Nr. 91 - Sommer 2024

UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône
Im Sommer 2022 sorgte eine Entscheidung bis weit über
die Region hinaus für großes Aufsehen: Die Leitung
des Parc national des Calanques limitierte die Anzahl der
Besucher in der Calanque de Sugiton und der benachbarten
Calanque des Pierres tombées während der Hochsaison
auf 450 pro Tag und führte gleichzeitig eine Reservierungspflicht
für diese Zeit ein. Das fanden viele skandalös.
Man muss dazu wissen, dass diese Naturlandschaft vor
allem bei schönem Wetter eines der beliebtesten Naherholungsgebiete
für die Einwohner von Marseille und Umgebung
ist. Und Tage mit schönem Wetter gibt es bekanntlich
relativ viele in der Gegend ... Jetzt sollte man sich
plötzlich « anmelden müssen », um diese Buchten zu besuchen?
Das wurde klar als Eingriff in die persönliche Freiheit
wahrgenommen. Das ist nachvollziehbar, wenn man
bedenkt, dass viele Menschen oft schon seit Generationen
die Angewohnheit hatten, mit der Familie oder mit Freunden
dorthin zum Wandern oder Baden zu gehen. Obwohl
die Verantwortlichen des Nationalparks für diese mutige
Entscheidung offen kritisiert wurden, zeigten sie sich unnachgiebig
und blieben bei dem Beschluss. Das Vorgehen
war umso mutiger, als es eine Premiere in Frankreich darstellte:
Nie zuvor hatte der Kampf gegen Touristenmassen
zu solchen Einschränkungen geführt. Nie zuvor musste
man für den Besuch einer Naturlandschaft, die bis dato frei
zugänglich war, plötzlich einen Platz reservieren. Da man
in den Jahren zuvor im Sommer jedoch häufig mehr als
2500 Menschen pro Tag in der Calanque de Sugiton zählte,
sah man sich vonseiten des Nationalparks zu diesem
Schritt gezwungen. Die Anzahl war für einen Ort mit
einem sehr fragilen Ökosystem schlichtweg zu hoch. Abgesehen
von der oft absolut chaotischen Parksituation und
den Abfällen aller Art, die in der Calanque hinterlassen
wurden, führte alleine die Tatsache, dass so viele Menschen
den Ort betraten an manchen Stellen zu einer völligen
Umgestaltung des Bodens und zu einer Zerstörung der
Vegetation. Bodenerosion ließ ganze Wanderwege abrutschen.
2021 mussten wir mit eigenen Augen feststellen,
dass die Bucht an manchen Stellen traurigerweise kaum
mehr wiederzuerkennen war. Also war es höchste Zeit, etwas
dagegen zu tun! Als wir erfuhren, dass die Reservierungspflicht
auch in diesem Sommer nach wie vor gültig
ist, beschlossen wir, den Ort zu besuchen und die Auswirkungen
dieser Maßnahme zu beurteilen.
Weniger Besucher,
weniger Autos, mehr Grün!
Und man kommt um die Feststellung nicht umhin,
dass das Ergebnis spektakulär ist: Vielerorts hat sich das
Ökosystem sichtlich erholt. Auf dem Parkplatz beim
Campus de Luminy, wo der Weg beginnt, der in die Calanque
de Sugiton führt, befindet sich nun eine Schranke,
sodass keine Autos mehr passieren können. Eine Ausnahme
gilt lediglich für Rettungsfahrzeuge. Entlang der
Piste, die mit einem leichten Anstieg zum Col de Sugiton
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