matthäuspassion 1112 - Gürzenich Orchester
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Johann Sebastian Bach, Gemälde von J. J. Ihle von 1720<br />
der Kantaten für ein Jahr belief sich auf etwa sechzig. Und um<br />
den Gläubigen nicht jedes Jahr dieselbe Musik zu einem bestimmten<br />
Sonntag anbieten zu müssen, bedurfte es sogar mehrerer solcher<br />
»Kantatenjahrgänge«. Waren sie erst einmal komponiert, konnte<br />
Bach bei Bedarf auf diesen Fundus immer wieder zurückgreifen.<br />
Glaubt man dem von seinem Sohn Carl Philipp Emanuel verfassten<br />
Nekrolog, so hat Bach insgesamt fünf vollständige Kantatenjahrgänge,<br />
also rund dreihundert Werke, komponiert. Erhalten<br />
sind davon jedoch lediglich drei Fünftel.<br />
Bachs Ehrgeiz beschränkte sich nicht allein auf die sonntäglich<br />
aufzuführenden konzertanten Kirchenmusiken. Er dehnte sich<br />
auch auf andere Bereiche aus, etwa das Genre der Passion. Es<br />
mag überraschen, dass in Leipzig nur zwei Jahre vor Bachs Amtsantritt<br />
überhaupt erstmals eine Passionsmusik im modernen Stil,<br />
also mit Instrumentalbegleitung, mit Rezitativen, Arien und Chören,<br />
zu hören war. Die Komposition stammte von Bachs Amtsvorgänger<br />
Johann Kuhnau und wurde 1721 während der Karfreitagsvesper<br />
in der Thomaskirche aufgeführt. Die für die Musikpflege an den<br />
Leipziger Hauptkirchen neue Art der Passionsvertonung (vorher<br />
erklang die Passion dort vokaliter im alten Stil) erwies sich bei<br />
den Gläubigen als sehr beliebt, und in wenigen Jahren entwickelte<br />
sich die Aufführung einer Passion in der Karfreitagsvesper zu<br />
einem Höhepunkt des Leipziger Musiklebens. Bach trug bereits<br />
1724, gegen Ende seines ersten Dienstjahrs als Thomaskantor,<br />
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