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NATURZYT - Das Schweizer Naturmagazin, Ausgabe Juni 2024

Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT. NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen Sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren 4 Ausgaben nur CHF 29.50

Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT.
NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen Sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren 4 Ausgaben nur CHF 29.50

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Aus Liebe zur Natur.<br />

Nr. 45 | <strong>Juni</strong> – August 24 | CHF 7.90<br />

Jedes Abo hilft …<br />

<strong>NATURZYT</strong> abonnieren und mit uns<br />

Naturprojekte unterstützen.<br />

Mehr ab Seite 38<br />

Natur erfahren<br />

Meistergeigerin<br />

auf der Wiesenbühne<br />

Natur bewahren<br />

Wildbienen<br />

in der Stadt<br />

Natur erleben<br />

Bezaubernde und<br />

spektakuläre Schluchten<br />

Natur erfahren<br />

Weisse Taubnessel –<br />

die Frauenheilpflanze<br />

Natur bewahren<br />

Duftgarten – ein Duft<br />

liegt in der Luft<br />

Natur erleben<br />

Norditalien –<br />

Natur in Hülle und Fülle


Kein<br />

Zuschlag für<br />

Einzelbelegung<br />

Hauptdeck


EDITORIAL<br />

Impressum<br />

<strong>NATURZYT</strong> 12. Jahrgang<br />

Knaus Marketing- & Verlagsservice<br />

Sonnhalde 37<br />

8602 Wangen<br />

Redaktion<br />

Telefon 043 542 72 91<br />

redaktion@naturzyt.ch<br />

Anzeigen<br />

Michael Knaus<br />

Telefon 043 542 72 91<br />

michael.knaus@kmvs.ch<br />

Freie und ständige Mitarbeiter<br />

Virginia Knaus, Michael Knaus,<br />

Daniel Fleuti, Ernestine Astecker,<br />

Tobias Ryser, Marwin Zander,<br />

Gaby Kistler, Katja Rauchenstein,<br />

Helen Weiss<br />

Grafik & Produktion<br />

Martina Roth<br />

Bildbearbeitung<br />

Heinz Weber<br />

Titelbild<br />

Aareschlucht, Adobe Stock<br />

Korrektorat<br />

Christoph Meyer, Basel<br />

Druck<br />

AVD GOLDACH AG, 9403 Goldach<br />

Abonnementspreise<br />

4 <strong>Ausgabe</strong>n CHF 29.50 (inkl. 2.6% MwSt.),<br />

8 <strong>Ausgabe</strong>n CHF 56.50 (inkl. 2.6% MwSt.).<br />

Auslandabonnemente auf Anfrage.<br />

Abonnementsdienst<br />

Knaus Marketing & Verlagsservice<br />

Sonnhalde 37, 8602 Wangen<br />

Telefon 043 542 72 91, abo@<strong>NATURZYT</strong>.ch<br />

www.<strong>NATURZYT</strong>.ch/abonnieren<br />

ISSN-Nummer 2296-2859<br />

© Alle Rechte vorbehalten.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />

aus drücklicher Genehmigung des Verlages.<br />

<strong>Das</strong> Magazin wird in der Schweiz auf<br />

100% Recycling papier gedruckt.<br />

Auf und Ab<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Mit den Temperaturen ist es wieder ein<br />

Auf und Ab. Im März hatten wir schon<br />

fast sommerliche Temperaturen, um im<br />

April wieder in den Winter zu gehen.<br />

Jetzt im Mai kommt schon fast wieder<br />

der Sommer. Es ist ein Auf und Ab.<br />

Die Natur lernt mit diesen Schwankungen<br />

zu leben. Gleich ist es bei uns. Wir<br />

passen uns an. Mal mit kurzen, dann<br />

wieder mit langen Hosen. Wir nehmen<br />

es, wie es kommt.<br />

Fette und magere Jahre<br />

Aber auch in der Gesundheit, bei den<br />

Finanzen haben wir dieses Auf und Ab.<br />

So haben wir Phasen, in denen wir gesund<br />

und fit sind. Gefolgt von Phasen, in denen<br />

es einem schlechter geht. Gleiches gilt<br />

bei den Kosten. Nach vielen Jahren von<br />

gleichbleibenden und sinkenden Kosten<br />

steigen diese seit einem Jahr massiv.<br />

Die Krankenkassenprämien, die Wohnkosten,<br />

die Lebensmittel und auch die<br />

Energiekosten. Wie schon die Grossmutter<br />

immer sagte. Nach 7 fetten Jahren<br />

folgen 7 magere Jahre.<br />

Positiv bleiben<br />

Wichtig ist dabei, positiv zu bleiben. <strong>Das</strong><br />

fällt einem einfach, wenn alles gut läuft,<br />

man gesund ist und keine finanziellen<br />

Sorgen hat. <strong>Das</strong> fällt aber schwerer, wenn<br />

es stockt und die Sorgen überhandnehmen.<br />

Auch <strong>NATURZYT</strong> geht es so. Die<br />

Kosten steigen in allen Bereichen, die<br />

Anzeigenkunden sind zurückhaltender und<br />

die Zahl der Neuabonnenten sinkt, weil<br />

zugewartet wird, wie sich die Wirtschaft<br />

entwickelt bei den vielen Unsicherheiten in<br />

der Welt. Jede Absage von Anzeigenkunden,<br />

jede Abo-Kündigung, die es auch in<br />

den guten Zeiten gab, macht Angst. Wie<br />

geht es weiter? Was müssen wir tun? Und<br />

schon verfällt man in Panik und blockiert<br />

den positiven Fluss. Er dreht ins Negative.<br />

Die Natur hilft<br />

Ein Spaziergang in der Natur, das Beobachten<br />

der kleinen und grösseren Naturschönheiten<br />

helfen, wieder ins Positive<br />

zu kehren. <strong>Das</strong> Vertrauen ins Es-kommtschon-gut<br />

wird gestärkt und aus dem Ab<br />

wird wieder ein Auf und auf einmal läuft<br />

es wieder wie von selbst. Man fühlt sich<br />

wieder besser, ist motivierter und das<br />

spiegelt sich in allem wieder. Nicht nur bei<br />

mir und unserer <strong>NATURZYT</strong>, sondern in<br />

allen Lebensbereichen.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen<br />

viel Krafterfahrung in unserer schönen<br />

Natur und mit unserer <strong>NATURZYT</strong>.<br />

Herzlichst<br />

Ihr Michael Knaus<br />

<strong>NATURZYT</strong> 3


Seite 14<br />

Meistergeigerin auf der<br />

Wiesenbühne<br />

Seite 30<br />

Ein Duft liegt<br />

in der Luft<br />

Seite 46<br />

Bezaubernde und<br />

spektakuläre Schluchten<br />

Inhalt<br />

3 Editorial/Impressum<br />

4 Inhaltsverzeichnis<br />

7 Wissenswertes<br />

Baut die Amsel ihr Nest am Boden?<br />

Ist der Feuersalamander giftig?<br />

8 Entdeckt & Fair<br />

Recycelte Sommertasche und farbenfrohe Fächer.<br />

10 Bastel-Tipp<br />

Schneckenhäuschen-Mobile für drinnen und draussen<br />

62 Zu guter Letzt<br />

Kurse in der Natur erleben<br />

Natur erfahren<br />

12 Natur und Homöopathie<br />

Die Vielseitigkeit der Gemeinen Schafgarbe<br />

14 Meistergeigerin auf der Wiesenbühne<br />

Sie ist die erste Stimme im Wiesenkonzert: An warmen<br />

Sommertagen stimmt die Feldgrille ihr unverkennbares<br />

Zirpen an. Die unermüdliche Geigerin liebt bunte, artenreiche<br />

Wiesen und Weiden.<br />

20 Gabys Natur-Tagebuch<br />

Glücklich, wer einen Schneckenkönig findet!<br />

22 Weisse Taubnessel – Frauenheilpflanze<br />

Die Weisse Taubnessel gilt in der Volksmedizin als angesehenes<br />

Frauenheilkraut. Sie wird bei unspezifischem<br />

Weissfluss und unregelmässiger Menstruation eingesetzt.<br />

4 <strong>NATURZYT</strong>


INHALT<br />

Seite 38<br />

Wildbienen in<br />

der Stadt<br />

Seite 58<br />

Norditalien –<br />

Natur in Hülle und Fülle<br />

Natur bewahren<br />

26 Tierisch gute Interviews<br />

Wilma Streifen-Wanze, eine liebvolle und gute Mutter, die<br />

Dost und wilde Möhre liebt, im Gespräch mit <strong>NATURZYT</strong>.<br />

30 Ein Duft liegt in der Luft<br />

Duftpflanzen geben jedem Garten eine besondere Note und<br />

machen die Stunden im grünen Reich zum Fest der Sinne.<br />

36 Süsse Versuchungen mit saisonalen Früchten<br />

Ein Himbeer-Rosen-Müesli, eine Johannisbeerwähe und<br />

das Zwieback-Tiramisu mit Himbeeren als Sommerdessert.<br />

38 Wildbienen in der Stadt<br />

Auf kleinsten Flächen mitten in der Stadt leben Wildbienen.<br />

Sie sind bedeutende Bestäuber und somit ein wichtiger<br />

Bestandteil unseres Ökosystem – auch in der Stadt.<br />

Natur erleben<br />

42 Fast wie im Himalaya<br />

Er ist ein Koloss von Berg, der 4314 Meter hohe Grand Cobin,<br />

eine Bastion aus Fels und Eis im Unterwallis. Eine faszinierende<br />

Welt mit Gletscher und einer spektakulären Hängebrücke.<br />

46 Bezaubernde und spektakuläre Schluchten<br />

Geformt von der Natur durch die Kraft des Wassers sind<br />

bezaubernde und spektakuläre Schluchten entstanden.<br />

54 Sommer-Eis<br />

<strong>Das</strong> Treiben im eiskalten Wasser und das langsame Dahinschmelzen<br />

des Gletschereises faszinieren Tobias Ryser.<br />

58 Norditalien – Natur in Hülle und Fülle<br />

Im Norden Italiens findet man gigantische Felsformationen,<br />

türkisfarbene Bergseen und einen auftrumpfenden Basilisken.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 5


DANKE, DASS SIE <strong>NATURZYT</strong><br />

ALS GÖNNERIN UNTERSTÜTZEN,<br />

DAMIT SIE WEITERWACHSEN KANN<br />

Naturnaher, unabhängiger Journalismus mit Überzeugung<br />

und aus Liebe zur Natur kostet. Dank Ihnen als Gönnerin<br />

können die <strong>NATURZYT</strong> und ihre Naturprojekte weiterwachsen.<br />

Dank unseren Gönnerinnen kann die <strong>NATURZYT</strong> …<br />

… weiterhin und noch stärker, naturnaher und<br />

kritischer berichten.<br />

... alle mit der Vielfalt unserer Natur erfreuen.<br />

… ein Sprachrohr für unsere Natur sein, um zu sensibilisieren,<br />

zu erfahren, zu bewahren und zu erleben.<br />

… sich für Naturprojekte engagieren.<br />

… den Abo-Preis für alle erschwinglich halten mit CHF 29.50 pro Jahr.<br />

… und mittelfristig den Anzeigenverlust kompensieren.<br />

<strong>NATURZYT</strong> dankt Ihnen, wenn Sie Gönnerin und Abonnentin für CHF 129.50 im Jahr werden.<br />

Anmelden per Telefon 043 542 72 91, auf www.<strong>NATURZYT</strong>.ch/abonnieren oder mit Talon auf Seite 63.<br />

* Bei den Personenbezeichnungen sind jeweils alle Geschlechter gemeint.


