Versicherungsbote 1-2014
- Schafft die Abschlussprovisionen ab! Warum Versicherungsmakler Sebastian Claus auf laufende Courtagen setzt - Provisionsverbot: Ländersache durch IMD2? - Dread Disease-Versicherung - Risikozuschläge in der Privaten Krankenversicherung - Absicherung Gewerbe - Lebenswerk sichern
- Schafft die Abschlussprovisionen ab! Warum Versicherungsmakler Sebastian Claus auf laufende Courtagen setzt
- Provisionsverbot: Ländersache durch IMD2?
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Vertrieb<br />
Ausschlaggebend dafür war ein Hagelgroßschaden,<br />
der zur Fußball-Weltmeisterschaft<br />
die Messestadt heimsuchte: Über<br />
40.000 Einzelschäden wurden im Stadtgebiet<br />
verzeichnet. Der Schadenbearbeitung<br />
folgte die Schadensanierung durch<br />
den Versicherer (also Kündigung der Verträge).<br />
Doch die Kunden von Sebastian<br />
Claus wollten weiterhin von ihm betreut<br />
werden und bestärkten ihn in dem Vorhaben,<br />
unabhängiger Makler zu werden.<br />
Heute betreut Claus ca. 1.500 Verträge<br />
und erzielt eine laufende Courtage von<br />
knapp 60.000 Euro im Jahr.<br />
„Gleich zu Anfang habe ich mir<br />
geschworen: Gerate niemals unter Druck<br />
im Verkauf. Das heißt: Kalkuliere dein<br />
Geschäft so, dass du auf keinen Abschluss<br />
angewiesen bist. Das merkt auch der<br />
Kunde“, sagt Claus. Der Kunde dürfe nicht<br />
das Gefühl bekommen, er müsse jetzt<br />
abschließen. Eine Haltung, die jedem<br />
schwerfällt, der auf Einmal-Provisionen<br />
angewiesen ist. Denn jeden Monat geht<br />
es wieder bei Null los.<br />
Anders bei Claus: „Wenn das Jahr anfängt,<br />
habe ich mein Geld schon verdient und<br />
muss ,nur noch‘ die Leistung dafür<br />
erbringen: Nämlich für den Kunden da<br />
sein. Das ist der Unterschied.“<br />
Abschlussprovision?<br />
Kann abgeschafft werden<br />
Deswegen würde es Sebastian Claus auch<br />
nicht stören, wenn es gar keine Abschlussprovison<br />
gäbe: „Ich brauche heute keine<br />
Abschlussprovision. Warum ist das gezillmert?<br />
Ich wäre dafür, dass alle Verträge<br />
mit laufender Courtage gerechnet<br />
werden.“ Mit einer Gebührenordnung,<br />
die besagt, dass alle gleich zahlen, könnten<br />
Fehlanreize beseitigt werden.<br />
Und auch die Stornohaftung würde wegfallen.<br />
Im Bereich der Krankenversicherung,<br />
so Claus, hätte die Verschärfung der<br />
Stornohaftungszeit dazu geführt, dass<br />
Makler quasi dafür haften, wenn der Versicherer<br />
innerhalb der nächsten zwei Jahre<br />
nach Abschluss seine Beiträge anhebt und<br />
der Kunde deshalb wechseln will.<br />
Können die Haftungsfallen und die anstehenden<br />
Regulierungen zu einem „Vermittler-Sterben“<br />
führen, wie es in Großbritannien<br />
oder Skandinavien zu beobachten<br />
ist? Mit Blick auf diese Entwicklung<br />
wird oft prognostiziert, dass nur spezialisierte<br />
Makler, die eine gewisse Unternehmensgröße<br />
erreicht haben, überlebensfähig<br />
seien. Diese Einschätzung teilt<br />
Sebastian Claus nicht. Er sieht Zukunft<br />
im Beruf des unabhängigen Maklers. Er<br />
arbeitet allein, das Unternehmen ist nicht<br />
riesengroß – aber es läuft sehr gut. Und,<br />
so Claus, im Prinzip wird der Beruf derzeit<br />
gestärkt: Der Staat zieht sich immer<br />
mehr aus Themen wie Vorsorge zurück –<br />
und treibt Maklern so die Kunden in die<br />
Arme.<br />
Versicherungslösungen –<br />
am Kundenbedarf vorbei?<br />
Makler wie Sebastian Claus müssen als<br />
„Allrounder“ funktionieren: „Für mich<br />
ist ein Mandant eine Person mit<br />
bestimmten Risiken im Leben, für die ich<br />
Lösungen bieten kann. Natürlich hab ich<br />
