Elfzwanzig | Meidling - Mensch & Bezirk
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elfzwanzig<br />
<strong>Meidling</strong> – <strong>Mensch</strong> & <strong>Bezirk</strong><br />
Michael Haitszinger<br />
Klaus Prokop
elfzwanzig<br />
<strong>Meidling</strong> – <strong>Mensch</strong> & <strong>Bezirk</strong><br />
Michael Haitszinger<br />
Klaus Prokop
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„Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun.<br />
Drum, Brüderchen - ergo bibamus!“<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
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mobilitätsgarantie<br />
Ierlebnisreise<br />
Iinnenansicht<br />
diensträume<br />
lehrwerkstatt<br />
Iideenschmiede<br />
Inachtprogramm<br />
gesundheitspflaster<br />
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meidlingfahrplan<br />
Wo beginnt man eine Hop-on Hop-off Reise durch einen derart vielseitigen<br />
<strong>Bezirk</strong>? Einen <strong>Bezirk</strong> mit so vielen Hotspots und Hinguckern.<br />
Mit dicht verbauten Wohnvierteln auf der einen Seite und lockerluftigem<br />
Vorstadtflair an seinen grünen Rändern. Einem <strong>Bezirk</strong>, in dem<br />
Multikulturalität schon längst als Bereicherung denn als Belastung<br />
gesehen wird. Wo man Ergrautes bunt anfärbelt und einem modernen<br />
Facelift unterzieht, um frische Begegnungszonen zu schaffen. Zum<br />
gemeinsamen Austausch. Zum gemeinsamen Erlebnis.<br />
Einmal mehr haben wir uns zur Beantwortung dieser Frage wieder auf<br />
den Namen des <strong>Bezirk</strong>es gestürzt und diesen erneut in seine Bestandteile<br />
zerlegt. Buchstabe für Buchstabe auseinandergenommen und<br />
jeden einzelnen mit interessanten Fakten hinterfüllt. Acht lebendige<br />
Stationen warten darauf, erkundet zu werden. Wir nehmen Sie mit auf<br />
eine gefühlvolle Überraschungstour durch <strong>Meidling</strong> und halten jede<br />
Menge inspirative Anregungen für Sie bereit.<br />
Lauschen Sie den Erzählungen der <strong>Mensch</strong>en, die uns an den<br />
unterschiedlichsten Plätzen begegnet sind und uns ein Stück auf dieser<br />
aufregenden Reise begleiten. Vertrauensvoll übergeben sie uns ihre<br />
ganz persönlichen Geschichten, erlauben uns berührende Einblicke<br />
in ihr Leben und lassen uns mit ihnen lachen und nachdenken.<br />
Mutig treten sie hinter dem großstädtischen Vorhang hervor.<br />
Selbstbewusst. Offenherzig. Ehrlich.<br />
Lehnen Sie sich entspannt zurück und genießen Sie mit uns die Fahrt<br />
durch den zwölften Wiener Gemeindebezirk. Von Gaudenzdorf bis<br />
Hetzendorf und vom Wiental bis zum Wienerberg erwartet Sie eine<br />
stimmungsvolle Mischung aus urbanem Flair, ländlichem Vorstadtcharme<br />
und jeder Menge einzigartiger Persönlichkeiten. Genau hier,<br />
wo Wien seine große Schatztruhe für uns öffnet und uns voll Stolz seinen<br />
farbenprächtigen Reichtum präsentiert, beginnt unser Abenteuer.<br />
Eine Reise mit lieben <strong>Mensch</strong>en zu den schönsten Plätzen <strong>Meidling</strong>s.<br />
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Mmobilitätsgarantie
„Und da verzichteten sie weise<br />
dann auf den letzten Teil der Reise!“<br />
Joachim Ringelnatz<br />
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mobilitätsgarantie<br />
Immer im Fluss. <strong>Meidling</strong>s Mobilitätsräume.<br />
Es mag sein, dass alle Wege nach Rom führen.<br />
Mit Sicherheit ist es aber so, dass sehr viele auch<br />
nach oder durch <strong>Meidling</strong> führen. Schon die Lage<br />
des <strong>Bezirk</strong>es garantiert eine optimale Anbindung in<br />
alle Richtungen. Etwa 220 Hektar oder ein Viertel<br />
der Gesamtfläche <strong>Meidling</strong>s sind Verkehrsflächen,<br />
über 90 Hektar davon reine Fahrbahnen.<br />
2018 wurden im <strong>Bezirk</strong> über 39.000 Kraftfahrzeuge<br />
gezählt, darunter mehr als 33.000 Personenkraftwagen.<br />
Fußgängern stehen etwa 53 Hektar Fläche<br />
für Bewegung unter freiem Himmel zur Verfügung<br />
und Radfahrer können mehr als 53 Kilometer<br />
Fahrstrecke auf ihren Bikes zurücklegen.<br />
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mobilitätsgarantie<br />
Durch seine ideale Lage im Südwesten unserer Stadt bietet <strong>Meidling</strong><br />
optimale Anbindungsmöglichkeiten an die wichtigsten Verkehrsrouten<br />
unserers Landes. Die meistbefahrene Straße Österreichs, die Wiener<br />
Südosttangente, berührt den <strong>Bezirk</strong> am südlichen Zipfel und führt<br />
einerseits Richtung Südautobahn und in anderer Richtung in den Osten<br />
und Norden Wiens. Über das Wiental erreicht man die Westautobahn.<br />
Wichtige Verkehrsstrecken durch den <strong>Bezirk</strong> sind unter anderem auch<br />
die Altmannsdorfer und die Breitenfurter Straße mit ihrer großen<br />
Kreuzung nahe dem Bahnhof Hetzendorf. Aber auch Schönbrunner<br />
Straße und Grünbergstraße oder Wienerbergstraße und Eichenstraße<br />
sind gut frequentierte und beliebte Wege durch, in und aus dem<br />
<strong>Bezirk</strong>. Ob für Einwohner, Besucher oder Durchreisende – <strong>Meidling</strong><br />
sorgt für gute Anbindung, optimale Erreichbarkeit und ermöglicht<br />
uneingeschränkte Mobilität für den Individualverkehr unserer Stadt.<br />
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„Man sollte immer mit<br />
dem zufrieden sein,<br />
was man hat!“<br />
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geschäftstüchtigereasyrider<br />
Nicht zu übersehen ist das feuerrote Motorrad, welches hoch über der<br />
Altmannsdorfer Straße thront. Startbereit. Kraftvoll. Dynamisch.<br />
Für alle Biker ein klar erkennbares Symbol für grenzenlose Freiheit.<br />
In erster Linie kennzeichnet es aber eindeutig die Hofeinfahrt zum<br />
Geschäft von „Motorrad Jelinek“, einem Unternehmen, das sich neben<br />
den begehrten Zweirädern auch auf sogenannte Mopedautos, also<br />
führerscheinfreie Leichtkraftfahrzeuge spezialisiert hat.<br />
Wir treffen Philipp Jelinek, der das Unternehmen von seinem Vater<br />
übernommen hat und seit 2004 die Geschicke des Hauses als<br />
Geschäftsführer leitet. „Den Standort in <strong>Meidling</strong> betreiben wir seit<br />
1997“, erzählt uns Philipp, der schon als Kind viel Zeit im Geschäft<br />
verbrachte. Neben der Unterstützung durch seinen Vater stehen dem<br />
fleißigen Geschäftsmann noch vier weitere Mitarbeiter zur Verfügung,<br />
die sich um die Arbeiten in der Werkstatt und im Verkauf kümmern.<br />
Zusätzlich zum Neufahrzeugverkauf bietet der <strong>Meidling</strong>er Motorradladen<br />
auch Gebrauchtfahrzeuge sowie Service- und Reparaturarbeiten<br />
an. „Wir haben viele Kunden aus <strong>Meidling</strong> und Umgebung“, freut sich<br />
der Chef, der sein Geschäft mit viel Einsatz und Leidenschaft führt und<br />
für den sehr lange Arbeitstage daher keine Seltenheit sind.<br />
Philipp wurde 1980 in Wien geboren und verbrachte hier auch seine<br />
Kindheit und Schulzeit. Nach der AHS-Matura und dem Bundesheer<br />
begann er 1998 am Wiener Juridicum Jus zu studieren. „Wie meine<br />
Schwester wollte auch ich Rechtsanwalt werden“, erfahren wir von<br />
Philipp, der eigentlich nie vorhatte, das elterliche Geschäft zu übernehmen.<br />
Nach sechs Semestern Jura zog es ihn aber schließlich dennoch<br />
in die Welt von Chrom, Leder und Motoröl. Philipp absolvierte eine<br />
kaufmännische Ausbildung in Hetzendorf und holte sich noch seine<br />
HAK-Matura – eine gute Basis, um die wirtschaftlichen Agenden der<br />
Firma übernehmen zu können.<br />
Heute lebt der vielseitige Geschäftsmann mit seiner Frau und seinen<br />
beiden Söhnen in Wimpassing an der Leitha an einem kleinen Badeteich.<br />
„Der direkte Seezugang ist für unsere Kinder ein Traum“, erzählt<br />
uns Philipp, der die ruhige Lage seines Hauses schätzt und gerne für die<br />
Familie grillt oder mit seinen Kids im Garten spielt. Wenn er Zeit findet,<br />
schwingt er sich privat auf sein Motorrad oder holt sich seinen Ausgleich<br />
zum stressigen Alltag beim Fitnesstraining in einem <strong>Meidling</strong>er<br />
Gym. „Etwas weniger Aufwand im Geschäft und noch mehr Zeit mit der<br />
Familie verbringen“, stehen ganz groß auf Philipps Plan.<br />
Philipp Jelinek<br />
elfzwanzig - Altmannsdorfer Straße<br />
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mobilitätsgarantie<br />
Ganz egal, ob Sie mit dem ICE nach Frankfurt, mit dem Railjet nach<br />
Venedig oder einfach mit der S-Bahn nach Wiener Neustadt, Himberg<br />
oder Wien Mitte fahren möchten – von <strong>Meidling</strong> aus stehen Ihnen alle<br />
Möglichkeiten und Himmelsrichtungen offen. Der Bahnhof Wien <strong>Meidling</strong><br />
verfügt über acht Bahnsteige, welche den Fern- und Nahverkehr in<br />
unzählige Destinationen regelmäßig bedienen. Mit idealen Anbindungen<br />
an das öffentliche Verkehrsnetz und einer kleinen aber feinen Bahnhofsinfrastruktur<br />
ist <strong>Meidling</strong> für viele Fahrgäste aus dem Westen, Norden<br />
und Süden unserer Stadt längst zu einer beliebten Station zum Einund<br />
Aussteigen geworden. In unmittelbarer Bahnhofsnähe befinden<br />
sich die <strong>Meidling</strong>er Hauptstraße, der <strong>Meidling</strong>er Friedhof und das<br />
UKH-<strong>Meidling</strong> sowie das Businesszentrum des <strong>Bezirk</strong>s am Europaplatz.<br />
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kochbegeisterterbundesbahner<br />
Sein Arbeitstag beginnt entweder um 6.30 Uhr in der Früh oder um<br />
18.30 Uhr am Abend – je nachdem, ob er seinen Tag- oder Nachtdienst<br />
antritt. In jedem Fall warten dann 12 Stunden Arbeit auf den ÖBB-Angestellten,<br />
der immer bereits eine halbe Stunde vor Dienstantritt am<br />
Bahnhof <strong>Meidling</strong> eintrifft, seine Dienstkleidung anlegt und sich über<br />
die tagesaktuellen Zugverbindungen informiert.<br />
Robert Rodler, der 1962 in Wien geboren wurde, hat einen sehr vielseitigen<br />
und wichtigen Job. Gemeinsam mit seinen Kollegen der ÖBBeigenen<br />
Reinigungs- und Sicherheitsheitsfirma Mungos sorgt er für die<br />
Sicherheit am Bahnhof sowie auf den Bahnsteigen, steht Fragenden<br />
mit Rat und Antwort zur Seite und kümmert sich zudem auch um ganz<br />
spezielle Anliegen. „Im Rahmen unseres Mobilitätsservice helfen wir<br />
bedürftigen Personen beim Ein- und Aussteigen oder bringen Sehbehinderte<br />
sicher zu ihren Plätzen“, erzählt uns Robert. Wir erfahren, dass<br />
Mann oder Frau derartige Sonderdienste der Bahn einfach und bequem<br />
im Vorfeld ihrer Reise anmelden und kostenlos in Anspruch nehmen<br />
kann. Die orange Weste sticht zweifelsohne heraus und das Bahnpersonal,<br />
das unter anderem auch für Erste Hilfe Leistungen zuständig ist,<br />
vermittelt tatsächlich ein deutliches Sicherheitsgefühl.<br />
Der gelernte Bauspengler, der 2009 zu den ÖBB kam, lässt uns auch ein<br />
wenig in die Zeit davor blicken. Insgesamt hat er nach Abschluss seiner<br />
Lehre 15 Berufsjahre am Bau zugebracht. Neben dieser harten Arbeit<br />
jobbte Robert Anfang der 1990er-Jahre in einem Würstelstand im<br />
Wiener Prater. „Eigentlich habe ich anfangs nur ausgeholfen, bin<br />
danach aber irgendwie in der Gastronomie hängengeblieben“, lacht<br />
Robert, der im Laufe der Jahre auch regelmäßig auf Weihnachtsmärkten<br />
stand und hungrige Besucher mit Köstlichkeiten verwöhnte. Zu seiner<br />
Kochleidenschaft kam der sympathische Allrounder auch über einen<br />
weiteren Nebenjob. Im Buffet des berühmten Wiener Sommerbades<br />
„Gänsehäufel“, wo Robert über viele Jahre regelmäßig im Sommer<br />
aushalf, konnte er sich auch gastronomisch austoben. „Heute koche ich<br />
jeden Tag auch privat zu Hause“, berichtet uns Robert. Ganz zur Freude<br />
seiner Lebensgefährtin übrigens, mit der er seit 25 Jahren glücklich<br />
zusammenlebt und die sich gerne von seinen Kochkünsten verwöhnen<br />
lässt. Robert erzählt, dass sie auch gerne verreisen. Die begeisterten<br />
Schwimmer zieht es vornehmlich in die Sonne und ans Meer. Ansonsten<br />
gehen die beiden zumindest einmal pro Woche ins Kino, lesen<br />
täglich oder faulenzen einfach. „Ich bin eher der gemütliche Typ“, meint<br />
der ruhige und ausgeglichene Bundesbahnbedienstete und schließt<br />
schmunzelnd seinen Lebenswunsch an: „Ich möchte gesund bleiben<br />
und hundert Jahre alt werden.“ Zum Abschluss unseres Gespräches<br />
bitten wir den passionierten Hobbykoch noch um sein absolutes<br />
Lieblingsrezept: „Ich nehme Hühner- oder Putenfleisch und verfeinere<br />
es mit Grillgewürz. Dann brate ich es an und übergieße es mit Obers.<br />
Frische Basilikumblätter dazu, durchschwenken, eventuell nachsalzen<br />
und danach mit Reis oder Teigwaren servieren“. Na dann, Mahlzeit.<br />
Robert Rodler<br />
elfzwanzig - Bahnhof <strong>Meidling</strong><br />
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„Wir sind alle aus<br />
irgendeinem Grund<br />
auf der Welt!“<br />
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mobilitätsgarantie<br />
Wussten Sie eigentlich, dass Wien 83 Kilometer U-Bahn Strecke hat?<br />
Oder das sechstgrößte Straßenbahnnetz der Welt? Oder, dass die Badner<br />
Bahn täglich 35.000 Fahrgäste an ihr Ziel bringt? Beeindruckende<br />
Zahlen, aber wenig verwunderlich – sind die Öffis doch das beliebteste<br />
Verkehrsmittel der Wiener Bevölkerung. Und in <strong>Meidling</strong> sind Bus, Bim,<br />
Lokalbahn sowie U- und S-Bahn besonders beliebt. Laut Studie waren<br />
2014 über 30.000 Personen aus dem <strong>Bezirk</strong> im Besitz einer Jahreskarte<br />
der Wiener Linien. Das Angebot an Transportmitteln ist zahlreich und<br />
flächendeckend verfügbar und der Bahnhof Wien <strong>Meidling</strong> ist zweifelsfrei<br />
der Öffi-Hotspot im <strong>Bezirk</strong>.<br />
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„Ich könnte mir keinen<br />
besseren Job vorstellen!“
eiselustigerlokalbahnfahrer<br />
Er ist einer von über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei den<br />
Wiener Lokalbahnen. Die einzige elektrifizierte 2-gleisige Privatbahn<br />
in Österreich, die gleichermaßen auf Straßenbahn- wie auf Eisenbahnschienen<br />
fährt, befördert pro Jahr mehr als 12 Millionen Fahrgäste.<br />
Erich Mathaisl wurde 1977 in Eisenstadt geboren und kam 1999 der<br />
Liebe wegen nach Wien. Heute wohnt er gemeinsam mit seiner Frau<br />
und seinem Sohn in Favoriten. Seit mittlerweile 17 Jahren fährt er<br />
abwechselnd im Tag- oder Nachtdienst für die Wiener Lokalbahnen<br />
zwischen Wien und Baden. 65 Minuten Fahrzeit nimmt eine Strecke<br />
in Anspruch und Erich kennt die 38 Stationen auf den insgesamt 30<br />
Kilometern Fahrstrecke zwischenzeitlich wie seine Westentasche. „Ich<br />
kenne heute schon viele meiner Fahrgäste, die täglich mit uns fahren“,<br />
erzählt Erich, der sich nicht nur als Fahrer, sondern auch als erster Ansprechpartner<br />
und als Auskunftsperson sieht. Höflichkeit und Respekt<br />
sind ihm wichtig und er betont, dass er gerne mit <strong>Mensch</strong>en zu tun<br />
hat. Der Schichtbetrieb, verrät er uns, verlange nicht nur eine gewisse<br />
körperliche Robustheit, sondern vor allem auch eine verständnisvolle<br />
Familie, die mit den unterschiedlichen Dienstzeiten gut umgehen kann.<br />
In seiner Freizeit ist Erich in erster Linie Familienmensch und versucht,<br />
so viel Zeit wie möglich mit Frau und Sohn zu verbringen.<br />
Seit mehr als 12 Jahren trainiert Erich regelmäßig Kung Fu und Kickboxen<br />
und nimmt auch Sohn Julian seit kurzem zum Kampfsporttraining<br />
mit. „Ich bin einer von insgesamt 8 Jugendtrainern in unserem<br />
Verein. Manchmal haben wir bis zu 40 Kinder im Training und da ist<br />
es nicht immer einfach, die Rasselbande unter Kontrolle zu halten“,<br />
lächelt Erich, der viel Kraft und Energie aus dem Training und der Arbeit<br />
mit dem Nachwuchs schöpft. Wann immer es die Zeit erlaubt, geht er<br />
mit seiner Familie auf Reisen. Tunesien, Ägypten oder die Malediven<br />
konnten sie schon gemeinsam besuchen. „Ich liebe fremde Kulturen,<br />
exotisches Essen und habe keine Berührungsängste, wenn wir im<br />
Ausland sind“, erfahren wir von Erich, dessen Lebenstraum es ist, in<br />
der Pension eine ausgedehnte Weltreise zu unternehmen. Besonders<br />
beeindruckt war er von der Gelassenheit der Malediver, die in ihrer<br />
Sprache kein Wort für Stress kennen. „Die <strong>Mensch</strong>en auf den Malediven<br />
werden oft über 100 Jahre alt“, erfahren wir von Erich, der auch in<br />
<strong>Meidling</strong> „den bunten Mix aus Leuten aller Altersklassen und Kulturen“<br />
liebt. So schlendert er gerne über den Bahnhof oder die <strong>Meidling</strong>er<br />
Hauptstraße und sieht dem Treiben zu. Ob bei Beruf, Familie oder<br />
Sport, Erich scheint seine Mitte gefunden zu haben und wir freuen uns,<br />
einen so aufgeschlossenen <strong>Mensch</strong>en kennengelernt zu haben.<br />
Erich Mathaisl<br />
elfzwanzig - Wiener Lokalbahnen, <strong>Meidling</strong><br />
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höhlenkundigesallroundgenie<br />
Wer bei ihm zu Hause ist, hat es schwer. Schwer sich satt zu sehen.<br />
Schwer sich satt zu hören. Zu vieles rund um diesen liebenswerten,<br />
graubärtigen Kauz ist berichtenswert. Und nur so wenig Platz steht<br />
uns hier im Buch zur Verfügung. Egal, denken wir uns und versuchen es<br />
trotzdem. Manfred Dittler wurde 1955 in Wien geboren. Nur zu diesem<br />
freudigen Ereignis unternahm er damals im Bauch seiner Mutter einen<br />
Ausflug ins benachbarte Hietzing. Ansonsten verbrachte er sein ganzes<br />
Leben in <strong>Meidling</strong>. Und zwar in seinem Elternhaus in der Schlöglgasse.<br />
Hier wohnt Manfred heute mit seiner Partnerin, die bereits 1984 in sein<br />
Leben trat. „Ich konnte nicht glauben, dass es noch jemanden außer<br />
mir gibt, der sich so für Laurie Andersons Musik begeistert“, schildert<br />
uns Manfred die seinerzeitige Begegnung mit seiner Frau. Bis heute<br />
sind die beiden mitsamt ihren elf Katzen ein unschlagbares Team und<br />
lauschen immer noch den unsterblichen Songs der großartigen amerikanischen<br />
Künstlerin. Wir wollen ein wenig über Manfreds Kindheit<br />
erfahren. Seine Augen leuchten, als er uns von den alten Häusern und<br />
Ruinen erzählt, die er mit seinen Freunden durchstreifte. Die verlassenen<br />
Gärten waren ihr Paradies. Ein Großstadtdschungel. Voll mit<br />
aufregenden Abenteuern und Millionen Sachen, die man betrachten<br />
und angreifen musste. Dort entdeckte Manfred auch die Liebe zur<br />
Natur. Nach seiner Schulzeit in Hetzendorf begann er eine Lehre zum<br />
Maschinenbauschlosser. In einer kleinen, familiär geführten Werkstatt<br />
lernte er sein Handwerk von Grund auf. Jedes verfügbare Reststück<br />
wurde verwertet. Nicht Passendes wurde passend gemacht. Aus wenig<br />
entstand viel. Als Autodidakt begann Manfred privat Autos zu restaurieren.<br />
Es wurde geschweißt, lackiert und aufgemöbelt. Als sich ein Job<br />
mit geregeltem Einkommen in einer Wiener Käseschmelzerei anbot,<br />
griff Manfred zu. In puncto Eigenständigkeit und Selbstverwirklichung<br />
erwartete ihn dort ein Quantensprung. „Ich hatte vollkommen freie<br />
Hand, konnte selbständig entscheiden und habe damals meine ersten<br />
eigenen, vollautomatischen Maschinen gebaut“, ist Manfred stolz.<br />
Eine gute Ausbildung, kombiniert mit Neugierde und einer – bis heute<br />
ungezügelten – technischen Experimentierfreudigkeit hatten ihn zu<br />
einem Profi seines Fachs gemacht. Zu einem Allrounder, dem keine<br />
Herausforderung zu groß war. Und so wartete 1993 auch schon die<br />
nächste auf ihn. Als Mitglieder eines großen österreichischen Höhlenvereins<br />
und begeisterte Naturliebhaber entschieden er und seine Frau,<br />
ihr Hobby zum Beruf zu machen. Als Händler von hunderten Artikeln<br />
rund um das Thema Höhle und Outdoor machten sie sich einen Namen.<br />
Mit ihrem Produktkatalog „Up and Away“ erreichten sie eine breite<br />
Kundenschicht und betrieben ihr Geschäft mit Elan und Ehrgeiz. Bis es<br />
Manfred Mitte der 2000er-Jahre wieder juckte. „Ich mache die Dinge<br />
immer, solange sie mir Spaß machen“, erzählt er uns. Nach einem umfangreichen<br />
Abverkauf schloss er 2007 sein Geschäft und widmete sich<br />
fortan dem Restaurieren alter Fahrräder. Platz genug war vorhanden.<br />
Ebenso Maschinen und Werkzeuge. „Wir haben einfach ein Firmenschild<br />
rausgehängt und angefangen“, sagt Manfred. In seiner Werkstatt<br />
wimmelt es von Fahrrädern, Ersatzteilen und Werkzeugen. Es sind fast<br />
nur Stammkunden, die zu ihm kommen. Und es sind die kniffligen<br />
Reparaturen, die ihn reizen. Wir sind begeistert von diesem Mann, der<br />
scheinbar alles kann. „Man muss Sachen ausprobieren, dann geht das<br />
schon“, lacht Manfred, der neben seinem Fahrradjob in seinen Hobbies<br />
aufgeht. Aus Holzresten und alten Möbelteilen zimmert er kunstvolle<br />
Türrahmen, Wandvertäfelungen oder Bettgestelle. Aus Metallresten<br />
fertigt er erstaunliche Kunstwerke. Die Kreativität scheint bei ihm aus<br />
allen Poren zu sprießen. Unzählige Bilder hat er in seinem Leben auch<br />
schon gemalt. „Keines davon wird jemals verkauft“, sagt Manfred. „Höchstens<br />
verschenkt – wenn es jemandem gefällt“, fügt er grinsend hinzu.<br />
Manfred „Mandi“ Dittler<br />
elfzwanzig - Schlöglgasse<br />
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„Ich brauche<br />
meine Freiräume!“<br />
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Eerlebnisreise
„Bleibe nicht am<br />
Boden heften,<br />
frisch gewagt und<br />
frisch hinaus!“<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
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erlebnisreise<br />
Müßiggang oder Entertainment?<br />