Wissenswertes<br />

WISSEN<br />

IST DER FEUERSALAMANDER GIFTIG?<br />

Den Feuersalamander sieht man eher selten,<br />

denn einerseits bevorzugt er kühle und feuchte<br />

Laub- oder Mischwälder, wo er sich gut unter<br />

Totholz oder flachen Steinen verbergen kann,<br />

und anderseits sind gerade diese Lebensräume<br />

immer weniger vorhanden, was ihm das Überleben<br />

schwer macht. Aber wenn man ihn sieht,<br />

ist er beeindruckend, nicht nur von der Farbe,<br />

sondern auch weil er der grösste Salamander ist,<br />

der in der Schweiz vorkommt. Seine schwarzgelbes<br />

Fleckenmuster, gekoppelt mit der glänzenden<br />

Oberfläche, zeigt den Feinden schon an:<br />

Finger weg. Und wer doch zu nahe kommt, lernt<br />

das giftige Sekret kennen, das er ausstossen kann.<br />

Denn droht Gefahr, sondert er aus seinen Hautdrüsen<br />

ein weissliches Sekret ab. Für Tiere ist dies<br />

giftig, für kleinere Tiere kann es sogar tödlich<br />

sein. Bei uns Menschen verursacht es ein Brennen<br />

auf der Haut, auch beim Kontakt mit den Augen<br />

und Schleimhäuten. Ob dieses Brennen in dem<br />

Namen «Feuersalamander» gegeben hat? Leider<br />

nein, denn früher glaubten die Menschen, das<br />

weisse giftige Sekret sei in der Lage, Brände zu<br />

löschen, und warfen ihn zum Brändelöschen ins<br />

Feuer.<br />

BAUT DIE AMSEL IHR NEST AM BODEN?<br />

Amseln sieht man meistens auf den Wiesen umherhüpfen<br />

und nach Futter picken. Oder an Futterhäuschen<br />

im Garten. Also immer tief am Boden.<br />

Sie baut aber ihr Nest nicht am Boden, sondern<br />

in tiefliegenden Gebüschen und Sträuchern oder<br />

kleinen Bäumen. Ab und an wird auch eine Blumenkiste<br />

auf dem Balkon oder ein Mauervorsprung<br />

für ein Nest gewählt. Für das Nest verwendet sie<br />

Wurzeln, Moos, Halme, auch Plastik oder Papierfetzen.<br />

Verklebt wird alles mit feuchter Erde. Bis<br />

zu drei Bruten pro Jahr, manchmal sogar bis fünf<br />

sind möglich. Die Brutdauer beginnt zwischen<br />

Ende Februar und Anfang März und endet erst im<br />

August. Im Schnitt legt das Amselweibchen vier<br />

Eier und schon nach knapp zwei Wochen schlüpfen<br />

die Küken. Bereits zwei Wochen nach dem Schlüpfen<br />

verlassen die Jungvögel das Nest und werden noch<br />

3 Wochen lang von den Eltern gefüttert, bis sie<br />

auf sich gestellt sind. Dann beginnt schon bald die<br />

zweite Brut für das Weibchen. Die lange resp. mehrfache<br />

Brutzeit ist mit ein Grund, dass zwischen<br />

März bis September Hecken und Sträucher nicht<br />

geschnitten oder zerstört werden dürfen, weil viele<br />

Vögel, wie auch die Amseln, in diesem Zeitraum<br />

brüten.<br />

Text Michael Knaus Foto AdobeStock<br />

<strong>NATURZYT</strong> 7


Entdeckt & Fair<br />

Die Tasche für den Sommer<br />

Bei dieser Beachbag ist der<br />

Name Programm. Als robuste<br />

Strandtasche konzipiert, scheut<br />

sie keinen Einsatz. Nasse Badebekleidung,<br />

Tücher und Spielsachen lassen<br />

sich genauso sicher transportieren<br />

wie Schaufeln, Bagger und Eimer, welche<br />

direkt aus dem Sandkasten in der Tasche<br />

landen. Für einen gemütlichen Tag am<br />

See oder Strand kann darin allerlei Köstliches<br />

für ein Picknick eingepackt werden.<br />

Oder es kann auch einfach ein grösseres<br />

Dessert transportiert werden.<br />

Bei den verwendeten Recyclingmaterialien<br />

handelt es sich um Getränke­ und<br />

ähnliche Beutel, welche wasserfest und<br />

abwaschbar sind.<br />

Die Taschen werden von Frauen in den<br />

Slums von Manila produziert. Kamay<br />

Krafts ist eine staatlich anerkannte Ko ope ­<br />

ra tive auf den Philippinen, welche dabei<br />

hilft, die Armut zu lindern. Zusätzlich zu<br />

diesem wichtigen Einkommen, können<br />

dank Heimarbeit auch kleinere Kinder<br />

zuhause betreut werden.<br />

Beachbags sind mit verschiedenen<br />

Trägerlängen oder einem Griffloch in<br />

diversen Farbvariationen ab CHF 30.50<br />

bei fairSCHENKEN (fairschenken.ch)<br />

erhältlich.<br />

Entdecken Sie das grosse Freizeitangebot im<br />

Regionalen Naturpark Schaffhausen!<br />

Auf der Freizeitplattform „Natourpark“ finden Sie<br />

einzigartige Erlebnisse, von anspruchsvollen Velotouren<br />

durch den Klettgau oder über den Randen<br />

bis hin zu gemütlichen Wanderungen durch die<br />

Rebberge in Rüdlingen oder über die Hügel des<br />

Reiats.<br />

Wandern<br />

Velofahren<br />

Inlineskaten<br />

Finden Sie alle<br />

Routen unter<br />

natourpark.ch<br />

Scan me!<br />

Wanderreiten<br />

DIE UNSICHTBAREN SICHTBAR MACHEN.<br />

KATZENFOTOS<br />

Portraits – CatART – Adoptionsbilder<br />

ADOPTIONSBILDER<br />

Vermittlungsfotos für Tierheimkatzen<br />

KATZENKALENDER<br />

farbig & schwarzweiss<br />

Natur- & Studiofotografie<br />

WWW.KATZENSOFA.BLOG<br />

instagram: purrfectness_catphotography<br />

KATZENFOTOGRAFIE<br />

AUS LEIDENSCHAFT


Kühles Lüftchen in frohen Farben<br />

Die farbenfrohen, aus<br />

nachhaltiger Baumwolle<br />

und Pinienholz hergestellten<br />

Fächer sind ein Hingucker<br />

für den Sommer und bringen ein<br />

kühles Lüftchen an heissen Sommertagen.<br />

<strong>Das</strong> verwendete Pinienholz stammt aus<br />

dem anfallenden Abfallmaterial aus der<br />

Möbelproduktion und findet so eine<br />

weitere sinnvolle Verwendung. Die Fächer<br />

werden sorgfältig von Hand in den Werkstätten<br />

der MESH, einer indischen Fair­<br />

Trade­Organisation, die beeinträchtigte<br />

und leprakranke Menschen unterstützt<br />

und fördert, hergestellt.<br />

Die changemaker­Fächer sind in<br />

verschiedenen Stoffmustern in der<br />

Grösse von 22 cm für CHF 19.90 im<br />

Online­Shop changemaker.ch und in<br />

den Läden in Baden (Badstrasse 34),<br />

Basel (Marktgasse 16), Bern (Spital­<br />

gasse 38), Luzern (Kramgasse 9),<br />

Schaffhausen (Vordergasse 55), Thun<br />

(Obere Hauptgasse 35), Winterthur<br />

(Marktgasse 39) oder Zürich (Marktgasse<br />

10 und Europaallee 43) erhältlich.<br />

Homöopathie<br />

von OMIDA.<br />

Taschenapotheke<br />

mit 32 Einzelmitteln<br />

Erhältlich in Apotheken und Drogerien.<br />

Dies sind zugelassene Arzneimittel. Lesen Sie die Angaben auf der Packung.<br />

Schwabe Pharma AG,<br />

Küssnacht am Rigi


Bastel-Tipp<br />

Schneckenhäuschen-Mobile<br />

für drinnen oder draussen<br />

10 <strong>NATURZYT</strong>


So machen wir’s<br />

Wenn der Wind durchs<br />

Geäst weht, hört man<br />

oft die leisen Klänge<br />

verschiedener Windspiele,<br />

und bunte Mobiles erfreuen nicht<br />

nur Kinderaugen mit ihren grazilen<br />

Bewegungen. Deshalb machen wir mal<br />

was, um unser Auge zu erfreuen. Wir<br />

basteln uns unser eigenes Windspiel/<br />

Mobile mit den verlassenen Schneckenhäusern,<br />

welche wir oft im Frühjahr<br />

bei Spaziergängen durch Feld, Wald<br />

und Flur finden. Spart dabei nicht mit<br />

Glitzer und bunten Farben, damit es<br />

mit der Sonne und den Blumen um die<br />

Wette strahlen kann.<br />

Ich hoffe, das macht euch genau so viel<br />

Spass wie mir und ihr geniesst die<br />

sommerlichen Abende deshalb gerade<br />

doppelt.<br />

Euer <strong>NATURZYT</strong>-DIY<br />

Virginia Knaus<br />

MATERIALLISTE:<br />

• Altes Laken oder Zeitung als<br />

Unterlage<br />

• Schneckenhäuschen<br />

• Schere, Kneif-, Rundzange,<br />

evtl. Pinzette und Dremel bzw.<br />

Handbohrer<br />

• Acrylfarbe und Pinsel, Streuglitter,<br />

Glitzerperlen, Dekosteine zur Deko<br />

der Schneckenhäuschen<br />

• Biegsamer Ast<br />

(am besten frischer Weidenast)<br />

• Schnur oder Draht zum Umwickeln<br />

des Astringes<br />

• Heissleimpistole<br />

• Ketten oder Schnur zum Aufhängen<br />

der dekorierten Häuschen<br />

Schritt 1:<br />

Den Weiden-Ast zu einem Kreis<br />

winden und mit Draht oder Schnur<br />

umwickeln und mit Heisskleber<br />

fixieren.<br />

Text/Fotos Virginia Knaus<br />

Schritt 2:<br />

Schneckenhäuschen aussuchen,<br />

welche ihr später an den Astkreis<br />

hängen möchtet. Dann in die Schneckenhäuschen<br />

mit dem Dremel oder<br />

Handbohrer kleine Löcher bohren,<br />

damit ihr später die Schnur durchziehen<br />

könnt. Wenn ihr Metallketten<br />

nehmen möchtet, braucht ihr noch<br />

Perlenstifte und runde Ösen zum<br />

Befestigen am Schneckenhaus. Falls<br />

ihr Nylon oder Schnur nehmt, braucht<br />

ihr kleine Perlen als Stopper im<br />

Schneckenhaus-Innern.<br />

Schritt 3:<br />

Nun geht’s an die Verzierung der<br />

Schneckenhäuser. Ihr könnt sie mit<br />

Acrylfarbe anmalen, beglittern, mit<br />

Heisskleber Steinchen oder Perlen<br />

anbringen. Lasst eurer Fantasie freien<br />

Lauf dabei. Ich habe den Innenraum<br />

der Häuschen bemalt und mit Glitter<br />

bestäubt und unten nochmals kleine<br />

Löcher gebohrt, um kleine Glitzerperl<br />

motive anzubringen. Diese habe<br />

ich mit einer kleinen Drahtschraube<br />

befestigt.<br />

Schritt 4<br />

Danach messt ihr die Abstände ab,<br />

in denen ihr die Häuschen aufhängen<br />

möchtet. Dann fixiert ihr sie reihum<br />

an eurem Astring in verschiedenen<br />

Höhen. Ich habe immer ein Häuschen<br />

zirka auf der Höhe der vorangegangenen<br />

Glitzerperlen fixiert. Wenn ihr<br />

das habt, braucht ihr nur noch eine<br />

Aufhängung für den Astring, indem<br />

ihr 2 überkreuzt fixierte Bänder anbringt,<br />

an welchen ihr dann das fertige<br />

Mobile aufhängen könnt. Es sieht<br />

wunderhübsch aus im Sonnenlicht,<br />

wenn es bei jeder Bewegung glitzert.<br />

Hängt es in einen Baum oder auch<br />

einfach vors Fenster und freut euch<br />

an eurem Werk.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 11


Natur und Homöopathie<br />

Die Vielseitigkeit<br />

der Gemeinen Schafgarbe<br />

Die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) ist<br />

eine bemerkenswerte Pflanze, die seit Jahrhunderten<br />

sowohl in der Heilkunde als auch in der Küche<br />

geschätzt wird. Ihr reiches Erbe reicht von der Antike<br />

bis in die moderne Zeit und bietet eine Fülle von<br />

Anwendungen für Menschen auf der ganzen Welt.<br />

Marwin Zander arbeitet<br />

als eidg. dipl. Homöopath in Chur. Er ist<br />

Dozent an der SHI Homöopathieschule<br />

und in seinem Podcast beschäftigt er<br />

sich mit wichtigen Bereichen in der<br />

klassischen Homöopathie. Weitere Informationen:<br />

www.marwinzander.ch,<br />

079 638 88 90<br />

Die Gemeine Schafgarbe,<br />

auch bekannt als Wiesen­<br />

Schafgarbe, gehört zur<br />

Familie der Korbblütler<br />

(Asteraceae). Sie ist auf Wiesen und an<br />

Wegrändern verbreitet und zeichnet sich<br />

durch ihre traubenartigen Blütenstände<br />

aus, die von Juli bis Oktober in Weiss<br />

oder Rosa erstrahlen. Mit einer Wuchshöhe<br />

von 40 bis 80 cm und gefiederten,<br />

graugrünen Blättern ist sie eine auffällige<br />

Erscheinung am Wegrand.<br />

Der Name der Pflanze «Achillea» leitet<br />

sich von Achilles ab. Dieser hatte beim<br />

heilkundigen Kentaur Chiron gelernt, die<br />

Eigenschaften des Krautes zu nutzen und<br />

12 <strong>NATURZYT</strong>


Ihre traubenartigen<br />

Blütenstände geniessen<br />

auch die Bienen.<br />

heilte damit eine eiternde Wunde des<br />

Königs Telephos. In der Antike wurde die<br />

Schafgarbe zur Wundheilung und zur<br />

Blutstillung eingesetzt. Bereits seit 4000<br />

Jahren wird sie in Nordamerika und<br />

China genutzt. Bei den Germanen wurde<br />

sie als schützendes Mittel gegen eine<br />

Vielzahl von Krankheiten angesehen.<br />

In verschiedenen Kulturen galt die<br />

Schafgarbe als Schutzmittel gegen böse<br />

Geister und fand in rituellen Praktiken<br />

Verwendung.<br />

Die kulinarische Vielseitigkeit der<br />

Gemeinen Schafgarbe erstreckt sich von<br />

der Verwendung ihrer Blätter und Blüten<br />

als Gewürz bis hin zu deren Verwendung<br />

in Salaten und anderen Gerichten. Die<br />

jungen Blätter verleihen Salaten einen feinherben<br />

Geschmack, während ihre ätherischen<br />

Öle eine aromatische Note hinzufügen.<br />

Sie eignet sich als Gemüsefüllung,<br />

in Suppen oder Salaten. Ältere Blätter<br />

werden bitter und eignen sich eher zur<br />

Teezubereitung oder als Gewürz. Aus<br />

den Blüten lässt sich eine erfrischende<br />

Limonade herstellen, indem man sie über<br />

Nacht ziehen lässt. Die Schafgarbe bietet<br />

eine einzigartige Möglichkeit, den Speiseplan<br />

zu bereichern und Gerichten eine<br />

besondere Note zu verleihen.<br />

SCHAFGARBE IN DER<br />

NATURHEILKUNDE<br />

In der Naturheilkunde hat die Gemeine<br />

Schafgarbe einen festen Platz aufgrund<br />

ihrer vielfältigen medizinischen<br />

Eigenschaften. Ihre oberirdischen Teile<br />

werden als Arzneidroge genutzt und<br />

können als Aufguss oder Frischpflanzenpresssaft<br />

verarbeitet werden. Die Schafgarbe<br />

wirkt gallenflussanregend, antibakteriell,<br />

zusammenziehend und krampflösend,<br />

dadurch sind ihre Anwendungsbereiche<br />

vielfältig und reichen von der<br />

Linderung von Verdauungsbeschwerden<br />

bis hin zur Behandlung von Frauenleiden.<br />

Sie kann auch äusserlich angewendet<br />

werden, hier wirken Schafgarbenauszüge<br />

antibakteriell und wund heilungs<br />

fördernd, was sie bei Entzündungen,<br />

Wunden und Hämorrhoiden nützlich<br />

macht.<br />

MILLEFOLIUM IN DER HOMÖOPATHIE<br />

In der Homöopathie ist die Gemeine<br />

Schafgarbe unter dem Namen Millefolium<br />

bekannt. Diese Arznei betrifft ein eher<br />

schmales Anwendungsgebiet im Vergleich<br />

zu anderen Arzneimitteln. Gute Reaktionen<br />

wurden dokumentiert bei schmerzlosen<br />

Blutungen verschiedener Art. Sie kann<br />

von Fachpersonen bei Nasenbluten, Menor ­<br />

rhagie, Hämaturie und anderen blutenden<br />

Zuständen eingesetzt werden. Ich verwendete<br />

diese Arznei zuletzt begleitend bei<br />

starken hellroten, schmerzlosen Blutungen<br />

in der Wochenbettzeit, als die konventionelle<br />

Therapie nicht wirkte.<br />

Fazit: Die Gemeine Schafgarbe ist eine<br />

vielseitige Pflanze, die seit Jahrhunderten<br />

eine Rolle in der Menschheit spielt. Ihre<br />

Verwendung erstreckt sich über verschiedene<br />

Kulturen und Zeitalter hinweg, und<br />

ihre medizinischen und kulinarischen<br />

Eigenschaften machen sie zu einem wertvollen<br />

Bestandteil unseres täglichen<br />

Lebens. Ob in der Küche, in der Naturheilkunde<br />

oder in der Homöopathie.<br />

Text Marwin Zander Fotos Adobe Stock<br />

Die Anwendung der aufgeführten Mittel<br />

erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt<br />

keinen Arztbesuch. Eine Haftung des Verfassers<br />

bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 13


Meistergeigerin au<br />

Sie ist die erste Stimme im Wiesenkonzert:<br />

An warmen Sommertagen stimmt die Feldgrille<br />

ihr unverkennbares Zirpen an. Die unermüdliche<br />

Geigerin liebt bunte, artenreiche Wiesen und<br />

Weiden – ihr Lebensraum wird leider immer kleiner.<br />

14 <strong>NATURZYT</strong>


f der Wiesenbühne<br />

Ein plumper Körper auf sechs<br />

dünnen Beinen, ein bulliger<br />

Kopf mit überlangen Fühlern<br />

– die Feldgrille (Gryllus<br />

campestris) würde bei einem tierischen<br />

Schönheitswettbewerb kaum das Krönchen<br />

holen. Weitaus attraktiver ist hingegen<br />

ihre Musik. <strong>Das</strong> melodiöse Zirpen<br />

weckt Erinnerungen an laue Sommerabende<br />

und duftende Blumenwiesen. Die<br />

Feldgrille ist als begabte Wiesen­Musikerin<br />

bekannt: Während die Ameise in<br />

La Fontaines Fabel «Die Grille und die<br />

Ameise» rastlos Wintervorräte hortet,<br />

geigt und vertrödelt die Grille den ganzen<br />

Sommer als sorgloser Taugenichts.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 15


