende Plattform in der<br />

Automatisierungstechnik. Wir sind überzeugt, dass die Offenheit<br />

von PLCnext Technology unseren Kunden viele Vorteile<br />

verschafft“, hebt Gerhard Borho, Vorstand Information Technology<br />

and Digitalisation bei Festo, hervor.<br />

www.phoenixcontact.com<br />

DATASPACE FOR EVERYBODY<br />

Anfang Mai fand die offizielle Eröffnungsfeier des AAS Dataspace<br />

for Everybody statt – einer Plattform, die auch kleinen und<br />

mittleren Unternehmen den Zugang zu Datenräumen, Digitalen<br />

Zwillingen und Verwaltungsschalen (engl. Asset Administration<br />

Shell, kurz AAS) erleichtert. Am Fraunhofer IESE in<br />

Kaiserslautern waren über 60 Vertreter aus Wissenschaft und<br />

Wirtschaft zusammengekommen. Das Fraunhofer IESE und die<br />

Industrial Digital Twin Association (IDTA) gemeinsam mit der<br />

NetApp Deutschland GmbH, der Plattform Industrie 4.0, der<br />

Xitaso GmbH sowie der congatec GmbH haben mit dem AAS<br />

Dataspace for Everybody eine Software-as-a-Service-Lösung<br />

entwickelt. Der AAS Dataspace for Everybody bietet Unternehmen<br />

eine benutzerfreundliche Plattform zum Teilen von Daten<br />

sowie vorkonfigurierte Softwarelösungen auf Basis der Open-<br />

Source-Middleware Eclipse BaSyx. Mit diesem Tool können die<br />

Unternehmen Digitale Zwillinge ihrer Fertigungslinien erstellen,<br />

ihren CO2-Fußabdruck berechnen und digitale Produktpässe<br />

umsetzen.<br />

www.industrialtwin.org<br />

NEUER CTO BEI BOGE<br />

Neuzuwachs an der<br />

Führungsspitze von<br />

Boge: Dr. Sebastian<br />

Göbel (Bild re.)<br />

übernahm ab dem<br />

ersten Quartal <strong>2024</strong><br />

die technische<br />

Geschäftsführung des<br />

Bielefelder Druckluftspezialisten.<br />

Er<br />

verstärkt damit das<br />

Führungsteam um Olaf Hoppe, der weiterhin die kaufmännische<br />

Geschäftsführung verantwortet. Mit mehr als 13 Jahren<br />

Führungserfahrung im Maschinen- und Anlagenbau soll Göbel<br />

das Unternehmen strategisch und operativ weiter voranbringen.<br />

Göbel studierte Werkstoffwissenschaften an der TU Berlin<br />

und Maschinenbau an der RWTH Aachen. In den vergangenen<br />

15 Jahren sammelte er Praxis- und Führungserfahrung – unter<br />

anderem bei Procter und Gamble, AHT Cooling Systems und<br />

Weiss Technik. Er tritt die Nachfolge des Geschäftsbereichsleiters<br />

Michael Rommelmann an.<br />

www.boge.com<br />

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WACHSTUM IM GESCHÄFTSJAHR<br />

Die Fraba Gruppe, ein<br />

führendes Unternehmen<br />

in der Branche der<br />

industriellen Bewegungssensoren,<br />

konnte im Jahr<br />

2023 ein Wachstum von<br />

16 % im Gesamtgeschäft<br />

verzeichnen. Der Jahresumsatz<br />

stieg auf 46 Millionen<br />

Euro. Zudem eröffnete<br />

die Gruppe ein neues Büro und Forschungs- und Entwicklungszentrum in<br />

Cluj, Rumänien. Das Jahr brachte ebenfalls bedeutende Fortschritte bei der<br />

Einführung einer neuen Produktgeneration in den Geschäftseinheiten<br />

Posital und Ubito. Ein weiterer Höhepunkt des Jahres 2023 war die<br />

Steigerung der Produktion in der Fraba-Fabrik in Johor Bahru, Malaysia.<br />

Diese Anlage verfügt über ein halbautomatisiertes, computergesteuertes<br />

Produktionssystem, das für die Massenfertigung konzipiert ist. Sie adressiert<br />

die wachsende Nachfrage nach Wiegand-Komponenten für Ereigniserfassung<br />

und Energiegewinnung sowie die Beliebtheit der Kit-Encoder von<br />

Posital. Die Produktion von Wiegand-Sensoren verdoppelte sich im<br />

Vergleich zu 2022, während die Produktion von Kit-Encodern fast verdreifacht<br />

wurde.<br />

www.fraba.com<br />

Zahnriemen<br />

[ unsere große Liebe! ]<br />

Der neue<br />

BRECOroll<br />

[ nahezu reibungslos &<br />

kurz vorm Abheben ]<br />

Zahnriementechnik aus Porta Westfalica. Das ist Bewegung.<br />

Mehr unter www.breco.de


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

TITEL<br />

10 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


TITEL<br />

WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

NEUES VERFAHREN<br />

LEBENSDAUERVORHERSAGE<br />

VON WÄLZLAGERN<br />

Die Ermittlung der Lebensdauer von Wälzlagern basiert<br />

auf der ISO-Norm 281∶2007. Diese Norm erlaubt unter<br />

bestimmten Voraussetzungen die Modifikation<br />

(sprich: Erhöhung) der Lebensdauer. Bisherige<br />

Modifikationen mussten allerdings durch weitere<br />

Testreihen gestützt werden oder sie bezogen sich auf<br />

äußere Randbedingungen wie die Bewertung der<br />

Schmierfähigkeit. Nun hat NSK ein zerstörungsfreies<br />

Prüfverfahren zur Modifikation der dynamischen<br />

Tragzahl entwickelt. Dieses Verfahren erlaubt den<br />

Verzicht auf weitere Testreihen und der Anwender der<br />

Wälzlager profitiert von einer grundsätzlichen<br />

Steigerung ihrer Lebensdauer.<br />

Waldemar Sosnowski, Teamleader Application Engineering,<br />

NSK Deutschland GmbH, Ratingen<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 11


WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />

TITEL<br />

Seitdem die Lebensdauerberechnung von Wälzlagern<br />

durch Empirie untermauert wurde, haben sich Werkstoffreinheit<br />

und die Fertigungsmöglichkeiten deutlich<br />

verbessert. Die Konsequenz: Die tatsächliche Lebensdauer<br />

der eingesetzten Lager hat sich gegenüber einer initialen<br />

Dimensionierung auf Basis von ISO 281 (mit der Lebensdauer<br />

L10 als Zielgröße) deutlich erhöht.<br />

Meistens nutzen Konstrukteure für die Berechnung der<br />

Lagerlebensdauer die Katalogwerte der Hersteller. Oder sie geben<br />

die äußeren Lasten und die Lager komfortabel in einem Berechnungsprogramm<br />

ein. In diesen Programmen sind teilweise<br />

die in den Herstellerkatalogen angegebenen Tragzahlen der einzelnen<br />

Lagerbaureihen hinterlegt.<br />

Die Ausführung der grundlegenden Berechnung erfolgt aber<br />

immer noch nach ISO 281. Aus Einflussgrößen wie zum Beispiel<br />

Temperatur und Schmierung können sich Modifikationen ergeben<br />

(„mod. L10”), die zu Lebensdauererhöhungen führen. Die<br />

neueste allgemein bekannte Modifikation ist in der ISO/TS<br />

16281:2008 („Wälzlager – Dynamische Tragzahlen und nominelle<br />

Lebensdauer-Berechnung der modifizierten nominellen Referenz-Lebensdauer<br />

für Wälzlager) festgehalten.<br />

DISKREPANZ ZWISCHEN ERRECHNETER UND<br />

TATSÄCHLICHER LEBENSDAUER WÄCHST<br />

Diese Art der Berechnung ist bewährt und zuverlässig und hat<br />

sich weltweit zum Standard entwickelt. Weil die Hersteller die Lager<br />

aber immer einheitlicherer und in immer höherer Qualität<br />

fertigen können und die verwendeten Werkstoffe ebenfalls einheitlicher<br />

und reiner sind, liegt die tatsächliche Lebensdauer der<br />

Lager im Einsatz meist höher als berechnet. Man geht sogar dazu<br />

über, die Bedeutung der L10-Aussage zu ignorieren und die berechnete<br />

Lebensdauer für 100% der Lager und nicht nur für 90%<br />

anzusehen.<br />

Für eine Korrelation mit der tatsächlichen Lebensdauer können<br />

Modifikationen helfen. Man kann entweder die Umgebungsbedingungen<br />

bewerten oder durch Resultate aus aufwendigen<br />

Testreihen die Werkstoffeigenschaften anheben.<br />

01 Aus der Größe und Menge nichtmetallischer Einschlüsse lassen<br />

sich Rückschlüsse auf die Lebensdauer von Wälzlagern ziehen<br />

02 Nichtmetallische Einschlüsse im Material der Lagerringe sind<br />

eine zentrale Ursache für Abblätterungen<br />

03 Das von NSK entwickelte Micro-UT Messverfahren ermöglicht<br />

eine genaue Ermittlung der dynamischen Tragzahl von Wälzlagern –<br />

Messgröße ist dabei die Anzahl von nichtmetallischen Einschlüssen<br />

im Lagerstahl<br />

ENTWICKLUNG EINES NEUEN PRÜFVERFAHRENS<br />

Dieses Verfahren – so die Überlegung von NSK – sollte dahingehend<br />

vereinfacht werden, dass neben den empirischen Tests<br />

auch rechnergestützte Modelle zum Einsatz kommen, die als „digitaler<br />

Zwilling“ verwendet werden. Das Ziel sollte es sein, letztlich<br />

auf weitere Lebensdauer-Testreihen mit realen Lagern<br />

verzichten zu können und die Modifikation der dynamischen<br />

Tragzahl durch digitale Auswertungen zu ermitteln. Dafür musste<br />

jedoch zunächst ein geeignetes Prüfverfahren und ebenso das<br />

passende Prüfkriterium gefunden bzw. entwickelt werden.<br />

Ausgangsbasis der Verfahrensentwicklung ist das empirisch gewonnene<br />

Forschungsergebnis, dass die Zusammensetzung des<br />

Lagerstahls und seine Qualität – insbesondere der Anteil an<br />

nichtmetallischen Verunreinigungen im Stahl – ein guter Indikator<br />

für die Lebensdauer eines Wälzlagers unter den gegebenen<br />

bzw. definierten Bedingungen ist (Bild 01). Diese Verunreinigungen<br />

beeinflussen die Rissentstehung im Material, und dies<br />

wiederum ist die Hauptursache für die Ermüdung der Funktionsflächen<br />

des Lagers bzw. für das Erreichen des Endes seiner<br />

Lebensdauer.<br />

GEFÜGEVERÄNDERUNGEN<br />

DURCH NICHTMETALLISCHE EINSCHLÜSSE<br />

Der Schadensmechanismus ist folgender: Nichtmetallische Einschlüsse<br />

führen beim Betrieb des Lagers, d. h. bei permanentem<br />

Überrollen, zu Spannungen und ungleichförmigen Belastungen<br />

im Material. Als Folge entsteht eine Veränderung der kristallinen<br />

Struktur, die Ermüdungsrisse begünstigt. Diese Risse breiten sich<br />

aus und entwickeln sich zu Abblätterungen, die neben dem<br />

(durch Abrieb entstehenden) Lagerverschleiß zu den zentralen<br />

Faktoren für die Ermüdung des Lagers bzw. dessen Lebensdauer<br />

gehören. (Bilder 02 und 04).<br />

Eben diesen Faktor – die Ermüdung durch Gefügeveränderung –<br />

kann man durch reinere Werkstoffe beeinflussen. Da NSK hochreine<br />

Werkstoffe verwendet, ist ein Korrekturfaktor für die Lebensdauerberechnung<br />

nötig und sinnvoll. Dieser Korrekturfaktor<br />

sollte ermittelt werden.<br />

ERMITTLUNG DER DYNAMISCHEN TRAGZAHL<br />

MIT ULTRASCHALLPRÜFUNG<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, hat NSK zunächst in Zusammenarbeit<br />

mit der Universität Kyushu ein Verfahren zur Ermittlung der<br />

tatsächlichen Lebensdauersteigerung entwickelt. Die Forscher<br />

und Entwickler stellten mit einer quantitativen Bewertungsmethode<br />

fest, welche Faktoren bzw. welche Anzahl und Größe von<br />

Verunreinigungen den Prozess der Rissausbreitung in einem<br />

02<br />

01<br />

12 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


04 Nichtmetallische<br />

Einschlüsse im Lagerstahl können<br />

zu Abblätterungen führen und<br />

die Lebensdauer des Lagers<br />

beeinflussen<br />

05 Die dynamischen Tragzahlen<br />

vieler Baureihen konnten auf der<br />

Basis des neuen Prüfverfahrens<br />

erhöht werden<br />

04 05<br />

Wälzlagerstahl beeinflussen und in welchem Ausmaß. Dabei kamen<br />

Computer mit extremer Rechenleistung zum Einsatz, um Simulationen<br />

zu fahren und zu analysieren.<br />

Diese Grundlage wird jetzt für die Bewertung der Ergebnisse<br />

eines neu und eigens für diese Anwendung entwickelten Ultraschallprüfverfahrens<br />

