Nr. 91 - Sommer 2024
Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!
Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!
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FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />
dung prägte sich tief in das Gedächtnis vieler Franzosen ein<br />
und trug damals nicht gerade zu einem positiven Image von<br />
McDonald's bei. Aber es gab noch ein weiteres, für die Ansiedlung<br />
der Restaurantkette in Frankreich ausgesprochen<br />
heikles Datum: Am 19. April 2000 um 10 Uhr öffnete eine<br />
Teamleiterin der McDonald's-Filiale in Quévert (Bretagne)<br />
die Tür zum Restaurant, als eine Bombe explodierte. Die<br />
27-jährige Bretonin wurde getötet, von den übrigen Angestellten<br />
und Gästen, die sich im Inneren befanden, wurde<br />
glücklicherweise niemand verletzt. Schnell geriet eine bretonische<br />
Unabhängigkeitsbewegung unter Verdacht, zumal<br />
am selben Tag vor der Post in Rennes ein Päckchen mit<br />
Sprengstoffen entschärft wurde, wie sie üblicherweise von<br />
der damals sehr aktiven Armée révolutionnaire bretonne verwendet<br />
wurden. Bis heute hat sich niemand offiziell zu dem<br />
Attentat bekannt, sodass die Hintergründe immer noch<br />
ungeklärt sind. Die brutale Vorgehensweise sorgte jedoch<br />
damals über die Bretagne hinaus in ganz Frankreich in der<br />
Öffentlichkeit und beim amerikanischen Unternehmen für<br />
Fassungslosigkeit.<br />
Anpassen, um Fuß zu fassen<br />
Nach diesen Ereignissen und angesichts der Reaktionen<br />
der Menschen wurde den Verantwortlichen von<br />
McDonald's auf internationaler Ebene klar, dass es im Hexagon<br />
nicht so einfach wie in anderen Ländern sein würde,<br />
Fuß zu fassen. Dennoch dachte man nicht ans Aufgeben.<br />
Der Konzern machte sich mit dem Gedanken vertraut, erstmals<br />
im Rahmen seiner weltweiten Expansionsbestrebungen<br />
einer Tochtergesellschaft ein hohes Maß an Autonomie<br />
und Eigeninitiative zugestehen zu müssen. Wenn diese eine<br />
größere Freiheit bekäme, die Dinge vor Ort zu bestimmen,<br />
würde sie sich besser an die Sitten und Gebräuche dieser<br />
« seltsamen » Franzosen und an ihre besondere Beziehung<br />
zu Restaurants anpassen können, so hoffte man. Angesichts<br />
der Vorkommnisse wussten die französischen Manager,<br />
dass sie es sich auf keinen Fall mit den Bauern verderben<br />
dürfen, wenn die Franzosen die Schnellrestaurants akzeptieren<br />
sollen. Um das negative Bild von der Zerstörung des<br />
Restaurants in Millau vergessen zu machen, beschloss die<br />
Konzerntochter daher, den Landwirten die Hand zu reichen<br />
und ihnen eine echte Partnerschaft anzubieten. Auf<br />
dieser Basis wurden in der Folge unzählige Vereinbarungen<br />
geschlossen, sodass heute knapp 2900 Landwirte im Hexagon<br />
Verträge mit McDonald's abgeschlossen haben. Daher<br />
kann sich das Unternehmen nun damit brüsten, dass die<br />
berühmten Nuggets in den französischen Restaurants zu<br />
100 % aus dem Fleisch französischer Hühner und die Pommes<br />
frites ebenfalls ausschließlich aus französischen Kartoffeln<br />
produziert werden. Letztere werden im Übrigen in<br />
einer McCain-Fabrik im Departement Marne verarbeitet.<br />
Das Unternehmen erinnert auch nicht ohne Stolz daran,<br />
dass es im Jahr 2022 knapp 22 000 Tonnen französisches<br />
Rindfleisch eingekauft hat, was in der Tat keine Lappalie<br />
ist. McDonald's France entwickelte sogar eine Strategie,<br />
um die Partner-Landwirte dazu zu ermuntern, « die Qualität<br />
des Bodens zu verbessern », « natürliche Kohlenstoffsenken<br />
zu erhalten und auszubauen », « Wiesen aufzuwerten »<br />
und « die Speicherung von Wasser zu begünstigen ». All<br />
dies soll natürlich den « CO2-Fußabdruck verringern » und<br />
« die Biodiversität bewahren ». Viele sinnvolle Praktiken<br />
also, die man nur allzu gerne kommuniziert.<br />
Von Rot auf Grün<br />
Auf diese Weise ist es dem Unternehmen, das als Synonym<br />
für Junkfood galt, nach und nach gelungen, sein<br />
Image im Hexagon zu verbessern und von den Menschen<br />
akzeptiert zu werden. Sichtbares Zeichen für den Wandel<br />
und gleichzeitig Weltpremiere war der Ersatz der Farbe<br />
Rot in dem bekannten Logo durch Grün im Jahr 2009,<br />
um noch mehr Gefallen bei den Franzosen zu finden. Eine<br />
Version, die im Übrigen in anderen Ländern übernommen<br />
wurde. Parallel dazu gelang es dem französischen Tochterunternehmen,<br />
den Mutterkonzern von der Notwendigkeit<br />
zu überzeugen, einige kommerzielle Gewohnheiten anzupassen.<br />
So wird beispielsweise im Hexagon Mineralwasser<br />
– vor allem die französische Marke Evian – in den Vordergrund<br />
gestellt und nicht die in den Vereinigten Staaten beliebteren<br />
zuckerhaltigen Softdrinks. Salate, die schließlich<br />
nicht zu Unrecht als frisch und « light » eingestuft werden,<br />
werden ebenfalls stärker beworben. Seit 2003 bekommen<br />
Kinder im Menü Happy Meal sogar ein Stück Obst und<br />
können das enthaltene Spielzeug durch ein Buch ersetzen<br />
lassen. Die berühmten Burger werden in Frankreich immer<br />
wieder befristet mit einem « regionalen Touch » angeboten,<br />
der die französischen Regionen und ihre Produkte in den<br />
Vordergrund stellt: So wird beispielsweise der klassische<br />
Cheddar vorübergehend durch einen « authentischeren »<br />
– und gleichzeitig teureren – Bleu d'Auvergne ersetzt.<br />
Gleiches gilt derzeit für den « 280 TM Cantal AOP », die<br />
üppigere Variante des legendären Burgers. Das auf Stein<br />
gebackene Ciabatta-Brötchen<br />
und das Hacksteak aus 100<br />
% Rindfleisch werden in<br />
diesem Fall durch zwei<br />
köstliche Scheiben<br />
Cantal AOP aufgewertet.<br />
Das stimmt die<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong>