Stadtbuch Schwaz 2024
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ge Brixener Bischof hatte Gebiete in Matrei 1392 den<br />
Freundsbergern verpachtet, welche dieses wie ein Lehen<br />
des Landesfürsten behandelten. Obwohl Herzog Friedrich<br />
IV. kurz vor seinem Tod befahl, die Besitzungen von<br />
Matrei wieder zurück an den Bischof zu geben, geschah<br />
in dieser Richtung nichts. Ähnlich verlief die Situation<br />
in Steinach. Aufgrund finanzieller Nöte verpfändete<br />
Bischof Johann von Lenzburg Steinach an Johann von<br />
Freundsberg und dessen Söhne. Bei dieser Vereinbarung<br />
wurde aber zusätzlich beschlossen, dass die Pfandschaft<br />
jederzeit mit einmonatiger Kündigungsfrist wieder an<br />
seinen ursprünglichen Besitzer zurückgehen könne. Somit<br />
handelte Bischof Nikolaus Cusanus aus seiner Sicht<br />
rechtens, als er die Besitzungen im Jahr 1453 zurückverlangte.<br />
Aber die Herren von Freundsberg reagierten darauf<br />
nicht, und so verfasste der Bischof eine Mahnschrift<br />
und forderte sie auf, die Pfandsumme wieder abzuholen.<br />
Die Freundsberger suchten nun wieder die Hilfe beim<br />
Landesfürsten Sigmund, der dem Bischof Bescheid gab,<br />
dass sich Ulrich von Freundsberg vorerst nicht um diese<br />
Angelegenheit kümmern könne, weil er in wichtigen Geschäften<br />
unterwegs sei. Nikolaus Cusanus wollte die in<br />
der Zwischenzeit vergessene Oberhoheit der Bischöfe<br />
über Tirol wieder einführen, konnte dies schlussendlich<br />
nicht erreichen. 23<br />
Im <strong>Schwaz</strong>er Volksmund wird heute noch erzählt, dass<br />
die Freundsberger <strong>Schwaz</strong> verließen und nach Mindelheim<br />
zogen, weil ihnen das Hämmern im Bergwerk zu<br />
laut geworden war. Der wahre Kern dieser Sage ist aber<br />
wohl in den ständigen Auseinandersetzungen mit dem<br />
Bergrichter zu finden. Nachdem sich für die Bergleute<br />
aus den Bergordnungen einige Freiheiten ergaben, kam<br />
es zu juristischen und verwaltungstechnischen Problemen,<br />
was zur Folge hatte, dass der Landesfürst auch in<br />
<strong>Schwaz</strong> einen Bergrichter einsetzte, der für all jene zuständig<br />
war, die im Bergwerk tätig waren oder als sogenannte<br />
Bergwerksverwandte dazu beitrugen. Hierbei kamen<br />
einander der Landrichter, der – wie erwähnt – von<br />
den Freundsbergern berufen wurde, und der Bergrichter<br />
in die Quere. Auch in anderen Bergbaugebieten herrschten<br />
Spannungen zwischen diesen beiden Parteien, was<br />
auch die Bevölkerung spaltete. Die Bauern litten unter<br />
den Bergfreiheiten der Knappen, die beispielsweise das<br />
Erstkaufrecht am Markt, das Recht auf Fisch- und Vogelfang<br />
sowie freien Holz- und Wasserbezug hatten. Die<br />
Bauern leiteten sogar Quellen um, um die Schmelzhütten<br />
zu boykottieren, was ihnen in der Bergwerkserfindung<br />
im Jahr 1449 strengstens verboten wurde. Nicht<br />
grundlos wurden kurz nach ihrer Fertigstellung die<br />
<strong>Schwaz</strong>er Pfarrkirche zweigeteilt und die Messen und<br />
Andachten für die Bergleute in einem eigenen Kirchenschiff<br />
gehalten. 24<br />
Wolfgang von Freundsberg sah seine „grünnten, forschten,<br />
wäldern, pachen, lewten und güetern, an unsren<br />
alten freyhaiten, rechten und gewonhaiten“ 25 seit dem<br />
Beginn des Bergbaus bedroht. Einerseits war sicherlich<br />
Die Mindelburg in Bayern. Foto: Glückswege Allgäu.<br />
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