UnserKliniKum - Städtisches Klinikum Dessau

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UnserKliniKum städtisches KliniKum dessAu AusgAbe 01/April 2011 AusgAbe 01/April 2011 städtisches KliniKum dessAu UnserKliniKum EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, in der Liste von zertifiziertenKrebszentren der DeutschenKrebsgesellschaft findet sich seit einigen Tagen ein neuer Name. Das Hautkrebszentrum des Städtischen Klinikums hat nach monatelangen Vorbereitungen und einer unglaublichen Einsatzbereitschaft aller Beteiligten die Zertifizierung erhalten. Darauf können wir zurecht stolz sein, bedeutet dieses Gütesiegel doch auch für die Patienten verlässliche Sicherheit. Die Klinikleitung würde sich wünschen, wenn weitere Fachrichtungen folgen, die Zertifizierung Nachahmer findet und als Initialzündung gesehen wird. Das Hautkrebszentrum wird sich - abgesehen von jährlichen Zwischenberichten - in drei Jahren einer neuen Prüfung stellen. Solch eine Re- Auditierung ist beim Audit Beruf und Familie für unser Klinikum schon fast Routine geworden. Gerade wieder wurden nun schon zum dritten Mal die entsprechenden Unterlagen verschickt. Bereits zwei Mal konnten wir uns über ein entsprechendes Zertifikat freuen, das unserem Haus eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie bescheingt. Mit den vielen neuen Maßnahmen, die wir uns gestellt haben und die es nun zu erfüllen gilt, sind wir zuversichtlich, auch diesmal wieder erfolgreich zu sein. Vor allem Frau Dornfeld, die das Audit Beruf und Familie von Anfang an betreut, ist an dieser Stelle zu danken. Wie viele Punkte in solch eine Zertifizierung einfließen können, wurde mir erst jetzt wieder deutlich, als ein Coach unserer Kindertagesstätte „Mäuseland“ die hervorragende Umsetzung von neuen Ideen bescheinigte. Sechs Mal besuchte er das „Mäuseland“, analysierte und erarbeitete mit den Erzieherinnen Strategien, wie sich das neue Bildungsgesetzt perfekt umsetzen lässt. Dies ist inzwischen geschehen und in der nächsten Ausgabe unserer Zeitschrift werden wir darüber berichten. Ihre Gabriele Süßmilch Die Anästhesistin überwacht an ihrem Arbeitsplatz die Vitalfunktionen des Patienten bei der Operation. rasante Veränderungen in der anästhesiologie Klinik feierte am 1. April ihr 40jähriges bestehen. 40 Jahre Anästhesie und Intensivmedizin am Städtischen Klinikum Dessau – kaum jemand kann über die Entwicklungen in diesem Zeitraum am Krankenhaus besser Auskunft geben als Oberärztin Dr. Karin Statz. Sie erinnert sich: Mein erster Kontakt zum damaligen Bezirkskrankenhaus Dessau reicht bis in den März 1971 zurück. Ich absolvierte mein Krankenpflegepraktikum zwischen dem ersten und zweiten Semester meines Medizinstudiums an der Martin-Luther-Universität Halle in der Abteilung für chirurgische Intensivtherapie. Nur wenige Tage später wurde die Anästhesieabteilung mit einem eigenen Chefarzt (Dr. Jochen von der Bruck) aus der Chirurgischen Klinik herausgelöst. Die Intensivtherapie blieb aber noch fest in den Händen der Chirurgen und nur zur Intubation bzw. zur Führung der Beatmung wurde der Anästhesist gerufen. Damals waren die Arbeit im OP und die Teilnahme an der notärztlichen Versorgung (Dringliche medizinische Hilfe - DHM) die Hauptaufgabengebiete des Anästhesisten. Während eines weiteren Praktikums in der Chirurgischen Klinik 1973 kam ich erneut mit der Anästhesie, jetzt schon als eigenständige Abteilung, in Kontakt. Bereits zu diesem Zeitpunkt stand für mich fest, dass ich nach Abschluss des Studiums eine Facharztausbildung in der Anästhesie beginne. Am 1. Oktober 1975 trat ich meine Facharztausbildungsstelle in der Anästhesieabteilung am Bezirkskrankenhaus Dessau an. Mein erstes Gehalt lag mit ausgezahlten 521 Mark deutlich unter dem Lohn eines Produktionsarbeiters. Getreu dem Motto meines ersten Anästhesielehrbuches - besser Lehrbüchleins - ‚,Narkose - Eine Ein- führung“ mit immerhin 276 Seiten im A5-Format begann ich meine Ausbildung. Im Vorwort des Buches war vermerkt: „Es besteht kein Zweifel, dass bei aller theoretischen Vorbildung die Beachtung von Detailfragen für eine störungsfreie Narkoseführung oft entscheidend wird. Diese können häufig nur im alltäglichen Arbeiten vom Anfänger dem Fortgeschrittenem, abgesehen` werden und müssen im Gespräch von Person zu Person demonstriert und diskutiert werden“. Seitens der gerätetechnischen Ausstattung standen uns Medi- und Medimorph-Narkosegeräte, Narkosebeatmungsgeräte wie der NZ 03 und der Univent 100, beides volumengesteuerte Geräte, sowie in den großen OP-Sälen wandständige EKG-Monitore zur Verfügung. Es gab keine Oximetrie und damit auch keine Warnung bei Sauerstoffausfall. Die Beatmungsgeräte wurden unabhängig von den Narkosegeräten mit Sauerstoff betrieben, und auch hier gab es keine Warnung. Diese Situation bedeutete für den Anästhesisten eine extrem hohe Konzentration, um alle Funktionen der Geräte und den Patienten zu überwachen. Auch die Überwachung der Vitalparameter war damals schwierig. Dazu standen uns ein präcordiales Stethoskop, die nichtinvasive Blutdruckmessung und die Beurteilung des Nagelbettes zur Verfügung. Es war bei Strafe für einen Anfänger verboten, beide Hände des Patienten abzudecken. Die zweite Forderung war die absolute Beherrschung des Narkosegerätes. Dazu musste ein komplett zerlegtes Gerät zusammengebaut und auf Funktionsfähigkeit und Dichtigkeit geprüft werden. Ein EKG-Monitoring war nur in den großen OP-Sälen möglich. Dabei waren die EKG- Monitore im Rücken des Anästhesisten an der Wand angebracht und die EKG-Kurve ließ sich nur über intrakutane Nadelelektroden ableiten. Eine kontinuierliche Messung der Sauerstoffsättigung war ebenfalls nicht möglich und wurde erst rund 15 Jahre später eingeführt. Narkosen wurden überwiegend in der Chirurgie, der Unfallchirurgie und der Frauenklinik durchgeführt sowie tageweise in der Orthopädie, der Radiologie und der Augenklinik. Noch 1975 wurden in der Orthopädischen Klinik Äthernarkosen von OP-Schwestern ausgeführt. In der Intensivmedizin beschränkte sich die Mitarbeit auf der chirurgischen Intensivstation auf das Schreiben der Infusionsprogramme, insbesondere im Dienst und an den Wochenenden sowie die Führung der Beatmung. Seitens der Narkosetechniken führten wir überwiegend Allgemeinanästhesien in Form von Intubations-und Maskennarkosen mit den damals gängigen Narkotika und Relaxantien durch. Durch Hospitationen der angehenden Fachärzte in der Kinderanästhesie am Klinikum Berlin-Buch etablierten wir Ende der 70er Jahre die Intubationsnarkose bei Kindern. „Es war bei Strafe verboten, die Hände eines Patienten abzudecken.“ Weitere Meilensteine waren am Dessauer Krankenhaus der Umbau des OP 1978 und die Übernahme der chirurgischen Intensivstation vor nunmehr 25 Jahren, am 3. November 1986, und damit die Gründung einer eigenen Klinik. Auch in der Intensivmedizin gab es ebenso wie in der Anästhesie erst ab Mitte der 80er Jahre eine deutliche Verbesserung der gerätetechnischen und medizinischen Ausstattung. Vorher wurden viele Verbesserungen gemeinsam mit dem Patenbetrieb, dem Junkalor Dessau, realisiert. 