Tatsächlich liebt der Grillenmann<br />

den grossen Auftritt: Auf der vor seiner<br />

Höhle angelegten Bühne präsentiert er<br />

sich wie ein Meistergeiger vor grossem<br />

Publikum. Sein Körper und seine Flügel<br />

erinnern dabei an einen schwarzen, mit<br />

feinem Goldsamt besetzten Frack. <strong>Das</strong><br />

Konzert, das er vom späten Vormittag bis<br />

in die warmen Abendstunden anstimmt,<br />

ist unvergleichlich. <strong>Das</strong> Zirpen entsteht,<br />

indem er die Flügel rasch gegeneinander<br />

bewegt, wobei eine glatte Schrillkante<br />

über eine sägeblattähnliche Schrillader<br />

streift. Eine Membran an der Flügelbasis<br />

verstärkt den Klang wie ein Lautsprecher.<br />

Die angehobenen Flügel und der Eingang<br />

zur eigenen Wohnröhre dienen zudem<br />

als Schalltrichter, sodass die Musik im<br />

offenen Gelände fast 100 Meter weit<br />

zu hören ist.<br />

LAUTES HAUSTIER<br />

Die musikalische Darbietung dient<br />

nicht nur der Anlockung paarungsbereiter<br />

Weibchen; mit dem lauten<br />

«Zri, Zri, Zri» markiert der Grillenmann<br />

auch sein Revier. Sobald ein<br />

fremdes Männchen den Vorplatz der<br />

Höhle betritt, wird die Bühne zur<br />

Arena, und das liebliche Geigenkonzert<br />

artet in einen schrillen Rivalengesang<br />

aus. Reicht die akustische Drohung nicht<br />

aus, kommt es zur wüsten Schlägerei:<br />

Die Rivalen rennen wie zwei Ziegenböcke<br />

aufeinander los oder versuchen<br />

sich nach Sumo­Manier gegenseitig<br />

umzuwerfen. Wie Peitschen schlagen<br />

Feldgrillen sind eine<br />

wichtige Beute für<br />

zahl reiche insektenfressende<br />

Vogelarten<br />

wie den Wiedehopf.<br />

(Foto: Envato)<br />

Die Höhle der Feldgrille<br />

wird sowohl als Schalltrichter<br />

als auch als<br />

Versteck genutzt.<br />

(Foto: pxhere)<br />

Die weiblichen Grillen sind<br />

äusserlich gut an ihrer<br />

sogenannten Legeröhre<br />

zwischen den Hinterbeinen<br />

erkennbar. (Foto: pyhere)<br />

16 <strong>NATURZYT</strong>


Mit der zarten Zeichnung<br />

wirkt die Feldgrille, als<br />

wäre sie in einen golddurchwirkten<br />

Frack gehüllt.<br />

(Foto: Envato)<br />

sich die Kontrahenten gegenseitig die<br />

Fühler um die Ohren, es wird gerempelt,<br />

geschubst und gebissen, bis einer der<br />

beiden das Feld räumt. <strong>Das</strong> Kampfgeschick<br />

der Feldgrille wurde übrigens<br />

schon vor 2000 Jahren in China geschätzt:<br />

In vielen Provinzen hatten<br />

Grillen­Zweikämpfe Tradition und<br />

besonders gute «Kampfgrillen» wurden<br />

hoch gehandelt.<br />

In Asien gelten Grillen wegen ihrer<br />

Musik übrigens als beliebte Haustiere.<br />

Damit die Menschen jederzeit in den<br />

Genuss des Gezirpes kommen können,<br />

werden Grillenmännchen in kostbaren<br />

Bambuskäfigen, aber auch in kunstvoll<br />

geschnitzten kleinen Häuschen im<br />

Zimmer gehalten. Wer einmal eine verirrte<br />

Grille in den eigenen vier Wänden<br />

hatte, weiss, wie laut sie geigt, wenn sie<br />

ganz nah ist. Und dass jede Grille ihr<br />

ganz eigenes Lied singt. Im Gegensatz<br />

zu den zwar nett zirpenden Zikaden<br />

sind Grillen Individualisten – und ein<br />

Erlebnis für sich.<br />

LIEBLICHER WERBEGESANG<br />

Weitaus zärtlicher werben die schlagkräftigen<br />

Machos um die weibliche<br />

Zuneigung. Die weiblichen Grillen sind<br />

stumm – äusserlich sind sie gut an<br />

ihrer so genannten Legeröhre zwischen<br />

den Hinterbeinen erkennbar. Die sieht<br />

beinahe wie ein Stachel aus, ist jedoch<br />

nur zum Eierlegen geeignet. Die Weibchen<br />

hören mit den Ohren auf den<br />

beiden Vorderbeinen. Mit jeweils einem<br />

grossen und kleinen Trommelfell kann<br />

das paarungsbereite Weibchen den Partner<br />

in bis zu zehn Meter Entfernung<br />

<strong>NATURZYT</strong> 17


Da Grillen nicht fliegen<br />

können und ortstreu sind,<br />

können sie nicht einfach<br />

abwandern.<br />

(Foto: pixabay)<br />

Ein fremder Laut oder<br />

ein Schatten reichen aus,<br />

dass die Feldgrille<br />

verstummt und sich blitzschnell<br />

in ihre Wohnröhre<br />

verzieht.<br />

(Foto: pixabay)<br />

orten, um ihm dann zielsicher entgegenzulaufen.<br />

Betritt die Angebetete die<br />

Bühne, wechselt der Geiger schlagartig<br />

das Thema. Statt des eintönigen Fernrufs<br />

stimmt er ein nur für die Grillendame<br />

hörbares, hingebungsvolles Liebesgeflüster<br />

an. Der Werbegesang bildet<br />

die Ouvertüre zur Paarung, bei der das<br />

Weibchen den Auserwählten besteigt.<br />

Nach erfolgreicher Übergabe des<br />

Spermienpakets bleiben beide zunächst<br />

zu einem langen Nachspiel zusammen.<br />

Dann legt das Weibchen ihre Eier in<br />

die Erde ab und macht sich alsbald aus<br />

dem Staub.<br />

JUGEND OHNE ELTERLICHE<br />

AUFSICHT<br />

Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen<br />

aus den rund hundert Eiern die Larven,<br />

die ihren Eltern bereits ähnlich sehen,<br />

aber noch keine Flügel tragen. Ihre<br />

Jugend verbringen die kleinen Feldgrillen<br />

ungebunden und ohne elterliche Aufsicht:<br />

Sie vagabundieren während des Spätsommers<br />

durch die Wiesen, fressen, was<br />

das Zeug hält, und häuten sich rund zehnmal.<br />

Wird es kühler, graben sie sich<br />

einen Erdgang und ziehen sich für den<br />

Winter darin zurück. Im darauffolgenden<br />

Frühling wechseln sie dann noch ein­ oder<br />

zweimal die Haut und sind Anfang Mai<br />

erwachsen. Während sich die meisten<br />

heimischen Heuschrecken erst ab etwa<br />

Mitte Juli hören lassen und dann bis in<br />

den September hinein musizieren, legt<br />

die Feldgrille bereits im Mai los und<br />

zirpt dann durch bis Juli. Nur die fleissigsten<br />

Musiker pflanzen sich fort. Für<br />

die Grillenmänner macht es daher Sinn,<br />

möglichst oft zu musizieren. Vorsorge<br />

18 <strong>NATURZYT</strong>


für die kalte Jahreszeit, wie La Fontaines<br />

Fabel es nahelegt, wäre hingegen reine<br />

Zeitverschwendung, denn erwachsene<br />

Feldgrillen leben ohnehin nur eine Saison.<br />

GEFÄHRLICHE ENTWICKLUNG<br />

Zwar sind ihr Name und ihr Zirpen für<br />

viele ein Begriff, zu Gesicht bekommt<br />

man die scheue Feldgrille jedoch kaum.<br />

Wer die rund zwei Zentimeter kleinen<br />

Wiesenbewohner sehen will, muss flink<br />

sein. Denn ein fremder Laut oder ein<br />

Schatten reichen aus, dass die Geiger<br />

verstummen und sich blitzschnell in ihre<br />

Wohnröhre verziehen. Wer etwas Geduld<br />

hat, bleibt still sitzen, bis die Feldgrille<br />

sich wieder hervorwagt. Man kann sie<br />

aber auch mittels eines Grashalms aus<br />

ihrer Höhle kitzeln. Der Hausherr wird<br />

ihn angreifen und sich wie an einer<br />

Angel hervorziehen lassen.<br />

Die beruhigende Wirkung eines<br />

Grillenkonzerts kann man längst nicht<br />

mehr überall im Land erleben. Zwar gehört<br />

die Feldgrille nicht zu jenen 40 Prozent<br />

Die Feldgrille gewinnt zwar kaum einen Schönheitswettbewerb, ist<br />

aber ein begabter Musikant. (Foto: Envato)<br />

der Heuschreckenarten, die als gefährdet<br />

gelten. Doch weil die Tiere nicht fliegen<br />

können, leben viele Populationen quasi<br />

auf Inseln. Da Grillen ortstreu sind, können<br />

sie auch nicht einfach abwandern.<br />

Bereits bei Distanzen von 500 Metern zur<br />

nächsten Kolonie sitzen sie auf verlorenem<br />

Posten. Dadurch wird die an sich häufige<br />

Art verletzlich, lokal kann die Feldgrille<br />

aussterben.<br />

BOTSCHAFTERIN FÜR<br />

BLUMENWIESEN<br />

Locker wachsende Blumenwiesen, die<br />

bevorzugten heimatlichen Gefilde der<br />

Feldgrille, werden immer seltener. Ihre<br />

Vorliebe für sonnige Hanglagen muss das<br />

Insekt leider mit Immobilien-Unternehmen<br />

und Ortsplanern teilen. Magerwiesen<br />

fallen nicht nur vermehrt der Zersiedlung<br />

zum Opfer, auch die Intensivierung der<br />

Landwirtschaft und die Verbuschung<br />

nicht mehr bewirtschafteter Hänge machen<br />

dem Insekt zu schaffen. Heute hat die<br />

Feldgrille deshalb eine weitaus wichtigere<br />

Rolle, als sich bloss auf der Naturbühne zu<br />

präsentieren. Sie ist sozusagen Botschafterin<br />

und Interessenvertreterin für Flora<br />

und Fauna in ihrem Lebensraum, denn wo<br />

das Lied der Grille verstummt, verlieren<br />

auch viele weitere Tier- und Pflanzenarten<br />

ihre Lebensgrundlage..<br />

Text Helen Weiss Fotos Envato,<br />

pxhere, pixabay, AdobeStock<br />

NATUR ERFAHREN<br />

«Mami, gibt’s bald<br />

keine Fische mehr<br />

im Meer?»<br />

Damit wir für unsere Kinder<br />

eine Antwort haben, setzen<br />

wir uns gemeinsam mit dem<br />

WWF für eine nachhaltige<br />

Fischerei ein.<br />

Taten statt Worte Nr. 174 :<br />

Wir engagieren uns für eine<br />

nachhaltige Wertschöpf -<br />

ungs kette bei Fisch und Seafood.<br />

taten-statt-worte.ch


Gabys Natur-Tagebuch<br />

Glücklich, wer<br />

einen Schneckenkönig findet!<br />

Seit bald 40 Jahren beherbergt unser Garten Weinbergschnecken,<br />

wo sie gute Dienste leisten. Leider aber warte ich noch immer vergebens<br />

darauf, dass mich ein Schneckenkönig mit seiner Anwesenheit beehrt.<br />

20 <strong>NATURZYT</strong>


Es war Mitte der Achtzigerjahre,<br />

als ich zum ersten<br />

Mal in unserem Garten eine<br />

Weinbergschnecke (Helix<br />

pomatia) entdeckte. Sie gehört zu<br />

jenen Gehäuseschneckenarten, die<br />

bereits seit der Jungsteinzeit auf dem<br />

Speisezettel der Menschen stehen.<br />

Kulinarisch interessiert mich diese<br />

grosse Gehäuseschnecke nicht im<br />

Geringsten, wohl aber freut mich der<br />

Umstand, dass die Weinbergschnecken<br />

es fertiggebracht haben, im Laufe der Zeit<br />

die Anzahl der gefrässigen Nacktschnecken massiv zu<br />

reduzieren. Dies, obwohl es heute entgegen früherer<br />

Berichte heisst, dass eine Dezimierung von Nacktschnecken<br />

durch Weinbergschnecken nicht nachgewiesen<br />

werden könne. Tatsache ist und bleibt zumindest<br />

in meinem Garten, dass in den Blumen rabatten,<br />

wo es vor der Ankunft der Weinbergschnecken früher<br />

an regnerischen Tagen regelrecht braun von Nacktschnecken<br />

war, ja, die Pflanzen teilweise geradezu<br />

unter den vielen Nacktschnecken verschwanden, diese<br />

heute nur noch vereinzelt auftreten. Deshalb ist es<br />

für mich kein Mythos, dass Weinbergschnecken die<br />

Gelege der Nacktschnecken vernichten.<br />

Stets bewahrheitet hat sich bis jetzt die Vorliebe<br />

der Weinbergschnecke für verwelktes, faulendes<br />

Pflanzenmaterial. Aber so ganz achtlos gehen sie<br />

natürlich an einem knackigen Salat auch nicht vorbei,<br />

da muss man ehrlich sein. Ein ganz anderes Kaliber<br />

ist die gefrässige Spanische Wegschnecke (Arion<br />

vulgaris). Sie bevorzugt eindeutig «Frischpflanzen»,<br />

allen voran frisch gepflanzte Setzlinge, welche während<br />

der Phase des Anwachsens noch etwas geschwächt<br />

sind. Pflanze ich junge Ringel blumen oder Sonnenblumen,<br />

so werden sie garantiert von den Kapuzinerschnecken,<br />

wie die Spanischen Wegschnecken auch<br />

genannt werden, innert Kürze gefressen. Gehen<br />

dieselben Pflanzenarten jedoch als Spontansaat auf,<br />

schwächeln diese zu keinem Zeitpunkt und werden<br />

daher fast immer verschont.<br />

Habt ihr übrigens schon mal die auf dem Bild<br />

gezeigten dünnen, weissen «Plättchen» gefunden? Im<br />

Spätherbst graben sich die Weinbergschnecken in<br />

frostsichere Erdtiefen und verschliessen ihre Gehäuseöffnung<br />

mit einem solchen Kalkdeckel (Epiphragma).<br />

Nach Beendigung der Winterstarre, meist nach einem<br />

ersten warmen Frühlingsregen, «lüpft es ihnen den<br />

Deckel». Sie stossen das Epiphragma ab und kommen<br />

wieder aus der Erde hervor. Mit etwas Glück, kann<br />

man solche Deckel im Garten finden. Auch im Sommer,<br />

während längerer Trockenphasen, machen die<br />

Weinbergschnecken die Luke dicht und fallen in eine<br />

Trockenruhe, wobei sie im Gegensatz zum Winter<br />

dazu lediglich eine dünne Schleimschicht (Membran)<br />

verwenden. Auch ein kurzzeitiger Regen kann sie<br />

Kalkdeckel (Epiphragma)<br />

nicht zum «Erwachen» bringen, erst wenn wieder<br />

ausreichend Feuchtigkeit über einen langfristigen<br />

Zeitraum vorhanden ist, wagen sie sich wieder aus<br />

dem Häuschen.<br />

Weinbergschnecken können ungefähr fünf bis<br />

acht Jahre alt werden. Einige wenige Exemplare von<br />

ihnen warten mit einer Exklusivität auf: Ihr Gehäuse<br />

ist nicht wie üblich im Uhrzeigersinn rechtsrum<br />

gewunden, sondern im Gegenuhrzeigersinn. Solche<br />

linksgewundenen Schnecken werden als Schneckenkönige<br />

bezeichnet. Die Chance, auf eine solche Ausnahme<br />

mit linksdrehendem Gehäuse zu stossen,<br />

steht bei 1:40 000, kein Wunder also, habe ich in<br />

meinem Garten trotz der vielen Gehäuseschnecken<br />

noch keinen König gefunden. Da wäre die Chance,<br />

ein vierblättriges Kleeblatt zu finden, bedeutend<br />

grösser, schätzen doch Forscher, dass sich auf 1000<br />

Kleeblätter ein vierblättriges finden lasse.<br />

Möge das Glück euch hold sein, mit oder ohne<br />

vierblättrigem Kleeblatt! In diesem Sinne wünsche<br />

ich wieder «e gueti (Natur­)Zyt,<br />

Herzlichst, eure Gaby<br />

Text Gaby Kistler Fotos Gaby Kistler, Adobe Stock<br />

Gaby Kistler – Naturvermittlerin mit Leib und Seele<br />

Auf ihrer Homepage www.naturtagebuch.ch<br />

und der gleichnamigen<br />

Facebook-Seite zeigt Gaby, was es im<br />

Laufe der Jahreszeiten in Wäldern und<br />

Wiesen vor unserer Haustüre so alles<br />

zu entdecken gibt. Sie lebt am Ricken -<br />

pass, wo sie einen Gemüse-, Obst-,<br />

Beeren- und Heilkräutergarten pflegt.<br />

So findet man auf ihren Seiten auch<br />

Tipps für den Garten, zum Einmachen,<br />

zur Verwertung von Wildfrüchten und<br />

vieles mehr.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 21


Ernestines Kräuterapotheke<br />

Weisse Taubnessel –<br />

Frauenheilpflanze<br />

Die Weisse Taubnessel gilt in der Volksmedizin als<br />

angesehenes Frauenheilkraut. Sie wird bei unspezifischem<br />

Weissfluss und unregelmässiger Menstruation eingesetzt.<br />

22 <strong>NATURZYT</strong>


REIZLINDERNDE WIRKUNG<br />

AUF DIE SCHLEIMHÄUTE<br />

Die Weisse Taubnessel ist in erster<br />

Linie eine Heilpflanze für die Frau.<br />

Ihre wichtigsten Anwendungsgebiete<br />

sind der vermehrte, unspezifische<br />

Weissfluss und die angegriffene Vaginalschleimhaut.<br />

Als bedeutende Wirkstoffe<br />

finden sich in der Weissen Taubnessel<br />

Schleim­ und Gerbstoffe, Flavonoide,<br />

Saponine und ätherisches Öl. Damit<br />

wirkt sie reizlindernd, zusammenziehend,<br />

entzündungshemmend, antimikrobiell<br />

und beruhigend auf die<br />

Schleimhäute, ausserdem blutreinigend,<br />

harntreibend, blutstillend, krampfund<br />

schleimlösend.<br />

IN DER VOLKSMEDIZIN<br />

EIN ANGESEHENES HEILKRAUT<br />

Neben den vorher genannten Anwendungsgebieten<br />

lobt die Volksmedizin<br />

die Weisse Taubnessel als Heilmittel zur<br />

Linderung von Schlafstörungen und<br />

Nervosität, bei Magen­Darm­Beschwerden<br />

und Harnwegs­Erkrankungen, als Tee<br />

bei Husten, als Umschlag bei Hautentzündungen.<br />

Auch bei Wechseljahresbeschwerden<br />

kam sie zum Einsatz.<br />

WAS SAGEN DIE<br />

ALTEN KRÄUTERKUNDIGEN?<br />

Hildegard von Bingen schrieb der<br />

Taubnessel eine besonders wohltuende<br />

Wirkung zu: «Wer sie geniesst, lacht<br />

gern, denn ihre Wärme, die auf die<br />

Milz einwirkt, erheitert das Herz.»<br />

Im 16. Jh. empfahl Lonicerus (Arzt,<br />

Naturforscher) sie: «… für die weisse<br />

Zeit der Frauen». Er meinte damit den<br />

Weissfluss. Im gleichen Jahrhundert<br />

nutzte Matthiolus (Arzt, Botaniker)<br />

die Taubnessel als reinigendes, heilendes<br />

Mittel bei Geschwülsten und<br />

Hautkrankheiten.<br />

Pfarrer Kneipp schrieb, dass die<br />

Taubnessel «auf die Krankheitsstoffe<br />

im Gehörgange, in der Nase, in den<br />

Augen sowie auf die Verschleimung<br />

des Kopfes überhaupt auflösend wirkt».<br />

Bei Pfarrer Künzle ist zu lesen:<br />

«… Alle Sorten haben die Kraft zu kühlen,<br />

Fieber, innere Hitze und Brand zu<br />

stillen. Tee von den Blättern und Blüten<br />

der Taubnessel ist daher heilsam bei<br />

Durchfall, Blasenentzündung, Blutfluss,<br />

Ruhr. <strong>Das</strong> Teekraut ist 10 bis 15 Minuten<br />

zu sieden.»<br />

PFLANZENBETRACHTUNG<br />

Taubnesseln findet man häufig auf<br />

nährstoffreichen Standorten wie<br />

Mischwäldern, Wegrändern, in Hecken<br />

und auf Schuttplätzen. Nach der<br />

Blütenfarbe unterscheiden wir bei<br />

uns die Weisse Taubnessel (Lamium<br />

album), die Gefleckte Taubnessel<br />

(L. maculatum), die Purpur­Taubnessel<br />

(L. purpureum) und die Goldnessel<br />

(Lamium galeobdolon) mit<br />

goldgelb leuchtenden Blüten.<br />

Die Weisse Taubnessel treibt einen<br />

verzweigten, behaarten, vierkantigen<br />

grünen Stängel empor, der manchmal<br />

mit violetter Farbe angelaufen ist.<br />

Die gestielten Blätter sind zugespitzt<br />

und am Rande gezähnt. In den Achseln<br />

der oberen Blätter sind die weissen<br />

Lippenblüten rund um den Stängel<br />

angeordnet. Die Oberlippe der Blüten<br />

ist bei allen Taubnesseln stark helmförmig<br />

gewölbt. Da der Nektar am<br />

Grunde der langen Blütenröhre ausgeschieden<br />

wird, sind die Taubnesseln<br />

sogenannte «Hummelblumen», denn<br />

nur langrüsselige Hummeln können<br />

den Nektar erreichen.<br />

Der Name «Taubnessel» bedeutet<br />

so viel wie «taube», das heisst stumpfe,<br />

nicht brennende Nessel in Bezug auf<br />

die der Brennnessel ähnlichen grünen<br />

Blätter. Lamium, der wissenschaftliche<br />

Name der Taubnessel, bedeutet Schlund<br />

und bezieht sich auf den weit geöffneten<br />

«Rachen» der Blüte.<br />

ERNTE UND AUFBEWAHREN<br />

Früher wurden nur die Blüten verwendet.<br />

Nach Willfort ist aufgrund der Heil­ und<br />

Wirkstoffzusammensetzung die ganze<br />

Pflanze samt Wurzeln am wirkungsvollsten.<br />

<strong>Das</strong> Sammeln und fachgerechte<br />

Trocknen der zarten Blüten ist sehr zeitaufwendig,<br />

was sich empfindlich auf den<br />

Kräuterkurse und Kräuterrundgänge<br />

mit Ernestine<br />

Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin<br />

und arbeitet in eigener<br />

Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau.<br />

In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen<br />

gibt sie gerne ihre Begeisterung,<br />

ihr Wissen und ihre Erfahrung über<br />

Heilpflanzen weiter. Die nächsten Kurse:<br />

«Kräuterwanderung auf der Alp<br />

Sellamatt» am 11. <strong>Juni</strong> <strong>2024</strong>. «Aromatherapie<br />

für die Frau» am 19. September<br />

<strong>2024</strong>. Nähere Informationen zum<br />

Kursangebot unter www.eastecker.ch<br />

oder Telefon 043 322 86 70<br />

NATUR ERFAHREN<br />

<strong>NATURZYT</strong> 23


Bei der Gefleckten Taubnessel (L. maculatum)<br />

sind die Blüten der Unterlippe weiss gefleckt<br />

und die Blütenröhre ist gekrümmt.<br />

Die Goldnessel besitzt hellgelbe<br />

Lippenblüten, die Unterlippe mit<br />

rötlichen Flecken.<br />

Die Purpur-Taubnessel hat kleinere<br />

Blüten und Blätter als die Gefleckte.<br />

Die Blüten sind kaum gefleckt.<br />

Preis auswirkt. Geerntet wird die Pflanze<br />

nur bei trockenem, sonnigem Wetter. Sie<br />

muss in der Wärme gründlich getrocknet<br />

und luftdicht in dunklen gut verschlossenen<br />

Gläsern aufbewahrt werden. Nicht<br />

restlos getrocknete oder schlecht aufbewahrte<br />

Pflanzen werden unansehnlich<br />

und verlieren ihre Wirkkraft.<br />

WEISSE TAUBNESSEL<br />

IN DER TRADITIONELLEN<br />

CHINESISCHEN MEDIZIN (TCM)<br />

Die zugeordneten Organe sind Gebärmutter,<br />

Lunge, Niere, Blase und Därme.<br />

Die Weisse Taubnessel hat die Fähigkeit,<br />

Feuchtigkeit und Hitze auszuleiten,<br />

Schleim­Hitze aufzulösen und das Qi zu<br />

tonisieren. Dementsprechend wird sie<br />

bei Menstruationsstörungen, Weissfluss,<br />

Nieren­ und Blasenbeschwerden, Darmstörungen<br />

und zähem Bronchialschleim<br />

eingesetzt.<br />

TAUBE NESSELN<br />

IN DER WILDKRÄUTER-KÜCHE<br />

Alle Taubnesseln sind essbar. Besonders<br />

junge Blätter und Triebspitzen sind eine<br />

hervorragende Zugabe zu Salaten. Sie<br />

dienen auch als spinatähnliches Gemüse<br />

oder als Hauptgemüsezutat eines Auflaufes.<br />

Taubnesselstiele samt Blättern und Blüten<br />

in Pfannkuchenteig getaucht und in Öl<br />

herausgebacken – sind nicht nur bei<br />

Kindern beliebt. Die Blüten eignen sich<br />

als essbare Dekoration für Salate und<br />

süsse Desserts. Wurzeln und neue Triebausläufer<br />

verwendet man im Herbst als<br />

rohe Knabberei oder Zutat für Suppen.<br />

Mit den Samen lassen sich im Winter auf<br />

der Fensterbank frische Keimlinge ziehen.<br />

Der Geruch der zerriebenen Blätter<br />

ist bei den verschiedenen Arten unterschiedlich<br />

aromatisch ausgeprägt. Vielfach<br />

wird der Geruch der Purpur­Taubnessel<br />

als eher unangenehm empfunden.<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche<br />

