Nr. 91 - Sommer 2024

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FRANKREICH HEUTE Gesellschaft Frankreich, ein Eldorado für McDonald's? Mit 1560 Filialen ist der amerikanische Fast-Food-Riese McDonald's heute die größte Restaurantkette Frankreichs. In einem Land, dessen Gastronomie 2010 in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde und das mit zahlreichen sternegekrönten Küchenchefs aufwartet, mag diese Information überraschen. Noch erstaunlicher aber ist, dass McDonald's France aufgrund seiner Aktivitäten und seiner kommerziellen Ergebnisse heute nicht nur ein Erfolgsmodell für den Konzern ist, sondern nach den Vereinigten Staaten den weltweit größten Beitrag zum operativen Ergebnis leistet. 68 · Frankreich erleben · Sommer 2024
Frankreich produziert werden, dass « 80 % der befragten Franzosen unter 60 Jahren angeben, mindestens einmal im Jahr bei McDonald's zu essen », oder – eher belanglos, aber dennoch überraschend – dass « 46 % der 18- bis 35-Jährigen den Erhalt ihres Führerscheins bei McDonald's gefeiert haben » ... Das sind sehr aussagekräftige Fakten, die die Marketingexperten des Königs von Big Mac & Co. mit Sicherheit sorgfältig ausgewählt haben, um den Markenwert hervorzuheben. Doch hinter diesen Zahlen verbirgt sich noch mehr als nur Fakten. Abgesehen davon, dass der ökonomische Erfolg der Fast- Food-Kette in Frankreich nicht von der Hand zu weisen ist, zeugen sie vor allem von einer ungeheuren Fähigkeit, sich einen festen Platz in einem Land zu erobern, das großen Wert auf seine Gastronomie legt. Dabei war es zwischen Frankreich und McDonald's nicht gerade Liebe auf den ersten Blick! Eine Ansiedlung mit unsicherem Erfolg Auf der diesjährigen internationalen Landwirtschaftsmesse, die vom 24. Februar bis 3. März in Paris stattfand, verteilte das Unternehmen McDonald's an seinem Stand ein kleines Heftchen, auf dessen Titelseite man lesen konnte: « Januar 2024, vom Feld ins Restaurant, der Beitrag von McDonald's in Frankreich. » Eine Marketingaussage, die neugierig macht. Im Inneren der Broschüre erfährt man dann ganz Erstaunliches. Zum Beispiel, dass die Marke in Frankreich « nahezu zwei Millionen Mahlzeiten pro Tag » serviert, dass sie « der größte Arbeitgeber für junge Menschen in Frankreich » ist, dass « 19 % der Franzosen bei McDonald's arbeiten, gearbeitet haben oder jemanden kennen, der dort gearbeitet hat », dass « 75 % der landwirtschaftlichen Rohstoffe », die die Marke einkauft, in Bevor sich die positive Entwicklung einstellte, musste das Unternehmen mehrere weitreichende, teilweise sogar tragische Rückschläge hinnehmen. Viele Franzosen erinnern sich noch gut an den « Abriss » (manche sprechen auch von « der Verwüstung ») der sich gerade im Bau befindlichen Filiale von McDonald's in Millau (Aveyron) im Jahr 1999: Nach einem Aufruf der Confédération paysanne de l'Aveyron, einem Verband von Schafmilchproduzenten, versammelten sich am 12. August mehrere Hundert Landwirte vor der Baustelle. Während einige von ihnen in geselliger Atmosphäre Brot mit dem berühmten lokalen Roquefort verteilten, begannen andere damit, das bereits teilweise errichtete Gebäude auseinanderzunehmen. Mit dieser Aktion gegen den amerikanischen Riesen wollten sie sowohl die Ankunft des « Junkfoods » in ihrer Gegend anprangern, als auch gentechnisch veränderte Lebensmittel bekämpfen und ihrer Unzufriedenheit über die aktuellen US-Sanktionen Ausdruck verleihen, die verhängt worden waren, nachdem die EU ein Importverbot für Fleisch von mit Wachstumshormonen aufgezogenen Rindern ausgesprochen hatte. Vor allem als José Bové, der Gründer der Confédération paysanne und eine der zentralen Figuren der Globalisierungsgegner, vor Ort auftauchte, entwickelte sich das, was eigentlich als friedliche Demonstration geplant war, allmählich zu einem regelrechten Kampf. Am Ende gab es mehrere Prozesse, die das Interesse der Medien auf sich zogen, vor allem, als am 30. Juni 2000 vor der Strafkammer des Landgerichts in Millau 40 000 Menschen gegen die Globalisierung demonstrierten. Vier Bauern wurden damals zu Gefängnisstrafen auf Bewährung verurteilt, während der sehr mediatisierte José Bové tatsächlich drei Monate hinter Gittern verbringen musste. Diese Entschei- Frankreich erleben · Sommer 2024 · 69
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