1988 bekam die Klinik das modernste Narkosegerät: die Base-Unit, genannt ALF. Was bis zur Wende blieb, war die Aufbereitung des Narkosezubehörs mit Peressigsäure. Über Sonderzuteilungen für ein Krankenhaus an der Transitautobahn nach Westberlin erhielten wir Mitte der 80er Jahre für den OP ein tragbares EKG-Gerät sowie einen Beatmungsspiromaten für die Intensivstation. Ich glaube, heute ist es unvorstellbar, dass wir schwerstkranke, beatmete Patienten zur Computertomografie entweder nach Halle, Magdeburg oder Leipzig im Krankenwagen transportiert haben. Mit der Wende vollzog sich in unserem Krankenhaus eine rasante Veränderung mit der Anschaffung neuer Überwachungstechnik, neuer Narkose-und Beatmungsgeräte sowie der Etablierung der Regionalanästhesie, neuer Narkosetechniken und des invasiven Monitorings. Die erste Generation dieser Geräte wurde inzwischen in den Ruhestand geschickt bzw. steht kurz davor und ist durch neue Geräte ersetzt worden. Dr. Karin Statz dr. von der bruck legte den grundstein Jubiläum der Klinik ist ein grund, stolz zu sein. Angefangen hat die Geschichte der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, die am 1. April 1971 gegründet wurde, mit Dr. Jochen von der Bruck. Er kam 1964 aus Erfurt nach Dessau, nachdem er ein Jahr zuvor als 40. Facharzt der DDR die Facharztprüfung abgelegt hatte. Hier in Dessau war er zunächst als Oberarzt in der Chirurgie zuständig für die Anästhesie bei chirurgischen Operationen. Die anderen operativen Disziplinen am Bezirkskrankenhaus Dessau, also in erster Linie die Frauenklinik und die Orthopädie, mussten ihre Patienten selbst narkotisieren. In der HNO-Klinik und in der Augenklinik wurden die meisten Operationen in Lokalanästhesie durchgeführt. Auch gab es keine Schwestern, die sich ausschließlich mit Narkosen beschäftigten, sondern chirurgische Schwestern assistierten quasi in Nebentätigkeit bei der Einleitung der Narkose. Die Möglichkeiten, Operationen in Narkose durchzuführen, waren also sehr eingeschränkt, zumal Dr. von der Bruck bis 1966 der einzige Anästhesist im Hause war. 1971 war es dann soweit: Eine eigenständige Anästhesieabteilung wurde gegründet und Dr. Jochen von der Bruck zunächst kommissarisch zum Chefarzt ernannt. Die eigentliche Ernennung erfolgte erst am Tag des Gesundheitswesens, am 11. Dezember 1971 im Dessauer Rathaus. Mit der Gründung der Abteilung war die Anästhesie auch für alle Narkosen, also auch die der Frauenklinik und der Orthopädie zuständig. Personell konnte die Anästhesieabteilung jedoch nicht alle Narkosen ad hoc in den Außenkliniken absichern, sondern die Operateure waren immer noch in der Durchführung vieler Narkosen auf sich gestellt. Aber immerhin konnten nach 1971 jetzt auch Narkosen in der Augenklinik, in der HNO-Klinik, in der Hautklinik und beim Zahnarzt durchgeführt werden und es gab ab diesem Zeitpunkt einen eigenen Schwesternpool. Aufgrund der großen Entfernung vom Hauptstandort Alten war die geburtshilfliche Anästhesie lange ein Stiefkind. Im Bereitschaftsdienst musste der diensthabende Anästhesist mit dem Auto (über die Bahnschranken!) zur Sectio in die Kühnauer Straße gefahren werden. Erst 2001 wurde ein Anästhesiedienst eigens für die Geburtshilfe eingerichtet. In den 90er Jahren erfolgte eine enorme technische Aufrüstung und bei meiner Übernahme am 1. Februar 1998 verfügte die Klinik bereits über einen hohen technischen und personellen Standard. Das Jubiläum der Klinik ist ein Grund, stolz zu sein auf das bisher Erreichte, auf eine rasante Entwicklung innerhalb von wenigen Jahren. Dr. Stefan Breuer Chefarzt Dr. Stefan Breuer bereitet mit seinen Kollegen einen Patienten für die OP vor. Fotos: Ilka Hillger