Eine Entdeckungsreise durch <strong>Meidling</strong> lohnt sich<br />
allemal. Ganz egal, ob man auf der Suche nach<br />
Ruhe oder Unterhaltung ist – wer möchte, kann<br />
hier fündig werden. Starten Sie Ihre Reise doch mit<br />
einem guten Frühstück am <strong>Meidling</strong>er Markt mit<br />
frischen Semmeln, Croissants und einer herrlichen<br />
Melange. Auf einer abwechslungsreichen Museumstour<br />
durch die Geschichte des <strong>Bezirk</strong>es lässt sich so<br />
allerhand lernen und erfahren. Ruhe und Entspannung<br />
findet der alltagsgestresste Städter auch in<br />
einem der zahlreichen Parks oder im berühmten<br />
Theresienbad, einem Kombibad mit Schwimmhalle<br />
und Außenbecken. Wer mag, lässt sich abends im<br />
Theater bespielen oder in einem der zahlreichen<br />
Lokale gastronomisch verwöhnen.<br />
Wem das alles zu aufwendig ist, der schnappt<br />
sich ein Öffi seines Vertrauens und lässt sich ganz<br />
bequem in eines der charmanten Grätzl im <strong>Bezirk</strong><br />
befördern. Ohne Hast und Hektik. Einfach eins<br />
werden mit diesem reichhaltigen Mix, mit dieser<br />
Buntheit und Vielfalt im Zwölften. Einfach eins<br />
werden mit <strong>Meidling</strong>.<br />
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erlebnisreise<br />
Die Krämer und die Händler. Die Bäcker und die Kaffeesieder. Die<br />
Künstler und die Köche. Von jedem ist hier etwas mit dabei. Und sie<br />
alle bestimmen den Rhythmus dieses Ortes. <strong>Meidling</strong> wird frisch und<br />
offenbart uns eine seiner kultigen Begegnungszonen. In friedlicher<br />
Koexistenz trifft man sich in diesem exzentrisch-fröhlichen Rahmen.<br />
Die Frühsemmelholer mit den Craft Beer-Schlürfern. Die Glutenfrei-<br />
Hipster mit den Kebap-Gourmets. Ob migrantisch angehaucht oder<br />
<strong>Mensch</strong>en mit <strong>Meidling</strong>hintergrund. Seien Sie alle willkommen am<br />
<strong>Meidling</strong>er Markt. Hier, wo Begegnung Stadt findet.<br />
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„Ich wollte auch<br />
als Künstler meinen<br />
eigenen Weg gehen!“
schönschreibendervogelfotograf<br />
„Hätte ich gewusst, dass es eine islamische Kalligraphie gibt, ich hätte<br />
niemals angefangen zu malen“. Kein Geringerer als Pablo Picasso hat<br />
das künstlerische Moment der arabischen Kalligraphie erkannt und ihr<br />
mit diesem Satz Ausdruck verliehen. Die wertschätzenden Worte aus<br />
dem Mund des spanischen Malers geben dieser wunderbaren Stilrichtung<br />
den ihr gebührenden Stellenwert in der Kunstwelt.<br />
Auch wir möchten uns davon überzeugen und besuchen den Kalligraphen,<br />
Abd Masoud, in seiner <strong>Meidling</strong>er Galerie in der Spießhammergasse.<br />
Jedes Bild, das unser Auge beim Rundgang durch die Ausstellung<br />
streift, inspiriert, beeindruckt und macht uns neugierig. Neugierig, was<br />
dahintersteckt und was uns der Künstler damit sagen – oder besser<br />
gesagt – schreiben wollte. Abd Masoud bringt hier und dort Klarheit in<br />
unsere Neugierde und erzählt uns auch über die Schönschreiber hinter<br />
diesen Werken. Der 1963 in Amman, der Hauptstadt Jordaniens, geborene<br />
Kunstliebhaber, kam 1985 zum Wirtschaftsstudium an die Webster<br />
University nach Wien, wo er zwei Jahre später promovierte. In diesem<br />
Jahr lernte Abd auch seine Frau kennen, eine gebürtige Kärntnerin und<br />
Ärztin. Animiert von seinem Onkel, der in der Druckerbranche tätig war,<br />
machte sich auch Abd in diesem Business selbständig. „Es fing damals<br />
mit Buchstaben an und bis heute hat sich daran nichts geändert“,<br />
lächelt der Schriftkünstler, der 2001 dieses wunderschöne Haus in der<br />
Spießhammergasse kaufte. Nach umfangreichen und langwierigen<br />
Umbauarbeiten, die nicht nur einen der wohl traumhaftesten Innenhöfe<br />
<strong>Meidling</strong>s hervorbrachten, sondern auch tolle Ausstellungsflächen<br />
im Untergeschoß, wurde 2008 schließlich die Galerie Rearte eröffnet.<br />
Die nicht an Profit orientierte Privatinitiative verfolgte das Konzept,<br />
Räumlichkeiten für nationale und internationale zeitgenössische Kunst<br />
aus verschiedenen Bereichen zu bieten.<br />
In den folgenden zehn Jahren konnten sich über 500 Künstler und<br />
Künstlerinnen aus allen Kontinenten in nahezu 100 unterschiedlichen<br />
Kunstveranstaltungen präsentieren. „Wir hatten so viele tolle <strong>Mensch</strong>en<br />
und Künstler hier – vom 16-jährigen Kanadier, der seine Computerkunst<br />
zeigte, bis zum Direktor des Jordanischen Nationalmuseums,<br />
dessen kalligraphischer Medienmix die Besucher begeisterte, stellten<br />
alle bei uns aus“, ist Abd begeistert. Besonders freut ihn, dass <strong>Meidling</strong><br />
hier den künstlerischen Rahmen bildete. Neben dem Leben als Galerist,<br />
führt Abd aber auch noch das Leben eines Künstlers. „Ich interpretiere<br />
alte arabische Texte neu“, erfahren wir vom Autodidakten, dessen<br />
erstes eigenes Werk bereits 1994 entstand. Heute sind zahlreiche seiner<br />
Bilder in der Galerie zu finden. Die <strong>Meidling</strong>er Kunststätte, deren Fokus<br />
seit Herbst 2018 ausschließlich auf kalligraphischen Werken ausgerichtet<br />
ist, läuft seither unter dem Namen Vienna Calligraphy Center.<br />
„Wir wollen die Kalligraphie Szene in Österreich und über die Grenzen<br />
hinaus bereichern und noch viele tolle Künstler nach Wien bringen“,<br />
strahlt der Galerist, von dem wir noch über seine zweite Leidenschaft<br />
erfahren. Gemeinsam mit seiner Frau beobachtet und fotografiert<br />
er leidenschaftlich Vögel und hat dafür schon viele Orte bereist. So<br />
sichteten die beiden unter anderem schon seltene Papageientaucher<br />
oder auch Gänsegeier in Spanien. Jeder neue Ort ist interessant für<br />
die begeisterten Vogelbeobachter, die es lieben, abseits der großen<br />
Touristenströme auf Entdeckungsreise zu gehen. Der freundliche und<br />
bescheidene Wahlmeidlinger wirkt rundum zufrieden und macht seinem<br />
Namen „Masoud – der Glückliche“ alle Ehre. „Ich möchte einfach<br />
und gesund bleiben“, sagt Abd und wir beenden unser Gespräch mit<br />
seinem ebenso erdverbundenen wie kosmopolitischen Lebensmotto:<br />
„Das Leben ist, wo ich bin!“<br />
Abd A. Masoud<br />
elfzwanzig - Spießhammergasse<br />
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erlebnisreise<br />
In der Hufelandgasse 3 ist eines der wohl bekanntesten Wiener Bäder<br />
zu finden, das Theresienbad. Seinen Namen verdankt es Kaiserin Maria<br />
Theresia, die – nachdem 1755 auf dem Grundstück schwefelhaltiges<br />
Wasser gefunden wurde – das Areal nahe ihrem Sommersitz in Schönbrunn<br />
kaufte und ein Badehaus errichten ließ. Später wurde es für die<br />
Öffentlichkeit als Kurbad freigegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
wurde das völlig zerstörte Bad wieder aufgebaut. Viele Schwimmbegeisterte<br />
nutzen je nach Saison das vielfältige Angebot aus Sommerfreibad,<br />
Fitness-Parcours, Tischtennis, Hallenbad, Sauna, Dampfbad,<br />
Brausebad, Buffet, Kosmetik und Massage.<br />
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erlebnisreise<br />
„Gebt mir ein Museum und ich werde es füllen.“ Nicht schlecht würde<br />
Herr Picasso staunen, dass wir hier in <strong>Meidling</strong> gleich fünf prall gefüllte<br />
Schaustätten zählen. <strong>Bezirk</strong>shistorie, rauchende Motoren, knisternde<br />
Feuerstellen, magische Momente und köstlicher Absinth erwarten uns.<br />
<strong>Meidling</strong> lädt ein auf eine Erlebnisreise der besonderen Art. Ein bunter<br />
Mix aus Exponaten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Tausende<br />
Schaustücke wollen entdeckt werden. Bestaunt. Berührt. Beschnuppert.<br />
Mit allen Sinnen erfasst.<br />
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„Es gibt immer einen Weg<br />
es besser zu machen.<br />
Finde ihn!“
hochprozentigerweltenbummler<br />
Wir schreiben das Jahr 1852. Dresden, Köln und München überschreiten<br />
die 100.000-Einwohner-Grenze und werden damit zur Großstadt.<br />
Kaiser Napoleon III hebt in Frankreich die Zwangsarbeit in Strafgefangenenlagern<br />
auf und in Wien <strong>Meidling</strong> kommt Franz Pomberger, der<br />
Schwiegervater des Urgroßvaters unseres heutigen Gesprächspartners,<br />
zur Welt. Mit ihm wird ein Kapitel Wiener Kaufmannsgeschichte aufgeschlagen,<br />
das in puncto emotionalem Inhalt mit Thomas Manns „Die<br />
Buddenbrooks“ allemal Schritt halten kann. Und weil diese Familiensaga<br />
so erzählenswert ist, erzählen sie Pombergers Nachkommen noch<br />
heute voll Stolz und Leidenschaft.<br />
Gerald „Gerry“ Fischer, der 1959 geboren wurde, ist einer dieser<br />
Erzähler. Er führt das Familiengeschäft heute in fünfter Generation.<br />
Mit viel Geschick und der genialen Idee, die ehemalige Likör- und<br />
Fruchtsäftefabrik zu einem besonderen Tourismusmagneten umzufunktionieren,<br />
hat er dem Unternehmen seinen ganz eigenen Stempel<br />
aufgedrückt. „Ende der 1980er-Jahre waren die Geschäfte rückläufig,<br />
die großen Supermärkte fischten die Kunden ab, Branntweiner und<br />
Greißler starben langsam aus und unserem Traditionsbetrieb fehlte die<br />
Perspektive“, schildert uns Gerry, dessen Museumsidee ebenso genial<br />
wie lebensrettend für den Betrieb war. Nach einer aufwendigen und<br />
teuren Renovierung konnte 1990 der erste Reisebus mit interessierten<br />
Touristen im Alt Wiener Schnapsmuseum empfangen werden. Seit<br />
damals wurden zigtausende Besucher durch die Ausstellungsräume<br />
geführt und es gelang dem geschickten und traditionsbewussten<br />
Unternehmer auch, neue Vertriebswege für die hochwertigen Destillerieprodukte<br />
zu finden. Neben den Klassikern im Sortiment wurden<br />
neue Sorten kreiert, die sich im In- und Ausland großer Beliebtheit<br />
erfreuen. So ist heute unter anderem der Absinth aus der <strong>Meidling</strong>er<br />
Edelbrennerei – der übrigens vom Wall Street Journal zum besten der<br />
USA gewählt wurde – mittlerweile von <strong>Meidling</strong> bis Hawaii erhältlich.<br />
Das Gespür für die Wünsche von reisenden <strong>Mensch</strong>en kommt bei Gerry<br />
aber nicht von ungefähr. Bereits während seines Welthandel- und<br />
Publizistikstudiums arbeitete er als Reiseleiter und Skilehrer. Durch<br />
einen Zufall erhielt er die Chance, eine Reisegruppe nach Ägypten zu<br />
begleiten. „Ich wusste damals nicht mal, wo die Pyramiden stehen“,<br />
lächelt der Weltenbummler, der seither dutzende Reisegruppen durch<br />
das nordafrikanische Land begleitete. Mit 21 Jahren war er der jüngste<br />
Chefreiseleiter, verbrachte seine Sommer auf Rhodos und seine Winter<br />
in Kenia. Der Urlaubsprofi nützte seine guten Kontakte, um vielen<br />
Prominenten zu unvergesslichen und ganz speziellen Urlaubsreisen zu<br />
verhelfen. So wurde beispielsweise aus der Vermittlung eines Feriendomiziles<br />
an Wolfgang Ambros eine Freundschaft fürs Leben. „Es war<br />
ein Leben wie im Traum“, meint Gerry, der sein Jetset-Reiseleiterleben<br />
damals in vollen Zügen genoss. Ein Leben, das er jäh beenden musste,<br />
als seine Tochter Maleen im Alter von drei Jahren die erschütternde<br />
Diagnose Lungenhochdruck erhielt. Seit diesem Zeitpunkt kämpft der<br />
leidenschaftliche Familienmensch unermüdlich und konsequent gegen<br />
die unheilbare Krankheit. Gerry gründete 1999 eine gemeinnützige Institution<br />
und agiert mit seinem kleinen und ehrenamtlichen Team heute<br />
als internationaler Dachverband – immer auf der Suche nach neuen<br />
Geldgebern und neuen Forschungsansätzen. „Wir hoffen, dass Lungenhochdruck<br />
bald nicht mehr tödlich enden muss, sondern als chronische<br />
Krankheit gut behandelbar ist“, unterstreicht Gerry sein wichtigstes<br />
Lebensziel. Dafür, und dass seine Kinder Patrick und Maleen dieses tolle<br />
Familienunternehmen auch in der sechsten Generation weiterführen<br />
und erfolgreich entwickeln können, wünschen wir alles Gute.<br />
KR Gerald Fischer<br />
elfzwanzig - Wilhelmstraße<br />
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40
41
theaterleitenderallroundkünstler<br />
Harald Posch wurde 1963 in Graz geboren und verbrachte Kindheit<br />
und Schulzeit in der steirischen Landeshauptstadt. Nach seiner<br />
Schauspielausbildung wirkte der Mime ab 1982 in vielen Theaterproduktionen,<br />
unter anderem am Schauspielhaus Graz, dem Wiener<br />
Volkstheater oder dem Theater in der Josefstadt. Figuren wie der<br />
Kasimir in „Kasimir und Karoline“ oder der Ferdinand in „Kabale und<br />
Liebe“, waren ihm auf den Leib geschrieben. Ab 1993 agierte Harald<br />
Posch als freiberuflicher Schauspieler, Autor und Regisseur. Die Liste<br />
seiner Arbeiten scheint unendlich, darunter zu finden sind Fernsehserien<br />
wie Kommissar Rex, Der Bulle von Tölz, Medikopter oder Tatort sowie<br />
Filmproduktionen für TV und Kino wie Spurensuche, Black Flamingos<br />
oder die CBS-Produktion Papst Johannes Paul II. Alles hatte seine Zeit<br />
und so ereilte ihn Mitte der 1990er-Jahre wieder der Ruf ans Theater<br />
– diesmal als kreativer Allrounder hinter den Kulissen. „Wien war eine<br />
Schnarchbude geworden, was das Theater betrifft“, erzählt Harald<br />
Posch und berichtet von seinen ersten Ausflügen in neue Gefilde.<br />
Was folgte, waren kontroversielle Stücke. Vollgepackt mit Neuem. Mit<br />
Experimentellem. Mit provokanten Inhalten. Und wer aneckt, holt sich<br />
manchmal auch blaue Flecken. Wegen „Herabwürdigung religiöser<br />
Lehren“ für eine umstrittene Inszenierung des Satire-Duos „Habsburg<br />
Recycling“ – einem Kunstprojekt von Harald Posch und Thomas Gratzer<br />
– folgte 1997 gar eine strafrechtliche Verurteilung. Entmutigen ließ<br />
sich Harald dadurch aber keineswegs, für ihn war diese Verurteilung<br />
„wie eine zusätzliche Befeuerung.“<br />
Gemeinsam mit Ali Abdullah und Drama X brachte er ab 2004 eine<br />
Reihe zeitgenössischer Kunststücke unterschiedlichster Autoren auf die<br />
Bühne. Die beiden Theaterprofis übernahmen 2009 das Ensembletheater<br />
am Petersplatz, betrieben es anfangs unter dem Namen Garage<br />
X und weckten mit mutigen Inszenierungen – zum Teil aus eigener<br />
Feder – reges mediales Interesse. Als sich 2014 die Gelegenheit bot,<br />
das Palais Kabelwerk in <strong>Meidling</strong> zu übernehmen, griff das Duo<br />
abermals zu. Unter dem Namen Werk X führen Harald Posch und Ali<br />
Abdullah als künstlerische und kaufmännische Leiter seither die beiden<br />
Häuser. Mit wunderbaren Künstlern bieten sie progressives Sprechtheater,<br />
das sich mit gesellschaftspolitisch relevanten Fragen unserer<br />
Zeit auseinandersetzt. Zahlreiche namhafte Theatermacher aus dem<br />
In- und Ausland konnten für Inszenierungen bereits gewonnen<br />
werden. Will man der Theaterkunst frischen Wind unter die Flügel<br />
legen, braucht es wohl <strong>Mensch</strong>en wie Harald Posch, die dafür auch die<br />
richtige Mischung aus Wille, Konsequenz und Mut mitbringen. Was<br />
dabei herauskommt, ist Brainfood statt herkömmlicher Theaterästhetik.<br />
Im Werk X wird man nicht bloß bespielt und mit eingetrichterten<br />
Wortsalven beschossen. Hier ist man ins Geschehen integriert und<br />
wird zum widerständigen Denken animiert. Friedrich Nietzsche schrieb<br />
dereinst: „Neue Wege entstehen, indem wir sie gehen“. Harald Posch ist<br />
neue Wege gegangen. Teils war der Weg steinig, teils gefährlich. Aber<br />
mutig und entschlossen war er allemal. Und erfolgreich. Überzeugen<br />
Sie sich selbst. Folgen Sie dem großen, gelben „X“ in <strong>Meidling</strong>.<br />
Harald Posch<br />
elfzwanzig - Werk X, Oswaldgasse<br />
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„Der <strong>Mensch</strong>heit letzte<br />
Weisheit kann nicht sein,<br />
wirtschaftliche Effi zienz und<br />
Gewinnmaximierung als<br />
absolute Kriterien zu sehen!“<br />
43
erlebnisreise<br />
Hier regiert die Wiener Viktoria. Mit dem Wiener Traditionsclub, der 1931<br />
gegründet wurde, hat der <strong>Bezirk</strong> auch sportlich ein wichtiges Wort in<br />
unserer Stadt mitzureden. Aktuell spielt die Kampfmannschaft des<br />
Vereins in der Oswaldgasse, die von Cheftrainer Anton Polster betreut<br />
wird, sehr erfolgreich in der vierthöchsten Liga Österreichs. Auch die<br />
Nachwuchsteams sowie eine Frauenmannschaft kämpfen regelmäßig<br />
um wichtige Punkte. Der Verein ist besonders für sein soziales Engagement<br />
bekannt. So bietet man Obdachlosen im Winter Notschlafplätze,<br />
beschäftigt sich aktiv mit Gewalt- und Suchtmittelprävention und<br />
bietet auch kostenlose Sozialberatung und Deutschkurse an.<br />
44
45
„Ich möchte<br />
Fußballprofi werden!“<br />
„Der Fußballplatz<br />
ist mein zweites<br />
Zuhause!“<br />
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generationsübergreifendekickerleidenschaft<br />
Das jüngste und das älteste Vereinsmitglied der Wiener Viktoria finden<br />
sich zum Fotoshooting am Fußballplatz ein und wir freuen uns auf<br />
Gespräche, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es ist der Fußball,<br />
der die beiden wie ein unsichtbares Band verbindet.<br />
Rudolf Bösau, der 1934 im Göttlichen Heiland in Hernals geboren<br />
wurde, war im Jahr 2010 – als der junge Mann an seiner Seite gerade<br />
erst das Licht der Welt erblickte – schon bereits seit über 20 Jahren<br />
in Pension. Während Raffael seinen Worten lauscht, führt uns Rudolf,<br />
gut vorbereitet, durch die Stationen seines aufregenden Lebens. Durch<br />
die Arbeit des Vaters, dessen Fähigkeiten 1938 als Spezialdreher in<br />
der deutschen Rüstungsindustrie gebraucht wurden, kam die Familie<br />
in diesen schwierigen Zeiten nach Berlin. Rudolf erinnert sich, dass<br />
er sich als kleiner Bub mit seinen Freunden nach Bombenangriffen in<br />
den Trümmern auf die Suche nach bunt-schimmernden Granatensplittern<br />
machte. Die Familie zog 1940 zurück nach Wien. Mit glänzenden<br />
Augen erzählt uns Rudolf, dass sein Vater noch kurz vor Kriegsende<br />
eingezogen wurde: „Es war Weihnachten 1943, ich war zehn Jahre alt.<br />
Mein Vater hatte schon seine Uniform an und wir spielten noch eine<br />
Partie Schach, bevor er für immer das Haus verließ.“ Rudolf sah seinen<br />
Vater nie wieder. Nach massiven Bombardierungen musste die Familie<br />
1944 abermals übersiedeln – diesmal nach Mašovice in Tschechien,<br />
dem Geburtsort von Rudolfs Großmutter. Kurz nach dem Einmarsch der<br />
russischen Truppen machten sie sich von dort zu Fuß wieder zurück auf<br />
den langen Weg in die Heimat. Erstmals in seinem Leben verbrachte er<br />
danach drei volle Jahre in einer Schulklasse, ehe er 1948 die Unterstufe<br />
im Gymnasium in der Erlgasse beendete. Da er Geld verdienen musste,<br />
begann er eine Lehre als Fernmeldemonteur bei der Post. Nach seiner<br />
Freisprechung zum Gesellen im Jahr 1953 folgten zahlreiche Dienstprüfungen.<br />
Rudolf schaffte es bis zum <strong>Bezirk</strong>sbauführer. In dieser Position<br />
war er für insgesamt 45 Mitarbeiter verantwortlich. Ständiger Begleiter<br />
in allen Phasen seines Lebens war natürlich der Fußball. Ähnlich wie<br />
Raffael, der heute in der U9 seines <strong>Meidling</strong>er Lieblingsvereines spielt,<br />
begann Rudolf bereits als kleiner Bub mit dem Kicken. Seine Karriere<br />
startete er im Nachwuchs bei Slovan in Favoriten, wo er es schon mit 18<br />
Jahren in die Kampfmannschaft schaffte. Über einen Postkollegen kam<br />
er 1954 zur Wiener Viktoria. Bis zu seinem 34. Lebensjahr spielte der<br />
quirlige Allrounder aktiv für den Club und blieb der Viktoria auch nach<br />
Beendigung seiner Karriere treu – erst als Juniorentrainer, später als<br />
Schriftführer und ab 1981 als Obmann. In seine Ära fiel unter anderem<br />
auch die historische Übersiedlung des Platzes in die Oswaldgasse.<br />
Durch eine großzügige Subvention der Stadt konnte der Verein 1996<br />
seine heutige Spielstätte beziehen. Rudolf war für die Koordination der<br />
Bauarbeiten und das Budget verantwortlich. „Meine größte Schwäche<br />
war das Aufstellen von Sponsoren“, gesteht uns Rudolf, der den Verein<br />
selbst jahrelang finanziell unterstützte. Privat ist der rüstige Pensionist<br />
seit 1956 ein unschlagbares Team mit seiner geliebten Ehefrau. Leider<br />
blieb den beiden ihr Kinderwunsch verwehrt und so suchten sie ihr<br />
Glück in der Ferne. Der Postsportverein brachte Rudolf und seine Frau<br />
rund um die Welt. Australien, Neuseeland, China, Kambodscha, Laos,<br />
Brasilien, Peru oder Argentinien – die Liste scheint unendlich zu sein<br />
und Rudolf freut sich noch auf viele kommende Reisen zu zweit. Wir<br />
fragen Raffael, ob auch Rudolf zu seinen Idolen zählt. Mit einem Lachen<br />
gesteht der U9-Kapitän, dass dies eher Spieler wie Ronaldo oder Messi<br />
sind. Der Nachwuchskicker, der auch bei jedem Heimspiel der Kampfmannschaft<br />
mit dabei ist, erzählt uns, dass sein Papa Gerhard auch sein<br />
Trainer ist. Später einmal möchte er Fußballprofi werden – was sonst?<br />
Wir wünschen den beiden rot-weißen Raben, die ihre Liebe zu diesem<br />
ehrwürdigen <strong>Meidling</strong>er Club vereint, alles Gute für ihre Zukunft.<br />
Raffael Riedmüller und Rudolf Bösau<br />
elfzwanzig - SC Wiener Viktoria, Oswaldgasse<br />
47
erlebnisreise<br />
Treten Sie näher. Treten Sie ein. Ob bodenständiger Beislgenuss, kulinarische Trickkiste oder internationale Entdeckerkost. Ein geschmacksfreudiger<br />
<strong>Meidling</strong>-Spaziergang für Hiesige, Kurzbesucher oder Durchreiser lohnt sich allemal. Und was darf´s für Sie heute sein?<br />
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50<br />
Iinnenansicht
„Und an seines Hauses Schwelle<br />
wird ein jeder festgebannt!“<br />
Theodor Storm<br />
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innenansicht<br />
