Stadtbuch Schwaz 2024

12.05.2024 Aufrufe

Statue Georg von Freundsberg von Ludwig Penz 1916. Foto: Stadtarchiv Schwaz. der Verlust der Kompetenzen und des Machtbereichs für die ständigen Zwistigkeiten zwischen den Richtern verantwortlich, auf der anderen Seite spielte natürlich auch die finanzielle Seite eine entscheidende Rolle, da bei Beanspruchung eines Richters Geld zu entrichten war und dies ein zusätzliches Einkommen darstellte, denn prinzipiell war der Grundlohn eines Richters sehr gering. Die Haupteinnahmequelle bestand aus den Gerichtsgebühren, die sich aus Siegel-, Schreib- oder Strafgeldern zusammensetzten. Zusätzlich konnten noch Naturalien eingefordert werden. Somit war jeder Richter darauf erpicht, die Straftaten selbst zu richten. Man kann sich denken, dass dies viel Missbrauch hervorrief und sich die Bevölkerung regelmäßig beschwerte. In den 1450er- Jahren versuchte Herzog Sigmund, die Kompetenzen der Berg- und Landrichter besser abzustecken, um Streitereien zukünftig zu vermeiden. 1455 beschwerte sich aber Ulrich von Freundsberg beim Landesfürsten, dass sich die Bergrichter nur auf die Angelegenheiten mit direktem Bezug zum Bergwerk beschränken sollten. Diese kümmerten sich aber auch um alles, „was malefiz (= Missetaten) berüre“ 26 . Außerdem ließen die Bergrichter Gruben schlagen, die sich in Privateigentum befanden. Zum Schluss gab er auch an, dass zu viel Holz geschlagen werde, was großen Schaden anrichte. Das Berggericht behielt letztendlich die Oberhand, da der Bergbau für den Landesfürsten eine erhebliche Einnahmequelle bedeutete und nicht zuletzt deshalb die Bergwerksverwandten unerlässlich zu ihm hielten. Auf die Beschwerden der Freundsberger ging der Landesfürst kaum ein. Da kam es für die Freundsberger zu einer glücklichen Fügung. Ulrich von Freundsberg heiratete Barbara von Rechenberg. Die Herren von Rechberg übernahmen im Jahr 1439 einen Teil der Herrschaft zu Mindelheim, die sie durch Erbschaft erlangt hatten. Bero von Rechberg, Vater der Barbara, investierte sehr viel Geld in seine Herrschaft. Zusätzlich mussten seine Tochter und die Kinder seines verstorbenen Bruders entschädigt werden. Aber auch politische Auseinandersetzungen und Aufgaben sowie eine Wallfahrt ins Heilige Land verschlangen sehr viel Geld. Bero machte Schulden und verpfändete auch die Zolleinnahmen von Mindelheim. Sein Sohn Bero II. suchte nach dessen Tod im Jahr 1462 nach Möglichkeiten, dem Ruin zu entkommen und die Schulden zu begleichen, und bot die Mindelburg zum Verkauf an. Diese Gelegenheit ergriffen die Brüder Ulrich und Hans von Freundsberg, und sie kauften die Herrschaft Mindelheim samt Burg am 24. Juli 1467 um 60.000 Gulden. Zugleich gaben sie ihre Stammburg am 8. Dezember 1467 an den Landesfürsten Siegmund und Lehensherren zurück und wurden in Mindelheim heimisch. 1473 erblickte dort der berühmteste Sprössling dieses Geschlechts das Licht der Welt. Georg von Frundsberg, wie nun der Familienname im schwäbischen Dialekt genannt wurde, wurde unter Maximilian I. Feldhauptmann 40