<strong>UnserKliniKum</strong> städtisches KliniKum dessAu AusgAbe 01/April 2011 AusgAbe 01/April 2011 städtisches KliniKum dessAu <strong>UnserKliniKum</strong><br />

EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

in der Liste von zertifiziertenKrebszentren<br />

der DeutschenKrebsgesellschaft<br />

findet sich<br />

seit einigen Tagen<br />

ein neuer Name.<br />

Das Hautkrebszentrum des Städtischen <strong>Klinikum</strong>s<br />

hat nach monatelangen Vorbereitungen<br />

und einer unglaublichen Einsatzbereitschaft<br />

aller Beteiligten die Zertifizierung erhalten. Darauf<br />

können wir zurecht stolz sein, bedeutet<br />

dieses Gütesiegel doch auch für die Patienten<br />

verlässliche Sicherheit. Die Klinikleitung würde<br />

sich wünschen, wenn weitere Fachrichtungen<br />

folgen, die Zertifizierung Nachahmer findet und<br />

als Initialzündung gesehen wird.<br />

Das Hautkrebszentrum wird sich - abgesehen<br />

von jährlichen Zwischenberichten - in drei Jahren<br />

einer neuen Prüfung stellen. Solch eine Re-<br />

Auditierung ist beim Audit Beruf und Familie für<br />

unser <strong>Klinikum</strong> schon fast Routine geworden.<br />

Gerade wieder wurden nun schon zum dritten<br />

Mal die entsprechenden Unterlagen verschickt.<br />

Bereits zwei Mal konnten wir uns über ein entsprechendes<br />

Zertifikat freuen, das unserem<br />

Haus eine gute Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie bescheingt. Mit den vielen neuen Maßnahmen,<br />

die wir uns gestellt haben und die es<br />

nun zu erfüllen gilt, sind wir zuversichtlich, auch<br />

diesmal wieder erfolgreich zu sein. Vor allem<br />

Frau Dornfeld, die das Audit Beruf und Familie<br />

von Anfang an betreut, ist an dieser Stelle zu<br />

danken.<br />

Wie viele Punkte in solch eine Zertifizierung<br />

einfließen können, wurde mir erst jetzt wieder<br />

deutlich, als ein Coach unserer Kindertagesstätte<br />

„Mäuseland“ die hervorragende Umsetzung<br />

von neuen Ideen bescheinigte. Sechs Mal<br />

besuchte er das „Mäuseland“, analysierte und<br />

erarbeitete mit den Erzieherinnen Strategien,<br />

wie sich das neue Bildungsgesetzt perfekt umsetzen<br />

lässt. Dies ist inzwischen geschehen und<br />

in der nächsten Ausgabe unserer Zeitschrift<br />

werden wir darüber berichten.<br />

Ihre Gabriele Süßmilch<br />

Die Anästhesistin überwacht an ihrem Arbeitsplatz die Vitalfunktionen des Patienten bei der Operation.<br />

rasante Veränderungen<br />

in der anästhesiologie<br />

Klinik feierte am 1. April ihr 40jähriges bestehen.<br />

40 Jahre Anästhesie und Intensivmedizin am<br />

Städtischen <strong>Klinikum</strong> <strong>Dessau</strong> – kaum jemand<br />