genutzt, das nichtmetallische Einschlüsse<br />

im Stahl detektiert. Damit lässt sich – in Verbindung mit entsprechender<br />

Analysetechnik – nachweislich die Lebensdauer von<br />

Wälzlagern mit sehr viel höherer Genauigkeit bestimmen<br />

(Bild 03).<br />

SCHNELLERE UND PRÄZISERE<br />

ZERSTÖRUNGSFREIE MESSUNG<br />

Im Vergleich zu den bisher verwendeten mikroskopischen Verfahren<br />

zur Werkstoffuntersuchung ermöglicht das Ultraschallprüfverfahren<br />

Micro-UT, das im Rahmen des Projektes entwickelt<br />

wurde, die Prüfung von 3.000fach größeren Rohlingen in<br />

der Messung. Dafür muss nur 20 % der Zeit aufgewendet werden,<br />

weil das Verfahren zerstörungsfrei arbeitet und somit keine Prüfkörper<br />

aufgeschnitten und geschliffen werden müssen.<br />

Um dieses Verfahren zur Praxistauglichkeit zu entwickeln, war<br />

ein hoher Forschungs- und Entwicklungsaufwand notwendig.<br />

Ziel war es dabei, aus der Anzahl und Größe der nichtmetallischen<br />

Einschlüsse genaue Rückschlüsse auf eine Tragzahlerhöhung<br />

zu erzielen. Auf dieser Basis kann der tatsächliche Einfluss<br />

des Werkstoffs im Vergleich zur Tragzahl nach ISO 281 ermittelt<br />

werden. Daraus wiederum lässt sich ein Modifikationsfaktor errechnen,<br />

der eine höhere dynamische Tragzahl ergibt.<br />

NSK setzt diese innovativen Prüfsysteme, die Fremdkörper<br />

und Verunreinigungen im Wälzlagerstahl „zählen“ und bewerten,<br />

inzwischen in seinen Technologiezentren auf der ganzen<br />

Welt ein. In Verbindung mit den Rechenmodellen, die ebenfalls<br />

gemeinsam mit der Universität Kyushu entwickelt wurden und<br />

die einen „digitalen Zwilling“ des jeweiligen Wälzlagers repräsentieren,<br />

kann der Modifikationsfaktor der jeweiligen Lagerbaureihe<br />

ermittelt werden.<br />

03<br />

GENAUERES PRÜFVERFAHREN – LÄNGERE<br />

LEBENSDAUER<br />

Die Werte einiger Baureihen wurden bereits nach oben korrigiert.<br />

Die Kunden können sich dabei darauf verlassen, dass die Ermittlung<br />

der neuen Werte für die Lagerlebensdauer auf der Grundlage<br />

einer sorgfältig untersuchten Methodik erfolgt, die durch eine<br />

umfangreiche empirische Datenbasis gestützt wird. Alle neuen –<br />

und grundsätzlich höheren – Werte werden innerhalb des sicheren<br />

Bereichs liegen.<br />

Aus Sicht der Endanwender bietet das neue, von NSK entwickelte<br />

Prüfverfahren und als Konsequenz die entsprechende Anpassung<br />

des Korrekturfaktors für die Lagerlebensdauer deutliche<br />

Vorteile. Weil die Intervalle für Service und Lageraustausch verlängert<br />

werden können, sparen sie Kosten für Wälzlager, Personalaufwand<br />

und ggfs. Maschinenstillstand, und es werden auch<br />

weniger Ressourcen verbraucht. Gegebenenfalls kann auch ein<br />

kleineres Lager eingesetzt und somit Bauraum gespart werden.<br />

Bilder: NSK, Shutterstock<br />

www.nskeurope.de<br />

DIE IDEE<br />

„Durch die Verwendung von angemessenen<br />

Tragzahlen bietet sich<br />

dem Konstrukteur schon bei der<br />

Dimensionierung eines Lagers ein<br />

besserer Vergleich der Leistungsfähigkeit.<br />

Denn Modifikationen aus<br />

dem Umgebungseinfluss einer<br />

Anwendung sollten dann unabhängig<br />

vom Wälzlagerhersteller gleich<br />

bewertet werden können. Allerdings<br />

muss man sich dann neu darauf<br />

einstellen, dass die erhöhte Lebensdauervorhersage<br />

womöglich nicht<br />

mehr die gewohnte Reserve bietet.“<br />

Waldemar Sosnowski,<br />

Teamleader Application Engineering,<br />

NSK Deutschland GmbH<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 13


MARKTPLATZ<br />

FIFTY-FIFTY AUS HOLZ UND KUNSTSTOFF<br />

Nachwachsende<br />

Rohstoffe in die<br />

industrielle Fertigung<br />

integrieren: Wie das<br />

geht, zeigt Igus mit<br />

seinem neuen<br />

Drehkranzlager aus<br />

Wood-Plastic-Composite<br />

(WPC). Das neue<br />

PRT besteht aus WPC:<br />

einer Mischung aus<br />

50 Prozent Holzfasern und 50 Prozent Iglidur-Hochleistungskunststoffen.<br />

In den Werkstoffen sind inkorporierte Festschmierstoffe,<br />

welche das Drehkranzlager leichtgängig,<br />

schmier- und wartungsfrei machen. Der Holzanteil verleiht ihm<br />

ein natürliches Aussehen. Sowohl das Gehäuse als auch das<br />

Bauteil bestehen aus dem Material. Lediglich vier Schrauben<br />

verbinden die beiden Teile miteinander. Das Ergebnis ist ein<br />

kostengünstiges und schmierfreies Drehkranzlager. Speziell für<br />

die gängige PRT 02 Baugröße entwickelt, stellt das Drehkranzlager<br />

eine preisgleiche Alternative zum Low-Cost-PRT aus<br />

Vollkunststoff dar – ohne Kompromisse bei der Leistung. Es<br />

ermöglicht einfache Verstellungen, etwa in der Möbeltechnik,<br />

und bietet gleichzeitig eine robuste Konstruktion, die den<br />

Anforderungen verschiedener Anwendungen gerecht wird.<br />

www.igus.de<br />

VOLLSTÄNDIGES MECHANISCHES SYSTEM<br />

Stöber präsentiert eine<br />

neue hochwertige<br />

Zahnstange. Damit rundet<br />

der Antriebsspezialist sein<br />

Portfolio nach unten ab.<br />

Die Komponente ergänzt<br />

die Zahnstangentriebe als<br />

kompaktes, prozesssicheres<br />

Easy-to-use-System.<br />

Laut Unternehmen erhält<br />

der Anwender so ein optimal aufeinander abgestimmtes<br />

System aus einer Hand. Das Besondere an den neuentwickelten<br />

Zahnstangen ist die doppelte Anzahl an Befestigungsbohrungen.<br />

Statt wie üblich alle 125 mm befindet sich nun alle<br />

62,5 mm eine Bohrung für die Verschraubung. Damit erhöht<br />

sich die Anpresskraft der Komponente am Maschinenkörper um<br />

das Doppelte. Ein Verstiften erübrigt sich, ist aber dank<br />

vorhandener Stiftbohrungen möglich. Das sorgt für ein hohes<br />

Maß an Sicherheit. Der Anwender profitiert zudem von der<br />

Montagefreundlichkeit. Mit der neuen Zahnstange führt der<br />

Hersteller seinen Systemgedanken konsequent weiter: So wie<br />

der Kunde nun ein vollständiges mechanisches System erhält,<br />

liefert der Antriebsspezialist bei Bedarf auch die komplette<br />

Automatisierungslösung aus Getriebe, Motor, Elektronik – und<br />

nicht zuletzt den Kabeln.<br />

www.stoeber.de<br />

TATSÄCHLICHE ANTRIEBSAUSLASTUNG<br />

VISUALISIEREN<br />

Baumüller hat sein Inbetriebnahmetool ProDrive um eine<br />

Antriebskennlinien-Analyse erweitert. Dank der neuen Funktion<br />

können Ingenieure die tatsächliche Auslastung ihres<br />

Antriebssystems nun schnell und unkompliziert visualisieren.<br />

So kann während der Inbetriebnahme festgestellt werden, ob<br />

das System optimal dimensioniert ist oder ob Anpassungen<br />

nötig sind, um die Leistungsfähigkeit der Komponenten<br />

optimal auszunutzen. Die innovative Analysefunktion kann bei<br />

der Neuentwicklung von Maschinen oder im Service genutzt<br />

werden. Die Antriebskennlinie vereint dabei alle relevanten<br />

Informationen zu Motor, Umrichter und Regelung. ProDrive<br />

stellt die Nenn- und die Grenzkennlinie des Motors übersichtlich<br />

dar und visualisiert die Antriebskennlinie abhängig von den<br />

relevanten Betriebsbedingungen und Reglereinstellungen.<br />

Ingenieure können entweder einen bestimmten Betriebspunkt<br />

eingeben oder Daten aus einer Messung einlesen.<br />

www.baumueller.com<br />

FREQUENZUMRICHTER – LEISTUNGSTRÄGER<br />

DER ENERGIEWENDE<br />

Hochgeschwindigkeits-Antriebslösungen<br />

sind vielfach<br />

Schlüsseltechnologien<br />

zur weltweiten<br />

Reduktion von CO 2<br />

.<br />

Ein wesentlicher<br />

Baustein bei der<br />

Umsetzung dieser<br />

Applikationen sind<br />

Frequenzumrichter,<br />

wie die SD4x-Produktfamilie von Sieb & Meyer. Diese leistet<br />

einen direkten Beitrag, den Wirkungsgrad verschiedener<br />

klimafreundlicher Anwendungen deutlich zu verbessern und<br />

Energie zu sparen. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt unter<br />

anderem das Beispiel einer Abwasseraufbereitungsanlage, die<br />

mit Turboverdichtern oder Turbokompressoren belüftet wird.<br />

Die Hauptcharakteristik dabei ist der Rund-um-die-Uhr-Betrieb<br />

der Verdichter und Kompressoren an 365 Tagen im Jahr.<br />

Entsprechend ist die Anlageneffizienz ein wichtiges Thema,<br />

eine möglichst geringe Motorerwärmung die große Herausforderung.<br />

Sieb & Meyer löst diese Anforderungen durch den<br />

Einsatz der 3-Level-Endstufen-Technologie. Das ist zwar im<br />

Vergleich zu der klassischen 2-Level- Endstufe aufwändiger und<br />

teurer, kann jedoch den Wirkungsgrad der Turboverdichter oder<br />

Turbokompressoren um mehrere Prozentpunkte erhöhen. Ein<br />

weiteres Anwendungsbeispiel für Multi-Level-Umrichter von<br />

Sieb & Meyer sind spezielle Schnellladestationen für Regionen<br />

mit schwacher Netzstruktur.<br />

www.sieb-meyer.de<br />

14 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

NUR 18 MILLIMETER LÄNGER<br />

Faulhaber stellt einen neuen, sehr kompakten integrierten Motion Controller vor: Der<br />

22xx…BX4 IMC ist in die leistungsstarken bürstenlosen Motoren der 22xx… BX4-Familie<br />

bereits integriert. Die Einheit verlängert den einzelnen Motor nur um 18 mm und beinhaltet<br />

einen vollwertigen Servocontroller sowie eine 12-Bit-Encoder. Die Ausführung mit<br />

RS232-Schnittstelle eignet sich zur Einbindung vom PC oder über Embedded-Master. Die<br />

CANopen-Ausführung kann für industrielle Automatisierungsnetzwerke eingesetzt werden.<br />

Durch die vollständige Konformität mit dem CiA 402 Servo Drive Standard werden gängige<br />

SPSen direkt unterstützt. Mit der RS232-Version können jedoch auch mehrere Antriebe über<br />

einen einzigen Master-Port gesteuert werden. Der integrierte Motion Controller kann<br />

typische Aufgaben wie das Homing eines Antriebs direkt übernehmen, und zwar über seine lokalen digitalen und analogen I/Os.<br />

Alternativ können beide Ausführungen auch stand alone, das heißt ohne Master betrieben werden. Seine digitalen und analogen I/<br />

Os können in diesem Fall sehr flexibel für lokale Steuerungsaufgaben oder für diskrete Soll- und Istwerte genutzt werden.<br />

www.faulhaber.com<br />

EFFIZIENZ STEIGERN, EMISSIONEN SENKEN<br />

ABB unterstützt Unternehmen mit einem neuen Online-Rechner<br />

bei den ersten Schritten auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz.<br />

Er bietet einen einfachen Zugriff auf Daten – basierend<br />

auf der Energieeffizienz motorbetriebener Systeme. Durch die<br />

Eingabe von Informationen zu den verbauten Motoren,<br />

Betriebsstunden und der durchschnittlichen Betriebsleistung<br />

kann der Kunde Energie- und Emissionseinsparungen sowie die<br />

Amortisationszeit abschätzen. Der Online-Rechner ist eine<br />

Light-Version des umfassenden Energieeffizienz-Audits durch<br />

Fachleute von ABB und basiert auf demselben Algorithmus. Der<br />

Rechner ermöglicht eine erste Schätzung der potenziellen<br />

Energie- und Kosteneinsparungen, welche durch die Nachrüstung<br />

von Pumpen- und Lüftersystemen mit Niederspannungs-<br />

DOL-Motoren erzielt werden können. Diese laufe ohne einen<br />

Frequenzumrichter zur Drehzahlregelung. Der Rechner berücksichtigt<br />

Niederspannungsmotoren der Effizienzklasse IE3 und<br />

kleiner. Er beziffert die Energieeinsparungen, die durch ein<br />

Upgrade auf die neueste Motor- und Antriebstechnologie – das<br />

IE5-SynRM-Paket – erzielt werden könnten.<br />

https://global.abb/<br />

VON STANDARD BIS EXTREM<br />

Findling bietet die ABEG extreme-<br />

Serien für harte Umgebungsbedingungen<br />

an. Die Anforderungen<br />

an Wälzlager bei sehr hohen oder<br />

niedrigen Temperaturen erfordern<br />

nicht nur spezielle Wälzlagerwerkstoffe,<br />

sondern auch sorgfältig<br />

entwickelte Dichtungen und<br />

Schmiermittel. Für das Sortiment<br />

der Xtemp-Serie wurden Werkstoffe<br />

aus hochwertigem Wälzlagerstahl, Keramik oder PEEK<br />

gezielt mit ausgewählten Dichtungsmaterialen respektive<br />

Deckelmaterialen und Befettungsvarianten kombiniert.<br />

Hierdurch stehen Rillenkugellager für Temperaturen von −70 °C<br />

bis 1000 °C zur Verfügung. Speziell für hohe Drehzahlen sind<br />

die Rillenkugellager der Xspeed-Serie ausgelegt. Kombiniert<br />

wurde hierfür bewährte Lagertechnik mit Dichtungen für<br />

Anwendungen im hohen Drehzahlbereich und speziellen Fetten<br />

zur Minderung der Reibung.<br />

www.findling.com<br />

Ein Plus<br />

an Performance:<br />

Gehäuselose Motoren<br />

revolutioniert.<br />

Flexibilität<br />

Konnektivität<br />

Hohes Drehmoment<br />

Integrierbarkeit<br />

Dynamik<br />

Unsere cyber ® kit line eröffnet<br />

Ihnen neue Freiheiten bei<br />

der Maschinenkonzeption:<br />

+ Eine Vielzahl an Baulängen<br />

+ 60 V bis 750 V Design<br />

+ Verschiedene Hohlwellenvarianten<br />

+ Integrierte Temperatursensoren<br />

+ Wicklungstemperatur<br />

bis zu 155°C<br />

Erfahren<br />

Sie mehr:<br />

cyber motor


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

BERECHNUNGSSOFTWARE<br />

AUF TEMPO 100 IN UNTER 3 SEKUNDEN<br />

Komplette Getriebe und Antriebsstränge modellieren und optimieren: Dafür<br />

ist die Berechnungssoftware Kisssoft bekannt. Das studentische Team von<br />

TU Wien Racing konnte damit nun auch das Getriebe und die Lenkung ihres<br />

aktuellen Rennwagens für die Formula Student erfolgreich weiterentwickeln.<br />

Der Rennwagen heißt „Edge“ und ist das Herzstück von<br />

TU Wien Racing. Der Verein wurde im Jahr 2007 von Studierenden<br />

der Technischen Universität Wien gegründet.<br />

Sie wollten ihr theoretisches Wissen durch die Entwicklung<br />

und Konstruktion eines eigenen Rennwagens in die Praxis<br />

umsetzen. Seitdem kann das Team auf eine wachsende Mitgliederzahl<br />

und 15 Rennwagen zurückblicken. Über 100 Studierende<br />

von 4 Hochschulen aus 30 Fachrichtungen sind heute an dem<br />

Projekt beteiligt, wobei unter den Rennsportbegeisterten nicht<br />

nur Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik vertreten sind,<br />

sondern zum Beispiel auch Wirtschaft und Orientalistik. Jeden<br />

Sommer misst sich TU Wien Racing auf Wettbewerben der Formula<br />

Student mit internationalen Hochschulteams. Der erste Bolide<br />

ging 2008 an den Start, seit 2014 fährt er nachhaltig mit Elektroantrieb.<br />

Von Beginn an lieferten viele Podiumsplätze und Top-<br />

10-Platzierungen wertvolle Punkte für die Weltrangliste.<br />

Bei der Entwicklung erhalten die Studierenden Unterstützung<br />

von zahlreichen namhaften Sponsoren aus der Industrie und set-<br />

Der Antriebsstrang des aktuellen<br />

Edge Rennwagens wurde mithilfe<br />

von Kisssoft optimiert<br />

zen auch professionelle Berechnungssoftware ein. Die Programme<br />

Kisssoft und Kisssys haben dem Team bei der Auslegung des<br />

Getriebes geholfen. Die Software der Kisssoft AG ermöglicht<br />

einen sehr starken Detailgrad für die akkurate Berechnung der<br />

Komponenten und berücksichtigen dabei die relevanten Einflussund<br />

Umgebungsfaktoren. Zusätzlich ist die Berechnung von<br />

Verzahnungen mit Nicht-Norm-Modulen wichtig und hier besonders<br />

die vielen Verzahnungseigenschaften, die ausgelegt und<br />

berechnet werden können. Dazu gehören etwa auf das optimale<br />

Gleitverhalten angepasste Profilverschiebungen. Ein anderes<br />

Beispiel sind angepasste Flankenprofile mit eigenen Höhenund<br />

Radien-Faktoren. Die resultierenden Sonderverzahnungen<br />

werden durch Drahterodieren hergestellt. Die Festigkeit der Verzahnung<br />

wurde mit Lastkollektiven geprüft, welche den tatsächlichen<br />

Betrieb besser abbilden. Die Modifikationen führen zu<br />

einer verbesserten Temperatur- und Lastverteilung über den<br />

Zahn, damit wird die Fressneigung reduziert.<br />

HERAUSFORDERUNG GETRIEBE<br />

In der Saison 2021/2022 folgte der Wechsel auf einen Allradantrieb.<br />

Das erforderte eine erneute Anpassung an den Motor,<br />

eine veränderte Lastenverteilung und andere Randbedingungen,<br />

16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

wie etwa die Position des Querlenkers. Aufgrund der Anbindung des Querlenkers am<br />

Radträger ist der Bauraum begrenzt. Darüber hinaus sollen die Kräfte auf den Querlenker<br />

durch das kleinere Getriebe verringert werden, da die ungefederten Massen<br />

reduziert werden. Vorteilhaft für ein verkleinertes Getriebe sind ein geringeres Gewicht<br />

und weniger Massenträgheit durch den kleinen Durchmesser.<br />

Die Überarbeitung der Motoren brachte eine neue Herausforderung mit sich: Das<br />

Getriebe benötigt eine hohe Übersetzung, da der Motor eine hohe Nenndrehzahl hat<br />

und über wenig Moment verfügt. Aufgrund der höheren Drehzahl am Eingang des<br />

Getriebes und damit einer erhöhten Anzahl an Lastzyklen liegt der Fokus darauf, die<br />

Dauerfestigkeit der Verzahnung des Getriebes zu erhöhen.<br />

Für die aktuelle Saison 2023/24 wurde das Getriebe weiterentwickelt. Das Ziel ist<br />

eine verbesserte Übersetzung von 11:1 bis 12:1, um die Beschleunigung zu optimieren<br />

und eine höhere Höchstgeschwindigkeit zu erreichen. In Verbindung damit soll<br />

der Durchmesser der Verzahnung auf unter 100 mm verkleinert und an den ebenfalls<br />

kleinen Motor angepasst werden. Dadurch wird der Kraftfluss durch die gesamte Baugruppe<br />

verbessert.<br />

Kisssys unterstützt das Team bei der Modellierung der Verzahnungen und Lager sowie<br />

bei der Berechnung der Planetenachsen, während der unterschiedliche Härteund<br />

Festigkeitsgrad der Materialien im Bereich der Steckverbindung zwischen Sonne<br />

und Rotor von Kisssoft automatisch berücksichtigt wird.<br />

AUSLEGUNG DER LENKUNG<br />

Auch in anderen Bereichen konnte das Team von TU Wien Racing mit der Software<br />

von Kisssoft technische Herausforderungen überwinden. Die Aluminiumteile der<br />

Radnabe werden unter Last elastisch verformt, was zu einer Schiefstellung der Achsen<br />

der Verzahnung führt. Diese kann in der Berechnungssoftware berücksichtigt<br />

werden, wodurch entsprechende Veränderungen der Flankenlinienmodifikationen<br />

berechnet werden können. Zusätzlich fokussiert sich die Arbeit mit Kisssoft auch auf<br />

das Lenkgetriebe und dessen Ritzel und Zahnstange, die sich in einem Aluminium-<br />

CFK-Gehäuse befinden. Wichtig für das Design des Lenkgetriebes waren das Moment<br />

der Lenkung, der maximale Lenkwinkel der Räder sowie der maximale Lenkwinkel<br />

des Lenkrads. Mit der Software konnten die Studierenden die Verzahnung berechnen,<br />

um diese durch optimale Geometrien bei gegebener Last möglichst kompakt und<br />

leicht zu gestalten. Dies bedeutet: Auch bei Verwendung anderer Werkstoffe als Stahl<br />

