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Nr. 91 - Sommer 2024

Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!

Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!

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Eine junge Frau<br />

entfaltet ihren ganzen Charme<br />

Alte Steine erzählen die<br />

Geschichte der « Favoritin »<br />

Erreicht man das Dorf, sticht vor allem das Schloss<br />

ins Auge. Eine imposante Festung, die ursprünglich im<br />

11. Jahrhundert erbaut, im 15. Jahrhundert zum großen<br />

Teil zerstört und wieder aufgebaut und schließlich im 18.<br />

Jahrhundert umgebaut wurde. Angesichts der riesigen<br />

« unbebauten » Fläche, die die Pferderennbahn von Arnac-Pompadour<br />

genau gegenüber einnimmt, beeindruckt<br />

die Größe umso mehr. Dabei ist eine solche Architektur<br />

in der Region alles andere als einzigartig. Der Süden der<br />

Departements Corrèze und Dordogne lag früher an der<br />

Grenze der Königreiche Frankreich und Aquitanien und<br />

ist dafür bekannt, zahlreiche Schlösser zu besitzen, die<br />

sich durch eine imposante, auf Verteidigung ausgerichtete<br />

Bauweise auszeichnen. Eine Besichtigung des hiesigen<br />

Schlosses beschränkt sich aber glücklicherweise nicht auf<br />

die Erinnerung an eine kriegerische Vergangenheit. Ganz<br />

im Gegenteil. Der Besucher stellt überrascht fest, dass die<br />

Geschichte ihn relativ schnell zu sehr viel leichteren, sogar<br />

recht frivolen Themen entführt. Der Name Pompadour ist<br />

heute schließlich in Frankreich und anderswo vor allem<br />

deshalb so bekannt, weil dahinter eine Geschichte steht,<br />

wie sie sich nur in Frankreich zutragen konnte. Es geht<br />

um den nicht wirklich treuen König Ludwig XV. und<br />

seine « bevorzugte Mätresse » – eine Stellung, die<br />

man in Frankreich elegant als Favorite bezeichnete<br />

– namens Jeanne-Antoinette Poisson, die durch<br />

die Großzügigkeit des Königs zur<br />

Schlossbesitzerin und gleichzeitig<br />

zur Marquise de Pompadour wurde.<br />

An dieser Stelle führt kein Weg an<br />

einem kurzen geschichtlichen Abriss<br />

vorbei: Da man zur Zeit Ludwigs XV. bekanntlich<br />

nicht so alt wurde wie heute, durfte<br />

man in vielerlei Hinsicht keine Zeit verlieren. Der König<br />

heiratete daher bereits im jungen Alter von 15 Jahren Marie<br />

Leszczynska (1703-1768), die Tochter des entthronten<br />

polnischen Königs. Einige wenige Jahre war Ludwig XV.<br />

seiner Gattin, die ihm im Laufe der Jahre zehn Kinder<br />

schenkte, treu, wurde dann aber zu einem flatterhaften<br />

Ehemann. Man muss wissen, dass die Franzosen dies<br />

jahrhundertelang als normales Verhalten eines Souveräns<br />

und als Zeichen strotzender Manneskraft ansahen. Insofern<br />

ist es nicht erstaunlich, dass sich Ludwigs Untertanen<br />

damals darüber freuten, dass ihr Monarch wieder<br />

an die « altüberlieferte Tradition » der Mätressen und der<br />

Favoritin anknüpfte. Vielen Höflingen bereitete es im<br />

Übrigen Vergnügen, dem König potenzielle Eroberungen<br />

vorzustellen, in der Hoffnung, im Erfolgsfall dessen<br />

Gunst zu erlangen. Daher beruhten Begegnungen in den<br />

seltensten Fällen auf einem Zufall. So kam es, dass Ludwig<br />

XV. bei einer Jagdpartie im Wald von Sénart, in der<br />

Nähe von Versailles, eines Tages – das exakte Datum ist<br />

leider nicht bekannt – eine junge, hübsche Frau namens<br />

Jeanne-Antoinette Poisson traf, die mit einem gewissen<br />

Le Normant d’Étiolles verheiratet war und mit diesem in<br />

einem nahe gelegenen Schloss lebte. Die junge Frau war<br />

angeblich durch einen Cousin von der Anwesenheit des<br />

Souveräns in Kenntnis gesetzt worden und hatte es so arrangiert,<br />

dass sich ihre Wege kreuzten. Der Legende nach<br />

war ihr von einer Hellseherin bereits im Alter von neun<br />

Jahren eine « königliche Zukunft » vorhergesagt worden.<br />

Da sie diesen Moment gekommen sah, tat sie alles, um<br />

den König zu bezaubern. Offenbar mit Erfolg, denn Ludwig<br />

XV. lud Jeanne-Antoinette daraufhin zu einem großen<br />

Maskenball ein, der kurze Zeit später anlässlich der<br />

Hochzeit seines Sohnes stattfand. So kam es, dass die junge<br />

Frau in der Nacht vom 24. auf den 25. Februar 1745 mit<br />

1500 anderen elegant gekleideten Menschen am berühmten<br />

Bal des Ifs, dem Ball der Eiben, in der Spiegelgalerie<br />

von Schloss Versailles teilnahm und damit Zugang zum<br />

Allerheiligsten der französischen Macht hatte – und das,<br />

obwohl sie keinen Adelstitel besaß! Sie war zu dem Anlass<br />

als Jagdgöttin Diana erschienen und fest entschlossen, ihren<br />

Charme spielen zu lassen. Als sich die Türen öffneten,<br />

zeigten sich lediglich die Königin in pompöser Hofkleidung<br />

sowie der Thronfolger und seine Frau als Schäfer<br />

und Schäferin verkleidet. Der König hatte sich inkognito<br />

unter die Menge gemischt. Man wusste nur, dass er als<br />

Eibe verkleidet war, ein Zierbaum, der zur damaligen Zeit<br />

in den Gärten sehr beliebt war. Allerdings trugen acht an-<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 49

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