Stadtbuch Schwaz 2024
Teilansicht von Schwaz mit der Innbrücke aus dem Schwazer Bergbuch 1556. Quelle: TLMF, FB 4312. 36
Unter Berufung auf Zugeständnisse des Papstes im 12. Jahrhundert drohte er „all jenen, die jemals die Rechte und Freiheiten der Abtei St. Georgenberg beschneiden sollten“, mit der ewigen Verdammnis. Sowohl der Landesfürst als auch der Bischof gaben der Abtei recht und forderten Wolfgang von Freundsberg auf, die Sanktionen zu beenden. Einige Gewerke wollten endlich den Streit beenden, weil die Brücke für sie von höchster Bedeutung war und der Transport den reibungslosen Ablauf des Bergwerkes sicherte. Darum waren sie bereit gewesen, eine Abgabe zu leisten, um die Instandhaltung endlich zu gewährleisten. Wolfgang von Freundsberg aber verbot dieses Vorhaben. Der Streit wanderte sogar bis zu König Friedrich, der einstweilen die Saline in Hall für die Kosten aufkommen ließ. Der Freundsberger hegte offensichtlich einen persönlichen Groll gegen den Abt und das Kloster, denn unter seiner Duldung wurden zwei Diener des Abtes in Schwaz öffentlich vom Pferd gezerrt und in das Burgverlies geworfen, wo sie gefangen gehalten wurden. 1481, als die Herren von Freundsberg schon nicht mehr in Schwaz ansässig waren und auch der Abt von damals nicht mehr lebte, entschied der Landesfürst, dass die Reparaturen zu gleichen Teilen vom Landgericht, dem Berggericht, dem Pfannhaus zu Hall und vom Kloster bezahlt werden müssen. Diese Viertelbeteiligung hielt sich für das Kloster noch bis ins Jahr 1650, danach wurde der Anteil auf ein Siebtel gekürzt. Die letzte Zahlung für die Brücke seitens des Benediktinerklosters fand 1894 statt. 20 Zu Beginn des 15. Jahrhunderts lag Tirol inmitten kämpferischer Handlungen. Bereits 1405 wurden die Habsburger bei Stoß von den Appenzeller Bauern vernichtend geschlagen. Auch im Süden von Tirol gab es kriegerische Auseinandersetzungen. Venedig breitete sein Territorium bis hin zum Gardasee aus. Somit grenzte das Hochstift Trient in weiten Teilen an venezianisches Hoheitsgebiet. Verschiedene Adelige verbündeten sich mit Venedig und versuchten nach Norden vorzustoßen, was durch den Landesfürsten von Tirol, Friedrich IV., verhindert werden konnte. Im Norden fielen in den Jahren 1410 und 1413 die Bayern bis auf die Höhe von Schwaz und Hall ein. Den Vorstoß seitens der Bayern hatte ein Hilfegesuch Heinrichs von Rottenburg ausgelöst. Letztlich konnten nicht nur die Bayern zurückgeschlagen werden, auch der junge Landesfürst hatte sich gegenüber der adeligen Opposition vorerst durchgesetzt. Der Konflikt mit Heinrich von Rottenburg war darin begründet, dass Friedrich IV. als erster Habsburger seit 1406 dauerhaft in Tirol residierte. Bis dahin hatten die mächtigen Familien in Tirol relativ ungestört viele Freiheiten genossen. Der Landesfürst aber bemühte sich, verpfändete Herrschaftsrechte abzulösen und die Verwaltung zu intensivieren. Er legte ein ganz Tirol umfassendes Urbar an, die Amtsleute hatten jährlich Rottenburg bei Rotholz. Foto: Stadtarchiv Schwaz/Sammlung Georg Angerer. Rechnung zu legen, Einnahmen und Ausgaben wurden jährlich ebenfalls in Rechnungsbücher eingetragen. Die Herren von Rottenburg waren wohl das mächtigste und reichste Geschlecht auf Nordtiroler Seite. Sie verliehen regelmäßig Geld an die Herzöge und zogen aufgrund von Zahlungsinsolvenzen Burgen und Besitztümer ein. Aus diesem Hintergrund lassen sich die Zwistigkeiten mit Heinrich von Rottenburg erklären. Viele Tiroler Adelige standen auf Herzog Friedrichs Seite. Nachdem der Rottenburger sich einige Burgen genommen und auch teilweise zerstört