Fresken im Kreuzgang des Franziskanerklosters. Foto: die Naturfotografen. und gilt als Vater der Landsknechte mit dem Wahlspruch: „Viel Feind‘, viel Ehr‘!“ Sein Sohn Georg II. starb als letzter männlicher Vertreter im Jahr 1586. 27 Mit dem Verlassen der Freundsberger steuerte die Ortschaft auch in ein neues Zeitalter. Durch die zunehmende Einwanderung und dem aufkommenden Reichtum erhielt in dieser Zeit auch Schwaz sein Erscheinungsbild. Durch die starke Zuwanderung von Bergleuten stieg auch die Nachfrage nach diversen Pastoraltätigkeiten. So kamen ab 1460 die Franziskaner nach Schwaz. Bevor sie aber eine eigene Unterkunft vor Ort besaßen, verweilten sie im Haus der Gewerke Tänzl (heute Palais Enzenberg). Zu besonderen Anlässen wie Advent, Fastenzeit und anderen kirchlichen Ereignissen halfen die Patres aus. Sie erlangten immer mehr an Beliebtheit, und deshalb wollte man ein eigenes Kloster für sie bauen. Allerdings konnte dies nicht so einfach in die Tat umgesetzt werden, weil auch auf die Rechte und Privilegien der umliegenden Klöster, in diesem Fall der Benediktiner am Georgenberg, Rücksicht genommen werden musste. Darunter fiel, dass in den ihnen unterstehenden Pfarreien kein Kloster oder keine Kirche ohne deren Zustimmung errichtet werden durfte. Aufgrund der Quellenlage ist nicht mehr ersichtlich, warum zwischen den beiden Orden kein Einvernehmen stattfand, wahrscheinlich spielte hier die Einnahmequelle der Gläubigen eine Rolle. So baten die Barfüsser, wie die Franziskaner auch genannt wurden, König Maximilan I. um Hilfe. Nachdem die Stiftungsurkunde in Schwaz angekommen war, begann man sofort mit dem Bau des Klosters und der Kirche, und Schwaz wurde um ein weiteres Bauwerk reicher. Die kunstvoll gemalten Fresken im Kreuzgang wurden erst später zwischen 1519 und 1526 von Pater Willhelm von Schwaben gestaltet und dienen heute unter Historikern unter anderem als Bildquelle rund um die Neuzeit. 28 Zum Schluss bleibt nur noch die Frage, warum Schwaz nicht schon zur damaligen Zeit zur Stadt erhoben wurde, zählte es um 1500 doch zu den größten Siedlungen auf heutigem österreichischen Gebiet. Hierzu gibt es mehrere Ansätze. Max Isser-Gaudenthurn behauptete in seiner Schwazer Bergwerkschronik, dass sowohl Herzog Sigmund als auch Maximilian I. mehrmals eine Stadterhebung angeboten hätten. Diese wurde aber von den Schwazer Gewerken nicht angenommen, weil die reichen Schwazer Patrizier keine Stadtmauer erbauen wollten, da sie eine Beschränkung des freien Arbeiterzuzuges befürchteten. 29 Im Gegensatz dazu steht aber der Bericht von Anthoine de Lalaing, der in seiner „Voyage de Philippe le Beau“ im Jahr 1503 über Schwaz berichtet, dass die Kaufleute, welche durch das Bergwerk reich wurden, Maximilian I. größere Summen Geldes für das Stadtrecht und das Befestigungsrecht (Stadtmauer) angeboten hätten. Maximilian lehnte dies aber ab, da er fürchtete sie, würden mit der Zeit das Bergwerk an sich reißen. 30 Fakt ist, dass Schwaz trotz seiner Größe noch fast 400 Jahre auf die Stadterhebung warten musste. 41