Von <strong>Meidling</strong> ist die Rede. <strong>Meidling</strong> mit „L“.<br />
Über acht Millionen Quadratmeter groß und 97.624<br />
<strong>Mensch</strong>en schwer – das sind die Hardfacts dieses<br />
bunten und lebendigen Teils von Wien mit diesem<br />
ganz besonderen Zungenschlag. Gemeint<br />
ist natürlich das <strong>Meidling</strong>er „L“, das heute längst<br />
Markenzeichen und Kulturgut des <strong>Bezirk</strong>es ist.<br />
Seinen Ursprung hat es übrigens im 19. Jahrhundert,<br />
als viele <strong>Mensch</strong>en aus Böhmen und Mähren in<br />
unsere Stadt strömten, um in den großen Ziegeleien<br />
im Süden Wiens zu arbeiten und hier ihr Glück zu<br />
finden. Ein sprachlicher Mischmasch aus unterschiedlichen<br />
Akzenten führte nicht zuletzt auch<br />
zu unserem unverkennbaren, charmanten Wiener<br />
Dialekt. Ein Kulturschatz, der gerade in <strong>Meidling</strong> gut<br />
bewahrt wird. Hier, wo die Stadt ihre unterschiedlichen<br />
Gesichter zeigt und uns so viel Sehenswertes<br />
offenbart. <strong>Meidling</strong> ist geprägt von einem multikulturellen,<br />
leidenschaftlichen und dynamischen<br />
Miteinander. Willkommen in diesem großen Dorf.<br />
Voll Liebe, Lachen und Leidenschaft.<br />
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innenansicht<br />
15 6<br />
5<br />
13<br />
12<br />
10<br />
23<br />
<strong>Meidling</strong> ist der 12. Wiener Gemeindebezirk, liegt im Südwesten<br />
Wiens und wird aus den Katastralgemeinden Altmannsdorf,<br />
Gaudenzdorf, Hetzendorf und <strong>Meidling</strong> (Ober- und Untermeidling)<br />
sowie kleinen Teilen der Katastralgemeinden Atzgersdorf, Inzersdorf<br />
und Inzersdorf-Stadt gebildet. Eingebettet zwischen Grüner Berg<br />
und Wiental im Nordwesten sowie nördlich des Liesingtals und den<br />
Wienerberggründen im Südosten, grenzt <strong>Meidling</strong> im Uhrzeigersinn<br />
an die <strong>Bezirk</strong>e Hietzing (13), Rudolfsheim-Fünfhaus (15), Mariahilf (6),<br />
Margareten (5), Favoriten (10) und Liesing (23). In Wiental- und Gürtelnähe<br />
zeigen sich dicht verbaute Wohnviertel, während Altmannsdorf<br />
eine gemischte Baustruktur aus Wohn- und Industriebereichen sowie<br />
Kleingartensiedlungen aufweist und Hetzendorf – mit Schlosspark,<br />
Südwest Friedhof und kleinteiliger gemischter Wohnstruktur – als der<br />
grüne Teil <strong>Meidling</strong>s gilt. Durch die optimalen Anbindungen an West- und<br />
Südautobahn sowie den Bahnhof <strong>Meidling</strong> ist der <strong>Bezirk</strong> ein wichtiger<br />
Knotenpunkt für den öffentlichen und den Individualverkehr.<br />
55
liebenswertebezirksmutter<br />
Wir betreten das einladende Büro der <strong>Bezirk</strong>svorsteherin und fühlen<br />
uns ob der freundschaftlichen Begrüßung gleich pudelwohl. Grund<br />
dafür mag auch die Buntheit des Raumes sein, der ringsum mit<br />
farbenprächtigen Bildern strahlt und eine gewisse Kunstaffinität der<br />
hier arbeitenden Person vermuten lässt. Gabriele Votava, die „Chefin“,<br />
wie sie von ihrer treuen Assistentin liebevoll genannt wird, bestätigt<br />
uns ihren Hang zur Kunst und stellt uns jedes einzelne ihrer Bilder mit<br />
einer kurzen Anekdote vor. Pointiert verpackt sie die <strong>Mensch</strong>en hinter<br />
den Werken in ihre Geschichten und fesselt uns vom Start weg mit ihrer<br />
offenen und herzlichen Art. So muss eine <strong>Bezirk</strong>smutter sein, denken<br />
wir uns, und entscheiden uns spontan fürs lockere Plaudern und gegen<br />
die vorbereitete Fragenliste. Eine weise Entscheidung, denn so kommen<br />
wir in den Genuss interessanter Details zur Person Gabriele Votava und<br />
„ihres“ <strong>Bezirk</strong>es.<br />
Die <strong>Bezirk</strong>schefin wurde am 18. März 1956 geboren und wuchs<br />
in einem typischen Wiener Gemeindebau, dem Reismannhof am<br />
Fuchsenfeld, auf. Sie besuchte die Volksschule in der Malfattigasse und<br />
später das Gymnasium in der Erlgasse. An ihre Schulzeit denkt sie mit<br />
gemischten Gefühlen zurück. „In den 1960er-Jahren herrschte teilweise<br />
noch der alte und strenge Zeitgeist in der Erziehung junger <strong>Mensch</strong>en<br />
vor,“ erzählt uns die <strong>Bezirk</strong>svorsteherin und ergänzt, „Der Stil mancher<br />
Lehrer hat sich schon damals in keinster Weise mit meinem ausgeprägten<br />
Gerechtigkeitssinn vertragen.“<br />
Vermutlich waren derartige Erlebnisse – und wohl auch ein wenig der<br />
Geist Edmund Reismanns, des Namenspatrons ihres Wohnhauses und<br />
eines <strong>Mensch</strong>en, der sein Leben in den Dienste der sozialpolitischen<br />
Arbeiterbewegung stellte – auf gewisse Weise richtungsweisend für<br />
Gabriele Votavas Leben. Einen großen Anteil daran hatten aber ihre<br />
Eltern, die ihr Werte wie Aufgeschlossenheit, Toleranz, Liberalismus<br />
und Gerechtigkeitssinn schon in die Wiege legten. Werte, welche die<br />
junge Gabriele prägten und bis heute ihr Leben begleiten.<br />
Mitte der 1970er-Jahre trat sie der SPÖ bei und durchlief bis zu ihrem<br />
Amtsantritt als <strong>Meidling</strong>er <strong>Bezirk</strong>svorsteherin im Jahr 2003 viele<br />
interessante Stationen als Beamtin der Stadt Wien, unter anderem<br />
beim damaligen Vizebürgermeister Hans Mayr oder ab 1994 im<br />
Präsidialbüro von Bürgermeister Michael Häupl. Stets begeisterte sie<br />
die <strong>Meidling</strong>er <strong>Bezirk</strong>spolitik, in der sie sich seit 1975 mit Herz und<br />
Hirn engagiert. Seit damals ist viel passiert und nicht zuletzt dank ihrer<br />
Arbeit ist der dynamische <strong>Bezirk</strong> noch immer auf einem guten Weg.<br />
Gabriele Votava hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass dies ihre<br />
letzte Amtsperiode war. Bekannterweise soll man ja gehen, wenn es<br />
am schönsten ist – und schön ist <strong>Meidling</strong> nach all den Jahren ihres<br />
Wirkens allemal. „Ich bin froh, dass Wilfried Zankl, der mich schon seit<br />
2015 als Stellvertreter begleitet, nun meine Nachfolge antritt“, gibt<br />
uns die eloquente Powerfrau noch auf unseren Weg mit. Und so bleibt<br />
allen, die diesen <strong>Bezirk</strong> bewohnen, hier arbeiten und schaffen oder<br />
ihn auf ihre eigene Art lieben und schätzen, ganz einfach Danke zu<br />
sagen. Danke für ein Leben im Dienste des Zwölften und danke für den<br />
Feinschliff dieses – für unsere großartige Stadt so wichtigen – Mosaiksteines<br />
<strong>Meidling</strong>.<br />
Gabriele Votava<br />
elfzwanzig - Schönbrunner Straße<br />
56
„Wenn du ein Vaserl<br />
in dem Job bist,<br />
bist du falsch<br />
am Platz!“<br />
57
58<br />
„<strong>Meidling</strong> mit all seinen schönen, interessanten und<br />
herausfordernden Seiten fi nde ich spannend und reizvoll!“
politikerfahrenermeidlingboss<br />
Wilfried Zankl ist alles andere als ein Newcomer. Er hat die Geschicke<br />
des Zwölften über viele Jahre mitgelenkt und weiß sich am Parkett der<br />
Kommunalpolitik bestens zu bewegen. Die Karriere des 1976 in Wien<br />
geborenen und an der HTBLA Wien X ausgebildeten Ingenieurs für<br />
Maschinenbau und Gießereitechnik beginnt bereits 2002. Als Vorsitzender<br />
der Jungen Generation der SPÖ-<strong>Meidling</strong> schnuppert er erste Politluft.<br />
Und die schmeckt ihm gar nicht schlecht. Weitere Stationen folgen<br />
in der Verkehrskommission sowie dem Bauausschuss der <strong>Meidling</strong>er<br />
<strong>Bezirk</strong>svertretung, wobei sein Bestreben seit jeher auf die Bedürfnisse<br />
der <strong>Mensch</strong>en ausgerichtet ist. Er ist einer, der zuhört. Jemand, der auf<br />
die <strong>Mensch</strong>en zugeht, sich Gedanken macht und Lösungen sucht. Die<br />
Einbindung der Bürger in Gestaltungsprozesse innerhalb des <strong>Bezirk</strong>es<br />
ist ihm wichtig: „Ich bin einer, der rausgeht und mit den Leuten redet“,<br />
bestätigt uns der <strong>Bezirk</strong>svorsteher, der Freund von kurzfristigen und<br />
unbürokratischen Handlungen ist. „Die <strong>Bezirk</strong>spolitik erlaubt es, bereits<br />
mit kleinen Maßnahmen etwas für die Lebensqualität im engsten<br />
Wohnumfeld zu machen“, ist Wilfried Zankl überzeugt.<br />
Der Ehemann und Vater von Zwillingen stammt aus einer Politikerfamilie<br />
mit viel Erfahrung auf <strong>Bezirk</strong>sebene. Sein politisches Grundverständnis<br />
für ein Engagement im lokalen Umfeld hat er also schon von klein<br />
auf mitbekommen. Nichts freut ihn daher mehr, als die <strong>Meidling</strong>erinnen<br />
und <strong>Meidling</strong>er nun als <strong>Bezirk</strong>svorsteher begleiten zu können.<br />
„Ich nehme diese Herausforderung gerne an“, meint der neue <strong>Bezirk</strong>schef<br />
und bezeichnet seinen Job als das beste für ihn vorstellbare,<br />
politische Amt. Durch seine Tätigkeit als stellvertretender Leiter des<br />
bautechnischen Labors der MA 39 war Wilfried Zankl viel unterwegs.<br />
Seine Dienstreisen führten ihn bis nach Indien und China, wo die<br />
Expertise des Technikers mit Spezialwissen im Bereich metallischer<br />
Bauprodukte gefragt war. Seine Eindrücke rund um die Arbeits- und<br />
Lebenswelten in verschiedenen Ländern der Welt haben ihn geprägt.<br />
Genauso wie seine Rolle als Familienvater. Die gemeinsame Freizeit<br />
verbringt Wilfried Zankl mit seiner Frau und seinen bald schulpflichtigen<br />
Kindern unter anderem im Tiergarten oder auf den Spielplätzen<br />
in ihrer Umgebung. Außerdem verwöhnt er seine Familie gerne mit<br />
seinen Kochkünsten. Seine Liebe zu den etwas schärferen, asiatischen<br />
Geschmäckern muss er derzeit etwas hintanhalten und die Zankl-Küche<br />
ein wenig kindgerechter gestalten. Auch hier schaut er darauf, dass alle<br />
bekommen, was ihnen schmeckt.<br />
Wilfried Zankl steht mitten im Leben. Seit Anfang April 2019 ist er nun<br />
also <strong>Bezirk</strong>svorsteher dieses aufregenden, vielseitigen und bunten Teils<br />
unserer großartigen Stadt. Gerne möchte er die erfolgreiche Arbeit<br />
seiner Vorgängerin weiterführen. „Wien ist auf dem Weg zu einer<br />
echten Metropole“, meint er und ist guten Mutes, dass <strong>Meidling</strong> seinen<br />
wichtigen Teil dazu beitragen wird.<br />
Ing. Wilfried Zankl<br />
elfzwanzig - Schönbrunner Straße<br />
59
innenansicht<br />
Mit knapp 500 Hektar beträgt die Fläche an gemischter Baustruktur<br />
in <strong>Meidling</strong> fast 60 Prozent der gesamten <strong>Bezirk</strong>sfläche. Künstlerische<br />
Fassaden aus dem 19. Jahrhundert spiegeln sich in den Glasportalen<br />
moderner Architektur. Gründerzeithäuser stehen neben neuzeitlichen<br />
Objekten. Von gesamt 6.958 Gebäuden im <strong>Bezirk</strong> sind 6.047 dem<br />
Wohnen gewidmet. 1.551 Häuser wurden vor 1919 errichtet, während<br />
etwa 800 Wohngebäude nach 1991 entstanden. 2.761 aller Objekte<br />
sind kleinstrukturierte Bauten mit nur ein bis zwei Wohneinheiten.<br />
60
61
innenansicht<br />
Ab den 1920er-Jahren errichtete die Stadt<br />
Wien im Zuge des kommunalen Wohnbaus<br />
hunderte Gemeindebauten in ganz Wien.<br />
In <strong>Meidling</strong> leben über 35.000 <strong>Mensch</strong>en in<br />
etwa 15.000 Gemeindewohnungen. Einige<br />
bekannte Gemeindebauten sind unter anderem<br />
die Wohnhausanlagen am Schöpfwerk<br />
und am Wienerberg oder etwa der Simony-,<br />
Haydn-, Reismann-, Liebknecht-, Indianeroder<br />
Fuchsenfeldhof.<br />
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grätzlschützendernebenerwerbsbauer<br />
Ein Blick in die Kriminalstatistik unserer Stadt zeigt, dass die Anzahl<br />
strafbarer Handlungen in den letzten Jahren rückläufig ist. Zahlreiche<br />
Maßnahmen, welche die Stadt in Zusammenarbeit mit der Polizei setzte,<br />
waren dafür entscheidend mitverantwortlich. So wurde es seitens<br />
der Bevölkerung sehr begrüßt, als man im Frühjahr 2017 die sogenannte<br />
Grätzlpolizei ins Leben rief und damit das subjektive Sicherheitsgefühl<br />
der Bürger deutlich erhöhen konnte. „Prävention beginnt bereits<br />
dann, wenn wir uns im <strong>Bezirk</strong> zeigen“, erzählt uns Reinhard Szakasits.<br />
„Die Leute fühlen sich einfach sicherer, wenn wir unsere Runden durch<br />
die Straßen und Gassen drehen, auf die <strong>Mensch</strong>en zugehen und ein offenes<br />
Ohr für ihre Anliegen und Vorschläge haben.“ Der Polizeibeamte,<br />
der 1974 im südburgenländischen Strem, nahe Güssing, geboren wurde,<br />
versieht seit über 18 Jahren seinen Dienst in der Polizeiinspektion<br />
Hufelandgasse. Die Funktion des Grätzlpolizisten gibt ihm heute mehr<br />
Zeit und Raum für Sondermaßnahmen wie Verkehrserziehung in den<br />
Volksschulen, Integrationsprojekte oder das Projekt Cyber Kids, das sich<br />
mit dem Umgang und den Gefahren der neuen Medien beschäftigt.<br />
„Die Sprechstunden in der <strong>Bezirk</strong>svorstehung oder das regelmäßig<br />
stattfindende Grätzl-Café auf der <strong>Meidling</strong>er Hauptstraße bringen uns<br />
noch intensiver mit den <strong>Mensch</strong>en in Kontakt“, ist Reinhard überzeugt.<br />
In diesen informellen Treffen sieht er die Chance, Probleme bereits im<br />
Ansatz zu erkennen und oft auch einfach und unbürokratisch zu lösen.<br />
Bis heute pendelt Reinhard nach seinen Diensten heim ins Burgenland.<br />
Als Nebenerwerbsbauer kümmert er sich dort gemeinsam mit seiner<br />
Frau, mit der er seit 20 Jahren glücklich verheiratet ist, und seinen Eltern<br />
um 15 Hektar Wiesen und Ackerland. Vorwiegend werden Weizen<br />
und Soja produziert. Mit viel Augenmerk und Rücksicht auf die Umwelt<br />
wird größtenteils auf Spritzmittel verzichtet. 2018 konnte eine Ernte<br />
mit etwa 2.800 Kilogramm Fruchtertrag pro Hektar erzielt werden.<br />
Außerdem kümmert sich der gelernte Tischler noch um drei Hektar<br />
Wald, die er mit Geschick und Sachverstand pflegt. „Die Arbeit im Betrieb<br />
zu Hause ist ein wichtiger Ausgleich zu meinem Beruf“, bestätigt<br />
uns Reinhard, der hier das gemeinsame Erlebnis mit seiner Frau und<br />
Familie schätzt. Da einige Familienmitglieder im Ausland leben, trifft<br />
sich die Großfamilie regelmäßig zu besonderen Anlässen. „Da kommen<br />
dann schon mal bis zu 40 Personen zusammen und feiern Midsommar<br />
in Schweden oder eine große Hochzeit in Kalifornien.“ Reinhard liebt<br />
diese Zusammenkünfte und das Entdecken neuer Gegenden.<br />
Der Gruppeninspektor bezeichnet sich selbst gerne als „Fels in der<br />
Brandung“. Im Laufe der Zeit hat er gelernt, nicht alles so ernst zu nehmen<br />
und eine gewisse Gelassenheit an den Tag zu legen. „Die Hektik<br />
überrollt mich nicht“, lächelt Reinhard bei unserer Verabschiedung und<br />
wir spüren tatsächlich diese Ruhe, die der sympathische und kommunikative<br />
Grätzlpolizist ausstrahlt.<br />
Reinhard Szakasits<br />
elfzwanzig - Hufelandgasse<br />
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„Innehalten,<br />
durchatmen und dann<br />
eine Entscheidung<br />
treffen!“<br />
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lesebegeistertefriedhofschefin<br />
Der Tod ist für sie etwas Alltägliches. Schon ihr Vater war bei der Bestattung<br />
Wien beschäftigt und so war das Sterben immer schon etwas<br />
ganz Normales für Cornelia Lacina. Natürlich wusste die 1972 geborene<br />
Wienerin damals noch nicht, dass auch sie einmal in dieser „Branche“<br />
Karriere machen würde.<br />
Seit 2004 ist die Absolventin der HBLA am Wiedner Gürtel bei der<br />
Friedhofsverwaltung Wien tätig. Heute ist Cornelia die Chefin von<br />
drei der vier Friedhöfe im Zwölften. Gemeinsam mit „einem tollen<br />
und engagierten Team“, wie sie betont, betreut Cornelia den Südwestfriedhof,<br />
den Friedhof <strong>Meidling</strong> und den kleinen Ortsfriedhof in<br />
Altmannsdorf. Der kleine Friedhof in Hetzendorf befindet sich in den<br />
fachmännischen Händen der Kollegen aus Hietzing. Als Hüterin von<br />
über 40.000 Grabstellen auf einer Gesamtfläche von mehr als 250.000<br />
Quadratmetern beginnt die Friedhofschefin ihr Tagwerk bereits um<br />
6.45 Uhr in der Früh. „Das ist die beste Zeit für meine Post, um E-Mails<br />
zu beantworten oder mich um Personalangelegenheiten zu kümmern“,<br />
erfahren wir und erhalten einen kurzen Überblick über ihre weiteren<br />
Tätigkeiten. Von der terminlichen Koordination der Beerdigungen über<br />
die Sicherheitsüberprüfungen von Grabsteinen, Fundamenten oder<br />
Platten bis hin zur Organisation von Pflege- und Wartungsarbeiten an<br />
Objekten, Gehwegen und des Baumbestandes, steht täglich ein sehr<br />
umfangreiches Programm auf ihrer To-Do-Liste.<br />
In ihrer Freizeit liest die sympathische Friedhofsleiterin für ihr Leben<br />
gerne. „Ausschließlich englische Bücher“, berichtet Cornelia, deren<br />
Sprachentalent ihr neben Englisch auch zu Kommunikationsfähigkeiten<br />
in Französisch, Spanisch, Portugiesisch und sogar etwas Flämisch<br />
verholfen hat. Die Liebe zum Lesen hat sie bereits im Kindergarten<br />
entdeckt, und bis heute vergeht kein Tag, an dem die Mutter zweier<br />
erwachsener Söhne nicht ein Buch oder ihren Kindle in Händen hält.<br />
Während ihrer Karenzzeiten griff Cornelia auch selbst zum Stift und<br />
begann damit, die vielen Geschichten in ihrem Kopf festzuhalten. Beim<br />
Schreiben fand sie immer Ruhe und Ausgleich. Heute liegen etwa zehn<br />
fertige Manuskripte auf ihrer Festplatte und lauern auf ihre Chance,<br />
vielleicht einmal den Weg in die Buchregale zu finden.<br />
Gemeinsam mit ihrem Ehemann geht Cornelia gerne auf Reisen. Ob<br />
Natur oder große Städte – die beiden Entdecker haben schon Einiges<br />
gesehen und noch viele tolle Ecken auf unserer Welt auf ihrem Plan.<br />
Außerdem möchte Cornelia für ihr Leben gerne Querflöte spielen<br />
lernen. „Der warme, weiche Klang spricht mich besonders an“, meint<br />
sie und ergänzt, dass sie bereits als Kind klassischen Gesangsunterricht<br />
erhielt und im Kinderchor des Konservatoriums der Stadt Wien sang.<br />
Gemeinsam verlassen wir das Verwaltungsbüro am Südwestfriedhof<br />
und suchen uns ein nettes Plätzchen zum Fotografieren. Auf unserem<br />
Weg umfängt uns diese einzigartige, beruhigende, nicht wirklich<br />
beschreibbare Stimmung, die von diesem ruhigen Ort ausgeht und es<br />
fällt uns ein Satz von Albert Schweitzer ein, der einmal gesagt hat:<br />
„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir<br />
hinterlassen, wenn wir gehen.“<br />
Cornelia Lacina<br />
elfzwanzig - Wundtgasse<br />
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„Man schätzt das<br />
Leben mehr, wenn<br />
man immer den<br />
Tod vor Augen<br />
hat!“<br />
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innenansicht<br />
Ob Marillenalm am Grünen Berg, Stadtwildnis und Haydnpark in Gürtelnähe<br />
oder Wilhelmsdorfer-, Vivenot-, Steinbauer- und Miep-Gies-Park<br />
im Herzen des <strong>Bezirk</strong>es – wie kleine Oasen erscheinen die städtischen<br />
Parkanlagen mit ihren fast 2.000 Bäumen, 1.000 Parkbänken sowie<br />
unterschiedlichen Freizeitangeboten. Von Gaudenzdorf bis Hetzendorf<br />
und vom Tivoli bis zum Schöpfwerk finden sich eine Vielzahl an Spiel-,<br />
Sport- und Erholungsmöglichkeiten im Freien. Die gesamte Grünfläche<br />
im <strong>Bezirk</strong> beträgt 111 Hektar, was etwa der Größe von 200 Fußballfeldern<br />
entspricht. In den insgesamt neun Kleingartenanlagen gibt es<br />
aktuell an die 1.300 Schrebergartenparzellen. Den fast 2.500 <strong>Meidling</strong>er<br />
Hunden stehen im <strong>Bezirk</strong> insgesamt 13 Spiel- und Gassizonen mit einer<br />
Fläche von über 25.000 Quadratmetern zur Verfügung.<br />
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72<br />
Ddiensträume
„Die größte Ehre,<br />
die man einem <strong>Mensch</strong>en antun kann,<br />
ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat!“<br />
Matthias Claudius<br />
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diensträume<br />
„Ein Beruf ist das Rückgrat des Lebens“,<br />
bemerkte einst Friedrich Nietzsche so treffend.<br />
Weise Worte – bestimmt und beeinflusst doch die<br />
Wahl unseres Berufes einen Großteil unseres<br />
Lebens. Wer etwas leistet, kann sich auch etwas<br />
leisten und darf auch zurecht stolz auf sich sein.<br />
Wie kaum ein zweiter <strong>Bezirk</strong> bietet <strong>Meidling</strong> hierfür<br />
eine breite Palette an Möglichkeiten und nahezu<br />
alles, was die Berufswelt zu bieten hat: Forschung,<br />
Produktion, Handwerk, HighTech, Verkauf, Medizin,<br />
Service, Unterhaltung, Kunst, Kultur und Genuss –<br />
die Picknickdecke ist reichlich bestückt.<br />
Die Fortführung Nietzsches Gedanken sollte dann<br />
wohl lauten, dass die Summe aller Berufe das<br />
Rückgrat allen Lebens sein müsste – sprich einer<br />
funktionierenden Gesellschaft und einer gesunden<br />
Volkswirtschaft. Klingt schlüssig.<br />
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75
76
diensträume<br />
In <strong>Meidling</strong> sorgen 5.383 Unternehmen mit einem Angebot von<br />
6.166 Arbeitsstätten für ein breites und vielfältiges Jobangebot. Vom<br />
Produktions- und Industriebetrieb über eine Vielzahl an Groß- und<br />
Einzelhändlern, Gewerbe- und Handwerksbetrieben, Kulturstätten,<br />
unzähligen Dienstleistern, Gesundheitseinrichtungen, Öffentlichen<br />
Dienststellen bis hin zu einem variantenreichen Mix an Gastronomie-<br />
und Freizeitbetrieben reicht hier das Spektrum. Laut statistischem<br />
Jahrbuch der Stadt Wien aus dem Jahr 2018 wurden im Zwölften<br />
41.347 Erwerbstätige gezählt. Im UKH <strong>Meidling</strong> sind über 500 Personen<br />
beschäftigt und im Geschäftsherz des <strong>Bezirk</strong>es, dem Euro Plaza,<br />
arbeiten mehr als 10.000 <strong>Mensch</strong>en. Die gute Erreichbareit mit den<br />
Öffis macht <strong>Meidling</strong> zu einem attraktiven Arbeitsbezirk.<br />
