Versicherungsbote 1-2014

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Cyber Crime Risiko für Unternehmen Hacker-Attacken, Cyber-Angriffe, Spionage – das Risiko, sensible Unternehmens daten oder Prozesse durch Angriffe aus dem Cyberspace zu gefährden, nimmt zu. Zunehmende Digitalisierung schürt diese Gefahr. Cyber-Attacken können existenz - bedrohend sein. So gewinnen Cyber-Risiken für Unternehmen und Versicherungsbranche im Risikomanagement neue Be deutung. Versicherer reagieren mit speziellen Policen. Makler sollten Unternehmen systematisch aufklären. Ein wachsendes Risiko Cyber-Kriminalität hat in Deutschland mit rund 64.000 Fällen im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht, die Zahl der Fälle im Vergleich zu 2011 ist um 7,5 Prozent gestiegen. Seit 2007 hat die Anzahl der Straftaten um insgesamt 87 Prozent zugelegt, zeigt die polizeiliche Kriminialstatisik. Auch werden täglich 30.000 Cyber-Angriffe auf deutsche Betriebe gestartet. In den nächsten Jahren wird sich die Anzahl der Internet-Zugänge deutlich steigern, immer mehr Personen werden internetfähige Geräte nutzen. Gerade Smartphones und andere mobile Geräte sind für Angriffe aus dem World Wide Web besonders sensibel. Täter haben es oft nicht einmal schwer: Firmendaten, Passwörter oder Kundendaten lassen sich zum Teil mit Hilfe einfacher Programme herausfinden. Auch spielen Mitarbeiter im Zusammenwirken von Informationssicherheitsmaßnahmen eine zentrale Rolle, erklärte etwa Stephan Moers, Inhaber einer Sicherheitsberatung, auf dem Mesterheide Unternehmensforum „Datenschutz, Cybersicherheit und Wirtschaftsspionage“. So seien sich Unternehmen häufig nicht bewusst, dass der einzelne Mitarbeiter eine eingehende Schulung benötigt, um mit den Anforderungen der aktuellen Zeit im Sinne des Unternehmens umzugehen. Soziale Netzwerke, organisatorische Sicherheit wie Zutrittsregeln und „social engineering“ oder soziale Manipulation bzw. Beeinflussung durch Wirtschaftsspione seien Gefahren für den Datenschutz, so Moers. Die überwiegende Anzahl von Angriffen sei auf die weltweit aufgestellte Cyber-Crime-Szene zurückführen, legte Christian Weber von der Infraforce GmbH ebenfalls auf dem Forum dar. Immer häufiger wären durch Attacken kleine und mittelständische Unternehmen betroffen. © alvarez / istockphoto.com
Schwerpunkt Absicherung Gewerbe · Netzwelten Folgen für betroffene Unternehmen Die Folgen für betroffene Unternehmen sind vielseitig: Der Verlust bestimmter Daten kann das Erbringen von Leistungsversprechen einschränken und bis zur Betriebsunterbrechung führen. Verletzungen geistigen Eigentums, des Datenschutz- bzw. Persönlichkeitsrechts können daraus resultieren. Es kann Vertragsstrafen und Bußgeldern geben. Cyber- Mobbing oder Epressungen durch Hacker stellen besonders gravierende Folgen dar. Daneben enstehen zusätzliche Kosten: Durch Hackerangriffe ausgefallene IT- Systeme müssen repariert bzw. gesichert werden, gleiches gilt für beschädigte Hard- und Software. Betriebsabläufe verlangsamen sich, wenn das interne Firmennetz/Intranet und darin eingebette Systeme betroffen sind. Der deutschen Wirtschaft entstehen durch Internetkriminalität Schäden von 50 Mrd. Euro jährlich, schätzt die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Durchschnittliche organisatorische Kosten eines Datenverlusts für ein deutsches Unternehmen belaufen sich auf 3,4 Millionen Euro. Weitere Kosten ergeben sich aus Vorschriften wie der Novelle des Bundesdatenschutzgesetzes 2009 oder der geplanten EUweiten Meldepflicht von Hackerangriffen. Versicherungsbranche ist gefordert Für die Anbieter sind Cyberversicherungen auf dem Weg zur eigenständigen Produktgattung. Nach Ansicht der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) werden sich entsprechende Policen in den kommenden Jahren in deutschen Großunternehmen etablieren. In den USA sind sie bereits fester Bestandteil im Versicherungsportfolio von Firmen. Dort erzielen sie, laut Betterley Report 2013, ein Prämienvolumen von rund 1,3 Millarden US- Dollar. In Europa könnte der Markt für Cyberversicherungen nach AGCS- Berechnungen bis 2018 ein Prämienvolumen von 700-900 Millionen Euro erreichen. Auch Thomas Blunck, Mitglied des Vorstands von Munich Re, meint, dass eine „adäquate Versicherung gegen Datenschutzverletzungen [...] ein Standardelement der Gewerbeversicherung“ sein sollte. „Denn jedes Unternehmen kann in diesem Kontext Umsatzeinbußen oder einen Imageverlust erleiden“, so Blunck. Versicherer setzen bei Produktgestaltung auf Kombination Die Zurich-Police ‘Cyber & Data Protection’ kombiniert Haftpflicht- und Eigenschadendeckung in einer Versicherungslösung. Versichert sind Vermögenseinbußen aus datenschutzbezogenen Pflicht- und Vertraulichkeitsverletzungen eigener Mitarbeiter und Betriebsunterbrechungen aufgrund von IT-Sicherheitslücken. Eine Internet-Medien Haftpflichtdeckung ist optional. Sie schützt u.a. bei Verletzung von Persönlichkeits- oder Urheberrechten. Im Schadensfall bietet das Zurich-Produkt über die Eigenschadendeckung Hilfe, um etwa die wirtschaftlichen Folgen aufgrund von Reputationsverlusten oder Unzufriedenheit von Kunden zu mindern. Zurich finanziert auch Public Relations-Maßnahmen, um eingetretene oder befürchtete negative Auswirkungen auf das geschäftliche Ansehen des Unternehmens zu mindern. Neben Faktoren wie Größe oder Branche eines Unternehmens spielt für die Versicherungsprämie vor allem auch die Qualität des bestehenden IT-Sicherheitsnetzes eine Rolle. Eine hoch entwickelte IT- Sicherheit wirkt sich günstig aus. Das genaue Volumen wird nach ausführlicher Prüfung der hauseigenen Risikomanager festgelegt; die Mindestprämie liegt bei etwa 5.000 Euro p.a. Die Deckungssumme ist frei wählbar, maximal bietet die Zurich Deckungsschutz von bis zu 25 Millionen Euro. Allianz Cyber Protect kombiniert Bausteine aus der Sach-, Haftpflicht- und Vermögensschadenversicherung. Ersetzt werden eigene Schäden, die dem Unternehmen durch Internetkriminalität entstehen. Enthalten sind Aufwendungen für die Benachrichtigung von Kunden, ITforensische Untersuchungen, Wiederherstellung von geschädigten oder zerstörten Daten sowie für Ertragsausfälle durch Betriebsstörungen. Eine Kostenübernahme für Krisenkommunikation zum Reputationsschutz bietet ein weiterer Baustein. Auch kommt der Versicherer für Haftpflichtschäden auf, die Kunden des versicherten Unternehmens infolge von Hackerangriffen, Denial-of-Service-Attacken, Datenschutzverletzungen oder fehlerhafter digitaler Kommunikation erleiden. Die maximale Deckungssumme beträgt 10 Millionen Euro und erfordert dabei nur eine schlanke Risikoprüfung vor Vertragszeichnung. Zusätzlich bietet die Allianz Premiumvarianten mit individuellen Lösungen, bis zu 50 Millionen Euro Versicherungssumme und erweitertem Deckungsumfang, der von einem Unternehmen selbst verschuldete Prozessschwächen oder Mitarbeiterfehler als Auslöser für IT-Ausfälle oder Datenpannen einschließt. Sie beinhalten auch ausführliche Vorabprüfungen der IT-Prozesse des Unternehmens durch spezialisierte Risikoingenieure von AGCS. „Wichtig ist, dass Prävention und eine kontinuierliche Verbesserung der eigenen Schwachstellen Vorrang haben“, erklärt AGCS-Risikoingenieur José Fidalgo. Kosten für einen sicheren Datenaustausch seien stets geringer als der Schaden, der durch Datendiebstahl, Datenverlust oder ein negatives Image entstehe. Axa versichert in seiner CyberRisk-Police u.a. Fehlverhalten von Mitarbeiten. Je nach dessen Ausprägung wird die Deckung eingschränkt, z.B. für Betriebsunterbrechungsschäden. Risiko-Ingenieure der Axa werten den Grad der technischen Gefährdung aus und identifizieren Präventionsmaßnahmen. Risiko- Manager werden in Entscheidungen zu finanziellen Schutz vor Cyber-Risiken unterstützt, IT-Verantwortlichen werden die Cyber-Schwachstellen im Unternehmen aufzeigt. Allerdings werden keine Mitarbeiter-Schulungen angeboten, teilte Axa auf Nachfrage von <strong>Versicherungsbote</strong> mit. Makler sind gefordert „Es ist Aufgabe eines Maklers, seine Kunden systematisch über Risiken und Mindeststandards einer Risikoprävention bei Cyber-Attacken aufzuklären“, fordert etwa Alexandra Ganz-Cosby, Leiterin International der ARTUS GRUPPE, einem der großen deutschen Industrieversicherungsmakler. Viele Unternehmen, vor allem kleine und mittlere, würden nach wie vor die Risiken, die mit der Nutzung des Internets verbunden sind, unterschätzen. Derzeit würden nur rund zehn Versicherer Cyber- Versicherungskonzepte mit in aller Regel Eigenschadendeckung und Haftpflichtversicherungsschutz anbieten, teilweise mit Limits im unteren zweistelligen Millionenbereich. Seite 39
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