kann über die Entwicklungen in diesem Zeitraum<br />

am Krankenhaus besser Auskunft geben als<br />

Oberärztin Dr. Karin Statz. Sie erinnert sich:<br />

Mein erster Kontakt zum damaligen Bezirkskrankenhaus<br />

<strong>Dessau</strong> reicht bis in den März<br />

1971 zurück. Ich absolvierte mein Krankenpflegepraktikum<br />

zwischen dem ersten und zweiten<br />

Semester meines Medizinstudiums an der Martin-Luther-Universität<br />

Halle in der Abteilung für<br />

chirurgische Intensivtherapie. Nur wenige Tage<br />

später wurde die Anästhesieabteilung mit einem<br />

eigenen Chefarzt (Dr. Jochen von der Bruck) aus<br />

der Chirurgischen Klinik herausgelöst. Die Intensivtherapie<br />

blieb aber noch fest in den Händen<br />

der Chirurgen und nur zur Intubation bzw. zur<br />

Führung der Beatmung wurde der Anästhesist<br />

gerufen.<br />

Damals waren die Arbeit im OP und die Teilnahme<br />

an der notärztlichen Versorgung (Dringliche<br />

medizinische Hilfe - DHM) die Hauptaufgabengebiete<br />

des Anästhesisten. Während eines weiteren<br />

Praktikums in der Chirurgischen Klinik 1973 kam<br />

ich erneut mit der Anästhesie, jetzt schon als<br />

eigenständige Abteilung, in Kontakt. Bereits zu<br />

diesem Zeitpunkt stand für mich fest, dass ich<br />

nach Abschluss des Studiums eine Facharztausbildung<br />

in der Anästhesie beginne.<br />

Am 1. Oktober 1975 trat ich meine Facharztausbildungsstelle<br />

in der Anästhesieabteilung am Bezirkskrankenhaus<br />

<strong>Dessau</strong> an. Mein erstes Gehalt<br />

lag mit ausgezahlten 521 Mark deutlich unter<br />

dem Lohn eines Produktionsarbeiters. Getreu<br />

dem Motto meines ersten Anästhesielehrbuches<br />

- besser Lehrbüchleins - ‚,Narkose - Eine Ein-<br />

führung“ mit immerhin 276 Seiten im A5-Format<br />

begann ich meine Ausbildung. Im Vorwort des<br />

Buches war vermerkt: „Es besteht kein Zweifel,<br />

dass bei aller theoretischen Vorbildung die Beachtung<br />

von Detailfragen für eine störungsfreie<br />

Narkoseführung oft entscheidend wird. Diese<br />

können häufig nur im alltäglichen Arbeiten vom<br />

Anfänger dem Fortgeschrittenem, abgesehen`<br />

werden und müssen im Gespräch von Person zu<br />

Person demonstriert und diskutiert werden“.<br />

Seitens der gerätetechnischen Ausstattung<br />

standen uns Medi- und Medimorph-Narkosegeräte,<br />

Narkosebeatmungsgeräte wie der NZ 03<br />

und der Univent 100, beides volumengesteuerte<br />

Geräte, sowie in den großen OP-Sälen wandständige<br />

EKG-Monitore zur Verfügung. Es gab keine<br />

Oximetrie und damit auch keine Warnung bei<br />

Sauerstoffausfall. Die Beatmungsgeräte wurden<br />

unabhängig von den Narkosegeräten mit Sauerstoff<br />

betrieben, und auch hier gab es keine<br />

Warnung. Diese Situation bedeutete für den Anästhesisten<br />

eine extrem hohe Konzentration, um<br />

alle Funktionen der Geräte und den Patienten zu<br />

überwachen.<br />

Auch die Überwachung der Vitalparameter war<br />

damals schwierig. Dazu standen uns ein präcordiales<br />

Stethoskop, die nichtinvasive Blutdruckmessung<br />

und die Beurteilung des Nagelbettes<br />

zur Verfügung. Es war bei Strafe für einen Anfänger<br />

verboten, beide Hände des Patienten abzudecken.<br />