wird die höchste Kompaktheit der Zahnräder erreicht.<br />

Bilder: Kisssoft, TU Wien Racing<br />

www.kisssoft.com<br />

DIE IDEE<br />

„Kisssoft bietet Ingenieuren<br />

Lösungen und Werkzeuge für die<br />

Aus legung, Optimierung und<br />

Beurteilung von einzelnen Zahnrädern<br />

bis hin zu kompletten<br />

Antriebssträngen. Mit dem Kisssoft-<br />

Release <strong>2024</strong> gibt es unter anderem<br />

das neue System modul Kissdesign.<br />

Es beschleunigt die Berechnung von<br />

Antriebs strängen und löst die<br />

bisherige Software Kisssys ab.<br />

Wir unter stützen das studentische<br />

Team von TU Wien Racing gerne und<br />

sind stolz, dass mithilfe unserer<br />

Software Getriebe und Lenkung des<br />

Edge15 für die Formula Student-<br />

Saison 2023/24 optimiert werden<br />

konnten.“<br />

Hanspeter Dinner, Deputy General<br />

Manager, Kisssoft AG, Bubikon (CH)<br />

Tim Sautter, CTO; Patricia Reisinger, Marketing,<br />

beide TU Wien Racing


ELEKTROMOTOREN<br />

EMV UND ENTSTÖRUNG<br />

LEBENSDAUERVERLÄNGERUNG VON<br />

ELEKTROKLEINMOTOREN<br />

Sintertechnik entwickelt und fertigt seit den<br />

1960er Jahren Bauelemente für die<br />

Funkentstörung und Lebensdauerverlängerung<br />

von Kleinmotoren. Die Bauelemente haben<br />

ihre Zuverlässigkeit unter extremen<br />

Bedingungen bewiesen – sogar auf dem Mars.<br />

Neben der Reduzierung elektromagnetischer<br />

Emissionen tragen die Bauelemente<br />

maßgeblich zur Verlängerung der Lebensdauer<br />

bestimmter Motoren bei, sei es im Automobil,<br />

Flugzeug oder in der Medizintechnik.<br />

Die Auswirkungen des Klimawandels treiben die Bestrebungen<br />

zur Energiewende weltweit massiv voran, was<br />

mit einer Umstellung auf elektrische Energieversorgung<br />

einhergeht. Die rasante Umstellung vom Verbrennungsmotor<br />

zur Elektromobilität, die sich insbesondere in<br />

China vollzieht, belegt diesen Wandel eindrücklich.<br />

Damit gewinnen auch elektrische Antriebe immer mehr an Bedeutung:<br />

Ihre Optimierung in allen Leistungsbereichen ist integraler<br />

Bestandteil der derzeitigen Entwicklungen. Der nachhaltige<br />

Umgang mit Ressourcen stellt eine weitere Herausforderung dar,<br />

womit auch eine Verlängerung der Lebensdauer von Produkten<br />

und Komponenten immer wichtiger wird.<br />

Auch die zunehmende elektromagnetische Empfindlichkeit<br />

von elektronischen Produkten und Komponenten (EMV-Verträglichkeit)<br />

verlangt technologische Lösungen, wenn die Leiterbahnstrukturen<br />

auf Mikrochips in allen Bereichen des täglichen<br />

Lebens immer dichter werden – etwa durch die Einführung von<br />

3-nm-Chips. Dass der steigenden elektromagnetischen Empfindlichkeit<br />

seitens des Gesetzgebers entsprechend Rechnung<br />

getragen wird, zeigt die Überarbeitung zum Beispiel der Norm<br />

CISPR25:2021 (Fahrzeuge, Boote und von Verbrennungsmotoren<br />

angetriebene Geräte – Funkstöreigenschaften – Grenzwerte<br />

und Messverfahren für den Schutz von an Bord befindlicher<br />

Empfänger): Die obere Grenzfrequenz wurde in der aktuellen<br />

Version 2021 von 2,45 GHz (Version 2016) auf 5,95 GHz (Version<br />

2021) deutlich erweitert. Hinzu kommt der Wunsch, Kosten zu<br />

Dr. Jochen Langguth, Geschäftsführer, Sintertechnik GmbH, Pretzfeld<br />

senken, insbesondere im Automotive-Bereich, um dem immer<br />

stärker werdenden Wettbewerb aus Fernost standhalten zu können<br />

– nicht nur in der Elektromobilität.<br />

KOSTENOPTIMIERUNG UND VEREINFACHUNG<br />

Aus diesen Forderungen heraus wurden zwei Aufgaben an die<br />

Firma Sintertechnik GmbH mit Sitz in Nordbayern herangetragen.<br />

Bei beiden Aufgaben sollten kostenintensive Motoren durch<br />

mechanisch kommutierte DC-Motoren ersetzt werden, die kostengünstig<br />

und einfach anzusteuern sind. Zum einen betrifft dies<br />

einen Schrittmotor in einer Klappenverstellung (HVAC), zum anderen<br />

einen BLDC-Motor (elektronisch kommutiert) für eine<br />

Pumpe, bei dem in diesem Anwendungsfall die komplexe Ansteuerung<br />

des Motors deutlich vereinfacht werden sollte.<br />

Sintertechnik hat im Bereich der Funkentstörung (EMV) von<br />

Elektrokleinmotoren und insbesondere der Verlängerung der<br />

Lebensdauer von sehr hochwertigen eisenlosen Motoren seit<br />

Jahrzehnten Erfahrung und beliefert führende Unternehmen<br />

mit Lösungen. Der erste Marsrover „Sojourner“ wurde mit<br />

Motoren ausgerüstet, deren Lebensdauer mit einer Lösung des<br />

Unternehmens deutlich verbessert werden konnte. Es war das<br />

erste radgetriebene Fahrzeug, das jemals auf einem anderen<br />

Planeten unterwegs war. Komponenten von Sintertechnik<br />

trugen somit zum Erfolg der Marsmission bei.<br />

Aufgrund der anspruchsvollen Anforderungen in beiden Anwendungen<br />

wurde ein Motor mit Edelmetallbürstenkommutierung<br />

(EB) gewählt. Wichtige waren unter anderem eine geringe<br />

Geräuschentwicklung, geringe Anlaufspannung, keine Kontaminationen<br />

(etwa durch Abrieb), hoher Wirkungsgrad, geringe elektromagnetische<br />

Emissionen (EMV) und eine hohe Lebensdauer.<br />

18 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


ELEKTROMOTOREN<br />

Bei den Anwendungen im Automobilbereich war der Einsatz eines<br />

eisenlosen Motors aus Kostengründen von Anfang an nicht<br />

in Frage gekommen.<br />

ELFFACHE LEBENSDAUER<br />

Es wurde letztlich ein besonders kostengünstiger Eisenkernmotor<br />

mit EB-Kommutierung und 12 V Betriebsspannung aus dem<br />

Standardprogramm eines renommierten Motorenherstellers<br />

gewählt. Er wird weltweit in großen Stückzahlen in vielfältigen<br />

Anwendungsbereichen eingesetzt, unter anderem Automotive,<br />

und verfügt über eine hohe Qualität. Allerdings ist die Lebensdauer<br />

dieses Motors in der heute verfügbaren Standardausführung<br />

auf knapp 900 h und circa 200.000 Drehrichtungswechsel<br />

(CW/CCW) unter Last limitiert. Aufgabe war es somit, die Vorzüge<br />

dieses EB-kommutierten Motors mit der geforderten Lebensdauer<br />

von circa 4.500 h und 1 Mio. CW/CCW-Zyklen zu<br />

vereinen.<br />

Sintertechnik hat sich dieser Aufgabe in Zusammenarbeit mit<br />

dem Hersteller der Motoren angenommen. Nach einer Vielzahl<br />

von Vorversuchen wurden die Verbesserungsmaßnahmen evaluiert.<br />

Das Ergebnis: Durch diese Modifikationen des Motors<br />

konnte eine Lebensdauer von über 10.000 h und über 2,3 Mio.<br />

Drehrichtungswechsel (CW/CCW) unter Last und unter Normalbedingungen<br />

im Labor erzielt werden. Damit wurde die Vorgabe<br />

der Kunden deutlich übertroffen. Diese enorme Steigerung<br />

der Lebensdauer lässt eine erhebliche Erweiterung des heutigen<br />

Anwendungsspektrums dieses Motors erwarten: Wesentlich kostenintensivere<br />

Motoren in dieser Leistungsklasse können so kostengünstig<br />

substituiert werden.<br />

WEITERE BETRIEBSSPANNUNGEN<br />

Aufgrund der verschiedenen Anforderungen weiterer Kunden<br />

wurde der Motor und die Methode zur Lebensdauerverlängerung<br />

zwischenzeitlich so weiterentwickelt, dass der Motor auch<br />

mit Betriebsspannungen von 24 V, 36 V und 48 V geliefert werden<br />

kann. Entsprechende Stückzahlen vorausgesetzt können<br />

auch davon abweichende Betriebsspannungen realisiert werden.<br />

Für EMV-kritische Anwendungen können die Motoren kundenspezifisch<br />

modifiziert und mit entsprechender Entstörung geliefert<br />

werden, zum Beispiel gemäß der Norm CISPR25:2021.<br />

Ein weiteres Projekt mit einem Motor mit höherteiligem Anker<br />

ähnlicher Baugröße hat ebenfalls die geforderten 1 Mio. CW/<br />

CCW-Zyklen und circa 4.500 h bereits überschritten. Er zeichnet<br />

sich durch eine besonders hohe Laufruhe aufgrund eines verringerten<br />

magnetischen Rastmoments aus. Wegen der günstigeren<br />

Motoreigenschaften in Hinblick auf EMV und Lebensdauer sollte<br />

dieser Motor die Lebensdauer des ersten Motors noch einmal<br />

deutlich übertreffen.<br />

HOHE STÜCKZAHLEN MÖGLICH<br />

Die Motoren können auf Anfrage und bei entsprechenden Stückzahlen<br />

in Zusammenarbeit mit dem Kunden auch mit Getriebe<br />

geliefert werden. Darüber hinaus können anwendungsbezogene<br />

Aktuatorsysteme entwickelt und geliefert werden. Aufgrund der<br />

vorhandenen Produktionslinien für die kostengünstige Basisversion<br />

dieses Motors beim Hersteller der Motoren eignet er sich<br />

nicht nur für kleinere, sondern auch für mittlere bis große Serien<br />

– bis hin zu Stückzahlen von mehreren Millionen per annum.<br />

Bilder: Sintertechnik<br />

www.sintertechnik.com<br />

DIE IDEE<br />

DC-Motor mit Aktuator<br />

„Sintertechnik befasst sich bereits<br />

seit Mitte der 1960er-Jahre mit der<br />

kundenspezifischen Entwicklung<br />

und Herstellung von Bauelementen<br />

für die Funkentstörung und Lebensdauerverlängerung<br />

von Kleinmotoren.<br />

Diese Bauelemente<br />

werden zum Teil seit über 40 Jahren<br />

von den Weltmarktführern in der<br />

Antriebstechnik in Serie eingesetzt<br />

und haben ihre Tauglichkeit unter<br />

den ungewöhnlichsten Einsatzbedingungen<br />

bewiesen, in Luftund<br />

Raumfahrt, Automotive oder<br />

Medizintechnik. Neben einer<br />

deutlichen Reduzierung der elektromagnetischen<br />

Emissionen kann<br />

durch den Einsatz von Sintertechnik-<br />

Bauelementen die Lebensdauer von<br />

bestimmten Motoren erheblich<br />

verlängert werden.“<br />

Dr. Jochen Langguth,<br />

Geschäftsführer der<br />

Sintertechnik GmbH, Pretzfeld<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 19


MARKTPLATZ<br />

HYGIENISCHES<br />

EDELSTAHL-SCHNECKENGETRIEBE<br />

Boston Gear stellt die nächste<br />

Generation seines Schneckengetriebes<br />

der Serie 700 vor. Das<br />

Edelstahlgetriebe SS700 Gen2<br />

ist eine Weiterentwicklung der<br />

ersten Generation, die seit<br />

über 10 Jahren in der Lebensmittel-<br />

und Getränkeindustrie<br />

zum Einsatz kommt. Das<br />

NSF-zertifizierte SS700 Gen2<br />

verfügt über innovative neue<br />

Funktionen: Ein optimiertes, abgerundetes Domed Crown-Design<br />

verhindert praktisch alle Flüssigkeitsansammlungen beim<br />

Abspülen. Hinsichtlich Haltbarkeit und Hygiene bietet die<br />

Konstruktion aus Edelstahl 316 verbesserte Vorteile für<br />

Anwendungen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie – im<br />

Vergleich zu lackierten, beschichteten und aluminiumlegierten<br />

Getrieben. Das neue Schneckengetriebe verfügt über ein<br />

Edelstahlgehäuse der Schutzart IP69K gemäß IEC 60529 und<br />

hält einem Düsendruck von bis zu 1450 psi (circa 100 bar) bei<br />

vier Zoll ohne Wassereintritt stand. Neue FSMA- und OSHA-konforme<br />

und vor Ort installierbare Wellenabdeckungen schützen<br />

vor möglichen Schmutznestern und eliminieren Sicherheitsrisiken,<br />

die mit rotierenden Elementen einhergehen.<br />

www.bostongear.com<br />

SERVOREGLER MIT<br />

PROFISAFE-SCHNITTSTELLE<br />

Wittenstein präsentiert den<br />

neuen sicherheitszertifizierten<br />

Servoregler Cyber Simco Drive<br />

2 mit Profisafe-Interface.<br />

Verfügbar ist die sichere<br />

Feldbusschnittstelle für die<br />

Leistungsvarianten SIM2050<br />

und SIM2100 mit integrierter<br />

Sicherheitskarte.<br />

Diese werden, kombiniert mit dem Antriebsaktuator, im<br />

kompakten Servoantriebssystem Cyber iTAS System 2 für<br />

fahrerlose Transportsysteme (FTS) eingesetzt. Die Profisafe-<br />

Schnittstelle leistet einen wichtigen Beitrag zur „Next Level<br />

Safety Architecture“ des kompakten FTS-Antriebssystems: Sie<br />

reduziert die sicherheits- und steuerungstechnische Komplexität<br />

in den Fahrzeugen, verringert den Zeit- und Kostenaufwand<br />

bei Inbetriebnahme und Service. Zudem erleichtert sie die<br />

Konfiguration und Dokumentation der Sicherheitsarchitektur.<br />

Mit einer integrierten Sicherheitskarte verfügt der Regler<br />

bereits in der Grundvariante über eine zweikanalige STO-Funktion<br />

(Safe Torque Off). Optional können die Sicherheitsfunktionen<br />

SBC (Safe Brake Control) sowie eine sichere Encoder-Emulation<br />

für den Safety-Encoder im Radantrieb und die Sicherheitsfunktion<br />

SP (Safe Position) ergänzt werden.<br />

www.wittenstein.de<br />

NACHHALTIG: BIO-KABEL GEHT IN SERIE<br />

Im vergangenen Jahr hat Lapp erste<br />

Prototypen von Kabeln mit biobasierten<br />

Ummantelungen vorgestellt.<br />

Jetzt geht der Hersteller mit der<br />

Etherline FD bioP Cat.5e in Serienproduktion.<br />

Die nachhaltige Variante<br />

mit biobasiertem Außenmantel<br />

besteht zu 43 Prozent aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen (nach ASTM<br />

D6866). Die Produkteigenschaften<br />

sind gleich wie bei der Standardvariante<br />

aus rein fossilen Rohstoffen.<br />

Damit wird der CO₂-Fußabdruck laut<br />

eigenen Angaben um 24 Prozent<br />

gegenüber des fossil-basierten TPU-Mantels reduziert. Sowohl<br />

die fossile als auch die biobasierte Variante eignen sich für die<br />

Patchkabel-Konfektion bis 60 m Kabellänge bei anspruchsvollen<br />

Verwendungen: zum Beispiel für den dauerbewegten Einsatz in<br />

Schleppketten, in beweglichen Maschinenteilen oder auch für<br />

EtherCAT- und EtherNet/IP-Anwendungen. Dank der Cat.5e-<br />

Performance bis 1.000 Mbit/s ermöglicht die neue Leitung<br />

einen schnellen Informationsaustausch und dient zur Übertragung<br />

analoger und digitaler Signale im Frequenzbereich bis<br />

100 MHz. Die hochflexible Datenleitung wurde im eigenen<br />

Testzentrum auf über 1 Mio. Biegezyklen in der Schleppkette<br />

getestet.<br />

www.lapp.com<br />

ANOMALIEN IM ANTRIEBSSTRANG ERKENNEN<br />

Siemens präsentiert<br />

eine cloud- und eine<br />

PC-basierte Lösung für<br />

das Condition Monitoring<br />

des Antriebsstrangs,<br />

die sich<br />

ergänzen. Mit Drivetrain<br />

Analyzer Cloud<br />

werden die beiden<br />

Applikationen Analyze<br />

MyDrives und Sidrive IQ<br />

Fleet in einer App zusammengeführt. Drivetrain Analyzer Cloud<br />

kommt mit einer neuen Benutzeroberfläche. Ob Frequenzumrichter,<br />

Motoren oder andere rotierende Maschinen, Anwender<br />

können verschiedene Antriebskomponenten zu einem Antriebsstrang<br />

verbinden und dessen Zustand zu überwachen. Eine<br />

weitere Produktneuheit ist das Connection Module IOT (CM<br />

IOT). Laut eigenen Angaben kann es in wenigen Minuten<br />

montiert und in Betrieb genommen werden. Hervorzuheben<br />

sind die verbesserte und zusätzliche Sensorik und das neue<br />

alternative Energiekonzept über einen externen 24V-Anschluss.<br />

Das Modul misst Rohdaten und überträgt diese automatisch in<br />

die Cloud. Drivetrain Analyzer Cloud informiert sofort über<br />

Anomalien und spezifische Fehlerbilder wie Lagerschäden,<br />

Unwuchten oder Fehlausrichtungen und hilft so, ungeplante<br />

Ausfällen zu vermeiden.<br />

www.siemens.com<br />

20 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

FASEROPTISCHE DREHDURCHFÜHRUNGEN<br />

Servotecnica bietet faseroptische<br />

Drehdurchführungen auch<br />

für sehr anspruchsvolle Anforderungen<br />

an – von kompakten<br />

Einkanal- und koaxialen FORJs<br />

bis hin zu komplexen Mehrkanal-Drehdurchführungen<br />

für<br />

optische Leiter. Als optisches<br />

Äquivalent eines elektrischen Schleifrings sorgt ein Fibre Optic<br />

Rotary Joint (FORJ) für die unterbrechungsfreie Übertragung<br />

eines optischen Signals zwischen statischem und rotierendem<br />

Abschnitt. Das Portfolio enthält neben robusten Einkanal-FORJs<br />

ebenso Koaxial-FORJs für Anwendungen, bei denen zwei Kanäle<br />

erforderlich sind. Die komplexeste Bauform bilden die Mehrkanal-FORJs,<br />

die der italienische Hersteller für bis zu zwölf<br />

Standardkanäle realisieren kann. Die Einkanal-FORJs haben<br />

üblicherweise eine Einfügungsdämpfung (Insertion Loss, IL) von<br />

0,5 dB; bei Doppel- und Mehrkanal-Schleifringen steigt sie auf<br />

3 dB an. Die Variation (Insertion Loss Variation, wow) ermittelt<br />

Schwankungen in der Dämpfung, die entstehen, sobald sich ein<br />

FORJ dreht. Sie soll möglichst klein ausfallen, um zu verhindern,<br />

dass sich das Signal-Rausch-Verhältnis verschlechtert. Ist die<br />

Variation bei einer Anwendung eine kritische Spezifikation, sind<br />

Einkanal-FORJs laut eigenen Angaben die beste Wahl. Sie haben<br />

bei Servotecnica einen wow-Wert von weniger als 0,25 dB<br />

www.servotecnica.de<br />

STAUBFESTE EX-MOTOREN ZERTIFIZIERT<br />

Elektromotoren von BEN<br />

Buchele wurden nach<br />

IBExU22ATEX1087 X als<br />

staubfest für den Einsatz<br />

in explosionsgefährdeten<br />

Bereichen zertifiziert. Sie<br />

eignen sich für Anwendungen<br />

in der Lebensmittelbranche,<br />

bei Futtermitteln,<br />

in der Chemie- und Pharmaindustrie oder im Recyclingbereich.<br />

Das Unternehmen konnte seine jahrelange Erfahrung aus<br />

der Offshore-Industrie für die Auslegung von staubgeschützten<br />

Motoren adaptieren. Im Offshore-Bereich müssen Motoren zum<br />

Beispiel für Windenanatriebe ex-geschützt und wasserfest sein.<br />

Mit geringen Anpassungen konnte so die Typenreihe tKD..71..-<br />

./. bis tKD..315..-./. in oberflächengekühlter Graugussausführung<br />

im Leistungsbereich von 0,37 kW bis 120 kW zertifiziert<br />

werden. Die Motoren genügen den Anforderungen des Explosionsschutzes<br />

der Gruppe II, Kategorie 2D in der Zündschutzart<br />

Staubexplosionsschutz durch Gehäuse „tb“: II 2D Ex tb IIIC T* °C<br />

Db. Wichtig dabei ist eine aktive Temperaturüberwachung des<br />

Motors, beispielsweise durch einen integrierten Thermofühler.<br />

Bei Überhitzung der Wicklung wird der Motor abgeschaltet.<br />

Alternativ kann ein Überstromabschaltgerät eingesetzt werden,<br />

das den Motor bei Überlastung ebenfalls deaktiviert.<br />

www.benbuchele.de<br />

AUTOMATISCHE LASTERKENNUNG<br />

Mit dem neuen Kapazitätsmodul PC-0424-010-00 erweitert Block sein Portfolio im Bereich der 24VDC<br />

kapazitiven USVen. Die Module vereinen die automatische Umschaltung bei einem Netzausfall und einen<br />

langlebigen und wartungsfreien Energiespeicher auf Basis von Ultrakondensatoren. Bis zu 20 A werden<br />

Unterbrechungen der Versorgungsspannung bis in den Sekundenbereich überbrückt. Durch das kompakte<br />