nicht viel von einer Reiserücktrittsversicherung<br />
– aber da sehe ich den Kunden<br />
als Menschen – nicht, ob mir das etwas<br />
einbringt. Neben Ehrlichkeit ist auch Verschwiegenheit<br />
wichtig. Wenn ein Kunde<br />
heute mit mir zusammenarbeitet, weiß<br />
ich alles über ihn. Spreche ich über solche<br />
Angelegenheiten mit Dritten, spricht sich<br />
das schnell rum. Dank dieser Herangehensweise<br />
habe ich die Mandanten ein<br />
Leben lang.“<br />
Dass Kunden bei Claus in der Beratung<br />
zum ersten Mal von den Nachteilen der<br />
staatlich geförderten Vorsorge hören, ist<br />
keine Seltenheit: „Viele Produkte sind<br />
heute im Vorsorge-Bereich eng mit der<br />
Sozialgesetzgebung verflochten. Auch da<br />
muss ich auskunftsfähig sein. Rürup-Produkte<br />
habe ich zum Beispiel noch nie verkauft<br />
und Riester-Rente nur an zwei<br />
Kunden, die jeweils fünf Kinder haben.<br />
Für die meisten Kunden passt es einfach<br />
nicht – sie kommen zu mir und wollen<br />
ihre Verträge ,geheilt‘ bekommen.“<br />
Mitunter beobachtet Sebastian Claus, dass<br />
sich Versicherungs-Lösungen auch am<br />
Kunden vorbei entwickeln. So seien z.B.<br />
die Hürden, überhaupt eine Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
zu bekommen, sehr<br />
hoch: „Heute werden sehr detaillierte<br />
Gesundheitsfragen gestellt. Das war vor<br />
zehn Jahren noch anders. Heute erhalten<br />
nur diejenigen einen Vertrag, die aus Versicherer-Sicht<br />
ein gutes Risiko sind. Es<br />
zählt das Einzelrisiko. Der ursprüngliche<br />
Gedanke – viele Leute zahlen in einen<br />
großen Topf, wer Leistungen benötigt,<br />
erhält Zahlungen daraus – geht verloren.“<br />
Claus entscheidet anhand folgender drei<br />
Kriterien, welches Produkt zum Kunden<br />
passt:<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Der grundlegende Leistungswunsch<br />
muss erfüllt sein<br />
Preis- / Leistungsverhältnis<br />
Handling der Versicherung (Erreichbarkeit,<br />
Reaktionszeiten,Wie groß ist<br />
der Zeitraum zwischen Schadenmeldung<br />
und Schadenregulierung,...)<br />
Gerade der letzte Punkt ist mitunter<br />
schwierig. Denn hier kann es auch sein,<br />
dass unterschiedliche Abteilungen der<br />
Versicherer unterschiedlich schnell reagieren.<br />
Und schnelles Handeln ist z.B. für<br />
Firmeninhaber sehr wichtig.<br />
Nachfolge klären<br />
Auch wenn Makler Sebastian Claus seine<br />
Tätigkeit mehr als Berufung, denn als<br />
Beruf sieht, denkt er auch an mögliche<br />
Unternehmensnachfolge. In diesem Jahr<br />
will er umfirmieren: „Der erste Schritt ist<br />
die Gründung einer GmbH. Damit wird<br />
die Nachfolge rechtlich geregelt. Meine<br />
Frau hat als Bankerin die nötigen Voraussetzungen,<br />
um im Ernstfall das Unternehmen<br />
zumindest kommissarisch weiterzuführen.“<br />
Ist es angesichts der vielen Unwägbarkeiten<br />
eine gute Idee, Versicherungsmakler<br />
zu sein? Was müsste ein Versicherungsmakler<br />
lernen?<br />
Für Sebstian Claus gibt es keinen schöneren<br />
Beruf: „Es wird nie langweilig. Ich<br />
habe mit Gewerrken und Berufen zu tun,<br />
von denen ich vorher gar nicht wußte,<br />
dass es sie gibt. Vom Pferd bis zum Tagebaubagger<br />
– es ist ein Querschnitt unserer<br />
Wirtschaft – das ist sehr spannend. Natürlich<br />
gibt es auch Aufgaben, die nicht so<br />
reizvoll sind: Die Bürokratie, die man im<br />
Griff haben muss, die Erfahrungen mit<br />
den Versicherungsgesellschaften und<br />
natürlich die Lebenspraxis... man muss<br />
über Schicksalsschlägen stehen können<br />
und Lösungswege für andere Menschen<br />
finden – dafür reichen keine drei Jahre<br />
Lehre.“<br />
Michael Fiedler<br />
Seite 25