Ihnen viel Freude mit den Schätzen der<br />

Natur.<br />

Ihre Ernestine<br />

Text Ernestine Astecker<br />

Fotos Ernestine Astecker, AdobeStock<br />

Quellen und weiterführende Literatur<br />

Beiser, R., Vergessene Heilpflanzen. Bühring,<br />

U., Lehrbuch Heilpflanzenkunde. Fleischhauer,<br />

St.G., Gutmann, J., Spiegelberger, R., Enzyklopädie<br />

Essbare Wildpflanzen. Künzle, J., <strong>Das</strong><br />

grosse Kräuterbuch. Madejsky, M., Praxishandbuch<br />

Frauenkräuter. Vonarburg, B.,<br />

Natürlich gesund mit Heilpflanzen. Von Blarer<br />

Zalokar, U., von Blarer, P., Praxisbuch Westliche<br />

Kräuter und Chinesische Medizin.<br />

Willfort, R., Gesundheit durch Heilkräuter.<br />

Zimmermann, D., Frauen-Heilkräuter.<br />

Taubnessel in der Kräuterapotheke<br />

TEE AUS DEN BLÜTEN<br />

1 bis 2 TL der Taubnesselblüten mit 1 Tasse<br />

kochendem Wasser übergiessen, 5 Minuten<br />

ziehen lassen, abseihen. 2­ bis 3­mal<br />

täglich 1 Tasse ungesüsst über eine<br />

längere Zeit trinken.<br />

TEEMISCHUNG<br />

BEI MENSTRUATIONS STÖRUNGEN<br />

Eine Mischung aus Taubnesselblüten<br />

(oder Taubnesselkraut), Frauenmantel,<br />

Acker­Schachtelhalm und Schafgarbe<br />

zu gleichen Teilen ist bei Menstruationsstörungen<br />

zu empfehlen. 1 TL der Tee ­<br />

mischung mit 1 Tasse kochendem Wasser<br />

übergiessen, zugedeckt 5 Minuten ziehen<br />

lassen, abseihen. 2­ bis 3­mal täglich<br />

1 Tasse ungesüsst trinken über mehrere<br />

Zyklen. Diese Teemischung kann ebenso<br />

bei Weissfluss angewendet werden.<br />

TEE FÜR SITZBÄDER<br />

Sitzbäder eignen sich zur Stärkung der<br />

Unterleibsorgane, bei Juckreiz oder<br />

Schleimhauttrockenheit. 5 EL Taub nesselkraut<br />

mit 500 ml heissem Wasser übergiessen,<br />

10 bis 15 Minuten ziehen lassen,<br />

abseihen und dem Sitzbad zufügen. 1­mal<br />

täglich bzw. mind. 4­mal wöchentlich<br />

ein Sitzbad durchführen. Der Tee kann<br />

auch für Umschläge bei leichten Haut ­<br />

ent zün dun gen verwendet werden.<br />

Hinweis: Die Gefleckte Taubnessel und<br />

die Purpur­Taubnessel haben ähnliche<br />

Wirkstoffe wie die Weisse Taubnessel<br />

und werden als heilkräftig beschrieben.<br />

Allerdings finden beide Pflanzen nur in<br />

der Volksheilkunde Anwendung. In die<br />

Kräuterbücher hat nur die Weisse Taubnessel<br />

Eingang gefunden.<br />

Die Anwendung der angeführten Rezepturen<br />

erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt<br />

keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Ver fas serin<br />

bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.<br />

24 <strong>NATURZYT</strong>


Herstellung von<br />

Taubnessel Tinktur<br />

Die Tinktur wurde hier mit dem Kraut<br />

der Gefleckten Taubnessel (Lamium<br />

maculatum) hergestellt. Mit der Weissen<br />

Taubnessel (Blüten oder Kraut) funktioniert<br />

die Herstellung in gleicher<br />

Weise. Die rotblühenden Taubnesselarten<br />

haben ähnliche Wirkstoffe wie<br />

die Weisse Taubnessel und werden als<br />

heilkräftig beschrieben.<br />

NATUR ERFAHREN<br />

Frisches Kraut der Gefleckten Taubnessel<br />

mit Blüten, Blättern und oberen<br />

Teilen der Stängel mit einem (Keramik-)<br />

Messer klein schneiden, im Mörser<br />

anquetschen und in ein sauberes<br />

Schraubglas geben.<br />

Mit 40%igem Trinkalkohol (Bio-Weinbrand,<br />

Korn oder Wodka) übergiessen<br />

und das Glas verschliessen. 4 Wochen<br />

bei Raumtemperatur ziehen lassen<br />

und regelmässig schütteln.<br />

Anschliessend durch ein Teefilter<br />

abfiltrieren und in eine dunkle Tropfflasche<br />

füllen. Kühl und dunkel aufbewahren.<br />

Haltbarkeit bei guter Lagerung<br />

ca. 1 Jahr.<br />

Anwendung der Weissen Taubnessel-<br />

Tinktur: Bei unspezifischem Weissfluss,<br />

unregelmässiger Menstruation<br />

3-mal täglich 5 bis 10 Tropfen in<br />

wenig Wasser oder in Tee einnehmen.<br />

Wenn nach Antibiotikagaben oder<br />

einer schulmedizinischen Antipilzkur<br />

im Unterleib Reizerscheinungen<br />

auftreten, kommt die Weisse<br />

Taubnessel zur Regeneration und<br />

Reinigung zum Einsatz. Hinweis:<br />

Neigung zu vermehrtem Weissfluss<br />

kann stressbedingt sein, aber auch<br />

durch chronisch entzündliche<br />

Prozesse hervorgerufen werden.<br />

Wiederkehrende Reizerscheinungen<br />

im Unterleib sowie hartnäckiger<br />

Weissfluss müssen ärztlich abgeklärt<br />

werden.


Tierisch gute Interviews<br />

Wir sind nicht die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten,<br />

doch wir sehen die Dinge immer nur aus unserer Sicht.<br />

Wie aber wäre es, wenn wir hören könnten, was unsere 4-, 8-<br />

oder 111-beinigen Mitbewohner dieser Erde uns zu sagen haben?<br />

Was würden sie wohl über uns Menschen denken, und wie<br />

würden sie ihr Zusammenleben mit uns empfinden?<br />

26 <strong>NATURZYT</strong>


Interview mit<br />

Wilma Streifen-Wanze<br />

NATUR BEWAHREN<br />

Eine spannende Idee – sähen wir das ganze<br />

einmal aus ihrer Sicht und erführen, was<br />

sie uns alles zu sagen hätten. Naturzyt<br />

hat sich deshalb entschlossen, neue Wege<br />

aus zuprobieren und sich darüber Gedanken zu<br />

machen, was wäre, wenn sie wie wir sprächen und<br />

wir sie einfach fragen könnten.<br />

Die einen finden sie schön, die anderen ekeln<br />

sich vor ihnen. Manche von ihnen sieht man häufig,<br />

andere eher selten. Manchmal sind sie braun-grün<br />

und gut getarnt, manchmal fallen sie uns aber mit<br />

ihrer grellbunten Färbung auch sofort ins Auge.<br />

Oftmals werden sie mit Käfern verwechselt, sind<br />

aber eigentlich keine. Die Rede ist von Wanzen –<br />

genauer gesagt den Streifenwanzen.<br />

Da unser Redaktionshaus direkt an die Grünzone<br />

anschliesst, mache ich gerne abends oder<br />

mittags noch einen kleinen Spaziergang an den<br />

Feldern entlang bis zum Waldrand. Eines der<br />

Felder entlang eines kleinen Auenstreifens wird<br />

als Naturwiese belassen und bietet so zahlreichen<br />

Schmetterlingen, Käfern, Bienen etc. ein reiches<br />

Nahrungsbuffet. Dort gibt es immer viel zu beobachten.<br />

Hier traf ich an einem lauen Frühlingsabend<br />

einen wunderschönen rot-schwarz gestreiften Käfer<br />

an, der auf einer wilden Möhre sass und Pflanzensaft<br />

naschte. <strong>Das</strong> wäre doch auch mal ein Kandidat<br />

für ein Interview, dachte ich bei mir. Mal wieder<br />

was anderes.<br />

HALLO, DU HÜBSCHER KÄFER. DÜRFTE ICH<br />

DICH UM EIN KURZES GESPRÄCH BITTEN?<br />

Er reagierte gar nicht. Hörte er vielleicht nichts,<br />

oder fühlte er sich nicht angesprochen? Also, zweiter<br />

Versuch.<br />

HALLO DU DA, MIT DEM AUFFÄLLIGEN ROT-<br />

SCHWARZ GESTREIFTEN KÖRPER. KANNST DU<br />

MICH HÖREN UND VERSTEHEN?<br />

Hä, hallo, meinst du etwa mich?<br />

JA, GENAU, DICH MEINE ICH.<br />

Ach so, ich habe gedacht, da sei noch irgendwo ein<br />

Käfer in der Nähe. Deshalb habe ich gar nicht<br />

reagiert. Du willst mit mir sprechen? Wieso das<br />

denn? Und wer bist du überhaupt?<br />

ALSO ICH BIN GINI VON DER <strong>NATURZYT</strong>, UND<br />

ICH SCHREIBE KLEINE INTERVIEWS IM MAGAZIN,<br />

UM DEN MENSCHEN DIE TIERE IN UNSERER<br />

NATUR NÄHERZUBRINGEN. ICH WÜRDE GERNE<br />

EIN KLEINES GESPRÄCH MIT DIR FÜHREN, WEIL<br />

ES MICH UND UNSERE LESER INTERESSIERT,<br />

WER DU BIST UND WAS DU HIER MACHST. WIE<br />

DU LEBST UND SO WEITER.<br />

Aha. So spektakulär ist das aber gar nicht. Du tust<br />

mir aber nichts, oder?<br />

NEIN, BESTIMMT NICHT. ICH MÖCHTE MICH NUR<br />

UNTERHALTEN. ICH VERSPRECH’S.<br />

Du bist einfach riesig, das ist schon ein bisschen<br />

beängstigend. Aber ok, du hast’s versprochen. Also<br />

schiess los, was willst du denn wissen?<br />

ICH SETZ MICH DA HIN, DANN BIN ICH KLEINER.<br />

ALSO, WARUM HAST DU NICHT AUF MEINE<br />

ERSTE ANFRAGE REAGIERT?<br />

Danke, das ist schon ein bisschen weniger beängstigend.<br />

Ich dachte, du hast mit einem Käfer gesprochen, aber<br />

ich bin ja keiner. Also misch ich mich da nicht ein.<br />

ACH SO, UND ICH DACHTE SCHON, DU HÖRST<br />

ODER VERSTEHST MICH NICHT. WAS BIST DU<br />

DENN, WENN DU KEIN KÄFER BIST?<br />

<strong>NATURZYT</strong> 27


Ich bin eine Wanze. Eine Streifenwanze, um genau<br />

zu sein. Ich gehöre zur Gattung der Baumwanzen.<br />

Und ich höre ausgezeichnet.<br />

MÜSSTEST DU DENN NICHT AUF BÄUMEN<br />

SITZEN UND AN RINDEN SAUGEN ODER SO?<br />

Hä, wieso denn? Nur weil ich zu den Baumwanzen<br />

gehöre, muss ich nicht davon essen. Mein<br />

Saugrüssel wäre dafür auch gar nicht geeignet.<br />

Nein, nein, ich mag viel lieber an den reifenden<br />

Samen der Doldenblüten naschen. Dafür haben<br />

wir eine Vorliebe, weisst du. Ich mag Dost wahnsinnig<br />

gerne, und auch wilde Möhre ist echt<br />

lecker. Giersch mag ich auch, und meine Mama<br />

hat erzählt, sie hätte mal an einem Fenchel genascht<br />

und nie wieder etwas Besseres gefunden.<br />

Ich kenne das leider nicht.<br />

Im Gespräch mit <strong>NATURZYT</strong><br />

Wilma Streifen-Wanze nascht mit Vorliebe Dostsaft und mag<br />

auch wilde Möhre. Sie ist eine liebevolle und gute Mutter und<br />

gemeinsam im Rudel schützen sie sich vor Feinden.<br />

ACH SO, ICH KÖNNTE MIR AUCH NICHT VOR-<br />

STELLEN, DASS BAUMRINDE SCHMECKT.<br />

DA SCHMECKT WILDER MAJORAN BESTIMMT<br />

BESSER. APROPOS WANZEN. SAG MAL,<br />

BIST DU DENN MIT DER STINKWANZE VER-<br />

WANDT UND KANNST DU AUCH SO EINE<br />

STINKATTACKE LOSLASSEN WIE DIESE,<br />

WENN DU DICH IN GEFAHR BEFINDEST?<br />

Ja, wir sind mit den Stinkwanzen verwandt, aber<br />

wir sind im Gegensatz zu denen keine Stinker,<br />

sondern giftig. Deshalb haben wir auch so ein<br />

auffällig rot­schwarz gestreiftes Erscheinungsbild.<br />

<strong>Das</strong> soll unsere Fressfeinde warnen,<br />

damit sie wissen, dass wir nicht geniessbar<br />

sind.<br />

DAS HABE ICH MIR SCHON FAST GEDACHT.<br />

IN DER TIERWELT DEUTEN AUFFÄLLIGE<br />

FARBEN MEISTENS AUF EINE GEFAHR HIN.<br />

DANN HAST DU SICHERLICH NICHT VIELE<br />

FRESS FEINDE?<br />

Ach, man braucht nicht immer nur Fressfeinde.<br />

Da gibt es so viele andere Gefahren für unsereins.<br />

<strong>Das</strong> Klima, Pestizide, Herbizide, Menschen<br />

mit ihren Landmaschinen, und es gibt trotz allem<br />

immer irgendeinen Fressfeind, dem unser Gift<br />

nichts anhaben kann. Aber man lebt damit und<br />

macht das Beste daraus. Wir leben deshalb in<br />

Rudeln zusammen, so können wir uns gegenseitig<br />

schützen.<br />

DAS IST ABER SEHR INTERESSANT. ERZÄHL<br />

MIR MEHR VON EUREM VERHALTEN, BITTE.<br />

WIESO LEBT IHR IM RUDEL?<br />

Also, ich erzähl dir mal von meiner Familie. Ich<br />

bin damals im Frühjahr als Nymphe aus einem<br />

Ei geschlüpft. Meine Mama und meine Tanten<br />

haben damals auf unser Ei­Gelege gut aufgepasst.<br />

Etwa 1 Monat später habe ich alle meine 5 Häutungen<br />

hinter mich gebracht und bin seither eine geschlechts<br />

reife und erwachsene Streifenwanzendame.<br />

Während dieser Entwicklungsphase haben Mama<br />

und die anderen Streifenwanzen auf mich auf ­<br />

gepasst und mir mit der Nahrungssuche geholfen.<br />

Nun lebe ich inzwischen mit zirka 25 anderen<br />

Streifenwanzen, sowohl männlichen als auch<br />

weiblichen, zusammen und mache dasselbe wie<br />

meine Mama damals. Im Sommer sonnen wir uns<br />

gerne auf unseren Futterpflanzen. In der Ruhephase<br />

kuscheln wir uns gerne unter Laubhaufen<br />

oder in Erdspalten zusammen. Ebenso überwintern<br />

wir auch von zirka September bis Mai.<br />

Zusammenhalt schützt uns gegen allfällige<br />

Fressfeinde. Wir sind sehr sozial und verständigen<br />

uns auch miteinander.<br />

IHR SPRECHT MITEINANDER, SO WIE<br />

Z.B. GRILLEN?<br />

Normalerweise verständigen wir uns über Vibrationen<br />

und Berührungen, haben aber auch einige<br />

visuelle Signale, welche wir mit Hilfe unserer<br />

Hinterleibsdrüsen steuern. Während der Paarungszeit<br />

im Frühjahr bis im Sommer kannst du<br />

sicherlich ab und an ein Männchen zirpen hören.<br />

So senden sie Signale aus, und wenn wir auch<br />

paarungs bereit sind, antworten wir darauf und<br />

locken so die Männchen an. Sind wir bereit, ihre<br />

Annäherung zuzulassen, paaren wir uns.<br />

28 <strong>NATURZYT</strong>


ICH GEHE DAVON AUS, DASS IHR NICHT<br />

IMMER DEN GLEICHEN PARTNER HABT,<br />

WIE Z.B. STÖRCHE, ODER?<br />

Nein. Wir sind nicht so fixiert auf einen Partner.<br />

Da wir uns so schnell entwickeln, paaren wir<br />

uns mehrmals pro Jahr. Wenn mir ein Männchen<br />

gefällt und ich Nachwuchs möchte, darf er<br />

sich mit mir paaren. Er packt mich dann mit den<br />

Vorderbeinen und dreht mich auf den Rücken,<br />

während er seinen Genitalapparat ansetzt. <strong>Das</strong><br />

geht so zirka 15 Minuten, nicht länger. Danach<br />

lege ich die befruchteten Eier in Gruppen von<br />

etwa 30 Stück auf Blätter von Futterpflanzen und<br />

bewache diese zusammen mit anderen Streifenwanzen,<br />

bis sie geschlüpft sind, und auch darüber<br />

hinaus helfe ich ihnen noch zurechtzukommen,<br />

genauso wie es meine Mama auch<br />

gemacht hat.<br />

Für jedes zehnte<br />

verkaufte Buch spenden<br />

wir 1 Buch an Kinder.<br />

Mehr unter<br />

www.naturzyt.ch/<br />

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NATUR BEWAHREN<br />

ICH MUSS SCHON SAGEN, DAS WAR EIN<br />

SEHR INTERESSANTES GESPRÄCH, UND<br />

ICH HABE WIEDER EINMAL SEHR VIEL<br />

GELERNT. MÖCHTEST DU UNS MENSCHEN<br />

GERNE NOCH ETWAS SAGEN?<br />

Hmmmm, ja vielleicht. Es wäre schön, wenn<br />

ihr die Natur respektvoll behandelt. Sie braucht<br />

keine Pestizide oder Herbizide. <strong>Das</strong> vergiftet<br />

nicht nur uns, sondern auch den Boden und<br />

irgendwann auch euch. Wir sind ein Teil dieser<br />

Welt und haben eine wichtige Funktion als<br />

Bestäuber und in der Nahrungskette. Ihr könnt<br />

auch von uns lernen. Zusammenhalt ist wichtig,<br />

so schützt ihr euch gegenseitig und könnt ein<br />

langes und erfülltes Leben haben.<br />

DU HAST RECHT, GEMEINSAM SIND WIR<br />

STARK. UND RESPEKT SOLLTE MAN VOR<br />

ALLEN DINGEN HABEN. ICH WERDE DAS<br />

GERNE WEITERGEBEN. ICH DANKE DIR FÜR<br />

DAS GESPRÄCH. ES HAT MICH SEHR GE-<br />

FREUT, UND ICH WÜNSCHE DIR NOCH EIN<br />

LANGES UND GLÜCKLICHES RUDELLEBEN.<br />

Danke, das wünsche ich dir auch.<br />

Text, Foto, Illustration Virginia Knaus<br />

Ravensong – Auch Tiere haben eine Stimme<br />

Die Autorin Virginia Knaus gibt unseren Wildtieren, vor allem<br />

den kleinen, eine Stimme. In spannenden und packenden<br />

Interviews schafft sie es, uns mehr Verständnis gegenüber<br />

unseren 4-, 8- oder 111-beinigen Mitbewohnern zu vermitteln.<br />

In 25 spannenden Interviews erzählen unsere Mit bewohner,<br />

wie beispielsweise Anton Ameise, Fritz von Schmeiss-Fliege,<br />

Karlchen Käfer und viele mehr, wer sie sind, wie sie leben<br />

und auch was sie von uns Menschen erwarten würden.<br />

Eine spannende Welt, die sich eröffnet und den kleinen<br />

Mitbewohnern ein ganz neues Gesicht verleiht. <strong>Das</strong> Buch<br />

«Ravensong – auch Tiere haben eine Stimme» ist nicht nur<br />

für kleine Leser gedacht, sondern auch für grosse. Und auf<br />

einem schönen Spaziergang lassen sich vielleicht Edgar Spidermann,<br />

Teigeer Schnegel und viele andere Interview-Partner<br />

wiederentdecken, und wer weiss, vielleicht erzählen sie euch<br />

noch weitere spannende Ereignisse aus ihrem Leben.<br />

Virginia Knaus<br />

«Ravensong – auch Tiere haben eine Stimme»<br />

mit 25 Illustrationen.<br />

176 Seiten, A5 Hardcover,<br />

Erstausgabe 2020<br />

<strong>NATURZYT</strong> Verlag<br />

ISBN 978-3-033-07896-3<br />

Preis CHF 34.90 –,<br />

für Abonnenten <strong>NATURZYT</strong> 29.90<br />

Bestellen unter www.naturzyt.ch/buch-ravensong<br />

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<strong>NATURZYT</strong> 29