Design werden dafür nur 55 mm Baubreite auf der Hutschiene benötigt. Die automatische Lasterkennung<br />

vereinfacht das Handling und macht nutzerseitige Einstellungen überflüssig.<br />

www.block.eu<br />

RG_Fit Zukunft_Antriebstechnik_<strong>2024</strong>-6-2 29.04.<strong>2024</strong> 11:10 Uhr Seite 1<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 21


Jede Zelle<br />

befindet sich auf<br />

einer Verschiebe-<br />

Einheit und lässt sich<br />

daher bei einem<br />

Ausfall des Roboters<br />

schnell zur Seite<br />

bewegen<br />

01<br />

ZAHNSTANGENGETRIEBE<br />

SCHWERE ROBOTERZELLEN<br />

LEICHT VERSCHIEBEN<br />

Ein Spezialist für die Automatisierung von Fertigungs- und Logistikprozessen setzt<br />

für kundenspezifische Lösungen Roboterzellen ein. Das Besondere: Die Roboterzellen<br />

lassen sich schnell und leicht verschieben. In einer Handling-Einheit zur Beschickung<br />

von CNC-Maschinen übernehmen Zahnstangengetriebe diese Aufgabe. Der Beitrag<br />

stellt die Lösung vor.<br />

Das Dienstleistungsangebot der Alexander Bürkle Robotic<br />

Solutions GmbH aus Singen (Hohentwiel) beinhaltet<br />

neben der Modernisierung und Wartung von Anlagen<br />

auch die Entwicklung schlüsselfertiger Systeme. Zu den<br />

Kunden der Automatisierungsexperten zählen nicht nur Maschinenbauer<br />

und Automatisierer, sondern auch produzierende Unternehmen.<br />

In einem Gewerbegebiet unweit des Bodensees arbeitet ein<br />

Team aus hochspezialisierten Ingenieuren und Technikern an<br />

Lösungen, um Prozesse zu optimieren und Mitarbeiter in Fertigung<br />

und Logistik von körperlich anstrengenden, monotonen<br />

Arbeiten zu entlasten. Die Anlagen tragen zudem zur Effizienzsteigerung<br />

bei und ermöglichen es den Auftraggebern, trotz hoher<br />

Lohnkosten am Standort Deutschland weiter zu produzieren.<br />

KURZE RÜSTZEITEN<br />

Mittlerweile haben die Spezialisten mehr als 250 Automatisierungssysteme<br />

entwickelt und installiert. Das Herzstück jeder An-<br />

Sven Schürmann, Teamleitung Marketing, Leantechnik AG, Oberhausen<br />

lage ist eine verschiebbare Zelle, in der sich ein Industrie- oder<br />

Leichtbauroboter befindet. Dieser kann für die verschiedensten<br />

Anwendungen eingesetzt werden: für Pick-and-Place-Aufgaben<br />

ebenso wie für die Durchführung von Schweißfügungen, Qualitätskontrollen<br />

oder das Beschicken von CNC-Maschinen in der<br />

Metallverarbeitung.<br />

Die flexible Handlingzelle hat für den Maschinenbetreiber einen<br />

großen Vorteil: „Falls der Roboter einmal ausfallen sollte,<br />

lässt sie sich einfach zur Seite bewegen, sodass die Maschine manuell<br />

bestückt werden kann“, erklärt Simon Potzkai, Vertriebsingenieur<br />

bei Alexander Bürkle Robotic Solutions. „Würde man eine<br />

statische Anlage konstruieren, müsste man sie so planen, dass<br />

der Werker an jeden Ort der Maschine gelangen kann. Das wäre<br />

viel aufwendiger als die Entwicklung einer anwendungsspezifischen<br />

Verschiebe-Vorrichtung.“<br />

Bei der Automatisierung einer CNC-Fräsmaschine zur Metallbearbeitung<br />

war die Konstruktion der beweglichen Roboterzelle<br />

allerdings nicht ganz so einfach. Die Herausforderung bestand<br />

vor allem im Gewicht der Handling-Einheit. Herkömmliche<br />

Lineartechnik, welche das Unternehmen ansonsten für seine Anlagen<br />

verwendet, eignete sich für die hohe Traglast von 1.650 kg<br />

nicht. Auf der Suche nach einer Alternative stießen die Ingenieure<br />

auf die hochgenauen und robusten Zahnstangengetriebe von<br />

Leantechnik.<br />

22 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

03<br />

02<br />

01 Die Roboterzellen kommen unter anderem in Pick-and-<br />

Place-Anwendungen zum Einsatz<br />

02 Die Lifgo 5.1 linear-Zahnstangengetriebe ermöglichen<br />

Anwendungen mit langen Hub- oder Verfahrbewegungen<br />

03 Lifgo-Zahnstangengetriebe gibt es in verschiedenen<br />

Ausführungen und Baugrößen<br />

HOHE TRAGLASTEN PRÄZISE POSITIONIEREN<br />

Die Zahnstangengetriebe der Lifgo-Serie wurden für Anwendungen<br />

entwickelt, die eine hohe Positioniergenauigkeit und Querkraftaufnahme<br />

erfordern. Das Besondere an den Getrieben ist<br />

die 4-fache-Rollenführung der Zahnstange: Sie sorgt für einen<br />

präzisen Hub und ermöglicht hohe Traglasten. Deshalb eignen<br />

sie sich hervorragend für den Einsatz in Handling- oder Verpackungsanlagen.<br />

Leantechnik fertigt die Getriebe in unterschiedlichen Baureihen<br />

mit Hubkräften zwischen 2.000 N und 25.000 N und einer<br />

Hubgeschwindigkeit von 3 m/s. Varianten für Anwendungen mit<br />

langen Verfahrwegen oder für Greif- und Zentrierbewegungen<br />

werden angeboten. Besonders laufruhig sind die Zahnstangengetriebe<br />

der Reihe Lifgo SVZ, da ihre schräggestellten Zähne nur<br />

sehr wenig Reibung verursachen.<br />

BEWEGLICHE ROBOTERZELLE<br />

Für die Verschiebe-Einheit der CNC-Maschine wurde das Zahnstangengetriebe<br />

der Lifgo-Baureihe 5.1 verwendet. Diese Getriebe<br />

weisen eine statische Tragzahl von 51.200 N und eine Hubkraft<br />

von 3.800 N auf und halten dem hohen Gewicht der Roboterzelle<br />

deshalb zuverlässig stand. Da die Verschiebe-Einheit einen Verfahrweg<br />

von 1,2 m bewältigen muss, entschieden sich die Automatisierungsspezialisten<br />

für die Baureihe Lifgo 5.1 linear. Durch<br />

die Aneinanderreihung beliebig vieler Zahnstangen kann diese<br />

Variante auch sehr lange Hübe ausführen.<br />

Der Kunde hatte für seine CNC-Maschinen mehrere Verschiebe-<br />

Einheiten bestellt. Jede der Roboterzellen ruht auf einer Stahlplatte,<br />

unter der sich drei Holme mit den Abmessungen 80 x 80 mm befinden.<br />

An die Holme sind Führungsschienen und Führungswägen<br />

angebaut sowie pro Zelle drei Zahnstangengetriebe des Typs<br />

Lifgo 5.1 linear. Die Führungsschienen sind über 10 mm starke<br />

Metallplatten mit dem Hallenboden verbunden, für den Antrieb<br />

der Verschiebe-Einheit sorgt ein Drehstrom-Getriebemotor.<br />

Die Roboterzelle sollte in maximal 30 s verfahren werden können.<br />

Außerdem war zu berücksichtigen, dass die Zelle durchschnittlich<br />

zwei bis dreimal pro Schicht hin und her bewegt wird.<br />

Diese wichtigen Vorgaben des Maschinenbauers und alle weiteren<br />

Anforderungen konnten mithilfe des ausgewählten Getriebes<br />

problemlos erfüllt werden.<br />

AUCH LÖSUNGEN FÜR EINFACHE<br />

HUBAUFGABEN<br />

Neben den Lifgo-Zahnstangengetrieben fertigt Leantechnik auch<br />

Ausführungen mit rundgeführter Zahnstange. Die lean SL-Getriebe<br />

eignen sich für einfache synchrone Hubaufgaben ohne<br />

Querkraftaufnahme. Sie verfügen über eine rundgeführte Zahnstange,<br />

die einen großen Durchmesser sowie eine breite Verzahnung<br />

aufweist und daher besonders biegesteif ist.<br />

Lean SL-Zahnstangengetriebe gibt es in verschiedenen Größen<br />

mit Hubkräften von 300 N bis 25.000 N. Die Getriebe erzielen<br />

Hubgeschwindigkeiten von bis zu 0,6 m/s und können in den unterschiedlichsten<br />

Anwendungen eingesetzt werden – in Hubtischen<br />

ebenso wie in Transfer- oder Shuttle-Anlagen.<br />

Da die Lifgo- und Lean SL-Serie im Baukastensystem gefertigt<br />

werden, lassen sie sich beliebig miteinander kombinieren. Anwender<br />

können deshalb mit den Zahnstangengetrieben nahezu<br />

jedes denkbare Handling- oder Positioniersystem konstruieren.<br />

Darüber hinaus plant und fertigt Leantechnik aber auch teil- und<br />

funktionsfertige Anlagen nach Vorgaben des Kunden.<br />

Bilder: Alexander Bürkle robotic solutions, Leantechnik<br />

www.leantechnik.com<br />

DIE IDEE<br />

„Wir verbauen die Zahnstangen<br />

getriebe von Leantechnik seit drei<br />

Jahren in Verschiebe-Einheiten. Wir<br />

sind sowohl mit dem Produkt als<br />

auch mit dem Service sehr zufrieden.<br />

Wenn das nächste Automatisierungsprojekt<br />

mit hohen Tragzahlen<br />

ansteht, werden wir sie wieder<br />

verwenden.“<br />

Simon Potzkai, Vertriebsingenieur<br />

bei Alexander Bürkle robotic<br />

solutions GmbH, Singen (Hohentwiel)<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 23


Miles Meier, Chefredakteur<br />

DAS THEMA:<br />

HANNOVER MESSE<br />

DIE HARDWARE<br />

NICHT VERGESSEN<br />

Die Hannover Messe <strong>2024</strong> hatte sich KI und<br />

Datenverarbeitung auf die Fahnen geschrieben.<br />

Aber auch bei der profanen Hardware<br />

gab es für die Besucher viele gute Ideen zu<br />

bewundern. Wir haben hier ein paar zusammengetragen,<br />

die uns auf der Messe Spaß<br />

gemacht haben. Es sind nicht alles Weltneuheiten,<br />

zeigen aber doch den Wunsch von<br />

Unternehmen, sich und die Antriebe immer<br />

weiter in alle Richtungen zu verbessern.<br />

DREIPHASIGER<br />

HYBRIDUMRICHTER<br />

KRAFT FÜR DIE TIEFE<br />

Wittenstein motion control zeigte unter vielem anderem auch seine<br />

Subsea-Antriebssysteme und elektrische Subsea-Aktuatoren für den<br />

Einsatz in Wassertiefen bis zu 3.000 Metern und darüber hinaus. Die<br />

Produkte zeichnen sich durch Zuverlässigkeit und Haltbarkeit aus<br />

und werden in der Subsea-Exploration, -Verarbeitung und -Produktion<br />

eingesetzt. Im Bild ist der hochverfügbare, zweikanalige SSEAC,<br />

der eine vollständige Selbstüberprüfung bietet.<br />

www.wittenstein.de<br />

Am Stand des Elektrotechnischen Institut<br />

(ETI) des KIT war ein leistungsfähiger<br />

Hybridumrichter mit neuartigem Schaltungskonzept<br />

zu sehen. Hierbei sind ein<br />

konventioneller Umrichter mit einem<br />

Multilevelumrichter entkoppelt aufgebaut<br />

und beide Einheiten werden über eine<br />

separate Kopplungsinduktivität zu einem<br />

dreiphasigen Hybridumrichter miteinander<br />

kombiniert. Durch diese Kombination<br />

entsteht ein Hybridumrichter mit hoher<br />

Spannungsqualität, guter Skalierbarkeit<br />

und bisher unerreichter Leistungsdichte.<br />

Der neue Frequenzumrichter ist für<br />

Nieder- und Mittelspannungsanwendungen<br />

einsetzbar und zeichnet sich durch<br />

frequenzunabhängiges Filterverhalten<br />

sowie geringere Baugröße und Kosten<br />

verglichen mit konventionellen Umrichtertechnologien<br />

aus, wie uns Dr. Aude<br />

Pélisson-Schecker (Bild) erklärte.<br />

www.kit-technology.de<br />

CUSTOMIZED GEWINDETRIEBE<br />

Am Stand von Eichenberger Gewinde war eine Auswahl von<br />

besonders stark nach Kundenwünschen produzierte Gewindetriebe<br />

zu sehen. Das Unternehmen entwickeltt dabei Geometrie,<br />

Werkstoff und Härteverfahren gemäß der Anforderungen in der<br />

Anwendung. Die nötige Flexibilität in der Produktion erreichen<br />

die Schweizer durch Produktion im eigenen Haus. Dadurch kann<br />

auch die Endenbearbeitung der Spindeln kundenspezifisch sein.<br />

www.eichenberger.com<br />

24 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


AUSGEWÄHLT<br />

ROBUSTE MOTOREN<br />

GETRIEBEMOTOR PUR<br />

Cantoni Motor präsentierte eine breite Palette von<br />

Sicherheitsmotoren in verschiedenen Leistungsbereichen<br />

und Sicherheitsstufen. Darunter auch<br />

explosionsgeschützte Motoren im Leistungsbereich<br />

von 0,55 kW bis 3200 kW, die für den Betrieb in der<br />

chemischen Industrie und im Bergbau geeignet sind,<br />

wo eine explosive Atmosphäre von Gasen, Dämpfen<br />

oder Staub auftreten kann. Im Bild ist ein IE4-Motor<br />

für den Einsatz in Minen oder Tunneln mit außenliegender<br />

Kühlung.<br />

www.cantonigroup.com<br />

SEW-Eurodrive hat beschichtungsfreie Getriebemotoren<br />

vorgestellt. Ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit<br />

unterstützen diese und weitere Lösungen des Unternehmens<br />

Branchen bei der Effizienzsteigerung. So<br />

lassen sich für Applikationen in geschlossenen und gut<br />

vor Hitze, Kälte oder Nässe geschützten Räumen mit<br />

nicht lackierten Getriebemotoren (ECO2) wertvolle<br />

Ressourcen sparen. Ohne Beschichtung wird das<br />

Recyceln einfacher und das energieintensive Nachlackieren<br />

nach Reparaturen entfällt.<br />

www.sew-eurodrive.de<br />

HYGIENISCHE NORMELEMENTE<br />

Da bereits kleinste Schwachstellen zur Kontamination kompletter<br />

Produktionslinien führen können, hat sich Ganter entschlossen,<br />

eine spezielle Serie von Normelementen zu entwickeln, die den sehr<br />

hohen Anforderungen der EHEDG und des 3-A Sanitary Standard<br />

gerecht werden. Momentan bietet Ganter unter dem Label „Hygienic<br />

Design“ Teile an, die allesamt konstruktiv auf minimale Verschmutzung<br />

sowie einfache Reinigung optimiert sind. Als Material<br />

kommt in allen Fällen nichtrostender Edelstahl zum Einsatz, dessen<br />

Oberflächen gleitgeschliffen oder poliert sind. Ein hygienisch<br />

sicheres Dichtungskonzept, das per Softwaresimulation verifiziert<br />

wurde, garantiert, dass die FDA-konformen Elastomer-Dichtungen<br />

montiert überall flächenbündig anliegen und ihre Funktion<br />

langfristig erfüllen.<br />

www.ganternorm.com<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 25


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

Sebastian Mergler,<br />

Head of Product<br />

Marketing Schaeffler<br />

Lifetime Solutions<br />

CONDITION MONITORING<br />

VOLLE TRANSPARENZ BEI DER<br />

INSTANDHALTUNG<br />

Daten spielen bei der Instandhaltung heute eine große Rolle.<br />

Immer öfter ist auch Künstliche Intelligenz beteiligt. Aber die Bedeutung<br />

des menschlichen Faktors ist gerade bei der Instandhaltung nicht zu<br />

unterschätzen. Schaeffler hat nun ein System geschaffen, welches<br />

digitalen und persönlichen Service kombiniert. Die <strong>antriebstechnik</strong><br />

sprach darüber mit Sebastian Mergler, Head of Product Marketing<br />

Schaeffler Lifetime Solutions.<br />

26 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

Auf der Messe Maintenance in Dortmund haben Sie gesagt,<br />

dass sich Unternehmen für die Instandhaltung einen „echten<br />

Partner“ an der Seite wünschen. Was denken Sie, warum das<br />

so ist?<br />

Die von digitalen Assistenten empfohlenen Maßnahmen haben<br />

häufig weitreichende Konsequenzen für den Kunden. Beispielsweise<br />

kann die Maßnahme einen geplanten Maschinenstillstand<br />

erfordern oder die Anschaffung einer neuen Maschine.<br />

Je größer die Auswirkungen der Entscheidung sind, desto größer<br />

muss das Vertrauen in die digitale Empfehlung sein. Viele unserer<br />

Lifetime Solutions-Kunden sind daher vor allem am Anfang<br />

skeptisch und wünschen sich Unterstützung und Bestätigung<br />

bei der Entscheidungsfindung. Dafür suchen sie einen erfahrenen<br />

menschlichen Partner. Mit der Zeit wächst das Vertrauen in<br />

die digitale Analyse und Entscheidungen werden schneller und<br />

selbstständig getroffen.<br />

Was ist das Besondere an den Schaeffler Lifetime Solutions?<br />

Im Geschäftsbereich Lifetime Solutions bietet Schaeffler ein<br />

umfassendes Angebot an Produkten, Dienstleistungen und Lösungen<br />

zur industriellen Instandhaltung über die Lebensdauer<br />

der Maschinen und Anlagen hinweg. Das Portfolio basiert auf<br />

der langjährigen Wälzlager-Expertise von Schaeffler. Es reicht<br />

von Anwärm- und Ausrichtwerkzeugen, die bei der Montage<br />

benötigt werden, über Lösungen zur Maschinenüberwachung<br />

bis hin zu einer stetig wachsenden Auswahl an Schmierstoffen<br />

und intelligenten Schmierstoffgebern. Unsere Produkte und<br />

Dienstleistungen sind darauf ausgelegt, die Instandhaltung von<br />

Maschinen so einfach wie möglich zu gestalten, deren Lebensdauer<br />

zu verlängern und Ausfälle fast vollständig zu vermeiden.<br />

In puncto Ressourcenmanagement unterstützt unser Portfolio<br />

Unternehmen dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und<br />

ihre CO 2<br />

-Bilanz langfristig zu verbessern. So reduzieren die<br />

Lösungen des Optime Ecosystems durch Lagerausfälle verursachte<br />

ungeplante Downtimes um bis zu 100 Prozent, senken<br />

den Energieverbrauch um bis zu drei Prozent und sparen bis zu<br />

60 Prozent Schmierstoffabfall ein.<br />

Auch die Wiederaufbereitung von Lagern ist Teil der Lifetime<br />

Solutions. Damit können bis zu 95 Prozent der CO 2<br />

-Emissionen<br />

gegenüber einem neuen Lager eingespart werden. Dieser Service<br />

wird noch durch Dienstleistungen wie der Zustandsüberwachung<br />

vor Ort oder Remote mithilfe von Augmented Reality<br />

sowie individuellen Schulungen ergänzt. So ergibt sich ein branchenübergreifendes<br />

