Nr. 91 - Sommer 2024
Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!
Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!
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ART DE VIVRE Wein<br />
Die Welt ist bekanntlich klein und hält manchmal<br />
schöne Überraschungen bereit. Dies wurde mir bei<br />
der Vorbereitung dieses Artikels einmal mehr klar.<br />
Vielleicht erinnern sich einige unserer treuen Leser an eine<br />
Reportage über das kleine Dorf Les Baux-de-Provence<br />
(Bouches-du-Rhône), die vor einigen Jahren, genauer gesagt<br />
2013, in unserem Magazin erschien (Les Baux-de-<br />
Provence, die unerwarteten Reize eines viel besuchten Dorfes,<br />
Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 44). Es ging darin unter anderem um<br />
einige engagierte Winzer, die ein gemeinsames Ziel hatten,<br />
nämlich zu den Ersten zu gehören, die ihre Weine in einer<br />
Appellation d'Origine Controlée (AOC) produzieren, die 100<br />
% bio ist – auch wenn das zur damaligen Zeit von vielen<br />
Nörglern als verrückt bezeichnet wurde. So verrückt war<br />
der Gedanke dann letzten Endes aber nicht, denn mit dem<br />
Jahrgang 2023 wurde er Realität. Die Entschlossenheit<br />
und der Enthusiasmus dieser Winzer haben mich damals<br />
beeindruckt. Sie lebten buchstäblich in einem kleinen Naturparadies,<br />
im herrlichen Massif des Alpilles, zu Füßen<br />
eines der « schönsten Dörfer Frankreichs », in einer Gegend,<br />
die von den Göttern gesegnet zu sein schien. Dort<br />
wollten sie ein innovatives Weinbaugebiet kreieren, das<br />
über eine « Postkartenidylle » hinausgeht, das Tier- und<br />
Pflanzenwelt respektiert. In der Redaktion waren wir<br />
glücklich darüber, ihre Anstrengungen durch einen Artikel<br />
bekannter zu machen.<br />
Heute, elf Jahre später, wollen wir – ganz im Sinne unserer<br />
redaktionellen Grundsätze – erneut engagierten Winzern<br />
einen Artikel widmen. Diesmal nicht in den Alpilles,<br />
sondern in Zentralfrankreich, in der Region Auvergne-<br />
Rhône-Alpes. Auch dort haben sich Winzer zusammengeschlossen,<br />
um in der kleinen, sonst so überraschungslosen<br />
Welt des französischen Weins eine innovative Vision zu<br />
vertreten. In einer Welt, in der sich quasi seit jeher alles<br />
um Begriffe wie Château, Domaine, Cépages, Appellation<br />
oder Terroir dreht, fallen diese Winzer aus dem Rahmen.<br />
Vor allem Terroir ist ein typisch französischer Begriff, unter<br />
dem man alles Mögliche verstehen kann und der kaum<br />
exakt zu übersetzen ist. Die Weinproduzenten, um die<br />
es hier geht, sprechen für sich lieber von einem Esprit de<br />
Territoire oder einer « starken Identität, die durch den Boden<br />
geprägt ist ». Diese<br />
Begriffe scheinen ihrer<br />
Ansicht nach ihre Weine<br />
angemessener zu charakterisieren<br />
– und nicht nur<br />
ihre, sondern sogar diejenigen<br />
anderer Winzer<br />
im Ausland! Denn bei<br />
dem besonderen Boden,<br />
der ihren Weinen einen<br />
spezifischen Charakter<br />
verleiht, handelt es sich<br />
um Vulkanboden ...<br />
Laure Cartier und Jean-Baptiste Deroche<br />
der Domaine Miolanne.<br />
Jean-Baptiste Deroche ist Önologe<br />
im Zentralmassiv. Er ist zudem Präsident der Vereinigung<br />
Vinora, in der sich Winzer zusammengeschlossen<br />
haben, die « die Füße im Basalt und den Kopf in den<br />
Vulkanen » haben. Sie werden feststellen, dass er und die<br />
Mitglieder seiner Vereinigung im Begriff sind, eine neue<br />
Herangehensweise an den Wein zu kreieren. Eine andere,<br />
eine innovative Art, die dem Geist unserer heutigen Zeit<br />
entspricht und in den nächsten Jahren vielleicht noch viel<br />
von sich reden machen wird. Wie ich zufällig im Rahmen<br />
des Interviews erfahren habe, teilt Jean-Baptiste Deroche<br />
sein Leben und den Kampf für Vulkanweine mit einer<br />
passionierten Winzerin namens Laure Cartier. Der Name<br />
erinnerte mich gleich an jemanden, nämlich an Eve Cartier,<br />
eine Winzerin, die ich elf Jahre zuvor in den Alpilles<br />
interviewt hatte, wo sie mir von der Vision einer Appellation<br />
mit 100 % biologisch erzeugten Weinen erzählte. Es<br />
stellte sich heraus, dass Eve und Laure Cartier Schwestern<br />
sind. Wie ich sagte, die Welt ist klein. Aber ist es wirklich<br />
ein Zufall? Was Wein angeht, liegen Engagement und<br />
Entschlossenheit oftmals in den Genen ...<br />
Jean-Baptiste Deroche, bevor wir uns genauer damit<br />
beschäftigen, was Vulkanweine überhaupt sind, können<br />
Sie uns erzählen, wie es dazu kam, dass Sie sich für<br />
vulkanischen Boden und den Wein, den man darauf<br />
produzieren kann, interessiert haben?<br />
Natürlich. Also zunächst war das gar nicht abzusehen,<br />
denn während meiner Ausbildung zum Önologen<br />
hatte ich niemals etwas davon gehört. Allerdings hat<br />
mich die Ausbildung nicht nur offen für die unterschiedlichsten<br />
Rebsorten, Terroirs und Vinifizierungsmethoden,<br />
sondern generell aufgeschlossen<br />
gemacht. Während meines Studiums habe ich daher<br />
mehrere Praktika in sehr unterschiedlichen Weinbaugebieten<br />
absolviert, angefangen vom Jura, über<br />
die Presqu'île de Saint-Tropez und Les Baux-de-Pro-<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>