Natur im Garten<br />

Ein Duft liegt in der Lu<br />

Duftpflanzen geben jedem Garten eine besondere<br />

Note und machen die Stunden im grünen<br />

Reich zu einem Fest der Sinne. Ob betörendes<br />

Odeur, süsses Parfüm oder zitronige Düfte – die<br />

Natur bietet eine reiche Fülle an botanischen<br />

Nasenschmeichlern.<br />

Der zarte Duft des Frühlings<br />

mit Maiglöckchen und<br />

Flieder, die süssen Rosendüfte,<br />

der würzige Geruch<br />

nach frisch gemähtem Gras im Sommer,<br />

das schwere, orientalische Parfüm<br />

exotischer Kübelpflanzen und der erdige<br />

Geruch von nassem Laub im Herbst –<br />

schon die Vorstellung dieser jahreszeitlichen<br />

Riecherlebnisse weckt zahlreiche<br />

Erinnerungen. Blumig, aromatisch,<br />

frisch: Unser Wortschatz wirkt reichlich<br />

plump, ob der Vielfalt der reichen Palette<br />

von Düften. Viel besser also, man «erriecht»<br />

die Gerüche der Natur selbst und<br />

legt sich einen Duftgarten an.<br />

Die Gestaltung eines Duftgartens<br />

ist individuell und kreativ. Dabei kann<br />

man sich auf Duftinseln und ­nischen<br />

beschränken – meist bleibt es jedoch<br />

nicht dabei. Denn ist man erst einmal<br />

in die Vielfalt der botanischen Nasenschmeichler<br />

eingetaucht, wird man<br />

30 <strong>NATURZYT</strong>


In keinem Duftgarten sollten<br />

Rosen fehlen. Besonders viele<br />

wohlriechende Sorten gibt es<br />

bei den Strauch- und Edelrosen.<br />

Wenn es dunkel wird, lassen sich<br />

zahlreiche nachtaktive Insekten im<br />

«Nachtschwärmerbeet» beobachten.<br />

NATUR BEWAHREN<br />

ft<br />

kaum der Versuchung widerstehen<br />

können, neue Düfte zu entdecken. Duftpflanzen<br />

sollten an Stellen gepflanzt<br />

werden, wo man sie geniessen kann und<br />

wo sie nicht sofort wieder «vom Winde<br />

verweht» werden. Ein Duftgarten verlangt<br />

immer einen windgeschützten<br />

Bereich, an dem im Idealfall durch<br />

Sonneneinstrahlung die Luft erwärmt<br />

wird, sodass sich die Gerüche entfalten<br />

können. Eine Gartenmauer oder die<br />

Sonnenseite des Hauses sind als Duftnische<br />

besonders gut geeignet, weil die<br />

von der Sonne erwärmten Steine als<br />

Duftverstärker wirken.<br />

ERLEBNISSE FÜR DIE NASE<br />

Pflanzen geben je nach Art ihre Düfte<br />

unterschiedlich ab. Sogenannte Blühdufter<br />

wie Maiglöckchen, Phlox oder<br />

Lilien parfümieren die Luft intensiv,<br />

ohne dass man sie berührt. Blattdufter<br />

hingegen geben ihren Geruch erst frei,<br />

wenn das Laub zwischen den Fingern<br />

verrieben wird oder wenn man sie beim<br />

Spaziergang durch den Garten streift.<br />

Dazu gehören etwa alle Kräuter. Um<br />

ihnen die ganze Wonne der im Stiel<br />

und in den Blättern verborgenen Düfte<br />

zu entlocken, sollte man sie möglichst<br />

nah an Gartenwege oder Beetränder<br />

platzieren, wo man das würzige Parfüm<br />

im Vorbeigehen geniessen kann.<br />

Ein Erlebnis für die Nase ist auch<br />

der Duftrasen: An sonnigen Plätzen<br />

bereiten Kräuterpolster zwischen den<br />

Trittplatten des Gartenwegs einen besonderen<br />

Empfang. Wandeln auf Duftwolken<br />

kann man auch, wenn man statt<br />

normalem Rasen flach wachsende Kräuter<br />

setzt. Sandthymian (Thymus serpyllum),<br />

römische Kamille (Chamaemelum nobilis)<br />

und Teppichminze (Mentha requienii)<br />

sind dafür besonders gut geeignet und<br />

nehmen einem auch die Schur mit dem<br />

Rasenmäher nicht übel. Auf einem<br />

solchen Weg zu laufen, ist zwar Aromatherapie<br />

in ihrer schönsten Form, doch<br />

dabei ist auch Vorsicht geboten: Duftrasen<br />

wird von Insekten wie Bienen und<br />

Wespen aufgesucht, weshalb man besser<br />

nicht barfuss darüber geht.<br />

MEHRERE EBENEN PFLANZEN<br />

Zwar «steigen» Düfte in die Nase – um<br />

es poetisch auszudrücken –, doch manchmal<br />

riecht etwas so gut, dass man am<br />

liebsten seine Nase ganz tief hineintauchen<br />

möchte. Damit man sich nicht<br />

dauernd zu den Blüten hinunterbücken<br />

muss, empfiehlt es sich, den Duftgarten in<br />

mehreren Ebenen anzulegen. Ein Garten<br />

wird umso schöner, wenn man rundum<br />

vom Duft umfangen wird. Neben Pflanzen<br />

in Hochbeeten oder Töpfen sorgen auch<br />

Ranker wie das kletternde Geissblatt<br />

(Lonicera x heckrottii) am Spalier, Duftwicken,<br />

die sich auf Nasenhöhe entlang<br />

des Zauns hangeln oder Blauregen<br />

(Wisteria synensis), der den Sitzplatz mit<br />

seinem intensiven Parfüm umrahmt,<br />

für ein noch intensiveres Dufterlebnis.<br />

Hecken aus blühenden Gehölzen wie<br />

etwa, Zaubernuss (Hamamelis mollis)<br />

oder Schneeball (Viburnum farreri)<br />

haben nicht nur den Vorteil, dass man<br />

<strong>NATURZYT</strong> 31


auf Nasenhöhe schnuppern kann,<br />

sondern sie sind auch ein idealer<br />

Windschutz, um den Duft im Garten zu<br />

bewahren.<br />

DUFT DURCHS GANZE JAHR<br />

Zwar entwickeln viele Duftpflanzen ihr<br />

Parfüm erst richtig an der Sonne, doch<br />

auch Gartenbesitzerinnen, die sich erst<br />

abends nach getaner Arbeit im grünen<br />

Reich entspannen können, kommen nicht<br />

zu kurz. <strong>Das</strong> reichhaltige Nektar­Buffet<br />

für Nachtfalter erfreut mit Blüten,<br />

Die sogenannte Bart- oder Steinnelke<br />

ist ein Klassiker unter<br />

den traditionellen Duftblumen.<br />

die ihren Duft erst während der Däm ­<br />

merung entfalten. Frühsommernächte<br />

können zu richtigen Duftorgien werden,<br />

wenn ein «Nachtschwärmerbeet» mit<br />

Nachtviolen (Hesperis matronalis),<br />

Levkojen (Mathiola bicornis) oder<br />

Nachtkerzen (Oenothera biennis) bepflanzt<br />

wird. Nützlicherweise legt man<br />

solch ein Beet am Rand der Terrasse<br />

an, dann kann man diese Geschöpfe der<br />

Nacht bequem im Sitzen geniessen.<br />

Mit der richtigen Pflanzenauswahl<br />

wird man durchs ganze Jahr über von<br />

Blütendüften begleitet. So läutet etwa<br />

der Seidelbast (Daphne mezereum)<br />

bereits im Januar das Duftgartenjahr<br />

ein und wird später von Zwiebelpflanzen<br />

wie Hyazinthen oder Madonnenlilien<br />

abgelöst. Der Sommer bietet<br />

von der einjährigen Vanilleblume<br />

(Heliotropium arborescens) über die<br />

Federnelke bis zu zahlreichen Duftrosen<br />

eine reichhaltige Fülle an Duftpflanzen.<br />

Doch auch den Herbst kann man sich<br />

mit feinen Gerüchen versüssen lassen:<br />

Bis in den September hinein blüht die<br />

Goldmelisse (Monarda didyma), und<br />

exotische Kübelpflanzen wie die Duftblüte<br />

(Osmanthus delavayi) oder die Orangenblume<br />

(Choisya ternata) verlängern<br />

den Sommer.<br />

DUFT-BOUQUET ABRUNDEN<br />

Die Palette an Blüh­ und Blattduftern ist<br />

gross, bei der Wahl geht man jedoch<br />

am besten der Nase nach. Düfte werden<br />

sehr individuell und unterschiedlich<br />

wahrgenommen. Auch die Kombination<br />

der «Dufter» ist Geschmackssache.


NATUR BEWAHREN<br />

Bei der Planung eines<br />

Duftgartens kann<br />

mit verschiedenen<br />

Duftkompositionen<br />

gespielt werden.<br />

Der Blauregen fasziniert<br />

nicht nur mit seinen<br />

zahlreichen Blütentrauben,<br />

sondern auch mit seinem<br />

intensiven Parfüm.<br />

Ähnlich wie bei der Zusammenstellung<br />

eines Menüs, darf man mischen, was<br />

einem am besten «riecht». Dabei sollte<br />

man ruhig pröbeln und verschiedene<br />

Variationen aus würzigen, süssen und<br />

zitronigen Düften ausprobieren. <strong>Das</strong><br />

weiche Parfüm der Vanilleblume etwa<br />

bildet mit dem holzig duftenden Salbei<br />

eine appetitanregende Kombination,<br />

während der eher stechende Geruch des<br />

Tagetes mit der erfrischenden Minze interessante<br />

Gegensätze vermischt. Und die<br />

Kombination von süss duftenden Rosen<br />

mit herbem Lavendel und blumiger<br />

Katzenminze ist nicht nur für die Nase<br />

ein Erlebnis, sondern auch fürs Auge.<br />

Die Pflanzen im Duftgarten müssen<br />

jedoch nicht nur Nasenschmeichler sein,<br />

sondern dürfen den Geruchssinn ruhig<br />

auch etwas kitzeln. Damit sich nicht<br />

alles in totalem Wohlgeruch auflöst,<br />

braucht es – wie in der Natur auch –<br />

einige Pflanzen, die auf den ersten<br />

Riecher vielleicht nicht unbedingt<br />

zusagen, jedoch eine interessante Komponente<br />

beitragen können. Sie machen<br />

sozusagen das Bouquet erst richtig<br />

Obstbäume<br />

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Katzenminze ist mit ihren<br />

blauen Blüten ein idealer<br />

Begleiter für Rosen.<br />

rund. Natürlich muss man sich nicht<br />

gerade einen nach Aas stinkenden<br />

Drachenwurz ins grüne Reich setzen.<br />

Doch die eher animalisch riechende<br />

Stinkrauke (Diplotaxis tenuifolia),<br />

die wir als Wildpflanze kennen, oder<br />

der schmalblättrige Rucola (Diplotaxis<br />

erucoides) und der botanisch nah verwandte<br />

klassische Rucola (Eruca sativa)<br />

bringen mit ihrem zarten Duft nach<br />

Schweinefleisch Aufregung in den lieblich<br />

duftenden Reigen. Einige Kräuter<br />

riechen nach Wanze, etwa der echte<br />

Koriander (Coriandrum sativum), und<br />

auch die Weinraute (Ruta graveolens) ist<br />

nicht jedermanns Sache. Wie bereits<br />

erwähnt sind die Vorlieben unterschiedlich.<br />

Doch wenn man einen nach dem<br />

Duftwicken, die sich entlang<br />

des Gartenzauns<br />

ranken, verbreiten ihren<br />

Blütenduft auf Nasenhöhe.<br />

34 <strong>NATURZYT</strong><br />

Die Kombination aus süss<br />

duftenden Rosen und herb<br />

riechendem Lavendel ist nicht<br />

nur für die Nase ein Erlebnis,<br />

sondern auch fürs Auge.


Düfte wecken im Unterbewusstsein Emotionen und Erinnerungen.<br />

Menschen entwickeln mit zunehmendem Alter ein Duftgedächtnis.<br />

eigenen Geschmack komponierten<br />

Duftgarten sein Eigen nennen kann,<br />

bleibt nur noch eins: Augen schliessen,<br />

tief Luft holen und geniessen.<br />

Text Helen Weiss<br />

Fotos Envato, pixelio<br />

Von der Nase direkt ins Gehirn<br />

Wer kennt es nicht – ein bestimmter Duft weckt Kindheitserinnerungen, macht<br />

Appetit oder ruft Ekelgefühle hervor. Auch wenn Hunde etwa 100-mal besser<br />

riechen können als wir Menschen, haben wir alles andere als einen schlechten<br />

Riecher: Schon seit Urzeiten hilft uns der Geruchssinn zu überleben. Rund 10 000<br />

verschiedene Düfte kann unsere Nase unterscheiden. Und das ist nicht leicht,<br />

denn Gerüche sind komplizierte Gemische. Was einem da als ein unverwechselbarer<br />

Duft in die Nase steigt, ist in der Regel ein Gemisch aus über hundert verschiedenen<br />

Molekülen. Kaffeeduft zum Beispiel besteht aus rund 200 chemischen<br />

Einzelkomponenten, der Duft einer Rose gar aus über 500 Einzelstoffen. Was<br />

die Nase erschnuppert, führt vom Riechhirn direkt zum Sitz der Emotionen, in<br />

einen Hirnteil namens Mandelkern. Er gehört zum sogenannten limbischen System,<br />

einem sehr alten Gehirnareal. Im Mandelkern erzeugen die eintreffenden Duftinformationen<br />

blitzschnell ein Gefühl, wobei die Kontrollmechanismen ausgeschaltet<br />

sind. Der Geruch von Schweinegülle lässt uns die Nase rümpfen, Lavendel hingegen<br />

erinnert uns an die letzten Ferien in Südfrankreich.<br />

<strong>Das</strong> Geissblatt – es verbreitet<br />

seinen süssen Duft erst in<br />

der Dämmerung. Umso besser<br />

kann man seinen Odeur nach<br />

Feierabend geniessen.<br />

Wachsendes Duftgedächtnis<br />

Den Umstand, dass Düfte im Unterbewusstsein Erinnerungen und Gefühle<br />

wecken, macht sich auch die Aromatherapie zunutze. Düfte haben eine hohe<br />

psychische und emotionale Wirkung. In der Aromatherapie werden Düfte im<br />

Zusammenhang mit Massage, Wickel, Bäder oder Inhalation ganz bewusst<br />

eingesetzt. Bei der Inhalation werden die Duftmoleküle über die Nasenschleimhaut<br />

aufgenommen und lösen von dort über das Nervensystem entsprechende Reaktionen<br />

im Körper aus. Wird das Duftöl über die Haut aufgetragen, gelangen die<br />

chemischen Wirkstoffe in die Blutbahn und verteilen sich so im ganzen Körper.<br />

Ob man einen Duft mag oder nicht, ist nicht angeboren. Es ist vielmehr abhängig<br />

von den Erfahrungen, die man mit einem Geruch gemacht hat. Versuche mit<br />

Kaninchen belegen etwa, dass neugeborene Nager besonders gerne Wacholdersträuche<br />

fressen, wenn ihre Mutter während der Trächtigkeit auch davon gefressen hat.<br />

Genauso nimmt auch der menschliche Fötus schon über die Nabelschnur Geschmacksund<br />

Geruchsstoffe des Speiseplans der Mutter auf. Die meisten Düfte jedoch lernt<br />

man erst nach der Geburt kennen. Mit zunehmendem Alter gewinnt der Mensch<br />

ein Duftgedächtnis, sodass der Geruch nach Krankheit oder Fäulnis als unangenehm,<br />

ja sogar ungesund empfunden wird, derjenige von frischem Gemüse oder<br />

Obst dagegen als angenehm.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 35