Produkt- und Lösungsangebot aus einer<br />

Hand für die gesamten Instandhaltungsanforderungen unserer<br />

Kunden.<br />

Die drei Säulen, so nenne ich die Aspekte Schmierung,<br />

Zustandsüberwachung und Montage mal, sind miteinander<br />

verwoben? Profitiert die Qualität der Zustandsüberwachung<br />

davon, dass die Schmierstoffe und Applikationswege von<br />

Schaeffler sind?<br />

Generell profitiert die Zustandsüberwachung von der Transparenz<br />

über die Schmierstoffversorgung oder von der Kenntnis der<br />

Montageparameter. Schließlich sind eine unzureichende<br />

Schmierung oder eine fehlerhafte Lagermontage die häufigsten<br />

Ursachen für einen Lagerausfall. Die Besonderheit bei Schaeffler<br />

ist, dass vor allem der Anwender, also der Kunde, von der<br />

Verschmelzung der Lösungen profitiert.<br />

Am Beispiel des Optime Ecosystems lässt sich das sehr gut veranschaulichen.<br />

Hier ist es möglich, die Schmierung und den<br />

Zustand einer Maschine in einer Lösung zu überwachen. Der<br />

Kunde kann den Status und alle Alarme in nur einer gemeinsamen<br />

Benutzerschnittstelle ablesen. Er kann neue Messpunkte<br />

01<br />

02<br />

01 Einfach zu implementierende und kabellose Zustandsüberwachung<br />

ist ein wichtiger Bestandteil der Lifetime Solutions<br />

02 Auch die Vereinfachung der Schmierung rotierender Maschinenelemente<br />

ist ein zentraler Schritt, um ungeplante Ausfälle zu<br />

verhindern<br />

und Schmierstellen mit einer erlernten und sehr einfachen Methodik<br />

integrieren und einrichten. Alle Geräte, ob für die<br />

Schmierung oder Zustandsüberwachung, kommunizieren über<br />

dasselbe Netzwerk und übermitteln die Daten an das gleiche<br />

Gateway. Das macht die Arbeit mit der Lösung sehr einfach und<br />

kosteneffizient.<br />

Wie wichtig ist optimale Maschinenschmierung und was wird<br />

dabei häufig übersehen?<br />

Die richtige Schmierung von Industriemaschinen, insbesondere<br />

von Wälzlagern ist entscheidend für deren Lebensdauer, Effizienz<br />

und Betriebssicherheit.<br />

Manuelles Nachschmieren ist zeitaufwendig und komplex. Bei<br />

Hunderten bis Tausenden von Schmierstellen ist eine optimale<br />

Maschinenschmierung manuell nur schwer umzusetzen. Dabei<br />

ist diese essenziell, denn bis zu 80 Prozent der vorzeitigen Lagerausfälle<br />

werden durch unsachgemäße Schmierung verursacht.<br />

Automatische Schmiersysteme wie der intelligente Schmierstoffgeber<br />

Optime C1 können den manuellen Prozess nicht nur ersetzen,<br />

sondern sicherer, zuverlässiger und präziser machen. Sie<br />

sind so konzipiert, dass sie die Schmierstelle zum richtigen Zeitpunkt<br />

mit der richtigen Fettmenge versorgen. So wird der<br />

Schmierungsprozess für die Instandhaltungsteams vereinfacht<br />

und das Risiko von Maschinenausfällen minimiert. Die Möglichkeit<br />

der Fernüberwachung von einem beliebigen Standort<br />

aus macht die Schmierungsaufgabe dabei noch einfacher.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 27


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

03 Der Virtual Fitter ist eine kosteneffiziente<br />

Lösung für Montagearbeiten an Wälzlagern unter<br />

Einsatz von Augmented Reality<br />

Wie funktioniert das Optime Ecosystem?<br />

Das Optime Ecosystem besteht aus Schwingungssensoren und<br />

intelligenten Schmierstoffgebern, die mit einem zentralen Gateway<br />

verbunden sind. Dieses Gateway empfängt die Daten der<br />

Sensoren und Schmierstoffgeber und leitet sie an die Cloud<br />

weiter. Dort werden sie automatisch analysiert. Kunden können<br />

dann über den Optime Digital Service auf diese Informationen<br />

zugreifen.<br />

Das Optime Ecosystem ermöglicht so die drahtlose Überwachung<br />

einer Vielzahl von Elektromotoren, Pumpen, Lüftern und<br />

Schmierstellen für Anlagenbetreiber. Diese Komponenten sind<br />

in der Prozessindustrie weit verbreitet. Aufgrund fehlender kostengünstiger<br />

Technologien werden sie oft nur manuell oder gar<br />

nicht überwacht.<br />

Das System erleichtert die tägliche Arbeit von Anlagenbetreibern<br />

und Instandhaltungsmanagern. An einem einzigen Tag<br />

lassen sich mehrere Hundert Mess- und Schmierstellen ausstatten<br />

und überwachen. Zudem unterstützt das Ecosystem unsere<br />

Kunden der Prozessindustrie bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit<br />

durch die Minimierung von Ausfallzeiten, Materialverschwendung<br />

und Energieverbrauch.<br />

KI oder ML ist ein sehr dynamischer Faktor. Wie häufig sind da<br />

Softwareaktualisierungen notwendig?<br />

Die betroffenen Modelle laufen in der Cloud und entwickeln<br />

sich kontinuierlich weiter. Eine Aktualisierung der Geräte beim<br />

Kunden ist hierfür nicht erforderlich. Aber auch die Software auf<br />

den Geräten werden circa jeden zweiten Monat mit Verbesserungen<br />

und neuen Funktionalitäten aktualisiert. Diese Softwareaktualisierungen<br />

werden over the air durchgeführt. So entsteht<br />

kein manueller Aufwand für den Anwender. Er erhält eine<br />

Benachrichtigung, welche zusätzlichen Möglichkeiten und<br />

Funktionen hinzugekommen sind. Darüber hinaus stehen unsere<br />

Service-Experten jederzeit zur Verfügung, falls Unterstützung<br />

benötigt wird.<br />

Könnte man das Lifetime Solutions-Angebot auch nutzen,<br />

wenn man schon andere Condition-Monitoring-Systeme<br />

verwendet?<br />

Ja, das ist möglich. Unsere Produkte kann man einfach in bestehende<br />

Condition Monitoring-Systeme integrieren. Die kabelgebundenen<br />

Lösungen SmartCheck und ProLink CMS arbeiten<br />

mit den branchenüblichen Schnittstellen und Kommunikationsstandards.<br />

Auch das cloudbasierte Optime Ecosystem<br />

bietet die Bereitstellung der Ergebnisse und Daten über eine<br />

REST-API-Schnittstelle an. So kann jeder Anwender die Lösungen<br />

von Schaeffler mit bereits existierenden Systemen und<br />

Dashboards integrieren. Auch andersherum bieten wir unsere<br />

Experten Services für die Daten aus nicht-Schaeffler-Geräten<br />

an. Die Lösung der Herausforderungen des Kunden steht hier<br />

immer an erster Stelle.<br />

Angenommen, ein Kunde bucht das komplette Programm der<br />

Lifetime Solutions. Inwieweit kann der Kunde die Instandhaltung<br />

kontrollieren oder gar Fristen beeinflussen?<br />

Nehmen wir als Beispiel das Optime Ecosystem, bestehend aus<br />

Optime Condition Monitoring, dem intelligenten Schmierstoffgeber<br />

Optime C1 und dem Optime Digital Service: Damit hat<br />

der Kunde volle Transparenz über den Zustand seiner Maschinen<br />

und die Schmierstellen. Er erhält die Information, welche<br />

Maßnahme wann und wo durchgeführt werden muss, um ungeplante<br />

Stillstände zu vermeiden. So kann die Instandhaltung<br />

fast alle Maßnahmen in geeigneten Zeiträumen einplanen.<br />

Auch das Verschieben geplanter Termine ist möglich, wenn der<br />

„Gesundheitszustand“ und die Schmierstoffversorgung noch<br />

gewährleistet sind.<br />

Wie ist es mit dem Einsatz von Augmented Reality?<br />

Widerspricht das dem persönlichen Gedanken oder entfaltet<br />

sich die Wirkung auch über den Datenkanal?<br />

Dienstleistungen werden immer digitaler, aber viele Kunden<br />

wünschen sich Expertenwissen und Einschätzungen auch über<br />

KI-basierte Vorschläge hinaus. Der Virtual Fitter ist beispielsweise<br />

ein Remote-Montage-Service, der Augmented Reality mit<br />

persönlicher Beratung kombiniert.<br />

Mithilfe einer Augmented-Reality-Brille unterstützen Schaeffler-<br />

Experten weltweit in Echtzeit bei der Montage von Wälzlagern,<br />

ohne selbst vor Ort zu sein. Der Kunde kann bei Bedarf entscheiden,<br />

ob er den Remote-Montage-Service anstelle eines<br />

Vor-Ort-Services nutzen möchte und erhält umgehend eine<br />

AR-Brille leihweise zur Verfügung gestellt, die er während der<br />

Maschineninspektion trägt.<br />

Über die Live-Übertragung erhält der Schaeffler-Monteur ein<br />

umfassendes Bild vom Zustand der Maschine, kann konkrete<br />

Handlungsanweisungen geben und wichtige Informationen in<br />

das Sichtfeld des Kunden einblenden. Das Remote-Angebot<br />

spart bis zu 50 Prozent der Kosten gegenüber einem Vor-Ort-<br />

Service und ermöglicht einen schnellen Wissenstransfer zum<br />

Kunden.<br />

Eine enge Betreuung ist somit auch über die digitale Verbindung<br />

möglich und gleichzeitig kosten- und zeiteffizienter als ein<br />

Vor-Ort-Service.<br />

Bilder: Schaeffler<br />

www.schaeffler.com<br />

28 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

KABELEINFÜHRUNG FÜR GEHÄUSE<br />

Die neuen<br />

UT-Tüllen von<br />

Icotek erlauben<br />

die einfache und<br />

effiziente<br />

Einführung von<br />

Leitungen mit<br />

und ohne Stecker<br />

in Gehäuse. Die einseitig geschlitzte Tülle in U-Form ermöglicht<br />

es, einzelne Leitungen mit einem variablen Klemmbereich von<br />

2 mm sicher und werkzeuglos einzuführen. Der Durchmesserbereich<br />

reicht von 4 bis 11 mm. Die UT-Tülle eignet sich für den<br />

Einbau am Gehäuseunterteil. Sie wird einfach um die Leitung<br />

herum montiert. Nach dem Bestücken wird sie in den empfohlenen<br />

Ausbruch eingeschoben und der Gehäusedeckel aufgesetzt.<br />

Der verschraubte Deckel sorgt für eine Abdichtung bis zu<br />

IP54. Der Einsatz der Tülle in das Gehäuseunterteil erfolgt<br />

rahmen- sowie werkzeuglos. Die Wandstärke des Gehäuses<br />

kann 1 bis 4 mm betragen. Die UT-Tülle ist aus einem Elastomer<br />

gefertigt und eignet sich für Einsatztemperaturen von - 40 bis<br />

100 °C.<br />

www.icotek.com<br />

KUGELNUTWELLENFÜHRUNGEN MIT<br />

HOHER PRÄZISION<br />

VIELSEITIG EINSETZBARE DC-MOTOREN<br />

Die DC-Einbaumotoren<br />

der KE-Baureihe<br />

von Groschopp<br />

erreichen hohe<br />

Drehzahlen und lassen<br />

sich einfach über die<br />

Spannung regeln. Ein<br />

zusätzlicher Regler ist<br />

somit nicht erforderlich. Ein weiterer Vorteil der bürstenbehafteten<br />

Motoren ist, dass sich die Drehmoment-Drehzahl-Kennlinien<br />

unterschiedlich gestalten lassen. Der Aufbau als Neben-,<br />

Reihen- oder Doppelschlussmotor kann somit anwendungsspezifisch<br />

realisiert werden. Außerdem bietet das Unternehmen<br />

Gleichstrommotoren mit Permanentmagnet statt Statorwicklung<br />

in verschiedenen Leistungsklassen an. „Permanenterregte<br />

DC-Motoren verhalten sich ähnlich wie Nebenschlussmotoren“,<br />

sagt Produktmanager Wolf Meyer. „Sie werden über einen Kommutator<br />

bestromt, sind drehzahlsteif, bieten allerdings ein<br />

höheres Anlaufmoment.“ Die PGK-Baureihe überzeugt durch<br />

ihren geräuscharmen Betrieb, das hohe Drehmoment (Nenndrehzahlen<br />

bis 5.000 U/min) und den hohen Wirkungsgrad.<br />

Selbst bei hoher Belastung ist der Drehzahlabfall gering. In<br />

Kombination mit einem Regler ist zudem ein hoher Drehzahlstellenbereich<br />

möglich. Die modularen Motoren sind auch mit<br />

Schneckengetriebe in Fuß- oder Flanschausführung sowie mit<br />

einem zweiten Wellen-Ende erhältlich.<br />

www.groschopp.de<br />

Die Kugelnutwellenführungen<br />

von Rodriguez<br />

sind verdrehgesicherte<br />

Wellenführungen,<br />

bei<br />

denen Linearkugellager<br />

auf einer<br />

Welle aus<br />

gehärtetem<br />

Präzisionsstahl<br />

angebracht sind. Mit Kugelnutwellenführungen können hohe<br />

Drehmomente übertragen und gleichzeitig Linearbewegungen<br />

ausgeführt werden. Rodriguez bietet die Kugelnutwellenführungen<br />

speziell für Anwendungen an, die lineare Bewegungsabläufe<br />

unter Aufnahme definierter Drehmomente erfordern.<br />

Die speziell geschliffenen Nuten ermöglichen im Zusammenspiel<br />

mit den Linearkugellagern die Aufnahme hoher radialer<br />

Kräfte bei gleichzeitiger Torsionsbeanspruchung. Im Vergleich<br />

zu einem üblichen Wellensystem bieten sie auch eine höhere<br />

Präzision und Spielfreiheit sowie eine bessere Aufnahme von<br />

Stoßbelastungen. Eine zusätzliche Drehmomentstütze ist<br />

unnötig, da die Welle selbst als tragendes Element fungiert.<br />

Ermöglicht wird das durch die Anordnung der Kugeln in den<br />

Laufbahnen der Nut, hier in Form einer Gotikbogenlaufrille, die<br />

von einem Kugelkäfig umschlossen wird. Den Käfig wiederum<br />

umschließt eine Wellenmutter, die gegen Verdrehen gesichert<br />

ist. Die einzelnen Muttern an der Kugelnutwellenführung<br />

können zur Verdrehsicherung vorgespannt werden. Der große<br />

Vorteil: sie sind auch für schwierige Betriebsbedingungen<br />

geeignet.<br />

www.rodriguez.de<br />

KISSdesign<br />

FAST<br />

INTUITIVE<br />

VERSATILE<br />

KISSsoft AG<br />

A Gleason Company<br />

T. +41 55 254 20 50<br />

info@kisssoft.com<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 29<br />

Ad-Antriebstechnik_KISSsoft_KISSdesign_1_90x130mm-de-v00-cs-public.indd 1 22.04.<strong>2024</strong> 11:02:15


INNOVATION UND KONTINUITÄT<br />

MEHR INTELLIGENZ<br />

AUF DEM CHIP<br />

30 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

Mitte der 80er-Jahre eroberten integrierte<br />

Halbleiter-Schaltkreise immer mehr<br />

Anwendungen in der Industrie. In dieser<br />

frühen Wachstumsphase gründeten<br />

Dr. Heiner Flocke und Manfred Herz im<br />

Jahr 1984 in Bodenheim bei Mainz die<br />

iC-Haus GmbH als Hersteller von ICs und<br />

Mikrosystemen. Mit seinen magnetischen<br />

und optischen Encoder-ICs für Drehgeber,<br />

Motorfeedback und die Robotik ist das<br />

Unternehmen heute international führend<br />

in der industriellen Positionssensorik.<br />

Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums im<br />

Juni sprach die <strong>antriebstechnik</strong> mit<br />

Dr. Heiner Flocke über Innovation und<br />

Kontinuität.<br />

Herzlichen Glückwunsch zum 40-jährigen Firmenjubiläum von<br />

iC-Haus! Sie produzieren winzige Chips und Mikrosysteme.<br />

Wie haben Sie Ihre mittelständische Fabless Company hier im<br />

schönen Bodenheim am Rhein aufgebaut?<br />

Wie wir uns entwickelt haben, sieht man in der Tat am besten an<br />

den Bauten. Zu dritt haben wir iC-Haus 1984 in Bodenheim gegründet.<br />

Dann sind wir 1993 in eigene Räume gezogen. Mit einem<br />

Erweiterungsbau im Jahr 1997 kamen Flächen für Produktion und<br />

F&E dazu, im Jahr 2006 dann ein Gebäude mit Reinraum, in dem<br />

wir heute das Packaging durchführen. Für Test, Logistik und Schulung<br />

haben wir 2012 einen Erweiterungsbau bezogen. Im Jahr<br />

2023 hatten wir 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erwirtschafteten<br />

einen Umsatz von über 100 Mio. Euro. Der Anteil der<br />

Produktion ist neben Forschung und Entwicklung über die Jahre<br />

stark gewachsen. Von Anfang an wollten wir als iC-Haus an der<br />

Wertschöpfung von integrierten Schaltkreisen teilhaben, also<br />

Chips nicht nur entwickeln, sondern auch produzieren und vermarkten.<br />

Wir sind ein fabless Unternehmen, machen aber alles,<br />

was mittelständisch möglich ist.<br />

Alles lief glatt, wenn Sie das so erzählen. Hatten Sie auch<br />

Bedenken?<br />

Man hat natürlich auch als junger Mensch mit Anfang dreißig gewisse<br />

Verpflichtungen. Da hat man auch schlaflose Nächte<br />

und überlegt sich gut, ob man aus einem gesicherten Anstellungsverhältnis<br />

bei einem Halbleiterhersteller die Chancen der Selbständigkeit<br />

ergreift. Die technischen Risiken, dass etwas nicht<br />

funktioniert, sind groß. Einen Chip kann man nicht reparieren, der<br />

muss 100-prozentig arbeiten. Die anfänglichen Chips, die wir gebaut<br />

haben, haben eben funktioniert. Hätte es nicht geklappt: Ich<br />

denke, als junger Ingenieur mit Promotion im Bereich Halbleiter<br />

hätte ich mich wieder bei einem Unternehmen bewerben können.<br />

Man muss den Mut haben, die Dinge auf sich zu nehmen.<br />

Heute werden Start-ups gefördert. Hatten Sie damals auch Hilfe?<br />

Die Unterstützung durch ein staatliches Förderprogramm für technologieorientierte<br />