Die Bilder entstanden beim KSV1870, bei Kapsch, Boehringer Ingelheim, im AUVA-Rehabilitationszentrum <strong>Meidling</strong> sowie bei Microsoft Österreich.<br />
77
verhandlungssichererfamilienmensch<br />
Was soll 1870 schon los gewesen sein? Na gut, Charles Dickens wurde<br />
geboren – das sollte man vielleicht erwähnen. Und Lenin, ja. Und in<br />
New York wurde mit dem Bau der Brooklyn Bridge begonnen, während<br />
ein Mann namens Siegfried Marcus mit einem benzingetriebenen<br />
Handwagen erstmals durch Wiens Straßen tuckerte. Vielleicht nicht<br />
unwichtig, dass auch die Deutsche Bank in diesem Jahr gegründet<br />
wurde. Alles in allem also durchaus legitime Meilensteine, die es wert<br />
sind, in einem Atemzug mit der Gründung des „Creditorenverein zum<br />
Schutz der Forderungen bei Insolvenzen“ in der Wiener Gonzagagasse<br />
genannt zu werden. Und man stelle sich vor: Da fanden sich damals<br />
doch tatsächlich <strong>Mensch</strong>en zusammen, denen die Rechte von Gläubigern<br />
wichtig waren. Heute ist der Gläubigerschutzgedanke aktueller als<br />
je zuvor. Der Verband betreut mehr als 24.000 Mitglieder und gilt als<br />
führende Wirtschaftsplattform im Risikomanagement.<br />
Wir möchten mehr über diese Organisation wissen, deren Zentrale jetzt<br />
in <strong>Meidling</strong> zu Hause ist und die mit allen Standorten österreichweit<br />
aktuell über 370 <strong>Mensch</strong>en beschäftigt. Die Leiterin der Abteilung<br />
Privatinsolvenzen empfängt uns in einem modernen, mehrstöckigen<br />
Bürohaus. Von ihr erfahren wir, dass sie die interessante und bewegte<br />
Geschichte des „Kreditschutzverband von 1870“ – wie der Dienstleister<br />
heute heißt – seit mehr als 20 Jahren begleitet. Renate Zemann wurde<br />
1976 in Wien geboren und schon in der Schule fasste sie den Entschluss,<br />
Bankerin zu werden. Sie absolvierte eine Lehre zur Bankkauffrau und<br />
heuerte bei der Erste Bank-Filiale in der Löwengasse an. „Ich habe<br />
immer schon den direkten Kontakt zu den <strong>Mensch</strong>en geliebt“, erzählt<br />
uns Renate, die sich spätestens mit Beginn des einsetzenden Selbstbedienungsboomes<br />
bei den Banken auf die Suche nach einer neuen<br />
beruflichen Herausforderung begab. 1997 wurde sie in der Abteilung<br />
Firmeninsolvenzen beim KSV1870 fündig. Als sogenannte Redakteurin<br />
war sie mit wichtigen Recherche- und Dokumentationsarbeiten<br />
beschäftigt. Jeder Fall war eine neue spannende Geschichte für Renate.<br />
Kein Akt war wie der andere. Abwechslung pur. Heute ist Renate Chefin<br />
von 15 Mitarbeitern und ihr Herz gehört dem Insolvenzrecht und ihren<br />
Kunden. „Die Besonderheit in diesem Job ist, dass man Anwaltstätigkeiten<br />
erledigt, ohne zwingend Anwalt sein zu müssen“, so Renate. Obwohl<br />
sie ihren Beruf mit Weitblick und Ruhe ausübt, sieht sie sich eher<br />
als ungeduldigen <strong>Mensch</strong>en. „Lieber Gott schenke mir Geduld, sofort!“,<br />
beschreibt sie sich selbst mit einem Augenzwinkern. In ihrer Freizeit,<br />
die sie vorwiegend mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn verbringt,<br />
schöpft sie Kraft und Energie für ihren oftmals stressigen Alltag. Vor<br />
kurzem hat sich die junge Familie den Traum vom eigenen Haus mit<br />
kleinem Garten in Maria Lanzendorf erfüllt. Beim Unkrautzupfen und<br />
Blumenpflanzen kann sie ebenso entspannen wie beim Spinning im<br />
Fitness-Studio. Einer ihrer Träume ist eine ausgedehnte Amerikareise<br />
mit ihren Lieben. „Da warten wir aber noch bis unser Sohn größer<br />
ist“, strahlt uns das sympathische Energiebündel an. Und da fällt uns<br />
wieder der große Charles Dickens ein, der einst so treffend formulierte:<br />
„Nichts in der Welt wirkt so ansteckend wie Lachen und gute Laune.“<br />
Renate Zemann<br />
elfzwanzig - Wagenseilgasse<br />
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„Ich versuche jeden Tag<br />
zufrieden schlafen zu gehen!“<br />
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diensträume<br />
Von der Feuerwache Altmannsdorf bis zum Pfarrkindergarten Hetzendorf – der Zwölfte zeigt auch in puncto Diensträume seine vielen Gesichter.<br />
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82<br />
„Wir leben unsere Widersprüche.<br />
Bekenntnis und innere Haltung<br />
liegen oft weit auseinander!“
amtserfahrenephilosophiepraktikerin<br />
Die Zugfahrt von Leobersdorf nach Wien dauert im Schnitt etwa 25<br />
Minuten. Gleiches natürlich in entgegengesetzter Richtung. Diese Zeit<br />
gehört ihr. Hier stört kein Telefon, kein Meeting oder anderes aus<br />
ihrem Amtsalltag. Hier wird gelesen. „Vornehmlich Philosophisches“,<br />
erfahren wir und aktuell schmökert unser heutiger Gesprächsgast in<br />
Schopenhauers „Aphorismen zur Lebensweisheit“. Erstaunt darüber,<br />
was eine Gemeindebedienstete im Öffentlichen Dienst an derart hochgeistigem<br />
Denkwerk begeistert, fragen wir neugierig nach.<br />
Marianne Gamsjäger, die 1982 im <strong>Bezirk</strong> Lilienfeld zur Welt kam,<br />
nimmt uns mit auf die wichtigsten Stationen ihres Lebens. In St. Aegyd<br />
am Neuwalde verbrachte Marianne ihre frühe Kindheit, ehe sie im<br />
Alter von sieben Jahren mit ihrem Vater nach Wien übersiedelt. Nach<br />
der Unterstufe verschlägt es die seit jeher an Technik interessierte<br />
junge Dame an eine HTL für Automatisierungstechnik, wo sie 2000<br />
erfolgreich maturiert. Weil sie sich im zarten Alter von 19 Jahren<br />
bereits „Antworten auf die wichtigen Fragen unseres Daseins“ erhofft,<br />
beginnt sie interessehalber ein Magisterstudium der Philosophie an der<br />
Universität Wien. Nach ihrem Abschluss 2008 stellte sie sich die Frage,<br />
welche berufliche Richtung man wohl als frischgebackene Philosophin<br />
einschlagen sollte. Die rettende Antwort war rasch in ihrer technischen<br />
Grundausbildung gefunden und Marianne begann in der Servicestelle<br />
eines großen Elektroeinzelhändlers. „Ich habe kaputte Geräte entgegengenommen<br />
und weitergeschickt“, denkt sie mit leichtem Unbehagen an<br />
diese eher unspektakuläre Berufserfahrung zurück. Nach einem kurzen<br />
Intermezzo am Helpdesk eines Internetproviders folgte 2010 eine gute<br />
Nachricht. Ihre Bewerbung bei der Magistratsabteilung 46, Verkehrsorganisation<br />
und technische Verkehrsangelegenheiten, hatte Erfolg und<br />
Marianne startete ihre Karriere als <strong>Bezirk</strong>sreferentin im Dienste der<br />
Stadt Wien. „Mein Job ist abwechslungsreich und vielseitig“, freut sich<br />
Marianne, die glücklicherweise auch viel Zeit im Außendienst verbringt.<br />
Als Teamleiterin ist sie heute gemeinsam mit ihrer Mannschaft<br />
für sicherheitstechnische Angelegenheiten rund um öffentliche oder<br />
private Bauvorhaben verantwortlich. „Wir kümmern uns darum, dass<br />
Fußgänger, Auto- und Fahrradfahrer sicher und zügig an Baustellen<br />
vorbeikommen“.<br />
Ihre Freizeit verbringt die Magistratsangestellte vorwiegend gemeinsam<br />
mit ihrem Ehemann. So findet man die beiden Sportbegeisterten<br />
gerne beim Ski- oder Rennradfahren. Anlässlich ihrer Hochzeitsreise<br />
fuhren die beiden sogar die berühmte Sellaronda mit – eine 58 km lange,<br />
landschaftlich imposante und äußerst kräfteraubende Radtour über<br />
ein Hochplateau in den Südtiroler Dolomiten.<br />
Mariannes insgeheime Liebe gilt jedoch nach wie vor der Philosophie.<br />
Vor kurzem schloss sie ein postgraduales Studium zum Thema „Philosphische<br />
Praxis“ ab. „Für mich war das ein echt genialer Lehrgang“, ist<br />
Marianne immer noch begeistert. „Es geht darum, die Philosophie aus<br />
ihrem Elfenbeinturm herauszuholen und für die Gesellschaft verständlich<br />
zu machen.“ Als akademisch-philosophische Praktikerin möchte<br />
sich Marianne künftig verstärkt diesem Thema widmen und <strong>Mensch</strong>en<br />
in Einzel- und Gruppengesprächen zum philosophischen Diskurs bitten.<br />
Dabei sind die Gespräche „als ein offener Prozess ohne Zielsetzung<br />
oder therapeutischen Background zu verstehen“. Marianne möchte<br />
<strong>Mensch</strong>en zum eigenständigen Denken animieren. Ein ambitioniertes<br />
Vorhaben, das uns gut gefällt. Überhaupt begeistert uns die geradlinige,<br />
zielsichere und konsequente Art dieser vielseitigen Frau, die genau<br />
weiß, was sie will. Wie sehr passt hier abschließend noch folgende<br />
Weisheit Schopenhauers: „Hingegen hat jeder gewisse angeborene konkrete<br />
Grundsätze, die ihm in Blut und Saft stecken, indem sie das Resultat<br />
all seines Denkens, Fühlens und Wollens sind“.<br />
Ing. in Mag. a Marianne Gamsjäger<br />
elfzwanzig - Niederhofstraße<br />
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waldkundigermuseumsleiter<br />
Reinhard Indrak erblickte 1961 in der Wiener Semmelweisklinik das<br />
Licht der Welt. Obwohl er mit seinen Eltern und drei Geschwistern in<br />
eher bescheidenen Verhältnissen in einem Strebersdorfer Gemeindebau<br />
aufwächst, fehlte es ihm an nichts: „Unsere Kindheit war aufregend<br />
und cool. Wir hatten nicht viel, aber es war wunderschön“, schildert uns<br />
Reinhard, der sich noch lebhaft an abenteuerliche Fußballspiele mit<br />
Bergschuhen in einem nahegelegenen Stoppelfeld erinnert oder auch<br />
an die eine oder andere gefährliche Erdbrockenschlacht.<br />
Nach der Schule begann Reinhard 1976 eine Lehre zum Bürokaufmann<br />
im Wiener Rathaus. Seine damalige Dienststelle war die Magistratsabteilung<br />
32 - Haustechnik, deren Kompetenzen 2003 von der MA 34 übernommen<br />
wurden und die in erster Linie für die städtischen Anlagen der<br />
Energieversorgung zuständig war. Zum damaligen Zeitpunkt wusste<br />
wohl noch niemand, dass aus diesem Tätigkeitsfeld mehr als drei Jahrzehnte<br />
nach Reinhards Eintritt bei der Gemeinde Wien ein kulturelles<br />
Highlight in <strong>Meidling</strong> entstehen sollte. Als die Stadt Wien Ende der<br />
1970er-Jahre begann, von Kohle und Öl auf Gas und Fernwärme umzustellen,<br />
blieben jede Menge alte Kessel und Öfen übrig. Jene Stücke, die<br />
vor der Entsorgung gerettet werden konnten, wurden in einem kleinen<br />
Kellerraum der Berufsschule Längenfeldgasse abgestellt. Was 1984 als<br />
Schaudepot auf einer Fläche von 150 Quadratmetern begonnen hatte,<br />
ist heute das einzige derartige Museum weltweit, das sich mit dem<br />
Thema Heizen in dieser Bandbreite beschäftigt. Auf 2.000 Quadratmetern<br />
Ausstellungsfläche werden dem interessierten Publikum aktuell<br />
etwa 500 Exponate gezeigt. „Im Schnitt haben wir pro Jahr zwischen<br />
4.000 und 5.000 Besucherinnen und Besucher“, ist Reinhard stolz, der<br />
von der Geburtsstunde des Museums an mit dabei war und dieses nun<br />
seit 2009 leitet. „Ich werde von einem Kollegen und einer Kassakraft<br />
unterstützt, im Prinzip agiere ich aber quasi als One Man Show“, lacht<br />
der Hüter dieser im wahrsten Sinne „herzerwärmenden“ Sammlung.<br />
Privat ist der gesellige Magistratsbeamte seit über 25 Jahren verheiratet<br />
und lebt mit seiner Frau im niederösterreichischen Ebreichsdorf.<br />
Gemeinsam erfüllte sich das Paar 2001 einen sehnlichen Traum und<br />
erwarb einen Langstreckhof im Südburgenland. In liebevoller, jahrelanger<br />
Arbeit waren die Renovierungsarbeiten 2013 endlich abgeschlossen.<br />
„Für mich ist dieser Ort das Gegenstück zur Stadt – hier kann<br />
ich richtig entschleunigen“, meint Reinhard, der es liebt, auf seinem<br />
großen Grundstück zu garteln. Die Ruhe in einem angrenzenden Wald<br />
ist von unschätzbarem Wert für ihn. Beim Holzarbeiten genießt er dort<br />
diese besondere Atmosphäre und ist überzeugt, dass der Wald für den<br />
<strong>Mensch</strong>en eine ganz intensive Energiequelle ist. Für den fröhlichen<br />
Museumsleiter sind aber ohnehin nur jene Dinge wirklich wichtig, die<br />
man sich nicht für alles Geld dieser Welt kaufen kann – wie „wahre<br />
Liebe und Gesundheit.“<br />
Reinhard Indrak<br />
elfzwanzig - Brennpunkt° - Museum der Heizkultur Wien, Malfattigasse<br />
84
„Ich kann mich über<br />
die kleinen Dinge<br />
im Leben freuen!“<br />
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86
diensträume<br />
Zugegeben, das Cockpit eines Polizeihubschraubers ist alles andere<br />
als ein klassischer Dienstraum. Aufregend und atemberaubend ist er<br />
allemal. Und dann gehören zur Flugpolizei des BMI, Abteilung II/7 am<br />
Eck Hohenberggasse/Ruckergasse auch noch die riesigen Betriebswerkstätten,<br />
die Dienstbüros der Beamten zur Erfüllung ihrer<br />
umfangreichen Aufgaben sowie das ressorteigene Schulzentrum zur<br />
Pilotenausbildung. Wann immer ein polizeilicher Einsatz ansteht, der<br />
Unterstützung aus der Luft benötigt, sind sie einsatzbereit. Rund um<br />
die Uhr. Sieben Tage die Woche. Bei Großveranstaltungen und zur Verkehrsüberwachung<br />
ziehen die blau-roten Helis hoch oben am Himmel<br />
ihre Kreise und versorgen ihre Kollegen am Boden mit wichtigen Informationen<br />
zum aktuellen Geschehen. Seit 1957 ist die Flugeinsatzstelle<br />
Wien am <strong>Meidling</strong>er Standort tätig. Viele tausend Einsätze wurden<br />
seither geflogen. Allesamt im Dienste und zum Schutz der Bevölkerung.<br />
Den Pilotinnen und Piloten wünschen wir weiterhin freie Sicht<br />
und gutes Flugwetter. In diesem Sinne: Glück ab – gut Land!<br />
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88<br />
„Mit dem Fliegen<br />
habe ich mir meinen<br />
Lebenstraum erfüllt.“
naturverbundeneflugpolizistin<br />
Als andere Mädchen noch mit Puppen spielten, begeisterte sie sich<br />
bereits für Flugzeuge und Hubschrauber. Und eigentlich gab es für<br />
sie auch nie einen wirklichen Plan B. Wozu auch? Die 1979 geborene<br />
Kremserin wusste bereits als Kind ganz genau, dass die Freiheit nur an<br />
einem Ort grenzenlos sein kann. Über den Wolken.<br />
Doch bevor sie dort oben anlangte, engagierte sich Regine Pichler<br />
anfangs noch im elterlichen Familienbetrieb in Grunddorf, ihrem 250<br />
Seelen großen Heimatort nahe Krems. Im Traditionshaus „Pichler<br />
Fest- & Modewelt“, welches seit über 100 Jahren sehr erfolgreich mit<br />
Braut- und Festmode begeistert, kümmerte sich die HAK-Absolventin<br />
um die Buchhaltung. Den Großteil ihrer Freizeit verbrachte sie aber<br />
natürlich auch damals schon in der Flugschule, wo sie 2004 ihre<br />
Ausbildung, für die sie fast 20.000 Euro aus eigener Tasche investierte,<br />
erfolgreich abschließen konnte. Mit dem Berufspilotenschein in der<br />
Tasche übersiedelte Regine mit Sack und Pack in die Polizeiakademie<br />
in der Marokkanergasse. Nach zweijähriger Polizeischule trat sie 2007<br />
ihren Dienst im Wachzimmer Tempelgasse im 2. <strong>Bezirk</strong> an. Knapp drei<br />
Jahre versah sie dort ihren Dienst, ehe sie sich dem Auswahlverfahren<br />
zur Aufnahme als Berufspilotin stellte und im Dezember 2009 in die<br />
Flugeinsatzstelle Wien <strong>Meidling</strong> übersiedelte. In ihrem Ausbildungslehrgang<br />
verfeinerte die junge Flugpolizistin in den darauffolgenden<br />
zwei Jahren ihre Fertigkeiten und darf sich seit Mitte 2011 offiziell<br />
„Berufspilotin beim Bundesministerium für Inneres“ nennen. Bis heute<br />
hat Regine etwa 1.600 Flugstunden in der Luft verbracht und hat jede<br />
einzelne davon genossen. „Ich liebe meinen vielseitigen Beruf, aber am<br />
liebsten bin ich in der Luft“, bestätigt uns die aktuell einzige Pilotin bei<br />
der Polizei in Österreich.<br />
<strong>Meidling</strong> bewundert sie zumeist aus der Vogelperspektive und ist begeistert<br />
von den vielen schönen Gebäuden und den großzügigen Grünflächen<br />
im <strong>Bezirk</strong>. In ihrer Freizeit zieht es Regine, die in Schwechat<br />
wohnt, in die Berge. Ob Dolomiten, Schneeberg oder Hohe Wand, auf<br />
den Gipfeln der Berge entdeckt sie ihre Ruheplätze und kann dort die<br />
vielen Eindrücke aus ihrem Job optimal verarbeiten.<br />
Neben dem Wandern und Bergsteigen findet man die sportlich<br />
vielseitige Polizistin auch noch beim Laufen, Radfahren, Tennisspielen<br />
oder im Winter beim Langlaufen. Musikalisch ist sie in der Rock- und<br />
Pop-Ecke zu finden oder lauscht auch gerne mal guten österreichischen<br />
Volks-Rock´n´Roll. Als rundum zufriedener <strong>Mensch</strong>, der sich mit dem<br />
Fliegen seinen absoluten Lebenstraum erfüllt hat, ist Regine heute<br />
nicht mehr großartig auf der Suche nach Neuem. Als Lebensmotto hat<br />
sie sich jenen Satz zurechtgelegt, mit dem wir unser Gespräch gerne<br />
beenden: „Man sollte jeden einzelnen Tag seines Lebens genießen und<br />
nicht auf den einen besonderen Moment warten, denn jeder Moment<br />
ist besonders, wenn man ihn dazu macht.“<br />
Regine Pichler<br />
elfzwanzig - Hohenbergstraße<br />
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sportbegeistertermarketingboss<br />
Als Bill Gates und Paul Allen 1975 mit der Entwicklung eines eigenen<br />
Betriebssystems begannen, wusste noch niemand, zu welch gigantischer<br />
Größe das Unternehmen einst aufsteigen würde. Heute arbeiten<br />
weltweit etwa 131.000 <strong>Mensch</strong>en für Microsoft und erzielen einen globalen<br />
Umsatz von über 100 Milliarden US-Dollar. Mit Cloud-Lösungen,<br />
künstlicher Intelligenz, Softwareentwicklung, Produktivitätslösungen<br />
für den Arbeitsplatz, PC Hardware (Surface) sowie Spielkonsolen (Xbox)<br />
ist Microsoft marktführend in vielen Bereichen der (IT-) Welt.<br />
Wir freuen uns auf das Tre ffen mit dem Marketingleiter von Microsoft<br />
Österreich, Christian „Xian“ Wenzl, der uns gleich durch die freundlichen<br />
und modern ausgestatteten Office-Räumlichkeiten führt. Ein Blick in<br />
die unterschiedlichen Open-Space Bereiche zeigt, dass hier Arbeiten<br />
in einem ansprechenden Umfeld und guter Atmosphäre ganz offensichtlich<br />
großgeschrieben wird. „Je nach Tätigkeit bietet sich bei uns<br />
ein unterschiedlicher Bereich an“, erzählt uns Xian, der die Flexibilität<br />
in puncto Arbeitszeit und Arbeitsplatz bei Microsoft schätzt. Seit 2007<br />
im Unternehmen beschäftigt, war er die ersten zehn Jahre als Marketingverantwortlicher<br />
für die Spielkonsole Xbox tätig, ehe er 2017 zum<br />
Leiter der Abteilung Commercial Marketing bestellt wurde. Mit seinem<br />
Marketingteam ist der engagierte Manager gut eingespielt. „Wir wollen<br />
unserer Marke und unseren Produkten ein Gesicht geben. Es ist wichtig,<br />
Emotionen zu vermitteln und zu zeigen, dass <strong>Mensch</strong>en hinter unseren<br />
Leistungen stecken“, ist Xian von der Arbeit seines Teams begeistert.<br />
1974 in Wien geboren, wuchs der Microsoft-Marketingchef in Währing<br />
auf und besuchte dort Volksschule und Gymnasium. Nach seinem<br />
Zivildienst folgte ein Studium der Politikwissenschaften und Geschichte<br />
an der Universität Wien. Für den, nach eigenen Worten, „stolzen<br />
Ehemann und Vater“ zweier Kinder steht Familie an erster Stelle. Als<br />
ambitionierter Hobbykoch verwöhnt er selbige mit allerlei Köstlichkeiten.<br />
„Wir sind Genussmenschen“, erfahren wir von Xian, der seine Frau<br />
gerne auch in die gehobene Gastronomie ausführt. Seinen Ausgleich<br />
zur Arbeit und „dem vielen Sitzen“ findet er unter anderem beim<br />
Laufen und Kajakfahren. Letzteres übrigens immer mit der gesamten<br />
Familie. Als Hobby-Gitarrist spielte Xian früher auch in der Microsoft-<br />
Haus-Band, die zu speziellen Anlässen der Belegschaft mit rockigen<br />
Coversongs einheizen durfte. In seiner Freizeit geht er gemeinsam mit<br />
Kollegen und Kolleginnen von Microsoft ehrenamtlich in Schulen, um<br />
Kids wertvolle Tipps zum sicheren Umgang mit dem Internet zu geben.<br />
Neben dem Schutz der Privatsphäre, der Passwortsicherung oder dem<br />
fairen Umgang miteinander, werden auch Themen wie Mobbying und<br />
Schutz des geistigen Eigentums behandelt. Heute ist der vielseitige<br />
Manager – der es liebt, am <strong>Meidling</strong>er Markt Obst, Gemüse und Brot<br />
einzukaufen oder dort mit seiner Frau und den Kindern in der Sonne<br />
gemütlich zu frühstücken – mit Leib und Seele <strong>Meidling</strong>er. „Meine Frau<br />
ist <strong>Meidling</strong>erin, meine Kinder sind <strong>Meidling</strong>er, mein Arbeitsplatz ist in<br />
<strong>Meidling</strong> – ich habe in <strong>Meidling</strong> meine Heimat gefunden.“<br />
Beim Blick nach vorne schießen ihm noch so viele lebensfrohe Wünsche<br />
und Pläne durch den Kopf: „Am Ende jedenfalls mit meiner Frau in das<br />
Haus am See ziehen und ein Leben führen wie es Peter Fox besingt –<br />
und das am liebsten in <strong>Meidling</strong>.“<br />
Mag. Christian "Xian" Wenzl<br />
elfzwanzig - Schwenkgasse<br />
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„Ich möchte jeden Tag<br />
den bestmöglichen Job machen -<br />
am liebsten mit einem<br />
Scherz auf den Lippen!“<br />
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diensträume<br />
Auf der einen Seite ist <strong>Meidling</strong> turbulent, lebendig, unglaublich urban<br />
und dynamisch. Auf der anderen Seite aber auch still und mancherorts<br />
fast ein ländliches Idyll, in dem Geschwindigkeit wenig Rolle spielt und<br />
sich Gemüt und Seele entspannt erholen können. Für viele Gläubige<br />
unterschiedlichster Konfessionen sind die vielen Kirchen im <strong>Bezirk</strong><br />
derartige Orte der Stille und Einkehr. Vom Gürtel bis zum Schöpfwerk<br />
finden sich zahlreiche Gebetshäuser mit so klingenden Namen wie<br />
„Königin des hochheiligen Rosenkranzes“, „St. Johannes Nepomuk“<br />
„Maria Lourdes“, „Gatterhölzl“, oder „Unbefleckte Empfängnis Mariens“.<br />
In der Dunklergasse befindet sich beispielsweise die Kirche „Heiliger<br />
Ivan Rilski“ der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche und „laut, fröhlich und<br />
leidenschaftlich“ feiert man in der christlichen Kirche „International<br />
Christian Fellowship“ in der Michael-Bernhard-Gasse, die sich zum Ziel<br />
