Baumeister 6/2024

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Ideen 93 Im Lysbüchel- Areal in Basel Nord wurden in jüngster Zeit größere Projekte mit Genossenschaften realisiert –darunter das Genossenschaftshaus „Lyse- Lotte“ von Clauss Kahl Merz Atelier ( I ). Die Stiftung Habitat ist Bauherrin des umgebauten Weinlagers von Esch Sintzel Architekten ( II ). A Bahnhof Basel St. Johann B Lothringer Platz C Elsässerstraße Nachbarn Dass dichte Quartiere hohe Wohnqualität bieten können, wenn man sie als Angebot versteht und Außenräume als verbindende Gemeinschaftszonen gestaltet, zeigen die beiden jüngsten Nachbarbauten im Basler Quartier Lysbüchel Süd: ein Wohnhaus von Clauss Kahl Merz Atelier mit Martina Kausch Architektinnen und der Umbau eines Weinlagers von Esch Sintzel Architekten. Text: Andrea Wiegelmann
94 Basel Basel wächst. Die Zunahme an Bevölkerung im Schweizer Stadtkanton wird auf zehn Prozent bis 2040 geschätzt, das sind 21.000 zusätzliche Einwohnerinnen und Einwohner.1 Das Gebiet zwischen Bahnhof St. Johann und der Grenze zu Frankreich umfasst eine der letzten großen Flächenreserven, Volta Nord. Die Arealentwicklung Lysbüchel ist Teil dieses Gebiets und aufgeteilt in das an das Wohnquartier St. Johann angrenzende kleinere Gebiet Lysbüchel Süd und das circa zwölf Hektar große Areal des Kantons Basel Stadt. Das von Gewerbebauten und Lagerhallen geprägte Areal soll zukünftig gemischt genutzt werden. Eine solche Transformation erfordert nicht nur die Balance zwischen Nutzungen, sondern auch zwischen Maßstäben. Ein Wohnquartier bedarf einer anderen Körnigkeit als ein Industrie- und Gewerbeareal. Schließlich entscheiden die Schnittstellen zwischen Wohnung, (Haus-)Gemeinschaft und Stadtraum darüber, ob das Haus auch auf stadträumlicher Ebene funktioniert. Lysbüchel Süd wurde 2013 von der Stiftung Habitat erworben.2 Das Gebiet ist aufgeteilt in kleine Parzellen, die die Stiftung zum Großteil in Baurecht an Genossenschaften vergeben hat, bei einigen Parzellen ist sie selbst Bauherrin. Zwischen einer neu geschaffenen Blockrandbebauung und den einen bestehenden Block ergänzenden Bauten entstand der Beckenweg als Quartiersstraße. Die Bebauung des 12.000 Quadratmeter großen Areals ist nun nahezu abgeschlossen, allerdings ist die durch die städtebaulichen Vorgaben entstandene Dichte von etwa 2,51 für Neubauquartiere ungewöhnlich. Nur zum Vergleich: Die Dichte der Münchner Altstadt liegt bei 2,61 (im „Tal“), während die Blockrandbebauungen an der Münchner Tumblingerstraße lediglich eine Dichte von 1,78 erreichen.3 Während die Blockrandbebauungen zwischen Lothringer-, Beckenstraße und dem neu geschaffenen Beckenweg der bekannten Aufteilung zwischen öffentlichem Straßenraum und geschlossenem Hofraum folgen, steht das von Esch Sintzel Architekten zu einem Wohnhaus umgebaute ehemalige Weinlager an der an das Areal Volta Nord grenzenden Weinlagerstraße; es schließt gleichzeitig den offenen Blockrand zu dieser. Parallel dazu angeordnet, liegt zwischen Weinlager und den sogenannten „Papageienhäusern“ der kleinere Wohnbau „Lyse-Lotte“ von Clauss Kahl Merz in Zusammenarbeit mit Martina Kausch; er steht als Solitär inmitten eines offenen Grünbereichs, der Teil des Quartiers ist. In beiden Gebäuden liegen Wohnungen im Erdgeschoss beziehungsweise im Hochparterre, die damit einem gewissen Maß an Öffentlichkeit ausgesetzt sind, zumal kein Zaun, kein Vorgarten die Außenbereiche durchschneidet und trennt. Stattdessen durchzieht ein kleiner Fussweg den die Bauten verbindenden Grünraum. I. Wohnbau Lyse-Lotte Architekten: Clauss Kahl Merz Atelier mit Martina Kausch Architektinnen 1 www.statistik.bs.ch/ Gasstraße und Hüningerstraße sowie das Die Parzelle, auf der Lyse-Lotte steht, vergab die Stiftung Habitat Musikwohnhaus 1 und im Baurecht.4 Für die Realisierung haben sich zwei bestehen- der Lothringerstraße. angrenzende Häuser an de Genossenschaften sowie befreundete Familien zusammengeschlossen. Die unter- Vgl. Susanne Frank, 3 schiedlichen Wohnbedürfnisse „Stadtdichte und Stadtraum. Eine Untersu- sind im Wohnbau gestapelt und verzahnt. Während sich die chung über die Gestalt zweigeschossigen Wohnateliers mit den großen Verglasunkeit von der Bebau- der Stadt in Abhängiggen zum Weinlager beziehungsweise zum Grünbereich und ausgewählter Stadtungsdichte am Beispiel Garten im Südosten öffnen, zeigen sich die Laubengangwohchen, Wien und Berlin“, räume in Zürich, Münnungen mit durchgehender Dissertation, ETH Zürich Brüstung und umlaufendem 2015 Fensterband nach Nordwesten sowie mit geschosshohen Fenstertüren zum Laubengang. Die Die 1996 gegründete 4 großen Gemeinschaftswohnungen springen im dritten und als gemeinnützige Stiftung Habitat setzt sich vierten Geschoss teilweise zurück – auch aufgrund der Ver- Basel für bezahlbares Wohnbauträgerin in schattungsregel der Stadt Basel. Wohnen in einem lebenswerten, vielfältigen Daher konnten dort schmale Balkonzonen vorgelagert werden. und Arbeitsorten ein. Umfeld mit Begegnungs- Gästewohnung und Gewächshaus thronen wie eigenständiwirtschaftet Häuser und Sie erwirbt, baut und bege Aufbauten über den Wohngeschossen. Die monochrome Grundstücke oder gibt entwickelt und bebaut Fassade trägt das Innere subtil nach außen. Die Gewerberäume im Erdgeschoss öffnen sich > weiter Seite 103 mit einer arakadenartigen Fensterreihung zum Beckenweg, während sich die großzügigen Verglasungen der Atelierwohnungen zu den Nachbarbebauungen orientieren. Der Fußweg passiert das Wohnhaus auf der Seite des Weinlagers. Die ruhigeren Gartenbereiche befinden sich dagegen auf der Seite der Papageienblöcke. Hier erinnert der un- nm/2019-kantonale- bevoelkerungsszenari- en-basel-stadt- 2019-pd.html (abgerufen am 12.4.<strong>2024</strong>) 2 Die Stiftung besitzt im Quartier bereits Häuser an der Elsässerstraße, WEITER SEITE 103
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