Süsse Versuchungen mit sais<br />

URDINKEL-JOHANNISBEERWÄHE<br />

Vorbereitungszeit: ca. 30 Minuten<br />

Zubereitungszeit: ca. 40 Minuten<br />

Back- oder Garzeit: ca. 35 Minuten<br />

für 1 Blech von 30 cm Durchmesser<br />

Teig<br />

225 g UrDinkel-Weissmehl<br />

3 EL Kürbiskerne, fein gehackt<br />

1/4 TL Salz<br />

2 EL Zucker<br />

125 g Butter, kalt, in Stücke<br />

geschnitten<br />

3–4 EL Wasser<br />

Belag<br />

ca. 500 g Johannisbeeren,<br />

entstielt<br />

Guss<br />

2 dl Milch<br />

1 dl Rahm<br />

2 Eier<br />

2 EL UrDinkel-Weissmehl<br />

6 EL Zucker<br />

1 Zitrone, abgeriebene Schale<br />

Johannisbeerrispen und Puderzucker<br />

zum Garnieren<br />

Für den Teig Mehl, Kürbiskerne,<br />

Salz und Zucker mischen.<br />

Butter beigeben, mit den Händen<br />

fein krümelig reiben. Wasser<br />

zugeben, zu einem Teig zusammenfügen,<br />

nicht kneten.<br />

Ca. 30 Minuten in Klarsichtfolie<br />

gewickelt kühl stellen.<br />

Den Teig auf wenig Mehl rund<br />

auswallen. Ins ausgebutterte<br />

Blech legen. Boden mit einer<br />

Gabel einstechen.<br />

Johannisbeeren auf dem Teigboden<br />

verteilen.<br />

Für den Guss alle Zutaten gut verrühren,<br />

über die Beeren giessen.<br />

Backen<br />

Ca. 35 Minuten auf der untersten<br />

Rille des auf 200 °C vorgeheizten<br />

Ofens.<br />

Vor dem Servieren garnieren.<br />

Judith Gmür-Stalder aus Sumiswald im Emmental<br />

war ursprünglich Hauswirtschaftslehrerin und<br />

arbeitet heute als selbständige Rezept autorin,<br />

Foodstylistin und Redaktorin für verschie dene Zeitschriften.<br />

Sie betreut die kulinarische Website der<br />

Interessen gemeinschaft IG Dinkel und ist regelmässig<br />

als Kursleiterin für UrDinkel- Kurse unterwegs.<br />

Weitere Rezepte für süsse Desserts und feine<br />

Leckereien sowie Infor mationen zu den Rezept -<br />

büchern von Judith Gmür-Stalder finden Sie auf<br />

www.urdinkel.ch<br />

36 <strong>NATURZYT</strong>


<strong>NATURZYT</strong> kocht<br />

onalen Früchten und UrDinkel<br />

URDINKEL-ZWIEBACK-TIRAMISU<br />

MIT HIMBEEREN<br />

für 1 Schüssel von ca. 1,5 Liter Inhalt<br />

2 Eigelb<br />

3 EL Zucker<br />

250 g Mascarpone<br />

½ Limette, abgeriebene Schale<br />

und 1 TL Saft<br />

2 Eiweiss<br />

2 EL Zucker<br />

Tränkflüssigkeit<br />

1 dl Himbeersirup<br />

3 EL Wasser<br />

1 EL Rosenwasser, nach Belieben<br />

1 TL Limettensaft<br />

ca. 8 Stück UrDinkel-Zwieback,<br />

ca. 125 g<br />

400 g Himbeeren<br />

Limettenzesten und einige<br />

Himbeeren zum Garnieren<br />

Eigelb und Zucker rühren, bis<br />

die Masse hell ist. Mascarpone,<br />

Limettenschale und -saft darunter<br />

rühren. Eiweiss steif schlagen,<br />

Zucker einrieseln lassen, weiterschlagen,<br />

bis die Masse glänzt,<br />

sorgfältig unter die Mascarponemasse<br />

ziehen.<br />

Himbeersirup, Wasser, Rosen wasser<br />

und Limettensaft verrühren.<br />

Lagenweise UrDinkel-Zwieback,<br />

Tränkflüssigkeit, Himbeeren<br />

und Mascarponecrème einfüllen.<br />

Zugedeckt 3–4 Stunden kühl<br />

stellen. Vor dem Servieren garnieren.<br />

URDINKEL-HIMBEER-ROSEN-MÜESLI<br />

Vorbereitungszeit:<br />

ca. 1 Stunde quellen lassen<br />

Zubereitungszeit: ca. 30 Minuten<br />

Für 4 Personen<br />

150 g Himbeeren<br />

1 EL Zitronensaft<br />

3-4 EL Rosenwasser<br />

100 g UrDinkel-Flocken<br />

300 g Jogurt nature<br />

3–4 EL Sultaninen oder<br />

Cranberries<br />

1 rotschaliger Apfel, geraffelt<br />

2–3 EL Mandeln, gehackt<br />

2 EL Leinsamen oder Chiasamen<br />

ca. 1,5 dl Milch oder Mandel-Drink<br />

Honig, Rohzucker oder<br />

Birnendicksaft, nach Belieben<br />

1,5 dl Rahm, flaumig geschlagen<br />

Himbeeren und Rosenblätter<br />

zum Garnieren<br />

Die Himbeeren mit Zitronensaft<br />

und Rosenwasser in eine<br />

Schüssel geben, mit einer Gabel<br />

zerdrücken und alle Zutaten bis<br />

und mit Honig beifügen, gut<br />

mischen. <strong>Das</strong> Müesli zugedeckt<br />

1–2 Stunden kühl stellen und<br />

quellen lassen.<br />

Kurz vor dem Servieren den<br />

Schlagrahm unter das Müesli<br />

ziehen, in Schalen verteilen,<br />

garnieren und frisch geniessen.<br />

Tipps<br />

Je nach Saison andere Beeren<br />

verwenden oder tiefgekühlte<br />

Beeren beifügen und im Müesli<br />

auftauen lassen.<br />

Nach Belieben das Müesli<br />

zusätzlich mit UrDinkel-Pops<br />

bestreuen.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 37


Wilde Nachbarn – Tiere im Siedlungsraum<br />

Wollbiene und Wiesenh<br />

– Wildbienen in der Sta<br />

Auf kleinsten Flächen mitten in der Stadt<br />

leben Wildbienen. Sie sind bedeutende<br />

Bestäuber und somit ein wichtiger Bestandteil<br />

unseres Ökosystems. Mit kleinen Änderungen<br />

erzielen wir eine grosse Wirkung bei der<br />

Förderung.<br />

WILDBIENEN UND IHRE BEDEUTUNG<br />

Blütenbesucher, wie Wildbienen oder<br />

Schmetterlinge, bestäuben einen Grossteil<br />

unserer Kultur­ und Wildpflanzen<br />

und sind ein wichtiger Bestandteil<br />

unserer Ökosysteme. Von 109 wichtigen<br />

Kulturpflanzen sind 87 insektenbestäubt.<br />

Dazu gehören Apfel, Erdbeere, Tomate,<br />

Mandel oder Melone. In den gemässigten<br />

Zonen sind 78% der Wild­ und Kulturpflanzenarten<br />

auf Insekten als Bestäuber<br />

angewiesen.<br />

Wildbienen sind dabei die wichtigste<br />

Bestäubergruppe innerhalb der blütenbestäubenden<br />

Insekten. Sie produzieren<br />

zwar keinen Honig, sind aber sehr fleissige<br />

Bestäuberinnen: bis zu 5000 Blüten kann<br />

38 <strong>NATURZYT</strong>


von Pestiziden, eine intensive Landschaftsnutzung,<br />

Klimawandel und die Aus breitung<br />

von gebietsfremden Arten und Krankheiten<br />

zählen zu den wichtigsten Ursachen<br />

des Rückgangs. Im Siedlungsraum setzen<br />

die geringe Diversität an einheimischen<br />

Blütenpflanzen und die Zerstückelung des<br />

Lebensraums den Wildbienen zu. Aufgeräumte<br />

Gärten und Grünanlagen mit<br />

Buchsbäumen, kurzgeschnittenem Rasen<br />

und exotischen Sträuchern und Stauden<br />

bieten Wildbienen kaum Nahrung und<br />

Lebensraum. Städte können für Wildbienen<br />

aber als Refugien dienen, in denen<br />

mit geeigneter Pflanzenwahl und einer<br />

angepassten Gestaltung und Pflege<br />

der Grünflächen Zufluchtsorte für die<br />

Bestäuber geschaffen werden können.<br />

BLÜTENBESUCHER ERFORSCHEN<br />

MIT CITIZEN SCIENCE<br />

Seit 2021 werden im Rahmen des<br />

Projektes StadtWildTiere in Zürich,<br />

St. Gallen und Luzern Aktionen zu den<br />

Blütenbesuchern durchgeführt. Im<br />

Rahmen von Citizen­Science­Projekten<br />

hat die Bevölkerung mitgeholfen, die<br />

Wildbienen der drei Städte zu erforschen.<br />

Dabei wurden die Wildbienen fotografiert<br />

und mit Hilfe von Experten bestimmt.<br />

Dank dieser Mithilfe konnte viel Wissen<br />

gewonnen werden. Die Wildbienenforschung<br />

in der Stadt ist von grosser Bedeutung:<br />

Mittlerweile kommen Wildbienen<br />

im Siedlungsraum häufiger vor<br />

als ausserhalb und rund ein Drittel der<br />

Wildbienenarten lebt in der Stadt.<br />

SELTENE WILDBIENENARTEN UND<br />

HÄUFIGE HONIGBIENEN<br />

In allen untersuchten Städten konnten<br />

viele Wildbienen fotografiert werden<br />

und es gab Beobachtungen von seltenen<br />

Arten. In Zürich wurde beispielsweise die<br />

seltene Vierfleck­Pelzbiene (Anthophora<br />

quadrimaculata) beobachtet, welche von<br />

NATUR BEWAHREN<br />

ummel<br />

dt<br />

eine Wildbiene pro Tag bestäuben. Dabei<br />

sind sie effizienter als Honigbienen und<br />

einige Arten arbeiten schon früh im<br />

Jahr – lange bevor Honigbienen das erste<br />

Mal den Bienenstock verlassen.<br />

BLÜTENBESUCHER UNTER DRUCK<br />

In der Schweiz leben über 600 einheimische<br />

Wildbienenarten. Viele Arten sind<br />

jedoch gefährdet und die Gesamtzahl der<br />

Insekten ist stark rückläufig. So hat laut<br />

einer deutschen Studie die Insektenbiomasse<br />

in den letzten 30 Jahren um 75%<br />

abgenommen. Etwa 45% der Wildbienenarten<br />

stehen auf der Roten Liste.<br />

Die Gründe für den Rückgang sind<br />

noch nicht vollständig geklärt. Der Einsatz<br />

Jedes Abo hilft …<br />

<strong>NATURZYT</strong> abonnieren<br />

und mit uns unsere Natur<br />

schützen.<br />

Die Wiesenhummel<br />

(Bombus pratorum)<br />

ist von März bis Juli<br />

in Gärten, Wiesen<br />

und lichten Wäldern<br />

anzutreffen.<br />

(Foto: Sandra <strong>Schweizer</strong> /<br />

wildenachbarn.ch)<br />

<strong>Das</strong> Magazin <strong>NATURZYT</strong> schreibt nicht nur über unsere Natur, damit Sie diese näher<br />

erfahren und erleben können, sondern damit Sie, gemeinsam mit uns, unsere Natur<br />

besser bewahren und schützen lernen. Deshalb unterstützt <strong>NATURZYT</strong> auch wichtige<br />

Naturprojekte mit einem Teil der Abo-Einnahmen. Seit Januar <strong>2024</strong> unterstützen wir<br />

mit unseren Abonnenten unsere Wildtiere im Siedlungsraum zusammen mit dem<br />

Verein StadtNatur und seinen Projekten: «StadtWildTiere» und «Wilde Nachbarn».<br />

Mehr zum Verein StadtNatur unter www.naturzyt.ch/naturprojekte-unterstuetzen.<br />