gesetzt hat, „Kirche für die <strong>Mensch</strong>en dynamisch, lebensnah und zeitgemäß<br />
zu gestalten“. Sie sehen, auch in religiöser und spiritueller Hinsicht<br />
hat <strong>Meidling</strong> viel zu bieten und zu entdecken. Wussten Sie zum<br />
Beispiel, dass drei Gemälde des berühmten Wiener Malers Professor<br />
Ernst Fuchs direkt über dem Altar in der Hetzendorfer Kirche hängen?<br />
Oder, dass am heutigen Standort der Altmannsdorfer Kirche bereits im<br />
Jahr 1290 eine sogenannte „Oswaldkapelle“ erwähnt wurde?<br />
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diensträume<br />
„Ein paar Blumen hast du mir geschenkt, dass ich weiß, dass dein Herz<br />
an mich denkt“, diese Textzeile zu einem alten Wienerlied stammt aus<br />
der Feder des <strong>Meidling</strong>er Komponisten und Musikers Hans Weiner-<br />
Dillmann. Der im Jahr 1990 verstorbene Künstler wurde in einem<br />
Ehrengrab am Friedhof <strong>Meidling</strong> beerdigt. Heute besuchen jährlich<br />
tausende <strong>Mensch</strong>en die 18.000 Grabstellen auf <strong>Meidling</strong>s zweitgrößtem<br />
Friedhof und gedenken mit ihren Blumengrüßen den Verstorbenen.<br />
Im <strong>Bezirk</strong> selbst gibt es noch drei weitere Friedhöfe: den Friedhof<br />
Südwest, den Friedhof Altmannsdorf und den Friedhof Hetzendorf.<br />
Der Südwest ist mit über 25.000 Grabstellen der größte im <strong>Bezirk</strong>. Die<br />
beiden kleineren Friedhöfe in Hetzendorf und Altmannsdorf zählen<br />
gemeinsam etwa 1.700 Gräber. Die Mitarbeiter der Friedhöfe Wien sind<br />
ganzjährig im Einsatz und kümmern sich professionell um die Pflege und<br />
Instandhaltung der Anlagen. Ein ruhiger Dienstort unter freiem Himmel.<br />
95
96Llehrwerkstatt
„Ein rechter Meister zieht keine Schüler,<br />
sondern eben wiederum Meister!“<br />
Robert Schumann<br />
97
98
lehrwerkstatt<br />
Nicht für die Schule lernen wir...<br />
Schon 500 Jahre vor Christus wusste der Philosoph<br />
Heraklit: „Bildung ist nicht das Befüllen von Fässern,<br />
sondern das Entzünden von Flammen.“ Ein guter<br />
Lehrer hat die Fähigkeit, Flammen zu entzünden,<br />
sein Publikum zu begeistern und zum Staunen zu<br />
verführen. Den Geschmack an Sprachen, Natur- und<br />
Geisteswissenschaften, Handwerk, Kunst, Kultur,<br />
Sport oder Musik zu wecken, muss der Auftrag sein.<br />
Begabungen zu erkennen, Neigungen zu fördern<br />
und Talente zu begleiten.<br />
Die Bildungsmöglichkeiten in <strong>Meidling</strong> sind breit<br />
gefächert und öffnen ihre Angebotsmappen für<br />
<strong>Mensch</strong>en aller Zielgruppen und jeden Alters – vom<br />
Krippenkind bis zum Modedesigner, vom Musikschüler<br />
bis zum Fleischerlehrling, vom Tanzschüler<br />
bis zum Kreativmaler. Lassen Sie sich Ihre Flamme<br />
entzünden – schließlich lernen wir für´s Leben!<br />
99
tierliebendelehrlingsbetreuerin<br />
Wussten Sie eigentlich, dass Kapsch in die Ausbildung jedes einzelnen<br />
Lehrlings etwa EUR 80.000 investiert? Ein Betrag, der sich für das Unternehmen<br />
in jedem Fall lohnt, werden doch fast 95% aller Lehrlinge<br />
nach ihrer Ausbildung als fixe Fachkräfte in eines der Unternehmen<br />
des Technologiekonzerns übernommen. Der Betrieb bietet jungen<br />
<strong>Mensch</strong>en Ausbildungsmöglichkeiten in den Bereichen „Informationstechnologie-Systemtechnik“,<br />
„Mechatronik-Fertigungstechnik“ sowie<br />
eine kaufmännische Ausbildung zur Industriekauffrau bzw. zum Industriekaufmann.<br />
Aktuell werden bei Kapsch etwa 70 junge Frauen und<br />
Männer ausgebildet und die Nachfrage nach den begehrten Ausbildungsplätzen<br />
ist nach wie vor groß.<br />
Eine, die in jede Phase des Recruiting- und Aufnahmeprozesses involviert<br />
ist und fast alle Lehrlinge persönlich kennt, ist Alexandra Haider.<br />
Wir treffen die Personalistin, die 1971 in Wien geboren wurde, zum<br />
Interview und Fotoshooting in einer der Lehrwerkstätten. Alexandra<br />
berichtet uns über das breite Ausbildungsprogramm im Hause Kapsch,<br />
das neben der eigenen Lehrlingsausbildung auch noch einige Partnerschafts-<br />
und Kooperationsprogramme abdeckt. So bildet Kapsch auch<br />
für andere Unternehmen, denen entsprechende eigene Ressourcen fehlen,<br />
Lehrlinge aus. In Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice werden<br />
zudem noch spezielle Ausbildungen im Bereich der Erwachsenenbildung<br />
sowie für die sogenannte überbetriebliche Lehrausbildung – also<br />
für Lehrlinge, die am ersten Lehrstellenmarkt noch keinen Arbeitsplatz<br />
gefunden haben – angeboten.<br />
Alexandra, die vor ihrem HR-Job bei Kapsch etwa 20 Jahre im kaufmännischen<br />
Bereich tätig war, ist eine Spätberufene. Im Alter von<br />
42 Jahren entscheidet sie sich für eine akademische Ausbildung und<br />
beginnt 2013 ein berufsbegleitendes Fernstudium in Betriebswirtschaft<br />
und Wirtschaftspsychologie mit Schwerpunkt HR-Management. „Die<br />
Psychologie war immer schon mein persönliches Steckenpferd“, erzählt<br />
uns Alexandra, für die der <strong>Mensch</strong> – ob im Privaten oder im Unternehmen<br />
– immer im Mittelpunkt steht. Ihren Mut, „die Dinge einfach<br />
auszuprobieren“, krönt sie 2016 mit ihrer Bachelor- und 2018 mit ihrer<br />
Masterarbeit.<br />
Alexandra hat eine erwachsene Tochter und lebt in ihrer Simmeringer<br />
Wohnung aktuell mit drei Hunden, drei Katzen, zwei Chinchillas und<br />
einem Meerschweinchen. „Urlaub interessiert mich gar nicht“, lacht<br />
Alexandra, die am liebsten zu Hause in Wien bleibt und sich um ihre<br />
Vierbeiner kümmert. Arbeit genug, sind doch unter ihren Lieblingen<br />
mit „Marilyn“ und „Manson“ auch zwei stattliche Doggen zu finden.<br />
So sehr sie ihren Job liebt, in dem sie aufgeht und sich verwirklichen<br />
kann, so sehr sehnt sich die Bildungshungrige auch wieder nach<br />
wissenschaftlicher Arbeit. Spätestens für die Pension hat sie sich<br />
daher fest vorgenommen, noch ein Doktorat in Sozialpsychologie<br />
nachzulegen. Dieser Wille und Ehrgeiz imponiert uns und wir sind<br />
überzeugt, dass für die sympathische Personalistin mit einem Faible für<br />
deutschen Rock, Tattoos und Piercings auch dieses Ziel alles andere als<br />
unerreichbar ist.<br />
Alexandra Haider<br />
elfzwanzig - Johann-Hoffmann-Platz<br />
100
„Wenn man es nie probiert<br />
wird man auch nie wissen,<br />
ob es funktioniert!“<br />
101
lehrwerkstatt<br />
Tradition. Innovation. Vielfalt. Eine exzellente Ausbildung in Sachen Mode erwartet junge <strong>Mensch</strong>en an der faszinierenden Modeschule Hetzendorf.<br />
102
103
104<br />
„Es gibt keine Probleme<br />
im Leben, lediglich<br />
größere und kleinere<br />
Herausforderungen!“
tanzbegeistertemodeschulleiterin<br />
Der irische Schriftsteller Oscar Wilde meinte einst: „Man kann nie zu gut<br />
gebildet oder zu gut gekleidet sein.“ Wie sehr hätte dem Ästethen dann<br />
wohl ein Ort gefallen, an dem Bildung und Mode in derart symbiotischer<br />
Eintracht zusammengeführt wurden, wie es seit über 70 Jahren<br />
im Schloss Hetzendorf der Fall ist? Ein Ort, der mit seinem einzigartigen<br />
Erscheinungsbild mehr als nur ein Schulgebäude ist, mehr als nur ein<br />
weiterer schulischer Treffpunkt von Angebot und Nachfrage. Es ist ein<br />
Platz an dem sich Talente entfalten, Freundschaften geknüpft, Chancen<br />
ergriffen und Träume verwirklicht werden. Die Modeschule Hetzendorf<br />
ist ein Ort der Wissensvermittlung, Inspiration und Kreation.<br />
Seit zehn Jahren ist eine Person federführend dafür verantwortlich,<br />
dass hier alles klappt. Monika Kycelt, die 1965 in Wien geboren wurde,<br />
übernahm 2009 als ausgebildete Betriebswirtin und Wirtschaftspädagogin<br />
– also quasi als Quereinsteigerin ohne modespezifischen<br />
Background – die Direktion des Hauses. Der Bestellung vorangegangen<br />
war ein Auswahlverfahren, in welchem schlussendlich ihre praktischen,<br />
wirtschaftlichen und administrativen Qualifikationen ausschlaggebend<br />
für die Besetzung waren. „Der Schulbetrieb funktioniert ähnlich wie<br />
ein Unternehmen, es sind viele Managementaufgaben zu erledigen“,<br />
erzählt uns die Schulleiterin, die im Bereich der Fachausbildung der<br />
Schülerinnen und Schüler auf die Expertise ihres 45-köpfigen Lehrerteams<br />
zurückgreifen kann. Gemeinsam verstehen sie sich als Begleiter<br />
und Coaches am Weg der Entwicklung junger <strong>Mensch</strong>en in der spannendsten<br />
Zeit ihres Erwachsenwerdens. In Hetzendorf wird großer Wert<br />
darauf gelegt, dass sich persönliche Stile entfalten können. Talente<br />
werden hier frühzeitig erkannt und bestmöglich gefördert. Und auch<br />
im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung wird viel getan. „Nicht nur<br />
künstlerische und kreative Aspekte sind uns wichtig“, meint Monika<br />
Kycelt, die um die Verantwortung der Schule in puncto Weichenstellung<br />
für das Leben bestens Bescheid weiß. Wer die Modeschule Hetzendorf<br />
abschließt, bleibt der Branche in den meisten Fällen erhalten.<br />
Viele Absolventinnen und Absolventen wechseln nach der Schule auf<br />
eine heimische Hochschule oder bringen ihre erworbenen Fertigkeiten<br />
in einen passenden Job der Modebranche ein. Von Design über Styling<br />
bis zum Modeeinkauf reicht hier das breite Spektrum an Berufsmöglichkeiten.<br />
Die internationale Orientierung der Schule öffnet für<br />
viele auch den Weg ins Ausland. Ab dem Schuljahr 2019/2020 bietet<br />
die Modeschule Hetzendorf neben der 5-jährigen Ausbildung zusätzlich<br />
noch eine 3-jährige Fachschule an.<br />
Privat pflegt die Direktorin ein äußerst schwungvolles Hobby. Als<br />
leidenschaftliche Tänzerin schwingt sie regelmäßig ihr Tanzbein zu<br />
Standard- und Lateinamerikanischen Tänzen. Gerne besucht sie an ihren<br />
Wochenenden auch Kunstaustellungen oder Theatervorführungen. „Ich<br />
lese für mein Leben gerne“, berichtet uns Monika Kycelt, die sich vor<br />
allem für Biografien, historische Romane und anspruchsvolle Belletristik<br />
begeistert. Bevor wir das Schloss verlassen, möchten wir noch wissen,<br />
welche Wünsche ihr das Leben noch erfüllen darf. „Ich würde gerne<br />
eine Reise zu den Berggorillas nach Ruanda machen. Außerdem wäre<br />
es toll, wenn wir die Burschenquote in unserer Schule erhöhen könnten,<br />
denn junge Männer werden in der Modewelt immer wieder gesucht.“<br />
MMag. a Monika Kycelt<br />
elfzwanzig - Modeschule Wien im Schloss Hetzendorf<br />
105
106
lehrwerkstatt<br />
Bei ihrer Eröffnung im Oktober 1965 war die Hans-Mandl-Berufsschule in der Längenfeldgasse<br />
das größte Schulgebäude der Zweiten Republik. Heute befinden sich auf dem 27.000 Quadratmeter<br />
großen Grundstück zwischen Längenfeld-, Steinbauer- und Malfattigasse die Berufsschule<br />
für Lebensmittel, Touristik und Zahntechnik, die Berufsschule für Industrie, Finanzen und Transport<br />
und die Berufsschule für Gastgewerbe. Im Gebäudekomplex ebenfalls untergebracht ist die<br />
Bundesberufsschule für Tierpflegerinnen und Tierpfleger. Mit insgesamt 252 Ausbildungsklassen<br />
in allen berufsbildenden Schulen stellt <strong>Meidling</strong> übrigens etwa ein Zehntel aller Wiener<br />
Schulplätze im Lehrlingsbereich.<br />
107
tierliebendehallenkletterin<br />
Heute bezeichnet sie es als die beste Entscheidung ihres bisherigen<br />
Lebens. Nach 12 Jahren Schule und einem Jahr an der Universität für<br />
Bodenkultur reichte es ihr. Genug an Theorie. Genug an permanenter<br />
Wissenszufuhr aus Büchern und Frontalvorträgen. Genug an geschlossenen<br />
Klassenzimmern und Hörsälen. Es zog sie förmlich nach draußen.<br />
Dorthin, wo man praktische Erfahrung sammeln kann. Dorthin, wo ein<br />
wenig körperliche Arbeit gefragt ist. Und ihre Liebe zu den Tieren und<br />
zur Natur machten ihr die Entscheidung leicht, ihre Bewerbung an den<br />
Tiergarten Schönbrunn abzuschicken.<br />
Leona Marlene Susman, die 1998 in Wien geboren wurde, hatte tatsächlich<br />
das Glück, eine der begehrten Lehrstellen im Wiener Zoo<br />
zu bekommen. Nach zwei aufregenden Schnuppertagen – umringt<br />
von Tapiren, Ameisenbären, Wasserschweinen, Weißgesichtssakis und<br />
Bärenstummelaffen – begann Leona 2017 ihre 3-jährige Ausbildung<br />
zur Tierpflegerin. Das notwendige Grundlagenwissen für ihren aufregenden<br />
Job erhält sie dabei an der Berufsschule in der Längenfeldgasse.<br />
Aktuell werden hier Lehrlinge in drei Tierpflegerklassen ausgebildet,<br />
die zum Unterricht aus allen Bundesländern Österreichs anreisen. Auf<br />
der Homepage der Berufsschule wird der Ausbildungsumfang klar<br />
umrissen: „Tierpfleger/innen arbeiten in Zoos, Wildparks, Tierschutzhäusern,<br />
universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und<br />
bei Tierärzten. Sie pflegen, betreuen und versorgen Wild- und Zootiere,<br />
Labor- und Haustiere, helfen bei tierärztlichen Tätigkeiten mit sowie bei<br />
der Pflege kranker Tiere.“ Der Unterricht ist pro Ausbildungsjahr auf 10<br />
Wochen Theorie beschränkt, die als geblockte Einheit absolviert werden.<br />
„Natürlich haben wir auch hier pro Woche einen Praktikumstag“,<br />
freut sich Leona, die es sehr schätzt, dass man im Laufe der Ausbildung<br />
alle zwei Monate eine neue Station im Tierpark kennenlernt.<br />
In ihrer Freizeit sucht die junge Tierpflegerin ihren Ausgleich beim<br />
Bouldern in Wiens Kletterhallen. Beim Klettern ohne Seil kommt es auf<br />
Kraft und Ausdauer an. Aber auch auf Köpfchen. Der Reiz, immer neue<br />
und schwierigere Routen zu schaffen, treibt sie an. „Man wird sehr<br />
ehrgeizig in diesem Sport“, bestätigt uns Leona, die es im Winter auch<br />
zum Snowboarden auf die Berge zieht.<br />
Wir fragen sie nach ihren Wünschen und Zielen und erfahren, dass sie<br />
unbedingt einmal zu den Schnabeltieren nach Australien reisen möchte.<br />
„Dieses faszinierende Lebewesen ist ein eierlegendes Säugetier,<br />
das ein Fell, Schwimmhäute und einen Entenschnabel hat“, ist Leona<br />
begeistert. Es ist schön zu sehen, wie das Herz der jungen Dame<br />
für die Tierwelt schlägt und wir freuen uns über einen Satz, den sie uns<br />
zum Abschluss unseres Gespräches noch mitgibt: „Es ist egal, wie viel<br />
man über ein Tier weiß oder lernt – man kann nie alles wissen“.<br />
Leona Marlene Susman<br />
elfzwanzig - Berufsschule Längenfeldgasse<br />
108
„Ich habe kein<br />
Lieblingstier,<br />
ich mag sie<br />
einfach alle!“<br />
109
familienbewusstekinderpädagogin<br />
Ihr pädagogisches Ziel und ihr Traum waren es, ein Haus für Kinder zu<br />
schaffen, in dem sich alle wohlfühlen, entwickeln und entfalten können.<br />
In dem eine aktive und aufgeschlossene Gemeinschaft zwischen<br />
den Kleinsten, ihren Eltern und dem pädagogischen Team gelebt wird.<br />
Das alles hat sie geschafft – mit Einsatz und Leidenschaft und vor allem<br />
einer treuen Kollegenschaft, die diesen Weg bis heute konsequent mit<br />
ihr gegangen ist. Und weiter gehen wird.<br />
Ursula Steinklammer, die Leiterin dieser wunderbaren Einrichtung,<br />
setzt heute auf ein Team aus 21 Kolleginnen und ihrem Koch Martin.<br />
Letzterer kocht übrigens gemeinsam mit Kollegin Nurdan täglich frisch<br />
für die große Kindergarten- und Hortfamilie der Pfarre Hetzendorf.<br />
Offene Türen im ganzen Haus erlauben uns auch einen kurzen Blick in<br />
die Küche, wo gerade 250 Stück Fleischleibchen in liebevoller Handarbeit<br />
für das Mittagessen hergerichtet werden. Gleich vis-a-vis der Küche<br />
befindet sich das Büro der Leiterin, das mit seinen großen Fensterfronten<br />
ringsum einen guten Überblick über das Geschehen im Haus bietet.<br />
Auf zwei Etagen sowie einem großzügigen Außenbereich steht den<br />
drei Kindergarten- und zwei Hortgruppen ausreichend Entwicklungs-,<br />
Gestaltungs- und Bewegungsraum zur Verfügung. Aktuell sind hier im<br />
Pfarrkindergarten Hetzendorf 75 Kindergarten- und 50 Hortkinder untergebracht.<br />
Für deren Entwicklung stehen in dem vielfältigen Angebot<br />
auch interessante Spezialprogramme wie Sensorische Integration, Motopädagogik,<br />
Psychomotorik, Tanzpädagogik oder Sonder- und Heilpädagogik<br />
zur Auswahl. Eine Pädagogin kümmert sich um die fremdsprachliche<br />
Förderung und spricht ausschließlich Englisch mit den Kindern.<br />
Ursula Steinklammer wurde 1962 in Wien geboren. Ihren Abschluss<br />
zur Kindergarten- und Hortpädagogin machte sie bereits 1981. Seither<br />
steht das Energiebündel ganz im Dienste der Kleinen. „Wir sind in der<br />
wichtigsten Entwicklungsphase der Kinder dabei und schauen ganz<br />
genau hin, was jedes einzelne Kind will und braucht“, unterstreicht<br />
die Kindergartenleiterin. Bereits um sieben Uhr früh betritt sie ihren<br />
Dienstort und spätestens ab dann taucht sie wieder ganz in ihre Welt<br />
ein. Im Sinne einer fürsorglichen, alles im Auge behaltenden Mutter<br />
managt sie den Laden und ist für alle da. Teambesprechungen,<br />
Administration, Personalthemen – alles wird professionell abgewickelt.<br />
Das gemeinsame Arbeiten und die persönliche Entfaltungsmöglichkeit<br />
jeder und jedes Einzelnen stehen für die Leiterin im Vordergrund. „Nur<br />
wenn es uns allen gut geht, können wir auch für die Kinder gute Arbeit<br />
leisten“, sagt Ursula, die selbst Mutter von 4 Kindern und Großmutter<br />
von 4 Enkelkindern ist. Die Liebe und Unterstützung ihres Ehemannes,<br />
mit dem sie in Hetzendorf lebt, gibt ihr die Kraft, Beruf und Familie<br />
optimal unter einen Hut zu bringen. Gemeinsam beginnen sie ihren Tag<br />
bereits sehr zeitig in der Früh. „Wir sind Bio-Fuzzis“, lacht Ursula, deren<br />
Frühstückstisch unter anderem mit frisch gekochtem Getreidebrei,<br />
Habermus und Kräutertee bestückt ist. Ausgleich zu ihren vollen Tagen<br />
holt sie sich beim Wandern oder Nichtstun. „Es ist so schön, einfach mal<br />
in die Stille zu hören und Löcher in die Luft zu schauen“, meint Ursula<br />
und sieht sich – ob ihres privat und beruflich gelungenen Lebens – als<br />
die „reichste Frau von Hetzendorf und der Welt“. Ein Eindruck, den wir<br />
nach diesem sympathischen Gespräch nur bestätigen können.<br />
Ursula Steinklammer<br />
elfzwanzig - Marschallplatz<br />
110
„Ich bin mit<br />
Leib und Seele<br />
Hetzendorferin!“<br />
111
112
lehrwerkstatt<br />
Für die Kleinsten stehen in <strong>Meidling</strong> insgesamt 218 Gruppen in<br />
Kinderkrippen, Kindergärten und Horten zur Verfügung. Mit den<br />
unterschiedlichsten Konzepten werden die Kinder in den ersten<br />
Bildungsjahren begleitet und gefördert. Darüber hinaus sind im<br />
<strong>Bezirk</strong>sgebiet noch 136 Volksschul-, 77 Neue Mittelschul- und Hauptschulklassen<br />
sowie 68 Klassen in allgemein bildenden höheren Schulen<br />
zu finden. Von den 25 bis 64-Jährigen im <strong>Bezirk</strong> verfügen etwa 20%<br />
über einen Hochschul- bzw. Kollegabschluss, ca. 16% über eine AHSoder<br />
BHS-Matura, knapp 30% über einen Pflichtschulabschluss und<br />
etwa 24% über eine abgeschlossene Lehre.<br />
113
114
lehrwerkstatt<br />
Wollen Sie eine Sprache lernen? Einen Massage- oder Fotografiekurs<br />
belegen? Oder vielleicht die Matura nachholen? Dann sind Sie in der<br />
Volkshochschule in <strong>Meidling</strong> bestens aufgehoben. Seit Jahrzehnten<br />
stehen bildungshungrigen Erwachsenen dutzende Kurse und<br />
Weiterbildungsprogramme zu günstigen Tarifen zur Verfügung.<br />
Eine weitere tolle Einrichtung in <strong>Meidling</strong> ist die Werkstätte Aichholzgasse<br />
vom „Österreichischen Hilfswerk für Taubblinde und hochgradig<br />
Hör- und Sehbehinderte“ (ÖHTB). <strong>Mensch</strong>en mit Lernbehinderung<br />
erwartet hier ein strukturierter Arbeitsalltag sowie individuell<br />
ausgerichtete pädagogische Begleitung und Förderung. Chapeau!<br />
In einer seiner 3 Intensivgruppen setzt das ÖHTB-<strong>Meidling</strong> das von Hieronymus Lorm entwickelte Tastalphabet für taubblinde <strong>Mensch</strong>en ein.<br />
Weitere Arbeitsangebote gibt es für Küche, Holz & Textil sowie Reinigung & Instandhaltung und es wird auch eine Wissenswerkstatt angeboten.<br />
115
116<br />
Iideenschmiede
„Wenn mir ein Gedanke nur undeutlich entsteht<br />
und als ein schwaches Bild vorschwebt,<br />
so ergreift mich unsägliche Begierde, ihn zu fassen!“<br />
Arthur Schopenhauer<br />
117
118
ideenschmiede<br />
Grenzenlose Kreativität.<br />
„Es ist die uralte Befriedigung, etwas zu schaffen,<br />
etwas zu formen, das Substanz hat.“<br />
Besser kann man die Gefühlswelt des Künstlers<br />
wohl nicht beschreiben. Und gelingt es dem<br />
Schaffenden tatsächlich, seinem Werk jene<br />
Substanz zu verleihen, von der Charlie Chaplin hier<br />
spricht, dann hat sich sein irdisches Dasein schon<br />
gelohnt. Aber wo kommt sie her, diese Schaffenskraft?<br />
Wo werden Ideen gezündet?<br />
Die Neurowissenschaft ist unermüdlich auf der<br />
Suche nach dem Ursprung der schöpferischen Kraft<br />
im menschlichen Gehirn. Ist Kreativität angeboren,<br />
genetisch bedingt oder gar erlernbar? Sind Bildung,<br />
Geschicklichkeit oder spezielle Fertigkeiten notwendige<br />
Voraussetzungen? Die Wahrheit ist wahrscheinlich<br />
eine Mischung aus alledem. Was allerdings als<br />
Faktum anzusehen wäre, ist sicherlich der Umstand,<br />
dass es ohne die Liebe des Künstlers am Tun wohl<br />
kaum ein ernstzunehmendes Kunstwerk auf unserer<br />
Welt gäbe. Von der bildenden und der darstellenden<br />
Kunst über Literatur und Musik bis hin zu den<br />
begnadeten Fertigkeiten der lokalen Kunsthandwerker<br />
– ein Streifzug durch <strong>Meidling</strong> führt Sie auch<br />
in dieser Hinsicht an die erstaunlichsten Plätze.<br />
119
outdoorerfahreneagenturlady<br />
Sie verhelfen ihren Kunden zu wertvollen Geschäftskontakten und ihre<br />
Spielwiese dabei ist die virtuelle Welt. Ihr Knowhow besteht darin, dass<br />
