matthäuspassion 1112 - Gürzenich Orchester
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sein Teil zu dieser gerade erst etablierten Tradition bei. Mit seiner<br />
JohannesPassion BWV 245 nahm er die Herausforderung an,<br />
eine repräsentative Kirchenmusik in einem Format zu schreiben,<br />
das er bis dahin weder in der geistlichen noch der weltlichen<br />
Vokalmusik bewältigt hatte. Die weitere Geschichte der Johannes<br />
Passion lässt aber freilicher kennen, dass Bach mit dieser<br />
Gattung noch experimentierte. Für den Karfreitag 1725 arbeitete<br />
er sie ein erstes Mal um, weitere Fassungen folgten anlässlich<br />
von Wiederaufführungen in späteren Jahren.<br />
Sicherlich erschöpft sich die Bedeutung der JohannesPassion<br />
nicht darin, eine vorbereitende Übung für Bachs folgende Passionsvertonung,<br />
die MatthäusPassion, zu sein. Doch durch die Arbeit<br />
an BVW 245 und die jahrelange kontinuierliche Komposition von<br />
Kantaten für die Sonn und Feiertagsgottesdienste hatte Bach<br />
einen Erfahrungsschatz anlegen können, ohne den die Matthäus<br />
Passion nicht denkbar wäre. Sie ist gewissermaßen die Summe<br />
des von ihm bis dahin Geschaffenen. Und nicht nur das: Mit der<br />
MatthäusPassion wollte Bach alle bis dahin komponierte Kirchenmusik<br />
überhaupt überbieten. An die musikalischen Dimensionen,<br />
die diese Passion erreicht, hatte sich zuvor noch niemand gewagt.<br />
Das betrifft die technische Seite der Komposition wie auch die<br />
schier ungeheure Ausdruckskraft der Musik. Die MatthäusPassion<br />
muss für Bachs Zeitgenossen eine beispiellose Hörerfahrung<br />
gewesen sein.<br />
Bach treibt in der MatthäusPassion einen für die damalige Zeit<br />
immensen äußeren Aufwand. Er verlangt zwei Chöre und ein reich<br />
besetztes Doppelorchester zur Ausführung von nicht weniger als<br />
68 teils recht ausgedehnten Einzelsätzen. Für die musikalische<br />
Umsetzung greift er auf das gesamte Formenrepertoire zurück,<br />
das seine Zeit für geistliche und weltliche Anlässe bereithielt:<br />
Arien verschiedener formaler Ausprägung, Ariosi, Rezitative,<br />
Choralbearbeitungen, motettische Chorsätze, Kombinationen<br />
von solistischen und chorischen Formen und so fort. Anders als<br />
bei seiner zum Karfreitag 1731 entstandenen MarkusPassion<br />
BWV 247, deren Musik verloren ist, verwertete Bach hier keine<br />
älteren Kompositionen. Die MatthäusPassion ist in allen Teilen<br />
eine Neukomposition, ein Werk aus einem Guss.<br />
Über ihre Genese ist viel weniger bekannt, als man bei einem<br />
solch bedeutenden Werk erwarten würde. Selbst das Kompositionsjahr<br />
und das Datum ihrer ersten Aufführung sind unsicher.