hatte, wandten sich die jeweiligen Bewohner dem Landesfürsten zu und belagerten im Gegenzug einige Burgen der Rottenburger. Diese wiederum suchten Hilfe bei Heinrich von Bayern. Die Herren von Freundsberg standen auf der Seite Herzog Friedrichs. Sie zählten wie die Rottenburger zu den bedeutendsten Geschlechtern in Tirol und fungierten seit 1406 als Räte des Tiroler Landesfürsten. Zum Ausdruck ihrer Stellung ritten sie, als dieser in Konstanz im Zuge des Konzils Einzug hielt, in seinem Gefolge. Als Friedrich IV. Geisel König Sigismunds war, rief Ulrich von Freundsberg Herzog Ernst von Steiermark-Innerösterreich, den älteren Bruder Friedrichs, zu Hilfe, um die Herrschaft in Tirol zu sichern und die Interessen der Habsburger zu wahren. Herzog Ernst wollte die Herrschaft an sich reißen, weshalb Friedrich aus Konstanz floh und mithilfe der Tiroler Stände seine Ansprüche durchzusetzen. Hans von Freundsberg wurde in diesem Bündnis zum Hauptmann des Inn- und Wipptals bestellt. Sein Bruder Ulrich sollte ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Freundsberger blieben ihrem Landesfürsten treu – auch zu dem Zeitpunkt, als sich ihre angeheirateten Verwandten, die Vögte von Matsch und die Starkenberger, mit Unterstützung von König Sigismund der Adelsopposition anschlossen und sich gegen Friedrich IV. auflehnten. Sie hatten auf das richtige Pferd gesetzt und wurden, als der Hof von Meran nach Innsbruck verlegt wurde, als Hofrichter des Herzogs eingesetzt und 37
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Unter Berufung auf Zugeständnisse des Papstes im 12.<br />
Jahrhundert drohte er „all jenen, die jemals die Rechte<br />
und Freiheiten der Abtei St. Georgenberg beschneiden<br />
sollten“, mit der ewigen Verdammnis. Sowohl der Landesfürst<br />
als auch der Bischof gaben der Abtei recht und<br />
forderten Wolfgang von Freundsberg auf, die Sanktionen<br />
zu beenden. Einige Gewerke wollten endlich den<br />
Streit beenden, weil die Brücke für sie von höchster Bedeutung<br />
war und der Transport den reibungslosen Ablauf<br />
des Bergwerkes sicherte. Darum waren sie bereit<br />
gewesen, eine Abgabe zu leisten, um die Instandhaltung<br />
endlich zu gewährleisten. Wolfgang von Freundsberg<br />
aber verbot dieses Vorhaben. Der Streit wanderte sogar<br />
bis zu König Friedrich, der einstweilen die Saline in<br />
Hall für die Kosten aufkommen ließ. Der Freundsberger<br />
hegte offensichtlich einen persönlichen Groll gegen den<br />
Abt und das Kloster, denn unter seiner Duldung wurden<br />
zwei Diener des Abtes in <strong>Schwaz</strong> öffentlich vom Pferd<br />
gezerrt und in das Burgverlies geworfen, wo sie gefangen<br />
gehalten wurden.<br />
1481, als die Herren von Freundsberg schon nicht mehr<br />
in <strong>Schwaz</strong> ansässig waren und auch der Abt von damals<br />
nicht mehr lebte, entschied der Landesfürst, dass die<br />
Reparaturen zu gleichen Teilen vom Landgericht, dem<br />
Berggericht, dem Pfannhaus zu Hall und vom Kloster<br />
bezahlt werden müssen. Diese Viertelbeteiligung hielt<br />
sich für das Kloster noch bis ins Jahr 1650, danach wurde<br />
der Anteil auf ein Siebtel gekürzt. Die letzte Zahlung<br />
für die Brücke seitens des Benediktinerklosters fand<br />
1894 statt. 20<br />
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts lag Tirol inmitten<br />
kämpferischer Handlungen. Bereits 1405 wurden die<br />
Habsburger bei Stoß von den Appenzeller Bauern vernichtend<br />
geschlagen. Auch im Süden von Tirol gab es<br />
kriegerische Auseinandersetzungen. Venedig breitete<br />