sie exakt wissen, wie sich Angebot und Nachfrage ideal zusammenführen<br />
lassen, welche Plattformen man dafür ansteuert und wie man das<br />
alles auch technisch am besten löst. Klingt einfach, ist es auch – wenn<br />
man weiß wie. Bei der Digitalagentur „Virtual Identity“ weiß man wie<br />
und beweist das tagtäglich sehr erfolgreich für viele namhafte Kunden<br />
im In- und Ausland.<br />
Wir treffen Birgit Sedlmayer-Gansinger zum Gespräch im Wiener Büro<br />
der Agentur, die noch weitere Standorte in München, Freiburg und<br />
Porto hat. Freundlich begrüßt und mit erstklassigem Heißgetränk aus<br />
einem atemberaubenden Kaffeezauberkasten ausgestattet, beginnen<br />
wir unser Gespräch im „Dschungel“ – einer begrünten Besprechungsecke<br />
in der Agentur. Birgit erzählt uns, dass diese offene und freundliche<br />
Arbeitsatmosphäre ganz bewusst so gestaltet wurde und zeigt uns<br />
eine lange Tafel, an der das Team täglich gemeinsam zu Mittag isst.<br />
Teamspirit, eine aktive Austausch- und Kommunikationskultur und vor<br />
allem die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten werden hier großgeschrieben.<br />
„Wir achten sehr darauf, dass sich hier jeder gut einbringen<br />
und entfalten kann“, bestätigt uns Birgit, die selbst schon die<br />
Chance bekam, ihre Aufgaben im Job an die privaten Lebensumstände<br />
in ihrer Rolle als Mutter anpassen zu können.<br />
Birgit, die 1974 in Linz geboren wurde, studierte Handelswissenschaften<br />
und Marketing und fand ihren ersten Job bei einer PR-Agentur in<br />
Linz. 2001 zog sie zu ihrem Mann, der bereits in Wien eine Wohnung<br />
hatte. Die beiden, die sich schon seit frühester Jugend aus ihrer gemeinsamen<br />
Zeit bei den Pfadfindern gekannt hatten, waren schon seit 1997<br />
ein Paar. Nach einigen interessanten und lehrreichen Jobstationen in<br />
großen Wiener Kreativschmieden, landete Birgit 2010 bei Virtual Identity,<br />
kurz VI. Als Account- und Projektmanagerin übernahm sie rasch umfangreiche<br />
Führungsaufgaben. Nach der Geburt ihres Sohnes und der<br />
anschließenden Karenzzeit kehrte sie in die Agentur zurück und<br />
verantwortet dort seit 2018 die Stabsstelle Business Development, wo<br />
sie für die Akquise von Neukunden zuständig ist. „Ich kann fachlich<br />
ganz gut mitreden und wenn es in die Tiefe geht, arbeite ich mit<br />
unseren Expertinnen und Experten zusammen“, lächelt die Netzwerkerin.<br />
<strong>Mensch</strong>en miteinander zu verbinden, mag sie besonders gerne.<br />
Eine Eigenschaft, die sie auch privat auslebt. Als staatlich geprüfte<br />
Skitouren-Instruktorin und zertifizierte Erwachsenenbildnerin liebt sie<br />
jegliche Aktivität, die unter freiem Himmel stattfinden kann. Neben<br />
ihrer Skileidenschaft ist sie auch begeisterte Wanderin und Bergsteigerin.<br />
Im Alter von sieben Jahren entdeckte Birgit die Pfadfinderei – eine<br />
Leidenschaft, die sie nie mehr losgelassen hat. Sie engagierte sich<br />
im Oberösterreichischen Landesverband, agierte als Trainerin in der<br />
Jugendleiterausbildung und kümmerte sich unter anderem auch um<br />
die Öffentlichkeitsarbeit für zahlreiche Großveranstaltungen. Heute ist<br />
sie zwar in „Pfadfinder-Pension“, möchte aber später einmal vielleicht<br />
wieder aktiv werden. An <strong>Meidling</strong> mag sie „die vielen unterschiedlichen<br />
Ecken und Winkerl und dass alles gleich ganz anders aussehen kann,<br />
wenn man nur in eine andere Straße abbiegt.“ Gerne sitzt sie am Migazziplatz<br />
direkt vor der Kirche auf einer Bank und genießt die Sonne oder<br />
anregende Gespräche mit Kollegen. Birgit bezeichnet sich als neugierig,<br />
lebhaft, gewandt, vielseitig und flink. Und wir ergänzen gerne „überaus<br />
sympathisch und herzerfrischend“. Danke für ein feines Gespräch.<br />
Mag. a Birgit Sedlmayer-Gansinger<br />
elfzwanzig - Schönbrunner Straße<br />
120
„Ob mit dem Rad,<br />
auf Ski oder zu Fuß,<br />
am liebsten<br />
bin ich draußen!“<br />
121
„Ich möchte mich vom<br />
Leben inspirieren lassen,<br />
tolle Leute mit großartigen<br />
Geschichten treffen,<br />
schwimmen, laufen<br />
und lesen !“<br />
122
sozialengagierterselfmademan<br />
Bereits nach den ersten beiden Sätzen fesselt er uns mit seinem<br />
freundlich-strahlenden Lächeln und der Art, wie ruhig und schnörkellos<br />
er uns seine ganz persönliche Story erzählt. Es ist die Geschichte von<br />
David Ebraheim, einem jungen Mann, dessen Lebensgeschichte schon<br />
in den ersten drei Dekaden so Einiges zu bieten hat.<br />
David kam 1988 in Wien zur Welt. Nicht sonderlich privilegiert, nicht<br />
sonderlich begütert. Die frühe Kindheit verbrachte er mit seiner<br />
alleinerziehenden Mutter im Fuchsenfeldhof. Mit neun übersiedelten<br />
beide in den 3. <strong>Bezirk</strong>. „Die Wohnung war furchtbar, keine Heizung<br />
und winzig klein“, schildert uns David diese Lebensphase, die wahrlich<br />
keine großen Erwartungen an die Zukunft versprach. Nach der Hauptschule<br />
begann er die Lehre zum KFZ-Mechaniker. David war fleißig<br />
und bestand seine Gesellenprüfung mit Auszeichnung. Aber er wusste,<br />
dass da noch mehr sein muss. Er ackerte sich durch die Abendschule,<br />
holte seine Matura nach und absolvierte in Rekordzeit das Studium<br />
der Informatik und Telekommunikation. Weil das immer noch nicht<br />
genug zu sein schien, hängte er noch eine universitäre Ausbildung in<br />
Risikomanagement und Corporate Security an und heimste noch rasch<br />
den Titel „Master of Arts in Business“ ein. Jawohl, richtig gelesen. David<br />
ist doppelter Akademiker, der auch eine Zylinderkopfdichtung tauschen<br />
kann. Schon während des Studiums startete er mit einem Partner das<br />
Unternehmen „Orage“, eine Geschäftsidee, mit der Logistikprozesse<br />
unterstützt und simplifiziert werden. Kurz gesagt, Sachen von A nach<br />
B zu schaffen, möglichst rasch, kostengünstig, effizient und vor allem<br />
zu jeder Zeit. Und es scheint zu klappen. Die Wirtschaft wird nach und<br />
nach auf das kleine, innovative Unternehmen aufmerksam, das in den<br />
nächsten Jahren eine deutliche Expansion plant. Am meisten freut<br />
den bekennenden <strong>Meidling</strong>er jedoch, dass das Ganze im Zwölften<br />
seinen Ursprung hat. Als liberaler und toleranter <strong>Mensch</strong> sieht David<br />
sein Unternehmen auch mit einem gewissen sozialpolitischen Auftrag<br />
versehen: „Ich habe bereits <strong>Mensch</strong>en aus der Mindestsicherung geholt<br />
und ihnen Jobs gegeben“, freut sich der Gründer und möchte hier künftig<br />
noch viel mehr Engagement zeigen. David ist ein <strong>Mensch</strong>, der nicht<br />
lange fackelt. Er ist ein Anpacker und Umsetzer. Während viele Midfünfziger<br />
immer noch überlegen, welches Sozialprojekt ihnen wohl am besten<br />
stehen würde, hat er längst eines. Mahima ist sechs Jahre alt und<br />
lebt in Indien. Seine Patenschaft kostet David 90 Euro im Quartal. „Nur“,<br />
wie er sagt und strahlt, wenn er von den Briefen, den Zeugnissen,<br />
Zeichnungen und Fotos erzählt, die er geschickt bekommt. Und weil<br />
dem Selfmademan noch so viel irdische Zeit bleibt, wollen wir zum<br />
Abschluss hier noch seine Lebenswunschliste in ungekürzter Fassung<br />
hinterlassen: „Ich möchte ein Boot besitzen und am Wasser leben, mein<br />
Patenkind in Indien besuchen, die Show Saturday-Night-Life und den<br />
Super-Bowl live miterleben, ein Kabarett vorführen, im Kölner-Treff<br />
Gast sein, bei einem Film mitwirken, mit einem Morgan Oldtimer über<br />
die Weinberge flitzen und meinen eigenen Whiskey herstellen.“<br />
David Ebraheim, BA, MA<br />
elfzwanzig - Wienerbergstraße<br />
123
Seit fast 30 Jahren führt Karin Bergmayer ihren Hutsalon in der Franz-Emerich-Gasse, dessen meisterlich gefertigte Hutobjekte zu den<br />
extravagantesten des Landes zählen. Ihre Ausbildung zur Modistenmeisterin machte sie natürlich in Hetzendorf.<br />
124
ideenschmiede<br />
Made in <strong>Meidling</strong>. Der Zwölfte sprudelt über vor Kreativität und Ideenreichtum. Bestaunen Sie die reichhaltige Kunst unter freiem Himmel, werfen<br />
Sie einen Blick in die Künstlerwerkstätten und entdecken Sie die schöpferische Vielfalt der vielen kreativen Dienstleister und Gewerbebetriebe.<br />
125
126<br />
„Was nicht geht,<br />
tragen wir!“
lederverliebtehandwerksfamilie<br />
Die Tür fällt hinter uns ins Schloss und schiebt die Geräuschkulisse der<br />
Schönbrunner Straße mit unsichtbarer Hand nach draußen. Sofort<br />
umfängt uns die Ruhe in dem kleinen Lederwarengeschäft und wir<br />
spüren, dass hektisches Treiben hier keinen Platz hat – und wohl noch<br />
nie hatte. Es duftet nach frischem Leder und wir fühlen uns in eine<br />
Zeit zurückversetzt, in der es noch hunderte von diesen Geschäften in<br />
Wien gab. In den Regalen ringsherum wartet feinste Lederware darauf,<br />
Gestalt annehmen zu dürfen und seinen Besitzern fortan als Geldbörse<br />
oder Aktentasche Freude zu bereiten oder als einfacher Reparaturflicken<br />
brüchigen Stücken wieder neuen Glanz zu verleihen.<br />
Mit einem freundlichen Lächeln empfängt uns die Chefin und bittet<br />
uns zum Gespräch in ihre kleine Werkstatt im hinteren Teil des Ladens.<br />
Barbara Pitton, die 1968 in Wien geboren wurde, hat das Geschäft 2010<br />
von Vater Josef Lobinger übernommen und mit ihm auch die Liebe<br />
und Leidenschaft zum Handwerk. Am liebsten restauriert die Taschnermeisterin<br />
alte Stücke und ist auch für Reparaturaufträge von Markenprodukten<br />
wie Furla, Hugo Boss oder Coccinelle zuständig. Neben ihrer<br />
selbständigen Tätigkeit unterrichtet Barbara an der Fachschule für<br />
Lederdesign im Schulzentrum Ungargasse. Die Schule hat sie gewählt,<br />
weil sie einen Ausgleich zur ruhigen Zeit in der Werkstatt suchte und<br />
<strong>Mensch</strong>en um sich herum spüren wollte. Ihr ausgeglichenes und<br />
jugendliches Wesen in Kombination mit einem hohen Maß an sozialer<br />
Kompetenz erleichtern ihr den Lehrerjob enorm. „Frau Pitton, bei<br />
Ihnen ist nichts ein Problem“, zitiert sie ihre Schüler und Schülerinnen<br />
lächelnd. Barbara, die in ihrer Freizeit mit Mann Christian und Hund<br />
Elsa gerne ausgedehnte Spaziergänge im Wienerwald absolviert, ist<br />
außerdem noch eine begeisterte Köchin. Nichts bereitet ihr mehr<br />
Freude, als für ihre große Patchworkfamilie zu kochen – am liebsten<br />
mit frischen Kräutern und Gemüse aus ihrem Garten. Ihre Wanderleidenschaft<br />
und die Liebe zur Natur hat sie unter anderem schon in die<br />
Karnischen Alpen oder auf den Ötscher geführt. Auf ihren Touren holt<br />
sie sich Ruhe und Inspiration für ihren Job. Eine Leidenschaft, die sie<br />
sicherlich auch von ihrem Vater übernommen hat.<br />
Josef Lobinger, der 1945 geboren wurde, berichtet uns von seinen großen<br />
Touren am berühmten Jakobsweg, der ihn von der slowakischen<br />
Grenze bis zur spanischen Küste führte, oder dem Franziskusweg von<br />
Florenz nach Assisi. Der Seniorchef, der seine Tochter bis heute noch<br />
fast täglich im Geschäft unterstützt, ist überzeugt davon, dass sich<br />
sein „Maß an Gelassenheit“ seit seiner Pensionierung noch gesteigert<br />
hat. Damals übergab er nicht nur den Betrieb, den er selbst Mitte der<br />
1970er-Jahre von seinem Vater übernommen hatte, an Tochter Barbara,<br />
sondern legte auch seine Funktionen als letzter Innungsmeister seiner<br />
Zunft und sein <strong>Bezirk</strong>sratsmandat der ÖVP-<strong>Meidling</strong> zurück. Durch<br />
seine Tätigkeit im <strong>Meidling</strong>er Pfarrgemeinderat, der er bis heute<br />
nachgeht, ist Josef mit vielen <strong>Mensch</strong>en im <strong>Bezirk</strong> in Kontakt. So<br />
unterstützt er unter anderem auch regelmäßig die Arbeit der Caritas<br />
im Projekt LeO-Lebensmittel und Orientierung. „In der Ausgabestelle<br />
im Pflegewohnheim Frauenheimgasse geben wir wöchentlich etwa 1,5<br />
Tonnen Lebensmittel an Bedürftige im <strong>Bezirk</strong> weiter“, erzählt uns Josef<br />
stolz und wir spüren die Freude und Hilfsbereitschaft, die hinter seinem<br />
sozialen Engagement steckt. Wir beenden das Gespräch mit diesen<br />
beiden offenen und positiven <strong>Mensch</strong>en und nehmen noch einen Satz<br />
von Josef mit, der uns besonders beeindruckt hat: „Ich nehme jeden<br />
<strong>Mensch</strong>en wie er ist und versuche, nur Freunde zu haben.“<br />
Barbara Pitton und Josef Lobinger<br />
elfzwanzig - Schönbrunner Straße<br />
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128<br />
„<strong>Meidling</strong> ist sehr grün,<br />
sehr zentral und wird<br />
immer mehr zu<br />
einem hippen <strong>Bezirk</strong>.“
pflanzenkundigermarktgastronom<br />
In dem einladenden Floristengeschäft auf der <strong>Meidling</strong>er Hauptstraße<br />
trifft gerade eine größere Blumenlieferung ein, die von den Mitarbeitern<br />
fachmännisch übernommen wird. Während uns der frühlingsfrische<br />
Duft in die Nasen steigt, beobachten wir das Treiben unter der<br />
professionellen Anleitung des Chefs. Ein paar seiner Tattoos blinzeln<br />
uns durch das Blüten- und Stängelgewirr an und komplettieren die<br />
Farbenpracht in diesem Raum. Wir freuen uns auf das Gespräch mit<br />
Michael Strangl, dessen Ruf als Florist und Gastronom uns angelockt<br />
und neugierig gemacht hat.<br />
Seit fast 20 Jahren betreibt Michael, der 1969 in Wien geboren wurde,<br />
nun schon seinen Blumenladen. Im Einkaufsgrätzl selbst ist er längst<br />
nicht mehr nur als Florist bekannt. Mit Engagement und Liebe unterstützt<br />
er die Aktivitäten des Einkaufsstraßenvereins und fungiert auch<br />
als Obmann-Stellvertreter im <strong>Meidling</strong>er Marktverein. Darüberhinaus<br />
setzt er sich als aktives Innungsmitglied der Gärtner und Floristen auch<br />
mit Herz und Seele für die Erhaltung dieses wunderbaren Gewerbes<br />
ein. 2015 wurde er dafür von der Wirtschaftskammer mit dem 2. Platz<br />
zum „Ausbilder des Jahres“ belohnt.<br />
Gemeinsam wechseln wir mit Michael die Örtlichkeit und spazieren<br />
zu seinem wirtschaftlich zweiten Standbein, dem Lokal „Die Zwei am<br />
Markt“. Mit diesem liebevoll aus- und umgebauten Stand am <strong>Meidling</strong>er<br />
Markt, den er gemeinsam mit seinem Lebens- und Geschäftspartner<br />
Roman betreibt, haben sich die beiden einen Traum erfüllt. Für<br />
Michael, der aus erster Ehe zwei Kinder hat, ist der Markt in den letzten<br />
Jahren zu einer wahren Begegnungszone für <strong>Mensch</strong>en aus den unterschiedlichsten<br />
Kulturkreisen geworden. „Ich liebe diese coole Mischung.<br />
Vom Bobo bis zum Türken, vom Asiaten bis zu den <strong>Mensch</strong>en aus den<br />
Büros rundherum kommen alle gerne hierher.“ Michael bietet seinen<br />
Gästen allerlei kulinarische Schmankerl aus der regionalen Küche<br />
sowie viele Köstlichkeiten zum Gustieren und Mitnehmen. Hier finden<br />
sich neben Bio-Marmeladen und schmackhaften Chutneys auch noch<br />
Weine, Biere und so mancher Geheimtipp aus dem Käseregal. „Qualität<br />
steht bei uns an oberster Stelle. Wir kaufen nur bei kleinen Händlern<br />
und Produzenten aus der Region und wollen immer wissen, wo und<br />
wie die Tiere aufwachsen, deren Fleisch wir verarbeiten.“<br />
Aktuell plant Michael gemeinsam mit seinem Partner und Hund Samy<br />
auf einen ruhigen Bauernhof ins Südburgenland zu übersiedeln.<br />
Dort möchte er möglichst viele kleine Tiere halten und seiner Gärtnerleidenschaft<br />
frönen − das Leben also einfach mit mehr Ruhe und<br />
Gelassenheit genießen. Ein geeignetes Objekt haben die beiden bereits<br />
gefunden. „Da wir geschäftsmäßig auch reduzieren möchten, sind wir<br />
sehr froh, dass zwei liebe Freundinnen von uns den Gastrostand am<br />
<strong>Meidling</strong>er Markt übernehmen und in unserem Sinne weiterführen<br />
werden“, ist Michael glücklich.<br />
Wir atmen noch ein wenig die Marktatmosphäre ein und erfreuen uns<br />
an dem köstlichen Bier, das man uns kredenzt. Das Biogebräu, welches<br />
übrigens aus einer kleinen Liesinger Brauerei stammt, trägt bezeichnenderweise<br />
den Namen „100 Blumen“. What else?<br />
Michael Strangl<br />
elfzwanzig - <strong>Meidling</strong>er Markt<br />
129
federnerfahrenertravestiekünstler<br />
Wir staunen nicht schlecht, als wir das Atelier Renato in der <strong>Meidling</strong>er<br />
Bischoffgasse betreten. Der scheinbar kleine Hinterhofladen entpuppt<br />
sich im Inneren als ein wahrer Tempel für alle Freunde des professionellen<br />
Federnschmuckes, der Modisterei und Maskenbildnerei. Von hier<br />
aus werden Theater-, Opern- und Varietéproduktionen in aller Welt<br />
beliefert. Aber auch Produzenten für Fernsehen und Kino haben hier<br />
schon geordert. Der Meister selbst bittet uns zum Gespräch in seine<br />
Werkstatt und nimmt uns mit auf eine abwechslungsreiche Reise durch<br />
sein aufregendes Leben.<br />
Norbert Tlusti wurde 1961 in Wien geboren. Schon in frühen Kindestagen<br />
erkannte er seine Gesangsleidenschaft. Einer seiner Lieblingsorte<br />
war schon damals die Wiener Volksoper. Norbert lernte Klavier,<br />
Blockflöte und Gitarre spielen. Da es stimmlich nie so ganz reichte,<br />
und sich Norberts Mutter immer „eine seriöse Ausbildung“ für ihren<br />
Sohn wünschte, startete er seine berufliche Laufbahn erstmal mit einer<br />
Ausbildung zum Musikalienhändler. Hier war er seiner geliebten Musik<br />
nahe. Insgeheim brannte sein Herz aber immer noch für die Darstellende<br />
Kunst und so landete Norbert über Umwege als Kleindarsteller bei<br />
einer Travestie Show. Ab 1984 tingelte er mit der Showtruppe des<br />
Cabaret de Vienne von Angelo Conti insgesamt zehn Jahre durch die<br />
Lande. „Das war eine äußerst lehrreiche Zeit für mich“, erzählt uns<br />
Norbert, der mit seinen Drag Queens von Zürich bis Stuttgart unterwegs<br />
war und die <strong>Mensch</strong>en sowohl auf Volksfesten als auch auf<br />
riesigen Festivals begeisterte. Die Produktionen wurden immer größer<br />
und aufwendiger und der Künstler entdeckte in dieser Zeit die Liebe zur<br />
Kreation von Bühnenkostümen und Federnschmuck. Als ungelernter<br />
Autodidakt legte er mehr und mehr Hand bei der Produktion der Showoutfits<br />
an. Mitte der 1990er-Jahre begann Norbert eine Schneiderlehre<br />
an der Berufsschule Längenfeldgasse, die er 1997 erfolgreich<br />
abschloss. Sein Schneiderhandwerk ergänzte er rasch und so wurde<br />
der Kostümbildnerei ein Make-up und ein Perückenstyling hinzugefügt.<br />
„Nach und nach wurden wir ein erstzunehmender Ausstatter für<br />
Theaterproduktionen“, erinnert sich Norbert, der sein Können 2002<br />
mit der Meisterprüfung krönte. Heute führt er das Atelier Renato<br />
gemeinsam mit seinem Lebens- und Geschäftspartner Peter, mit dem<br />
er seit 2013 verpartnert ist. Wir erfahren, dass das Duo nur mit echten<br />
Federn arbeitet. Ihre Ware beziehen sie weltweit und so kommen die<br />
weitgereisten Bioprodukte schon mal aus Südafrika, China oder Indien.<br />
„Wir kaufen aber auch von Putenfarmen in Bayern oder von einer<br />
Straußenfarm im Waldviertel“, bestätigt Norbert, für den jeder Auftrag<br />
eine neue Herausforderung ist. „Wir haben schon an die größten<br />
Theater- und Opernhäuser rund um den Globus geliefert“, ist Norbert<br />
stolz, der auf seiner Wunschliste aber noch Showbühnen wie das Lido<br />
oder das Moulin Rouge in Paris hat. Wer sieht, mit welcher Leidenschaft<br />
und Liebe hier ans Werk gegangen wird, dem ist klar, dass es nur eine<br />
Frage der Zeit ist, bis auch diese Häuser auf die Qualitätsarbeit aus dem<br />
Hause Renato zurückgreifen werden.<br />
Auf der Bühne mag Norbert ein bunter Vogel sein. Ein schriller Typ. In<br />
seinem Business ist er einfach ein cleverer Geschäftsmann und in seiner<br />
Werkstatt ein Meister seines Fachs. Ein Künstler, der es auf so wunderbare<br />
Weise versteht, <strong>Mensch</strong>en mit seinem Handwerk zu begeistern.<br />
Und das von hier aus. Mitten aus <strong>Meidling</strong>.<br />
Norbert Tlusti<br />
elfzwanzig - Bischoffgasse<br />
130
„Gehe mit offenen<br />
Augen durchs Leben,<br />
es gibt jeden Tag<br />
Neues zu entdecken!“<br />
131
132
ideenschmiede<br />
Der Schlosspark Hetzendorf darf mit Recht als einer der schönsten<br />
Plätze <strong>Meidling</strong>s bezeichnet werden. Ein paar Tage im Mai jeden Jahres<br />
verwandelt sich dieses wunderbare Fleckchen Natur in einen besonderen<br />
Veranstaltungsort. Dann ist wieder Zeit für den „Salon Jardin“.<br />
Zahlreiche nationale und internationale Aussteller warten in Wiens<br />
Gartensalon mit einem bunten Angebot aus Blumen und Pflanzen,<br />
Designstücken für Haus und Garten, stylischer Mode und jeder Menge<br />
hipper Accessoires auf die Besucher. Begleitet von einem abwechslungsreichen<br />
Rahmenprogramm und kulinarischen Köstlichkeiten lohnt<br />
sich hier ein Ausflug in jedem Fall.<br />
133
134<br />
Nnachtprogramm
„Jeder Tag hat seine Plage,<br />
und die Nacht hat ihre Lust.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
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136
nachtprogramm<br />
Der Finsterkeit Möglichkeit.<br />
Out of the Dark, into the light – so mancher<br />
Nachtflug des großen Falken führte ihn nach<br />
<strong>Meidling</strong>, genauer gesagt ins U4. Die Nacht ist hier<br />
im Zwölften zwar kein bisschen finsterer als<br />
anderswo – manchmal aber ein wenig aufregender,<br />
lauter und gehaltvoller. Wer sich von den heißen<br />
Clubbeats nicht so begeistern lässt und sein Abendprogramm<br />
lieber ruhig angeht, macht es sich in<br />
einem der unzähligen Lokale und Beiseln gemütlich<br />
oder entdeckt das kleine aber mehr als feine Kulturprogramm<br />
<strong>Meidling</strong>s. Essen, Trinken, Tanzen, Staunen<br />
– auf geht´s in <strong>Meidling</strong>s aufregende Nachtluft.<br />
