Nr. 91 - Sommer 2024

Angesichts des Erfolges konnte Ihre 2019 gegründete
Vereinigung die notwendigen Finanzmittel aufbringen,
um über das ursprüngliche Ziel – den Zusammenschluss
von Produzenten von Vulkanweinen und die Sensibilisierung
für diese Weine – hinausgehen und die ersten
Untersuchungen über die Charakteristik dieser Weine
lancieren zu können. Damit suchten Sie also einen wissenschaftlichen
Ansatz ...
Genau. Abgesehen davon, bei den Produzenten von
Vulkanweinen das Bewusstsein dafür zu wecken, dass sie
Teil einer « kleinen Familie » sind, ging es nun darum, die
gemeinsame Spezifität der Weine auf eine wissenschaftliche
Grundlage zu stellen. Bisher wurden zwei Studien
durchgeführt, die zu eindeutigen Ergebnissen kamen.
Unsere ursprüngliche Intuition war richtig: Alle Weine
aus Vulkangegenden, mögen sie auch geografisch noch so
weit entfernt voneinander sein, zeichnen sich in der Tat
durch übereinstimmende Merkmale aus. Abgesehen von
rauchigen und mineralischen Noten müssen diese noch
genau definiert werden, aber das Wesentliche ist klar: Das
Profil eines vulkanischen Weines wird gerade erstellt. Damit
haben sich unsere Hoffnungen bestätigt.
Derzeit entwickeln Sie sogar ein Label ...
Die Erarbeitung einer Prozedur für die Vergabe des
Labels befindet sich in der Endphase. Es geht dabei um
das Label Volcanic Origin. Es soll definieren, was vulkanische
Weine verbindet und die Gebiete der Appellation auf
der ganzen Welt kennzeichnen. Uns ist wichtig, auch hier
wissenschaftlich vorzugehen. Alles wird von der weltweit
führenden Inspektions- und Zertifizierungsgesellschaft
Bureau Veritas kontrolliert. Normalerweise sollten die ersten
Aufkleber Volcanic Origin ab September dieses Jahres
auf den Flaschen zu sehen sein.
Abgesehen vom Erfolg, sind Sie darauf auch stolz?
Das kann ich nicht abstreiten. Wissen Sie, die Vereinigung
besteht zum Großteil aus kleinen Produzenten
und ehrenamtlichen Helfern. Am Anfang glaubte uns
niemand, wenn wir erläuterten, dass wir einen Wein
produzieren, der sich von anderen abhebt. Es war schwer,
die Dinge ins Rollen zu bringen. Selbst Wissenschaftler
betrachteten uns ein wenig von oben herab. Was waren
schon die Intuition eines Winzers, seine Kenntnisse über
den Boden, die Reben und seinen Wein im Vergleich zur
Wissenschaft wert? Nicht viel ... Und dann wurde das,
was wir mit unserem Know-how und unserem Herzen
erklärt hatten, wissenschaftlich nachgewiesen. Jetzt wollen
die Wissenschaftler noch weiter gehen, um zu verstehen,
wie viel vom Geschmack des Weines auf den Boden
zurückzuführen ist. Umso besser! In der Zwischenzeit
wird es uns gelingen, Winzer auf der ganzen Welt zu
verbünden und, so hoffe ich, unsere Weine bei den Konsumenten
immer bekannter zu machen. In einer Branche,
die nachweislich in der Krise steckt, ist das kein schlechtes
Ergebnis. Und vor allem geht es nicht nur darum,
« noch ein Label mehr » zu erfinden, sondern eine neue
Vision von Wein. Eine Vision, die nicht eine bestimmte
Domaine, ein bestimmtes Terroir oder eine bestimmte
Vinifizierungsmethode in den Vordergrund stellt, sondern
eng mit dem Boden und seinen Merkmalen verbunden ist
und dabei Grenzen überwindet. Eine Besinnung auf die
fundamentalen Werte. Das entspricht voll und ganz unserer
heutigen Zeit, und das war, so glaube ich, unbedingt
notwendig.
Jean-Baptiste Deroche, vielen Dank für das Gespräch.
Frankreich erleben · Sommer 2024 · 93