Nr. 91 - Sommer 2024
Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!
Calanques de Sugiton; Ein Paradies für Fußgänger in der Charente-Maritime; Klappernde Hufe im Herzen Frankreichs; Hinter den Kulissen des Moulin Rouge; Die "Route de la Lavande"; Frankreich, ein Eldorado für MacDonal's ?; Notre-Dame de Paris; Marie Sizun; "Stehenden Steine" in der Bretagne; Eine Vision von Wein "Made in Auvergne"... Chantals Rezept... und viel mehr!
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
« Das ist ein verborgener und absolut naturbelassener<br />
Ort. Ein kleines Paradies! » Suzanne ist 67 Jahre alt. Wir<br />
sitzen zufällig auf derselben Bank und sind spontan ins<br />
Gespräch gekommen. Sie lebte lange in Mornac-sur-<br />
Seudre, in Mornac, wie alle hier kurz und bündig sagen.<br />
Seit etwa zehn Jahren wohnt sie allerdings in der « großen<br />
Stadt nebenan », in Royan. « Es ist einfach praktischer<br />
zum Einkaufen und um meine Enkel zu sehen », sagt sie,<br />
während sie nachdenklich das kleine Boot eines Austernzüchters<br />
mit dem typisch flachen Boden beobachtet, das<br />
langsam durch die Fahrrinne fährt. « Trotzdem verspüre<br />
ich das Bedürfnis, regelmäßig hierherzukommen, mindestens<br />
ein Mal in der Woche. Ganz ohne Mornac kann ich<br />
einfach nicht leben ... » Als ich sie frage, warum sie sich<br />
von diesem alten mittelalterlichen Dorf mit den grünen,<br />
blauen und grauen Fensterläden und den für die Dörfer der<br />
Charente so charakteristischen Stockrosen so angezogen<br />
fühlt, antwortet Suzanne, ohne zu zögern: « Hören Sie<br />
doch! Die Antwort ist um uns herum. Was hören Sie? »<br />
Während sie diese Frage stellt, legt sie ihren Zeigefinger<br />
an die Lippen, um mir zu bedeuten, zu schweigen. Also<br />
beobachte ich die Umgebung und lausche den Geräuschen<br />
um mich herum. Gegenüber von uns lassen sich einige<br />
Schwäne sanft auf der Dünung des kleinen Küstenflusses<br />
Seudre wiegen. Dieser ergießt sich einige Kilometer weiter<br />
ins Meer, nachdem er die Sumpfgebiete durchquert hat.<br />
Der idyllische Anblick wird von einem leisen Plätschern<br />
untermalt. Dazu kommen das Schnattern von zwei Enten,<br />
die sich ebenfalls auf dem Wasser treiben lassen, und<br />
der Gesang Dutzender Vögel, die am Himmel zu sehen<br />
sind. Vielleicht ist auch noch das Summen einer Hummel<br />
zu hören. « Ich höre die Natur ... », sage ich schließlich<br />
zaghaft zu Suzanne, die über diese Antwort offensichtlich<br />
erfreut ist. « Genau das ist es. Und genau dieses Bedürfnis<br />
zieht mich immer wieder hierher. Glauben Sie mir, es gibt<br />
nicht mehr viele Orte, die weit weg vom Autolärm und<br />
anderen Geräuschen unserer Zivilisation sind, wo man<br />
einfach nur zuhören und genießen kann. In Mornac kann<br />
man sich noch den Luxus gönnen, der Natur zuzuhören.<br />
Und genau deshalb liebe ich das Dorf! »<br />
Hier ist der Fußgänger König!<br />
Einen besseren Einstieg in den Tag, den ich hier in<br />
Mornac verbringen will, könnte es nicht geben. Schon<br />
öfter habe ich von diesem abgelegenen Ort an der sumpfigen<br />
Mündung der Seudre gehört. Ein Ort, der abseits<br />
liegt, fern der großen Verbindungsachsen. Natürlich kann<br />
man ihn mit dem Auto erreichen, zumal die Anfahrt über<br />
hübsche kleine Departementsstraßen führt. Einmal angekommen,<br />
muss man sein Fahrzeug allerdings auf einem<br />
der Parkplätze am Ortsrand abstellen. Denn das ist eines<br />
der wesentlichen Merkmale von Mornac: Hier ist der<br />
Fußgänger König! Sofern man nicht selbst im Ort wohnt,<br />
ist es also unnötig, einen Gedanken an einen Parkplatz<br />
im Zentrum zu verschwenden. Nebenbei bemerkt wäre<br />
es auch sehr schade, denn es macht gerade den Charme<br />
des Dorfes aus, mit dem Auto gleichzeitig den Stress<br />
der Stadt hinter sich und sich einfach treiben zu lassen,<br />
gemütlich durch die engen Gassen zu bummeln, die ein<br />
beeindruckendes Labyrinth bilden, in dem man sich gerne<br />
« verirrt ».<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong> · 37