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„Durch´s Reden<br />
kommen die Leut´ z´samm - und ich bin zum<br />
Reden auf die Welt gekommen!“<br />
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edegewandterbellyjazzer<br />
Wir platzen mitten in eine Jamsession der Big Belly Brothers und<br />
kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was hier geboten wird,<br />
ist Musik vom Feinsten. Jazz, genauer gesagt. Und wer dieses Genre<br />
kennt, der weiß auch, wie weit sich hier der musikalische Klangbogen<br />
spannen lässt. Vor uns stehen zwei <strong>Meidling</strong>er Vollblutmusiker, die uns<br />
Stings „Englischen Mann“ in einer nie gehörten Gänsehautversion um<br />
die Ohren zaubern. Der Chef der insgesamt 5-köpfigen Jazzerpartie,<br />
die sich kleine, intime Clubs wie das Blues Pub Louisiana auf der Prinz-<br />
Eugen-Straße für ihre Gigs aussucht, ist Jo Leupold. Sein Weg ins Leben,<br />
zur Musik und sein Verhältnis zu <strong>Meidling</strong> interessieren uns brennend.<br />
Neugierig fragen wir nach.<br />
Jo wurde 1963 in Wien geboren. Ein Jahr, in dem Kennedy ermordet<br />
wurde, Martin Luther seinen berühmten Traum hatte und die Beatles<br />
1,6 Millionen Stück ihrer Hit-Single „She Loves You“ verkauften. Jo passt<br />
genau in dieses Zeitfenster, in dem sich politische und künstlerische<br />
Extreme auftun und sich der technische Fortschritt weiter und weiter in<br />
unser tägliches Leben gräbt. Nach der Unterstufe in Atzgersdorf zieht<br />
es den technikaffinen, jungen Mann an die HTL für Nachrichtentechnik<br />
in Mödling. Das Ausmaß seines künftigen Daseins in der IT-Welt kann<br />
er damals noch nicht mal ansatzweise abschätzen. Wie auch, zu Vieles<br />
entsteht gerade erst oder ist noch nicht einmal angedacht. Jo nützt<br />
das – für die Schule in Mödling optimal gelegene – Wochenendhaus<br />
der Familie in Enzesfeld-Lindabrunn. Das Landleben war lässig und so<br />
folgte eine pubertierende Heldentat nach der anderen. Mit 16 schnuppert<br />
Jo erstmals Gastroluft. Am Wochenende legt er in einem alten<br />
Kino in Enzesfeld Jazzplatten auf und gründet seine erste Band mit<br />
Bruder Martin. Mit etwas Glück überlässt man ihm und ein paar seiner<br />
Freunde einen alten Weinkeller im nahegelegenen Hirtenberg, der zu<br />
einem Jugendclub umgebaut wird.<br />
Jo ist ein Checker. Er legt auf, begeistert mit eigener Musik, bringt Live<br />
Gigs auf die Bühne und organisiert spannende Diskussionsrunden. Netzwerken<br />
und <strong>Mensch</strong>en verbinden sollten seine lebenslangen Begleiter<br />
werden. Nach der Schulzeit tingelt er durch die Welt – langhaarig und<br />
die Gitarre am Rücken. Er entdeckt aufregende Gegenden und erlebt<br />
spannende Abenteuer. In seiner Heimatstadt taucht Jo ins Wiener Nightlife<br />
ein – DJ, Barkeeper, Kellner. Und in seinem Jazzpub „Schmafu“, den<br />
er mit Freunden in der Leopoldstadt betreibt, setzt er sich erstmals auch<br />
ans Klavier. Bis Mitte 20 heißt es „Leben auf der Überholspur“ – dann<br />
ereilt ihn der Ruf der Arbeitswelt und platziert ihn dorthin, wo er hingehört.<br />
In seinem ersten Job programmiert er auf einem C64 in Basic ein<br />
Warenwirtschaftssystem. Computer und Programmierung sind sein<br />
Ding. 1987 gründet er das Unternehmen „Missing Link“. Als IT-Trendsetter<br />
mit der Idee, Softwareentwicklung mit Dramaturgie zu hinterlegen,<br />
arbeitet das Unternehmen für große Firmen und bietet neue und<br />
frische Zugänge in die Welt der Bits und Bytes an. Mit allen wirtschaftlichen<br />
Höhen und Tiefen im Gepäck, avanciert Jo zum begehrten und<br />
erfahrenen IT-Consultant, verkauft 1997 das Unternehmen an seine<br />
Mitarbeiter und ist seither Unternehmensberater mit Schwerpunkt<br />
Kommunikation und der Zielrichtung auf Strategie und Innovation. Die<br />
Kunden schätzen seine generalistische, querdenkerische Art und seine<br />
hochgradige Vernetzung. Der Vater von Zwillingen zieht 2017 in den<br />
Zwölften. „Ich habe hier keine Nachbarn und kann lärmen ohne Ende“,<br />
lacht Jo, der neben Klavier und Gitarre auch Schlagzeug spielt und hier<br />
wieder intensiver mit dem Musikmachen begonnen hat. „<strong>Meidling</strong> ist<br />
grün, erdig, bergig, zutiefst wienerisch und zugleich multikulturell – die<br />
perfekte Mischung aus urban und rural.“ Für seinen Lebenstraum, an<br />
den denkbar unmöglichsten Orten mit den verschiedensten Musikern<br />
zu jammen, wünschen wir dem charismatischen Allrounder alles Gute.<br />
Jo Leupold<br />
elfzwanzig - Eibesbrunnergasse<br />
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140
nachtprogramm<br />
Wenn die Lichter in <strong>Meidling</strong> ausgehen, dann gehen sie im U4 erst an.<br />
Der Kultclub auf der Schönbrunner Straße ist seit Jahrzehnten ein<br />
Fixpunkt für alle tanz- und musikbegeisterten Nachtschwärmer.<br />
Hier trifft man sich mit Freunden, um bei lauten Live- oder DJ-Acts ein<br />
paar coole Drinks zu schlürfen. Viele große Künstler wie Prince, Sade<br />
oder Toto sind hier schon aufgetreten. Und für Falco war es sein zweites<br />
Wohnzimmer, weshalb man den Ausnahmekünstler einmal jährlich im<br />
berühmtesten Partykeller unserer Stadt hochleben lässt. <strong>Meidling</strong> rockt<br />
Wien. Seit bald vierzig Jahren. Es lebe das U4.<br />
141
142<br />
„Ich war schon immer<br />
ein Nachtvogel!“
szenebekanntertürlsteher<br />
Der große Hans Hölzel, alias Falco, verhalf seiner Band und diesem<br />
Wiener Kultclub mit einer gleichzeitig so einfachen wie genialen<br />
Textzeile zur Unsterblichkeit: „Im U4 geigen die Goldfisch“. Und wie<br />
die geigten. Wie übrigens viele andere auch, die im Laufe der letzten<br />
Jahrzehnte die Discothek an der Schönbrunner Straße als Sprungbrett<br />
in ihr musikalisches Abenteuer nützten. Oder sich einfach den Traum<br />
erfüllten, einmal auf dieser unvergleichlichen Bühne live zu performen.<br />
Unzählige nationale und internationale Künstler traten auf, darunter so<br />
klingende Namen wie Sade, Toto, Meredith Brooks, Nirvana, Madhouse,<br />
Johnny Depp oder Prince. Ein Name, der ebenfalls untrennbar mit dem<br />
U4 verbunden ist, gehört dem wohl berühmtesten aller Türsteher unserer<br />
Alpenrepublik: Conny de Beauclair begrüßt uns mit einem kräftigen<br />
Händedruck und schenkt uns gleich zu Beginn unseres Gespräches das<br />
Buch „30 Jahre U4“, welches 2010 unter seiner tatkräftigen Mitarbeit<br />
entstand. Zehn Jahre zuvor bedachte er den berühmten Danceclub zu<br />
dessen 20. Geburtstag schon mit einem ersten – mehrere hundert<br />
Seiten starken – literarischen Liebesbeweis. Selbstredend, denn kein<br />
anderer könnte wohl mehr Input über das U4 liefern als er. Er ist es, der<br />
mehr als 25 Jahre am Eingang der Undergrounddisco stand und darüber<br />
entschied, wer hineinkam und wer draußen bleiben musste und der<br />
mit den großen Künstlern aller Musikepochen auf du und du war. „Ich<br />
habe Sade Rosen geschenkt, Prince bei seinem Auftritt als Frontstage-<br />
Security betreut und bin mit Johnny Depp als Fahrer und Guide durch<br />
Wien gezogen“, erzählt uns Conny stolz. Der unerschrockene Türsteher<br />
war und ist eine Institution im U4. Ein fachmännischer Blick in die<br />
Augen reichte ihm als Tauglichkeitscheck und entschied über rein oder<br />
raus. Eine Geste zur richtigen Zeit war die Aufforderung zum Nachhausegehen.<br />
Ganz egal, ob Promigast oder Normalo, sein Wort zählte. Er<br />
war der Chefbouncer, der Mann, dem es galt, Respekt zu zollen.<br />
Geboren und aufgewachsen ist der großgewachsene, kräftige Mann<br />
1952 in München. Der Sprössling adeliger Herkunft genoss schon in<br />
jungen Jahren sehr ausgelassen das Nachtleben seiner Heimatstadt.<br />
Die Schule war ein notwendiges Übel, das konservative Elternhaus<br />
ein Zwang und der Wunsch auszubrechen so intensiv, dass er 1972<br />
ins Internat nach Bad Aussee wechselte. Bald darauf war für den<br />
Rebell auch dort Schluss mit lustig. Nach dem Rauswurf folgte er<br />
seiner großen Liebe nach Wien – wo er für immer stranden sollte. Da<br />
Töchterchen Selina 1974 zur Welt kam, musste er die junge Familie<br />
mit diversen Jobs über Wasser halten. 1980 holte ihn Ossi Schellmann,<br />
der damalige Besitzer des U4, an die Clubtüre. Der Rest ist Geschichte.<br />
Legende. Eine Story, die ihresgleichen sucht und überall nachzulesen<br />
ist. Und selbst als Conny Mitte der 2000er-Jahre als Türsteher aufhörte,<br />
blieb er dem <strong>Meidling</strong>er Nachtclub doch erhalten – als graue Eminenz<br />
im Hintergrund, als Host und Szenefotograf. Auf www.conny.at sind<br />
Unmengen seiner Bilder zu finden. Allesamt von <strong>Mensch</strong>en, die gut gelaunt<br />
zusammen feiern und ihr Leben genießen. Jedes einzelne strahlt<br />
soviel an positiver Energie aus, dass man sich wünschte, Conny würde<br />
nie wieder aufhören zu knipsen. Seinen Geschichten könnten wir noch<br />
stundenlang lauschen und würde der Platz reichen, müssten hier noch<br />
dutzende seiner Anekdoten festgehalten werden. Wir schließen somit<br />
unser Portrait über diesen sympathischen und bescheidenen Mann mit<br />
einem Originalzitat aus seinem ersten Buch: „Es gibt Leute, die meinen,<br />
ich war und bin der Säulenheilige dieses Etablissements, eine Mischung<br />
aus Schutzpatron, Galionsfigur und Übervater. Die Wahrheit ist: ich war<br />
und bin der Türsteher.“ Conny und das U4 – die Geschichte des einen könnte<br />
ohne die des anderen nicht erzählt werden. Schrill und schräg, ausgeflippt<br />
und weltoffen, zeitlos und modern – das U4 ist alles. Alles außer fad.<br />
Und er war der berühmte Doorman in diesem Partykeller der Superlative.<br />
Constantin Marquis de Rouville dictet de Beauclair<br />
elfzwanzig - Schönbrunner Straße<br />
143
nachterfahrenerhobbybiker<br />
Wussten Sie, dass es in unserer Stadt 18 Nachtbuslinien der Wiener<br />
Linien gibt? Und dass diese täglich im 30-Minuten-Takt zwischen 00.30<br />
und 05.00 Uhr tausende Nachtschwärmer in nahezu jeden Winkel unserer<br />
Metropole befördern? Unser heutiger Gesprächspartner ist einer<br />
derjenigen, die sich im Dienste der Allgemeinheit zu später Stunde<br />
hinter das Lenkrad ihres Busses setzen. Gekonnt und routiniert steuert<br />
er sein mächtiges Gefährt durch die Nacht und liefert seine Passagiere<br />
sicher an ihren Ausstiegsstellen ab. Mit an Bord mal mehr, mal weniger<br />
<strong>Mensch</strong>en und so wechseln sich phasenweise hektisches Treiben und<br />
Trubel mit ruhigen Momenten im Fahrgastraum ab. Diese stilleren Augenblicke<br />
genießt Leopold Mayer besonders. Dann ist er ganz eins mit<br />
seinem Bus und dem nächtlichen Wien. „Der N60 ist eine meiner Lieblingslinien“,<br />
erzählt uns Leopold. Die abwechslungsreiche Strecke führt<br />
vom Maurer Hauptplatz bis zur Staatsoper und durchquert natürlich<br />
auch das nächtliche <strong>Meidling</strong>. Nach über 22 Jahren bei den Wiener Linien<br />
ist Leopold Mayer, der 1970 in Wien geboren wurde, heute immer<br />
noch rundum zufrieden hinter dem Steuer seines Busses. Vor seinem<br />
Eintritt in die Verkehrsbetriebe der Bundeshauptstadt absolvierte Leopold<br />
eine Kochlehre, die er 1989 auch erfolgreich abschließen konnte.<br />
„Ich bin danach 6 Jahre lang mit dem Speisewagen der ÖBB gefahren“,<br />
erinnert sich Leopold, der die langen Weststrecken besonders genoss.<br />
Seine längsten Dienstreisen führten ihn bis nach Paris, wo sich die<br />
Crew tagsüber bis zur Rückfahrt nach Wien auch ein wenig die Stadt<br />
ansehen konnte. Im Sommer 1996 wechselte er zu den Wiener Linien<br />
und fährt seither im Tag- oder Nachtdienst auf mehreren Strecken. In<br />
seiner Freizeit schwingt sich der Vater von zwei Kindern auch gerne mal<br />
auf seine Honda CBR und genießt die grenzenlose Freiheit auf seinen<br />
Lieblingsstrecken rund um Wien oder ins burgenländische Leithagebirge.<br />
Leopold erinnert sich an eine 8-jährige Pause ohne Bike: „Auf einer<br />
Teneriffareise mit meiner Frau bin ich dann wieder auf ein Motorrad<br />
gestiegen.“ Für seine Frau war dies überhaupt das erste Mal auf dem<br />
Sozius. „Jetzt plant sie selbst den A-Schein zu machen“, lächelt Leopold,<br />
der sich auf große gemeinsame Touren durch das südliche Europa freut.<br />
Die Zeit zu Hause genießt er gerne beim Garteln auf seiner Terrasse,<br />
setzt Blumen und Pflanzen und hat es sogar schon geschafft, einen<br />
Bananenbaum zu überwintern. Seine unregelmäßigen Dienste machen<br />
es zeitweise notwendig, auch wochenends oder an Feiertagen im Bus<br />
zu sitzen. In freudiger Erinnerung ist Leopold da ein Silvesterdienst<br />
vor einigen Jahren, als ihn seine Frau und eine große Freundesgruppe<br />
auf einer Runde überraschten und in seinen Bus stiegen. „Angestoßen<br />
wurde natürlich mit Orangensaft“, bestätigt uns der sympathische<br />
Buslenker. Versteht sich doch von selbst.<br />
Leopold Mayer<br />
elfzwanzig - N60, <strong>Meidling</strong><br />
144
„Ich möchte gerne einmal<br />
eine Motorradtour durch<br />
Europa machen!“<br />
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„Zu uns kommt<br />
das Bürgertum<br />
von <strong>Meidling</strong> essen!“
immobilienerfahrenergastroprofi<br />
Unweit der <strong>Meidling</strong>er Hauptstraße und der U-Bahn Station <strong>Meidling</strong><br />
befindet sich ein gemütliches Wiener Beisl, das Zipfereck in der<br />
Koppreitergasse. Bei einem köstlichen Pariser Schnitzel mit Petersilerdäpfel<br />
und einem Schweinsbraten mit Sauerkraut und Semmelknödel<br />
warten wir auf den Chef des Hauses, der uns zum Gespräch in<br />
seinem Lokal empfängt. „Bei uns kocht der Chef selbst, kommen Sie<br />
trotzdem“, begrüßt uns Helmut Tschani mit einem kleinen Scherz auf<br />
den Lippen und bittet uns an den Stammtisch.<br />
Der Gastronom, der 1959 in Horn zur Welt kam, absolvierte eine Kellnerlehre<br />
in einem Lokal am Wiener Rathausplatz, die er 1977 abschloss.<br />
Ende der 1970er-Jahre war Helmut als Marktstandler tätig und<br />
verkaufte seine Ware auf Märkten und Volksfesten in ganz Österreich.<br />
„Ich hatte einen Maronistand, mehrere Würstelstände, habe Kaiserschmarren<br />
und Pizzas verkauft und einmal sogar Modeschmuck und<br />
Poster“, erzählt uns Helmut. Als ehrgeiziger, junger Mann absolvierte er<br />
nebenbei eine Ausbildung zum Immobilienmakler und bekam so unter<br />
anderem auch Zugang zu freistehenden Gastronomielokalen in Wien<br />
und Umgebung. „Mein erstes eigenes Lokal habe ich 1984 im achten<br />
<strong>Bezirk</strong> eröffnet“, erzählt uns Helmut, der eine gute Hand bewies, wenn<br />
es um die Übernahme und den erfolgreichen Wiederaufbau von Gastronomiebetrieben<br />
und Kaffeehäusern ging. So kaufte er im Laufe seines<br />
Lebens 21 unterschiedliche Lokale, renovierte diese, hauchte ihnen<br />
neuen, frischen Schwung ein und verkaufte sie dann an Interessierte<br />
weiter. Auf seiner Lokalliste stehen bereits mehrere Pizzerias, ein Internetcafe<br />
sowie eine Diskothek. Sein erstes Lokal in <strong>Meidling</strong> kaufte er<br />
2000 an der Ecke Hohenberggasse und Ruckergasse. 2003 folgte dann<br />
das Zipfereck, welches vorher bereits im Familienbesitz war. Insgesamt<br />
beschäftigt er heute in beiden Lokalen 12 Angestellte. Wann immer er<br />
Zeit findet, steht er selbst in der Küche und verwöhnt seine Gäste mit<br />
einer „abwechslungsreichen Menüauswahl und gutbürgerlicher, bodenständiger<br />
Kost.“ Helmut führt seine Lokale mit seiner Lebenspartnerin,<br />
mit der er seit 15 Jahren ein unschlagbares Team bildet.<br />
In ihrer Freizeit gehen die beiden, die in Kottingbrunn wohnen, gerne<br />
mit ihrem Hund spazieren. In seiner Jugend, so erfahren wir, war<br />
Helmut sehr sportlich. Beim Boxen und Tischtennisspielen fand er<br />
einen Ausgleich zu seinen vielseitigen Aufgaben. Der Gastronom<br />
schätzt die <strong>Meidling</strong>er Gemütlichkeit und sieht sich selbst als jemand,<br />
dem Teamarbeit wichtig ist und der immer auf der Suche nach Kompromissen<br />
ist. „Ich bin kein typischer Chef“, lacht Helmut und lädt uns zum<br />
Abschluss unseres Gespräches noch auf einen kleinen Espresso ein.<br />
Helmut Tschani<br />
elfzwanzig - Koppreitergasse<br />
147
148
nachtprogramm<br />
Theater, Club, Gastronomie. Laut oder leise. Anspruchsvolle Denkkost<br />
oder relaxte Berieselung. Sie entscheiden, wonach Ihnen heute gerade<br />
ist. Lassen Sie sich inspirieren vom abwechslungsreichen <strong>Meidling</strong>er<br />
Abend- und Nachtprogramm.<br />
149
Ggesundheitspflaster<br />
150
„Gesundheit ist nicht alles,<br />
aber ohne Gesundheit ist alles nichts!“<br />
Arthur Schopenhauer<br />
151
gesundheitspflaster<br />
Hals- und Beinbruch.<br />
Beides Verletzungen, die sich keiner wünscht.<br />
Falls sie sich doch einmal einstellen sollten, dann<br />
wäre es nicht unklug, sich derartige Frakturen<br />
unweit des Unfallkrankenhauses <strong>Meidling</strong> zu holen.<br />
Immerhin wurden dort 2017 über 250.000 Röntgenaufnahmen<br />
vorgenommen und mehr als 37.000<br />
kompetente Gipsbehandlungen durchgeführt.<br />
Aber auch Husten, Schnupfen und Heiserkeit sind in<br />
<strong>Meidling</strong> in besten Händen, zählt der <strong>Bezirk</strong> doch<br />
73 Allgemeinmediziner, 152 fachärztliche und<br />
zahnärztliche Praxen. Und wem das noch nicht<br />
genug ist, der stärkt Körper und Geist bei einem<br />
der unzähligen Gesundheitsdienstleister. Um eine<br />
optimale Medikamentenversorgung im <strong>Bezirk</strong><br />
kümmern sich 16 öffentliche Apotheken.<br />
152
153
sportbegeistertebandagenprofis<br />
Fast 70 Jahre sind ins Land gezogen, seit Viktor Hanuš im Mai 1950 ein<br />
Unternehmen am Standort in der Ratschkygasse 23 gründete. Gerade<br />
in den ersten Nachkriegsjahren waren gute Prothesenbauer gefragt<br />
und der Betrieb beschäftigte sich großteils mit der Produktion künstlicher<br />
Gliedmaßen sowie maßgefertigter Schuheinlagen. Als Fachbetrieb<br />
der Orthopädietechnik machte sich das Geschäft vis-a-vis des berühmten<br />
<strong>Meidling</strong>er Tröpferlbades rasch einen guten Namen. Im Laufe der<br />
Zeit wurden die Geschäftsfelder ständig erweitert und so startete der<br />
Familienbetrieb zu Beginn der 1970er-Jahre verstärkt mit dem Handel<br />
durch. Verkauft werden seither Bandagen, Mieder, Stützstrümpfe,<br />
Gehstöcke, Stützkrücken, Inkontinenzartikel, Rollatoren, medizinische<br />
Geräte oder Trainingsgeräte für Sport, Regeneration und Wohlbefinden.<br />
Neben der Privatkundschaft zählt der Fachbetrieb auch viele Pflegeheime<br />
zu seinen Kunden und beliefert diese regelmäßig mit Heil- und<br />
Hilfsmitteln jeglicher Art. Der Sohn des Gründers und heutiger Seniorchef,<br />
Alfred Hanuš, ist selbst ausgebildeter Orthopädietechnikmeister<br />
und übernahm den Betrieb Anfang der 1980er-Jahre. Heute blickt er<br />
auf ein stolzes Sortiment von nahezu 15.000 Fachartikeln zurück und<br />
beschäftigt in den beiden <strong>Meidling</strong>er Filialen sowie einem Geschäft<br />
in Favoriten aktuell etwa 30 Mitarbeiter. „Waren wir früher fast nur<br />
Techniker im Haus, teilt sich heute unser Personal zu jeweils einem<br />
Drittel auf Technik, Verkauf und Organisation auf“, erzählt uns der Chef,<br />
der 1947 geboren wurde und quasi im Betrieb seiner Eltern aufwuchs.<br />
Der begeisterte Hobbysportler verbringt seine spärliche Freizeit gerne<br />
am Tennisplatz oder beim Skifahren. Außerdem liebt er es, seinen<br />
Garten im Ferienhaus der Familie in der Buckligen Welt zu pflegen.<br />
„Die Arbeit in der Firma und in meinem Garten – das ist mein Leben“,<br />
meint Alfred Hanuš, der seit fast 50 Jahren glücklich verheiratet ist und<br />
von sich selbst behauptet, dass Fleiß, Ehrlichkeit und Pünktlichkeit sein<br />
Leben bestimmen. Besonders stolz macht es den Senior, dass sich auch<br />
Sohn Markus, Facharzt für Physikalische Medizin, bereits tatkräftig im<br />
Unternehmen engagiert. Im Sinne seines Vaters und Großvaters möchte<br />
auch er den Betrieb in dritter Generation weiterführen. „In Zeiten, in<br />
denen Kassentarife immer knapper kalkuliert sind und der Mitbewerb<br />
nicht schläft, müssen wir künftig noch mehr mit Fachberatung, hohen<br />
Qualitätsansprüchen und neuen Vertriebswegen punkten“, ist sich Markus<br />
Hanuš, der 1977 in Wien geboren wurde, sicher. Stolz präsentiert er<br />
uns die neue Homepage der Firma, welche einen tollen Überblick über<br />
das umfangreiche Leistungsprogramm bietet. Neben der Leidenschaft<br />
für das Geschäft, teilt der Junior-Chef auch die sportlichen Passionen<br />
seines Vaters und so matcht sich das erfolgreiche Bandagisten-Duo aus<br />
<strong>Meidling</strong> auch gerne mal am Tennisplatz.<br />
Dr. Markus Hanuš und Alfred Hanuš<br />
elfzwanzig - Ratschkygasse<br />
154
„Bei uns lassen sich Familie<br />
und Beruf nicht trennen!“<br />
155
156<br />
„Die emotionale Bindung<br />
zu unseren Kunden ist<br />
mir wichtig!“
arzneierfahrenehobbygärtnerin<br />
Ende 2018 zählte man in ganz Österreich 1.441 Apotheken. In Wien<br />
waren es laut Apothekerkammer 341. Eine davon, die Apotheke am<br />
Fuchsenfeld, befindet sich an der Ecke Längenfeldgasse und Karl-Löwe-<br />
Gasse. Wir betreten das freundliche Geschäftslokal, das uns mit angenehmen<br />
Farbtönen in mint und orange erwartet und freuen uns schon<br />
auf das Gespräch mit einer langjährigen Mitarbeiterin des Hauses.<br />
Susanne Mölzer begrüßt uns und führt uns gleich zu Beginn durch die<br />
Verkaufs- und Arbeitsräumlichkeiten. Wir erfahren, dass die Apotheke<br />
an diesem Standort bereits in den 1920er-Jahren gegründet wurde. Auf<br />
der heutigen Geschäftsfläche von etwa 400 Quadratmetern sind an die<br />
5.000 unterschiedlichen Produkte dauerhaft lagernd. Vom klassischen<br />
Medikamentensortiment über Nahrungsergänzungsmittel bis hin<br />