Die zweite Forderung war die absolute<br />

Beherrschung des Narkosegerätes. Dazu musste<br />

ein komplett zerlegtes Gerät zusammengebaut<br />

und auf Funktionsfähigkeit und Dichtigkeit geprüft<br />

werden. Ein EKG-Monitoring war nur in den<br />

großen OP-Sälen möglich. Dabei waren die EKG-<br />

Monitore im Rücken des Anästhesisten an der<br />

Wand angebracht und die EKG-Kurve ließ sich<br />

nur über intrakutane Nadelelektroden ableiten.<br />

Eine kontinuierliche Messung der Sauerstoffsättigung<br />

war ebenfalls nicht möglich und wurde<br />

erst rund 15 Jahre später eingeführt.<br />

Narkosen wurden überwiegend in der Chirurgie,<br />

der Unfallchirurgie und der Frauenklinik durchgeführt<br />

sowie tageweise in der Orthopädie, der Radiologie<br />

und der Augenklinik. Noch 1975 wurden<br />

in der Orthopädischen Klinik Äthernarkosen von<br />

OP-Schwestern ausgeführt. In der Intensivmedizin<br />

beschränkte sich die Mitarbeit auf der chirurgischen<br />

Intensivstation auf das Schreiben der<br />

Infusionsprogramme, insbesondere im Dienst<br />

und an den Wochenenden sowie die Führung der<br />

Beatmung. Seitens der Narkosetechniken führten<br />

wir überwiegend Allgemeinanästhesien in<br />

Form von Intubations-und Maskennarkosen mit<br />

den damals gängigen Narkotika und Relaxantien<br />

durch. Durch Hospitationen der angehenden<br />

Fachärzte in der Kinderanästhesie am <strong>Klinikum</strong><br />

Berlin-Buch etablierten wir Ende der 70er Jahre<br />

die Intubationsnarkose bei Kindern.<br />

„Es war bei Strafe verboten,<br />

die Hände eines Patienten<br />

abzudecken.“<br />

Weitere Meilensteine waren am <strong>Dessau</strong>er Krankenhaus<br />

der Umbau des OP 1978 und die Übernahme<br />

der chirurgischen Intensivstation vor<br />

nunmehr 25 Jahren, am 3. November 1986, und<br />

damit die Gründung einer eigenen Klinik. Auch<br />

in der Intensivmedizin gab es ebenso wie in der<br />

Anästhesie erst ab Mitte der 80er Jahre eine<br />

deutliche Verbesserung der gerätetechnischen<br />

und medizinischen Ausstattung. Vorher wurden<br />

viele Verbesserungen gemeinsam mit dem Patenbetrieb,<br />

dem Junkalor <strong>Dessau</strong>, realisiert. 1988<br />

bekam die Klinik das modernste Narkosegerät:<br />

die Base-Unit, genannt ALF. Was bis zur Wende<br />

blieb, war die Aufbereitung des Narkosezubehörs<br />

mit Peressigsäure. Über Sonderzuteilungen für<br />

ein Krankenhaus an der Transitautobahn nach<br />

Westberlin erhielten wir Mitte der 80er Jahre für<br />

den OP ein tragbares EKG-Gerät sowie einen Beatmungsspiromaten<br />

für die Intensivstation.<br />

Ich glaube, heute ist es unvorstellbar, dass wir<br />

schwerstkranke, beatmete Patienten zur Computertomografie<br />

entweder nach Halle, Magdeburg<br />

oder Leipzig im Krankenwagen transportiert<br />

haben. Mit der Wende vollzog sich in unserem<br />

Krankenhaus eine rasante Veränderung mit der<br />

Anschaffung neuer Überwachungstechnik, neuer<br />

Narkose-und Beatmungsgeräte sowie der Etablierung<br />

der Regionalanästhesie, neuer Narkosetechniken<br />

und des invasiven Monitorings. Die<br />

erste Generation dieser Geräte wurde inzwischen<br />

in den Ruhestand geschickt bzw. steht kurz davor<br />