Jedes Abo hilft! Von Januar bis April konnten CHF 2029.60 an den Verein<br />

StadtNatur und seine Projekte überwiesen werden. Werden Sie Abonnent und<br />

unterstützen Sie mit <strong>NATURZYT</strong> wichtige Naturprojekte.<br />

Jetzt abonnieren mit dem Bestelltalon auf der Rückseite des Magazins oder<br />

online naturzyt.ch/abonnieren<br />

<strong>NATURZYT</strong> 39


Diese Glockenblumen-Felsenbiene ist<br />

eine der seltenen Wildbienenarten,<br />

welche in St. Gallen beobachtet wurden.<br />

(Foto: Nelly Baumann / stadtwildtiere.ch)<br />

Die seltene Ehrenpreis-<br />

Sandbiene (Andrena viridescens),<br />

fotografiert in St. Gallen.<br />

(Foto: Katja Frefel / stadtwildtiere.ch)<br />

Hahnenfuss-Scherenbienen<br />

(Chelostoma<br />

fl o r i s o m n e )besuchen<br />

ausschliesslich die Blüten von<br />

Hahnenfussgewächsen.<br />

(Foto: Philipp Romanin / stadtwildtiere.ch)<br />

Die Gemeine Pelzbiene<br />

(Anthophora plumipes)<br />

ist eine sehr gute und<br />

schnelle Fliegerin.<br />

(Foto: Nadja Baumgartner /<br />

stadtwildtiere.ch)<br />

Eine Schmalbiene<br />

(Lasioglossum sp.)<br />

an der Blüte einer<br />

Königskerze.<br />

(Foto: Marianne Klug /<br />

stadtwildtiere.ch)<br />

40 <strong>NATURZYT</strong><br />

<strong>Juni</strong> bis September aktiv ist und ihre<br />

Nester in selbstgegrabenen Hohlräumen<br />

anlegt. In St. Gallen konnte die Ehrenpreis­Sandbiene<br />

(Andrena viridescens)<br />

und die Glockenblumen­Felsenbiene<br />

(Hoplitis mitis) beobachtet werden und<br />

in Luzern die Platterbsen­Sandbiene<br />

(Andrena lathyri). Die Glockenblumen­<br />

Felsenbiene ist potentiell gefährdet,<br />

lebt in Felsensteppen, Schutthalden,<br />

Trockenwiesen und Weiden und nistet<br />

in Felsspalten, unter Steinen und an<br />

Steilwänden. Wie ihr Name schon verrät,<br />

nutzt sie verschiedene Glockenblumenarten<br />

als Pollenquelle. Sehr auffällig<br />

war die grosse Zahl der Honigbienen,<br />

die in allen Städten flächendeckend<br />

angetroffen wurden. Die Hälfte aller<br />

beobachteten Individuen waren Honigbienen.<br />

Dies ist bedenklich, wenn man<br />

berücksichtigt, dass es sich bei der Honigbiene<br />

nur um eine einzige Art handelt,<br />

während in Zürich 216 Arten von Wildbienen<br />

nachgewiesen sind. Problematisch<br />

wird dies an Orten und zu Zeiten,<br />

wo das Blütenangebot knapp ist und entsprechend<br />

Konkurrenz um Nahrung<br />

entsteht.<br />

BLÜTENANGEBOT ALS<br />

LIMITIERENDER FAKTOR<br />

<strong>Das</strong> Blütenangebot nimmt über den<br />

Jahresverlauf vom Frühling bis in den<br />

Herbst stark ab. Bereits im <strong>Juni</strong> und<br />

Juli ist das Blütenangebot viel kleiner<br />

als im April und Mai. Dies ist problematisch,<br />

da die meisten Wildbienen<br />

im Sommer aktiv sind, aber dann das<br />

Blütenangebot viel geringer ist als im<br />

Frühling. Um dem entgegenzuwirken,<br />

ist eine zeitlich und räumlich gestaffelte<br />

Mahd von grosser Wichtigkeit. Zudem<br />

sollte mit der Pflanzenwahl das Blütenangebot<br />

über die ganze Saison sichergestellt<br />

werden.<br />

WILDBIENENFÖRDERUNG<br />

IN DER STADT<br />

Obwohl viele Wildbienenarten sehr<br />

spezialisiert sind und teils hohe Lebensraumansprüche<br />

haben, lassen sie sich<br />

einfach und wirkungsvoll fördern.<br />

Wildbienen leben sehr kleinräumig:<br />

Schlafstellen, Nistplätze und Nahrungsquellen<br />

liegen alle meist innerhalb<br />

von 200 Metern. Daher lassen sich<br />

Fördermassnahmen auch auf kleinen<br />

Flächen im Siedlungsraum realisieren<br />

und bringen schnell Erfolg: Ein Blumentopf<br />

auf dem Balkon mit einer pollenund<br />

nektarreichen Pflanze wie beispielsweise<br />

Salbei oder Glockenblumen<br />

wird bald von Wildbienen besucht. So<br />

haben schon kleine Flächen ein grosses<br />

Potenzial und jeder kann Wildbienen<br />

fördern.<br />

WELCHE PFLANZEN BIETEN<br />

NAHRUNG FÜR WILDBIENEN?<br />

Wildbienen und andere blütenbesu chende<br />

Insekten suchen Blüten auf, um<br />

Nektar und Pollen zu sammeln – als<br />

Nahrung für sich selber und für den<br />

Nachwuchs. Jedoch produzieren nicht<br />

alle blühenden Pflanzen Nektar und<br />

Pollen. Bei vielen Zuchtformen von<br />

Blumen, Stauden und Sträuchern für<br />

Gärten und Parkanlagen fehlen Nektar<br />

und Pollen. So blühen Geranien oder<br />

Petunien zwar den ganzen Sommer<br />

über, bieten jedoch weder Nektar noch<br />

Pollen für Wildbienen und sind deshalb<br />

für sie nutzlos. Auch bei Pflanzen mit<br />

gefüllten Blüten ist das Angebot an<br />

Pollen und Nektar in der Regel sehr<br />

gering. Gute Nahrungsquellen sind<br />

generell Wildpflanzen statt Zierpflanzen.<br />

Beispiele von beliebten<br />

Wildbienenpflanzen sind Natternkopf,<br />

Wiesensalbei, Kornblume und wilde<br />

Malve. Eine uns allen gut bekannte<br />

Pflanze, welche von einer sehr grossen<br />

Anzahl Wildbienenarten genutzt<br />

wird, ist der Wiesenlöwenzahn.<br />

Wenn Sie unsicher sind, ob eine<br />

blühende Pflanze Nahrung für Wildbienen<br />

bietet, beobachten Sie die Blüten<br />

an einem sonnigen, windstillen Tag:<br />

Wenn während 10 Minuten keine<br />

Wildbienen die Blüten anfliegen, ist<br />

die Wahrscheinlichkeit gross, dass<br />

die Blüten keine Nahrung für Wildbienen<br />

bieten.<br />

Text Lisa Wirthner<br />

Zum Weiterlesen<br />

• Wildbienen – Die anderen Bienen<br />

von Paul Westrich, Pfeil Verlag<br />

• Wildbienen in der Stadt – entdecken,<br />

beobachten, schützen, Haupt Verlag


Artporträt:<br />

Grosse Wollbiene<br />

Die Grosse Wollbiene ist eine solitäre<br />

Art, welche von <strong>Juni</strong> bis Anfang Oktober<br />

aktiv ist. Sie nistet in vorgefundenen<br />

Hohlräumen wie Erdlöchern, Steinspalten<br />

oder Trockenmauern. Gerne<br />

besiedelt sie auch geeignete Nisthilfen.<br />

Die Nestkammer wird mit Pflanzenwolle<br />

gefüllt, die an stark behaarten<br />

Pflanzen wie Ziest, Königskerze oder<br />

Quitten gesammelt wird. Zusätzlich<br />

imprägniert die Grosse Wollbiene die<br />

Pflanzenwolle mit Drüsensekreten von<br />

beispielsweise Pippau, Habichtskraut<br />

und Gartengeranien.<br />

Als Nahrung nutzt sie verschiedene<br />

Nektar­ und Pollenquellen. Besonders<br />

beliebt sind Hauhechel, Ziest, Herzgespann,<br />

Fingerhut und Leinkraut. Wenn<br />

man diese beliebten Blütenpflanzen im<br />

Garten oder auf der Terrasse anpflanzt,<br />

kann man Wollbienen anlocken. An den<br />

Pollensammelstellen der Weibchen richten<br />

die Männchen kleine Territorien ein,<br />

die sie heftig gegen andere Fluginsekten<br />

verteidigen, wobei sie sogar Honigbienen<br />

schwer verletzen können. Dieses Naturschauspiel<br />

ist gut in Gärten und Wiesen<br />

zu beobachten, wo bevorzugte Futterpflanzen,<br />

Nestmaterial und Nistplätze<br />

vorhanden sind.<br />

Die Grosse Wollbiene ist ein Bauchsammler.<br />

Ihre gelbschwarze Hinterleibszeichnung<br />

erinnert etwas an Wespen,<br />

sie ist jedoch behaart. Die Weibchen sind<br />

11–12 mm lang und die Männchen<br />

14–18 mm. Die Männchen sind dank<br />

ihrer Grösse, den orangefarbenen Haarbüscheln<br />

an den Seiten der Hinterleibssegmente<br />

sowie dem 3­dornigen Hinterleibsende<br />

gut erkennbar und nicht mit<br />

anderen Arten zu verwechseln. <strong>Das</strong><br />

Weibchen könnte unter Umständen mit<br />

der Spalten­Wollbiene (A. oblongatum)<br />

Eine Grosse Wollbiene<br />

(Anthidium manicatum)<br />

auf einer ihrer bevorzugten<br />

Pflanzen, dem Wollziest.<br />

(Foto: Willi Bührer / wildenachbarn.ch)<br />

verwechselt werden, die jedoch meist<br />

kleiner (8–10 mm) ist, orangerot gefärbte<br />

Beine und olivgrüne Augen hat.<br />

Art: Grosse Wollbiene<br />

(Anthidium manicatum)<br />

Gefährdung Schweiz:<br />

nicht gefährdet<br />

Lebensraum:<br />

Vorwiegend im Siedlungsgebiet, in<br />

Gärten und Parks<br />

Verein StadtNatur<br />

Wildbienenfreundliche<br />

Bepflanzung einer<br />

Strassen insel in St. Gallen.<br />

(Foto: Julia Schmid /<br />

stadtwildtiere.ch)<br />

Der Verein StadtNatur besteht seit 2013<br />

mit dem Ziel, die Natur in Siedlungsräumen<br />

sichtbar zu machen, zu schützen<br />

und zu fördern. Viele Menschen sind<br />

sich nicht bewusst, wie lebendig es vor<br />

ihrer Haustüre zu und her geht. <strong>Das</strong><br />

möchte der Verein ändern, denn wer die<br />

Vielfalt an Wildtieren im Siedlungsraum<br />

nicht kennt, kann sie auch nicht<br />

schützen. Im Gegenteil: Solche Wissenslücken<br />

führen dazu, dass immer mehr<br />

Lebensräume von Wildtieren zerstört<br />

werden. Mit den Projekten «StadtWild­<br />

Tiere» und «Wilde Nachbarn» werden<br />

gemeinsam mit der Bevölkerung<br />

Wildtierbeobachtungen gesammelt, um<br />

die Wildtiere im Siedlungsraum sichtbar<br />

zu machen und deren Verbreitung<br />

zu erforschen. Zusätzlich werden in<br />

vielen Regionen der Schweiz Exkursionen,<br />

Schulprojekte und Forschungsarbeiten<br />

durchgeführt, bei denen sich<br />

die Bevölkerung aktiv beteiligen kann.<br />

Durch eine enge Zusammenarbeit<br />

mit Behörden fliessen die Erkenntnisse<br />

in die Stadtplanung mit ein, damit<br />

Eichhörnchen, Igel, Wildbienen und<br />

Co. auch in Zukunft einen Platz in unseren<br />

Dörfern und Städten haben.<br />

www.stadtwildtiere.ch<br />

www.wildenachbarn.ch<br />

<strong>NATURZYT</strong> 41


Grandiose Hochgebirgsszenerie: Auf<br />

dem Col des Otanes zeigt sich der<br />

4314 Meter hohe Grand Combin mit<br />

seinem Gletscher in voller Grösse.<br />

Fast wie im Himalaya<br />

Er ist ein Koloss von Berg, der 4314 Meter hohe Grand Combin,<br />

eine Bastion aus Fels und Eis im Unterwallis. Auf der Tour des Combins<br />

kommt man seiner faszinierenden Welt besonders nah und quert<br />

seinen Gletscher auf einer spektakulären Hängebrücke.<br />

42 <strong>NATURZYT</strong>


Hat einen berühmten Paten:<br />

die 70 Meter hohe Hängebrücke<br />

über den Corbassière-Gletscher.<br />

Ausblick auf den Lac de Mauvoisin<br />

mit seiner Bogenstaumauer<br />

im Aufstieg zum Col des Otanes.<br />

<strong>Das</strong> Matterhorn hat einen, der Monte Rosa<br />

auch, natürlich führt einer um den<br />

Mont Blanc, genauso wie um die Dents<br />

du Midi, den Grossglockner und die<br />

Dolomitengipfel Drei Zinnen. Die Rede ist von Fernwanderwegen,<br />

welche die bekannten Alpengipfel<br />

umrunden, auf Touren von drei bis zwölf Tagen<br />

Länge. Klar – die Berühmtheiten erklimmt man<br />

dabei nicht. Dafür lernt man sie von allen Seiten<br />

kennen, und die Touren sind für normal geübte<br />

Bergwandernde bestens machbar.<br />

Die Tour des Combins bringt uns nah an den<br />

Grand Combin, 4314 Meter hoch, ein für Wanderer<br />

unbezwingbarer Berg. In sechs Tagen führt die Tour<br />

um das eindrückliche Massiv im südwestlichen Wallis,<br />

meist auf <strong>Schweizer</strong> Seite, zum Teil auf italienischer.<br />

Jede Etappe ist an sich eine Reise wert. Wer mehrere<br />

zusammenhängt oder die ganze Umrundung in Angriff<br />

nimmt, erlebt eine Fülle an Eindrücken und Lands<br />

c h a ft s b i l d e r n .<br />

Wir haben uns für einen Teil der Tour des Combins<br />

entschieden, in zwei Tagen von Mauvoisin nach Lourtier.<br />

Bereits bei der Planung beeindruckt, was uns erwarten<br />

wird: eine der höchsten Staumauern im Alpenraum,<br />

zwei Passübergänge, der fünftgrösste <strong>Schweizer</strong> Gletscher,<br />

eine schwindelerregende Hängebrücke, zwei gemütliche<br />

Berghütten, viele Kilometer Panoramawege<br />

und zum Abschluss der Blick auf den Mont Blanc.<br />

Nicht zu vergessen die Begegnungen mit den Eringer­<br />

Kühen, bekannt von den Walliser Kuhkämpfen.<br />

DIE STAUMAUER ZUM START<br />

Der Grand Combin liegt nicht vor der Haustüre, die<br />

Anreise zieht sich. Über unzählige Kehren schraubt<br />

<strong>Das</strong> Panorama vom Col des Avouillons ist<br />

einzigartig. Grand Combin mit dem Corbassière-<br />

Gletscher und der Hängebrücke.<br />

sich das Postauto von Le Châble ins schmucke Val de<br />

Bagnes. Steil ragen links und rechts dicht bewaldete<br />

Hänge empor, im Talgrund rauscht das Gletscherwasser<br />

der Dranse, zwischendurch grüssen verträumte Dörfer<br />

wie von anno dazumal. In Mauvoisin ist Schluss.<br />

Endlich. Die urtümliche Natur im Val de Bagnes hat<br />

schon lange Lust gemacht aufs Wandern. Doch halt, da<br />

war noch was. Wer sich für Wasserkraft interessiert,<br />

darf den Lac de Mauvoisin nicht auslassen. 250 Meter<br />

hoch ist seine Staumauer, die zweithöchste der Schweiz<br />

und die grösste Bogenstaumauer Europas.<br />

Als Ausflugsziel scheint der Lac de Mauvoisin<br />

beliebt, auf dem Parkplatz stehen die Autos dicht an<br />

<strong>NATURZYT</strong> 43


man die ganze Arena im Blick. Von der Freiluft­Solardusche<br />

auf der grossen Sonnenterrasse aus übrigens<br />

auch – schöner kann man sich den Schweiss nicht vom<br />

Körper waschen. Im Aufenthaltsraum der geräumigen<br />

Hütte fällt sodann eine Büste auf. Sie erinnert an<br />

den Helikopterpiloten François Xavier Bagnoud, der in<br />

Mali sein Leben verloren hat. Die Stiftung, die zu<br />

seinem Andenken errichtet worden ist, hat den 1996<br />

eingeweihten Bau finanziert und der Gemeinde Bagnes<br />

geschenkt. Acht Jahre zuvor hatte eine Lawine die<br />

alte Hütte weggefegt.<br />

Unterwegs zur Cabane Brunet<br />

verzaubern die Farbkontraste.<br />

dicht. Ungleich ruhiger ist es auf dem Wanderweg,<br />

der uns schweisstreibend in die Höhe bringt, dem<br />

Col des Otanes entgegen, 2880 Meter über Meer. Drei<br />

Wanderstunden und tausend Höhenmeter später<br />

stehen wir auf dem Pass – und sagen nur noch «Wow».<br />

Vor uns türmt sich der Grand Combin, und fast zu<br />

unseren Füssen zieht sich der mächtige Corbassière­<br />

Gletscher das Tal hinunter. Zu Recht wird die Landschaft<br />

immer wieder mit dem Himalaya verglichen.<br />

DUSCHEN MIT GLETSCHERBLICK<br />

Der Grand Combin bleibt uns für den Rest des Tages<br />

erhalten: Unsere Unterkunft, die Cabane FXB Panossière,<br />

liegt oberhalb der Gletscherzunge, von der Terrasse hat<br />

Tipps und Infos<br />

An- und Rückreise: Mit Zug und Bus über Martigny und Le Châble<br />

nach Mauvoisin. Zurück mit dem Bus von Lourtier nach Le Châble,<br />

von hier mit dem Zug nach Martigny.<br />

Route: Mauvoisin–Col des Otanes–Cabane FXB Panossière (Übernachtung)–Passarelle<br />

de Corbassière–Col des Avouillons oder<br />

La Maye–Cabane Brunet–La Barmasse oder Le Tongne–Lourtier.<br />

Anforderungen: Trittsicherheit und gute Kondition erforderlich.<br />

Viele Höhenmeter.<br />

Wanderzeiten: Mauvoisin–Cabane FXB Panossière: 4,5 Stunden;<br />

Cabane FXB Panossière–Lourtier 4,5 bis 5 Stunden.<br />

Übernachtung: In der Cabane FXB Panossière (T 027 771 33 22,<br />

www.panossiere.ch), geöffnet von Mitte <strong>Juni</strong> bis Mitte September.<br />

Reservation erforderlich.<br />

Karten: Swisstopo 1:50 000, Wanderkarten Martigny (282T) und<br />

Arolla (283T); Swisstopo 1:25 000, Kartenblätter Orsières (1345) und<br />

Chanrion (1346).<br />

MIT TIEFBLICK ÜBER DEN GLETSCHER<br />

Am zweiten Wandertag stossen wir auf die Geschichte<br />

einer weiteren Persönlichkeit. Eine 190 Meter lange<br />

und 70 Meter hohe Hängebrücke bringt seit 2014 die<br />

Wanderer sicher über den Corbassière­Gletscher. Ihr<br />

Bau wurde nötig, weil sich der Gletscher stark zurückzieht<br />

und ein bröckelndes Gelände hinterlässt. Dieses<br />

setzte dem alten Weg so stark zu, dass dessen Begehung<br />

zu gefährlich wurde. Schirmherr der imposanten Hängebrücke<br />

ist Toni Rüttimann. Der Bündner konstruiert<br />

in Lateinamerika und Südostasien unentgeltlich<br />

Hängebrücken, um armen Menschen das Leben zu<br />

erleichtern und sie sicher übers Wasser zu bringen.<br />

Über 800 Stück sind bereits entstanden, und Toni<br />

Rüttimann baut fleissig weiter.<br />

ABSTURZ NACH LOURTIER<br />

Die weitere Tour verlangt uns noch einiges ab, der<br />

Abstieg nach Lourtier ist lang und happig, aber wunderschön.<br />

Doch erst einmal geht es – oh Schreck – wieder<br />

bergauf, und zwar steil. Der Col des Avouillons lädt<br />

zum Besuch und zu einem letzten Blick auf das<br />

Combin­Massiv und die Hängebrücke. Wer nicht<br />

mehr aufsteigen will, wählt nach der Brücke den<br />

Weg untendurch, passiert dabei Herden stolzer und<br />

friedlicher Eringer­Kampfkühe und sieht sich an der<br />

blühenden Blumenwelt satt. In der Cabane Brunet<br />

treffen sich die Pass­ und die Kuhwanderer wieder,<br />

auf der Terrasse gibt es hausgemachte Suppe und<br />

frischen Kuchen. Danach heisst es, seinen Knien gut<br />

zuzureden. Durch einen ausgesprochen steilen Wald<br />

stürzt der Weg dem Weiler La Barmasse und dem<br />

Talboden des Val de Bagnes entgegen, manchmal hat<br />

man das Gefühl, man fliege eher, als dass man wandere.<br />

Wer es etwas sanfter haben möchte, wählt den etwas<br />

längeren Weg über Le Tongne. Haben die Knie durchgehalten,<br />

ist auch das urige Dorf Lourtier nicht mehr<br />

weit. Am grossen Dorfbrunnen kann man seine Wasserflaschen<br />

wieder füllen für die Heimreise – und die<br />

heissgelaufenen Füsse kühlen. Danken werden sie es<br />

einem alleweil.<br />

Text/Fotos Daniel Fleuti<br />

44 <strong>NATURZYT</strong>


Ausblick aufs Val de Bagnes kurz<br />

vor der Cabane Brunet.<br />

Hier ist Genusswandern angesagt.<br />

NATUR ERLEBEN<br />

Natur- und Wanderferien<br />

Mehr Naturferien auch auf<br />

www.<strong>NATURZYT</strong>.ch<br />

HOTEL LA PERLA –<br />

DIE PERLE MITTEN IM TESSIN<br />

Vom Hotel La Perla erreicht man jedes<br />

Ziel im Kanton ganz leicht. Seit 60 Jahren<br />

freut sich die Familie Bassi­Mione, Sie<br />

zu empfangen. <strong>Das</strong> Hotel hat 41 Einzel­,<br />

Doppel­ und Familienzimmer, sowie ein<br />

schönes Schwimmbad mit Whirlpool.<br />

Der grosse Parkplatz sowie drei E­Bikes<br />

und das Ticino­Ticket stehen gratis zur<br />

Verfügung. <strong>Das</strong> Küchenteam kocht mit<br />

Leidenschaft und Hingabe mit regionalen<br />

und saisonalen Zutaten.<br />

Mehr Infos T 091 850 29 50,<br />

www.hotelperla.ch<br />

APARTHOTEL MUCHETTA –<br />

WANDERN MIT AUSSICHT<br />

Im Bergdorf Wiesen zwischen Davos<br />

und dem grössten Naturpark der Schweiz<br />

– dem Parc Ela – erleben Sie die intakte<br />

Natur von der Haustüre weg. Im Muchetta<br />

wohnen Sie im Ein­, Zwei­ oder gar Drei­<br />

Zimmer­Apartment. Selbstverpflegung<br />

oder Restaurant für Frühstück und<br />

Abendessen. Wellnessbereich für Erwachsene.<br />

Kleinere Gruppen willkommen.<br />

Wander­Pauschale ab CHF 480/<br />

Studio/Frühstück/2 Pers­/3 N.<br />

T 081 410 41 00.<br />

Mehr Infos www.aparthotel­davos.ch<br />

HOTEL POST BIVIO – ATEMPAUSE<br />

VOM ALLTAG<br />

<strong>Das</strong> familiäre Hotel Post im Bündner<br />

Bergdorf Bivio liegt mitten im «Parc Ela»,<br />

dem grössten Naturpark der Schweiz.<br />

<strong>Das</strong> 3­Sterne­Haus blickt auf eine über<br />

zweihundertjährige Hotelgeschichte zurück.<br />

Bivio ist Ausgangsort in die traumhafte<br />

Bergwelt um den Julier­ und den<br />

Septimerpass. Vielseitige Wanderungen<br />

führen über Passübergänge, den geologischen<br />

Wanderpfad und zu Hoch­ und<br />

Flachmooren, dies in einer einmaligen<br />

Flora und Fauna. Mehr Infos unter<br />

www.hotelpost­bivio.ch<br />

<strong>NATURZYT</strong> 45


Natur im Sommer<br />

Bezaubernde und sp<br />

Geformt von der Natur durch die Kraft des Wassers sind bezaubernde<br />

und spektakuläre Schluchten entstanden. Eine Schluchtenwanderung<br />

im Sommer ist nicht nur erfrischend, sondern es gibt allerlei zu bestaunen.<br />