zu kosmetischen Artikeln ist hier alles zu finden. Und täglich sorgen<br />
fünf neue Lieferungen für Nachschub. „Was nicht vorrätig ist, wird<br />
umgehend bestellt und ist innerhalb weniger Stunden bereits in der<br />
Apotheke zur Abholung bereit“, verrät uns Susanne, die 1958 in Krems<br />
geboren wurde und gleich nach ihrer Matura zum Studium der Pharmazie<br />
nach Wien übersiedelte. Hier lernte sie 1977 auch ihren Mann<br />
kennen. Noch während ihrer Studienzeit brachte Susanne drei Kinder<br />
zur Welt. „Wenn man als Studentin und junge Mutter für die Uni lernen<br />
möchte, dann steht man am besten um halb vier Uhr morgens auf und<br />
lernt solange, bis die Kinder wach werden“, erinnert sich Susanne mit<br />
einem Schmunzeln an diese turbulente, teils kräfteraubende Zeit. Ihr<br />
Studium schloss sie 1986 ab und widmete sich danach ihrer Familie.<br />
Seit ihrem beruflichen Wiedereinstieg und dem erfolgreichen Abschluss<br />
ihres Aspirantenjahres im Jahr 2001 arbeitet Susanne Mölzer als Pharmazeutin<br />
in der Apotheke am Fuchsenfeld. Zweimal pro Monat ist sie<br />
für einen Nachtdienst eingeteilt und einmal in zwei Monaten für einen<br />
Sonntagsdienst. In den weniger turbulenten Nachtdiensten nimmt sich<br />
Susanne auch gerne mal ein gutes Buch zur Hand. Zumeist nützt sie die<br />
ruhige Zeit aber dazu, um am Tag Liegengebliebenes aufzuarbeiten,<br />
neue Rezepturen zu entwickeln oder sich fortzubilden.<br />
Privat kauft sie frisches Obst und Gemüse bevorzugterweise am <strong>Meidling</strong>er<br />
Markt. Auf ihren Wegen durch den <strong>Bezirk</strong> oder in der Buslinie<br />
63A, die sie täglich von Penzing nach <strong>Meidling</strong> und zurück bringt, trifft<br />
sie immer wieder bekannte Gesichter. „Es ist so schön, wenn einen<br />
die Leute erkennen und freundlich grüßen“, freut sich Susanne. Die<br />
<strong>Mensch</strong>en aus dem Gemeindebau, in deren Zentrum sich die Apotheke<br />
als eine Art Begegnungszone etabliert hat, machen Susannes Arbeit<br />
kurzweilig, interessant und spannend. Zu Hause liebt sie es, in ihrem<br />
Gemüsegarten auf ihrer großen Terrasse zu werken. Geerntet und frisch<br />
verarbeitet werden unter anderem Gurken, Zucchini, Paprika, Pfefferoni,<br />
Paradeiser und jede Menge Küchenkräuter. Ihre Freizeit nützt sie<br />
auch für den Besuch klassischer Konzerte oder betätigt sich sportlich<br />
beim Nordic Walking und Wandern. Die begeisterte Öffi-Fahrerin<br />
möchte sich in der Pension wieder ein Auto zulegen und verrät uns<br />
zum Schluss unseres Gespräches noch ihr wunderschönes Lebensmotto:<br />
„Leben – mit allen Sinnen!“<br />
Mag. a pharm. Susanne Mölzer<br />
elfzwanzig - Längenfeldgasse<br />
157
158
gesundheitspflaster<br />
Was wäre <strong>Meidling</strong> ohne sein Unfallkrankenhaus? Im Traumazentrum<br />
Wien <strong>Meidling</strong>, dessen operatives Spektrum die gesamte Unfallheilkunde<br />
abdeckt, werden jährlich etwa 70.000 Patientinnen und Patienten<br />
betreut. Mit modernster Gerätschaft für Bildgebung und Therapie<br />
kümmern sich mehr als 500 <strong>Mensch</strong>en um eine optimale medizinische<br />
Versorgung und Pflege. Dem UKH direkt angeschlossen ist das<br />
Rehabilitationszentrum Wien <strong>Meidling</strong>, das ebenfalls von der AUVA<br />
betrieben wird und in dem pro Jahr mehr als 300 Patienten nach Kopfverletzungen,<br />
sogenannten Schädel-Hirn-Traumen, behandelt werden.<br />
159
„Die Welt ist voller Wunder!“<br />
160
qualitätsbewussterennradlerin<br />
2018 feierte das AUVA-Rehabilitationszentrum in Wien <strong>Meidling</strong> sein<br />
50-jähriges Bestehen. Seit 1968 wurden in dieser wunderbaren Einrichtung<br />
in der Köglergasse bereits über 18.000 <strong>Mensch</strong>en mit unfallbedingten<br />
Schädel-Hirn-Verletzungen und den daraus resultierenden Verletzungsfolgen<br />
behandelt. Die Auswirkungen auf motorische Fähigkeiten,<br />
Sprache oder Wahrnehmung können nach schweren Kopfverletzungen<br />
mitunter erheblich sein. Mittels unterschiedlicher Therapiemaßnahmen<br />
findet im RZ-<strong>Meidling</strong> die sogenannte Neurorehabilitation statt. Je nach<br />
Schweregrad der Unfallverletzung kann der Aufenthalt hier bis zu sechs<br />
Monate dauern.<br />
Wir treffen Michaela Zmaritz-Kukla, die Qualitätsmanagerin im RZ-<strong>Meidling</strong><br />
und erhalten eine interessante Führung durch das Haus. Wir erfahren,<br />
dass man in der Behandlung der Patientinnen und Patienten neben den<br />
klassischen Therapieformen wie Neuropsychologie, Physio- und Ergotherapie,<br />
Logopädie, Orthoptik und Diätologie, auch Maßnahmen wie<br />
Kunst-, Musik- und Sporttherapie einsetzt. „Meine Hauptaufgabe ist<br />
die Qualitätssicherung der Kernprozesse in der Patientenversorgung“,<br />
sagt Michaela, die diese Funktion seit 2013 ausübt. Ihr Job ist es, die<br />
vielfältigen Abläufe im RZ-<strong>Meidling</strong> auf Patientenorientierung, Gesetzeskonformität,<br />
Effizienz und Effektivität regelmäßig zu evaluieren und gegebenenfalls<br />
anzupassen. „Qualität im Gesundheitswesen ist ein herausforderndes<br />
und sich immer im Wandel befindliches Thema. Als Stabsstelle<br />
habe ich eine beratende und unterstützende Funktion“, erzählt uns die<br />
Qualitätsmanagerin, die sich freut, dass die Zusammenarbeit und der<br />
Austausch mit den Berufsgruppen im RZ-<strong>Meidling</strong> sehr konstruktiv und<br />
„familiär“ erfolgt. In ihrer Arbeit kann sie sich auch auf ihre jahrelange<br />
praktische Erfahrung im Pflegedienst stützen. „Es ist wichtig zu verstehen,<br />
was Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten und Sozialarbeiter leisten. Andererseits<br />
braucht es auch Erfahrung, was es für die Patienten und ihre Angehörigen<br />
bedeutet, diesen „neuen“ Weg nach einem schweren Trauma ins<br />
Leben zurück zu gehen.“ Die 1974 in Wiener Neustadt Geborene,<br />
absolvierte nach Volks- und Hauptschule eine 2-jährige Fachschule<br />
für Sozialberufe bei der Caritas. 1990 begann sie ihre Ausbildung zur<br />
Krankenpflegerin, die sie 1993 erfolgreich abschloss. Als diplomierte<br />
Gesundheits- und Krankenschwester kam Michaela – nach Jobstationen<br />
am Krankenhaus Wiener Neustadt, der Rudolfsstiftung in Wien und dem<br />
UKH-Salzburg – 2003 an das UKH-<strong>Meidling</strong>, wo sie als Krankenschwester<br />
im intensivmedizinischen Bereich arbeitete. Als Spätberufene holte sie in<br />
dieser Zeit auch ihre Reifeprüfung an der Volkshochschule <strong>Meidling</strong> nach<br />
und studierte danach sogar noch erfolgreich Philosophie. 2013 schloss sie<br />
ihr Studium mit einem „Bachelor of Arts“ ab und nützte im gleichen Jahr<br />
auch die Chance für einen internen Berufswechsel. Der im Rehabilitationszentrum<br />
ausgeschriebene Posten in der Qualitätssicherung reizte sie<br />
und Michaela hatte im Auswahlverfahren die Nase vorne. Am Städtischen<br />
Klinikum in München absolvierte sie 2014 noch eine berufsbegleitende<br />
Ausbildung zur Qualitätsmanagerin.<br />
Privat lebt Michaela heute mit ihrer „gut funktionierenden und glücklichen<br />
Patchworkfamilie“ in Stockerau. Durch ihren Mann kam sie zum<br />
Rennradfahren und machte diesen Sport zu einem fixen Bestandteil ihres<br />
Lebens. „Unsere Wochenendrunden können schon mal bis zu 100 Kilometer<br />
lang sein“, ist Michaela stolz. Gerne würde sie einmal bei einem der<br />
berühmten Radrennen wie „Paris-Roubaix“ oder der „Ronde“ live dabei<br />
sein oder auch selbst ein Stück davon fahren. Seit ihrer Kindheit singt<br />
Michaela für ihr Leben gerne. Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />
hat sie einen Chor für die Mitarbeiter des UKH- und RZ-<br />
<strong>Meidling</strong> ins Leben gerufen. Rund alle zwei Wochen wird geprobt.<br />
Bei speziellen Anlässen wie Weihnachten oder beim Sommerfest singt<br />
der Chor auch für die Patienten. „Es ist schön und macht sehr viel Freude,<br />
wenn wir den <strong>Mensch</strong>en, die oftmals in schlimmen gesundheitlichen<br />
Situationen stecken, ein wenig Freude bereiten können.“<br />
Michaela Zmaritz-Kukla, BA<br />
elfzwanzig - Köglergasse<br />
161
qualitätssicherndehobbybäckerin<br />
Vor 70 Jahren gründete das deutsche Familienunternehmen Boehringer<br />
Ingelheim seine erste Auslandsniederlassung in Wien und startete damit<br />
seinen erfolgreichen Siegeszug rund um den Globus. Heute ist der<br />
Pharmakonzern, der seinen Fokus in der Arzneimittelforschung sowie<br />
der Entwicklung, Produktion und dem Vertrieb neuer Medikamente für<br />
die Humanmedizin und die Tiergesundheit sieht, weltweit unter den<br />
Top 20 seiner Branche zu finden. Das Unternehmen ist weltweit aktiv<br />
und beschäftigt über 50.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Eine davon ist Claudia Koban und wir freuen uns, dass uns die Leiterin<br />
der Abteilung Qualitätssicherung mit auf einen Rundgang über das<br />
<strong>Meidling</strong>er Firmengelände nimmt. Die 1967 in Salzburg geborene<br />
Biotechnologin berichtet stolz über den Fortschritt der Bauarbeiten<br />
zur Standorterweiterung: „Unsere neue Betriebsstätte wird der weltweit<br />
vierte Standort unserer Firma zur Herstellung von Biopharmazeutika<br />
auf Basis von Zellkulturen sein.“ Vom gegenüberliegenden<br />
Dach aus zeigt uns Claudia, wo künftig unter anderem auch die neuen<br />
Büros ihrer Abteilung zu finden sein werden. Im Gespräch erfahren wir<br />
von den interessanten Lebensstationen der Mutter eines elfjährigen<br />
Teenagers. Für ihre Masterarbeit an der BOKU Wien engagierte sie sich<br />
im Rahmen eines umfangreichen AIDS-Forschungsprojektes bei der<br />
Immuno Wien. Auch nach dem Studium blieb sie dem Unternehmen<br />
treu und schaffte es dort bis in die Position des Quality Operations Directors.<br />
Der Liebe wegen übersiedelte sie 2004 nach Hamburg. Weil es dort<br />
schwierig war, einen Job zu bekommen, nahm Claudia ein Projekt in<br />
Irland an. „Ich arbeitete in Limerick und Shannon und hatte von Anfang<br />
an eine starke Verbindung zu Land und Leuten.“<br />
Nach ihrer Rückkehr zog sie in das deutsche Siebengebirge südlich<br />
von Bonn, wo 2007 auch ihr Sohn zur Welt kam. Als sie ein Jahr später<br />
ein Jobangebot von Boehringer Ingelheim erhielt, übersiedelte sie<br />
kurzerhand zurück in die Heimat. Und blieb. Heute ist <strong>Meidling</strong> längst<br />
Claudias Arbeits- und Lebensmittelpunkt. Am <strong>Bezirk</strong> gefällt ihr in erster<br />
Linie die Vielfalt und seine Nähe zur Innenstadt, zu den Schönbrunner<br />
Erholungsflächen sowie die tolle Anbindung in Richtung Westen und<br />
Süden. Ihre Freizeit verbringt sie überwiegend mit ihrem Sohn. „Wir<br />
besuchen oft den <strong>Meidling</strong>er Markt“, freut sich Claudia, die außerdem<br />
gerne liest oder sich mit Freunden trifft. Die leidenschaftliche Köchin<br />
liebt es, ihr eigenes Brot zu backen und experimentiert mit unterschiedlichen<br />
Sauerteigen. Neben dem Backen pflegt die kreative Qualitätsmanagerin<br />
noch eine große Leidenschaft, die Acrylmalerei. „Wir<br />
haben auch schon an Malkursen der Sommerakademie auf Zakynthos<br />
teilgenommen“. Solange es sie freut, möchte Claudia ihren Job noch<br />
machen. Später jedoch würde sie sich gerne ihren Traum erfüllen und<br />
„einmal auf dem Rücken eines Pferdes durch Patagonien reiten oder<br />
die Welt mit einem Segelboot umrunden“.<br />
Dipl.Ing. in Claudia Koban<br />
elfzwanzig - Dr.-Boehringer-Gasse<br />
162
„Wir schaffen 500<br />
neue Arbeitsplätze in<br />
<strong>Meidling</strong>!“<br />
163
164
gesundheitspflaster<br />
Mit der Gründung des ersten Auslandsstandortes in Wien <strong>Meidling</strong> im<br />
Jahr 1948 startete Boehringer Ingelheim seine weltweite Expansion.<br />
Das deutsche Pharmaunternehmen im Familienbesitz zählt heute zu<br />
den Top 20 seiner Branche und widmet sich der Erforschung, Entwicklung<br />
und Produktion neuer Medikamente für die Human- und<br />
Tiermedizin. Die Wiener Niederlassung zeichnet für mehr als 30 Länder<br />
in Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien verantwortlich und zählt<br />
aktuell etwa 3.300 Beschäftigte, davon rund 1.700 in Wien.<br />
Im April 2017 erfolgte der Spatenstich für eine Erweiterung der<br />
Produktion am <strong>Meidling</strong>er Standort. Mit einem Investitionsvolumen<br />
von nahezu 700 Millionen Euro heißt der Gewinner in jedem Fall Wien.<br />
Denn der Pharmakonzern – für den der Wiener Betrieb das Zentrum für<br />
Krebsforschung sowie einen wichtigen Standort für die biopharmazeutische<br />
Arzneimittelproduktion repräsentiert – schafft damit nicht<br />
nur 500 neue Arbeitsplätze, sondern sorgt darüber hinaus auch für<br />
infrastrukturelle Verbesserungen sowie eine Steigerung der Wertschöpfung<br />
in der Region. <strong>Meidling</strong> ist also auch für die Pharmaforschung<br />
und Pharmaproduktion ein äußerst gutes Pflaster.<br />
In Wien forscht Boehringer Ingelheim an neuen Krebstherapien.<br />
165
handwerksbegabtertierdoktor<br />
Dr. Mario Pichler wurde 1958 im kärntnerischen Friesach geboren.<br />
Seine Schulzeit verbrachte er noch in seiner Heimatgemeinde und<br />
in Klagenfurt, ehe er zum Studium der Veterinärmedizin nach Wien<br />
übersiedelte. 1987 konnte er dieses erfolgreich abschließen, sammelte<br />
aber schon während seines Studiums viel praktische Erfahrung. 1990<br />
bot sich dann eine einmalige Gelegenheit – ein Kollege ging in den<br />
wohlverdienten Ruhestand und die Praxis am heutigen Standort stand<br />
zur Übernahme bereit. Mario Pichler zögerte keine Sekunde und trat<br />
erfolgreich die Nachfolge seines Vorgängers an.<br />
Heute arbeiten für die Tierklinik <strong>Meidling</strong> in der Längenfeldgasse<br />
insgesamt 13 Kollegen und Kolleginnen und geben täglich ihr Bestes<br />
im Dienste ihrer tierischen Kundschaft. Selbst an Sonn- und Feiertagen<br />
öffnet die Tierpraxis tagsüber für einige Stunden ihre Türen, was von<br />
den Tierfreunden nicht nur aus der Umgebung sehr geschätzt wird.<br />
Mario Pichler erinnert sich an seine ersten Jahre in <strong>Meidling</strong> zurück.<br />
Sein mit Abstand größter Patient, was die Körperlänge betrifft, war<br />
eine vier Meter lange Boa Constrictor. „Die Schlange wurde mit einer<br />
Maulfäule zu mir gebracht“, erinnert sich der Veterinärmediziner. Mario<br />
Pichler klärt uns darüber auf, dass die Auflagen, exotische und gefährliche<br />
Tiere zu halten, heute ungleich höher sind als damals. Auch ein<br />
eher ungewöhnlicher Gast in seiner Ordination war ein ausgewachsener<br />
Puma, der zwar an der Leine, zur Verwunderung aller, jedoch ohne<br />
Beißkorb in die Praxis spazierte.<br />
Heute gesellen sich eher die klassischen Haustiere wie Hunde, Katzen,<br />
Meerschweinchen, Kaninchen, aber auch Sittiche, Schildkröten und<br />
Ratten zum Tierdoktor im Lorenshof. Für jedes kleine und große tierische<br />
Problem steht ein kompetenter Kollege zur Verfügung. Mario Pichlers<br />
Spezialgebiete sind Dermatologie, Endokrinologie sowie chirurgische<br />
Eingriffe. „Meine Lieblingseingriffe sind immer noch Fremdkörperentfernungen“,<br />
lächelt der Tierarzt und berichtet von Gummiringen, Spielzeugen<br />
oder Überraschungseiern, die hier schon zu Tage kamen. Aus<br />
einer Dogge konnte er einmal sieben ganze Strumpfhosen entfernen.<br />
Privat lebt Mario Pichler mit seiner Frau, seinen beiden erwachsenen<br />
Söhnen und vier Hunden ein Stück außerhalb von Wien. Handwerklich<br />
sehr begabt, legt er überall Hand an, wo es notwendig ist. Die Arbeiten<br />
in Haus und Garten sind ein hervorragender Ausgleich zu seinem Beruf,<br />
obwohl der entspannt wirkende Tierarzt keinen gestressten Eindruck<br />
auf uns macht. „Was kommt, das kommt,“ sagt Mario Pichler und wir<br />
erfahren, dass er in dieser Hinsicht viel von den Stoikern der Antike<br />
gelernt hat. Heute sieht er die Dinge mit viel Gelassenheit und hat dazu<br />
auch Einiges aus den berühmten „Selbstbetrachtungen“ des philosophierenden<br />
römischen Kaisers Mark Aurel entnommen. Einen Satz des<br />
griechischen Stoikers und Philosophen Epiktetos hat Mario Pichler gar<br />
als eine Art Lebensmotto für sich entdeckt: „Es sind nicht die Dinge<br />
selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen<br />
von den Dingen.“<br />
Dr. Mario Pichler<br />
elfzwanzig - Längenfeldgasse<br />
166
„Ich liebe das kulinarische<br />
Angebot am <strong>Meidling</strong>er Markt!“<br />
167
168
gesundheitspflaster<br />
„Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu<br />
wohnen.“ Die heilige Teresa von Ávila wusste, wie nahe körperliches<br />
und geistiges Glück zusammenliegen. Und sollte es mit der Gesundheit<br />
einmal nicht ganz so rund laufen, dann sind Geist und Körper in <strong>Meidling</strong><br />
bestens aufgehoben. Hunderte Mediziner und Gesundheitsdienstleister<br />
sorgen flächendeckend und gut erreichbar für das Wohl ihrer Patienten<br />
und Patientinnen. Übrigens ganz egal, ob <strong>Mensch</strong> oder Tier.<br />
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„Das Glück wohnt nicht<br />
im Besitze und nicht im Golde,<br />
das Glücksgefühl ist in der Seele zu Hause!“<br />
Demokrit<br />
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dreamteam<br />
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dreamteam<br />
Michael Haitszinger (Jg. 1968) ist noch lange nicht müde, seine Heimatstadt zu entdecken. Nach Währing<br />
und Ottakring war es nun also der „Zwölfte“, den sich der Wienspazierer genauer angesehen hat. Und wieder<br />
waren es die tollen Begegnungen mit vielen interessanten <strong>Mensch</strong>en aus dem <strong>Bezirk</strong>, die den Kommunikationsprofi<br />
besonders berührt haben. Verpackt in interessante Portraits, sind es einmal mehr genau diese Geschichten,<br />
die dem Buch zu seiner gefühlvollen Lebendigkeit verhelfen.<br />
„Hätte mich der liebe Gott nicht in Wien auf die Welt<br />
kommen lassen, ich wäre ganz sicher hierher gezogen!“<br />
Klaus Prokop (Jg. 1964) brachte wieder einmal seine Speicherkarten zum Überlaufen. Die Kamera immer<br />
griffbereit, verbrachte der Berufsfotograf – auf der Suche nach den besten <strong>Meidling</strong>er Motiven – unzählige<br />
Stunden im <strong>Bezirk</strong>. Geduldig nützte er die oftmals kurzen Zeitfenster, um besondere Stimmungen und<br />
Situationen einzufangen und für alle Zeit festzuhalten. Meisterhaft in Szene gesetzt, entstanden so tausende<br />
Bilder für seinen dritten Bildband.<br />
„Ich bin schon viel in der Welt herumgekommen.<br />
Leben möchte ich jedoch nur hier in Wien!“<br />
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elfzwanzig<br />
elfzwanzig I <strong>Meidling</strong> - <strong>Mensch</strong> & <strong>Bezirk</strong><br />
Idee, grafisches Gesamtkonzept und Text: Michael Haitszinger<br />
<strong>Bezirk</strong>sbilder und Porträtaufnahmen: Klaus Prokop<br />
Fotos der Autoren: Noah Prokop<br />
Druck: C. Angerer & Göschl Unternehmensbetriebsgesellschaft & Co, Druckerei, 1160 Wien<br />
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde von uns entweder die männliche oder weibliche Form von personenbezogenen Hauptwörtern gewählt. Dies impliziert<br />
keinesfalls eine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts. Frauen und Männer mögen sich vom Inhalt unseres Buches gleichermaßen angesprochen fühlen.<br />
Quellenangaben:<br />
Taxacher, Ina/Lebhart, Gustav (2016): Wien – <strong>Bezirk</strong>e im Fokus. Statistiken und Kennzahlen. Online Broschüre, April 2016. Hrsg. Magistrat der Stadt Wien, MA 23 Wien<br />
de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Wien_<strong>Meidling</strong> , de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Wiener_Gemeindebauten/<strong>Meidling</strong>, de.wikipedia.org/wiki/Hans-Mandl-Berufsschule,<br />
de.wikipedia.org/wiki/<strong>Meidling</strong>, de.wikipedia.org/wiki/Theresienbad<br />
Statistik Austria - Gebäude-, Häuser- und Wohnungszählungen 1951-2001, Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien - 2018, <strong>Bezirk</strong>sporträt <strong>Meidling</strong><br />
Bundesministerium für Inneres Abteilung II/7 – Flugpolizei, 1120 Wien. Broschüre: Flugpolizei in Österreich - einst und jetzt, 2015<br />
wien.gv.at/freizeit/baeder, wien.gv.at/umwelt/parks, www.friedhoefewien.at<br />
Wiener Linien GmbH & Co KG, Broschüre: Zahlen, Daten, Fakten, 2017<br />
www.boehringer-ingelheim.at/de, www.vhs.at/de/e/meidling, www.europlaza.at/mieter<br />
www.rzmeidling.at, www.auva.at, www.wiener-viktoria.at, www.salonjardin.at, www.kapsch.net, www.oehtb.at, www.wlb.at, www.kleingaertner.at<br />
Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktio n, ob vollständig oder auszugsweise, in jeglicher Form<br />
sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung in elektronischen Systemen ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autoren untersagt.<br />
www.elfzwanzig.at<br />
Eigenverlag Wien – 1. Auflage 2019<br />
ISBN 978-3-200-06227-6<br />
© 2019 Michael Haitszinger & Klaus Prokop<br />
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Wien lässt sie einfach nicht los. Nach ihren Streifzügen durch Währing<br />
und Ottakring zieht es Michael Haitszinger und Klaus Prokop diesmal<br />
nach <strong>Meidling</strong>. Mit Kamera und Laptop bewaffnet, fangen die beiden<br />
die Schönheit und Vielfalt des <strong>Bezirk</strong>es ein. Sie sprechen mit <strong>Mensch</strong>en,<br />
die dort leben, arbeiten oder einen besonderen Bezug zum „Zwölften“<br />
haben. Ihre Geschichten sind es, die dem Bildband Lebendigkeit und<br />
Lebensfreude verleihen.<br />
Mit abwechslungsreichen Bildern und so manch interessantem<br />
Einblick in die <strong>Meidling</strong>er Seele zeigt elfzwanzig die vielen Gesichter<br />
dieses spannenden Wiener Gemeindebezirkes.