Unternehmensgründungen hat uns in dieser<br />

Phase doch sehr geholfen. So konnten wir vernünftiges Erst-<br />

Equipment anschaffen, zum Beispiel ein Mikroskop und Testgeräte.<br />

Und heute?<br />

Venture Capital haben wir nie in Anspruch genommen und konnten<br />

unsere Entwicklungen immer aus den Erträgen finanzieren. Wir<br />

sehen uns heute immer noch als mittelständisches Familienunternehmen,<br />

auch wenn wir mit über 100 Mio. Euro Umsatz der Definition<br />

nach kein KMU mehr sind. Der mittelständische Geist und Stil<br />

leben noch. Von Anfang an haben wir uns auf Industrieapplikationen<br />

konzentriert und bedienen hier heute mittlere, aber auch höhere<br />

Stückzahlen. Später kam auch der Bereich Automotive dazu,<br />

wo ähnliche Produkte benötigt werden. Wir waren hier sehr erfolgreich<br />

und haben unter anderem Chips für Airbags gebaut.<br />

Ihre optischen und magnetischen Encoder-ICs kommen in<br />

Dreh gebern, Motorfeedback-Systemen oder Robotern zum<br />

Einsatz. Wie hat sich die Technologie weiterentwickelt und<br />

welche Rolle spielte iC-Haus dabei?<br />

Mit Alleinstellungsmerkmalen und Patenten können wir uns hier<br />

im Markt differenzieren. iC-Haus hat circa 40 Patente – das ist<br />

ganz typisch für den Mittelstand. Das sind 1 bis 2 Patentanmeldungen<br />

pro Jahr, mittlerweile auch immer weltweit in den Industrieländern.<br />

Die Positionssensorik ist einer unserer Schwerpunkte.<br />

Die Robotik hat in den letzten Jahren sehr stark an Bedeutung für<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 31


SPECIAL: SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

01 02<br />

uns gewonnen. Wir fühlen uns als Weltmarktführer in der<br />

optischen Positionssensorik. Innerhalb der Positionssensorik<br />

decken wir alle Technologien ab. Die Sensorik ist als System-on-<br />

Chip integriert, analog und digital. Wir sind einer der ganz wenigen<br />

Hersteller, die einen magnetischen Off-axis-Absolutwertgeber<br />

bauen. Das bedeutet mit einem magnetischen Target kann<br />

man die Position abtasten. Inkremental, Absolut und Multiturn<br />

decken wir ab. Für Multiturn haben wir auch eine Energy-<br />

Harvesting-Lösung mit Wiegand-Technologie entwickelt, für die<br />

wir 2012 den AMA Innovationspreis erhielten.<br />

Welche Innovationen stellen Sie dieses Jahr vor?<br />

Zum Jubiläumsjahr kommen wir auch mit Neuheiten heraus:<br />

mit einer Noniusabtastung von bis zu 24 Bit und auch neu mit<br />

ersten induktiven Sensoren. Die induktive Sensorik hat Potential<br />

auch hinsichtlich der Kosten, weil wir hier ein relativ einfaches<br />

Target haben. Die Targetpreise etwa bei einer magnetischen<br />

Noniusabtastung darf man nicht vernachlässigen. Im induktiven<br />

Bereich hat man Spulen auf einer Leiterplatte. Technologisch ist<br />

man unabhängig von Licht und Staub, auch Feuchtigkeit wie bei<br />

den optischen oder Fremdmagnetfelder wie bei den magnetischen<br />

Encodern spielen keine Rolle. Ich glaube der Dreiklang<br />

optisch, magnetisch und induktiv tut uns gut.<br />

iC-Haus entwickelt und stellt auch Treiber-ICs zur schnellen<br />

Ansteuerung von Laserdioden her. Wie passt beides<br />

zusammen?<br />

Das ist ein bisschen historisch entstanden. Wir haben einen<br />

ASiC für einen Kunden in der Lasertechnik einen Laserdiodentreiber<br />

realisiert und so erstes Know-how in diesem Bereich<br />

aufgebaut. Hier geht es um Stoßströme im Bereich weniger Ampere.<br />

Heute geht es auch um Kurzpulse von bis zu 40-50 Ampere.<br />

Es gibt aber auch eine sehr interessante Applikation, wo sowohl<br />

Lasertreiber als auch Positionssensoren vorkommen: Lidar-<br />

Anwendungen im Automotive-Bereich und für AGVs. Im Lidar<br />

dreht sich ein Spiegel und ein Laserbeam wird geschossen. Das<br />

entwickelt sich und wir setzen sehr stark auf die AGVs.<br />

Welche Halbleiter-Technologien setzen Sie ein und wie weit<br />

geht die Wertschöpfung?<br />

Ohne eigene Fab ist man nicht an eine Techno logie gebunden.<br />

Dies ist ein Vorteil der mittelständischen Größe. Die Investition<br />

in eine Wafer-Fab wäre eine Milliarden-Investition. Wir arbeiten<br />

mit CMOS-Prozessen und stellen Chips mit Strukturgrößen von<br />

180 bis 600 nm her, wie sie in der Industrie und im Automotive-<br />

Bereich eingesetzt werden. Unsere anwendungsspezifischen ICs<br />

erweitern wir zu Mikrosystemen, also zum Beispiel mit Chipon-Board-Technologie.<br />

Für Kunden hat das den Vorteil, dass wir<br />

für Mikrosysteme mit unseren Chips auch intensive Testleistungen<br />

erbringen können. Für uns bedeutet dies eine Wertschöpfungs-<br />

und Fertigungserweiterung.<br />

Worin sehen Sie die zentralen Trends bei optischen und<br />

magnetischen Encoder-ICs?<br />

Wichtige Themen sind hier Multischnittstellen für Predictive<br />

Maintenance, Condition Monitoring und Industrie 4.0. Hierfür<br />

setzen wir auch auf Machine Learning. Eine Möglichkeit für die<br />

Zukunft ist, dass man Machine Learning mit der On-Chip-<br />

Sensorik erreicht, wie zum Beispiel durch einen auf dem Encoder-Chip<br />

integrierten Sensor zur Verschleissbewertung. Es geht<br />

um mehr Intelligenz auf dem Chip.<br />

Wie muss man sich Machine Learning bei Encoder-ICs konkret<br />

vorstellen?<br />

Das könnte zum Beispiel ein Offset-Wert sein, der sich mit der<br />

Zeit vergrößert oder auch eine LED, die altert. Wenn sich der<br />

Arbeitspunkt gegenüber dem Anfangsstadium verschiebt, können<br />

wir dies On-Chip registrieren und den Verschleiss und die<br />

Alterung bestimmen. Die Regelalgorithmen gleichen alterungsbedingte<br />

Veränderungen bis zu einem gewissen Grad aus. Über<br />

eine bidirektionale Schnittstelle wie BiSS können wir dann der<br />

Steuerung sagen, dass die Lebensdauer bald erreicht ist und der<br />

Encoder oder der ganze Motor ersetzt werden muss. Das wäre<br />

ein Beispiel für Predictive Maintenance. Da sehen wir viel Potential<br />

für die Zukunft. Wir haben für Entwicklungen in diesem<br />

Bereich auch Förderungen durch das BMBF erhalten. Die Ergebnisse<br />

sind teilweise schon in neuartige IC-Kalibrierungen und<br />

Predictive Maintenance-Anwendungen eingeflossen.<br />

Im Jahr 2002 hat iC-Haus das BiSS Interface als Open Source<br />

Standard offengelegt. Seit dem Jahr 2017 wird der Schnittstellenstandard<br />

für die bidirektionale Sensor-Aktor-<br />

Kommunikation von der BiSS Association betreut.<br />

Was waren die Gründe für die Offenlegung des Standards?<br />

Es gab früher nur die unidirektionale SSI-Schnittstelle. Wir<br />

haben also nur Sensor-Daten nach außen gegeben, aber nicht<br />

32 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

01 Dr. Heiner Flocke, Gründer und Geschäftsführer des<br />

Familienunternehmens<br />

02 Wafer: Basis für die Herstellung integrierter Schaltkreise<br />

03 Produktion und Testautomatisierung sind über die Jahre<br />

gewachsen<br />

04 Chip-Entwicklung und Produktion in Bodenheim am Rhein: links<br />

das erste eigene Gebäude (1993) und rechts der jüngste Erweiterungsbau<br />

für Produktion und Test (2019)<br />

03<br />

hinein, etwa zum Programmieren oder Kalibrieren. BiSS ist eine<br />

elegante Art, einen Sensor anzuschließen, steht jedoch nicht in<br />

Konkurrenz zu Feldbusprotokollen. Ein Mitarbeiter bei iC-Haus<br />

hat das BiSS-Protokoll erfunden. Wenn man einen Standard<br />

setzen will, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man ist der<br />

Marktführer und setzt den Standard durch oder man bietet<br />

Open Source. Heute gibt es über 600 BiSS Lizenznehmer. Die<br />

Lizenz sorgt dafür, dass kein Wildwuchs und Dialekte entstehen.<br />

Durch die Benutzerorganisation können Anwender aktiv die<br />

Weiterentwicklung des Protokolls mitgestalten. BiSS ist zwar<br />

immer das gleiche Protokoll, es gibt aber Profile, wie zum Beispiel<br />

BiSS Safety, das TÜV-zertifiziert ist. Mit BiSS Line steht nun<br />

auch eine robuste Zweidrahttechnologie zur Verfügung. Durch<br />

das Alleinstellungsmerkmal der Forward-Error-Correction sind<br />

die Anforderungen an das Kabel minimal; im Prinzip reicht ein<br />

Lautsprecherkabel für die Datenübertragung.<br />

Auf welche Weise unterstützt iC-Haus Anwender bei der<br />

Evaluation und Implementierung der Encoder-ICs?<br />

Jeder Chip von uns ist wie ein Unikat mit Alleinstellungsmerkmalen.<br />

Gerade in der Positionssensorik sind sie nicht selten<br />

stark erklärungsbedürftig. Die Spezifikation eines einzigen<br />

Chips kann schon einmal 100 Seiten umfassen. Mittlerweile<br />

bauen daher rund 30 Fachleute bei uns Tools für die Evaluation<br />

unserer Chips. Sie entwickeln DLLs, Software und auch Hardware.<br />

Dem Entwickler steht so schnell ein funktionierender<br />

Testaufbau für den Chip zur Verfügung, den er einfach per USB<br />

mit seinem PC verbinden kann. Auch bei der applikationsnahen<br />

Validierung des Chips unterstützen wir Kunden. Unsere Mitarbeiter<br />

im Bereich Sales & Applications gehen übrigens selbstverständlich<br />

selbst mit ins Labor, denn das Eindesignen beim<br />

Kunden ist bei unseren Encoder-ICs ganz wichtig. Das ist dann<br />

quasi der letzte Schritt in der Wertschöpfung. Das machen zwar<br />

alle Halbleiterhersteller, aber es kann eine besondere mittelständische<br />

Tugend sein, sich in dieser Form der Applikation des<br />

Kunden anzunehmen. Da machen wir sehr viel und das liegt<br />

uns und darin zeichnen wir uns auch im Vergleich aus.<br />

Auch weltweit?<br />

Ja. Und das war übrigens schon bei der Gründung so und spiegelt<br />

sich in der Namensgebung iC-Haus. Wir wollten mit der<br />

Gründung von iC-Häusern international vor Ort Expertise bieten<br />

und den Design-in-Prozess beim Kunden begleiten. Heute<br />

sind wir ein Netzwerk von iC-Häusern, die auch mal House oder<br />

Casa heißen. So sind wir heute in den USA, Spanien, China und<br />

Japan sehr erfolgreich. Enge Beziehungen und Freundschaften<br />

sind so entstanden. Auch die Kontinuität ist hier ganz wichtig.<br />

Innovation and continuity … auch dafür steht iC in unserem<br />

Jubiläumsjahr und darüber hinaus. Das sagt es in zwei Worten,<br />

wofür wir stehen.<br />

Wie schätzen Sie die Perspektiven angesichts der aktuellen<br />

Wirtschaftsentwicklung ein?<br />

Die deutsche Industrie befindet sich gegenüber zwei Boom-<br />

Jahren in einem Abschwung – manche Unternehmen reduzieren<br />

ihre Umsatzerwartungen deutlich bis 2025. Ich bin immer Optimist,<br />

aber Deutschland wird sich anstrengen müssen. Die Asiaten<br />

sind busy und gut. Die ersten Musteranfragen für unsere<br />

neuen Chips kommen heute oft aus Asien, während deutsche<br />

Hersteller auf Innovationen vorsichtiger reagieren. Das ist erstaunlich.<br />

iC-Haus ist ganz solide aufgestellt und wir waren trotz<br />

gestörter globaler Lieferketten stets lieferfähig, wofür uns unsere<br />

Kunden dankbar sind.<br />

Bilder: Miles Meier; iC-Haus<br />

www.ichaus.de<br />

04<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 33


MARKTPLATZ<br />

MESSRATE BIS 2 KILOHERTZ<br />

Klein, präzise<br />

und schnell:<br />

Micro-Epsilon<br />

präsentiert<br />

den kompakten<br />

Lasersensoren<br />

optoN-<br />

CDT 1220. Mit<br />

doppelter<br />

Messrate bis<br />

2 kHz messen<br />

die Sensoren<br />

jetzt noch<br />

schneller. Die Lasersensoren sind für Serienanwendungen in der<br />

Automatisierung und im Maschinenbau konzipiert worden.<br />

Weg, Abstand und Position messen sie mit hoher Genauigkeit.<br />

Die neuen Modelle bieten ab sofort Messbereiche bis 500 mm<br />

und doppelte Messraten mit bis zu 2 kHz und eine 16 Bit<br />

Digital-/Analog-Wandlung. Die Ausführung ist mit einem<br />

Gewicht von nur 60 g und Maßen von 46 x 30 x 20 mm äußerst<br />

kompakt und eignen sich daher besonders zur Integration in<br />

beengte Bauräume. Mit stabilem Aluminiumgehäuse und<br />

Schutzart IP67 ist der Sensor auf industrielle Umgebungen<br />

ausgelegt und überzeugt mit einer hohen Schock- und Vibrationsbeständigkeit.<br />

Eingesetzt werden die Sensoren daher in der<br />

Automatisierungstechnik und dem Maschinenbau, in 3D-Druckern<br />

oder Verfahranlagen.<br />

www.micro-epsilon.de<br />

FLACH UND KOMPAKT<br />

Die Wegsensoren der<br />

Serie CLP13 von Megatron<br />

sind hochgenau, robust<br />

und benötigen sehr wenig<br />

Bauraum. Diese Eigenschaften<br />

machen die<br />

Linearpotentiometer zum<br />

idealen Weggeber für<br />

Anwendungen mit<br />

beengten Platzverhältnissen.<br />

Linearpotentiometer der Serie CLP13 sind für Messlängen<br />

von 13 mm, 25 mm, 50 mm und 100 mm erhältlich. Herzstück<br />

der Wegsensoren ist ein Leitplastik-Widerstandselement, das<br />

eine nahezu unendliche Auflösung bietet. Damit sind die<br />

Linearpotentiometer prädestiniert für präzise Wegmessungen<br />

zum Beispiel in der Medizintechnik, Automatisierungstechnik,<br />

Robotik oder im Fahrzeugbau. Megatron bietet die Linearpotentiometer<br />

auch in einer Ausführung mit Rückstellfeder an<br />

(CLPR13). Diese Variante kehrt nach Wegnahme der äußeren<br />

Einwirkung oder Bewegung immer in die Ausgangslage zurück.<br />

In der Ausführung mit zusätzlicher Tastspitze ermöglicht sie in<br />

entsprechenden Anwendungen eine zuverlässige und reproduzierbare<br />

Weg- und Positionsmessung. Die mechanische<br />

Erfassung der linearen Bewegung erfolgt sowohl beim CLP13<br />

als auch beim CLPR13 über eine einseitig geführte Schubstange.<br />

Durch diese Bauform ist der Wegaufnehmer auch für<br />

Anwendungen mit beengten Platzverhältnissen geeignet.<br />

www.megatron.de<br />

IMPRESSUM<br />

erscheint <strong>2024</strong> im 63. Jahrgang,<br />

ISSN 0722-8546 / ISSN E-Paper: 2747-7991<br />

REDAKTION<br />

Chefredakteur: Miles Meier (mm),<br />

Tel.: 06131/992-208,<br />

E-Mail: m.meier@vfmz.de<br />

(verantwortlich i.S.d. § 18 Abs. 2 MStV)<br />

Redakteur:<br />

Felix Berthold, M.A. (be),<br />

Tel.: 06131/992-204, E-Mail: f.berthold@vfmz.de<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Melanie Lerch, Tel.: 06131/992-261,<br />

Petra Weidt, Tel.: 06131/992-371,<br />

E-Mail: redaktionsassistenz_vfv@vfmz.de,<br />

(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />

GESTALTUNG<br />

Anette Fröder, Sonja Daniel, Conny Grothe<br />

SALES<br />

Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />

E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />

Andreas Zepig, Tel.: 06131/992-206,<br />

E-Mail: a.zepig@vfmz.de<br />

Auftragsmanagement: Heike Rauschkolb,<br />

Tel.: 06131/992-241, E-Mail: h.rauschkolb@vfmz.de<br />

Anzeigenpreisliste <strong>2024</strong>, gültig ab 01.10.2023<br />

LESERSERVICE<br />

vertriebsunion meynen GmbH & Co. KG,<br />

Große Hub 10, 65344 Eltville, Tel.: 06123/9238-266<br />

Bitte teilen Sie uns Anschriften- und sonstige<br />

Änderungen Ihrer Bezugsdaten schriftlich mit<br />

(Fax: 06123/9238-267, E-Mail: vfv@vertriebsunion.de).<br />

Preise und Lieferbedingungen:<br />

Einzelheftpreis: € 16,50 (zzgl. Versandkosten)<br />

Jahresabonnement Inland: € 160,- (inkl. Versandkosten)<br />

Jahresabonnement Ausland: € 175,- (inkl. Versandkosten)<br />

Abonnements verlängern sich automatisch um ein<br />

weiteres Jahr, wenn sie nicht spätestens vier Wochen vor<br />

Ablauf des Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.<br />

VERLAG<br />

Vereinigte Fachverlage GmbH<br />

Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz<br />

Postfach 100465, 55135 Mainz<br />

Tel.: 06131/992-200<br />

E-Mail: info@vfmz.de<br />

www.vereinigte-fachverlage.de<br />

Handelsregister-Nr.: HRB 2270, Amtsgericht Mainz<br />

Umsatzsteuer-ID: DE149063659<br />

Ein Unternehmen der Cahensly Medien<br />

Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem<br />

Verlagsleiter: Dr. Michael Werner, Tel.: 06131/992-401<br />

Chef vom Dienst: Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />

Leitende Chefredakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Nicole Steinicke<br />

Head of Sales: Carmen Nawrath<br />

Tel.: 06131/992-245, E-Mail: c.nawrath@vfmz.de<br />

(verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />

Vertrieb: Sarina Granzin, Tel.: 06131/992-148,<br />

E-Mail: s.granzin@vfmz.de<br />

DRUCK UND VERARBEITUNG<br />

Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH<br />

Kurhessenstraße 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />

DATENSPEICHERUNG<br />

Ihre Daten werden von der Vereinigte Fachverlage GmbH<br />

gespeichert, um Ihnen berufsbezogene, hochwertige Informationen<br />

zukommen zu lassen. Sowie möglicherweise<br />

von ausgewählten Unternehmen genutzt, um Sie über<br />

berufsbezogene Produkte und Dienstleistungen zu informieren.<br />

Dieser Speicherung und Nutzung kann jederzeit<br />

schriftlich beim Verlag widersprochen werden<br />

(vertrieb@vfmz.de).<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und<br />

Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit der<br />

Annahme des redaktionellen Contents (Texte, Fotos,<br />

Grafiken etc.) und seiner Veröffentlichung in dieser<br />

Zeitschrift geht das umfassende, ausschließliche, räumlich,<br />

zeitlich und inhaltlich unbeschränkte Nutzungsrecht<br />

auf den Verlag über. Dies umfasst insbesondere das Recht<br />

zur Veröffentlichung in Printmedien aller Art sowie<br />

entsprechender Vervielfältigung und Verbreitung, das<br />

Recht zur Bearbeitung, Umgestaltung und Übersetzung,<br />

das Recht zur Nutzung für eigene Werbezwecke, das<br />

Recht zur elektronischen/digitalen Verwertung, z. B. Einspeicherung<br />

und Bearbeitung in elektronischen Systemen,<br />

zur Veröffentlichung in Datennetzen sowie Datenträger<br />

jedweder Art, wie z. B. die Darstellung im Rahmen<br />

von Internet- und Online-Dienstleistungen, CD-ROM, CD<br />

und DVD und der Datenbanknutzung und das Recht, die<br />

vorgenannten Nutzungsrechte auf Dritte zu übertragen,<br />

d. h. Nachdruckrechte einzuräumen. Eine Haftung für die<br />

Richtigkeit des redaktionellen Contents kann trotz sorgfältiger<br />

Prüfung durch die Redaktion nicht übernommen<br />

werden. Signierte Beiträge stellen nicht unbedingt die<br />

Ansicht der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden.<br />

Grundsätzlich dürfen nur Werke eingesandt werden,<br />

über deren Nutzungsrechte der Einsender verfügt, und<br />

die nicht gleichzeitig an anderer Stelle zur Veröffentlichung<br />

eingereicht oder bereits veröffentlicht wurden.<br />

Datenschutzerklärung: ds-vfv.vfmz.de<br />

Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen.<br />

Mitglied der Informations-Gemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung von<br />

Werbeträgern e. V. (IVW), Berlin.<br />

34 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

SICHERHEIT UND PRÄZISION IN DER<br />

VERANSTALTUNGSTECHNIK<br />

TR Electronic ist ein<br />

zuverlässiger Partner in<br />

der professionellen<br />

Veranstaltungstechnik.<br />

Drehgeber des Unternehmens<br />

erfassen die<br />

Position von Bühnenpodien,<br />

Drehscheiben,<br />

Prospekt- und Beleuchtungszügen.<br />

Lineargeber,<br />

direkt in Hydraulikzylinder eingebaut, melden präzise den<br />

Stand von Untermaschinen. Funktional sichere Drehgeber der<br />

Serie CD_582 und CD_75 bieten eine sehr hohe Stufe der<br />

Integration von Sicherheitsfunktionen direkt in den Sensor.<br />

Zwei unabhängige Messsysteme in einem Gehäuse erfassen<br />

den Ist-Wert. Dieser wird innerhalb des Drehgebers per<br />

Kreuzvergleich in seiner Gültigkeit überprüft. Bussysteme wie<br />

Profisafe, CIPsafety, open-Safety oder FSoE und jetzt neu<br />

Canopen safety übertragen die als sicher gelten Positions- und<br />

Geschwindigkeitsdaten. Entwicklung und Produktion der KAT-4<br />

Drehgeber sind zertifiziert, sie lassen sich direkt in Anwendungen<br />

einsetzen, die SIL 3 oder PL e erfordern.<br />

www.tr-electronic.de<br />

TORQUE-SENSOREN FÜR<br />

ROBOTIK-ANWENDUNGEN<br />

Die Firma Inelta Sensorsysteme<br />

fertigt kompakte statische<br />

Torque-Sensoren. Die kundenspezifischen<br />

Sensoren für<br />

verschiedene namhafte<br />

Robotik-Hersteller dienen zur<br />

genauen Drehmomenterfassung<br />

mittels Dehnungsmessstreifen.<br />

Die Messsensorik<br />

kann mit zweikanaliger,<br />

galvanisch getrennter Signalübertragung<br />

redundant aufgebaut werden. Integrierte Schnittstellen<br />

ermöglichen eine Direktabfrage des aktuell anliegenden<br />

Drehmoments. Über einen zusätzlichen Diagnosekanal lässt<br />

sich per Optokoppler ein Widerstand zur gezielten Verstimmung<br />

der Brücke zuschalteten. Messempfindlichkeit, relative<br />

Abweichungen und Umkehrspanne ergeben sich aus der<br />

kundenseitig gewünschten Kalibrierung. Statische Torque-Sensoren<br />

werden zur Erfassung von Drehmomenten an Messkörpern<br />

eingesetzt, die unter Krafteinwirkung selbst nicht bewegt<br />

werden. Das vereinfacht die Installation, da sich der Sensor mit<br />

dem Messobjekt direkt mechanisch verbinden lässt.<br />

www.inelta.de<br />

MESSRAD UND DREHGEBER KOMBINIERT<br />

Mit neuen Messrädern und dem passenden Zubehör erweitert Posital das Spektrum der<br />

Möglichkeiten für präzise Linearmessungen. Die Kombination aus Messrad und Drehgeber<br />

erlaubt eine direkte Erfassung von Geschwindigkeit und Position auf bewegten Oberflächen.<br />

Fehler, die durch Spiel oder Hysterese entstehen könnten, wenn die Drehgeber direkt mit<br />

Antriebselementen verbunden sind, werden so verhindert. Darüber hinaus bietet das Unternehmen<br />

eine Reihe von federbelasteten Montagelösungen und schwenkbaren Armen an, die<br />

für eine gleichbleibende Andruckkraft sorgen. Diese Flexibilität stellt auch bei großen seitlichen Bewegungen eine optimale<br />

Anpassung und Druckeinstellung sicher. Je nach Radgröße bieten die Systeme Auflösungen bis zu 0,1 mm pro Impuls. Programmierbare<br />

IXARC Inkrementaldrehgeber sind die Kernstücke dieser Systeme.<br />

www.posital.de<br />

INKREMENTALGEBER MIT HOHER<br />

WINKELGENAUIGKEIT<br />

Oriental Motor bringt<br />

einen kompakten<br />

Inkrementalgeber mit<br />

hoher Winkelgenauigkeit<br />

auf den Markt. Die<br />

Inkrementalgeber sind<br />

mit Auflösungen von<br />

1.000 oder 2.000 Impulsen<br />

pro Umdrehung<br />

erhältlich und messen mit einer Winkelgenauigkeit von<br />

± 0,36 Grad. Mit einem Außendurchmesser von 30 mm und eine<br />

Bautiefe von 22 mm lassen sich die Geber selbst in Anwendungen<br />

mit beengten Platzverhältnissen leicht integrieren. Alle<br />

Ausführungen verfügen über einen Spannungs- und einen<br />

Line-Driver-Ausgang. Der Line-Driver-Ausgang eignet sich<br />

besonders für Anwendungen mit längeren Signalleitungen,<br />

denn er verstärkt das Ausgangssignal.<br />

www.orientalmotor.de<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 35<br />

MH_90x60_DEU_<strong>2024</strong>.indd 1 24/04/24 12:41


SPECIAL: SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

HOCHGENAUE WINKELMESSGERÄTE<br />

MESSGENAUIGKEIT STEIGERT<br />

ROBOTEREFFIZIENZ<br />

Industrieroboter werden inzwischen häufig zur Materialbearbeitung<br />

eingesetzt und müssen dabei hochpräzise Bewegungen ausführen<br />

können. Die Positionserfassung der integrierten Drehgeber ist dafür<br />

bisweilen nicht exakt genug. Roboter-Hersteller verbauen deshalb als<br />

Secondary Encoder hochgenaue Winkelmessgeräte von AMO.<br />

Noch vor ein paar Jahren war die absolute Positioniergenauigkeit<br />

bei Robotern kein großes Thema. Die stählernen<br />

Kollegen arbeiteten damals noch vorwiegend in<br />

Handling-Anwendungen, in denen die Wiederholgenauigkeit<br />

wichtiger ist als die millimetergenaue Bewegung des<br />

Tool Center Point (TCP). Mittlerweile übernehmen Industrieroboter<br />

aber auch immer mehr Aufgaben in der Fertigung: Sie<br />

bohren, fräsen und schweißen Materialien oder schneiden sie<br />

per Laserstrahl. Diese Tätigkeiten erfordern eine hochpräzise<br />

Führung des TCP am Werkstück.<br />

Die gestiegenen Anforderungen der Industrie an die Positioniergenauigkeit<br />

von Knickarmrobotern stellen deren Hersteller<br />

vor große Herausforderungen. Bisher reichte es aus, jedes Robotergelenk<br />

mit einem Drehgeber als Motorfeedback auszustatten.<br />

Der Encoder liefert dann der übergeordneten Steuerung die Informationen<br />

zur Position „seiner“ Achse, die diese zur erfolgreichen<br />

Koordinierung des Handlingvorgangs benötigt. Die<br />

Drehgeber erfassen die tatsächliche Position der Achsen allerdings<br />

nicht mit der erforderlichen Genauigkeit, um auch hochge-<br />

Gerhard Schuy, Leiter Vertriebsinnendienst, AMO GmbH,<br />

St. Peter am Hart, Österreich<br />

naue Bewegungen in der Materialbearbeitung präzise genug umsetzen<br />

zu können.<br />

Die Zuverlässigkeit der vom Motorfeedback-Geber ermittelten<br />

Positionsdaten variiert stark, denn die Messwertermittlung der<br />

Drehgeber wird durch diverse Faktoren negativ beeinflusst. Dazu<br />

zählen neben Nulllage-Abweichungen des Robotergelenks auch<br />

Umkehrfehler des Getriebes und die Elastizität der Roboterarme<br />

unter Last.<br />

HOHE PRÄZISION FÜR MATERIALBEARBEITUNG<br />

Neben dem Nulllagenfehler ist auch das Umkehrspiel in der<br />

Getriebeeinheit ein wesentlicher Einflussfaktor in Bezug auf die<br />

absolute Positioniergenauigkeit.<br />

So kann es bei der Umkehr der Antriebsrichtung durch das mechanische<br />

Spiel zwischen den Komponenten des Antriebsstrangs<br />

zu Abweichungen bei der Positioniergenauigkeit des Werkzeugs<br />

am TCP kommen. Bei Robotern mit langen Gelenken können<br />

diese Ungenauigkeiten zu einem deutlich schlechteren Bearbeitungsergebnis<br />

führen. Zu diesen inneren Einflüssen kommen<br />

noch die Krafteinwirkung sowie dynamische Effekte während des<br />

Bearbeitungsprozesses hinzu. Sie können ebenfalls auf die Steifigkeit<br />

der Roboter-Mechanik wirken und so zu Bewegungsabweichungen<br />

führen.<br />

36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

01 02<br />

01 Industrieroboter müssen<br />

eine hohe Positioniergenauigkeit<br />

am Tool Center Point<br />

aufweisen, um sehr gute<br />

Bearbeitungsergebnisse<br />

erzielen zu können<br />

02 Absolute Winkelmessgeräte<br />

können die Positioniergenauigkeit<br />

von Industrie -<br />

robotern um bis zu 80 Prozent<br />

erhöhen<br />

Es gibt aber eine einfache Möglichkeit, diese Abweichungen zu<br />

kompensieren: Durch den Einsatz sogenannter Secondary Encoder.<br />

Diese Messgeräte werden zusätzlich zu den bereits installierten<br />

Drehgebern hinter dem Getriebe der Roboterachse montiert.<br />

Sie erfassen die tatsächliche Position jedes Robotergelenks im<br />

dreidimensionalen Raum, sodass der Roboter das Werkzeug mit<br />

der gewünschten Präzision führt. Darüber hinaus messen die<br />

Winkelmessgeräte an jeder Achse die Kräfte, die durch den Bearbeitungsvorgang<br />

am Werkstück auf den Roboter zurückwirken.<br />

Insgesamt lässt sich die absolute Positioniergenauigkeit am Tool<br />

Center Point so um 70 bis 80 Prozent steigern.<br />

Die Secondary Encoder sollten allerdings eine deutlich höhere<br />

Genauigkeit als die im Servomotor verbauten Drehgeber aufweisen,<br />

damit ihre Messwerte exakt sind und die von den Drehgebern<br />

„produzierten“ Abweichungen vollständig ausgleichen<br />

können. Hochgenaue Winkelmessgeräte vom Typ WMFA/WMRA<br />

von AMO erfüllen diese Anforderungen und werden deshalb von<br />

führenden Roboter-Herstellern verbaut.<br />

HOCHGENAUE PERIODISCHE TEILUNG<br />

Sämtliche absoluten WMFA-/WMRA-Winkelmessgeräte bestehen<br />

aus hochentwickelten Sensoren sowie einer integrierten<br />

Auswerteelektronik (ASIC). Die Geräte arbeiten nach dem rein<br />

induktiven AMOSIN-Abtastprinzip: Dabei tastet eine planare<br />

Spulenstruktur ein Edelstahlband ab, in das eine hochgenaue periodische<br />

Teilung eingebracht wurde. Diese sogenannte Maßverkörperung<br />

wird in einem speziellen Herstellungsprozess zu einem<br />

geschlossenen Messring geformt, der entweder auf einem<br />

Teilungsträger als Winkelmessflansch oder als dünnwandiger<br />

Messring erhältlich ist. Die absoluten Maßverkörperungen von<br />

AMO bestehen aus einer inkrementellen Spur mit einer Teilungsperiode<br />

von 1.000 μm und einer zusätzlichen Absolut-Spur mit<br />

einer seriellen Kodierung.<br />

Die Ausführung der Sensoreinheit im Abtastkopf als planare<br />

Spulenstruktur ist ein Alleinstellungsmerkmal der Winkelmessgeräte<br />

von AMO. Da in der Sensoreinheit mehrere Spulenelementen<br />

in Messrichtung angeordnet sind, kann eine Abtastung<br />

bzw. Mittelung über mehrere Teilungsperioden realisiert werden.<br />

In Kombination mit der hochgenauen Maßverkörperung lässt<br />

sich so eine sehr hohe Signalgüte mit geringsten Abweichungen<br />

in der Positionsinformation erzielen.<br />

Die Winkelmessgeräte eignen sich sowohl für große Wellendurchmesser<br />

als auch für schwierige Einbausituationen. Raue<br />

Umgebungsbedingungen sind für sie ebenfalls kein Problem: Die<br />

Geräte widerstehen Schmutz (IP67) ebenso wie magnetischen<br />

Störfeldern.<br />

Ein weiterer Vorteil ist die Schnittstellenvielfalt der Winkelmessgeräte:<br />

Sie verfügen über ein EnDat 2.2-Interface von<br />

Heidenhain und einen DRIVE-CLiQ-Anschluss von Siemens –<br />

beide sind auch in einer funktional sicheren Ausführung erhältlich.<br />

Darüber hinaus bietet AMO die Messgeräte auch mit Fanuc-,<br />

Mitsubishi-, BiSS/C- und SSI+1Vss-Schnittstelle an. Die große<br />

Auswahl an Schnittstellen gibt Roboter-Herstellern die Freiheit,<br />

verschiedenste Steuerungssysteme zu verwenden – und AMO<br />

baut das Angebot an Interfaces kontinuierlich aus.<br />

ROBOTER ERHÖHEN EFFIZIENZ<br />

Mit den Winkelmessgeräten von AMO lässt sich die Positioniergenauigkeit<br />

am Tool Center Point also deutlich steigern. Durch<br />

diesen Gewinn an Präzision erweitert sich das Einsatzgebiet von<br />

Robotern um eine Vielzahl von Fertigungsprozessen. Von dieser<br />

Entwicklung profitieren Unternehmen zahlreicher Branchen, die<br />

so ihre Produktion automatisieren und damit deutlich effizienter<br />

gestalten können.<br />

Bilder: AMO Automatisierung Messtechnik Optik, Heidenhain,<br />

DNY3D – stock.adobe.com<br />

www.amo-gmbh.com<br />

DIE IDEE<br />

„Durch den modularen Aufbau mit<br />

Messring und separater Abtasteinheit<br />

sind die Winkelmessgeräte von<br />

AMO nicht nur flexibel an jede<br />

Anwendung anpassbar. Sie können<br />

auch sehr leicht in Industrieroboter<br />

integriert werden, ohne dafür<br />

umfangreiche Änderungen an den<br />

Achsen vornehmen zu müssen.<br />

Unsere Winkelmessgeräte sollen<br />

weltweit in möglichst vielen Anwendungen<br />

einsetzbar sein, weshalb die<br />

Schnittstellenvielfalt der Geräte<br />

außergewöhnlich groß ist.“<br />

Engelbert Hager, Kaufmännischer<br />

Leiter, AMO GmbH<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 37


SPECIAL: SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

DREHÜBERTRAGER UND SCHLEIFRINGE<br />

FÜR DEN RICHTIGEN DREH UND<br />

SCHNELLE DATEN<br />

Schleifringe können Daten, optische und Hochfrequenz-Signale sowie Energie<br />

von einem statischen Bauteil auf ein bewegliches Teil übertragen.<br />

Unterbrechungsfrei und ohne Kabelsalat: Das sind die Stärken des Prinzips.<br />

In vielfältigen Anwendungen kommen sie zum Einsatz. Der italienische<br />

Schleifring-Hersteller Servotecnica bietet eine Fülle an Produkten und Systemen<br />

