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Nr. 91 - Sommer 2024

Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!

Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!

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ART DE VIVRE Produkt<br />

Serie: Typisch französische<br />

Produkte (40)<br />

Im Herzen der Bretagne, zwischen den bekannten Städten Concarneau und Pont-Aven,<br />

versteckt sich ein kleines Juwel des französischen Kulturerbes namens Nevez. Das malerische<br />

Dorf im Süden des Finistère ist Hüter einer alten architektonischen Tradition,<br />

die den Betrachter überrascht und unter dem Begriff Pierres debout, stehende Steine, bekannt<br />

ist. Es handelt sich dabei um Mauern aus vertikal aneinandergereihten Granitblöcken,<br />

die man überall rund um Nevez sehen kann. Ihr Anblick ist faszinierend und macht<br />

viele Besucher neugierig, mehr über diese Besonderheit der Region zu erfahren.<br />

Die Monolithen, Überreste einer vergangenen Epoche, sind zwischen 30 und 50 cm<br />

breit, etwa 20 bis 25 cm dick und bis zu 1,50 m hoch. Die Tatsache, dass jeder Stein 40<br />

bis 70 cm tief im Boden verankert ist, macht die Einfriedungen noch robuster und verleiht<br />

ihnen eine beeindruckende Widerstandskraft gegen die Unbilden von Witterung<br />

und Zeit.<br />

Die Konstruktionen gehen auf das 17. und 18. Jahrhundert zurück, ein Zeitalter, das<br />

durch die Ausbreitung der Landwirtschaft in der Bretagne geprägt war. Die Bauern,<br />

die damals neue Bodenflächen zum Kultivieren suchten, stießen oftmals auf unterirdische<br />

Granitblöcke. Die Resilienz der Bretonen gegenüber Widrigkeiten und ihr Einfallsreichtum<br />

führten einmal mehr zu einer praktischen und ästhetischen Lösung: Sie<br />

beauftragten Steinmetze der Gegend damit, das Gestein abzubauen und daraus Blöcke<br />

zu hauen, aus denen dann diese massiven und günstigen Einfriedungen entstanden. So<br />

hatten die Bauern also die « stehenden Steine » erfunden, men zao auf Bretonisch,<br />

die heute ein Symbol dieser Gegend darstellen.<br />

Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Vorgehensweise weiter,<br />

denn die Steinmetze fanden eine neue Verwendungsmöglichkeit für die<br />

Granitblöcke, indem sie diese in Hauswände einbauten. Die Konstruktionstechnik,<br />

bei der die rohe, authentische Form der Steine an der Fassade<br />

sichtbar bleibt, verleiht den Häusern in Nevez einen einzigartigen<br />

Charakter. Ein Spaziergang durch den Ort ist gleichzeitig eine amüsante<br />

Entdeckungsreise auf der Suche nach solchen Pierres debout in Häuserfassaden.<br />

Der kulturhistorische und ästhetische Wert dieser regionalen<br />

Besonderheit ist heute offiziell anerkannt, denn sie wurde 1993 vom<br />

Umweltministerium mit dem Label Paysage de reconquête ausgezeichnet.<br />

Das unterstreicht ihren Stellenwert und stellt sie gleichzeitig unter einen<br />

besonderen Schutz.<br />

Die « stehenden Steine » von Nevez sind heute nicht nur das Symbol einer<br />

findigen Konstruktionstechnik, sie sind der Ausdruck einer Geschichte,<br />

einer Kultur und der tiefen Zuneigung der Bretonen zu ihrem Territorium<br />

und ihrer Identität. Bei einem Besuch in Nevez taucht man in eine tausendjährige<br />

Geschichte ein, in der die Steine Zeugnis von den Kämpfen und<br />

Träumen derer ablegen, die sie errichteten. Eine Geschichte, auf die die Bretonen<br />

stolz sind, und die sie gerne mit anderen teilen. Ein Kulturerbe, das eine<br />

Entdeckungsreise wert ist.<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>

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