sein Territorium bis hin zum Gardasee aus. Somit grenzte<br />
das Hochstift Trient in weiten Teilen an venezianisches<br />
Hoheitsgebiet. Verschiedene Adelige verbündeten<br />
sich mit Venedig und versuchten nach Norden vorzustoßen,<br />
was durch den Landesfürsten von Tirol, Friedrich<br />
IV., verhindert werden konnte. Im Norden fielen in den<br />
Jahren 1410 und 1413 die Bayern bis auf die Höhe von<br />
<strong>Schwaz</strong> und Hall ein. Den Vorstoß seitens der Bayern<br />
hatte ein Hilfegesuch Heinrichs von Rottenburg ausgelöst.<br />
Letztlich konnten nicht nur die Bayern zurückgeschlagen<br />
werden, auch der junge Landesfürst hatte<br />
sich gegenüber der adeligen Opposition vorerst durchgesetzt.<br />
Der Konflikt mit Heinrich von Rottenburg war<br />
darin begründet, dass Friedrich IV. als erster Habsburger<br />
seit 1406 dauerhaft in Tirol residierte. Bis dahin hatten<br />
die mächtigen Familien in Tirol relativ ungestört viele<br />
Freiheiten genossen. Der Landesfürst aber bemühte<br />
sich, verpfändete Herrschaftsrechte abzulösen und die<br />
Verwaltung zu intensivieren. Er legte ein ganz Tirol<br />
umfassendes Urbar an, die Amtsleute hatten jährlich<br />
Rottenburg bei Rotholz.<br />
Foto: Stadtarchiv <strong>Schwaz</strong>/Sammlung Georg Angerer.<br />
Rechnung zu legen, Einnahmen und Ausgaben wurden<br />
jährlich ebenfalls in Rechnungsbücher eingetragen. Die<br />
Herren von Rottenburg waren wohl das mächtigste und<br />
reichste Geschlecht auf Nordtiroler Seite. Sie verliehen<br />
regelmäßig Geld an die Herzöge und zogen aufgrund<br />
von Zahlungsinsolvenzen Burgen und Besitztümer ein.<br />
Aus diesem Hintergrund lassen sich die Zwistigkeiten<br />
mit Heinrich von Rottenburg erklären.<br />
Viele Tiroler Adelige standen auf Herzog Friedrichs Seite.<br />
Nachdem der Rottenburger sich einige Burgen genommen<br />
und auch teilweise zerstört hatte, wandten sich<br />
die jeweiligen Bewohner dem Landesfürsten zu und belagerten<br />
im Gegenzug einige Burgen der Rottenburger.<br />
Diese wiederum suchten Hilfe bei Heinrich von Bayern.<br />
Die Herren von Freundsberg standen auf der Seite Herzog<br />
Friedrichs. Sie zählten wie die Rottenburger zu den<br />
bedeutendsten Geschlechtern in Tirol und fungierten<br />
seit 1406 als Räte des Tiroler Landesfürsten. Zum Ausdruck<br />
ihrer Stellung ritten sie, als dieser in Konstanz im<br />
Zuge des Konzils Einzug hielt, in seinem Gefolge. Als<br />
Friedrich IV. Geisel König Sigismunds war, rief Ulrich<br />
von Freundsberg Herzog Ernst von Steiermark-Innerösterreich,<br />
den älteren Bruder Friedrichs, zu Hilfe, um<br />
die Herrschaft in Tirol zu sichern und die Interessen der<br />
Habsburger zu wahren. Herzog Ernst wollte die Herrschaft<br />
an sich reißen, weshalb Friedrich aus Konstanz<br />
floh und mithilfe der Tiroler Stände seine Ansprüche<br />
durchzusetzen. Hans von Freundsberg wurde in diesem<br />
Bündnis zum Hauptmann des Inn- und Wipptals bestellt.<br />
Sein Bruder Ulrich sollte ihm mit Rat und Tat zur Seite<br />
stehen. Die Freundsberger blieben ihrem Landesfürsten<br />
treu – auch zu dem Zeitpunkt, als sich ihre angeheirateten<br />
Verwandten, die Vögte von Matsch und die Starkenberger,<br />
mit Unterstützung von König Sigismund der<br />
Adelsopposition anschlossen und sich gegen Friedrich<br />
IV. auflehnten. Sie hatten auf das richtige Pferd gesetzt<br />
und wurden, als der Hof von Meran nach Innsbruck<br />
verlegt wurde, als Hofrichter des Herzogs eingesetzt und<br />
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