an. Bewährte Standardmodelle können auch individuell angepasst werden.<br />

Elektrische Schleifringe sind über klassische Kupferleitungen<br />

verbunden; optische Schleifringe verwenden Glasfaserkabel,<br />

etwa wenn eine besonders hohe Datenrate und<br />

Bandbreite gefragt ist. Auch für Flüssigkeiten und Gase<br />

gibt es eine Lösung: Drehübertrager, die den Transfer von einem<br />

festen auf ein bewegliches, rotierendes Teil leisten, teils sogar unter<br />

extrem hohem Druck bis über 1.300 bar. Auch Kombinationen<br />

von elektrischen oder optischen Schleifringen mit Drehübertragern<br />

für Flüssigkeiten und Gase sind möglich.<br />

Drehübertrager und Schleifringe von Servotecnica eignen sich<br />

für verschiedenste Branchen – vom Werkzeugmaschinenbau<br />

über den Verpackungssektor und die Medizin- und Pharmaindustrie<br />

bis hin zu Windenergieanlagen, der Luft- und Raumfahrt<br />

und der Robotik. Sie kommen in Reinräumen ebenso zum<br />

Einsatz wie unter rauen Bedingungen, zum Beispiel für Offshore-<br />

Anwendungen in der Öl- und Gasindustrie. Die Serien modelle<br />

gibt es bereits in den verschiedensten Baugrößen und Ausführungen,<br />

von sehr kompakt bis besonders robust, mit Hohlwellen<br />

und durchgehenden Bohrungen verschiedener Durchmesser,<br />

aus Kunststoff, Aluminium oder Edelstahl, mit einer Schutzart<br />

bis zu IP65. Sie sind darüber hinaus mit allen gängigen Schnittstellen<br />

und Anschlussarten erhältlich.<br />

Servotecnica entwickelt und produziert die meisten Produkte<br />

selbst, greift aber auch auf das Know-how anderer namhafter<br />

Hersteller zurück. So werden etwa die kombinierten Drehübertrager<br />

oder Drehverbinder selbst produziert und vertrieben, die<br />

darin integrierten Flüssigkeitsverbinder stammen jedoch vom<br />

US-Partner DSTI.<br />

FÜR KABELGEBUNDENE DROHNE OPTIMIERT<br />

Für ein Start-up aus Niedersachsen liefert Servotecnica einen<br />

hochspezialisierten optischen Schleifring in geringer Stückzahl.<br />

Er soll in eine Kabeltrommel für ein Glasfaserkabel integriert<br />

werden, an dessen Ende eine Drohne angeschlossen ist.<br />

Die Kabeltrommel ist in der robusten Bodenstation der kabelgebundenen<br />

Drohne verbaut. Die für den Außeneinsatz konzipierte<br />

Bodenstation sollte dabei dennoch kompakt, leicht und<br />

38 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />

Transportable Bodenstationen eines Fesseldrohnen-<br />

Systems mit kundenspezifisch angepasstem optischem<br />

Schleifring für hohe Datenraten und Bandbreiten<br />

transportabel bleiben. Solche Kabel-Drohnen werden zum Beispiel<br />

für unterbrechungsfreie Videostreams oder stabile Funkverbindungen<br />

über Funkrelais (Repeater) eingesetzt. Technisches<br />

Hilfswerk, Feuerwehr oder Polizei können so zum Beispiel Schadensereignisse<br />

besser überblicken. Auch bei Großveranstaltungen<br />

oder für Inspektionsaufgaben etwa an Brückenbauwerken<br />

kommt die Technologie zum Einsatz.<br />

Das Schleifring-Modell für das Drohnen-System basiert auf<br />

der Serie SVTS C und ist elektrisch vergleichsweise einfach konstruiert.<br />

Mechanisch stellten die gewünschten Spezifikationen<br />

jedoch besonders hohe Anforderungen: begrenzter Bauraum in<br />

der Länge, optische Durchführung für Glasfaser mit axialer<br />

Kabelführung auf der einen und radialer Kabelführung auf der<br />

anderen Seite.<br />

Zunächst eingesetzte Schleifringe eines asiatischen Herstellers<br />

erfüllten nicht alle Erwartungen. Außerdem gab es hier keinen<br />

Kundensupport, um die nötigen Nachjustierungen zu übermitteln.<br />

Gemeinsam mit Servotecnica entwickelt das Unternehmen<br />

schließlich schrittweise die optimalen Modifikationen für das Modell,<br />

das alle Bedingungen erfüllt. „Unser Know-how, die fundierten<br />

Lösungsvorschläge und die klare Kommunikation waren bei<br />

diesem Projekt die eine Seite“, erzählt Christian Becker, Geschäftsführer<br />

von Servotecnica Deutschland. „Sehr gut angekommen ist<br />

beim Kunden aber, dass wir uns voll engagiert haben, obwohl es<br />

erst einmal nur um eine überschaubare Stückzahl ging.“<br />

STANDARD FÜR KABELTROMMELN<br />

Mit höheren Schleifring-Stückzahlen beliefert Servotecnica einen<br />

großen deutschen Hersteller von Kabeltrommeln. Vorwiegend<br />

sind es Standardausführungen der Serie SVTS A: gekapselte elektrische<br />

Schleifringe mit kompakten Abmessungen, die vor allem<br />

für die Übertragung von Schwachstrom und Hochfrequenzsignalen<br />

mit hoher Datenrate konzipiert sind. Dieser Kunde verbaut<br />

die Lösungen vor allem in Aufrollern für LAN-Kabel, mit denen<br />

mobile Arbeitsplätze oder auch Maschinen, Prüfstände oder mobile<br />

Geräte an ein Netzwerk angeschlossen werden. Aufgespult<br />

werden handelsübliche Patch-Kabel mit Datendurchsatzraten<br />

von bis zu 1 GBit/s über Ethernet (100Base-TX).<br />

In einer weiteren, spezielleren Variante eines LAN-Kabelaufrollers<br />

werden Stromversorgung und Ethernet-Anschluss kombiniert:<br />

ein Würfel mit drei Maschinensteckdosen (230 V/16 A) und<br />

einer RJ45-Buchse an einem ausziehbaren Hybridkabel. Dementsprechend<br />

ist der Schleifring kein Standardmodell, sondern<br />

eine Modifikation: ein 3-poliger Flachschleifring und ein Datenschleifring,<br />

über den die Ethernet-Verbindung mit bis zu 1 GBit/s<br />

realisierbar ist.<br />

INDIVIDUELLE MECHATRONISCHE LÖSUNGEN<br />

Allein das Standardangebot von Servotecnica umfasst über 3.000<br />

verschiedene Produkte, die meisten davon direkt auf Lager. So<br />

kann das Mailänder Unternehmen mit Niederlassung im hessi-<br />

schen Raunheim seine Lieferzeiten kurz halten. Gleichzeitig<br />

bilden die Serienmodelle eine breit gefächerte Basis für modifizierte<br />

Modelle, welche die Anforderungen der Kunden genau<br />

erfüllen. „Mit unserem Wissen im Bereich Maschinenbau und<br />

Automatisierung sind wir einer der führenden Anbieter mechatronischer<br />

Lösungen weltweit“, sagt Christian Becker. „Wir sehen<br />

uns bestens aufgestellt, auch für aktuelle Entwicklungen in so<br />

zukunftsträchtigen Branchen wie E-Mobilität, erneuerbare<br />

Energien oder der Robotik.“ Für die passgenauen, kostenoptimierten<br />

Lösungen steht ein Team von rund 50 erfahrenen Ingenieuren<br />

und Experten bereit.<br />

Bilder: Servotecnica, ValoFly<br />

www.servotecnica.de<br />

DIE IDEE<br />

„Wir legen großen Wert auf Merkmale<br />

wie Präzision, Zuverlässigkeit<br />

und die lange Lebensdauer unserer<br />

Produkte. Unsere Schleifringe<br />

erreichen Zyklen von bis zu 50 Mio.<br />

Umdrehungen, um ein Beispiel zu<br />

nennen. Der Kundenservice ist für<br />

uns ebenso wichtig. Man schätzt<br />

uns im Maschinenbau als kompetenten<br />

Ansprechpartner, der auch<br />

komplexe Problemstellungen<br />

versteht und schnell pragmatische<br />

Lösungen liefern kann.“<br />

Christian Becker, Geschäftsführer<br />

von Servotecnica Deutschland,<br />

Raunheim<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 39


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

VDI WISSENSFORUM<br />

EINFLUSS VON UNTERSCHIEDLICH<br />

STARKEN STROMDURCHGÄNGEN<br />

AUF WÄLZLAGER<br />

Kontinuierliche Stromdurchgänge in Wälzlagern können zu kritischen Schäden bis<br />

hin zum Ausfall führen. Das ist lange bekannt. Weniger klar sind die Folgen in Fällen,<br />

in denen die Stromdurchgänge nur kurzfristig auftreten oder für unterschiedliche<br />

starke elektrische Belastungen für die Wälzlager. Durchgeführte Untersuchungen<br />

zeigen, dass derartige Vorschädigungen einen signifikanten Einfluss auf die<br />

Lebensdauer von Wälzlagern haben.<br />

Stromdurchgang in Wälzlagern ist kein völlig neues Phänomen,<br />

sondern wird bereits seit der Entwicklung der ersten<br />

Elektromotoren beobachtet [1]. In den letzten Jahren ist<br />

dieses Thema wieder in den Fokus der Forschung gerückt.<br />

Grund dafür ist der Einsatz moderner, schnell schaltender Frequenzumrichter,<br />

welche verschiedene Arten von Lagerströmen<br />

induzieren können. Diese werden unter anderem in der Elektromobilität<br />

und Windenergie eingesetzt [2].<br />

Durch einen kapazitiven Spannungsteiler im Elektromotor<br />

liegt ein Anteil der, von den Frequenzumrichtern hervorgerufenen,<br />

Common-Mode-Spannung zwischen dem mit dem Gehäuse<br />

verbundenen Außenring und dem auf der Welle sitzenden<br />

Innenring vor. Je nach Betriebsbedingungen kann der dadurch<br />

induzierte elektrische Strom das Wälzlager allerdings nicht ungehindert<br />

passieren. Grund dafür ist der trennende Schmierfilm in<br />

den Kontaktstellen des Wälzlagers. Die Kontakte können wie in<br />

Abbildung 1 dargestellt idealisiert als Kapazitäten mit parallelem<br />

ohmschen Wiederstand betrachtet werden. Dabei wird zwischen<br />

den Kapazitäten des Hertzschen Kontakts CHertz und der außenliegenden<br />

Bereiche COutside unterschieden [3], [4], [5].<br />

Liegen Vollschmierungsbedingungen vor, so ist der parallele<br />

Widerstand RP sehr groß. Es findet nun eine Aufladung des Kontakts/Kondensators<br />

statt – die anliegende Spannung steigt an.<br />

Wird eine spezifische Durchschlagspannung überschritten, so<br />

kommt es jedoch zu einer Entladung über den Schmierspalt.<br />

Dann fließt ein Strom über den variablen Widerstand REDM und<br />

die Kapazität entlädt sich schlagartig. Dies geschieht innerhalb<br />

kürzester Zeit und kann lokal sehr hohe Temperaturen hervorrufen.<br />

Dies führt zu einem Aufschmelzen oder sogar einer Verdampfung<br />

des Materials und ruft infolgedessen Schäden hervor.<br />

Dabei sind drei typische Schadensbilder zu beobachten, das<br />

Grey Frosting, die Riffelbildung sowie Schädigungen des<br />

40 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

01 Hertzscher Kontakt mit Ersatzschaltbild<br />

Schmierstoffs. In Bild 02 ist das Grey Frosting am Beispiel eines<br />

Wälzkörpers als für die Untersuchungen relevantes Schadensbild<br />

gezeigt [4], [6].<br />

Am Institut für Maschinenkonstruktion und Tribologie<br />

(IMKT) wurde der Einfluss einer Vorschädigung in Form von<br />

Grey Frosting auf die Lebensdauer von Wälzlagern untersucht.<br />

Das Grey Frosting ist gekennzeichnet durch eine Aufrauhung<br />

der Oberfläche infolge der Aufschmelzung und Neuhärtung<br />

oberflächennaher Bereiche. Das Grey Frosting wird wie in<br />

Bild 02 dargestellt durch eine Mattierung der Oberfläche optisch<br />

erkennbar.<br />

UNTERSUCHUNGEN ZUM EINFLUSS AUF<br />

DIE LEBENSDAUER<br />

In den durchgeführten Untersuchungen wurden in mehreren<br />

Versuchsreihen unterschiedlich stark ausgeprägte Vorschädigungen<br />

durch Grey Frosting erzeugt. Dabei wurden diverse<br />

Parameter variiert, wie beispielsweise die Zahl der Stahl-Wälzkörper<br />

im Vergleich zu den übrigen aus elektrisch isolierender<br />

Keramik ausgeführten Wälzkörpern des Versuchslagers. Außerdem<br />

wurden die Höhe der elektrischen Belastung, die Dauer<br />

der Bestromung und die mechanische Last variiert.<br />

Im Anschluss an die Vorschädigung wurden die Wälzlager im<br />

Versuchsstand bis zum Ausfall gefahren und so auf ihre Gebrauchsdauer<br />

hin getestet. Die dabei entstandenen Schäden<br />

weisen eine hohe Ähnlichkeit zwischen den Versuchsreihen auf.<br />

In Bild 03 ist beispielhaft ein solcher Schaden dargestellt. Nach<br />

Auswertung der Ergebnisse der Versuchsreihen zeigen sich allerdings<br />

deutliche Unterschiede in der Gebrauchsdauer der Lager.<br />

STÄRKERE STROMDURCHGÄNGE BEDEUTEN<br />

VERRINGERTE GEBRAUCHSDAUER<br />

Um nun Erkenntnisse aus den Versuchen ziehen zu können,<br />

werden die Versuchsreihen miteinander verglichen. Zusätzlich<br />

kann ein Vergleich mit ungeschädigten Wälzlagern aus Referenzversuchen<br />

erfolgen. Um die Versuchsreihen vergleichen zu<br />

können, muss die Stärke des Stromdurchgangs quantifiziert<br />

werden. Dazu wird hier die sogenannte Scheinleistung genutzt,<br />

welche von Tischmacher [6] eingeführt wurde. Dabei werden<br />

Stromstärke und Spannung während der Durchschläge aufgezeichnet<br />

und die jeweiligen Maxima betrachtet. Aus diesen<br />

wird die Scheinleistung mit der Einheit VA bestimmt. Da die<br />

Maxima nicht zeitgleich auftreten stellt dies keine tatsächliche,<br />

sondern eben nur eine scheinbare Leistung dar. Sie ist aber gut<br />

geeignet, um die elektrischen Belastungen zu vergleichen und<br />

02 Grey Frosting am Beispiel eines Rillenkugellagers<br />

03 Beispielhafter Ermüdungsschaden nach elektrischer<br />

Vorschädigung<br />

FÖRDERHINWEIS<br />

Das IGF-Vorhaben 20496 N (FVA 863 I) der<br />

Forschungsvereinigung für Antriebstechnik<br />

(FVA) wurde über die Allianz industrieller<br />

Forschung (AiF) im Rahmen des Programms zur<br />

Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung<br />

(IGF) vom Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines<br />

Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

gefördert.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 41


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

04 Vergleich der berechneten und experimentell ermittelten<br />

Lebensdauern<br />

DIE AUTOREN<br />

Marius Krewer, M.Sc.,<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Institut für Maschinenkonstruktion<br />

und Tribologie (IMKT) der Leibniz<br />

Universität Hannover<br />

in Bezug auf ihr Schädigungspotential einzuordnen, wie es auch<br />

Tischmacher in seiner Arbeit schon gemacht hat [6].<br />

In den Versuchen zeigt sich, dass die Versuchsreihe mit der<br />

höchsten Scheinleistung die geringste Lebensdauer aufweist.<br />

Dies zeigt sich auch in einer deutlich stärker aufgerauten Oberfläche<br />

nach der Vorschädigung. Die Versuchsreihen mit eher geringen<br />

Scheinleistungen dagegen weisen eine deutlich höhere<br />

Lebensdauer auf. Wenn man nun einen Vergleich mit der theoretisch<br />

berechneten Lebensdauer nach DIN ISO 281 [7] anstellt, so<br />

ergibt sich die Verteilung wie sie in Abbildung 4 zu sehen ist. Hier<br />

ist in Blau die berechnete Lebensdauer über dem Viskositätsverhältnis<br />

K dargestellt. In Rot sind die Ergebnisse der Versuchsreihen<br />

gekennzeichnet, wobei Versuchsreihe 1 die höchste und Versuchsreihe<br />

3 die niedrigste elektrische Belastung erfahren hat.<br />

Dabei wurden die Viskositätsverhältnisse der Versuchsreihen um<br />

die Rauheit korrigiert, damit sie ins Verhältnis zur Referenz zu<br />

setzen sind. Im Vergleich mit Referenzversuchen reduziert sich<br />

die Lebensdauer der stromgeschädigten Lager jedoch stark bei<br />

sonst ähnlichen Viskositätsverhältnissen. In grün ist ein Ergebnis<br />

aus Referenzversuchen eines vorangegangenen Projekts eingetragen.<br />

Es ist zu erkennen, dass dieser Referenzversuch deutlich<br />

über der Linie der berechneten Lebensdauer, sowie den Ergebnissen<br />

aus den Versuchen mit Vorschädigung liegt.<br />

UMGANG MIT STROMDURCHGANGSSCHÄDEN<br />

Um die Schäden durch Stromdurchgang zu minimieren, gibt es<br />

diverse Ansätze. Dazu gehören die Nutzung von isolierenden<br />

Hybridlagern (beispielsweise mit keramischen Wälzkörpern),<br />

Erdungsbürsten oder einer Anpassung der Gesamtkonstruktion,<br />

um Stromdurchgänge an einzelnen Bauteilen zu minimieren.<br />

Diese Abhilfemaßnahmen bringen jedoch auch immer Nachteile,<br />

wie beispielsweise hohe Kosten, Verschleiß oder eine Verlagerung<br />

des Problems in andere Bereiche, mit sich. Es kann<br />

daher sinnvoll sein, einen möglichen Stromdurchgang und die<br />

daraus resultierende Verringerung der Lebensdauer von vornherein<br />

in der Auslegung zu berücksichtigen. Bei der VDI-Fachkonferenz<br />

„Schadensmechanismen an Lagern“ wurden genauere<br />

Untersuchungsergebnisse sowie ein Ansatz zur Berücksichtigung<br />

des Stromdurchgangs bei der Lebensdauerberechnung präsentiert.<br />

Die genauere Untersuchung von Abhilfemaßnahmen sowie<br />

weiterer Einflussfaktoren, wie beispielsweise eines Größeneinflusses,<br />

ist Gegenstand aktueller Untersuchungen am IMKT.<br />

Bilder: IMKT<br />

www.vdi-wissensforum.de<br />

Volker Schneider, M.Sc.,<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Institut für Maschinenkonstruktion<br />

und Tribologie (IMKT) der Leibniz<br />

Universität Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerhard Poll,<br />

Leiter des Instituts für Maschinenkonstruktion<br />

und Tribologie (IMKT)<br />

der Leibniz Universität Hannover<br />

Literaturverzeichnis:<br />

1. P. L. Alger and H. W. Samson, “Shaft Currents in Electric<br />

Machines,” Transactions of the American Institute of Electrical<br />

Engineers, vol. XLIII, pp. 235–245, Jan. 1924, doi:<br />

10.1109/T-AIEE.1924.5060981.<br />

2. V. Hausberg, “Elektrische Lagerbeanspruchung Umrichtergespeister<br />

Induktionsmaschinen,” Leibniz Universität<br />

Hannover, Hannover, 2001.<br />

3. A. Furtmann, “Elektrisches Verhalten von Maschinenelementen<br />

im Antriebsstrang,” Dissertation, Leibniz Universität<br />

Hannover, Hannover, 2017.<br />

4. V. Schneider, H.-C. Liu, N. Bader, A. Furtmann, and G. Poll,<br />

“Empirical Formulae for the Influence of Real Film Thickness<br />

Distribution on the Capacitance of an EHL Point Contact and<br />

Application to Rolling Bearings,” 2021.<br />

5. Y. Gemeinder, “Lagerimpedanz und Lagerschädigung bei<br />

Stromdurchgang in umrichtergespeisten elektrischen<br />

Maschinen.,” TU Darmstadt, Darmstadt, 2016.<br />

6. H. Tischmacher, “Systemanalysen zur elektrischen Belastung<br />

von Wälzlagern bei umrichtergespeisten Elektromotoren,”<br />

Dissertation, Leibniz Universität Hannover, Hannover, 2017.<br />

7. “DIN ISO 281: Wälzlager – Dynamische Tragzahlen und<br />

nominelle Lebensdauer.” 2007.<br />

42 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/06 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


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