46 <strong>NATURZYT</strong>


Eine der spektakulärsten und<br />

einzigartigsten Landschaften in<br />

den Alpen. Die Rheinschlucht,<br />

die zu Recht den Übernahmen<br />

«Swiss Grand Canyon» trägt.<br />

NATUR ERLEBEN<br />

ektakuläre Schluchten<br />

<strong>NATURZYT</strong> 47


Die Chluse-Schlucht von<br />

Kandersteg ins Gasterntal,<br />

ein vom Gletscher geformtes<br />

wildes Hochtal.<br />

Tiefe Einblicke in das Naturspektakel<br />

durch die Areuse-Schlucht, wo<br />

mit lautem Getöse das Flüsschen<br />

Areuse die Schlucht geformt hat.<br />

48 <strong>NATURZYT</strong>


Im feuchten und kühlen<br />

Klima fühlen sich Farne<br />

und Moose wohl und<br />

verzaubern die Schluchten<br />

in bezaubernde Orte.<br />

NATUR ERLEBEN<br />

Im Haslital bei Meiringen<br />

hat sich die Aare eine<br />

bis zu 200 Meter tiefe<br />

Schlucht durch die Kalkfelsen<br />

gegraben.<br />

Eine Schlucht sind Täler, die<br />

zwischen steilen Hängen<br />

oder Felswänden entstanden<br />

sind und über Jahrhunderte<br />

von kleinem oder grösserem Fliessgewässer<br />

geformt wurden und werden.<br />

Sie können breit, eng, lang oder kurz<br />

sein. Die Hänge steil oder auch sanft<br />

ansteigend. Am Talgrund der Schlucht<br />

fliesst Wasser, das kann ein grosser,<br />

reissender Fluss oder ein kleiner, ruhig<br />

fliessender Bach sein, der gemütlich<br />

und sanft vor sich hinplätschert. In<br />

manchen Schluchten können seitlich<br />

oder frontal Wasserfälle herabstürzen.<br />

Keine Schlucht ist wie die andere und<br />

jede hat ihren besonderen Charakter<br />

und ist ein bezauberndes und kühles<br />

Naturerlebnis.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 49


In der höllisch schönen Schlucht<br />

bei Hägendorf begleiteten uns<br />

steile Felswände, Grotten, Höhlen,<br />

Wasserfälle und Strudellöcher.<br />

Die Gornerschlucht liegt<br />

20 Minuten südlich von<br />

Zermatt und wurde über<br />

Jahrtausende von der<br />

Gornera geformt.<br />

EINZIGARTIGES KLIMA<br />

Die engen Schluchtwände und die verschiedenen<br />

Pflanzen und Bäume sorgen für<br />

ein eigenes Klima. Die Sonnenstrahlen<br />

erreichen den Boden nur vereinzelt und<br />

starke Winde werden durch die Schlucht<br />

abgeschwächt. Die Verdunstung ist damit<br />

eingeschränkt und die Luftfeuchtigkeit<br />

steigt, auch die Temperatur im Sommer<br />

ist kühler als ausserhalb der Schlucht. Die<br />

Wälder in den Schluchten haben eine hohe<br />

Schutzfunktion, weil sie die Bodenerosion<br />

mindern und den Steinschlag aufhalten. Der<br />

Bergahorn, die Buchen und die Sommerlinde<br />

an den Schluchthängen oder die<br />

Esche am feuchten Talgrund sind vielfach<br />

anzutreffen. Auch der Schwarze Holunder<br />

fühlt sich in den Schluchten wohl. <strong>Das</strong>s<br />

sich Farne, wie die Hirschzunge oder das<br />

Grünstielige Streifenfarn, in diesem<br />

Klima wohlfühlen, erstaunt nicht. Auch<br />

unterschiedliche Moosarten an Baumstämmen<br />

und Steinen fühlen sich hier<br />

wohl. Im Frühling leuchten auch Märzenglöckchen<br />

und der Hohlknollige<br />

Lerchensporn in den Tälern.<br />

50 <strong>NATURZYT</strong>


Mehr Naturerlebnisse auch<br />

auf www.<strong>NATURZYT</strong>.ch<br />

Die Natur im Sommer erleben<br />

MIT WANDER-PLAUSCH<br />

DIE NATUR ENTDECKEN!<br />

Beim Wandern warten am Wegrand viele<br />

Naturwunder darauf, entdeckt zu werden!<br />

Auf sommerlichen Tageswanderungen<br />

kannst du Pflanzen kennenlernen, Tiere<br />

beobachten und über raffinierte Lebensweisen<br />

in der Natur staunen: «Vom<br />

Arvenbühl zur Alp Selun» (21. Juli);<br />

«Wildheuerpfad am Rophaien» (25. Juli);<br />

«Ofenloch – Grand Canyon der Ostschweiz»<br />

(25. Aug); «Zu den Steinböcken<br />

auf dem Gemmenalphorn» (30. Aug).<br />

Dies und vieles mehr bei<br />

www.wander­plausch.ch, T 079 321 68 56<br />

MIT DEM CABRIO-BUS OBEN OHNE DURCH DIE RHEINSCHLUCHT<br />

Dafür ist der Rheinschlucht/Ruinaulta­ Rheinschlucht und Ausgangspunkte<br />

Bus bekannt, welcher als einzigartiger<br />

Cabriolet­Bus zwischen Laax, zum Tenner Chrüz oder für ein Zvieri<br />

für schöne Wanderungen wie z.B.<br />

der Rheinschlucht, dem Maiensäss beim Maiensäss Imschlacht mit<br />

Imschlacht sowie Reichenau­Tamins wunderbarem Blick in die Bergwelt<br />

verkehrt. Luftig erschliesst er wunderbare<br />

Ausflugsziele in und um die Mehr unter<br />

der Surselva.<br />

www.safiental.ch<br />

NATUR ERLEBEN<br />

NATURPARADIES RONFELD<br />

Südlich des Baldeggersees, wo früher<br />

artenarmes Kulturland war, finden<br />

sich heute wertvolle Lebensräume für<br />

gefährdete Tiere und Pflanzen.<br />

Über den Weihern lauert der Eisvogel<br />

auf Beute, eine Ringelnatter schlängelt<br />

lautlos durchs Wasser und Libellen<br />

jagen flink zwischen den Schilfhalmen.<br />

Entdecken auch Sie das artenreiche<br />

Schutzgebiet. Einblicke gewähren der<br />

Sichtschutz bei den Flutmulden und<br />

der überdachte Hide.<br />

Öffnungszeiten und mehr auf<br />

www.pronatura­lu.ch/ronfeld<br />

TOGGENBURGER LAMATREKKING<br />

IM CHÜEBODEN<br />

Geniessen Sie eine Lama­Wanderung<br />

im oberen Toggenburg durch die<br />

herrliche Natur. Im Winter sind gemütliche<br />

ca. 1,5­stündige Wanderungen<br />

durch verschneite Winterlandschaften<br />

möglich. Ab Mai sind<br />

einfache 1,5­stündige bis hin zu<br />

anspruchsvollen 3­ bis 5­stündigen<br />

Touren mit toller Aussicht und<br />

Verpflegung zu geniessen. Kontakt<br />

und weitere Informationen:<br />

www.toggenburger­lama­trekking.ch<br />

T 079 403 43 46<br />

<strong>NATURZYT</strong> 51


Die Viamala-Schlucht zwischen<br />

Thusis und Andeer wurde vom<br />

Gletschereis und vom Wasser<br />

des Hinterrheins in den massiven<br />

Felsen geschliffen.<br />

Die Wasseramsel kann<br />

in den Schluchten<br />

immer wieder beobachtet<br />

werden.<br />

KÜHL UND FEUCHT<br />

In diesem feuchten Klima fühlen sich<br />

aber nicht nur verschiedene Schnecken<br />

und Würmer wohl, auch oberhalb an den<br />

Hängen und Schluchtwänden in Höhlen<br />

wohnen Fledermäuse oder hat sich der<br />

Eisvogel ein Paradies geschaffen. Im Wasser<br />

leben je nach Bach oder Fluss im Talboden<br />

Fische und Krebse, und auch die<br />

Wasseramsel ist hier anzutreffen.<br />

Eine Wanderung durch eine Schlucht<br />

ist ein Eintauchen in eine andere Welt,<br />

kühler, feuchter und vor allem mit vielen<br />

Eindrücken in einer bezaubernden und<br />

spektakulären Umgebung.<br />

Text Michael Knaus Fotos AdobeStock<br />

52 <strong>NATURZYT</strong>


NATUR ERLEBEN<br />

Mystische Taminaschlucht. Hier<br />

entspringt das 36,5 Grad warme<br />

Thermalwasser, das Bad Ragaz<br />

berühmt gemacht hat.<br />

Die Wolfschlucht im Naturpark<br />

Thal im Solothurner Jura ist<br />

eng und hat steilabfallende<br />

Felswände und wird begleitet<br />

von tosendem Wasser.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 53


Naturwärts – auf den Spuren der Natur<br />

Sommer-Eis<br />

54 <strong>NATURZYT</strong>


Eisschollen in einem<br />

Gletschersee<br />

NATUR ERLEBEN<br />

Es gibt Orte in der Schweiz, von denen ich einfach<br />

nie genug kriege. Gletscherseen gehören mit Sicherheit<br />

dazu. Diese dynamischen Landschaften verändern<br />

sich rasant und sehen jedes Mal wieder<br />

anders aus.<br />

Ich erinnere mich gut, wie ich vor mehreren Jahren zum<br />

ersten Mal einen alpinen Gletschersee mit eigenen Augen<br />

sah. Abgebrochene Gletscherstücke trieben im See umher<br />

und bescherten mir eine Landschaft wie im fernen Grönland.<br />

Seither bin ich über dreissig Mal zu solchen Standorten gewandert<br />

und bin noch lange nicht satt.<br />

<strong>Das</strong> Durchwandern der verschiedenen Vegetationsstufen<br />

führt einem eindrücklich vor Augen, wie die unterschiedlichen<br />

Lebensräume miteinander in Bezug stehen. Von der Baumgrenze<br />

geht es hoch über blumenreiche Wiesen. Vorbei an<br />

rauschenden Bergbächen und kleinen Wasserfällen. Weiter<br />

oben wird es karger und alpiner. Hier dominieren Fels, Sand<br />

und Stein und die Spuren des Gletschers werden deutlich<br />

sichtbar.<br />

Ich eile hoch, denn ich kann es kaum erwarten. Nur noch<br />

wenige Meter, dann weiss ich es. Und tatsächlich, auch diesmal<br />

liegen Eisschollen im See. Sie sehen ganz frisch aus und waren<br />

vor wenigen Tagen wohl noch Teil des Gletschers. Nun treiben sie<br />

im eiskalten Wasser und schmelzen langsam vor sich hin.<br />

Doch bevor sie dies tun, werde ich sie fotografieren und in Szene<br />

setzen. Im schönsten Licht. Und immer wieder anders.<br />

Text/Fotos Tobias Ryser<br />

<strong>NATURZYT</strong> 55


Gletscherlagune aus der Luft<br />

Der Autor<br />

Tobias Ryser arbeitet als selbstständiger Fotograf mit Schwerpunkt<br />

Natur- und Landschaftsfotografie. Auf der Suche<br />

nach dem perfekten Moment legt er grossen Wert auf eine<br />

ästhetische Bildkomposition und atemberaubendes Licht.<br />

Tobias Ryser zählt zu den gefragtesten Natur fotografen<br />

der Schweiz, seine Bilder werden regel mässig publiziert<br />

und wurden bereits mehrfach ausgezeichnet in diversen<br />

nationalen und internationalen Wettbewerben.<br />

Mehr Informationen:<br />

www.tobias-ryser.ch, www.naturwaerts.ch<br />

56 <strong>NATURZYT</strong>


Eiskrokodil im Gletschersee<br />

NATUR ERLEBEN<br />

Frisches Gletschereis<br />

<strong>NATURZYT</strong> 57


Wildes Norditalien<br />

Natur in Hülle und Fülle<br />

Mit Italien verbindet man meist Meer, Sonne satt und viel Gelato. Im Norden<br />

des Landes finden sich aber Naturschätze, die mit gigantischen Felsformationen,<br />

türkisfarbenen Bergseen und sogar einem Basilisken auftrumpfen.<br />

Keine Frage, der Steinbock<br />

verfügt über einen guten Grip:<br />

Dank seines «Survival­Kits»<br />

kann er sich selbst in steilem<br />

Gelände sicher bewegen. Seine zweigeteilten<br />

Hufe sind unabhängig voneinander<br />

beweglich, wodurch sich der Fuss an jede<br />

Unebenheit anpassen kann. Selbst die<br />

kleinen Kitze wagen schon nach wenigen<br />

Tagen waghalsige Sprünge über Stock und<br />

Stein. Im Nationalpark Gran Paradiso<br />

lassen sich die Kletterkünstler bestens beobachten<br />

– am über 4000 Meter hohen<br />

Gipfel des namengebenden Bergs fühlen<br />

sich die alpinen Bewohner äusserst wohl.<br />

Um die Alpensteinböcke vor der Ausrottung<br />

zu retten, erklärte der damalige<br />

König Viktor Emanuel II. das Gebiet<br />

rund um den Gran Paradiso 1856 zum<br />

königlichen Jagdgebiet. Da nur seine<br />

Majestät hier jagen durfte, konnte sich<br />

die Population des sonst im gesamten<br />

Alpenbogen ausgestorbenen Tieres entsprechend<br />

schnell erholen. 1922 wurde<br />

das einstige königliche Jagdgebiet zum<br />

ersten Nationalpark Italiens erklärt und<br />

der Alpenstein bock zum Wappentier.<br />

ITALIENISCH-FRANZÖSISCHE<br />

GASTFREUNDSCHAFT<br />

Der Steinbock ist seither Gegenstand besonderer<br />

Aufmerksamkeit und besonderen<br />

Schutzes durch den Park; ihm sind<br />

immer wieder Forschungs­ und Erhaltungsprojekte<br />

gewidmet. Eingebettet<br />

von Drei­ und Viertausendern birgt das<br />

700 Quadrat kilometer grosse Gebiet eine<br />

lebendige Vielfalt – auch Luchse, Wölfe,<br />

Füchse und Hirsche sind mit etwas Glück<br />

zu beobachten. Am Himmel lassen sich<br />

mächtige Bartgeier entdecken, die ihre<br />

Kreise zwischen den markanten Gipfeln<br />

ziehen. Im Westen verläuft das Schutzgebiet<br />

entlang der Grenze zu Frankreich,<br />

wo es nahtlos an den Nationalpark<br />

Vanoise anschliesst. <strong>Das</strong> älteste Schutzgebiet<br />

Italiens lässt sich gut zu Fuss<br />

erkunden – ein breites Netz an Schutz­<br />

58 <strong>NATURZYT</strong>


Im Nationalpark Gran<br />

Paradiso lässt sich der<br />

Steinbock bestens<br />

beobachten – seit 1922<br />

steht er hier unter Schutz.<br />

hütten und Biwaks steht Wandererinnen<br />

und Bergsteigern zur Verfügung.<br />

Der See «Ceresole Reale» am piemontesischen<br />

Tor des Nationalparks bietet<br />

zudem Windsurfing in alpiner Kulisse<br />

– wenn es zur Abwechslung mal nicht<br />

die Adria sein soll, bieten die Nationalparks<br />

im Norden des Landes unvergessliche<br />

Momente. Hat man den Italien­<br />

Urlaub mit dem Besuch des Nationalparks<br />

Gran Paradiso begonnen, muss man für<br />

die nächste Natur­Sehenswürdigkeit nicht<br />

weit fahren, um ein unberührtes Reservat<br />

in den Piemonteser Alpen zu finden: Der<br />

Nationalpark Val Grande wurde 70 Jahre<br />

später zum Naturschutzgebiet erklärt<br />

<strong>Das</strong> Val Grande gilt als das<br />

grösste Wildnisgebiet<br />

im Alpenraum und Europas<br />

und ist kaum durch den<br />

Menschen besiedelt.<br />

und erstreckt sich zwischen dem Lago<br />

Maggiore und dem Val d’Ossola.<br />

RAUSCHENDE WASSERKASKADEN<br />

<strong>Das</strong> Val Grande gilt als das grösste Wildnisgebiet<br />

im Alpenraum und Europas:<br />

Der Verlust der Infrastruktur während<br />

des Zweiten Weltkriegs trug zum Rückzug<br />

der Menschen rund um das Val Grande<br />

bei. Aufgrund der Entvölkerung des<br />

Territoriums hat die Fauna ihren Platz<br />

zurückerobert: Hier stösst man leicht<br />

auf Gämsen, Hirsche, Wildschweine,<br />

Wölfe und Füchse, während der mythologische<br />

Basilisk, lokal «Re di Biss» genannt,<br />

regelmässig in den Legenden und der<br />

Folklore der Region präsent ist. Die grosse<br />

Ausdehnung der weiten Landschaft ohne<br />

menschliche Siedlungen machen «Val<br />

Grande» zu einem beliebten Ziel für<br />

Wanderfreunde. So schön der Park auch<br />

ist, empfiehlt sich eine Wanderung hier<br />

aber nur für erfahrenere Abenteurer:<br />

Die grossen Distanzen und Höhenmeter<br />

haben es in sich.<br />

Natürlich darf bei einem Besuch von<br />

Norditalien ein Abstecher zu den Dolomiten<br />

nicht fehlen. Die pittoresken Gipfel,<br />

die wie Drachenzähne in den Himmel<br />

ragen und bei Sonnenuntergang golden<br />

schimmern, muss man nicht bestiegen,<br />

aber gesehen haben. Keine 100 Kilometer<br />

nördlich von Venedig liegt das 1990 als<br />

Nationalpark deklarierte Naturreservat<br />

Belluneser Dolomiten. Hier wechseln sich<br />

Laub­ mit Nadelwäldern ab, von steilen<br />

Felswänden stürzen rauschende Wasserkaskaden<br />

und auf den Wiesen entdeckt<br />

man zahlreiche der über 100 hier beheimateten<br />

Schmetterlingsarten. Die territoriale<br />

Weite bietet über 115 Vogelarten<br />

sowie 20 Amphibien­ und Reptilienarten<br />

ein Zuhause. Daneben tummeln sich<br />

rund 3000 Gämsen und mehr als 2000<br />

Rehe an den Felshängen und Wiesengründen.<br />

Den Besucherinnen des Parks<br />

stehen Hunderte von Wegen, Waldstrassen,<br />

Saumpfaden und Klettersteigen zur Ver­<br />

<strong>NATURZYT</strong> 59


Der Park Toskanisch-<br />

Emilianischer Apennin ist<br />

der jüngste Nationalpark<br />

Italiens, da er erst 2001<br />

gegründet wurde.<br />

fügung – der Nationalpark Belluneser<br />

Dolomiten lässt sich spazierend, bergsteigend<br />

oder – wer keine Angst hat – mit<br />

dem Gleitschirmflieger entdecken.<br />

JÄGER DER LÜFTE<br />

Wer lieber in den Himmel schaut, als<br />

selbst zu fliegen, ist im Nationalpark<br />

Stilfserjoch richtig: <strong>Das</strong> Symbol des<br />

«Parco Nazionale dello Stelvio», wie er<br />

auf Italienisch heisst, ist der Steinadler.<br />

Daneben kreist der Bartgeier über dem<br />

rund 130 000 Hektar grossen Park, der<br />

sich über das Trentino, Südtirol und die<br />

Lombardei erstreckt. Landschaft und<br />

Natur sind hier äusserst abwechslungsreich<br />

und reichen von grünen Wäldern<br />

über hohe Gipfel bis hin zu eisigen<br />

Gletschern. Die verschiedenen alpinen<br />

Klimazonen, die daraus resultieren,<br />

bieten seltenen Pflanzen und Tierarten<br />

genau den Raum und Schutz, den sie benötigen.<br />

Neben Steinadler und Bartgeier<br />

zählen Steinbock, Gämse und Hirsche<br />

zu den «big five» des Stilfserjoch­<br />

Nationalparks.<br />

Die Entstehung des<br />

Felsmassivs «Pietra di<br />

Bismantova» reicht etwa<br />

15 Millionen Jahre bis<br />

ins Miozän zurück.<br />

Weiter südlich liegt in den Provinzen<br />

Lucca, Massa Carrara, Parma und Reggio<br />

Emilia das UNESCO­Biosphärenreservat<br />

mit dem etwas unbequemen Namen<br />

Toskanisch­Emilianischer Apennin.<br />

Italienisch tönt er deutlich malerischer:<br />

«Parco nazionale dell'Appennino Tosco­<br />

Emiliano». An der Grenze zwischen den<br />

italienischen Regionen Emilia­Romagna<br />

und Toskana liegend, wo die Mittelmeerküste<br />

und die Poebene aufeinandertreffen,<br />

beherbergt der Nationalpark 122 Berge.<br />

LAND UNTER WASSER<br />

Der Park Toskanisch­Emilianischer<br />

Apennin ist der jüngste Nationalpark<br />

Italiens, da er erst 2001 gegründet wurde.<br />

Er besteht aus zwei Regionalparks und<br />

vier staatlichen Naturschutzgebieten.<br />

Beim Besuch sollte man ein besonderes<br />

Augenmerk auf die «Pietra di Bismantova»<br />

legen. Die Entstehung des Felsmassivs auf<br />

der emilianischen Seite des Parks reicht<br />

etwa 15 Millionen Jahre bis ins Miozän<br />

zurück, als die Region unter dem antiken<br />

Tethys­Meer lag. Die vielen Molluskenschalen<br />

und Fischzahnfossilien, die noch<br />

immer in der gesamten Region gefunden<br />

werden können, machen die Wanderung<br />

durch das Gebiet besonders spannend.<br />

Text Helen Weiss Fotos AdobeStock


JEDES NATURPROJEKT ZÄHLT!<br />

JEDES ABONNEMENT HILFT!<br />

Natur erfahren, erleben und bewahren. <strong>Das</strong> ist <strong>NATURZYT</strong>.<br />

Deshalb unterstützt <strong>NATURZYT</strong> auch wichtige Naturprojekte<br />

mit einem Teil aus den Abo-Einnahmen, um die<br />

Natur zu bewahren.<br />

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und Wildtiere<br />

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4 <strong>Ausgabe</strong>n nur CHF 29.50<br />

Mehr zum Naturprojekt<br />

ab Seite 38<br />

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Per Telefon 043 542 72 91,unter www.<strong>NATURZYT</strong>.ch/abonnieren oder<br />

mittels Abo-Talon auf Seite 63.


Zu guter Letzt<br />

Kurse in der Natur<br />

JUNI<br />

Survival Training Weekend<br />

07.06.–09.06.24 | ab 16.00 Uhr<br />

ab CHF 220.– | Mettmenstetten (ZH)<br />

www.survival-skills.ch<br />

079 512 79 02<br />

Ausbildung zur Kursleitenden<br />

Waldbaden Shinrin-Yoku<br />

<strong>Juni</strong>–September <strong>2024</strong> | 4 Module<br />

CHF 1900.– | Wislikofen (AG)<br />

www.naturezia.ch<br />

076 460 76 22<br />

Permakultur<br />

Engagements wochen <strong>2024</strong><br />

10.06.–14.06.24 | ab 18.30 Uhr<br />

CHF 300.– | Flüeli-Ranft (NW)<br />

www.zentrumranft.ch<br />

041 660 58 58<br />

Wildpflanzen Wanderung<br />

15.06.24 | 10.00–16.00 Uhr<br />

CHF 420.– | Balmeggberg (BE)<br />

www.permaterra.ch<br />

079 319 01 75<br />

Naturnahe Kurse und Unterkünfte<br />

Weitere naturnahe Kurse und<br />

Unterkünfte in der Schweiz bei<br />

unserem Partner Kurs-Natur.<br />

Mehr Informationen und Angebote<br />

unter www.kurs-natur.ch oder<br />

info@kurs-natur.ch<br />

Natur- und Seelenklang Seminarwoche<br />

16.06.–21.06.24 | ab 17.30 Uhr<br />

CHF 999.– | Obergoms (VS)<br />

www.seelenklang.ch | 079 295 25 57<br />

Jodelkurs – Schnuppern<br />

22.06.24 | 10.00–16.00 Uhr<br />

CHF 150.– | Schüpfheim (LU)<br />

www.biosphaere.ch/kurse<br />

041 485 42 50<br />

Vater-Kind-Camp<br />

28.06.–30.06.24 | ab 14.00 Uhr<br />

ab CHF 345.– | Wolfisberg (BE)<br />

www.dakawo.ch | 032 636 14 85<br />

JULI<br />

Inbalanceleben – QiGong –<br />

Meditation – Kräuter<br />

04.07.–07.07.24 | ab 15.00 Uhr<br />

CHF 320.– exkl. Unterkunft | Binntal (VS)<br />

www.inbalanceleben.ch<br />

079 447 12 72<br />

Kindertipilager<br />

08.07.–13.07.24 | ab 13.00 Uhr<br />

CHF 450.– | Präz (GR)<br />

www.naturschule-woniya.ch<br />

081 630 06 18<br />

Permakultur Einsteigerkurs<br />

14.04.24 | 09.00–17.00 Uhr<br />

CHF 140.– | Pfäffikon (ZH)<br />

www.permaterra.ch | 079 319 01 75<br />

Yoga und pferdegestütztes<br />

Coaching-Weekend<br />

13.07.–14.07.24 | ab 09.00 Uhr<br />

CHF 390.– | Mels (SG)<br />

www.annabarbara-rageth.ch<br />

078 884 97 79<br />

Visionssuche – Visionsquest<br />

19.07.–29.07.24 |<br />

ab CHF 1000 | Guggisberg (BE)<br />

www.mystic-mama.ch<br />

Meine eigene Holzkohle<br />

herstellen<br />

24.07.–27.07.24 | ab 10.00 Uhr<br />

CHF 680.– | Romoos (LU)<br />

www.biosphaere.ch/kurse<br />

041 485 88 50<br />

AUGUST<br />

Trockenmauerkurs<br />

04.08.–10.08.24<br />

ab CHF 650.– | Vicosoprano (GR)<br />

www.stein-und-sein.ch<br />

077 431 44 75<br />

Gelebter Waldgarten<br />

09.08.–11.08.24 | ab 18.00 Uhr<br />

CHF 320.– | Schweibenalp, Brienz (BE)<br />

www.alpine-permakultur.ch<br />

Ausbildung:<br />

Rituale und Kreise leiten<br />

11.08.–16.08.24 | ab 18.00 Uhr<br />

CHF 2100.– I Trogen (AR)<br />

www.sabrinagundert.ch<br />

041 670 32 00<br />

Waldmädchen<br />

24.08.–25.08.24 | ab 13.00 Uhr<br />

ab CHF 180.– | Kappel a. Albis ((ZH)<br />

www.feuervogel.ch | 075 414 15 05<br />

Korbflechten auf dem Balmeggberg<br />

30.08.–01.09.24 | ab 16.00 Uhr<br />

CHF 420.– | Trubschachen (BE)<br />

www.balmeggberg.ch<br />

034 495 50 88<br />

62 <strong>NATURZYT</strong>


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