Fresken im Kreuzgang des Franziskanerklosters. Foto: die Naturfotografen.<br />

und gilt als Vater der Landsknechte mit dem Wahlspruch:<br />

„Viel Feind‘, viel Ehr‘!“ Sein Sohn Georg II. starb als<br />

letzter männlicher Vertreter im Jahr 1586. 27<br />

Mit dem Verlassen der Freundsberger steuerte die Ortschaft<br />

auch in ein neues Zeitalter. Durch die zunehmende<br />

Einwanderung und dem aufkommenden Reichtum<br />

erhielt in dieser Zeit auch <strong>Schwaz</strong> sein Erscheinungsbild.<br />

Durch die starke Zuwanderung von Bergleuten stieg<br />

auch die Nachfrage nach diversen Pastoraltätigkeiten. So<br />

kamen ab 1460 die Franziskaner nach <strong>Schwaz</strong>. Bevor sie<br />

aber eine eigene Unterkunft vor Ort besaßen, verweilten<br />

sie im Haus der Gewerke Tänzl (heute Palais Enzenberg).<br />

Zu besonderen Anlässen wie Advent, Fastenzeit und anderen<br />

kirchlichen Ereignissen halfen die Patres aus. Sie<br />

erlangten immer mehr an Beliebtheit, und deshalb wollte<br />

man ein eigenes Kloster für sie bauen. Allerdings konnte<br />

dies nicht so einfach in die Tat umgesetzt werden, weil<br />

auch auf die Rechte und Privilegien der umliegenden<br />

Klöster, in diesem Fall der Benediktiner am Georgenberg,<br />

Rücksicht genommen werden musste. Darunter<br />

fiel, dass in den ihnen unterstehenden Pfarreien kein<br />

Kloster oder keine Kirche ohne deren Zustimmung<br />

errichtet werden durfte. Aufgrund der Quellenlage ist<br />

nicht mehr ersichtlich, warum zwischen den beiden Orden<br />

kein Einvernehmen stattfand, wahrscheinlich spielte<br />

hier die Einnahmequelle der Gläubigen eine Rolle. So<br />

baten die Barfüsser, wie die Franziskaner auch genannt<br />

wurden, König Maximilan I. um Hilfe. Nachdem die<br />

Stiftungsurkunde in <strong>Schwaz</strong> angekommen war, begann<br />

man sofort mit dem Bau des Klosters und der Kirche,<br />

und <strong>Schwaz</strong> wurde um ein weiteres Bauwerk reicher. Die<br />

kunstvoll gemalten Fresken im Kreuzgang wurden erst<br />

später zwischen 1519 und 1526 von Pater Willhelm von<br />

Schwaben gestaltet und dienen heute unter Historikern<br />

unter anderem als Bildquelle rund um die Neuzeit. 28<br />

Zum Schluss bleibt nur noch die Frage, warum <strong>Schwaz</strong><br />

nicht schon zur damaligen Zeit zur Stadt erhoben wurde,<br />

zählte es um 1500 doch zu den größten Siedlungen<br />

auf heutigem österreichischen Gebiet. Hierzu gibt es<br />

mehrere Ansätze. Max Isser-Gaudenthurn behauptete<br />

in seiner <strong>Schwaz</strong>er Bergwerkschronik, dass sowohl<br />

Herzog Sigmund als auch Maximilian I. mehrmals eine<br />

Stadterhebung angeboten hätten. Diese wurde aber von<br />

den <strong>Schwaz</strong>er Gewerken nicht angenommen, weil die<br />

reichen <strong>Schwaz</strong>er Patrizier keine Stadtmauer erbauen<br />

wollten, da sie eine Beschränkung des freien Arbeiterzuzuges<br />

befürchteten. 29 Im Gegensatz dazu steht aber der<br />

Bericht von Anthoine de Lalaing, der in seiner „Voyage<br />

de Philippe le Beau“ im Jahr 1503 über <strong>Schwaz</strong> berichtet,<br />

dass die Kaufleute, welche durch das Bergwerk reich<br />

wurden, Maximilian I. größere Summen Geldes für das<br />

Stadtrecht und das Befestigungsrecht (Stadtmauer) angeboten<br />

hätten. Maximilian lehnte dies aber ab, da er<br />

fürchtete sie, würden mit der Zeit das Bergwerk an sich<br />

reißen. 30 Fakt ist, dass <strong>Schwaz</strong> trotz seiner Größe noch<br />

fast 400 Jahre auf die Stadterhebung warten musste.<br />

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