und ist durch neue Geräte ersetzt worden.<br />

Dr. Karin Statz<br />

dr. von der bruck legte<br />

den grundstein<br />

Jubiläum der Klinik ist ein grund, stolz zu sein.<br />

Angefangen hat die Geschichte der Klinik für<br />

Anästhesiologie und Intensivtherapie, die am 1.<br />

April 1971 gegründet wurde, mit Dr. Jochen von<br />

der Bruck. Er kam 1964 aus Erfurt nach <strong>Dessau</strong>,<br />

nachdem er ein Jahr zuvor als 40. Facharzt der<br />

DDR die Facharztprüfung abgelegt hatte. Hier in<br />

<strong>Dessau</strong> war er zunächst als Oberarzt in der Chirurgie<br />

zuständig für die Anästhesie bei chirurgischen<br />

Operationen. Die anderen operativen Disziplinen<br />

am Bezirkskrankenhaus <strong>Dessau</strong>, also in<br />

erster Linie die Frauenklinik und die Orthopädie,<br />

mussten ihre Patienten selbst narkotisieren. In<br />

der HNO-Klinik und in der Augenklinik wurden die<br />

meisten Operationen in Lokalanästhesie durchgeführt.<br />

Auch gab es keine Schwestern, die sich<br />

ausschließlich mit Narkosen beschäftigten, sondern<br />

chirurgische Schwestern assistierten quasi<br />

in Nebentätigkeit bei der Einleitung der Narkose.<br />

Die Möglichkeiten, Operationen in Narkose<br />

durchzuführen, waren also sehr eingeschränkt,<br />

zumal Dr. von der Bruck bis 1966 der einzige Anästhesist<br />

im Hause war.<br />

1971 war es dann soweit: Eine eigenständige<br />

Anästhesieabteilung wurde gegründet und Dr.<br />

Jochen von der Bruck zunächst kommissarisch<br />

zum Chefarzt ernannt. Die eigentliche Ernennung<br />

erfolgte erst am Tag des Gesundheitswesens, am<br />

11. Dezember 1971 im <strong>Dessau</strong>er Rathaus. Mit der<br />

Gründung der Abteilung war die Anästhesie auch<br />

für alle Narkosen, also auch die der Frauenklinik<br />

und der Orthopädie zuständig. Personell konnte<br />

die Anästhesieabteilung jedoch nicht alle Narkosen<br />

ad hoc in den Außenkliniken absichern, sondern<br />

die Operateure waren immer noch in der<br />

Durchführung vieler Narkosen auf sich gestellt.<br />

Aber immerhin konnten nach 1971 jetzt auch<br />

Narkosen in der Augenklinik, in der HNO-Klinik,<br />

in der Hautklinik und beim Zahnarzt durchgeführt<br />

werden und es gab ab diesem Zeitpunkt einen<br />

eigenen Schwesternpool.<br />

Aufgrund der großen Entfernung vom Hauptstandort<br />

Alten war die geburtshilfliche Anästhesie<br />

lange ein Stiefkind. Im Bereitschaftsdienst<br />

musste der diensthabende Anästhesist mit dem<br />

Auto (über die Bahnschranken!) zur Sectio in die<br />

Kühnauer Straße gefahren werden. Erst 2001<br />

wurde ein Anästhesiedienst eigens für die Geburtshilfe<br />

eingerichtet. In den 90er Jahren erfolgte<br />

eine enorme technische Aufrüstung und bei<br />

meiner Übernahme am 1. Februar 1998 verfügte<br />

die Klinik bereits über einen hohen technischen<br />

und personellen Standard.<br />

Das Jubiläum der Klinik ist ein Grund, stolz zu<br />

sein auf das bisher Erreichte, auf eine rasante<br />

Entwicklung innerhalb von wenigen Jahren.<br />

Dr. Stefan Breuer<br />

Chefarzt Dr. Stefan Breuer bereitet mit seinen Kollegen einen Patienten für die OP vor. Fotos: Ilka Hillger

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